Inquisition von Schroedingers_Katze (Buch 1: Aufstieg) ================================================================================ Prolog: -------- “Hier spricht Großinquisitor Damian Foster, an das Inquisitionsschiff Tabula Rasa: sofort mit Notfallprotokoll Theta Ultimos beginnen. Ich wiederhole: augenblicklich den Exterminatus einleiten! Kasr Derth ist verloren!“ Einen kurzen Augenblick herrschte nur statisches Rauschen im Äther, dann meldete sich einer der Funkoffiziere des im Orbit der imperialen Industriewelt positionierten Raumschiffs „Hier ist die Tabula Rasa, verstanden mein Lord. Einleiten des Exterminatus in 30 Standardminuten…“ „Nein! Sofort Soldat!“ fiel der Großinquisitor dem Funker ins Wort „Aber mein Lord, was ist mit ihnen?“ „Ich bin nicht relevant Soldat. Einzig und allein dass das Übel das diese Welt befallen hat vernichtet wird zählt. Führen sie meinen Befehl augenblicklich aus. Und noch etwas.“ „Ja, Lord Foster?“ „Der Imperator sei Ihnen gnädig.“ „Ihnen ebenso mein Lord.“ Großinquisitor Damian Foster schaltete den Kommunikator ab und warf ein Blick auf sein versammeltes Gefolge. In dem kleinen Seitenraum der Kathedrale flackerte beständig das Licht und tauchte die Anwesenden immer für einige Sekunden in Dunkelheit. Die beiden Kreuzritter Tyron und Keenan hatten sich neben der Tür positioniert, ihre Energieschwerter kampfbereit in der Hand. Schwester Helia vom Orden der heiligen Worte rückte in einer fast beiläufigen Geste ihre Brille zurecht. Das ohnehin blasse Gesicht der Gelehrten war beinahe so weiß wie die getünchten Wände der Kammer. Das einzig konstante Geräusch kam von den summenden Servomotoren der hundeähnlichen Begleiterkonstruktion die neben dem Großinquisitor saß und mit seinen optischen Sensoren alles aufnahm. „Meine Freunde“ ergriff Foster das Wort „ich möchte euch allen danken. Auf unzähligen Welten habt ihr mich begleitet und habt im Namen des Imperators ebenso vielen Schrecken getrotzt. Nun da das Ende naht…“ „Es gibt nichts zu Verzeihen, mein Lord. Es war der Wille des Imperators der uns zu euch geführt hat und wenn es sein Wille ist werden wir hier zusammen fallen.“ nahm Tyron seinem Herrn das Wort ab. Die Stimme des Kriegers wurde durch das Vox-Gitter seiner Rüstung leicht gezerrt, war aber vollkommen ruhig. „ Dem stimme ich zu Herr!“ bekräftigte Keenan die Aussage seines Waffenbruders. Foster sah die beiden Krieger an. Beide trugen kunstvolle Plattenrüstungen und große Schilde die mit dem I-Wappen der Inquisition verziert waren. Aber während Tyron passend zu seinem brütenden Charakter eine schwarze Kapuzenrobe über seine Rüstung gelegt hatte, trug Keenan eine Robe in leuchtendem Weiß die aber mittlerweile vom Schmutz des Kampfes und dem Blut der Häretiker verdreckt war. „Und was ist mit dir Helia?“ „Mein Lord, ich folge euch nun seit über zehn Standardjahren und in all dieser Zeit wollte ich nirgendwo anders sein. Wie könnte ich euch jetzt im Stich lassen?“ Die Stimme der Schwester Dialogis zitterte leicht, allen Bemühungen tapfer zu bleiben zum Trotz. „Meine treuen Freunde, mit niemand anderem wollte ich nun lieber beisammen sein als mit euch. Lasst uns beten, ein letztes Mal bevor wir dem Imperator gegenübertreten.