Finde deine Liebe von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Finde deine Liebe ---------------------------- In einem kleinen Dorf in wuchs ein Mädchen auf. Das Dorf befand sich in der Nähe von Paris. Der dreißig Jährige Krieg war seit einigen Jahren beendet und es herrschte auch kein König. Dieses Mädchen war im Dorf gern gesehen und der Schwarm vieler junger Männer. Obwohl sie unter bescheidenen Verhältnissen und ohne Vater aufwuchs war sie jedoch sehr glücklich. Der Vater war im Krieg gefallen, weit fort im benachbarten Deutschland. Dort hatte er in einem der vielen Massengräbern seine letzte Ruhe gefunden. Ihre Mutter war nun schon ziemlich alt und so musste das Mädchen im Haushalt tatkräftig mithelfen. Sie tat das gern, denn irgendwann würde sie auch einen eigenen Haushalt haben den sie bewirtschaften musste. Das Mädchen war nun an die 17 Jahre alt und hatte strahlend blaue Augen die von Haselnussbraunen langen Haaren umrahmt wurden. An ihren Schläfen lockten sich leicht ihre Haare. Die Haare trug sie jeden Tag offen, nur zu Hausarbeiten steckte sie die Haare hoch. Ihre Kleidung hatte sie so gut es ging selbst geschneidert. Sie wollte wenigstens etwas Luxus haben und nähte sie nach der neuesten Mode. Ihr Name war Helena. Man nannte sie aber nur Lena. Eines Tages, es war Sommer, ging es ihrer Mutter sehr schlecht. Ihr Herz schmerzte sehr, schon seit Lena acht Jahre alt war hatte sie diese Symptome. Sie waren aber zu arm gewesen um einen Arzt zu rufen. Lena holte Wasser von der Nahen Quelle um ihrer Mutter einen schmerzlindernden Tee zu kochen. Auf einmal hörte sie Gemurmel und sah vier Gestalten den Weg nach Paris entlanggehen. Was nicht ungewöhnlich war, aber diese vier Leute waren schon irgendwie seltsam. Der erste dieser Gruppe hatte braune Haare die in der Sonne die Farbe von Bronze annahm, einen dunklen Umhang und ein Schwert in einer Hand. Hinter ihm ging eine Frau. Sie hatte blonde Haare das wie flüssiges Gold in der Sonne funkelte und trug ein wunderschönes Kleid. Es schien als würde es nur das nötigste verdecken. Der Mode in Paris kam das aber nicht nach. In der Sonne sah Lena nur das aufblitzen von etwas silbernen in ihren Händen. Womöglich silberne Kettchen. Dahinter ging wieder ein Mann. Er war ganz in schwarz gekleidet, gefesselt und trug allem Anschein nach keine Waffe bei sich. Der letzte hatte in der einen Hand das Seil, das am anderen Ende am dritten befestigt war. Er trug feine Kleidung unter einem schwarzen Umhang. Er hatte silberne Haare und stieß dem Gefangenen mit seinem Langschwert in den Rücken. Und doch… etwas war an allen vieren gleich. Sie hatten die gleiche Elfenbein- haut. So schön weiß wie der Schnee. Doch die Waffen der zwei Männer waren grotesk, doch auch noch einen Gefangenen zu haben, war schrecklich. Lena wusste, dass sie sich nie in Angelegenheiten von Erwachsenen einmischen sollte, doch ihr Gewissen sagte ihr in diesem Fall etwas anderes. Lena wusste was sie tun musste: sie musste ihn retten. Sie lief schnell nach Hause, stellte den Eimer ab und suchte nach ihrem kleinen Dolch, den sie von ihrem Vater geerbt hatte. Als sie ihn fand rannte sie der Gruppe entgegen. “Halt”, rief sie ihnen zu. Sie blieben stehen und schauten das Mädchen an. “Hm”, sagte der hinterste. “wen haben wir denn hier?” er lächelte. “Was hat dieser Mann euch getan, dass er gefesselt mit euch gehen muss?” fragte sie die drei. Die Frau sah sie an. “Dieser MANN hat sich in unser Schloss verirrt und geraubt. Darum wollen wir ihn nach Paris bringen, damit er seine gerechte Strafe erhält. Und jetzt geh uns bitte aus dem Weg.” ihre Stimme war samtig, beinahe wie eine Melodie, aber es lag so viel Härte darin, dass es kaum zur Geltung kam. “Was hat er euch gestohlen?” fragte das Mädchen. Der erste meldete sich zu Wort. “Ein wertvolles Medaillon. Es ist sehr mächtig und darf nicht in dien falschen Hände fallen.” Lena sah den Gefangenen an. Irgendetwas an seinem Blick war magisch, fast so als wolle er das junge Mädchen hypnotisieren. “Ich glaube euch nicht. Dieser Mann sieht nicht so aus als dass er etwas stehlen könnte.” antwortete sie naiv. “Glaub uns Kind… du weiß nicht wovon du redest.” antwortete die Frau wieder und jetzt schwang ein Bitten mit. Aber Lena schüttelte hartnäckig mit dem Kopf. “Jetzt reicht es aber” Der Mann mit dem Langschwert kam zu ihr und betäubte sie mit einem merkwürdigen Staub. Sie wurde sofort ohnmächtig. Als sie erwachte war es inzwischen Nacht geworden. Lena war dort liegen gelassen wo sie in Ohnmacht gefallen war. Sie stand auf und sah in der Ferne einen Lichtschimmer. Dort waren wohl die drei. Schnell lief sie heim. Ihrer Mutter schien es wieder etwas besser zu gehen, doch lag sie immer noch im Bett. Sie erklärte ihrer Mutter schnell die Sache und diese meinte sie solle sofort ihnen nach. Kurzerhand lief sie dorthin Es war ein Lagerfeuer bei dem die drei merkwürdigen Leute schliefen. Der Gefangene schlief nicht, er starrte nur geistesabwesend in die Flammen und so konnte ihn Lena besser befreien. Sie bedeutete ihm ruhig zu sein. Als er frei war rannten die beiden so schnell es ging fort. “Ich danke dir. Mein Name ist Louis.” “Das hab ich gern gemacht. Ich heiße Helena aber nennt mich einfach Lena, das tun alle.” “Gut, dann werde ich dich auch Lena nennen.” Nach einer Weile blieben sie stehen und sahen sich um. Sie waren nicht weit von ihrem Heim entfernt. “Kommt mit mir nach Hause. Meine Mutter hat sicherlich nichts dagegen, dass ich einen Gast mitbringe. Ich hatte ihr gesagt dass ich euch befreien werde. ” sie zeigte in Richtung des Hauses. “Ich danke dir dass du so viel vertrauen zu mir hast. Gut ich bleibe. Aber nur für diese Nacht. Morgen muss ich in Richtung Marseille.” Als sie angekommen waren war ihre Mutter wieder auf den Beinen. Sie stand am Herd und kochte. “Mutter, ich dachte du ruhst dich aus.” schimpfte sie. Aber ihre Mutter lächelte und meinte es sei alles in Ordnung. Nur schwer gab Lena nach. “Ich habe einen Gast mitgebracht. Kann er über Nacht bleiben? Er heißt Louis.” ihre Mutter sah den jungen Mann neugierig an. Dann nickte sie. “Hallo Louis. Natürlich kann er bleiben.” Als sie gegessen hatten ging Louis nach draußen um etwas frische Luft zu schnappen. Lena folgte ihm. Ihre Mutter sah den beiden nach. Sie lächelte. Ihre Tochter hatte sich wahrscheinlich verliebt. Sie fasste sich ans Herz. Es schmerzte noch immer. Nur zum Schein hatte sie ihrer Tochter etwas vorgegaukelt, damit sich diese keine Sorgen machen musste. Sie wusste, dass sie bald sterben würde. “Was wollt ihr denn in Marseille?” Lena sah ihn fragend an. “Ich habe dort geschäftlich zu tun. Warum fragst du?” Sie sah zu Boden. Er konnte sehen, dass sie leicht errötete. “Hast du Lust mit mir zu gehen?” “Ich kann nicht. Meine Mutter braucht mich hier. Sie ist schon so alt.” sagte sie mit traurigen Blick. Er umarmte sie und Lena spürte etwas was sie noch nie bei einem Mann gefühlt hatte: Liebe. Langsam hob er ihren Kopf damit sie ihn ansah. Es kam Lena vor wie in einem Traum. “Ich danke dir das du mich vor diesem Leuten gerettet hast. Meine kleine Heldin.” sagte der schwarzhaarige und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Etwas verlegen hauchte sie ein “Danke” und ging dann ins Haus. Über Nacht starb ihre Mutter. Ihr altes Herz hatte die Strapazen des gestrigen Tages und der vergangenen Jahre nicht überstanden. Als der Morgen dämmerte begrub Lena ihre Mutter unter ihrem Lieblingsbaum und betete für ihre Seele. Louis hatte ihr geholfen, hielt sich aber bei ihrem Gebet zurück. Als sie wiederkam hatte sie den Entschluss gefasst. “Mich hält hier nichts mehr. Ich komme mit euch.” Und so ging Lena mit Louis nach Marseille. Während der Reise wurde er immer nervöser. Er meinte nur dass es nichts wäre und dass sich Lena keine Sorgen machen solle. Aber sie hatte diese violetten Ränder unter seinen Augen gesehen. