Contrasts von Seira-sempai (The difference between us) ================================================================================ Kapitel 20: Fieber ------------------ Als wir das Schulgelände erreichten, bot sich uns ein merkwürdiges Bild. Auf dem Lehrerparkplatz befand ein schwarzer Luxuswagen, der mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht hier her gehörte. Vor dem Fahrzeug standen Akira und dessen Vater. „Siehst du?“, flüsterte ich leise zu Daisuke, „Du has überreagiert. Ihm geht es gut.“ Mein Klassenkamerad reagierte nicht darauf, sondern starrte seinen besten Freund an. „Lass mich endlich damit in Ruhe!“, schrie Akira in diesen Augenblick! Sein Vater schüttelte den Kopf. „Wenn ich sage, du wirst ihn nie wieder sehen, dann hast du dich gefälligst auch daran zu halten und mir nicht zu widersprechen!“, erwiderte er in gleicher Lautstärke. Akira ballte seine Hände zu Fäusten. „Daisuke ist mein bester Freund. Ich denke nicht einmal im Traum daran, ihn aufzugeben! Nicht jetzt, wo ich ihn endlich wiederhabe!“ Ich zuckte zusammen. So wütend hatte ich den Erben des Wassers noch nie gehört. Es schien ihn wirklich sehr mitzunehmen. „Was hast du gerade gesagt?!“ Jetzt tobte Akiras Vater. „Du wirst jetzt sofort in die Schule gehen und dich abmelden! Hast du mich verstanden?!“ Er griff nach der Schulter seines Sohnes und zerrte ihn eher unsanft einige Schritte in Richtung Schuleingang. „Das werde ich nicht!“ Akira riss sich los. „Ich werde nicht mit euch wieder zurückgehen! Ich bleibe hier, bei meinen Freunden!“ Der Kaiser des Wassers holte aus und war gerade dabei, seinen Sohn für diese Worte zu schlagen, als es Daisuke zu viel wurde und er eingriff. „Hören Sie sofort damit auf!“, rief er uns stellte sich zwischen die beiden. Die Hand von Akiras Vater stoppte und er starrte den Erben der Elektrizität zornentbrannt an. „Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!“ „Es geht mich sehr wohl etwas an.“, widersprach Daisuke, „Wenn mein bester Freund gegen seinen Willen gezwungen wird, einfach zu gehen.“ „Daisuke hat recht.“ Ist stimmte meinem Klassenkameraden zu, während ich auf ihn zuging. „Meinen Sie nicht, Akira ist inzwischen alt genug, um allein auf sich aufpassen zu können? Sie brauchen nicht alle Entscheidungen für ihn zu treffen. Er kann selbst denken.“ Das Gesicht des Mannes nahm einen noch zornigeren Ausdruck an und in seinen Augen stand der blanke Hass. „Was bildest du dir eigentlich ein?“ Wissend, dass Daisuke schon sagen würde, wenn ich zu weit ging, hob ich meine Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte, ich weise Sie netterweise darauf hin, dass Ihr Sohn in der Lage ist, selbstständig zu denken. Ihnen scheint das ja noch nicht aufgefallen zu sein…“ Akiras Vater klappte der Mund auf. Doch entgegen allen Erwartungen konterte er meine Anspielung nicht mit einer Drohung. „Du- Wenn ich- Was bildest du-“ „Da hat Ren es Ihnen aber gezeigt.“ Breit grinsend stellte Isamu sich neben mich und Naoki tat es ihm gleich. „Was mischt ihr euch da ein?“, brüllte der Kaiser des Wassers, „Wisst ihr überhaupt worum es geht?“ Isamus Grinsen wurde breiter und er schaute den Mann siegessicher an. „Ja. Sie haben vor, einen Freund unseres Bosses“, er zeigte auf mich, „zu verschleppen. Und es ist auch nicht so, dass es uns nichts angeht.“ Naoki nickte zustimmend. „Wissen Sie, uns von der Widerstandsbewegung liegt nicht besonders viel an den Kaisern und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, wir wünschten nicht ihren Tod. Allerdings zwingen uns die Umstände im Moment, diese Feindschaft zu ignorieren und uns für eine begrenzte Zeit nicht zu bekämpfen.“ Zuerst zeigte sich in dem Gesicht des Mannes keine Reaktion, dann schlug er wütend gegen sein Auto, ehe er sich wieder an seinen Sohn wandte. „Mach doch was du willst! Aber wage es ja nicht, noch einmal zurückzukommen oder dich in meinem Haus blicken zu lassen!