All over von _shinya ================================================================================ Kapitel 1: All over ------------------- All over Es hätte schön sein können, so schön, so unglaublich und einzigartig. Was haben wir falsch gemacht? Warum war es anders gekommen, als wir es uns erhofft, erträumt hatten? Warum hast du unsere Pläne aufgegeben, ohne meinen Teil in diesen zu beachten? Weißt du nicht, welche Leere du mir damit bringst? Vielleicht waren wir selbst Schuld daran. Vielleicht war es meine Schuld. Vielleicht war es die deine. Was machte das schon für einen Unterschied? Tatsache war, dass es zu spät war - zu spät um auch nur noch einen Schritt in die richtige Richtung tun zu können, in die Richtung, die unsere Träume uns gewiesen hatten. Ich musste das akzeptieren, wusste, dass ich dich nicht zurückhalten konnte - selbst wenn ich das wollte. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass meine Gedanken mich immer und immer wieder an die Zeit erinnerten, in der noch alles so war, wie es sein sollte. Andauernd fragte ich mich nur: was wäre heute, wenn ich dich damals nicht hätte gehen lassen, wenn ich damals um dich gekämpft hätte? Das Bewusstsein darüber, dass es keinen Sinn mehr machte, jetzt darüber nachzudenken half mir dabei nicht, mich von diesen Fragen abzulenken - im Gegenteil. Es brachte mich nur dazu immer mehr in Gedanken um dich zu versinken. So viel würde ich dafür geben, mich immer noch bei mir haben zu dürfen, dich in den Arm nehmen zu können, wenn mir danach war, jeden Tag neben dir aufzuwachen. Diese Sehnsucht machte mich so unendlich traurig und die Gewissheit, dass es niemals wieder so sein würde, versetzte mir einen Stich, der schmerzhafter nicht sein könnte. Mittlerweile war über ein Jahr vergangen, seit dem Tag an dem du mir alles gesagt hattest. Seit dem Tag, an dem alles vorbei war. Der Tod unserer Träume - meiner Träume. I still have these pictures of you here... Ich verstand dich so gut, konnte dir in keinem Punkt widersprechen und doch fühlte es sich so falsch an. Du sagtest mir, du würdest mich immer noch lieben, als ich aber in deine Augen sah wurde mir klar, weshalb du gerade diese Worte gewählt hattest. Als du mir den Grund nanntest, aus dem du dich in den letzten Tagen, Wochen immer mehr vor mir zurückgezogen hattest bestätigten sich die Dunkelsten meiner Vermutungen. Deinen entschuldigenden, traurigen Blick werde ich niemals vergessen können. Die einzelne Träne, welche deine Wange hinab rann, die zarte, so weiche Haut deines wunderschönen Gesichts benetzte. Es war so offensichtlich, dass du littst und so beherrschte ich mich, hielt all meine Empfindungen zurück, unterdrückte die Tränen und sagte dir, dass es gut war. Dass es keinen Sinn machen würde, deine neue Liebe zu ignorieren um auf mich acht zunehmen. Ich würde die Zeit auch alleine überstehen. Ich hatte dich nicht belogen, in keinem der Punkte. Trotzdem breitete sich in mir eine Eiseskälte aus, die es mir nicht ermöglichte, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Dass ich zitterte und meine Hände genauso kalt waren, wie mein Inneres bemerkte ich erst, als du längst gegangen warst, mich verlassen hattest, mit den Worten, dass es wohl besser wäre, wir würden uns nicht mehr sehen. Mir war bewusst, dass du mir den Schmerz einer Begegnung ersparen wolltest, doch das gelang dir nicht. Deine Worte machten mir Angst, ließen in mir die Furcht wachsen, dass du mich am liebsten nicht wieder sehen müsstest. Wie lange ich unbewegt in meiner eigenen Wohnung stand, zitternd, frierend, weinend, wusste ich nicht und es kümmerte mich nicht. Nichts bedeutete mir in diesem Moment noch etwas. Mit dir schienen alle Gefühle, alle Gedanken gegangen zu sein. Nur noch die Kälte war da und dieser eine, letzte Satz von dir. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Ich fühlte mich so schwer, bekam keine Luft, so sehr hatte sich meine Kehle zugeschnürt. Erst das aufgeregte Klopfen an meiner Wohnungstür rettete mich aus dem Strudel der Einsamkeit, gab mir für einen kurzen Augenblick die Möglichkeit aufzutauchen, zu Atmen. Langsam löste ich mich aus meiner Starre, spürte jeden einzelnen meiner angespannten Muskeln in meinem Körper. Der Weg zur Tür schien mir endlos und die Hoffnung darauf, dass du es sein könntest, der so stürmisch an diese klopfte löschte ich durch leichtes Kopfschütteln aus. Ich wusste, dass du nicht zurückkommen würdest. Das hattest du mir mehr als deutlich gesagt. Noch ehe ich die Tür selbst ganz öffnen konnte, wurde sie von Außen mit solcher Wucht aufgedrückt, dass ich erschrocken