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht. Eines Abends als sie in der Nähe eines Flusses rasteten krümmte er sich vor Schmerzen. Lena wusste nicht was mit ihm los war. Als sie sich zu ihm setzte stöhnte er auf. “Was ist mit euch denn los?” “Ich… brauche…” ihm stockte der Atem. “Was- was braucht ihr?” “Dein BLUT!!!” er sah sie an. Es war nicht mehr das Gesicht, das sie kannte wenn er sie ansah. Auch wenn sie ihn erst drei Wochen kannte. Es war kein zärtlicher Blick in diesen Augen. Er öffnete seinen Mund und bleckte seine Fangzähne. Seine Augen waren nun bedrohlich auf sie gerichtet und waren nicht mehr schwarz, sondern rot wie das Blut. “Ihr- ihr bist ein Vampir.” “Genau. Und jetzt halt still.” Er zog sie näher an sich heran und biss ihr in den Hals. Sie spürte ein starkes brennen und fiel in eine tranceähnliche Ohnmacht. Als sie wach wurde war Louis verschwunden. Sie setzte sich aufrecht hin und musste sich mit den Händen die Augen bedecken. Etwas war anders. Das Licht blendete ihr ins Gesicht und es kribbelte unangenehm auf der Haut. Sie stand auf und ging zu dem Fluss der ganz in der Nähe war. Sie wollte sich waschen doch als sie in das Wasser schaute sah sie wie sie statt meerblauer Augen plötzlich blutrote Augen hatte. Sie wich zurück. “Was ist das?” sie sackte zusammen und legte den Kopf in die Knie. Auch ihre Haut hatte sich geändert. Die sonst so leicht bräunliche Haut war nur noch weiß wie Kalk und fühlte sich kalt an, auch irgendwie steinern. Auch schimmerte sie im spärlichen Licht das durch die Blätter zu ihr hindurch drang. “Oh, Gott. Ich bin ein Vampir.” sie schluchzte und vergoss viele Tränen. Es waren aber keine Tränen wie sie es bei Menschen gibt, sie waren aus reinem Blut. Plötzlich hörte sie Schritte. Sie sah sich um. Da kamen drei Leute auf sie zu. Es waren die drei die ihr am Tag an dem sie Louis gerettet hatte begegnet waren. “Hallo, Mädchen. Sag, hast du einen Mann mit einem Schwarzen Umhang und dunklen Haaren gesehen. Er ist wie du und wir drei ein Vampir. Sein Name ist Louis.” Schon die Beschreibung war ein Stich in Lenas Herzen gewesen. Aber SO genau wollte sie es nicht wissen. Der Mann mit dem Schwert sah sie freundlich an. “Ihr seid auch Vampire?” fragte sie. “Ja. Sag bloß du hast noch nie einen Vampir gesehen.” Die Frau sah sie ungläubig an. Dann schüttelte Lena traurig den Kopf. “Nein. Ich- bin erst seit einigen Stunden ein Vampir.” “Wer hat dich verwandelt?” Der Silberhaarige spielte gelangweilt mit seinem Langschwert. Er versuchte es auf seinem Zeigefinger zu balancieren. “Eben dieser Mann den ihr sucht.” Der Mann mit dem Schwert stockte der Atem. Der Frau ebenfalls, der Mann mit den silbernen Haaren fiel sein Schwert herunter. “Was? Er hat dich verwandelt? Dieser Dreckskerl.” stieß er aus. “Wie heißt du? Du kommst mir irgendwie bekannt vor.” Die Frau trat näher an sie heran und betrachtete sie genauer. “Ich heiße Helena, werde aber nur Lena genannt. Aber das ist jetzt egal. Ich bin das Mädchen, das ihr gesehen hattet als ihr mit diesem Louis nach Paris wolltet. Bevor ich mit ihm floh.” Der Mann mit dem Langschwert lächelte kalt. Nach einer Weile versuchte Lena das Thema zu wechseln und sagte: “Wer ist er? Dieser Louis? Und- wer seid ihr?” Eine peinliche Minute warten. “Verzeih, wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Christian. Dies ist Marie…” die Frau nickte ihr zu. “…und das ist Adrian. Wir suchen Louis, nicht weil er uns etwas gestohlen hat, sondern weil er viele Frauen brutal ermordet und vergewaltigt hat. Wir hatten ihn schon beinahe…” “Dank deiner Beihilfe…” meldete sich Adrian, “…konnte er fliehen bevor wir ihn töten konnten. Aber du hast deine gerechte Strafe erhalten.” er lächelte. “Adrian, du bist so was von unsensibel.” Marie sah ihn wütend an. “Hätten wir dich nur nicht mitgenommen.” “Pah.” Adrian drehte sich beleidigt weg. “Kann ich nicht mitkommen? Ich möchte gerne das gutmachen was ich falsch gemacht habe.” Bevor der silberhaarige noch etwas dagegen zu setzten hatte sprach ihm Marie dazwischen. “Natürlich kannst du mit. Hast du eine Waffe? Das wird bestimmt kein Sonntagsspaziergang.” “Ja. Ich habe einen Dolch.” sie zeigte ihn. Adrian krümmte sich vor Lachen. “Was willst du denn damit? Willst du den Louis geben damit er die Reste von uns aus den Zähnen pulen kann? Nein, so geht das nicht Mädchen. Du brauchst eine richtige Waffe. Kommt, wir gehen nach Paris und besorgen unserer Neuen was Ordentliches. Dann können wir auch unseren Vorrat an Tränken wieder aufstocken.” meinte er noch immer lachend und warf einen Blick auf Christian und Marie. In Paris war Lena nur selten gewesen. Beim Waffenschmied kauften sie ihr ein Paar guter Krallen. Sie passten perfekt um ihre Handgelenke und waren sehr leicht. Zuerst aber musste sie lernen wie man mit den Krallen umgeht. Da Marie auch Krallen als Waffe besaß zeigte sie es ihr. Lena war sehr gelehrig und schon nach kurzer Zeit konnte sie mit ihnen umgehen. Als es Nacht wurde flogen sie zurück in Adrians Villa. Lena konnte es nicht glauben. Es war direkt am Meer erbaut und bot dem Bewohnern von allein Seiten des Hauses einen Bildschönen Ausblick. Zum Norden Osten und Süden auf die Weite Landschaft Frankreichs, zum Westen das blaue Meer. Christian und Marie zogen sich früh zurück. “Was ist da zwischen den beiden?” Lena hatte diese Frage schon so lange auf der Zunge gehabt, doch wollte sie diese Frage nicht in Gegenwart von den beiden klären. Adrians Mine verzog sich zu einem Lächeln. “Sie sind schon seit langem ein Paar. Früher war Marie mit mir zusammen aber als wir dann Christan kennen lernten verliebten sich die beiden ineinander und ich konnte und wollte das nicht gutheißen. Doch bitten und flehen helfen eben nicht bei Liebenden. Ich musste mich damit abfinden. Aber inzwischen finde ich es auch gut so dass sich die beiden gefunden haben…” Lena war überrascht. “Vampire spüren ein Gefühl wie Liebe?” “Ja, genauso wie Hass oder Zorn.” Nach einer längeren Pause stand Adrian auf und sagte: “Es ist besser wenn wir uns jetzt auch ausruhen.” “In Ordnung.” Sie ging in ein Zimmer. Es war sehr geräumig eingerichtet. Sie wollte sich gerade in das Bett legen als Adrian hinter ihr leise kicherte. “Was willst du denn in einem Bett? Wir Vampire schlafen in Särgen.” Er zeigte auf einen von zwei Särgen. Dann legte er sich in einen der beiden. “Ach ja, wie dumm von mir.” entschuldigte sie sich verlegen lächelnd. “Ich hoffe du hast nichts dagegen dass ich neben dir schlafe.” “Nein hab ich nicht. Solange du nicht schnarchst.” sie kicherte unter dem leicht wütenden