Wenn man sich in den Tod verliebt von XdramaX ================================================================================ Kapitel 1: 01.Kapitel --------------------- Der Regen peitschte an die Fenster der kleinen Wohnung von Athanasia. Leise einen Ton summend, so lange ohne Luftholen wie nur irgend möglich, schreitete sie durch das eine Zimmer, dass sie im obersten Stock des höchsten Hauses der Stadt bezogen hatte und zündet eine tiefrote Kerze nach der anderen an. Der lange schwarze Stoff ihres Morgenmantels schliff über den Boden. Mit Schwung zog sie die Vorhänge der Balkontür auf und öffnete das Glas. Ein Blitz zuckte über den schwarzen Himmel und der Donner dröhnte grollend in der Nacht. Eindringlich fügte sie zwei weitere Töne zu dem ersten hinzu und striff sich ihre Kleidung ab, unter der sie komplett nackt war. Leichtfüßig steigt die 15-Jährige in das Pentagramm, das mit dicker Kohle auf den Holzboden geschmiert wurde und durch Kerzen und Kristallen ausgeschmückt. „Du willst das wirklich durchziehen, ja?“, fragte ihre Freundin Elizabeth aufs Neue und mischte die vier Spielkarten in ihrer Hand noch einmal durch. Athanasia nickte, ohne ihre Melodie zu unterbrechen. Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben zog auch Elisabeth sich aus und stimmte eine gegen Melodie an, eine Oktave tiefer als ihre Freundin. „Ehre die Wächterin des Nordens und beschwöre deinen Liebsten.“, sang sie und das Mädchen in dem Kreis kniete nieder, in der Mitte des 5-zackigen Sternes. Sie verneigte sich, murmelte etwas von der Ehrfurcht gebietenden Herrin des Nordens, ihrer Härte und Gerechtigkeit und erhob sich wieder, nachdem sie einen Zettel in der Flamme der Kerze im Norden verbrannt hatte. „Ehre den Wächter des Ostens und äußere deinen Wunsch.“, sang Elisabeth erneut und wieder ging die Prozedur von vorn los. Sie verbrannte den Zettel und wiederholte dabei immer wieder „mein Geliebter“. „Ehre die Wächterin des Südens und beschwöre die Leidenschaft.“ Athanasia ließ zusätzlich einen Tropfen Blut in die Flamme fallen, die sofort rot aufleuchtete und sich dann wieder beruhigte. „Ehre den Wächter des Westens und besiegle den Packt.“, gähnte Elisabeth und sah gelangweilt auf die Uhr. Athanasia ließ sich davon nicht beirren und ließ die Flamme an ihrer Wunde lecken. Sie verschloss sich. „So, zufrieden? Die Wächter haben dich erhört und unserem Herren deinen Wunsch vorgetragen. Er zeigt dir jetzt deinen Geliebten.“, in der Hüfte eingeknickt hielt sie ihr die vier Karten mit dem Bild nach unten hin und ihr Magen unterstrich ihre Wort mit einem lauten Knurren. „Ziehe das Abbild des Herzbuben, und die Leidenschaft wird dich erreichen. Ziehe das Abbild des Karobuben und du wirst belohnt. Ziehe das Abbild des Piekbuben und eine schnelle, kurze Liebe wird dich überkommen. Ziehe das Abbild des Kreuzbuben und…“, sie gähnt noch einmal ausgiebig. „…und ich hoffe der Mistkerl gibt uns nicht mehr so viele Hausaufgaben auf.“. „Elisabeth!“ „Ja ja, ich mach ja schon! Ziehe das Abbild des Kreuzbuben und der Tod wird dein Begleiter sein.“, keifte sie genervt. Mit zittrigen Händen zog Athanasia eine der Spielkarten und schaute sie an. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Was ist jetzt wieder? Habe ich aus versehen ein Ass und keinen Buben genommen?“, grummelt ihre Freundin und reißt ihr die Karte aus der Hand. „Kreuz, na und?“ „Na und? Hast du dir nicht zugehört?“ „Doch, und ich weiß auch, was ich heute Mittag zu dir gesagt habe im Speisesaal: das ist Zeitverschwendung! Wenn ein Kerl kommt, dann kommt er, wenn nicht, hat er selbst Pech!“ „Ich werde sterben, noch bevor ich einen ab bekomme!“ „Seih nicht so melodramatisch. Zieh dir was an, hohl dein Geld und lad mich zum Essen ein! Ich hab Hunger!“ Mit dem unverkennbaren Satz auf der Stirn „Aus, Schluss, Ende, ich hab recht“ machte sie auf den Hacken kehrt, tappst über den inzwischen aufgeweichten Teppich zum Fenster und schloss es wieder. ** „Was ein Scheißwetter, nicht mal Jagen können wir gehen!“, meckerte Helena ihren Bruder zu und nippte an ihrem kristallenem Trinkpokal. Angewidert verzog sie das Gesicht. „Wo hast du denn dieses Gebräu von schlechtem Blut her? Hast wohl mal wieder das billigste genommen, was?“ „Hör auf mich zu nerven.“, erwiderte er nur kalt und trank genießerisch und in einem Zug das Glas aus. „Ich habe keine Ahnung, wie man solch einen Jahrgang nur gut finden kann!“, meint sie und stellte ihres wieder weg. „Wunderbar durchgezogen, leicht holzig und ein Alkoholischer Geschmack. Das Blut stammt noch von 1864.“, erklärte er. „Ach deswegen schmeckt es nach alten gammligen Socken.“ „Blut ab 1945 schmeckt doch wie Milch!“, gibt er höhnisch zurück. „Na und? Milch ist gut für meinen zarten Teint! Nicht so wie dieses Gesöff.“ „Helena, du bist ein Vampir. Die Männer laufen dir auch so reihenweise hinterher!“ „Deswegen muss ich aber nicht gleich so ein Reibeisen sein wie du!“ Kilian seufzt und blätterte eine Seite in dem Buch um. „Du gehst mir immer noch auf die Nerven.“, meinte er schließlich. „Ist mir doch egal, ich will mich jetzt mit dir streiten!“ „Ich mich aber nicht mit dir.“ „Du bist so langweilig.“ „Manchmal könnte man meinen nicht du, sondern ich währe älter.“ „Was soll das denn schon wieder heißen?“ Er stand auf, nahm sein Glas und verkrampfte sich auf einmal. Keuchend sank er auf die Knie. Seine Hände zitterten, das Blut ergoss sich über das weiße Schafsfell. Mit schweren röchelnden Geräuschen wiegte er sich nach vorn und wieder nach hinten. „Kilian, was hast du?“, seine Schwester vergaß ihr Zickengehabe und rannte zu ihm herüber. Fürsorglich legte sie einen Arm um seine Schulter und half ihm beim Aufstehen. Als er wieder auf der Couch saß, kam er zu Atem. Langsam beruhigte er sich. „Ich fühlte gerade ein Stechen…im Herzen…wie damals, als dieser Idiot mich gepfählt hat!“ „Ja und das kommt mal wieder nur von dem vielen alten Blut, wetten? Da ist einfach zu viel Alkohol drin!“ Er stöhnte genervt, als sie dann auch noch begann sein Hemd aufzuknöpfen um sein Herz zu befühlen und abzuhören. „Was hast du denn da in deiner Brusttasche?“, fragte sie und zog eine Spielkarte heraus. „Ich habe immer gewusst, dass du schummelst! Wenigstens weiß ich jetzt, wo der Kreuzbube hin verschwunden ist!“ Kapitel 2: 02.Kapitel --------------------- Seufzend saß Athanasia in der U-Bahn auf dem Weg zur Schule. Alle anderen Hexen und Magier flogen mehrere hundert Meter über ihr mit dem Besen zur und genossen die Sonne, sie aber durfte hier unten mit den Normalsterblichen durch den nassen, kalten Untergrund fahren. Natürlich wurde sie auch hier unten als eine von den Zauberern erkannt, was ihr mehr als nur einen feindlichen Blick bescherte. Was sollte man machen? Nur mit schaudern erinnerte sie sich an ihre Flugstunden in dem großen Schloss mitten im Herze der Stadt. In der dritten Klasse, bei dem allerersten Unterricht in diesem Bereich war sie aus zwanzig Metern Höhe in den Pool gefallen. In der Fünften war sie mit ihrem eigenen Lehrer, Professor Kilian, zusammengestoßen und erst letztes Jahr in der neunten mit Vollgas durch die Fenster des Lehrerzimmers gefegt, eine ungeheuer Teure Lampe zerstört und einer ihrer Lehrerinnen, Professor Mulli, das Genick gebrochen. Doch zum Glück hat sie überlebt. Schwester Helena war, und ist noch heute, eine spitzen Ärztin. „Nächster Halt: Merlin-Allee“, verkündet die Ansage aus den Boxen und seufzend erhob sie sich. Den Besen geschultert stellte sie sich an den Ausgang und stieg kurz darauf aus. Der Bahnhof war hell erleuchtet und überall wuselten die Menschen herum. „Bitte Vorsicht an Gleis7. Der Zug aus Domino fährt in Kürze ab.“ Surrend schlossen sich die Türen der U-Bahn hinter ihr und mit einem Ruck fuhr sie an. In dem Moment fiel Athanasia was ein. „Halt!“, rief sie und rannte hinter ihm her. „Meine Tasche! Ich habe meine Tasche auf meinem Platz vergessen!“ Doch das kümmerte den Fahrer und den Aufpassern auf dem Gleis herzlich wenig. Murrend musste sie mit ansehen, wie der Zug mitsamt ihrer Tasche und allen Zauberutensilien davon fuhr. Das versprach ein heiterer Tag zu werden. ** „Miss Jones, was soll das heißen, sie haben ihre Hausaufgaben für Magie des Alltags nicht bei?“, schrie eine ziemlich dicke, runzelige alte Schreckschraube quer durch das Zimmer die missglückte kleine Hexe an. „Ich habe meinen Rucksack in der U-Bahn liegen lassen.“, murmelte sie leise. Allgemeines Gelächter in der Klasse. „Sie sind eine Schande für die gesamte Zaubererschaft, wissen sie das?“ Die Klasse grölte. „Athanasia die Unnütze!“, rief einer von hinten. „Athanasia von Sinnen!“, alle kreischten vor Lachen, sogar die Lehrerin prustete los. „Miss Right, würden sie ihre unfähige Klassenkammeradin mit einen Blick in ihre Aufzeichnungen werfen lassen?“, fragte sie unter Atemnot Elisabeth, deren Gesichtsausdruck die Form annahm, als verlange man von ihr nackt in einen Topf mit Säure zu steigen. „Ich bitte sie, was kann ich dafür, dass sie nicht mal ihren Kopf auf den Schultern halten kann?“. „Sie haben recht, vermutlich würde sie nur alles in die Luft jagen oder so. Miss Jones, sie verlassen jetzt die Klasse und melden sich bei dem Direktor.“ Unter tosendem Applaus schlich sie hinaus. Als sie die Tür hinter sich zugeschoben hatte sackte sie an der Wand zusammen. Die Beschwörung hatte recht. Sie würde niemals einen abbekommen, weil sie sich noch während ihrer Schulzeit das Leben nehmen würde, so kam es ihr gerade vor. So wie das da drin, lief bereits ihr gesamter Tag. Eine einsame Träne rollte über ihre Wange und landete auf dem Kreuzbuben, den sie an eine Kette gefädelt hatte und umgehängt. Sie wollte ihren ganz persönlichen Todesengel immer bei sich halten. „Miss Jones, wieder einmal verlaufen?“, die kühle Stimme eines Mannes ließ sie aufschrecken. Mit einem dicken, alten Buch in Leder gebunden und in der üblichen schwarzen Lederkleidung der Hexenmeister der Schule stand ihr vampirischer Lehrer vor ihr. „Nein, ich, ehm…“, stammelte sie und sprang auf. Nervös klopfte sie sich den Staub von ihrem weißen Leinenkleid der auszubildenden Hexen. Das Salzwasser wegblinzelnd verneigte sie sich leicht. „…Ich wurde von Professor Mulli rausgeschmissen.“ „Und deswegen weinst du?“ Sie antwortete nicht. „Du hast mal wieder was vergessen.“ „Meine Tasche in der U-Bahn, Sir…“ Laut lachte er auf. „Du würdest sogar Kopf vergessen, wenn er nicht angewachsen währe!“, meinte er und marschierte weiter in Richtung Sekretariat. „Vergiss aber wenigstens nicht, dass ihr Morgen eure Abschlussfahrt antretet.“, mit diese Worten war er dann auch verschwunden. Stumm schaute sie ihm nach. Wieso waren alle gegen sie? Und dann auch noch ausgerechnet dieser Mann, Professor Kilian. Einen wunderbareren Vampir hat sie nie gesehen. Groß, muskulös, stark… Aber gut, was hatte sie schon für Chancen? Alle Schülerinnen der Schule verehrten ihn wie einen Gott und die größte Hälfte davon ist nicht nur sehr viel gut aussehender als sie, sondern strotzt auch noch vor selbstbewusst sein. Von Intelligenz mal ganz zu schweigen. „Na nu? Stehst du immer noch hier herum?“, fragte Elisabeth. Die Stunde war bereits zu Ende. „Hast du jetzt etwa auch noch den Weg zum Sekretariat vergessen?“ Athanasia schüttelte den Kopf. Ihre Freundin zuckte nur die Schultern. „Na ja, egal“, sie drückt ihr mehrere Besen in die Hand. „Unsere nächste Stunde ist Fliegen. Würdest du die hier bitte mitnehmen? Sie sind ein wenig unhandlich, wenn du verstehst.“ Brav nickte Athanasia. „Kommt Mädels.“. Ohne ein Wort des Dankes ging sie, gefolgt von einer Meute kichernder Weiber. Athanasia stand alleine da, mit all den Besen der Mädchen ihrer Klasse. ** Kilian war hinter einer Ecke stehen geblieben, als er aus dem Büro zurück kam. Athanasia stand immer noch an dem Platz, wie zu einer Salzsäule mutiert und dann waren Elisabeth und die andern Mädchen gekommen. „Wehre dich doch mal, dumme Gans!“, murmelte er. Er hatte eigentlich seine Schülerin nie wirklich wahrgenommen. Sie war da, wie alle anderen, aber nicht relevant. Er wusste, wie sie, seine kleine unfähige Nervensäge, behandelt wurde und bisher war es ihm immer egal, aber mit einem Mal flammte jeher Zorn in ihm hoch. Das würden Elisabeth und die anderen Mädchen ihm büßen. Spätestens auf der Kreuzfahrt, die er, seine Schwester und Professor Mulli mit dem zehnten Jahrgang zusammen machen wollten. Ab Morgen, sollten die Gören ihre gerechte Strafe erhalten. Kapitel 3: 03.Kapitel --------------------- „Hast du alles eingepackt? Handtücher, Bikini, Sonnencreme…“, Elisabeth ging ihre Liste durch und hackte alles ab, während Athanasia ihren Koffer kontrollierte und schließlich schloss. Erschöpft ließ sich ihre Freundin auf die Couch sinken. „Ich kann absolut gar nicht mehr!“, versicherte sie und wedelte sich ein wenig Luft zu. „Möchtest du was zu trinken?“ „Ja“, keuchte sie und ließ sich mit eisgekühlter Limonade bedienen. Während Elisabeth sie über die Anstrengungen des Kofferpackens aufklärte zog Athanasia einen etwas kleineren Koffer unter ihrem Bett hervor und fing an ihre Sachen zusammen zu räumen. „Da fällt mir noch was ein!“, rief die auf der Couch sitzende und sprang auf. Kurz darauf war sie mit einer kleinen Tasche zurück, die trotzdem immer noch halb so groß war wie der Koffer der glücklosen Hexe. „Kannst du den noch bei dir mit einpacken? Ich habe kein Platz mehr.“ Wieder nickte sie nur brav und stopfte die Tasche noch zwischen ihre Socken und Unterwäsche. Ohne sich in irgendeiner Weise zu beschweren packte sie ihre Sachen weiter zusammen und hörte sich an, was Elisabeth zu bemängeln hatte. Wie viele Sachen sie doch mit nehmen muss und dass sie immer noch glaubt sie habe irgendwas vergessen, allerdings nicht weiß, wo sie alles unter bringen soll. Und erst die Anstrengung des Kofferpackens… Seufzend schloss Athanasia ihre Tasche und blieb dann ruhig davor hocken, darauf wartend, dass ihre Freundin ihren Vortrag beendet. „Was denn, diesen kleinen Koffer willst du mitnehmen?“, fragte sie schließlich und wies auf das Gepäckstück vor ihr, das nur halb so groß war wie ihr eigenes. Nachdenklich schaute Athanasia ihre Sachen an die sie nicht mehr unter bekommen hatte. Schließlich nickte sie. „Ja. Wir haben für deine Sachen die Großen verwendet. Das hier war die einzige Tasche, die noch übrig ist.“ „Ach so, na dann“, mit einem weiteren Atemzug begann sie ihre Rede von neuem und scheuchte Athanasia schließlich in einem Dauerlauf zur U-Bahnstation, weil sie fast die Abfahrt verpasst hätte, während sie sich mit ihrem Besen in der Luft mit ihren Freundinnen traf. ** Das laute Schallen des Hornes des Schiffes empfing Athanasia, als sie mit einem riesigen Gepäckwagen hinter den anderen Mädchen her trottete. Mittlerweile hatten alle ihre Koffer bei ihr abgelegt, zumindest die, die zu Elisabeths Freundeskreis gehörten. „Sofia, Melanie, Rebekka…“, Helena ging die Liste ihrer Schützlinge durch. Lachend marschiert die gesamte Clique an ihr vorbei und mischt sich auf der Gangway mit den Jungs, die von Kilian gezählt wurden. „Athanasia. Was machen wir nur mit dir…“, fragte sie als zum Schluss die unscheinbarste von ihnen angetrottet kommt. „Elisabeth, wollen du und deine Freundinnen nicht lieber euer Gepäck selbst nehmen?“, brüllte Kilian zu dem Schiff hoch und unterbrach seine Arbeit. Mit angewiderten Gesichtern drehten die zwanzig Mädchen sich um und mustern Athanasia abfällig. „Sie ist zu nichts anderem zu gebrauchen!“, erklärte Sofia und wollte weiter gehen. „Vielleicht hat er recht.