Planet in Weiß (Arbeitstitel) von VideoGameCrack (Kapitel 10 hochgeladen) ================================================================================ Kapitel 10: Warum? ------------------ Es war sicherlich keine ruhige Nacht für Double X, denn seit er sich zum Nachdenken in den Wald zurückgezogen hat, waren bereits mehrere Stunden vergangen und der Morgen war inzwischen auch angebrochen. Er konnte sich über seine derzeitige Situation den Kopf zerbrechen, solange er wollte, er fand keinerlei zufrieden stellenden Antworten darauf – sei es seine künstliche Emotionslosigkeit, die Geheimnisse, die die Weißmäntel zu verbergen versuchen oder ihre verworrenen und absurden Ideale, die er, obwohl er selbst Teil von ihnen war, nach zwanzig Jahren weder wirklich verstanden noch verinnerlicht hatte. Mit seinem Gesicht in seinen Händen vergraben saß er auf dem Boden umstellt von Bäumen, deren Kronen das Sonnenlicht nur spärlich durch ließen, ähnlich wie er nicht in der Lage war, etwas zu fühlen oder es gar auszudrücken. Er hatte noch nicht bemerkt, dass die Nacht bereits geendet hatte, was im Moment allerdings kein Problem darstellte, da die Weißmäntel im Moment nicht wissen konnten, wo er und die anderen sich im Moment aufhielten. Nun wäre der Zeitpunkt gekommen, nach CX-29 zurückzukehren und dort nach den Portalen zu suchen, die für die derzeitige Lage von Lloyd, Terra und des Kleinen verantwortlich waren. Wer weiß wie lange es dauern würde, bis man sie wieder entdeckt? Er blickte von seinen Händen auf, feststellend, dass er lange genug im Wald gesessen hatte. Es dauerte eine Weile, bevor er bemerkte, wie lange er bereits hier saß und seine Gedanken kreisen ließ. Schließlich klopfte er sich mit den Händen den Dreck von seinem Mantel, der inzwischen von Weiß zu einem Grau-Braun übergegangen war, und machte sich auf den Weg zurück zur Klippe, wo sie gestern Abend von Yukari hergebracht wurden. Terra und Lloyd saßen immer noch an der Klippe, aneinander gelehnt und eingeschlafen. Es war nach den vergangenen Tagen ein Segen, sich einfach nur in Ruhe irgendwo hinzusetzen, ohne sich Sorgen darüber zu machen, dass die Weißmäntel wieder auftauchen und zurück nach CX-00 verschleppen. Außerdem wussten sie nun, wohin sie als nächstes gehen sollten anstatt weiter in der so gut wie unbewohnten Welt umher zu irren. Wenn das, was sie von Reimu erfahren haben, stimmen sollte, müssten sie die Portale zurück in ihre eigenen Welten in CX-29 finden. Es würde zwar auf keinen Fall einfach werden, aber wenigstens war ihr Ziel in Sicht. Die Sonne stand schon einige Stunden am Himmel, was die beiden allerdings nicht daran hinderte, weiterzuschlafen. Und wäre es nicht für einen ohrenbetäubenden Schrei gewesen, hätte es wahrscheinlich noch länger gedauert, bis sie endlich aufgewacht wären. Terra wachte durch den Schrei schlagartig auf, während Lloyd noch leicht benommen und verschlafen fragte, ob etwas passiert sei. Double X schien den Schrei auch gehört zu haben, denn in diesem Moment kam er aus dem Wald gerannt und fragte Terra: „Seid ihr in Ordnung?