Your moods are deadly von Yuuka_Ayana (Kazuha-chan?!?) ================================================================================ Kapitel 2: Dilemma ------------------ Wieder breitete sich eine Stille, die beiden unangenehm war, aus. Aber was konnte sie dafür, wenn sie schlecht träumte? „Warum konntest du eigentlich nicht schlafen?“ Musste er dass denn nun fragen? Sie hätte sie es ihm in einigen Tagen, doch von selbst gesagt, aber doch nicht jetzt. „Schlecht geträumt. Aber dass ist ja schließlich kein Wunder, wenn ich ständig von Mördern und Psychopaten umgeben oder?“, gab sie bissig zur Antwort. „Ich habe dich doch nie gebeten bei den Fällen dabei zu sein. Außerdem kann ich nichts dafür“, erwiderte er nicht minder gereizt. Weitere Minuten blieb es still. Nervös kaute die Schwarzhaarige an ihrer Unterlippe, er knetete seine Hände. „Es tut mir leid“, kam es plötzlich von beiden, beinahe gleichzeitig. Überrascht starrten sie einander an und brachen schließlich in lautes Gelächter aus. Tut das gut, dachte sie bei sich, endlich lachten sie Mal wieder miteinander. Während des restlichen Weges lachten sie noch über Mitschüler oder den übertriebenen Liebesschwurs eines Pärchens in einem Café, nebenbei aber auch sich selbst. Beide entspannten sich zusehends. Nur leider konnte das nicht lange anhalten. Kazuha bat ihn mit herein, damit sie noch einen Tee trinken konnte, aber natürlich musste er wieder mit der Frage beginnen, die die beiden in dieses Dilemma beschert hatte. „Würdest du jetzt mit mir zum Ball gehen?“ Schnell nahm sie einen Schluck Tee um, sich Zeit zu verschaffen. „Bitte?“, fügte er noch an. „Ich bin nicht gerne eine Notlösung, wenn man bei den anderen abgeblitzt ist. Schreib dir das hinter die Ohren“, erwiderte sie trotzig. „Das stimmt doch gar nicht. Ich hab das doch nur gesagt, weil ich dich ärgern wollte.“ „Tolle Strategie, Heiji! Glaubst du, so was lässt sich jede gefallen?“ „Du auf jeden Fall nicht mehr. Ich find es einfach nur so toll, wie du dich immer aufregst.“ „Wenn es nur darum geht, dann brauchst du dich überhaupt nicht wundern, wenn ich Nein sage.“ „Ach komm …“ „Wehe du sagst Kazu“, fiel sie ihm ins Wort. „Wenn du das sagen willst, kannst du gleich wieder abhauen.“ „Was muss ich denn tun, damit du mitkommst.“ Aus einer Laune heraus, fauchte sie: „Geh auf die Knie und bitte mich darum.“ Nein, das würde er nie und nimmer tun, da war sie sich sicher. Das verletzte seinen männlichen Stolz. Ein leises Schnauben ausstoßend drehte er sich zunächst zur Seite, da stellte sie beide Tassen in die Spüle. Als sie sich wieder umdrehte, traute sie ihren Augen kaum. Was zur Hölle machte er da? Heiji kniete doch allen erstens auf einem Bein vor ihr und betrachtete sie mit einem Blick, der jedem Hund Konkurrenz machen konnte. „Na-nani?“ Mehr brachte sie in dem Moment nicht zustande, wäre am liebsten noch zurückgewichen hätte sie nicht bereits die Spüle im Rücken. Würdest du mich bitte nächstes Wochenende zum Ball begleiten, Kazuha-chan?“ Seine Mine schien völlig ernst. Blinzelnd versuchte sie noch immer seinen Auftritt zu durchschauen und sagte deshalb nichts. Kazuha-chan? Gute Götter was war denn mit ihm passiert? „Kommst du mit?