Damn it! von JoeyB (Tyson x Kai) ================================================================================ Kapitel 1: Exposed! ------------------- Hallo! Herzlich Willkommen zu meiner neuesten Schandtat. Hier präsentiere ich das Resultat eines nachmittags, an dem ich Englisch hätte lernen sollen. Naja, im Grunde genommen bin ich froh, mich abgelenkt zu haben, weil sowieso nicht das drangekommen ist, was ich gelernt hätte... Das hier ist meine erste Fanfiction mit dem Pairing Tyson x Kai und ich merke jetzt schon, wie schwer es ist, die beiden als Pärchen zu schildern und gleichzeitig ihren Charakteren treu bleiben zu lassen... Eine große Herausforderung o.o Und weil ich gerade so schön am Vorwort-Schreiben bin, bedanke ich mich bei Chris für ihre Hilfe, obwohl sie das Pairing doch gar nicht mag ^^" Du bist so tapfer *gg* Danke. So... Falls irgendjemand dieses Vorwort liest, wünsche ich ihm/ihr viel Spaß beim Lesen des ersten Kapitels und hoffe, dass die FF gefällt :D „Schlimmster DJ aller Zeiten?“, fragte Max und legte den Kopf schief. Tyson nippte an seinem Drink und kniff die Augen zusammen. „Jaah, gut möglich“, sagte er und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Max die Kellnerin heranwinkte, um sein leeres Glas auf ihr Tablett zu stellen und sich einen neuen Drink zu nehmen. Das war nun schon der sechste. Der sechste, den Tyson gesehen hatte. „Meinst du nicht allmählich, dass das reicht?“, fragte Tyson und schielte auf seinen eigenen, bislang ersten Drink hinab. Er schmeckte ein wenig nach Kirsche und Erdbeere und... Alkohol. Tyson trank nicht besonders oft, weshalb er Rum, Wodka, Bier und wie auch immer die ganzen Getränke hießen, nicht auseinanderhalten konnte. Was er da gerade trank? Keine Ahnung. Deshalb hielt er sich auch so zurück und nippte bloß gelegentlich an dem Getränk. „Ich muss mir diese Scheiß-Musik schönsaufen“, beschloss Max und kippte den Drink mit einem Zug. „Kellner!“, rief er und winkte der Frau zu, die sichtlich genervt zurückkam und sein Glas entgegennahm. Als Max erneut nach einem Drink greifen wollte, zog Tyson ihn demonstrativ von der jungen Frau weg. „Hey, lass' los!“, beschwerte sich Max. „Dann hör' auf, dich zu betrinken“, meinte Tyson unfreundlich. Er hasste diese Partys – Die Musik war grauenhaft, die Getränke schmeckten nicht und er bekam jedes mal Kopfschmerzen. Und sein Team führte sich auch jedes Mal gleich auf: Kenny lief einmal deutlich für alle sichtbar über die Tanzfläche und schlich sich danach heimlich aus dem Saal, um ins Bett zu gehen und am nächsten Morgen zu behaupten, er sei doch die ganze Zeit über dagewesen und es gäbe bestimmt genug Zeugen, die ihn gesehen hätten. Max, der normalerweise kaum etwas trank, kippte ununterbrochen irgendwelche Drinks in sich hinein und verbrachte danach die ganze Nacht im Badezimmer, um sich am nächsten Nachmittag (morgens kam er noch nicht aus dem Bett) völlig verkatert zu schwören, nie wieder Alkohol zu trinken. Ray flirtete immer mit Mariah und vergaß dabei, dass es außer ihr noch andere Menschen auf der Party gab. Und Kai... Tyson sah sich um. Wo war Kai wieder hin? „Hast du Kai gesehen?“, fragte Tyson und drehte sich einmal um sich selbst, um die teilweise tanzende, aber hauptsächlich gelangweilte Menge abzusuchen. Doch weder Kai, noch Ray, noch Kenny hielten sich hier auf. „Der ist vorhin rausgegangen“, erinnerte sich Max. „Brauchst du das noch?“ Er tippte Tysons halb leeres Glas an und nahm ihm dieses, als er keine Antwort erhielt, ab. Tyson verdrehte die Augen und überlegte eine Moment lang, ob er Max nicht ins Bett bringen sollte. Aber um ehrlich zu sein, hatte er darauf jetzt keine Lust. Er hatte schon viel zu oft versucht, Max vom Trinken abzuhalten. Ab einem bestimmten Punkt reagierte Max nur noch aggressiv. Sollte er doch ruhig morgen einen Kater haben. Er wollte es ja offenbar nicht anders. Tyson wandte sich von ihm ab und ging an den ausnahmslos betrunkenen All Starz, die Fanchöre auf sich selbst anstimmten, vorbei in Richtung Tür. Sobald er den Saal verlassen hatte und in der Eingangshalle des Hotels stand, atmete er tief durch. Er verstand Mr Dickenson nicht. Schon seit Jahren veranstaltete dieser vor jeder Weltmeisterschaft eine dieser langweiligen Partys, auf der wirklich nur die All Starz, die im angetrunkenen Zustand regelmäßig verkündeten, sich in Party-People umzubennen, ihren Spaß hatten. Alle anderen Teams kamen nur, weil es sich so gehörte. Es wäre unhöflich, nicht zu kommen. Lustigerweise wurde auf diesen Partys im Laufe der Jahre immer mehr Alkohol ausgeschenkt. Warum bloß machte Mr Dickenson das? Tyson ging ein paar Schritte in Richtung Ausgang, als er Ian aus Richtung der Toiletten kommen sah. „Auch betrunken?“, fragte er. „Nee“, sagte Ian. „Ich dokumentiere nur den moralischen Verfall.“ Er grinste schief und hob die Videokamera, die er schon den ganzen Abend über mit sich heurmschleppte, kurz an. „Und du?“ „Ich suche Kai“, meinte Tyson. „Du suchst schlechte Laune?“, meinte Ian amüsiert und drehte sich wieder in Richtung Saal. Tyson schüttelte resignierend den Kopf und verließ das Hotel. Und wie erwartet, stand Kai auf dem kleinen Platz vor dem Eingang und lehnte gegen das Geländer. Er starrte in die Ferne und schien Tyson zunächst gar nicht zu bemerken. Tyson ging auf ihn zu und tippte ihm kurz auf die Schulter. „Warum bist du nicht bei der Party?“ „Max beim Saufen zugucken?“, murmelte Kai und drehte sich kurz um, als wolle er sichergehen, mit Tyson allein zu sein. „Spaß haben“, meinte Tyson und grinste leicht. „Okay, Max beim Saufen zugucken... Und den All Starz. Die singen schon wieder.“ Kai reagierte gar nicht erst auf diese Information, als sei sie es nicht wert, kommentiert zu werden. So war er nun einmal: Schweigsam. Und stets ein wenig missbilligend. Tyson drehte sich kurz zum Eingang. Dort war niemand, also konnte er Kais Hand in die eigene nehmen. Sofort zog Kai die Hand zurück. „Lass' das“, brummte er schlecht gelaunt. „Heb' dir...“ - „...das für ein anderes Mal auf“, vervollständigte Tyson amüsiert den Satz. „Jetzt sei' doch nicht so, Kai.“ „Wie bin ich denn?“, wollte Kai wissen. „Genervt?“ „Gemein“, beschloss Tyson. „Jetzt tust du noch so, als sei ich dir völlig egal, und sobald wir nachher allein im Zimmer sind, bettelst du um meine Aufmerksamkeit.“ „Vergiss' es“, sagte Kai kühl. „Jetzt komm' schon ins Bett, Tyson“, ahmte Tyson Kai nach. „Wo bleibst du denn? Ich will endlich Sex!“ Kai hob eine Augenbraue. „Das habe ich so nie gesagt“, stellte er ernst fest. „Ooh doch“, nickte Tyson überzeugt. „Aber das macht ja auch nichts. Ich schlafe gern mit dir.“ Kai räusperte sich. „Du weißt schon, dass du nicht außerhalb abgeschlossener Räume darüber reden solltest?!“, sagte er in einem Tonfall, als vermute er, Tyson leide an einer psychischen Krankheit oder sei geistig einfach etwas zurückgeblieben. „Was hast du bloß immer mit deinen geschlossenen Räumen?“, fragte Tyson und war versucht, erneut Kais Hand zu ergreifen. Aber er wollte nicht ein weiteres Mal zurückgestoßen werden, weshalb er sich zurückhielt. Kai schnaubte kurz, als sei diese Frage keiner Antwort wert. „Hey, ich hab' eine Idee“, meinte Tyson und war sich einen Moment lang sicher, dass ihm schon das halbe Gläschen Alkohol zu Kopfe gestiegen war. „Ich will dich küssen. Hier draußen. Nur einmal.“ Kai sah ihn missbilligend an. „Nein“, entschied er nach ein paar Sekunden des Nachdenkens. Tyson blickte sich um und suchte den Platz nach einer abgeschiedenen Ecke ab. „Da hinten“, sagte er und deutete auf die kleine Gasse, die zum Lieferanteneingang führte. „Da ist es dunkel und abgeschieden. Niemand wird uns sehen.“ „Gib' endlich Ruhe“, murrte Kai. „Willst du nicht wieder reingehen und nach Max sehen?“ „Wer von uns beiden ist denn Teamleader?“, fragte Tyson. „Also: Willst du nicht Verantwortung zeigen und ihm beim Kotzen die Haare aus dem Gesicht halten?“ Er lächelte zufrieden. „Alternativ könntest du auch mit mir dahinten hingehen...“ Kai atmete tief durch. „Warum willst du das überhaupt?“, fragte er. Tyson zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Ich glaube, es könnte schön sein, mal frische Luft um sich zu haben, wenn man jemanden küsst.“ „Dann machen wir nachher das Fenster auf“, beschloss Kai. Tyson lachte. Er wusste manchmal nicht, ob Kais lustige Bemerkungen ernst oder tatsächlich humorvoll gemeint waren. Meist merkte Kai tatsächlich nicht, was er da sagte. Tyson hatte es sich jedenfalls zur Angewohnheit gemacht, sich das Lachen nicht mehr zu verkneifen. Warum sollte er auch? Kai schüttelte resignierend den Kopf. „Dann bringen wir's hinter uns“, murmelte er und ging, Tyson gar nicht beachtend, in Richtung Liefereingang. Tysons Lachen verstummte, bloß ein zufriedenes Lächeln blieb in seinem Gesicht. Er eilte seinem Teamleader hinterher und ergriff dessen Hand, sobald sie in die kleine Gasse abgebogen waren. Kai zog ihn tiefer in die Gasse hinein, sodass sie geschützt im Dunkeln standen. Tyson strich sanft über Kais Oberarm, bevor er sich vorbeugte und Kais Gesicht mit den Lippen streifte. Er schloss die Augen und verteilte kleine Küsse auf Kais Wange, bis er an dem leicht geöffneten Mund des Älteren ankam. Er spürte eine warme Hand in seinem Nacken, als sich ihre Lippen berührten. Kais Hände waren immer warm, wirklich immer. Tyson ließ seine Hände über Kais muskulösen Oberarme streichen und schließlich über den festen Brustkorb des Älteren wandern. Als seine Hände weiter nach unten glitten, erfühlte er noch durch den engen Stoff des Shirts jeden einzelnen Muskel an Kais Bauch. Er liebte dieses Gefühl, den starken Körper des Älteren. „Tyson, lass' das“, murmelte Kai, als sich Tysons Hände unter sein Shirt schoben und der Jüngere bedächtig die zarte Haut darunter berührte. Tyson grinste leicht und zog seine Hände tatsächlich zurück, um sie gleich darauf in Kais Hose schlüpfen zu lassen. Kai unterbrach den Kuss und gab ein unwilliges Grunzen von sich. „Ich könnte dich hier und jetzt vernaschen“, raunte Tyson in sein Ohr und wollte Kai erneut küssen. Jedoch hielt ihn eine Hand auf seiner Stirn davon ab. „Es war von einem Kuss die Rede.“ Prompt war der magische Moment beendet und Kai wieder der alte Spielverderber. „Glaub' ja nicht, dass ich es hier zwischen ein paar Mülltonnen mit dir treibe, Granger.“ „Och, Kai...“ Enttäuscht sah Tyson seinem Teamleader hinterher, als dieser die Gasse lässigen Ganges wieder verließ. Wie konnte Kai solche Momente bloß immer wieder kaputt machen? Tyson seufzte schwer und folgte dem Älteren, der jedoch zielstrebig auf den Eingang des Hotels zuging und nicht auf ihn zu warten schien. „Na super“, flüsterte Tyson. „Ist ja prima gelaufen.“ Er schüttelte verärgert den Kopf und betrat dann ebenfalls wieder das Hotel. Kai hatte sich offenbar sehr beeilt, denn von ihm war keine Spur mehr zu sehen. Stattdessen lehnte Max in der Eingangshalle gegen die Wand und sah ihn unglücklich an. „Max?“, fragte Tyson. „Mir is' schlecht“, brachte Max gequält hervor. „Ist Kai hier vorbeigekommen?“, fragte Tyson. „Ich glaub', ich muss kotzen“, war Max' Antwort darauf. Tyson seufzte schwer. Er nahm sich jedes Mal vor, Max nicht helfen, wenn dieser sich wieder betrunken hatte – aber irgendwie brachte er dann doch nie über sein Herz, den Blondschopf einfach stehen zu lassen. „Komm' mit“, sagte er und stützte den jungen Amerikaner. „Da hinten sind die Toiletten.“ „Ich trink' nie wieder was“, murmelte Max. „Ja, ich weiß...“ Eine knappe halbe Stunde später humpelte Tyson unter dem Gewicht seines Teamkollegens in die Hotelsuite der Bladebreakers und atmete tief durch, als er Max endlich abgesetzt hatte. „Du konntest heute doch noch jemanden abschleppen?“, meinte Kai sarkastisch. „Glückwunsch.“ Dass er so offen über Tysons misslungenen Versuch, ein wenig Aufregung in ihr Sexleben zu bringen (als ob Kais ständig wechselnde Launen nicht Aufregung genug gewesen wären), sprach, zeigte Tyson, dass sie allein waren. Allein mit Max, der sich aber morgen sowieso an nicht mehr würde erinnern können. Und der außerdem an der Schwelle zur Bewusstlosigkeit zu schweben schien. Kai stand von dem Sofa in ihrer Suite auf und sah auf Max hinab. „Gekotzt?“, fragte er. „Ja“, erwiderte Tyson. „Kümmerst du dich jetzt um ihn?“ Kais Blick wanderte langsam von Max zu Tyson hoch und ebenso langsam zog sich seine rechte Augenbraue nach oben, als dächte er darüber nach, ob diese infame Frage ernst gemeint sei. „Nein“, sagte er schließlich, als Tyson keine Anstalten machte, über den Scherz zu lachen. Tyson stöhnte lautlos. „Wo sind Ray und Kenny?“, fragte er unglücklich. Er hatte keine Lust, die ganze Nacht über bei Max zu sitzen und aufzupassen, dass der nicht an seinem eigenen Erbrochenen erstickte. „Kenny pennt“, sagte Kai. „Und Ray ist... irgendwo. Lad' Max doch einfach im Badezimmer ab und komm' ins Bett. Ich will Sex.“ „Ach, jetzt plötzlich?“, ärgerte sich Tyson und versuchte, Max hochzuziehen. „Gerade auch schon“, sagte Kai und half ihm, Max hochzuhieven und ins Badezimmer zu tragen. „Aber doch nicht draußen, wo uns jeder Spinner sehen kann.“ Er hob Max in die Badewanne und sah einen Moment lang nachdenklich die Duschbrause an. „Das wäre so unfair“, fand Tyson und hoffte insgeheim, dass Kai endlich mal ein wenig Humor beweisen und die Duschbrause anmachen würde. Es gab so oft Momente, in denen Kai lustige Ideen zu kommen schienen, doch er setzte sie nie in die Tat um. „Was?