Gesichtsausdruck den der Vampir gerade aufgelegt hatte. Dann legte sie sich in den anderen Sarg. Es war sehr gemütlich, ja fast zu gemütlich. Sie schlief sehr schnell ein. Am nächsten Morgen klopfte jemand an den Sarg. Lena öffnete ihn und setzte sich auf. “Guten Morgen. Hast du Hunger?” Marie lächelte sie an. “Ja.” sie fühlte wie sich ihr Körper nach Blut verzehrte. Während sie sich auf den Weg in ein Dorf in der Nähe machten unterhielten sich Christian und Marie miteinander. Doch Lena konnte nicht hören was sie sagten, obwohl sie viel besser hören konnte redeten die beiden so leise dass sie es nicht verstehen konnte. “So, wir sind da.” Adrian wies auf eine kleine Gasse hin. In der hintersten Ecke schlief eine junge verwahrloste Frau. Läuse und Flöhe hatten ihr stark umgesetzt und so dass ihr vorher hübsches Gesicht nur noch ein Schatten seiner selbst war. Krankheit hatte ihre Haut zu einem braun-gräulichen Aussehen verschafft. Lepra. Aber Lena hatte keine Zeit um Mitleid zu haben. Sie kam auf die junge Frau zu und nahm sie am Genick. Die Frau sah auf und schluchzte und Lena spürte dass sie Angst hatte. Sie zeigte ihre Reißzähne und packte die Frau fester. Nun gab es kein zurück. Sie musste sie beißen oder kneifen und sich schwächlich nennen lassen. Ihr blieb keine Wahl. Lena kniff die Augen zusammen und versenkte ihre langen Eckzähne in ihren Hals. Das Blut lief der Frau den Hals runter während sie immer schwächer und kraftloser wurde. Es schmeckte wunderbar, wie ein gut gereifter Sommerwein mit leicht kupfernen Nachgeschmack. Sie ließ von ihrem Opfer ab und wischte sich das Blut vom Gesicht. Sie stand leichtfüßig auf und ging wieder zu den anderen. “Ich bin erstaunt, Lena. Du bist ja fast so skrupellos wie ich, als ich mein erstes Opfer aussaugte.” sprach Adrian erstaunt. Er schwelgte in Gedanken. Lena sah nicht zurück wo die junge Frau auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Er hatte Recht, sie hatte es genossen jemandem seines Lebenssaftes zu berauben. Nach ihrer ersten Blutmahlzeit fühlte sie sich schon viel besser. Doch Marie schaute sie skeptisch an. “Ich weiß nicht aber ich glaube Lena müsste neu eingekleidet werden.” Christian und auch Adrian rollten mit den Augen. “Auch das noch.” stöhnte der zweite genervt. Doch Lena fand dass Marie Recht hatte: Lena sah nicht annähernd wie ein Vampir aus wie Christian, Adrian oder Marie. Sie trug noch immer das selbst genähte Bauernkleid ihrer Mutter, was seit Louis Angriff um die Schultern herum zerfetzt war. “Ich finde du hast Recht.” sie fühlte, dass sie, jetzt als Vampir, ohne die Einschränkungen der Menschheit, sich nun ruhig auch etwas weiblicher anziehen konnte. Jetzt war sie zwar auch fraulich angezogen, doch es hing noch ein keuscher Hauch ihrer Mutter in ihrer Bekleidung. Und so folgte Lena Marie wieder zurück auf die Straße. Sie kamen zu einem Schneider der eigens Kleider für jeden anfertigte. “Ich würde sagen es könnte dir passen.” meinte Marie nach einer Weile die der Schneider gebraucht hatte und ein passendes Exemplar gefunden hatte. Das Kleid war in rot gehalten. Es ging ihr kaum bis zu den Knöcheln aber es passte hervorragend. Es hatte am Saum einen weiten Schlitz, der bis zum Oberschenkel reichte. Als sie es angezogen hatte betrachtete sie sich im Spiegel. Sie sah wunderschön aus. Das rote Kleid passte zu ihren Augen. Dann ging sie nach draußen und zeigte es ihr. Die Vampiresse war völlig begeistert. “Du siehst toll darin aus. Und ich finde du kannst es sogar tragen wenn du gegen jemanden kämpfst. Es wird dich nicht hindern.” fand sie. Obwohl Lena niemals kämpfen wollte. Und ein zweites Kleid, das Marie ihr reichte, war fast komplett aus Chiffon. Ein schwarzer Unterrock und darüber ein blutroter Überrock und noch eine Lage schwarzen durchsichtigen Chiffons. Der Rock reichte ihr bis zu den Knöcheln. Das Oberteil dazu war aus schwarzem Satin, langärmlig und am Ellenbogen teilte sich der Ärmel, dass die Unterarme frei lagen. Ihr Rücken lag dabei fast vollständig frei. “Das kannst du anziehen wenn du auf den Straßen bist.” meinte Marie lächelnd. Als sie wieder zu Christian und Adrian stießen konnte der silberhaarige gar nicht den Blick von Lena abwenden. Er stand mit offenem Mund da und konnte ihn nicht schließen. Lena errötete etwas. “Mach den Mund zu oder deine Reißzähne fangen an zu faulen.” bemerkte die Vampirin als sie den Blick zu Adrian wandte. “Es steht dir, Lena.” sagte der andere zu ihr. “Jetzt passt du auch besser zum Bild.” Das war zwar etwas sarkastisch aber Lena nahm das als Kompliment auf. Sie brachten Lenas anderes Kleid zurück bevor sie auf Jagd gingen. Lena lag Marie noch lange in den Ohren, dass es nicht nötig gewesen wäre gleich zwei Kleider zu kaufen. Und endlich konnte es losgehen. Sie fragten die Dorfbewohner ob sie jemanden gesehen hatten, der zu Louis Beschreibung passte. Niemand hatte ihn gesehen, doch sie gaben die Hoffnung nicht auf. Als sie urplötzlich einen lauten Schrei hörten, wussten sie, dass ein Vampir ganz in der Nähe war. Sie folgten einer langen Blutspur die wohl oder übel von einem Opfer eines Vampirs stammte. Sie kamen zu einem Unterschlupf der Jäger für die Nacht, wo die Blutspur endete. Sie gingen hinein und sahen, dass dies nur eine Attrappe war. Sie stiegen eine Treppe hinab und fanden sich in einer unterirdischen Höhle wieder. Es roch nach altem Blut und Tod. Verstreut lagen Knochen herum. Die Höhle war nur spärlich mit ein paar Fackeln erhellt, doch da Vampire gut im Dunkeln sehen konnten machte ihnen das nichts aus. Christian ging voraus, dicht gefolgt von Marie, dann kam Lena und zu guter letzt kam Adrian. Der konnte immer noch nicht den Blick von Lena abwenden und starrte wie gebannt auf ihren fast sichtbaren Rücken. “Lena, du siehst wunderschön aus.” brach es dann aus ihm heraus. Die anderen drei drehten sich zu ihm um. Lena runzelte die Stirn. Und Marie legte die Stirn in Falten. “Endlich hast du es kapiert. Ich dachte schon du würdest nie darauf kommen.” sie schaute ihn ärgerlich an. Christian seufzte entnervt. “Gehen wir weiter? Ein gewisser jemand wartet darauf von uns einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Wenn er erledigt ist können wir weiter darüber lamentieren.” Am Ende des Ganges fanden sie ihn endlich. Louis. Er schien auf sie gewartet zu haben, denn er lächelte böse. “Ah, da seid ihr ja endlich. Und meine Sklavin hab ihr auch mitgebracht.” “Sklavin? Wer ist hier deine Sklavin?” Alle funkelten ihn zornig an. Louis lächelte hinterhältig. “Na, die kleine Lena hier. Ich wollte sie zu meinem Lustobjekt machen aber jemand kam mir dazwischen und ich musste sie im Wald zurücklassen. Doch wenn ich euch drei ausgelöscht habe, wird sie wieder mir gehören.” Lena stand da, wie gebannt und konnte sich nicht rühren. Sie wollte ihn angreifen, doch sie konnte nicht. Adrian stand genauso da. “Verdammt, er ist nicht nur dein sondern auch mein Schöpfer. Du und ich können ihn nicht angreifen, Lena.” “Warum nicht?” Lena sah ihn fragend an. “Ihr könnt es nicht weil es in der Natur des Vampirs liegt, seinen Schöpfer nicht anzugreifen oder zu verletzen oder gar zu verletzen.” sagte Marie. Der Schwarzhaarige ließ ein schallendes Lachen hören. “Und aus genau diesem Grund