赤 と 青 - RELOADED von Yuu- (ManaXMachi) ================================================================================ Kapitel 1: yokoso! ------------------ „Es war die Schlagzeile des Tages. In allen Zeitungen wurde davon berichtet, das der Drummer der Band „Malice Mizer“ in der Nacht vom 20. zum 21. Juni in folge einer Hirnblutung friedlich im Schlaf verstarb. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, da die Band alle anstehenden Konzerte absagte, um zu trauern. Und als noch im selben Jahr der Sänger Gackt die Band aufgrund des Verlustes verließ, waren die Fans in Sorge, ob sie sich wieder aufraffen könnten, um ihre Musik zu spielen…“ Wutentbrannt zerfledderte Mana die Zeitung in der Luft und stapfte unruhig durch den Raum auf und ab, den Tränen für seine Verhältnisse schon wieder viel zu nahe. „Beruhig dich doch, Mana“, versuchte ihn ein verzweifelter Közi zu beruhigen. „Aber mich macht das so wütend!“, artikulierte der Schwarzhaarige vor dem Gitarristen. „Sie schreiben, als hätten sie nur den Hauch einer Ahnung davon, was es für uns, für Malice Mizer bedeutet ohne Kami voranzuschreiten. Und das auch noch so trocken, das ich das Bedürfnis habe, zu brechen.“ „Mana, das ist ein Bericht. Die sind nun mal sachlich und ohne Gefühl.“, erklärte Yu-ki, der eben seine Bassgitarre stimmte, da er schon vor etlichen Minuten, anders als sein Kollege Közi, sein Unterfangen, den femininen Leader zu beruhigen, aufgegeben hatte. „Das ist mir egal. Kami war verdammt noch mal nicht irgendwer. Und solche unnötigen Beiträge machen mich einfach wütend.“ Auch Yu-ki sah wieder auf, da sich die Stimme Manas gegen Ende seines Satzes deutlich verändert hatte. Sie wurde zittrig und man hörte, dass es, nicht zum ersten Mal in der letzten Zeit, wieder soweit war. Mana brach in Tränen aus. Natürlich wurde er von seinen Kollegen, die vielmehr vor allem seine Freunde waren, in den Arm genommen und getröstet. Die Sache mit Kamis Tod war nun ein halbes Jahr her und trotzdem nagte es noch immer sehr an den Dreien. Besonders an Mana, der bis zu jenem Zeitpunkt eine innige Beziehung mit dem Drummer geführt hatte. Eigentlich hatten sich die Drei zusammen gefunden, um die Lieder einzuspielen, die ihnen Kami hinterlassen hatte. Sie hatten sich darauf geeinigt, sein Werk gemeinsam fertig zu stellen, auch wenn es das Letzte gewesen sein sollte, das man von Malice Mizer hören würde. „Und was glotzt du bitte so selten dämlich?!“, giftete Mana den Roadie an, der soeben mit den letzten Instrumenten in den Raum treten wollte, stattdessen nur in der Tür stehen blieb und Mana betrachtete, dessen Make-up mittlerweile ruiniert war. „G-gomen~“ Mana löste sich aus der Umarmung Közis und sah den Blonden Japaner weiterhin giftig an. Man sah es ihm an. Er suchte einen Schuldigen, einen Sündenbock. Und er glaubte in seinem Roadie Kamijo eben diesen gefunden zu haben. „Na komm, wir gehen jetzt erstmal eine rauchen, damit du dich wieder abreagieren kannst~“, meinte Közi lächelnd und hakte sich bei Mana ein. Yu-ki tat es ihm gleich. „Hai, dann kann Kamijo in aller Ruhe die restlichen Instrumente stimmen und hat vielleicht doch noch ein paar Tage Schonfrist, bevor wieder alles auf ihn herabrieselt.