“ „Ja, alles in Ordnung. Aber was war das für ein Schrei-“ Plötzlich realisierte sie, was los sein könnte. Sie sah zu dem Baum hinüber, unter dem der Kleine geschlafen hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen und das Atmen schien ihm äußerst schwer zu fallen. Der Schweiß tropfte fast schon wasserfallartig zu Boden und es sah so aus, als würde er sich bald weinend zusammenkrümmen. Daraus achtend, nicht von der Klippe zu stürzen, stand sie auf und ging zu dem Kleinen hin und bückte sich zu ihm hinunter. „Alles ist jetzt in Ordnung. Hab keine Angst“ versuchte sie ihn zu beruhigen, während sie ihre Hand schützend auf seine Stirn legte. „Nein. Nichts ist in Ordnung“ schluchzte er ziemlich leise. „Er wird jedes Mal schlimmer...“ Terra sah ihn fragend an. „Was meinst du damit, er wird schlimmer?“ Er schniefte auf bevor er ihr antwortete. „Als ich ihn das erste Mal hatte, war es nur die Flucht. Beim zweiten Mal habe ich noch meine Eltern schreien gehört, und beim dritten Mal...“ Unkontrolliert wimmerte er, bevor er fortfahren konnte. „...habe ich es mit ansehen müssen, wie sie-“ Stille. Es war nicht so, dass er es nicht sagen konnte, weil er wieder anfing, zu weinen, es war eher so, als ob er es nicht sagen wollte. Er war einfach zu entsetzt darüber, um er über die Lippen kommen zu lassen. Lloyd war inzwischen ebenfalls aufgestanden und gesellte sich zu den beiden. Er sah den Kleinen einige Minuten an, wie er betroffen auf den Boden starrte, in Hoffnung, dass das alles nur ein böser Traum war und er jeden Moment aufwachen könnte. Völlig unerwartet bückte er sich zu ihm hinunter und schlug ihm leicht auf die Wange, was den Kleinen aus dem Gleichgewicht brachte und zur Seite fallen ließ. Terra sah ihn wütend an. „Lloyd! Was sollte das bitteschön?“ „Ganz ehrlich: der Kleine deprimiert mich inzwischen“ kam es aus ihm heraus. „Ich kann verstehen, was er durchmacht, aber wenn er nicht schläft, dann heult er!“ „Und das berechtigt dich dazu, ihn zu schlagen...“ „Ich wollte ihn nicht schlagen, nur wachrütteln! Es würde mir sicher leichter fallen, ihm zu helfen, wenn er nicht immer so eine miese Laune verbreiten würde.“ Das war Terra nun zu viel. „Lloyd!“ „Nein, es ist schon in Ordnung. Er hat ja Recht.“ Erstaunt blickten die beiden zum Kleinen, der immer noch seitwärts auf dem Boden lag und bedrückt dreinblickte. Lloyd, der bemerkte, dass er zu ungehobelt reagierte, fing bereits an, es zu bereuen. „Mir ist ja klar, dass es schwer für dich sein muss, aber das muss nicht bedeuten, dass du es die ganze Zeit auslässt, oder?“ Äußerst verwirrt sahen Terra und der Kleine ihn an, während er fortfuhr: „Was ich damit meine ist, dass du nicht immer um deine Eltern weinen solltest.“ Tief blickte er ihm in die Augen. „Na, wie wärs? Lächle doch mal.“ Der Kleine sah ihn verständnislos an. „Ach komm, so schwer kann das doch nicht sein. Muss ich es dir erst vormachen?“ meinte Lloyd scherzhaft, bevor er sich ein Grinsen entlockte. Es dauerte nicht lange, bevor der Kleine langsam, aber sicher anfing, zu lächeln. Es schien seine Stimmung deutlich zu heben, da er kurz darauf auf dem Boden lag und einfach drauflos lachte. Sowohl Lloyd als auch Terra fanden diesen Anblick äußerst amüsant, worauf sie ebenfalls ein wenig lachten. Nachdem der Kleine sich ein wenig beruhigt hatte, hob Lloyd den Kleinen hoch und setzte ihn auf seine Schulter, bevor sie sich zu Double X gesellten, der mit einem eigenartig penetranten Blick zur Siedlung hinunter starrte. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. „Ist irgendwas?