“, überlegte nun Rebekka. „Nachher lässt sie noch meinen Teuren Nagellack oder deine Elfenbeinbürste ins Wasser fallen!“. Betretenes Schweigen breitete sich unter den Mädchen aus, bevor sie kreischend wieder zurück gerannt kamen und sich um die Koffer drängelten um ihre zu Retten. Jede bepackt mit bis zu vier Gepäckstücken schleppten sie sich die Gangway rauf. Athanasia blieb mit ihrer kleinen Tasche zurück. „Sind das alle deine Sachen?“, fragte ihr Lehrer von der Seite. Schockiert sah sie ihn an. Hatte er jetzt wirklich gerade mit ihr geredet. Leicht errötete sie und senkte den Blick bevor sie nickte. Helena sie weiter schickte. „Du hast die Kabine eintausendzehn in der untersten Etage.“, erklärte sie ihr noch. „Ein Einzelzimmer.“ ** Etwa drei Stunden später legten sie ab und fuhren aufs offene Mehr hinaus. Ihre Klassenkammeraden hatten sich alle in Schale geworfen. Lange Ballkleider und Smokings. Nur sie hatte ihre Schuluniform an, das lange weiße Gewand, wo für sie natürlich mit verachtenden Blicken und Gelächter bestraft wurde. Also zog sie sich schon früh zurück ans Deck, während in dem Speisesaal noch gegessen wurde. Zusammen gekauert saß sie auf einer Bank am Heck und starrte zurück in die Richtung, in der der Hafen von Domino verschwunden war. Sie hatte eigentlich keine Lust gehabt mit zu fahren. Elisabeth hatte sie darum gebeten, oder es ihr wohl eher befohlen. Wo sollte sie schließlich sonst jemanden her nehmen, der für sie alles erledigt? Frierend zog sie die Beine dichter an den Körper und umschlang sie mit ihren Armen. Der Sonnenuntergang lag eigentlich in der Richtung in die sie fahren, aber dort wollte sie sich nicht niederlassen. Ein eisiger Schauer lief ihren Rücken hinab. Sie hatte keine Pullover oder so etwas mit genommen, wie auch? Sie hatte keinen Platz mehr gehabt. Ihre Schuluniform war die einzige Kleidung, die sie sich gegönnt hatte und der feine beinahe durchsichtige Stoff ist nun wirklich nicht die beste Heizung. Das war es vermutlich, wieso sie noch sterben würde, ehe sie einen Freund bekommen wird. Sie gähnte. Die Kälte kroch nun schon soweit an ihr hoch, dass sie nicht mehr lange wach bleiben könnte. „Du holst dir noch den Tod, Athanasia.“, sprach eine tiefe kalte Stimme hinter ihr mit einem leicht herrischen Ton und eine schwere schwarze Anzugjacke legte sich um ihre Schultern. Vor Schock fiel sie beinahe vorn über von der Bank. „Professor Kilian…“, ihre erstickte Stimme machte ihn fast wahnsinnig. Sie war aufgesprungen und stand nun wieder mehrere Meter von ihm entfernt. Am liebsten währe er bei der hastigen Bewegung hinterher gesprungen. Er musterte sie eingehend. Unter der großen Jacke sah sie wie ein Kleinkind aus, wie verloren. Sein Beschützerinstinkt rüttelte an seinen Ketten. „Was machst du hier draußen in dieser leichten Bekleidung?“ Ihr schweigen auf die Frage brachte seine Wut erneut zum kochen. „Sag mir nicht du hast vergessen etwas anderes mit zu nehmen!“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich habe in meinen Koffer noch die Schminksachen von Elisabeth eingepackt. Da hat nichts mehr rein gepasst außer Unterwäsche und meine zweite Schuluniform.“ Wieder sah er sie durchdringend an. Sie senkte den Kopf und errötete ein weiteres Mal. „So etwas habe ich mir bereits gedacht.“, sagte er schließlich. „Folge mir, Athanasia.“ Erschrocken sah sie ihn an und tat wie ihr geheißen. **************** ein nicht so gelungenes Kappi, aber was soll man machen^^Übergang eben^^ Kapitel 4: 04.Kapitel --------------------- „Setz dich.“ Mit einer Schwungvollen Geste ließ er die Tür aufschwingen zu seiner Kabine Nummer sechshundertsechsundsechzig und wies auf das große lederne Sofa, das mitten im Raum stand. Interessiert sah sie sich um. Ihre Unterkunft war klein und beinahe wie ein Käfig. Das hier ist eine Suite. „Nun setz dich schon!“, er klang leicht gereizt, weshalb sie keine Zeit verlor um der Anweisung zu folgen. Dann verschwand er ins Nebenzimmer. Sie zog sich sein Jackett wieder aus, als er mit einem großen Koffer zurück kam. Das Ding musste Tonnen wiegen, aber er legte es einfach wie eine Schmuckschachtel auf den großen Tisch vor ihr und ließ ihn aufschnappen. Die Kleider, Röcke, Hosen und verschiedenen Oberteile sprangen ihr beinahe ins Gesicht. Sogar Bikinis und Badeanzüge waren darunter. Alles was das Herz einer Frau begehrt. „Als ihr an Bord wart bin ich noch einmal in die Stadt gegangen und habe dir ein wenig Kleidung gekauft.“ „Was?“, verwirrt sah sie ihn an, er starrte nur zurück. Doch letzt endlich musste sie seinem Blick wieder ausweichen. „Aber das kann ich doch gar nicht annehmen…“, flüsterte sie. „Doch, das kannst du. Such dir eines der Kleider raus und zieh dich um, während ich den Rest in deine Kabine bringe.“ „Aber“ „Los jetzt!“ Ein erneuter Befehl, keine Bitte, doch sie blieb stumm sitzen und sah weiter zu Boden. Er zog ein langes dunkelblaues Kleid hervor und legte es zur Seite. „Zieh es an. Ich bin gleich wieder da.“, er schloss den Koffer und nahm ihn vom Tisch. Zufrieden stellte er fest, dass sie nun doch interessiert auf den weiten Rock, und das Korsett hinunter sah. „Zieh es an.“, wiederholte er noch einmal und presste ein „Bitte“ dazu. Er war es gewohnt Befehle zu geben, aber keine Wünsche zu äußern. Endlich war sie wieder das kleine brave Mädchen und nickte eifrig. ** Er war bereits einige Sekunden weg, als sich Athanasia erhob und das Kleid hoch nahm um es sich genauer anzuschauen. Vorsichtig, beinahe ehrfürchtig zog sie es langsam auseinander und ließ schließlich ihr Gewand fallen. Sie war noch dabei das Korsett zuzubinden, als die Tür erneut aufging und ihr Lehrer wieder herein kam. Wie angewurzelt blieb er stehen, als er die Tür geschlossen hatte und sein Blick auf sie fiel. Notdürftig hielt sie sich ihre Schuluniform vor die Brust. Das Korsett um ihren Oberkörper hatte sich wieder geöffnet. Sie hatte es nicht geschafft die Schnüre auf ihrem Rücken fest zu ziehen. Er sah wie hypnotisiert aus als er auf sie zu ging. Sein Blick blieb eisern in ihren Augen. Sie zog den Kopf ein, je näher er kam und konnte sich schon allein aus Furcht nicht wehren, als er sie umdrehte und eine Hand auf das Korsett über ihrem Bauch legte. Mit einer bestimmenden Geste schob er ihre Arme beiseite und richtete dann die Unterwäsche. Sie presste die Arme vor die Brust, während er fest an den Riemen zog und sie zusammen band. „Danke“, nuschelte sie und wollte von ihm weg treten, doch er hielt sie einfach an der Taille fest. „Bleib genau so!“, flüsterte er in ihr Ohr und ließ die Hände über ihren Bauch und ihre Beine streichen. Sie verkrampfte sich immer mehr, je näher er ihr kam. Als lange Eckzähne über ihre Schlagader streiften begann sie zu zittern. „Professor“, ihre Zähne klapperten. Sie klang so verängstigt, dass Kilian am liebsten sich selbst geohrfeigt hätte. Nicht nur dass er nicht wusste, wieso ihr bloßer Anblick ihn gerade so erregt hatte, sondern vor allem weil er ihr Angst gemacht hatte. Sie hastete von ihm davon, noch bevor er sie richtig losgelassen hatte und stolperte über ihre eigenen Füße am Ende der Couch. Sich versteckend saß sie hinter der Armlehne mit einem vollkommen verstörten Blick. Er wollte den seinen abwenden, aber stattdessen schweifte er über ihre langen Beine, die hinter dem Leder noch vor lugten und dann wieder hoch zu ihrem Hals. Verführerisch sah er unter der weichen Haut die Vene vorblitzen. Mit einem Ruck fing er sich wieder und sah zu dem großen Fenster. Die Sterne erhellten mittlerweile die Nacht. Im Speisesaal tanzten sie bereits. Die Musik der Streicher, des Klaviers und der Harfen schwebt leise bis hier her. Einmal tief durchatmend wischt er sich durch die kurz geschorenen Haare und dann über den starken Hals, bevor er seinen Blick wieder auf Athanasia richtet. „Es tut mir leid.“, gestand er schließlich und nahm den Unterrock vom Sofa. Er näherte sich ihr nicht all zu sehr, als er ihn etwas von ihr entfernt wieder auf die Couch legte, um ihr zu zeigen, dass sie sich weiter anziehen kann und wendete sich dann um. „Ich warte draußen.“ Ein kaum merklicher Befehl schwang in seiner Stimme mit als er ging. Stumm wartete er auf dem Flur auf seine Schülerin. Wieso reagierte er nur so stark, und das schon allein auf ihre Nähe? Fragen, Fragen, nichts als Fragen. Etwas stimmte nicht. Etwas war definitiv anders. Nur was? Er musste unbedingt mit Helena darüber reden. Sie würde schon wissen, was hier vor sich geht. Sie hat schließlich das meiste geerbt von ihrer Mutter, die selbst eine Hexe war. Er wurde von dem leisen Schleifen einer Tür auf weichen, dicken Teppich aus seinen Überlegungen gerissen. Licht flutete in den Flur und in der Tür stand Athanasia, gekleidet in das Kleid, dass er aus einem unbestimmten Impuls heraus nur für sie gekauft hatte. Vollkommen verblüfft und gefesselt von ihrer Schönheit sah er sie an. Wieso war sie ihm nur vorher nie aufgefallen? Er konnte nichts tun, als einfach nur da zu stehen und sie zu betrachten. Kapitel 5: 05.Kapitel --------------------- Es ist beinahe der nächste Morgen angebrochen, als Kilian und Athanasia den großen Saal verlassen. Sie lachen leise als sie an der großen Treppe zu den unteren Etagen stehen bleiben. Langsam, beinahe schon vorsichtig zieht sie ihren Arm aus seiner Armbeuge und bleibt vor ihm stehen. „Ich danke ihnen.“, bringt sie leise hervor, vermeidet aber wie immer den Blickkontakt. „Ich habe zu danken. Schließlich durfte ich mit der schönsten Dame des Abends tanzen.“ Sie errötet leicht. Wieder lacht er. Zärtlich hebt er ihr Kinn an und streicht ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sein Kuss ist süß und fordernd. Ihr Herz bleibt beinahe stehen. Irgendwas läuft hier doch ganz gewiss schief. Sollte sie nicht eigentlich sterben bevor so etwas passiert? „Geh schlafen.“, befiehlt er ihr schließlich. Sie nickt ohne ein weiteres Wort und geht. „Was war das denn gerade?“ Killian fährt herum. Helena steht hinter ihm. „Seit wann machst du dich denn an kleine Schülerinnen ran.“ Er zuckt nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Sie gefällt mir eben. Dafür brauche ich keinen besonderen Grund.“ „Ach ja? So plötzlich? Du hast Athanasia nie wahr genommen. Ich musste sie dir immer beschreiben, bis der Groschen fiel und du wusstest welche deiner Schülerinnen ich jetzt meine.“ „Ja ich weiß. Aber…“, er schaut in die Richtung in die sie verschwunden war. „Sie ist wunderbar.“ Seine Schwester schüttelt den Kopf. „Irgendwas stimmt nicht mit dir. Von jetzt auf gleich kennst du auf einmal Athanasia, verteidigst sie, wenn die anderen sie schikanieren und kaufst ihr auch noch Sachen!“ „Ich muss mich von dir nicht beleidigen lassen.“ „Das will ich gar nicht! Ich versuche dir nur zu zeigen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.“ „Hier stimmt alles.“, sauer dreht er sich um und marschiert los zu seinem Zimmer. Kopfschüttelnd und mit verschränkten Armen schaut sie ihm nach. „Ich sag’s euch doch! Zwischen den Beiden kann nichts laufen. Sie wollte unbedingt die Beschwörung machen und hat den Tod gezogen!“ Elisabeth kommt zusammen mit einigen Freundinnen und Jungs aus der Halle. „Gute Nacht, Schwester Helena.“, verabschieden sie sich noch und gehen den Gang hinunter. „Vielleicht bringt er sie ja um!“, alle lachen herzhaft. „Hey, Elisabeth, warte mal.“ Erschrocken dreht sich die ganze Gruppe zu der Ärztin um. „Redet ihr gerade über Athanasia?“ Schüchtern nicken sie. „Erzähl mir von dieser Beschwörung.“ Sie schauen einander an. Dann tritt Elisabeth vor. „Nun ja, Athanasia wollte unbedingt wissen, ob sie jemals einen Typen abbekommt, also hat Hanna ihr von dieser Beschwörung erzählt. Vor einigen Tagen haben wir beide das dann gemacht und sie hatte danach den Kreuzbuben gezogen. Also sollte sie noch bevor sie ihre Liebe kennen lernt sterben.“ Stumm hört Helena zu. „Der Kreuzbube?“, nachdenklich schaut sie aus einem Fenster neben ihr. Dann erkennt sie die Wahrheit. „Ich danke dir, Elisabeth.“ Verwundert schauen ihr die Schüler nach, wie sie los rennt zur Kajüte ihres Bruders. ** „Was soll das heißen?“, fragt Kilian leicht gereizt. „Dass das ganze nur ein Zauber war.“ „Das klingt für mich nicht danach als ob das ein Zauber währe. Sie hat doch wissen wollen, ob sie einen Freund findet und nicht der Gehirn von jemanden umprogrammieren.“ „Du kennst ihre Ungeschicktheit. Wahrscheinlich hat sie wieder irgendwas falsch gemacht.“ „Es ist keiner! Ich würde doch wohl merken, wenn mich einer verhext!“ „Na scheinbar nicht.“ „Sie hat mich nicht verzaubert und jetzt verschwinde! Ich will davon nichts mehr hören!“ „Seih vorsichtig, mein Bruder. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“ „Geh jemanden anderes mit diesem Mist auf die Nerven.“ Sie wartet noch ein paar Sekunden, dann dreht sie sich um und stapft davon. Laut schlägt die Tür hinter ihr zu. Sauer steht er auf und schlendert zum Fenster. Der Himmel färbt sich allmählich blau. „Kann sie mich verhext haben?“, überlegt er laut und schaut der Sonne zu, wie sie aufgeht. Komisch ist das ganze schon. Knurrend ballt er eine Hand zur Faust. ** In ihrer Unterkunft legt Athanasia gerade das Kleid ab und schlüpft in ihre Nachthemd. Stumm kontrolliert sie noch einmal das Schloss an der Tür und legt sich dann in das Bett. Dieser Tag war sehr eigentümlich. Hieß es nicht sie würde sterben noch bevor sie Jemanden kennen lernt? Na gut, sie sollte es nicht stören. Wahrscheinlich hatte sie nur irgendwas falsch gemacht und deswegen eine falsche Prophezeiung gezogen. Zufrieden schließt sie die Augen und schläft ein. Kapitel 6: 06.Kapitel --------------------- In einem kurzen, rot-weißen Sommerkleid und ebenso gefärbten Ballerinas macht sich Athanasia am Morgen auf zum Speisesaal. Sie hatte kaum schlafen können und hat irgendwann beschlossen sich einfach die Kleidung genauer anzuschauen, die Kilian für sie besorgt hatte. Sie ist wunderschön, nur aus den feinsten Stoffen und augenscheinlich sehr teuer, doch am meisten hatte es ihr dieses Kleid angetan, das sie jetzt trägt. Es wird still, als sie den Saal betritt und sich aufmacht zum Buffet. Nachdem sie sich dort einige Sachen aufgetan hat gesellt sie sich wie immer zu Elisabeth und den anderen Mädchen. „Guten Morgen, Athanasia“, begrüßen sie die anderen. „Wo hast du denn das Kleid her?“ „Das habe ich geschenkt bekommen.“, erklärt sie nur knapp und beginnt zu essen. „Und von wem?“ Als sie keine Anstalten macht zu antworten werden die Mädchen ungeduldig. „Wahrscheinlich ein Erbstück so alt wie es aussieht.“ „Wahrscheinlich hat sie es irgendwo mitgehen lassen.“, beschließt eine. „Das denke ich auch. Schau, es war erst neulich im Katalog!“, eine hält einen dicken Wälzer den anderen unter die Nase, wo eben dieses Kleid von einem Model vorgeführt wird. „Ich habe auch dieses Kleid!“, bemerkt da Elisabeth, die sich Athanasia endlich genauer anschaut. „Ich wollte es einpacken, aber ich habe es nicht gefunden!“ „Ich würde sagen jetzt wissen wir wo es ist!“, verachtend schauen sie alle samt an. „Du wirst es gefälligst sofort wieder ausziehen. Ich will nicht, dass du meine Kleider trägst!“ „Um genau zu sein habe ich es ihr geschenkt.“, meldet sich da eine tiefe Stimme hinter den Mädchen, die erschrocken zusammen fahren. Kilian setzt sich neben Athanasia auf einen Stuhl zwischen ihr und Elisabeth. „Ich habe es erst gestern für sie gekauft.