“ Das würde es eh. Denn Közi und Yu-ki konnten ja nicht immer auf ihn acht geben. Auch wenn sie es nicht mochten, wenn der Feminine sich unnötigerweise an Kamijo vergriff. Wenige Minuten später erklangen Melodien aus dem Raum, wo vorher noch Geschrei zu hören war. Yu-ki und Közi sahen erleichtert zueinander, als sie feststellten, dass ihr Freund noch immer in der Musik aufgehen konnte. Trotz all dem Leid und dem Kummer, den die Vergangenheit über sie brachte. Doch sie sollten sich zu früh gefreut haben. Denn Mana unterbrach sein Spiel abrupt und schmetterte seine Gitarre auf den Boden, ehe er einmal laut aufschrie. Danach fiel er wieder auf seine Knie und weinte bitterlich. Die anderen beiden hechteten zu ihm, der Gitarrist kniete sich neben ihn, legte eine Hand auf Manas Schulter und sah ihn besorgt an. „Mana…hey, was ist denn los?“, wisperte er mit beruhigend sanfter Stimme in das Ohr des Femininen. „Das geht so nicht. Das geht so einfach nicht. Wie klingt das denn ohne ein Schlagzeug?! Wie klingt das denn bitte…ohne Kami…?!“ Wieder hatte ihn Közi gleich in seine Arme geschlossen. „Ich weiß. Aber wer kann ihn schon ersetzen? Er war einzigartig und etwas ganz besonderes. Aber Mana, überleg doch mal. Wenn er noch hier wäre, würde er denn dann wollen, dass du so niedergeschlagen bist? Ich denke nicht. Er würde wollen, dass wir uns aufraffen und irgendwie seine letzten Gedanken und Gefühle in unsere Musik bannen…“ Diese Worte halfen tatsächlich und der Schwarzhaarige beruhigte sich. Dennoch hatte er Einwände. „Das möchte ich ja. Aber das geht nicht. Diese Lieder basieren auf dem Schlagzeug. Wir brauchen einen Drummer, um das so rüber zu bekommen, wie Kami es wollte…“ Közi seufzte leise. „Wir finden bestimmt jemanden, der uns hilft.“, entgegnete Yu-ki nach einer Weile, woraufhin Közi zustimmend nickte. Mana hingegen biss sich nur misstrauisch auf der Unterlippe herum. „I-ich kenne da jemanden. Der ist wirklich verdammt gut. Der hilft euch bestimmt!“ Kamijo hatte sich getraut, sich einzumischen, weswegen alle erstmal ein bisschen perplex zu diesem hinüber sahen. „Wirklich?“ Die Gesichter von dem Bassisten und dem Gittaristen strahlten Kamijo förmlich an. „Dann bring ihn doch bei Gelegenheit einfach mal vorbei.“, schlug Yu-ki vor. „Hai, hai. Dann können wir uns selbst ein Bild machen. Das ist doch eine tolle Idee!“, entgegnete Közi. „NEIN, NEIN, NEIN und NOCHMALS NEIN!“ Mana hatte sich aufgerichtet und plärrte erneut durch den Raum. Die anderen drei Insassen waren vor Schreck zusammengezuckt. „ICH MÖCHTE KEINEN NEUEN DRUMMER. NICHT JETZT UND NICHT IN TAUSEND JAHREN!“ Mit diesen Worten stürmte Mana nach draußen und ließ die drei nun wirklich verwirrten, aber auch verzweifelten Personen zurück. Der im Augenblick weniger feminin wirkende Japaner stand gerade unter der Dusche, als er das Telefon klingeln hörte. Natürlich hetzte er sich deswegen nicht mehr als nötig, sondern genoss das warme Wasser auf seiner hellen Haut. Erst nachdem das penetrante Klingeln erlosch, hörte man auch, wie das Wasser aufhörte, zu laufen. Mana stieg aus der Dusche, legte sich ein Handtuch um und schlenderte zum Telefon. Dieses zeigte den verpassten Anruf samt Nummer am Display. So musste der Langhaarige nur die Rückruf-Taste drücken und das Telefon wählte. „Ja hallo? Közi hier.“ „Mana hier. Du hast versucht mich zu erreichen?“ „Ah, ja richtig. Yu-ki und ich, wir möchten es noch einmal probieren. Du weißt schon, Kamis Songs und so. Wollten dich bitten herzukommen, weil das ohne dich erst recht nichts wird.“ Közi konnte das leise Seufzen Manas hören. „Also gut. Gebt mir 30 Minuten, ja?