“, hakte er noch einmal nach. Noch immer stand sie mit weit aufgerissenen Augen vor ihm, brachte allerdings noch ein schwaches Nicken zustande. „Darf ich jetzt wieder aufstehen?“ Seit wann bat er sie um Erlaubnis? Sichtlich erleichtert richtete er sich auf und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen. „Ich denke ich gehe jetzt besser.“ „Warte, ich bring dich noch zur Tür.“ „Nein, brauchst du nicht.“ Obwohl beide wussten, dass es nichts nützte. Diese verfluchte Höflichkeit. Sobald er hinter der Ecke verschwunden war, sackte Kazuha einige Zentimeter in sich zusammen Blöder Heiji, warum hatte er ausgerechnet heute auf mich gehört? Sonst ignorierte er ihre Meinung doch auch völlig. Wirklich großartig, jetzt hatte sie sich reingeritten und würde wohl oder übel mitkommen müssen. Nun stand sie allerdings vor dem bisher größtem Problem: Was sollte sie anziehen? Sie hatte kein Kleid für so etwas. Ein Ball. Super, und was für einer? Heiji hatte natürlich wieder einmal absolut nichts gesagt. Da brauchte sie jetzt einen guten Rat. Von einer Frau. Und das schnell. Natürlich, wen sollte sie auch sonst fragen? „Also, ich würde das Zweite nehmen.“ „Wirklich? Ich tendiere mehr zum Letzten …“ „Nein, glaub ich nicht. Die Farbe passt gar nicht zu dir. Außerdem brauchte man dafür viel Schmuck.“ Einen Seufzer ausstoßend strich sie ein Bild durch. „Stimmt.“ Schnell knüllte die Schwarzhaarige den Zettel zusammen und warf ihn hinter sich, wo bereits einige dieser Art lagen. „Dabei fand ich das Rote auch gut, obwohl ich nicht weiß, ob du so eine Signalfarbe tragen möchtest.“, kam derweil aus dem Lautsprecher des Telefons. „Würd ich schon, allerdings ist die Länge wohl unpassend, wenn man tanzen möchte.“ „Glaubst du, er fragt dich?“ „Das bezweifele ich. Aber wenn nicht ist es auch egal, da kann ich ja auch mit dir oder der Nervensäge tanzen.“ „Ist das denn auch wirklich okay, wenn wir kommen? Immerhin ist es für die Polizisten von Osaka und Paps ist ja nicht einmal Polizist mehr.“ „Ran, wenn du mich noch einmal fragst, dann lade ich dich wieder aus. Ich habe dich eingeladen und damit basta.“ Ihre Debatte dauerte noch einige Stunden bis zeit für das Mittagessen war. Immerhin wollten Conan und ihr Vater auch noch essen. Einkaufen machte nicht halb ob so viel Spaß, wenn man alleine war. Nicht diese Art von Einkaufen, wo man unbedingt Rat von einer Freundin brauchte, ob einem das Kleid, das man anprobiert auch wirklich steht. Zwar hatten sie und Ran das Kleid zusammen ausgesucht, doch als sie sich vor dem Spiegel in der Umkleide drehte, überkamen sie doch Zweifel, ob es wirklich das richtige für sie war. Der Ausschnitt des sonnengelben Chiffonkleides war mit Pailletten begrenzt, ein kleiner Streifen die Perlen und Pailletten zu Blumen aufgenäht. Es war nur unter der Brust etwas gerafft und fiel darunter weiter aus, sodass es mit weichen Wellen den Körper bedeckte. Vorne endete es in der Mitte ein gutes Stück über dem Knie, hinten jedoch unter den Kniekehlen verlief also leicht dreiecksförmig. Im Rücken war ebenfalls ein kleiner dreieckiger Ausschnitt bis zu dem paillettenbestickten Streifen lief. Unsicher drehte sie sich einige Male um abzuschätzen, ob es für so einen Anlass nicht zu kurz geraten war, kam jedoch zu keinem echten Ergebnis, da sie nun wirklich