“ Mit diesen Worten stieg er in den Luxuswagen, startete ihn und fuhr vom Parkplatz, ohne noch einmal zurückzusehen. Akira senkte seinen Blick und starrte auf den Boden. Es schien fast, als versuchte er damit, seine Emotionen zu verbergen. Aber recht gut gelang es ihm nicht. Daisukes Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck, aber trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln als er seinem besten Freund Trost spendend die Hand auf die Schulter legte. „Danke.“, flüsterte der Erbe des Wassers auf diese kleine Geste hin und zum ersten Mal konnte ich keine Arroganz in seiner Stimme hören. Er klang einfach nur noch traurig und verletzt. Ein gequältes Lächeln erschien auf seinem Gesicht während er weiterhin auf den Boden starrte. Mit jeder Sekunde, in der Akira sich nicht aufführte, wie ein verzogenes Gör, begann das Bild, was ich bis jetzt von ihm gehabt hatte, zu schwanken. Ich erkannte ihn kaum wieder. Es war fast, als hätte man ihn ausgetauscht. Neben mir entfernten sich Naoki und Isamu langsam von uns und liefen in die Richtung des Schulgebäudes, welches sie wenig später betraten. Ich sah ihnen hinterher. Eigentlich hätten wie jetzt eine Stunde Mathe gehabt, aber da sich der Lehrer heute auf einer Weiterbildung war, hatte die Schulleitung sich dazu entschieden, dass wir als Ersatz eine Stunde Deutsch machen sollten. Wirklich dankbar war ihnen dafür keiner, denn anschließend folgten zwei weitere Unterrichtsstunden dieses Faches. „Komm.“, flüsterte Daisuke nach einer Weile zu seinem besten Freund, „Gehen wir rein. Der Unterricht fängt gleich an.“ Der Erbe des Wassers nickte. „Das wäre vielleicht besser.“ Wortlos folgte ich den beiden ins Klassenzimmer, hielt aber etwas Abstand, da es Akira sicher nicht angenehm war, zu viele Leute um sich herum zu haben. Vielleicht hatte ich auch einfach Angst und näherte mich ihm deswegen nicht. Wenn ich ehrlich war, wusste ich so gut wie gar nichts über ihn. Bis vor kurzem hatte ich ja noch nicht einmal gewusst, dass Akiras richtiger Nachname nicht Honda war, sondern Mizu. Das hatte mir Daisuke erzählt. Ich setzte mich auf meinen Platz und packte die Unterrichtsmaterialien aus meiner Schultasche. Da ich das Buch wie immer zu Hause gelassen hatte, es war mir einfach zu dick und zu schwer, um es mit mir herumzuschleppen, bestanden diese nur aus Hefter, Hausaufgabenheft und Federkästchen. Obwohl ich auf das Hausaufgabenheft auch gut verzichten konnte, ich benutzte es ja eh nie und die Hausaufgaben schrieb ich immer früh vor dem Unterricht ab, was ich jetzt auch schleunigst tun sollte. „Isamu?“, fragte ich und sah meinen Klassenkameraden mit Hundeaugen an. „Hatten wir Hausaufgaben auf? Darf ich sie von dir abschreiben?“ Der Angesprochene zog seufzend einige Hefter aus dem Ranzen und hielt sie mir vor die Nase. „Beeil dich aber. Wenn der Lehrer reinkommt, will ich sie wiederhaben.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schnell blätterte ich in den Heftern auf die richtigen Seiten auf und begann, alles abzuschreiben. Auf mein Schriftbild achtete ich nicht wirklich, dazu hatte ich keine Zeit. Aber jetzt mal Ehrlich, wer achtete schon an einem Dienstag Morgen darauf, dass er ordentlich schrieb? Zu meiner Überraschung hatten wir in allen Fächern nur kehr kleine Haisaufgaben auf gehabt, die sich in wenigen Stichpunkten und Sätzen erledigen ließen. So schaffte ich es, dass ich zum Stundenklingeln gerade das letzte Wort zu Ende schrieb. Grinsend reichte ich Isamu seine Hefter zurück. „Danke. Dafür hast du was gut bei mir.“ „Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück.“, antwortete er mir. Unsere Deutschlehrerin betrat das Zimmer. Wie immer hatte sie ihr Blondes Haar streng nach hinten gebunden und trug farblich überhaupt nicht zusammenpassende Klamotten. Heute hatte sie sich für einen dunkelgrüne Jeans und eine blau-gelb karierte Bluse entschieden. Das ganze wäre noch halbwegs erträglich gewesen, wäre da nicht die Kette aus den großen rosa Perlen um ihren Hals und die hellgrüne Strickjacke, die sie mit offen gelassenem Reißverschluss über der Bluse trug. „Wenn sie noch einen pinken Hut aufsetzt, wird jeder Zirkus sie mit offenen Armen empfangen…“, murmelte Isamu, dem das äußere Erscheinungsbild unserer Lehrerin offensichtlich auch zuwider war. Ich kicherte. „Oder sie würden kreischend wegrennen, weil selbst sie nicht so viele Farben auf einmal vertragen.“ Mit einem Räuspern machte sie Lehrerin darauf aufmerksam, dass sie den Unterricht gern beginnen würde, woraufhin wir uns schwerfällig von unseren Plätzen erhoben. Nach der üblichen Begrüßung ließen wir und wieder auf unsere Plätze fallen. Danach ging es weiter mit der Kontrolle der Hausaufgaben, die dank Isamu jetzt auch in meinem Hefter standen. Die Lehrerin lief durch das Klassenzimmer und überprüfte, ob jeder sie gemacht hatte. Na ja, eigentlich schaute sie nur, ob die Schüler etwas im Hefter stehen hatten. Was es war, war erst mal zweitrangig. „Da wir heute drei Stunde miteinander haben, habe ich mir gedacht, wir lockern das Ganze durch eine Gruppenarbeit etwas auf.“, meinte sie, als sie fertig war, „Findet euch jeweils zu Gruppen mit vier oder fünf Personen zusammen.“ Isamu rüttelte Naoki, der wie immer schlief, wach und drehte sich zu mir um. „Wen nehmen wir noch mit rein?“ „Keine Ahnung.“ Ich hob meine Schultern. „Vielleicht Daisuke und Akira?“ „Okay.“ Mein Klassenkamerad winkte die beiden zu sich. Wir hatten gerade zwei Tische zusammengeschoben und uns gesetzt, als die Lehrerin auch schon die Aufgabenstellungen austeilte. „Jede Gruppe bekommt eine andere Szene aus Romeo und Julia. Ihr werdet sie umschreiben und morgen den anderen vorspielen. Wenn ihr wollt, dürft ihr euch auch verkleiden.“ Sie teilte die Blätter aus, die die jeweiligen Szenen enthielten. Ich warf einen Blick auf unsere und schnitt eine Grimasse. „Hat irgendwer besondere Wünsche, wen er spielen möchte?“ „Hier!“, rief Isamu und deutete auf Akira, „Er möchte unbedingt eine weibliche Rolle spielen.“ Daisuke lachte. „Die langen Haare dafür hat er ja…“ Naoki schaute und schlaftrunken an. „Habe ich irgendetwas verpasst?“ „Nein, hast du nicht.“, antwortete Akira, bevor die anderen überhaupt die Chance hatten, etwas zu sagen, und warf ihnen vernichtende Blicke zu. Isamu verschränkte grinsend seine Arme hinter dem Kopf. „Jetzt stell dich mal nicht so an. Das war doch nur Spaß.“ „Ihr seid ja nicht mehr zum aushalten.“, seufzte ich und griff mir an die Stirn, „könnt ihr euch auch mal nicht streiten?“ „Nimm die beiden nicht so ernst. Du weißt doch, wie sie sind.“, redete Daisuke auf mich ein. Ich reichte den anderen die Geschichte, die ich in der Zwischenzeit kurz überflogen hatte. „Sagt euch ‚Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral’ etwas?“ Es folgte ein synchrones Kopfschütteln. Isamu griff nach dem Zettel und las ihn durch. „Schade.“, meinte er nach einer Weile, „Es gibt keine Frauenrolle für Akira.“ Dafür fing er sich den nächsten wütenden Blick vom Erben des Wassers, was ihn aber nicht weiter zu stören schien. „Können wir jetzt anfangen?“, fragte Daisuke, der einen amüsierten Blick auf Naoki warf, der schon wieder eingeschlafen war. Er hatte seine Arme auf dem Tisch liegen und den Kopf darauf platziert. Unsere Deutschlehrerin ging durch die Reihen, um zu überprüfen, ob wir auch arbeiteten. Kaum näherte sie sich unserem Tisch, taten Isamu und Daisuke sofort so, als würden sie angestrengt über das Schriftstück diskutieren. Die Lehrerin nahm das mit einem Lächeln zur Kenntnis und ging weiter, allerdings nicht, ohne Naoki vorher noch einmal enttäuscht anzusehen. „Was machen wir eigentlich mit Dornröschen?