“, fragte Kai verdutzt, als hätte er nicht daran gedacht, Max mit einem Schwall kalten Wassers zu wecken. Tyson ging an ihm vorbei zum Rand der Wanne und legte bedeutungsschwer die Hand auf den Wasserhahn. „Soll ich?“, fragte er breit grinsend. Kai verdrehte die Augen. „Du bist so ein dummes Kind“, murrte er, drehte sich um und verschwand. „Blödmann!“, rief ihm Tyson hinterher und wollte ihm schon enttäuscht folgen. Aber die Idee war einfach zu gut... Er konnte Max nicht schlafend in der Badewanne liegen lassen, ohne wenigstens kurz am Wasserhahn gedreht zu haben. Er konnte es einfach nicht. Sein Körper sperrte sich dagegen, das Badezimmer zu verlassen, ohne Max vorher eine kleine Dusche verpasst zu haben. „Lass' ihn doch in Ruhe seinen Rausch ausschlafen“, meinte Kai, der sich offenbar dafür entschieden hatte, Tyson ins Gewissen zu reden. „Argh“, machte Tyson gequält und sah von der Duschbrause zu Kai und wieder zurück. Die Versuchung war einfach zu groß. „Ich muss es tun“, sagte er ernst und drehte den Wasserhahn auf. „IAAAAAAAARGH!“, kreischte Max und starrte ihn fassungslos an. Tyson drehte den Hahn wieder zu und kicherte. „Hey, das war klasse“, fand er und sah zu Kai, der ihn vernichtend anstarrte. „Jetzt können wir ins Bett gehen“, sagte er. „Glaubst du ernsthaft, dass ich mit so einem Kindskopf wie dir in einem Raum schlafen will?“, meinte Kai abweisend. „Du hast dich soeben für die Nacht aus unserem Zimmer ausquartiert. Penn' doch in Max' Bett.“ „Mein Bett?“, fiepte Max leise und versuchte, aus der Wanne zu kriechen. „Och, jetzt sei doch nicht so, Kai“, beschwerte sich Tyson, „Du hast es doch auch lustig gefunden, gib's zu!“ Er folgte Kai durch die Hotelsuite. „Außerdem kannst du mich nicht aus unserem Zimmer rausschmeißen, weil es unser Zimmer ist und nicht deins... Hey!“ Mit einem Knall hatte sich die Tür vor seiner Nase geschlossen und ein lautes Klicken verriet ihm, dass Kai den Schlüssel umgedreht hatte. „Lass' mich gefälligst rein!“, rief Tyson und klopfte gegen die Tür. Keine Reaktion. „Kai, jetzt komm' schon! Sei nicht so ein Spielverderber! Das war doch lustig!“ „Was war lustig?“ Ray stand plötzlich neben ihm und sah ihn verwirrt an. Tysons Klopfen und Rufen hatte ihn offenbar für das Geräusch der Wohnungstür unempfänglich gemacht. „Kai ist so ein Blödmann“, fand Tyson. „Kann ich bei euch im Zimmer schlafen?“ „Aber wir haben doch nur zwei...“ - „Max pennt in der Badewanne“, erklärte Tyson. „Besoffen?“ „Und wie...“ „Dann herzlich willkommen im unordentlichsten Raum im ganzen Hotel“, murmelte Ray und verschwand in seinem Zimmer. „Tja, Kai, ich schlafe jetzt wirklich bei Ray im Zimmer“, rief Tyson durch die Tür. „Das hast du jetzt davon!“ Er erhielt wieder keine Antwort. Wenigstens hatte er die Genugtuung, dass Kai Lust auf Sex hatte und vermutlich längst bereute, ihn rausgeworfen zu haben. Und diese Genugtuung gefiel ihm.. Der Gedanke an einen Kai, der halbnackt auf seinem Bett lag und sich nach körperlicher Nähe sehnte... Ja, das war eine gute Vorlage für süße Träume. „Warum müsst ihr euch auch immer streiten?“, fragte sich Ray, als Tyson seine Kleidung ausgezogen und es sich in Boxershorts in Max' Bett bequem gemacht hatte. Ein Rundblick verriet ihm, dass das Zimmer tatsächlich sehr unaufgeräumt war. Normalerweise war Tysons Raum immer der schlimmste, aber seit er sich mit Kai die Hotelzimmer teilte, strafte ihn dieser regelmäßig mit Sexentzug, bis Tyson seine Sachen aufgeräumt hatte. Im Grunde genommen war ihre Beziehung der reinste Psychoterror. „Weil Kai ein Arschloch ist“, erwiderte Tyson und grinste Ray an. „Aber das wissen wir doch schon längst.“ Irgendwie war es abstrakt... Kai hatte ihn aus ihrem Zimmer ausquartiert und als Kindskopf dargestellt und trotzdem machte sich Tyson keine Sorgen. Ihre Beziehung war nun einmal so. Sie stritten sich, sie beschimpften sich, sie machen sich gegenseitig psychisch fertig... Aber ohne all diese Zwistigkeiten wäre ihre Beziehung nun einmal nicht ihre Beziehung gewesen. Sie hatten sich auch ohne romantische Gefühle füreinander regelmäßig gestritten, wieso also hätte sich das ändern sollen? Und wenn Tyson ehrlich zu sich selbst war, wollte er gar nicht, dass er und Kai zu einem dieser friedlichen Pärchen wurden, die sich immer in allen Punkten einig waren und in ewiger Harmonie miteinander lebten... „Ihr seid echt wie ein altes Ehepaar“, murmelte Ray, was er in letzter Zeit reichlich oft tat. Er wusste nicht, dass Kai und Tyson schon seit Monaten miteinander schliefen und manchmal sogar wie ganz normale Pärchen miteinander flirteten und gemeinsam Spaß hatten. Und selbst wenn er es gewusst hätte, hätte er es nicht glauben können. Tyson hatte ja selbst lange Zeit gebraucht, um es zu glauben. „Aber er ist die Frau“, stellte Tyson klar und lachte. „Das will ich mir gar nicht vorstellen“, grinste Ray. „Ist Kenny eigentlich schon da?“ „Schon seit Stunden“, meinte Tyson. „Laut Kai in tiefen Träumen versunken...“ „Träumt von Dizzi“, mutmaßte Ray. „Armes, frustriertes Kind...“ „Mach' dich nicht über ihn lustig, nur weil er noch Jungfrau ist“, meinte Tyson gespielt pikiert. Ray lachte. „Sagt der Richtige.“ „Ohh, du hast ja keine Ahnung, was ich nachts so treibe“, meinte Tyson mit anrüchiger Stimme und ignorierte den Ärger, dass Ray ihn offenbar auch für frustriert hielt. Er hatte wenigstens eine Beziehung (wenn auch eine geheime mit einem emotionalen Wrack...) und lechzte nicht regelmäßig seiner Sandkastenfreundin hinterher... „Du schnarchst“, meinte Ray. „Was?“, fragte Tyson verdutzt. „Sagt Kai“, erklärte Ray. „Deine nächtlichen Aktivitäten beschränken sich auf lautes Schnarchen.“ Tyson nickte verstehend. „Ahh. War dumm von dir, mich hier schlafen zu lassen“, stellte er intelligent fest. Ray stöhnte. „Scheiße, hast recht.“ „Ich gebe dir zehn Minuten, bevor ich einschlafe“, beschloss Tyson und schaltete das Licht aus. „Wenn du bis dahin noch nicht eingepennt bist... hast du Pech gehabt.“ „Ich hasse dich...“ Der nächste Morgen begann wie vorausgesehen: Kenny beteuerte, den ganzen Abend über auf dem Fest gewesen zu sein und mit allen möglichen Leuten geredet zu haben, Kai nickte abwesend, ohne ihm wirklich zuzuhören, Ray telefonierte mit Mariah und Max lag auf der Matte vor der Badewanne und schlief. Eigentlich hatte er noch in der Wanne gelegen, aber Kai hatte frühmorgens beschlossen zu duschen und ihn in diesem Zusammenhang aus der Wanne gehoben. „Wollen wir endlich nach unten gehen und etwas essen?“, fragte Tyson, als Ray endlich den Hörer aufgelegt hatte. „Hm“, machte Kai. „Ich sterbe vor Hunger!“, meinte Tyson eindringlich. „Das sagst du immer“, brummte Kai. „Wenn du diese Drohung doch endlich mal wahr machen würdest...“ „Dann würdet ihr keine Turniere mehr gewinnen“, prophezeite Tyson. „Schließlich bin ich unser bester Spieler!“ „Oh nein, der Nahrungsmangel verursacht Halluzinationen“, meinte Ray gespielt panisch. „Wir sollten schnell nach unten gehen und etwas essen.“ „Versager“, murmelte Kai laut hörbar, erhob sich aber und verließ mit seinen Teamkollegen die Hotelsuite. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss, wo sie sich einen Tisch im Restaurant des Hotels suchten. Vor dem Buffet stand eine ziemlich lange Schlange, weshalb sie es vorzogen, zu warten. In ein paar Minuten würde das Buffet leer sein – so war es jeden Morgen. „Guten Morgen.“ Tyson sah verdutzt auf. Hatte Ian, der kleine Giftzwerg von den Demolition Boys, ihnen gerade eben einen guten Morgen gewünscht? Und lächelte er freundlich? „Was ist los?“, fragte Kai. Ray verdrehte die Augen. „Ich stelle mich schon mal an“, beschloss er und entschwand. Seit er vor drei Tagen einen Disput mit Tala gehabt hatte, mied er die Demolition Boys, wenn es ihm möglich war. Ian beachtete ihn gar nicht, sondern lächelte Kai freundlich an. „Ihr seid ein lustiges Team“, fand er. „Achja?“, murrte Kai und sah sich um. Vermutlich suchte er nach Tala, in der Hoffnung dieser würde seinen Teamkollegen zurückpfeifen. Es gab nichts Ätzenderes als ein lächelndes Mitglied der Demolition Boys, denn die jungen Russen lächelten bekanntermaßen nur dann, wenn sie einen triftigen Grund dazu hatten. Und diese Gründe waren für andere Menschen meist höchst unangenehm. „Und die Party gestern war auch lustig“, sagte Ian. „Ich war auch da“, mischte sich Kenny ein. „Den ganzen Abend über.“ Ian sah ihn an und sein Lächeln wurde breiter. „Aber dich habe ich draußen nicht bei der Auslebung deines Sexualtriebes gefilmt.“ Ich kann es einfach nicht lassen... Immer diese miesen, fiesen, gemeinen Cliffhanger :3 Wie immer freue ich mich sehr über Kommentare, sowohl positive als auch negative (konstruktive Kritik ist immer gern gesehen). Liebe Grüße, Joey Kapitel 2: A serious worry -------------------------- Hallo! Danke für eure Kommentare beim letzten Kapitel :) @Drake294: Hm, eigentlich war es Absicht, dass Kai, auch wenn er und Tyson allein sind, immer noch ein wenig kühl bleibt. Ich finde, das macht doch gerade den Reiz ihrer Beziehung aus... Die beiden sind so schön unterschiedlich :3 (Wobei Kais kühle Art in dem Falle wohl auch als Provokation zu deuten ist ^^) @BiiG_BanG_Babee: Japp, Kai ist Uke. Aber das werde ich weiterhin nur andeuten (es wird keine Adult-Kapitel geben). Ich finde TyKa einfach interessanter als Kakao ^^" @YamiKara89: Mit den anderen FFs geht es weiter, wenn ich keine Abiprüfungen mehr habe und mich auf's Schreiben konzentrieren kann :D Als Ende Mai/Anfang Juni werde ich voraussichtlich wieder mehr schreiben (wenn ich dann nicht gerade eine Schreibblockade kriege xD) Es freut mich, dass euch die FF bisher gefällt :D Und ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt ^^" Viel Spaß beim Lesen!! Tyson hatte das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Bestimmt starrte er Ian mindestens fünf Minuten lang fassungslos an. Natürlich hatte er am Vortag gesehen, dass Ian die Party gefilmt hatte, aber er hatte sich nichts dabei gedacht. Vermutlich hatte er das sowieso bloß gemacht, um sich im Nachhinein über die anderen Beyblader lustig zu machen. Und dafür hatte er offenbar einen willkommenen Anlass gefunden. Er hatte Tyson und Kai beim Knutschen erwischt. Und beim Fummeln. „Gestochen scharfes Bild“, berichtete Ian irgendwann, als ihn das entsetzte Schweigen nicht mehr ausreichend amüsierte. „Und ein wirklich guter Ton.“ Tyson wagte es nicht, Kai anzusehen. Und zu allem Überfluss saß auch noch Kenny bei ihnen am Tisch! Was sollte der denn denken? „Wollt ihr nicht einen Kommentar dazu abgeben?“, fragte Ian. „Irgendwas? Ein kleines Statement zu dem Sittenverfall eures Teams?“ Kenny lachte etwas hilflos. „Was willst du eigentlich von uns?“, fragte er verwirrt. Endlich schaffte Tyson es, Kai anzusehen, doch der starrte nur den Kleinwüchsigen an. „Hm...“, machte Ian gespielt nachdenklich. „Was ich von euch will? Ich will...“ „Hier bist du ja“, unterbrach ihn eine vertraute Stimme und eine Hand legte sich auf seine Schulter. Tyson schloss die Augen und zählte in Gedanken bis zehn. Ein hämisches Mitglied der Demolition Boys war schlimm genug. Aber was, wenn Ian seinem ganzen Team das Video gezeigt hatte? Was, wenn sie alle gesehen hatten, wie er und Kai sich so nahe gekommen waren? „Ich unterhalte mich gerade mit Kai.“ Dieser arglose, freundliche Tonfall... Tyson blinzelte vorsichtig. Ian sah lieb lächelnd über seine Schulter hinweg Tala an, der hinter ihm stand und ein wenig verwirrt über die Situation zu sein schien. So, wie Ian dastand, wirkte er, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Offenbar wusste Tala nichts von dem Video. Tyson sah aus den Augenwinkeln, wie Kai auszuatmen schien. Tala runzelte die Stirn, als niemand dazu bereit war, ihm mehr Informationen über den Inhalt dieses Gesprächs zu geben. „Komm'“, sagte er schließlich, packte Ian am Arm und zog ihn von ihrem Tisch weg. „War nett, mit dir geplaudert zu haben“, rief ihm Kenny ein wenig hämisch hinter und grinste, als die beiden verschwunden waren, Tyson an. „Süß, wie der überlegene Ian neben Tala klein wird wie eine Ameise.“ „Der muss nicht mehr klein werden“, brummte Kai und starrte nun, da Ian nicht mehr da war, die Tischplatte an. „Wovon hat der eigentlich gerade geredet?“, fragte Kenny. „Vermutlich hat er gefilmt... wie Max gekotzt hat“, redete sich Tyson heraus. „Oder er will uns einfach nur auf die Nerven gehen“, mutmaßte Kai. „Ich glaube nicht, dass er wirklich etwas gefilmt hat, was... naja, sexuelle Aktivitäten zeigt“, beteuerte Tyson. „Niemand von uns würde öffentlich etwas machen, wofür er sich schämen müsste“, sagte Kai. „Außer Max, der ja gestern wieder gekotzt hat. Öffentlich“, meinte Tyson. „Ja, aber das ist man ja mittlerweile von ihm gewohnt“, stimmte Kai zu. „Also...“ Tyson mühte sich ein Lachen ab, aber er hörte selbst, wie gekünstelt es klang. „Ian hat vielleicht Probleme. Der will uns nur auf die Nerven gehen.“ „Er will uns vor der WM ablenken“, sagte Kai. „Das wollen die Demolition Boys immer: Uns ablenken.“ „Damit wir nicht gut beim Training sind“, erläuterte Tyson. „Genau“, schloss Kai ihre Argumentation. Kenny hob eine Augenbraue und sah fragend von Kai zu Tyson und wieder zurück. „Wollt ihr wirklich nicht wissen, was auf dieser Kassette ist?“, fragte er schließlich verwundert. „Das ist es ja!“, rief Tyson. „Er kommt hierher und erzählt uns, dass er geheime Aufnahmen von uns gemacht hat. Aber bevor er uns genaueres darüber sagen kann, kommt zufällig Tala daher und zieht ihn weg, sodass wir hier sitzen und uns fragen, was das sollte und was er da aufgenommen hat. Der will doch, dass wir uns tagelang den Kopf darüber zerbrechen, was wir verbrochen haben sollen, während sein Team sich in aller Ruhe auf die WM vorbereitet.