“ Rayla rannte. Um sie herum stand alles in Flammen, Menschen rannten panisch umher und mehr als einmal wurde sie umgeworfen und beinahe zertrampelt. Sie war verängstigt, verwirrt und allein. Ihre Eltern hatte sie schon lange aus den Augen verloren und es kostete sie all ihre Willenskraft sich nicht zusammen zu kauern, zu weinen und zu warten dass alles vorbei ging. Ohne das sie richtig wusste warum kam sie vor den Toren der Kathedrale des ertrinkenden Märtyrers zum stehen. Die massiven Torflügel standen offen und in der Hoffnung dort vielleicht jemanden zu finden der sie vielleicht trösten konnte betrat das kleine Mädchen die gewaltige Halle. Mit Tränengefüllten Augen spähte Rayla in das Halbdunkel der Kirche. Langsam ging sie an den leeren Bänken nach vorn, auf die Kanzel zu. Sie war schon oft hier gewesen, zusammen mit ihren Eltern, um zum Imperator zu beten. Von den Wänden schauten sie die verschieden Heiligen des Imperiums mit leeren Augen an. In dieser Situation kamen sie ihr eher so vor als würden sie wütend und verächtlich auf das kleine Wesen herab starren das ihre Ruhe durch seine bloße Anwesenheit zu stören wagte. Nun stand sie unterhab der Kanzel direkt vor dem Altar. Auf dem massiven Marmorblock waren Szenen aus dem Zeitalter der Apostasie eingraviert. Das Mädchen erkannte die Szene die die Belagerung vom Palast Goge Vandires, des wahnsinnigen und ketzerischen Kardinals darstellte. Sie erkannte die Szene in der Alicia Domenica dem Erzketzer den Kopf abschlug und so die Herrschaft des Blutes beendete. Ehrfürchtig strich sie mit den Fingern über die filigrane Handwerksarbeit. Rayla hatte diese Fresken schon tausende Male gesehen, aber noch nie richtig wahrgenommen. Beinahe vergaß sie die Hölle die in diesem Moment auf ihrer Heimatwelt tobte, die fürchterlichen Riesen in den barocken Servorüstungen die in diesem Moment all ihre Freunde und Verwandten abschlachteten. Der Einschlag einer Panzergranate auf dem Vorplatz der Kathedrale riss Rayla mit unerträglicher Grausamkeit aus ihren Gedanken. Ihre Ohren dröhnten, ihr wurde durch die von der Schockwelle verursachten Störungen in ihrem Körper schlecht. Sie fiel auf die Hände und Knie und kämpfte darum sich nicht zu übergeben. Es funktionierte nicht. Ein Schwall Erbrochenes drang ihr aus Mund und Nase. Durch den Schleier aus Tränen starrte sie auf die Überreste ihres Frühstücks. Aber da auf dem Boden lag noch etwas anderes, etwas das sie nicht gegessen hatte. Es sah seltsam aus, lief spitz zu und schien aus Leder zu bestehen. Raylas Blick wanderte daran empor. Langsam erkannte sie dass es ein Stiefel war. Der Mann der in den Stiefeln steckte war in einen langen braunen Mantel gekleidet, das Gesicht war hinter einem roten Schal verborgen und wurde von silbernweißem Haar eingerahmt. Dazu trug der Mann einen breitkrempigen schwarzen Hut und schwarze Handschuhe. Aber das was ihre Aufmerksamkeit wirklich auf sich zog was der goldene Anhänger der an einer Kette aus Adamandiumperlen um den Hals des Mannes hing. Es war das unverkennbare I-Symbol der Ekklesiarchie, der Inquisition. Der Mann war eindeutig ein Inquisitor. Hastig krabbelte Rayla zurück „Bitte… bitte verzeihen sie mir mein Herr.“ stammelte sie ängstlich während sich neben dem Inquisitor zwei mit Schwert und Schild bewaffnete Krieger aufbauten. „Steh auf meine Kleine, du brauchst dich nicht zu fürchten. Komm, gib mir deine Hand.