Aus Summen kürzen nur die Dummen von Yusuke ================================================================================ Kapitel 7: ----------- “Kyo!” Mein Schrei, deinem gleich, hallt über die Berglandschaft, die man von hier aus sehen kann, dennoch schenke ich ihr keine Beachtung. Deine Hand greift nach mir, umfasst den dünnen Stoff meines Shirts, für einen Augenblick bleibst du bei mir, ehe der Fetzen aus deinen Fingern gleitet, du langsam rücklings nach hinten fällst. Deine Augen weiten sich, als du spürst, wie du deinen Halt verlierst. Ich will nach dir greifen, berühre für einen Moment deine warmen Fingerkuppen, bis du mit einem lauten Schrei nach hinten wegrutschst, hart auf dem staubigen Geröll fällst. Für einige Sekunden verharrst du dort und ich spüre, wie ich beginne zu zittern, als ich mich auf dich zu bewege. Langsam lösen sich die Steine unter dir, ziehen dich immer weiter in die Tiefe. “Nein.” Ich sehe wie dein schwacher Körper, die spitzen, harten Steine herunterrollt, nach schier nie enden wollender Zeit, auf einem kleinen weiteren Bergpfad regungslos zum liegen kommt. Geschockt torkele ich über die Felsen, eile auf dich zu, lasse mich vor deinem bewegungslosen Körper auf die Knie fallen. Mein eigener zittert und ich spüre, wie mir erste Tränen in die Augen schießen. Vorsichtig streiche ich durch dein Haar. “Kyo?” Deine Stimme bleibt stumm, dein Körper ohne Bewegung. Ich lege meine Finger an deine Wangen, hebe dein Gesicht leicht zu mir. Meine tränengetränkten Augen schauen in deine. “Du entscheidest nie wieder, was für eine Abkürzung wir nehmen.” Deine Grummeln dringt in mein Ohr, als ich dich überglücklich ein meine Arme schließe. Die letzten Freudentränen kullern über meine Wangen. “Au.” Sofort lasse ich von dir ab, helfe dir, dich etwas aufzusetzen und langsam schwindet das erleichterte Lächeln auf meinem Gesicht, als ich das Blut an deinen Armen und auf deiner Wange sehe. Dein Shirt hängt in einem Fetzen von deinen Schultern, gibt den Blick auf die Schnitte, die deine Brust zieren, frei. Dein Gesicht ist übersäht von Staub, der die leichten Schürfwunden versteckt. Zaghaft streiche ich über dein Haar, ziehe dich wieder leicht zu mir. “Es tut mit Leid.” “Ist nicht deine Schuld. Ich hätte aufpassen sollen, wo ich hintrete.” “Nein… Ich habe dich da oben stehen gelassen, obwohl ich gesehen habe, dass du Angst hattest.” “Ist schon in Ordnung…” Du lächelst mich aufmunternd an, streichst über meine Wange. Ich nicke nur, lasse ein leises Seufzen verlauten. “Lass uns zurück gehen. Dann können wir die Wunden versorgen.” Ich erhebe mich, ziehe dich langsam zu mir hoch. Du verziehst dein hübsches Gesicht, lässt dich wieder auf deine Knie fallen. Deine Hand wandert zu deinem Knöchel. Sofort hocke auch ich mich wieder zu dir. “Ich glaube, ich bin falsch aufgekommen eben.” “Kannst du gar nicht laufen?” Welch blöde Frage, habe ich doch eben selbst gesehen, wie du wieder zusammengesackt bist. “Weiß nicht” Ich lege meinen Arm um deine Hüfte, spüre, wie du deinen Arm um mich legst und sanft ziehe ich dich zu mir hoch. Zaghaft setzt du deinen verletzten Fuß auf, stöhnst leise, humpelst dennoch neben mir weiter. Ich schüttele den Kopf. “So wird das nichts… Komm!” Ohne auf dein Einverständnis zu warten, hebe ich dich auf meine Arme, drücke dich leicht, damit ich dir nicht noch