“ „Das war so gut, dass ich es fast selbst geglaubt hätte“, meinte Kai und legte seine Stulpen an. „Das grenzte ja fast schon an einem intellektuellen Erguss, Tyson.“ „Ich glaube, dein mangelndes Vertrauen in meine Intelligenz ist gerade unser geringstes Problem“, sagte Tyson und ließ sich auf sein Bett fallen. „Diese verdammte Ratte hat uns gefilmt! Was machen wir jetzt?“ „Die Ruhe bewahren“, sagte Kai. „Ian ist zwar ein Arschloch, aber er ist gleichzeitig ein vernünftiger Mensch.“ Tyson schnaubte. „Was er mit seinem Auftritt vorhin bewiesen hat.“ Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. „Was, wenn er das Video veröffentlicht?“ „Es war ziemlich dunkel“, sagte Kai. „Vielleicht sind wir ja gar nicht zu erkennen.“ „Laut Ian sind wir das“, meinte Tyson. „Jetzt hör' auf zu schmollen. In fünf Minuten ist Training“, beendete Kai das Thema. Tyson verzog das Gesicht. „Ich kann jetzt nicht trainieren“, sagte er. „Ich hab' Bauchschmerzen.“ Tatsächlich fühlte er sich gerade nicht dazu in der Lage, irgendetwas zu machen. Er wollte nur hier liegen und sterben. „Wenn du nicht sofort deinen Arsch bewegst, sorge ich dafür, dass du richtige Schmerzen hast!“, drohte Kai. Sein Trainings-Ich war offenbar erwacht. Das Thema Ian war also vom Tisch. „Aber wir müssen uns doch was überlegen, was wir...“, begann Tyson. „Überlass' das mir, klar?“, meinte Kai unfreundlich. „Und jetzt zieh' dir endlich deine gottverdammte Trainingshose an!“ „Traurig, wie sehr dir alles am Arsch vorbeigeht“, sagte Tyson kühl, bevor er aufstand und sich umzog. Kai beobachtete, wie er seine Jeans auszog und damit seine nackten Beine preisgab. Er zwang sich in eine andere Richtung zu sehen. Er konnte jetzt nicht wertvolle Zeit, in der Ian sonst-was mit dem Video anstellte, vergeuden, indem er an Sex dachte. Und er konnte Tyson nicht sagen, wie besorgt er wirklich war, weil der Jüngere jetzt schon panisch genug war. Kai hatte schon oft feststellen müssen, dass die Leute durchdrehten, wenn er selbst zugab, dass er Angst hatte. Für seine Teamkollegen war er oft der Grund nicht völlig in Panik zu verfallen. Solange Kai ruhig und gelassen blieb, schien wenigstens ein kleiner Teil der Welt noch in Ordnung zu sein. Diese Einstellung hatte er schon bei verpassten Flugzeugen, vor Finalrunden bei Turnieren, bei Unwetterwarnungen und anderen Gelegenheiten beobachten können. Und genauso war es jetzt auch. Was würde Tyson wohl machen, wenn er wüsste, dass auch Kai Angst hatte? Er kannte Ian lange genug, um zu wissen, dass er praktisch gar nichts über ihn wusste. Ian hatte zwar ein großes Mitteilungsbedürfnis, aber über sich selbst und seine eigentlichen Absichten sprach er dabei so gut wie nie. In dem Sinne war Ian für Kai unberechenbar. Der einzige, der ein wenig Autorität für Ian auszustrahlen schien, war Tala. Und der wusste offenbar nichts davon. Außerdem konnte Kai es sich schlecht vorstellen, zu Tala zu gehen und ihm zu sagen, dass sein Teamkollege ein Arschloch war und ein geheimes Knutschvideo von Kai und Tyson vor ihnen versteckte. Nein, zunächst sollte er versuchen, die Geschichte mit Ian zu klären. Ohne Tala. Und am besten auch ohne Tyson. Kai sah sich vorsichtig um. Seine Teamkollegen waren in der Pizzeria verschwunden. Normalerweise hätte er sauer sein sollen, weil sie die gerade erst beim Training verbrauchten Kalorien wieder in sich hineinstopften, aber heute kam es ihm ganz gelegen, dass sie sich gemeinsam ein Plätzchen zum Mittagessen gesucht hatten. Er hatte sich bewusst von ihnen abgekapselt. Im Grunde genommen hatte es niemanden verwunderten, schließlich predigte Kai stets gegen fettiges Essen wie Pizza. Er warf einen Blick auf die Uhr. Bingo. In zwei Minuten würden die Demolition Boys ebenfalls eine Trainingspause einlegen. Er wusste das, weil Tala sich stets penibel an die Trainingszeiten hielt und diese auch nie änderte. Also ging er mit schnellen Schritten über den Sportplatz und setzte sich vor dem Eingang des angrenzenden Gebäudes auf eine Bank, um dort zu warten. Er hatte heute Morgen beobachtet, wie die Demolition Boys den Geräteraum der Sporthalle betreten hatten. Jetzt musste er also nur auf Ian warten und... „... sie nicht einfach gleich alle tothauen?“, erklang eine schlecht gelaunte Stimme. „Vielleicht solltest du lieber Boxer werden, wenn du so einen starken Drang verspürt, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.“ Bryan kam aus dem Eingang und wartete dort auf Spencer, der ein wenig genervt wirkte. „Nochmal entschuldige ich mich bestimmt nicht bei dir“, meinte er schlecht gelaunt. „Außerdem hast du mich auch schon ganz oft beim Training verletzt.“ „Pah!“, machte Bryan empört. „Ich könnte innere Blutungen haben! Wenn ich plötzlich während der WM umkippe und wir deshalb ein Match verlieren, BIST DU SCHULD!“ „Wenn die Gefahr besteht, dass du mitten im Turnier umfällst“, mischte sich Tala ein, „dann sollte ich dich nicht aufstellen.“ Er drehte sich um. „Jetzt beweg' endlich deinen Hintern, Knirps!“ Kai sah interessiert zu den Jugendlichen auf, die bloß wenige Meter von ihm entfernt standen und ihn nicht zu bemerken schienen. Oder sie bemerkten ihn und inszenierten absichtlich so ein Theater, um ihn glauben zu lassen, dass ihr Team kurz vor einem inneren Zerfall stand. „Ich glaube, es geht mir schon wieder besser“, meldete sich Bryan kleinlaut wieder zu Wort. „Und dafür machst du so 'nen Aufstand, Mr Ich-versetze-meine-Gegner-mit-meinem-Bitbeast-ins-Koma“, merkte Spencer spitz an. „Jetzt haltet endlich eure verdammten Fressen!“, fauchte Tala. „IAN!“ „Soll ich etwa mit offenen Schnürsenkeln durch die Gegend laufen?“, fragte Ian schnippisch und verließ endlich das Gebäude. Kai atmete auf. „Solange du uns nicht stundenlang aufhältst“, maulte Tala. „Pff“, machte Ian und grinste Kai an. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte er. „Wir haben beschlossen, ihn zu ignorieren“, zischte Tala. Irgendwie hatte er ein Talent dafür, beim Zischen die Lippen geschlossen zu halten und sich dennoch deutlich zu artikulieren. Bewundernswert. „Achso“, sagte Ian und wandte sich wieder ab. „Ich dachte, ihr hättet ihn einfach nicht gesehen, weil er so im Schatten sitzt.“ „Und du hast ihn natürlich bemerkt, weil er im Sitzen auf deiner Höhe ist“, grinste Bryan. Tala holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, als wolle er es sich verkneifen, seine Teamkollegen anzuschreien. Wenn man jemanden ignorieren wollte, war es lächerlich, sich über ihn zu unterhalten. „Kann ich mal kurz mit dir reden?“, wandte sich Kai an Ian. „Nein“, antwortete Tala majestätisch anstelle seines Teamkollegen. Kai unterdrückte ein entnervtes Stöhnen. Er hatte Ian eigentlich nach dem Training abfangen wollen. Dass Tala ihn daran hindern könnte... daran hatte er gar nicht gedacht. „Dauert nicht lange“, versprach er dem Rotschopf. „Fünf Minuten.“ „Nein“, wiederholte Tala scharf. Ian sah neugierig zu ihm auf, als erwarte er eine Begründung hierfür, doch diese blieb aus. „Ihr habt gerade kein Training“, sagte Kai. „Er darf doch in seiner Mittagspause machen, was er will!“ „Nein“, kam es erneut von Tala zurück und er ging einen Schritt auf Kai zu, wobei er sich geschickt so vor Ian postierte, dass Kai den Jüngeren nicht mehr sehen konnte. Das schien Ian auch aufzufallen, denn er trat einen Schritt beiseite und grinste amüsiert. „Ian, sag' doch auch mal was“, forderte Kai den Kleinwüchsigen auf. „Nein“, sagte Tala und warf Ian einen drohenden Blick zu. „Tala, das ist absolut lächerlich“, fand Kai und erhob sich endlich. „Ich will nur kurz mit ihm reden.“ „Dann hast du wohl Pech gehabt“, meinte Tala provozierend. „Bryan, Spencer, bringt Ian ins Hotel und passt auf ihn auf.“ Ian gab einen missbilligenden Laut von sich, um Tala auf sich aufmerksam zu machen. „Du musst mir keine Bodyguards zur Seite stellen“, merkte er an. „Offenbar schon“, erwiderte Tala. „Und jetzt: Kusch!“ Erst als die drei den Platz zur Hälfte überquert hatten, wandte er sich an Kai: „Was sollte das?“ „Was sollte was?“, entgegnete Kai gereizt. „Was willst du von meinen Teamkollegen?“, ärgerte sich Tala. „Nur von Ian“, verbesserte Kai. „Umso schlimmer“, beschloss Tala. „Du hast ihn doch vorhin beim Frühstück schon belästigt! Eigentlich sollte ich dich wegen Sabotage der Turnierleitung melden!“ „Weil ich mit Ian sprechen will?!“, fragte Kai. „Würde ich einen deiner Teamkollegen pausenlos zuquatschen, wärst du auch angepisst“, vermutete Tala. „Soll ich das vielleicht mal machen? Mir Tyson vorknöpfen und ihm so lange immer wieder auflauern, bis er wahnsinnig wird? Soll ich?“ Kai verdrehte die Augen. „Warum rede ich überhaupt mit dir?“, ärgerte er sich. „Weil Ian leider unabkömmlich ist“, sagte Tala. „Und jetzt entschuldige mich bitte... Ich muss ins Hotel zurück und aufpassen, dass ihm niemand zu nahe kommt.“ Damit drehte er sich um und joggte hinter seinem Team her. Kai atmete tief durch, beließ es aber dabei, ihm wütend hinterher zu starren. Was sollte dieses Theater eigentlich? Als wäre es so schlimm, wenn er mit Ian redete... Das Fiese an der Szene war ja, dass es Tala im Grunde genommen gar nicht interessierte, mit wem Ian redete, der Kleine war schließlich kein Mensch, der sich von anderen Leuten Angst einjagen ließ und somit für die Weltmeisterschaft unbrauchbar wurde. Tala hatte sich nur so verhalten, um Kai Macht zu demonstrieren. Das hier war sein Terrain, er hatte sein Team bei sich gehabt... und Kai war allein gewesen. Tala hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Und er würde jetzt vermutlich darauf achten, dass Kai nicht an Ian herankam, nur um ihn zu piesacken. „Verdammt“, murmelte er und trat einen Stein beiseite. Tyson trank einen Schluck seiner Cola und warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatten noch etwa eine halbe Stunde lang Mittagspause, also genug Zeit um den Rest seiner Pizza zu essen. Max lag mit geschlossenen Augen halb auf dem Tisch und döste unter den missbilligenden Blicken der Kellnerin. Er hatte am Morgen recht gereizt darauf reagiert, dass Kai ihn zum Training zwang, weil er von seiner lustigen Party am Vortag Kopfschmerzen hatte. Ray schrieb sich SMS mit einer ominösen Unbekannten, um die er ein großes Geheimnis machte (vermutlich war es Mariah) und Kenny versuchte, sich mit Tyson zu unterhalten. „Ich glaube deshalb wirklich, dass die Demolition Boys von den All Starz aus dem Turnier geworfen werden“, schloss Kenny gerade seine Argumentation. „Hm?“, machte Tyson verwirrt und sog noch einmal an dem Strohhalm seines kalten Getränks. „Die All Starz besiegen die Demolition Boys? Wieso?“ „Habe ich dir doch gerade erklärt!“, ärgerte sich Kenny. „Oh“, machte Tyson und lachte etwas verlegen. „Du weißt doch, dass ich dir mit leerem Magen nie so ganz folgen kann“, redete er sich heraus. „Dann iss'“, forderte ihn Kenny auf. Artig nahm Tyson ein Stück Pizza in die Hand und ließ den Blick wieder zur Uhr schwenken. Irgendwie konnte er sich gerade auf nichts konzentrieren. Vorhin nicht auf das Training, jetzt nicht auf Kennys Gerede und noch nicht einmal auf seine Pizza, was eigentlich ein Grund zu großer Besorgnis war. Und warum das alles? Weil er an Kai denken musste. Und an Ian. Und an das Video, das der Kleinwüchsige irgendwo versteckt hatte und jeden Moment irgendwelchen Reportern zeigen konnte. „Und jetzt hör' gefälligst zu“, meinte Kenny ernst. „Und du auch, Ray. Pack' dein Handy weg. Und Max, wach' endlich auf.“ „Aber es ist gerade wichtig“, meinte Ray und grinste das Display seines Handys an. „Mir hat gerade eine junge Dame gestanden, dass sie kein Höschen trägt.“ „Ich?“, wunderte sich Max und blinzelte Ray an. Seine Aufnahmefähigkeit war zur Zeit etwas eingeschränkt, weshalb er vermutlich nur seinen Namen und den Zusatz „kein Höschen“ gehört hatte. „Als würde es mich interessieren, was du für Unterwäsche trägst“, murmelte Ray. „Penn' bloß wieder ein und nerv' mich nicht beim Flirten.“ „Nein, er soll nicht einpennen!“, beschwerte sich Kenny. „Ich habe wirklich interessante Analysen durchgeführt, die beweisen, dass die Demolition Boys gegen die All Starz verlieren werden!“ „Jaja“, murmelte Ray und tippte wieder etwas in sein Handy. „Ist es wohl dreist, sie zu fragen, ob sie da unten feucht ist?“ Er grinste verschwörerisch in die Runde. Tyson verdrehte die Augen. Er hatte mal nach einem dieser Gespräche Rays Handy geklaut und festgestellt, dass sich der Chinese bloß mit Mariah über alltägliche Dinge unterhielt und ein wenig über ihre Teamkollegen lästerte, mehr nicht. Irgendwie wollten ihn Rays Bemerkungen daher gar nicht beeindrucken. Er sah zu dem großen Fenster, welches einen Blick auf den belebten Platz zuließ. Und traute seinen Augen nicht. Ian. „Ich muss mal kurz auf's Klo“, murmelte er und stand auf, um zur Tür zu gehen. „Aber das Klo ist doch dahinten“, rief ihm Kenny hinterher und deutete in eine andere Richtung. Tyson verließ die Pizzeria und lief den drei Demolition Boys hinterher, die mit eiligen Schritten den Platz überquerten. Natürlich hatte ihm Kai gesagt, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Kai wollte ich um alles kümmern... Ja, klar. So gleichgültig, wie Kai gewirkt hatte, glaubte Tyson nicht, dass er bisher irgendetwas versucht hatte. Also musste er die Sache selbst in die Hand nehmen. „Ian!