Frühlingserwachen von Hakura-chan ================================================================================ Der perfekte Plan ----------------- Der perfekte Plan Langsam schlug er die Augen auf und sah sich desorientiert um. Vermutlich war er irgendwann in der Nacht über seinen Papieren eingeschlafen; ein Fehler, der ihm nicht hätte unterlaufen dürfen: Immerhin lief ihm die Zeit langsam davon und er war seinem Ziel noch keinen Einzigen Schritt näher gekommen! Er knurrte genervt auf und strich sich verschlafen durch das schwarze Haar. Sein Blick wanderte zu dem Stapel Papier, auf dem er bis eben noch gelegen hatte. Das oberste Blatt zierten wilde Tintenkleckse, die die enge, geschwungene Schrift kaum noch lesbar machten. Noch einmal las er sich durch, was er am Abend zuvor geschrieben hatte. Nein, so konnte es nicht gehen, das war zu einfach, viel zu einfach - viel zu schlecht! Mit einem Laut der Frustration fegte er die Papiere vom Tisch. Sie gesellten sich zu den unzähligen Plänen, die er bereits erdacht und ebenso schnell wieder verworfen hatte. Sein Zimmer glich inzwischen einem Schlachtfeld, der gesamte Boden war bedeckt mit engbeschriebenen Pergamenten. Knietief sank er darin ein, als er aufstand, um sich neues Papier zu besorgen. "Verdammter Potter!", grummelte er wütend und öffnete seinen Sekretär, "Diesmal werd' ich ihn büssen lasen...". Auf seinen Lippen erschien ein amüsiertes Grinsen. Ja, endlich bot sich ihm eine Möglichkeit, den Bengel ganz offiziell büssen zu lassen, ohne dafür selbst bestraft werden zu können; nur dass er nicht vorher schon auf diese Idee gekommen war, ärgerte ihn sehr. Mit einem neuen Stapel Papier bewaffnet, watete er zu seinem Schreibtisch zurück. Seufzend tauchte er die Feder in das Tintenfass und begann wieder zu schreiben. In Windeseile floß eine neue Idee auf das Papier, ein neuer Plan, akribisch ausformuliert, um ja nichts dem Zufall zu überlassen. Fast schien es so, als wolle er gar nicht mehr aufhören, Seite um Seite füllte sich. Als er den letzten Punkt gesetzt hatte, legte er ehrfurchtsvoll schweigend die Feder beiseite und starrte hinab auf das Geschriebene. Ein Funkeln lag in seinen Augen. Ja, das war er, der perfekte Plan! Endlich konnte es also beginnen... Wie hypnotisiert starrte er auf den Becher mit Kürbissaft, der vor dem jungen Gryffindor stand. Er leckte sich die spröden Lippen und lehnte sich angespannt vor, die lärmenden Schüler in der große Halle nicht einmal bemerkend, die sich lachend gegenseitig Streiche spielten. In seiner Robentasche hielt er die nun leere Phiole umklammert; es war so einfach gewesen, fast schon kinderleicht, ihm den Trank unterzujubeln - jetzt musste Potter nur endlich trinken! Je mehr Minuten verstrichen, in denen er seinen Kürbissaft nicht eines einzigen Blickes würdigte, desto unruhiger wurde Severus. Er biss such auf die Unterlippe, um nicht laut zu fluchen. Schweißperlen traten auf seine Stirn. Seine Hände umkrampften die Tischkante, seine Schultern begannen zu beben. Da! Endlich griff Potter nach dem Glas, noch immer in ein munteres Gespräch mit seinen Freunden vertieft. Er führte es an seine Lippen, hielt jedoch mitten in der Luft inne, lautstark lachend; das Wiesel schien gerade einen Witz erzählt zu haben. Verdammt! Nun mach endlich!, dachte Severus und biss die Zähne zusammen. Er war so kurz vor dem Ziel - und dann hielt der Bengel doch noch alles auf, nur weil er sic nicht von dem Gespräch mit seinen Freunden losreißen konnte. Das war doch einfach nicht auszuhalten! Am liebsten hätte Severus sich die Haare gerauft vor Frustration! Auf einmal fühlte sich seine Kehle staubtrocken an. Er stürzte seinen Kaffee in einem Zug herunter, doch das half nichts gegen seine trockenen Lippen. Sich räuspernd richtete er seinen Blick wieder auf den Gryffindortisch. Ha! Jetzt war es wirklich soweit, jetzt würde Potter endlich den Kürbissaft trinken - und Severus Plan würde aufgehen! Er hob wieder das Glas - doch Sekunden bevor der Saft seine