Your moods are deadly von Yuuka_Ayana (Kazuha-chan?!?) ================================================================================ Kapitel 1: Emotional release ---------------------------- Verschlafen rieb sich Kazuha Toyama die Augen, als sie am Morgen von Wecker aufgeweckt wurde. Der Himmel war bereits am frühen Morgen wolkenverhangen und grau. Am liebsten würde sie gar nicht aufstehen, nur leider konnte sie nicht die Schule schwänzen. Als wäre sie betrunken torkelte sie ins von ihrem Zimmer aus ins Bad. Was natürlich auch noch besetzt war. Kurz schlug sie mit der Faust gegen die Tür, um zu hören, dass ihr Vater gerade im Bad war, drehte sich daraufhin um und lief zurück ins Zimmer. Routiniert stieg sie aus ihren Schlafshorts und dem T-Shirt, um sich die Schuluniform anzuziehen. Gerade als sie fertig war, klingelte es an der Haustür. Was? So früh? Ihr Vater kam aus dem Bad und brüllte durch das ganze Haus ihren Namen. „Kazuha mach die Tür auf!“ Na danke, dachte sie bei sich, das hätte ich doch auch so gemacht. Ohne Schuhe stand sie im Eingangsbereich, wollte gerade die Tür aufmachen, als diese von draußen aufgerissen wurde. Perplex erstarrte sie zur Salzsäule, erkannte erst nach einigen Momenten, dass es lediglich Heiji war. „Was machst du hier?“, fragte sie bereits leicht gereizt. „Dich abholen was sonst?“, erwiderte er leichthin. „Dann kannst du auch noch warten. Ich will mich noch waschen und etwas frühstücken, Heiji!“ Beinahe hätte sie ihm die Tür vor der Nase wieder zugeschlagen. „Jetzt warte Mal, lass mich rein!“ Genervt drehte sie sich um und stapfte wütend in die Küche, wo mittlerweile ihr Vater am Hantieren war. Anscheinend versuchte er Frühstück zuzubereiten. Eilig schritt sie ein. Die Versuche seinerseits Essen zu machen waren zumeist in einem Desaster geendet. Der Reis köchelte vor sich hin und sie drehte schnell die Temperatur auf, damit er noch gar wurde. In einen anderen Topf warf sie etwas Gemüse als Beilage zum Reis. Fisch war keiner mehr im Haus, sie würde wohl mal wieder einkaufen gehen müssen. Die beiden Männer standen sich gegenüber und unterhielten sich. „Warum bist du schon so früh am Morgen hier?“ „Sie wissen doch, dass die Polizeistelle einen Ball ausrichtet und ich wollte Kazuha fragen, ob sie mitkommt.“ Schlagartig war sie aufmerksam. „Wie bitte? Was für ein Ball?“ Vorwurfsvoll blickte sie ihren Vater an. „Warum hast du nichts davon gesagt?“ Verlegen kratzte er sich am Kinn. „Na ja ich wollte eigentlich gar nicht hingehen und hatte es auch schon fast wieder vergessen ...“ Er schien nachzudenken. „Wie kommst du eigentlich auf meine Tochter, Heiji?“ „Die anderen haben leider keine Zeit, und weil ich nicht alleine da aufkreuzen wollte ... “ „Du bist unmöglich!“ Das ist ja mal wieder typisch. Beleidigt wandte sie den Kopf ab, damit er nicht ihr enttäuschtes Gesicht sah. Immer bin ich die Notlösung, aber ich dumme Kuh lasse mich auch immer überreden. „Du bist unmöglich! Vergiss es, ich komme nicht mit.“ „Was? Wieso?“ „Wenn du mich als Allerletztes fragst, darfst du nicht erwarten, dass ich dir freudestrahlend um den Hals falle.“ Völlig ungeachtet des Essens, das auf voller Hitze kochte, rannte sie nach oben. „Kazuha!“ Das Bad war verlassen und um ungestört zu sein, verriegelte sie die Tür. Verdammt dieser Idiot! Mit beiden Handballen wischte sie sich über die Augen. Es klopfte. „Kazuha!“ „Hau ab!“ „Kazu, das war doch nicht so gemeint. Mach auf.“ „Nein, verdammt! Du kannst hier nicht reinkommen.“ „Es tut mir leid, Kazu.“ „Komm mir jetzt nicht so. Warum tust du mir das immer wieder an?“ Er schwieg. Um ihr Gesicht zu kühlen, das wegen ihrer Tränen schon wieder rot und geschwollen war, hieb sie sich das kalte Wasser ins Gesicht. Klasse. Wieso bringt er mich immer zum Weinen? „Kazu, komm schon, wir müssen los.“ „Vergiss es du kannst allein gehen. Ich will nichts mit mehr mit dir zu tun haben.“ „Ach komm schon Kazu…“ Die Tür schlug sie wütend auf und ein Stöhnen von ihm bestätigte ihr, dass es seine Wirkung nicht verfehlt hatte. „Und hör auf mich Kazu zu nennen!“ „Verdammt Kazu, sei nicht beleidigt.“ Natürlich holte er sie ein, hielt sie fest und drehte sie herum. „Du sollst doch nicht immer weinen.“ Obwohl seine Miene so versöhnlich war, wollte ihre Wut nicht verrauchen. „Lass mich los!“ , presste sie zwischen den Zähnen hervor. Er ließ ihren Arm los und schnell verschwand sie in ihrem Zimmer. Das Essen war natürlich verkocht, sie warf es weg und aß auf dem Weg zur Schule nur einen kalten Toast und war dementsprechend hungrig. Ihr Vater war ohne Worte verschwunden, beinahe wie Heiji, was vermutlich besser war, weil er sonst wahrscheinlich auch noch etwas von ihrer Wut abbekommen hätte. In der Schule begegnete sie Heiji kein einziges Mal, anscheinend ging er ihr geschickt aus dem Weg. Aber natürlich konnte das nicht lange gut gehen. Als sie mit einer Freundin zum Schultor ging, stand er da, wahrscheinlich wartete er auf jemanden. Ihre Freundin schien sich etwas dabei zu denken und verabschiedete sich eilig von ihr. So gerieten die beiden in die peinliche Situation stumm zusammenzustehen, weil keiner wusste, was er sagen sollte. Schließlich überwand sich der hochgewachsene Detektiv dazu die Stille zu unterbrechen. „Und willst du dich entschuldigen?“ Fassungslos starrte sie ihn an. „Wieso ich?“ „Ich habe mich doch schon entschuldigt.“ „Ach wirklich. Und die ganzen Male davor zählen nicht mehr oder was?“ Einige Kumpel von ihm gingen vorbei und er winkte ihnen. Schnauben drehte sie sich um, um ihn einfach stehen zu lassen. Aber wie schon am Morgen konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen. Hartnäckig versuchte er ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und sie zu überreden mit ihm auf seinem Motorrad nach Hause zu fahren. Wie immer gab ich nach, seine Bettelei ging ihr so auf die Nerven, dass sie nicht anders konnte. Außerdem trug auch sein unverschämtes Grinsen dazu bei ihm zu verzeihen. Wie immer hatte er den zweiten Helm mit, er war schon davon ausgegangen, dass sie ihm vergeben würde. Dankbar schlang sie die Arme um seinen Bauch. „Kommst du jetzt mit zum Ball?“, fragte er sie, nachdem sich beide die Helme abgenommen hatte. Unwohl drehte sie den Kopf zur Seite und nuschelte: „Besser nicht.“ „Wieso denn nicht?“ Nun war es an ihm wütend zu werden. „Bitte nicht noch Mal von vorne das Ganze.“, bat sie resigniert. „Denk doch wenigstens noch Mal drüber nach.“ Gequält wandte sie erneut den Kopf ab. Energisch drehte er ihn ihm wieder zu. „Bitte! Versprich es mir.“ Als er ihr Kinn wieder losließ, antwortete sie: „Okay.“ Mit unergründlicher Mine verabschiedete und betrat sie das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Großartig und jetzt? Schnurstracks war sie hinauf auf ihr Zimmer gegangen, um sich in ihrem Bett zu verkriechen. Jetzt hatte sie es ihm versprochen. Aber er wollte es ja trotzdem nicht verstehen. Hätte er sie ohne diese dämliche Bemerkung gefragt, hätte sie ohne zu zögern angenommen. Allerdings ging es ihr so gewaltig gegen den Strich sich jedes Mal so etwas anhören zu müssen, deshalb bockte sie. Sollte nicht ein Detektiv so etwas gut kombinieren können. Aber von Gefühlen hatte er keinen blassen Schimmer. Verzweifelt grub sie den Kopf noch tiefer in die Kissen, in der Hoffnung all dem hier zu entgehen. Am nächsten Morgen wartete ihr Freund wie ein Hund auf seinem Motorrad vor ihrem Haus. Bitte, bitte, er soll nicht fragen!, flehte sie gen Himmel. Sein "Guten Morgen" klang normal, auch als er ihr den Helm reichte, fand sie keine Spur von Drängen seinerseits. Erleichtert stieg sie hinter ihm auf, aber noch immer nicht völlig überzeugt. In der Schule gingen sie höflich miteinander um, nur Kazuha mochte ihn fast nicht mehr ansehen, so schlug ihr seine wie sie glaubte aufgesetzte Mine aufs Gemüt. Die 17-jährige spielte das Theater mit, fuhr auch mit ihm nach der Schule zu ihm nach Hause, um ihm bei den Hausaufgaben in japanischer Geschichte zu helfen. „In der Edo-Zeit wurde die Gesellschaft in vier Klassen eingeteilt. Welche Gruppen gehörten den Ständen an?“, erwartend blickte sie ihn an. „Sag mal hörst du mir eigentlich zu?“ „‘türlich.“, nuschelte er. „Warum glaub ich dir das nicht? Was habe ich eben gesagt?“ „Irgendwelche Stände.“ „Heiji!“, fuhr sie ihn an. „Wenn du das nicht lernen möchtest, warum sollte ich dann mitkommen, um dir zu helfen?“ „Ach komm Kazu, ich finde es einfach nicht so spannend, genau deshalb sollst du mir ja auch helfen.” Schnaubend betrachtete sie ihren Kumpel der so aussah als hätte er gerade einen Vortrag über männliche Wachstumshormone gehalten. „Ich dachte immer du magst japanische Geschichte.” „DU magst japanische Geschichte”, murmelte er. Ihr war nicht klar, worauf er hinauswollte. „W-was willst du damit sagen?” „Vergiss es.” Kazuha war nie der Typ gewesen, der sich mit so etwas abspeisen ließ. Beide Augenbrauen hochgezogen lehnte sie sich vor und bemerkte schnippisch: „Nein. Ich will es jetzt wissen.” „Kazu”, setzte er an. „Nenn mich nicht Kazu!”, fuhr sie ihn an. „Bitte fang nicht noch Mal an. Ich hab einfach nicht nachgedacht, als ich das gesagt habe.“ „Seit wann denkst du denn NICHT nach?“ „Komm, ich will nicht mehr mit dir streiten. Können wir noch Mal anfangen?“ Wie ein kleiner Junge, der genau weiß, dass er Mist gebaut hat, dachte sie bei sich. „Okay, fangen wir ganz einfach an. In welchen Jahr begann die Edo-Zeit?“ „Hmm, sechszehnhundert.“ „Fast, 1603. Wo war die vorherige Hauptstadt, vor Edo?“ „Kyôto.” „Genau. Wie hieß der Vorgänger des herrschenden Shôgun?” „Oda Nobunaga und ... den anderen weiß ich nich.” „Toyotomi Hideyoshi. Die Fürsten wurden eingeschränkt. Weißt du wie?” „Was interessieren mich diese Fürsten?” „Okay es reicht. Ich gehe.“ Sie schmiss die Bücher in ihre Tasche und stand auf. „Seit wann bist du so zickig?“ Ungläubig tippte sie sich mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Ich?! Ich wollte dir nur helfen und du, du …“ Ihr fehlten die Worte. „Du behandelst mich wie ein kleines Kind!“, warf er ein. „Ach ja? Warum wohl? Du bist so ein großartiger Detektiv aber von Gefühlen hast du doch überhaupt keine Ahnung!“ In der Wut entging ihr sein Stirnrunzeln. Doch er fing sich schnell. „Wenn das so ist, dann hau doch ab!“ „Das mache ich auch!“ So schnell es ging flog sie die Treppe hinunter zur Tür, riss ihre Jacke vom Haken und schlüpfte in ihre Schuhe. Blind vor Wut stürmte sie hinaus. Heijis Mutter hatte den Mund bereits geöffnet um Kazuha zu fragen, was der Streit bedeute, doch sie war schon weg. Da würde sie wohl ihren kleinen Gernegroß fragen. „Heiji! Du kommst jetzt sofort runter!“, brüllte sie am Treppenabsatz. Müssen die mich heute alle anschreien?, fragte er sich auf den Weg nach unten. „Was ist passiert?“, fragte seine Mutter postwendend, als sie seine Hausschuhe erkannte. „Nichts. Kazu hat wahrscheinlich grade ihre Tage.