“ Beruhigend legt er ihr einen Arm um die Hüfte und zieht sie Wort wörtlich aus dem Stuhl heraus, in dem sie sich immer mehr hinein verkrochen hatte, als die Spekulationen los gingen. In ihrer Verzweiflung hatte sie unbewusst einen Zauber verursacht, der sie wie in einem Pool hatte versinken lassen. „Du bist wunderschön.“, haucht er ihr ins Ohr und küsst sie leicht auf den Hals. Die Mädchen um sie herum erröten. „Habt ihr gut geschlafen?“ Er richtet sich auf und mustert die anderen mit einem eher professionellen, als wirklich interessierten Blick. „Sehr gut sogar.“, bemerkt Elisabeth und schwingt sich auf einmal in Pose. Ziemlich auffällig schiebt sie die Arme unter die Brüste und hebt sie so an, als sie sich auf dem Tisch abstützt. Eine andere neben Athanasia lehnt sich eher auf die Holzplatte rauf, bringt ihr extra großes Dekollete in Position und spielt mein einer langen Kette. Die anderen sind auch nicht besser. „Wie haben Sie geschlafen, Professor?“, fragt ihre Anführerin weiter. „Nicht so gut.“ „Sie waren gewiss einsam in ihrer großen Suite.“, bemerkt Sofia auf der anderen Seite des Tisches und zieht eine Strähne ihres Haars nach vorn, um sie direkt vor ihrem Ausschnitt um den Finger zu wickeln. „Wie lange werden wir eigentlich unterwegs sein? Haben sie denn da genug Blut um sich zu nähren?“, alles andere als unauffällig legt ihre Nachbarin den Kopf ein wenig schräg um ihren Hals zu entblößen und streicht sich zärtlich über die Ader. „Ich habe genügend Vorräte, danke.“, entgegnet er kühl und wendet sich wieder von seinen übrigen Schülerinnen ab. Ich habe gehört sie haben hier an Bord ein Wellness bereich.“, erklärt er Athanasia leise und kommt ihr ein wenig näher. „Möchtest du mit mir dort hingehen nachher?“ „Das geht leider nicht, Professor.“, fährt Elisabeth dazwischen bevor sie ja sagen kann. „Athanasia muss uns nachher helfen die richtigen Bikinis für den Pool auszusuchen.“ Als Kilians Liebling wieder den Mund aufmacht um etwas zu sagen meldet sich Melanie. „Athanasia, hol mir noch ein wenig von dem Müsli.“ Sie seufzt und erhebt sich, als ihr Lehrer sie am Arm packt. „Melanie, als erstes Mal heißt es: „Könntest du mir bitte noch etwas Müsli holen?“ und im übrigen kannst du das auch selbst tun. Und Elisabeth: Ich glaube du hast deine Mitschülerin genug tyrannisiert. Sie hat schon wegen dir nichts Vernünftiges zum Anziehen mit und hat, wie ich dich kenne auch dein gesamtes Zeug selbst zusammen geräumt. Ich glaube nicht, dass du da noch extra Hilfe brauchst dir einen Biki raus zusuchen.“ Alle schauen ihn groß an, als er sich erhebt und sowohl seinen als auch Athanasias Teller nimmt. „Tut mir leid, aber ich werde dir deine zu unrecht erbeutete Sklavin für heute klauen. Komm Kleines, wir gehen.“ Verwundert schaut seine Schülerin ihm nach, doch dann fasst sie sich ein Herz und folgt ihm an einen anderen, leeren Tisch am anderen Ende des Raumes. „Ich danke Ihnen, Professor Kilian…“, murmelt sie leise und setzt sich auf den ihr zugewiesenen Platz. „Wieso verteidigst du dich nicht, Athanasia?“, fragt er sie und schaut sie durch dringend an. „Ich kann nicht. Nachher mögen sie mich nicht mehr. Ich bin keine besonders gute Hexe. Ich glaube eher, dass irgendetwas schief gelaufen ist und ich gar nicht wirklich zaubern kann. Wenn ich tue was sie sagen habe ich wenigstens Freunde.“ „Das nennst du Freunde? Sie nutzen dich doch nur aus.“ Sie bleibt stumm und schaut betroffen, wie ein geprügeltes Kind zu Boden. Erst als er ihre beiden Hände nimmt und ihnen leichte Küsse auf die Rücken haucht schaut sie auf. „Ich passe ab jetzt auf dich auf. Mach dir keine Sorgen.“, flüstert er und legt sich eine ihrer Hände auf die Wange. Zufrieden schaut er ihr in die Augen und in das glücklich lächelnde Gesicht, als sie von selbst beginnt mit einem Daumen leicht über seine Schläfe zu fahren. Auch den Kuss, den sie ihm ohne zu zögern gibt erwidert er nur all zu gerne. ** Athanasia lacht ausgelassen, als Kilian in das Strömungsbecken im Wellnessbereich springt und eine riesige Welle verursacht. Sie sind vollkommen alleine. Die anderen wollten lieber draußen zur Poolanlage gehen. Prustend wischt sie sich das Nass aus dem Gesicht und die feuchten klebrigen Strähnen. Mit großen Schwimmzügen kommt der Vampir auf sie zu. Vor ihr bleibt er paddelnd stehen und wischt sich ebenfalls durchs Gesicht. „Ich verstehe die anderen nicht, wieso sie draußen schwimmen wollen, wo du dich nicht mal unter der Sonne wegen des Meerwindes trocknen lassen kannst!“, erklärt sie. „Hier drin ist es viel schöner. Sauna, Whirlpool, Massagebereich, Strudelbecken…“ Entspannt setzt sie sich auf einen Vorsprung unter Wasser und legt sich leicht vor einen Strudel aus dem unablässig Wasser hineingepumpt wird. Es ist wahnsinnig entspannend und massiert gleichzeitig. „Dafür haben wir alles nur für uns alleine.“, bemerkt Kilian. Sie schlägt die Augen auf und erblickt ihn direkt über sich. „Professor?“, fragt sie unsicher, aber erlegt ihr nur einen Finger auf die Lippen um sie zum schweigen zu bringen. Ruhig beugt er sich hinunter und küsst sie leicht. Nein, es kann nicht wahr sein, was Helena gesagt hatte, dass sie ihn nur verhext hat. Athanasia währe dann nicht so verunsichert bei jedem Schritt, den er tut. Dieser Gedanke beruhigt ihn und zufrieden schließt er sie in die Arme. „Professor Kilian, Fräulein Athanasia“, eine der Stewardessen kommt herein und verneigt sich einmal kurz, dann weißt sie in einen Gang hinter sich. „Die Sauna ist nun angeheizt. Sie können sich in die Kapsel begeben.“ Er nickt ihr einmal dankend zu, dann geht sie. Zu zweit steigen sie aus dem Wasser aus und gehen mit ihren Handtüchern hinüber zur Sauna. Athanasia geniert sich, als es darum geht sich aus zu ziehen und versteckt sich hinter einem der Liegestühle im Entspannungsbereich. Bevor ihr Lehrer auch nur einen Blick erhaschen kann wickelt sie sich schnell ihr Handtuch um den Körper und tritt, als sie sicher ist, dass er ebenfalls fertig ist hinter der Liege hervor. Er führt sie einen Gang, gesäumt von verschiedenen Abkühlungsbädern und Duschen, entlang zu einer Gruppe unterschiedlichsten Saunen. Schnurstracks geht er auf eine zu mit einer Glastür hinter der es sehr nebelig ist. „Eine Feuchtsauna ist glaube ich für den Anfang am besten. Ich rate dir dein Handtuch draußen zu lassen.“ Er dreht sich nicht zu ihr um, als er das sagt, grinst aber trotzdem leicht, als er sein eigenes Handtuch ablegt und neben der Tür an den Hacken hängt. Dann geht er hinein und verschwindet sofort in dem dichten Dunst. Zögernd bleibt Athanasia stehen. sollte sie wirklich auch hinein gehen? Sie traut sich nicht, schließlich dürfte sie kein Handtuch mit nehmen um sich zu bedecken. Andererseits: er hatte schließlich auch nichts an. Ein Ausgleich, oder? Im Übrigen konnte sie sich doch so weit wie möglich von ihm fernhalten, dann könnte er sie eh nicht mehr sehen, so völlig ohne Kleidung. Der Wasserdampf in dem Raum ist so dicht, dass Kilian schon nur noch als Silhouette zu sehen war, als er die Tür hinter sich schloss. Nach einem Schritt in den Nebel hinein konnte sie ihn schon nicht mehr sehen. Während sie weiter krampfhaft überlegt was sie tun soll wird ihr plötzlich eines klar: Das Schiffspersonal hatte extra für sie beide die Saunen beheizt. Es währe unhöflich sie jetzt nicht zu nutzen. Also trifft sie die Entscheidung hineinzugehen, aber sofort mit ihrem Professor zu reden, damit sie sich von ihm fern halten könnte. Vorsichtig hängt sie ihr Handtuch weg und bedeckt sich notdürftig mit einem Arm die Brust, während sie leichtfüßig, nur noch mit Badelatschen bekleidet, und leise zu dem Eingang hinüber huscht. „Ich komme jetzt rein.“, ruft sie scheinbar fröhlich in den Nebel hinein und schließt die Tür wieder hinter sich. „Professor? Wo sind Sie?“, fragt sie weiter und tappt über die Fliesen. Nur das knallen des Gummis ihrer Schule an den hacken ist zu hören. Verwundert bleibt sie stehen, als sie das andere Ende des Raumes erreicht hat und vor einem leeren Platz einer scheinbar langen Bank steht. „Hat aber lange gedauert.“, flüstert da jemand von hinten in ihr Ohr. Vor Schreck wirbelt sie herum und stolpert rückwärts auf die Bank, nur um sofort wieder hoch zu schrecken, weil der Stein zu heiß ist. Prompt landet sie in Kilians Armen. „Nicht so hastig. Du musst schon aufpassen wo du dich hinsetzt.“, lacht er und hebt einen Wasserschlauch. Mit einem Griff nach hinten öffnet er einen Hahn und bespritzt den Platz. „Jetzt kannst du dich hinsetzen.“ Sofort tut sie, was er sagt. Mit angezogenen Beinen ist es leichter sich zu bedecken als wenn man steht. Stirn runzelnd schaut er ihr dabei zu und verschränkt die Arme vor der Brust. Es ist offensichtlich, dass er sich das hier etwas anders vorgestellt hatte. Seufzend setzt er sich neben ihr hin und lehnt sich entspannt an. „Wie sieht’s aus? Gehen wir wieder raus?“, fragt er nach einigen Minuten schon halb schlafend. Als sie keinen Ton von sich gibt schaut er zu ihr herüber. Sie hockt immer noch unverändert auf ihrem Platz. Ihr Gesicht ist Krebsrot. „Athanasia, alles in Ordnung?“, fragt er entsetzt und richtet sich auf. Sie murmelt ein unverständliches „hm-mh“ und dann erkennt er, wieso sie so erstarrt ist. Ihr Blick klebt förmlich an seinem Schritt. Leise muss er lachen. Er glaubt nicht, dass es ihr bewusst ist, so abwesend wie sie gerade ist. Vorsichtig hebt er ihr Gesicht und zwingt sie ihn anzuschauen. „Lass uns jetzt raus gehen, okay?“, meint er und küsst sie leicht, als sie nickt. ** „Jetzt habe ich Hunger.“, stark rubbelt Athanasia ihre nassen Haare mit einem Handtuch durch, als sie wieder bei den Schließfächern ankommen, wo sie ihre Sachen weggesperrt hatten. „Es gibt ja gleich Essen“, lacht Kilian und packt seines beiseite. „Machen wir das mal wieder?“ Als sie das fragt hat sie sich noch nicht ganz angezogen. Sie ist eindeutig ein wenig lockerer geworden, wie er zufrieden feststellen muss. Den Anblick geradezu aufsaugend schaut er ihr dabei zu wie sie den weichen Stoff über ihre sanfte Brust zieht. „Komm, ich mach es dir zu.“ Liebevoll dreht er sie herum und zieht den Reißverschluss nach oben. „Kriege ich heute Abend noch einen Tanz?“, flüstert er ihr sanft ins Ohr und schlingt erneut, wie am Abend zuvor beide Arme um ihren Körper. „Auch zwei, wenn Sie wollen.“, gesteht sie und lehnt sich leicht zurück mit beiden Händen auf seinen Armen. „Das klingt gut.“, lacht er erneut leise und dreht ihr Gesicht zu sich um, um, wie schon so oft am heutigen Tag, ihre weichen Lippen zu spüren. „Sie sind heute nicht zufrieden zu stellen, oder?“, flüstert sie leise seinem Mund entgegen, als er sich kurz einige Millimeter löst. Er schüttelt den Kopf und tut es noch einmal. Leicht krallt sie sich an seinen Hinterkopf und zieht ihn ein wenig näher zu sich heran. Mit geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund legt sie ihren zur Seite als er sich von ihren Lippen löst und ihren Hals hinunter wandert auf der Suche der Hauptader. „Dein Duft…“, haucht er leicht und zwei spitze, sich immer weiter verlängernde Zähne schaben über ihre Haut. „Dürstet es Sie nach meinem Blut?“, kichert sie leise. „Ich muss mich gerade so zurückhalten.“, fest presst er seine Lippen auf ihren Hals und saugt an der Haut als wolle er ihr Blut durch das Fleisch hindurch saugen. Es gefällt ihr. Sofort massiert ihre eine Hand kräftig seinen Kopf, als wolle sie ihn kraulen und die andere krallt sich in seinen Arm und hinterlässt kleine Spuren, als sie ihre Fingernägel wie Krallen über ihn zieht. Der Knutschfleck ist groß und tief dunkel als er sich wieder löst. „Du gehörst mir…nur mir…“, flüstert er ihr in Ohr. „Dafür du mir…“, platzt es gerade Wegs aus ihr heraus ohne dass sie nachdenken kann. Ein leises Knurren entsteigt seiner Kehle und er zieht sie dichter zu sich. „Kommst du zu mir heute Nacht?“, fragt er erneut leise. Mit einem geseufzten „Ja“ ergibt sie sich einfach nur. „Professor Kilian, Fräulein Athanasia“, erneut kommt eine der Stewardessen herein. „Verzeihen sie die Störung, aber das Essen wird nun serviert.“ „Wir sind unterwegs.“, bestätigt Kilian und löst sich widerstrebend von Athanasia. Ohne ein Wort zieht er sein Hemd aus dem Schrank und schlüpft hinein, als etwas Kleines, Rechteckiges zu Boden segelt. „Na nu…“, verwundert bückt er sich und hebt die Spielkarte auf. „Wo kommt die denn auf einmal her?“ Verwirrt dreht er sie mit dem Blatt nach oben, der Kreuzbube. Sie hat zusammen mit Elisabeth die Geister nach dem gefragt, der für sie Bestimmt ist und den Kreuzbuben gezogen…Du kennst sie, sie hat sicher wieder einen Fehler gemacht…, die Worte seiner Schwester schießen ihm durch den Kopf und er schaut hoch zu Athanasia. Kann das sein? Verwirrt schaut sie zu ihm herab. Um ihren Hals baumelt eine weitere Spielkarte, ebenfalls der Kreuzbube. Kapitel 7: 07.Kapitel --------------------- „Du…“, haucht Kilian mit leicht bebender Stimme und erhebt sich. Verwirrt schaut Athanasia ihn an. „Was ist? Habe ich irgendwo einen Fleck?“, unschuldig besieht sie sich ihr Kleid genauer. Doch entdecken tut sie nichts. „Was ist das?“, fragt Kilian und zieht abrupt an ihrer Kette. Gleich darauf hält er ihr die Karte unter die Nase. Erschrocken weicht seine Schülerin zurück und fast sich an den leicht brennenden Hals. Antworten tut sie nicht. „Was ist das?“, schreit er sie nun an. „Das ist…“, stammelt sie und bleibt doch weiter Stumm. „Ja?“ „Diese Karte war das Resultat einer Beschwörung, die ich zusammen mit Elisabeth gemacht habe…“, erklärt sie. „Wir haben gefragt, was das Schicksal für mich bereit hält und dann…“ „Dann hast du den Tod gezogen.“ Sie nickt. „Aber ich habe irgendwas falsch gemacht, denn jetzt bist du da…“ „Ja jetzt bin ich da!“, sauer fährt er dazwischen. Erschrocken weicht sie noch ein Stück zurück. Jetzt zeigt er ihr den Gegenstand, den er gerade aufgehoben hat. Ihre Augen weiten sich und ängstlich schaut sie wieder zu ihm auf. „Soll ich dir sagen was du gemacht hast? Einen Fehler. Einen ganz Gewaltigen. Vielleicht wolltest du nur etwas wissen, aber du hast stattdessen Jemanden verhext. Mich, deinen eigenen Lehrer!“, seine Augen glühen, als er mit Wucht die beiden Karten zu Boden pfeffert und sich die Spitzen, obwohl sie nur aus Pappe sind, in die Fliesen bohren. „Ich kann doch nichts dafür…“, wimmert sie leise und sackt auf die Knie. Schwer fällt es ihm diesem Drang stand zu halten sie einfach wieder aufzuheben, doch die Wut darüber, dass sie ihn so in seiner Ehre gepackt und verletzt hat hält ihn oben. „Ich will, dass du das Band trennst.“, knurrt er nun etwas leiser, doch man merkt, dass er nur schwer seine Aggressionen zurück halten kann. Schnell, beinahe schon zu plötzlich, so dass er sie fast aufgehalten hätte, greift sie nach den Karten und presst sie an sich. „Ich will dass du jetzt in deine Kabine gehst und vor morgen früh nicht wieder raus kommst. Solange hast du Zeit über deinen Fehler nachzudenken!“ Sie nickt und muss ein Schluchzen unterdrücken. „Jetzt geh!“ Mit zitternden Knien steht sie auf und dreht sich zu ihrem Fach, um nach dem Handtuch zu greifen. „Geh!“ Das Donnern seiner Stimme erschreckt sie so sehr, dass sie beinahe mit dem Kopf gegen den Schrank geknallt währe. Es kam so überraschend, dass sie sich nicht von der Stelle rühren kann. „Verschwinde endlich, ich will dich nicht mehr sehen!