“, sprach er den Kleinwüchsigen an, der sich auch sogleich umdrehte. „Tyson“, stellte er überrascht fest und ging ein paar Schritte zurück. Tyson warf eilig einen Blick zu der Pizzeria, aber sie hatten sich weit genug davon entfernt, um nicht von seinen Teamkollegen gesehen zu werden. „Ist heute Tag der nervigen Bladebreakers?“, wandte sich Bryan an Spencer. „Wir haben hier was zu besprechen“, sagte Ian. „Geht ihr schon mal vor?“ „Nein“, sagte Bryan. „Geh' mir nicht auf den Keks“, ärgerte sich der Jüngere. „Nein“, wiederholte Bryan stur. Ian verdrehte die Augen. „Versuchst du gerade, Tala zu imitieren? Wenn ja, dann ist es absolut lächerlich.“ Damit wandte er sich von seinen beiden Teamkollegen ab und ging noch einen Schritt auf Tyson zu. „Kann es sein, dass ihr gerade ziemlichen Schiss kriegt?“, fragte er hämisch und warf vorsichtig einen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass Bryan und Spencer ihn nicht hörten. „Ian, was willst du von uns?“, wollte Tyson wissen. „Ich will eure Angst spüren“, sagte Ian so leise, dass Tyson ihn kaum verstand. „Worüber redet ihr gerade?“, fragte Bryan und kam näher. Ian sah lächelnd zu ihm auf. „Über nichts“, sagte er freundlich. „Nichts?“, wiederholte Spencer zweifelnd. „Über... die WM“, redete sich Tyson heraus. „Ian meinte... ihr würdet uns besiegen. Aber das glaube ich nicht, weil...“ Hatte Kenny nicht vorhin darüber geredet? „Die All Starz werden euch besiegen, bevor wir überhaupt gegen euch kämpfen müssen.“ „Die All Starz?“, wiederholte Bryan zweifelnd. „Meinst du die, die gestern gemeinschaftlich betrunken in Mr Dickensons Zimmer eingebrochen sind, um ihm für die geile Party zu danken?“ „Sind sie das wirklich?“, fragte Tyson überrascht. Bryan verdrehte die Augen. „Das Gespräch wird mir zu dumm. Komm', Ian, wir gehen.“ „Nein“, beschwerte sich Tyson. „Ian, wir sollten darüber reden!“ Ian lachte kurz auf und drehte sich dann um. „Sayonara, Tyson.“ „Er hat gelacht?“, wiederholte Kai. „Ja, gelacht“, bestätigte Tyson. „Und dann ist er mit Bryan und Spencer verschwunden.“ „Und du bist nicht hinterher?“, hakte Kai nach. „Nein! Der wollte doch sowieso nicht mit mir reden!“, ärgerte sich Tyson. „Außerdem standen gleich nebenan noch Pizza und Cola, die du als wichtiger erachtet hast als unsere Ehre“, kritisierte Kai. Tyson verzog das Gesicht. „Was hätte ich denn machen sollen?“, fragte er. „Ian verprügeln, während Spencer und Bryan daneben stehen und zusehen? Er will uns doch nur provozieren!“ „Uns Angst einjagen“, verbesserte ihn Kai. „Angst einjagen“, wiederholte Tyson entnervt. „Auch gut. Ich habe wenigstens mit ihm geredet, während du... Wo warst du eigentlich die ganze Zeit über?“ Kai verdrehte die Augen. „Es geht dich nichts an, was ich in meiner Freizeit mache.“ „Du kritisierst mich ja schon, wenn ich meine Pizza esse, statt völlig sinnlos hinter Ian herzurennen“, beschwerte sich Tyson. „Also sag' mir gefälligst, wo du warst, damit ich auch mir völlig haltlosen Anschuldigungen um mich werfen kann!“ „Es geht dich aber nichts an!“, fauchte Kai und ging zur Tür. „Du gehst jetzt nicht!“, bestimmte Tyson. „Wir haben hier ein Problem, über das wir sprechen müssen!“ „Reg' dich nicht so auf“, meinte Kai, drehte sich aber tatsächlich wieder von der Tür weg. „Wir sollten uns jetzt nicht streiten, Tyson.“ „Dann hör' auf, so ungerecht zu sein“, forderte Tyson. Er hasste es, sich mit Kai zu streiten, weil Kai es, selbst wenn er im Unrecht war, immer schaffte, den Disput am Ende für sich zu entscheiden. „Wo bist du gewesen?“ Kai verdrehte die Augen. „Okay, du willst es unbedingt wissen? Ich habe mich mit Tala herumgeschlagen, damit Ian mal ein paar Minuten lang unbeaufsichtigt ist. Aber statt das auszunutzen, hast du dich von ihm auslachen lassen!“ „Die waren zu dritt“, meinte Tyson. „Und Ian wollte mir sowieso nicht mehr sagen, als dass er unsere Angst spüren will.“ Kai schloss die Augen und schien in Gedanken bis zehn zu zählen, bevor er sie wieder aufschlug. „Okay. Er versucht offenbar nicht, uns zu erpressen“, schlussfolgerte er. „Aber er will uns das Video auch nicht geben“, ergänzte Tyson. „Und wir stehen jetzt wie die Idioten da, weil wir ihm ständig hinterher laufen“, stellte Kai resignierend fest. „Wir sollten uns beim nächsten Mal besser absprechen, okay?“ „Ich dachte, du machst dir gar keine so großen Sorgen wegen des Videos“, erinnerte sich Tyson plötzlich. „Hast du nicht heute Morgen noch gesagt, dass es wahrscheinlich sowieso zu dunkel war, um etwas zu erkennen?“ Kai zögerte einen Moment. „Du machst dir aber Sorgen, deshalb dachte ich...“ Er lächelte etwas zögerlich. „Ich will eben nicht, dass du dir ständig Gedanken wegen so etwas machst. Nur deshalb will ich es klären.“ Tyson nickte leicht, obgleich ihm klar war, dass Kai ihn nur beruhigen wollte. Der Ältere mochte es zwar, auch wenn sie zu zweit waren, sein kühles und unnahbares Image aufrecht zu erhalten, aber manchmal merkte man ihm dennoch an, dass er gerne den Beschützer spielte. Kai bemüht sich immer, wie ein Fels in der Brandung zu stehen, selbst wenn es Probleme gab. Früher hatte es Tyson auch wirklich Mut gegeben, wenn wenigstens Kai selbstsicher blieb, aber mittlerweile kannte er seinen Freund einfach zu gut, um noch darauf reinzufallen. Trotzdem gefiel ihm dieses Verhalten an Kai und er wünschte sich fast, dass er selbst wieder jünger und naiver wäre, um ihm seine Sorglosigkeit abzunehmen. Vielleicht war es falsch von ihm, Kai in dem Glauben zu lassen, er durchschaue dieses Verhalten nicht, aber er konnte Kai einfach nicht sagen, dass jeder Mensch in Panik verfallen durfte, wenn er einen Grund dazu hatte. Kai genoss es doch, als Einziger ruhig zu bleiben, wenn alle anderen um ihn herum, Angst hatten. Er hatte dieses Talent, sich selbst unter Kontrolle zu haben, nun einmal und Tyson wollte es ihm nicht schlecht reden, indem er ihm gestand, es zu durchschauen. „Das ist lieb von dir“, sagte Tyson schließlich und lächelte ihn zaghaft an. Ich würde mich wie immer über Kommentare und auch über Kritikpunkte freuen. Das Schwierigste an dem Kapitel war übrigens Tala. In der letzten längeren FF, die ich geschrieben habe ("Love's Labour's Lost") war ich nämlich so zufrieden mit ihm, dass ich diesen Absatz, in dem er auftaucht mehrmals neu geschrieben habe, bis er endlich ansatzweise der Tala war, den ich hier haben wollte. (Danke nochmal, Chris, für's Probelesen und Kritisieren^^) LG, Joey Kapitel 3: Failure ------------------ Hallo ^^ Danke für eure Kommentare :D *alle knuddel* Hm, Bryan und Spencer wirken im letzten Kapitel schon etwas stupide, aber das liegt weniger an ihnen selbst, sondern an der Rolle, die Tala ihnen in der Situation verpasst hat. Die armen, fiesen Bodyguards... ^^ Und zu Tala: Ich weiß ja, dass ich ihn in anderen FFs schon besser hingekriegt habe, aber... Naja... *hust* Ich bin trotzdem einigermaßen zufrieden mit ihm :) Andere/s Pairing/s? Ja. Welche/s? Sag' ich nicht :p Viel Spaß beim Lesen! „Wir mögen euch einfach lieber als die All Starz“, meinte Kai völlig ernst. Tala hob zweifelnd eine Augenbraue. „Seit wann?“, fragte er. „Naja... Denk' doch an unsere gemeinsame Vergangenheit“, argumentierte Kai. „Du meinst den Hass, der uns seit frühester Kindheit verbindet?“, hakte Tala nach. „Wie konnte ich den bloß vergessen?“ „Sieh' das alles doch nicht so negativ“, meinte Kai. „Sei lieber dankbar dafür, dass ich hier bin, um dich zu warnen.“ „Davor, dass die All Starz uns besiegen könnten“, ergänzte Tala trocken. „Es ist zwar in den letzten hundert Jahren nicht vorgekommen, dass die auch nur ein einziges Match gegen uns gewonnen haben, aber jetzt werden sie uns ganz plötzlich überrennen.“ Kai nickte leicht. „Genau das ist ja der Punkt – Ihr unterschätzt die All Starz und kriegt gar nicht mit, was die für Fortschritte gemacht haben, sowohl technisch, als auch taktisch“, argumentierte er. „Aber weil wir euch lieber mögen als die All Starz, haben wir beschlossen, euch zu erklären, wie ihr vorgehen müsst, um sie zu schlagen.“ Tala verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn mit kritischem Blick. „Willst du mich eigentlich verarschen?“, fragte er. „Frag' ihn doch lieber, ob er etwas trinken möchte“, schlug Ian vor. Wie lange er schon in der offenen Tür zu einem der angrenzenden Zimmer stand, konnte Kai nicht sagen, aber er trug einen Schlafanzug. Eigentlich war noch früher Abend, weshalb Ians Kleidung Kai ein wenig erstaunte. Und noch mehr erstaunte es ihn, dass Ian tatsächlich mit ihnen redete. Tala wechselte einen fragenden Blick mit Ian, welcher in Richtung der angrenzenden Küche nickte. Kai konnte sich ein triumphierendes Grinsen kaum verkneifen. Besser konnte es ja gar nicht laufen. „Du trinkst wahrscheinlich immer noch Tee, oder?“, fragte Tala. „Ich mach' dir eben welchen“, beschloss er und ging in die Küche, gefolgt von Ian. Die Tür schlossen sie hinter sich. Offenbar wollten sie besprechen, wie sie mit Kais überraschendem Besuch in ihrer Hotelsuite umgehen sollten. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, eilte Kai auf Zehenspitzen zur Wohnungstür und öffnete diese. Tyson quetschte sich hastig in die Suite. „Tala noch da?“, formte er mit den Lippen. „In der Küche“, erwiderte Kai und deutete auf die Tür, an der Ian vorhin gestanden hat. „Ians Zimmer. Beeil' dich!“ Er schloss die Tür zur Suite der Demolition Boys wieder, während Tyson in das Zimmer eilte. Jetzt musste Kai nur noch dafür sorgen, dass Ian nicht vorzeitig in den Raum zurückging. Und natürlich musste er Tyson noch die Gelegenheit geben, wieder zu verschwinden. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür wieder und Tala verließ die Küche. „Ian kommt gleich mit dem Tee“, erklärte er. „Setz' dich doch.“ Kai ließ sich auf dem Sofa nieder und beobachtete, wie sich Tala ihm gegenüber auf den Sessel setzte. „Bist du jetzt an unserer Hilfe interessiert oder nicht?“ fragte er. Tala legte den Kopf schief. „Du behauptest also, dass die All Starz ihre Beyblades so verbessert haben, dass sie uns besiegen könnten?“, fragte er mit zweifelnder Stimme. „Sie haben eure Taktik genau analysiert und sich entsprechend auf das Match vorbereitet“, erklärte Kai. „Im Gegensatz zu uns“, merkte Tala spitz an. „Wir sitzen ja den ganzen Tag über nur faul herum und sind darauf angewiesen, dass uns andere Teams Tipps geben, wie wir unsere Matches gewinnen.“ Ian betrat, noch immer in seinem Schlafanzug und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, den Raum und stellte eine Tasse vor Kai auf dem Tisch ab. „Wenn du so grinst, dann trinke ich das nicht“, beschloss Kai. Ian verdrehte leicht die Augen. „Ich wusste, dass du das sagen wirst“, meinte er und zog einen Strohhalm hervor, den er in die Tasse tauchte. Er trank ein paar Schlucke. Und er trank wirklich, schließlich konnte Kai beobachten, wie der Pegel in der Tasse ein wenig sank. Dann entfernte Ian den Strohhalm und lächelte amüsierte. „Nicht vergiftet“, meinte er. Kai verdrehte leicht die Augen und nahm die Tasse in die Hand. Er musste Zeit schinden, also sollte er die Demolition Boys nicht verärgern, damit sie ihn nicht rauswarfen. Also trank er einen Schluck des heißen Getränks und stellte dieses wieder ab. „Natürlich schadet es dir nicht, deine eigene Spucke zu trinken, Zwerg“, sagte Tala langsam und warf Ian einen strengen Blick zu. Kai stöhnte entnervt auf. „Danke, Ian“, sagte er angeekelt. Ian nickte ihm freundlich lächelnd zu. „Tut mir Leid, Kai, ich konnte ihm das nicht verbieten“, meinte Tala trocken, obgleich Kai vermutete, dass er am liebsten gelacht hätte. „Er ist doch noch ein Kind. Manchmal muss man ihm ein bisschen Spaß gönnen, damit er nicht traurig wird. Oder würdest du dieses fröhliche Gesicht missen wollen?“ Er legte den Kopf schief und betrachtete Ian, dessen Lächeln noch immer nicht gewichen war. „Ist gut, ich kotze erst, wenn ich wieder in der Suite meines Teams bin“, murrte Kai. Es war eh zu spät. „Glaubt der wirklich, ich hätte in seinen Tee gespuckt?“, wandte sich Ian an Tala. „Warum denken die Leute bloß immer so schlimme Sachen über mich?“ „Vielleicht weil du dich benimmst, als seist du geradewegs aus der Hölle gekrochen?“, meinte Kai bissig. „Hast du nicht vorhin noch gesagt, dass du unser Team magst?“, fragte Tala süßlich. Kai schloss die Augen und wollte in Gedanken bis zehn zählen, doch Ian unterbrach ihn dabei: „Ich geh wieder ins Bett. Gute Nacht.“ Sofort waren Kais Augen wieder offen. „Geh' nicht!“, sagte er hastig. Tyson war noch in dem Zimmer! Ian sah ihn verdutzt an. „Ich bin aber müde“, sagte er verwundert. „Aber... wir sollten uns vertragen“, beschloss Kai. Es war so eine dumme Idee gewesen, Ians Zimmer zu durchsuchen! Das war Tysons Idee gewesen! Natürlich! Er selbst kam ja nicht auf so dumme Einfälle! Und Tyson hatte so lange auf ihn eingeredet, bis er schließlich zu entnervt gewesen war, um weiterhin zu widersprechen. Verdammt nochmal! „Können wir das nicht auch morgen machen?“, fragte Ian. Kai nahm schnell die Teetasse und trank in einem Zug das heiße Getränk aus. Sein Mund tat zwar weh und seine Speiseröhre fühlte sich an, als habe sie Verbrennungen zweiten Grades erlitten, aber er hatte einen Grund gefunden, zumindest einen der Demolition Boys in die Küche zu schicken. „Leckerer Tee“, fand er. „Ich habe doch reingespuckt“, sagte Ian. „Kann ich noch mehr haben?“, fragte Kai freundlich. Ian hob' verdutzt eine Augenbraue. „Mach' mal“, sagte Tala, woraufhin der Kleinwüchsige die Tasse von Kai entgegen nahm und in der Küche verschwand. Jetzt brauchte er nur noch eine List, um Tala kurz loszuwerden... Er stand auf. „Kann ich mal eben bei euch auf's Klo gehen?