Lippen auch nur berührte, griff Ron danach, auf einmal schrecklich durstig geworden, und trank das Glas leer. Die Wirkung des Trankes setzte fast automatisch ein: Wo vorher noch ein Lachen im Gesicht des Rothaarigen gelegen hatte, erschien jetzt ein merkwürdig leerer Gesichtsausdruck. Er verzog das Gesicht, als ein plötzlicher Kopfschmerz seine Schädeldecke bersten zu lassen schien. Bebend sprang er auf, krümmte sich gleich darauf am Boden zusammen. Dann drang ein spitzer Schrei über seine Lippen. In der großen Halle war es inzwischen still geworden. Die Augen aller hatten sich auf den Gryffindortisch gerichtet. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Halle, als Ron langsam wieder aufstand: Anstelle seiner Ohren ragten nun lange Hasenohren über seinen Kopf hinaus, seine Schneidezähne ragten merkwürdig verlängert über seine Unterlippe; das Bild wurde abgerundet von einem Puschelschwänzerl. In der darauf folgenden Totenstille hallte Severus Aufspringen seltsam laut nach. Zwischen seinen zusammengekrampften Fingern zerbrach ein Wasserglas; er bemerkte das Blut nicht einmal, das u Boden tropfte. An seiner Schläfe pochte eine Ader. Hätten Blicke töten können, wären jetzt mit einem Schlag ausnahmslos alle Bewohner Hogwarts tot umgefallen; so schraken nun lediglich die Schüler vor seinem mörderischen Blick zurück, als er aus der großen Halle stürzte, in dem Versuch, noch das letzte Bisschen seiner Selbstbeherrschung zu retten. Das konnte - nein, das DURFTE einfach nicht wahr sein! Wie konnte dieser elende Bengel nur so viel Glück haben? Wie zum Teufel konnte es passieren, dass er es in einer halben Stunde nicht schaffte, seinen Kürbissaft zu trinken - um damit Severus schönen Plan ruinierte, für dessen Planung er sich so viele Nächte um die Ohren geschlagen hatte?! Ein Bild löste sich aus seiner Haltung an der Wand und fiel zu Boden, als er krachend seine Bürotür hinter sich ins Schloß fallen ließ. Noch immer war der Zimmerboden bedeckt mit Pergamenten, aber er stieg einfach über sie hinweg. Mit einer unwirschen Bewegung fegte er seinen Schreibtisch leer. Er hatte den Drang, etwas zu zerstören, seine Wut an irgendetwas auszulassen. Dunkel Flecken breiteten sich auf den Holzdielen aus, als er das Tintenfass fallen liess. Die Tinte vermischte sich mit seinem dunkelroten Blut, das munter weiter gen Boden tropfte. Erst jetzt bemerkte er den pochenden Schmerz in seiner Hand. Er blinzelte einige Male, irritiert, ehe er ins Badezimmer ging und seine Hand unter den Wasserhahn hielt. Sein Ärger floß mit seinem Blut aus seinem Körper und den Abfluß hinab. Er wurde wieder ruhiger. Während er sich die Hand verband, konnte er so langsam wieder klar denken. Er atmete tief ein und aus. Na gut. Sein Plan war gescheitert. Fein. Aber der Tag war noch lange nicht vorbei, und er hatte immer noch die Möglichkeit, Potter den Trank irgendwie unterzujubeln! Er hatte den Ahnungslosen gespielt, als Dumbledore ihn nach einem Gegenmittel für das Wiesel gebeten hatte; er müsse erst einmal herausfinden, worum es sich handle und so weiter... Während Dumbledore - gutgläubig darauf vertrauend, dass Severus sich um diese Angelegenheit kümmern würde, ohne dabei jedoch seine Lehreraufgaben zu vernachlässigen - wieder in sein Büro zurückgekehrt war, hatte Severus sich einen Plan zurechtgelegt, mit dem er seinen Trank dem Bengel auch im Unterricht unterjubeln konnte. Er betrachtete die leeren Plätze vor sich; der Unterricht hatte bereits vor zehn Minuten begonnen, und Potter mitsamt Goldenem Trio hatten ich - im Gegensatz zu den anderen Schülern - noch immer nicht herbequemt. Ein Grinsen schlich flüchtig über seine Lippen. Oh ja, das würde ein Nachspiel haben - und der Punktestand der Gryffindors würde danach nicht mehr ganz so rosig aussehen... "Sie können jetzt beginnen!", erklärte er den anwesenden Schülern und deutete an die Tafel, "Sicherlich dürften Sie dazu in der Lage sein, diesen Anweisungen zu folgen...". Während die Schüler sich um das