Immortalis von Hime-chan (Das Ende) ================================================================================ Kapitel 1: Am Anfang stand das Ende ----------------------------------- Sanft tanzten die weissen Blüten im stetigen Wind, schneebedeckte Berge leuchteten Blutrot im Licht der untergehenden Sonne, brannten für die Sünden, welche Jene begingen, die sich gerecht nannten, jene, die sich dazu berufen fühlten, für andere zu entscheiden, den Menschen das Schicksal aus den Händen zu reissen und sie zu verdammen für ihre Begabung, ihre Güte und ihr Bestreben, trotz der Not zu dienen.. Der leise Gesang, so lieblich und süss, erklang für dieses Land, welches ihr Leben nahm, ihnen ein neues Schicksal schuf und sie schamlos ausnutzte und die Begebenheiten nicht hinterfragte. Er sollte Hass empfinden, wie es seine Mutter einst tat, doch er konnte es nicht, liebte dieses Land, und dennoch, er gehörte nicht mehr zu ihnen, sang nicht für seinen König, wie es seine Bestimmung sein sollte. Er lebte in Freiheit und in der Schande, das Königreich verraten zu haben. Nur wenige waren sie gewesen, denen das Glück und Strafe zuteil wurde, den Fängen des Hofes zu entkommen und hoch war der Preis gewesen, einen Moment der Extaste und Freiheit zu erfahren, zu geniessen und zu wissen, dass der Taumel von Gefühlen bald der Schuld weichen würde. Er lehnte sich zurück gegen die Weide, spürte die Stärke die sie sandte und schloss die Augen, konnte den Anblick seiner Heimat nicht mehr ertragen, das Dorf in dem er gelebt hatte, unwissend und blind für das Leid, das in der Hauptstatt herrschte. Man hatte stolz von einem Segen gesprochen, als die Gesandten Ritter ihn aus dem Dorf eskortierten, doch nun hatte er verstanden weshalb ihm seine Mutter einst verbot zu reden und zu singen. Er hatte es selbst erlebt, das Elend der Sängerinnen, der wenigen Sänger. Auf der Flucht war der junge Mann, vor seiner Liebe, seiner Leidenschaft und der Bestimmung, sein Leben einsam und verlassen in einem der dreizehn Türme von Chandrin zu verbringen und darauf zu warten, dass seine Stimme der Belastung nicht weiter standhielte. Es war in der Stadt an der Zeit, den Bann durch ein Lied zu erneuern, der das Königreich vor Feinden abschirmte. Doch heute Nacht waren sie zu wenige um zu singen. Wenn die Feinde es bemerkten, hätten die Soldaten noch vor dem Morgen die Hauptstadt erreicht. Das monotone Klappern der mit Eisen beschlagenen Hufe des schwarzen Wallachs, dessen Herr er nur zu gut kannte, ein ehrenhafter Ritter, die Rüstung schwarz wie der nächtliche Sternenhimmel, die Augen lodernd und unnachgiebig, doch er verspürte keine Furcht, nur eine freudige Erwartung, ein Entzücken diesen Mann wieder zu sehen, ein letztes Mal. Diese Begegnung würde im Tod enden, seinem Tod, und die Klarheit, mit der sich seine Gedanken formten, liessen ihn kurz die Schmerzen vergessen, die zu Beklagen er müde war. Durch diese Hand sterben zu dürfen, erleichterte ihn ungemein. Das stetige Pochen, ausgelöst von einem Pfeil der noch immer in seinem Oberschenkel weilte, war schmerzhaft und der Grund, dass man ihn hier zurückgelassen hatte, obschon sie es erst nicht zulassen wollten. Mit ihm, der nicht mehr in der Lage war ohne Hilfe zu gehen, kamen sie viel zu langsam voran, so entschied er sich, hier zu verweilen und zu warten. Dieser Ort barg eine Erinnerung, derer er sich nur zu gern hingab, der Illusion erlag, alles wäre noch wie früher, als er noch nicht wusste, was ihn erwarten würde. Es war ein tröstlicher Gedanke, hier zu sterben, hier, wo sie sich das erste Mal trafen. Golden glänzten die feinen Gersten im sommerlichen Sonnenlicht während sie durch die Luft schwebten, von ihren Wurzeln getrennt durch die bereits mit Rost beschlagenen Sensen die schwer von erschöpften Armen geschwungen wurden, während bereits hinter den arbeitenden die jüngeren Knaben eifrig das Korn zu Bündeln banden um sie auf die Karren zu hieven. Die braunen Ponys wurden angetrieben durch das ganze Feld zu traben, meist mit noch zusätzlicher Last von verletzten die eine Wundblase oder einen Holzsplitter im Finger zu beklagen hatten. Der schrille Klang der Bronzeglöckchen durchbrachen die einsilbigen Unterhaltungen der jungen Männer, das helle Lachen vermischte sich mit dem platschen von überschwappendem Wasser aus den Kübeln, die zu schwer schienen um von den Mädchen bis ins Dorf getragen zu werden. Der grosse Laubbaum war umringt von blökenden Wollschafen, die von der sengenden Mittagshitze gequält im Schatten lagen. Die klare, satte Stimme des Hirten liess die Arbeit erträglicher scheinen und auch die Schafe beruhigten sich, bisher war ihm noch keines der Schafe verloren gegangen. „Bist du Peter Weller?“, unterbrach ihn der Fremde auf dem Pferd und der Hirte verstummte, hob den Blick und nickte dem schwarzen Ritter zu. Die Stiefel schlugen schwer auf dem trockenen Boden auf, der Wallach schnaubte unruhig, roch wohl das warme Blut dass die Erde unter dem Verletzten tränkte. Träge öffnete er die Augen, hob den Kopf und blickte hinauf in das noch verhüllte Gesicht, erspähte das Schwert in seiner Hand, rotgolden und glänzend wie der kleine Weiher vor ihnen an dem er noch vor zwei Jahren, wenn er im Spätsommer von der Weide zurückkehrte, zu baden pflegte . Der schwarze Helm prallte dumpf auf den Boden, rollte bis zu den Hufen des Pferdes und gab die braunen sanften Haare frei, die dunklen Augen welche betrübt zu ihm herunter sahen, entschlossen das Versprechen einzuhalten, dass sie sich einst gaben. Worte erschienen zu Sinnlos, sie auszusprechen, es reichte, in seine Augen zu sehen um zu Verstehen, wie sehr er es bereute, ihn getäuscht zu haben, ihm Hoffnung geschenkt zu haben, wo es keine gab nun nie geben würde. Eine Zukunft, die niemals existieren würde, so sehr sie es auch begehrten, ersehnten und daran verzweifelten. Er versuchte nicht dem kalten Stahl der sich beinahe liebevoll an seine Haut schmiegte zu entkommen, wehrte sich nicht als sie durch das Zittern der verkrampften Hand seinen Hals aufritzte. Sanft lächelte er, schloss ergeben die Augen während der Wind an seinen Haaren zerrte und das kleine Silberglöckchen die Stille mit ihrem hellen Klang erfüllte und eine einzelne Träne über seine Wange rann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)