“, fragte er. Tala sprang ebenfalls schnell auf. „Ich geh' zuerst“, bestimmte er und war zwei Sekunden später im Badezimmer eingeschlossen. Eigentlich war es traurig, wie einfach Tala gestrickt war. Vermutlich würde er jetzt ein paar Minuten im Badezimmer bleiben und grinsend genießen, wie Kai unter dem Druck seiner Blase litt. „Vollidiot“, murmelte Kai und ging zu Ians Zimmertür, um diese zu öffnen. „Tyson“, zischte er. „Verschwinde hier!“ „Ich hab' nichts gefunden“, meinte Tyson hilflos, als er das Zimmer verlassen hatte. „Glaubt ihr ernsthaft, ich bin so dumm, das Video in meinem Hotelzimmer liegen zu lassen?“, fragte Ian. „Für wie fantasielos haltet ihr mich eigentlich, Jungs?“ „Wolltest du nicht Tee machen?“, fragte Kai. Ian hob eine Tasse an, spuckte rein und hielt sie Kai hin. „Hier, bitte sehr“, sagte er freundlich. „Ihh“, machte Tyson. Kai lächelte gequält. „Ihr beide fangt an, mir auf die Nerven zu gehen“, sagte Ian und stellte die Tasse ab. „Wollt ihr den Rest des Teams nicht auch involvieren? Je mehr Leute mich verfolgen, desto lustiger wird die ganze Aktion doch.“ „Gib' uns das Video und wir stören dich nicht mehr“, bot Tyson an. „Glaubst du ernsthaft, dass es mich stört, wenn ihr andauernd nervt?“, fragte Ian. „Magst du es etwa, wenn wir dich nerven?“, fragte Tyson verdutzt. Ian zuckte leicht mit den Schultern. „Jaah, irgendwie hat das was. Es ist interessant, immer wieder neue Gründe zu hören, weshalb ihr mit mir sprechen müsst. Tala ist schon richtig sauer auf euch. Und jetzt erzählt ihr ihm auch noch, dass die All Starz besser sind als wir... Passt bloß auf, dass ihr nicht mehr mit ihm redet, wenn spitze Gegenstände in der Nähe sind.“ „Wenn euer Teamleader anfängt, Leute zu meucheln, werdet ihr vermutlich disqualifiziert“, überlegte Kai. „Glaubst du ernsthaft, er geht dieses Risiko ein?“ „Hm“, machte Ian. „Vielleicht sollte ich ihm einfach von dem Video erzählen, damit er sich nicht so sehr aufregt, sondern auch seinen Spaß an der Sache hat.“ „Bitte nicht“, sagte Tyson entsetzt. „Ian, das kannst du uns nicht antun!“ „Aber er würde sich wahrscheinlich doch aufregen, weil das kleine Filmchen echt widerlich ist“, überlegte Ian und nickte langsam. „Vermutlich würde er es der Turnierleitung zeigen, damit die Leute alle sehen, welch tolle Vorbilder hier in der Profiliga sind. Glaubt ihr, das reicht aus, um euch aus dem Turnier zu schmeißen?“ „Oh Gott“, stöhnte Tyson. „Ian, lass' das. Bitte!“ „Was denn?“ Die Badezimmertür hatte sich geöffnet und Tala stand verwundert im Raum. „Tyson? Was machst du denn hier?“ „Dein Teamkollege hat wieder in den Tee gespuckt“, sagte Kai entnervt. Tala verdrehte die Augen. „Ian, geh' am besten einfach wieder ins Bett“, murmelte er. „Und ihr beide.. Was wollt ihr eigentlich hier?“ „Eigentlich...“, begann Tyson vorsichtig. „Interessiert mich eh nicht“, beschloss Tala. „Verzieht euch einfach.“ Kai warf Tyson einen kurzen Blick zu. Sie hatten hier nichts gefunden und vermutlich war das Video sowieso nicht in der Hotelsuite, sondern an einem sicheren Ort. Was sollten sie als noch hier. „Okay“, sagte Kai. „Gute Nacht.“ „Reinfall ist ja noch die Untertreibung des Jahrhunderts“, meinte Tyson und kuschelte sich unter die Decke. Ihm war kalt. Warum konnte die Weltmeisterschaft nicht in Spanien oder Italien stattfinden? Irgendwo, wo es warm war... „Ich hasse die Kerle“, murmelte Kai. „Ich hoffe, du hast ihnen nicht wirklich Tipps gegeben, wie sie die All Starz besiegen können?“, fragte Tyson. „Als hätten die All Starz Chancen gegen die Demolition Boys“, meinte Kai verächtlich. „Kenny behauptet das nur, weil er in Emily verknallt ist.“ „Wie ätzend“, fand Tyson und versuchte sich, Emily und Kenny als Pärchen vorzustellen. Das passte doch nicht... „Vermutlich nicht halb so ätzend, wie sich mit dir herumzuschlagen“, murrte Kai. Tyson lugte unter seiner Decke hervor und beobachtete, wie sein Teamleader seine Schlafanzughose entknotete. Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, weshalb er die Decke bis über seine Nasenspitze zog. „Du musst doch keine Hose anziehen“, fand er. „Komm' doch so zu mir ins Bett.“ „Wie kommst du darauf, dass ich in deinem Bett schlafen will?“, fragte Kai. „Du nervst. Und du bist kindisch. Wieso verknotest du ständig meine Hosen?“ „Weil ich dich gerne in Unterwäsche sehe“, sagte Tyson leise und betrachtete den runden Hintern seines Freundes. Kai drehte sich zu ihm um und verdrehte deutlich sichtbar die Augen. Dann zog er demonstrativ die Beine seiner Hose auseinander und schlüpfte hinein. Tyson verzog enttäuscht das Gesicht. „Und jetzt gehe ich in mein Bett“, beschloss Kai. „In meins. Nicht in deins.“ „Blödmann“, murmelte Tyson und zog sich die Decke wieder über den Kopf. Kai schaltete das Licht aus. Tyson überlegte einen Moment lang, ob es sinnvoll wäre, die Augen zu schließen und zu versuchen, zu schlafen, denn... „Tyson!“ Er schob die Decke beiseite, als er seinen Namen gehört hatte. „Hm?“, machte er. „Kommst du?“, fragte Kai. Tyson lachte leise, stand auf und schlich sich in der Dunkelheit zu Kais Bett, um unter die Decke des Älteren zu schlüpfen. „Du bist echt daneben“, fand er. „Ich will Sex“, murmelte Kai und schob die Hände unter Tysons Oberteil, um ihm dieses hastig auszuziehen. „Wieso hast du dir die Hose überhaupt angezogen, wenn du sowieso willst, dass ich sie dir ausziehe?“, fragte Tyson amüsiert. „Ach, halt' doch die Fresse...“ „Es gibt Croissants“, freute sich Max. „Ganz viele Croissants!“ Er stellte seinen Teller vor sich auf den Tisch und blickte strahlend in die Runde. „Ich liebe Croissants!“ „Das sagst du doch nur, weil es dir Spaß macht, dieses Wort auszusprechen“, murmelte Kenny und tippte etwas auf seinem Laptop. „Ja, und?“, fragte Max. „Und jetzt leg' Dizzi weg und iss'. Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!“ Ray verdrehte die Augen. „Kannst du nicht wieder einen Kater haben und die Klappe halten?“, murmelte er seinem Handy zu. „Sehr witzig“, meinte Max spitz. „Das war sowieso das letzte Mal, dass ich Alkohol getrunken habe. Ich sehe in eine nüchterne Zukunft!“ Tyson grinste schief. „Bis zur nächsten Party“, prophezeite er. Ray lächelte gequält. „Oh ja...“ Sein Handy piepste kurz, ein Zeichen dafür, dass er eine SMS bekommen hatte. „Und? Trägt Mariah heute Unterwäsche?“, fragte Tyson, während Ray die Nachricht las. „Natürlich nicht“, murmelte Ray. „Wieso sollte sie auch, wenn ein Hengst wie ich in ihrer Nähe herumläuft?“ Tyson lachte und schielte zu Kai, der entnervt sein Müsli anstarrte und sich zu fragen schien, warum er sich ein gemeinsames Frühstück mit seinem Team überhaupt noch antat. „Wenn sie mich sieht, dann tropft sie da unten förmlich“, flötete Ray breit grinsend. „Dann sollte sie eigentlich doch lieber ein Höschen tragen“, fand Max. „Sonst tropft sie ja den Boden voll. Das stelle ich mir höchst unangenehm vor.“ Kai schob demonstrativ sein Müsli zu Tyson. „Ich kotze gleich“, sagte er düster. „Da ist sie ja“, meinte Kenny. „Und? Erzeugt sie eine Wasserlache?“, fragte Tyson. „Ha ha ha“, machte Ray trocken und steckte sein Handy weg. „Guten Morgen, Mariah!“, rief er ihr zu. Sie lächelte und winkte ihm kurz, bevor sie sich am Buffet anstellte. „Wäre sie so scharf auf dich, wie du behauptest, müsste sie doch jetzt herkommen und dir ein Küsschen geben“, zog Kenny Ray auf. „Vermutlich weiß sie, wie er über sie redet und hält absichtlich Abstand“, überlegte Tyson. „Ich an ihrer Stelle würde keinen Abstand halten, sondern Ray gehörig meine Meinung geigen“, fand Max. „Ach, halt' die Fresse“, grummelte Ray sichtlich verlegen. „Besauf' dich doch!“ „Ray, das ist nicht lustig!“, beschwerte sich Max. „Tyson“, raunte Kai plötzlich leise. Fragend sah Tyson ihn an. Kai nickte in Richtung der Tischs der Demolition Boys. Tala hatte ihnen den Rücken zugewandt, im Gegensatz zu Ian, der sie breit grinsend ansah. Verwirrt blickte Tyson wieder zu Kai und dann erneut zu Ian. „Das macht er schon die ganze Zeit über“, flüsterte Kai. „Seit über fünf Minuten.“ „Ignorieren?“, fragte Tyson. „Worüber redet ihr?“, mischte sich Kenny ein. „Darüber, ob ich euch Quälgeister lieber erhängen, erstechen oder erschießen soll“, meinte Kai aggressiv. Kenny zuckte leicht zusammen und klappte beleidigt Dizzi wieder auf. „Und warum darf Tyson mitdiskutieren?“, fragte Max. „Willst du ihn etwa nicht exekutieren?“ Kai verdrehte die Augen und zog sein Müsli wieder zu sich. „Lasst mich doch einfach mal in Ruhe essen“, meinte er grantig. Tyson blickte wieder zu Ian, der sie noch immer unverwandt anstarrte. Verdammt! Warum hatte Kai ihn auch darauf aufmerksam gemacht? Tyson erhob sich und ging mit seinem leeren Teller zum Buffet zurück, um sich erneut dort anzustellen. So war er wenigstens von den bohrenden Blicken des Kleinwüchsigen in Sicherheit. „Ich habe heute Nacht nochmal darüber nachgedacht“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm „Uah! Ian!“, stellte Tyson erschrocken fest. „Musst dich so an mich heranschleichen?“ „Ich glaube, das könnte wirklich ein Grund für eine Disqualifikation sein“, fand Ian. „Ihr seid immerhin die amtierenden Weltmeister und alle Kinder sehen zu euch auf. Wenn so was bekannt werden würde... Was glaubst du, was da los wäre?“ Tyson atmete tief durch. „Gib' uns doch bitte einfach das Video“, sagte er bemüht geduldig. „Du willst doch nicht, dass wir disqualifiziert werden!“ Ian zuckte leicht mit den Schultern und schien einen Moment lang zu überlegen. „Ich mag euch nicht“, sagte er dann. „Das ist doch kein Grund, uns sowas anzutun“, fand Tyson. „Stell' dir mal vor, alle Team, die du nicht magst, würden aus der WM verschwinden? Würdest du das wollen?“ „Dann wären wir Weltmeister“, meinte Ian mit einem freudigen Lächeln. „Das wäre schön!“ Einen Augenblick lang dachte Tyson fast, dass Ian ein wenig kindisch war. Die weitaufgerissenen Augen und das begeisterte Strahlen in seinem Gesicht... „Mach' dich nicht über mich lustig“, mahnte Tyson düster. „Sonst...?“, fragte Ian. Tyson stöhnte entnervt. „Ian, jetzt gib' uns doch einfach das Video! Bitte!!“ „Warum fleht er mich eigentlich nicht an?“, fragte Ian und nickte in Richtung des Bladebreakers-Tisches. Tyson legte den Kopf schief und musterte Kai, der gerade seine Müslischüssel geleert hatte. „Würde das denn was bringen, wenn er auch noch hier wäre?“, fragte er und hoffte, dass Kai nicht bemerkte, dass er nun von der Schlange am Buffet aus angestarrt wurde. „Nein“, sagte Ian. „Aber ich finde es schön, dass wenigstens du so viel Energie in die Sache legst. Dein kleiner Einbruch gestern war wirklich bühnenreif.“ Tyson spürte, wie er errötete und er wünschte sich, Ian würde nicht so laut sprechen. „Ich bin reingelassen worden“, zischte er und sah sich um. Offenbar hatte niemand gehört, was Ian zuvor gesagt hatte. Glück gehabt. „Das Video ist aber nicht in meinem Hotelzimmer“, sagte Ian. „Ja, das weiß ich jetzt auch“, murrte Tyson. Ian steckte die Hand in seine Hosentasche und zog langsam eine Schnur heraus, an deren Ende schließlich ein Schlüssel baumelte. „Bahnhofs-Schließfach“, erklärte er breit grinsend. Tyson griff nach dem Schlüssel, der jedoch schnell weggezogen wurde. Ian lachte und steckte den Schlüssel wieder weg. „Hey, Tyson, du bist dran“, sagte er dann. Verdutzt drehte sich Tyson um. Tatsächlich stand er am Anfang der Schlange. „Ian, du...“ Der Kleinwüchsige war verschwunden. Tyson schüttelte resignierend den Kopf und wandte sich dem Buffet zu. „Die können uns deshalb doch nicht disqualifizieren“, meinte Kai. „Und Ian wird es sowieso nicht veröffentlichen.“ „Sicher?“, fragte Tyson. „Natürlich. Der genießt es doch, uns in der Hand zu haben“, grummelte Kai. „Aber wir sind die stärkste Konkurrenz für die Demolition Boys“, warf Tyson ein. „Vielleicht will er uns ja loswerden.“ „Aber die disqualifizieren uns deshalb nicht“, wiederholte Kai. „Das wäre doch Diskriminierung.“ Tyson seufzte schwer. „Wir waren da draußen ziemlich freizügig“, meinte er kleinlaut und hoffte, dass Kai ihm nicht vorwerfen würde, es sei seine Idee gewesen. „Aber wir sind schwul“, meinte Kai. „Also haben wir diesen... diesen Homo-Bonus. Die werden doch keine Schwulen disqualifizieren.“ „Die wissen doch nicht, dass wir ein Paar sind“, meinte Tyson. „Wenn das alle wüssten, dann wäre so ein Sexvideo nichts schlimmes. Aber wir haben es ja vor allen verheimlicht. Das wirkt dann wieder so hinterlistig und verschwörerisch...“ „Hinterlistig und verschwörerisch?“, wiederholte Kai belustigt. „Was geht es die Idioten denn an, was wir in unserem Privatleben machen?“ „Vorbildfunktion“, sagte Tyson langsam und deutlich. „Soll ich es dir buchstabieren?“ „Als wüsstest du, wie man das schreibt“, grinste Kai. „Vielleicht sollten wir uns outen.“ Kaum hatte Tyson den Satz ausgesprochen, spürte er, wie die Raumtemperatur um gefühlte zwanzig Grad Celsius sank. Kai sah ihn an. Nur so. In seinem Blick lag nichts Kühles, nichts Abweisendes... aber eben auch nicht Freundliches. „Wenn wir uns jetzt outen und Ian danach das Video veröffentlicht“, erklärte Tyson hastig, „dann wirkt Ian wie der Böse, der ein schwules Liebespaar in Probleme reinreiten will. Und wir sind die schwulen Opfer. Eben der Homo-Bonus. Wenn es vorher schon bekannt wäre, hätten die Leute doch viel mehr Verständnis dafür.“ Kai verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber dann wüsste jeder Penner, dass ich mit einem Vollidioten wie dir ins Bett gehe“, sagte er unzufrieden. „Das will ich nicht.“ „Glaubst du, meinem Image würde es gut tun?