“ Als Mana aufgelegt und den Hörer zurück in die Ladestation gestellt hatte, begann er, sich notdürftig fertig zu machen. Notdürftig hieß bei Mana so viel wie: kein Make-Up, kein aufwendiges Kleid. Vollkommen Zivil eben. Weil er sich so allerdings ungern zeigte, versteckte er sein Gesicht hinter einer großen Sonnenbrille, ehe er sein Haus verließ, in den Wagen stieg und losfuhr, die Haare noch immer feucht. Normalerweise war er besonders vorsichtig, wenn es um seine eigene Gesundheit ging, aber die musste seit Kamis Tod ebenfalls besonders stark leiden. Schon als er aus dem Wagen stieg, hörte er Közi und Yu-ki oben im Proberaum fleißig zupfen. Wieder seufzte er, ging um das Auto und holte seine Gitarre aus dem Kofferraum, da er die andere ja gestern erst geschrottet hatte. Dann betrat er das Gebäude. Im Treppenhaus angelangt hörte er plötzlich, wie ein Schlagzeug einsetzte. Abrupt blieb er stehen und lauschte dem Spiel. Es war wirklich einzigartig. Mit einem Mal setzte Manas Kopf ganz aus und er stürmte freudig hinauf zum Proberaum, öffnete zügig die Tür und strahlte die Person hinter dem Schlagzeug an. Doch schon Sekunden später, nämlich als er festgestellt hatte, dass es sich dabei nicht um Kami handelte, wie er es sich anfangs noch einredete, verfinsterte sich sein Blick wieder und er sah seine Kollegen wütend und verständnislos an, die ihr Spiel daraufhin sofort stoppten. Közi befreite sich von seiner Gitarre und ging gleich auf Mana zu, hielt dabei die flachen Hände abwehrend vor seiner Brust. „Mana, bevor du dich aufregst und herumschreist, hör es dir doch bitte erstmal an. Er ist wirklich verdammt gut!“ Es war ja nicht so, als ob Mana es nicht selbst gehört hatte. Der fremde Rothaarige war wirklich gut, aber es ging dem Leader hier rein um das Prinzip. „ICH REGE MICH SO VIEL AUF WIE ICH WILL!“, schrie er los. „Ich sagte doch, ich WILL keinen anderen Drummer!“ Der Langhaarige drehte sich um und verließ den Raum, so schnell wie er ihn betreten hatte, wieder. Közi eilte hinterher und ließ ratlose Gesichter zurück. Der Drummer mit dem langen, roten Haar erhob sich, nur um sich daraufhin leicht zu verbeugen. „Es tut mir leid, wenn es jetzt meinetwegen Stress geben sollte.“ Yu-ki winkte ab. „Ach was. Mana macht immer so ein Theater, wenn es um die Drums geht.“ Der Langhaarige nickte verständnisvoll. „Das verstehe ich aber auch. Die Sache mit Kami ist ja erst ein halbes Jahr her. Und dann werd ich ihm vorgesetzt…“ „Ach jetzt mach dich doch nicht gleich so fertig, Machi!“ Kamijo setzte sich auf eine der Boxen, die er sich zuvor zurechtgerückt hatte und sah seinen Freund an. „Hast du nicht gesehen, wie begeistert er von deinem Können war? Das Einzige, was ihm an dir nicht passt, ist die Tatsache, dass du nicht Kami bist.“ Yu-ki stimmte dem blonden Roadie nickend zu. „Es hat sich ja auch verdammt komisch angefühlt, mit dir zu spielen. Ich meine, klar, wir alle vermissen Kami und das merkt man auch. Aber er hätte bestimmt nicht gewollt, dass wir seinetwegen aufhören, Musik zu machen. Nur Mana verschließt sich seither vor allem Neuen.“ Nun war es Kamijo, der zustimmend nickte. „Weißt du noch, Yu-ki, wie er sich aufgeregt hatte, als wir Masaki hier hatten? Im Vergleich zu heute wurde er ja richtig laut und ungenießbar. Das ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, oder nicht?“ … Mana hatte sich auf das Dach verkrümelt und blickte in die Tiefe. Közi, der ihm gefolgt war, blieb in einem mehr als respektablen Abstand hinter ihm stehen und beobachtete ihn aufmerksam. Als er es in Manas Augen jedoch erneut glitzern sah, ging er auf seinen Freund zu und umarmte ihn sanft von hinten. Im ersten Moment zuckte Mana überrascht zusammen und sah leicht zu Közi hin, entspannte sich aber gleich wieder und lehnte sich gegen den starken Mann. „Es tut mir leid, wir hätten ihn nicht einladen dürfen. Es ist einfach noch zu früh…“ Mana schüttelte leicht den Kopf. „Mir tut es leid. Ich benehme mich so unprofessionell. Wenn Kami noch hier wäre, würde er mich bestimmt auslachen…“ -„Ach was. Ich meine, für mich hat es sich ja auch irgendwie falsch angefühlt, mit Machida zu spielen.