Vorratsregal drängten, um sich die nötigen Zutaten zu holen, öffnete sich die Türe und Harry und Hermine betraten leise den Raum; sie hatten Ron in den Krankenflügel begleitet, da er sich in seinem Zustand nicht unter Menschen traute. "Ah, wen haben wir denn da?! Mr.Potter und Miss Granger! Beehren Sie uns also auch mal wieder mit Ihrer Anwesenheit? Oder sind Sie noch immer nicht imstande, eine Uhr zu lesen und kommen deshalb zu spät?", schnarrte Severus und blickte die beiden kalt an. Harry versuchte, sich zu erklären, scheiterte jedoch kläglich; der Tränkemeister schnitt ihm unwirsch das Wort ab. "Sparen Sie sich Ihre Ausreden, Mr. Potter, ich bin es leid! Das macht dann 50 Punkte Abzug - für jeden von Ihnen!". Entsetzen breitete sich auf den Gesichtern der beiden aus. "Aber...das kann doch nur ein schlechter Scherz sein?!", stammelte Harry hilflos und tauschte einen kurzen Blick mit Hermine. Severus lachte leise auf. "Nein, Mr. Potter, Sie irren sich: Das ist keineswegs ein Aprilscherz!". Er wandte sich von den beiden ab und kehrte zu seinem Pult zurück. Stille breitete sich im Klassenzimmer aus, während die Schüler ihre Tränke brauten, nur dann und wann unterbrochen von einem leisen Blubbern aus den Kesseln. Severus ging durch die Schülerreihen, wachsam darauf achtend, dass niemand eine Katastrophe anrichtete. Die meisten Schüler stellten sich noch erstaunlich gut an, aber das würde sich sicher bald ändern; die Gryffindors schafften es selbst ohne sein Zutun nie, ein auch nur annähernd akzeptables Ergebnis abzuliefern. Der Rest der Stunde verlief fast schon zu ruhig, selbst die Schüler stellten keine Dummheiten an, aber Severus wollte sich nicht beklagen; er hatte Gryffindor auf einen Schlag 100 Punkte abgezogen, da schmerzte es ihn nicht allzusehr, dass er nicht auch den anderen Schülern einen reinwürgen konnte. Er warf einen Blick auf die alte Standuhr in der Ecke des Raumes. "Die Zeit ist um! Füllen Sie jetzt bitte eine Probe Ihres Trankes in ein Fläschchen und bringen es zu mir nach vorne", wies er die Schüler an und verschränkte die Arme vor der Brust. Einer nach dem anderen ging hinüber zum Lehrerpult, gab seinen Trank ab und kehrte an seinen Platz zurück. Severus stellte sich mit dem Rücken zur Klasse, als schließlich jeder sein Fläschchen abgegeben hatte. Er tat so, als würde er jedes einzelne kontrollieren; in Wahrheit entkorkte er in aller Seelenruhe Potters Probe und kippte unbemerkt den Trank hinein, der auch schon den Weasley-Bengel zum Hasenjungen gemacht hatte. Nach getaner Arbeit wandte er sich wieder zur Klasse um. "Ich werde Ihnen nun demonstrieren, welche schwerwiegenden Folgen es haben kann, unkonzentriert einen Trank zu brauen". Er warf einen kurzen Blick zu Neville, der betreten zu Boden starrte. "Sie werden sich jetzt Ihre Proben holen und sie selbst trinken, um die Nebenwirkungen eines falsch gebrauten Trankes am eigenen Leib zu spüren...". Er trat beiseite, lächelnd. Miteinander tuschelnd näherten sich die Schüler dem Lehrerpult. Draco Malfoy war einer der ersten; er wusste, dass ihm nichts passieren würde, war er sich doch sicher, dass sein Trank absolut perfekt war. Er drängte einen Schüler beiseite, der gegen das Pult stieß. Einige Fläschchen fielen vom Tisch, kullerten jedoch unversehrt ber den Steinboden, darunter auch Malfoys. Leise fluchend langte er danach. Auch Harry hatte sich gebückt und griff nach seinem danebenliegenden Fläschchen. Er kehrte zu seinem Platz zurück und starrte zweifelnd seinen Trank an. Gut, die Farbe war in Ordnung, stimmte sogar halbwegs mit der Farbe überein, die dieser Trank tatsächlich haben sollte, doch er glaubte nicht daran, dass er heute wirklich so gut gewesen sein sollte. Aber was sein musste, musste eben sein! Er entkorkte das Fläschchen und führte es an seine Lippen. Angespannt beobachtete Severus ihn, vergass dabei sogar zu atmen. Jetzt würde es gleich soweit sein, gleich würde sein Plan in Erfüllung gehen. Er sah, wie der Bengel die Probe an seine