“ Die Stimme des Manns klang warm und sanft aber dennoch schwang in ihr ein Unterton der Macht und Autorität mit, der absoluten Gehorsam gebot. Rayla fasste zögerlich die behandschuhte Hand die ihr der Fremde entgegen streckte. Tröstend strich Foster ihr eine Strähne aus dem Gesicht. In diesem Moment versteifte sich die Gestalt des Großinquisitors. Bilder rasten vor seinem inneren Auge vorbei: Ein anderer Planet, zwei Gestalten in bizarren Servorüstungen, die ein Ritual von blasphemischer Verderbtheit vollzogen. Zwei Paar schwarze Augen in denen äonenealte Bosheit funkelte und… er sah sich selbst, zerschunden am Boden eines unbekannten Bauwerks liegen, zerschmettert vom Ringen mit einer Kreatur die niemals einen Fuß in diese Dimension hätte setzen sollen. Und er sah das Mädchen, herangewachsen zu einer jungen Frau. Sie führte den Kampf fort den er nicht hatte beenden können. Dann verschwanden die Bilder genau so schnell wie sie gekommen waren. Foster schüttelte benommen den Kopf. Was war das gewesen? Eine Vision? Wenn ja, wer hatte sie ihm geschickt? Der Imperator vielleicht? Oder war es lediglich der Scherz eines Chaosgottes um sich die Zeit zu vertreiben? „Herr...?“ die Stimme von Tyron brachte die Gedanken des Grosinquisitors zurück in die Gegenwart. „Es ist gut alter Freund“ beschwichtigte er seinen Kampfgefährten. „Wie heißt du meine Kleine?“ „Rayla mein Herr.“ „Nun Rayla, weißt du wer ich bin?“ „Ohuum.“ Rayla nickte zögerlich. „Nein. Das weißt du nicht!“ mit einem Mal hatte einen schneidende Kälte in die Stimme des Mannes Einzug gehalten. „Ich bin Lord Damian Foster, Großinquisitor der heiligen Inquisition zu Terra. Ich habe den Exterminatus über diese vom Chaos verseuchte Welt verhängt. In diesem Moment beginnt mein Schiff damit Orbitzünderbomben in die Atmosphäre abzuschießen. Innerhalb der nächsten fünf Minuten wird dieser Planet im Reinigenden Feuer der Absolution brennen und alle Ketzer werden vom Zorn des Imperators vernichtet. Aber dir, Rayla, dir ist ein größeres Schicksal vorbestimmt. Ich werde dich zu meiner Akolythin machen. Ich werde dich in den geheimen Lehren des Ordo Haereticus unterweisen. Du wirst an meiner Seite gegen Schrecken kämpfen die du dir nicht in deinen schlimmsten Alpträumen ausmalen kannst.“ Foster ließ diese Aussage eine Weile nachzittern während er das Mädchen genau musterte. Die Luft in der riesigen Kathedrale selbst schien still zu stehen. Rayla stand still und unbewegt da und hielt dem bohrenden Blick des Großinquisitors stand. „Gut, sehr gut. Helia war hier in der Nähe nicht ein Shuttleport?“ richtete Foster das Wort an seine Gelehrte. „In der Tat, mein Lord. Drei Blocks von hier befindet sich ein Hangar für Ziviltransporte. Laut der letzten Funkberichte wurde der Flugverkehr eingestellt und zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude noch in der Hand loyaler PVS. Wenn wir uns beeilen und nicht in Kämpfe verwickelt werden müssten wir den Hangar in schätzungsweise fünf Minuten erreichen.“ „Sehr gut. Scheint als ob es der Wille des Imperators wäre das wir noch eine Weile länger leben. Rayla, halte dich dicht in meiner Nähe und falle nicht zurück. Keenan, du wirst auf das Mädchen achten.“ Der weiß gewandete Kreuzritter nickte zustimmend und postierte sich hinter dem Mädchen. „Folge mir Kleines.“ wies er sie an. Sie nickte. „Also gut beeilt euch. Lauft als währen sämtliche Dämonen des Chaos hinter euch her.“ gab Foster seine letzten Anweisungen und ging mit gezogenem Psischwert in großen Schritten auf die Tore der Kathedrale zu, seine Gefolgschaft mit Rayla dicht hinter sich. Soldat Rykker von den Planetaren Verteidigunkstreitkräften von Kasr Derth duckte sich hinter einen Schutthaufen als eine weitere Salve von Boltgeschossen in die zerstörte Wand einschlug und kleine Steinsplitter in alle Richtungen schleuderten. Fluchend schaltete er sein Lasergewehr auf Automatik, hob seine Waffe über die Deckung und drückte den Abzug durch. „Verreckt ihr elenden Schweinehunde!