Blood and Desire: Bittersweet von Sachie ================================================================================ Kapitel 22: Begegnung --------------------- Wie erstarrt hatte Sasuke vor ihm gestanden, seine Augen hatten pure Verwunderung widergespiegelt. Itachi wusste nicht, was ihn dazu bewegt hatte, seinem kleinen Bruder gegen die Stirn zu tippen, immerhin war er kein Kleinkind mehr. Doch wie oft hatte er ihn früher mit dieser Geste vertröstet? Gab es etwas, dass ihnen beiden vertrauter war? Gab es ein stärkeres Zeichen dafür, dass sie eine Brücke zu der Verbindung geschlagen hatten, wie sie früher zwischen ihnen geherrscht hatte? Konnte er ihm anders glaubhaft machen, dass sie sich wiedersehen würden? Sicher nicht. Das letzte Mal, als er das getan hatte, war es an dem Tag gewesen, an dem er den Clan umgebracht hatte. Als der Schwarzhaarige ihm zum letzten Mal gebeten hatte, ihm bei seinem Shuriken-Training zu helfen. Er hatte abgelehnt, wie so häufig, weil er sich auf eine Mission vorbereiten musste, die ihr beider Leben verändern sollte. Fugaku war nie das gewesen, was man gemeinhin als liebevollen Vater bezeichnen würde, dennoch hatte er dem Jüngeren vorgeschlagen, dass er ihn fragen sollte. Als wenn das ein Ausgleich gewesen wäre! Im ganzen Clan hatte es niemanden gegeben, der die Wurfwaffen so gut beherrscht hatte wie er selbst. Und doch wäre es für die beiden eine Möglichkeit gewesen, Zeit miteinander zu verbringen. Nicht, dass er erwartet hatte, dass Sasuke ihn bitten würde oder gar, dass Fugaku zugestimmt hätte. Wäre es so gekommen, wäre sein Auftrag unnötig komplizierter gewesen. Nach wie vor war er erstaunt, wie gut sein Plan damals funktioniert hatte. > Es war ein Abend wie jeder andere im Uchiha-Viertel gewesen. Sasuke war noch in der Akademie mit seinen Übungen beschäftigt gewesen, seine Mutter wartete darauf, dass sie mit dem Abendessen beginnen konnte, während sie und Fugaku sich unterhielten. Eine Szene, wie sie sich in vielen Häusern abgespielt hatte, wenn Männer und Frauen von ihrer Arbeit nach Hause gekommen waren. Der Clan hatte ihm misstraut, nach der Ermordung Shisuis und seiner ablehnenden Haltung gegenüber seiner Familie kein Wunder. Zwar konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er mit dem Tod seines besten Freundes etwas zu tun hatte, doch zweifelte niemand daran. Alles nur, weil sie beide nicht zu einer Versammlung gekommen waren. Weil es niemanden gelungen wäre Shisui zu erledigen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Sie hatten sich beide gekannt, waren fast wie Brüder gewesen und zusammen aufgewachsen. Der andere Uchiha war selbst nicht untalentiert gewesen, ein Meister des Shunshin no Jutsu . Und obwohl er gewusst hatte, dass Itachi die Kunst der Genjutsu perfekt beherrschte, hatte er sich nie gescheut, ihm direkt in die Augen zu sehen. Selbst wenn er mit Verrat gerechnet hatte, war er überheblich genug gewesen zu denken, dass er dem Dunkelhaarigen gewachsen wie. Wie sehr er sich doch geirrt hatte. Zu diesem Zeitpunkt, als sie einander gegenüberstanden, hatte der Dreizehnjährige das Mangekyo Sharingan nicht besessen, doch das sollte sich an dieser Stelle ändern. Er hatte den anderen auf dem Weg zur Versammlung abgepasst, hatte gemeint, dass er ihm etwas erzählen müsste, etwas, dass niemand anderer erfahren durfte. Neugierig geworden war sein Cousin ihm in einen sicheren Tod gefolgt. Im Gegensatz zu dem jungen ANBU-Mitglied hatte er sein Sharingan noch nicht aktiviert, was ein Fehler gewesen war. Kaum, dass er dem Blick der blutroten Augen begegnet war, wurde er in ein quälendes Genjutsu gezogen, eine Welt aus Flammen, die seinen Körper zu verbrennen drohten, und eiskalten Klingen, die wie aus dem Nichts auf ihn zu geschossen kamen und sich in sein Fleisch bohrten. Es hatte nicht lange gedauert, bis er das Bewusstsein verloren hatte. Mit einem Katana hatte er den Anschein eines Selbstmordes erzeugt und ihn anschließend der reißenden Strömung des Flusses überlassen. Auf diese