The golden Eyes von Leviathana (Das Phantom der Oper) ================================================================================ Kapitel 5: Geheime Treffen und zerrissene Gefühle ------------------------------------------------- Kapitel 5: Geheime Treffen und zerrissene Gefühle Erik: Es sind inzwischen schon vier Jahre vergangen, seit dem Vorfall von damals... Seitdem hatte mir meine Mutter verboten mich mit meiner Freundin zu treffen. Doch Gracé gehörte nicht zu den Menschen, die einfach so aufgaben. Eines abends besuchte mich das Mädchen. Sie wartete bis meine Mutter in die Küche verschwand und klopfte an der Fensterscheibe des Wohnzimmers. Ich bemerkte sie, schlich mich zu ihr hinüber und öffnete das Fenster. Gracé schob mir geschwind einen zusammengefalteten Zettel zu, bevor sie weglief. Ich rannte hastig in mein Zimmer, um den Brief ungestört lesen zu können. Aufgeregt faltete ich den Zettel auf: - Hallo, Erik! Jeden Samstag , zur zwölften Stunde, treffen wir uns am See! Gracé - Erst verstand ich den Sinn ihrer Worte nicht. Vor allem, ob sie auch tatsächlich diesen Brief geschrieben hatte. Doch die krakelige Kinderschrift, die besser war als meine, überzeugten mich vom Gegenteil. Das Mädchen überraschte mich immer wieder. Konnte ich es nicht fassen, dass sie schon des Schreibens mächtig war. So, wie Gracé immer mit mir sprach, vermutete ich dies nicht. Von dem Mädchen konnte ich noch eine ganze Menge lernen, dachte ich mir innerlich und musste bei diesem Gedanken schmunzeln. Von da an trafen wir uns regelmäßig einmal in der Woche. Hätten wir in den letzten vier Jahren unsere geheimen Treffen nicht abgehalten, dass wusste ich, wäre ich zerbrochen. Das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber wurde von Tag zu Tag schlechter. Immer wieder verfiel sie in Selbstmitleid und schlug in ihren Zorn nach mir. Auch Pater Mansart und Mademoiselle Perrault hatten Schwierigkeiten meine Mutter zu bändigen, mit der Angst verbunden, dass sie mich irgendwann totprügeln würde... Meine Freundin war jedes mal geschockt, als sie mich bei unseren Treffen, meinen Körper mit blauen Flecken übersät, sah. Aber auch sie teilte das selbe Schicksal... Wie viel ihr Vater getrunken hatte, konnte man an ihren Blessuren im Gesicht ablesen. Sie blieb jedoch immer fröhlich und ließ sich nicht unterkriegen. Wie sehr ich SIE darum beneidete... ... Irgendwann sollte unsere geheime Freundschaft auf eine harte Probe gestellt werden. Ich weiß nicht mehr, welcher Tag es genau war, aber erinnerte ich mich noch daran, als ob es gestern gewesen wäre. Vor zwei Jahren, überredete Gracé mich, nachts aus dem Haus zu schleichen, um mit ihr das Fest der Straßenkünstler, im Dorf zu besuchen. Meine Mutter hielt nichts von dieser Gaukelei und blieb zu Hause. Als Mama tief und fest schlief, zog ich meinen Mantel über und kletterte aus dem Fenster meines Zimmer, auf den davorstehenden Baum herunter. Am Gartentor wartete meine kleine Freundin auf mich. Kurz, bevor wir am Festplatz ankamen, zog ich die Kapuze über das Gesicht. Es war ja logisch, dass ich nicht erkannt werden wollte. Gracé kannte meine Beweggründe und äußerte sich nicht dazu. Die Künstler, die wir auf dem Platz sahen, waren meistes Magier, Jongleure und Wahrsager. Wir begaben uns unter den Schutz der Menge, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Irgendwann blieb Gracé stehen und zeigte mit dem Finger auf einen Zeichenkünstler . Wir beobachten ihn, wie flink er Portraits zeichnen konnte. „Komm, Erik! Gracé möchte mit dir ein Erinnerungsbild haben.