Infinite - Bis(s) zum Unmöglichen von *Fane* (The Bella & Edward Story) ================================================================================ Kapitel 11: Durst ----------------- Viel Spaaaaaaaaaaaß =) ---------- Ich spürte es. Bis in die Fingerspitzen. Die Hitze. Den Drang. Den Durst. Die Lust. Ich atmete heftig schnell um möglichst viel und schnell zu riechen. Ein Mensch… ich brauchte einen Mensch… egal wen, nur schnell. Mich würde keiner aufhalten. Ich hatte es ihnen schließlich eben verboten. Ich hatte ihre Entscheidung revidiert. Ich rannte. Ich war schnell. Sehr schnell. Und ich hatte Kraft. Ich fühlte sie in mir. Ich kam am Rande von Forks an. Die Straßen waren leer. Es war bald Mitternacht. Doch irgendeiner würde noch auf den Straßen sein. Und der wäre mein Opfer, dachte ich hämisch. Ich sah einen Schatten an der Seite eines Hauses. Kaum war ich in diese Richtung unterwegs überkam mich der herrlichste Duft, den ich je gerochen hatte. Ein älterer Mann ging um das Haus herum. Ich packte ihn von hinten. Er sah mich nicht. Ich biss. Ich stillte meinen Durst. Ich tötete ihn, doch es machte mir nichts aus. Ich rannte weg. Ich blickte nicht zurück. Welch Geschmack, welch Geruch. Ich ächzte nach mehr. Natürlich fanden sie mich. Doch nur Carlisle kam zu mir, als ich mein zweites Opfer nur wenige Minuten nach meinem Ersten fand und tötete. Mein Verstand war klar, mein Durst gestillt. „Komm mit nach Hause Bella“, sagte Carlisle. Er reichte mir seine Hand. Ich nahm sie. Die Anderen waren nicht mehr da. Wir liefen zurück. Edward saß auf der Couch. Alleine. Den Kopf auf die Brust gelegt, die Arme und Hände darüber geschlungen. Es war ein herzzerreißender Anblick. Ich fühlte Reue. Ich hatte ihn enttäuscht. Ich hatte getötet. Ich ging zu ihm. Die Hand über ihm. Ich wollte ihn streicheln, ihn berühren. Er blieb regungslos sitzen. Mein Blick fiel auf die dunkle Fensterscheibe vor mir. Mir stockte der Atem. Meine Augen waren feuerrot. Leuchtend. Leuchtender als sie es bisher je gewesen waren. Ich rannte raus. Ich schämte mich so sehr. Ich ekelte mich vor mir selbst. Was war aus mir geworden?! Ich verkroch mich, wie in meinem menschlichen Leben, im Bett. Ich spürte immer noch den absurd leckeren Geschmack von Blut in meinem Mund… Was dachten sie jetzt von mir? Sie waren so… diszipliniert und ich- Ich musste mich bei Edward entschuldigen. Es hatte ihm so weh getan… wie war es für ihn mich so- so zu sehen? Ich ballte die Hand zur Faust und wollte wütend gegen den Bettpfeiler trommeln, als ich stockte. Langsam legte ich die Hand an die Stange. Ich fasste sie an und drückte fester zu. Mein Handabdruck war auf dem Holz des Pfostens zu sehen. Ich zog die Augenbrauen erstaunt hoch. Ich konnte mich kontrollieren. Ich spürte meine Kräfte nun. Ein kleine Flamme Freude wurde in meinem kalten Körper gezündet – und erstickt. Dafür hatte ich meine Durstlosigkeit eingebüßt. Langsam ging ich herunter und ich merkte wie sehr ich mich konzentrieren musste, es menschlich zu tun. Immer wieder ertappte ich mich dabei drei Stufen schneller als normal zu gehen. Am Fuße der Treppe atmete ich tief durch. Ich hörte, dass Edward immer noch dort saß, wo ich ihn vorhin zurück gelassen hatte. Die Anderen waren irgendwo oben im Haus. Ich ging, bedacht langsam zu gehen, Schritt für Schritt ins Wohnzimmer. Seine Position hatte sich nicht verändert. Wie eine Säule saß er dort. Ich war unendlich traurig ihn so zu sehen. Er wirkte so viel menschlicher als ich es in den letzten Tagen, und besonders jetzt, gewesen war. Ich kniete mich vor ihn. Ich taste