werde ich der süßen Lena nichts antun, damit sie nicht zu viele Schrammen abbekommt. Sie sieht in diesem Kleid viel zu schön aus als dass ich es zerfetzten kann. Aber genug von dem Gerede, ich werde euch jetzt schön langsam sterben lassen.” er ließ ein schallendes Gelächter hören. Die beiden Vampire machten sich kampfbereit. Als der Kampf vorbei war lag Louis Kopf neben seinem zusammengesackten Körper. Christian und Marie fielen sich in die Arme und Lena war glücklich. Endlich war sie frei. Durch Zufall umarmte sie Adrian, doch der erwiderte die Umarmung. Etwas war es das Lena an ihm so mochte. War es die Generation die sie verband, der gleiche Schöpfer oder doch der Sachverhalt, dass sie sein Aussehen so attraktiv fand. Ganz gleich, sie fühlte dass sie für einander bestimmt waren. Lena schaute ihm in die Augen und ein kribbeln durchfuhr ihren Körper. Der Vampir strich ihr zärtlich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht und berührte dabei sanft ihre Wange. Dann passierte es. Er küsste sie. Die beiden anderen sahen dem frisch verliebten Pärchen zu wie sie so eng aneinander standen und sich küssten. Danach verließen sie diese Gegend. Lena ging mit Adrian zu seiner Villa. Endlich hatten die beiden jemanden gefunden, den sie vom ganzen Herzen liebten. Christian und auch Marie hatten Lena wollen ob sie nicht ihre Tochter werden wollte, doch das hatte sich nun erübrigt. So zog Lena zu Adrian. Ein paar Jahre nach dem Louis tot war, viele Jahre des Glücks für Lena, wurde Frankreich der Krieg erklärt. Alle kampffähigen Männer sollten sich in Paris melden. Lena wollte nicht, dass Adrian in den Krieg zieht, nicht jetzt, da sie gerade ein Kind adoptiert hatten. Es war ein kleines Mädchen von wenigen Wochen. Sie hatten das Baby eines Abends vor dem Eingangstür gefunden. Ein Findelkind, ausgesetzt, dort wo es besser aufwachsen konnte als bei der Mutter. Ihr Name war Sarah. Eine blonde Haarsträhne lugte aus dem Tuch hervor in dem sie eingewickelt war. Da Lena wusste, wie es war ohne Vater aufzuwachsen, bat sie Adrian darum, das Kind aufzunehmen. Der hatte keinerlei Einwände. Und so wurde aus der kleinen Sarah ohne Namen ein Mitglied der De Changier Familie. “Du kannst nicht gehen. Ich lasse dich nicht gehen. Ich liebe dich.” Lena war den Tränen nahe. Wie sollte sie allein einen Säugling großziehen- ohne Vater. Ihre Mutter hatte es auch geschafft, doch sie hatte schon fünf Kinder großgezogen bevor sie Lena bekommen. Und ihr Vater war kurz vor Lenas Geburt gestorben. Und Lena war noch jung, sie würde ewig jung bleiben. Jung und bis zu dem Zeitpunkt noch unerfahren mit Kindern. Adrian sah sie an. In seinen Augen war jede Kälte verschwunden seitdem er mit Lena zusammen war. Er gab ihr einen Kuss. “Du wirst nicht allein sein. Sarah ist doch da und meine Bediensteten können dich beschützen falls es einen Angriff auf das Schloss gibt.” “Ich kann gut auf mich allein aufpassen. Ich will nur nicht, dass du stirbst. Ich kann nicht ohne dich leben. Ohne dich würde ich niemals mehr glücklich werden.” Er nahm sie in den Arm. Sarah spürte, dass etwas Trauriges bei ihren neuen Eltern abspielte und fing auch gleich an zu weinen. Lena nahm sie hoch und beruhigte sie. Sie wiegte das kleine Mädchen in ihren Armen. “Siehst du? Selbst Sarah will nicht, dass du gehst. Die Armee kommt auch mit einem Mann weniger aus. Ich habe auch einen Brief von Marie erhalten. Sie will auch nicht, dass Christian in den Krieg zieht. Ihr zuliebe bleibt er. Sie haben auch einen kleinen Jungen adoptiert. Er ist jetzt an die zwei Jahre. Der Kleine will seinen Vater auch nicht verlieren…” “Na schön, ich bleibe. Dir und Sarah zuliebe.” Er lächelte sie zärtlich an dann schloss er sie in seine Arme. Lena atmete erleichtert auf und irgendwie hatte sie Gefühl als ob Sarah das auch tat. Der Krieg wütete lange und stark. Zum Glück für die Vampire gab es viel Armut und Elend. Viele Menschen lebten nahe der Existenzgrenze. Da fiel es nicht auf, dass es hier und da einige Tote mehr gab. Sarah wurde nun sechs Jahre und es herrschte immer noch Krieg. Sie war ein schönes Mädchen geworden. Goldene Locken, dunkelgrüne Augen und ein liebliches Lächeln, das jedes eiskalte Herz erweichte. Sie wusste, dass ihre Eltern Vampire waren. Sie brauchte auch keine Angst haben, jemals von ihnen gebissen zu werden. Sie fand es zwar ziemlich ekelhaft, dass sie jeden Tag Blut tranken, fand sich aber damit ab dass ihre Mutter und ihr Vater eine andere Nahrungsquelle nicht bevorzugten. Eines Tages wollten Adrian und Lena nach neuen Opfern Ausschau halten. Sarah blieb allein zu Haus. “War es eine gute Entscheidung Sarah allein zu lassen? Ich befürchte in solchen Zeiten kann alles passieren.” sagte Lena etwas ängstlich. “Wir haben keine andere Wahl. Wir können sie nicht mitnehmen. Doch meine Diener werden sie beschützen. Sie lieben sie.” Trotz der beruhigenden Worte von Adrian war ihr immer noch unwohl. Sie wäre lieber daheim geblieben. Als die beiden zurückkamen rochen sie Gefahr in der Luft schon von weiten waren Klageschreie zu hören von sterbenden Dienern. Sie liefen in die Villa. Schon in der Eingangshalle bot sich ihnen ein grausiges Schauspiel. Überall war Blut und ihre Bediensteten tot. Die Wehklage drangen durch das gesamte Anwesen. Krieger hatten wohl versucht ihr Heim zu plündern. Sofort stürmten die beiden weiter hinein. “SARAH!!!! Wo bist du?” Lena rief nach ihrer Tochter. Sie fanden sie schwer verletzt im Speiseraum. Riesige Wunden klafften aus ihrem kleinen Körper. Ihre Atmung war oberflächlich und kaum zu sehen, hören oder zu spüren. “Wenn wir sie nicht verwandeln wird sie sterben, Lena. Ich fliege schnell nach Marie und Christian. Marie wird wissen was wir tun müssen.” entschied er und eilte hinaus. Lena war zu verzweifelt um etwas dagegen zu sagen. Sie nickte und trug sie in ihr Bett. “Wäre ich doch nur hier geblieben.“ schluchzte sie. Dort wusch sie die Wunden aus und versuchte die Blutungen zu stillen. Währenddessen war Adrian mit Marie und Christian wieder da. “Es gibt aber noch ein gewisses Risiko, dass sie die Verwandlung nicht überlebt. Sie ist noch so jung. Sie wird ein unsterbliches Kind werden. Ungebändigt und für immer jung.” sagte die blonde Vampirin. “Versuch es trotzdem. Ich bitte dich, Marie.” Lena weinte bitterlich. “Na schön. Aber sie könnte sterben.” flüsterte sie bedenklich hinzu. Doch gab sie dem flehen ihrer Freundin nach. Also biss Marie ihr in den schlanken Hals und ließ ihren Speichel in die Wunde tropfen. Nun galt es zu warten und zu hoffen. Aber Sarah überlebte die Verwandlung nicht, sie starb noch am selben Abend. Ihr kindlicher Körper war zu schwach gewesen um in einen Vampir verwandelt zu werden. Auch die meisten Diener und Mägde hatten den Überfall nicht überlebt. Die wenigen, die sich in einem geheimen Keller versteckt hatten, konnten die kleine Sarah nicht finden und mussten, schweren Herzens, sie zurücklassen. Viele fanden es unverantwortlich und suchten sie weiter, aber auch sie fanden einen schnellen Tod. Lena schloss sich ein und ließ nicht mal Adrian zu ihr. Sie stand tagelang am Fenster und sah zu wie der Regen gegen die Scheiben schlug. Zum Glück stimmte das Wetter mit ihrer Stimmung überein. Nach zehn Tagen befahl