mehr wehtue, an mich. Du bist wirklich viel zu leicht. Wie können die anderen nur so mit dir umgehen? Bin ich denn besser? Ein Seufzen verlässt meine Lippen, als ich mich mit dir auf den Weg mache, den Berg hinab zu steigen, gehe in die Richtung, in die der aufgestellt Holzpfeil deutet. Dabei bin ich doch nur hier, um auf dich aufzupassen, dich vor den anderen zu beschützen. Und jetzt bin ich der jenige, der Schuld ist, dass ich dich so hilflos auf meinen Armen tragen muss. Ich hab dich allein gelassen. Verzeih. Die Sonne, die den Himmel in dunkles rotes Licht taucht, verschwindet langsam hinter den weiten Bergen. Ich beschleunige meine Schritte, obwohl ich mit Gewissheit sagen kann, dass die beiden anderen Lehrer schon lange das Gelände erreicht haben werden. Obwohl du so leicht bist, kann ich nicht leugnen, wie sehr es mich anstrengt, dich zu tragen. Ich biege um die letzten Ecken, stelle mit wenig Erstaunen fest, dass die beiden Gestalten, meine Kollegen, auf einer der Bänke sitzen und sich miteinander unterhalten. Sie scheinen uns noch nicht gesehen zu haben. “Vielleicht lässt du mich lieber runter.” “Nein, aber klammere dich nicht so an mich.” Ich spüre, wie sich deine Umarmung um mich löst, du deinen Arm nur locker um meinen Hals legst. Seufzend gehe ich auf die beiden zu. Wie soll ich das nur erklären? Meine Schritte sind langsam und ich kann nicht abstreiten, dass ich mich fürchte. Mein Kopf schmeißt schon mit Ansätzen von Ausreden um mich, keine scheint wirklich überzeugend. Erst ihre quiekende Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich bleibe stehen, schaue in ihr mehr als überraschtes Gesicht. “Wo wart ihr beide und was machen sie da?” Irritiert schaut sie dich an und ich meine, Eifersucht in ihrer Stimme gehört zu haben. Ich gehe an ihr vorbei, setzte dich auf eine der kleinen Bänke ab. Sofort stürmt sie mir hinterher. “Kaoru! Ich will sofort wissen was hier los ist.” Ich beachte sie gar nicht. Du bist wichtiger und so stürme ich auf das kleine weiße Haus… ähm… Zimmer… was auch immer zu und suche nach dem Verbandskasten, fülle Wasser in eine kleine Schale und will zu dir zurück eilen, als mich auch schon ihr zorniger Blick trifft. Mit verschränkten Armen steht sie in der Tür, versperrt meinen Weg zu dir. Sie geht einige Schritte auf mich zu, wirkt bedrohlich. “Was ist passiert?” Und auch ich spüre, wie die Wut durch meinen Körper rast. Verdammt. “Er ist verletzt, sehen sie das nicht?” Ich stoße sie bei Seite, hetzte zurück zu dir. Der andere Lehrer scheint herrlich unbeteiligt, raucht weiter an seiner Zigarette, während er nur neugierig zu dir rüberschaut. Ich schüttele den Kopf über so viel Ignoranz. Lächele aber sofort wieder, als ich dich ansehe. “Könnte jetzt ein wenige wehtun.” Du nickst nur. Vorsichtig wringe ich das nasse Tuch aus, beginne deine Wunden und Kratzer zu reinigen. Behutsam streiche ich über deine Brust, deinen Arm und deine Wange. Du beißt die Zähne zusammen und dennoch erklingt ein leises unterdrücktes Keuchen von dir. “Geht’s?” Ich will nicht, dass du noch mehr Schmerzen hast. Du nickst wiederum nur. Ich lege das Tuch bei Seite, sprühe das kalte Desinfektionsmittel auf deine Wunden, will sie mit Verbänden umwickeln, doch du hältst meine Hand fest, lächelst schüchtern. “Das brauchst du nicht, Ich will nachher eh noch duschen.” “Dann mach