“, schreit er sie erneut an und stapft sauer auf sie zu. Ohne ihre Sachen zu nehmen stürmt sie los. Zorn schnaubend schaut er ihren wehenden Haaren und dem Rocksaum nach, der gerade aus der Tür verschwunden ist. Doch nun mischt sich noch ein weiteres Gefühl in die Wut. Trauer, Angst, Verzweiflung. Kurz kämpft er damit hinter ihr her zu laufen und sich zu entschuldigen, doch sein Kopf ist stärker als sein Herz. Sauer krallt er sich an der Tür seines Spindes fest. Als er sich wieder gefangen hat nimmt er seine Sachen und wirft die Tür sauer ins Schloss. ** „Na wie war dein Tag, Bruderherz?“, Helena lässt ihren Teller vor dem von Kilian nieder. Alleine sitzt er in einer Ecke des Saals und stochert mit der Gabel auf ein Stake ein. „Oh, sieht aus als währe was vorgefallen. Hat Athanasia dich abgewiesen?“, sie muss leicht grinsen über ihren alles andere als komischen Witz. „Nein, das nicht, aber ich habe einen Kreuzbuben bei ihr gefunden.“ Helena verschluckt sich beinahe und klopft sich ein paar Mal aufs Brustbein um wieder Luft zu bekommen. „Als doch.“, bringt sie schließlich gequält hervor, isst aber trotzdem weiter. Er nickt. „Ich hätte auf dich hören sollen.“ „Lass stecken, Kleiner. Ich hatte auch mittlerweile den Gedanken aufgegeben, dass es so ist.“, gibt sie zu. „Und nun?“ „Ich habe ihr gesagt sie soll den Zauber lösen.“ Helena nickt, scheinbar zufrieden mit der Entwicklung. „Wo ist sie jetzt?“ „Ich weiß nicht. Vermutlich in ihrer Kabine.“ Stumm isst Helena den Salat. „Es tut mir leid für dich.“ „Wieso sollte es das? Es war doch nie was Ernstes, oder sagen wir was Echtes.“ Wieder nickt sie. „Was machen wir beide Heute noch? Willst du mit mir in die Bar nachher gehen?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein danke. Ich glaube ich gehe lieber noch mal in die Sauna.“ „Findest du das so gut? Ich meine…“ „Ich weiß was du meinst.“, fährt er ihr dazwischen. „Bis dahin hat sie hoffentlich den Zauber genommen und sie ist mir genauso gleichgültig wie vorher.“ „Wenn nicht sag bescheid.“ „Mach ich.“ Schweigend sitzen Beide da und erdolchen weiter ihr Essen. ** Heulend und mit zusammen gebissenen Zähnen sitzt Athanasia auf dem Boden vor dem riesigen Koffer mit den ganzen Sachen, die Kilian ihr gekauft hatte. Sie trägt ihre Schuluniform und legt sorgfältig all die schönen Kleider und Hosen zusammen, um sie wieder zu verstauen. Auf ihrem Schoß hat sie immer noch das Kleid, das sie an diesem Tag getragen hatte. Es ist mittlerweile fast vollkommen durchnässt von ihren dicken Tränen, die ihr unaufhörlich über die Wangen rollen. Dann nimmt sie auch das und verstaut es als Letztes in dem riesigen Gepäckstück. Schniefend verschließt sie ihn und sackt darauf zusammen. Mit dem Gesicht in den Armen vergraben schluchzt sie noch eine Weile vor sich hin, bevor sie beide Hände ruhig auf den Deckel legt und einmal tief durchatmet. Transportzauber sind die einzigen, die sie schon immer konnte. Sie konzentriert sich und geht in Gedanken den Weg von ihrer Kabine, bis hin zur Suite von Kilian. Dann murmelt sie nur noch leise „Von diesem Ort, mal hier mal dort“, und im nächsten Moment ist der Koffer verschwunden und sie hock wieder alleine in dem kleinen, engen Raum, der jetzt größer wirkt, wo die Sachen wieder weg sind. Dann wendet sie sich den Karten zu, die auf ihrem Bett liegen und auf ihr Urteil warten. Ohne weiter zu warten nimmt sie sich ein Blatt Papier und einen Stift um den Zauber zu schreiben. ** Kilian hat sich allmählich wieder beruhigt, als er aus dem Termalbereich kommt. Langsam ist er auf dem Weg zu seiner Kabine. Aus dem Saal dringt festliche Musik, so wie jeden Abend. Was währe gewesen, wenn er den Zauber nicht aufgedeckt hätte? Würde er dann in dem Saal sein und mit ihr tanzen? Ja, die ganze Nacht durch, genau das wollte er tun und später wollte er sie mit zu sich nehmen und nicht wieder zurück in dieses Loch lassen, mehrere Etagen unter ihm, schon beinahe unter der Wasseroberfläche. Wie schön es geworden währe. Nur sie beide, Tag für Tag. Tief in Gedanken versunken lehnt er sich mit einer Schulter neben die Tür zum Saal an die Wand und schaut den Paaren zu, wie sie unermüdlich ihre Kreise in der Halle ziehen. Sie könnte jetzt das samtrote Kleid tragen, ihre Haare hochgesteckt und diese verführerisch duftende Ader an ihrem Hals mit Diamanten geschmückt. Erschöpft und vollkommen hingerissen von seiner Fantasie lehnt er den Kopf nach hinten. Dieses Blut unter ihrer bleichen, zarten Haut hätte er zu gerne gekostet. Er mag eigentlich solch junges Blut nicht, doch ihres hätte ihn beinahe zum ausrasten gebracht, an den Rand seiner Kräfte, wo er sich noch zurück halten kann. Er konnte sich zu der Zeit einfach nicht vorstellen, dass das alles nur ein Zauber sein sollte, aber nun… Er schüttelt den Kopf. In ein paar Stunden wird alles vorbei sein und das Band zerreißen. Dann wird er nicht mehr an sie denken. Aber will er das eigentlich? Ja und nein. Auf der einen Seite will er die sogar bei sich behalten, aber wenn man es genau nimmt ist das alles nur ihr Wille, den sie ihm aufgezwungen hat und wenn das alles gebrochen ist wird er sich nur noch fragen wie er so dumm sein konnte und ein so unfähiges Mädchen vergöttern. Ruhiger, als er es selbst von sich erwartet hätte geht er den Gang entlang hinunter zu seiner Kabine. Immer noch in Gedanken kramt er seine Karte heraus und öffnet die Tür nur um sich gleich verwundert umzusehen. Das Licht ist leicht gedämpft, die Tür zur Terrasse steht auf und der frische Wind weht die Vorhänge ins Zimmer hinein. Draußen steht ein Mädchen auf die Reling gestützt. Dunkles, langes Haar, bleiche Haut, rotes Samtkleid. Sein Herz macht einen Sprung und sein erster Impuls ist zu ihr zu stürmen und sie in die Arme zu schließen, doch dann weht ihr Geruch zu ihm hinüber und dieses Blut gehört eindeutig nicht zu Athanasia. „Elisabeth, was machst du hier?“, fragt er streng und schließt die Tür hinter sich. Zaghaft streicht sie sich eine Strähne hinters Ohr und dreht sich um. „Sie haben nicht sehr glücklich gewirkt beim Essen heute, da habe ich mir Sorgen gemacht. Als ich her gekommen bin stand dieser Koffer dort vor der Tür. Ich dachte ich bringe ihn lieber herein, bevor jemand noch etwas klaut. Sie wissen: Verschlossene Türen sind meine Spezialität.“, langsam kommt sie näher mit schwingender Hüfte. „Leider ist der Koffer nicht wirklich gut verschlossen gewesen und als ich dieses Kleid gesehen habe, habe ich gedacht, vielleicht kann ich ja was tun, um Sie aufzuheitern.“ Sanft streicht sie ihm über den Brustkorb, hoch über das Schlüsselbein über Schultern und Hals. „Haben Sie einen Wunsch? Ich würde mit Sicherheit alles tun.“, drängend drückt sie sich an ihn. „Athanasia war gewiss zu Tölpelhaft!“ Bis zu diesen Worten hatte er noch ernsthaft in Betracht gezogen dieses Angebot anzunehmen, doch die Erwähnung des Mädchens legte einen Schalter in seinem Kopf um. „Verschwinde, Elisabeth. Aber das Kleid bleibt hier. Es war nicht für dich bestimmt.“ „Wo ist denn Athanasia, sie scheint Sie doch im Stich gelassen zu haben, oder?“ „Ich habe sie weg geschickt genau wie dich gerade. Also zieh dich um und geh!“ Langsam scheint sie zu verstehen und lässt von ihm ab. Wut schnaubend dreht sie sich um und entscheidet sich für das letzte Register. Ohne Umschweife beginnt sie sich vor seinen Augen auszuziehen. Als sie nur noch in Reizwäsche da steht und er immer noch nicht reagiert hat schaut sie sich suchend um. Kilian ist raus gegangen auf die Terrasse und schaut aufs Meer hinaus. Jetzt platz ihr der Kragen. Sauer schlüpft sie wieder in ihr Kleid und verschwindet. ** In ihrem Zimmer hockt Helena auf der Couch vor einigen Karten. Alle zehn Fingerspitzen berühren die Stapel, sie selbst hat die Augen geschlossen und konzentriert sich. Ihre Gedanken schweifen die ganze Zeit nur bei Kilian und Athanasia herum. Irgendetwas stimmt da nicht. Etwas ist im Anflug. Doch was ist es? Entschlossen greift sie sich die Karten und mischt sie, bevor sie einige der Oberen vor sich ausbreitet. Interessiert blättert sie die erste um. Gefahr liegt in der Luft. „Athanasia“, flüstert sie leise und schaut sich ohne zu zögern die Nächste an. Hilfe! „Ein Ausruf?“ Verwirrt macht sie weiter. „Die Liebenden? Irgendwas läuft hier schief…“ Aber auch die darauf folgende bereitet ihr Kopf zerbrechen. Trennung „Diese Reihenfolge ist eigenartig. Was soll das bedeutet? Wieso Hilfe? Wieso die Gefahr als erstes?“ Als sie die Karten zusammen schiebt um sie erneut zu legen fällt ihr auf, dass sie zum Schluss anstatt nur einer zwei auf den Tisch gelegt hat und schaut sich nun die Fünfte an, die unter der letzten Versteckt war. Ihr Stockt der Atem. „Der Tod, jemand wird sterben…“, schockiert sitzt sie da und starrt die Karten an. Dann bemerkt sie den Zusammenhang. Ohne zu zögern springt sie auf und rennt so schnell es geht zu Kilian. Kapitel 8: 08.Kapitel --------------------- Stumm sitzt Kilian auf seiner Couch. Er hat die Ellenbogen auf seinen Knien abgestützt und vergräbt das Gesicht in dem Kleid, das Athanasia den ganzen Tag getragen hatte. Tief atmet er ihren Geruch ein, der sich mit dem ihrer Tränen vermischt. Was hatte er da eigentlich getan? Selbst wenn sie ihn verhext hat, er will sie behalten. Ob mit oder ohne Magie, vollkommen egal. Aber etwas hält ihn zurück. Etwas das er sonst an sich selbst liebte und jetzt verachtet: seinen Stolz. Er ist zu Stolz um sich zu erheben und zu ihr zu gehen. Genau das mit ihr zu tun was er eigentlich vorgehabt hatte. In dem Moment fliegt die Tür auf. „Kilian, du musst sie aufhalten!“ „Verschwinde Helena…“, murmelt er und dreht seinen Kopf zum Fenster, ohne den Stoff von seiner Haut zu trennen. „Kilian du musst Athanasia aufhalten! Sie wird sich umbringen!“, schreit sie weiter und marschiert auf ihn zu um an seinem Arm zu reißen. Er reagiert nicht. „Was ist denn los mit dir?“ Er schweigt. „Kilian jetzt mach schon.“ „Sie hat den Zauber immer noch nicht von mir genommen…“, flüstert er und kuschelt sich wieder in den Stoff. „Der Zauber wird auch nie mehr verschwinden, sie wird sich nur töten bei dem Versuch ihn zu lösen!“ „Weist du was ich jetzt mit ihr machen wollte?“, haucht er weiter und übergeht einfach ihre Warnung. „Ich wollte sie jetzt halten. Fest bei mir und nicht mehr los lassen. Ich würde es so gern immer noch tun…“ „Das kannst du auch, aber erst musst du was unternehmen!“ „Wovon redest du? Was kann ich denn noch tun…“, er klingt schon beinahe verzweifelt. Jetzt verliert Helena die Geduld. „Athanasia hat dich nicht verzaubert, ganz im Gegenteil. Es war zwar Magie, die sie angewandt hat, aber Uralte, die heute noch kaum jemand besitz. Sie hat bei der Befragung alles richtig gemacht und den Tod gezogen, der Schock in ihr hat Wellen ausgesandt an denjenigen, der nur für sie bestimmt ist. Sie hat einfach nur ihr Gegenstück gerufen, weil sie Angst vor dem Tod hat und dich dabei erreicht! Wenn du jetzt nicht zu ihr gehst und sie davon abhältst eurer Band zu zertrennen, dass euch schon vor ihrer Geburt verbannt, dann wird sie…nein, dann werdet womöglich beide sterben!“ ** Elisabeth, die an der offenen Tür zu Kilian Kabine steht, klappt der Mund auf. Das war also passiert. Athanasia hat das erste Mal die Kraft entdeckt, die in ihr Schlummert. Es wird nicht mehr lange dauern und sie wird sie alle übertreffen und Professor Kilian wird an ihrer Seite sein. Sie kennt diese Kraft die Athanasia da freigesetzt hat nur zu gut. Ihre eigene Großmutter war so eine. Die Hexen und Magier, die die Bindungen zwischen zwei Personen aufspüren können und wenn sie wollen kontrollieren sind die Angesehensten von allen und sind mit viel Macht, Reichtum und Ruhm verbunden. Sie können die Schlimmsten Gefühle und Erinnerungen heilen, Geister reinigen… So eine ist das unfähige Mädchen in ihrer Klasse. Sie hatte immer gehofft sie selbst währe so, wie ihre Großmutter, doch diese Gabe ist selten, und Elisabeth hat sie nie entwickelt. Zorn und Eifersucht flackern in ihr auf. Diese Unfähige Missgeburt soll all das erreichen was sie sich je erträumt hatte? Sauer stürmt sie davon, hin zu Athanasias Kabine. Wutentbrannt reißt sie die Tür auf. „…Erlöse ich dich von dem Zauber.“, sagt Athanasia gerade und schneidet zwei Karten, kreuz Buben, in der Mitte durch. Im selben Moment wird das Schiff erschüttert. Ein Ohren betäubendes Brüllen hallt durch das Schiff. Es ist Kilian, der Schreit. Athanasia selbst krümmt sich auf dem Boden. Sie scheint starke Schmerzen zu haben. Ein weiteres Heulen durchbricht die Stille. Eine Sirene ist losgegangen und Fußgetrappel ist über ihnen zu hören. „Was hast du nur getan?“, schreit Elisabeth Athanasia an. „Meine Damen und Herren, bitte versammeln sie sich an Deckt und suchen sie die Rettungsboote auf.“, ertönt eine Stimme aus den Lautsprechern. Nun mischt sich Angst in die Gefühle von Elisabeth. „Wegen dir werden wir alle sterben!“, schreit sie Athanasia an, die sich langsam fängt, aber dennoch wie in einer ganz anderen Welt sich auf dem Bett abstützt und sie ignoriert. „Nur wegen dir saufen wir jetzt alle ab!“ Von Ihr gibt es immer noch keine Reaktion. „Du bist eine Schande für uns alle. Am Besten du stirbst durch deinen eigenen Fehler.“ Sie knallt die Tür hinter sich zu und verschließt sie von außen mit einem Zauber, bevor sie nach oben zu den Ruderbooten rennt, die darauf warten die Passagiere von dem Sinkenden Schiff zu retten. ** „Was war das…“, keucht Kilian, der von seiner Schwester gestützt an Deck kommt. „Athanasia hat versucht das Band zu zerreißen, was aber nicht gelungen ist, da ihr Unterbewusstsein weiterhin Hilfe von dir verlangt. Ihre Kraft ist Explodiert, hat sich mit deiner Verbunden und das Schiff zerstört. In gut einer Stunde wird das alles hier unter Wasser sein.“ „Wo ist sie?...“, fragt er immer noch vollkommen außer Puste. „Ich muss wissen, dass es ihr gut geht…sie braucht mich.“ „Wir werden sie bestimmt gleich sehen. Sie wird nach der Durchsagen auch hier her gekommen sein!“ „Und wenn sie ebenso erschöpft davon ist wie ich?“ Unvorsichtig bugsiert Helena ihren Bruder in einem der Boote und springt dann hinterher. Einige Mädchen und Jungen gesellen sich noch dazu und zusammen lassen sie es zu Wasser. Der gesamte Bauch ist bereits unter gegangen. Athanasias Kabine liegt unter der Oberfläche. Sie Rudern von dem Wrack davon zu den anderen Booten. „Und so geht unser Kapitän dahin…“, murmelt ein Matrose und er und seine Kameraden ziehen die Hüte. „Er ist an Bord geblieben um zusammen mit seinem Schiff unterzugehen, ganz wie ein richtiger Kapitän.“ „Es fehlt einer von uns!“, schreit Helena laut und zählt noch einmal die Schüler auf den Ruderbooten durch. „Es fehlt einer!“ Mit einem letzten Gurgeln verschwindet auch der Rest des Schiffes in den Fluten. „Athanasia ist zurück geblieben.“, erklärt Elisabeth. „Sie hat begriffen, dass das Unglück wegen ihr geschah und wollte den Kummer darüber nicht ertragen, also ist sie sich in ihrer Kabine eingeschlossen.“ Eine Weile ist es still. Helena braucht eben so viel Zeit wie Kilian um zu begreifen, was ihre Schülerin gerade gesagt hat. „Nein!“, schreit er los und springt auf. Unvorsichtig stolpert er durch die anderen hindurch und versetzt das ganze Boot noch mehr ins Schanken, als es auf den hohen Wellen ohnehin schon tut. „Athanasia!“ „Kilian nicht, du kannst nichts mehr für sie tun!