“ „Du gehst ihr jetzt sofort hinterher. Und nimm einen Schirm mit. Es regnet.“ „Nein! Sie zickt rum und ich soll mich entschuldigen?“, fragte er fassungslos. „Du hast keine Ahnung von den Gefühlen einer Frau.“ Haben die sich abgesprochen? „Los ab jetzt! Eure Streitereien sind nicht grade schön immer mit anzuhören.“ „An mir liegst nicht.“ Diese Aussage völlig ignorierend, wies sie ihn an seine Jacke anzuziehen. „Hier ist der Schirm. Ich verlass mich auf dich.“ Damit ließ sie ihn einfach stehen und ging summend in die Küche. Bedröppelt stand er da, den Blick auf die geschlossene Tür gerichtet. „Und wag es ja nicht wieder nach oben zu gehen“, schrie seine Mutter aus der Küche. „Sonst schleife ich dich persönlich nach draußen.“ Was zur Hölle war denn in die alle gefahren? Fehlte bloß noch sein Vater, der ihm eine Predigt darüber, hielt Respekt gegenüber Frauen zu haben. Aber darauf wollte er nicht warten. Grummelnd machte er sich daran seine Schuhe anzuziehen und auf den Weg hinter Kazuha her zu machen. Seine Mutter hatte recht gehabt, es regnete wirklich. Da würde sie noch nicht besonders weit gekommen sein. Er machte sich nicht die Mühe schnell zu gehen, er konnte sich genauso gut Zeit lassen. Wie er sich gedacht hatte, fand er sie unter dem Vordach eines Geschäfts, die Arme um den Körper, der gefährlich zitterte, geschlungen. „Kazu.“ Erschrocken sah sie ihn an, die Augen schwammen noch deutlich im Nass ihrer Tränen. „Was machst du hier?“ Falls sie gerade versucht hatte böse zu wirken, war es böse daneben gegangen, nicht zuletzt wegen ihrem verweinten Gesicht. „Komm schon mit. Du ziehst dich bei mir um, und wenn es aufgehört hat zu regnen, fahr ich dich nach Hause“, bot er ihr an. „Wieso sollte ich?“ Du kannst hier auch noch gerne ein paar Stunden stehen und frieren, wenn dir das besser gefällt“, sagte er altklug. Er sah ihr den Kampf an, dem sie sich hingab. Ihr ungemein hoher Stolz duellierte sich mit der Kälte. Doch natürlich würde da nur eine Partei gewinnen. Die beiden unter dem Schirm gedrängt, bewegten sich nun wieder heimwärts. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich angeschrien habe“, nuschelte sie den Blick auf den nassen Bürgersteig vor ihr geheftet. „Ist schon okay. Ich hab ja wirklich nicht aufgepasst.“ „Hat deine Mutter dich hergeschickt?“ Er zog einen Mundwinkel hoch, was sie jedoch nicht sah und erwiderte: „Ja, sie hat mir ordentlich die Leviten gelesen.“ „Ich bin froh, dass du gekommen bist. Sonst hätte ich wahrscheinlich noch ein paar Stunden hier gestanden.“ Während dieses Geständnisses glühten ihre Wangen. Es war ganz und gar nicht ihre Art sich bei Heiji zu entschuldigen oder sich gar zu bedanken. „Tja, kann schon sein. Ohne mich bist du eben aufgeschmissen.“ Sie brauchte ihn nicht anzusehen, um sein überhebliches Grinsen zu bemerken. Mehr durfte sie nicht sagen, sonst würden sie sich nachher wieder über sein ungemeines Ego in die Haare bekommen. Das wollte sie nicht unbedingt riskieren. Der übertrieben fröhliche Gesang aus der Küche, ließ Heijis Verstand kombinieren, dass seine Mutter an der Tür gewartet hatte, bis sie zurückkamen und dies nun vertuschen zu versuchte. „Das Essen ist bald fertig. Ihr könnt so lang noch nach oben gehen, ich rufe euch dann.“ „Ist gut“, antworteten die beiden und trotteten nach oben. Schnurstraks setzte sich die Schwarzhaarige auf sein Bett, verschränkte die Beine und löste die Haare aus ihrer Schleife um sie neu zusammenbinden zu können. „Ich denke mal wir sollten das mit dem Lernen lassen oder?“ Während sie einige ihrer widerspenstigen Strähnen noch versuchte mit der Schleife zu bändigen, nickte sie zustimmend. Der Jugendliche ließ sich vor dem Tisch nieder um seine Sachen zusammen zu raffen und sie in seine Tasche zu stecken. Aufmerksam beobachtete sie ihn dabei, wenn er sie einige Male dabei ertappte, drehte sie schnell den Kopf. Erneut zog er einen Mundwinkel nach oben, während er sich daran machte, seine Bücher zu verstauen. „Wollen wir uns noch einen Film ansehen?“ „Ich denke es gibt bald Essen.“ „Ach ich denke, das wird noch etwas dauern. Immerhin ist Vater auch noch nicht da.“ „Okay. Dann such einen aus.“ Gemeinsam machten sie sich wieder auf den Weg hinunter ins Wohnzimmer. Er öffnete einen kleinen Schrank unter dem Fernsehtisch, wo der Player und die zugehörigen DVDs gelagert waren. Schnell wechselte er die Filme aus, warf Kazuha die Fernbedienung zu und setzte sich zu ihr auf die Couch. „Tokyo Eyes*? Den hast du doch schon hundert Mal gesehen!“, rief sie ungläubig. Er hob die Schultern. „Sonst haben wir nur noch Samuraifilme. Willst du lieber davon einen sehen?“ „Dann solltest du mal neue kaufen. Wird das nicht sonst irgendwann langweilig?“ „So schaue ich ja auch keine Filme, da vergesse ich das einfach.“ „Da solltest du nicht immer deine Nase in die Fälle deines Vaters stecken.“ Die beiden folgten mehr oder weniger dem Film. Doch während Kazuha auf den flimmernden Bildschirm starrte, merkte sie wie ihr die Augen zufielen. Ihr Kopf nickte zur Seite und natürlich auf Heijis Schulter. Der zuckte überrascht zusammen und sah auf ihren dunklen Haarschopf hinunter. Wieso schläft die denn gerade jetzt ein? „Kazu“, murmelte er und wollte sie schütteln, um sie aufzuwecken, ließ es dann aber doch bleiben, weil er wusste, wie sie sich an jedem rächte, der sie aus dem Schlaf riss. Nervös beäugte er sie immer und immer wieder, der Film geriet in Vergessenheit, als sich Kazuha im Schlaf auch noch näher zu ihm rückte. Er roch sie. Fühlte ihren Körper. Oh verdammt, konnte er nicht an etwas anderes denken? „Hallo! Jemand zu Hause?“, schallte es durchs Haus, was auch Kazuha aufschrecken ließ. Noch während sie sich etwas orientierungslos die Augen rieb, streckte sein Vater den Kopf durch die Tür und fragte: „Heiji?“ Als er erkannte, dass er nicht allein war, fügte er noch hinzu: „Ah, Kazuha-chan! Isst du heute mit uns?“ Mehr als ein Nicken und einen zustimmenden Laut brachte sie nicht heraus, doch ihm schien es zu genügen. Mit einem Lächeln überwand er schnell die kurze Strecke bis zur Küche, noch immer der Meinung, die beiden bei etwas überrascht zu haben. Heijis Mine hatte Bände gesprochen. Beinahe hätte er sich zu einem lauten Lachen hinreißen lassen. Ausgerechnet die beiden, wo sie sich doch wegen jeder Kleinigkeit in die Haare bekamen. Er begrüßte seine Frau und nachdem sie ihn gefragt hatte, wie es bei der Arbeit gewesen wäre, bat sie ihn die Kinder zu holen, da das Essen fertig war. Zu viert saßen sie am Tisch, Kazuha rieb sich manchmal noch kurz die Augen, dass Heiji der Gedanke kam, sie bräuchte eine Brille. Plötzlich schnappte seine Mutter nach Luft und hob die Hand. „Ah Kazuha-chan, ich habe vergessen dir zu sagen, dass dein Vater angerufen hat. Er wollte noch zu der Feier eines Freundes nach Kyoto, deshalb werden sie auch erst morgen wieder zurückkommen. Er hat es leider vergessen es dir zu sagen.“ Kyoto? „Möchtest du nicht lieber bei uns übernachten? Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass du alleine in dem großen Haus bist.“ „Eh, danke, wenn es keine Umstände macht?“, brachte sie stotternd heraus. „Aber natürlich nicht. Wir freuen uns doch, wenn du da bist“, erwiderte daraufhin Herr Hattori. Seine Frau nickte zustimmend. „Aber ich habe keinen Schlafanzug oder eine Zahnbürste.“ „Keine Sorge, eine Zahnbürste haben wir immer in Reserve und einen Schlafanzug kannst du von mir bekommen.“ „Dann möchte ich ihnen danken.“ Hätte nicht das Essen vor ihnen gestanden, hätte sie auch den Kopf geneigt. Heiji hingegen aß während des gesamten Gesprächs und wirkte völlig desinteressiert. Kazuha wagte nur einen kurzen Seitenblick auf ihn, bevor sie sich wieder dem Abendessen widmete. Die Zähne geputzt in einem etwas zu großen Schlafanzug steht sie in dem Gästezimmer, was zwar nett eingerichtet war, aber dennoch irgendwie leer wirkte. Trotz des weichen Bodens und der gewärmten Luft fangen ihre Füße an zu frieren. „Brauchst du noch was?“, fragt, Heiji schlussendlich, weil er die Stille satt hatte. Er steht hinter ihr im Türrahmen und betrachtet mit zusammengekniffenen Augen seine Freundin, die sich seit einigen Minuten keinen Zentimeter mehr bewegt hat. Als hätte er sie bei einem Verbrechen ertappt zuckt sie zusammen, schüttelt aber schnell den Kopf ohne etwas zu sagen oder sich umzudrehen. „Dann gute Nacht“, brummte er, schloss die Tür und ging in sein eigenes Zimmer. Kazuha stand noch immer am selben Fleck, ohne dass sie etwas Besonderes dachte oder tun wollte. Schlussendlich kroch sie unter die cremefarbene Bettdecke und schloss die Augen, wartete auf den heranschleichenden Schlaf. Dabei dachte sie jedes Mal daran, dass sie einfach zu blöd war, dass sie sich hatte überreden lassen. Morgen war Heiji wieder derselbe und würde sie wieder mit seinen Sprüchen in den Wahnsinn treiben. Sie hätte nach Hause gehen sollen, so war er doch wieder der Meinung alles wäre wieder beim Alten - und selbstverständlich würde sie ihn auf den Ball begleiten. Wie sollte sie ihm das klar machen, ohne wieder einen Streit zu provozieren? Schlussendlich kroch doch der Schlaf in ihr müdes Gehirn und zog sie ins angenehme Dunkel. Mit einem Schlag riss sie die Augen wieder auf und schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenem. Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, kehrte auch ihr Herzrhythmus zum Normalzustand zurück. Wieso musste sie so etwas träumen? Verängstigt wanderten ihre Augen in der Dunkelheit des fremden Zimmers umher und jede Sekunde erwartete, dass jemand erschien, um ihr etwas anzutun. Wie sollte sie so wieder einschlafen können? Kurz entschlossen springt sie aus dem Bett, rennt auf die Tür zu und über den Flur hin zu Heijis Zimmer. Ein paar Mal hatte sie hier schon übernachtet, daher kannte sie den Weg. Kaum hörbar klopfte sie gegen seine Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, schlüpfte sie einfach hinein und schloss vorsichtig die Tür. „Heiji?“, flüstert sie leise. Keine Antwort, sein Atem ging weiter gleichmäßig. Vorsichtig rüttelte sie an seiner Schulter, bis er etwas brummte. „Heiji?“ „Was ist?“, er nuschelte wie ein Betrunkener. „Ich kann nicht schlafen. Kann ich hier bleiben?“ „Kazu?“ Er öffnete ein Auge und konnte gerade ihren Umriss erkennen. „Bitte?“ In dieser Situation machte ihr sogar nicht mal mehr ihr Spitzname etwas aus. „Wenn du dann Ruhe gibst.