ich es noch mal.” Ich schiebe deine Hand bei Seite, verbinde deine Kratzer und deine aufgeschürfte Haut. “Lässt du mich deinen Fuß ansehen?” Du nickst schüchtern, ziehst vorsichtig deinen Schuh aus. “Ich glaub, dass es besser geworden ist.” Ich besehe mir deinen Fuß, der ein wenig angeschwollen ist, ansonsten aber recht normal aussieht. “Ich hole dir trotzdem etwas zum Kühlen.” Ich erhebe mich, mache mich auf den Weg zurück um einen der Kühlakkus, die im Gefrierschrank lagern, zu holen. Auf dem Weg kommt mir wieder einmal dieses hysterische Weib entgegen. Ich verdrehe meine Augen, laufe an ihr vorbei. “Kaoru! Sie…” “Jetzt nicht!” Ich hetzte einfach weiter, krame nach den kühlenden Stoff, der hier irgendwo sein muss. Und zwischen gefrorenem Gemüse und anderem unnötigen, vitaminarmen Nahrungsmittel, finde ich endlich nach was ich gesucht hatte, eile schnell zu dir zurück, sehe schon von weitem, wie sie bei dir sitzt. Ich beschleunige meine Schritte, beachte sie nicht, als ich bei dir ankomme. “Jetzt wird’s etwas kalt, ja?” Ich lächele dich lieb an, als ich das kalte Eis in ein Handtuch wickele und es dir vorsichtig auf deinen Knöchel lege. Du verziehst kurz das Gesicht, lächelst mich dann aber an. “Danke.” Ich muss mich zusammen reißen, dir nicht einfach über deinen Kopf zu streichen, dich zu mir zu ziehen, dich zu streicheln und dich zu küssen. Dennoch genieße ich es, einfach bei dir zu sein. “Würde bitte einer von euch beiden die Güte haben, mich zu darüber informieren was passiert ist?” Ihre arrogante Stimme dringt in mein Ohr. Genervt schaue ich hoch, doch was ich sagen soll, weiß ich nicht. Wie soll ich das erklären? Und sogar die Erklärungsansätze, die eben noch unaufhörlich gegen meine Kopfdecke geprallt sind, sind verschwunden. “Müssen wir das jetzt klären?” Kleinlaut versuche ich ihr irgendwie auszuweichen, das Gespräch zu verschieben, meinem Hirn Zeit zu geben, sich auf eine Ausrede zu einigen. Skeptisch wandert ihre Augenbraue in die Höhe. “Was ist da passiert?” “Sie können ruhig sagen, was passiert ist.” Du siehst mich an, lächelst leicht. Es klingt komisch, dass du mich so ansprichst. Ungewohnt und ich mag es nicht. Du wendest dich von mir ab, schaust deine Lehrerin an. “Ich wollte noch nicht zurück zum Zeltplatz, sondern mir den Gipfel noch etwas ansehen. Und er ist mitgekommen, weil ich ja nicht alleine los darf und dann haben wir uns verlaufen und mussten einen anderen Weg nach unten suchen und da bin ich gestolpert.” Ihre Augen weiten sich etwas, als sie dich ansieht. “Was soll das heißen du wolltest nicht zum Zeltplatz? Und was für ein anderer Weg?” Ihr Kopf dreht sich zu mir. “Sie hatten die Verantwortung. Sie sollten ihn zurück zum Zeltplatz bringen und nicht eine kleine Privatwanderung veranstalten. Und wo sind sie überhaupt lang gegangen? Sie sind ganz nass.” Noch bevor ich antworten kann, ergreifst du wieder das Wort. “Ich hab ihn gebeten mit mir mitzukommen. Ich mag Wälder und Berge und so was. Ich hätte es schade gefunden, wenn ich mir das nicht hätte anschauen können. Ich hab mir dann meinen Fuß verletzt und er wollte Wasser aus dem kleinen See holen, zum Kühlen und ist aber ausgerutscht.” Du schaust kurz zu mir, lächelst mich lieb an. Und auch auf mein Gesicht schleicht sich ein Lächeln, weiß ich doch, dass du noch immer an den See denkst, dass du froh