Hab Geduld.. von Hikaru_Hyuga (.. denn sie kommt wieder) ================================================================================ Kapitel 8: Ironie des Schicksals -------------------------------- Kapitel 8 Ironie des Schicksals „Edward, ich kann nicht gehen. Ein Amokläufer wird morgen vielleicht die Schule besuchen. Ein Amokläufer! Du weißt, was er anstellen könnte. Er könnte Bella verletzten.“ Edward schaute seine Schwester missbilligend an. „Für wie schwach hältst du sie eigentlich?“ Verständnislos schaute sie ihn an. Wie meinte er das? Warum sollte sie Bella für schwach halten? Sie war zwar ein Mensch, aber- „Das meinte ich nicht.“; schnitt er ihr das Wort ab. „Pff.“ Diese besondere Gabe konnte echt lästig sein. Es ließ ihr noch nicht einmal Zeit zum Nachdenken. „Du kennst sie doch. Sie konnte damals mit zehn oder zwanzig Männern auf einmal fertig werden. Und jetzt haben wir es mit einem einzigen Amokläufer zu tun. Das Treffen mit den Volturi ruft, Alice. Ich würde ja auch gerne bei ihr bleiben, aber die Einladung von ihnen ist wichtiger. Bella wird das schon schaukeln. Vertrau ihr.“ Alice stutze. Meinte er das wirklich ernst, was er sagte? „Edward, du hast doch auch schon gemerkt, dass Bella nicht mehr so ist wie früher. Sie ist tollpatschig und ein normales Mädchen wie jedes andere auch. Sie kann nicht mehr kämpfen.“ Ihr Bruder bedachte sie mit einem Blick, der so viel zu sagen schien, wie: Du dummes Mädchen, natürlich habe ich daran gedacht. „Ich weiß, aber du hast ja wohl auch gemerkt, dass manchmal die Fürstentochter in ihr erwacht. Wenn es dieses Mal soweit ist, wird sie wieder so stark sein wie früher.“ „Wenn?“, entglitt es Alice. Ihre Ohren schienen sie zu betrügen. „Du setzt Bellas Leben auf ein Wörtchen, wie wenn? Und was ist wenn nicht?“ Edward, der gerade eben noch sein Klavier abgestaubt hatte, drehte sich mit einem Ruck zu ihr um. Es war ihm leicht anzusehen, dass Alice ihm die Laune sichtlich verdorben hatte. „Wie wär's wenn du Bella mal etwas vertrauen würdest? Sie kann auf sich selbst aufpassen. Das konnte sie damals und das kann sie heute.“ Auch Alice' Laune wurde zusehends schlechter. „Edward.“ Sie stieß seinen Namen so aus, als wäre es die Klinge eines Schwertes, die gerade ein Leib durchbohrt. Scharf, schnell und voller Zorn. „Ich bleibe hier, egal, was du jetzt sagst. Wenn die Schule morgen nicht von einem Amokläufer angegriffen wird, gut. Wenn doch, haben sie Glück, dass ich da bin. Ich werde Bellas Leben nicht einfach so aufs Spiel setzen, weil die Volturis uns zum falschen Zeitpunkt eingeladen haben oder weil du es wieder nicht geschafft hast, die Person, die du liebst, zu beschützen.“ Alice sah, wie ihr Bruder bei ihren letzten Worten zusammenzuckte. Sie hatte seine Schwachstelle getroffen. Gut so. Sie war stinksauer. „Aber eines solltest du mal anfangen zu verstehen: Isabella Curie Iwan ist lange tot und wird nicht mehr zurückkommen, egal, ob sie es versprochen hat oder wie sehr wir uns es wünschen. Das Mädchen, das wir kennengelernt haben, mag ihre Reinkarnation sein, aber sie hat ein Leben, das sich nicht nur darauf beschränkt, mit jungen 18 Jahren ein Vampir zu werden oder für immer mit dir zusammen zu sein. Kapier es endlich. Das hier ist Isabella Marie Swan!“ Bella hatte sich gefreut, als sie den gelben Porsche vor ihrer Haustür saß. Aber ihre Freude hielt nicht lange an. Als sie in den Wagen einstieg, sich angeschnallt hatte, bemerkte sie nach den ersten Worten sofort ihre getrübte Stimmung. Auch Jake, der sie gar nicht lange kannte, bemerkte dies. Er fragte, was los sei, doch auf der Stelle bekam er ein „Nichts“ gezischt. „Okay, habe ja nur gefragt..