nicht wusste, was für eine Art von Ball gemeint war. Und selbst wenn sie auffiel, konnte sie es immerhin noch damit begründen eine junge Frau zu sein, die auch Mal etwas Gewagtes tragen wollte. Außerdem, so ohne Schmuck passte natürlich nichts zusammen, dazu fehlten die passenden Schuhe und ihre Haare waren heute sowieso als eine einzige Katastrophe. Doch eigentlich gefiel ihr dieses Kleid sehr, es ließ sie anders aussehen als nur ihre langweilige Schulkleidung. Da würde bestimmt auch Heiji große Augen machen, wenn er sich nicht den Kopf über einen Fall zerbrechen musste. Und sie hoffte wirklich inständig, dass an diesem Abend nicht wieder ein Mordfall alles zunichtemachen würde. Freundlich verabschiedete sie sich von der Verkäuferin mit dem Kleid in einer großen Tüte. Am Abend hatte sie wirklich alles zusammen. Die Schuhe, Ohrringe und das Kleid baumelten in einigen Taschen an ihren Handgelenken. Zufrieden mit sich verstaute sie alles gut in ihrem Zimmer und ging hinunter um sich eine Serie im Fernsehen anzusehen. Man könnte fast von einem Fieber sprechen, dass sie infiziert hatte. Die gesamte Woche lang konnte sie sich an nichts konzentrieren, war zerstreut, wenn man sie ansprach, und hatte ihren Appetit eingebüßt. Ihr Vater äußerte mehrmals die Vermutung, dass sie krank sei, was sie jedoch vehement abstritt. Diese Aufregung war lästig, nur leider konnte sie die nicht einfach abschalten. Alle Tage vergingen quälend langsam, der Samstag zog sich dahin wie alter Kaugummi. Verunsichert drehte sie sich immer wieder um die eigene Achse, bis ihr schwindelig wurde, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Noch immer stand sie in dem sonnengelben Kleid, mit dem ihrer Meinung nach zu tief geschnittenen Ausschnitt im Zimmer und betrachtete sich immer wieder von oben bis unten. Zögerlich fingerte sie an ihren Haaren herum, von dem sie extra einige Strähnen auf Lockenwickler aufgedreht hatte. Würde sie die noch länger drin lassen, sähe sie aus wie einer der Herrscher des alten Frankreichs. Keine schöne Vorstellung. Schließlich zupfte sie entschlossen die Plastikrollen aus ihrem dunklen Schopf, wagte nur einen kurzen Blick in den Spiegel, was ihr aber schon zwei Erkenntnisse brachte. Erstens: Locken standen ihr nicht. Zweitens: Das Kleid stand ihr überhaupt nicht. Wie hatte sie es nur kaufen können? Diese Verkäuferin hat wahrscheinlich zu viele Groschenromane gelesen. Das reichte ihr schon, um fast in Tränen auszubrechen. Ihr Vater rief von unten und am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie nicht mitkäme, obwohl sie wusste, dass sie musste. Die beiden waren allein, nachdem sie ihre Mutter sitzen gelassen hatte und so kam sie in Vertretung mit. Doch sie mochte es bei ihm zu sein, nachdem sie ihn schon kaum tagsüber sah. Sie war seine einzige Frau in seinem Leben. Seufzend schlüpfte sie in ihre schwarzen Stilettos, in denen sie in den letzten Tagen lernen gelernt hatte. Jedes Umknicken (und es verdammt viele gewesen) hatte verdammt wehgetan. Dass ihr Vater jedes Mal lachte, wenn er sie sah, half auch nicht besonders. Inzwischen fühlte sie sich einigermaßen sicher in den hohen Schuhen, hoffte aber, dass sie nicht viel tanzen musste, weil ihr nach kurzer Zeit die Füße weh. Nun stöckelte sie konzentriert auf ihre Füße achtend die Treppe hinunter zu ihrem Vater, der keinen Ton von sich gab. Also würde er sie wohl wieder auslachen, dachte sie und stellte sich schon einmal mental darauf ein. Doch stattdessen breitete sich ein trauriges Lächeln auf seinem Gesicht aus und sagte den Satz, den sie schon lange gefürchtet hatte. „Du siehst fast aus wie deine Mutter.