nach seinem Kinn und hob sein Gesicht an. Man hätte meinen können, dass er geweint hatte. Seine Augen waren glasig, sein Gesichtsausdruck quälend verzerrt. Einen Anflug von Entsetzten war in seinem Gesicht, als er in meine leuchtend roten Augen sah. Wie befremdlich musste ich für ihn aussehen?! „Es tut mir leid, bitte verzeih mir“, flüsterte ich mit einer solch schnellen Stimme, wie ich sie sonst nur bei Edward gehört hatte. Er schüttelte ganz langsam den Kopf. Ich ließ sein Kinn los. Die Berührung schmerzte. „Bella, ich muss mich entschuldigen“, seine Augen waren traurig, „hätte ich nicht die Dreistigkeit besessen, dich zu bevormunden hätte der Wutausbruch“, er hob langsam die Hand zu meinem Gesicht, „nicht dazu geführt“, er strich mit dem Daumen um mein Auge, „bitte verzeih mir.“ „Ich wollte sie nicht töten. Ich- doch ich wollte, ich konnte nicht anders“, schluchzte ich. Ich hatte gemordet, kam es mir immer und immer wieder in den Sinn. „Ich wollte dich aufhalten“, sagte Edward. „Ich habe euch nicht gelassen. Ich habe eure Entscheidungen geändert“, während ich das sagte, nickte er langsam. Er breitete die Arme aus. Breitwillig setzte ich mich auf seine Schoß. Er schloss die Arme fest um mich. „Was machen wir nur mit dir?“, hauchte er mit einem kleinen Lächeln und malte mein Gesicht nach, „Was machen wir nur mit uns?“, ergänzte er. Mir flossen Tränen über das Gesicht. „Ich will kein Monster sein.“ Sowie ich das aussprach, verstand ich ihn. Ich konnte das, was er über sich gesagt hatte, nachvollziehen. Alles. Ich machte dasselbe durch. Ich hatte es in mir gespürt. Das Monster in mir, das jetzt, in diesem Augenblick, zurück trat. „Das musst du auch nicht. Ich beschütze dich, ich helfe dir, wir alle.“ Seine Gesichtszüge wurden wärmer. Ich sog seinen Duft ein. Traumhaft wie immer. „Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, eure Entscheidungen nicht zu beeinflussen, das ist alles noch so neu…“, gestand ich meine Angst, „ich habe eure Entscheidungen gehört, wie ihr mir helfen wolltet. Aber ich habe es nicht zulassen können, ich wollte so sehr- ich wollte das Blut so sehr. Ich wollte mich nicht abhalten lassen und nächstes Mal wird es nicht anders sein“, sagte ich pessimistisch voraus. „Wir können Alice mal fragen, wann das sein wird und vielleicht finden wir einen Weg“, meinte Edward optimistisch wie eh und je. Er neigte den Kopf zu mir. Er kuschelte seine Nasenspitze an meinen Nasenrücken. Ich atmete tief ein und nickte nicht überzeugt. „Bella es wird alles gut. Das ist ganz normal und es war klar, dass es kommen musste“, versuchte er mich zu trösten. „Es hätte- es hätte jemand sein können den ich kenne“, sagte ich mit leiser zittriger Stimme. Die Vorstellung war nicht auszudenken. „Ich hätte keinen Unterschied gemacht.“ „Du darfst dir keinen Vorwurf machen, niemand kann von Anfang an widerstehen. Nicht mal jemand besonderes wie du, jemand der dieses Leben auch noch wollte.“ Sein Trost schnitt mir immer mehr ins Herz. Er küsste mich sanft, ohne Gegenreaktion meinerseits. Er nahm das nicht persönlich, sondern lächelte zärtlich. Er hob mich hoch und ging mit mir in unser Schlafzimmer. Behutsam, obwohl er das nicht mehr sein musste, legte er mich auf dem Bett ab, ohne das Küssen zu vernachlässigen. Er lag abgestützt über mir, während unsere Lippen sich liebkosten. Er zupfte an meinem T-Shirt-Ärmel und zog diesen runter zu meiner Armbeuge. Seine Hand strich von meinem Hals abwärts über meine Schulter und ruhte auf meinem Schlüsselbein. Ich öffnete die Augen und atmete weiter, während er meinen Hals und meine Schultern mit Küssen übersäte. Ich starrte an die Decke und mir wurde eines klar. Ich zog meinen T-Shirt-Ärmel wieder hoch. Seine Reaktion war abzusehen, er sah mich verwirrt an. Verständlich, schließlich hatte ich es gewollt. Ich drehte mich unter ihm weg und legte mich mit dem Rücken zu ihm ein Stück von ihm entfernt – ich berührte ihn nicht mehr – hin. „Bella? Hab ich etwas falsch gemacht?