“ „Ja? Aber ich muss gestehen, dass es wirklich gut klang, dafür, dass es falsch war, meine ich.“ - „Das finde ich auch. Gib ihm doch eine Chance…“ Mana drehte sich zu Közi um, sodass er dessen Umarmung erwidern konnte. „Vielleicht hast du Recht~“ Der Langhaarige sah in die Augen seines Freundes. Dieser erwiderte den Blick lächelnd, ehe er sich langsam zu Mana nach vorn beugte. Als die Lippen der Beiden gerade im Begriff waren, sich zu berühren, legte Mana einen Zeigefinger auf Közis Lippen und stieß ihn sanft, aber bewusst von sich, ehe er den Kopf schüttelte. Sein Gegenüber löste sich seufzend und sah bedrückt zu Boden. „Ja, ich weiß. Es ist noch zu früh~“ „Es tut mir leid, Közi…“, wisperte Mana entschuldigend, woraufhin sein Gegenüber nur wissend mit dem Kopf schüttelte. „Ist schon in Ordnung, ehrlich.“ Er griff nach Manas Hand und lächelte, als wäre nichts gewesen. „Komm, lass uns zu den Anderen zurück!“ „Okay, aufgepasst. Wir spielen Mori“ Mana hatte sich beim Betreten des Proberaumes seine Gitarre geschnappt, die er bei seiner Flucht zuvor an die Wand gestellt hatte. Közi eilte hinterher, griff sich seine Gitarre und Yu-ki seinen Bass. „Du da, an die“, kommandierte er weiter. -„Was, wirklich?“ „Na wird’s bald?!“ -„H-hai!“ Zügig nahm auch Machi seinen Platz ein. „Du gibst den Takt vor, alles klar?“ Machida nickte, ehe er sofort damit begann einmal bis Drei zu zählen und auf dem Hi-Hat herumschlug. Bass und Gitarren stimmten ein und das Stück wurde sauber von Anfang bis zum Ende durchgespielt. Als die Instrumente verstummten, sah die versammelte Mannschaft erwartungsvoll zu Mana, der noch heftig zu überlegen schien. „Hör zu…Machida, richtig? Ich habe mich entschlossen das Lied ohne Drums aufzunehmen.“ Die Köpfe der Anderen hingen schlagartig herunter. „Lasst mich doch mal ausreden…“ Er setzte sich auf eine der Boxen, steckte seine Gitarre aus und seinen Synthesizer an. „Ich glaube das Schlagzeug ist viel zu hart. Das stört nur. Und eine Gitarre ist auch genug…“ Yu-ki und Közi sahen sich an. Es schien fast so, als wurde Mana gerade von der Muse geküsst. „Wir spielen noch mal.“ Wieder verstummten die Instrumente und Mana nickte zufrieden. „So machen wir das~“ „Und was macht ihr jetzt mit Machi?“ mischte sich Kamijo ein. Sofort wurde er von Mana angefunkelt, was ihn sichtbar einschüchterte. „Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen, also hetz mich gefälligst nicht.“ Er wandte sich zu dem femininen Rothaarigen um. „Du darfst weiter für uns spielen.“ Machis Augen weiteten sich, begannen zu stahlen. „Wirklich?“ „Ja. Aber bilde dir bloß nichts drauf ein. Das wird NICHTS Offizielles. NIEMALS!“ betonte Mana noch einmal nachdrücklich. Aber das schien allen Anwesenden genug und die Freude war groß. „Ach ja, bevor ich es vergesse. Das hier ist für dich!“ Er drückte Machi einen Zettel in die Hand, ehe er sich verabschiedete und auch schon verschwunden war. „Was hat er dir da gegeben?“, fragte Kamijo neugierig nach und sah Machi über die Schulter. Dieser sah das Stück Papier genauso fragend an, warf kurz einen Blick zu Yu-ki und Közi die wissend grinsten. Dann entfaltete er es und las ein Kanji. „Shue…“ Közi erhob sich und gab Machi die Hand. „Auf gute Zusammenarbeit, Shue.“ Verwirrt sah der Rothaarige die Hand des Gittaristen an und schüttelte sie dann, mit fragendem Blick in seinen Augen. Auch Yu-ki gratulierte. „Der Name ist süß, er passt zu dir~“ „Name?