“ Wirklich großartig dachte sie bei sich, jetzt ist die Stimmung im Eimer. Er hatte ihr nie gesagt, dass sie ihr ähnlich sah, musste es da gerade heute sein? Das wäre jetzt der richtige Moment für Außerirdische die Welt zu erobern und mit Osaka sollten sie beginnen. „Sie hat auch immer auf ihre Füße gestarrt, damit sie nicht umfällt“, kam es da kichern von ihrem Vater. Beinahe böse schaute sie ihn an. Deswegen auch immer dieses Lachen! Da hatte sie ihm ja ausnahmsweise Mal einen guten Grund dafür geliefert. Gleichzeitig war sie erleichtert, dass er nicht nur Wut und Trauer mit ihrer Mutter verband. Darüber musste sie kurz lächeln. Immer nervöser zupfte sie während der Autofahrt an ihren Locken herum, bis sie ihre Haare kurz entschlossen zu einem Knoten band aus dem sie wieder einige Strähnen herauszog. Ihr Vater schmunzelte über sie, was sie nur umso wütender machte und sie beinahe wieder ihre gesamte „Frisur“ zerstört hätte. Schließlich beschloss sie ihren Vater einfach zu ignorieren und aus dem Fenster zu sehen. Das half ihr allerdings wenig, denn als sie angekommen waren, hatte sie keine Ahnung, wo sie waren, fragte allerdings auch nicht nach. Im Halbdunkel der Straße vermutete, dass dieses Hochhaus im äußeren Bezirk liegen könnte. Im Eingangsbereich begrüßte sie eine Frau schätzungsweise Mitte dreißig mit dem Japaner schwarzem Haar in einem Pferdeschwanz gebunden aber männlichen Hosenanzug. Die beiden wurden freundlich von ihr begrüßt nach ihren Namen und ihren Mänteln gefragt. Nachdem sie ihnen die Marken ausgehändigt hatte, beschrieb sie ihnen den Weg und wünschte ihnen einen angenehmen Abend. Unentschlossen hakte sie sich bei ihrem Vater unter, der beide zu dem entsprechenden Raum führte. Durch eine einfache Tür traten sie ein und das Erste, was ihr auffiel, waren die vielen Menschen die in vorherrschendem Schwarz dicht beieinander standen. Da war sie nun im wahrsten Sinne des Wortes der Kanarienvogel unter den Raben. Großartig. Schon schwand ihr großer Mut, den sie sich die Tage davor immer gemacht hatte. Der Teppich unter ihren Füßen erschien ihr in dem Moment als sehr interessant. „Ah Toyama-san“, wurden jedoch sofort ihre Bemühungen nicht mehr hoch zu gucken zunichtegemacht. Heijis Vater kam auf sie zu und sein neugieriger Sohn folgte ihm auf dem Fuß, wie ein treuer Hund. An diesem Abend trugen beide einen Anzug, obwohl Heiji in diesem Aufzug irgendwie fehl am Platze wirkte. Man merkte ihm sein Unwohlsein auch gleich am Gesicht an. Freundlich neigten die Kollegen und Freunde die Köpfe voreinander und begrüßten sich. Den Blicken Heijis ausweichend wandte sie ihre Aufmerksamkeit den beiden Vätern zu. „Wo ist Ihre Frau, Hattori-san?“, fragte ihr Vater. „Dort hinten vor der Bühne. Sie hat eine alte Bekannte getroffen, die wohl auch das Pech hatte einen Polizisten zu heiraten.