“, murmelte er. Um Alice' Laune nicht noch mehr zu reizen, erwiderte Bella nichts. Also wurde auf der Fahrt geschwiegen. In Musik, als sie wieder nebeneinander saßen, schob sie ihr ein Stück Blatt zu, als Frau Lenin gerade nicht hinsah. Als sich die Lehrerin das nächste Mal umdrehte, spürte sie den Papierfetzen an ihrem Arm. Probleme mit Edward, las sie. Sie auch? Was für ein Zufall. Ist es sehr schlimm?, schrieb sie. Wir streiten eigentlich nie und wenn, dann klären wir es sofort. Aber jetzt ist er ja in Italien. Dieser Zustand ist schon ungewohnt. Aber ungewöhnliche Probleme, erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Bella wollte mehr wissen. Was meinte sie mit „ungewöhnliche Probleme“? Bevor sie ihren Beistift aufs Papier setzen konnte, verschwand das Blatt unter ihr. Keine zwei Sekunden später stand Frau Lenin vor ihr und wollte eine kurze Zusammenfassung der Merkmale der Barockzeit wissen. Als sie sich wieder setzen durfte, gab ihre Banknachbarin ihr den Zettel mit einer neuen Nachricht zurück. Ich sag dir in der Pause, was du wissen willst, okay? Aber ohne Jakob. Das hier ist ein Vampir- Problem. In der zweiten großen Pause hatte Jacob Sport. Die perfekte Zeit mit Alice in Ruhe zu reden. Sie gingen raus auf den Gang, da ihre Klasse wieder am Durchdrehen war. Im Gegensatz zu den Vampiren hatten Menschen nicht so gute Ohren, dass sie sie durch den Geschrei hinweg verstanden hätte. „Also was ist los?“, fragte Bella, als sie auf dem Flur standen. Alice lehnte sich ans Fensterbrett. „Du liebst dieses Leben, oder?“, fragte sie statt gleich mit ihrem Problem rauszurücken. Bella war irritiert. Was sollte diese Frage? Trotzdem entschied sie sich erst mal sie zu beantworten. „Ja, ich liebe es.“ Alice lächelte sanft. Ob sie in Gedanken war, über ihre Worte oder die Blumen draußen vor dem Fenster anlächelte, konnte sie nicht erkennen. „Ja, das Leben ist schön. Deswegen verstehe ich nicht, warum mein Bruder dir das nehmen will. Vor ein paar Jahrzehnten habt ihr euch noch darum gestritten, dass er dich endlich in einen Vampir verwandeln soll und jetzt habt ihr die Rollen getauscht. Ironie des Schicksals würde ich sagen.“ „Ach darauf willst du zurück“, stellte Bella fest. Alice kicherte und wandte sich ihr zu. „Naja, es hat vieles mit dem Streit von gestern Abend zu tun. Und ein Thema davon ist das.“ „Dann will ich nichts mehr hören.“, sagte Bella halb ernst, halb scherzend. Sie wollte noch etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie sah, wie sich Alice' Gesicht versteinerte. Schreie. Schreckensschreie. Angstschreie. Schmerzenschreie. Alles war dabei. Alles. Auch Jacobs Schrei. Alice hörte die menschlichen Stimmen in einer Frequenz, die sie nie hören wollte. Der Amokläufer. Er ist hier. Er bringt sie alle um. Er fängt in der Turnhalle an. Warum hatte sie es nicht eher bemerkt? Sie wusste, warum. Der Streit. Die Sache wegen Edward. Die Sache wegen Bella. Die Sache wegen der Zukunft. Sie hat dadurch den Amokläufer verdrängt. Verdrängt und vergessen. Das wird sie jetzt bereuen müssen. „Alice? Alice? Hey, Alice, hörst du mich?“ Etwas zerrt an ihr. Sie blinzelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Sie war wieder da. „Bella.“ Erst als sich Alice wieder bewegen konnten, als die Pupillen sich wieder bewegten und ihr Blick auf sie richteten, war sich Bella sicher, das sie wieder da war. „Was ist?“, fragte sie besorgt. Ist Jacob etwas zugestoßen? Ist Edward etwas zugestoßen? Ist ihrer Familie, den Swans, etwas zugestoßen? Ist ihrer Familie, den Cullens, etwas zugestoßen? Was sahen ihre Vampirfähigkeiten voraus, das sie nicht sah? „Der Amokläufer ist in der Turnhalle.“ Was?! Bella verstand nicht ganz. Sie wusste, was diese Worte bedeuteten, trotzdem verstand sie nicht. Ein schlechtes Gefühl machte sich in ihr breit. Jacob war in der Turnhalle. „Der Amokläufer! In der Turnhalle ist ein Amokläufer!