bist, da gewesen zu sein. Ich bin es auch. “Machen sie alles, was die Schüler wollen?” Klang sie wieder eifersüchtig? Ich schüttele den Kopf. Zum Einen über ihr Verhalten, zum anderen um ihr Antwort zu geben. “Finden sie es etwa fair, wie die anderen ihn behandeln? Außerdem wäre das wohl keine große Sache gewesen noch ein paar Minuten länger da oben zu bleiben, wenn es ihm eine Freude macht. Dass wir uns verlaufen war ja nicht geplant.” “Und ich bin auch nicht extra gestolpert.” Sie schaut dich kurz an, ehe sich ihren Kopf wieder zu mir dreht. “Wo sind sie überhaupt hergegangen, dass er solche Verletzungen hat, wenn er nur gestolpert ist?” Ich seufze leise, schäme mich im Nachhinein für meine bescheuerte Idee, die ich hatte. “Wir sind den Abhang hinunter gestiegen, weil wir den Wanderweg nicht mehr wieder gefunden haben.” Gut, die Begründung entspricht nicht der Wahrheit, aber was soll’s. Kann sie nicht endlich Ruhe geben? Stattdessen schaut sie mich entsetzt an. “Bitte? Das ist nicht ihr Ernst.” “Das war meine Idee gewesen. Ich bin über die Absperrung geklettert, bevor er etwas dagegen sagen konnte und dann bin ich auch schon weggerutscht. Ich hab nicht nachgedacht.” Ich schaue dich zunächst irritiert an, verstehe, dass du nicht willst, dass sie mich beschuldigen, aber das war nun einmal meine Schuld. Ich sollte doch auf dich aufpassen, wollte das. “Tooru…” Ich schaue zu dir, will dir sagen, dass du für mich nicht lügen brauchst, als du mich wieder einmal unterbrichst. “Er ist mir nach, um mir zu helfen.” Sie schüttelt nur den Kopf. Erhebt sich von der Holzbank. “Tooru, das war unüberlegt und dumm, was du gemacht hast und sie hätten ihn sofort zurückbringen sollen.” Ich nicke nur. Ist besser ihr einfach zu zustimmen, als erneut zu widersprechen. “Wir werden in Kürze zur Nachtwanderung aufbrechen. Ich nehme an, dass du nicht mitkommen wirst.” Sie schaut dich auffordernd an, sehe wir du Hilfe suchend zu mir aufschaust. Ich ergreife das Wort. “Ich denke nicht, dass er jetzt noch wandern kann.” Das hätte sie aber selbst mitbekommen können. Sie nickt. “Sie bleiben am besten mit ihm hier. Alleine können wir ihn nicht lassen. Und wenn es bis morgen nicht besser wird, werden wir seine Eltern benachrichtigen müssen.” Dann ist sie verschwunden. Und nach einer weiteren halben Stunde ist der gesamte Zeltplatz leer. Nur wir beide sitzen noch immer auf der einen Holzbank. Zwischendurch hat sie mich noch mal zu sich zitiert, wollte nochmals eine Erklärung. Brav habe ich ihr das erzählt, was du bereits erfunden hattest, ehe sie mich ein einen Smalltalk verwickelt hatte und begann über die anstehende Nachtwanderung zu erzählen. Ich musste mich stark konzentrieren nicht einzuschlafen und mittlerweile ich bin ich wieder bei dir, du liegst an meinen Oberkörper angelehnt und gemeinsam beobachten wir, wie sich der Himmel langsam dunkel färbt und erste Sterne beginnen am Firmament zu strahlen. “Kao? Kann ich duschen?” Ich schaue dich an, sehe wie du mir deinen Kopf zugeneigt hast, schüchtern lächelst. “Klar, warum nicht…?” “Ich weiß nicht, ob ich alleine hinkomme.” Ich verdrehe die Augen, drücke dir einen Kuss auf deinen blonden Schopf. Vorsichtig lege ich den kühlenden Stoff bei Seite, hebe dich auf meine Arme und mache mich mit dir auf den Weg zu den sanitären Anlagen der Campingplatzes. “Kao? Ich brauch aber noch Duschzeug und so was.” Ich seufze leise. “Hättest du da nicht vorher dran denken können?” Wie kann man nur die grundlegenden Dinge, die man zum Duschen braucht vergessen? “Du hast doch selbst nicht dran gedacht.” Erwischt. Na toll. “Ich hole sie dir.” “Das hättest du wohl gern. Vergiss es. Du grapscht nicht in meiner Unterwäsche herum.” Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. “Hast du was zu verbergen? Aber danke für den Tipp.” Lachend trage ich dich zurück zu deinem Zelt, lasse dich vorsichtig hinunter. “Nicht, dass du dich noch wunderst, warum du keine Unterwäsche findest. Ich trage nämlich keine.” Du verdrehst die Augen, krabbelst langsam in dein Zelt. “Hot!” “Lustmolch!” Fest umklammerst du deine Sachen, als ich dich wieder zu mir hebe, zu meinem Zelt wandere und ebenfalls meine Utensilien zusammen suche, ehe wir zurück zu den Duschen gehen. Vorsichtig setze ich dich auf den Boden ab. “Danke.” “Gern. Schaffst du’s allein rein?” “Ich denke schon…” “Schade.” Ich strecke dir noch einmal die Zunge raus, bevor ich in einer der Kabinen verschwinde. Scheinen ja richtige Luxusduschen zu sein. Naja… Luxus auf Campingplatzniveau aber immerhin. Sogar eine kleine Bank aus Holz ist hier integriert, scheinbar um seine Sachen drauf abzustellen und genau das tue ich. Gespannt tapse ich zu dem Wasserhahn drehe in kurz testweise auf und halte meine Handfläche unter das rieselnde Wasser. Warmes Wasser. Strahlend und mich auf die heiße Dusche freuend, entledige ich mich schnell meiner gesamten Kleidung, genieße das heiße Nass, das auf mich prasselt, verteile das duftende Duschgel auf meine Haut, shampooniere meine Haare ein. Irgendwann höre ich auch den Klang des Wassers der Nebenkabine. Deiner Kabine. Unwillkürlich stelle ich mir dich vor. Wie du unter der Dusche stehst, das Wasser deine Haut benetzt, deine blonden, weichen Haare, die dir tropfend in dein Gesicht fallen, weitere Wasserperlen über deine Lippen laufen, an deinem Piercings verweilen, ehe sie deinen wunderschönen Körper entlang fließen, deine Haut berühren. Du, wie du deine Augen lasziv geschlossen hast, das heiße Wasser genießt, den heißen Wasserdampf einatmest, der als einziger deinen nackten Körper verdeckt. Sehnsüchtig lege ich meine Hand auf die dünne Wand, die dich von mir trennt. Und eine Idee schleicht sich in meinen Kopf, während sich ein Grinsen auf meine Lippen legt. Schnell wasche ich das Shampoo aus meinen Haaren, schlinge mein großes Badetuch um meine Hüfte und schaue, nun doch etwas zweifelnd, auf die kleine Bank, auf der schon meine Tasche steht. Mein Blick wandert die Trennwand entlang. Ob ich einen Blick riskieren soll? Noch bevor sich mein schlechtes Gewissen melden kann, setze ich einen Fuß auf das dünne Holz. Zu verlockend ist es, deine ganze Schönheit betrachten zu können. Nur ein einziger kurzer Blick. Ich stoße mich leicht vom Boden ab, stelle, unter einem leisen Knirschen des Holzes, meinen zweiten Fuß auf die Platte, ehe sie ganz unter mir zusammenbricht und ich auf die harten Fließen falle, leise aufstöhne. Mist. “Was machst du da?” Deine besorgte Stimme klingt an mein Ohr und ich höre, wie auch das letzte Wassergeräusch verebbt. “Ich bin nur ausgerutscht.” Noch bevor ich mich aufrappeln kann, halte ich in meiner Bewegung inne, schaue in deine braunen, neugierigen Augen, die mich