“ Die beiden lächelten über diese Bemerkung. „Ich denke ich kenne dieses hübsche Mädchen neben Ihnen Toyama. Dabei habe ich sie im ersten Augenblick gar nicht erkannt.“ Erneutes Lachen. „Hallo Kazuha. Du bist wirklich zu gütig auf die Bitte meines Jungen einzugehen.“ Dass er förmlich sprach, daran hatte sie sich gewöhnt. Dass er jedoch Heiji plötzlich einen heftigen Schubs gab, sodass der förmlich gegen sie flog und sie beinahe den Halt verloren hätte, das war ihr neu. Auch das breite sehr untypische Grinsen, das er mit ihrem Vater austauschte, hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen. Nur Sekunden, nachdem sie es erkannte, riss sie etwas jäh aus ihren Gedanken und ließ ihr schlagartig das Blut in die Wangen schießen. Nach dem Zusammenstoß lag sein Kopf zunächst an ihrem Hals, nahe ihrem Schlüsselbein, bis er sich schnell aus dieser Situation befreite. Schlussendlich begegneten sich ihre Blicke doch und es war ihm anzusehen, dass diese Aktion für ihn genauso peinlich war. Nur dank seiner dunkeln Haut konnte man nicht das Rot seiner Wangen sehen. Ihre Väter unterhielten sich weiter, während ihre Kinder daneben standen, peinlich bemüht den jeweils anderen nicht anzusehen. Erleichterung machte sich breit als beide Shizuka Hattori erkannten, die zu ihnen herüber drängte. Respektvoll verbeugte sich Kazuha vor ihr und als sie aufsah, strahlte ihr ein großes Lächeln entgegen. „Du siehst wirklich großartig aus Kazuha!“ Verlegen erwiderte sie das Kompliment. Shizuka trug einen kunstvollen Kimono und die Haare wie gewöhnlich hochgesteckt. „Da hat Heiji ja ausnahmsweise die richtige Entscheidung getroffen.“ Liebevoll sie stieß sie ihn an und fügte an: „Aber was stehen wir hier noch rum. Kommt mit ich will euch ein paar Bekannten vorstellen.“ Ohne ihre Reaktion abzuwarten, entfernte sie sich schon, die Jugendlichen standen jedoch unschlüssig dar. Mit einem kurzen Räuspern winkelte er den Arm etwas ab, offensichtlich eine Einladung sich bei ihm unterzuhaken. Unsicher folgte sie dieser Geste und lächelte vor sich hin, während beide seiner Mutter durch die Menge folgten. Dass ihr eindeutig mehr Aufmerksamkeit als sonst zukam, war unverkennbar. Einige der Männer betrachteten sie wohlwollend, wie ihr Vater, der stolz auf sie zu sein schien. Aber von einigen bekam sie eindeutig anzügliche Blicke zugeworfen, sowohl von Männern eines älteren Kreises als auch den jüngeren, von Männern, die offensichtlich in Begleitung waren, aber auch von solchen, die allein gekommen waren, was schmeichelhaft, aber auch ein wenig abstoßend war. Am Anfang blieb Heiji noch dicht neben ihr, berührte sie nicht, aber auch ohne konnte man erkennen, dass sie seine Begleitung war. Doch schon nach etwa einer Viertelstunde war er plötzlich verschwunden und Kazuha fand sich allein zwischen den unbekannten Menschen wieder. Ihre Väter hatten sich bereits nach einigen Minuten von ihnen getrennt, als sie Bekannte erkannt hatten. Nun drehte sich die Dunkelhaarige im Kreis bis sie aus versehen gegen jemanden stieß. „Na, junge Dame so ganz allein?“ Die Stimme allein jagte ihr schon einen Schauer über den Rücken. Und das nicht, weil sie ihr gefiel. Unsicher hob sie den Kopf. „Nein, meine Begleitung holt uns nur gerade etwas zu trinken.