“, wiederholte Alice. „Er bringt sie alle um.“ „Jake!“, kreischte Bella. „Jake! Was ist mit ihm?“ „Er.. ich weiß es nicht, er hat geschrien, aber ich weiß nicht, was passiert ist. Ich rieche Blut, aber ich weiß nicht, ob das seines ist!“ Alice sprach hastig, aber dennoch konnte Bella sie verstehen. „Alice, bitte, du musst gehen und nachsehen! Der Amokläufer kann dir nichts anhaben!“, flehte sie. Ihre Kehle war zugeschnürt, ihre Hände voller Tatendrang, ihre Herz schwer wie Blei und trotzdem schlug es schneller als sonst. „Aber“ Wieso aber? Ich dachte, du magst Jake. Oder bist du letztlich doch wie Edward und willst, dass ich bei euch bleibe? Sorgst du dich nur um mein Wohl und das meiner Freunde ist dir egal? „was ist, wenn er hier her kommt? Du bist ihm schutzlos ausgeliefert!“ „Er muss mich ja nicht sehen.“, wand Bella ein. Ihrer Stimme war dünn, ängstlich und zitterte. Sie verloren Zeit. Zeit, in denen ihre Freundin Menschenleben retten könnte. Das Leben von Jake. „Bitte, Alice, ich renne weg, wenn ich ihn sehe. Du musst Jake helfen!“ „Okay. Aber bitte versprich mir, nicht hinzufallen. Und geh zum Direktor, vielleicht kann er Hilfe holen oder wenigstens die Schule evakuieren.“ Bella nickte und Alice war verschwunden. Sie spürte den Wind auf ihrer Haut. Bitte Isabella Curie Iwan. Bitte hilf mir diese Situation zu meistern. Ich brauche deine Geschicklichkeit, dein Können, deinen Mut. Ich muss einen geliebten Menschen beschützen. Als Alice an der Turnhalle ankam, war der Amokläufer bereits verschwunden. Er ließ ein rotes Blutbad zurück, in dem sich einige Schüler bewegten, als wären sie Fische in zu wenig Wasser. Ich bin zu spät, dachte sie. Der Geruch von Blut ließ sie erschauern. Nein, nein, sie wollte zu dem Gemetzel nichts beitragen, sie musste sich beherrschen. Alice ging noch einmal raus, an die frische Luft, um sie einzuatmen. Es kostete zwar Zeit, aber es musste sein. Sie fühlte sich so elend. Luftanhaltend betrat sie erneut die Halle. Die Jugendliche stöhnten auf, riefen nach Hilfe, doch zum Glück hatte der Unbekannte mit dem Gewehr schlechte Arbeit geleistet. Alice hörte ihre Herzen schlagen. „Ein Krankenwagen kommt.“, sagte sie und wünschte sich aufrichtig, dass sie nicht gelogen hatte. Sie ging weiter, vorbei den den blutenden Leibern. Es war eine beängstigende Stille, in dem man das Atmen, Schlagen und Stöhnen verstärkt hören konnte. Alice wollte sich einfach nur die Ohren zu halten. Als sie an der Hintertür ankam, durch die der Täter wohl verschwunden war, sah sie eine Blutspur, die nach draußen führte. Mit einem schweren Herz, das vermutlich unüberhörbar klopfen würde, wenn es noch könnte, folgte sie dieser. Kurz bevor sie den Hof erreicht hatten, sah sie ihn, den, den sie finden wollte: Jacob Black. Sie hörte, wie er angestrengt ein- und ausatmete, sein Herz schlug wie wild. Schnell lief sie zu ihm. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken, damit er besser atmen konnte. „Al.. Alice?“, fragte er, deutlich überrascht sie zu sehen. „Jake, alles wird gut, Hilfe kommt.“, sagte sie rasch. Seine Lippen bebten. Er wollte noch was sagen. „Be.. Bella..“ Er hustete. „Ich passe auf sie auf, aber bleib hier liegen. Sonst ist dein Blutverlust zu hoch.