Inquisition von Schroedingers_Katze (Buch 1: Aufstieg) ================================================================================ Prolog: -------- “Hier spricht Großinquisitor Damian Foster, an das Inquisitionsschiff Tabula Rasa: sofort mit Notfallprotokoll Theta Ultimos beginnen. Ich wiederhole: augenblicklich den Exterminatus einleiten! Kasr Derth ist verloren!“ Einen kurzen Augenblick herrschte nur statisches Rauschen im Äther, dann meldete sich einer der Funkoffiziere des im Orbit der imperialen Industriewelt positionierten Raumschiffs „Hier ist die Tabula Rasa, verstanden mein Lord. Einleiten des Exterminatus in 30 Standardminuten…“ „Nein! Sofort Soldat!“ fiel der Großinquisitor dem Funker ins Wort „Aber mein Lord, was ist mit ihnen?“ „Ich bin nicht relevant Soldat. Einzig und allein dass das Übel das diese Welt befallen hat vernichtet wird zählt. Führen sie meinen Befehl augenblicklich aus. Und noch etwas.“ „Ja, Lord Foster?“ „Der Imperator sei Ihnen gnädig.“ „Ihnen ebenso mein Lord.“ Großinquisitor Damian Foster schaltete den Kommunikator ab und warf ein Blick auf sein versammeltes Gefolge. In dem kleinen Seitenraum der Kathedrale flackerte beständig das Licht und tauchte die Anwesenden immer für einige Sekunden in Dunkelheit. Die beiden Kreuzritter Tyron und Keenan hatten sich neben der Tür positioniert, ihre Energieschwerter kampfbereit in der Hand. Schwester Helia vom Orden der heiligen Worte rückte in einer fast beiläufigen Geste ihre Brille zurecht. Das ohnehin blasse Gesicht der Gelehrten war beinahe so weiß wie die getünchten Wände der Kammer. Das einzig konstante Geräusch kam von den summenden Servomotoren der hundeähnlichen Begleiterkonstruktion die neben dem Großinquisitor saß und mit seinen optischen Sensoren alles aufnahm. „Meine Freunde“ ergriff Foster das Wort „ich möchte euch allen danken. Auf unzähligen Welten habt ihr mich begleitet und habt im Namen des Imperators ebenso vielen Schrecken getrotzt. Nun da das Ende naht…“ „Es gibt nichts zu Verzeihen, mein Lord. Es war der Wille des Imperators der uns zu euch geführt hat und wenn es sein Wille ist werden wir hier zusammen fallen.“ nahm Tyron seinem Herrn das Wort ab. Die Stimme des Kriegers wurde durch das Vox-Gitter seiner Rüstung leicht gezerrt, war aber vollkommen ruhig. „ Dem stimme ich zu Herr!“ bekräftigte Keenan die Aussage seines Waffenbruders. Foster sah die beiden Krieger an. Beide trugen kunstvolle Plattenrüstungen und große Schilde die mit dem I-Wappen der Inquisition verziert waren. Aber während Tyron passend zu seinem brütenden Charakter eine schwarze Kapuzenrobe über seine Rüstung gelegt hatte, trug Keenan eine Robe in leuchtendem Weiß die aber mittlerweile vom Schmutz des Kampfes und dem Blut der Häretiker verdreckt war. „Und was ist mit dir Helia?“ „Mein Lord, ich folge euch nun seit über zehn Standardjahren und in all dieser Zeit wollte ich nirgendwo anders sein. Wie könnte ich euch jetzt im Stich lassen?“ Die Stimme der Schwester Dialogis zitterte leicht, allen Bemühungen tapfer zu bleiben zum Trotz. „Meine treuen Freunde, mit niemand anderem wollte ich nun lieber beisammen sein als mit euch. Lasst uns beten, ein letztes Mal bevor wir dem Imperator gegenübertreten.“ Rayla rannte. Um sie herum stand alles in Flammen, Menschen rannten panisch umher und mehr als einmal wurde sie umgeworfen und beinahe zertrampelt. Sie war verängstigt, verwirrt und allein. Ihre Eltern hatte sie schon lange aus den Augen verloren und es kostete sie all ihre Willenskraft sich nicht zusammen zu kauern, zu weinen und zu warten dass alles vorbei ging. Ohne das sie richtig wusste warum kam sie vor den Toren der Kathedrale des ertrinkenden Märtyrers zum stehen. Die massiven Torflügel standen offen und in der Hoffnung dort vielleicht jemanden zu finden der sie vielleicht trösten konnte betrat das kleine Mädchen die gewaltige Halle. Mit Tränengefüllten Augen spähte Rayla in das Halbdunkel der Kirche. Langsam ging sie an den leeren Bänken nach vorn, auf die Kanzel zu. Sie war schon oft hier gewesen, zusammen mit ihren Eltern, um zum Imperator zu beten. Von den Wänden schauten sie die verschieden Heiligen des Imperiums mit leeren Augen an. In dieser Situation kamen sie ihr eher so vor als würden sie wütend und verächtlich auf das kleine Wesen herab starren das ihre Ruhe durch seine bloße Anwesenheit zu stören wagte. Nun stand sie unterhab der Kanzel direkt vor dem Altar. Auf dem massiven Marmorblock waren Szenen aus dem Zeitalter der Apostasie eingraviert. Das Mädchen erkannte die Szene die die Belagerung vom Palast Goge Vandires, des wahnsinnigen und ketzerischen Kardinals darstellte. Sie erkannte die Szene in der Alicia Domenica dem Erzketzer den Kopf abschlug und so die Herrschaft des Blutes beendete. Ehrfürchtig strich sie mit den Fingern über die filigrane Handwerksarbeit. Rayla hatte diese Fresken schon tausende Male gesehen, aber noch nie richtig wahrgenommen. Beinahe vergaß sie die Hölle die in diesem Moment auf ihrer Heimatwelt tobte, die fürchterlichen Riesen in den barocken Servorüstungen die in diesem Moment all ihre Freunde und Verwandten abschlachteten. Der Einschlag einer Panzergranate auf dem Vorplatz der Kathedrale riss Rayla mit unerträglicher Grausamkeit aus ihren Gedanken. Ihre Ohren dröhnten, ihr wurde durch die von der Schockwelle verursachten Störungen in ihrem Körper schlecht. Sie fiel auf die Hände und Knie und kämpfte darum sich nicht zu übergeben. Es funktionierte nicht. Ein Schwall Erbrochenes drang ihr aus Mund und Nase. Durch den Schleier aus Tränen starrte sie auf die Überreste ihres Frühstücks. Aber da auf dem Boden lag noch etwas anderes, etwas das sie nicht gegessen hatte. Es sah seltsam aus, lief spitz zu und schien aus Leder zu bestehen. Raylas Blick wanderte daran empor. Langsam erkannte sie dass es ein Stiefel war. Der Mann der in den Stiefeln steckte war in einen langen braunen Mantel gekleidet, das Gesicht war hinter einem roten Schal verborgen und wurde von silbernweißem Haar eingerahmt. Dazu trug der Mann einen breitkrempigen schwarzen Hut und schwarze Handschuhe. Aber das was ihre Aufmerksamkeit wirklich auf sich zog was der goldene Anhänger der an einer Kette aus Adamandiumperlen um den Hals des Mannes hing. Es war das unverkennbare I-Symbol der Ekklesiarchie, der Inquisition. Der Mann war eindeutig ein Inquisitor. Hastig krabbelte Rayla zurück „Bitte… bitte verzeihen sie mir mein Herr.“ stammelte sie ängstlich während sich neben dem Inquisitor zwei mit Schwert und Schild bewaffnete Krieger aufbauten. „Steh auf meine Kleine, du brauchst dich nicht zu fürchten. Komm, gib mir deine Hand.“ Die Stimme des Manns klang warm und sanft aber dennoch schwang in ihr ein Unterton der Macht und Autorität mit, der absoluten Gehorsam gebot. Rayla fasste zögerlich die behandschuhte Hand die ihr der Fremde entgegen streckte. Tröstend strich Foster ihr eine Strähne aus dem Gesicht. In diesem Moment versteifte sich die Gestalt des Großinquisitors. Bilder rasten vor seinem inneren Auge vorbei: Ein anderer Planet, zwei Gestalten in bizarren Servorüstungen, die ein Ritual von blasphemischer Verderbtheit vollzogen. Zwei Paar schwarze Augen in denen äonenealte Bosheit funkelte und… er sah sich selbst, zerschunden am Boden eines unbekannten Bauwerks liegen, zerschmettert vom Ringen mit einer Kreatur die niemals einen Fuß in diese Dimension hätte setzen sollen. Und er sah das Mädchen, herangewachsen zu einer jungen Frau. Sie führte den Kampf fort den er nicht hatte beenden können. Dann verschwanden die Bilder genau so schnell wie sie gekommen waren. Foster schüttelte benommen den Kopf. Was war das gewesen? Eine Vision? Wenn ja, wer hatte sie ihm geschickt? Der Imperator vielleicht? Oder war es lediglich der Scherz eines Chaosgottes um sich die Zeit zu vertreiben? „Herr...?“ die Stimme von Tyron brachte die Gedanken des Grosinquisitors zurück in die Gegenwart. „Es ist gut alter Freund“ beschwichtigte er seinen Kampfgefährten. „Wie heißt du meine Kleine?“ „Rayla mein Herr.“ „Nun Rayla, weißt du wer ich bin?“ „Ohuum.“ Rayla nickte zögerlich. „Nein. Das weißt du nicht!“ mit einem Mal hatte einen schneidende Kälte in die Stimme des Mannes Einzug gehalten. „Ich bin Lord Damian Foster, Großinquisitor der heiligen Inquisition zu Terra. Ich habe den Exterminatus über diese vom Chaos verseuchte Welt verhängt. In diesem Moment beginnt mein Schiff damit Orbitzünderbomben in die Atmosphäre abzuschießen. Innerhalb der nächsten fünf Minuten wird dieser Planet im Reinigenden Feuer der Absolution brennen und alle Ketzer werden vom Zorn des Imperators vernichtet. Aber dir, Rayla, dir ist ein größeres Schicksal vorbestimmt. Ich werde dich zu meiner Akolythin machen. Ich werde dich in den geheimen Lehren des Ordo Haereticus unterweisen. Du wirst an meiner Seite gegen Schrecken kämpfen die du dir nicht in deinen schlimmsten Alpträumen ausmalen kannst.“ Foster ließ diese Aussage eine Weile nachzittern während er das Mädchen genau musterte. Die Luft in der riesigen Kathedrale selbst schien still zu stehen. Rayla stand still und unbewegt da und hielt dem bohrenden Blick des Großinquisitors stand. „Gut, sehr gut. Helia war hier in der Nähe nicht ein Shuttleport?“ richtete Foster das Wort an seine Gelehrte. „In der Tat, mein Lord. Drei Blocks von hier befindet sich ein Hangar für Ziviltransporte. Laut der letzten Funkberichte wurde der Flugverkehr eingestellt und zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude noch in der Hand loyaler PVS. Wenn wir uns beeilen und nicht in Kämpfe verwickelt werden müssten wir den Hangar in schätzungsweise fünf Minuten erreichen.“ „Sehr gut. Scheint als ob es der Wille des Imperators wäre das wir noch eine Weile länger leben. Rayla, halte dich dicht in meiner Nähe und falle nicht zurück. Keenan, du wirst auf das Mädchen achten.“ Der weiß gewandete Kreuzritter nickte zustimmend und postierte sich hinter dem Mädchen. „Folge mir Kleines.“ wies er sie an. Sie nickte. „Also gut beeilt euch. Lauft als währen sämtliche Dämonen des Chaos hinter euch her.“ gab Foster seine letzten Anweisungen und ging mit gezogenem Psischwert in großen Schritten auf die Tore der Kathedrale zu, seine Gefolgschaft mit Rayla dicht hinter sich. Soldat Rykker von den Planetaren Verteidigunkstreitkräften von Kasr Derth duckte sich hinter einen Schutthaufen als eine weitere Salve von Boltgeschossen in die zerstörte Wand einschlug und kleine Steinsplitter in alle Richtungen schleuderten. Fluchend schaltete er sein Lasergewehr auf Automatik, hob seine Waffe über die Deckung und drückte den Abzug durch. „Verreckt ihr elenden Schweinehunde!“ brüllte er um seiner Angst und seiner Wut Luft zu machen. Er feuerte bis die Ladeanzeige seiner Waffe auf rot sprang und die Energiezelle ausgebrannt war. Hastig tauschte er die Energiezelle aus. Zwei seiner Kameraden, Funker Stilles und Grenadier Rawke arbeiten sich zu ihm hoch wobei sie stets ihre Köpfe unten hielten. Rawke hatte seinen Helm verloren, eine blutgetränkte Bandage war um seine Stirn gewickelt. „Wie viele Verluste haben wir?“ brüllte Rykker im Versuch den Lärm der Schlacht zu übertönen. „Wir sind noch zweiundzwanzig Mann. Die Bastarde da draußen sind uns mehr als fünffach überlegen.“ „Ha, sieht doch gut aus Freunde.“ verkündete Rawke selbstbewusst und entsicherte seinen Granatwerfer „Wir haben die bessere Stellung und den Imperator auf unserer Seite.“ Plötzlich stand er auf und feuerte eine Granate auf den ersten Häretiker den er ins Blickfeld bekam ab. Die Granate traf einen Riesen in einer mit den Insignien der Chaosgötter verzierten Servorüstung. Die Wucht der Explosion riss dem Chaosanhänger den rechten Arm ab und zerfetzte einen Teil des Brustkorbs. „Ich hab einen! Beim Imperator ich hab…“ weiter kam der Soldat nicht den eine Salve Boltgeschosse riss ihn von den Füßen und ließ den zerfetzten Körper ein Stockwerk tiefer auf dem Boden des Hangargebäudes aufschlagen. Bruder Saltherass von den Burning Dreams watete durch das Gewirr aus Schrapnell und Laserfeuer und genoss das Gemetzel. Er feuerte seinen Bolter aus der Hüfte auf die loyalen Narren ab, die sich in dem zerbombten Gebäude vor ihm verschanzt hatten. Mehrere abtrünnige Soldaten der lokalen PVS hatten einen schweren Bolter in Stellung gebracht und begannen die Fenster des Hangars mit methodischen Salven zu bestreichen. Unter seinem Helm lächelte Saltherass höhnisch als einer der Verräter von einer ungezielt abgefeuerten Salve aus einem Fenster im ersten Stock niedergestreckt wurde. Einige Laserstrahlen trafen auch ihn aber im Gegensatz zu dem Soldaten bot seine Servorüstung mehr Schutz als das was dieses feige Ungeziefer als Schutzausrüstung trug. Ganz zu schweigen von der Tatsache dass es nur gewöhnliche Menschen waren und er war schließlich ein Chaos Space Marine, also ein Wesen von gottgleicher Macht im Vergleich mit diesen Normalsterblichen. Seine verbesserten Sinne registrierten etwas vor ihm. Er drehte den Kopf und sah einen Imperialen aus der Deckung auftauchen und seine Waffe auf ihn abfeuern. Wenige Augenblicke später traf die Granate ihr Ziel. In einer Blutfontäne trennte sich sein rechter Arm und ein großer Teil seines Brustkorbs samt dazugehörender Eingeweide von Saltherass Körper. Ungläubig stolperte der Chaos Marine noch einen Schritt vorwärts und sah wie der Soldat triumphierend aufschrie. So nicht, loyaler Bastard…, dachte der tödlich Verwundete, hob in einer letzten Kraftanstrengung seinen Bolter und feuerte eine letzte Salve auf seinen Feind ab. Selbstzufrieden sah er wie der Körper des Mannes von den Kugeln zerfetzt wurde. Der Bolter entglitt den tauben Fingern des Kämpfers, der gepanzerte Leib schlug auf dem Boden auf und der Geist und die Seele von Bruder Saltherass wurden in den Warp gesaugt. Seine finstere Gottheit wartete schon auf ihn. Rayla reagierte wie in Trance. Ihre Hand verkrallte sich in der Robe des Kriegers den der Großinquisitor als Keenan benannt hatte. Um sie herum tobten Irrsinn und Gewalt, als sie durch die flammenden Überreste ihrer Heimatstadt hasteten. Loyale Soldaten der Planetaren Verteidigungsstreitkräfte kämpften mit Soldaten die ihre Rüstungen mit dem Blut ihrer einstigen Kameraden Rot gefärbt und sich einen Stern mit acht Pfeilspitzen auf ihre vom Wahnsinn verzerrten Gesichter gemalt hatten. Immer wieder tauchten auch Gestalten in nachtschwarzen, mit roten Flammen, Stacheln und Gargoylefratzen verzierten Servorüstungen im Getümmel auf und mähten die unterlegenen Soldaten mit methodischen Salven nieder oder zerhackten sie mit brüllenden Kettenschwertern. Foster schlug einem Verräter den Kopf ab und drehte das Gesicht zur Seite „Helia, wie weit noch?