“ Sein Lächeln war ebenso schmierig, wie sie es sich vorgestellt hatte. Wie konnte so jemand bei der Polizei arbeiten? Sie hoffte inständig, dass er nur eine Begleitung war. „Nun ja, was wollen wir denn so lang tun, bis er wiederkommt?“ „Ah, Kazuha-chan?“ Danke, ihr Götter! Lächelnd wandte sie sich dem zu, der sie gerufen hatte. Doch natürlich war er es nicht. Wahrscheinlich war er wieder auf der Suche nach diesem Kudo, so wie sie ihn kannte. Mit ihrem Vater traten sie an die Seite des Raumes, wo große Tische mit Getränken und kleinen Snacks standen. „Dieser Mann ist ein schmieriger Typ, von dem solltest du dich liebe fernhalten, Kazuha-chan.“ „Das ist mir schon aufgefallen. Das war super Timing gerade eben, danke.“ „Nichts zu danken. Wo ist denn Heiji, der Bengel schon wieder?“ „Er ist einfach verschwunden, deswegen bin ich ja erst an diesen Kerl geraten.“ „Dieser Bengel. Da werd ich wohl ein wenig auf dich aufpassen müssen.“ „Danke dir, Oto-san.“ Als er ihr seinen Arm anbot, hakte sie sich schmunzelnd bei ihm unter. Ihr Vater stellte sie noch einigen Kollegen vor, denen allen die reizende Tochter gefiel. Während der ganzen Zeit spielte sie ihre Rolle, sehr gut, wie sie meinte, wartete jedoch noch darauf, dass Heiji wieder auftauchte. Ständig suchten ihre Augen nach ihm. Schließlich konnte er ja nicht vom Erdboden verschluckt worden sein. Schon nach einer halben Stunde jedoch hatte sie genug davon, immer zu lächeln und entschuldigte, weil sie auf die Toilette wollte. Jedoch zwängte sie sich lediglich durch die anderen Gäste in die Nähe der Bühne, wo ein kleines Orchester leise klassische Stücke spielte. Nicht ihr Geschmack, für den Moment allerdings genügte es. Die leisen Klänge beruhigten sie sogar etwas, während sie noch immer nach Heiji Ausschau hielt. „Die klassische Musik ist wirklich beruhigend, nicht wahr junge Dame?“, wollte da eine freundliche Stimme hinter ihr. Da sie sich noch darauf konzentriert hatte, Heiji zu suchen, murmelte sie lediglich ein: „Hm-hm.“ „Sind Sie nicht etwas zu jung um Polizistin zu sein?“ Nach der Frage wandte sie sich eine giftige Bemerkung auf der Zunge, dem Mann zu, der sie lächelnd betrachtete. Ihre Augen und ihr Mund weiteten sich, als sie bemerkte die Attraktivität ihres Gegenübers. Nicht zu muskulös, nur etwa einen halben Kopf größer als sie, mit einem markanten Gesicht und strahlenden blauen Augen dazu kurze dunkelbraune Haare. „N-nein, da haben Sie recht. Mein Vater ist Hauptkommissar, ich begleite ihn nur heute Abend“, berichtete sie. „Ah, ich habe vergessen mich vorzustellen. Ich heiße Kazuha Toyama. Freut mich Sie kennen zu lernen.“ Mit einer Verbeugung erwiderte er: „Mein Name ist Naohiro Kazuzawa. Meine Schwester hat mich eingeladen sie zu begleiten.“ „Ist sie nicht verheiratet?“, fragte sie vorsichtig nach. „Nein, ihrer Meinung nach sind alle Männer viel zu weich geworden. Keiner hat ihr bisher genügt.“ „Hey Nao, willst du mich nicht dem hübschen Mädchen vorstellen?