“, flüsterte er. „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich wollte nicht mit ihm schlafen. Nicht jetzt. Ich fühlte mich schäbig. Dreckig. Verschmutzt. So wollte ich mich nicht mit ihm vereinigen. Ich wollte rein sein. „Hmmm“, machte Edward nur. „Ich werde sie nicht drängen, wenn sie es sich anders überlegt hat und mich nicht will, akzeptiere ich das“, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Ich drehte mich wie vom Blitz getroffen erschrocken um. Ich sah ihm an, dass er wusste weshalb. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Nein, Edward, nein. Ich habe es mir nicht anders überlegt, ich will dich. Unbedingt. Aber nicht so“, ich blinzelte langsam. Er küsste mein Lid. „Okay“, hauchte er. Sein Verständnis rührte mich so sehr, dass ich am liebsten augenblicklich über ihn herfallen wollte. Doch das war nur ein kurzer Impuls. Wir lagen einfach nur still da. Die Körper aneinander gelegt, die Hände miteinander verschränkt. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter. Nach einer Weile beugte sich Edward zu mir und sagte mir ins Ohr: „Carlisle kommt, er möchte mit dir reden. Wenn du das nicht willst, solltest du seine Entscheidung ändern.“ Seine Lippen an meinem Ohr verzogen sich zu einem Grinsen. „So willentlich kann ich das noch nicht“, entgegnete ich seufzend. „Du kannst“, sagte er lediglich. Ich überging das. „Nein, es ist okay.“ Ich setzte mich gerade auf, als es klopfte. Nach meiner Zustimmung kam er herein. Sein Lächeln war sanft. Er setzte sich vor uns. Edward legte einen Arm um meine Schulter und tätschelte sie. „Wie geht es dir?“ Ich fand die Frage merkwürdig. „Ähm, gut“, antwortete ich daher. „Bella, ich weiß nicht ob Edward mit dir schon darüber geredet hat-“, Carlisle sah Edward an, Edward nickte, „gut hat er. Wir möchten dich gerne vor Geschehnissen wie heute von Anfang an schützen, damit du dich schneller enthalten kannst. Vorausgesetzt das möchtest du“, sagte er förmlich und wartete. Ich realisierte erst nach ein paar Sekunden, dass das eine Frage war. „Ja, sicher, natürlich!“, sagte ich nachdrücklich. „Nur deine Fähigkeit macht uns da einen Strich durch die Rechnung. Bisher ist sie noch sehr gefühlsabhängig und gerade bei solchen Durstmomenten sind natürlich sehr viele Gefühle im Spiel. Du musst versuchen die Entscheidungen von uns auszuschalten, nicht zu hören. Oder wenigstens nicht alle zu verneinen, damit wenigstens einer dir helfen kann“, ich nickte, „und noch etwas. Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube, dass du unsere Entscheidungen nur dann gänzlich beeinflussen kannst, wenn du es denkst. Nicht wenn du es aussprichst“, ich öffnete den Mund um etwas zu entgegnen, doch Carlisle redete weiter, „ich weiß, dass das eng zusammenhängt, aber man kann auch in Gedanken lügen“, er sah Edward bedeutungsvoll an (ja, das wusste er natürlich, dass das ging), „und dann ist deine Beeinflussung nicht so stark. Sie lässt dann schneller nach. Ich weiß nicht ob du es gemerkt hast, aber sie ist zeitlich begrenzt. Sie gilt wie deine gesamte Fähigkeit gegenwärtig und nicht zukünftig. Nicht, dass etwas über ihre Macht aussagen würde. Ehrlich Bella, ich habe noch nie eine so starke Fähigkeit gesehen, die in den Geist eingreift und ihn ändert“, er lächelte. „Aber Jasper-“ „Die Stimmung ist nichts Persönliches. Er ändert sie ja nur in dem Raum, wenn er dabei ist. Er ändert ja nicht gänzlich beispielsweise Angst oder so was.