“ Er rutschte ein Stück zur Seite, sodass sie Platz hatte, um sich unter die Decke zu legen. Obwohl nicht viel Raum zwischen ihnen war, ging es ihr schlagartig besser als die Wärme unter der Decke in ihre Haut kroch. Heiji schlief bereits wieder. Im Schlaf legte er einen Arm ihren Körper, doch sie bemerkte nichts mehr davon, denn auch sie schlief schon. Erst am Morgen, als seine Mutter nach ihnen rief, öffnete er langsam beide Augen wollte sich strecken, da bemerkte er, dass er nicht alleine war. Sobald er den Kopf wandte, erkannte er die dunklen Haare, die sich über seinem Brustkorb ausbreiteten. Auch das Gesicht war ihm wohlvertraut. Und auf einen Schlag war er wach und hätte beinahe einen Schlag bekommen. Was tat Kazuha hier? Wie war sie …? Dunkel erinnerte er sich daran wie sie gestern vor seinem Bett gestanden und verzweifelt darum gebeten hatte bei ihm schlafen zu dürfen. O verdammt, was hatte ihn da geritten? Na ja es war immerhin mitten in der Nacht gewesen, da war er nicht fähig gewesen zu denken. Und jetzt? Am besten wäre es sie nicht zu wecken, allerdings musste er aufstehen und dabei würde er sie auf jeden Fall aufwecken. „Heiji, Kazuha! Frühstück ist fertig!“, rief seine Mutter erneut von unten. Die Augenlieder des Mädchens zuckten. Nein, bitte nicht jetzt! Verzweifelt versuchte er sich unter ihr hervorzuschieben, um der Situation zu entgehen. Doch noch immer hielt sie ihn mit einer Hand an seinem Hemd fest, dadurch entkam er ihr nicht mehr rechtzeitig bevor Kazuha die Augen völlig öffnete und auch sie erkannte, wo sie sich befand. Glücklicherweise konnte sie sich zurückhalten und beließ es dabei in stumm zu fragen, was passiert war und warum sie in seinem Bett lag. „Lass mich aufstehen“, forderte er leise, woraufhin sie ihre Hand von seinem Hemd löste. Schnell stand er auf und bedeutete es ihm gleichzutun. „Geh in dein Zimmer.“ Dieser Forderung kam sie unerwartet schnell nach, und sobald sie die Tür geschlossen hatte, fing er an sich anzuziehen. Gerade als er aus der Tür trat, bemerkte er auch dass Kazuha den Kopf aus der Tür steckte. Peinlich berührt sah sie ihn an, als die beiden gemeinsam hinunter in die Küche gingen, und sprachen zunächst kein Wort mehr miteinander. Shizuka wünschte beiden einen guten Morgen, die beiden wünschten ihr ihrerseits einen Guten Morgen und setzten sich an den Tisch einander gegenüber. Heizo gesellte sich zu ihnen und schweigend nahmen sie ihr Frühstück zu sich. „Soll ich Ihnen helfen Shizuka-san?“, fragte Kazuha hilfsbereit als diese Anstalten machte, den Tisch abzuräumen. „Ich danke dir Kazuha-chan.“ Während die Frauen aufräumten, verließen die Männer die Küche, der Sohn brachte seinen Vater noch zur Tür, nachdem dieser sich noch von seiner Frau verabschiedet hatte. „Was hast du im Moment für einen Fall, Oto-san?“, fragte er während dieser sich die Schuhe anzog. „Eine Serie von Einbrüchen, aber da brauchst du wirklich nicht zu helfen, wir haben bereits den Schuldigen.“ „Dann viel Glück, Oto-san.“ Nachdem er verschwunden war, gesellte er sich wieder zu den beiden anderen in die Küche. „Hast du denn gut geschlafen, Kazuha-chan?“, fragte gerade seine Mutter. „Ja, danke. Ich nehme den Schlafanzug mit nach Hause zum Waschen.“ „Nein, das ist nicht nötig. Du kannst ihn ruhig hier lassen.“ Kazuha rollte die Matten zusammen, gab sie Shizuka und diese fügte noch an: „Danke dir Kazuha-chan. Du und Heiji, ihr könnt jetzt nach oben gehen.“ „Ich denke ich werde dann auch bald nach Hause gehen.“ „Nun ja, wenn du dich Zuhause nicht zu einsam fühlst.“ Höflich verbeugte sie sich vor Shizuka und folgte dann Heiji die Treppe hinauf. In seinem Zimmer standen sie sich zunächst ein wenig peinlich berührt gegenüber, bis er sich schließlich räusperte und fragte: „Soll ich dich nach Hause begleiten? Oder möchtest du lieber allein gehen.“ „Es wäre nett wenn du mitkommen würdest.“, antwortete sie den Blick abgewandt der Wand. ~~~~~~~~~~~~ *http://www.cnet.de/digital-lifestyle/dvd/185881/tokyo+eyes.htm PS: Blödes Ende, ich weiß. Kapitel 2: Dilemma ------------------ Wieder breitete sich eine Stille, die beiden unangenehm war, aus. Aber was konnte sie dafür, wenn sie schlecht träumte? „Warum konntest du eigentlich nicht schlafen?“ Musste er dass denn nun fragen? Sie hätte sie es ihm in einigen Tagen, doch von selbst gesagt, aber doch nicht jetzt. „Schlecht geträumt. Aber dass ist ja schließlich kein Wunder, wenn ich ständig von Mördern und Psychopaten umgeben oder?“, gab sie bissig zur Antwort. „Ich habe dich doch nie gebeten bei den Fällen dabei zu sein. Außerdem kann ich nichts dafür“, erwiderte er nicht minder gereizt. Weitere Minuten blieb es still. Nervös kaute die Schwarzhaarige an ihrer Unterlippe, er knetete seine Hände. „Es tut mir leid“, kam es plötzlich von beiden, beinahe gleichzeitig. Überrascht starrten sie einander an und brachen schließlich in lautes Gelächter aus. Tut das gut, dachte sie bei sich, endlich lachten sie Mal wieder miteinander. Während des restlichen Weges lachten sie noch über Mitschüler oder den übertriebenen Liebesschwurs eines Pärchens in einem Café, nebenbei aber auch sich selbst. Beide entspannten sich zusehends. Nur leider konnte das nicht lange anhalten. Kazuha bat ihn mit herein, damit sie noch einen Tee trinken konnte, aber natürlich musste er wieder mit der Frage beginnen, die die beiden in dieses Dilemma beschert hatte. „Würdest du jetzt mit mir zum Ball gehen?“ Schnell nahm sie einen Schluck Tee um, sich Zeit zu verschaffen. „Bitte?“, fügte er noch an. „Ich bin nicht gerne eine Notlösung, wenn man bei den anderen abgeblitzt ist. Schreib dir das hinter die Ohren“, erwiderte sie trotzig. „Das stimmt doch gar nicht. Ich hab das doch nur gesagt, weil ich dich ärgern wollte.“ „Tolle Strategie, Heiji! Glaubst du, so was lässt sich jede gefallen?“ „Du auf jeden Fall nicht mehr. Ich find es einfach nur so toll, wie du dich immer aufregst.“ „Wenn es nur darum geht, dann brauchst du dich überhaupt nicht wundern, wenn ich Nein sage.“ „Ach komm …“ „Wehe du sagst Kazu“, fiel sie ihm ins Wort. „Wenn du das sagen willst, kannst du gleich wieder abhauen.“ „Was muss ich denn tun, damit du mitkommst.“ Aus einer Laune heraus, fauchte sie: „Geh auf die Knie und bitte mich darum.“ Nein, das würde er nie und nimmer tun, da war sie sich sicher. Das verletzte seinen männlichen Stolz. Ein leises Schnauben ausstoßend drehte er sich zunächst zur Seite, da stellte sie beide Tassen in die Spüle. Als sie sich wieder umdrehte, traute sie ihren Augen kaum. Was zur Hölle machte er da? Heiji kniete doch allen erstens auf einem Bein vor ihr und betrachtete sie mit einem Blick, der jedem Hund Konkurrenz machen konnte. „Na-nani?“ Mehr brachte sie in dem Moment nicht zustande, wäre am liebsten noch zurückgewichen hätte sie nicht bereits die Spüle im Rücken. Würdest du mich bitte nächstes Wochenende zum Ball begleiten, Kazuha-chan?“ Seine Mine schien völlig ernst. Blinzelnd versuchte sie noch immer seinen Auftritt zu durchschauen und sagte deshalb nichts. Kazuha-chan? Gute Götter was war denn mit ihm passiert? „Kommst du mit?“, hakte er noch einmal nach. Noch immer stand sie mit weit aufgerissenen Augen vor ihm, brachte allerdings noch ein schwaches Nicken zustande. „Darf ich jetzt wieder aufstehen?“ Seit wann bat er sie um Erlaubnis? Sichtlich erleichtert richtete er sich auf und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen. „Ich denke ich gehe jetzt besser.“ „Warte, ich bring dich noch zur Tür.“ „Nein, brauchst du nicht.“ Obwohl beide wussten, dass es nichts nützte. Diese verfluchte Höflichkeit. Sobald er hinter der Ecke verschwunden war, sackte Kazuha einige Zentimeter in sich zusammen Blöder Heiji, warum hatte er ausgerechnet heute auf mich gehört? Sonst ignorierte er ihre Meinung doch auch völlig. Wirklich großartig, jetzt hatte sie sich reingeritten und würde wohl oder übel mitkommen müssen. Nun stand sie allerdings vor dem bisher größtem Problem: Was sollte sie anziehen? Sie hatte kein Kleid für so etwas. Ein Ball. Super, und was für einer? Heiji hatte natürlich wieder einmal absolut nichts gesagt. Da brauchte sie jetzt einen guten Rat. Von einer Frau. Und das schnell. Natürlich, wen sollte sie auch sonst fragen? „Also, ich würde das Zweite nehmen.“ „Wirklich? Ich tendiere mehr zum Letzten …“ „Nein, glaub ich nicht. Die Farbe passt gar nicht zu dir. Außerdem brauchte man dafür viel Schmuck.“ Einen Seufzer ausstoßend strich sie ein Bild durch. „Stimmt.“ Schnell knüllte die Schwarzhaarige den Zettel zusammen und warf ihn hinter sich, wo bereits einige dieser Art lagen. „Dabei fand ich das Rote auch gut, obwohl ich nicht weiß, ob du so eine Signalfarbe tragen möchtest.“, kam derweil aus dem Lautsprecher des Telefons. „Würd ich schon, allerdings ist die Länge wohl unpassend, wenn man tanzen möchte.“ „Glaubst du, er fragt dich?“ „Das bezweifele ich. Aber wenn nicht ist es auch egal, da kann ich ja auch mit dir oder der Nervensäge tanzen.“ „Ist das denn auch wirklich okay, wenn wir kommen? Immerhin ist es für die Polizisten von Osaka und Paps ist ja nicht einmal Polizist mehr.“ „Ran, wenn du mich noch einmal fragst, dann lade ich dich wieder aus. Ich habe dich eingeladen und damit basta.“ Ihre Debatte dauerte noch einige Stunden bis zeit für das Mittagessen war. Immerhin wollten Conan und ihr Vater auch noch essen. Einkaufen machte nicht halb ob so viel Spaß, wenn man alleine war. Nicht diese Art von Einkaufen, wo man unbedingt Rat von einer Freundin brauchte, ob einem das Kleid, das man anprobiert auch wirklich steht. Zwar hatten sie und Ran das Kleid zusammen ausgesucht, doch als sie sich vor dem Spiegel in der Umkleide drehte, überkamen sie doch Zweifel, ob es wirklich das richtige für sie war. Der Ausschnitt des sonnengelben Chiffonkleides war mit Pailletten begrenzt, ein kleiner Streifen die Perlen und Pailletten zu Blumen aufgenäht. Es war nur unter der Brust etwas gerafft und fiel darunter weiter aus, sodass es mit weichen Wellen den Körper bedeckte. Vorne endete es in der Mitte ein gutes Stück über dem Knie, hinten jedoch unter den Kniekehlen verlief also leicht dreiecksförmig. Im Rücken war ebenfalls ein kleiner dreieckiger Ausschnitt bis zu dem paillettenbestickten Streifen lief. Unsicher drehte sie sich einige Male um abzuschätzen, ob es für so einen Anlass nicht zu kurz geraten war, kam jedoch zu keinem echten Ergebnis, da sie nun wirklich nicht wusste, was für eine Art von Ball gemeint war. Und selbst wenn sie auffiel, konnte sie es immerhin noch damit begründen eine junge Frau zu sein, die auch Mal etwas Gewagtes tragen wollte. Außerdem, so ohne Schmuck passte natürlich nichts zusammen, dazu fehlten die passenden Schuhe und ihre Haare waren heute sowieso als eine einzige Katastrophe. Doch eigentlich gefiel ihr dieses Kleid sehr, es ließ sie anders aussehen als nur ihre langweilige Schulkleidung. Da würde bestimmt auch Heiji große Augen machen, wenn er sich nicht den Kopf über einen Fall zerbrechen musste. Und sie hoffte wirklich inständig, dass an diesem Abend nicht wieder ein Mordfall alles zunichtemachen würde. Freundlich verabschiedete sie sich von der Verkäuferin mit dem Kleid in einer großen Tüte. Am Abend hatte sie wirklich alles zusammen. Die Schuhe, Ohrringe und das Kleid