Lippen führte, sie in einem Zu leerte und - nichts geschah. Severus erstarrte. Er blinzelte einige Male, fassungslos. Das konnte doch gar nicht wahr sein?! Er hatte doch eben noch den Hasentrank in Potters Probe gekippt!...oder etwa doch nicht?! Ein spitzer Schrei ließ seinen Kopf in Richtung Slytherinseite herumfahren. Seine Augen weiteten sich. Alle verbliebene Farbe wich aus seinem Gesicht. Nein, zum Teufel! Er war nicht dabei, verrückt zu werden, im Gegenteil, er hatte den Trank in das Fläschchen des Gryffindors gekippt - doch der Bengel musste es auf dem Boden vertauscht haben. Und nun war es nicht Potter, der sich in einen Hasenjungen verwandelt hatte, sondern - Draco Malfoy. Severus Laune besserte sich auch im Laufe des Tages nicht: Egal was er versuchte, jeder Plan lief schief, immer kam etwas dazwischen, das Potters 'Verhasung' im letzten Moment gekonnt vereitelte. Als er dem Wasser von Potters Stammdusche seinen Trank beimengte, war es nicht Harry, der nach dem Quidditchtraining daruntertrat, sondern George Weasley. Als er dem Gryffindor durch eine 'geheime Verehrerin' eine Schachtel Pralinen zukommen ließ, die den Trank beinhalteten, waren es Crabbe und Goyle, die, gefräßig wie sie waren, eine nach der anderen in sich reinstopften. Und so weiter und so fort. Am Abend war die halbe Schule verkarnickelt - nur Harry trottete noch treudoof herum, ohne zu bemerken, dass Severus versuchte, ihm einen Streich zu spielen. Da beschloß Severus, es auf dem direkten Wege zu versuchen und zitierte den Jungen zu sich. Das war die perfekte Gelegenheit: Er und Potter, in seinem Büro, allein; niemand da, der ihn stören konnte, niemand, der seinen Plan vereiteln konnte. Ein Grinsen legte sich auf Severus Lippen. Ja, das war es, endlich würde es klappen, klappen müssen! Er fragte sich, warum er nicht früher auf diese Idee gekommen war, konnte den Gedankengang aber nicht zuende führen, da in diesem Moment die Türe aufgestoßen wurde und Potter hineingeschlurft kam. "Sie wollten mich sprechen, Professor?", fragte dieser und zog eine Augenbraue hoch, als der Lehrer ihm bedeutete, sich zu setzen; er ließ sich in den erstaunlich bequemen Sessel sinken. "Ich habe gerade frischen Tee aufgebrüht. Kann ich Ihnen eine Tasse anbieten?", fragte Severus und ging in seine Küche hinüber. Der junge Gryffindor bejahte; Severus frohlockte innerlich. Während er mit den Tassen hantierte, holte er in aller Seelenruhe eine weitere Phiole des Trankes hervor und kippte ihren Inhalt in Harrys Teetasse. Dann stellte er alles mitsamt Kanne auf ein silbernes Tablett und kehrte zu seinem 'Gast' zurück. Er wollte sich gerade setzen, da hielt Harry ihn zurück: "Hätten Sie vielleicht etwas Zucker für mich?". Innerlich murrend kehrte der Tränkemeister in die Küche zurück. Währenddessen neigte Harry sich blitzschnell über das Tablett und vertauschte die beiden Tassen miteinander, sodass nun Snapes Tasse vor ihm stand. Als dieser mit dem Zucker zurückkam, hatte Harry sich schon wieder seelenruhig zurückgelehnt und tat, als könne er kein Wässerchen trüben. "Bitte sehr", murmelte Severus und setzte sich. Er hob seine Tasse an 8nd führte sie zu seinen Lippen, angespannt beobachtend, wie Harry langsam Zucker in seinen Tee kippte, ehe auch er zu trinken begann. Der Lehrer nippte an seinem Tee, um seine plötzlich trockene Kehle zu befeuchten, während Harry seine Tasse in einem Zuge leerte. Er wartete - doch nichts geschah. Harry stellte seine Tasse ab und schenkte sich nach. Verwirrt hob Snape beide Augenbrauen, nahm noch einen Schluck. Da bemerkte er das amüsierte Grinsen auf den Lippen des Löwen. Als er endlich verstand, war es bereits zu spät: Er sprang auf, seine Tasse fallen lassend, und wollte davonstürzen, doch da breitete sich der Schmerz bereis in seinem Kopf aus; er sackte zu Boden und betastete die langen Hasenohren, die seinen Schädel zierten… Und die Moral von der Geschicht'? Einen Potter ärgert man nicht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)