“ wurde er von Terra gefragt. „Ich finde es ein wenig komisch, dass ich da unten bis jetzt noch niemanden gesehen habe.“ Lloyd sah ihn an, als würde ihn nicht daran stören. „Na und? Als wir das erste Mal hierher gekommen sind, haben sie sich auch erst blicken lassen, als wir nur noch wenige Meter entfernt waren!“ „Einen so vorsichtigen Eindruck haben die nicht auf mich gemacht, dass sie ihre Häuser nur dafür verlassen müssten. Wir sollten vielleicht vorbei schauen.“ Terra gefiel die Idee nicht wirklich. „Ich weiß nicht, ob wir uns überhaupt bei jemandem blicken lassen sollten, sonst könnten die Weißmäntel uns wieder finden...“ „Erinnerst du dich nicht mehr an das, was wir in Gensokyo in Erfahrung bringen konnten?“ verteidigte Double X sich. „Wenn diese Informationen stimmen, müssen wir so oder so nach CX-29 zurück. Und wenn wir Glück haben, bekommen wir dieses Mal richtigen Proviant anstatt einen Haufen Steinen, wenn wir ihnen unsere Situation erklären.“ „Entweder das oder du solltest dich dort überhaupt nicht blickten lassen“ entgegnete Lloyd ihm.„Um ehrlich zu sein, scheint mit zweiteres ein wenig einleuchtender.“ Weniger Minuten später betraten Lloyd und Terra die Stadt, während Double X in sicherer Entfernung abwartete. Es war komisch, dass sie dieses Mal nicht ins Fadenkreuz von einigen Einwohnern gerieten, was nicht zu schwer war, weil sie niemanden entdecken konnten. Als sie sich wirklich sicher waren, dass sich niemand in ihrer Umgebung aufhielt, gab Lloyd Double X ein Handzeichen, damit dieser sich ihnen nähern konnte. Es war ein fast schon beängstigendes Bild. Die Stille wurde unerträglich, während die Umgebung immer mehr wie eine Geisterstadt wirkte. Nachdenklich kratzte Lloyd sich am Kopf. „Was ist denn hier passiert? Gestern Nacht schienen sie noch da zu sein...“ „Sieht auch nicht so aus, als hätten sie die Siedlung verlassen. Zumindest nicht freiwillig“ sagte Terra, bevor sie auf ein Fenster deutete, hinter dem es noch ziemlich aufgeräumt schien. Erst auf dem zweiten Blick realisierte sie etwas schreckliches. Die Angst in ihrem Blick, der starr vor Schreck weiterhin auf das Fenster gerichtet war, ließ Lloyd sie schließlich fragen: „Was ist denn...?“ „...Blut...“ stammelte sie nur, während sie weiterhin mit zitternder Hand auf das Fenster deutete. Lloyd ließ nur ein lautes „WAS!?“ aus, bevor er auf das Fenster zurannte und einen genaueren Blick in das Haus warf. Auf dem Boden lag die Leiche eines Mannes, der dem Augenschein nach zu Tode geprügelt wurde. Von einem Moment auf den anderen hatte er eine äußerst böse Vorahnung. „Wir müssen hier weg...“ murmelte er ziemlich leise. „Oder sie erwischen uns wieder...“ „Dazu ist es leider zu spät.“ Double X sah zum Dach des Gebäudes. Es war Eagle, der absprungbereit auf diesem stand. „Fantastisch. Zwei Fliegen mit einer Klappe“ kam es von ihm mit einem sadistischen Unterton, während er weiter auf sie hinab blickte. „Eigentlich war ich nur hier, um die Bewohner dieser Siedlung auf Ganadox's Befehl auszurotten, da sie ihm nach so vielen Jahren ein Dorn im Auge waren, und jetzt taucht ihr auch noch hier auf!“ Lloyd konnte es nicht fassen. Auf welcher Seite stand er nun eigentlich, auf ihrer oder die der Weißmäntel? „Sag mal, kannst du dich auch einmal entscheiden, ob du uns helfen oder umbringen willst? Das würde uns wirklich helfen, danke!