baumelten in einigen Taschen an ihren Handgelenken. Zufrieden mit sich verstaute sie alles gut in ihrem Zimmer und ging hinunter um sich eine Serie im Fernsehen anzusehen. Man könnte fast von einem Fieber sprechen, dass sie infiziert hatte. Die gesamte Woche lang konnte sie sich an nichts konzentrieren, war zerstreut, wenn man sie ansprach, und hatte ihren Appetit eingebüßt. Ihr Vater äußerte mehrmals die Vermutung, dass sie krank sei, was sie jedoch vehement abstritt. Diese Aufregung war lästig, nur leider konnte sie die nicht einfach abschalten. Alle Tage vergingen quälend langsam, der Samstag zog sich dahin wie alter Kaugummi. Verunsichert drehte sie sich immer wieder um die eigene Achse, bis ihr schwindelig wurde, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Noch immer stand sie in dem sonnengelben Kleid, mit dem ihrer Meinung nach zu tief geschnittenen Ausschnitt im Zimmer und betrachtete sich immer wieder von oben bis unten. Zögerlich fingerte sie an ihren Haaren herum, von dem sie extra einige Strähnen auf Lockenwickler aufgedreht hatte. Würde sie die noch länger drin lassen, sähe sie aus wie einer der Herrscher des alten Frankreichs. Keine schöne Vorstellung. Schließlich zupfte sie entschlossen die Plastikrollen aus ihrem dunklen Schopf, wagte nur einen kurzen Blick in den Spiegel, was ihr aber schon zwei Erkenntnisse brachte. Erstens: Locken standen ihr nicht. Zweitens: Das Kleid stand ihr überhaupt nicht. Wie hatte sie es nur kaufen können? Diese Verkäuferin hat wahrscheinlich zu viele Groschenromane gelesen. Das reichte ihr schon, um fast in Tränen auszubrechen. Ihr Vater rief von unten und am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie nicht mitkäme, obwohl sie wusste, dass sie musste. Die beiden waren allein, nachdem sie ihre Mutter sitzen gelassen hatte und so kam sie in Vertretung mit. Doch sie mochte es bei ihm zu sein, nachdem sie ihn schon kaum tagsüber sah. Sie war seine einzige Frau in seinem Leben. Seufzend schlüpfte sie in ihre schwarzen Stilettos, in denen sie in den letzten Tagen lernen gelernt hatte. Jedes Umknicken (und es verdammt viele gewesen) hatte verdammt wehgetan. Dass ihr Vater jedes Mal lachte, wenn er sie sah, half auch nicht besonders. Inzwischen fühlte sie sich einigermaßen sicher in den hohen Schuhen, hoffte aber, dass sie nicht viel tanzen musste, weil ihr nach kurzer Zeit die Füße weh. Nun stöckelte sie konzentriert auf ihre Füße achtend die Treppe hinunter zu ihrem Vater, der keinen Ton von sich gab. Also würde er sie wohl wieder auslachen, dachte sie und stellte sich schon einmal mental darauf ein. Doch stattdessen breitete sich ein trauriges Lächeln auf seinem Gesicht aus und sagte den Satz, den sie schon lange gefürchtet hatte. „Du siehst fast aus wie deine Mutter.“ Wirklich großartig dachte sie bei sich, jetzt ist die Stimmung im Eimer. Er hatte ihr nie gesagt, dass sie ihr ähnlich sah, musste es da gerade heute sein? Das wäre jetzt der richtige Moment für Außerirdische die Welt zu erobern und mit Osaka sollten sie beginnen. „Sie hat auch immer auf ihre Füße gestarrt, damit sie nicht umfällt“, kam es da kichern von ihrem Vater. Beinahe böse schaute sie ihn an. Deswegen auch immer dieses Lachen! Da hatte sie ihm ja ausnahmsweise Mal einen guten Grund dafür geliefert. Gleichzeitig war sie erleichtert, dass er nicht nur Wut und Trauer mit ihrer Mutter verband. Darüber musste sie kurz lächeln. Immer nervöser zupfte sie während der Autofahrt an ihren Locken herum, bis sie ihre Haare kurz entschlossen zu einem Knoten band aus dem sie wieder einige Strähnen herauszog. Ihr Vater schmunzelte über sie, was sie nur umso wütender machte und sie beinahe wieder ihre gesamte „Frisur“ zerstört hätte. Schließlich beschloss sie ihren Vater einfach zu ignorieren und aus dem Fenster zu sehen. Das half ihr allerdings wenig, denn als sie angekommen waren, hatte sie keine Ahnung, wo sie waren, fragte allerdings auch nicht nach. Im Halbdunkel der Straße vermutete, dass dieses Hochhaus im äußeren Bezirk liegen könnte. Im Eingangsbereich begrüßte sie eine Frau schätzungsweise Mitte dreißig mit dem Japaner schwarzem Haar in einem Pferdeschwanz gebunden aber männlichen Hosenanzug. Die beiden wurden freundlich von ihr begrüßt nach ihren Namen und ihren Mänteln gefragt. Nachdem sie ihnen die Marken ausgehändigt hatte, beschrieb sie ihnen den Weg und wünschte ihnen einen angenehmen Abend. Unentschlossen hakte sie sich bei ihrem Vater unter, der beide zu dem entsprechenden Raum führte. Durch eine einfache Tür traten sie ein und das Erste, was ihr auffiel, waren die vielen Menschen die in vorherrschendem Schwarz dicht beieinander standen. Da war sie nun im wahrsten Sinne des Wortes der Kanarienvogel unter den Raben. Großartig. Schon schwand ihr großer Mut, den sie sich die Tage davor immer gemacht hatte. Der Teppich unter ihren Füßen erschien ihr in dem Moment als sehr interessant. „Ah Toyama-san“, wurden jedoch sofort ihre Bemühungen nicht mehr hoch zu gucken zunichtegemacht. Heijis Vater kam auf sie zu und sein neugieriger Sohn folgte ihm auf dem Fuß, wie ein treuer Hund. An diesem Abend trugen beide einen Anzug, obwohl Heiji in diesem Aufzug irgendwie fehl am Platze wirkte. Man merkte ihm sein Unwohlsein auch gleich am Gesicht an. Freundlich neigten die Kollegen und Freunde die Köpfe voreinander und begrüßten sich. Den Blicken Heijis ausweichend wandte sie ihre Aufmerksamkeit den beiden Vätern zu. „Wo ist Ihre Frau, Hattori-san?“, fragte ihr Vater. „Dort hinten vor der Bühne. Sie hat eine alte Bekannte getroffen, die wohl auch das Pech hatte einen Polizisten zu heiraten.“ Die beiden lächelten über diese Bemerkung. „Ich denke ich kenne dieses hübsche Mädchen neben Ihnen Toyama. Dabei habe ich sie im ersten Augenblick gar nicht erkannt.“ Erneutes Lachen. „Hallo Kazuha. Du bist wirklich zu gütig auf die Bitte meines Jungen einzugehen.“ Dass er förmlich sprach, daran hatte sie sich gewöhnt. Dass er jedoch Heiji plötzlich einen heftigen Schubs gab, sodass der förmlich gegen sie flog und sie beinahe den Halt verloren hätte, das war ihr neu. Auch das breite sehr untypische Grinsen, das er mit ihrem Vater austauschte, hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen. Nur Sekunden, nachdem sie es erkannte, riss sie etwas jäh aus ihren Gedanken und ließ ihr schlagartig das Blut in die Wangen schießen. Nach dem Zusammenstoß lag sein Kopf zunächst an ihrem Hals, nahe ihrem Schlüsselbein, bis er sich schnell aus dieser Situation befreite. Schlussendlich begegneten sich ihre Blicke doch und es war ihm anzusehen, dass diese Aktion für ihn genauso peinlich war. Nur dank seiner dunkeln Haut konnte man nicht das Rot seiner Wangen sehen. Ihre Väter unterhielten sich weiter, während ihre Kinder daneben standen, peinlich bemüht den jeweils anderen nicht anzusehen. Erleichterung machte sich breit als beide Shizuka Hattori erkannten, die zu ihnen herüber drängte. Respektvoll verbeugte sich Kazuha vor ihr und als sie aufsah, strahlte ihr ein großes Lächeln entgegen. „Du siehst wirklich großartig aus Kazuha!“ Verlegen erwiderte sie das Kompliment. Shizuka trug einen kunstvollen Kimono und die Haare wie gewöhnlich hochgesteckt. „Da hat Heiji ja ausnahmsweise die richtige Entscheidung getroffen.“ Liebevoll sie stieß sie ihn an und fügte an: „Aber was stehen wir hier noch rum. Kommt mit ich will euch ein paar Bekannten vorstellen.“ Ohne ihre Reaktion abzuwarten, entfernte sie sich schon, die Jugendlichen standen jedoch unschlüssig dar. Mit einem kurzen Räuspern winkelte er den Arm etwas ab, offensichtlich eine Einladung sich bei ihm unterzuhaken. Unsicher folgte sie dieser Geste und lächelte vor sich hin, während beide seiner Mutter durch die Menge folgten. Dass ihr eindeutig mehr Aufmerksamkeit als sonst zukam, war unverkennbar. Einige der Männer betrachteten sie wohlwollend, wie ihr Vater, der stolz auf sie zu sein schien. Aber von einigen bekam sie eindeutig anzügliche Blicke zugeworfen, sowohl von Männern eines älteren Kreises als auch den jüngeren, von Männern, die offensichtlich in Begleitung waren, aber auch von solchen, die allein gekommen waren, was schmeichelhaft, aber auch ein wenig abstoßend war. Am Anfang blieb Heiji noch dicht neben ihr, berührte sie nicht, aber auch ohne konnte man erkennen, dass sie seine Begleitung war. Doch schon nach etwa einer Viertelstunde war er plötzlich verschwunden und Kazuha fand sich allein zwischen den unbekannten Menschen wieder. Ihre Väter hatten sich bereits nach einigen Minuten von ihnen getrennt, als sie Bekannte erkannt hatten. Nun drehte sich die Dunkelhaarige im Kreis bis sie aus versehen gegen jemanden stieß. „Na, junge Dame so ganz allein?“ Die Stimme allein jagte ihr schon einen Schauer über den Rücken. Und das nicht, weil sie ihr gefiel. Unsicher hob sie den Kopf. „Nein, meine Begleitung holt uns nur gerade etwas zu trinken.“ Sein Lächeln war ebenso schmierig, wie sie es sich vorgestellt hatte. Wie konnte so jemand bei der Polizei arbeiten? Sie hoffte inständig, dass er nur eine Begleitung war. „Nun ja, was wollen wir denn so lang tun, bis er wiederkommt?“ „Ah, Kazuha-chan?“ Danke, ihr Götter! Lächelnd wandte sie sich dem zu, der sie gerufen hatte. Doch natürlich war er es nicht. Wahrscheinlich war er wieder auf der Suche nach diesem Kudo, so wie sie ihn kannte. Mit ihrem Vater traten sie an die Seite des Raumes, wo große Tische mit Getränken und kleinen Snacks standen. „Dieser Mann ist ein schmieriger Typ, von dem solltest du dich liebe fernhalten, Kazuha-chan.“ „Das ist mir schon aufgefallen. Das war super Timing gerade eben, danke.“ „Nichts zu danken. Wo ist denn Heiji, der Bengel schon wieder?“ „Er ist einfach verschwunden, deswegen bin ich ja erst an diesen Kerl geraten.“ „Dieser Bengel. Da werd ich wohl ein wenig auf dich aufpassen müssen.“ „Danke dir, Oto-san.“ Als er ihr seinen Arm anbot, hakte sie sich schmunzelnd bei ihm unter. Ihr Vater stellte sie noch einigen Kollegen vor, denen allen die reizende Tochter gefiel. Während der ganzen Zeit spielte sie ihre Rolle, sehr gut, wie sie meinte, wartete jedoch noch darauf, dass Heiji wieder auftauchte. Ständig suchten ihre Augen nach ihm. Schließlich konnte er ja nicht vom Erdboden verschluckt worden sein. Schon nach einer halben Stunde jedoch hatte sie genug davon, immer zu lächeln und entschuldigte, weil sie auf die Toilette wollte. Jedoch zwängte sie sich lediglich durch die anderen Gäste in die Nähe der Bühne, wo ein kleines Orchester leise klassische Stücke spielte. Nicht ihr Geschmack, für den Moment allerdings genügte es. Die leisen Klänge beruhigten sie sogar etwas, während sie noch immer nach Heiji Ausschau hielt. „Die klassische Musik ist wirklich beruhigend, nicht wahr junge Dame?“, wollte da eine freundliche Stimme hinter ihr. Da sie sich noch darauf konzentriert hatte, Heiji zu suchen, murmelte sie lediglich ein: „Hm-hm.