“ brüllte er um seiner Angst und seiner Wut Luft zu machen. Er feuerte bis die Ladeanzeige seiner Waffe auf rot sprang und die Energiezelle ausgebrannt war. Hastig tauschte er die Energiezelle aus. Zwei seiner Kameraden, Funker Stilles und Grenadier Rawke arbeiten sich zu ihm hoch wobei sie stets ihre Köpfe unten hielten. Rawke hatte seinen Helm verloren, eine blutgetränkte Bandage war um seine Stirn gewickelt. „Wie viele Verluste haben wir?“ brüllte Rykker im Versuch den Lärm der Schlacht zu übertönen. „Wir sind noch zweiundzwanzig Mann. Die Bastarde da draußen sind uns mehr als fünffach überlegen.“ „Ha, sieht doch gut aus Freunde.“ verkündete Rawke selbstbewusst und entsicherte seinen Granatwerfer „Wir haben die bessere Stellung und den Imperator auf unserer Seite.“ Plötzlich stand er auf und feuerte eine Granate auf den ersten Häretiker den er ins Blickfeld bekam ab. Die Granate traf einen Riesen in einer mit den Insignien der Chaosgötter verzierten Servorüstung. Die Wucht der Explosion riss dem Chaosanhänger den rechten Arm ab und zerfetzte einen Teil des Brustkorbs. „Ich hab einen! Beim Imperator ich hab…“ weiter kam der Soldat nicht den eine Salve Boltgeschosse riss ihn von den Füßen und ließ den zerfetzten Körper ein Stockwerk tiefer auf dem Boden des Hangargebäudes aufschlagen. Bruder Saltherass von den Burning Dreams watete durch das Gewirr aus Schrapnell und Laserfeuer und genoss das Gemetzel. Er feuerte seinen Bolter aus der Hüfte auf die loyalen Narren ab, die sich in dem zerbombten Gebäude vor ihm verschanzt hatten. Mehrere abtrünnige Soldaten der lokalen PVS hatten einen schweren Bolter in Stellung gebracht und begannen die Fenster des Hangars mit methodischen Salven zu bestreichen. Unter seinem Helm lächelte Saltherass höhnisch als einer der Verräter von einer ungezielt abgefeuerten Salve aus einem Fenster im ersten Stock niedergestreckt wurde. Einige Laserstrahlen trafen auch ihn aber im Gegensatz zu dem Soldaten bot seine Servorüstung mehr Schutz als das was dieses feige Ungeziefer als Schutzausrüstung trug. Ganz zu schweigen von der Tatsache dass es nur gewöhnliche Menschen waren und er war schließlich ein Chaos Space Marine, also ein Wesen von gottgleicher Macht im Vergleich mit diesen Normalsterblichen. Seine verbesserten Sinne registrierten etwas vor ihm. Er drehte den Kopf und sah einen Imperialen aus der Deckung auftauchen und seine Waffe auf ihn abfeuern. Wenige Augenblicke später traf die Granate ihr Ziel. In einer Blutfontäne trennte sich sein rechter Arm und ein großer Teil seines Brustkorbs samt dazugehörender Eingeweide von Saltherass Körper. Ungläubig stolperte der Chaos Marine noch einen Schritt vorwärts und sah wie der Soldat triumphierend aufschrie. So nicht, loyaler Bastard…, dachte der tödlich Verwundete, hob in einer letzten Kraftanstrengung seinen Bolter und feuerte eine letzte Salve auf seinen Feind ab. Selbstzufrieden sah er wie der Körper des Mannes von den Kugeln zerfetzt wurde. Der Bolter entglitt den tauben Fingern des Kämpfers, der gepanzerte Leib schlug auf dem Boden auf und der Geist und die Seele von Bruder Saltherass wurden in den Warp gesaugt. Seine finstere Gottheit wartete schon auf ihn. Rayla reagierte wie in Trance. Ihre Hand verkrallte sich in der Robe des Kriegers den der Großinquisitor als Keenan benannt hatte. Um sie herum tobten Irrsinn und Gewalt, als sie durch die flammenden Überreste ihrer Heimatstadt hasteten. Loyale Soldaten der Planetaren Verteidigungsstreitkräfte kämpften mit Soldaten die ihre Rüstungen mit dem Blut ihrer einstigen Kameraden Rot gefärbt und sich einen Stern mit acht Pfeilspitzen auf ihre vom Wahnsinn verzerrten Gesichter gemalt hatten. Immer wieder tauchten auch Gestalten in nachtschwarzen, mit roten Flammen, Stacheln und Gargoylefratzen verzierten Servorüstungen im Getümmel auf und mähten die unterlegenen Soldaten mit methodischen Salven nieder oder zerhackten sie mit brüllenden Kettenschwertern. Foster schlug einem Verräter den Kopf ab und drehte das Gesicht zur Seite „Helia, wie weit noch?