“ „Hältst du das für eine gute Idee? Was ist, wenn uns einer der Dörfler, Pater Mansart oder dein Vater erkennen?“ Das Mädchen fing an zu schmollen. Unter diesem Aspekt empfand ich ihren Gesichtsausdruck „süß“, wurde dann schwach ihr diesen Wunsch abzuschlagen. Ich nahm ihre Hand und führte sie zu diesem Mann. Der Herr lächelte und fragte uns, ob wir gezeichnet werden möchten. Die Jüngere nickte fröhlich mit ihren Kopf, während ich schwieg. Nebenbei dachte ich mir meinen Teil... Was hätte es sonst für einen Grund gehabt auf ihn zu zukommen? ... Gracé bat den Maler von uns zwei kleinere Zeichnung anzufertigen, da sie nicht so viel Geld besaß. „Warum gleich zwei?“, fragte ich sie verwirrt. „Mmh? Dummerchen, überleg doch mal. Nicht nur Gracé will ein Bild haben. Du sollst ebenfalls eins bekommen.“ Sie grinste breit. „Nun, Kinder? Wollen wir langsam anfangen?“, wollte der Künstler wissen. Wir stellten uns nebeneinander unter den Kastanienbaum, der in der Nähe der Kirche stand. Doch die Kleine stieß mich in die Seite. „Hey, Erik! Willst du nicht deinen Mantel ausziehen?“ „Ja, aber...!“ „Los, komm schon! Es ist doch nur kurz. Tu es für Gracé:..“ Mit einem Seufzen kam ich ihrer Bitte nach. Als ich meinen Mantel auszog, starrte der Zeichner mich wegen der Maske, die ich trug, an. Meine Freundin bemerkte seinen Blick und zischte wie eine Schlange, was ich an ihr neu entdeckte... „Was gucken Sie ihn so an, Monsieur!?! Los! Vollenden Sie ihre Arbeit!“ Ach, ja! Das Mädchen konnte des öfteren sogar zickig sein, musste ich kichern, als mir der Gedanke in den Sinn kam. Eifrig zeichnete er seine Werke. Nachdem sie ihn bezahlte, legte ich meine Tarnkleidung wieder an und richtete meinen Blick auf die Kirche. Die Struktur, sowie die Schönheit, des Gebäudes überwältigten mich. Ich verspürte den Drang hineinzugehen, um das Innere dieses Kunstwerkes zu bestaunen. Allerdings kam mir meine Begleitung zuvor... „Die Kirche ist schön. Nicht wahr?“ „Mmh-mmh...“ „Lass uns ein anderes Mal dort zusammen hingehen, ja? Es ist schon spät...“ Als wir das Dorf verlassen wollten und in die Richtung des Waldes gingen, fiel mir ein korpulenter Mann auf, der mich anstarrte. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, als ich Augenkontakt mit ihm hatte. Nicht nur sein ungepflegtes Aussehen, zottelige, fettige Haare und Bart, sowie seine Körpermasse, schreckten mich ab. Nein, vor allem seine Blicke, die ich nicht deuten konnte, ließen mich den Entschluß fassen mit Gracé schnell zu verschwinden. Mir fiel vor allem sein dunkler Teint auf, was mich stutzig machte... „Gehörte er vielleicht zum wandernden Volk?“ ... Am See angekommen, redeten wir über alle möglichen Dinge. Gerade, als wir nach Hause aufbrechen wollten, hielt mich meine Freundin sanft fest und gab mir mit einem Lächeln, eine der kleinen Zeichnungen. Auch, wenn ich meinen Anblick nicht ertragen konnte, freute ich mich über das kleine Geschenk. Es war wirklich eine schöne Erinnerung, die ich für immer in meinem Herzen behalten würde. Und dieses Bild bezeugte es... Eine Woche später, dies war mein Verhängnis, schlich ich mich nachts mit Gracé in die Kirche und spielte ihr auf der Orgel etwas vor. Am nächsten Tag kam Pater Mansart aufgebracht