“ Überrascht drehten sich die beiden der Frau zu, die offensichtlich die eben genannte Schwester des Mannes war. Schulterlange schwarze Haare umrahmten ein kluges Gesicht, ein schlichtes schwarzes Cocktailkleid auf der sonnengebräunten Haut. Das Auftreten der Frau war selbstsicher und Kazuha konnte sich vorstellen, dass einige Männer ihre Art abschrecken konnte. Und so jemand wie sie stellte bestimmt große Erwartungen an einen Mann. So konnte man ihr jemand nicht so leicht das Wasser reichen. „Ah Miu, da bist du ja. Das ist Toyama Kazuha-san. Ihr Vater ist Hauptkommissar, vielleicht kennst du ihn ja. Das ist meine Schwester Miu.“ „Freut mich sie kennen zu lernen.“, begrüßte Kazuha die Ältere. „Ganz meinerseits. Aber Nao, ist sie nicht ein wenig zu jung für dich?“ „Ganz genau.“ Plötzlich legte ihr jemand einen Arm um die Schultern und drückte sie leicht an sich. Aus dem Augenwinkel erkannte sie die dunkle Hand auf Anhieb. „Es wäre besser für Sie, wenn Sie die Finger von meiner Freundin lassen.“ An sie gewandt, fügte er entschuldigend hinzu: „Es tut mir Leid, dass ich dich so lange allein gelassen habe, Schatz. “ Hätte sie vorher gedacht, sie hätte überrascht gewirkt, so würde sie jetzt wahrscheinlich aussehen, als ob jemand ihr das Angebot unterbreitet bei einem Erotikfilm mitzuwirken. Perplex brachte sie kein Wort heraus, zornig ballte sie beide Fäuste. Bestimmend zog Heiji sie mit sich an den Rand des Raumes. Außer Hörweite ihrer neuen Bekannten brach schließlich der Damm der sie zurückgehalten hatte. „Sag Mal spinnst du? Was erlaubst du dir denn?“ „Ach hör auf. Der Kerl war doch viel zu alt für dich.“ „Woher willst du das wissen? Erstens ist das nicht dein Problem und außerdem wie kannst du ihm gegenüber nur so unfreundlich sein und mich als deine Freundin ausgeben?“ „Sonst hätte der doch keine Ruhe gegeben. Und jetzt sei dich nicht so undankbar.“ „Ich kann auf mich selbst aufpassen vielen Dank“, giftete sie zurück. Ein Kichern hinter ihnen ließ die beiden herum fahren. „Ihr beiden seid wirklich wie ein altes Ehepaar.“ „Ran!“ Schlagartig breitete sich ein Lächeln aus Kazuhas Gesicht aus und mit ausgebreiteten Armen stürzte sie auf ihre Freundin zu. Während der stürmischen Umarmung lachten beide laut und freuten sich endlich einmal wieder zu treffen. Conan und Heiji verdrehten gleichzeitig die Augen über dieses Schauspiel, bevor sie sich selbst begrüßten. „Hey Kudo, musstest du auch mitkommen?“ „Könntest du aufhören mich in aller Öffentlichkeit mit meinem Namen anzusprechen Hattori?“ „Das hat sie jetzt nun wirklich nicht gehört. Die beiden tun so, als ob sie sich Jahre nicht gesehen hätten.“, meinte er grinsend und deutete auf die beiden Freudinnen, die sich nun gegenseitig bestätigten, wie gut ihnen ihre Kleider standen. Dieses ganze Getue ging den beiden gehörig auf die Nerven. „Also Hattori, was gibt es für einen Fall, bei dem ich dir helfen soll?“ Abwehrend hob er beide Hände. „Was soll denn das? Kazuha hat euch doch eingeladen. Ich hatte damit gar nichts zu tun. Ehrlich.“ Skeptisch betrachtete der kleine Junge den gebräunten Teenager, doch dies Mal schien er seine Aussage ernst zu meinen. Während die beiden noch über einen Fall fachsimpelten, wollte Ran inzwischen erfahren was Heiji zu Kazuhas Kleid gesagt hatte. Bei dieser Frage verdunkelte sich die Mine der 17-jährigen. „Dieser Trampel hat überhaupt nichts gesagt. Wirklich nichts. Er hat ja nicht einmal gemeckert. Ich verstehe ihn langsam nicht mehr.“ „Ich verstehe nicht, wie er so blind sein kann. Wo hat er denn seine Augen?