“ „Zweihundert Meter geradeaus mein Lord!“ brüllte die Gelehrte über den Lärm der Schlacht während sie versuchte nicht über ihre Robe zu stolpern oder ihre Brille zu verlieren. »Zweihundert Meter. Nur noch zweihundert Meter.« Foster parierte den unbeholfenen Bajonettstoß eines verräterischen Soldaten mit seinem Schwert und beantwortete die Attacke indem er dem Mann mit seiner Plasmapistole in die Brust schoss. Leutnant Warren starrte angestrengt durch das große Brückenfenster der Tabula Rasa auf den Planeten unter sich. Überall auf dem Planeten konnte er die Detonationen erkennen, selbst in der enormen Entfernung die zwischen dem schwarzen Schiff und dem Planeten lag. Vermutlich die jahrtausende alten Atommeiler der gewaltigen Makropolen dachte der Soldat bei sich. Eine Detonation schüttelte das Schiff durch. „Schadensbericht!“ kläffte der Leutnant. Der angesprochene Fähnrich machte sich hektisch an seinen Armaturen zu schaffen. „Backbordschilde halbe Leistung Sir. Lanzenbatterien unbeschädigt. Gegenfeuer wird eingeleitet.“ „Wie lange noch bis die Torpedos feuerbereit sind?“ „Die Maschinengeister sind verstimmt Sir. Die Techpriester tun ihr Bestes um sie zu besänftigen.“ „Also gut“, der Leutnant massierte sich mit einer Hand die Schläfe „feuern sie sobald das Behoben ist. Was ist mit den Lanzenbatterien? Wo bleibt der verdammte Gegenangriff? Blast diese Chaosbastarde aus dem All!“ „Aye aye Sir!“ Das Schiff erzitterte erneut, nur diesmal kam die Salve aus dem Waffenbatterien der Tabula Rasa. Vier grelle Laserlanzen lösten sich aus der Backbordbatterie und rasten auf ihr Ziel, einen Chaoskreuzer der Plündererklasse zu. Die Salve ließ die Schilde des Schiffs kurz aufflackern, dann versagten die arkanen Schutzvorrichtungen und das feindliche Schiff verging in einer gewaltigen Explosion. „Feindliches Schiff erfolgreich ausgelöscht.“ berichtete einer der Waffenoffiziere. „Sehr gut. Wie viele sind noch da draußen?“ wollte Leutnant Warren wissen. Nachdem er eingehend seine Monitore studiert hatte meldete der Soldat „Drei verbleibende Schiffe der Harbingerklasse und ein weiter Kreuzer der Plündererklasse, Sir.“ „Also gut, das Feuer auf den Kreuzer konzentrieren. Was ist mit diesen verfluchten Torpedos?“ „Techpriester melden Feuerbereitschaft.“ „Dann los, äschern sie diese Ketzer ein!“ Zufrieden beobachtete der Leutnant wie sich fünf Feuerbälle vom Bug des Schiffs lösten und auf den Planeten zurasten. Plötzlich meldete sich Warrens Stellvertreter „Sir, die Auguren haben soeben das Signal eines zivilen Shuttles aufgefangen. Es hat den Anschein als würde es direkt vom Planeten kommen.“ Leutnant Warren leckte sich nervös über die Lippen. „Abschießen!“ „Ja Sir.“ Einen Moment lang herrschte angespannte Stille auf der Brücke, dann meldete sich einer der Funkoffiziere zu Wort „Leutnant Warren! Der Shuttle sendet eine Nachricht. Es ist Lord Foster. Es ist sein privater Code!“ „Wirklich? Überprüfen!“ „Schon geschehen Sir. Er ist es.“ „Gelobt sei der Imperator. Nicht feuern!