“, fragte er verwirrt nach. „Achso~“, meinte Kamijo der glaubte es endlich begriffen zu haben. „Er hat dir einen Künstlernamen gegeben!“ Yu-ki und Közi nickten zustimmend. „Wenn du schlau bist, behältst du deinen richtigen Namen ab jetzt für dich. Sonst wirst du am Ende noch bis nach Hause verfolgt. Ich meine du bist jetzt immerhin– wenn auch nur inoffiziell – ein Mitglied von Malice Mizer“ ... Kapitel 2: suki yo! ------------------- Es war jetzt exakt zwei Wochen her, da hatte Mana Shue zu einem inoffiziellen Mitglied der Band erklärt. Malice Mizer hatten in dieser Zeit sogar wieder einige Gigs auf ihrem Konto gut zu schreiben. Doch alle waren sich einig, dass etwas fehlte. „Wir sollten uns wieder an Misaki wenden…“, warf Mana in die Diskussion ein, die jetzt schon seit Stunden anhielt. Daraufhin wurde es still im Raum und alle sahen zu dem femininen Leader. „An sich gibt es an dieser Idee ja nichts auszusetzen…“, entgegnete Közi leise. „Aber so wie du ihn behandelt hast, glaube ich kaum, dass er freiwillig wiederkommt.“, beendete Yu-ki den Gedanken des Gitarristen. Mana sah die beiden an, mit einem Blick, der seinen Freunden heute noch das Fürchten lehrte. „Dann müsst ihr euch eben ein bisschen bemühen.“ Der Tonfall stellte allen Anwesenden die Nackenhaare auf. Mana selbst hatte sich nach dieser Aussage erhoben und wandte sich zum Gehen um. „Ich kümmere mich um Misaki.“ willigte Közi schließlich ein, woraufhin der Feminine leicht das Okay nickte und dann auch schon verschwunden war. „Ich versteh nicht, wie ihr euch das jedes Mal gefallen lassen könnt!“, mischte sich Kamijo wieder ein, der bis eben, so wie Shue auch, etwas abseits saß und keinen Mucks von sich gegeben hatte. Közi und Yu-ki sahen ihn fragend an. „Was meinst du?“ „Na, dass er euch ständig seine Fehler ausbügeln lässt und sich im Nachhinein nicht einmal dafür bedankt.“ Közi hob eine Augenbraue. „Weißt du, was ich nicht verstehe?“, stellte er die Gegenfrage, bekam ein Kopfschütteln zur Antwort. „Wieso du dich laufend beschwerst. Keiner zwingt dich, hier zu sein.“ „Közi!“, fiel ihm Yu-ki ins Wort und sah seinen Freund warnend an. „Nein, unterbrich mich jetzt nicht, Yu-ki. Es ist doch wahr. Er redet doch auch nur, wenn Mana weg ist. Also soll er gefälligst damit aufhören sich einzumischen und vor allem nicht sagen, was wir uns gefallen zu lassen haben und was nicht.“ Wenn es um Mana ging, reagierte Közi zwar häufig so pingelig, aber derartige Reaktionen waren dann doch eher eine Seltenheit. „Wir haben es jetzt alle begriffen, dass du Mana nicht leiden kannst. Also entweder du verschwindest oder hältst deine vorlaute Klappe.“ „Közi!“, wieder hatte sich Yu-ki eingemischt und ermahnte seinen Freund zur Ruhe. Kamijo wollte sich gerade diesen böswilligen Anschuldigungen entgegenstellen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich zu Shue, der ihn bittend anlächelte und den Kopf schüttelte. Es hatte gerade einfach keinen Sinn, mit Közi zu reden. Der Rothaarige war sich sicher, dass jedes weitere Wort die ganze Lage nur zunehmend verschlimmern würde. Auch, wenn dem Blonden die Worte förmlich auf der Zunge brannten, kam er Shues stummen Wunschs nach und erwiderte auf Közis Ausbruch hin nichts, sah ihn nur entsprechend an. „Pah!“, murrte Közi leicht, ehe auch er sich umdrehte um den Raum mit einem „Ich geh nach Hause.“ zu verlassen. Als die Tür wieder ins Schloss gefallen war, lies sich Kamijo schnaubend auf den Stuhl zurücksinken. „Wieso werden diverse Launen eigentlich immer an mir ausgelassen?!“ Shue setzte sich neben ihn und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Beruhige dich, Kamijo.