“ „Zweihundert Meter geradeaus mein Lord!“ brüllte die Gelehrte über den Lärm der Schlacht während sie versuchte nicht über ihre Robe zu stolpern oder ihre Brille zu verlieren. »Zweihundert Meter. Nur noch zweihundert Meter.« Foster parierte den unbeholfenen Bajonettstoß eines verräterischen Soldaten mit seinem Schwert und beantwortete die Attacke indem er dem Mann mit seiner Plasmapistole in die Brust schoss. Leutnant Warren starrte angestrengt durch das große Brückenfenster der Tabula Rasa auf den Planeten unter sich. Überall auf dem Planeten konnte er die Detonationen erkennen, selbst in der enormen Entfernung die zwischen dem schwarzen Schiff und dem Planeten lag. Vermutlich die jahrtausende alten Atommeiler der gewaltigen Makropolen dachte der Soldat bei sich. Eine Detonation schüttelte das Schiff durch. „Schadensbericht!“ kläffte der Leutnant. Der angesprochene Fähnrich machte sich hektisch an seinen Armaturen zu schaffen. „Backbordschilde halbe Leistung Sir. Lanzenbatterien unbeschädigt. Gegenfeuer wird eingeleitet.“ „Wie lange noch bis die Torpedos feuerbereit sind?“ „Die Maschinengeister sind verstimmt Sir. Die Techpriester tun ihr Bestes um sie zu besänftigen.“ „Also gut“, der Leutnant massierte sich mit einer Hand die Schläfe „feuern sie sobald das Behoben ist. Was ist mit den Lanzenbatterien? Wo bleibt der verdammte Gegenangriff? Blast diese Chaosbastarde aus dem All!“ „Aye aye Sir!“ Das Schiff erzitterte erneut, nur diesmal kam die Salve aus dem Waffenbatterien der Tabula Rasa. Vier grelle Laserlanzen lösten sich aus der Backbordbatterie und rasten auf ihr Ziel, einen Chaoskreuzer der Plündererklasse zu. Die Salve ließ die Schilde des Schiffs kurz aufflackern, dann versagten die arkanen Schutzvorrichtungen und das feindliche Schiff verging in einer gewaltigen Explosion. „Feindliches Schiff erfolgreich ausgelöscht.“ berichtete einer der Waffenoffiziere. „Sehr gut. Wie viele sind noch da draußen?“ wollte Leutnant Warren wissen. Nachdem er eingehend seine Monitore studiert hatte meldete der Soldat „Drei verbleibende Schiffe der Harbingerklasse und ein weiter Kreuzer der Plündererklasse, Sir.“ „Also gut, das Feuer auf den Kreuzer konzentrieren. Was ist mit diesen verfluchten Torpedos?“ „Techpriester melden Feuerbereitschaft.“ „Dann los, äschern sie diese Ketzer ein!“ Zufrieden beobachtete der Leutnant wie sich fünf Feuerbälle vom Bug des Schiffs lösten und auf den Planeten zurasten. Plötzlich meldete sich Warrens Stellvertreter „Sir, die Auguren haben soeben das Signal eines zivilen Shuttles aufgefangen. Es hat den Anschein als würde es direkt vom Planeten kommen.“ Leutnant Warren leckte sich nervös über die Lippen. „Abschießen!“ „Ja Sir.“ Einen Moment lang herrschte angespannte Stille auf der Brücke, dann meldete sich einer der Funkoffiziere zu Wort „Leutnant Warren! Der Shuttle sendet eine Nachricht. Es ist Lord Foster. Es ist sein privater Code!“ „Wirklich? Überprüfen!“ „Schon geschehen Sir. Er ist es.“ „Gelobt sei der Imperator. Nicht feuern!“ befahl der Leutnant während er beobachte wie sich das Shuttle als winziger Punkt gegen den Planeten abzeichnete dessen Atmosphäre im selben Moment von den Zyklontorpedos vernichtet wurde indem sämtlicher Sauerstoff mit einem Schlag entzündet und der Planet Kasr Derth für mehrere Stunden in ein tödliches Inferno verwandelt wurde. Von den anderen Planeten des Systems aus sah es so aus als wäre für einige Stunden ein neuer Stern am Nachthimmel aufgetaucht. An Bord des Shuttles saß ein kleines, verdrecktes und verängstigtes Mädchen zusammengekauert in einer Ecke des Aufenthaltsbereichs und schluchzte lautstark vor sich hin. Die leuchtend orangefarbenen Haare waren vom Schmutz und Blut verkrustet. Überall am Körper hatte Rayla kleine Kratzer und Schnitte die sie nicht einmal bemerkt hatte als sie zu der Shuttlestelle geflohen waren. „Hey Kleines, alles in Ordnung?“ Rayla sah auf und blickte in das Gesicht der Frau die sie mittlerweile als Helia kannte. „Mir ist kalt.“ Helia lächelt warm, setzte sich neben das kleine Mädchen und nahm sie in den Arm. „Besser so?“ „Ein bisschen. Danke sehr.“ Rayla musterte Helia zum ersten Mal eingehend. Sie hatte dieselben Haare wie Großinquisitor Foster, trug sie allerdings im Pagen Stil. Ihr Gesicht wurde von zwei eisblauen Augen dominiert, die hinter einer Brille mit runden Gläsern versteckt waren. Eines der Gläser war gesprungen und ausgefallen. Sie trug eine einfache schwarze Robe über der ein schmaler Wappenrock hing, der mit der Insignie der Inquisition versehen war. An ihrem Gürtel hingen ein Federkiel und ein Buch mit verkratztem Ledereinband. „Alles in Ordnung mit euch? Helia?“ wollte eine raue Stimme wissen „Sie hat grade ihren Heimatplaneten verloren Tyron. Also was glaubst du?“ schnauzte Helia den Krieger an. Der Kreuzritter hatte seinen Helm abgezogen und seinen Schild in eine Ecke des Raums gestellt. Sein Gesicht war von den Narben vieler Schlachten überzogen, die braunen Haare kurz geschoren. Wackelig kam Rayla auf die Beine „Nein, bitte. Streiten sie sich nicht wegen mir. Mir geht es gut. Ehrlich.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Tyron legte ihr die Hand auf den Kopf und verzog unmerklich die Mundwinkel. Dies war seine Art zu lächeln. In diesem Moment kam Lord Foster aus dem Cockpit und kniete sich vor Helia und Rayla hin. Er hatte seinen Hut abgelegt und den Schal vom Gesicht gezogen. „Tyron. Bitte geh zu Keenan ins Cockpit und hilf ihm beim Manövrieren.“ „Ja mein Lord.“ „Wie geht es dir Rayla?“ „Ich weiß nicht mein Herr.“ „Hasst du mich? Schließlich habe ich den Befehl zur Vernichtung deiner Welt gegeben.“ „Mein Lord, ich glaube…“ wollte Helia einwerfen aber Rayla unterbrach sie „Nein, ist schon gut. Ich weiß nicht ob ich sie hasse mein Herr. Vielleicht. Ich weiß es nicht so genau.“ Foster lächelte. „Es ist vielleicht etwas viel verlangt dass du dir jetzt schon über deine Gefühle im Klaren bist.“ Rayla sah ihrem neuen Herren ins Gesicht und dann wieder auf den Boden. „Es tut mir leid.“ murmelte sie verlegen und nestelte an ihrem zerschlissenen Kleid. „Was denn Rayla? Was tut dir Leid?“ Ihre Wangen liefen Rot an als sie sich zu einer Antwort durchrang „Das mit ihren Stiefeln. Ich kann sie saubermachen wenn sie möchten. Ich kann das.“ Einen Moment sah der Großinquisitor das kleine, verschüchterte Mädchen an das da vor ihm auf wackligen Beinen stand, dann begann er herzhaft zu lachen. Es war ein erfrischendes Lachen und auch Helia ließ sich ein Schmunzeln nicht nehmen. Dies sollte für lange Zeit das letzte Mal sein das Rayla ihren neuen Meister so unbeschwert würde Lachen hören. Kapitel 1: ----------- Zwanzig Standardjahre später. Die Nacht lag über der Stadt Euralis. Die Straßen waren leer, von einigen umherhuschenden Ratten einmal abgesehen. Jeder vernünftige Bürger hielt die Sperrstunde ein den die Arbites gingen nicht zimperlich vor wen sie jemanden, egal welcher Gesellschaftsschicht er entstammte, nach Anbruch der Nacht noch auf den Straßen fanden. Im Nordbezirk, dem Wohnviertel vieler Adliger, Industriebarone oder anderweitig Privilegierter allerdings bahnte sich etwas Großes, Ungewöhnliches an. Gestalten in bläulich-schwarz lackierten Rüstungen die mit dem Aquila, dem doppelköpfigen imperialen Adler, verziert waren huschten so unauffällig wie möglich die spärlich erleuchteten Straßen entlang. Automatische Schrotgewehre und Schockstäbe klapperten leise im Takt der Schritte während sich der zehnköpfige Trupp auf ein kleines Anwesen zuarbeitete. Rayla atmete schwer, der intensive Moschusduft der den Raum erfüllte benebelte ihre Sinne. Sie stand von einem der zahlreichen Seidenkissen auf die überall verteilt waren und bewegte sich durch die versammelte Masse dekadenter Menschen die überall im Raum lagen oder saßen und tranken, Wasserpfeifen rauchten oder sich im Drogenrausch miteinander vergnügten. Mehr als einmal schon war sie von einzelnen Männern oder auch Frauen aufgefordert worden sich zu ihnen zu legen. Bisher hatte sie sich noch damit aus der Affäre ziehen können dass sie noch etwas trinken wolle um in Stimmung zu kommen aber das würde nicht ewig funktionieren. Die Tatsache dass sie im Moment nur mit diesem knappen Seidenhemdchen und diesen aufreizenden Strümpfen bekleidet war machte es auch nicht leichter sich den immer aufdringlicheren Kultisten zu erwehren. Rayla nahm sich einen Kristallkelch von einem der kleinen Tische und füllte ihn zur Hälfte mit Wein. Mit dem Glas in der Hand stellte sie sich in eine freie Nische von der aus man den Raum überblicken konnte. Ein unglaublich fetter Mann torkelte auf sie zu, stellte sich unmittelbar vor sie und starrte sie lüstern an. Die Augen des Mannes waren glasig von Drogen und Alkohol. „Na mein hübsches Kind? Wie wär’s mit uns beiden?“ Noch ohne Raylas Antwort abzuwarten begann er sie unbeholfen zu betatschen. Die junge Frau musste sich zusammenreißen um dem Kultisten nicht ein Knie zwischen die Beine zu rammen, was aber angesichts der enormen Menge an Fett wahrscheinlich nicht viel genutzt hätte. Stattdessen besann sie sich auf das mentale Training mit ihrem Meister und atmete tief ein. Menschen unter Drogen und Alkoholeinfluss waren leichter zu beeinflussen als wenn sie bei klarem Verstand waren. „Langsam mein Süßer“ säuselte Rayla, während sie darum kämpfte sich wegen der Fahne des Fettwanstes und den Moschusdüften nicht zu übergeben „warum organisierst du uns nicht noch jemanden? Zu dritt macht’s noch viel mehr Spaß.“ Ein breites Grinsen verzerrte das Schweinegesicht des Mannes bevor er sich umdrehte und davon wankte um nach jemandem Ausschau zu halten der bereit war sich dem Treiben der beiden anzuschließen. Während Rayla an ihrem Wein nippte um den Schein zu wahren ertönte plötzlich ein Gong. Der Klang rollte durch den Raum und schien alle Anwesenden aus ihrer Trance zu reißen. Alle Augen richteten auf einen mit Seidentüchern verhängten Eingang. Eine Silhouette zeichnete sich gegen den durchsichtigen Stoff ab. Im nächsten Augenblick schälte sich eine Gestalt aus den Vorhängen bei deren Anblick jedem Anwesenden der Atem stockte. Der Mann der den Raum betrat, sofern man diesen Ausdruck noch verwenden konnte, war einfach perfekt. Die ebenmäßigen Gesichtszüge, der nackte, durchtrainierte Körper, das glänzende, schwarze Haar. Einfach alles an ihm wirkte wie ein Kunstwerk. Seine tiefschwarzen Augen nahmen den Betrachter förmlich gefangen. Rayla verstärkte ihre mentalen Barrieren so unauffällig wie möglich um sich gegen die hypnotische Ausstrahlung des Sektenführers zu wappnen. Als er sicher war das alle Blicke auf ihm ruhten begann er zu sprechen. Mit einer Stimme die weder männlich noch weiblich war und wunderschön aber Furcht einflößend zugleich war wendete er sich an seine Anhänger. „Meine Kinder. Welch Freude heute wieder mit euch vereint zu sein auf das wir uns miteinander Vergnügen und so den Segen und das Wohlgefallen unseres dunklen, wunderbaren Herrn erlangen werden.“ Der Anführer machte eine kurze Pause bevor er fortfuhr „ Heute habe ich das besondere Vergnügen eine neue Schwester in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Bitte komm zu mir mein Kind.“ Er streckte die Hand aus und beschrieb eine Geste des Heranwinkens in Richtung von Rayla. Langsam ging die junge Frau auf den Mann zu, begleitet von dutzenden neidvollen Blicken. Mit jedem Schritt nahm der Druck in Raylas Kopf zu und trotz der Stille erfüllte ein konstantes Wispern ihre Ohren je näher sie dem bildhübsch-abstoßenden Mann kam. Als sie unmittelbar vom ihm stand war das Wispern beinahe unerträglich. Der Sektenführer legte eine Hand auf ihre Brust und schenkte ihr ein verstörendes Lächeln. „Meine Schwester. Es war die richtige Entscheidung zu uns zu kommen. Wo sonst als hier können wir unsere niedersten, dunkelsten Gelüste ausleben? Wo sonst könnten wir Gleichgesinnte treffen und unserer wundervollen Gebieterin huldigen? Hier, am Busen des Imperiums, das vergebens versucht uns zu vernichten. Mit jedem Tag werden wir zahlreicher und mit uns wird auch Sie stärker. Ja, unsere Zeit ist bald gekommen aber nun wollen wir die Freuden des Fleisches genießen und so unsere Ehrerbietung ausdrücken für unsere einzig wahre Gottheit. Preist Slaanesh!“ „Preist Slaanesh!“ antworteten alle Kultisten einstimmig und verfielen wieder in ihre vorherigen Aktivitäten. „Nun meine kleine Liebesfrucht. Um deine Aufnahme in unsere Mitte zu vervollkommnen fehlt nut noch eine winzige aber äußerst…“ er machte eine kurze Pause und leckte sich vielsagend über die Lippen „ Sagen wir, befriedigende Kleinigkeit. Du und ich, wir werden uns vereinigen unter dem wohlwollenden Blick Slaaneshs und dann wirst du auch zu seinen gesegneten Kindern gehören.“ Rayla schluckte hörbar. Arbitator Nesbit vergewisserte sich zum siebten Mal das alle Männer auf ihren Posten waren und die Befehle verstanden hatten. Er hatte noch lebhaft das Gesicht dieser jungen Adeptin der Inquisition vor Augen. Die Art und Weise wie sie ihr kurz geschnittenes Haar trug und der einzelne geflochtene Zopf auf der linken Seite ihres Gesichts auf und ab hüpfte wenn sie sich bewegte und das fanatische Funkeln in ihren Augen als sie ihm und seinen Männern immer wieder eingeschärft hatte ja möglichst viele der fehlgeleiteten Kultisten und vor allem den Kultanführer lebend gefangen zu nehmen. „Sind alle in Position?“ wollte er zum achten Mal über Funk wissen. Die neun Arbites bestätigten zu seiner Zufriedenheit. „Alles klar. Serge, bereitmachen die Tür zu öffnen.“ „Ja Sir!“ „Alle anderen: bereitmachen zu stürmen. Im Namen des Imperators, ausführen!“ Der Kultführer hatte Rayla in einen Nebenzimmer geführt. Im schummerigen Licht konnte sie ein großen Bett erkennen das den Raum dominierte. Dem Bett gegenüber war ein Schrein aufgebaut worden der von einer goldenen Statue Slaaneshs beherrscht wurde. Die Statue war etwa einen Meter groß und stellte den Prinz der Freuden in seiner androgynen Form dar. Sie war so modelliert das sie den Betrachter zur gleichen Zeit einladend anlächelte und gleichzeitig mit einer ausgestreckten Hand auf abstand hielt während die andere Hand den Schambereich auf spöttische Weise bedeckte. Was Rayla aber ins Auge sprang war die einzelne, perfekt geformte, weibliche Brust die den Oberkörper beherrschte. Der Sektenführer hatte es sich bereits auf dem Bett bequem gemacht und spielte müßig mit dem seidenen Lacken. „Nun mein Kind, es wird Zeit für deine Initiation. Lass uns beide in Wollust tanzen und Sie, die dürstet lobpreisen auf das wir gefallen in Seinen Augen finden werden. Komm, leg dich zu mir.