“ Seine Schwester klammert sich von hinten an ihn heran und versucht ihn davon abzuhalten in das kalte Wasser zu springen. Mehrere Jungen müssen ihr dabei helfen. So sehr sich Kilian in seiner Verzweiflung auch zu wehren versucht, um Athanasie in die tiefen des Meeres zu folgen, waren seine Kräfte noch immer nicht zu ihm zurück gekehrt und da er von etlichen Schüler auf seinen Platz gedrückt wurde hat er keine chance und kann nur mit ansehen, wie sich das Schiff in dem sie sich befindet mehr und mehr entfernt. Sein Herz scheint zu zerreißen, als ob es mit dem Schiff und Athanasie in die Tiefe gezogen werden würde. Die heiße Flüssigkeit die über seine Wangen rinnt, war der einzige Beweis dafür, dass er nicht ebenfalls in dieser Nacht gestorben ist. Wieso musste sie das Leben lassen und er alleine zurückbleiben. Noch lange in dieser Nacht, spürte er nur den stechenden Schmerz seines Herzens und die Leere die sich in seinem Inneren ausbreitet. Wären Helenas warme Arme nicht gewesen, wäre er wohl erfrohren, an seiner Trauer, die seinen Körper zu Eis erstarren lässt. ** Beinahe ein halbes Jahr später sitzt Kilian im Regen auf dem Balkon ihrer großen Villa. Doch dass er nass wird scheint er nicht wahr zu nehmen. Genau so wenig wie alles andere, was seit dem Schiffunglück geschehen ist. Er sitzt nur da, ignoriert Alles und Jeden, sagt wenn dann nur das nötigste und starrt ins Leere. Ärzte haben ihn Untersucht, selbst Magische, doch stellten nichts fest. Nur ein Psychologe ist der Meinung, dass ein Traumatisches Ereignis ihn zu tief berührt hat, dass er sich nicht all zu schnell wieder erholen wird. Stumm sitzt er da. Der Regen läuft ihm über die steinernen Muskeln und verdeckt eine Träne, die sich ihren Weg über seine Wange sucht. Athanasia geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er hätte darauf hören sollen, auf seine Innere Stimme, die von Anfang an sagte, dass sie ihn nicht verhext hat. Sie hatte einfach nur um Hilfe gerufen und er hatte es nicht bemerkt. Er hatte sie nicht retten können. Sie hätte eine große Hexe werden können, Beliebt, Berühmt und noch schöner, als sie eh schon war. Warum hatte er Helena nicht ausreden lassen? Er hätte alles früher erfahren und sofort los rennen können um ihr zu helfen, aber das tat er nicht. Stattdessen saß er nur da und versank in Selbstmitleid und jetzt ist sie tot. Für immer verschwunden. Nie wieder wollte er eine Frau anschauen oder berühren. Sie war die Jenige welche. Die einzige mit der er wirklich Glücklich sein konnte… „Kilian?“, die Stimme seiner Schwester klingt weich und vorsichtig. „Was machst du hier draußen? Es ist schon spät und du wirst ganz nass.“ Der Regen hört auf auf ihn nieder zu schlagen und eine sanfte Hand legt sich auf seine Schulter. „Geh schlafen.“ „Ich hätte sie Retten können…“, flüstert er. „Es ist bereits sechs Monate her. Kehre wieder ins Leben zurück“, sanft streichelt sie ihm über die Wange. „Ich kann nicht…“, haucht er. „Immer wenn ich versuche glücklich zu sein sehe ich sie Lächeln…Was soll ich also tun?“ Sie schweigt. „Behalte sie in deinem Herzen und schau wieder nach vorn. Erinnere dich an die glücklichen Zeiten mit ihr. Sie würde nicht wollen, dass du dich jetzt so gehen lässt.“ Er schweigt wieder. Er weiß, dass sie Recht hat. Mehr als nur Recht, aber wie soll das gehen? „Komm jetzt erstmal rein und trink mit mir einen Schluck.“ Er erhebt sich still und folgt ihr in den großen Kaminraum. Leicht beschwingt nimmt sie zwei Gläser vom Tisch und hält ihm eines entgegen. „1864er, genauso, wie du ihn magst.“, sie lächelt ihn an. „Danke“, vollkommen geistesabwesend greift er nach dem Glas, dass sie sich an die Brust presst und eindeutig für sie bestimmt ist. Mit einem einzigen Schluck leert er das Glas und stellt es wieder ab. „Ich gehe rauf…“, erklärt er der eindeutig verwirrten Helena und verschwindet. ** „Schwester Helena, wie geht es denn ihrem wehrten Bruder?“, Markus, der nicht magische Schulleiter, kommt auf die Vampirin zu. „Nichts so gut. ich glaube es wird immer schlimmer.“ Er nickt und zu zweit gehen sie ein paar Schritte. „Schade. Ich hatte gehofft er würde bald wieder Unterrichten, zumal wir eine neue Schülerin bekommen in unsere Begabtenklasse.“ „Wieso sollte er da wieder unterrichten wollen, nur wegen ihr?“ „Weil der Name und auch die Person selbst ihn sehr interessieren wird.“, erklärt er weiter und erntet einen überaus verwirrten Blick seiner Kollegin. „Nun, eine alte Fürstenfamilie, die zusammen mit der letzten Generation aussterben wird, hat sie vor einigen Monaten halbtot an dem Strand ihres Sommersitzes entdeckt. Laut ihren Aussagen ist sie eine Schiffbrüchige, kann sich allerdings nur daran erinnern, dass Wasser auf sie eingestürzt ist und an ihren Namen.“ Er wühlt in seiner Brusttasche und hält ihr ein Foto hin. „Das ist sie, das Mädchen in dem dunkelroten Ballkleid. Ihr Name lautet: Athanasia.“ Helenas Augen weiten sich zusehnst. Diese dunklen, langen Haare, die weichen Augen und die zarten, zögernden Bewegungen, die sie zweifellos in dem Moment ausführen wollte sind schon Zeichen genug. Dieses Mädchen, dass dort so herzlich von dem älteren Ehepaar in die Mitte genommen wurde und auf den ersten Blick wie ihre Tochter, oder eher Enkelin, erscheint, ist Niemand anderes als Kilians geliebte Tote. Kapitel 9: 09.kapitel --------------------- Wie bestellt und nicht abgeholt stehen Markus, Helena und Karin, die Begabtenklassen Koordinatorin, auf dem Schulhof. Es ist sehr warm und die meisten Fenster des Gebäudes sind zur Sonne hin, und somit zu Hof hinaus, zugezogen. Abwartend starren der Direktor und die Leiterin zu den azurblauen Himmel hinauf, während sich Helena kopfschüttelnd abgewendet hat und zum Hofeingang schaut. Athanasia konnte nie fliegen. Sie kam immer mit der U-Bahn zur Schule. Wieso sollte es da jetzt anders sein? „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich jemand für eine Schnellläuferklasse qualifiziert, wenn er solche einfachen Grundlagen wie fliegen nicht verstanden hat, oder?“, nörgelt Karin. „Und wie ich das glaube. Athanasia war nie eine begabte Fliegerin. Wenn ich dich daran erinnern darf, dass sie vor ein paar Jahren Kilian beinahe in den vorzeitigen Ruhestand versetzt hätte.“ „Bei euch Vampiren gibt es keinen Ruhestand.“, bemerkt sie. „Noch schlimmer.“ „Sie ist bereits fünf Minuten zu spät. Pünktlichkeit ist wohl nicht ihre Stärke.“, leicht genervt schaut der Direktor auf seine Uhr. „Dahinten kommt jemand.“, ruft Karin und zeigt gen Himmel. „Ja, wahrscheinlich wieder mal einer aus dem elfen Jahrgang. Die kommen doch ständig zu spät, wenn sie überhaupt mal kommen.“ „Und was ist wenn es Athanasia ist?“ „Vollkommen ausgeschlossen! Sie kann nicht fliegen! Wie oft soll ich dir das noch sagen?“, faucht Helena los und wendet sich wieder dem Tor zu. Entschlossen fasst sie an den Fotoapparat, der ihr um den Hals baumelt. Sie wollte ein Foto von ihr schießen unter dem Vorwand es währe für die Schülerakte und es dann ihrem Bruder zeigen. Aber wo bleibt sie? Ihre Ohren sagen ihr, dass bereits zum fünften Mal gerade eine Bahn unter ihr lang saust. Laut dem Fahrplan sind sie alle pünktlich. Keine Verspätungen oder ähnliches. Also wo bleibt sie? Athanasia hatte zwar nie ihren Kopf beisammen gehabt, aber Pünktlichkeit war eine große Stärke von ihr gewesen. Oftmals war sie sogar eher da wie die anderen, die geflogen sind und Termine hielt sie ein wie kein Zweiter. Von den Mädchen weiß sie auch, dass sie oft bis zu dreißig Minuten zu früh bei einer Verabredung war. Entweder weil sie die korrekte Zeit vergessen hatte oder weil sie das Risiko nicht eingehen wollte irgendwo stecken zu bleiben. Gerade wollte die Ärztin mit dem Gedanken spielen, dass ihr etwas passiert ist, schließlich muss sie über ein Militärstützpunkt der Menschen rüber, als eine Stimme hinter ihr ertönt: „Entschuldigen sie bitte. Ich bin in ein Gewittersturm geraten über dem Meer.“ Sie wirbelt herum. Die pitsch nasse Schuluniform und ihre ebenfalls triefenden Haare kleben an Athanasias Körper, aber ihr Lächeln ist dasselbe wie sonst auch. Das einzig Neue, oder eher ungewohnte, an ihr ist die weiße Handtasche, die definitiv voll gestopft ist mit Schulsachen und weiteren klein gezauberten Reisetaschen, sowie der lange Besen, der sogar noch größer ist wie sie selbst. Doch ihr auftreten ist nicht anders. Man merkt die Nervosität und Unsicherheit mit der sie ihnen entgegen tritt. „Aber das macht doch nichts. Das Wetter über dem Ozean ist schließlich sehr launisch.“ Mit einer ausschweifenden Geste zaubert Karin ein großes Handtuch hervor und lässt es ihr um die Schultern segeln, bevor sie ihr ihre Sachen abnimmt. „Danke schön“ „Athanasia, würden es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ein kleines Foto von Ihnen mache wegen der Schülerakte?“, versucht sich Helena Gehör zu verschaffen. Schweigend betrachtet Athanasia sie. Eindeutig hat sie keine Ahnung was sie davon halten soll. „Ich bitte dich Helena, lass sie doch erstmal ankommen. Mit Sicherheit war die Reise beschwerlich.“ „Nein, schon okay. Ich bin mir sicher, dass Sie noch viel zu tun haben. Vielleicht sollten wir es dann gleich machen, ich möchte Ihnen ja nicht Ihre Zeit stehlen. Zumal Sie bestimmt schon sehr lange auf mich warten. Ich bin zu spät.“, bemerkt Athanasia schnell und lächelt sie dann verschmitzt an. An ihrer Fotophobie hat sich auch noch nichts geändert, doch sie tut, was man ihr sagt. Lächelnd nickt Helena und schießt ein Foto von der Schülerin. Dann verabschiedet sie sich und rennt beinahe zurück ins Gebäude. Karin seufzt und tritt beiseite. „Folgen sie mir bitte.“, fordert sie sie auf und macht dann selbst kehrt. Eine seltsame Lehrerschaft, aber scheinbar sehr nett, beschließt Athanasia und folgt ihr. Zumindest ist es hier ebenso warm, wie bei dem alten Ehepaar, dass sie mal eben zu ihrer Tochter gemacht haben, obwohl noch nicht mal sicher ist, ob sie überhaupt eine Waise ist. Bitte nicht falsch verstehen, sie liebt die Beiden wirklich sehr, aber sie mag es einfach nicht, wenn sich jemand Sorgen um sie macht und das tun die beiden ohne Zweifel nicht zu knapp. Drei bedienstete Normalsterbliche und eine Vertraute haben sie schon vor einer Woche hier her geschickt, damit sie für sie die große Villa am Stadtrand herrichten und sichern. So ganz nebenbei sollen sie sich auch um sie kümmern. Zwar kann Athanasia sehr gut auf sich selbst aufpassen, wie sie auch schon unter beweis gestellt hat, aber ihre neue Mutter ist wie eine Glucke. Sie würde vermutlich sogar den Mann töten, der ihr eines Tages das Herzbrechen würde. „Bitte setz dich.“, bietet der Direktor an und weist auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Leicht nickend ergreift sie das Angebot und setzt sich, als Helena, die auf einmal in dem Zimmer aufgetaucht war, ihr eine große Tasse Tee reicht. „Wieso sind Sie an diese Schule gekommen und nicht auf eine der Eliteschulen gegangen, die es in ihrer Heimat gibt?“ „Nun ja.“, beginnt Athanasia kleinlaut und schaut auf den Inhalt in dem Becher. „Sie wissen ich leide an einem mehr oder weniger schweren Fall von Amnesie. Das was man weiß ist, dass ich eine Schiffbrüchige bin. Wir sind die Schiffsunglücke der letzten Zeit durchgegangen und das einzige, das ganz in der Nähe des Strandes passierte an dem sie mich fanden, war das eines Kreuzfahrtschiffes aus diesem Hafen. Ich habe gehofft hier Antworten zu finden. Zumal diese Schule hier die Einzige für Zauberer in der Stadt ist.“ Sie nicken verstehend. „Wir werden dir mit Sicherheit helfen können.“, bemerkt Helena unüberlegt. Athanasia schaut auf. „Heißt das, sie wissen wer ich bin?“ Karin wirft ihrer Ärztin einen bösen Blick zu, doch diese schert sich einen Dreck darum. „Natürlich weiß ich es. Wir waren mit an Bord des Schiffes. Es war ein Jahrgangsausflug…“ „Helena, jetzt reicht es! Du weißt, dass das gefährlich ist!“, brüllt Karin los. Die Vampirin stockt und schaut sie sauer an. „Bitte, ich wollte nur helfen.“, sauer knallt sie die Tür hinter sich ins Schloss. „Bitte, ich möchte alles erfahren!“, hilflos schaut Athanasia zu dem Direktor und dann zu der Koordinatorin. „Lass uns das mal mit aller Ruhe angehen.“, bemerkt Karin. „Da es sich nun aber nicht mehr vermeiden lässt sage ich dir so viel: Du hast dich nicht verändert. Außer vielleicht in dienen Fähigkeiten und nach deinen Eltern musst du nicht fragen.“, setzt sie noch hinzu, als die Schülerin den Mund auf macht. „Du bist ein Waisenkind.“ ** Wieder mal zieht ein schweres Sommergewitter auf, als Helena an diesem Abend nach Hause kommt. Sauer knurrend über dieses Mistwetter schmeißt sie ihre Tasche in die nächste Ecke, lässt sich von einem Kobold, der in den Diensten der Familie steht, den Mantel abnehmen und springt mit der Kamera in der Hand die Treppe rauf. „Kilian, ich muss mit dir reden.“, lautstark reißt sie die Tür zur Wohnstube auf und marschiert rein. Mit einem Buch über Besen in der Hand sitzt er auf einem Sessel vor dem Kamin und blättert darin herum. Sauer reißt sie es ihm aus der Hand. „Du hältst es falsch herum, du Trottel!“, keift sie genervt von seiner zerstreutheit und klatscht es ihm wieder in den Schoß. „Was möchtest du, Schwesterchen?“, fragt dieser und nimmt anstatt aus seinem Glas einen Schluck aus der Blumenvase daneben. Ihr Kragen platzt. „Gott, schau dich doch mal an, was ist nur aus dir geworden?“ Er wendet sich wieder seinem Buch zu. „Ein Wrack, was sonst…“, murmelt er leise und beginnt wieder zu lesen. „Du musst dich wieder zum Unterricht melden.“ „Wieso? Ist meine Vertretung ein Blindgänger?“ „Nicht mehr als du auch, aber darum geh es nicht.“ „Worum dann?“ „Um unsere neue Schülerin, die heute angekommen ist.“, sie macht ein paar Klicken auf ihrer Kamera. „Vergiss es. Sie kann man nicht ersetzen.“, mühsam steht er auf und stockt. Wortlos hält Helena ihm den kleinen Bildschirm unter die Nase. Verwirrt schaut er sie an und nimmt ihr dann das Gerät ab. „Athanasia?“, fragt er leise und drückt das Rechteck fast gegen seine Nase. „Sie lebt, also hör auf in Selbstmitleid zu versinken.“ „Das ist unmöglich. Sie lebt nicht.“ „Und wie sie lebt. Sie wurde ein paar Tage nach dem Unfall an einem nahe gelegenen Strand entdeckt. Sie weißt wie sie heißt und dass sie eine Schiffbrüchige ist, aber ansonsten hat sie alles vergessen. Sie ist hier um sich zu erinnern. Und du, mein Freund, wirst ihr dabei helfen. Morgen erste Stunde mit der Begabtenklasse und damit mit ihr. Wir sehen uns in der Schule.“, sauer dreht sie sich auf dem Absatz um und marschiert weg. Verwirrt starrt er ihr nach. Kann das sein? Kann Athanasia wirklich noch leben? Das geht doch nicht, oder? **************** Koordinator inner schule ist so einer, der z.B. die Stundenpläne für jeden einzelnen schüler und Lehrer schreibt XD für die die das nicht wissen^^hät ich nicht gedacht, aber ein paar haben das jetzt shcon gesagt^^ Kapitel 10: 10.Kapitel ---------------------- joa mich gibts auch noch XD und nach Monate langer Funkstille habe ich langsam ein schlechtes Gewissen bekommen: scheiße du musst mal langsam weiter schreiben, doch meine Blockade blieb... doch wozu hat man seine Schwester im Geiste^^ Ich danke dir meine süße Mausi für die Inspiration, dieses Kappi ist ganz allein für dich mein kleines -leinchen *knutscha* **************** Nach dem Gewitter der Vergangenen Nacht bricht das Sonnenlicht nur stellenweise durch den tief hängenden Nebel. Die ganze Landschaft um den Landsitz von Athanasias neuer Familie sieht märchenhaft aus, durch das vielerleih gebrochene Licht, doch die 15-jährige selbst kann das Ganze Schauspiel nicht begutachten. Sie hat am Tag zuvor zu viele Zeitzonen überflogen und dann auch nur den ganzen Tag in der Schule verbracht, dass nun der Jetlag auf ihr lastet wie ein Fluch. Tief in einen Traum versunken von einem großen, starken Mann mit kurz geschorenen Haaren, der sie leidenschaftlich küsst liegt sie in ihrem riesigen Himmelbett auf dem Rücken und seufzt. Der Kuss fühlt sich so echt an und auch seine Berührungen auf ihrer Haut, dass es kein Wunder währe, wenn sie feucht werden würde. Eine Bedienstete kommt herein, marschiert an dem Bett vorbei, reißt die Vorhänge auf und öffnet das Fenster. Der Duft morgentlicher Luft in kombination mit Regen durchströmt das Zimmer. „Herrin Athnasia, Ihr kommt zu spät, wenn ihr nicht aufsteht!