“, fragte Tyson. „Du bist ein emotionales Wrack! Was wirft es denn für ein Licht auf mich, dass ich mit dir zusammen bin?“ „Ich bin kein emotionales Wrack“, widersprach Kai. „Ich bin nur ein wenig... kompliziert.“ Tyson schnaubte. „Oh ja, kompliziert ist ein passendes Wort.“ „Vielleicht will Ian das Video auch gar nicht veröffentlichen“, sagte Kai. „Dann wäre das Outing ganz umsonst gewesen. Und all unsere Fans würden uns hassen. Die kleinen Jungs, weil sie keine schwulen Sportler sehen wollen, und die ganzen Mädchen, weil sie in mich verknallt sind. Es muss demütigend sein, mich ausgerechnet an dich zu verlieren.“ „Kannst du mal bitte aufhören, so zu tun, als wäre ich ein schlechter Fang?“, ärgerte sich Tyson. „Ich will mich nicht outen“, stellte Kai klar. „Ich doch auch nicht“, meinte Tyson. „Aber wenn wir keine andere Wahl haben?“ Kai seufzte. „Lass' uns Ian doch einfach ignorieren“, schlug er vor. „Damit er frustriert ist und das Video als Rache veröffentlicht?“, fragte Tyson. „Schlechte Idee. Gaaanz schlechte Idee.“ „Also weitermachen wie bisher?“, fragte Kai sarkastisch. „Hinter ihm herschleichen und versuchen, das Video zu kriegen?“ „Wir könnten das Schließfach aufbrechen“, fiel Tyson ein. „Klar, wir begehen eine Straftat, damit wir nicht wegen ein bisschen Rumgeknutsche disqualifiziert werden“, stimmte Kai zu. „Wo nimmst du nur immer diese grandiosen Ideen her, Tyson?“ „War 'ne Eingebung“, erwiderte Tyson gespielt geschmeichelt. „Und wenn wir ihm den Schlüssel klauen?“ „Glaubst du, den lässt er irgendwo herumliegen?“, fragte Kai. „Er hatte ihn in seiner Hosentasche“, erinnerte sich Tyson. „Okay, ich halte ihn fest und du durchsuchst seine Taschen“, sagte Kai. „Und am Ende beschwert sich Tala bei der Turnierleitung, dass wir Ian körperlich misshandelt haben. Und dann behauptet Ian, wir beide wären eh schwul und hätten ihn betatscht.“ „Wir könnten Schläger engagieren, die ihn für uns verprügeln. Und wenn er am Boden liegt, dann...“ Tyson hielt inne. „Die Idee gefällt dir auch nicht, oder?“ Kai verdrehte die Augen, sagte aber nichts dazu. Tyson seufzte schwer. „Also warten wir ab, was passiert?“, schloss er aus Kais Schweigen. Der Ältere zuckte kurz mit den Schultern. „Abwarten, was passiert. Das klingt gut.“ Ich freue mich wie immer über Kommentare (ihr dürft auch ruhig negative Aspekte anmerken) Bis dann, Joey Kapitel 4: Teddy ---------------- „Ich hoffe auf faire Wettkämpfe“, betonte Mr Dickenson. „Dieses Jahr wollen wir nicht mit negativen Schlagzeilen in den Zeitungen aller Welt stehen. Nein, dieses Mal wird es keine Fouls, miese Tricks oder sonstige Manipulationen der Weltmeisterschaft geben!“ „Bilde ich mir das nur ein, oder schielt er erstaunlich oft zu den Demolition Boys 'rüber?“, murmelte Tyson Max zu. Der Blondschopf kicherte, antwortete jedoch nicht, weil Kai ihnen einen mahnenden Blick zugeworfen hatte. „Dieses Jahr wollen wir uns nicht auf Streitigkeiten zwischen den Teams konzentrieren, sondern nur auf den Sport. Auf den reinen, guten, fairen Beyblade-Sport!“, fuhr der Veranstalter der Weltmeisterschaft im Beybladen fort. „Wie lange dauert das wohl noch?“, fragte Max leise und legte seinen Kopf auf Tysons Schulter ab. Sie hatten am Vorabend noch ziemlich lange vor dem Fernseher gesessen, weshalb die Hälfte des Teams entsprechend müde war. Bis auf Kenny, der während eines Films eingeschlafen war und Kai, der sich natürlich früh in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, weil ihm die Filme zu niveaulos gewesen waren. „Tyson, ich will schlafen“, murmelte Max. Tyson konnte den Atem des Blondschopf an seinem Hals spüren. Er starrte bewusst Mr Dickenson an, weil er genau wusste, dass Kai ihn böse anfunkelte. Vielleicht ja zurecht, aber Tyson hatte jetzt keine große Lust, Max wegzustoßen. Der arme Kerl war nun einmal müde... „Die WM wird dieses Jahr mit dem Spiel der Demolition Boys gegen die All Starz beginnen“, verkündete Mr Dickenson. „Wir alle fiebern diesem Augenblick entgegen und ich hoffe sehr auf gute, faire Kämpfe!“ „Können Sie mal bitte aufhören, ständig das Wort fair zu betonen?“, stöhnte Tala entnervt. Sämtliche Blicke im Raum schwenkten von Mr Dickenson zu dem Teamleader des russischen Teams, der mit vor der Brust verschränkten Armen und genervtem Gesichtsausdruck die Wand anstarrte und mehr mit sich selbst zu reden schien: „Tut mir Leid, aber das macht mich irgendwie aggressiv.“ „Wen überrascht das?“, fragte Michael laut in den Raum hinein. Und schon standen auch die All Starz im Mittelpunkt des Interesses. „Nach unserem Match morgen wird es dich nicht mehr überraschen“, fauchte Tala und sprang auf. Sofort stand auch Michael auf den Beinen. „Soll das etwa eine Drohung sein?“, fragte er wütend. „Lediglich eine Feststellung“, sagte Tala leise und mit zu Schlitzen verengten Augen. In dem Konferenzzimmer war es so still, dass ihn trotz seines leisen Tonfalls jeder verstehen konnte. „Du hast ja keine Ahnung, in was für eine Katastrophe du dein Team morgen reinreitest, Parker!“ Michael verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust. „Aber du scheinst es zu wissen, Ivanov“, stellte er bemüht spöttisch fest. „Sag' uns doch bitte im Voraus, wie viele Krankenwagen wir brauchen werden.“ „Wie viele Teamkollegen hast du denn?“, konterte Tala. „Äääähm“, sprach Mr Dickenson in sein Mikrofon. „Leute, jetzt setzt euch doch wieder.“ „Mr Dickenson, der hat meine Teamkollegen und mich eindeutig bedroht!“, beschwerte sich Michael und funkelte den Leiter der BBA vorwurfsvoll an. „Und das vor etwa fünfzig Zeugen! Die Demolition Boys sollten dafür disqualifiziert werden!“ „Naja, das... also...“ Mr Dickenson räusperte sich. „Ein Glück, dass Mr Dickenson Konflikte so schnell und kompetent lösen kann“, meinte Max amüsiert. Plötzlich schien er wieder hellwach zu sein. „Wir brauchen vermutlich alle etwas Ruhe und so“, fand Mr Dickenson verlegen. „Ich weigere mich, gegen die Demolition Boys anzutreten“, rief Michael, der auch ohne Mikrofon fast lauter sprach als Mr Dickenson. „Wenn die vorher schon die Gesundheit meines Teams bedrohen, dann will ich andere Gegner haben!“ „Die Match-Konstellationen wurden aber ausgelost“, sagte Mr Dickenson verwirrt. „Wir können euch nicht einfach andere Gegner geben.“ „Du hast doch bloß Schiss, weil du genau weißt, dass wir euch besiegen werden“, höhnte Tala. „Aber so ist das nun mal im Sport. Manchmal MUSS man eben verlieren.“ „Wie auch du bei der WM vor zwei Jahren schmerzlich erfahren musstest, Tala“, mischte sich Ray nun ein. „Ray, lass' das!“, zischte Kai. „Das ist doch kindisch!“ „Die WM vor zwei Jahren?“, fragte Tala nachdenklich. „Meinst du die, deren Finale du vom Krankenhaus aus verfolgen musstest?“ „Mr Dickenson, er provoziert!“, regte sich Michael auf. „Diese Bemerkung war wirklich unterhalb der Gürtellinie!“ „Genau!“, mischte sich auch Lee ein. „Disqualifizieren Sie die Demolition Boys endlich!“ „Ja, disqualifizieren!“, rief auch Ray. „Das mit dem Krankenhaus tut mir wirklich Leid“, meinte Bryan, der etwas verlegen hinter Tala saß und sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen schien. „Aber ich hatte doch keine andere Mögli...“ Mit einem lauten Räuspern unterbrach ihn Tala. „Mr Dickenson, das ist so unfair“, sagte er plötzlich mit einem derart übertrieben traurigen Tonfall, dass Tyson ihm am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen hätte. „Wir waren doch damals auch nur Opfer und jetzt geben uns die anderen Teams gar keine Chance, ihnen zu beweisen, dass wir auch nur normale Jugendliche sind. Es ist so gemein, dass sich immer alle gegen uns verbünden.“ „Das sind nahezu mittelalterliche Verhältnisse hier“, pflichtete ihm Ian fröhlich bei. „Die ganzen anderen Teams rotten sich zu einem Mob zusammen und machen eine regelrechte Hexenjagd auf uns. Da sind Talas rote Haare ja fast schon als Metapher zu betrachten!“ „Jetzt übertreibst du aber“, fand Tala. Mr Dickenson legte verwirrt den Kopf schief. „Naja, es ist wirklich nicht fair, dass sich immer alle gegen die Demolition Boys verbünden“, fand er. „Könnt ihr nicht einfach alle Freunde sein?“ „Und dann spielen wir alle zusammen mit Chucky, der Mörderpuppe“, meinte Michael sarkastisch. „Das reicht“, fand Tala. „Kommt, wir gehen!“ Er stand auf, packte Ian am Handgelenk und zog ihn in Richtung Tür. Spencer und Bryan sahen sich erst noch verdutzt um, erhoben sich dann aber ebenfalls und folgten den beiden. Mr Dickenson sah ihnen verblüfft hinterher. „Den Aufstand haben die doch nur angezettelt, um der ätzenden Rede zu entgehen“, meinte Max. „Ja, vermutlich“, murmelte Tyson. „Kaaaaai, wollen wir nicht auch beleidigt hier abhauen?“ „Vielleicht sollten wir die Sitzung jetzt beenden“, überlegte Mr Dickenson völlig überfordert. „Ihr müsst euch ja noch auf eure Matches vorbereiten, oder?“ Es dauerte keine zwei Minuten, bis der Raum geleert und sämtliche Teams auf dem Flur verteilt waren. Aus den Augenwinkeln sah Tyson, wie Michael Tala anerkennend auf die Schulter schlug und die beiden kurz ein paar Worte wechselten. „Haben die das etwa inszeniert?“, fragte Tyson verdutzt. „Ja, haben sie“, mischte sich Ray ein. „Mr Dickenson labert doch immer stundenlang und wir haben uns überlegt, wie wir das eventuell verkürzen könnten.“ „Die Demolition Boys waren damit einverstanden, dass die anderen Teams ihre Disqualifizierung fordern?“, wunderte sich Tyson. „Als würde Mr Dickenson die disqualifizieren“, meinte Ray abfällig. „Tala muss nur kurz auf die Tränendrüse drücken und schon erfüllt ihm Mr Dickenson jeden Wunsch. Michael hat mir mal erzählt, dass die Demolition Boys mit ihrer Hotelsuite nicht zufrieden waren. Also hat Tala sich bei Mr Dickenson beschwert und dann angefangen, über seine kaputte Kindheit zu heulen. Und was passiert? Die kriegen eine andere Suite!“ „Echt krass“, meinte Tyson. „Das müsste doch eigentlich auch bei Kai klappen, oder?“ Ray zuckte mit den Schultern. „Kai ist nicht berechnend genug für sowas“, überlegte er. „Lästert später über mich“, mischte sich Kai plötzlich ein. Offenbar hatte er nur seinen Namen gehört. „Tyson, komm' mal kurz mit.“ Er zog seinen Freund ein paar Meter ins Abseits, sodass die anderen Beyblader nicht mitbekamen, worüber sie sprachen. „Ian hat gerade seine Jacke im Konferenzzimmer liegen gelassen“, meinte er. Tyson hob eine Augenbraue. „Und...?“, fragte er. Kai zog einen kleinen Gegenstand aus seiner Hosentasche. „Rate mal, was ich in einer der Taschen gefunden habe...“ Ein kleiner, silbriger Schlüssel an einer roten Schnur lag in seiner Hand. „Der Schlüssel“, hauchte Tyson fassungslos. „Du hast tatsächlich den Schlüssel?“ Kai nickte leicht. „Jetzt müssen wir nur noch das Schließfach finden.“ „Das ist fast so etwas wie ein Date“, meinte Tyson gut gelaunt, als er mit Kai durch den Bahnhof ging. „Nur wir beide... Allein in einem Bahnhof...“ Kai warf ihm einen spöttischen Blick von der Seite her zu. „Die ganzen betrunkenen Penner, die wundervollen Urinpfützen... Schatz, ich bin begeistert.“ „Musst du alles immer so negativ reden?“, fragte Tyson. „Nein, ich meine das ernst“, sagte Kai. „Dieser Geruch nach Frikadellen, Erbrochenem und Alkohol machen mich richtig geil. Was hältst du von einem Quickie auf der Bahnhofstoilette?“ „Witzig“, murmelte Tyson. „Dann halt nicht“, meinte Kai unbekümmert. „Moment mal“, sagte Tyson eilig. „Meintest du das gerade ernst? Du willst... wirklich Sex mit mir haben? Hier?“ „Aber wenn du nicht willst... Damit muss ich mich wohl abfinden“, sagte Kai lässig. „Uhh...“ Tyson biss sich auf die Unterlippe. „Hast du Kondome dabei?“ Kai grinste schief. „Glaubst du ernsthaft, ich würde freiwillig an so einem Ort meine Hose runterlassen? Von wegen!“ Also hatte er es wohl doch nicht ernst gemeint. Mist. „Dann halt nicht“, murmelte Tyson gekränkt. Manchmal war es echt deprimierend, wie prüde Kai sein konnte. Sex mit ihm war nur in verschlossenen Räumen möglich. Je nach Breite der Wände mussten sie dabei auch noch Kais blöde Rockmusik hören... Aber irgendwann würde er Kai bestimmt dazu überreden können, sich an etwas ausgefalleneren Orten zu entblättern. Am coolsten wäre ja Sex in einem Beyblade-Stadion. Natürlich ohne die ganzen Zuschauer, aber trotzdem im Mittelpunkt des Stadions. „Hör' auf, dir vorzustellen, wie ich es dir in einem Aufzug besorge“, grummelte Kai, dem Tyson Gesichtsausdruck nicht entgangen war. „Ich denke nicht an den Aufzug“, meinte Tyson selig lächeln. „Romantische Waldlichtung?“, fragte Kai. Tyson schüttelte den Kopf. „Viel schöner“, sagte er. „Ach, dann ist heute wohl wieder das Stadion dran“, stellte Kai langsam fest. „Falls du mich fragen willst, ob ich nicht heute Nacht mit dir da einbreche: Nein.“ Tyson verdrehte gequält die Augen. „Heute Nacht vielleicht nicht“, meinte er mit prophetisch-optimistischem Ton. „Und auch sonst niemals“, meinte Kai. „Da sind übrigens die Schließfächer.“ Er packte Tyson am Arm und zog ihn in eine Nische, deren Wände mit Schließfächern gefüllt waren. Er warf einen kurzen Blick auf den Schlüssel in seiner Hand. „Hier lang“, sagte er dann und ging mit Tyson um die Ecke. „Warte mal kurz“, sagte Tyson leise und blickte sich um. „Außer uns ist hier niemand.“ „Nein“, meinte Kai bloß knapp. „Nur ein kleiner Kuss.“ Tyson flüsterte beinahe, obgleich er doch wusste, dass sie hier niemand belauschte. Und selbst wenn – die Leute hier sprachen doch eh eine komplett andere Sprache. Aber Flüstern war romantischer als Sprechen. „Nein“, wiederholte Kai nachdrücklich. „Niemand sieht uns hier. Bitte“, bettelte Tyson. „Beim letzten Mal, als du mir das gesagt hast, wurden wir von diesem Giftzwerg gefilmt“, rechtfertige Kai seine Entscheidung. „Ich werde dich nie wieder in aller Öffentlichkeit küssen.