“ forderte der Mann sie auf. Rayla strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und legte eine Hand beiläufig auf ihren rechten Oberschenkel. Sie spürte das kantige Metall der in einer künstlichen Hauttasche verborgenen Klinge und setzte ein charmantes Lächeln auf. „Weißt du, wir sollten noch etwas warten. Ich erwarte ehrlich gesagt noch ein paar Freunde.“ „Freunde?“ wollte der Sektenführer etwas verwirrt wissen. „Ja, ich habe einige Bekannte bei den Arbites und wenn ich als Adeptin des Ordo Haereticus sage Springt fragen sie Wie Hoch?“ Dem Ketzer fiel die Farbe aus dem Gesicht als ihm die Bedeutung dieser Worte aufging. Im selben Augenblick wurde die Eingangstür des Gebäudes von der Explosion einer Richtladung aus den Angeln gerissen und zehn Männer in den schwarz-blauen Plattenpanzern des Adeptus Arbites stürmten das Gebäude. Arbitator Nesbit rammte einem verwirrten, nackten Mann den Kolben seiner Schrotflinte ins Gesicht. Blut und Zähne bespritzten sein Visier als der Getroffene zu Boden ging. „Im Namen des Imperators: alle auf den Boden! Sie stehen alle unter Arrest!“ brüllte er während er und seine Männer die Ketzer mit ihren Schockstäben oder Hieben mit den Kolben ihrer Waffen außer Gefecht setzten. Ein beinahe grotesk fetter Mann torkelte auf Arbitator Flavian zu und reagierte nicht auf dessen Befehle. Stattdessen begann er mit Schaum auf den Lippen mit seinen schinkengroßen Fäusten auf den jungen Mann einzuschlagen. Das Krachen einer automatischen Schrotflinte, gefolgt von einem Schauer aus Blut, Fleischfetzen und Fett ließ den Kultisten als unappetitliche Masse zusammensacken. „Verdammt Flavian!“ schnauzte Nesbit seinen Kollegen an. Der Arbites zuckte entschuldigend mit den Achseln. Wenn das so weiterging würde ihm diese Adeptin den Kopf abreißen dachte Nesbit. Im selben Moment nahm er ein Schemen wahr der sein Sichtfeld kreuzte. Einen Sekundenbruchteil später spürte Nesbit einen scharfen Schmerz im Nacken, begleitet vom Krachen der Armaplastrüstung und dem Knirschen von Knochen als sich sein Kopf von seinem Körper löste und auf dem Boden aufschlug. Der Sektenführer starrte die junge Frau hasserfüllt an. „Wie kannst du es wagen?“ zischte er während er sich ihr langsam näherte. Mit einer schnellen Bewegung öffnete Rayla das Hautfach an ihrem Oberschenkel und hielt die Zwanzigzentimeter lange Stahlklinge zwischen sich und den vor Wut kochenden Mann. „Wie könnte ich nicht? Das alles hier ist eine Beleidigung wieder den Willen des Imperators. Ihr solltet alle dankbar sein das euch die Möglichkeit Absolution zu erlangen zu Teil wird!“ Zu Raylas Verwunderung begann der gescheiterte Sektenführer wie irre zu lachen. Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. Wo er vorher bei Betrachtern Verzückung und Ekstase ausgelöst hatte, verursachte er jetzt blankes Entsetzen. Rayla spürte wie ihre mentalen Barrikaden ins Wanken gerieten als Wellen dunkelster Energie begannen um den Mann herum zu pulsieren. »Ist er etwa besessen?« begann sie sich zu fragen. In diesem Fall würde es extrem gefährlich werden. Mit solchen Gegnern hatte sie kaum Erfahrung gesammelt, aber aus ihren Studien und den Lektionen ihres Meisters wusste sie dass die Wesenheiten des Immateriums oft menschliche Wirte benutzten um sich unter nichts ahnende Menschen zu mischen und die Saat des Chaos zu verbreiten. Wie um ihre Befürchtungen zu bestätigen begannen sich die Hände des Mannes zu verändern, die Finger wurden länger und nahmen die Form von schwarzen Klauen an. Noch bevor Rayla reagieren konnte setzte sich der Mann in Bewegung und war innerhalb eines Augenblicks über ihr. Mit einer einzigen Armbewegung schleuderte der besessene Sektenführer Rayla gegen die Wand. Bevor er den Raum verließ starrte er die junge Frau mit einem Seelendurchdringenden Blick an der sie bis ins Mark erschauern ließ. Etwas lief hier grade absolut schief. Arbitator Flavian starrte ungläubig auf den Kopf seines Vorgesetzten der über den Boden des Raums rollte. Der Schrei von Arbitator Hove riss ihn aus seinen Gedanken. Entsetzt musste er erkennen wie dem Arbites von einem vollkommen nackten Mann mit Klauenhänden der Bauch aufgeschlitzt wurde. Flavian zögerte einen Augenblick, dann feuerte er auf den Rücken des Mannes. Der Schuss fand sein Ziel aber hatte nur den Effekt dass der Besessene von seinem Opfer abließ und sich stattdessen Ihm zuwandte. Flavian feuerte ein zweites Mal und ein drittes aber wieder zeigte die Schüsse kaum mehr Wirkung als wenn er mit Wattebällchen werfen würde. Der Mund des Manns verzog sich zu einem sadistischen Grinsen, während er sich langsam seiner Beute näherte. Flavian konnte sein Gewehr grade noch rechtzeitig hochreißen um einen Klauenhieb zu parieren der ihm dem Bauch aufgeschlitzt hätte. Die Wucht des Treffers riss ihm seine Waffe aus den Händen und ließ ihn rückwärts taumeln. Der Besessene heulte auf als ihn eine Schrotsalve in die Seite traf. Einen zweiten Schuss konnte der andere Arbites nicht mehr abgeben den der Besessene war einen Herzschlag später über ihm und rammte ihm beide Klauen in den Brustkorb. Die schwarzen Klauen drangen durch die dicken Armaplastplatten, die Muskeln und Knochen wie ein Laserstrahl durch Papier. Mit einem grässlichen knackend-saugenden Geräusch riss er den Mann sauber in zwei Hälften. Eine gewaltige Blutfontäne bespritzte alle Umstehenden, als die zuckenden Körperhälften auf den Boden klatschten, war der Besessene schon wieder in Bewegung und sprang mit einem kraftvollen Satz quer durch den Raum, landete auf Flavians Oberkörper und riss ihn mit der Wucht des Aufpralls von den Füßen. Die Luft wurde dem Arbites aus den Lungen gepresst als der Besessene ihn auf dem Boden festnagelte. Flavian hatte sich immer für einen starken Mann gehalten, in seiner Truppe hatte er bisher jeden im Armdrücken oder auch beim Nahkampftraining geschlagen aber dieser Kerl hielt ihn mühelos mit nur einer Hand am Boden fest. Sosehr er auch versuchte sich zu befreien es war sinnlos. Der Besessene hatte beide Beine um Flavians Bauch geschlungen und hielt den Arbites mit der linken Hand am Boden während er sich mit der rechten Hand die langen, schwarzen Haare ordnete. „Runter von mir, verdammt!“ knurrte Flavian und setzte zu einem rechten Haken an. Die gepanzerte Faust krachte mit voller Wucht gegen den Kiefer, Blut bespritzte das Visier von Flavians Helm aber sein Gegner lockerte seinen Griff nicht. Im Gegenteil, der Druck der Beine verstärkte sich sosehr das der Arbites das Gefühl bekam ein Ogryn hätte ihn im Griff. Ein sengender Schmerz zuckte durch Flavians Schulter als der Besessene ihm die Klauen seiner linken Hand langsam ins Fleisch bohrte. Die dicken Panzerplatten hielten ihn nicht im Geringsten auf. Flavian biss die Zähne zusammen. Sein ganzer Körper arbeitete auf Hochtouren. Seine Muskeln waren bis zum Zereissen gespannt, mehr und mehr Adrenalin wurde in seinen Organismus ausgeschüttet und sein Puls raste. Wenn es ihm nicht innerhalb der nächsten Augenblicke gelänge sich zu befreien würde er entweder zu Tode gequetscht oder von rasiermesserscharfen Klauen zerfetzt werden. Mit einer spielerischen Bewegung zog der Besessene Flavian den Helm aus. Der Arbites spuckte seinem Peiniger ins Gesicht. Blutiger Speichel rann das perfekte Antlitz herunter. Der Mann lächelte belustigt ob dieses trotzigen Akts, in der Art wie ein Erwachsener der das störrische Verhalten eines Kindes beobachtet. Mit einer unnatürlich langen Zunge leckte er sich den Speichel von der Wange. Langsam beugte er sich vor bis seine Nasenspitze fast an die des Arbites stieß. Für einen winzigen Augenblick, als Flavian direkt in die vollkommen nachtschwarzen Augen seines Feindes blickte meinte er etwas darin sehen zu können. Er sah eine ganze Welt in Dekadenz versinken, Männer und Frauen allen Alters die sich in unaussprechlichen Orgien aneinander vergingen und er sah hoch über alledem ein Wesen verdorben wie die Sünde selbst, wunderschön und gnadenlos. Da erkannte er dass es seine Welt war und kalter Hass stieg in ihm auf. »Na warte« dachte Flavian trotzig »dir werd ich die Visage verbeulen!« und rammte seinen Kopf mit voller Wucht in das Gesicht des Besessenen. Mit einem ekelhaften Knirschen brach die Nase und mit einem ungläubigen Jaulen richtete der Verletzte sich auf. Hasserfüllt starrte er den Arbites an der es gewagt hatte ihn zu verunstalten. Bereit zu töten, zu zerfetzen, zu verstümmeln und einfach nur um sich in den entstehenden Qualen zu suhlen holte der Besessene mit der rechten Klaue aus. „Deine Seele gehört mir!“ „Fahr zur Hölle du Bastard.“ zischte Flavian. Die Zeit verlangsamte sich, quälend langsam senkte sich die blutverschmierte Klaue um sich in Flavians Gesicht zu vergraben. Schicksalsergeben schloss der Arbites die Augen und fügte sich in sein Schicksal. Im Grunde hatte er immer schon gewusst dass er im Dienst fallen würde, nur hätte sich Flavian nie vorgestellt dass er inmitten einer wüsten Orgie von einem nackten Schönling mit Klauen wie ein mandragorischer Ripper auseinander genommen würde. »Die Wege des Imperators waren wahrhaft unergründlich.« dachte der dem Untergang Geweihte, rang sich sogar noch ein kleines Lächeln ab und erwartete das Ende. Aber es kam nicht. Eine weitere Sekunde verstrich und er lebte immer noch. Flavian öffnete die Augen. Der Besessene saß kerzengrade da während jeder einzelne Muskel unkontrolliert zuckte. Noch während Flavian zu begreifen versuchte was los war kippte der Körper des Besessenen zur Seite und gab den Blick auf eine junge Frau mit kurz geschnittenen, orangefarbenen Haaren frei die einen rauchenden Schockstab in der Hand hielt. Rayla lehnte sich gegen eine Gartenmauer des Anwesens und strich sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Trotz der kühlen Nachtluft war ihr heiß. Mit einem Finger zog Rayla an ihrem Hemdkragen um sich etwas Kühlung zu verschaffen. Das war verdammt knapp gewesen. Der Schlag des Kultanführers hatte sie übel mitgenommen. Nur etwas härter und ihre Wirbelsäule wäre gebrochen. Aber offensichtlich hatte der Ketzer sie unterschätzt und sie in dem Irrglauben, sie könne ihn nicht aufhalten am Leben gelassen um sie später langsam und qualvoll zu töten und genau das hatte ihn zu Fall gebracht. Sie gestattete sich ein selbstzufriedenes Lächeln nur um sich im nächsten Moment eine geistige Ohrfeige zu geben. Solche selbstgefälligen Gedanken führten auf den Pfad der Häresie. Sie würde für diese Gedanken noch angemessen Buße tun sobald sie zurück auf der Tabula Rasa war. Sie betrachtete wie die überlebenden Arbites die mit Handschellen gefesselten Kultisten in die zwei wartenden Rhino Transporter trieben. Bei manchen ließ mittlerweile die Wirkung der Drogen nach. Aus dem Inneren der Transporter hörte sie die teils gejammerten Unschuldsbeteuerungen und die teilweise empörten und ausfallenden Forderungen nach Freilassung. „Ähem, Misstress?“ „Ja?“ Rayla drehte sich zu Arbitator Flavian um und war in diesem Moment froh das sie wieder ihre normale Kleidung trug und nicht mehr die unzüchtigen Fetzen. „Alle Subjekte sind in Gewahrsam und auf dem Weg zu den Shuttles.“ „Sehr gut. Seien sie gewiss das ihre Bemühungen wohlwollend registriert werden.“ Im selben Moment schleiften zwei Arbites den immer noch bewusstlosen Besessenen zu den wartenden Rhinos. Der Sektenführer war mit Ketten und Reinheitssiegeln gefesselt um ihn unter Kontrolle zu halten. Das Fleisch am Rücken des Mannes war von der Entladung des Schockstabs vollkommen verkohlt. Flavian pfiff verblüfft. „Kaum zu glauben das der das überstanden hat. Der Stab den sie verwendet haben stand auf maximaler Ladung. Das hätte gereicht um ein Loch in eine Zwanzigzentimeter dicke Wand zu schlagen.“ Die Adeptin schaute dem Arbites ins Gesicht. „Diese Kreatur da ist weit mehr als ein Mensch. Hätte ich sie nicht überraschen können, wir wären jetzt alle tot.“ Ein vertrautes Surren lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Das Dobermannähnliche, metallene Konstrukt schritt mit surrenden Servomotoren auf sie und Flavian zu und aktivierte das eingebaute Kommunikationsmodul. Aus dem in die Brust des mechanischen Hunds eingebauten Kom-System kam statisches Rauschen, dann erklang die vertraute Stimme ihres Meisters. „Warst du erfolgreich, Rayla?“ Die junge Adeptin kniete vor dem Konstrukt nieder und senkte den Kopf bevor sie antwortete. „Ja Meister. Es gab allerdings eine unvorhergesehene Komplikation. Der Sektenführer hat sich als Daemonicus Okupadis entpuppt.“ „Tatsächlich?“ Die leicht verzerrte Stimme des Großinquisitors klang besorgt. „Ich nehme an du konntest ihn Bezwingen?“ „Ja, der Imperator war mit mir, mein Lord. Der Besessene konnte gefangen genommen werden und wird zusammen mit den übrigen Ketzern zur Tabula Rasa überführt.“ „Sehr gut. Sobald du zurück bist werden wir das System verlassen. Ich habe Hinweise von höchster Priorität erhalten denen unbedingt nachgegangen werden muss.“ Rayla nickte. „Ich verstehe Meister.“ Die junge Adeptin richtete sich auf und wandte sich an die restlichen Mitglieder des Adeptus Arbites „Also gut! Verstaut diese Ketzer sicher und transportiert sie zu den Orbitalshuttles. An Bord des Schiffs meines Herrn werden wir ihnen schon die Falschheit ihrer Sünden aufzeigen.“ Mit energischen Schritten ging Sie zu dem dritten Rhino der für sie gedacht war und setzte sich im Innenraum auf eine Bank. Der Cyberhund setzte sich ihr gegenüber und musterte sie. Rayla seufzte lautstark, nahm ihren Rosenkranz vom Gürtel, schloss die Augen und begann ein Mantra auszusagen um ihre Gedanken zu ordnen. Es gab so viel zu Überdenken. Großinquisitor Damian Foster schaute aus dem Fenster seiner Kabine, auf den Planeten den das schwarze Schiff umkreiste. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Finger ineinander. Ein Besessener. Das war eine unerwartete aber nicht unerfreuliche Wendung gewesen. Wenn die Kreatur, die dieser Ketzer in seinem Körper trug nur von der richtigen Art war konnte sie ihn seinem Ziel vielleicht einen großen Schritt entgegen tragen. Mit einem hydraulischen Zischen glitt die Tür zu seinem Quartier auf und Schritte näherten sich Fosters Schreibtisch. Der Großinquisitor drehte den Sessel indem er sich mit seinem Fuß abstieß um die Besucher in Augenschein zu nehmen. In dem großen, von Kerzenlicht erhellten Raum standen einen Meter von seinem Schreibtisch entfernt zwei vertraute Gestalten. „Rayla. Helia. Es freut mich das ihr unversehrt wieder zurück seid.