“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürzte er sich auf Double X hinab und versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube, woraufhin er nach hinten flog und gegen eine Wand krachte. Nur schwer konnte er sich wieder aufrappeln. „Du solltest dich schämen, uns so dreist hintergangen zu haben“ brüllte Eagle ihn an. „Man kann sich nicht oft genug fragen, was für gestörte Motive du haben könntest!“ Und schon versetzte er ihm weiter Schläge und Tritte, mit denen er ihn schließlich durch die Wand beförderte. Bewusstlos lag er nun auf dem Boden, offen für jegliche Angriffe. Gelassen ging Eagle auf ihn zu und beugte sich zu ihm runter, um ihn den Gnadenstoß zu versetzen. „Schmor in der Hölle, du dreckiger Deserteur...“ flüsterte er, bevor er das Triebwerk an seinem rechten Arm einschaltete und seine Faust Richtung Double X's Gesicht schießen ließ. „Da sehnt sich jemand aber sehr danach, früh zu sterben.“ Ohne mit der Wimper zu zucken hielt er mit seiner Hand ab. Eagle konnte das überhaupt nicht verstehen. Der Druck, den er so auf seinen Arm ausübte, müsste ihn ohne wenn und aber zerbersten lassen. Wieso trat dieser Fall nicht ein? Ein kurzer Blick auf sein Gesicht verriet ihm alles. Das war nicht der kalte, gefühlsneutrale Double X, dem er zuvor begegnet war. Seine Augen sahen ihn mit einer Mischung aus Wut und Bedrohlichkeit an, während das teuflische Grinsen in seinem Gesicht ebenfalls äußerst beunruhigend wirkte. Was war denn nur auf einmal mit ihm passiert? Mit enormer Kraft schubste Double X ihn von sich weg, um gefahrlos aufstehen und seine Klinge laden zu können. Gerade noch rechtzeitig, denn Eagle sprang ihn erneut an, um ihn mit einer harten Schlagfolge außer Gefecht zu setzen. Schlagartig hielt er sein Schwert vor sich und machte sich auf den Angriff gefasst. Schon prasselten die Schläge auf ihn ein, und er hatte sichtliche Probleme, ihnen allen auszuweichen oder sie abzuwehren. Eagle schien sich schon äußerst lange auf seine Arme und Beine zu verlassen, wenn er kämpfte, und die Art, wie er seinen Kampfstil mit seiner Rüstung verband, indem er die Triebwerke in den richtigen Momenten benutzte, zeigte seine Erfahrenheit in direkten Konfrontationen. Eagle hingegen fing an, nervös zu wirken. Irgendetwas stimmte für ihn an der Sache nicht. Wenn sein Gegner noch vor Sekunden in der Lage war, einen seiner verstärkten Schläge mit nur einem Arm abzuwehren, wieso tat er sich jetzt nur so schwer daran, weitaus schwächere Schlägen zu kontern? Konnte es etwa sein, dass er nur mit ihm spielte? „Glaub mir, du kommst hier nicht lebend weg“ brach Double X sein Schweigen schließlich, immer noch dabei, Eagles Schlägen möglichst aus dem Weg zu gehen. „Ich lass dich erst in Ruhe, wenn du tot auf dem Boden liegst! Erst dann werde ich wieder verschwinden, aber das wirst du nicht mehr erleben!