“ Tyson verdrehte die Augen, als Kai sich abwandte und nach dem Schließfach suchte. Verdammt nochmal! Ian ging ihm nicht nur auf die Nerven, sondern vermasselte ihm auch die Arbeit an Kais Offenheit. „Hier ist das Schließfach“, sagte Kai und steckte den Schlüssel ins Schloss. Als er es öffnete, stöhnte er entnervt auf. Darin lag kein Video, sondern ein kleines Kuscheltier. Ein Teddybär, in dessen Schoß ein Zettel drapiert worden war. Ein Zettel, der eine eindeutige Botschaft verkündete: VERARSCHT :P Tyson streckte die Hand aus und zog den Teddy heraus. „Der ist aber niedlich“, meinte er sarkastisch. Kai gab ein aggressives Schnauben von sich, bevor er die Schließfach-Tür zuknallte. Da kein Geld eingeworfen worden war, sprang sie sofort wieder auf, woraufhin er sie erneut zuschmiss. Tyson wandte sich ab und nahm dem Teddy den Zettel ab, um zu überprüfen, ob auf der Rückseite etwas stand. Offensichtlich nicht. Nach einem weiteren lauten Knallen griff er nach Kais Arm und zog den Älteren von dem Schließfach weg. „Ist ja gut“, sagte er beruhigend. „Reg' dich nicht so auf.“ Im Gegensatz zu Kai verspürte er keine wirklich Wut, sondern bloß Enttäuschung. Und eine gewisse Resignation. Ian konnte dieses Spiel ja ewig fortsetzen – ihnen ständig Hoffnung machen und diese dann wieder zerstören. „Tyson“, sagte Kai leise und zog Tyson zu sich. „Das ist so frustrierend.“ Er legte zunächst nur einen Arm um Tysons Schulter und sah sich zögerlich um, bevor er den Jüngeren ganz an sich drückte. „Ich hab' keine Lust mehr auf diese Scheiße.“ Tyson erwiderte die Umarmung zaghaft und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. „Wir reden am besten gleich nochmal mit Ian, okay?“, sagte er leise und hob den Kopf, um Kais sanft auf die Wange küssen zu können. Kai seufzte leise und ließ ihn schließlich los. „Okay, du darfst mich küssen“, sagte er schließlich. „Aber nur kurz. Und ohne deine Hände unter meiner Kleidung.“ Tyson lachte leise. „Danke“, sagte er, bevor er die Hände demonstrativ hinter seinem Rücken verschränkte und sich vorbeugte, um seinen Freund zu küssen. „Wir wollen mit Ian reden“, sagte Kai ernst. „Mit Ian?“, wiederholte Tala fassungslos. „Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist?“ „Noch nicht Mitternacht“, meinte Tyson. „Ian liegt in seinem Bett und schläft“, sagte Tala. „Und das ist gut so. Wir haben morgen ein wichtiges Match!“ „Oh. Ach ja“, meinte Tyson und sah hilfesuchend zu Kai auf. „Was wollt ihr eigentlich immer von ihm?“, wollte Tala wissen. „Eure Anhänglichkeit ist ja nicht mehr normal! Ihr braucht echt psychiatrische Hilfe, Jungs!“ „Ian hat... ähm... sein Kuscheltier bei uns vergessen“, sagte Kai und hielt Tala den Teddy hin. Tala sah ihn einen Moment lang misstrauisch an, nahm ihm dann mit einer ruckartigen Bewegung das Stofftier ab und knallte die Tür vor ihren Nasen zu. Auf ein erneutes Klopfen reagierte er nicht. Nachdem das Klopfen endlich verstummt und die Bladebreakers somit vermutlich verschwunden waren, atmete Tala tief durch und strich das Fell des Teddys glatt. Dann drehte er sich zu einer der Zimmertüren. Er öffnete sie und machte bewusst rücksichtslos das Licht an. Ian stöhnte gequält und blinzelte ihn fragend an. „Was'n los?“, murmelte er verschlafen. Tala warf ihm den Teddybären zu. „Darf man fragen, bei welcher Gelegenheit du ein Kuscheltier mit zu den Bladebreakers nimmst?“, wollte er kühl wissen. Ian blinzelte verdutzt den Teddy an und schien einen Moment zu brauchen, um zu begreifen. „Naja...“, sagte er nachdenklich. „Schäferstündchen mit Kai und seiner neuen Lieblingsklette?“, giftete ihn Tala an. „Hast dir den Traum vom Dreier wohl doch wahr gemacht!“ Ian stöhnte entnervt auf. „Hör' gefälligst auf, mir ständig zu unterstellen, meinen Arsch für alle möglichen Leute hinzuhalten! Ich treibe es nicht mit Lee, nicht mit Steve, nicht mit Kai und erst recht nicht mit Tyson!“ Er funkelte Tala herausfordernd an. „Habe ich wen vergessen, mit dem du mir diese Woche schon eine Affäre angehängt hast?“ „Was musst du dich auch ständig mit irgendwelchen Kerlen hinter meinem Rücken treffen?“, fragte Tala aggressiv. „Hinter deinem Rücken?“, wiederholte Ian. „Bei deiner Kontrollsucht kann ich mich doch gar nicht hinter deinem Rücken mit irgendwem treffen! Du beobachtest mich doch ununterbrochen. Was willst du eigentlich von mir, Tala?“ „Dass du aufhörst, anderen Kerlen hinterher zu gucken!“, fauchte Tala. „Ich darf nicht mit anderen Leuten reden, mich nicht ohne von dir abgestellte Bodyguards mehr als zwanzig Meter von dir entfernen... Soll ich mir nicht gleich deinen Namen auf den Arsch tätowieren lassen?“, meinte Ian sarkastisch. „Wäre vielleicht keine schlechte Idee“, meinte Tala kühl. Ian verdrehte zwar die Augen, lächelte dann jedoch schräg. „Jetzt mach' einfach das Licht aus, komm' ins Bett und lass' mich schlafen. Dann verzeih ich dir vielleicht, dass du ein Vollidiot bist.“ „Bin kein Vollidiot“, stellte Tala klar, schaltete jedoch tatsächlich das Licht aus und zog sich auf dem Weg zum Bett aus, um zu Ian unter die Decke zu schlüpfen. Er legte den Arm um die Taille des Jüngeren und schloss die Augen,. „Meins“, sagte er leise und drückte Ian einen kurzen Kuss auf die Wange. „Willst du mich nicht gleich anpinkeln, um dein Revier zu markieren?“, fragte Ian sarkastisch. „Die Idee klingt interessant“, fand Tala. „Wag' es nicht.“ „Das war deine Idee, also solltest du auch dazu stehen.“ „Nein! Ich steh nicht auf Natursekt!“ „Aber wenn du nach meiner Pisse riechst, wird dich kein anderer mehr bespringen wollen!“ „Will doch eh niemand. Die laufen mir nur alle hinterher, um sich mit mir zu streiten!“ „Warum?“ Ian stöhnte gequält. „Tala, ich will schlafen!“, sagte er. „Also halt' endlich die Klappe!“ „Wie du meinst“, murmelte Tala aus der Gewohnheit heraus, das letzte Wort haben zu müssen. Danke für die Kommentare beim letzten Kapitel. Ich würde mich auch dieses Mal sehr über welche freuen :3 Auch wenn ich befürchte, für ein wenig Überraschung gesorgt zu haben?! Wobei... Eigentlich war es doch klar, dass so etwas früher oder später kommen musste... Ich bin so durchschaubar *seufzt* Bis (hoffentlich) bald ^^ Joey Kapitel 5: Oh ------------- Hallo, es tut mir Leid, dass das neue Kapitel so ewig lange gebraucht hat. Ich fühl mich auch ganz schlecht, weil ich immer alle warten lasse ;____; Ich hoffe, ihr verzeiht mir und dass noch ein paar Leute Lust haben, die FF zuende zu lesen. Das hier ist nämlich tatsächlich das letzte Kapitel ._. Ich war vorhin selbst überrascht, als mir klar wurde, dass ich meine Red Line komplett abgehakt habe. Irgendwie ging das jetzt schnell. Danke für die lieben Kommentare zu den letzten Kapiteln! Und … viel Spaß beim Lesen! „Ich hasse es, wenn die Demolition Boys gewinnen“, murrte Tyson, als er und seine Freunde auf dem Weg aus dem Stadion waren. Der Kampf war wirklich deprimierend gewesen. Entgegen Kennys Vorhersage hatten die All Starz keine signifikante Chance gegen ihr gegnerisches Team gehabt und dementsprechend verloren. Was bedeutete, dass die Demolition Boys derzeitig auf dem ersten Platz standen (okay, bisher hatte es erst einen Kampf gegeben, aber es war trotzdem deprimierend). „Da sind die All Starz“, stellte Max überrascht fest und löste sich von der Gruppe, um auf das geknickte amerikanische Team zuzulaufen. „Und da sind die Demolition Boys“, ergänzte Kai mit gepresster Stimme. Das russische Team kam direkt auf sie zu, weshalb Ray und Kenny beschlossen, sich ebenfalls zu den All Starz zu verziehen. „Was wollt ihr?“, fragte Kai ungeduldig, als Tala mit einem breiten Lächeln vor ihm stand. „Dir mitteilen, dass wir auch ohne deine Tipps gegen die Amis gewinnen können“, sagte Tala spitz. „Wie du sicherlich gesehen hast. Die sind keine Gegner für uns. Genau wie ihr.“ „Und weshalb seid ihr dann ewige Zweite?“, wollte Tyson wissen, wofür er sich einen mahnenden Blick von Kai einfing. Offenbar hatte sein Freund gerade keine Lust auf eine Diskussion mit den Demolition Boys. Oder er hatte Angst, zu sehr provoziert zu werden und auszurasten. Tala schnaubte leise. „Diese Überheblichkeit treiben wir dir noch aus, Granger, keine Sorge... Kommt, Jungs.“ Damit drehte er sich um und ging in Richtung Ausgang. Während Spencer und Bryan ihm folgten, blieb Ian stehen. „Jedes Mal, wenn ich euer Team sehe, kommt mir das Frühstück wieder hoch“, stellte er leise fest. „Jetzt auch schon wieder. Diese ekelhaften Bilder kriege ich vermutlich nie wieder aus dem Kopf...“ „Halt die Fresse“, sagte Kai mit drohender Stimme. Ian machte ein würgendes Geräusch. Dann passierte alles ganz schnell. Kai ballte seine rechte Hand zu einer Faust und schlug sie Ian ins Gesicht. Der Kleinwüchsige schrie erschrocken auf und taumelte einen Schritt zurück. „Du widerliche, kleine Ratte“, zischte Kai und wollte erneut zuschlagen, doch seine Hand wurde abgefangen. Tala war zu ihnen geeilt und hatte sich schützend vor seinen Teamkollegen gestellt. „Spinnst du?“, fragte er gereizt und nutzte Kais Überraschung, um ihm einen gezielten Schlag auf die Nase zu verpassen. Bloß wenige Sekunden später lagen die beiden am Boden und prügelten sich. Wer dabei mehr einstecken musste, wusste Tyson nicht. Er sah bloß, dass Blut auf den Boden tropfte und sich in kleinen Pfützen sammelte. Die Menschen, die gerade aus dem Stadion strömten, waren stehen geblieben und eine kleine Traube Neugieriger hatte sich um die Leader der beiden erfolgreichsten Teams gebildet. Ian stand fassungslos daneben und ignorierte dabei, dass seine Nase blutete und auf sein T-Shirt tropfte. Irgendwann griff Spencer ein. Er zerrte Tala von Kai herunter und versuchte, ihn festzuhalten. „Lass' mich los“, zischte Tala und rammte seinem Teamkollegen den Ellbogen in den Bauch, woraufhin dieser tatsächlich zurückwich. „Tala, hör' auf!“, rief Ian entsetzt, als der Rotschopf wieder auf Kai losging. Jetzt erst wurde Tyson klar, dass Kai noch immer am Boden lag. „Oh Gott“, flüsterte er und lief zu Kai, um sich neben ihn zu knien. „Kai, was...?“ Tala schubste auch ihn beiseite, um sich erneut über Kai zu Knien und weiter auf ihn einzuprügeln. Wieder zerrte Spencer ihn von Kai weg, dieses Mal kamen ihm Sicherheitskräfte der BBA zur Hilfe. „Kai“, flüsterte Tyson und krabbelte zu seinem Freund. „Oh Gott, Kai...“ Kai blinzelte ihn gequält an. „Hör' auf, hier rumzuflennen“, stöhnte er und versuchte, sich aufzurichten. „Wir brauchen einen Krankenwagen!“, rief Tyson in die Menge. „Brauchen wir nicht“, widersprach Kai, ließ sich aber von Tyson wieder auf den Boden drücken. Offenbar ging es ihm besser, als Tyson im ersten Moment befürchtet hatte. Er hatte immerhin noch Kraft, zu widersprechen. Tyson sah sich um. Die Männer hatten Tala inzwischen losgelassen. Offenbar hatte sich der Rotschopf genug beruhigt, um nicht wieder auf Kai loszugehen. Stattdessen tupfte er mit einem Taschentuch und deutlich schlechter Laune Ians blutendes Gesicht ab. „Was ist denn passiert?“, wollte Max atemlos wissen. An seine Teamkollegen hatte Tyson gar nicht gedacht. Er hatte nicht mitbekommen, dass Max sich neben ihn gekniet hatte. „Geht es dir gut, Kai?“, fragte Ray besorgt. „Nein“, raunte ihn Kai unfreundlich an. „Jetzt lasst mich in Ruhe.“ Erneut setzte er sich auf. Dieses Mal drückte ihn Tyson nicht zurück. Stattdessen rückte er näher zu ihm, sodass sich Kai leicht an ihn lehnen konnte, um nicht wieder zurückzufallen. „Dieser kleine Widerling“, fluchte er. „Was fällt dem überhaupt ein?“, beschwerte sich Max. Tyson ahnte, dass Kai noch immer über Ian fluchte, aber momentan war ihm das egal. Sollte Ian doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst. Er war froh, dass es Kai einigermaßen gut ging. „Er wird jetzt gerade genäht“, erzählte Tyson, als er das Krankenzimmer verlassen hatte. Kai hatte ihn rausgeschickt, vermutlich weil er Angst hatte, Schmerzen zu zeigen. „Und was ist mit unserem Match übermorgen?“, fragte Ray. „Mit einer Gehirnerschütterung kann er nicht antreten.“ „Falls die uns nicht sowieso disqualifizieren“, seufzte Tyson und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso sollte man uns disqualifizieren, wenn Tala Kai verprügelt?“, wunderte sich Max. „Weil Kai angefangen hat.“ Tyson sah betreten zu Boden. Es war seine Schuld. Er hatte Kai bei dieser Party dazu überredet, ihn draußen in aller Öffentlichkeit zu küssen. Als hatte er auch dafür gesorgt, dass Ian sie erpressen konnte. „Kai hat Tala angegriffen?“, fragte Ray verwundert. „Nein, aber er ist auf Ian losgegangen“, erzählte Tyson. „Habt ihr das nicht mitgekriegt?“ „Wir haben doch mit den All Starz geredet“, sagte Kenny. „Wie ist das überhaupt passiert?“, wollte Max wissen. Tyson schüttelte leicht den Kopf. „Keine Ahnung. Plötzlich sind alle ausgerastet... Vielleicht ist es ja ein Pluspunkt für uns, dass nur Tala von den Sicherheitsleuten festgehalten werden musste.“ „Die schmeißen uns schon nicht raus“, meinte Ray zuversichtlich. „Seit wann bist du so ein Pessimist?“ Tyson deutete kurz auf die Tür, hinter der Kai saß und noch immer verarztet wurde. „Er redet die ganze Zeit über so, da mache ich mir halt auch Sorgen...“ „Musst du nicht“, versicherte ihm Ray. „Jetzt fang' mal ganz von vorne an“, bat Kenny. „Warum hat Kai Ian angegriffen?