“ begrüßte er seine Akolythin und seine Gelehrte. Die beiden Frauen neigten kurz die Köpfe um den Grüß ihres Herrn zu erwidern. „Helia, sei so gut und lass uns kurz allein. Ich denke es wird noch einiges an Schriftlichem anliegen, nicht wahr?“ Die Schwester Dialogis nickte erneut. „Natürlich mein Lord.“ Nun waren Rayla und ihr Meister allein. Mit einer Mischung aus Belustigung und Erstaunen stellte Foster zum wiederholten Mal fest wie sehr seine Akolythin ihren Kleidungsstil seinem Angepasst hatte. Sie trug stets ein langärmliges, schweres Hemd sowie eine Reithose und kniehohe Stiefel. Der einzige Unterschied neben dem das sie eine Frau war bestand in dem Cape, das sie statt eines Mantels trug. Auch die Art in der Rayla ihre Haare trug ähnelte ebenfalls stark seiner eigenen. „Nun Lord Foster, was habt ihr zu berichten?“ wollte der Großinquisitor wissen. Die junge Frau bekam augenblicklich rote Wangen und schaute ihren Herrn resigniert an. Foster lächelte. Trotz seines hohen und schwerwiegenden Amtes konnte er es sich einfach nicht verkneifen seine Akolythin wegen ihrer offenkundigen Art der Verehrung aufzuziehen. Rayla atmete tief durch. „Bis auf eine akzeptable Zahl an Verlusten konnten alle Häretiker sowie der Sektenanführer gefangen genommen werden. Sie werden in diesem Moment in die Folterkammern verbracht. Aller Besitz der Kultisten sowie das gesamte Inventar der Kultstätte wurde konfisziert oder vernichtet sofern es sich mit den entsprechenden Doktrinen als unvereinbar erwies. Das Eingreifteam des lokalen Adeptus Arbites erlitt drei Verluste durch den Besessenen Sektenanführer. Ich habe veranlasst das ihre Namen auf die Ehrentafel eingraviert werden.“ Foster nickte. „Gut Rayla, das wäre dann erst einmal alles. Begib dich in dein Quartier und widme dich wieder deinen Studien. Ich lasse dich Rufen wenn ich dich wieder benötige.“ „Ja Herr.“ Rayla verließ das Zimmer ihres Meisters und macht sich auf den Weg zu ihrem eigenen. Während sie durch die stählernen Korridore wanderte und den Geräuschen des riesigen Organismus lauschte den das schwarze Inquisitionsschiff auf seine Art verkörperte kam sie an der Stelle vorbei an der die Ehrentafel befestigt war. Wobei Tafel kaum mehr der passende Ausdruck war. Auf einer Länge von mehren dutzend Metern und einer Höhe die den ganzen Korridor ausfüllte waren beidseitig goldene Tafeln an die grauen Stahlwände genietet. Rayla betrachtete die Tafeln. Sie konnte sich noch gut an das erste Mal erinnern als sie sie gesehen hatte. Damals, als sie das erste Mal an Bord der Tabula Rasa gekommen war. Damals waren grade einige Servoschädel damit beschäftigt gewesen die Liste all jener die im Dienste der Inquisition ehrenhaft gefallen waren zu aktualisieren und sie waren es noch immer. Von Zeit zu Zeit kam einer der Techpriester und wartete die Bionischen Konstrukte oder gaben die Namen derer ein die ebenfalls in die Schier endlose Liste aufgenommen worden waren in die Kernspeicher der Sonden ein. Rayla beobachtete wie eine der Sonden einen Namen mit einem kleinen Laser in eine Tafel gravierte und fragt sich ob ihr Name wohl auch irgendwann hier stehen würde. Wahrscheinlich war das zwangsläufig so. Sie verschob diesen Gedanken auf später und ging zu ihrem Zimmer. Als die Tür aufglitt schlug ihr der vertraute Geruch von Kerzenwachs, Tinte und muffigen Büchern entgegen. Rayla trat ein und warf ihr Cape auf ihr Bett. Alles in dem kleinen Raum war genau so wie sie es verlassen hatte. Ihr Bett war nach wie vor unordentlich, auf ihrem kleinen Schreibtisch stapelten sich die Bücher, Pergamente und Vid-Tafeln. Der Boden war mit Dokumenten und vereinzelten Kleidungsstücken übersäht. Rayla tadelte sich wieder einmal für ihre Schlampigkeit. So etwas gehörte sich einfach nicht. Aber immerhin war es ihr Chaos und es hatte System. Sie fand immer sofort was sie suchte. Sie schmunzelte als sie sich an ihren Tisch setzte und das Buch aufschlug das sie zuletzt studiert hatte. Chaos mit System. Leider schien da auch außerhalb ihres Quartiers etwas dran zu sein. Das Auftauchen der Sekten und ihr Vorgehen schienen irgendeinem Muster zu folgen das sie aber nicht erfassen konnte. Vielleicht sollte sie ihrem Meister ihren Verdacht mitteilen überlegte Rayla. Aber wahrscheinlich hatte er diese Erkenntnis schon lange erlangt. Schließlich war er ein Großinquisitor und sie nur eine kleine Akolythin. Mit dieser Tiefschürfenden Erkenntnis widmete sie sich wieder ihrem Buch. Es war ein dicker, verstaubter und abgegriffener Wälzer. Der Text war an einigen Stellen schon reichlich verblasst und die Piktogramme und Darstellungen waren teilweise sehr schlecht zu entziffern. Rayla gähnte lautstark. Sie hatte in den letzten vier Tagen kaum mehr als acht Stunden geschlafen. Sie hatte sich ausschließlich mit Stimulanzien wach gehalten. Ihre Lider wurden schwer. Sie schüttelte ihren Kopf um die Müdigkeit zu vertreiben. Aber jedes Mal kam die Schwere in ihrem Kopf mit doppelter Intensität zurück. Vielleicht würde sie es sich gestatten nur für fünf Minuten die Augen zu schließen. Ihre Augen fielen zu, eine angenehme Trägheit erfasste ihren ganzen Körper. Was konnte es schon schaden nur für fünf Minuten die Augen zu schließen? Oder vielleicht auch für zehn? Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Kopf der jungen Frau auf das geöffnete Buch und sofort versank sie in einem tiefen, traumlosen Schlaf. Sindri, Hexer der Burning Dreams öffnete die Augen. Sein Bruder saß ihm wie immer gegenüber und erwachte ebenfalls aus der Trance. Er stand auf und schüttelte die Benommenheit der mystischen Trance ab. Seine pechschwarze, mit roten Flammen und arkanen Symbolen der Götter verzierte Rüstung glich der seines Bruders bis ins Detail. Sein Bruder Mirr klopfte sich in einer affektierten Geste den Staub von seinem Rock. „Hast du es auch gesehen Bruder?“ „Selbstverständlich Bruder.“ Sindri sah seinem Bruder ins Gesicht das seinem so ähnelte, wenn man außer Acht ließ das sein linkes Auge von leuchtendem Blau und sein rechtes von tiefem Purpur waren und es sich bei seinem Bruder genau andersherum verhielt. Mirr nickte. „Wir sollten jetzt alles Vorbereiten. Der Augenblick ist bald gekommen.“ Beide Hexer verließen die Meditationskammer und betraten wenig später die Brücke. In der Kommandozentrale des Schlachtschiffs Lustvolle Pein ging es konzentriert zu. Durch das große Frontfenster konnte der Betrachter sehen wie das Chaosschiff den Warpraum durchquerte. Ein Wirbel aus irisierenden Farben füllte das komplette Sichtfeld aus. „Wie lange noch bis zum Eintritt in den Normalraum?“ wollte Sindri vom Kommandeur des Schiffs wissen. Der Angesprochene drehte sich zu ihm um. Der Chaos Marine trug keinen Helm und war ein Stück kleiner als die meisten Anwesenden und die barocke Servorüstung war auch etwas zierlicher als die der beiden Hexer. Glattes, schwarzes Haar umrahmte das Gesicht einer Frau, deren Gesicht auch zu einer Porzellanpuppe hätte gehören können. Mit einer sinnlich betörenden Stimme antwortete sie. „Noch cirka anderthalb Standardstunden bis zum Eintritt in das Kalisto System. Alle Maschinen laufen auf voller Kraft, die Arkanschilde halten.“ Zufrieden nickten die beiden Hexer fast synchron. „Sehr gut Schwester Kommandeur. Wir hatten auch nichts anderes erwartet, nicht wahr Bruder?“ „Absolut richtig Bruder.“ „Kann ich sonst noch irgendwie zu… Diensten sein?“ wollte der weibliche Chaos Marine wissen, wobei sie sich auf unmissverständliche Art über die Lippen leckte. „Nun, ich denke solange wir noch unterwegs sind können wir uns noch ein wenig Entspannung gönnen. Was denkst du Sindri?“ „Keine Einwände Mirr.“ Vorfreude blitzte in den Augen der Kommandeurin auf. „Bruder Shar´Dor. Übernehmen sie die Kontrolle auf der Brücke. Ich bin anderweitig beschäftigt.“ Der Angesprochen nickte und übernahm den Stuhl des Kommandeurs während die Kommandeurin sich zwischen den beiden Hexern postierte und mit ihnen die Brücke in Richtung Privatquartiere verließ. Rayla zuckte aus ihrem Nickerchen auf. Jemand hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. Ihr ganzer Körper versteifte sich bis sie kerzengrade da saß. Langsam drehte sie den Kopf. »Großer Imperator, bitte lass es nicht meinen Meister sein!« schickte die junge Frau ein Stoßgebet los, kalter Schweiß brach ihr aus. Es wäre nicht das erste Mal das der Großinquisitor sie spontan besuchen kam um zu überprüfen ob seine Akolythin auch mit angemessenem Eifer ihren Studien nachging. Obwohl ihr Meister der zu den tolerantesten Vertretern der thorianischen Fraktion des Ordo Haereticus gehörte, duldete Lord Foster es nicht wenn Rayla ihre Studien vernachlässigte und die letzte Diziplinarmaßnahme war Rayla noch in schmerzlicher Erinnerung. Sie hatte sich in den Folterkammern der Tabula Rasa schon immer unwohl gefühlt aber seit sie zwei geschlagene Tage dort in Ketten gelegt unter der Obhut der Folterservitoren verbracht hatte kostete es Rayla enorme Überwindung sich auch nur in der Nähe der Folterkammern aufzuhalten. „Hast du gut geschlafen Rayla?“ wollte eine sanfte, leicht amüsierte Stimme wissen. Mit einem breiten Lächeln sah ihr Helia direkt ins Gesicht. Als sie registrierte das es bloß die Schwester Dialogis war und nicht der Großinquisitor entspannte Rayla sich ein wenig. Sie atmete geräuschvoll aus. „Bei Terra, musst du mich so erschrecken Helia? Mir ist fast das Herz stehen geblieben, ich dachte schon du wärst vielleicht der Meister…“ Missmutig registrierte die junge Frau dass die Situation die Ältere zu amüsieren schien. Als Helia Raylas Miene bemerkte strich sie ihr sanft über die Wange nur um Rayla im nächsten Moment die Ohren lang zu ziehen. Rayla protestierte lautstark „Auuuuuauauauauaaa! Bitte lass los Helia, ich mach’s auch nie wieder, ich schwörs!“ „Junge Dame“ ,Helias Stimme nahm einen äußerst autoritären Ton an „Nimm das hier gefälligst nicht auf die leichte Schulter. Dir ist eine außergewöhnliche Ehre zuteil geworden, das können nur eine Handvoll Menschen in hundert Jahren von sich behaupten!“ Die Gelehrte ließ Raylas Ohr los, zog sie zu sich hoch und drückte sie an sich bevor sie mit einer leisen, sanften und etwas traurigen Stimme fortfuhr „Rayla. In den zwanzig Jahren die du jetzt schon hier bist, bist du mir sehr ans Herz gewachsen. Du bist fast wie meine eigene Tochter für mich, ich möchte dich nicht verlieren und deshalb möchte ich dass du immer und überall dein Bestes gibst. Versprichst du mir das, ja Kleines?“ Rayla schaute durch halb geschlossene Augen über Helias Schulter gegen ihre geschlossene Kabinentür, sog ihre Worte in sich auf und genoss einfach die tröstliche Wärme der Umarmung. In der Tat war Helia in den vergangenen zwanzig Jahren mehr eine Mutter für sie gewesen als es Raylas leibliche Mutter in den acht Jahren zuvor auch nur annähernd gewesen war. Helia hatte ihr Lesen und Schreiben beigebracht, ihre echte Mutter hatte sie lediglich als ihre Pflicht gegenüber dem Imperator betrachtet, als Arbeitskraft, zukünftige Soldatin oder was auch immer. Nicht so Helia. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sich die Schwester Dialogis, diese fremde Frau um sie gekümmert, sie erzogen und gelehrt was sie wissen musste um in diesem unbarmherzigen Universum zu überleben. Rayla schloss ihre Augen und erwiderte die Umarmung bevor sie leise, nur grade so laut das es grade Helia hören konnte flüsterte „Ich verspreche es.“ Die beiden Frauen standen noch eine Weile da und genossen den Moment bis Helia die Umarmung beendete um sich ihre Brille zu Recht zu rücken. Sie sah vorwurfsvoll auf das Chaos aus Büchern, Kleidungsstücken und Vid-Tafeln aus dem Raylas Zimmer bestand. Die junge Frau zuckte entschuldigend die Achseln. „Sag mal, wie spät ist es eigentlich?“ Helia zog ihr Chronometer aus einer Tasche ihrer Robe und öffnete den Deckel der kleinen, runden Konstruktion. Das Zifferblatt glänzte silbrig, die Zeiger standen auf der vierten Stunde nach dem Mittagsgebet. „Also, sofern mich der Maschienegeist nicht zu Narren hält präzise vier Uhr Nachmittag.“ Mit einem Schlag war Rayla richtig wach. „Verfluchte Chaosbrut! Ich müsste schon längst bei Tyron zum Nahkampftraining sein!“ Hastig ordnete Rayla ihre Kleidung, wischte sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen und stürmte los Richtung Trainigshalle. Sie ließ eine leicht konfuse, schmunzelnde Schwester Dialogis in einem Chaos auf Papieren und dreckiger Kleidung zurück. Der dunkel gewandete Krieger schritt in der geräumigen Trainigshalle auf und ab und fluchte lautstark über Rayla, das Universum, im Prinzip über alles und jeden. Nur den göttlichen Imperator ließ er dabei gewissenhaft aus und schickte nur ab und an ein kurzes Gebet los das seine Göttliche Präsens sich manifestieren möge und den Arsch dieser faulen Göre mit einem saftigen Tritt den sie ihr Leben nicht vergessen werde hierher befördern möge. Ein winziger Teil von ihm erwartete jeden Moment den unüberhörbaren Knall wenn der Fuß Seiner Heiligkeit Raylas Hinterteil treffen und sie vor seinen Füßen landen würde. Aber der Rest sagte Tyron das es wahrscheinlicher war einen Anhänger Khornes davon zu überzeugen das Gewalt keine Lösung ist als das der Imperator seine Zeit damit verschwendete eine kleine Akolythin zum Training zu bringen. Keenan indes schien sich köstlich über die Situation zu amüsieren, besonders über Tyrons farbenfrohe Flüche. Der weiß gewandete Kreuzritter saß auf einer der vielen Bänke an der Wand der Halle und überprüfte die Refraktorfeldgeneratoren in seinem Sturmschild. Grade hatte Tyron einen besonders ausgefallenen Fluch betreffend Rayla, ein Rudel Kroot Hunde, einen catachanischen Sporenpilz und einen Absolutionspriester der Dark Angels losgelassen bei dem Keenan vor Lachen sein Werkzeug fallen ließ als just in diesem Augenblick das Schot aufglitt und eine völlig aus der Puste geratene, verschwitzte junge Frau die Halle betrat. „Na sieh mal einer an. Schau mal wer doch noch beschlossen hat und mit seiner Gegenwart zu beehren.“ Tyron salutierte indem er mit seiner rechten Faust übertrieben auf seine Brustplatte schlug. „Misstress Nor, wie Gütig von euch uns am Glanz euer Anwesenheit teilhaben zu lassen.“ meinte er sarkastisch. Hinter Tyron bekam Keenan einen solchen Lachanfall das er sich mit beiden Händen den Bauch halten musste und sein Schild geräuschvoll zu Boden fiel. Rayla schoss die Röte ins Gesicht. Sie verbeugte sich förmlich. „Ich bitte um Verzeihung Meister Tyron!“ Der Mann wedelte abwimmelnd mit der gepanzerten Hand. „Lass stecken Fräulein. Nimm dir dein Schwert und geh und Ausgangsstellung. Wir üben ab sofort mit aktivierten Waffen.