“ Diesmal sprach Edward. „Du darfst uns ruhig glauben, dass sie mächtig ist.“ Er küsste meine Schläfe. „Hmmmm“, machte ich. „Was glaubt ihr warum ich das kann? Ich war sonst nie gut im andere überreden.“ „Glaubst du“, murmelte Edward. „Ich würde sagen, das hast du deiner Dickköpfigkeit zu verdanken“, Carlisle lächelte, „du wolltest deinen Willen durchsetzten, ob du das geschafft hast oder nicht.“ Ich nickte. Aber ich wollte ihnen meinen Willen nicht aufzwängen, ich musste mich besser kontrollieren. Doch dann überkam mich wieder die Erinnerung an dieses unbändige Gefühl der Gier und dem Gefühl ferngesteuert und nicht ich selbst zu sein. „Ich weiß nicht ob ich das kann“, sagte ich leise. Sie wussten was ich meinte. „Wir müssen es einfach immer wieder probieren“, versuchte mich Carlisle zu ermuntern, „Selbstbeherrschung und Kontrolle über die neu gewonnenen Kräfte und Fähigkeiten kommen nicht von selbst.“ Er wartete. Als ich nichts mehr sagte, erhob er sich. Bevor er etwas sagen konnte, sagte ich schnell: „Danke Carlisle, für alles, immer.“ Er lächelte warm. „Nicht der Rede wert.“ Er verließ das Zimmer. „Manchmal glaube ich, dass ihr alle in irgendeiner Form Jaspers Gabe habt.“ Edward grinste. Natürlich schrieb die Zeitung davon. 2 Tote in derselben Straße, die fast nebeneinander wohnte mit denselben Anzeichen ohne eine Spur auf den Täter… das ist Rekord in Forks. Forks, wo es hin und wieder mal einen Blechschaden bei einem Autounfall hab und eine verirrte Katze auf einem Baum. Ich las den Artikel nicht und schob die Zeitung von mir auf den großen Esstisch. Natürlich brachte ich die Cullens in Schwierigkeiten. Nächstes Mal musste es anders laufen. Es musste einfach. Alice sagte meinen nächsten „Anfall“, wie ich insgeheim nannte, für Freitag voraus. Also bereits in zwei Tagen. Ich brauchte Training. Edward und Emmett halfen mir dabei. Ich wollte mich bis dahin besser unter Kontrolle haben und besonders Emmett hatte einen Heidenspaß daran. „So, versuch mal mich anzugreifen“, gluckste Emmett am Donnerstagmorgen. Ich verzog das Gesicht. „Keine Sorge, du kannst mich nicht zerquetschen wie ein Bettpfosten“, lachte er. Ich warf einen Blick zu Edward, der mich mit zuckenden Mundwinkeln entschuldigend ansah. Emmett stand dreißig Meter vor mir. Er deutete mit den Händen auf sich. Ich nickte und rannte zu ihm. Am Anfang rannte ich noch menschlich, doch schon nach wenigen Schritten hatte ich den Dreh raus und schoss auf ihn zu. Ich sah fast zeitlupenartig seine Anstalten nach oben, auf den Ast über sich, zu springen. Meine Reflexe!, freute ich mich und sprang im selben Moment auf den Baum, der diesen Ast beherbergte, und direkt auf die Stelle zu, wo Emmett stand. Doch wie eben sah ich, dass er im Begriff war einen Schritt zurück zu machen, um wieder auf die Erde zu fallen. Im Flug berührte ich mit einer Hand den Ast und stieß mich an ihm ab und ebenfalls zur Erde zu gelangen. Ich landete auf dem Fleck, wo er ursprünglich vor hatte zu stehen. Ich sah nicht hoch, streckte die Hände aus und eine Hundertstel später ergriff ich mit den Händen seine Füße. Ich spürte die unbändige Kraft, erfasste ihn und wollte ihn vor mich gegen den nächsten Baum schleudern. Doch genau in dem Moment, indem ich mich bewegte, versagte meine Kraft und ich brach unter Emmetts Gewicht zu Boden. „Bella!