Adrian einem seiner Bediensteten zu ihr zu gehen und ihr etwas Blut zu bringen. Das Sklave tat wie ihm befohlen. Es klopfte vorsichtig an die Tür. “Herrin, ich komme von Meister Adrian, ich soll euch etwas Blut bringen.” rief es durch die Tür als er keine Antwort erhielt. “Komm rein.” sagte sie nur. Er trat ein und stellte die Phiole auf dem Tisch ab. Lena stand am Fenster und starrte hinaus. “Herrin…” flüsterte er, sie ließ ihn aber nicht weiter reden. Mit einer Handbewegung befahl sie ihm hinauszugehen. Ihr Gesicht war emotionslos und Tränen aus getrocknetem Blut waren in ihrem sonst so schönen Gesicht. Der Diener ging hinaus und wurde zu seinem Meister der an einer Mauer in der Nähe stand gerufen. “Wie geht es ihr?” fragte er ihn. “Herrin Lena weint und weint, Meister.” Der Diener war zwar bemüht Fassung zu bewahren, es war ihm aber an der Stimme zu erkennen, dass es auch sehr traurig über den Tod von Sarah war. Alle Diener waren bestürzt darüber. Sarah hatte sie alle gemocht. Ihre Fröhlichkeit hatte sich auf alle übertragen die in der Villa ein und ausgingen. “Danke. Du kannst wieder an die Arbeit gehen.” Das Sklave verneigte sich und entfernte sich in Richtung der Küche. Adrian war wohl genauso traurig gewesen. Er hatte seine Tochter über alles geliebt. Er klopfte an die Tür und wartete. Als wieder keine Antwort kam sprach er: “Lena, kann ich reinkommen?” “Ja, komm rein.” Er trat ein. Sie drehte sich um und Adrian nahm sie in die Arme. Lena schluchzte heftig. “Wäre ich doch nur hier geblieben. Dann würde sie noch leben.” “Nein, gib nicht dir die Schuld. Gib den Kriegern die Schuld. Sie haben unsere Tochter ermordet. Marie trifft auch keine Schuld. Einzig und allein den Kriegern und Söldnern.” Der Vampir konnte nur schwer seinen Zorn den Kriegern gegenüber verbergen. “Ich weiß dass ihr keine Schuld trifft. Sie wollte uns nur helfen. Sarah war viel zu jung gewesen um verwandelt zu werden.” “Aber wolltest du sie sterben sehen?” fragte er sachte und strich durch ihr Haar. Sie schüttelte heftig den Kopf. Lena und Adrian standen noch lange so da. Dann gab Adrian ihr einen Kuss, nahm sie an der Hand und ging mit ihr aus dem Zimmer. Die Jahre vergingen, der Krieg wurde beendet und Lena und Adrian kamen nur schwer über den Tod ihrer Tochter hinweg. Sie dachten schon darüber nach ob sie erneut ein Kind adoptieren sollten. Doch sie verwarfen diesen Gedanken auch schnell wieder. Nie wieder würde es so ein Kind wie Sarah geben. Es war lange ein trostloses Leben auf Adrians Villa. Eines Abends kamen Christian und Marie zu besuch. Elias war auch mitgekommen. Er war nun schon Erwachsen und flehte seine Eltern an, dass sie ihn in einen Vampir verwandeln sollten. Zu recht, denn alle Bekannten waren Vampire. Adrian, Lena und seine Eltern. Natürlich hatte er auch menschliche Freunde. Aber Christian und Marie hatten ihm versprochen, dass, wenn er 20 Jahre alt wurde sie ihn verwandeln würden. Er wurde bald 20 und er freute sich schon insgeheim auf diesen Tag. Sie saßen gemeinsam im Kaminzimmer. Sie unterhielten sich, doch Lena war etwas zurückhaltend. Sie hatte den Verlust von Sarah zwar schon überwunden, doch etwas an diesen Tag war anders. Sie spürte es. Etwas würde heute noch passieren dass ihr Leben umkrempeln würde. Plötzlich klopfte es am Haupteingang. Ein untoter Sklave wurde nicht zum Öffnen geschickt, denn es könnte ja ein Mensch sein der dort an der Tür war und so ging Lena selbst, um sich etwas abzulenken, selbst an die Tür. Sie öffnete und ein schmächtiges Mädchen stand im Regen und bat um eine Unterkunft für die Nacht. Ihr Name war Hanna. Lena stockte der Atem. Das Mädchen sah genauso aus wie Sarah wenn sie älter geworden wäre. Die gleichen goldenen Haare, ein scheues Lächeln und dunkelgrüne Augen. Lena ließ sie herein. Sie führte das Mädchen zu den anderen. “Adrian, das hier ist Hanna. Sie bittet um ein trockenes Plätzchen zum schlafen.” Alle im Raum begrüßten den fremden und unerwarteten Besuch und nachdem Hanna allen freundlich zugenickt hatte begleitete Lena sie in ein Schlafgemach. Es war das ehemalige Zimmer von Sarah gewesen. Es war in der Zeit nicht verändert worden, doch und auch Lena wollten daran nichts ändern. “Hier kannst du dich ausruhen. Durch die Tür dort kommst du in ein Bad, da kannst du dich ein wenig frisch machen. Wenn du willst kannst du noch zu uns kommen und dich ein bisschen mit uns unterhalten.” sie zeigte währenddessen auf die Tür zur linken. “Vielen Dank. Ich komme vielleicht noch herunter.” Dann schloss Lena leise die Tür. Sie lehnte sich gegen sie, seufzte einmal tief und ging wieder nach unten. “Findet ihr nicht, dass sie fast genauso aussieht wie Sarah?” fragte sie die anderen. Christian nickte und sagte: “Ja, die Ähnlichkeit ist verblüffend. So hätte Sarah vielleicht ausgesehen wenn sie noch leben würde.” Alle anderen nickten zustimmend. Nach einer Weile kam Hanna zu ihnen. Zuvor hatte Adrian alle Skelette fortgeschickt und etwas “normales” zu essen geholt. Es kam nicht oft vor, dass ein Mensch hierher kam, aber für den Notfall war gesorgt. Um ehrlich zu sein: nie kam ein Mensch aus freien Stücken zu diesem Schloss. Hanna war ein einfaches Mädchen aus der Nähe von Dijon. Ihre Eltern waren gestorben und sie wurde von ihrem Hof fortgeschickt, mit nichts als ihre sieben Sachen und etwas zu essen. Sie wusste, dass in dieser Villa Leute wohnten und sie begab sich hierher. Die Vampire hörten ihr gespannt zu als Hanna erzählte. Nach diesem Gespräch gingen alle schlafen. Lena und Adrian gingen in die Gruft und unterhielten sich noch eine geraume Weile. “Ich glaube es ist Bestimmung, dass dieses Mädchen hierher kam.” “Nein das glaube ich nicht. Ich glaube nicht an das Schicksal. Aber wäre es nicht schön, wenn wir sie nicht adoptieren würden? Sie hat ihre Eltern verloren und wir unsere Tochter.” Lenas Augen strahlten wie schon lange nicht mehr. “Mal sehen, was sie dazu sagt.” Adrian ging in seinen Sarg. Lena schaute noch mal aus dem Fenster. Der Mond durchbrach die Wolken die den ganzen Tag über am Himmel gehangen hatten. Sie nahm es als gutes Zeichen. In Gegensatz zu dem Vampir, der neben ihr schlief, glaubte sie an Vorherbestimmung. Am nächsten Morgen wachte Hanna früh auf. Sie zog sich die Sachen an die ihr bereit gelegt wurden. Es waren wunderschöne Sachen. Ein edles Abendkleid und schöne Schuhe. Sie kämmte ihr Haar und fasste es zu einem schönen Knoten zusammen. Dann ging zum frühstücken. Lena und Adrian hatten schon gegessen, doch sie blieben bei ihr. Sie unterhielten sich und dann kam die entscheidende Frage: “Wir haben vor vielen Jahren auch unsere geliebte Tochter verloren. Sie hieß Sarah. Sie sah übrigens fast genauso aus wie du.” “Das tut mir leid.” “Es ist in Ordnung. Wir sind darüber hinweg.” Hanna lächelte. Nun schlug Lena das Herz bis zum Hals. “Was wir dich eigentlich etwas fragen wollten: wir würden uns sehr darüber freuen wenn…” Adrian blieb das Wort im Halse stecken. “Wenn was?” Hanna schaute gespannt auf. “…wenn du unsere Tochter werden möchtest.” beendete Lena seinen Satz. “Ich… muss darüber nachdenken. Entschuldigt mich bitte.” sie verließ das Zimmer. Lena und Adrian sahen sich überrascht an. Ob sie das richtige getan hatten? Die Vampirin ging ihr