von oben herab ansehen. Deine Arme liegen oben auf der kleinen Wand, auf ihnen dein Kopf gebettet. Dein Blick streift durch meine Kabine, bleibt an dem zerschmetterten Holz hängen und ein wissendes Grinsen schleicht sich auf dein Gesicht. “Kao? Wolltest du etwa spannen?” Ich wende mich ab, spüre, wie meine Wangen einen rötlichen Ton annehmen. “Du scheinst ja dieselbe Idee gehabt zu haben.” “Ich war rein um dein Wohl besorgt, obwohl ich zugeben muss, dass das einen schönen Nebeneffekt mit sich bringt.” Deine Augen bleiben an meinen Oberkörper hängen. “Genießt du die Aussicht?” “Das Handtuch stört ein wenig.” Ich erhebe mich von den nassen Fließen der Kabine, schaue skeptisch zu dir auf. “Wie bist du denn eigentlich da hochgekommen? Hast du keine Schmerzen mehr?” Du verdrehst deine Augen. “Ich bin nicht schwer verletzt gewesen. Außerdem hat das Kühlen geholfen… glaube ich.” Ich lasse meine Augenbraue in die Höhe wandern. “Also habe ich dich eben die ganze Zeit umsonst durch die Gegend geschleppt?” Ich sehe dein unschuldiges Lächeln. “Na ein bisschen hat es schon noch wehgetan.” “Zurück kannst du ja dann alleine laufen…” “Okay.” “Okay.” Erwartungsvoll siehst du weiter zu mir runter, überrascht schaue ich auf. “Ist noch was?” “Ich warte, bis du dich umziehst.” “Das hättest du wohl gern.” Grinsend schmeiße ich dir ein zweites Handtuch, das zwischen den Holzstücken liegt, in dein Gesicht. “Hör auf zu spannen und mach dich fertig.” Irgendetwas grummelst du noch, ehe du samt meinem Handtuch wieder in deine Duschkabine verschwindest. “Kyo… Mein Handtuch.” “Selbst schuld.” Ich warte noch einige Momente vergebens, muss einsehen, dass du mir mein Handtuch wohl nicht wieder geben wirst. “Wenn du mir das nicht freiwillig wieder geben willst, muss ich mir das wohl holen.” Innerlich hoffe ich, dass du mir das Handtuch auch jetzt nicht wieder gibst. Ein Grund, um in deine Kabine einzubrechen. “Mach was du willst. Ich geh schon mal schlafen…” Irritiert nehme ich deine Stimme wahr, höre kurz darauf, wie sich deine Tür öffnet und leise wieder schließt. Deine leisen humpelnden Schritte hallen durch den kleinen Raum. Bist du gerade mit meinem Handtuch abgehauen? “Kyo? Das war mein Haarehandtuch.” Ich erhalte keine Antwort. Seufzend trockne ich mich mit dem großen Badetuch ab, beginne mit demselben meine Haare trocken zu rubbeln, mich wieder anzuziehen und dir zu folgen. Der Campingplatz ist noch immer leer. Wie ausgestorben. Sehnsüchtig schaue ich zu deinem Zelt. Ob ich dir noch eine schöne Nacht wünschen soll? Ich schüttele den Kopf. Du willst schlafen. Der Tag war immerhin ziemlich anstrengend. Seufzend gehe ich an deinem Zelt vorbei, schreite auf mein eigenes zu. Langsam ziehe ich den Reißverschluss nach oben, trete ein, schaue in dein wieder einmal unschuldig schauendes Gesicht. “Ich mag immer noch nicht allein in meinem Zelt schlafen.” Sanft lächelnd setze ich mich zu dir, streiche kurz über deinen blonden Haarschopf. Drücke dir einen Kuss auf deine rötlich gefärbte Wange, ehe ich meine Sachen wieder in meinem Koffer verstaue. “Eigentlich war das gerade aber ziemlich mies von dir.” “Ich hab gar nichts gemacht.” Ich lache laut auf. “Du hast dich über mich lustig gemacht, gespannt und mein Handtuch geklaut.” “Ich hab nur rübergeschaut, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Gelacht habe