“ Edward war bereits neben mir. „Alles okay, alles okay“, murmelte ich schnell, richtete mich auf und klopfte den Dreck von meinem Körper ab. „Nicht schlecht, aber das kannst du besser“, sagte Emmett, während ich auf meine Hände starrte. Ich lief zum nächst besten Baum. Ich hielt mit beiden Händen rechts und links den Stamm fest und drückte meine Hände zusammen. Augenblick bröselte der Teil des Baums zu einer Art Sägespäne zu Boden. Der übrige Baum taumelte. Ich ließ den Baum etwas sinken, fasste wieder an einen Stück des Stammes an und tat dasselbe wiederum, bis der Baum vollständig in einem kleinen Berg Sand vor mir stand. Ich nickte zufrieden. Ich hatte kein Mal Schwäche gespürt. Ich drehte mich zu Emmett und Edward um, die schnell in andere Richtungen sahen. „Okay, das eben war nur eine Proberunde, jetzt bin ich bereit, dich fertig zu machen“, sagte ich siegessicher zu Emmett. Beide grinsten. „Und Ehrgeiz hat sie auch noch…“, sagte Emmett, was ihn sehr zu freuen schien. Nahezu gleichzeitig gingen wir in Kauerstellung. Diesmal wartete jeder auf die Reaktion des anderen. Wir umkreisten uns. „Jetzt“, hörte ich Emmetts Stimme in mir (vielen Dank, dass du dich auch mal meldet, du dumme unzuverlässige Fähigkeit, dachte ich kurz) und reagierte eher, als er sein Vorhaben umsetzten konnte. Ich sprang in einem hohen Bogen zur Seite, glitt sanft seitlich weg, wo Emmett jetzt mit dem Rücken verwirrt zu mir stand. Alles spielte sich in nicht mal einer Sekunde ab. Ich streckte das Bein und traf ihn mit voller Wucht am Rücken, ehe er mich überhaupt bemerkt hatte. Mit einem Ohren betäubenden Knall rauschte er gegen den nächsten Stamm. Edward klatschte. Emmett drehte sich, im Gesicht klebte etwas Rinde, vom Baumstamm weg und funkelte mich an. Es war ihm ernst. Edward lachte. „Rechts, links, antäuschen, vom Stamm abstoßen, linker Seitenhieb“, hörte ich Emmett und genau darauf bereitete ich mich vor. Ich stieß ihn gegen den Nächsten Baum. Edward amüsierte sich köstlich. Emmett wurde zunehmend gereizter. Wir tänzelten umeinander herum. Ich lasse es auf einen Versuch ankommen. Ich blieb gerade, die Arme und Hände am Körper anliegend und Augen geschlossen, stehen. Ich würde ganz auf meine Fähigkeit vertrauen. Ich hörte nichts. Erst im letzten Moment bekam ich per Fähigkeit mit, dass er von rechts kam und machte einen Schritt nach vorn. Doch ich war einen Bruchteil einer Sekunde zu spät und Emmett erwischte mich am Arm, weshalb ich zu Boden ging. Doch ich stand bereits wieder und sah gerade noch sein selbstsicheres Grinsen, bevor er wieder in Angriffsstellung ging. Gut, dachte ich, ich muss mich mehr konzentrieren. Ich stellte mich wiederum gerade hin und schloss die Augen. Nun hörte ich jede kleinste Entscheidung deutlich. Da ich jedoch nicht die Zukunft voraussagen konnte, sondern nur seine Entscheidungen, die ein paar Tausendstel vor seinem eigentlichen Handeln getroffen wurde, spürte ich bei jedem Angriff den Luftzug von ihm. Doch es reichte um seinem Angriff zu entgegen – und ihn wütend zu machen. Wie ich zufrieden feststellte. „Das ist ein Monster“, nuschelte Emmett, der die Arme erhoben hatte. Edward lachte laut, als ich die Augen öffnete. „Emmett ärgert sich darüber, dass du kräftiger bist als er“, übersetzte Edward unausgesprochenes. Emmett funkelte ihn an. „Das ist nicht gesagt!“, meinte er prompt und kam auf mich zu. „Eines noch“, murmelte er. Er hielt die Handflächen vor seinen Körper und forderte mich auf, meine an seine zu legen. „Ein ganz einfacher Test, wer es zuerst schafft, den anderen wegzudrücken, gewinnt.