“ Mit einem unwilligen Murmeln dreht sich die Angesprochene auf die Seite und klammert sich an dem Bild ihres Geliebten fest, das allmählich verschwimmt. Ihr wird die Bettdecke weg gezogen. „Steht endlich auf, Herrin!“ Murrend erhebt sich Athanasia. Was hat sie gerade eigentlich geträumt? Es ist ein sehr schöner Traum von einem wahnsinnig anziehenden Mann gewesen, aber wer war er? Er kam ihr so vertraut vor. Andererseits: ist das nicht immer so in Träumen? „Nun zieht euch endlich an, Herrin, ihr kommt zu spät zur Schule!“, die Frau hebt die Tasche von Athanasia hoch und packt noch eine Flasche Wasser hinein. Dankend nimmt sie ihre Sachen und wirft noch einen Blick auf die Uhr über ihrer Zimmertür. Der Unterricht hat bereits begonnen. Sie flucht und rennt los. Natürlich kommt sie dann auch zu spät zum Unterricht. In ihrer Hektik hat sie sich mehr als nur blöd angestellt auf den Besen zu steigen und war dann auch noch zu tief über die Stadt geflogen, so dass sie vor lauter Nebel nichts mehr sehen konnte. Schnaufend rennt sie die Treppe zu ihrer Klasse hinauf und bleibt dann vor dem Raum stehen. Sie will erstmal zu Atem kommen, bevor sie die Tür öffnete. ** Die Klasse sieht sich verwundert an, als Kilian in seinem Redeschwall über die Geschichte ihrer Zivilisation inne hält und die Tür anstarrt. Kann das wahr sein? Er hat gedacht Helena hätte ihm gestern Abend ein altes Foto seiner Athanasia gezeigt und nur so getan als währe sie noch am Leben, zumindest dachte er das, als sie heute morgen nicht zum Unterricht erschienen war, doch nun sieht es anders aus. Vor der Tür herrscht unverkennbar ein ihm wohlbekannter Geruch. Athanasia muss dort stehen. Seine Hände beginnen zu zittern und sein gesamter Körper spannt sich an. Er muss sich wieder unter Kontrolle bringen. Wenn ihm das nicht gelingt würde er sofort, wenn sie den Raum betritt, auf sie zu stürmen. Die Klinke geht wie in Zeitlupe hinunter und er ist sich sicher, dass seine Schüler es sehen mussten, wie er sich für den Sprung bereit macht, doch stattdessen erstarrt er nur, als die Person, die vor dem Raum gewartet hat hinein kommt. Himmel, sie war noch immer so schön wie früher. Wenn nicht sogar noch schöner. „Entschuldigung, Professor“, beginnt sie und er saugt jeden einzelnen Ton ihrer Stimme ein wie eine Droge. „Ich befürchte ich habe den Jetlag.“ Er nickt, nicht fähig einen seiner Gedanken auch nur ansatzweise in Worte zu fassen. Doch schließlich nickt er. „Natürlich.“, meinte er. „Bitte nehmen Sie doch Platz.“ Er sieht sich um und überlegt wo sie wohl am beste Platz nehmen sollte, damit er sie auch ja schön betrachten könne, doch die einzigen freien Plätze sind nur noch ganz hinten. Er bemerkt aus dem Augenwinkel heraus wie Athanasia sich dorthin auf den Weg macht und fuhr ihr schnell dazwischen. „Nein, nicht nach hinten.“ Sie stockt und sieht ihn fragend an, doch er wendet sich nur einer Schülerin, die vor ihm sitzt zu. „Geh du bitte nach hinten.“ „Was? Aber wieso denn?“, fragt diese irritiert. Das ist eine gute Frage. Er wollte das auch gerade sagen und nach der nächsten verlangen, als ihm der rettende Einfall kommt: „Athanasia ist neu und sollte dort sitzen wo sie dem Unterricht am besten folgen kann.“, erklärte er kühl. Alle starren erst ihn, dann die Neue an. Der Gesichtsausdruck der Schülerin verdunkelt sich, doch sie steht auf und geht nach hinten. Athanasia setzt sich, auch wenn er ihr Unbehagen in ihrem Gesicht ablesen kann. Sie sagt trotzdem nichts, folgt noch immer Befehlen der anderen. Er betrachtet sie noch kurz, dann wendet er sich an seine Klasse. „Nun, möchte jemanden Athanasia vielleicht aufklären worum es gerade ging?“, fragt er in die Runde. Die Klasse zögert eine Weile, bis sich schließlich vereinzelt einige Arme heben. Athanasia beobachtet die gesamte Stunde ihren Lehrer. Er kam ihr bekannt vor. Sehr bekannt. Hatte er vielleicht eine Große Rolle in ihrer Vergangenheit gespielt? Bestimmt, er hatte schließlich so komisch reagiert, als er sie sah. Aber nicht nur das, ein eigenartiges Gefühl regt sich in ihr. Ein tiefes Gefühl, dass ein Kribbeln in ihrem Bauch auslöst und dann wieder… Ein schlechtes Gewissen? Kummer? Wo kam das her? Hatte sie ihm irgendwas angetan? Sie weis nicht was es ist, aber sie fühlt, dass sie etwas ganz schreckliches getan haben musste. Als ihre Blicke sich begegnen sieht sie so viel Liebe in seinen Augen, dass sie beschämt den Kopf senkt. Wie kann er mich nur noch immer lieben, nachdem was ich getan habe?, dieser Gedanke schießt ihr durch den Kopf noch ehe sie ihn kommen gesehen hatte und fragt sich auch sofort was das war. Es scheint ihr als würden Blitze aus Bilder durch ihren Kopf schießen. Es tut fürchterlich weh… Sie muss dringend hier weg. Als es zur Pause klingelt beeilt sie sich mit dem zusammen packen und will gerade den anderen hinaus folgen, als Kilian nach ihr ruft. „Athanasia, warten Sie bitte noch einen Moment.“ Sie zuckt zusammen und wünscht sich auf diese Stimme und seine Worte nicht mit einem Herzhüpfer zu reagieren. Sie dreht sich herum und fixiert sich auf ihre Zehenspitzen. „Konnten Sie dem Unterricht folgen?“ Kilians Schülerin nickt. „Es war ein wenig schwierig, aber ich denke ich habe es verstanden.“ Der Professor nickt ebenfalls. „Machen Sie bitte die Tür hinter sich zu!“, ruft er über ihre Schulter hinweg einem Schüler zu und kurz darauf fällt diese dann auch ins Schloss. Erschrocken sieht Athanasia hinter sich. Nun ist sie auch noch mit ihm alleine. Ihr wollen die Tränen kommen. Zwei große Hände lösen eine von ihren von dem Henkel ihrer Tasche und ein warmer Mund haucht ihr einen Kuss auf die Hand. „Ich bin so froh, dass du doch noch lebst…“, flüstert er und inhaliert ihren Geruch tief. „Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Professor.“, meint Athanasia. Ihre Stimme zittert leicht. Verzeih mir nicht, verzeih mir nicht, du musst mich hassen!, schreit eine Stimme in ihrem Kopf und dieses Mal sieht sie ein einzelnes Bild klar und deutlich vor ihr. Eine Spielkarte. Ein Kreuzbube. Ihr Magen zieht sich zusammen und sie beobachtet schweren Herzens wie er sich erhebt und sich dicht vor ihr auf baut. „Ich helfe dir dich zu erinnern…“, flüstert er und streicht ihr mit beiden Händen sanft über die Wangen und die Schläfen. Kilian… heult die Stimme in ihrem Kopf los und sie kann sich gerade so zusammenreißen um nicht dem Drang in ihr zu erliegen und in zu umarmen. Es ist auch gar nicht nötig es zu tun, er macht es selbst für sie. „Oh Athanasia…“, seine Stimme klingt so erleichtert, dass es sie nicht wundern würde, wenn er in Tränen ausbrechen würde und sie mit ihm. „Ich verspreche dir ich werde dich von jetzt an nicht mehr im Stich lassen. Nicht noch einmal.“, schwört er und nimmt wieder ihr Gesicht in die Hände um ihres zu seinem zu führen. Ja, küss mich…, fleht diese Stimme erneut, doch sie reißt sich los. „Ich muss jetzt gehen…“, erklärt sie hastig und türmt. Sie läuft schnell die Flure hinunter und lässt sich an einer Wand sinken. Was ist das nur? Ihr Herz flattert wie ein Schmetterling, doch gleichzeitig ist es so schwer als hätte sie irgendwas ganz wunderbares verloren. Kapitel 11: 11.Kapitel ---------------------- „Wehrte Herrin, geht es euch nicht gut?“, fragt eine der Bediensteten Athanasia, als sie die Villa betritt. „Der Tag war ein wenig verwirrend…“, gesteht sie ihr und hängt ihren Mantel selbst auf, obwohl ihr angeboten wird ihn für sie aufzuhängen. „Habt ihr irgendwelche Wünsche?“, fragt die Frau weiter, doch Athanasia schüttelt nur den Kopf. „Nein, danke, ich möchte nur schlafen gehen.“ „Natürlich.“, die Frau führt sie überflüssiger Weise nach oben und hilft ihr sich ihr Nachthemd anzuziehen und ins Bett zu steigen. „Solltet ihr einen Wunsch habe betätigt nur die Klingel, wir werden sofort kommen.“, meint sie noch und verlässt dann das Zimmer ihrer Herrin. „Ich wünsche eine geruhsame Nacht.“ Die 15-Jährige nickt zum Dank und dreht sich auf die Seite um einzuschlafen. ** „Kilian, was hast du denn jetzt schon wieder?“, brummt Helena erneut. „Athanasia lebt, also hör auf wie so ein betretenes etwas durch die Gegend zu starren.“ Kilian reagiert nicht, steht nur am Türrahmen zum Balkon angelehnt da und starrt in den Regen hinaus. „Man was hast du denn jetzt schon wieder? Bist du jetzt traurig, dass sie doch noch lebt?“ „Red keinen Quatsch!“, fährt er sie an und dreht sich aber gleich wieder zum Garten hin. „Nein“, er fixierte die Villa nebenan. Durch die hohen Bäume sind nur einige Ziegel und Zinnen zu sehen und ein Fenster, in dem gerade das Licht erlischt. „Ich rieche Athanasia. Ihr Duft ist überall…“ Helena stöhnt genervt auf und geht zu ihm hinüber. Sie zog auffällig die Luft ein und will gerade sagen: „Du Idiot hast einfach nur Hallos“, als auch ihr dieser Geruch auffällt. „Du hast recht!“, gesteht sie. „Das ist eindeutig Athanasia.“ „Sie muss in dem Haus dort sein.“ Nachdenklich sieht Helena hinüber. „Nein, ich denke das bildest du dir nur ein. Vielleicht ist sie auch etwas weiter weg und der Wind trägt den Geruch nur hier her.“ Kilian schüttelt den Kopf. „Sie ist dort drüben. Ich bin mit sicher.“ Mit einem Satz ist Kilian von dem Balkon hinunter gesprungen und rennt durch den Garten. „Hey du Schwachmaat, komm sofort zurück!“, ruft sie ihm hinterher, doch er hört nicht und springt im nächsten Moment auch schon über den Zaun. Sie sieht nur noch wie er an der Mauer empor klettert und im nächsten Moment auf dem Balkon zu Athanasia Zimmer steht. Kopfschüttelnd wendet sie sich ab und geht zurück in das Wohnzimmer. Kilian presst die Nase beinahe an die Scheibe um zu sehen, was darinnen vor sich geht. Das Zimmer hinter dem Glas ist riesig und wunderschön, doch das alles wird von dem schlafenden Mädchen in dem riesigen Himmelbett in den Schatten gestellt. Er benutzt seine magischen Fähigkeiten um den kleinen Riegel der großen Glastür beiseite zu schieben und den Zweiten am Fuße der Tür. Leise und langsam macht er das Fenster auf und betritt das Zimmer. Athanasia gibt ein leises Geräusch von sich und dreht sich auf den Rücken. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, geht er zu ihrem Bett hinüber und setzt sich zaghaft auf die Kante. Er streckt eine Hand nach ihr aus und fährt ihr zärtlich über die Wange. Sie dreht ihren Kopf leicht zu ihm und öffnet ihre Lippen einen Spalt, doch wach wird sie nicht. Er betrachtet sie. Sie hatte sich nicht einen deut verändert. Sie sieht noch genauso aus wie an dem Tag, als das Schiff unter ging. Keine Wunden, keine Zeichen von einer stürmischen Nacht im Meer. Er erinnert sich an ihren letzten gemeinsamen Tag und daran, dass er sie an dem Abend in seine Kajüte bringen wollte, sie die ganze Nacht im Arm halten und dann nie wieder gehen lassen. Seine Gefühle übermannen ihn und er legt sich schnell, beinahe zu schnell neben ihr ins Bett. Langsam zieht er ihr die Decke weg ohne sie zu wecken und platziert eine Hand auf ihrem Bauch. „Kilian…“, murmelt sie und streichelt seinen Arm hinauf, über die Schulter, zum Schulterblatt und zur Wirbelsäule. Mit einem Schwung ihrer Seits ist die Decke weg und ein Bein schlingt sich um seine Hüfte. Zärtlich sucht er ihren Blick, doch sie schläft nur. Sie scheint sich in ihren Träumen an in zu erinnern, da sich ein leichte, zufriedenes Lächeln auf ihren Lippen abzeichnet. Dann hört er Schritte auf dem Flur. „Na klar.“, flucht er. „Diese Häuser aktivieren ja alle einen Alarm, wenn jemand sie von außen mit Magie aufbricht.“ Er springt auf und hechtet sofort zum Fenster. ** Das Bett erbebt heftig, was Athanasia aufweckt, doch das einzige, was sie sieht ist eine Gestalt, die auf den Balkon flüchtet. Erschrocken fährt sie hoch. Ein Einbrecher? Im nächsten Moment wird die Tür aufgestoßen und ihre beiden Zimmermädchen und drei ihrer Leibwächter stürmen in den Raum. „Meine Herrin, geht es euch gut?“, fragt eine der Frauen. „Ja, es ist alles in Ordnung.“, murmelt sie und lässt sich von ihr in die Arme nehmen. „Er ist entkommen.“, meint einer der Männer. „Herrin, hat er euch was angetan?“ Athanasia schüttelt den Kopf. „Nein, eher habe ich das Gefühl, dass er wieder her kommen soll…“, flüsterte sie. Sie strich sich selbst über die Wange, wo sie das Gefühl hatte warme, schwere Finger zu spüren. Die Diener machen die Tür zu und wenden sich dann wieder an Athanasia. „Schlaft, Herrin, wir werden aufpassen, dass er nicht noch mal hier einbricht.“ Sie nickt und dreht sich auf die Seite, die Männer und Frauen verlassen ihr Zimmer. Vorsichtig streicht sie über ihre Hüfte, wo sie, wie an ihrer Wange, immer noch seine Hand spürte und stellte sich vor, wie es wohl sein würde sie noch mal zu fühlen. ** Es war eine unruhige Nacht für Athanasia gewesen. Nicht nur wegen diesem Erlebnis, sondern auch weil es das ganze Anwesen aufgescheucht hatte. Das Wachpersonal hatte die Hunde hinaus gelassen, die sich kleine Rangeleien im Garten lieferten und auch sonst waren aufgescheuchte Bedienstete hin und her gerannt. Doch das alles war nichts im Vergleich zu ihren wirren Gedanken. Wer war dieser Mann gewesen, der da mitten in der Nacht zu ihr ins Bett gekrochen war und überstürzt geflüchtet, als ihre Angestellten kamen? Ihr Kopf war voll mit Fragen, selbst als sie schon Unterricht hatte. Konzentrieren konnte sie sich einfach nicht. Aber scheinbar ging es nicht nur ihr so, was ganz gut war, doch der Nachteil daran: dadurch, dass die ganze Klasse unkonzentriert war bekamen ihre Lehrer eine hundsmiserable Laune. „Seite 50 Nummer 30 a und ich will keine Fehler sehen, bei niemandem!“, bestimmte Helena und endließ sie damit. Alle sprangen auf und packten ihre Sachen zusammen, nur Athanasia ging noch mal nach vorn. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, da Helena nun schon die dritte Lehrerin heute war, derren Gesicht sich von Freundlich, bis hin zum Ich-bring-dich-um-Blick verändert hatten. „Könnten sie mir das hier vielleicht noch mal erklären?“, fragte sie sie und zeigte auf einen Absatz. Das Gesicht der Frau hellte sich auf, als Athanasia nun doch interesse zeigte (als einzige der ganzen Klasse) und wollte sich gerade über den Text beugen, als auch schon von draußen entsetzte Schreie zu hören waren und energische Schritte immer lauter wurden. Im nächsten Moment flog die Tür auf. „Helena, du glaubst es nicht! Jemand hat alle Schulbesen verschnitten!“, donnerte Kilian und marschierte in den Raum hinein. Als er Athanasia erblickte blieb er wie erstarrt stehen. „Professor Kilian…“, murmelte Athanasia. Er war vergangene Nacht in meinem Zimmer…, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hob eine Hand und griff nach seinem Hemd, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Kapitel 12: 12.kapitel ---------------------- So dieses Kapitel habe ich gerade innerhalb von 90min oder eher weniger im Unterricht geschrieben... bevor ich mich jetzt aufmache zur Pause werde ich es aber noch rein stellen *lach* erstmal: sry dass es so lange gedauert hat, und dann: ich hoffe es gefällt euch noch ein wenig XD keine sorge es kommen danach nur noch 2 oder 3 und dann bin ich fertig XD also viel Spaß beim lesen und vllt haben ja einige von euch noch ne gute Idee oder wollen mir was ausrichten, ihr wisst ja wo ihr schreiben könnt (nein das ist kein gebettel *lach*) woa jetzt ist mir aufgefallen, dass ich das in prät geschrieben haben! *schnell änder* ***************** Sie weiß es. Das hat er in ihren Augen gesehen. Sie weiß, dass er es war, der vergangene Nacht in ihrem Gemach aufgetaucht war. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Noch immer starrt er die Tür an, durch die sie gerade davongerauscht war. „Was zum Henker war das denn jetzt gerade?“, fragt Helena. Auch ihre Verwunderung über das Geschehene ist ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie haben beide Gedacht Athanasia würde ihm gleich heulend in die Arme fallen. Erst hat sie sich in sein Hemd gekrallt, dann nahm ihr Blick diesen verletzlichen Ausdruck an, doch letztendlich stürmte sie doch an ihm vorbei hinaus. „Nun, ich denke nicht, dass sie ihre Hausaufgaben machen wird.“, bemerkt Helena mit einem immer noch verwirrten Unterton. „Du denkst wieder nur daran oder?“, flüstert Kilian mit heiserer Stimme, immer noch zur Tür starrend. Seine Schwester seufzt. „Gib ihr Zeit.“, bittet sie ihn schließlich und dreht sich wieder ihren Sachen zu um sie zu ordnen. „Also, was wolltest du von mir?“ „Ach nichts, schon okay.“, meint er nur Achselzuckend. Sie sieht ihn forschend an. „Seit wann sind dir deine Besen egal?“ „Wenn du noch weißt um was es geht, warum fragst du dann so blöd?“, knurrt er gereizt und stapft ebenfalls aus dem Raum. Helena rollt nur mit den Augen, nimmt ihre Bücher und Aufzeichnungen und verlässt ebenfalls das Klassenzimmer. ** Athanasia selbst weiß nicht, was in sie gefahren war, als sie es gewagt hatte diesem Mann, der aussah wie ein einzelner Schrank und einen ebenso brutalen Blick drauf hatte, an den Kragen fassen. Sie hat geglaubt, er würde sie gleich anfallen. Noch wichtiger: Wie kam sie auf diese unsinnige Idee, dass er der nächtliche Besucher gewesen war? Sie war sofort in Richtung ihres Spindes marschiert und versucht nun Hals über Kopf ihre Materialien in die Tasche zu stopfen. Als eine ganze Welle ihrer Sache aus dem kleinen Schrank schwappt und zu Boden fällt hört sie ein helles, aber doch liebenswürdiges Lachen neben sich. „Was machst du denn? Versuchst du vor der Schule zu flüchten oder warum bist du so gehetzt?“, Elisabeth hat sich hingehockt und ihre Bücher zusammengeschoben. Mit dem freundlichsten Blick den sie hat erhebt sie sich wieder. „Hey, ich bin Elisabeth, aber du erinnerst dich sicher nicht mehr an mich, oder?“ Sie reicht ihr die Bücher. So leid es ihr tut, muss sie verneinen, als sie die Sachen annimmt und in ihre Tasche stopft. Der Blick des Mädchens wird traurig und sie nickt. „Ja, das habe ich mir schon gedacht. Weißt du, wir beide waren die besten Freundinnen.“, sie stockt. „Was hast du?“, ein plötzliches Gefühl des Mitleides überkommt Athanasia, auch wenn sie bei der Frau vor sich eher eine schlechte Vorahnung hat. „Ich habe gedacht du währst Tod...nach diesem schrecklichen Unfall.“, Elisabeth bricht in Tränen aus und wirft sich ihr auf einmal um den Hals. Athanasias Alarmglocken läuten als würde sie mitten im dem Glockenturm einer Kathedrale hocken, doch trotzdem kann sie nicht anders als Elisabeth zu umarmen. „Schon okay, beruhige dich...“, flüstert sie und streicht ihr über den Rücken. „Es tut mir leid, ich bin nur einfach so erleichtert, dass es dir doch trotz allem gut geht!“, heult sie und sieht sie mit glasigen, leicht geröteten Augen an. Entweder hat sie Drogen genommen, ist eine gute Schauspielerin oder sagt die Wahrheit. Athanasia entscheidet sich einfach für letzteres, auch wenn sie doch irgendwo wusste, dass eher Variante zwei zutraf. „Hör zu, ich und einige andere Mädchen, auch alle samt deine Freundinnen wollten heute ein Party unten am Strand machen. Eben wieder die ganze Clique vereint, du weißt schon. Sowas hast du früher doch immer gemocht.“ Athanasia schüttelt den Kopf. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, entschuldige.“, als sie das sagt und den aufgewühlten Blick der ihr gegenüber sieht überkommt sie das schlechte Gewissen. „Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich von einem reichen Pärchen gefunden wurde. Bestimmt hast du recht! Du bist doch schließlich meine liebste Freundin, oder nicht? Du würdest nie etwas tun was ich nicht will, oder?“ Sofort hellt sich Elisabeth Gesicht auf. „Heißt das du kommst?“ Athanasia überlegt. Sie will 'nein' sagen und einfach gehen. Was soll sie denn bitte auf so einer öden Party? Aber gespielte Freude oder nicht, sie konnte dieses Mädchen jetzt nicht vor den Kopf stoßen. Sie seufzt ergeben. „Ja, okay. Ich komme mit.“, murmelt sie. „Klasse!“, es scheint beinahe so als würde Elisabeth an die Decke klatschen, als sie auf einmal hoch sprang. „Am Strand um 19.00Uhr, okay?“, beschließt sie und greift ihre Hand. Athanasia lächelt und nickt. „Ja, okay, ich werde da sein, versprochen.“ „Klasse!“, Elisabeth springt herum und hüpft davon. „Und nicht die Badesachen vergessen!“, ruft sie noch zurück und winkt. „Mach ich nicht!“ ** Elisabeth hat ein finsteres Lächeln im Gesicht, als sie sich wieder herum dreht. Diesen Abend würde dieses kleine Miststück niemals vergessen, dafür würden sie alle Sorgen. Sie sollte gar nicht glauben, dass sie eine gute Vergangenheit hatte. Sie konnte sich ruhig daran erinnern, dass sie sie alle hätte umbringen können. Kapitel 13: 13.Kapitel ---------------------- Es ist spät als Athanasia sich noch einmal im Spiegel der Eingangshalle betrachtet. „Wollt Ihr das wirklich tun, junge Herrin? Einfach an den Strand zu einer…Party?“, das Dienstmädchen hinter ihr kann nur schwer die Verachtung hinter dem Wort „Party“ verbärgen. Doch das Mädchen nickte trotzdem. „Ja.“, meint sie selbstsicher und versichert sich noch einmal dem perfekten Halt ihrer Haare. „Ich meine, Elisabeth weiß etwas über mich und die anderen die heute da sind mit Sicherheit auch. Ich gehe da hin, finde ein wenig was über mich heraus und komm zurück.“ Lächelnd dreht sie sich um. Mit Besorgnis in den Augen sieht die Bedienstete sie an. „Wenn etwas passieren sollte, dann bitte, ruft uns an. Wir werden umgehend kommen und uns um Euch kümmern!“ Athanasia nickt und lächelt sie weiter lieb an. Es ist wie ein Strahlen, dass nun auch die Frau ihr gegenüber dazu veranlasst die Gesichtszüge zu entspannen. „Ich wünsche euch einen schönen Abend.“, meint sie noch und öffnet ihr dann die Tür. „Den werde ich haben! Bis später!“, sie winkt und springt dann regelrecht die Stufen hinunter. Mit einer Handbewegung ist ihr Besen zum Vorschein gekommen und bevor sie jemand aufhalten kann, oder sie es sich doch anders überlegte steigt sie auch schon in den Himmel hinauf. ** Kilian stand an der Balkontür und sog genüsslich Athanasias Geruch ein, als auf einmal die Haustür aufging und das Mädchen hinausstürmte, auf den Besen sprang und davon rauschte. Entgeistert hatte er ihr dabei zugesehen und nun ist er seinerseits völlig aus dem Häuschen. Grummelnd sieht Helena ihm dabei zu, wie er auf und ab rennt und sich verrückt macht. „Man, ej, du machst dir bestimmt mal wieder viel zu viel Sorgen. Du bist echt schrecklich, weißt du das?“ „Was ihr alles passieren kann! Stell dir vor sie gerät an die falschen Leute.“ „Sie ist eine Hexe, sie weiß sich schon zu verteidigen, also bleib mal ganz locker okay? Und schluck was zu Beruhigung.“ „Zur Beruhigung schlucken?“, fährt er sie an. „Ich komm dir gleich mit zur Beruhigung schlucken!“ „Wäh, nein danke, ich mag kein Inzest.“, sie schüttelte sich theatralisch. Kilian hielt an und taxierte sie finster. „Du weißt wie ich das meine.“ „Ja, ja, schon klar, aber bleib mal locker okay? Ich hatte nicht vor in nächster zeit den Boden erneuern zu lassen nur weil du eine Furche rein gelaufen hast.“ „Was soll ich denn sonst tun?“ „Man wenn es dir so wichtig ist, dann flieg ihr nach! Wozu zum Henker noch mal haben wir denn bitte die Besen?“, sie zog einen wie bereitgestellt hinter ihrem Rücken hervor. Wieso war er eigentlich nicht auf diese Idee gekommen. Am liebsten würde er sich dafür treten. Er nimmt einen ernsten Gesichtsausdruck an und sieht ihr tief in die Augen. „Du bist die aller Beste, Klügste, Tollste…“ „Ja, ja, rutsch nicht aus auf deiner Schleimspur und verschwinde endlich oder ich versetze dir einen tritt in eine Gegend dass du dir dreimal überlegst in nächster Zeit an Athanasia zu denken!“ Er nickt und macht sich gar nicht erst die Mühe vor das Haus zu treten. Mitten im Haus schwingt er sich auf das Gefährt und verschwindet durch das offene Fenster nach draußen. Helena sieht ihm mit verschränkten Armen an der Tür lehnend an. „Britney“, ruft sie schließlich und eine Bedienstete kommt angeeilt. „Herrin?“ „Ruf alle Lehrer der Schule an. Ich denke ich weiß wo Athanasia hinwollte und selbst wenn nicht. An der Stelle wo diese Hitzköpfe feiern wollen sind Partys verboten.“ Die Frau nickt und rauscht sofort davon. ** Schon von weitem hört Athanasia das Dröhnen des Basses aus den riesigen Boxen, die die anderen am Strand aufgestellt hatten. Sie braucht diesen Tönen nur zu folgen um die Richtige stelle zu finden. Ihr gesamter Jahrgang der Schule tummelt sich auf dem weichen Sand, hüpft zum Takt der Musik oder gießt sich Gesöff in den Schlund wie es nur geht. Es kommt plötzlich für sie, aber irgendwie musste sie trotzdem lächeln. Und das obwohl sie ein mehr als nur schlechtes Gefühl hat. Nun ja, was soll’s. sie würde sich ein wenig umsehen, einige fragen stellen und wieder gehen. So war der Plan, aber die Praxis sieht leider ganz anders aus. Sie landet an dem Auto, wo die Jugendlichen gerade den Alkohol ausladen um ihn sich gegenseitig zu verabreichen. Elisabeth steht daneben und unterhält sich mit einigen Mädchen. Als se Athanasia bemerkt verzieht sich ihr Gesicht zu einem Grinsen. „Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da, Athanasia höchstpersönlich.“, ihre Stimme ist eine Mischung aus Schnurren und Knurren. Es ist ein unheimliches Geräusch, aber Athanasia schiebt ihre Unsicherheit beiseite und geht beschwingten Schrittes zu ihr herüber. „Ich habe versprochen, dass ich komme und hier bin ich!“, meint sie und begrüßt sie mit einer lässigen Handbewegung, als die bei ihr zu stehen kommt. Ihr Freundinnen taxieren sie mit einem ebenso merkwürdigen Blick wie Elisabeth. Nun ist Athanasia doch verunsichert. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und sah zwischen ihnen hin und her. „Aber selbst redend!“, schmettert Elisabeth los und breitet die Arme aus. Die Musik war verstummt. Alle Anwesenden hatten sich in einen Kreis um sie herum versammelt und starrten finster zu Athanasia hinüber. Sie erschrickt. Was soll das? „Es geht uns allen bestens, zum Glück! Aber das ist nicht dein Verdienst!“, sie nimmt die Arme wieder herunter und sieht Athanasia an wie eine Wahnsinnige. „Zumindest nicht direkt. Aber eine Sache ist doch schön. Und zwar dass wir uns jetzt endlich an der rächen können, die uns alle beinahe umgebracht hätte!“ Zustimmendes Gemurmel, aber auch einige Rufe aus der Menge unterbrachen sie. Verzweifelt drehte sich Athanasia herum. „Ich verstehe immer noch nicht. Was habe ich denn damit zu tun?“ „Ganz einfach, du hast das Schiff damals zum untergehen gebracht und uns damit fast in den sicheren Tod geschickt.“, fährt Elisabeth sie an, voller Wut darüber, dass Athanasia es nicht mehr weiß, und krallt sich in ihren Schultern fest, nur um sie herum zu wirbeln und ihr kräftig eine zu scheuern. Sie ist stark und mit der Wucht des Aufschlages segelt das Mädchen in den weißen Sand hinunter. „Oh ja, wir sind zutiefst erfreut dass du noch lebst. So können wir dich wenigstens eigenhändig töten!“, schrie sie. Es war zustimmendes Gebrüll von Halbbetrunken das ihr aus der Menge Zustimmung brachte, oder aber es war die reine Ehrlichkeit von kaltblütigen, mörderischen Seelen. Verstört sieht sich Athanasia um. Kann das wirklich sein? Sind sie wirklich so brutal? Oder hatte sie wirklich etwas getan, was absolut nicht gut war? Schon möglich, aber ist das ein Grund sie gleich zu ermorden? Wie währe es mit einer einfachen Anzeige? Versuchter Todschlag ist auch etwas Strafbares. Scheiße Formuliert, aber das ist es doch immer noch, oder haben die innerhalb von den paar Monaten schon das Gesetz wieder verändert? Womöglich in Anarchie, damit diese Leute mit ihr machen können was sie wollen? Wenn es ginge könnte man die Angst, die aus Athanasias Augen trat in Gläsern fangen und wegsperren. Aufheben für Untersuchungszwecken oder um kleinen Kindern bei zu bringen, was Angst ist, ohne ihnen persönlich Angst zu machen. Elisabeth pumpt. Immer schneller hebt und senkt sich in Brustkorb. Ihr Blick ist rasend. In Kombination mit dem wütenden Gebrüll der Umstehenden ist es eine Situation wie ausweglos. „Ich kann dem einfach nicht folgen, was du sagst…“, flüstert sie, was Elisabeth in ein hysterisches Lachen versetzt. „Ja, seih froh! Du hast dein Gedächtnis verloren, aber unseres ist immer noch so frisch wie eh und je!“, schreit sie und dreht sich wie wahnsinnig umher, weiter hin begleitet von wütenden Rufen. „Du hast unseren Lehrer verführt und nach der Abweisung das ganze Schiff mit Hilfe von Magie zum absaufen gebracht!“, sie zieht sie mit einer Gewalt wieder hoch wie ihr niemand zugetraut hätte. Grob stößt sie sie in die Menge. „Wir sind gerade so vom Schiff runter gekommen, gerade noch so!“, schreit sie sie weiter an. „Es grenzt gerade zu an ein Wunder. Nur du solltest gestorben sein und nun besitzt du die Dreistigkeit einfach wieder zu kehren?“ Nicht gerade sehr damenhaft spukt sie ihr ins Gesicht. Dann begann sie zu grinsen. Panik, blanke Furcht breitete sich in Athanasias Gesicht aus, als Elisabeth sich allmählich rückwärts von ihr entfernte. „Nun ja, ein Umstand, der sich beheben lässt, wie mir scheint.“, schnurrt sie liebevoll und schaut zu denen, die sie aufgefangen hatten. Die Menge hinter ihr. „Wie abgemacht!“, ruft sie. „Seile und nötige Steine sind im Wagen! Bringen wir es endlich hinter uns!“ Das Triumphgebrüll ist ohrenbetäubend. Athanasia strampelt mit den Beinen, doch es hilft alles nichts. Gnadenlos schleifen sie sie über den aufgewühlten Zuckersand zu dem Kleintransporter und stopfen ihr ein Tuch in den Mund. Wild sträubt sie sich gegen das feste, kratzige Seil, aber es hilft alles nichts. Sie fesseln ihr die Arme auf dem Rücken und verschnüren ihre Beine so fest, dass sie sich wie ein lebendiges Paket fühlt. Absender: Klassenkammeraden. Adressat: der Tod. Sie schreit und macht die typischen Bewegungen einer Robbe, als sie zu zweit oder zu dritt riesige Felsbrocken aus dem Wagen hieven und zu ihr herüber schleppen. „Was hast du den?“, fragt Elisabeth und hockt sich vor ihr hin, um ihr über die Wange zu streichen. „Wir bringen dich nur dort hin zurück, wo du hingehörst. Ins Meer.