“ befahl der Leutnant während er beobachte wie sich das Shuttle als winziger Punkt gegen den Planeten abzeichnete dessen Atmosphäre im selben Moment von den Zyklontorpedos vernichtet wurde indem sämtlicher Sauerstoff mit einem Schlag entzündet und der Planet Kasr Derth für mehrere Stunden in ein tödliches Inferno verwandelt wurde. Von den anderen Planeten des Systems aus sah es so aus als wäre für einige Stunden ein neuer Stern am Nachthimmel aufgetaucht. An Bord des Shuttles saß ein kleines, verdrecktes und verängstigtes Mädchen zusammengekauert in einer Ecke des Aufenthaltsbereichs und schluchzte lautstark vor sich hin. Die leuchtend orangefarbenen Haare waren vom Schmutz und Blut verkrustet. Überall am Körper hatte Rayla kleine Kratzer und Schnitte die sie nicht einmal bemerkt hatte als sie zu der Shuttlestelle geflohen waren. „Hey Kleines, alles in Ordnung?“ Rayla sah auf und blickte in das Gesicht der Frau die sie mittlerweile als Helia kannte. „Mir ist kalt.“ Helia lächelt warm, setzte sich neben das kleine Mädchen und nahm sie in den Arm. „Besser so?“ „Ein bisschen. Danke sehr.“ Rayla musterte Helia zum ersten Mal eingehend. Sie hatte dieselben Haare wie Großinquisitor Foster, trug sie allerdings im Pagen Stil. Ihr Gesicht wurde von zwei eisblauen Augen dominiert, die hinter einer Brille mit runden Gläsern versteckt waren. Eines der Gläser war gesprungen und ausgefallen. Sie trug eine einfache schwarze Robe über der ein schmaler Wappenrock hing, der mit der Insignie der Inquisition versehen war. An ihrem Gürtel hingen ein Federkiel und ein Buch mit verkratztem Ledereinband. „Alles in Ordnung mit euch? Helia?“ wollte eine raue Stimme wissen „Sie hat grade ihren Heimatplaneten verloren Tyron. Also was glaubst du?“ schnauzte Helia den Krieger an. Der Kreuzritter hatte seinen Helm abgezogen und seinen Schild in eine Ecke des Raums gestellt. Sein Gesicht war von den Narben vieler Schlachten überzogen, die braunen Haare kurz geschoren. Wackelig kam Rayla auf die Beine „Nein, bitte. Streiten sie sich nicht wegen mir. Mir geht es gut. Ehrlich.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Tyron legte ihr die Hand auf den Kopf und verzog unmerklich die Mundwinkel. Dies war seine Art zu lächeln. In diesem Moment kam Lord Foster aus dem Cockpit und kniete sich vor Helia und Rayla hin. Er hatte seinen Hut abgelegt und den Schal vom Gesicht gezogen. „Tyron. Bitte geh zu Keenan ins Cockpit und hilf ihm beim Manövrieren.“ „Ja mein Lord.“ „Wie geht es dir Rayla?“ „Ich weiß nicht mein Herr.“ „Hasst du mich? Schließlich habe ich den Befehl zur Vernichtung deiner Welt gegeben.“ „Mein Lord, ich glaube…“ wollte Helia einwerfen aber Rayla unterbrach sie „Nein, ist schon gut. Ich weiß nicht ob ich sie hasse mein Herr. Vielleicht. Ich weiß es nicht so genau.“ Foster lächelte. „Es ist vielleicht etwas viel verlangt dass du dir jetzt schon über deine Gefühle im Klaren bist.“ Rayla sah ihrem neuen Herren ins Gesicht und dann wieder auf den Boden. „Es tut mir leid.“ murmelte sie verlegen und nestelte an ihrem zerschlissenen Kleid. „Was denn Rayla? Was tut dir Leid?“ Ihre Wangen liefen Rot an als sie sich zu einer Antwort durchrang „Das mit ihren Stiefeln. Ich kann sie saubermachen wenn sie möchten. Ich kann das.“ Einen Moment sah der Großinquisitor das kleine, verschüchterte Mädchen an das da vor ihm auf wackligen Beinen stand, dann begann er herzhaft zu lachen. Es war ein erfrischendes Lachen und auch Helia ließ sich ein Schmunzeln nicht nehmen. Dies sollte für lange Zeit das letzte Mal sein das Rayla ihren neuen Meister so unbeschwert würde Lachen hören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)