ich erst, als ich wusste, dass dir nichts passiert ist. Außerdem wolltest du ja wohl auch spannen. Dein Handtuch habe ich nur genommen, weil ich mein eigenes vergessen habe.” Erneut bildet sich ein Rotschimmer auf deinem Gesicht, lächelnd ziehe ich dich zu mir. “War auch gar nicht ernst gemeint. Und außerdem habe ich ja auch was davon, wenn du bei mir schläfst.” Meine Finger streichen über dein Gesicht, fahren deine Konturen nach, streicheln über deine vollen Lippen, ehe meine Hand zu deinem Nacken wandert, dich dort leicht krault, während ich deinen Kopf näher zu mir ziehe, verlangend über deine Lippen lecke, so um Einlass bete. Bereitwillig öffnest du deinen Mund, lässt mich deine Mundhöhle erkunden, genüsslich streiche ich über deine Innenwände, fange nach deine heiße Zunge auf, bewegen uns gegeneinander. Meine Hand wandert an deinem Körper entlang, schiebt sich langsam unter dein Nachthemd. Zaghaft streiche ich über deine Brust, deinen gesamten Oberkörper, über die leichten Muskeln deines Bauches. Noch immer liebkose ich deine Lippen, schiebe dein Oberteil etwas höher, löse mich sehnsüchtig von dir, um deinen schönen Oberkörper betrachten zu können. Irritiert schaust du mich an, schaust auf meine Hand, auf deinen entblößte Brust, streiche erneut über sie. “Du bist wunderschön.” Bevor du etwas sagen kannst, hauche ich dir einen weiteren Kuss auf deine Lippen. Erkenne endlich den tiefen Schnitt, der sich über deine Brust zieht, vom heißen Wasser wieder leicht angefangen hat zu bluten. “Deine Wunden müssen noch verbunden werden.” Ich erhebe mich, verlasse unsere Schlafstätte und hole den Verbandskasten, der noch immer auf der Bank steht, komme zu dir zurück, schließe den Reißverschluss. Vorsichtig beginne ich erneut, deine Wunden zu versorgen. Ich küsse dich ein weiteres Mal, ehe ich die halb gespielt, halb ernst zufrieden dein Shirt über deinen Kopf ziehe, um deine verwundete Brust zu verbinden. Lasse dann von dir ab, greife nach deinen Händen, ziehe sie sacht zu mir, hauche dir erneut kleine Küsse auf deinen Handrücken. Ich lehne mich leicht gegen dich, drücke deine Hände neben dich auf die Decken, beuge mich über dich. Meine Zunge wandert deinen Hals entlang, küsse deine Kehle zärtlich. Ich lasse dich los, lasse meine Finger zu deinem Bauch gleiten, berühre dort deine nackte Haut, lasse sie langsam tiefer sinken, über deinen Unterbauch streichen, deine Hose leicht tiefer schiebend. “Kao… nein… ich…. Mein Fuß! Au!” Irritiert sehe ich dich an, lasse aber von dir ab. Deinen Fuß habe ich doch gar nicht berührt. Dennoch rutsche ich etwas von dir, lächele dich entschuldigend an, bis ich meine Lippen auf deinen Nabel drücke, über deinen Bauch lecke. Ich spüre, wie du leicht zusammen zuckst, dich aufrichtest. “Kao… bitte…” Ich erhebe mich, schaue dich an. Du genierst dich, dein Blick verrät das. Vorsichtig greifst du nach deinem Shirt drückst es an dich. Mir wird bewusst, was für ein Idiot ich bin. “Kyo… Es tut mir Leid. Ich hätte sehen müssen, dass…” “Das ist meine Schuld. Ich brauche so lange…” Seufzend schüttele ich den Kopf, nehme dir den Stoff aus den Händen und ziehe ihn über dich, lege meinen Arm um deine Schulter. “Ich hätte merken müssen, dass du noch Zeit brauchst. Und die hast du. So viel du willst. Verzeih mir.” Du nickst nur leicht, kuschelst dich an mich. Ich lasse mich