“ Damit berührte er die Gemme die die arkanen Energiekreisläufe seines Schwertes steuerte und stellte sich, mit beiden Händen sein Schwert vor seine Brust haltend, in Kampfposition. Knisternde, bläuliche Entladungen tanzten die knapp anderthalb Meter lange Klinge entlang. Mit einem flauen Gefühl im Magen nahm Rayla ihre eigene Waffe, ein schlankes einschneidiges Schwert, in die Hand, aktivierte ebenfalls die Energiekreisläufe und ging in Grundstellung. Das Schwert in der Rechten, die Spitze zu Boden zeigend, die Linke auf dem Rücken schaute Rayla ihrem Lehrer ins Gesicht. Das flaue Gefühl in ihrem Magen verzehnfachte sich. Tyron lächelte. Das tat er nur sehr selten und wenn er es tat hieß das selten Gutes, soviel wusste Rayla mittlerweile. „Nur damit dus weißt, ich bin stinksauer auf dich, junges Fräulein. Als Strafe für dein Zuspätkommen verdreifachen wir die Intensität des Trainings in dieser Woche.“ Rayla schluckte. Nach dem normalen Training konnte sie sich ja kaum noch rühren, aber bei Verdreifachtem? Diese Gedanken musste sie allerdings auf später verschieben, denn mittlerweile war Tyron zum Angriff übergegangen und ließ einen Hagel kraftvoller Hiebe auf die junge Frau niederprasseln. Mühevoll parierte Rayla, ihre Arme schmerzten bereits nach fünf Minuten höllisch. Keenan hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und verfolgte interessiert den Kampf „Hey, lass noch was von ihr übrig. Ich habe keine Lust Lord Foster zu erklären dass er sich einen neuen Akolythen suchen muss. Außerdem sollen wir uns Raylas Nahkampftraining teilen. Ich will auch noch meinen Spaß haben!“ Keenan redete noch eine Weile weiter aber Rayla verstand nichts mehr. Das lag zum Teil daran das die Energiefelder der beiden Schwerter wenn sie aufeinander trafen, einen lauten Knall erzeugten aber zum Großteil einfach daran das Tyron ein wahres Stahlgewitter auf sie losließ und sie sich vollends auf ihre Defensive konzentrieren musste. In diesem Moment gelangte Rayla zu der Einsicht das es vielleicht doch gar nicht so schlecht gewesen wäre, hätte statt Helia Lord Foster ihr einen Überraschungsbesuch abgestattet. Kapitel 2: ----------- Planet Kalisto Primus, vier Tage später. Leutnant Jost Hawk, Zugführer des 3. Infanteriezugs der PVS des 114. Kalisto Regiments begutachtete genervt die Gesamtsituation. Was hatte sich der Gouverneur bloß dabei gedacht? Wie beim heiligen Terra sollte er mit grade mal fünfundfünfzig Mann und drei Sentinels eine ganze Stadt evakuieren und dann auch noch gegen eine anrückende Chaosarmee halten? „Imperator steh uns bei.“ murmelte der Leutnant. Ein Soldat näherte sich und salutierte „Sir?“ „Ja, Soldat?“ „Die letzten Zivilkonvois verlassen grade die Stadt und laut den Spähern befindet sich eine Voraustruppe Chaos Marines noch cirka eine Standardstunde in westlicher Richtung von unserer Position entfernt.“ Leutnant Hawk betrachtete den Lageplan der Stadt Myrnos und dachte nach wie er irgendeinen Vorteil aus der Situation schlagen konnte. Er seufzte ergeben und wandte sich wieder dem Soldaten zu der immer noch bei ihm stand. Dies war eine kleine Stadt, kaum der Rede wert und der Leutnant sah nicht ein weshalb er die Leben seiner Männer für eine Handvoll Manufakturen, die nicht einmal Kriegsrelevante Güter produzierten, verschwenden sollte. Er schaute vom Balkon seines improvisierten Kommandostands im obersten Stock des lokalen Rekrutierungsbüros auf die Stadt hinab. Auf dem Platz vor dem Gebäude erklangen regelmäßige Lasergewehrsalven und scharfe, kurze Kommandos. Knapp dreißig Männer und Frauen in der Kleidung der lokalen Miliz waren zur Unterstützung der Soldaten zurück geblieben und wurden nun von einigen Sergants so gut wie eben möglich auf das kommende Gefecht vorbereitet. „Soldat?“ „Ja, Sir?“ Leutnant Hawk wandte sich an den Wartenden „Sorgen sie dafür dass die Milizen mit überschüssiger Schutzausrüstung ausgestattet werden und teilen sie jeweils fünf Milizionäre einem Trupp Infanterie zu. Weitere Befehle erteile ich per Funk. Ach und rufen sie die Sentinels zurück. Wenn diese Chaos Bastarde hier ankommen werden wir jedes bisschen Feuerkraft bitter nötig haben. Das ist erstmal alles. Wegtreten!“ Der Soldat salutierte und machte sich sofort daran den Befehlen folge zu leisten. Leutnant Hawk sah nach Westen und bereitete sich mental auf das Unvermeidliche vor. »Der Imperator steh uns bei!« Pilot Jason riss hart an der Steuerung seiner Maschine. Wiederwillig gehorchte der Sentinel und schwang seine Kabine um neunzig Grad nach links. „Jetzt hab ich dich!“ brüllte der Soldat und drückte den Abzug durch. Donnernd erwachte die Maschinenkanone des Sentinels zum Leben und spie eine Salve großkalibriger Geschoße aus. Der Chaos Marine auf den er gezielt hatte beschleunigte seinerseits das mit Stacheln verzierte Bike auf dem er saß und so schlug die Salve wirkungslos, wenn auch in einer netten Explosion, im Boden ein. „Verdammte Scheiße! Ich erwisch sie nicht! Cole, Estevez? Was ist mit euch?“ brüllte Jason genervt in den Kom-Link. Die drei Sentinels standen Rücken an Rücken während fünf Chaos Space Marines auf Bikes um sie herum rasten. Ein Blick auf die Instrumente verriet dem Soldaten dass er bald keine Munition mehr haben würde und dann wurde es hässlich. Einige Boltgeschosse schlugen gegen die Panzerplatten der Kabine und dellten das dicke Material deutlich ein. Jason war heilfroh das Leutnant Hawk ihm und seinen Teamkameraden gestattet hatte ihre Sentinels ein wenig „Aufzumöbeln“ und diese zusätzlichen Panzerplatten anzunieten um die Pilotenkabine abzuschirmen. Er war drauf und dran erneut zu feuern als sich Cole per Funk meldete „Hör auf deine Munition zu verballern, Idiot. Die sind zu flink für die Zielerfassung. Wir müssen mit Verstand an die Sache ran du Ogrynverschnitt.“ „Und wie stellste dir das vor?“ wollte Estevez wissen als er sich ins Funknetz einklinkte „Grade hab ich nen Funkspruch vom HQ bekommen, wir sollen sofort zur Basis zurück aber mit den Pennern hier können wir das knicken.“ Der Funker der Staffel klang wie immer genervt. Erneut meldete sich Cole „Ok, Zielerfassung können wir vergessen richtig? Richtig! Also machen wir diese Ketzer anders platt. Im wahrsten Wortsinn, alles klar?“ Es dauerte eine Weile bis bei Jason und Estevez der Credit gefallen war, dann bestätigten sie mit einem knappen „Roger!“ Diese Chaosanbeter konnten was erleben. Siltas amüsierte sich prächtig. Mit der einen Hand steuerte er sein Bike, mit der anderen feuerte er seine Boltpistole auf die zweibeinigen, imperialen Läufer ab. Mit ihren Schneckenhaften Reflexen konnten diese Idioten im Inneren der Maschinen ihn nicht treffen, während er mit katzenhafter Gewandtheit tun und lassen konnte was immer ihm in den Sinn kam. Über das Kom-System in seinem Helm meldete sich ein anderer Chaos Marine aus seiner Gruppe „Hey Bruder. Sollten wir nicht langsam mal ernst machen?“ „Nein Bruder! Lassen wir diese Kreaturen noch ein wenig länger zappeln. Genießen wir ihre Angst und steigern wir ihre Hoffnungslosigkeit ins Unermessliche.“ Selbstzufrieden lächelte Siltas unter seinem Helm und legte erneut auf den Sentinel an, den er schon zuvor beschossen hatte. Der war allerdings nicht mehr da. Zu spät erkannte Siltas was passiert war. Die Piloten mussten ihre Strategie geändert haben, denn die Läufer bewegten schnell sich auf drei der Chaos Biker zu und einer davon, der auf den Siltas kurz vorher noch geschossen hatte war nur noch einen Sekundenbruchteil von ihm entfernt. Als der kanaldeckelgroße Fuß auf ihn zuraste erkannte der Chaosanhänger was der Pilot im Inneren der Maschine vorhatte. Die Sentinels mochten mit ihrer Leichtbauweise nur knapp das halbe Gewicht eines Cybots erreichen aber es war genug um ihn zu zermalmen. Wenn er sich erwischen ließ! Rasch aktivierte Siltas die Booster seines Bikes und katapultierte sich in rasendem Tempo aus der Reichweite des Fußes. Eine Sekunde später erkannte er seinen Fehler aber es war zu spät. Der Chaos Marine registrierte hinter sich das Donnern der Maschinenkanone, dann verging er in einer Wolke aus brennendem Treibstoff und detonierender Munition. „Jaahuuuu!“ Jason brüllte begeistert als er sah wie der Chaos Space Marine in Fetzen gerissen wurde. Zwei weitere Explosionen und die zufriedenen Kommentare seiner Teamkollegen via Kom-Link sorgten dafür dass sich eine kleine Welle der Euphorie in dem Piloten ausbreitete. Die verbleibenden Biker schienen kein Interesse daran zu haben ihre Kameraden zu rächen denn sie drehten ab und brausten in westlicher Richtung davon. „Ok, alles klar Leute. Ab nach Hause. Ich habe keine Lust hier draußen allein zu sein wenn diese Chaos Bastarde mit Verstärkung wiederkommen.“ teilte Cole Jason und Estevez mit. Die drei Sentinels nahmen eine Delta Formation ein, Jason in der Mitte, Cole rechts und Estevez links und machten sich mit Höchstgeschwindigkeit auf den Weg zurück zu ihrem Zug. In knapp fünfundvierzig Minuten würde die Streitmacht der Chaosanhänger hier eintreffen. Die Frau war allein. Niemand sonst hielt sich zu dieser Zeit auf dem Schießstand auf. Grade lud sie ihre Boltpistole nach. Neben ihr lagen schon zwei leere Magazine am Boden. Konzentriert legte sie auf die zwanzig Meter entfernten Zielscheiben an und drückte ab. Das Krachen des Mündungsfeuers und die Detonation des Boltgeschosses verhinderten das sie den Schatten bemerkte der sich von einem Querstreben an der Decke löste und zu Boden fiel. Langsam und geduldig näherte er sich der Frau, die kurz inne hielt um sich eine verirrte Strähne orangefarbenes Haar aus dem Gesicht zu streichen. Aus irgendeinem Grund warf sie plötzlich einen Blick über ihre Schulter. Blitzschnell und Geschmeidig rollte der Schatten sich nach rechts außerhalb ihres Blickfeldes wobei sein Tarnanzug vom Schwarz der Schatten zum Mattgrau des Stahlbodens wechselte. Rayla starrte in den Schatten hinter ihr. Ein plötzliches Kribbeln zwischen ihren Schulterblättern hatte sie von ihren Schießübungen abgelenkt. Ihre Boltpistole immer noch in der rechten Hand kniff sie die Augen zusammen und hielt den Atem an. Das Kribbeln war verschwunden, dafür spürte sie etwas direkt vor sich. Sie drehte sich wieder nach vorn und sah in den Lauf einer Pistole. Unmittelbar vor ihr stand in einem stahlgrauen Tarnanzug ein einsachtzig großer, durchtrainierter Mann und hielt ihr eine Pistole vors Gesicht. Sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen die den gesamten Kopf umschloss. Eine Kombination aus Respirator und Photovisor saß auf dem Gesicht. Am rechten Oberschenkel steckte ein dreißig Zentimeter langes Kampfmesser in einer ledernen Scheide. Rayla wog sämtliche Möglichkeiten ab. Sie konnte versuchen sich zurück zu werfen und aus der Schusslinie zu kommen, nein, dafür war der Abstand zu gering. Sie konnte versuchen dem Angreifer die Waffe aus der Hand zu reißen. Nein, er hatte es geschafft sich in die knapp zwanzig Zentimeter zwischen ihr und der Wand des Schießstands zu bringen ohne das sie es bemerkt hatte also war er ohne Zweifel flink genug um derartige Aktionen zu unterbinden. Vielleicht wenn sie ihre Pistole ebenfalls… „Peng! Du bist tot. Zum achthundertdritten Mal.“ verkündete der Mann trocken. Rayla knirschte mit den Zähnen und funkelte ihn böse an. „Mortem, hast du eigentlich nichts anderes zu tun außer mir immer wieder vor Augen zu führen wie toll und absolut überlegen deine Assassinentechniken gegenüber Normalsterblichen wie mir sind?“ Sie hasste diese Angewohnheit des Vindicare Assassinen. Seit er an Bord gekommen war machte er sich scheinbar einen Spaß daraus ihr immer und überall aufzulauern und ihr vor Augen zu führen wie leicht es doch wäre sie umzubringen. Mortem steckte seine Pistole in das Hohlster zurück und verschränkte die Arme zufrieden vor der Brust. „Jeder trainiert auf seine Weise. Die einzig lohnenden Trainingsobjekte hier an Bord sind Großinquisitor Foster, Grey Knight Justicar Grimm und wenn auch in weitaus geringerem Maße, Du. Die potenzielle Eliminierung sämtlicher anderer Subjekte hier wäre nicht einmal ansatzweise eine Herausforderung.“ Täuschte sich Rayla oder gähnte der Assassine bei ihrer Erwähnung unter seiner Maske? Sie wusste nicht was sie mehr hasste, die absolut klinisch trockene Art und Weise in der Mortem von der Eliminierung der gesamten Schiffbesatzung und das waren immerhin an die vierhundert Personen, sprach oder das sie es bisher noch nicht ein einziges Mal geschafft hatte ihn zu bemerken bevor er sie „Töten“ konnte. Aber was erwartete sie von sich? Mortem war immerhin ein Assassine des Vindicare Tempels, ein meisterhafter Scharfschütze und Infiltrator. Seine Aufgabe bestand darin wichtige Persönlichkeiten in der Befehlsstruktur des Feindes wie etwa Generäle zu eliminieren und den Feind so in Unordnung zu stürzen und mürbe zu machen. Seine Fähigkeit sich ungesehen zu bewegen war seine einzige Lebensversicherung. „Und?“ „Und was?“ Rayla verdrehte genervt die Augen. War der Assassine so begriffsstutzig oder tat er nur so? Wahrscheinlich tat er nur so! „Und wie oft hast du Lord Foster und Justicar Grimm schon erwischt?“ fragte die Akolythin patzig. „Oh, nicht oft. Den Justicar hätte ich während meines Aufenthalts an Bord bisher exakt drei Komma ein Mal eliminieren können.“ „Drei Komma ein Mal?“ hakte Rayla verwirrt nach. „Nun ja, um ehrlich zu sein gab es einmal eine Situation die zu achtundneunzig Prozent mit meinem eigenen Tod geendet hätte.“ gab der Assassine zu. „Ah, sehr interessant. Also bist du auch nicht so Perfekt wie du immer tust. Na, und? Wie oft hast du Lord Foster erwischt?“ „Soll ich ehrlich sein?“ „Ja natürlich du Scherzkeks!“ brauste Rayla auf und baute sich zu ihrer vollen Größe von stolzen einssiebzig auf indem sie sich auf die Zehen stellte und starrte wütend in die verspiegelten Linsen von Mortems Sensormaske. Diese Trotzreaktion rang dem imperialen Assassinen ein amüsiertes Lachen ab. Obwohl es ihm seine Konditionierung und sein Training eigentlich verboten, mochte er die Adeptin irgendwie. Ihre leicht aufbrausende aber dennoch unentwegt loyale Art war erfrischend anders im Gegensatz zu all den anderen Dienern des Imperiums mit denen Mortem in seiner langjährigen Laufbahn als Attentäter schon zu tun gehabt hatte. „Na gut, na gut.“ Beschwichtigend hob Mortem die Hände. „Also, ich habe Lord Foster bisher…“ Just in diesem Moment öffnete sich die Tür zum Schießstand und einer von Lord Fosters persönlichen Schreibern trat ein „Misstress Nor, Lord Foster wünscht eure Anwesenheit. Er erwartet euch in der Taktikzentrale.