in unser Haus. Er erzählte meiner Mutter, dass im Dorf das Gerücht umging, das Teufelsbalg auf dem Fest gesehen und in der gestrigen Nacht in der Kirche ,die Orgel spielen, gehört zu haben. Meine Mama verneinte alles, mit der Begründung, die Tür meines Zimmers jeden Abend, wenn ich zu Bett ging, abzuschließen. Der Geistliche widersprach ihr, indem er ihr beteuerte, dass es Zeugen gab. Nun wandten der Priester und meine Mutter sich zu mir. Sie forderten mich auf ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich wußte, das Lügen eine Todsünde war und bestätigte die Behauptungen. Darauf folgte die Frage, wie ich es schaffte aus meinem Zimmer herauszukommen. Auch diese beantwortete ich ihnen ehrlich., ohne nur ein Wort über meine geheimen Treffen mit Gracé zu erwähnen. „Himmel, Kind! Du hättest dabei umkommen können!“, tadelte der Priester mich. Ich schaute zu meiner Mutter hinüber, um zu sehen wie sie reagierte. In ihren Augen konnte ich sehen, dass sie mich in diesem Moment am liebsten umgebracht hätte... „Ich habe keinen Schaden angerichtet. Wirklich...“, versuchte ich mich aus dieser Situation zu retten. „Erik... Die Kraft der Täuschung ist Teufelswerk. Komm, lass uns für deine Sünden beten...“ Pater Mansart wollte gerade mein Hand ergreifen, doch ich wehrte sie ab und protestierte: „Warum soll ich beten!?! Ich habe doch keinen Schaden angerichtet! Wieso werde ich weggesperrt, wie ein räudiges Tier! Nur weil ich kein normales Gesicht habe wie alle andere Menschen!!!“ Jetzt meldete sich meine Mutter zu Wort und haute mit ihrer geballten Faust auf den Tisch. „Verdammt noch mal, Erik! Verschwinde auf dein Zimmer. Wir werden uns später über deinen Ungehorsam unterhalten.“ Ich tat, was sie mir befohlen hatte... In diesem Augenblick stieg die Angst in mir auf... Im Jahre 1840 bin ich neun geworden. Und alles was in dieser Zeit geschah, hätte mich um den Verstand gebracht, wenn ich Gracé und Sally nicht an meiner Seite wüsste. Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich eines Tages, einen von Beiden verlieren würde. Meine treue Begleiterin Sally war schon über zehn Jahre alt. Sie fing an Schwierigkeiten beim Steigen der Treppe zu haben und fraß immer weniger. Seitdem hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, sie noch mehr zu umsorgen. Vor drei Monaten versuchte Pater Mansart in einem Gespräch zu erklären, dass Sally ein hohes Alter erreicht hätte und irgendwann nicht mehr da sein würde. Ich nickte, beteuerte ihm es zu verstehen, was er mir zu sagen versuchte und sagte ihm mit Überzeugung, dass ich nie von ihr getrennt werden würde. Ja, ich ging davon aus, dass ich Sally später im Himmel wiedersehe. Was aber der Priester mir danach erzählte, brachte mich in ungeheure Wut... Der Satz: „Tiere haben keine Seele, sie kommen nicht in den Himmel...“ Ich schrie... Ich schrie vor Schmerz und Enttäuschung... und schaute zu demjenigen, der diese verfluchten Worte ausgesprochen hatte... Was war dann? ...Ich wusste es nicht. Konnte mich nicht einfach daran erinnern... Nur, als ich wieder zu mir kam, schien sich die Lounge in ein Schlachtfeld verwandelt zu haben. Kurz darauf wurde ich zu einer Geistesaustreibung gezwungen, die der Priester für nötig hielt, um angeblich einen bösen Geist aus meinen Körper zu verbannen... Ich wollte mich nicht mehr an diese Nacht erinnern... So tief, saß der Schmerz des Vertrauensbruches des Paters... und der Hass auf Gott... Als ich bei einem späteren Treffen das Erlebte meiner achtjährigen Freundin erzählte, war sie fassungslos. „Typisch, die Erwachsenen! Sie denken die größte Schöpfung auf Erden zu sein und halten alles andere für minderwertig... Wenn dies heißt erwachsen zu sein, dann will Gracé niemals erwachsen werden...