“ Eine Träne der Verzweiflung fließt ihr über die Wange, als sie hochgehoben wird. Sie schleppen die Steine hinter ihr her. Die Seile würde sie so leicht nicht durchtrennen können unter Wasser. Um nicht zu sagen: Die Situation ist völlig ohne Hoffnung. Ein einsamer Schluchzer, der in dem Gebrüll der Anderen untergeht, entkommt ihr, als sie das erste platschen des Wassers hört. Der Vordere, der sie trägt hat das Meer bereits erreicht. In einem letzten Anflug von Panik zappelt sie herum wie ein Fisch in einem Netz, klammert sich verzweifelt ans Leben und weiß doch, dass es keinen Ausweg gibt. Selbst als sie sie beinahe fallen lassen ist die Hoffnung nur gering. Das einzige was sie erreicht ist mit dem Gesicht zum Wasser weiter getragen zu werden. Das Meer schäumt wild und das rauschen und platschen der Füße der anderen ist mehr als unerträglich. Ein Mädchen zu ihrer linken holt aus und spritzt ihr mit dem Fuß eine satte Ladung Salzwasser mitten ins Gesicht. Athanasia hustet und würgt. Es ist schrecklich... Und doch so vertraut. Es ist als hätte sie es schon einmal erlebt, Wasser dass sich seinen Weg ihre Luftröhre hinunter sucht und auf sie einströmt… Die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. Der Streit mit Kilian, das Trennen der Bindung und der Untergang des Schiffes. Ihre Erinnerungen an alles, was sie jemals erlebt hatte durchströmen sie wie ein wilder Bergbach. An alles und auch an etwas sehr Wichtiges… Schreie neben ihr und das klatschen eines Körpers ins Wasser. Aber es ist nicht ihrer, der die Wellen zerteilt. Sie sieht dabei zu, wie sich die Jungen die sie eben noch festhielten panisch aufrichten und einige Schritte zurück machen. Aber der Grund ist nicht sie, es ist der Mann, der sie im Arm hält und ihre Fesseln löst. „Seit ihr noch ganz bei Trost?“, schreit Kilian und lässt die Stricke wütend ins Wasser fallen. Niemand wagt zu sprechen, alle starren ihn einfach nur an. Einige erschrocken, einige ängstlich, einige Schuldbewusst. Es ist Elisabeth, die sich einen weg durch die Menge bahnt und sich trotzig vor ihm aufbaut. „Wir haben ein recht darauf die zur Rechenschaft zu ziehen, die uns alle hätte umbringen können!“ Kilian muss sich zusammen reißen um ihr nicht die Kehle durch zu scheiden. „Ihr alle wisst haargenau was passiert war.“, schreit er sie an, während er der immer noch verdutzten Athanasia sein Hemd über den Kopf zieht, ohne die Knöpfe zu benutzen. „Es war Magie, ja, etwas, mit dem ihr alle vertraut seid, aber es war eine Macht, die keiner von euch versteht. Wenn hier einer die Schuld für das alles trägt, dann währe ich der jenige, da ich die Existenz der Bindung nicht erkannte, als sie mehr als nur offensichtlich war.“ Stille kehrt ein. „Habt ihr gar kein Schuldgefühl?“, ruft er in einem neuen Anflug von Aggressionen. „Anstatt jemanden zu verurteilen, der einfach nur unerfahren war und keine Ahnung von seiner Macht hatte solltet ihr euch freuen, dass nun doch niemand umgekommen ist! Das ist der Sinn einer Feier, nicht der Tod eines Menschen. Athanasia hat sich genug schuldig gefühlt, denkt ihr nicht? Sie ist freiwillig auf dem Schiff geblieben, deshalb. Und zu unser aller bedeuern hätte sie das auch fast das Leben gekostet!“ Er lässt die Worte wirken und es hilft. Auch die letzten senken nun betroffen den Kopf. Alle außer Elisabeth. Es kommt Athanasia wie Zeitlupe vor, als sie den Kopf zu dem Mädchen dreht und den Mund öffnet. Das Gesicht Elisabeths wird kreidebleich und starr vor Entsetzen. „Es war nicht freiwillig. Elisabeth brachte mich um.“, erklärt Athanasia wie in Trance. Blicke schnellen zu Elisabeth. Sie sind entsetzt, nur Kilian beginnt zu knurren und geht leicht in die Knie, bereit zum Sprung um ihr ein für alle mal das Lebenslicht auszuknipsen in dem er einfach die Birne zerschmettert, ohne den Lichtschalter zu fragen. In dem Moment landen weitere Hexen und Zauberer um die Schar herum. Zwischen Elisabeth und Kilian landen der Direktor und Helena. Ein wildes Durcheinander entsteht, als einige versuchen zu flüchten aus Angst vor den Konsequenzen wegen des versuchten Mordes. Elisabeth hat keine Chance. Sie ist die erste, die von einem Lähmungszauber erwischt wird. Athanasia sieht ihr hinterher. Ihr und all den anderen, die zurück au den Strand gedrängt werden, ob mit oder ohne Gewalt. „Athanasia…“, flüstert Kilian neben ihr und streicht ihr mit einer Hand über den Arm. Den anderen hat er noch immer schützend um sie gelegt. „Ich wollte nicht, dass du so von deiner Vergangenheit erfährst…“, begann er, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Es ist schon in Ordnung so. Ich weiß wieder alles. Ein Tröpfchen Wasser und mir fiel es wieder ein.“, sie lächelt. Er muss sich beherrschen um keine Träne zu verlieren. Ihr Lächeln ist so strahlend wie eh und je. Und nun war auch alles gut, oder nicht? Er würde sie nie wieder gehen lassen, nicht so lange er lebte. Fest umschließt er sie und vergräbt das Gesicht in ihren Haaren. „Bitte…“, flüstert er. „Vergib mir, dass ich dich so schrecklich behandelt habe. Anstatt dich zu verurteilen hätte ich glücklich sein sollen…“ Sie begann zu lachen. Es war ihr einzigartiges Lachen, was in seinen Ohren wie ein kleiner Engelschor klang. „Ich? Dir vergeben? Ich denke eher, dass es hätte anders herum sein müssen. Schließlich bin ich doch die kleine dumme Gans gewesen, die alles zerstört hat oder nicht?“ „Nein!“, protestiert er und drückt sie fester. „Ich bin Erfahrener. Ich hätte die Echtheit des Zaubers sehen müssen.“ Er schüttelt den Kopf und streicht ihr Sanft über die Wange und über die getrocknete Spur der Tränen. Er konnte es nicht unterdrücken. Die kleine Träne suchte sich einfach den Weg hinaus, aber es blieb zum Glück bei der einen. Aber was sollte Athanasia von ihm denken? Er als starker Mann. Er küsst sie fest und zärtlich, nicht nur um sie von der Träne abzulenken, auch um seinen Willen. „Nie wieder…“, verspricht er ihr mit einem zweiten, zaghaften Kuss. „Ich lass dich nie wieder alleine. Ich pass ab jetzt auf dich auf.“, flüstert er. Es ist ein liebevoller Blick, der von einem noch liebevollerem lächeln erwidert wird. Doch ersterer verändert sich nun. Entsetzen, Angst, Furcht schleicht sich auf Kilians Gesicht. Athanasia ist blass. Ihre Körperwärme ist weg. Nur ihre Züge scheinen echt und die Tatsache, dass er ihre Haut spüren kann. Nein, das ist nicht ihre Haut, das ist Kälte. Ein eisiger Hauch. Vielleicht auch nur ein Wind? Vorsichtig, in der Hoffnung es ist nur eine Illusion will er sie fester drücken. Die Bewegung geht glatt durch sie hindurch. „Die Prophezeiung hatte recht…“, flüstert sie. „Ich starb wirklich bevor ich einen Mann bekam. Obwohl, so ganz richtig war sie ja nicht, oder?“, sie lacht leise. „Mein letzter Tag…es hätte kein schöneren letzten Tag geben können, ich danke dir, Kilian. Diese Stunden mit dir, meine Seele wird sie immer mit sich herumtragen.“ „Nein, Athanasia!“, verzweifelt versucht er ihre Schultern zu greifen, aber er fasst immer wieder durch sie hindurch. Athanasias von Liebe und Schmerz erfülltes Gesicht bleibt unverändert. „Es sollte nicht sein, Kilian. Bitte, mach es nicht noch schwerer.“, sie hebt die Hand. Er kann sie an seiner Wange fühlen, wie sie ihm zart über die Haut streicht. Moment, sie ist nicht blass sie leuchtet. „Behalte mich in deinem Herzen, hörst du?“, flüstert sie und streicht ihm leicht über die Brust. Sie muss sich auf die Zehenspitzen stellen um ihm einen Kuss zu geben. „Danke, Kilian, für alles.“, sie macht einen Schritt zurück. „Ich konnte keinen Frieden finden ohne zu wissen, dass du mir vergibst. Und nun…“, ihr lächeln wird leuchtender, oder ist das das Licht, das sich in ihrer milchigen Gestalt bricht? „Nun muss ich feststellen dass es dir auch so geht wie mir.“, die Träne die über ihre Wange kullert fängt das Licht. „Es ist schade, dass es so enden musste, doch es ist geschehen. Denk an mich, okay?“, damit drehte sie sich herum und watete durch das Wasser ins Meer hinaus. Keine Wellen teilten sich, als währe sie gar nicht da. „Halt!“, schreit er und greift nach ihrem Arm, doch wie zu erwarten fasst er nur ins Leere. „Das kannst du nicht tun! Du kannst nicht einfach gehen! Was soll ich denn machen ohne dich? Was soll ich tun? Ich…“, er stockt. Ja was eigentlich? Es würde doch einfach nur ab gedroschen klingen zu sagen: „Ich liebe dich“ oder „Ich kann ohne dich nicht mehr leben“. Aber genau das liegt ihm auf der Zunge. Doch das ist noch nicht mal das Schlimmste. Was er nicht immer der harte Kerl gewesen? Und jetzt steht er hier wie so eine Memme und heult gleich los wie so ein Schlosshund oder noch schlimmer: wie einer dieser dummen Werwölfe von nebenan. (Gott, wie nervig würde das in der nächsten Vollmondnacht wieder werden…) Athanasia lächelt ihn an. „Schon okay, Kilian.“, flüstert sie. „Ich weiß was du meinst.“ Sie drehte sich herum. „Ich liebe dich doch auch…“ Gott, aus ihrem Mund klang das gar nicht so schlecht, stellt er fest. Es passt zu ihr…und er? „Warte auf mich, ja?“, bittet sie und legt leicht den Kopf schief. „Ich komme wieder. Wir sehen uns wieder, das verspreche ich.“ Damit drehte sie sich wieder herum und ging weiter. „Alles was du willst…“, verspricht er flüsternd, während sie in den Fluten versinkt. Er starrt noch eine Weile an die Stelle, wo ihr Geist verschwunden ist, als er es hinter sich plätschern hörte. „Und weg ist sie, hm?“, Helena stellt sich neben ihm hin und verschränkte die Arme. Er atmet tief durch und schließt die Augen. Ihr Geruch weht zu ihm hinüber. Ein letztes Mal. „Ja“, bestätigt er und schwört sich innerlich diesen Geruch niemals zu vergessen. „Na hoffentlich bringt sie dein Hemd dann auch wieder mit zurück. Das war eines der guten.“ ***************** offiziel ist die Geschichte zuende...bis hier her...aber ich muss euch noch mal nerven...morgen doer übermorgen oder einen der nächsten tage, deeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeenn...:ICH LASS ES MIR NCIHT NEHMEN NOCH EINEN EPILOG AUF DIESEN SCHOCK ZU SCHREIBEN! *rum hüpf* (gemeint ist der Weihnachtsschock den ich erleiden musste gestern und heute, nicht die Geschichte *lach*) Epilog: Epilog -------------- Sechs Jahre sind vergangen seitdem Athanasia Kilian hat stehen lassen am Strand und vollkommen alleine. Helena hat ihn durch diese Zeit begleitet und ihm geholfen seinen Schmerz zu überwinden und stolz in die Zukunft zu sehen, wenn auch das Versprechen, dass sie sich eines Tages wieder sehen, eher leer als ernst war. Diese Tatsache musste Kilian irgendwann einsehen und ihn zu dieser Erkenntnis zu führen war ein hartes Stück Arbeit für seine Schwester gewesen. Doch nun, sechs Jahre nach diesem Unglück, dem Wiedersehen und der erneuten Trennung hat er es endlich vollkommen überwunden. Wenn es seiner Schwester auch klar ist, dass er sich vermutlich niemals eine Frau wird suchen können und eine Familie gründen. Es war ihr gleich, solange es ihm gut ginge. Dies wird ihr immer wieder klar, wenn sie wieder sein Lächeln sieht. So wie jetzt. Abschlussfahrt eines Jahrgangs. Auf Wunsch der Schüler haben sie sich für eine Kreuzfahrt entschieden. Doch da sie keine kleine Jacht mehr bekommen haben mussten sie einen riesigen Dampfer nehmen. Die Klasse stört es jedenfalls nicht. Es ist ihr erster Abend. Vor etwa sechs Stunden war das Schiff ausgelaufen und nun beobachtet sie ihn, wie er am Hack steht und auf das Wasser hinter ihnen schaut. Traurig war er noch immer, natürlich, sie erwartet auch nicht, dass er sein absolut perfektes Gegenstück jemals vergisst, doch schade ist es trotzdem. Vorsichtig tritt sie an ihn heran. „Na“, flüstert sie und streicht ihm mit einer Hand über die Schulter, während sie sich ebenfalls an die Reling lehnt. „Ist das nicht ein schöner Sonnenuntergang?“ Sie atmet genüsslich einmal tief ein. „Ja“, flüstert er und lächelt. Prüfend sieht sie ihn von der Seite an. „Du denkst wieder an sie, hm?“ Er nickt. „Ja, heute ist es besonders schlimm. Du weißt schon: die Schiffsfahrt und so…“ Sie wiederholt seine Kopfbewegung und wendet den Blick wieder ab. Eine weile standen sie so schweigend nebeneinander da. „Na ja, ich gehe mal wieder zurück zu unseren Rabauken, in Ordnung?“, meint sie lachend, krauelt ihm noch einmal die Schulter und geht wieder. Kilian nickt und sieht ihr noch kurz hinterher, dann wendet er seinen Blick erneut hinaus aufs Meer. Eine Böe weht zu ihm hinauf durch sein kurz geschorenes Haar und treibt einen seidigen, kleinen, rosafarbenen Schal heran. Er schlängelt sich direkt von hinten um seinen Hals. Verwundert nimmt er ihn ab und schaut sich um. „Kleines Fräulein, das war euer bester Schal, seit doch vorsichtiger!“, hört er eine Frau schimpfen. Die Stimme kommt vom Deck der ersten Klasse, eine Etage höher. „Und überhaupt, was tragt ihr denn da schon wieder? Ihr habt doch solch schöne Kleider…Junges Fräulein!“, ein Mädchen erscheint am Oberen Ende, das die beiden Decks miteinander verbindet und springt die Treppen herab. Sie hat langes dunkelbraunes Haar, das in leichten Wellen über ihre Schultern fällt. Sie ist schnell und behände und springt wie ein kleiner Affe Kilian entgegen. Ihr Aufzug ist so völlig im Kontrast zu dem Deck, von dem sie gerade kam. Ein einfaches, weißes Hemd. Nichts weiter. Erstaunt folgt er ihr mit dem Blick, bis sie direkt vor ihm steht. Ihm Stockt der Atem. Sie ist kaum größer als ein Meter, und doch ist die Ähnlichkeit mit Athanasia verblüffend. Sein Herz flattert, als sie ihre großen klaren Augen zu ihm empor richtet und zögerlich an seiner Hose zupft. „Du- hu Onkel, kann ich meinen Schal wiederhaben?“, fragt sie mit großen lieben Augen. Er starrt sie noch einige Sekunden an, dann hockt er sich ohne erkenntlichen Grund hin und schlingt ihr liebevoll den Stoff um den Hals. Er weiß nicht, wieso er es tat. Er kennt sie nicht, aber er fühlt sich so sehr zu ihr hingezogen. Sie ist klein und zierlich und er hat große Angst, dass irgendjemand sie verletzten oder zerbrechen würde. „Pass gut auf ihn auf. Er ist sehr schön.“, flüstert er, so dass sie ihn kaum hätte verstehen können. Ihre Augen liegen Aufmerksam auf seinem Gesicht. Dann lächelt sie auf einmal. „Nicht halb so schön wie dich wieder zu sehen, Kilian.“, flüsterte sie. Verblüfft hebt er den Blick. „Woher weißt du denn meinen Namen?“ Sie lachte leise und kindlich. „Danke Onkel, dass du meinen Schal aufgefangen hast!“, sie wirft ihm ein zuckersüßes Lächeln zu. Nicht nur das, es ist liebevoll, beinahe wissend. Eine Frau kommt die Stufen hinunter. „Junges Fräulein“, ruft sie tadelnd. Leicht dreht sich das Mädchen herum. Kilians Blick fällt wie magnetisch in ihren Nacken. Sein Herz erleidet einen Aussetzer als er das Wäscheschild erblickt auf dem in Helenas sanfter Handschrift „Kilian“ steht. So markiert nur sie seine Hemden um ihn zu ärgern. Aber wie kommt das kleine Mädchen da heran. Es ist weiß, und ganz offensichtlich aus einer Modewelle von vor einigen Jahren. Neu ist es ganz offensichtlich nicht. Grinsend dreht sich das Mädchen wieder herum. Es kommt ihm vor als hätte sie es ihm mit Absicht gezeigt, doch noch ehe er etwas sagen kann läuft sie auch schon los auf die Frau zu und in ihre Arme. „Der liebe Onkel hat meinen Schal gefunden!“, erklärt sie mit der typischen Naivität eines kleinen Kindes. Die Frau seufzt, dann lächelt sie Kilian an. „Verzeihen sie bitte, aber das junge Fräulein ist sehr tollpatschig und ein kleiner Satansbraten dazu.“, sie lacht etwas. „Ja? Das sieht man ihr gar nicht an…“, meint Kilian und beobachtet weiter die Kleine auf dem Arm ihrer Amme. Die Frau seufzt. „Ja, sie ist ein Wolf im Lammfell. Nun ja, ich danke Ihnen für ihre Hilfe, aber ich muss das junge Fräulein Athanasia wieder in ihr Bettchen bringen.“ Sie setzt zum umdrehen an, als das Mädchen wieder den Mund aufmacht. „Gute Nacht, Kilian, wartest du noch ein paar Jahre, ja?“, verwundert sieht die Frau sie an, dann den Mann, dreht sich dann aber herum und geht schnell weiter. Doch die Blicke der Beiden zu einander kann sie nicht unterbinden. So jetzt aber wirklich: ENDE VERFLIXT NOCH EINS XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)