“ „Weil er uns provoziert hat“, antwortete Tyson vorsichtig. Wie sollte er seinen Teamkollegen bloß erklären, weshalb Kai auf einen Kleineren losging? Er konnte ihnen doch nicht die ganze Geschichte mit Ian und dem Video erzählen! Andererseits... Wenn sie wirklich von der Weltmeisterschaft disqualifiziert werden würden... Hätten die Anderen dann nicht das Recht dazu, den Grund zu erfahren? „Es gibt da was, was ihr vielleicht wissen solltet“, begann Tyson leise und überlegte, wie er seinen Freunden am besten gestehen sollte, welches Druckmittel Ian gegen sie in der Hand hielt. „Bin wieder da“, unterbrach ihn Kai und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. „Was wolltest du gerade sagen?“ Tyson sah bloß kurz ihn Kais Gesicht, las dort jedoch sofort Kais Meinung von dem, was er gerade beinahe getan hätte. „Ich muss mal auf's Klo“, murmelte Tyson und löste sich von der Gruppe. „Wir hatten uns doch darauf geeinigt, die WM zu einem Fest zu machen, bei dem man neue Freunde finden und gemeinsam Spaß haben kann“, jammerte Mr Dickenson. „Warum haltet ihr euch nicht daran?“ „Naja“, machte Kai nachdenklich. „Er hat angefangen“, meinte Tala sofort und deutete auf Kai. „Ihr seid beide schuld an dem Tumult, den ihr ausgelöst habt“, meinte Mr Dickenson. „Aber er hat angefangen“, beharrte Tala. „Ich habe nur das Leben meines Teamkollegen retten wollen. Kai ist völlig grundlos auf ihn losgegangen! Dabei ist Ian viel kleiner als er. Sowas von feige!“ „Kai?“ Mr Dickenson sah den Teamleader der Bladebreakers erwartungsvoll an. „Das war nur ein Schubs unter Freunden“, sagte er unbehaglich. „Ein sehr blutiger Schubs“, fand Tala. „Du hättest Ian fast die Nase gebrochen!“ „Warum?“, fragte Mr Dickenson streng. „Weil ich... Verdammt nochmal, Ians Nase sieht doch wohl nicht schlimmer aus als vorher. Mr Dickenson, meine Wunde musste im Krankenhaus genäht werden!“, wechselte Kai verärgert das Thema. „Also verhören Sie bitte nicht mich, sondern den da!“ „Tala?“ Mr Dickensons Gesicht schwenkte zum Rotschopf. Tala zuckte leicht mit den Schultern. „Naja... Ich dachte, Ian wäre tot und bin in Panik ausgebrochen. Konnte ja nicht sehen, dass er nur eine blutige Nase hat.“ „Wie konntest du denken, Ian sei tot, wenn er noch steht?“, fragte Kai empört. „Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe!“ „Tala?“, fragte Mr Dickenson noch einmal. Tala verschränkte die Arme vor der Schulter. „Ich hatte eine schwere Kindheit“, behauptete er. „Das hat gerade ein Trauma ausgelöst.“ Kai verdrehte die Augen. „Glaub' ja nicht, dass wir dich jetzt bemitleiden“, maulte er. „Was denn für ein Trauma?“, wollte Mr Dickenson gerührt wissen. „Naja...“ Tala wischte sich eine imaginäre Träne aus den Augen. „Ich kann keine Gewalt mehr ertragen und ich tu alles, um meine Teamkollegen davor zu schützen!“ „Ich musste genäht werden, weil du keine Gewalt ertragen kannst?“, fragte Kai entnervt. Er wusste genau, dass Tala kein bisschen unter seiner Kindheit litt – dafür spielte er diese Mitleidskarte viel zu oft aus! Und allmählich fing es wirklich an, zu nerven. „Das... war mein Trauma“, sagte Tala entschlossen. Mr Dickenson atmete tief durch. „Ich weiß ja, dass ihr beide eine schwere Kindheit hattet“, jammerte er. „Hab' ich jemals sowas gesagt?“, fragte sich Kai verwirrt. „Aber ich kann euch deshalb nicht alles durchgehen lassen! Von den Richtlinien her müsste ich euch beide disqualifizieren“, meinte Mr Dickenson gequält. „Warum hast du Ian eigentlich angegriffen?“, fragte Tala und sah Kai böse an. „Er hat mich provoziert“, rechtfertigte sich Kai. „War im Bett nicht gut genug für dich?“, giftete Tala. Kai starrte ihn entsetzt an. „WAS?“ Wusste Tala etwa, dass er schwul war? Und woher? Hatte Ian ihm doch alles erzählt? Er schluckte schwer. Was, wenn Tala ihn jetzt an Mr Dickenson verriet? „Okay, du reagierst zu überrascht“, murmelte Tala mehr an sich selbst gerichtet. Kai runzelte die Stirn. „Wie kommst du auf so 'nen Scheiß?“, fragte er. Tala zuckte leicht mit den Schultern. „Wie hat er dich denn dann provoziert?“, fragte er. „Ist doch scheißegal!“, fauchte Kai. „Jungs, jetzt streitet euch doch nicht“, mischte sich Mr Dickenson wieder ein. „Ähm... Ich habe beschlossen, eure Teams nicht zu disqualifizieren. Aber noch ein Zwischenfall und ihr seid beide draußen! Mit euren Teams!“ „Okay.“ Kai stand auf und ging zur Tür. Sobald er ein paar Schritte durch den Korridor gegangen war, hielt ihn Tala plötzlich am Arm fest. „Kai, jetzt sag' mir endlich, was los ist!“, verlangte er. „Was sollte denn los sein?“, wollte Kai wissen. „Was für ein Problem habt ihr mit Ian?“, fragte Tala und setzte, nachdem ihm klar wurde, dass Kai nicht antworten würde, hinzu: „Ich habe echt keine Lust, disqualifiziert zu werden, ohne überhaupt zu wissen, warum.“ „Dann sag' ihm das“, beschwerte sich Kai. „Er sagt aber, dass dein Team ihn provoziert hat“, entgegnete Tala. „Was soll das eigentlich?“ „Frag' ihn.“ Kai riss endlich seinen Arm los und beschloss, zu gehen. „Du... hast wirklich nichts mit ihm gehabt?“, fragte Tala vorsichtig. „Wieso glaubst du, dass ich schwul bin?“, fragte Kai entsetzt und blieb entgegen seines eigentlichen Vorhabens doch noch stehen. „Weil du und Tyson...“ Tala runzelte die Stirn. „Oder willst du das abstreiten?“ Kai presste die Lippen aufeinander und starrte die Wand hinter Tala an. Also wusste er es doch. „Wieso fragst du mich überhaupt, was los ist, wenn dir Ian eh schon alles gesagt hat?“, fragte er. Irgendwie war Talas Verhalten verwirrend. Einerseits schien er alles zu wissen – Woher hätte er es wissen sollen, wenn nicht von Ian? Aber warum fragte er dann überhaupt nach? Um ihn noch weiter zu verarschen? „Glaubst du echt, ich hätte es nötig, mir sowas von Ian erzählen zu lassen?“, fragte Tala. „Ich merke sowas auch von allein.“ Kai runzelte die Stirn. „Echt?“ Tala zuckte leicht mit den Schultern. „Aber ich dachte, Ian wüsste davon gar nichts.“ Die Falte in Kais Stirn wurde tiefer. „Doch“, sagte er langsam. „Er hat uns nämlich gefilmt, als wir... Naja, jetzt erzählt er uns ständig, dass er das Video veröffentlichen könnte!“ „Ihr lasst euch von Ian beim Sex filmen?“, fragte Tala entsetzt. „Nein!“ Kai verzog verärgert das Gesicht. „Erstens war es kein Sex und zweitens wussten wir nicht, dass er uns filmt.“ „Oh mein Gott“, murmelte Tala fassungslos. „Dieser Perversling...“ Nervös sah Tyson auf seine Armbanduhr. „Die brauchen viel zu lange“, murmelte er sich selbst zu. „Das Gespräch hat erst vor zwanzig Minuten angefangen“, entgegnete Max leise und zupfte Blätter von dem Busch ab, der hinter dem Geländer wuchs. Tyson stieß sich vom Geländer ab, ging zwei Schritte nach vorne, drehte sich wieder um und ging zurück. Kenny saß auf dem Boden und tippte etwas auf Dizzis Tastatur, Ray hockte daneben und spielte mit seinem Handy, Max zupfte Blätter und er selbst... Er fühlte sich schuldig. Was, wenn Mr Dickenson sie von der Weltmeisterschaft ausschloss? Dann mussten sie ihrem Team die Wahrheit sagen. Am liebsten hätte Tyson es schon jetzt getan, doch Kais kühler Blick im Krankenhaus hielt ihn davon ab. Auch wenn es jetzt das einzig richtige war, mussten sie trotzdem vorher darüber sprechen. „Da ist er“, stellte Max plötzlich fest. Kai verließ das Gebäude und kam auf sie zu. „Ist alles okay“, sagte er bloß. „Wir bleiben im Turnier.“ Tyson atmete erleichtert auf. „Ich hatte so eine Angst“, murmelte er. Kai verdrehte die Augen. „Ist doch halb so wild“, meinte er etwas verärgert und wandte sich ab. „Kindisch, dass ihr hier hockt wie die Hühner auf der Stange. Ich hätte euch auch im Hotel anrufen können.“ „Das hättest du aber nicht gemacht“, gab Ray zu Bedenken und steckte endlich sein Handy wieder weg. „Nein“, meinte Kai. „Zur Feier des Tages sollten wir Pizza essen gehen“, schlug Tyson vor und deutete auf ein kleines Lokal auf der anderen Straßenseite. „Super, lasst uns feiern, dass wir nicht qualifiziert wurden“, meinte Ray gespielt freudig. „Könnte mir keinen schöneren Anlass vorstellen.“ „Wir könnten feiern, dass wir die WM gewinnen werden“, schlug Kenny vor und stand nun endlich vom Boden auf. „Ich hab' nämlich auch Hunger.“ Kai verdrehte die Augen, ließ sich jedoch mitschleifen. Heute hatte er keine Lust mehr, sich gegen irgendwas zu wehren. „Siehst übrigens wie ein tapferer Krieger aus mit den ganzen Fäden im Gesicht“, meinte Tyson grinsend, als spürte er, dass Kai aufgeheitert werden wollte. „Jedenfalls besser als Ian“, meinte Ray. „Mariah hat ihn vorhin im Hotel gesehen., Sie meinte, seine Nase sehe jetzt noch ätzender aus als vorher.“ „Geht das?“, fragte Max verwundert. Als sie nach dem Essen das Hotel erreichten, verlangsamte Kai seine Schritte automatisch. Tala stand vor dem Gebäude. Er hielt sich diskret bei den Bänken am Rande des Vorplatzes auf, sodass die anderen ihn nicht bemerkten. Aber er starrte sie an. Ganz offensichtlich hatte er auf sie gewartet. Kai zupfte Tyson unauffällig am Ärmel und nickte in Richtung Tala. „Oh“, machte Tyson und runzelte fragend die Stirn. Die beiden ließen sich mit einem gemurmelten „noch was besorgen“ zurückfallen und beobachteten, wie ihre Teamkollegen das Hotel betraten. Erst als die anderen außer Sichtweite waren, gingen sie auf Tala zu, der noch immer auf sie wartete. „Was ist?“, fragte Kai unfreundlich. Tala streckte den Arm aus. In seiner Hand hielt er eine kleine Videokassette. „Was...?“, fragte Tyson verblüfft und sah zu Kai auf, um dessen Reaktion abzuschätzen. Kai nahm die Kassette zögerlich entgegen. „Ist das ein Scherz?“, fragte er. Tala schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er knapp. „Ich will einfach, dass ihr uns in Ruhe lasst.“ „Wow“, meinte Tyson. „Danke, Tala.“ „Ihr hättet mich gleich fragen können“, fand Tala. „Glaubt ihr, ich hätte Ian so schlecht im Griff, dass er sowas nicht rausrückt, wenn ich es ihm sage?“ „Merken wir uns für's nächste Mal“, meinte Tyson etwas verunsichert. Er wusste immer noch nicht so ganz, was er von dieser Situation halten sollte. „Wie geht’s seiner Nase?“, fragte Kai ein wenig belustigt. „Noch ein Kommentar und du liegst gleich wieder auf dem Boden“, zischte Tala, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und im Hotel verschwand. Als Kai mit einem kleinen Hammer in der Hand sein Zimmer betrat, erstarrte er. Die Videokassette... Er hatte sie definitiv in seiner Schreibstischschublade eingeschlossen – doch diese stand nun offen und war leer. „Verdammte Scheiße“, zischte er. Jetzt hatte er sich extra einen kleinen Hammer besorgt, um das Beweisstück endgültig zu vernichtend und es war einfach weg. „Tyson!“, rief er wütend, als er das Zimmer des Jüngeren betrat. Dieser sah tatsächlich vor seinem Fernseher. „Guckst du dir die Scheiße etwa an?“, fragte Kai entsetzt und schloss die Tür hinter sich ab. „Wir sollten das Ding vernichten, bevor irgendjemand merkt, dass es überhaupt existiert. Wie kannst du nur so kindisch sein, dich an sowas aufzugeilen?“ Tyson antwortete nicht, sondern starrte fassungslos den Fernseher an. „So geil wird es auch wieder nicht sein“, murmelte Kai, bevor ihm klar wurde, dass ihm das Stöhnen, das leise aus den Lautsprechern erklang, gänzlich unbekannt war. „Verdammte Scheiße“, murmelte Tyson, noch immer unfähig, den Blick abzuwenden. „Ian?“ Tala betrat leise den Raum und vergewisserte sich, dass Ian allein war. Er schloss die Tür hinter sich und sah den Jüngeren nachdenklich an. „Hast du eigentlich...?“ Ian ließ den Eisbeutel, den er seit Stunden auf sein Gesicht presste, sinken und drehte den Kopf zu Tala. „Was?“, fragte er schlecht gelaunt. „Dieses Video...“ Tala zögerte. „Hast du dir darauf einen runtergeholt, den beiden zuzugucken?“ „Was?“ Sofort sah Ian aufrecht in seinem Bett. „Du glaubst, ich hätte mir das freiwillig zweimal angesehen?“ Tala atmete erleichtert auf. „Oh Gott, ich dachte schon...“ „Wieso sollte ich?“, wunderte sich Ian. „Du weißt doch, dass ich nicht auf sowas stehe.“ „Echt nicht?“, meinte Tala verwirrt. „Ich hätte nicht gedacht, dass es bei Kai und Tyson so anders aussieht als bei uns.“ Ian blinzelte zweimal. „Kai und Tyson?“, hakte er vorsichtig nach. „Ähm... Wen oder was hast du denn dann beim Knutschen gefilmt?“, wollte Tala verunsichert wissen. „Ray und Mariah – und nicht beim Knutschen, sondern... das war wirklich nicht schön.“ Ian verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. „Und Ray war das offenbar völlig egal! Keinen Funken Scham im Leib, der Mistkerl! Ich hätte nicht zu Kai, sondern gleich zu Lee gehen sollen.“ „Oh.“ Tala runzelte die Stirn. „Beim nächsten Mal vielleicht...“ ... Und das war's auch schon. Irgendiwe geht das mit dem Ende sehr schnell, oder? Aber so war es von Anfang an geplant. Ich hätte nur nicht gedacht, dass ich das ganze in ein Kapitel kriege o.O“ Bevor jetzt jemand verwirrt ist und die ganze FF durchscrollt: Ian hat tatsächlich an keiner Stelle erwähnt, wer genau auf dem Video ist. Dass er zu Kai gegangen ist, war mehr Zufall, weil Ray kurz davor vom Tisch weg ist. Dass er davon ausgegangen ist, dass kai und Tyson wissen, um wen es geht, liegt daran, dass er Ray für den einzigen Bladebreaker mit einem Sexleben gehalten hat ^o^ Das nur so als Erklärung am Rande. Hätte vielleicht noch in die Geschichte gehört, aber dann wäre dieses kurze, knackige Plotding weggewesen. Da wollte ich nicht zu viele Erklärungen reinpanschen ^^ Ich hoffe mal, dass diejenigen, die mir das knappe Jahr Wartezeit verzeihne konnten, das Ende mochten :3 Nochmal ein großes Sorry dafür, dass ich momentan so lahm bin ._. Liebe Grüße, Joey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)