Weise hatte er eine Form des Kekkei Genkai erhalten, über das nur wenige Mitglieder des Clans verfügten. Eine Form, die außer ihm nur noch ein anderer Uchiha erhalten sollte. Das Mangekyo Sharingan hatte er in jener Nacht, wo er wie ein Schatten durch die Straßen und Gassen gehuscht war, nur zwei Mal gebraucht und nie, um jemanden zu töten. Kurz, nachdem er die ersten Bewohner des Viertels umgebracht hatte, hatten die panischen Schreie andere Uchiha aufgeschreckt und in Alarmbereitschaft versetzt. Es war zu spät gewesen. Keiner von ihnen hatte es auch nur ansatzweise geschafft, ihm das Wasser zu reichen, keiner hatte ihn von seiner abscheulichen Tat abhalten können. Wie ein Schwarm Insekten flogen Kunai und Shuriken durch die Gegend, trafen ihre Ziele mit absoluter Präzision. Itachi hatte seinen Verstand ausgeschaltet, handelte nur noch so, wie es von ihm verlangt wurde. Wie er es gelernt hatte. Selbst die wenigen, die sich zur Wehr setzen konnten, hatten keine Chance gegen seine Überlegenheit anzukommen. Er war ein Uchiha. Fehler während einer Mission wurden nicht geduldet. Gefühle durften einen nicht behindern. Bei seinem Elternhaus angekommen, hatte er sich bemerkbar gemacht, hatte nicht versucht, Geräusche oder seine Präsenz zu verbergen. Sie waren seiner Falle gefolgt, waren ihn im einen Raum gefolgt, wo er sie mittels eines Genjutsu ruhig hielt. Die letzte und vermutlich grausamste Phase seines Planes war kurz davor, ausgeführt zu werden. Alles, was fehlte, war sein kleiner Bruder. Auf einem Strommast hatte er gewartet, ihn beobachtet, wie er die Straßen entlang gehetzt kam, weil er zu lange trainiert hatte. Wenn er gewusst hätte, welches schockierende Erlebnis ihn erwartete ... Itachi hatte sich zurück gezogen, in das Haus ihrer Eltern und abgewartet, bis er die eiligen Schritte Sasukes vernehmen konnte. Erst dann hatte er ihren Eltern den Gnadenstoß versetzt und ihr dumpfer Aufschlag auf den Boden hatte seinen Bruder zu ihm geführt. Erst jetzt hatte er das Mangekyo Sharingan benutzt, hatte ihm mit Tsukiyomi seine Taten vor Augen geführt. Eiskalt. Ohne Emotionen. Dieses Bild hatte er dem Kleinen vermittelt. Und doch war er keineswegs so ruhig gewesen, wie es den Anschein gemacht hatte. < Die Tatsache, dass es zum Wohle des Dorfes gewesen war, dass er damit eine weitaus größere Katastrophe hatte verhindern können, linderte nicht den Schmerz, den Itachi fühlte, wenn er an jene Nacht zurück dachte. Trauer, Wut und Verzweiflung nährte sein schlechtes Gewissen, doch er wusste, dass er diese Entscheidung immer und immer wieder treffen würde. Sein Plan war aufgegangen, er hatte die Mission erfüllt, die der Rat des Dorfes ihm aufgetragen hatte. Nur schien der letzte Teil seines Planes nicht mehr in Erfüllung gehen zu wollen, dass Sasuke seine Rache durchsetzte, um seinerseits das Mangekyo Sharingan zu erlangen und in Konoha die Anerkennung zu bekommen, denjenigen umgebracht zu haben, der einen ganzen Clan ausgelöscht hatte. Die Erinnerung hatte ihn verfolgt, seitdem er das Versteck verlassen hatte. Noch bevor sich Sasuke aus seiner Starre lösen konnte, war er verschwunden. Der 23-Jährige war auf dem Weg zu dem Unterschlupf Akatsukis, als eine kleine Stadt seine Aufmerksamkeit erregte. Der Abend war noch jung, sodass sich der ehemalige Konoha-Nin ein Teehaus suchte, um etwas zu essen und zu trinken. Lange würde er nicht mehr brauchen, also konnte er eine Rast einlegen. Während er die kleinen Reisklößchen aß, die zu dem grünen Tee serviert worden war, ließ er seinen Blick durch das Teehaus wandern, bis er einen Mann entdeckte, den er seinen Lebtag wohl nicht mehr vergessen würde. Er konnte nur den Rücken sehen, doch seine brünetten Haare, seine Statur und sein angeheitertes Lachen waren für ihn Beweis genug, wen er vor sich hatte. Wenn der Kerl sich umdrehen würde, zweifelte der Chunin nicht daran, in kalte, grüne Augen zu sehen. Und er würde dafür Sorgen, dass er das Letzte war, was sie sehen sollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)