“ Rayla zuckte mit den Schultern „Ja ja, ich komme sofort. Sag Lord Foster ich bin in fünf Minuten bei ihm. So Mortem, jetzt sag schon. Wie oft?“ Sie drehte sich wieder zu Mortem um aber der Assassine war verschwunden. Rayla begann augenblicklich zu kochen. Dauernd verschwand der Vindicare ohne ein Wort. Ihre Finger verkrampften sich um den Griff ihrer Pistole. „Ähem, Misstress?“ Rayla drehte sich zu dem Schreiber um der immer noch in der Tür stand und wartete und auch recht verwirrt aussah. „Mit wem reden sie den da?“ Unvermittelt riss Rayla ihre Pistole hoch, zielte auf den Schreiber und brüllte den verängstigt dreinschauenden Mann an „Raus!“ Schwester Pinea rannte den Wehrgang der Außenmauer entlang der das Konvent der Adeptus Sororitas auf dem Planeten Kalisto umgab, ihren heiligen Bolter fest in beiden Händen. Um sie herum hatten ihre Schwestern vom Orden der heiligen Märtyrerin bereits Stellung bezogen und feuerten auf die Angreifer die so vermessen waren diesen geweihten Ort belagern zu wollen. Die schwarzen Servorüstungen und die weißen Haare der Sororitas glänzten in der Mittagssonne. Das Geschoss einer Maschinenkanone schlug in den Mauerabschnitt ein auf dem sich Pinea grade befand. Die Sororita wurde von den Füßen gerissen, der Bolter flog ihr aus den Händen und rutschte den Wehrgang entlang. Benommen rappelte sie sich auf. Jemand hielt Pinea eine behandschuhte Hand hin und zog sie hoch. Sie sah in das Gesicht von Prioris Helena, ihrer Truppführerin. „Noch ist nicht die Zeit zu Sterben, denn es gilt vorher das Unreine zu tilgen das diese Welt befleckt.“ sagte die Prioris und hielt Pinea ihren fallen gelassenen Bolter hin. Die Sororita nickte und nahm ihre Waffe entgegen. Pinea ging an der Brüstung in Stellung. Sie konnte die zahlreichen Gestalten der Chaos Space Marines erkennen die sich unter dem erbitterten Abwehrfeuer der Sororitas auf die Tore des Konvents zu arbeiteten. Ein mit blasphemischen Runen verzierter Predator Kampfpanzer feuerte kontinuierlich seine Maschinenkanone im Turm und die schweren Bolter in seinen Seitenkuppeln auf die Schwestern auf dem Wehrgang ab, während die Chaos Marines mit archaischen Boltern und exotischen Schallwaffen versuchten den Wiederstand der Verteidiger zu brechen. Einen Meter neben Pinea eröffnete Schwester Ursula mit ihrem schweren Bolter das Feuer auf die Häretiker. Unter den wuchtigen Einschlägen der massiven Geschosse fielen einige Chaos Marines aber es waren immer noch viele im Vergleich zur Anzahl der loyalen Sororitas. Nun stimmte auch Pineas Bolter in das Brüllen der Schlacht mit ein. Hinter sich hörte sie die klare, starke Stimme von Prioris Helena die ihre Schwestern zu heiligem Eifer im Angesicht des Feindes aufpeitschte. Keros von den Burning Dreams spähte hinter einem Chaos Rhino vor und beobachtete die Verteidiger auf den Mauern des Konvents. Irgendwie fand er es bewundernswert das diese Weiber es schafften ihnen solange stand zu halten. Der Rhino feuerte eine Rakete aus seinem mehrläufigen Infernoraktensystem auf die Verteidiger ab. Kreischend schraubte sich das Geschoss auf den Wehrgang zu und explodierte in einem Ball aus blauem Hexenfeuer. „Macht mal voran da! Wie lange dauert das den noch?“ schnauzte der Chaos Marine zwei weitere Verräterlegionäre an die damit beschäftigt waren Sprengstoff am Körper einer Chaosbrut zu befestigen. Der Kreatur war ein Sack über den Kopf gezogen worden um sie unter Kontrolle zu halten. Ihr unproportional aufgeblähter Körper war von grünlichen Schuppen bedeckt und die Beine der Brut endeten in ziegenartigen Hufen statt in Füßen. Eine Reihe scharfer Stacheln war aus dem Rücken des Wesens gebrochen als es mutiert war. Die Arme waren extrem verlängert und reichten nun bis zum Boden und statt Händen hatte die Chaosbrut Krebsscheren, die unruhig auf und zu schnappten. Einer der Marines drehte sich zu Keros um, die Visorlinsen seines Helms funkelten im Licht der explodierenden Boltgeschosse. „Wir sind gleich soweit Bruder Champion. Nur noch einen Augenblick, dann können wir die Tore einreißen.“ Keros lächelte in Vorfreude. Wenn sie erstmal diese Befestigung eingenommen und die Verteidigerinnen gefangen genommen hatten würde der richtige Spaß erst losgehen. Pinea rammte ein frisches Magazin in ihren Bolter und suchte ein neues Ziel. Ihr Helmvisor filterte mögliche Ziele aus dem Rauch und lieferte ihr mehrere Ziele. Grade als sie auf einen der Chaos Space Marines anlegen wollte zerriss das Kreischen von Triebwerken die Luft und eine Gruppe Chaos Raptoren schoss aus dem Rauch verhangenen Himmel, mit jaulenden Kettenschwertern direkt auf den Wehrgang herab. Piena riss ihren Bolter herum und feuerte auf den Raptor der ihr am nächsten war. Feurige Blumen blühten auf wo die Boltgeschosse auf die barocke Servorüstung des Raptors trafen. Das Sprungmodul fing Feuer. Der Getroffene fiel in einem Feuerball aus dem Himmel und schlug auf dem Innenhof des Konvents auf. Die Chaosanhänger fuhren mit brüllenden Kettenschwertern zwischen die Sororitas. Kettenschwerter trafen auf Kampfmesser und verbissene Nahkämpfe brachen auf dem Wehrgang aus. Prioris Helena warf sich mit einem gellenden „Für den Imperator!“ auf einen Raptor und treib ihr Energieschwert tief in den Brustkorb des Chaosanhängers. In einem letzten Akt der Verachtung hielt der tödlich getroffene Raptor seine Boltpistole vor das Gesicht der Prioris und drückte ab. Die Explosion des Projektils zerriss den Schädel das Prioris und verteilte Blut, Knochensplitter und Hirnmasse auf die Umstehenden. Beide Kämpfer sackten tot zusammen und ihr Blut färbte den Wehrgang rot. Pinea pflanzte ihr Kampfmesser als Bajonett auf ihren Bolter und stürmte, ihren gerechten Zorn hinaus brüllend auf das Handgemenge aus Sororitas und Raptoren zu. Sie würde den Zorn des Imperators über diese Ketzer bringen! Keros riss den Sack vom Kopf der Chaosbrut, der nur aus einem Maul und einem riesigen Auge bestand das unruhig hin und her schoss. Am ganzen Körper der Brut waren Melterbomben, Sprenggranten und sogar ein paar Sprengraketen befestigt worden. Keros zeigte mit seinem Energieschwert auf das gepanzerte Tor des Sororitaskonvents „Dort ist deine Beute! Los, lauf! Schnapp sie dir!“ brüllte er die Chaosbrut an die sich mit einem gurgelnden Schrei in Bewegung setzte. „Es geht los! Haltet euch bereit.“ bellte der Chaos Marine in sein Kommunikator. Schwester Ursula feuerte ihren schweren Bolter ununterbrochen auf die Ketzer ab die vor den Toren des Konvents wimmelten wie ein unheiliger Ameisenhaufen. Trotz der unterstützenden autoreaktiven Fieberfasermuskeln in ihrer Servorüstung begann sie langsam das Gewicht des gewaltigen Bolters in ihren Händen zu spüren. Sie nahm auch die Schreie und den Geruch nach Blut und verbranntem Fleisch wahr den der Wind ihr entgegenwehte. Ursula sah wie eine geschuppte Scheußlichkeit hinter einem mit Chaosikonen verzierten Rhino hervor kam und mit unartikuliertem Gebrüll auf das Tor des Konvents zustürmte. Ohne zu Zögern lenkte sie ihr Feuer auf die Chaosbrut um. Brüllend sandte der schwere Bolter der mutierten Kreatur einen Strom tödlicher Geschosse entgegen. Die explodierenden Geschosse rissen Fleischbrocken aus dem Körper der Brut aber das störte oder verlangsamte die Bestie nicht im Geringsten. Vielmehr steigerte sie ihr Tempo noch und mit einem letzten markerschütternden Brüllen warf sich der mutierte Klumpen aus Fleisch und Sehnen gegen das mit Adamandium verstärkte Tor. Als die Chaosbrut das Tor erreicht hatte drückte Keros den Zünder für den am Körper der Bestie befestigten Sprengstoff. Der Körper der Brut wurde in Fetzen gerissen und ein Flügel des großen Tors wurde von der Wucht der Detonation sauber aus den Angeln gesprengt. Der andere Flügel blieb in einer Angel hängen und schwang nach hinten auf. Keros, Aufstrebender Champion der Burning Dreams kletterte auf den Rhino neben ihm, zeigte mit seinem Energieschwert auf das aufgerissene Tor und brüllte, mit einer durch sein Vox-Gitter verstärkten Stimme „Vorwärts ihr Hunde! Schlachtet sie alle ab! Ihre Seelen für Slaanesh!“ Mit einem vielstimmigen Brüllen setzten sich die Chaosanhänger wie ein Mann in Bewegung. Ihre Beute war zum Greifen nah. Rayla betrat die Taktikzentrale der Tabula Rasa. In der Mitte des Raums befand sich ein großer Holo-Tisch, über dessen schimmernder Oberfläche sich die holografische Abbild eines Planeten drehte. Vor dem Tisch, mit dem Rücken zu Rayla stand Großinquisitor Foster und unterhielt sich mit Helia und einigen hochrangigen Offizieren. Neben dem Großinquisitor ragte die hünenhafte Gestalt von Orthos Grimm auf. Der Grey Knight Justicar überragte alle Anwesenden mindestens um einen Kopf. Die silbergraue Rüstung des Dämonenjägers war ein Ehrfurcht gebietender Anblick. Der gesamte Torso war mit Reinheitssiegeln regelrecht überkrustet und in jedes Segment der Rüstung waren Dämonen bannende Spruche eingraviert. Die Luft um die massive Gestalt flimmerte regelrecht vor heiliger Reinheit. Rayla blieb einige Meter vor dem Tisch stehen „Ihr habt mich rufen lassen, Mylord?“ sprach sie ihren Mentor in respektvollem Ton an. Der Angesprochene drehte sich um. Im Gesicht des Großinquisitors spiegelte sich verbissene Konzentration, sein verbliebenes Auge funkelte im Widerschein der unzähligen elektronischen Anzeigen die überall blinkten. „Ah, Rayla. Gut das du da bist. Tritt näher.“ Rayla trat an den Tisch. Den Justicar grüßte sie mit einem respektvollen Nicken. Helia lächelte sie leicht zu. „Worum geht es Meister?“ Der Großinquisitor griff in das Hologramm woraufhin sich die Abbildung zu einem Sonnensystem veränderte. „Das ist das Kalisto System, im Segmentum Obscurus. Unsere Agenten haben gemeldet dass auf dem Hauptplaneten des Systems, Kalisto Primus, eine massive Chaospräzens aufgetaucht ist. Unseren Nachforschungen haben ergeben das es sich um die Renegaten handelt die als die Legion of Burning Dreams bekannt ist.“ Als ihr Meister die Burning Dreams erwähnte lief es Rayla kalt den Rücken herunter. Vor ihrem inneren Auge tauchten die Bilder ihrer brennenden Heimatstadt auf. In den letzten zwanzig Jahren in denen sie Lord Fosters Akolythin war hatten sie und ihr Meister immer und immer wieder mit Chaoskulten zu kämpfen, bei denen sich letztendlich die Burning Dreams als Drahtzieher entpuppt hatten. Im Laufe dieser Zeit hatte Lord Foster ein Auge und einen Arm an diese Teufel verloren. „Ist das sicher Meister?“ wollte die junge Frau wissen. Der Großinquisitor nickte grimmig und holte mit einer Handbewegung Kalisto Primus wieder ins Zentrum des Hologramms. Nach einer weiteren Handbewegung begann der holografische Planet wieder sich zu drehen, wobei sich violette Flecken auf dem Hauptkontinent auszudehnen begannen. „Helia, wie ist die Lage nach den letzten Meldungen?“ wollte der Großinquisitor von seiner Weisen wissen. Die Frau rückte ihre Brille zurecht und musterte kurz ihre zahlreichen Aufzeichnungen „Nun Mylord, laut den letzten Funkmeldungen ist der Hauptteil der Invasionsarmee auf dem Hauptkontinent von Kalisto Primus, Medeena gelandet. Es gibt in der Nähe auch ein Konvent des Adeptus Sororitas, vom Orden der heiligen Märtyrerin. Neben der Hauptstadt Cyra konzentrieren sich die Angriffe der Chaosanhänger vor allem hier.“ Helia zeigte auf einen Punkt auf dem Hologramm der daraufhin vergrößerte und detaillierte topografische Daten der Region lieferte. „Der Konvent umfasst zweihundert Sororitas inklusive spezialisierter Kriegerinnen wie Dominatorinnen und Celestias. Nach unseren Schätzungen sollten sie in der Lage sein dem Feind bis zu unserem Eintreffen Wiederstand zu leisten. Wir haben astropathische Botschaften an den planetaren Gouverneur übermittelt aber bisher keine Antworten erhalten. Entweder ist der Gouverneurspalast als erstes Gefallen oder aber im schlimmsten Fall ist der Gouverneur zu den Streitkräften des Chaos übergelaufen.“ Foster nickte und stützte sich auf den Rand des Tischs, dann wandte er sich an seine Akolythin „Rayla. Ich habe das Tarot des Imperators befragt und mir wurde offenbart das auf dem Planeten ein wichtiges Ereignis für das Imperium stattfinden wird. Darum ich werde dir das Kommando über fünfzig Gardisten übertragen. Zusammen mit Sergeant Dax wirst du dich zum Konvent des Adeptus Sororitas durchschlagen und dann mit den verbliebenen Schwestern des Ordens zur Hauptstadt Cyra vorstoßen. Ich werde dort mit dem Rest unserer Streitkräfte landen und das Kommando über die PVS zu übernehmen um die Zerschlagung der Invasion zu Koordinieren.“ Rayla sah über den Holo-Tisch zu Sergeant Dax herüber. Der Mann war hoch gewachsen, der kahl rasierte mit Narben gezeichnete Schädel schimmerte bläulich durch das Hologramm. Zusammen mit neun anderen Männern war Kall Dax der ranghöchste Inquisitionsgardist an Bord der Tabula Rasa und ein erfahrener Taktiker. Rayla hatte schon einige Male mit ihm zusammen gearbeitet und wusste das sie sich auf ihn verlassen konnte wenn es ernst würde. „Wie ihr wünscht Herr.“ Krux saß vor sich hin summend auf seinem Platz am Fließband und schraubte die Außenverkleidung an Lasergewehren fest. Um ihn herum verrichteten tausende andere Mutanten ebenfalls ihre eintönige Arbeit in der riesigen Manufaktur. Krux zog mit seinem Schraubenschlüssel die letzte Schraube fest und legte das Lasergewehr zurück auf das Fließband. Er war zufrieden mit seiner Arbeit. Er war ein Mutant wie Millionen andere im Imperium, kein normaler Mensch, das wusste Krux sehr wohl und er arbeitete hart um diesen Umstand wieder gut zu machen. Sein Leben war hart, zwanzig Stunden Schichten, wenig Schlaf, wenig Essen. Aber er war zufrieden. In der Ferne erklangen Explosionen. Einige Aufseher brüllten herum und verließen ihre Posten um nachzusehen woher die Explosionen kamen. Plötzlich explodierte etwas ganz in der Nähe von Krux Arbeitsplatz. Betonbrocken und Körperteile wurden durch die Luft geschleudert. Unter den Mutantenzwangsarbeitern brach Panik aus. Es roch nach Feuer, überall war Rauch. Ein wenig hilflos sah er sich nach einem Aufseher um, er wollte fragen was los sei aber kein Aufseher war mehr da. Viele lagen tot am Boden, von fliehenden Mutanten niedergetrampelt. Anderen waren mit Werkzeugen oder Lasergewehren in diversen Stadien der Fertigung die Schädel eingeschlagen worden. Jemand fasste Krux an der Schulter. Er sah sich um und blickte in das Gesicht von Jorell. Der glatzköpfige, zyklopenhafte Mutant hielt zwei Schrotgewehre in den Händen wie die Aufseher sie verwendeten und drückte Krux eines davon in die Hand. „Wir nicht dürfen Jorell. Nur Aufseher dürfen Waffen!