“ Voller Entsetzen sah Eagle ihn an. Wovon zum Geier redete er da bitte? Kämpfte er überhaupt noch mit dem gleichen Kerl, den er vor ein paar Minuten zu Boden warf. Ein herablassendes Seufzen kam schließlich von seinem Gegenüber, der ohne Vorwarnung durch eine Angriffslücke brach und einen Schwertstreich nach dem anderen vom Stapel ließ. Der Panzer, den Eagle trug, hielt zwar mehr Schaden ab als der verdreckte Mantel seines Gegenübers, aber dennoch spürte er deutlich, dass sein Gegner nicht log, als er behauptete, dass er hier sterben würde. Schließlich war er nicht mehr in der Lage, einen weiteren Schlag zu kontern und wurde von Double X mit einem gezielten Schlag zurück auf die Straße befördert, wo Terra und Lloyd immer noch starr vor Schreck standen. Auf eine arrogante Weise ging dieser nun auf ihn zu, bereit, ihn ins Jenseits zu befördern. „Irgendwelche letzten Worte, bevor du stirbst?“ Keuchend antwortete er ihm: „Nein. Tu es einfach.“ Mit einem gehässigen Lächeln auf den Lippen bohrte er sein Schwert in Eagles Seite und hob ihn langsam hoch, bevor er es mit einem Ruck durch seinen halben Körper zog. Eagle stieß noch einen markerschütternden Schrei aus, bevor er verblutend zusammensackte. Langsam aus der Schockstarre erwachend, bot sich den übrigen Anwesenden ein grauenhaftes Bild. Wie ein Geisteskranker stand Double X vor der entstellten Leiche seines Gegners, das Schwert immer noch mit festem Griff in der Hand. Zwar hatten sie nie das Gefühl, dass er ein normaler Mensch gewesen wäre, aber dass er zu solchen grauenhaften Taten fähig wäre, hätten sie wirklich nicht erwartet. „Was ist denn hier passiert?“ Entsetzt brüllte Lloyd ihn an. „Was passiert ist? Du hast Eagle getötet! Wenn du ihm nur den Gnadenstoß gegeben hättest, wäre es nicht so widerlich gewesen, aber-“ Weiter kam er nicht, denn als er ihm ins Gesicht blickte, sah er nicht mehr das diabolische Grinsen, sondern nur das ihm bereits bekannte, emotionslose Gesicht. Er wusste nun wirklich nicht, was er unheimlicher finden sollte. „Ich habe Eagle getötet? Das letzte, woran ich mich erinnern kann, war, dass er dabei war, mir das Lebenslicht auszublasen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Lloyd zu Terra, um mit ihr unter vier Augen zu reden. „Terra, wir müssen weg von ihm. Sofort.“ „Lloyd, ich habe selbst gesehen, wie er ihn gerade abgeschlachtet hat, aber-“ „Wenn es nur das wäre“ seufzte Lloyd. „Er ist ein Pyschopath, Terra! Er hat anscheinend nichts mitbekommen, während er mit Eagle gekämpft hat! Wir dürfen nicht riskieren, dass er uns ohne jegliche Vorwarnung angreift!“ „Aber Lloyd, wir sind inzwischen eine Woche mit ihm unterwegs und er hat sich in unserer Gegenwart nicht auffällig benommen“ versuchte Terra ihn zu beruhigen. „Außerdem hast du gesehen, in was für einer Situation er sich gerade befunden hat. Wahrscheinlich war es nur Notwehr.“ „Ach, ich weiß nicht...“ Er wirkte nicht gerade zuversichtlich. „Lloyd, wir sind kampferprobt und zu zweit. Wenn er uns wirklich einmal attackieren sollte, sind wir sicher in der Lage, uns zu verteidigen. Außerdem müssen wir ohnehin noch nach CX-29 züruck, und wer weiß, ob wir ihn nicht noch wegen etwas brauchen.“ Lloyd seufzte erneut auf. „Da hast du wohl Recht...“ Er ging zurück zu Double X, der aus irgendwelchen Gründen immer noch auf Eagles Leiche starrte. „War das... wirklich ich?“ „Hey!“ versuchte Lloyd ihn aus diesem hypnoseähnlichen Zustand herauszubringen. „Da es ohnehin hier niemanden zu geben scheint, der uns noch helfen kann, würden wir gerne nach CX-29 aufbrechen.“ Double X sah ihn kurz mit diesem glasigen Blick an, bevor er schließlich seine Klinge entlud. „Du hast Recht. Wenn wir zu lange hierbleiben, haben wir mehr von denen am Hals.