“ „Sind Sie nicht etwas zu jung um Polizistin zu sein?“ Nach der Frage wandte sie sich eine giftige Bemerkung auf der Zunge, dem Mann zu, der sie lächelnd betrachtete. Ihre Augen und ihr Mund weiteten sich, als sie bemerkte die Attraktivität ihres Gegenübers. Nicht zu muskulös, nur etwa einen halben Kopf größer als sie, mit einem markanten Gesicht und strahlenden blauen Augen dazu kurze dunkelbraune Haare. „N-nein, da haben Sie recht. Mein Vater ist Hauptkommissar, ich begleite ihn nur heute Abend“, berichtete sie. „Ah, ich habe vergessen mich vorzustellen. Ich heiße Kazuha Toyama. Freut mich Sie kennen zu lernen.“ Mit einer Verbeugung erwiderte er: „Mein Name ist Naohiro Kazuzawa. Meine Schwester hat mich eingeladen sie zu begleiten.“ „Ist sie nicht verheiratet?“, fragte sie vorsichtig nach. „Nein, ihrer Meinung nach sind alle Männer viel zu weich geworden. Keiner hat ihr bisher genügt.“ „Hey Nao, willst du mich nicht dem hübschen Mädchen vorstellen?“ Überrascht drehten sich die beiden der Frau zu, die offensichtlich die eben genannte Schwester des Mannes war. Schulterlange schwarze Haare umrahmten ein kluges Gesicht, ein schlichtes schwarzes Cocktailkleid auf der sonnengebräunten Haut. Das Auftreten der Frau war selbstsicher und Kazuha konnte sich vorstellen, dass einige Männer ihre Art abschrecken konnte. Und so jemand wie sie stellte bestimmt große Erwartungen an einen Mann. So konnte man ihr jemand nicht so leicht das Wasser reichen. „Ah Miu, da bist du ja. Das ist Toyama Kazuha-san. Ihr Vater ist Hauptkommissar, vielleicht kennst du ihn ja. Das ist meine Schwester Miu.“ „Freut mich sie kennen zu lernen.“, begrüßte Kazuha die Ältere. „Ganz meinerseits. Aber Nao, ist sie nicht ein wenig zu jung für dich?“ „Ganz genau.“ Plötzlich legte ihr jemand einen Arm um die Schultern und drückte sie leicht an sich. Aus dem Augenwinkel erkannte sie die dunkle Hand auf Anhieb. „Es wäre besser für Sie, wenn Sie die Finger von meiner Freundin lassen.“ An sie gewandt, fügte er entschuldigend hinzu: „Es tut mir Leid, dass ich dich so lange allein gelassen habe, Schatz. “ Hätte sie vorher gedacht, sie hätte überrascht gewirkt, so würde sie jetzt wahrscheinlich aussehen, als ob jemand ihr das Angebot unterbreitet bei einem Erotikfilm mitzuwirken. Perplex brachte sie kein Wort heraus, zornig ballte sie beide Fäuste. Bestimmend zog Heiji sie mit sich an den Rand des Raumes. Außer Hörweite ihrer neuen Bekannten brach schließlich der Damm der sie zurückgehalten hatte. „Sag Mal spinnst du? Was erlaubst du dir denn?“ „Ach hör auf. Der Kerl war doch viel zu alt für dich.“ „Woher willst du das wissen? Erstens ist das nicht dein Problem und außerdem wie kannst du ihm gegenüber nur so unfreundlich sein und mich als deine Freundin ausgeben?“ „Sonst hätte der doch keine Ruhe gegeben. Und jetzt sei dich nicht so undankbar.“ „Ich kann auf mich selbst aufpassen vielen Dank“, giftete sie zurück. Ein Kichern hinter ihnen ließ die beiden herum fahren. „Ihr beiden seid wirklich wie ein altes Ehepaar.“ „Ran!“ Schlagartig breitete sich ein Lächeln aus Kazuhas Gesicht aus und mit ausgebreiteten Armen stürzte sie auf ihre Freundin zu. Während der stürmischen Umarmung lachten beide laut und freuten sich endlich einmal wieder zu treffen. Conan und Heiji verdrehten gleichzeitig die Augen über dieses Schauspiel, bevor sie sich selbst begrüßten. „Hey Kudo, musstest du auch mitkommen?“ „Könntest du aufhören mich in aller Öffentlichkeit mit meinem Namen anzusprechen Hattori?“ „Das hat sie jetzt nun wirklich nicht gehört. Die beiden tun so, als ob sie sich Jahre nicht gesehen hätten.“, meinte er grinsend und deutete auf die beiden Freudinnen, die sich nun gegenseitig bestätigten, wie gut ihnen ihre Kleider standen. Dieses ganze Getue ging den beiden gehörig auf die Nerven. „Also Hattori, was gibt es für einen Fall, bei dem ich dir helfen soll?“ Abwehrend hob er beide Hände. „Was soll denn das? Kazuha hat euch doch eingeladen. Ich hatte damit gar nichts zu tun. Ehrlich.“ Skeptisch betrachtete der kleine Junge den gebräunten Teenager, doch dies Mal schien er seine Aussage ernst zu meinen. Während die beiden noch über einen Fall fachsimpelten, wollte Ran inzwischen erfahren was Heiji zu Kazuhas Kleid gesagt hatte. Bei dieser Frage verdunkelte sich die Mine der 17-jährigen. „Dieser Trampel hat überhaupt nichts gesagt. Wirklich nichts. Er hat ja nicht einmal gemeckert. Ich verstehe ihn langsam nicht mehr.“ „Ich verstehe nicht, wie er so blind sein kann. Wo hat er denn seine Augen?“ „Seine Augen sind bloß gut genug um irgendwelche kleine Hinweise bei Mordfällen zu suchen. Für Klamotten hat der nichts übrig.“ Mit einem Schnauben fügte sie noch hinzu: „Hätte seine Mutter ihm die Sachen nicht gekauft, wäre er mit Baseballkappe und Trainingsjacke erschienen.“ „Das tut mir wirklich leid, Kazu.“ „Ach was solls. Ich habe jemanden kennengelernt und der ist auf jeden Fall um einiges freundlicher als unser Heiji.“ „Ach wirklich, wer denn?“ „Von hier kann ich ihn nicht sehen, da müssen wir näher ran.“ „Kazuzawa-san?“, fragte sie zögerlich, als sie hinter ihm standen und er sich zu ihnen umdrehte. „Ich wollte Ihnen meine Freundin vorstellen.“ „Freut mich Sie kennen zu lernen. Ich bin Ran Mouri.“ „Die Tochter von Kogoro Mouri? Wieso sind Sie in Osaka, wenn ich fragen darf?“ „Ich habe sie eingeladen, da ich wusste dass meine Begleitung sich wieder einmal rar machen würde.“ „Ihr Freund? Dabei schien er vorhin mehr als verstimmt, dass Sie mit mir redeten.“ Er unterbrach sich selbst mit einem leisen Lachen. „Es freut mich wirklich Sie kennen zu lernen, Mouri-san.“ „Ah Kazuha-chan, mein Vater will wieder anfangen zu trinken. Da muss ich schnell hin.“ „Okay.“ Keine 5 Sekunden später war sie verschwunden und sie fand sich in einer ähnlichen Situation wie mit Heiji vor einigen Tagen wieder. Doch Naohiro schien das nicht so zu sehen und streckte ihr fordernd die Hand entgegen, was aber zunächst Verwirrung bei ihr auslöste. „Würden Sie mit mir tanzen, Toyama-san?“ Mit einem zögerlichen Nicken ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen. In dem Moment war ihr noch nicht wirklich bewusst was sie tat und achtete nicht auf ihre Füße, bis sie schließlich auf dem Parkett standen und ihr schließlich die Panik ins Gesicht geschrieben stand. „Ganz ruhig. Das ist ein langsamer Tanz.“, versuchte er sie zu beruhigen, als er ihre Angst erkannte. Nur allmählich ließ das Adrenalin nach und ihr Herz pumpte nicht mehr ganz so stark, sodass sie sich auf ihre Füße konzentrieren konnte. Als ihr die Schritte langsam vertraut wurden, wandte sie ihre Aufmerksamkeit auch ihrem Partner zu, der bisher freiwillig geschwiegen hatte. Ihr Lächeln wurde noch größer, als sie spürte, wie sie plötzlich abrupt von ihm und der Tanzfläche weggezerrt wurde. Dieses Mal machte sie sich jedoch nicht die Mühe ihren Ärger zu verheimlich, sondern fuhr ihn mit lauter Stimme an. „Was ist eigentlich dein Problem? Gönnst du mir das eigentlich nicht oder warum machst du hier so einen Aufstand, Heiji?“ Am liebsten hätte sie ihm noch eine Ohrfeige verpasst, da wandte er seine Aufmerksamkeit schon einem andern zu. Sein Vater erhielt gerade eine Nachricht, die anscheinend sehr schockierend war. Heizo und der andere Polizist oder Angestellte eilten zum Ausgang und keine zwei Sekunden später folgte ihnen auch schon der Schülerdetektiv. Aus reinem Instinkt lief auch Kazuha ihnen nach, immer noch wütend auf ihren Kumpel. Schmerzhaft prallte sie gegen ihn, als er überraschend stehen blieb. Am liebsten hätte sie laut geflucht, doch der Anblick der sich ihr bot ließ ihr alles stecken blieb. Die schwarzen Haare und das farblich angepasste Kleid ließ in ihr nur ein Schluss zu. „Miu…?“ Kapitel 3: Are you serious? --------------------------- „Ihr Name ist Miu Kazuzawa, 27 Jahre alt, Polizistin bei einer hiesigen Dienststelle.“ „Der Schuss wurde aus der Nähe heraus abgegeben, er ist zwischen den Augen eingetreten und in noch in der Wand zu erkennen.“ Kazuha ließ es an sich vorbeiziehen. Ran stand an ihrer Seite und beide betrachteten das Treiben der beiden Nachwuchsdetektive, die trotz der Zusammenstauchung des Kommisars weiterhin überall ihre Nase reinstecken mussten. Nur war es jedem klar, dass es nichts nutzte, ihnen das zu verbieten. Die junge Osakerin seufzte. „Warum muss jedes Mal irgendwas passieren, wenn es doch mal ein netter Abend werden soll?“, fragte sie die neben ihr stehende Freundin. „Das passiert mir auch immer Kazuha.“ Tröstend legte Ran ihr den Arm um die Schulter. Beide machten kehrt und beobachteten die Polizisten dabei, wie sie die Anwesenden vernahmen, um weitere eventuelle Verdächtige auszumachen. Es konnte aufregend werden wenn Heiji und Conan wieder einmal einen Fall aufklären wollten, jedoch nur für die beiden und die beiden Freundinnen mussten mal wieder sehen was sie taten, um sich abzulenken. Meistens steuerten sie wenig zu der Klärung des Falles bei und das war dann auch unabsichtlich. „Inwiefern seit ihr euch eigentlich, seitdem letzten, Mal als wir hier waren, näher gekommen?“ Zwar versuchte sie diese Frage nebenbei zu stellen, nur war es beiden klar, dass es sie wirklich brennend interessierte. Im ersten Moment wollte sie impulsiv gegen Rans versteckte Behauptung protestieren, doch es würde keinen Sinn machen, es war einfach zu offensichtlich, dass die Schülerin etwas für ihren besten Freund empfand. „Nicht viel. Eigentlich hat sich nichts geändert.“ Der Ausdruck auf ihrem Gesicht sprach Bände. „Ich hab keine Ahnung, wo ich bei ihm stehe. Manchmal macht er solche Sachen, da denke ich er weiß es aber dann ... Dann lacht er wieder darüber.“ „Bei Shinichi denke ich das auch manchmal. Wenn er mal da ist.“ Kazuha betrachtete die Schwarzhaarige. Ihre Freundin war schlimmer dran als sie, wurde ihr bewusst. Die Osakerin hatte ihre Liebe wenigstens immer um sich, wobei sich die Kampfsportlerin immer im Unbewussten wähnen musste. „Es tut mir so leid, Ran, du weißt ja nicht mal, was er macht. Warum jammer ich hier eigentlich rum?“ „Wir haben beide dasselbe Problem. Aber du gibst es ja jetzt endlich zu.“ „Hilft mir das denn so unbedingt? Er hat doch keine Ahnung und benimmt sich immer wie ein Kleinkind, wenn es um Gefühle geht.“ Verzweifelt rang sie die Hände. „Es hört sich immer so einfach an, wenn die anderen sagen, dass man den ersten Schritt machen soll, aber wenn man dann so weit ist, kriegt man kein Wort mehr raus!" „Anô Ran, ich hatte ihn mehr so aus Wut gesagt, wenn ich mit ihm mitkommen sollte, sollte er auf die Knie gehen und darum bitten. Und … das hat er gemacht. Du hättest ihn dabei sehen sollen! Er sah so ernst aus, ich dachte … “ „Das sah bestimmt aus!“ Sie unterbrach sie mit einem Lachen. „Dann wäre es aber eine gute Gelegenheit gewesen.