“ meinte Krux verwirrt. „Vergiss die Aufseher. Die sind alle tot! Wir sind frei Krux! Frei! Verschwinden wir von hier!“ Jorell war regelrecht euphorisch als er die Worte Wir sind frei aussprach. „Aber wir müssen arbeiten. Müssen Waffen bauen für Armee. Müssen gute Diener sein Jorell, sonst ist Imperator böse mit uns.“ jammerte Krux. Er war verwirrt. Was war hier los? Warum waren alle weg? Sein Verstand war überfordert. „Scheiß auf den Imperator! Ich habe gehört da draußen sind die Chaos Space Marines. Die werden den Planteten erobern Krux! Ich werde da jetzt raus gehen und mich ihnen anschließen. Ich habe lange genug als Sklave in diesem Drecksloch gehockt. Jetzt werde ich der Herr sein. Komm mit oder verreck hier.“ fauchte Jorell ungeduldig. Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und sah sich nach einem Ausgang um. Da krachte eine Schrotflinte und Jorell wurde von den Beinen gerissen. Sein Gesicht schlug hart auf dem Boden der Manufaktur auf. Er hatte kein Gefühl mehr in den Beinen, sein ganzer Rücken war irgendwie taub. Hinter sich hörte Jorell das charakteristische Klacken als eine Schrotflinte durchgeladen wurde. Die letzte Stimme die er in dieser Welt vernahm war die von Krux „Verräter müssen sterben. Für Imperator! Für Terra!“ Rayla stand im Arsenal der Tabula Rasa. Vor ihr stand eine Servorüstung vom Typ den auch das Adeptus Sororitas benutzte. Zwei Servitoren standen stumm hinter der jungen Frau, ihre Motoren summten leise. Rayla sah gebannt auf das kleine schwarze Kästchen das ihr Meister ihr gegeben hatte. Ehrfurchtsvoll öffnete sie es. Das Kästchen war mit schwarzem Samt ausgekleidet. Darin lag ein Rosenkranz wie Rayla schon einen besaß. Anders als bei ihrem war in der Mitte des iförmigen Anhängers aber eine runde rote Gemme eingearbeitet. Rayla schloss die Augen. Das Gespräch mit dem Großinquisitor das er mit ihr geführt hatte als er es Rayla übergeben hatte lief erneut in ihrem Geist ab. Beide standen in Fosters privaten Räumen. Der Großinquisitor stand am großen Fenster das eine Wand der Kabine ausmachte, die Arme auf dem Rücken verschränkt und sah in die Leere des Weltalls. Rayla stand in respektvollem Abstand in ähnlicher Pose da und musterte zum wiederholten Mal das Spiegelbild ihres Meisters in der dicken Panzerglasscheibe. „Rayla?“ „Ja Meister?“ Der Großinquisitor atmete geräuschvoll aus. Trotz der Klimaregulierung im Raum beschlug die Scheibe vor dem Gesicht des Mannes. „Das hier wird deine wichtigste Mission bisher werden. Das Tarot des Imperators hat mir weitaus mehr enthüllt als ich erwartet hatte. Der große Feind hat diesen Planeten aus einem bestimmten Grund angegriffen. Auf Kalisto Primus ist die Barriere zwischen dem Immaterium und dem Normalraum besonders dünn. Etwas unglaublich Böses bedroht den Frieden des Imperiums.“ „Glaubt ihr die Chaosanhänger planen dämonische Mächte zu beschwören?“ Der Großinquisitor drehte sich um und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Das steht zu befürchten meine Schülerin.“ Lord Foster griff in seinen Mantel und zog eine unscheinbare schwarze Schatulle hervor die er vor sich auf den Tisch legte. „Was ist das Mylord?“ Foster schob Rayla die Schatulle hin. „Sieh nach.“ Ein wenig zögerlich öffnete Rayla das Kästlein. Als sie sah was darin lag weiteten sich ihre Augen und ihre Atmung beschleunigte sich. „Ich… ich verstehe nicht… was…?“ Foster lächelte. „Es ist durchaus möglich dass es im Verlaufe der Mission unumgänglich wird die letzte Maßnahme zu ergreifen Rayla.“ Die junge Frau starrte gebannt auf das Siegel das in der Schatulle ruhte. Die Macht einen Exterminatus aus zu lösen. Eine ganze Welt auszulöschen. „Ich hoffe natürlich das es nicht soweit kommen wird Rayla aber du solltest dir steht’s eines vor Augen halten. Wir sind die Inquisition. Wir sind die Wächter in den Schatten. An uns ist es die Reinheit des Imperiums zu wahren. Um jeden Preis!“ Rayla schluckte ehrfürchtig und nickte „Natürlich Meister. Bitte verzeiht mir.“ Amüsiert schüttelte der Großinquisitor den Kopf. „Rayla Nor. Du bist wahrhaft einzigartig. Seit zwanzig Jahren stehst du in meinen Diensten und immer noch bittest du mich um Verzeihung?“ Verlegen senkte Rayla den Kopf. „Keine Sorge. Wir sind schon zu Nahe an unserem Zielort um dich jetzt noch zu disziplinieren. Begib dich ins Arsenal. Nimm dir an Ausrüstung was du für Notwendig erachtest. Dieses Siegel jedoch übergebe ich dir schon jetzt. Wähle mit Bedacht wann du Gebrauch davon machen wirst. Sobald du fertig bist komm in den Hangar. Dort werde ich dich zusammen mit den Männern erwarten, die ich dir für deine Mission unterstellen werde.“ Rayla schloss das Kästchen wieder und schob es ehrfürchtig in ihre Tasche. Dann sah sie ihrem Meister ins Gesicht. „Ich danke euch für euer Vertrauen Meister. Ich werde euch nicht enttäuschen!“ Lord Foster stand hinter seinem Tisch auf „Dessen bin ich mir bewusst. Du darfst jetzt gehen, Rayla.“ Die Akolythin verbeugte sich vor ihrem Meister und wandte sich zum Gehen. Grade als sie die Tür öffnen wollte hörte sie wieder die Stimme des Großinquisitors. „Rayla! Das ist deine Initiationsprüfung. Wenn du überlebst steht deinem Aufstieg in den Rang einer Inquisitorin so gut wie nichts mehr im Wege.“ Rayla erstarrte in ihrer Bewegung. Normalerweise musste man dem Weg der Inquisition mindestens ein halbes Leben lang folgen und selbst dann standen die Chancen überhaupt jemals auch nur für den verantwortungsvollen Rang eines Inquisitors nominiert zu werden mehr als gering. Sie, die sie grade einmal zwanzig Jahre im Dienst des Ordo Haereticus stand, sollte jetzt schon in eine derart machtvolle Stellung erhoben werden? Aber ein Großinquisitor neigte nicht zu scherzen und es wäre mehr als vermessen sich gegen diese Ehrung auszusprechen. Unmerklich nickte Rayla, dann verließ sie die Räume ihres Mentors. „Misstress?“ Die mechanisch kratzende Stimme eines der Servitoren riss Rayla aus ihren Gedanken. „Sollen wir beginnen?“ Rayla sah den Servitor noch ein wenig verwirrt an „Wie? Oh, ja. Beginnen sie.“ „Sehr wohl.“ Die mechanisierten Menschen begannen Rayla die metallen glänzende Servorüstung anzulegen. Zuerst die Beine, dann der Torso, zum Schluss die Arme. Ein rotes, halblanges Cape mit feinem Pelzbesatz am Kragen wurde an den Schultern der Rüstung befestigt das stark mit den schwarzen Kuttenärmeln und dem Waffenrock kontrastierte. „Bitte bewegen sie nun ihren rechtem Arm damit wir die autoreaktiven Fieberfasermuskeln konfigurieren können Misstress.“ Rayla kam der Aufforderung nach und bewegte ihren Arm. Überrascht stellte sie fest dass es ihr schwer fiel, ganz so als ob die Scharniere am Ellenbogen eingerostet wären. „Es ist schwergängig.“ Der Servitor hantierte mit seinen Werkzeugen an der Schnittstelle der Rüstung herum dann sagte er „Versuchen sie es bitte erneut.“ Wieder bewegte Rayla ihren Arm aber diesmal war es als trüge sie die Rüstung gar nicht. „Perfekt.“ Einer der Servitoren schnallte Rayla einen Gürtel um an dem ein Boltpistole im Hohlster hing. Sie nahm ihr Energieschwert entgegen dass ihr der andere Servitor hin hielt und legte sich ihren eigenen Rosenkranz um Hals. Die Schatulle mit dem Siegel verstaute sie in einer ihrer Gürteltaschen. Ein wenig unsicher sah sie an sich herunter da meldete sich der Servitor wieder zu Wort „Misstress? Es ist Zeit.“ Lord Foster stand im Hangar des Inquisitionsschiffs umgeben von seinem Gefolge und betrachtete wie die fünfzig Inquisitionsgardisten die er Rayla zuteilen würde ein letztes Mal ihre Ausrüstung überprüften. Alle Gardisten trugen rote Uniformen über denen schwarze Rüstungen lagen die denen der imperialen Soldaten ähnelten. Die Gesichter der Soldaten waren unter Helmen mit verspiegelten Visieren und Atemgeräten verborgen und auf der linken Schulterplatte war das in weiß gehaltene Symbol der Inquisition aufgemalt. Die Gardisten standen in zehn Mann Trupps vor in schwarz gehaltenen Rhino Transportpanzern, die ebenfalls mit Symbolen des Ordo Haereticus verziert waren. Sergeant Kall Dax salutierte zackig vor dem Großinquisitor um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten. „Melde gehorsamst, alle Mann angetreten und Einsatzbereit Mylord. Montage der Radarsuchkopfraketen an den Rhinos abgeschlossen. Spezialwaffen geladen, überprüft und bereit.“ meldete der Veteran seinem Vorgesetzten. „Sehr schön Sergeant.“ Foster nickte zufrieden. Der Großinquisitor wandte sich an Helia. „Wie lange noch bis wir unser Ziel erreichen?“ „Wir sind vor einer halben Stunde in den Rand des Kalisto Systems eingetreten. Bei derzeitiger Geschwindigkeit und unter Berücksichtigung aller Eventualitäten sollten wir Kalisto Primus in zirka einer Stunde erreichen Mylord.“ Erneut nickte der Großinquisitor zufrieden. Das Schot zum Hangar glitt mit einem hydraulischen Zischen auf und die Augen aller Anwesenden richteten sich auf die Person die in den Hangar trat. Sie trug eine sauber polierte, metallisch glänzende Servorüstung. Um die Schultern trug sie ein halblanges Cape mit Pelzbesatz am Kragen, die orange leuchtenden Haare waren bis auf einen geflochtenen Zopf auf der linken Seite ihres Gesichts kurz geschnitten. Mit gemessenen Schritten näherte sich die Frau dem Großinquisitor. Sergeant Dax zog seinen Säbel, hielt ihn in Hab Acht Stellung vor sich und brüllte „Achtung! Haltung annehmen! Präsentiert die Waffen!“ Augenblicklich war der riesige Hangar vom zusammenschlagen von fünfzig Paar Kampfstiefelfersen und dem Klappern von Waffen die in perfekter Disziplin präsentiert wurden erfüllt. Rayla blieb vor ihrem Meister stehen und verbeugte sich förmlich. „Sehr schön, ich sehe du bist bereit Rayla.“ „Ja Meister.“ „Sehr gut. Diese Männer, Rayla, stehen ab sofort unter deinem Kommando und werden jeden deiner Befehle aufs Wort befolgen. Für die Dauer der Mission bist du berechtigt Soldaten und Bürger von Kalisto Primus sowie sämtliche Kriegerinnen der Divisio Millitaris auf dem Planeten für unsere Sache zu requirieren. Das Siegel das ich dir gegeben habe autorisiert dich dazu. Sergeant Dax wird dir bei dieser Mission als Berater zur Seite stehen. Ein Landungsschiff wird dich zusammen mit deinen Männern in der Stadt Ramina absetzten. Die Stadt befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Konvent des Adeptus Sororitas. Begib dich auf direktem Wege dorthin und kontaktiere mich sobald du es erreicht hast.“ Rayla nickte „Ich verstehe Meister.“ „Dann überlasse ich jetzt alles weitere dir. Sobald wir das Landungsschiff abgesetzt haben werden wir unverzüglich Kurs auf Cyra, die Hauptstadt des Planeten nehmen um dort die Abwehr und den Gegenangriff zu koordinieren. Der Glaube sei deine Rüstung, der Hass dein Schild und der gerechte Zorn dein Schwert Rayla.“ „Der Imperator sei mit euch Mylord.“ Der Großinquisitor nickte seiner Schülerin noch einmal bestätigend zu, dann wandte er sich zum gehen. Helia, Tyron und Keenan blieben noch kurz stehen. Die Schwester Dialogis lächelte Rayla an „Pass auf dich auf ja?“ Rayla wurde ein etwas rot „Ja, mach ich.“ Tyron baute sich vor der Akolythin auf und stemmte die Hände in die Hüfte „Wenn du da unten irgendwelchen Chaosanhängern begegnest, zeig ihnen was du bei mir gelernt hast. Und damit meine ich nicht das krampfhafte Parieren und das Hakenschlagen wie ein Hase klar?“ Der Kreuzritter grinste. „Hatte ich vor. Die können ja unmöglich bessere Fechter sein als du.“ gab Rayla feixend zurück. Keenan knuffte Rayla freundschaftlich in die Schulter „Ah, ich denke sie schafft das schon Tyron. Wir sehn uns in Cyra wieder. Los kommt Leute, Lord Foster ist schon beim Schot.“ Die beiden Kreuzritter und die Schwester Dialogis folgten ihrem Herrn und ließen Rayla zusammen mit den Gardisten im Hangar stehen. „Ja. Wir sehn uns in Cyra.“ murmelte Rayla leise. In diesem Moment breitete sich ein mulmiges Gefühl im Bauch der jungen Frau aus das einfach nicht verschwinden wollte. Ihr war als ob sie ihre Freunde nie mehr wieder sehen würde. „Misstress?“ Die Stimme von Sergeant Dax ließ Rayla aufschrecken. Sie drehte sich zu dem vernarbten Veteranen um „Ja? Was ist Sergeant?“ „Die Rhinos sind alle verladen, alle Männer sind an Bord des Landungsschiffes. In zirka vierzig Standardminuten erreichen wir den orbitalen Abwurfpunkt. Wir sind bereit los zu legen.“ meldete der Soldat. „Wie? Oh eh, sehr gut Sergeant. Wir gehen dann besser auch an Bord oder?“ Dax nickte bestätigend und ging gemeinsam mit Rayla auf das wartende Landungsschiff zu dessen Crew bereits die gewaltigen Treibwerke warm laufen lies. Unter das Cockpitfenster hatte jemand in großen Buchstaben Foehammer auf den Lack geschrieben. Ein passender Name, dachte Rayla. Das mulmige Gefühl in ihrem Magen blieb allerdings hartnäckig. Kapitel 3: ----------- Leutnant Hawk riss seinen Säbel hoch um in letzter Sekunde den Hieb eines gezähnten Kampfmessers abzuwehren der ihm das Gesicht weggerissen hätte. Sein Gegner, ein Chaos Marine dessen schwarze Rüstung mit scharlachroten Flammen verziert war, hieb weiter unbarmherzig auf den Imperialen ein und drängte ihn immer weiter zurück. Hawks Arme schmerzten von der unmenschlichen Gewalt der Schläge seines Gegners. Er parierte einen weiteren Schlag. Überall um ihn herum kämpften seine Soldaten verzweifelt um ihr Leben. Und starben. Der Leutnant sah aus den Augenwinkeln wie die Sentinelstaffel seines Kommandotrupps unter den Chaosanhängern wütete. Die imperialen Kampfläufer ließen ihre vierzehigen, kanaldeckelgroßen Füße wieder und wieder auf die Chaos Marines nieder stampfen die um sie herum wimmelten und sie mit ihren archaischen Boltern beharken. Einer der Chaos Marines kletterte am Chassis von Estevez Sentinel nach oben und machte sich am Motorblock des Läufers zu schaffen. Dann sprang der Chaosanhänger ab und Hawk verlor ihn aus den Augen. Sekundenbruchteile später explodierte der Motor des Sentinels in einem blendenden Feuerball. Detonierende Munition und glühende Metallstücke mähten sowohl imperiale Soldaten wie Chaos Space Marines gleichermaßen nieder. »Eine Sprenggranate!« zuckte es durch Leutnant Hawks Verstand. Er sah wie die rauchenden Beine und ein Rest der Pilotenkanzel noch kurz aufrecht standen um schlussendlich der Länge nach in den blutigen Dreck des Schlachtfeldes zu fallen. Zu spät bemerkte er seinen Fehler und den Körper des toten Soldaten erst als er darüber stolperte. Er hatte sich ablenken lassen. Der Chaos Marine war über dem Leutnant noch bevor er den Boden berührte, sein blutverschmiertes Kampfmesser zum Todesstoß erhoben. Leutnant Hawk schlug hart auf dem Boden auf, sein Säbel flog ihm aus der Hand. „Stirb imperialer Hund!