Mein Bett von hey-hey ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mein Bett ---------------------------------------------------------- Ich liebte mein Bett. Ich machte eigentlich alles in meinem Bett oder auf meinem Bett. Ich fläzte auf meinem Bett, wenn ich meinen PC nutzte. Ich lag auf meinem Bett, wenn ich Hausaufgaben machte, wenn ich las, wenn ich telefonierte, wenn ich mich langweilte, wenn ich Musik hörte - einfach immer, wenn ich zu Hause war. Und da meine Liebe zu meinem Bett sehr groß war, war ich oft zu Hause. Wenn Freunde kamen, saß ich auch auf meinem Bett. Und wenn sie mich mal gezwungen hatten zu ihnen zu kommen und ich mich dann bei ihnen auf dem Bett befand, vermisste ich mein eigenes. Mit 12 hatte ich ein großes Bett bekommen, das ich Ernie getauft hatte, nachdem ich mich schweren Herzens von Bert getrennt hatte – ein tränenreicher Abschied. Aber eine Sache gab es da schon, die mich störte, und in gewisser Weise hatte mein Bett Schuld. Wenn ich bei meinen Freunden war, dann vermisste ich mein Bett – war ja gar kein Problem, aber auch wenn ich einen Freund hatte und bei ihm war, vermisste ich es, was dazu führte, dass ich mich schon bei den ersten Dates schnell langweilte, was wiederum dazu führte, dass wir nie in die Phase kamen, in der man die ganze Zeit auf oder im Bett verbringen konnte. Bisher hatte ich es nur einmal so weit geschafft. Und der war dann gelangweilt gewesen, weil ich nie hatte weggehen wollen - weil ich so langweilig gewesen war. Verwirrend, da all meine guten Freunden, die die Hintergründe der Trennung kannten, nur gemeint hatten, sie hätten sich gefreut, würde ihre Freundin die ganze Zeit nur im Bett sein wollen. Scheinbar hatte ich es geschafft, den einen zu finden, den es eben nicht freute. Und mit den anderen Typen, die ich getroffen hatte, hatte ich nie viel gemacht. Durchaus ein Problem. Aber vielleicht lag es dran, dass ich nicht die "Freundin" war. Sondern eher der "Freund" und vielleicht finde der feste Freund es nicht gut, wenn der Freund im Bett sein will, die ganze Zeit. Seit diesem einen Freund hatte ich nur noch langweilige Dates gehabt. Die meisten hatten sich echt Gedanken gemacht, wie sie es besser machen könnten. Sprich das erste Date irgendwas Aufregendes. Aber meistens war es dann auch nur auf Kino hinaus gelaufen. "Chris?", wurde ich aus meinen Gedanken gezogen. Nicht mal mehr im Unterricht hatte man seine Ruhe! "Hm?", murmelte ich nur, löste meinen Blick dem Punkt neben dem Kopf des Lehrers und drehte mich um. "Was willst du, Sven?", nuschelte ich leicht. Es war erste Stunde, was soll man da auch anderes erwarten? "Willst du mit mir ausgehen?" Okay, das kam plötzlich. Sven war neu in meiner Klasse. Wobei „neu“ relativ war, immerhin waren wir nun schon am Ende des Schuljahres und er war am Anfang gekommen. Aber dennoch: Ich bezeichnete die Leute so lange als "neu", bis jemand anderes "neu" war. "Und? Was ist nun?", fragte er. Scheinbar hatte ich zu lange nicht geantwortet. "Hm... frag mich nachher noch mal, wenn kein Lehrer daneben steht", flüsterte ich schnell, bevor ich mich wieder dem Lehrer zuwandte, der schon begonnen hatte uns mit diesem doofen 'ich weiß, dass ihr redet, und wenn ihr nicht gleich aufhört, dann denke ich mir gemeine Sachen aus' -Blick anzusehen. In der Pause sah ich Sven nicht, weil ich bei den Kaffeeautomaten war und die Pause zu kurz war, ich mich also die ganze Zeit auf dem Hinweg oder Rückweg befand. In der nächsten Pause traf ich Sven dann wieder. "Und?", wollte er sofort wissen. "Äh, okay?" Selbst in meinen Ohren hörte es sich nach einer Frage an. Er grinste nur, kein böser Blick, weil ich ihm nicht sofort um den Hals fiel, keine dumme Bemerkung, nein, ein Grinsen. "Okay, ich lass mir was einfallen. Samstag?" "...ja?" "Um drei Uhr?" "...ja?" "Gut. Ich hoffe, bis dahin hast du dein Vokabular wieder gefunden. Wobei..." Er ließ den Satz offen und verschwand, winkte noch einmal und machte sich zu seinem Kurs auf. Ich mich zu meinem. Heute war Donnerstag. Das hieß übermorgen. Übermorgen konnte ganz schön schnell da sein. Heute war Samstag - Samstag, drei Uhr. Gleich würde Sven kommen. Er hatte eine SMS geschrieben, dass er kommen würde, was wir machen würden, hatte er nicht geschrieben. Und eigentlich hatte ich keine Lust. Dann müsste ich nämlich aufstehen und mir andere Klamotten anziehen. Oder ich müsste in meinen Zuhause-Klamotten rausgehen. Und das wollte ich eigentlich nicht. Aber: Mein Bett war grade so bequem, wie immer also. Meine Mutter klopfte, um mir mitzuteilen, jemand für mich sei an der Tür,. Nun musste ich doch aufstehen, ich schlurfte die Treppe hinunter und war mir sicher, dass ich einen Abdruck vom Kissen auf der Wange hatte. "Hey...", kam es von der Tür. Es war Sven, welch Überraschung… "Hey", gab ich zurück. Und wartete. Bis mir einfiel dass ich vielleicht etwas sagen