“ „Seine Augen sind bloß gut genug um irgendwelche kleine Hinweise bei Mordfällen zu suchen. Für Klamotten hat der nichts übrig.“ Mit einem Schnauben fügte sie noch hinzu: „Hätte seine Mutter ihm die Sachen nicht gekauft, wäre er mit Baseballkappe und Trainingsjacke erschienen.“ „Das tut mir wirklich leid, Kazu.“ „Ach was solls. Ich habe jemanden kennengelernt und der ist auf jeden Fall um einiges freundlicher als unser Heiji.“ „Ach wirklich, wer denn?“ „Von hier kann ich ihn nicht sehen, da müssen wir näher ran.“ „Kazuzawa-san?“, fragte sie zögerlich, als sie hinter ihm standen und er sich zu ihnen umdrehte. „Ich wollte Ihnen meine Freundin vorstellen.“ „Freut mich Sie kennen zu lernen. Ich bin Ran Mouri.“ „Die Tochter von Kogoro Mouri? Wieso sind Sie in Osaka, wenn ich fragen darf?“ „Ich habe sie eingeladen, da ich wusste dass meine Begleitung sich wieder einmal rar machen würde.“ „Ihr Freund? Dabei schien er vorhin mehr als verstimmt, dass Sie mit mir redeten.“ Er unterbrach sich selbst mit einem leisen Lachen. „Es freut mich wirklich Sie kennen zu lernen, Mouri-san.“ „Ah Kazuha-chan, mein Vater will wieder anfangen zu trinken. Da muss ich schnell hin.“ „Okay.“ Keine 5 Sekunden später war sie verschwunden und sie fand sich in einer ähnlichen Situation wie mit Heiji vor einigen Tagen wieder. Doch Naohiro schien das nicht so zu sehen und streckte ihr fordernd die Hand entgegen, was aber zunächst Verwirrung bei ihr auslöste. „Würden Sie mit mir tanzen, Toyama-san?“ Mit einem zögerlichen Nicken ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen. In dem Moment war ihr noch nicht wirklich bewusst was sie tat und achtete nicht auf ihre Füße, bis sie schließlich auf dem Parkett standen und ihr schließlich die Panik ins Gesicht geschrieben stand. „Ganz ruhig. Das ist ein langsamer Tanz.“, versuchte er sie zu beruhigen, als er ihre Angst erkannte. Nur allmählich ließ das Adrenalin nach und ihr Herz pumpte nicht mehr ganz so stark, sodass sie sich auf ihre Füße konzentrieren konnte. Als ihr die Schritte langsam vertraut wurden, wandte sie ihre Aufmerksamkeit auch ihrem Partner zu, der bisher freiwillig geschwiegen hatte. Ihr Lächeln wurde noch größer, als sie spürte, wie sie plötzlich abrupt von ihm und der Tanzfläche weggezerrt wurde. Dieses Mal machte sie sich jedoch nicht die Mühe ihren Ärger zu verheimlich, sondern fuhr ihn mit lauter Stimme an. „Was ist eigentlich dein Problem? Gönnst du mir das eigentlich nicht oder warum machst du hier so einen Aufstand, Heiji?“ Am liebsten hätte sie ihm noch eine Ohrfeige verpasst, da wandte er seine Aufmerksamkeit schon einem andern zu. Sein Vater erhielt gerade eine Nachricht, die anscheinend sehr schockierend war. Heizo und der andere Polizist oder Angestellte eilten zum Ausgang und keine zwei Sekunden später folgte ihnen auch schon der Schülerdetektiv. Aus reinem Instinkt lief auch Kazuha ihnen nach, immer noch wütend auf ihren Kumpel. Schmerzhaft prallte sie gegen ihn, als er überraschend stehen blieb. Am liebsten hätte sie laut geflucht, doch der Anblick der sich ihr bot ließ ihr alles stecken blieb. Die schwarzen Haare und das farblich angepasste Kleid ließ in ihr nur ein Schluss zu. „Miu…?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)