nach hinten fallen, ziehe dich mit mir und zusammen liegen wir in der weichen Decke, streife eine weitere über uns. “Lass uns schlafen, ja?” Wieder erhalte ich nur ein Nicken von dir. “Schlaf schön.” Ich hauche dir einen Kuss auf dein Haar, lege meine Arme noch etwas fester um dich. “Hattest du gar keine Angst, dass die plötzlich wieder da sind?” “An so was denkst du noch?” “Natürlich… woran soll ich denn denken…?” Ich lache kurz auf. Schüttele dann den Kopf, streiche über deine Wange. “Süß! Eigentlich solltest du an gar nichts denken und das genießen.” “Merke ich mich fürs nächste Mal. Also, hattest du Angst?” “Das nächste Mal, hmm? Und nein hatte ich nicht. Ich hab nicht wirklich dran gedacht und lieber genossen. Aber deine Lehrerin hat vorhin erzählt, was für eine Route sie sich ausgeguckt hat. Die kommen vor zwölf auch nicht hier an. Und falls du Angst hast, dass sie uns hier erwischt, wenn wir schlafen, das brauchst du auch nicht . Ich hab ihr gesagt, dass sie mich und dich nicht wecken soll, wenn sie wieder kommen. Die wird von unseren Zelten also schön wegbleiben.” “Okay… weckst du mich morgen? Damit so was wie heute früh nicht noch einmal passiert?” “Mach ich. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Schlaf einfach.” “Danke.” Zufrieden sehe ich, wie sich deine Augen schließen, lausche deinem leisen Ein- und Ausatmen. Beruhigend streiche ich weiter über deinen Schopf und deinen Rücken, drücke dich nahe an mich, bis auch ich in süßen Träumen von dir versinke. “Kao?” Im Halbschlaf nehme ich deine panische Stimme wahr. Öffne langsam meine müden Augen, strecke mich leicht und gähne, ehe ich mich aufsetze, dich leicht anlächele und einen Kuss auf deine Lippen setze. Leicht erwiderst du diesen, drückst mich dann von dir weg. “Kao. Mein Knöchel tut ziemlich weh.” Irritiert sehe ich dich an, streife dann die Decke bei Seite, als du leise aufkeuchst. Sofort wandert mein Blick wieder zu dir. “Was ist?” “Mein Fuß!” Ich nicke, passe nun besser auf, dir nicht wieder wehzutun. Behutsam hebe ich die Decke an, lege sie weg. Rücke näher zu dir, um mir deinen schmerzenden Knöchel ansehen zu können. Geschockt starre ich auf deinen geschwollenen, mit Hämatomen übersähten Fuß. “Hast du nicht gesagt, dass es besser geworden ist?” “Es war auch besser.” “Ich gehe was zum Kühlen holen.” Sofort erhebe ich mich, renne so wie gestern schon, zu dem kleinen Haus, krame erneut eines der Kühlakkus heraus, um mich damit auf den Weg zurück zu dir zu machen. “Guten Morgen, Kaoru.” Entsetzt drehe ich mich um, erkenne die Frau, die in ihren Schlafsachen vor mir steht, eine Kaffeetasse in der Hand hält. “Morgen.” Ich brumme ihr die mehr oder weniger nette Begrüßung entgegen, ehe ich mich wieder abwende und zu meinem Zelt eile. “Wo wollen sie denn hin?” Ich vernehme noch ihre Stimme in der Ferne, beschließe sie zu ignorieren, hetze eilig weiter. Glücklich knie ich mich wieder zu dir, lege das das kalte Eis, in einem Handtuch umwickelt, auf deinen leidenden Fuß. Leise stöhnst du vor Schmerz auf. “Das wird gleich besser. Kannst du so gut liegen oder soll ich dir noch ein Kissen…” “Kaoru? Was macht der Junge in ihrem Zelt?” Geschockt drehe ich mich um, starre deine Lehrerin an, die hinter mir steht und in mein Zelt hereingafft, dich anstarrt. Verdammt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)