zusammenzuckte. Mir blieb keine Zeit drüber nachzudenken, wer nun vor mir stand, denn schon drückte sich ein unglaublich warmer Körper an meinen vor Kälte zitternden. Ich ertrug dieses Gefühl nicht, wollte nicht, dass mir jemand so nah war. Immer noch zitternd drückte ich den Anderen von mir, wich selbst einige Schritte zurück, hielt den Kopf dabei gesenkt. Ich wollte nicht, dass jemand meine Tränen sah. Niemand sollte wissen, dass ich dir etwas vorgemacht hatte, dass ich dich schon vermisst hatte, ehe du meine Wohnung verließest. Deutlich hörte ich die Stimme des Anderen, wollte aber nicht auf die Worte hören, war nicht in der Lage, sie auch nur zu verstehen. Ich wollte nicht antworten. Ich wollte nicht, dass der andere hier war. Ich wollte nur alleine sein, wieder zurück in die Starre verfallen, alle Gefühle vergessen, keinen Schmerz mehr fühlen. Wieder näherte er sich mir, das konnte ich deutlich fühlen, obwohl ich den Kopf immer noch gesenkt hielt. Sah er denn nicht, dass ich nicht wollte, dass er mir zu nahe kam, dass er mich berührte? Offensichtlich tat er das nicht, denn nur Sekunden später legte ich eine Hand auf meine Wage, zwang mich den Blick zu heben. Die Besorgnis, die Angst in Rukis Blick traf mich tief, denn er war besorgt um mich, hatte Angst um mich. War ich das denn Wert? Mir blieb nicht die Zeit eine Antwort auf diese Frage zu finden, denn schon wieder nahm er mich sanft und tröstend in die Arme. Mir war klar, dass er mir helfen wollte, doch das konnte er nicht. Niemand konnte das. Rukis Umarmung brachte nur den Schmerz zurück, schlimmer, als je zuvor. Ich glaubte innerlich zu zerreißen. Mein Zittern wurde stärker, sodass ich mich kaum noch auf meinen Beinen halten konnte und für einen kurzen Moment war ich doch froh, jemanden bei mir zu haben. Die beruhigend über meinen Rücken streichenden Hände versuchten mir einen teil des Schmerzes zu nehmen, doch auch sie vermochten mir nicht zu helfen. Wieder verlor ich jegliches Gefühl für die Zeit, doch diesmal wollte die Starre, die alles erstickende Kälte nicht zurückkehren. Ich war meinen Gefühlen wehrlos ausgeliefert, fand keinen Ausweg. Rukis Fürsorge, seine wärmenden Umarmungen, die geflüsterten Worte waren die einzigen Beweise, dass es eine Welt außerhalb des Schmerzes gab, dass ich nicht ganz alleine war. Nach und nach fasste ich mich wieder und immer noch kümmerte er sich um mich, wie eine Mutter für ihr krankes Kind sorgte. In Rukis Blick lag so viel Verständnis und Wärme und er versuchte sein möglichstes mich von dir und dem Geschehenen abzulenken. Ich vermied es, deinen Namen auch nur zu denken, wandt die Augen ab, wenn ich ein Bild von dir erblickte. Es war mir klar, dass ich mich nicht ewig vor allem was mir dir zusammenhing zurückziehen konnte, doch für den Moment half es mir, diese Zeit zu überstehen. Es schien ewig zu dauern, bis ich alles so weit überwunden hatte, dass ich zumindest mein Leben weiterleben konnte. So viele kleine Dinge erinnerten mich an dich, in Augenblicken, in denen es nicht sein sollte. Ich versuchte alle Erinnerungen an dich zu verbannen, doch ich brachte es nicht über mich, auch nur ein Foto von dir zu entfernen. Es war dumm von mir, doch es schien mir so endgültig, so entschieden, als hätte ich dich bereits vergessen. Das hatte ich nicht, das würde ich nie. Es wäre Betrug an mir selbst, wenn ich dich so vollkommen aus meinem Leben verbannen würde. Mit der Zeit errichtete ich eine Fassade um mich, durch die keiner sehen konnte. Auf andere wirkte ich glücklich, zufrieden, doch das war ich nicht. Obwohl ich mich mittlerweile mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass du mich alleine gelassen hattest und deine letzten Worte vollkommen ernst gemeint waren, doch das hieß nicht, dass ich dich nicht vermisste. So sehr, dass es mir beinahe körperlich wehtat. Der einzige, der immer in der Lage war, mich zu durchschauen war Ruki. Wenn mich einmal mehr die Sehnsucht nach dir überrollte stand er mir zur Seite, wie schon an diesem einen Tag. Es beruhigte mich, dass er immer für mich da war, wie auch ich es von dem Tag an war und ich freute mich ehrlich für ihn, als sein Leben versprach bessere Wendungen zu nehmen als meines. Aber auch er konnte mich nicht von meinen Gedanken abhalten. Die Gedanken an dich und das was hätte sein können. Ich vermisste dich. Ich vermisste dich so sehr. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über meine Wange. Mehr als das erlaubte ich mir nicht. Ich vermisste dich noch immer. You left me alone… You left me alone… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)