“ Ein undefinierbarer Ausdruck erschien auf dem Gesicht der Angesprochenen. „Wenn ich ja sage, dann tue ich es nachher sowieso nicht. Wahrscheinlich würde ich es nur tun, wenn ich mich verplappern würde.“ Es wird nur nie dazu kommen, dachte sie bedauernd. „Ach Kazu, nur Mut, wenn ihr heute Abend nach Hause fahrt, kannst du ihn doch einfach zur Seite ziehen und ihm es sagen. Es wird schon klappen.“ Ermutigend legte sie ihr den Arm um die Schultern. Der zweifelnde Anblick wich keine Sekunde von dem Gesicht der 17-jährigen. „Ich war völlig verwirrt.“ „Kann ich mir vorstellen“, erwiderte Ran lächelnd. „Das sah bestimmt sehr ulkig aus.“ „Hmhm.“ Noch immer ruhte ihr Blick auf ihrem Freund. „Wann willst du es ihm sagen? Wenn du das heute Abend nicht mehr machst, kriegst du doch nur wieder das große Flattern.“, Die Blicke der beiden schweiften zu den beiden in eine Diskussion vertieften Detektive, die nichts anderes mehr um sich herum wahrzunehmen schienen. Im Duett seufzten die beiden Jugendliche auf. Diese Männer! „Ich kapier es einfach nicht!“ Der Junge zog ungläubig die Schultern hoch. „Kudo, es gibt nur nicht die durchtriebenen Mörder, die alles bis ins kleinste Detail durchplanen. Manche Menschen handeln eben im Affekt.“ Der Detektiv des Westens liebte es, seinen Freund zu belehren. „Das würde es aber einfacher machen, es zu verstehen! Man kann doch nicht so blöd sein die Waffe immer noch bei sich zu behalten!“ „Vor der Leibesvisitation hat er sie verschwinden lassen. Ich wüsste nur gerne wo.“ „Im Spülkasten der Toilette, in einer Topfpflanze oder in einem Mantel an der Garderobe. So einfach wäre das.“ „Trotzdem hätte man die Waffe zufällig finden können“, widersprach ihm Heiji. „Eher unwahrscheinlich bis auf die Alternative mit dem Mantel.“ „Was sollen wir jetzt machen? Ohne die Pistole wird uns wohl niemand glauben.“ „Und ein zweites Mal werden wir sie wohl kaum durchsuchen lassen können.“ Dumpf klang das Geräusch, das von Conan ausging, als er sich auf den Boden plumpsen ließ. „Ich seh mich weiter um, zerbrech dir nur nicht deinen kleinen Kopf, ich werd es noch finden.“ Der kleine Brillenträger widersprach nicht, er war schon in seinen Gedanken verloren, auf der Suche nach einer Lösung. Auf Heijis Weg passierte er den Tisch der Mädchen, bemerkt auch nicht den mitgenommenen Audruck auf dem Gesicht seiner Freundin. „Es hat keinen Zweck zu leugnen Tarô-san.“ Alle Blicke wandten sich dem stämmigen Polizisten um, der ohne Regung diese Aussage aufnahm. „Die Tatwaffe? Wo ist die, du Naseweis?“ „Die haben Sie sich inzwischen wiedergeholt, vor der Leibesvisitation haben Sie sie im Spülkasten der Toilette versteckt.“ „Wie willst du mir das eigentlich nachweisen? Hast du überhaupt irgendein Beweis? Du weißt doch genau das ohne Beweise keine Anklage zustande kommen kann.“ „Indizien reichen durchaus. Aber ich brauche Ihnen doch nicht die Gesetze zu erklären. Legen Sie einfach ein Geständnis ab.“ „Indizien hast du auch keine, nur die Vermutung, weil sie mich verlassen hat. Aber nicht jeder bringt seine Exfreundin gleich um.“ „Anô Tarô-nîî-san, warum glänzt ihre Hand so?“ Der kleine Junge mit der Brille untersuchte interessiert die rechte Hand des Beschuldigten. „Was denn? Warum haben Sie denn Handschuhe an?“ Glucksend brachte der Kendoschüler raus: „Ich habe noch nie einen Mörder erlebt der vergessen hat die Handschuhe auszuziehen.“ Regungslos starrte der Beschuldigte den jungen Detektiv an. Bevor irgendjemand reagieren konnte, stürzte der Mann vor, riss Kazuha an sich, drückte ihr die Waffe unters Kinn zielgerecht an ihre Hauptschlagader. Schlagartig ging ihr Atem heftig und flach, ihre Augen waren weit aufgerissen. „Kazuha!“, riefen ihr Vater und ihre Freunde zeitgleich. „Deine Freundin ist tot, wenn irgendwer eine Dummheit macht.“ Schlagartig waren alle wie eingefroren, die beiden Hobbydektive indess warfen sich Blicke zu, bekannte Polizisten versuchten ihren Kollegen zu beruhigen. Als Antwort rammte er den Lauf der Wasffe weiter in den Hals, dass sie kurz aufwimmerte. Der Polizistensohn fixierte ihr Gesicht um sie zu beruhigen. „Sie wissen genau, dass sie aus dieser Sache nicht herauskommen. Lassen Sie sie los. Sonst kommen sie nie mehr aus dem Gefängnis heraus.“ „Das kann dir doch egal sein. Wenn ich aber deine kleine Freundin noch ins Jenseits schicke, hast du auch noch was davon.“ Der Angesprochene wollte zu einer Antwort ansetzen, als der Mörder von den Beinen gehoben wurde, auf dem Boden landete und von Kazuhas Vater bewegungsunfähig gemacht wurde. Der erfahrene Polizist hatte den Fehler gemacht die Waffe von ihrem Hals zu nehmen und sie hatte die Chance genutzt ihn durch ihr Aikido zu überwältigen. Stolz betrachtete der Schüler seine Freundin, die nun von Ran in den Arm genommen wurde, und übersah dabei ihre zitternden Hände, die sie zu Fäusten gekrampft hatte. Obwohl Kazuha immer wieder bestätigte, dass es ihr gut ginge, wollte die befreundete tokioter Familie in ein Hotel übernachten, um dem Mädchen nicht weiter auf die Nerven zu fallen. Seufzend verabschiedeten sich die Freundinnnen vor dem Hotel, Heiji begleitete sie nach Hause. Die Väter mussten ins Präsidium fahren, um den Verbrecher zu verhören. „Ich hatte schon alles vorbereitet, warum müssen sie denn jetzt ins Hotel ziehen?“, klagte die Siebzehnjährige. Es folgte jedoch keine Reaktion. Kurz entschlossen gab sie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Was soll das?“, blaffte er sie an. „Ahô, warum hörst du mir nie zu?“, wollte die beleidigte Schülerin von ihrem Freund wissen. „Sags doch einfach noch mal, Ahôô! Mach bloß nicht wieder auf eingeschnappt. Ich habe schließlich nicht die ganze Nacht Zeit.“ „Für deine Fälle hast du auch alle Zeit der Welt!“, warf sie beleidigt zurück. „Fühlst du dich vernachlässigt?“, fragte er belustigt. Bevor sie sich zurückhalten konnte, antwortete sie: „Ja.“ Einige Wimpernschläge musste er das verdauen, bevor er zurückwarf: „Ich hab dich nie darum gebeten stundenlang auf mich zu warten, Ahô!“ „Das will ich ja auch nicht, aber ich kann einfach nicht anders.“ Jetzt plapperte sie schon wieder drauf los. „Ahô!“, kam prompt sein Kommentar. „Warum bist du nur so unsensibel?“ Auf der Stelle machte sie kehrt und stampfte davon. „Oî, wo willst du hin?“ „Nach Hause!“ „Warte, ich komme mit.“ „Gegen Mörder und Perverse kann ich mich schon selber wehren“, schoss sie zurück ohne den Kopf ihm zuzudrehen. Rasch schloss er zu ihr auf. Versöhnlich legte er ihr den Arm um die Schultern. „Wir haben den selben Weg.“ Stur starrte sie gerade aus und fauchte: „Ist ja gut, ich habs kapiert.“ Entschlossen schüttele sie seinen Arm ab. „Wie bist du eigentlich auf ihren Exfreund gekommen? Immerhin hat niemand gesagt, dass die beiden jemals zusammen waren.“ „Man konnte es aber sehen. Der Kerl hat immer zu ihr rübergestarrt das konnte mann sehen. Außerdem hat ein Kollege ihn verraten, als ich ihn in die Mangel genommen hab.“ „Quatsch. Du hast einfach mal auf gut Glück geraten, dass es ihr Exfreund ist. Du hattest doch eigentlich keine Ahnung.“ Protestierend öffnete er den Mund. Aber sie hatte recht. „Gut der Kleine hat es rausgefunden.“ „Wie kann der als kleines Kind einen Erwachsenen so dermaßen einschüchtern, dass der das erzählt?“ „Ach der war schon etwas angeheitert und da hat er so kleine unschuldige Fragen gestellt, dass der gar nicht anders konnte, als alles auszuplaudern.“ Hatte er ihm so erzählt. Heiji konnte sich seinen Teil dazu denken. Plötzlich war sie nicht mehr neben ihm. Irritiert drehte er sich um. Sein Freundin rutschte gerade an einer Wand runter mit dem Ergebnis, dass sie auf dem kalten Kopfsteinpflaster saß. „Oî Kazuha, was ist los?“, fragte er, als er sich vor sie gehockt hatte. Ruckartig hob sie den Kopf. „Ich bin müde. Ist doch wohl nicht unverständlich oder?“ „Eben warst du noch voller Energie.“ „Das kam noch vom Schock, aber der hört auch irgendwann auf.“ Schnell stand er wieder auf und hielt ihr eine Hand hin. „Komm, jetzt ist es auch nicht mehr so weit bis nach Hause.“ „Ich kann aber nicht mehr!“, beharrte die Schülerin. Er machte Anstalten zu gehen überlegte es sich aber doch noch anders. „Komm ich trag dich.“ Perplex riss sie die Augen auf. „Los, sonst überleg ich mir das noch mal.“, drängelte er. Langsam aber sicher wurde es kalt. Und ihr Kleid sah nicht besonders wärmend aus. „Arigatou, Heiji.“ „Schon gut.“ Beinahe hätte Kazuha gekichert. Sie mussten schon ein komisches Bild abgeben, wie er in seinem Anzug ein in einem kanariengelben Kleid Mädchen nach Hause trug. Wahrscheinlich würden sie denken, dass sie getrunken hatte. Glücklicherweise war es wirklich nicht mehr weit, wie er es gesagt hatte. Dabei hatte sie sich gerade so an seine Wärme gewöhnt … Ein Jammer. Über die Schulter reichte sie ihm den Haustürschlüssel, und während er sie mit einer Hand auf seinem Rücken hielt, schaffte er es auch die Tür zu öffnen und hinein zu gehen. Sogar die Treppe brachte er sie rauf bis vor ihre Zimmertür. „Kazuha!“ Er wackelte er hin und her. „Bist du eingeschlafen?“ Keine Antwort. Seufzend öffnete er ihre Zimmertür, knipste das Licht an und trug sie zum Bett, wohl darauf bedacht nicht auf ihre Utensilien zu treten, die sie überall auf dem Boden verteilt hatte. Als Nächstes musste er ihre Arme von seinem Hals lösen, dabei wachte sie auf. „Ah, wir sind schon da.“ Von seinem Rücken ließ sie sich auf die Matratze plumpsen und streckte sofort ihre Beine aus. Seufzend breitete er die Decke über ihrem Körper aus. „Schlaf gut Kazuha.“ Sie murmelte etwas. Er neigte sich näher zu ihr, um besser zu verstehen. „Ich liebe dich Heiji.“ Eine Bratpfanne wäre nichts gegen den Schlag, den er gerade spürte. „...! Was hast du gesagt?“ Zu spät. „Kazu?!“ Sie schläft. Es war nichts Ungewöhnliches, dass er sich am Wochenende nicht meldete, nur hatte sie den ganzen Sonntag das Gefühl er tat es, weil er wieder sauer auf sie war. Dabei wusste sie keinen Grund weshalb! Das sie einander angifteten war nichts Ungewöhnliches, immerhin hatte er sie danach auch noch nach Hause getragen! Warum also sollte er wütend auf sie sein? Am Montagmorgen saß sie unruhig auf dem Stuhl und tippelte mit dem Fuß auf dem Boden. Er war wieder zu spät! Ihr Vater war schon längst losgefahren, jetzt wartete sie wieder einmal auf den Idioten, der heute Mal wieder verschlafen hatte. Mit dem Klingeln raste sie zur Haustür und riss sie auf. Ihre Kumpel sprintete den kurzen Weg zurück zum Bürgersteig, ohne sie wenigstens zu begrüßen. Wütend schrie sie: „Oî Heiji, was soll das?“ „Mach schon“, war seine ganze Antwort. „Warum rennst du so?“ „Wir kommen zu spät.“ Warum war der Kerl heute wieder so einsilbig? „Es ist doch deine Schuld! Immerhin bist du zu spät aufgestanden!“, warf sie ihm vor. „Lauf schneller.“ „Hab ich dir irgendetwas getan?“ Darauf erwiderte er nicht einmal etwas. Die Wut der Schülerin steigerte sich. „Heiji!