“ ... „...Und DAS, was sie dir antaten, ist einfach nur unmenschlich!“ Unmenschlich? Vielleicht. Aber kann man bei mir da eine Ausnahme machen? Es ist wirklich schwer genug den Tag zu überstehen, denn vor zwei Jahren, als ich auf dem Fest entdeckt wurde, machten sich junge Buben daran zu schaffen, meiner Mutter und mir das Leben zur Hölle zu machen. Immer wieder versuchten sie in unser Haus einzudringen, die Fensterscheiben einzuschlagen oder Drohbriefe vor unsere Tür abzulegen... Als das nicht schon genug wäre, hinterging mich meine Mutter, in der Zeit, wo ich sie am meisten brauchte... Sie ging wieder, zusammen mit Mademoiselle Perrault, in die Kirche um sich die Messe anzuhören. Meine Mutter war seit den letzten zwei Monaten, wie ausgewechselt... Sie schenkte mir zwar keine Beachtung, aber war sie wieder fröhlicher. Vor allem, wenn sie ausging. Selbst, obwohl uns die Dörfler versuchten zu massakrieren, verdarb es nichts an ihrer guten Laune. Letzten Monat verstand ich auch warum... Als meine Mutter anscheinend wieder von der Messe kam, war sie in der Begleitung eines Mannes, der mir nie zuvor begegnet war. Ich hatte die Beiden, aus dem Wohnzimmerfenster heraus, beobachten können. Meinen Ärger, sowie meinen Zorn konnte ich nicht verstecken und stellte sie zur Rede. Doch alles was sie tat, war mir die kalte Schulter zu zeigen und mich zu ignorieren. Seitdem spielte ich ihr Streiche, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen, indem ich ihr vorgaukelte, ein Geist würde in diesem Haus herumgehen. Ich ließ Gegenstände verschwinden, ließ sie wieder auftauchen und zerschmetterte, wie aus Geisterhand, einige Teetassen mit einem sehr dünnen Bindfaden. Lange hielt dieses Spiel nicht an... Eines abends erwischte meine Mutter mich dabei, als eine Teetasse zu Bruch ging und sie den Faden entdeckte. Wütend kam sie auf mich zu, packte mich am Kragen und schüttelte mich durch, bis mir meine Maske vom Gesicht glitt. „Du verdammter Bastart! Hör endlich auf mit deinem falschen Zauber. Sonst werde ich dich, wie es mir Dr. Baryé geraten hatte, in eine Anstalt für Verrückte stecken!“ Dr. Baryé ? Der Name ihres Geliebten? Eine Anstalt für Verrückte? Ich verstand es nicht... „Ja, ich werde dich in eine Anstalt schicken, wo man dir die Hände fesselt und dich in einen Kerker sperrt. Du wirst mich nie wieder sehen, so lange bis du stirbst. Willst du DAS! Ich hasse dich! Ich hasse dich vom ganzen Herzen, du verdammte Ausgeburt der Hölle!!!“ Endlich ließ sie von mir ab. Zittrig hob ich meine Maske und setzte sie mir auf. Langes Schweigen erfüllte den Raum. Dann sprach ich mit zielsicherer Stimme: „Ich hasse dich auch, MUTTER!“, und lief in mein Zimmer. Natürlich meinte ich es nicht so. Ich liebte meine Mutter über alles, egal wie sie mich behandelte. Trotzdem war ich dumm. Wieso kämpfte ich immer weiter, irgendwie ihre Gunst zu gewinnen? Wieso bemühte ich mich um einen Menschen, der mich vom ganzen Herzen hasste und verschmähte? ... Warum nur? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)