“ Stumm verließen die vier die Siedlung und versuchten dabei, das gerade Geschehene verstehen zu können. Es war ein überaus leeres Zimmer. Imperator Ganadox saß auf einem weißen Sessel – dem einzigen Einrichtungsgegenstand in diesem Raum – und regte sich über die Nachricht auf, dass jeglicher Kontakt zu Eagle seit einigen Stunden abgebrochen war. Er sollte doch nur diese kleine Siedlung einen Tagesmarsch entfernt von CX-00 ausradieren, da diese Leute einfach nicht kooperieren wollten und eine potentielle Gefahr darstellten. Desertieren konnte er schon einmal nicht: Nachdem er drei Außenseiter und einen Abtrünnigen habe entkommen lassen, während er wahrscheinlich auch noch für das spurlose Verschwinden von White Death verantwortlich war, ließ er ihn höchstpersönlich einer Gehirnwäsche unterziehen, damit er nicht wieder auf dumme Gedanken kommen konnte. Auch dass er von den Einwohnern der Siedlung getötet werden konnte wäre nicht möglich gewesen. Die Panzerung, die er trägt, hält den Schrott, den sie Munition nannten, problemlos ab, außerdem hätten sie bei seiner Geschwindigkeit sicher nicht einmal genug Zeit gehabt, die Waffe durchzuladen. Er hätte auch noch Stunden darüber grübeln können, hätte nicht eine Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: „Machen Sie sich keine Sorgen, dass er sich gegen Sie wendet, Ganadox. Er ist bereits tot.“ Ganadox schreckte auf. In dem verschlossenen Raum stand auf einmal ein Junge mit zerzausten Haaren und äußerst eigenartiger Kleidung. Dass er auf keinen Fall aus CX-00 oder überhaupt einer Kuppel stammen konnte, war ihm sofort klar. „Wer bist du und wie bist du hier überhaupt reingekommen?“ brüllte er den Jungen an. „Ich bin nicht dazu verpflichtet, auch nur eine ihrer Fragen zu beantworten, Ganadox.“ entgegnete er ihm gelassen und sich der Situation vollkommen bewusst. „Na warte, du-“ Er sprang aus dem Sessel hervor und wollte nach dem Jungen greifen, doch seine Hände ging durch ihn durch, als wäre er nur Luft. Ziemlich verwirrt sah er ihn an. „Sie sollten das lieber unterlassen. Ich fühle mich nicht besonders wohl, wenn jemand so etwas mit mir macht. Es ist äußerst irritierend.“ Ganadox blieb nichts anderes übrig, als sich zurück zum Sessel zu schleppen und sich in diesen fallen zu lassen. „Du bist nur eine Halluzination, oder?“ Der Junge schüttelte den Kopf. „Ich existiere sehr wohl, allerdings nicht auf dieser Ebene.“ „Was meinst du bitte mit „nicht auf dieser Ebene“?“ „Das müssen sie nicht unbedingt erfahren. Ich denke sogar, dass er besser für uns alle wäre, wenn das ein Geheimnis bleiben würde“ antwortete er ihm, während er sich langsam vor ihm auflöste. „Aber – woher willst du bitte wissen, dass Eagle tot ist?“ Genüsslich grinsend meinte der Junge nur: „Nun, sagen wir, ich habe meine Quellen...“ bevor sich wieder ganz auflöste. Nur wenige Sekunden später klopfte es an der Tür, die im Blickfeld von Ganadox lag. „Imperator, ich habe Stimmen gehört. Ist etwas passiert?“ „N-nein, es ist nichts. Es ist viel passiert in letzter Zeit, das macht mich ganz schön fertig...“ Er konnte ja nicht wirklich behaupten, dass er mit einer möglichen Einbildung gesprochen hatte. Er behauptete zwar, keine zu sein, aber hirnrissig klang das ganze trotzdem. „Verständlich, Imperator.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)