“ Daisuke hatte sich dazu durchringen können, seine Gedanken laut auszusprechen. Ich kicherte und meine Klassenkameraden lachten. Danach begannen wir mit der Ausarbeitung unseres Stückes, in dem Naoki die Hauptrolle bekam, da er perfekt in diese passte. Er musste ja nur faul rumliegen und tun als würde ihn nichts interessieren, also einfach er selbst sein. Nur einschlafen durfte er nicht. Nachdem wir uns von der Lehrerin die Erlaubnis geholt hatten, gingen wir in ein anderes Zimmer und begannen, unser Stück zu proben. Gerade spielten Akira, Isamu und Naoki, als der Erbe des Wassers auf einmal beachtlich schwankte und sich an der Wand abstützte. „Akira!“, rief Daisuke den Namen seines besten Freundes besorgt und rannte auf ihn zu. Da war der Erbe des Wassers auch schon zusammengebrochen. „Akira!“ Jetzt waren auch die anderen besorgt. Sogar Naoki erwachte aus seinem Schlaf und begutachtete den jetzt am Boden liegenden Sohn des Kaisers des Wassers. Daisuke kniete sich neben seinem besten Freund auf den Boden und rief dessen Namen. Als Akira darauf nicht reagierte, drehte er ihn auf den Rücken, nur um ihm kurz darauf die Hand auf die Stirn zu halten. „Scheiße, er glüht ja richtig.“ Isamu überprüfte kurz die Aussage des Erbens der Elektrizität, ehe er aus mit einem „Ich sag der Lehrerin bescheid. Sie muss den Notarzt rufen!“ aus dem Zimmer stürmte. Naoki sah ihm hinterher, sagte aber nichts und machte auch keine Anstalten, ihm zu folgen. Ich ging langsam auf Daisuke zu, ehe ich mich neben ihm hinkniete. Auch wenn ich es mir nicht unbedingt anmerken ließ, machte ich mir Sorgen um den am Boden liegenden Idioten. Wenn ich die Situation richtig verstand, dann hatte Akira hohes Fieber und war wahrscheinlich deswegen zusammengebrochen. Unklar war mir allerdings, wieso er nichts davon gesagt hatte. In diesem Augenblick öffnete der Erbe des Wassers seine Augen. Er blinzelte ein paar Mal, bevor er sich verwirrt umsah. „Akira…“ Daisuke atmete erleichtert aus. Der Angesprochene versuchte, sich aufzusetzen, schaffte es aber nicht, weswegen er sich nach einigen Versuchen wieder zurücklehnte. „Was ist passiert?“, fragte er. „Du bist zusammengebrochen.“, erklärte ich ihm. Hinter mir nickte Naoki zustimmend. Ich hatte keine Ahnung, wie er da hingekommen war, aber es interessierte mich auch nicht wirklich. Wichtig war, dass es Akira wieder etwas besser zu gehen schien. Daisuke schaute ihn streng an. „Du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt. Wenn es dir nicht gut geht, dann mach gefälligst den Mund auf und teil es den anderen mit!“ Unsere Deutschlehrerin betrat gemeinsam mit Isamu das Zimmer. Ihr folgte ein Mann in einem leuchtend orangen Anzug, von dem ich annahm, dass er der Notarzt war. Schnell stand ich auf, um ihn an Akira heranzulassen. Daisuke tat es mir gleich, beobachtete seinen besten Freund aber weiterhin besorgt. Der Notarzt ging zügig auf seinen Patienten zu und begann, ihn zu suchen. „Das sieht nicht gut aus.“, sagte er nach einer Weile, „Der Junge hat über vierzig Grad Fieber. Er muss sofort ins Krankenhaus!“ Daisuke, Isamu, Naoki und ich wurden aus dem Zimmer geworfen, weswegen wir zurück zum Rest der Klasse gingen. Während wir den Korridor entlangliefen, sahen wir, wie Akira in einen Krankenwagen transportiert wurde. „Das war echt heftig.“, sagte Naoki erstaunlich ernst, woraufhin wir ihn verwundert ansahen. Gewöhnlich sprach er nicht viel und erst recht nicht so offen. Isamu nickte. „Das kannst du laut sagen. Hoffentlich ist er okay.“ Naoki schaute seinen besten Freund etwas erbost an. „Sag jetzt nicht, dass du dir Sorgen um einen Sohn der Kaiser machst. Auch wenn wir im Moment zusammenarbeiten, weil uns die Umstände dazu gezwungen haben, sind wir noch immer Feinde. Vergiss das nicht!“ „Schon klar.