“ knurrte der Chaos Marine, seine Stimme durch das Vox-Gitter seines Helms leicht gezerrt. „Du vor mir!“ gab Leutnant Hawk zurück und riss seine Boltpistole hoch die er immer noch fest in seiner linken Hand hielt. Aber sein Gegner hatte dieses Manöver vorhergesehen und schlug dem Imperialen mit der freien Hand die Boltpistole weg bevor Hawk abdrücken konnte. Der Marine beugte sich den Leutnant. »Verdammt, so will ich nicht abtreten!« Die Hand des Leutnants tastete hektisch auf dem Boden herum. Er bekam einen Stein zu fassen. Mit aller Kraft schmetterte er ihn gegen den Helm des abtrünnigen Marines wo er in unzählige Bruchstücke zersplitterte. Der schwarz gerüstete Riese lachte höhnisch über diesen verzweifelten Versuch. „Du wirst mehr brauchen als einen Stein um mich zu besiegen kümmerliches Menschlein!“ lachte der Chaos Marine. „Jetzt stirb und nähre meinen Gott mit deiner Seele!“ In einem letzten Akt der Geringschätzung spuckte der Leutnant seinem Gegner ins Gesicht. Der Speichel bildete ein feines Netz auf der linken Visorlinse des Helms. Das Kampfmesser zuckte vor. Plötzlich roch es nach Ozon. Der Chaos Space Marine hielt mitten in der Beweung inne, die Messerspitze nur noch Millimeter vom Hals des Leutnants entfernt. Der Speichel auf der Visorlinse begann zischend zu verdampfen während blaue Energieentladungen über die Servorüstung des Verräters zuckten. Die Linsen zersprangen, kochendes Blut begann aus den Verbindungsstellen der Rüstung zu laufen und tropfte zischend auf den Boden. Der Chaos Marine sackte tot zusammen. „L-l-l-leutnant! S-s-sind s-sie u-un-unverletzt?“ Noch vollkommen benommen von diesem Nahtoderlebnis suchte Leutnant Hawk die Quelle der gestammelten Frage. Der Offizier fand sie in der in einen schweren Lotsenmantel gehüllten Gestalt von Ro Freeks. Der sanktionierte Psioniker bot einen eindrucksvollen Anblick, trotz des ausgemergelten Gesichts mit den schmalen Lippen, den unruhigen Augen und den Kurzgeschorenen Haaren. Noch immer umspielten blaue Blitze Freeks Körper die er mit einer Handbewegung verpuffen lies. Schwer auf seinen Fokusstab gestützt humpelte er zu seinem Vorgesetzten um ihm auf die Beine zu helfen. Wieder einmal hatte der Psioniker sich als wertvoller Verbündeter erwiesen und wieder einmal war Leutnant Hawk froh das er die Vorbehalte der meisten imperialen Offiziere gegenüber den Psionikern nicht teilte. „Danke Freeks. Sie haben was gut bei mir.“ gab Jost Hawk von sich während er sein Schwert aufhob. „I-i-immer z-zu Die-diensten Sir.“ „Wie schlagen wir uns?“ Die Antwort lieferte sich dem Offizier von selbst. Der Chaos Marine der Freeks psionischen Kräften zum Opfer gefallen war schien der Anführer dieser kleinen Meute Plünderer gewesen zu sein, die die Reste von Hawks Infanteriezug seid ihrem Rückzug aus der Stadt Myrnos verfolgt hatte. Ob nun aus Verunsicherung oder wahrscheinlich eher aufgrund interner Uneinigkeiten begannen sich immer mehr Chaosanhänger aus dem Kampf abzusetzen. Sergeants brüllten Befehle zum Neuformieren oder um vereinzelte Soldaten zur Ordnung zu rufen die Anstalten machten den Feind zu verfolgen. Leutnant Jost Hawk steckte seinen Säbel weg und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Es wurde Zeit die Verluste zu zählen. Raylas Magen machte einen Satz als sie spürte wie die Foehammer, das Landungsschiff, in dem sie saß in die Atmosphäre des Planeten eintrat. Sie sah sich um. Der gesamte Mannschaftsraum war nur in spärliches Licht gehüllt aber sie erkannte die fünfzig Inquisitionsgardisten um Sergeant Dax, wie sie mit ruhiger Routine in ihren Sitzen festgeschnallt saßen. Es war vollkommen still wenn man vom Geräusch das die Atemmasken der Gardisten verursachten einmal absah. Die Adeptin aktivierte die interne Kommunikationsanlage um eine Verbindung mit den Piloten der Maschine herzustellen. „Pilot, wie lange dauert es noch? Wann sind wir am Zielpunkt?“ wollte die junge Frau mit leicht leidender Stimme wissen. Sie hatte nichts gegen das Fliegen im Weltall, selbst unter Gefechtsbedingungen aber das hier hasste sie mit jeder Faser ihres Körpers. „In zirka 20 Standardminuten erreichen wir den O.A.P. Misstress.“ rauschte die Antwort aus dem Lautsprecher. „Was? Was heißt das?“ Ein Gardist der neben Rayla saß beugte sich vor „Es bedeutet orbitaler Abwurfpunkt Misstress Nor.“ erklärte der Soldat. „Wie bitte? Landen wir denn nicht auf der Oberfläche?“ fragte Rayla mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme. „Negativ Misstress. Die Landezone ist zu heiß, wir haben überall Interferenzen die auf hohe Feindaktivität schließen lassen. Diese Bastarde würden uns in Stücke schießen bevor wir auch nur in die Nähe des Bodens kämen. Deshalb werden sie per Gravschirm abgeworfen, während wir für Feuerschutz sorgen.“ antwortete der Pilot durch den Kom-Link. „Keine Sorge Rayla. Wir haben das schon tausend Mal gemacht. Wir steigen in die Rhinos, die Lucken öffne sich und wir segeln per Gravschirm unbemerkt zu Boden.“ versuchte Sergeant Dax die Inquisitionsakolythin zu beruhigen, die bei der Erwähnung des Abwurfs etwas grün um die Nase wurde. „Keine Bange Misstress. Das wird ihnen gefallen.“ kam es von einem anderen Gardisten. „Ja, das gibt einen herrlichen Adrenalinkick wenn man für kurze Zeit vollkommen schwerelos über seinem Sitz schwebt.“ mischte sich ein dritter Inquisitionsgardist in das Gespräch ein. Irrte sich Rayla oder klang in den Stimmen der Soldaten wirklich Vorfreude mit? Sie betete inbrünstig zum Imperator dass sie sich irrte. Die adamadiumverstärkte Sicherheitstür glitt mit leisem Zischen auf und Großinquisitor Foster betrat, von Tyron und Keenan flankiert, die Sicherheitszelle. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen trat Lord Foster vor das Kraftfeld hinter dem sich der Gefangene befand. Zwei tiefschwarze Augen starrten ihn durch die Energiebarriere hasserfüllt an. Der Körper des Sektenanführers war seit seiner Inhaftierung zu einer makaberen Mischung aus Mensch und Dämon, Mann und Frau mutiert. Die langen schwarzen Haare der Kreatur wanden sich von eigenem Leben erfüllt wie ein Schlangennest während eine Reihe kleiner Hörner aus seiner Stirn gesprossen waren. Vogelartige Füße und eine einzelne weibliche Brust vollendeten die unheilige Gestalt. „Schau, schau, hoher Besuch in meiner bescheidenen Zelle. Womit habe ich diese Ehre verdient?“ flötete der Besessne mit einer zarten weiblichen Stimme, in der ein Unterton mitschwang der jedem Zuhörer einen Schauer den Rücken hinabjagte. „Das ist kein Höfflichkeitsbesuch Dämon.“ gab Foster kalt zurück. Er spürte wie das Chaoswesen versuchte seine unheiligen Kräfte einzusetzen um in seinen Geist einzudringen. Der Großinquisitor sammelte seine psionischen Kräfte und reflektierte den mentalen Angriff nahezu mühelos. Befriedigt sah der Großinquisitor wie der Besessene zusammensank soweit es die schweren Handfesseln mit denen er an die Zellenwand gekettet war zuließen. Ein dünner Blutfaden lief aus seiner Nase. „Du bist schwach Kreatur. Deine dunkeln Meister haben dich verlassen während ich dem unsterblichen und ewigen Gott-Imperator diene und durch ihn meine Macht empfange. Noch solch eine Torheit und ich werde dich zerschmettern!“ Der Besessene lachte schwach. „Dein so genannter Gott ist nichts weiter als ein verwesender Fleischhaufen, am Leben gehalten von uralten Maschinen deren Funktionsweise selbst euren besten Gelehrten ein Rätsel ist. Nicht mehr lange und es geht zu Ende mit eurem jämmerlichen…“ Eine Kakophonie unmenschlicher Schreie halte durch das gesamte schwarze Schiff als Fosters Faust auf den Auslöser der elektrischen Impulsgeber hämmerte und mehrere gewaltige Stromstöße durch die Ketten und den Körper des Besessenen jagte. Rauchend brach der ehemalige Sektenführer zusammen. „Wage es nie, nie wieder solche Dinge in meiner Gegenwart auszusprechen Kreatur!“ zischte der Großinquisitor mit einer scharfen, leisen Stimme. Seine Hand schwebte noch immer über dem Auslöser. Tyron und Keenan hatten ihren Herren selten so aufgewühlt erlebt. Fosters Aufgebrachtheit war förmlich zu spüren. Der Besessene hing leblos an seine Ketten, Rauch stieg von seinem Körper auf. Keenan näherte sich dem Sicherheitsfeld „Ich glaube der ist hin. Sieht aus als hätten sie ihn gegrillt Mylord.“ Tyron brummte unverständlich. Langsam ließ die Wut in Lord Foster nach. Er massierte sich mit der linken Hand die Schläfe. Mittels seiner Kräfte sondierte er den Besessenen. Er konnte keine Präsenz mehr feststellen, weder eine Sterbliche noch eine Unsterbliche. „Also gut, schafft den Körper zum Cremator und verbrennt ihn. Verfahrt dann mit der Asche wie gewohnt.“ instruierte Foster seine Gefolgsmänner und wandte sich zum Gehen. Dämonen waren hinterlistig, manchmal gaben sie den Tod ihrer Wirte vor um ihre Gegner in Sicherheit zu wiegen oder provozierten ihn sogar um anschließend aus der Leiche hervorzubrechen um ihre Feinde auf dem falschen Fuß zu erwischen. Keenan deaktivierte das Sicherheitsfeld. „Komm Tyron, hilf mir mal. Der Bastard ist schwerer als er aussieht.“ Der schwarzgewandete Kreuzritter machte Anstalten der Bitte des Weißgewandeten nachzukommen. Damian Foster hörte das Klicken der ersten Handfessel. „Hey, schon seltsam das der hier so schnell abgetreten ist oder Tyron? Der letzte Besessene, erinnerst du dich noch an den?“ meinte Keenan. Der schwarze Kreuzritter lachte trocken „Ja, wie könnte ich den vergessen? Was hat der alles eingesteckt? Einen direkten Kopftreffer aus nem Plasmawerfer, Unmengen Laserfeuer, Granattreffer…“ „Nicht zu vergessen das er dein Schwert im Herz stecken hatte.“ ergänzte Keenan Tyrons Auflistung. „Oh ja, stimmt! Fast vergessen.“ Die zweite Handfessel öffnete sich klackend. „Der hier ist wirklich ungewöhnlich schnell gestorben.“ Foster fuhr wie vom Blitz gerührt auf der Türschwelle herum „Tyron! Keenan! Raus da!“ Noch bevor er die Warnung beendet hatte kam Leben in den scheinbar toten Körper. Unkontrollierte Muskelzuckungen ließen den mutierten Leib erbeben, kurz bevor er wie eine blutige Blüte aufplatze und seinen tödlichen Inhalt freigab. Die Dämonette schleuderte Keenan in derselben Bewegung mit ihrer klauenförmigen Rechten gegen die Zellenwand in der sie aus dem Brustkorb ihres Wirtes hervor brach. Reglos sank der Kreuzritter zu Boden. Tyron zog sein Schwert und führte die Bewegung in einem flüssigen Hieb zu Ende die die Slaaneshdämonin hätte köpfen müssen aber die Klinge fuhr einfach widerstandslos durch den Nacken der Kreatur. Hohnlächelnd beantwortete die Dämonette den Angriff mit einem Klauenhieb der tiefe Kratzer in Tyrons Brustpanzer hinterließ und ihm den Helm vom Kopf riss. Das ganze geschah mit einer derart unglaublichen Eleganz und Geschwindigkeit das Lord Foster dem Geschehen kaum folgen konnte. Innerhalb weniger Augenblicke hatte diese Dämonin die beiden kampferfahrenen Veteranen überwältigt. Sie drehte sich zum Großinquisitor um. Das Blut ihres Wirtes bildete einen starken Kontrast zu ihrer makellosen Alabasterhaut, in den vollkommen schwarzen Augen glomm eine Mischung aus grenzenlosem Verlangen und mörderischem Hass. Mit einer unnatürlich langen Zunge leckte die Dämonette sich genießerisch das Blut von ihrer insektoiden Klaue. Foster streckte die Hand aus. „Bis hierhin und nicht weiter Dämon!“ Amüsiert kichernd näherte sich das immaterielle Wesen dem Großinquisitor mit lasziven Hüftschwüngen „Willst du mich etwa mit bloßen Händen aufhalten Sterblicher?“ wollte es mit einer betörenden Stimme wissen. „Mehr ist für deinesgleichen nicht nötig!“ „Ach wirklich?“ Die Dämonette stand nun so dicht vor Lord Foster das seine ausgestreckte Hand auf ihrer Brust lag „Komm schon Sterblicher, gib deinen Widerstand auf. Gib dich lieber der Sünde hin und genieße ungeahnte Freuden.“ Sie setzte einen Schmollmund auf und bewegte die Schultern leicht hin und her „Gib es zu Mensch, es fühlt sich gut an nicht wahr?“ Foster funkelte das Warpwesen kalt an. „Vergehe!“ brüllte er als plötzlich psionische Energien seinen Arm entlang tosten und in den für gewöhnliche Waffen unverwundbaren Körper der Dämonette eindrangen. Die Kreatur kreischte schmerzerfüllt auf als die weißen Seelenblitze sie durch den Raum gegen die Rückwand der Zelle schleuderten und ihr Fleisch verkohlen ließen. „Zurück in die dunkeln Abgründe der Hölle die dich ausgespieen hat Dämon!“ zischte Foster während sich die Dämonin unirdisch kreischend unter den psionischen Blitzen wand die ihren Körper immer weiter auflösten bis nichts weiter zurückblieb als eine Wolke nach Moschus riechenden Dampfes die sich auch rasch verflüchtigte. Lord Foster verschwendete keinen Gedanken mehr an das Chaoswesen und kümmerte sich um die beiden Kreuzritter. Routiniert fühlte er ihren Puls. Sehr zu Fosters Erleichterung ging er zwar schwach aber regelmäßig. Der Großinquisitor aktivierte seinen Kommunikator und klinkte sich in den internen Funkverkehr der Tabula Rasa ein. „Hier spricht Großinquisitor Foster. Ein Sanitäterteam zu Sicherheitszelle 329. Und ein wenig Beeilung bitte.“ „Jawohl Herr.“ rauschte die Antwort prompt durch den Äther. „Ha! Drei Primarchen. Nehmt das und heult Leute!“ Mit einem breiten Grinsen knallte Dorian die drei Spielkarten auf die Tischplatte und griff nach dem Münzenhaufen der zwischen den vier Kartenspielern lag. „Wie bitte? Schon wieder?“ Lisk starrte ungläubig auf die drei abgegriffenen Karten auf denen Lehmann Russ, Vulkan und Alpharius abgebildet waren. „Du betrügst doch Dorian!“ giftete Snipes „Das ist schon die fünfte Runde die du hintereinander gewinnst!“ Der Soldat sah seinen Kumpan mit einem charmanten Grinsen an „Die Götter sind nun mal auf meine Seite Alter.“ Ein amüsiertes Kichern kam von Zane, dem Vierten in der Runde. „Nicht so schnell Dorian. Schau mal was ich hier habe.“ „Na dann zeig mal her.“ meinte Dorian siegessicher. Zane legte mit einem maliziösen Lächeln zwei Karten vor sich auf den Tisch. „Bitte schön, der Imperator und Horus. Tja, sieht aus als hätte ich gewonnen Dorian.“ Was?“ Dorian entgleisten sämtliche Gesichtszüge als er das höhere Blatt sah. „Khorne soll dich holen du Drecksack!“ keifte er während Zane mit gelassener Ruhe den Pott einstrich. Hastig griff er nach einer Münze die noch in der Tischmitte lag. Snipes griff das Handgelenk seines Kameraden „Nicht so schnell Mann. Zane hat klar gewonnen.“ „Das ist mir doch scheißegal! Das ist meine letzte Kohle. Her damit… du…“ Es entstand ein wüstes Gerangel und plötzlich lagen zwei weitere Primarchen auf der Tischplatte. Teil 2 des Kapitels ist in Arbeit^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)