“, brüllte sie. „Mach schon du lahme Ente!“, brüllte er nicht minder ungehalten zurück. „Heiji! Red mit mir!“ Aus Protest war sie stehen geblieben. Er stoppte ebenfalls und drehte sich zu ihr um. „Worüber denn? Dass mir meine beste Freundin gesagt hat, dass sie mich liebt?“, schleuderte er ihr ins Gesicht. Wenn man genau hingehört hätte, dann hätte man ihr Herz stoppen hören können. Dcoh kurz darauf raste es mit neuer Stärke los. „N-na-nani? Ich habe nie ... Wann soll ich das gesagt haben?“, stotterte sie. „Als ich dich Samstag nach Hause gebracht habe, hast du das noch gemurmelt, bevor du eingeschlafen bist“, berichtete er. Mitlerweile kam ihr die Waffe unterm Kinn als bessere Alternative gegenüber dieser Situation vor. Es hatte ihr definitiv die Sprache verlagen, vor zwei Tagen wusste sie wenigstens noch, was sie machen musste. In die Stille hinein räusperte sich ihr Gegenüber kurz „Meintest du das ... wusstest du überhaupt, was du da gesagt hast?“ „Nein ... Ich war ja mehr weggetreten als wach“, brachte sie nur mühsam heraus. Das war ja so ungefähr die Wahrheit. Eigentlich konnte sie sich nicht daran erinnern so etwas gesagt zu haben, sie musste schon geschlafen haben, aber warum zum Teufel sagte sie so etwas, wenn sie schlief? „Wahrscheinlich dachtest du, du wärst meine Mutter und müsstest mir das zum Einschalfen noch sagen.“ Noch in Überlegungen gefangen, verpasste sie seine Antwort. „Oder?“, hakte er nach. Mutig sein Kazuha. So weit kommst du nie wieder. „Wäre die Vorstellung denn so schlimm?“ „Welche?“ „Das ich dich ... Dass wir ...“, stotterte sie. „Was Kazuha?“ Nur wenig Luft gelangte in ihre Lungen, doch es reichte, dass sie den Satz formulieren konnte. „Dass ich dich liebe?“ Dieses Mal war es an ihm zu stottern. „D-du...?“ Mit gesengtem Kopf nickte sie. „Nn.“ Der Berufsverkehr schluckte die Sprachlosigkeit. Doch für die Siebzehnährige die auf eine Antwort wartete, waren diese guten zehn Sekunden die Hölle. Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung. „Es tut mir leid. Vergiss es einfach.“ „Kazuha! Du meinst das ernst?“ Großartig, jetzt macht er sich auch noch über mich lustig. „Du hast das falsch verstanden.“ Sein Gegenüber schoss ihn einen gequälten Blick zu. „Ich mag dich doch auch.“ „Aber nur als Freundin.“ „Nein Kazuha, nicht nur als Freundin. Ich … mag dich wirklich gern“, bekannte er. Verärgert zog sie die Augenbrauen zusammen. „Warum kannst du es dann nicht sagen?“ „Ich bin schlecht in den Sachen, das weißt du doch!“, verteidigte er sich. „Du könntest es aber sagen, wenn du wirklich dasselbe fühlst wie ich“, beharrte die Braunhaarige. „Ich habe nie mit irgendjemand darüber gesprochen. Verstehst du, ich kann das einfach nicht.“ Einige Sekunden ließ sie sich Zeit mit der Antwort. „... okay, dann solls vielleicht einfach nicht sein.“ „Kazuha.“ Er hielt ihren Arm fest, um sie am Weitergehen zu hindern. Nur widerwillig drehte sie sich zu ihm um. „Du musst es mir glauben.“ Sanft hob er ihr Kinn an, um ihre Reaktion an ihrem Gesicht abzulesen. „Einmal im Leben mache ich keinen Spaß. Glaub es mir doch.“ Es ließ etwas in ihr klicken. Einer spontanen Eingebung folgend, stellte sie sich auf die Fußballen und küsste ihn. Um sie davon abzuhalten sich zu schnell zurückzuziehen, legte er beide Hände auf ihre Wangen und erwiderte den Kuss. Ein Taubheitsgefühl breitete sich in ihren Beinen ihre Wirbelsäule hinauf aus. „Reicht das als Beweis?“ „Ich denke schon.“ Widerstrebend stellte sie sich wieder auf die Füße. Obwohl er sie losgelassen hatte, hielten sie ihre eigenen Beine. Besitzergreifend legte er ihr einen Arm um die Schultern und zog sie dann an sich. Zögerlich legte sie einen Arm um seine Taille und lehnte ihren Kopf an. Er küsste sie aufs Haar. Ein Lächeln breitete sich über ihr gesamtes Gesicht aus. Kapitel 4: Hormones ------------------- Gemeinsam durften die beiden draußen vor der Tür warten, weil sie trotzdem noch zu spät kamen. Als sie sicher sein konnten, dass ihr Lehrer nicht kam um zu kontrollieren, setzten sie sich nebeneinander auf den Fußboden und unterhielten sich leise. Auch Tarô-san kam zur Sprache und sie lachten. „Aber ich hatte Angst, als er mir die Waffe an den Kopf gehalten hat.“, erinnerte sie sich. Warme Finger schlangen sich um ihre und dankbar lächelte sie ihn an. „Immerhin hast du ihn auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht.“, schmunzelte er. „Tja, ich bin eben nicht ganz so hilflos.“, ereiferte sie sich. „Hat das irgendjemand behauptet?“ „Nein, aber oft genug gezeigt.“ Wie im Schwur hob er die Hände. „So etwas werde ich nie wieder tun.“ Und wie du das tun wirst. Dieses Mal suchten ihre Finger nach seinen und mit einem Blick gab sie ihm zu verstehen, dass sie ihm nicht glaubte. „Obwohl du es wohl nötig haben könntest wenn ich dir noch etwas auf die Finger schaue.“ „Du mir? Irgendwas ist an der Rechnung definitiv falsch. Aber in Mathe bringst du ja auch nicht unbedingt Höchstleistungen.“ Lachend erwiderte er: „Da bin ich aber sicher nicht der Einzige.“ „Dafür habe ich andere Qualitäten.“ Er lachte lauthals auf. „Das kann ich mir vorstellen!“ „Ich möchte sie ja nicht stören Hattori-kun, allerdings möchte ich Toyama-san bitten mit in die Klasse zu kommen. Sofort!“ Na großartig.Vergeblich versuchte sie dem Unterricht zu folgen. Es war so völlig untypisch für ihn, so erwachsen aufzutreten. Mehr oder weniger. Wahrscheinlich war es für sie eher ungewöhnlich ihren Impulsen zu folgen. Sie war doch keine Dramaqueen, selbst wenn sie sich jetzt wie eine vorkam, als sie die Szene vor ihrem inneren Auge wiederholte. Ganz deutlich merkte sie das Blut wieder in ihren Kopf schießen. Hoffentlich würde das nicht jedes Mal so sein, wenn sie mit ihm zusammen war. Eine Tomate konnte man essen, lieben nur als Sammler. Falls es so kranke Menschen gab, die Tomaten sammelten. Leise seufzte sie. Ihre Nachbarin schaute kurz zu ihr herüber. In der Pause betrat er wieder den Klassenraum. Kazuhas Freundinnen saßen bereits mit ihr am Tisch und versuchten sie auszuquetschen. „Warum seid ihr gemeinsam zu Schule gekommen?“ „Wir kommen jeden Morgen zusammen.“ „Du sahst absolut nicht wütend aus, obwohl ihr zu spät gekommen seid.“ „Wenn ich mich jedes Mal darüber aufrege, was er so alles verbricht, dann sterbe ich mit dreißig an einem Herzinfarkt.“, gab sie so trocken wie möglich zurück. „Dafür hat er dann angefangen zu lachen. Das ist bei euch doch in letzter Zeit mehr als selten.“ „Ihr seid unmöglich!“, schleuderte sie ihnen entgegen. Nebenbei hatte sie das Gespräch der Jungs halb mitbekommen. Einer der Gruppe fing an den Kendokämpfer in die Zange zu nehmen. „Hat sie es gemacht?“ „Was gemacht?“, fragte er verständnislos. „Hat sie dir gesagt dass sie dich liebt?“ Er stellte sich weiter dumm. „Von wem redet ihr da?“ „Von Toyama! Ist doch schwer zu übersehen.“ Und schwer zu überhören. Er hatte ein hinterhältiges Lächeln aufgesetzt. „Geht euch das irgendetwas an?“ „Sag es doch einfach!“, forderten sie ihn auf. „Du bestreitest es nicht. Das ist genau dasselbe, als wenn du ja gesagt hättest.“, versuchte die rechts von ihr sitzende sie zu provozieren. „Was interessiert es euch denn überhaupt?“ So gut es ging versuchte sie den gleichgültigen Ton ihres Freundes nachzuahmen. Einen Versuch konnte man ja wagen. „Wenn ihr nicht zusammen seid dann kann ich ja auch mit ihm ausgehen.“ Diese Provokation fruchtete. „Untersteh dich!“ „Also hatten wir doch Recht.“, jubelten die Schülerinnen. „Pah! Wenn eine von euch mit ihm ausgeht, ist er beim Kendotraining nicht mehr so konzentriert und verliert. Und das will ja wohl keine von euch zu verantworten haben, oder?“, verteidigte sie sich. „Und wann darf er deiner Meinung nach eine Freundin haben, oka-san?“ „Mir kanns ja auch egal sein. Macht doch was ihr wollt.“ „Es geht euch gar nichts an. Lasst mich in Ruhe, sonst kann jemand gleich mit dem Krankenwagen abgeholt werden.“ „Sags doch einfach.“ Postwendend hielt sich der Sprecher den Kopf und brüllte: „Bist du bescheuert?“ „Ich hab dich vorgewarnt.“ „Keine Gewalt, wie oft muss ich dir das noch sagen, Heiji?“ Ein Automatismus hatte sich gemeldet. Sie verhielt sich wirklich wie seine Schwester. Ein Spektakel für die anderen. Immerhin könnte es ja sein, dass er es sich nicht gefallen ließe wenn sie ihn so anblaffte. Er war schließlich der Mann. Einen Moment später realisierte ihren Ausspruch. Schüchtern sah sie zu ihm. Ein Grinsen zierte sein Gesicht. Er war immer noch bester Laune. „Das wirst du wohl noch mehr als eine Million Male machen müssen, Kazu.“ Der Spitzname war extra von ihm gewählt. Er rechnete mit ihrer gewohnten Manier darauf. Enttäuscht wurden nur die anderen. „Nenn mich nicht so!“, knurrte sie. Seufzend wandten sich die Mitschüler in ihren Gruppen wieder ihren Bentos zu. Nach Schulschluss wartete sie am Tor auf ihn. Einige ihrer Klassenkameraden beäugten sie neugierig, die Bemerkungen waren wohl fürs erste getilgt. Es herrschte nervöses Schweigen zwischen ihnen, keiner der beiden wusste wie er/sie sich in dieser Situation verhalten sollte. Schließlich gab sie sich einen Tritt. Im Geiste, versteht sich. „Warum hast du das vorhin gemacht?“ „Sie hätten uns nie in Ruhe gelassen, wenn nicht. Und du wärst wahrscheinlich schon so durchlöchert wie Käse.“ „Sollen wir es ihnen sagen?“ „Wenn du willst. Es kann ziemlich nervig werden.“ „Wann hast du denn mal daran gedacht? Ich muss ja schon richtig stolz auf dich sein.“ Es fehlte nur noch der Klaps auf den Kopf um die Belohnung zu vollenden. Nur war er ja keine Hund. „Du unterschätzt mich.“ Ein breites Lächeln zierte erneut seine Züge. Vertraulich legte er den Arm um ihre Schultern, prompt schoss ihr alles Blut ins Gesicht. Bis sie sich daran gewöhnt hatte, würde wohl noch etwas Zeit vergehen. „Hats dir die Sprache verschlagen?“ „So in etwa.“ Hatte er sie gerade geküsst? „Was wollen wir morgen machen?“ „Lass uns „2012“ gucken.“, lautete sein Vorschlag. „2012? Was ist das denn?“, fragt sie verständnislos. „Da gehts um den Weltuntergang in zwei Jahren. Ist richtig cool.“ Eine bessere Beschreibung könnte sie wohl nicht erwarten. „Ist nicht unbedingt das, was ich unter einer Verabredung verstehe.“ „Gerade du müsstest wissen, auf was du dich da eingelassen hast. Du kannst nicht behaupten mich nicht zu kennen.“ „Da war immer noch so diese blöde Hoffnung das sich das inzwischen von selbst geändert hätte.“ „Deine Geduld wird aufgebraucht sein, bis das passiert. So ein paar Jährchen würde ich schon mal mit einrechnen.“, neckte er sie weiter. „Großartig, vielleicht sollte ich es lieber gleich lassen.“ Laut lachte er auf. „Dass du alles ernst nimmst, daran sollten wir auch noch arbeiten, meinst du nicht?“ Gezwungenermaßen hielt er sie zurück, als er stoppte um sie zu küssen. „Da könntest du Recht haben.