“ Isamu hob abwehrend die Arme. „Aber meinst du nicht auch, dass sich das in Zukunft ändern könnte? Ich meine, was geschehen ist, ist geschehen. Es ist keine Lüge, zu sagen, dass wir in der Vergangenheit nicht besonders gut mit ihnen ausgekommen sind, aber vielleicht ändern sich die Dinge ja.“ „Worauf willst du hinaus?“, hakte Naoki nach. Isamu blieb stehen und lehnte sich gegen die Wand, weswegen wir gezwungenermaßen auch anhielten. Er ließ seine Hände in den Hodentaschen verschwinden, als er mit ernster Miene antwortete: „Obwohl Daisuke einer der Kaiser ist, habe ich kein Problem damit. Vielleicht liegt es daran, dass er noch nicht den Platz seines Onkels eingenommen hat. Aber selbst wenn er das tun, was in absehbarer Zeit der Fall sein wird, glaube ich, dass wir weiterhin miteinander auskommen können. Mit Akira sehe ich die Sache ähnlich.“ Naoki seufzte. „Du bist also dafür, dass wir nach dem Ablaufen des Bündnisses nicht wieder gegen die Kaiser kämpfen? Bist du übergeschnappt? Du weißt, dass das nicht geht. Wer soll die Kaiser in ihre Schranken weisen, wenn wir es nicht tun?“ „So habe ich das auch gar nicht gemeint!“, rief Isamu, „Ich weiß, dass sich an unserer Feindschaft zu den Kaisern nichts ändern wird. Ich dachte nur, wir könnten vielleicht bei Daisuke und Akira eine kleine Ausnahme machen. Du weißt schon… So lange sie ihr Land ordentlich führen und die Bevölkerung nicht tyrannisieren und so lassen wir sie in Ruhe.“ „Ich werde darüber nachdenken.“, entgegnete Naoki, bevor er sich von uns abwandte und zurück ins Deutschzimmer ging. Daisuke und ich sahen ihm verwundert hinterher, bevor sich der Erbe der Elektrizität an ihn wandte. „Hast du das eben ernst gemeint?“, fragte er ungläubig. „Ja, habe ich.“, antwortete Isamu. Auf Daisukes Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. „Sollte es dazu kommen… Solltet ihr die Angriffe auf das Reich der Elektrizität und das Reich des Wassers einstellen, dann seit ihr herzlich bei mir willkommen. Ihr dürft das Land dann betreten und verlassen, wann ihr wollt, ohne in irgendwelche Konflikte zu geraden.“ „Wenn du noch eine kostenlose Übernachtung im Palast drauflegst, sorge ich dafür, dass Naoki euch den Friedensvertrag persönlich unterschreibt.“, scherzte Isamu. Daisuke lachte. „Kein Problem.“ „Da das jetzt geklärt ist.“, unterbrach ich die beiden, „Könne wir zurück ins Zimmer gehen? Nicht, dass wir noch vermisst werden.“ Wir gingen zurück ins Zimmer und setzten uns auf unsere Plätze. Einige unserer Mitschüler warfen uns verwunderte oder neugierige Blicke zu, aber wir beachteten das nicht weiter. Sie wollten doch eh nur wissen, was mit Akira los war. Und da wir das selbst nicht wussten, konnten wir ihnen ihre Fragen nicht beantworten, deswegen ließen wir sie uns gar nicht erst fragen. Ich stützte meinen Oberkörper auf der Bank auf und seufzte. Hoffentlich hatte Akira nichts Ernstes. Aber wenn ich ehrlich war, hatte das vorhin ganz schön übel ausgesehen, als er einfach so zusammengebrochen war. Daran würde ich mich noch lange erinnern. Nach einigen Minuten kam auch die Deutschlehrerin zurück. Ihr Gesicht hatte sämtliche Farbe verloren, woraus ich schloss, dass sie genauso erschrocken gewesen war, wie wir. Allerdings bemühte sie sich sehr, sich nichts anmerken zu lassen. Gerade wollte sie mit dem Unterricht fortfahren, als es klingelte. Im Zimmer war es so leise gewesen, dass der einige zusammengezuckt waren, doch sie störten sich nicht weiter daran, sondern stopften ihre Sachen in den Ranzen und verließen eilig das Zimmer. Man konnte ihnen regelrecht ansehen, wie froh sie waren, dass der Unterricht endlich zu Ende war. Daisuke, Isamu, Naoki und ich taten es ihnen gleich. Allerdings war uns das Unterrichtsende eher gleichgültig, denn wir machten uns viel zu viele Sorgen um Akira, als dass wir es hätten genießen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)