nach. Hanna hatte ihr Zimmer verschlossen und Lena lauschte an ihrer Tür. Sie hörte dass das Mädchen weinte. Lena ging traurig zurück. Adrian wartete auf sie. Als er ihr Gesicht sah neigte auch er den Kopf zum Boden. Am Abend als die beiden Vampire etwas frisches Blut getrunken hatten kam Hanna die Treppe hinunter. Sie wischten das Blut aus dem Gesicht und schauten sie freundlich an. “Ich habe mich entschieden. Ich würde sehr gerne eure Tochter werden. Auch wenn der Vorschlag ziemlich plötzlich kam. Ihr wart so nett zu mir und hattet nicht davor gescheut einem wildfremden Mädchen Unterschlupf vor der Nacht zu geben. Doch eins möchte ich wissen: ich habe gestern Abend grässliche Schreie gehört. Woher kamen die?” “Dazu müssen wir dich etwas über uns aufklären: wir sind keine Menschen. Bitte erschreck dich nicht. Wir sind Vampire. Wir wollen dir aber nichts Böses. Wir trinken nur Blut wenn es nötig ist. Die Schreie kamen von unseren Gefangenen von denen wir uns ernähren. Es sind arme Menschen, die niemanden mehr haben. Sie wollen lieber sterben als noch weiter zu leben.” Hanna hatte es verstanden. Sie war sich immer noch sicher, dass diese beiden ihre neuen Eltern sein sollten. Sie nickte. “Es steht dir frei, ob du auch ein Vampir werden willst. Wenn du es nicht willst werden wir dich auch nicht dazu zwingen. Unsere erste Tochter, Sarah, hatten wir auch nicht verwandelt. Doch als sie lebensbedrohlich verletzt worden war hatten wir gehofft, dass sie weiterleben würde wenn wir sie verwandeln. Doch sie war zu jung gewesen und sie starb noch in der gleichen Nacht als wir sie verwandelten.” Lena wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. “Doch ich will auch ein Vampir werden.” Hanna war sich sehr sicher. “Doch jetzt nicht.” fügte sie noch schnell hinzu. Lena nickte und strahlte. Adrian berührte Lenas Schultern und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Es waren einige Wochen vergangen seitdem Hanna eine neue Familie bekommen hatte. Ein Vampir war sie noch nicht. Sie hatte sich inzwischen auch an die Skelette und Zombies gewöhnt. Zu erst erschrak sie jedes Mal als die Diener um die Ecken schlichen. Auch die knackenden Geräusche der Knochen waren sehr gewöhnungsbedürftig. Doch sie behandelten sie freundlich und nannten sie ab und zu “Herrin”. In Elias hatte sie einen guten Freund gefunden. Sie waren viel im Garten von Adrians Villa und unterhielten sich. Lena sah ihnen ab und zu dabei zu. “Es scheint, dass Elias sich in unsere Tochter verliebt hat. Was meinst du Schatz? Wären die beiden nicht ein schönes Paar?” “Hm- mh.” sagte er. Er hatte gerade etwas getrunken und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Lena kam ihm langsam näher. Obwohl sie schon so lange zusammen waren- mittlerweile 20 Jahre- liebten sie sich jeden Tag mehr. Sie wischte den letzten Rest Blut aus seinem Gesicht weg und leckte sich den Finger ab. Adrian lächelte sie an. Seine kleine Lena. Sie sah immer noch so schön aus wie er sie zuerst in diesem roten Kleid gesehen hatte, dass sie von Marie bekommen hatte. “Lena, was liebst du nur an einem Mistkerl wie mich? Du hättest etwas viel besseres verdient.” er strich ihr sanft über ihr silbernes Haar, das sich wie Seide in seinen Fingerspitzen anfühlte. “Was ich an dir liebe ist die endlose Liebe zu mir. Niemand hätte mich besser lieben können wie du. Als ich noch ein Mensch war konnte ich meine Verehrer nicht an den Fingern abzählen. Doch ich hielt nichts von denen. Sie wollten mich alle nur ins Bett bekommen.” “Aber als wir unsere erste Nacht gemeinsam verbrachten wolltest du es auch.” Er hatte wieder ein lächeln aufgesetzt. “Ja, aber das lag daran, dass du mir deine Liebe gestanden hattest. Das hatten die anderen nicht. Sie sahen in mir nur eine Trophäe. Eine Herausforderung.” Sie merkte, dass Adrian über ihren Rücken strich, langsam im gleichmäßigen Takt seines Herzens. Er schob ihr Oberteil weiter nach oben und küsste ihren Nacken. Sie ließ ihn gewähren. Die Vampirin löste seinen Umhang, den er tagtäglich trug. Er drängte sie in eine Ecke und sie setzte sich auf ein Fass. Jetzt war sie ihm auf Augenhöhe. Sie liebkoste jeden Zentimeter von seinem Gesicht, während er sich langsam vor arbeitete. Ihr Atem wurde schneller. Dann löste sie die Schnalle seines Gürtels. Adrian wurde immer hektischer, unbändiger. Er bekam sie nicht so schnell ausgezogen wie er wollte. Sie half ihm bei den letzten Kleidungstücken. Dann nahm er sie in die Arme und trug sie zu einem in der Nähe stehenden Bett. Er riegelte die Tür mit seinen mentalen Fähigkeiten ab, denn er wollte nicht, dass sie jetzt gestört wurden. Er beugte sich über sie. Lena küsste seine Schultern und schloss die Augen. Seine Hände liebkosten ihren Rücken, ihre Schultern, ihre Brust. Jeder Zentimeter ihrer zarten Haut berührte er mit seinen Lippen. Sie keuchte leise auf und lächelte träge. Am nächsten Morgen lagen sie im Bett und schliefen fest. Hanna suchte sie. Sie fragte ein in der Nähe stehenden Diener. “Weißt du wo Adrian oder Lena sind?” “Sie hatten sich gestern früh zurückgezogen, Herrin. Sie wollten wohl etwas privat sein.” antwortete es langsam. Für Hanna sah es so aus als wolle es nicht preis geben wo die beiden waren. “Wo sind sie?” fragte sie noch mal. “Im zweitem Stock.” Sie bedankte sich und suchte das Zimmer auf. Es war noch immer abgeschlossen. Sie klopfte sachte an die Tür. Adrian schreckte hoch doch ließ er Lena schlafen. Er zog sich einen Morgenmantel an und öffnete die Tür. Er sah Hanna vor der Tür. “Guten Morgen, Vater. Es tut mir Leid wenn ich störe.” “Nein du hast nicht gestört. Was ist?” “Ich wollte fragen, ob ich mit Elias zu ihm fahren könnte? Christian und Marie haben mich zum essen eingeladen.” “Natürlich kannst du. Hat es Elias hier gefallen?” Sie nickte. “Ja, und darum wollte er mich auch heute zu sich einladen.” “Verstehe. Du kannst ruhig mitgehen. Lena hat sicherlich auch nichts dagegen.” “Danke. Bis heute Abend.” Adrian gab ihr noch einen Kuss und Hanna verschwand. Dann wandte er sich um und stieg wieder ins Bett. Er streichelte Lena sanft die Schulter hinunter bis zu den Hüften. Langsam wurde sie wach. “Guten Morgen, Liebling. Hanna hat sich gerade mit Elias aufgemacht. Ich habe es ihr erlaubt.” Sie nickte schläfrig. Dann gab er ihr einen Kuss und zog sie näher zu sich. Er roch ihr Parfum und konnte gar nicht genug von ihr bekommen, nicht nach dieser wunderbaren gestrigen Nacht. “Du kriegst wohl nie genug was?” hauchte sie ihm zu. “Nicht genug von dir.” antwortete er und küsste ihren Schultergürtel. Lena hatte noch immer die Augen geschlossen, doch drehte sie sich jetzt auf den Rücken und der Vampir lehnte sich neben sie. “Du bist so ein wunderschönes Geschöpf.” Die Vampiresse wurde etwas rot auf den Wangen und küsste ihren Liebsten auf den Mund. “Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben.” flüsterte Adrian ihr ins Ohr. Nun beugte er sich über sie und strich mit seinen Finger die Konturen ihrer Brüste nach. Lena keuchte unter dieser Berührung auf und hob ihren Oberkörper rein aus Reflex. Ihr Liebster konnte es kaum erwarten und wanderte mit seinen Fingern immer tiefer, über den Bauchnabel bis hin zu ihrem Becken. Er küsste sanft die Innenseiten der Schenkel und kam wieder mit dem Gesicht hoch. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn auf die Stirn. “Lass mich dich fühlen.” wisperte sie angestrengt. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und drang in ihr ein. Lena drückte sich mit dem Becken ihm entgegen. Schnell glichen sie den Rhythmus dem anderen an und kamen sie gemeinsam zum lustvollsten Moment. Lena riss die Augen weit auf und warf ihren Kopf in den Nacken. Adrian genoss es seine Liebste so zu sehen und küsste ihr den Hals. Langsam fuhr er mit der Zunge über die Bissstellen von Louis Zähnen die sie zu dem hatte werden lassen was sie nun war. An ihrem Ohr angelangt knabberte er etwas daran. Einige Schweißperlen tropften auf ihren schon feuchten Körper und Lena spürte noch immer wie zärtlich aber auch gierig vor Hunger er nach ihr war. Sie schloss die Augen und vergrub ihre Hände in seinem silbergrauen Haar. Langsam verebbte der Höhepunkt und noch immer war Adrian in ihr. Wie aufgespießt hatte er sie ins Lacken gedrückt, doch Lena empfand das als eine zärtliche Umarmung. Der Vampir rollte sich von ihr runter und Lena lehnte sich gegen seinen nackten Oberkörper. Sie blieben noch bis zum Mittag im Bett, ohne Anstalten zu machen aufzustehen. In den nächsten Wochen passierte etwas mit Lena. Ihr war oft schlecht, trank kaum Blut und war auch sonst sehr launisch. “Also wenn ich nicht wüsste, dass du und ich Vampire wären, würde ich glatt behaupten, du wärst schwanger. Aber das geh ja nicht.” meinte Adrian lächelnd. “Du hast Recht. Das ist absurd. Wir beide sind Untote, da kann kein Kind entstehen.” Lena unterdrückte einen weiteren Anflug von Übelkeit. Es ging ihr schon jeden Tag etwas besser. Hanna kam gerade herein. “Mutter! Vater! Ich habe gute Nachrichten.” sagte das junge Mädchen und lief auf die beiden zu. Ich bin schwanger. Elias ist der Vater.” sie strahlte. “Das- das ist ja wunderbar. Komm her mein Schatz.” Lena streckte die Arme aus. Sie umarmte ihre Tochter. Dann sah Hanna ihre Mutter genauer an. “Aber Mutter, du siehst so ungesund aus. Ich dachte Vampire werden nicht krank.” Lena schaute Adrian an. Der nickte. “Schatz, wir gehen davon aus, dass Lena vielleicht auch schwanger ist.” Hanna schaute sie skeptisch an. “Aber das ist doch unmöglich. Vampire sind Untot.” sagte sie. “Vielleicht, liegt das auch daran, dass ich zurzeit zu wenig Blut trinke.” sagte sie um nicht weiter darauf rum zu reiten. Lena wurde auf einmal sehr müde. “Wir lassen dich ein bisschen in Ruhe.” Sie zogen sich zurück. Lena rutschte in ihr Kissen zurück. Sie seufzte schwer. Ihr Bauch war auch leicht gewölbt. Sie schloss die Augen und lauschte in sich hinein. Ein leichtes Zittern war zu spüren. Ein kleine Bewegung in ihrem inneren. “Mutter…” flüsterte es in ihr. Dann öffnete sie wieder die Augen. Sie war sich sicher. “Adrian! Hanna! Kommt bitte wieder.” rief sie. Sofort kamen sie zurück. “Was ist?” fragte er. “Ich- ich bin wirklich schwanger. Ich habe dein Kind in mir gehört.” Die Tränen rannen ihr nur das Gesicht herunter, doch sie lächelte. Die Monate vergingen und die beiden Frauen in Adrians Villa wurden immer rundlicher. Elias heiratete seine Hanna bevor das Kind kam. Die beiden waren die glücklichsten Menschen auf der Welt. Hanna wollte wohl erst Mutter werden, bevor sie zu einem Vampir werden wollte. Lena war auch sehr glücklich. Es ging ihr nach den Eingewöhnungswochen immer besser. Dem Kind in ihr ging es auch gut. Das fühlte sie. Als die Geburt immer näher rückte, zog Elias von dem Vorort von Paris in Adrians Villa. Christian und Marie konnten ihn zwar nur ungern ziehen lassen, doch für Hanna und ein kleines Kind war zu wenig Platz in ihrem Haus. Eines Abends war es dann soweit: Hanna brachte einen wunderschönen Jungen zur Welt. Er hatte schwarze Haare und ähnelte sehr seinem Vater. Lena schloss ihren Enkel sofort in die Arme. Er bekam den Namen Sebastian. Zwei Tage später war Lena an der Reihe. Es war eine schwierige Geburt. Doch nach mehreren Stunden hatte Adrian seine Tochter in den Armen. Natürlich hatte sie graue Haare und rote Augen. Doch ähnelte sie sehr ihrer Mutter. Sie bekam den Namen Eileen. Lena war sehr erschöpft und müde. Sie ruhte sich einen Tag aus und dann sah sie zum ersten Mal ihre Tochter. “Sie ist wunderschön.” sagte sie nur. Ihr fehlten die Worte. Sie schaute auf das kleine Wesen in ihrem Arm und weinte viele Freudentränen. Langsam hob sie ihre Hand zu ihrem Mund, riss mit einem ihrer Vampirzähne eine kleine Wunde auf sodass Eileen davon trinken konnte. Das kleine Wesen, gerade mal so groß das es halb groß war wie die Körpergröße eines Neugebornen Menschenkindes drehte den Kopf zu der Wunde und die Lippen wurden von dem Blut benetzt. “Das größte Wunder was ich je gesehen habe. Ein Vampir bekommt ein Baby.” Hanna, Elias und der kleine Sebastian kamen gerade ins Zimmer. Sebastian oder Bastian, wie sein Rufname war, schlief gerade selig in Elias Armen. Hanna setzte sich neben ihre Mutter und betrachtete die kleine Eileen. In diesen Momenten war die Welt von Lena, Adrian, Hanna und Elias noch in Ordnung, doch hätten sie geahnt, dass in weinigen Wochen alles ins Gegenteil schlagen würde, hätten sie dieses Glück schon viel früher erleben müssen. Drei Wochen nach der Geburt von Eileen wurde sie schwer krank. Lena und Adrian konnten nichts für sie tun. Ihr Vampirischer Körper war nicht stark genug um zu überleben. Wieder mussten sie ein totes Kinde betrauern. Sie starb einfach in ihren Armen. Und das war erst der beginn eines langen Leidensweges. Lena verkraftete den Tod ihres leiblichen Kindes nicht. Es war so wie damals als Sarah gestorben war. Sie verweigerte jegliche Aufnahme von Nahrung und wollte nur noch aus dieser Welt scheiden. Und auch nur vier Wochen nach Eileens Tod verdurstete Lena an Blutarmut. Die gesamte Familie trauerte um die sonst so fröhliche und lebhafte Ehefrau, Mutter und Großmutter. Adrian suchte in seiner Bibliothek einen Zauber, der sowohl Eileen wie auch Lena zurückbrachte. Er fand einen uralten Zauberspruch den ein Zauberer vor über eintausend Jahren aufgeschrieben hatte. Der Erfolg war ungewiss, da dieser Mann getötet wurde, da er der Scharlatanerie, Grabplünderung und Blasphemie angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Adrian schnitt sich die Adern auf um Blut für die Belebung zu haben. Er träufelte sein Blut über die toten Körper seiner Frau und seiner Tochter und sprach den Zauber. Nun galt es zu warten. Hanna und Elias hatten mehr Glück. Ihr Sohn wuchs zu einem wunderschönen kleinen krabbelnden Kind heran, während Adrian bei Lena und Eileen blieb. Nach einer Woche schlug Lena die Augen auf. Glücklich dass sie wieder bei ihm war umarmte sie und flüsterte ihr ins Ohr: “Lass mich nie wieder allein, Lena. Wenn du gehst dann will auch ich nicht mehr leben. Ich brauche dich um zu leben. Hanna braucht dich als Mutter. Und Bastian braucht dich als Großmutter.” “Es tut mir leid. Ich konnte es einfach nicht verkraften noch ein Kind zu verlieren. Erst Sarah und dann auch noch unser leibliches Kind Eileen.” sie weinte bitterlich und drückte Adrian noch enger an sich. Lena schwor sich, nie wieder von seiner Seite zu weichen. Eines Abends lud Adrian seine Geleibte zu einem Candlelight Dinner