sollte. "Äh ... komm doch kurz rein, dann kann ich mich schnell umziehen und wir können los", sagte ich. Immerhin hatte ich ja zugesagt. Er grinste wieder und musterte meine Kleidung genauer. Er lächelte leicht. Anscheinend gefiel ihm, was er sah. Ich konnte das nicht ganz verstehen, immerhin waren das meine Gammelklamotten. Aber egal, würden wir in die Phase kommen, in der man ausschließlich im Bett liegen kann, dann würde er mich nur noch so sehen. Nun wie gesagt: Ich wagte es zu bezweifeln, da ich jetzt schon genervt und gelangweilt war. "Du brauchst dich nicht umzuziehen". erklärte er. "Ich denke, ich sollte das dennoch machen, ich möchte das Haus so nicht so gerne verlassen." "Du musst es ja nicht verlassen", meinte er nur. Hä? „Wir können ja auch hier bleiben – wenn’s okay ist…“ "Ach ja?" "Ja" "... äh..." "Und du könntest mich auch noch rein bitten." Er grinste schon wieder. Ich trat einen Schritt zurück und zog die Tür völlig auf. "Komm rein", sagte ich automatisch dazu. "Danke" Er zog sich die Schuhe aus und folgte mir in mein Zimmer, das wie immer war – chaotisch eben. Bloß mein Bett war sauber. "Also, was machen wir?", fragte ich. Was sollte man beim ersten Date schon groß machen? Ich hatte nichts hier und sein Rucksack sah auch nicht so aus, als hätte er nun irgendwas Tolles darin versteckt. "Hm... wir schauen Filme." "Super...", meinte ich nicht übermäßig enthusiastisch. Also so wie im Kino, wahrscheinlich hatte er ein, zwei DVDs mitgebracht. "Ich weiß, dass du ein Notebook hast. Können wir die Filme darauf gucken?", wollte er wissen, wobei es eher nach einer rhetorischen Frage klang. Ich nickte nur, nicht sonderlich begeistert. Ich konnte mir schlichtweg nicht vorstellen, dass er einen guten Film, den ich noch nicht gesehen hatte, dabei hatte. Es war bei ein oder zwei DVDs sowieso unwahrscheinlich, dass man den Geschmack des Anderen traf. "Gut", sagte er und wühlte in seinem Rucksack, "dann können wir ja auf meine Festplatte zurückgreifen", erklärte “ er und deutete auf seine externe Festplatte. "Und das Internet dabei lobpreisen“, fügte er grinsend an. Gut, die Sache mit den zu wenigen Filmen hatte sich wohl erledigt. Sven hatte eine unglaubliche Auswahl an Filmen, zwar waren viele auf Englisch, aber mich störte das nicht. "Und weißt du, was das Beste ist?", fragte er mich, während ich mir die verschiedenen Filme ansah, um einen auszusuchen. "Wir müssen, um diese Filme zu sehen, noch nicht mal dein Bett verlassen. Wir stellen einfach das Notebook so, dass wir es beide sehen können. Schön, oder?" Anscheinend war nicht nur bei meinen Freunden bekannt, dass ich mein Bett liebte… Es war okay. Nein, es war schön. Wir verstanden uns gut und es war ein lustiger Film, den ich nicht schon kannte, ich konnte mein Bett genießen - was wollte man mehr? Als er sich abends verabschiedete, er hatte vorher noch mit uns zu Abend gegessen und anschließend hatten wir noch einen anderen Film gesehen, grinste er schon wieder. "Und? Wie fandest du es?" "Gut", war meine ehrliche Antwort. "Nicht langweilig?" Okay, ich vermutete mal, dass er vorher mit meinen Freunden über mich gesprochen hatte, "Nein, sonst wärst du vor dem Essen schon gegangen", erläuterte ich. Sein Grinsen wurde zu einem Lächeln und er beugte sich leicht zu mir, um mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, meinte er: "Es war ja erst das erste Date, irgendwie muss man es ja noch steigern können" Wir schwiegen beide für einen Augenblick. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte, aber ich freute mich, dass seine Aussage sich so anhörte, als würden wir uns ein weiteres Mal treffen. "Sag mal, magst du Brettspiele?", wollte er auf einmal wissen. "Ja, schon irgendwie... warum fragst du?", hakte ich nach. "Hm, Brettspiele kann man auch auf dem Bett spielen." Er grinste mich wieder an. Ich mochte das Grinsen und erwiderte es, nachdem ich seine Worte ganz verstanden hatte. "Soll ich dich nun einladen?", vergewisserte ich mich gerade hinaus, da er nichts weiter sagte. "Ja, das wäre ganz nett. Aber willst du mich denn einladen?" "Ja, will ich. Und: Willst du am Mittwoch mit mir nach Hause kommen, damit wir Brettspiele spielen können?" Ich kam mir leicht doof vor. "Natürlich. Also dann, viel Spaß beim auf deinem Bett liegen. Ich versteh, dass du es so sehr magst.“ Er wackelte mit den Augenbrauen. „Und träum schön von mir." Er drehte sich um und ging. Er sollte Recht bekommen. Wenig später lag ich auf meinem Bett, auf Ernie und dachte über ihn nach. Und dass ich mich vielleicht damit abfinden könnte, mein Bett ein wenig mit ihm zu teilen. Aber nur ein wenig. Und auch nur vielleicht. ---------------------------------------------------------- Vielen Dank an souhnie die sich die Mühe gemacht hat, dieses Text von Fehlern zu befreien, besser als ich es je könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)