Die Wachdauer von Yoshitou ================================================================================ Es war später Nachmittag und niemand war in der Burg unterwegs oder betrat das Burgtor und erbat Einlass. Oben von der Burgmauer herab starte ich in den Nebel und versuchte etwas zu erkennen. Versuchte die Gestalten zu deuten, die ich sah, die aber nur Täuschungen meiner Augen waren. Ich kannte zwar das Vorfeld der Burg, es ist ein riesiger Acker der sich über Kilometer erstreckt bis zu einer Waldkante, aber dennoch spielte mir mein Verstand Streiche. Es erschienen riesige Türme und Berge aus dem Nichts. Vielleicht war es auch einfach nur Langeweile, denn der Wachdienst hier auf der Burg war nicht gerade das Spannendste. Die einzige Abwechslung waren die Trainingskämpfe, die aber immer nur von kurzer Dauer waren. Meist stand ich hier oben und wartete auf Feinde, die nicht da waren, oder stellte mir welche vor, damit es nicht zu langweilig wurde. Dann sah ich schon mal ein paar feindliche Reiter vor der Burg, die ich dann ganz alleine mit meiner Armbrust erledigte. Was soll's. Einer muss diese Arbeit ja erledigen. Als ich in die Armee damals eintrat, hatte ich mir das alles anders vorgestellt. Heldentaten, Spannung, Nervenkitzel und all die Dinge, die einem jungen Spunt durch den Kopf schießen. Manchmal stand ich hier oben und dachte mir, ob das alles einen Sinn habe. Es ist nicht so, dass ich nicht stolz auf mein Land und meinen König sei. Nur ab und an zweifelt man. Doch wenn ich die Bürger dieser Burg sah, wie friedlich sie leben konnte. Von anderen Wachrittern hörte ich, dass sie ab und zu nur einen besoffenen Bürger in die Zelle stecken mussten, erklärte sich mir alles von selbst. Wenn wir nicht da wären, wie sehe es dann aus? Doch was in Gottes Namen war das? Spielten mir meine Augen schon wieder einen Streich oder bewegt sich etwas im Nebel auf die Burg zu? Ich starrte angestrengt in die Ferne. Wie ein schwarzer Balken von mehreren hundert Metern erschien etwas am Horizont. Was war das? Silhouetten wurde klarer, aus dem Balken wurden mehrere vierbeinige Wesen mit Köpfen. Was zur Hölle? Es waren Reiter, Reiter bewaffnet mit Schwertern und Bögen. Nicht nur das, sie ritten mit erhöhtem Tempo und gezogenen Schwertern. Wir werden angegriffen! Ich drehte mich zum Hauptwachturm um und schrie Alarm und da zischten schon die ersten Pfeile an mir vorbei. Doch der Wachsoldat auf dem Turm reagierte anscheinend nicht, ich sah ihn nicht. Wo steckte er? Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, meine Brust wurde langsam warm. Ich schrie weiter und plötzlich fühlte ich einen stechenden Schmerz in meiner rechten Brust, ich schrie weiter. Endlich sah einer vom Turm auf und sah mich entsetzt an. Geschafft, mir wurde schwindelig, ich fiel, die Burgmauer wurde kleiner, ich sah den Himmel, ich landete, in Stroh, alles wurde schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)