“ Er war siegessicher. Ich legte meine Hände an seine. „3, 2, 1, los“, vernahm ich Edwards belustigte Stimme. Es hätte beinahe so aussehen können, dass wir beide nur regungslos da standen, so still standen wir. Ich spürte meine Adern pulsierend. Er sah mich bitterböse an, enttäuscht darüber, dass ich überhaupt noch stand. Ich spannte alles an und hoffte, dass meine Kraft nicht nachließ. Ich drückte fester und auf einmal war es, als würde ich einen Kinderwagen wegschieben. Ich musste ihn rennend zurück schieben, damit ich nicht vorne rüber kippte. „4:1 für Bella“, rief Edward vergnügt. Wir liefen zu Edward zurück. Er lachte wieder. „Emmett ist gekränkt, nicht mehr der Stärkste von uns zu sein“, gab Edward Emmetts Gedanken zum Besten. „Stimmt nicht“, zischte Emmett, obwohl es natürlich stimmte, „wenn sie erstmal kein Neuling mehr ist und das erste Jahr um ist, bin ich wieder der Stärkste. Wart’s nur ab, das ist nur von kurzer Dauer“, knurrte er. Edward legte einen Arm um mich, drückte mich an sich und küsste mich seitlich auf die Stirn. Ich legte den linken Arm auf seinen Rücken. Ich blinzelte und merkte wie Edward nicht mehr neben mir war. Er hatte einen Satz nach vorne gemacht, als ich ihn berührt hatte. Meine Kraft. Diesmal lachte Emmett. „Tja das kann ja lustig werden, Edward“, sagte er verächtlich. Ich schlug die Hände vor den Mund. „Es tut mir so leid“, wisperte ich sogleich. „Nichts passiert, zwei Minuten Training mit Emmett“, er sprach Emmetts Namen so belustigt aus, dass Emmett ihn wiederum böse anfunkelte, „perfektionieren nicht deine Kontrolle und Beherrschung.“ Wir gingen zurück. Die Anderen fanden wir im Wohnzimmer. Alice grinste breit. „Und?“, wollte Jasper wissen. Emmett rauschte mürrisch an ihm vorbei und ließ sich neben Rosalie fallen. „Mach dir nichts draus“, sagte Alice, bevor Edward etwas sagen konnte, „das war doch absehbar.“ Emmett schnaubte missmutig. „Absehbar“, sagte er verächtlich. „Bella hat ihn 4:1 abgezogen“, erklärte Edward stolz und drückte mich fest, „und er ärgert sich“, Edward sah zu mir runter, „weil du ein Mädchen bist.“ Wieder schnaubte Emmett. „Sie ist ein Neuling. Kein Wunder. Und sie-“, „Emmett, nein“, zischte Edward dazwischen, doch zu spät, „-trinkt menschliches Blut. Nicht überraschend, dass sie stärker ist.“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich spürte sofort die Tränen und den Ekel vor mir selbst in mir hochsteigen. Alle sechs Augenpaare huschten zwischen mir und Emmett hin und her. Ich löste mich von Edward, schritt zurück und murmelte: „Entschuldigt mich bitte.“ Keiner hielt mich auf. Ich verschwand in das Schlafzimmer. Ich setzte mich stumm weinend, die Knie zur Brust gezogen an meinen Lieblingsplatz vor dem großen Fenster. Es war ihnen nicht zu verdenken. Natürlich verachteten sie mich für meinen Ausrutscher, ich redete mir ein, dass es einer war, schließlich enthielten sie sich und ich nahm den erstbesten Menschen- „Er hat dich nicht verletzten wollen, Liebes.“ Ich erhob die Stirn von meinen Knien und sah in Edwards sanftes engelsgleiches Gesicht. Er setzte sich zu mir und zog mich zu sich. „Emmett ist es nicht gewohnt, besiegt zu werden und besonders, wenn es um seine Kraft geht. Nicht, dass das irgendetwas entschuldigte“, fügte er mit einem warmen Unterton hinzu. Ich nickte nur, doch ich wusste, dass es stimmte was Emmett gesagt hatte und wie er es gesagt hatte. Natürlich verachteten mich die anderen dafür. Es war ihnen nicht zu verdenken. „Glaub mir, dass ich Vergeltung fordere“, sagte Edward leise und es klang fast hoffnungsvoll. Ich brauchte einen Moment bis ich verstand, was er sagte. „Nein, lass ihn zufrieden“, nuschelte ich und bemerkte wie halbherzig es war. Es müsste aufrichtig klingen, schließlich hatte er recht und es war nicht seine Schuld, dass ich- dass mir das passiert war. „Wie lange wird es dauern, bis ich endlich so bin wie ihr?