“, versprach sie und rannte sofort zurück ins Schulgebäude. Als sie dort ankam, stellte sich die Suche schwerer als angenommen heraus. Eigentlich dachte man ja von einem Vampiren, dass sie nahezu alles können, aber wie findet man in einer halb leeren Schule nach einem Mädchen, wenn man weder riechen noch eine nützliche Fähigkeit hat? Was nützt es ihr, die Zukunft vorauszusehen, wenn sie ein Bild der Gegenwart brauchte? Sie beschloss durch alle Zimmern zu rasen. Hier war wahrscheinlich sowieso keiner mehr und von draußen auf dem Schulhof, auf dem sich alle versammelt haben, konnte man sie nicht sehen. Sie war gerade im dritten Stock angekommen, als sie Bellas Schrei vernahm. Alice erstarrte für eine drittel Sekunde, doch dann rannte sie schneller, als sonst zu ihrem Ziel. Hoffentlich war sie noch nicht zu spät. Bella dachte an die letzten paar Stunden ihres Leben zurück. Der Konflikt zwischen ihr, Edward und Jake schien ihr mit einem Schlag gar nicht mehr so schlimm. Sie lachte sie selbst aus. Im Gegensatz zu der jetzigen Situation war das doch ein Klaks! Warum hat sie den Streit nicht schon eher beendet? Jetzt würde sie wahrscheinlich nie mehr die Möglichkeit dazu haben. Wie befohlen war sie nach Alice' Verschwinden sofort ins Sekretariat gegangen, um Bescheid zu geben, dass ein Amokläufer die Turnhalle unsicher machte und die Schule auf der Stelle evakuiert werden musste. Die Tanten dort hatten ihr zuerst nicht geglaubt, was Bella ihnen nicht verübelte, aber angesichts der Tatsache, das mit jeder verlorene Sekunde Jakes Leben und das der anderen mehr und mehr gefährdet wurde, war sie denen doch sauer. Am Ende taten sie jedoch das, was ihnen gesagt wurde. Und dann ging alles ganz schnell, wie im Zeitraffer. Sie ging, sie fiel, alles dunkel, sie wach, sie lag da, sie sah. Sie sah ihn. Den Amokläufer. Super, dachte Bella, während sie auf dem Bauch lag und sich von unten ihren Mörder ansah, mit meinem Glück konnte das ja nur mir passieren. Das Mädchen sah, wie der Angreifer mit einem Gewehr auf sie zu kam. Die Waffe erinnerte Bella an das Geschoss von Billy, der genauso eine hatte. Wie oft haben sie und Jake ehrfürchtig davor gestanden und wie oft hatte eine von Jakes großen Schwestern ihnen damit gedroht, zu schießen, wenn sie sie nicht in Ruhe ließen und wie oft hatten die Beiden dann Ärger von Billy und Charlie bekommen. Es war komisch gerade in einer solchen Situation daran zu denken, aber Bella fand, dass es besser war, jetzt an die Vergangenheit zu denken, als an die Zukunft. Wer weiß, ob sie noch eine hatte? Sie erinnerte sich daran, dass Edward ihr angeboten hatte, ein Vampir zu werden. Wieder lachte sie sich innerlich dafür aus. Hätte sie das Angebot angenommen, würde sie nicht hier liegen. Sie würde auf ihn zugehen, sich abschießen lassen und ihrem Möchtegernmörder arrogant ins Gesicht sehen mit stechend roten Augen, die sagten: Ätsch, mit so einem Spielzeug kannst du mich nicht töten. Aber zugegeben, wäre sie ein wirklicher Vampir wäre sie auch nicht hier in der Schule. Bella lächelte, während sich die Tränen in ihren Augenlidern sammelten. Nein, nein, sie hat schon alles richtig in ihrem Leben gemacht. Fast alles. Der Fremde kam langsam auf sie zu, wie der Attentäter in ihrem früheren Leben. Jaja, schon wieder die Ironie des Schicksals. Nur, dass sie jetzt nicht sterben wird. Nein, sie wird nicht noch einmal so voreilig abtreten. Einmal reicht. Sie wird sich ganz bestimmt nicht so einfach ihrem Schicksal beugen. So wie es ihr Schicksal ist die Wiedergeburt von Isabella Curie Iwan zu sein, wird sie das Beste daraus machen. Bitte leih mir deine Gabe und mach, dass ich nicht hinfalle, wenn ich jetzt aufstehe und laufe. Ich will leben. Bella stand auf, sie lief, sie rannte. Ihr war, als würde sie fliegen, als wären das nicht ihre Füße, die sie trug. Trotzdem war sie nicht schnell genug. Sie spürte den Schmerz nicht kommen, sah aber wohl die rote Farbe, in die sie fiel. Sie schloss die Augen. Sie hat den salzigen Geruch von Blut schon immer gehasst. Auch früher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)