ein. Er hatte gemeint dass sie mal wieder allein essen gehen sollten. Auch hatte er etwas Besonderes mit ihr vor. Zuerst aßen sie und lauschten der Violinenmusik. Dann gab Adrian dem Spieler ein Zeichen und der hörte auf. Dann stand er auf und schritt auf Lena zu. Er kniete sich vor ihr hin und nahm ihre Hand. “Adrian, was soll das?” Alle Blicke richteten sich auf die beiden. Selbst ein älterer Man ließ die Gabel in seinem Mund und zu schauen was neben sich vorging. “Lena, ich liebe dich jeden Tag mehr. Mein leben ohne dich war das reinste Chaos. Doch dann traf ich dich und mein Leben bekam einen neuen Sinn. Jetzt kennen wir uns schon fast 25 Jahre. Ich liebe jede Faser deines Körpers, deine Zärtlichkeit, deinen Zorn wenn ich etwas falsch gemacht habe, die Versöhnungen mit dir, einfach alles. Du bist eine wunderschöne Frau, Mutter und auch Großmutter. Um es auf den Punkt zu bringen: Lena Tourneau, willst du mich heiraten?” Die Leute um sie herum riefen so was wie: “Sag ja” oder jubelten. “Ja! Ja ich will!!!” rief sie und sprang in seine Arme. Das Restaurant jubelte und einige brachen in Tränen aus. Sie küsste ihn und weinte viele Freudentränen. “Nein Mutter, das passt nicht zu dir. Wie wäre es mit diesem hier?” Hanna nahm ihr das Brautkleid ab und reichte ihr das andere. Dass es so schwer sein würde das richtige Brautkleid zu finden hätte Lena nicht gedacht. Sie zog das Kleid an, das Hanna ihr reichte. Es war ein zartblaues Kleid. Es hatte eine lange Schleppe und eine zarte Spitze. Die Schultern des Kleides waren frei. Sie betrachtete sich im Spiegel und drehte sich um es von allen Seiten zu sehen. Hanna sah sich das Kleid auch an. “Es ist wunderschön. Vater wird Bauklötzer staunen.” “Das wird er, da bin ich mir sicher. Das letzte Mal als er so geguckt hat war, als ich ein Kleid von Marie anhatte. Das war wenige Tage nach dem ich in einen Vampir verwandelt wurde. Also schon 25 Jahre her.” Lena sah träumerisch in die Luft. Bastian und Eileen tobten um ihre Beine herum. Sie waren die besten Freunde. Das kleine zarte Mädchen, was ihnen so viele Sorgen am Anfang gemacht hatte jauchzte fröhlich auf als Bastian sie hinter einem Kleiderständer erwischte und wieder fortrannte. Eileen hatte viel ihrer Mutter. Ihre frechen, rubinroten Augen blitzten gern einmal um die Ecke, wo ein Bediensteter stand und die Statuen entstaubte und sie den Diener vor schreck die Vase fallen ließ als er das Mädchen sah. Aber wenn Adrian sie böse ansah, war sie das freundlichste Kind unter der hellen Sonne. Die beiden Frauen sahen den Kindern eine Weile zu. Da kam Hanna eine Idee. “Eileen, wie wäre es wenn du das Blumenmädchen wärest?” Eileen hielt mitten im Spiel an und schaute ihre Schwester fragend an. Es war verwunderlich dass Sebastian nicht in sie hinein gelaufen war. “Was machen denn Blumenmädchen?” fragte sie neugierig “Blumenmädchen gehen vor der Braut her und streuen Blumen auf den Weg wenn sie heiratet.” erklärte ihr Hanna. “Ja, das will ich machen” reif sie begeistert aus. “Dann müssen wir dir noch ein schickes Kleidchen kaufen.” lachte Lena. Ihre Tochter war das genaue Ebenbild von ihr. “Und was mache ich?” quengelte Bastian nun, da er auch hellhörig geworden war. “Hm, wie wäre es wenn du uns die Ringe bringst? Das ist eine sehr wichtige Aufgabe.” “Na gut. Das mache ich gern.” sofort strahlte er über das ganze Gesicht. Hanna schaute ihre Mutter an. Seit ihr Vater sie wieder belebt hatte sprühte sie nur von Lebensfreude. Es war ja auch nicht verwunderlich. Eileen war auch wieder auferstanden. Ihre Schwester hatte die schwere Phase überlebt und trank auch schon allein Blut. Doch nur von Menschen, die schon tot waren. Das Blut schmeckte zwar nicht mehr wie das von Lebenden, aber es erfüllte seinen Zweck. Eileen eiferte alles nach was ihre Mutter geschafft hatte. Sie wollte auch einen liebevollen Vampir wie Adrian heiraten. Hanna zweifelte nicht daran, dass sie es auch schaffen kann. Sie hatte einen starken Willen, den hatte sie von ihrem Vater geerbt. Von Lena hatte sie das liebliche Aussehen. Eileen war zwar nicht die richtige Schwester von Hanna, doch die beiden empfanden es so als wären sie Schwestern. Und so bekamen auch Eileen ein schönes Kleid und Bastian einen schönen Anzug für die Hochzeit. Zwei Tage vor der Hochzeit brach Lena in Tränen aus. Sie hatte Angst. “Du brauchst keine Angst haben, Mutter. Wer so lange zusammen ist wie ihr, braucht keine Angst haben vor dem Altar sitzen gelassen zu werden.” Hanna umarmte ihre Mutter. “Ich weiß, ich habe nur Angst wie jede Braut sie hat.” Lena und Adrian hatten beschlossen, in der Woche vor der Hochzeit sich nicht mehr zu sehen. Nun waren es nur noch 2 Tage zur Hochzeit. Aber der verliebte Vampir ließ von seinen Sklaven täglich Briefe zu ihr schicken. “Meine Liebste.” hieß es in einem Brief. “Ich wünschte unsere Hochzeit wäre schon vorbei, nur um ich wieder in meinem Armen zu halten…” Lena antwortete auf jeden Brief. Sie konnte es auch nicht mehr abwarten mit ihm verheiratet zu sein. Sie wohnten während der Woche in verschiedenen Bereichen der Villa und Skelette bewachten die Verbindungswege zwischen den Flügeln. So konnten weder Lena noch Adrian sich sehen. Der große Tag war gekommen Adrian zog seinen besten Anzug an und half noch bei den letzten Vorbereitungen. Währenddessen wurde Lena fertig gemacht. Sie zog ihr Hochzeitskleid an und die Haare wurden ihr hochgesteckt. Hanna half ihr bei den Treppen. Der Friedensrichter war eingetroffen und der große Festsaal im Erdgeschoss war feierlich geschmückt. Adrian stand schon am Altar und wartete auf seine Braut. Dann erklang der Hochzeitsmarsch. Alle Gäste erhoben sich. Unter ihnen waren auch Christian und Marie. Sie standen in der vordersten Reihe. Langsam erschien die kleine Eileen die Blumen auf den Weg streute. sie tat dies etwas nachlässig. Einige Meter streute sie Blumen und auf anderen nicht. Vor schreck fiel ihr dann am Ende auf, dass noch über die hälfte der Blütenblätter im Körbchen lagen. Schnell verstreute sie diese auf einem Platz, genau vor Adrian. Der Bräutigam musste lächeln. Seine Tochter war das Blumenmädchen. Dann kam Lena. Ihr Gesicht war hinter einem Schleier verborgen. Sie ging wie in einem Traum. Als sie dann bei ihrem Adrian stand konnte sie nur noch lächeln. “Liebe Gäste. Wir haben uns heute hier versammelt, um die beiden liebenden Seelen zu einer verschmelzen. Und so frage ich dich Adrian de Changier, willst du die hier angetraute Lena Tourneau zu deiner Ehefrau nehmen? Sie lieben und ehren, bis das der Tod euch scheidet?” “Ja, ich will.” sagte Adrian und sah dabei Lena in die Augen. Eine komische Frage: Bis das der Tod euch scheidet… “Und nun frage ich dich Lena Tourneau, willst du den hier angetrauten Adrian de Changier zu deinem Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet? “Ja, ich will.” “ Kraft des mir gegebenen Amtes erkläre ich euch zu Mann und Frau. Du darfst die Braut jetzt küssen.” “Ich weiß.” antwortete Adrian keck, nahm ihr den Schleier von Gesicht und zog sie näher an sich heran. Ihr erster Kuss als verheiratetes Paar. Alle im Saal jubelten und als Adrian und Lena de Changier aus dem Saal gingen warfen sie ihnen Reis entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)