“, fragte ich sehnsüchtig und sah ihm direkt in die Augen. Er zuckte leicht mit den Schultern. „Mach dir nicht so einen Kopf Bella. Das ist völlig normal und das wissen wir. Ein neuer Vampir, der nicht direkt nach seiner Verwandlungen jagen geht, ist kein richtiger Vampir“, er lächelte entschuldigend. „Also bin ich jetzt ein richtiger Vampir?“ „Fast.“ Er hielt meinen Arm ein paar Zentimeter neben mir in die einfallende Sonne und ich sah, dass sich nichts regte. Dann küsste er meine Tränen. „Fast“, hauchte er mir ins Ohr. Ich fühlte mich zwar nicht ganz überzeugt, schließlich ließen meine Kräfte immer wieder nach und meine Fähigkeit machte auch keine Anstalten mir völlig zu behorchen, aber ein wenig wohler. „Edward“, sagte ich leise, während er mit den Lippen meine Wange liebkoste. „Hmmm“, machte er. Ich musste es ihn einfach fragen. Ich hatte es mich so oft gefragt. Er hatte es einfach übergangen… „Bist du gar nicht sauer auf mich, dass ich jetzt so bin wie du?“ Ich sah nach links zu seiner Stirn. Er hob den Kopf und sah mich fragend an. „Na ja“, begann ich als er nichts sagte, „du hast dich dagegen gewehrt, dass ich verwandelt werden, die ganze Zeit. Bist du nicht wütend auf mich?“ „Natürlich habe ich mich dagegen gewehrt. Ich wollte nicht, dass du dein Leben für mich aufgibst und dein Dasein als ein Vampir fristest“, sein Gesicht nahm merkwürdige Züge an, es klang irgendwie zu „leicht“, „aber es ist okay für mich. Ich kann es nicht ändern und wenn es dein Wunsch war, dann freue ich mich natürlich.“ Ich stutzte. Sein Gesichtsausdruck, seine Stimme, der Unterton… das alles passte nicht zu dem was er sagte. Mir wurde schlagartig bewusst warum. „Du lügst“, stellte ich laut fest. Seine Augen wurden schmal. Er stand auf und drehte mir den Rücken zu. „Natürlich war ich sauer. Stinksauer. Ich war so wütend, ich- ich wollte nie, dass du dich nur wegen mir verwandelst! Ich wollte nicht, dass du das durchmachst“, sagte er, während er sich zu mir umdrehte und auf mich deutete, „wenn ich könnte würde ich es rückgängig machen.“ Ich wusste, dass es ihm rausgerutscht war und sicherlich gleich sagen würde, er meine das nicht so, doch ich zuckte unwillkürlich zusammen. Er wollte mich nicht? „Willst du mich nicht? Nicht ewig?“, fragte ich mit gesenktem Blick. „Bella“, er kniete vor mir, mein Gesicht in seinen Händen, „nichts lieber als das, aber ich kann es einfach nicht ertragen. Deine Schreie, deinen Weinen, deine Traurigkeit, dein Leid, dein Schmerz- wegen mir! Wegen dem was ich bin!“ Er sah mich eindringlich und ehrlich an. „Aber Edward, das macht mir nichts. Ich wollte es so, weil ich dann mit dir zusammen sein kann“, wisperte ich. Immer noch mein Gesicht in den Händen haltend, sah er schräg rechts zu Boden. „Das ist ja fast noch schlimmer. Du nimmst das alles in Kauf…“, flüsterte er mehr zu sich. „Ich schaff das morgen schon. Ich darf doch Emmett nicht enttäuschen“, ich lächelte gequält. Edward schnaubte. „Jaah und glaube nicht, dass deine Fähigkeit morgen irgendetwas daran ändert, dass ich dich beschütze und zurückhalte.“ Ich sah ihn liebevoll an und kam seinem Gesicht ganz nahe. „Ich verlass’ mich drauf.“ ----------------------- Würde mich über Kommis sehr doll freuen! LG Vanessa Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)