“, nuschelte sie. Nein, absolut nicht das was sie sich unter der ersten Verabredung mit ihm vorgestellt hatte. Ihre erste Verabredung als Pärchen. Mit hochgezogenen Augenbrauen versuchte sie dem Nuscheln der Charaktere zu folgen, durch die Musik wurde es nicht besser. Die Augenbrauen hochgezogen saß sie auf der Couch neben ihrem Freund, der sich köstlich amüsierte. Über sie, nicht den Film versteht sich. „Du weißt das man davon Falten bekommt oder?“, spöttelte er. „Deine Augen werden noch rechteckig, wenn du weiter so guckst.“ „So langsam ähnelst du dem Kerl da ein wenig.“ Wütend riss sie den Kopf in seine Richtung. „Kannst du mal aufhören?“, zischte sie ihn an. „Der Film ist doch viel zu viel für dein Gemüt, das sehe ich schon.“ „Du hast den vorgeschlagen.“ „Du hättest es mir immer noch ausreden können.“ „Dir kann man überhaupt nichts ausreden.“ „Kann sein.“ Minutenlang blieb es den beiden selbst überlassen, dem Film zu folgen. „Was machst du wenn die Welt untergeht?“ „Bis 2012 dauert es noch etwas. Wenns so weit ist kann ich mir immer noch was überlegen.“ Genauso etwas hatte sie von ihm erwartet. Romantik war nichts für ihn. Aber dass er sich für sie beide hätte ausmalen können, war nicht im Bereich des Möglichen. „Und wenn du es bis dahin noch mit mir ausgehalten hast, können wir auch noch zusammen ins Raumschiff steigen und zum Mars fliegen.“ Überrascht schmunzelte sie, das Gesicht ihm abgewandt. „Oder würdest du lieber hier auf der Erde den Heldentod sterben?“ „Nein“, erwiderte sie sich zurückfallen lassend, „deine Ausführung hat mir schon ganz gut gefallen.“ Zögerlich blickte sie ihm ins Gesicht. Sie lächelten sich gegenseitig an. Plötzlich lag seine Hand in ihrem Nacken, instinktiv lehnte sie sich zu ihm vor und aus dem vorsichtigen Kuss wurde ein inniger, der sie zittern ließ. Er umfasste ihren schmalen Körper um ihr Halt zu geben. Mehr und mehr fand sie Gefallen daran, auch wenn das Zusammenstürzen der Welt als Untermalung nicht angebracht schien. Jemand schrie und stürzte in eine Felsspalte und ließ sie sich voneinander lösen. Kazuha war Nervosität anzumerken, sie mied es ihn anzusehen, wehrte sich jedoch nicht als er sie weiter festhielt und dem weiteren Verlauf des Films folgte. Ungläubig boxte sie ihm in die Seite wenn er über etwas lachte, dass sie schrecklich fand. An seinen Humor würde sie sich nicht gewöhnen können. „Es ist zu spät. Du kannst hier übernachten. Du weißt ja noch wo das Gästezimmer ist.“, erklärte er wie selbstverständlich. Von der Wärme seines Körpers war sie schläfrig geworden und ihr wurde nur langsam bewusste, welche Worte er gesprochen hatte. Frisch verliebt, versteht man die einfachsten Dinge immer anders. Das Blut schoß ihr in den Kopf. Wortlos flüchtete sie ins Bad um eine kurze Katzenwäsche vorzunehmen und die Zähne zu putzen. Seit ihrem letzten Besuch hatte sich die Atmosphäre nicht geändert, allerdings war sie um die Kühle der Bettlaken zunächst sehr froh, da sie ihren erhitzten Kopf etwas mildern konnten. Dafür hatte sie vergessen Heiji eine gute Nacht zu wünschen und erschrak als sie ihn ins Zimmer treten sah. Das war zu viel. Schüchternheit trat an die Stelle der Schlagfertigkeit. Wo war nur ihre große Klappe geblieben? „Gute Nacht.“ Mit einem schnellen Kuss auf die Wange verschwand er wieder. Verdammt, auf die Dauer dürfte dieses Herzrasen wohl auch ungesund sein, oder? Und noch dazu sehr effizient darin sie nicht einschlafen zu lassen. Rastlos starrte in der Dunkelheit die Decke an und versuchte ihr Gehirn abzuschalten. Die Momente, die ihr peinlich oder so angenehm wie neu waren, durchlebte sie nun immer und immer wieder, bis sie irgendwann glaubte ihr Kopf müsste gleich platzen. Herrje noch mal , Liebe hin oder her, wenn sie nicht schlafen konnte, brachte das relativ wenig. Wenn man von untertassenförmigen Augenringen absah. Sollte sie vielleicht . . . Nein, bloß nicht. Kein zweites Mal würde sie zu Heiji ins Bett kriechen. Wie sollte sie da einschlafen können? Beim letzten Mal hatte es funktioniert, nur jetzt würden sie die Hormone vermutlich so lange wach halten bis ihre Augen versagten. Doch wenn die wollten, würde es eine Angelegenheit von Stunden werden. Und sie war mehr als positiv, dass sie wollten. Geschlagen dachte sie: Das wird eine sehr lange Nacht. Die Nacht davor war schließlich auch schon nicht lang gewesen. „Kazu.“ Jemand zerrte an der Bettdecke. „He Kazu. Du musst aufstehen.“ Diesem Jemand gelang es ihr die Decke zu entreißen. Schwerfällig blinzelte sie. Morgens fehlte ihr immer ein wenig die Orientierung. „Es ist schon neun Uhr. Ich glaub, du musst wieder nach Hause.“ Heiji. Warum zum Teufel war er schon wach? Und warum redete er wie sie es eigentlich tun sollte? Träge schlurfte sie aus dem Zimmer ins Bad, ihrem Freund nebenbei ein „Gutes Morgen“ zubrummend. „Super“, lautete ihr Gedanke beim Anblick der zotteligen Haare und den lila Schatten des Spiegelbilds. Natürlich machte es ihr etwas aus. Obwohl er sie schon oft genug so gesehen hatte. Hormone trieben einen zum Wahnsinn. Die Zeit für das Frühstück war normalerweise schon vorbei, jedoch hatten seine Eltern ihres Gastes zuliebe gewartet. Neugier und Sensationslüsternheit hießen ihre niederen Motive, für die sie sie in Gedanken verurteilte. Verräterisches Pink hatte sich erneut in ihre Wangen geschlichen und ließ Shizuka lächeln, wenn auch nicht zu offensichtlich. „Gut geschlafen, Kazuha-chan?“ „Wie immer gut. Vielen Dank.“ Was grinsten alle so? Angespannt kreuzte sie die Zehen. Nur allzu deutlich konnte sie nachempfinden was Menschen bei dem Vorstellen vor den Schwiegereltern in spe so nervös werden ließ, nur gut dass es nicht ihre Schwiegereltern waren. Das wäre ja noch schöner. Mit zunehmender Zeit wurden die Gespräche unverfänglicher und sie entspannte sich. Nach dem Ende der Mahlzeit wartete ihr Freund noch mit Informationen auf. „Ich hab deinen Vater angerufen. Du kannst noch bleiben.“ Damit sie einen Kollaps bekam? Erst Mal musste sie etwas zur Ruhe kommen. Aber nicht hier. „Ich sollte besser nach Hause. Bevor er noch das Haus in Brand setzt bei dem Versuch sich Mittag zu kochen.“ Alle lachten. Die Kochkünste ihres Vaters waren manches Mal hochexplosiv. „Nein wirklich du kannst hier bleiben. Es ist doch nicht weit.“ „Und warum willst du nach Hause?“ Damit ich mich von dir erholen kann. „Hatten wir das nicht schon Mal? Seit wann bestehst du darauf mich nach Hause zu bringen?“ „Seit immer.“ „Ach ja? Dann kannst du auch mal eine Ausnahme machen.“ So würde das nie was werden. Bockig stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sie war ja genauso schlimm. „Ich will ja nicht auf Weltreise. Nur nach Hause.“ Fertig angezogen stand sie in der Diele, zwischen ihr und der Tür jedoch Heiji. Ihn versuchen wegzuschieben würde vermutlich genauso viel ausrichten, als wollte man versuchen eine hundert Jahre alte Eiche auszureißen. Schüchtern drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. „Wenn mein Haus abbrennt ist das deine Schuld.“ „Dann wirst du wohl bei mir einziehen müssen.“ Zum wiederholten Male grinste er. Bekam er nicht langsam einen Krampf davon? Mit einem Kuss war sie entlassen. Nach dem relativ ruhigen Sonntag stand sie am Montag vor ihrem Haus und wartete. Heute hatte sie nicht die Nerven auf ihn zu warten und würde ihm auch garantiert wieder eine Rede halten wenn er dann erschien. Er würde sie wieder als Besserwisserin darstellen und sie würden den ganzen Tag wieder nicht mit einander sprechen. Selbst jetzt wo sie zusammen waren. Oder wahrscheinlich eher erst Recht deswegen. Im Laufschritt machte sie sich auf den Weg. Ein paar Minuten später traf besagter Freund an ihrem Haus ein. Er machte sich nicht die Mühe zu klingeln, er wusste schon, dass sie ohne ihn gegangen war. Und er war sauer deswegen. Angekommen fragte er eine Freundin von ihr, wo Kazuha sei. Bisher hatte er sie nirgendwo entdecken können. Ein undefinierbarer Blick traf sein Gesicht, bevor sie ihm erzählte dass sie auf der Toilette wäre. Wenige Momente später entdeckte er sie, bleich und nicht auf ihre Umgebung achtend. „Kazuha.“ Als hätte sie ein schlechtes Gewissen, zuckte sie zusammen. „Hi.“, erwiderte sie bloß. „Gehts dir gut?“ Sehe ich so aus? „Mir ist seit heute morgen schlecht, aber nicht so schlimm.“ Prüfend legte er eine Hand auf ihre Stirn. „Fieber hast du jedenfalls nicht.“ Er ließ die Hand sinken und griff nach ihrer. Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. Ein Grinsen unterdrückend zog er sie zum Klassenzimmer. Die Meute stürzte sich auf sie und trennte sie. Die Mädchen umarmten allesamt ihre Klassenkameradin, selbst wenn einige ein wenig enttäuscht schienen. Die Jungs schlugen Heiji auf den Rücken und lachten über blöde Witze. Der Kendokämpfer und seine Antreiberin hatten sich gefunden. Ganz offiziell. Das ganze Prozedere ließ ihr den Lehrer sehr willkommen heißen, ihr Gesundheitszustand trug nicht zur Besserung der Lage bei, obwohl sie schon glücklich war, dass ihr nicht die Augen ausgekratzt wurden. In der Pause verschwand sie nach draußen um etwas Luft zu schnappen. Auf den Rasenflächen bei den Sportplätzen ließ sie sich nieder, winkelte sie die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Ihr war immer noch übel. „Kazuha?“ Musste er sie immer erschrecken? Er legte ihr den Arm um die Schultern und sie ließ sich gegen ihn sinken. „Ist dir immer noch schlecht?“ „Etwas. Das ist zu viel. Die stürzen sich auf mich wie die Geier.“ „Hätte auch niemand gedacht, dass ich mit so einer Zicke zusammen sein wollte.“ Sein Versuch sie zu ärgern, klappte nicht ganz , sie beließ es dabei ihn in den Oberarm zu kneifen. „Du bist kränker, als ich dachte. Du solltest lieber nach Hause gehen.“ Sachte schüttelte sie den Kopf. „Warum bist du so dickköpfig?“ Sie küsste ihn, es wurde ihr schon fast normal. Heiji hörte Geflüster und Gemurmel, verbunden mit aufgeregtem Tuscheln. Seine Vermutung bestätigte sich nachdem er sich gelöst und umgesehen hatte: Fast alle Klassenkameraden standen einige Meter entfernt und starrten zu ihnen hinüber, verfielen in Bewegung als sie ihre Entdeckung bemerkten. Kazuha seufzte und ließ sich gegen seine Brust sinken, alle hatten sich verzogen und sein Arm schloss sich erneut um ihre Schultern. „Bist du sicher dass du nicht nach Hause willst?“ Sie gab keine Antwort. Bestimmend zog er auf die Füße und zurück in die Schule. Trotz ihres Protestes verfrachtete er sie ins Krankenzimmer und bat die Schwester sie beim Lehrer zu entschuldigen. „Bringst du in nächster Zeit die Mädchen alle persönlich vorbei?“ „Nein.“ „Schade, ich hatte mich schon gefreut.“ _------_ Wuhu ich lebe. Und es geht zu Ende. Viel kommt nicht mehr und ich bin von meinem ursprünglichen Plan abgerückt zwei alternative Enden zu schreiben. Es wird also Drama geben. Und das nicht zu knapp. Schönen Tag noch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)