“ Auch Yu-ki setzte sich wieder und seufzte. „Ich entschuldige mich für Közi, aber du meckerst in letzter Zeit wirklich über jeden Pups, den Mana von sich gibt. Du weißt doch, das sich Közi und Mana sehr nahe stehen.“ Kamijo nickte. „Ja, aber es ist doch auch so. Seitdem Kami tot ist, unterdrückt er euch regelrecht und ihr lasst euch das auch noch gefallen!“ Die Augenbraue des Bassisten zuckte leicht, als der blonde Roadie diesen Namen erwähnte, der in den letzten zwei Wochen wie ausgestorben schien. „Ich kenne Mana zwar bei Weitem nicht so lange wie Közi und erst recht nicht so gut, aber das ist eben Manas Art mit dem ganzen fertig zu werden, da er sich ja vehement weigert, mit uns darüber zu reden.“, erklärte er kurz. „Du meinst, ihr habt nie über Kamis Tod gesprochen?“ Shue sah Yu-ki ungläubig an. „Közi und ich haben das sehr oft getan. Aber mit Mana funktioniert das nicht. Er will nicht darüber reden und nimmt Kamis Namen nur in den Mund, wenn es um dessen Lieder geht.“ Shue nickte verstehend. „Dann ist das aber kein Wunder, dass er ständig so mies drauf ist, wenn er der Meinung ist, Kamis Tod ganz alleine verkraften zu müssen.“ „Aber es scheint zu funktionieren. Ich meine, Mana ist, seitdem du hier bist, kein einziges Mal mehr zusammen gebrochen.“, stellte Kamijo fest. „Ja schon...“, bestätigte Yu-ki. „Aber seine Laune hat dafür einen neuen Tiefpunkt erreicht.“ Der schwarzhaarige Bassist seufzte. „Du hast nicht ganz Unrecht, mit dem was du vorhin über Mana gesagt hast. Aber du bist lange genug bei uns um zu wissen, dass es nicht immer so war.“ Kamijo nickte betroffen und seufzte leise, woraufhin Yu-ki sich erhob und leicht verbeugte. „Bitte, nimm ein bisschen Rücksicht. Wir wollen und brauchen nicht noch mehr Stress als ohnehin schon. Ich möchte nicht, dass Malice Mizer zerbricht, denn ich wüsste ohne diese Band nichts mit meinem Leben anzufangen…“ Dann drehte er sich um und war schon wenige Sekunden später durch die Tür verschwunden. Die Zurückgebliebenen sahen Yu-ki überrascht und doch sichtlich verwirrt hinterher, ehe sie sich eine Weile schweigend ansahen. „Ich möchte auch eine Band gründen!“, brach Kamijo das Schweigen und grinste bis über beide Ohren. „Ach ja?“ „Ja~ und ich hätte dich auch gerne dabei, Machi!“ Der Feminine schmunzelte. „Danke, das ist momentan aber leider nicht möglich.“ - „Wieso denn nicht?“ „Na weil ich doch jetzt für Malice Mizer spiele.“ - „Ja, inoffiziell. Bei mir wärst du ein vollwertiges Mitglied.“ Der Rotschopf seufzte leise. „Frag mich bitte morgen noch mal. Ich überlege es mir, einverstanden?“ Kamijo nickte freudig. „Ach, so eilig hab ich es auch wieder nicht. Mit Gesang und Schlagzeug alleine werden wir sowieso nicht weit kommen. Ich frag einfach noch mal, wenn es ernst wird, ja?“ Der nur von dem Blonden noch „Machi“ Genannte nickte leicht und lächelte, ehe er demonstrativ gähnte. „Ich geh jetzt besser auch nach Hause. Wenn du willst, nehme ich dich mit.“ Der Langhaarige erhob sich und Kamijo tat es ihm gleich. „Danke.“ Vor dem Auto angekommen, sah Machi eher zufällig noch einmal zu dem Gebäude hin und bemerkte, dass im Studio noch das Licht brannte. „Da oben ist noch Licht!“ Nun sah auch Kamijo in die Richtung und seufzte genervt. „Ich geh’ schon.“ Doch der Langhaarige war schneller, winkte ab und meinte: „Ich mach das schon. Muss ja nicht immer alles an dir hängen bleiben.“ Kurz daraufhin war Machi im Gebäude verschwunden. Er hastete die Treppe nach oben und öffnete die Tür zum Studio. Allerdings nur so weit, dass er an den Lichtschalter herankam. Wieder nur durch Zufall entdeckte er Mana hinter der Glaswand, vor dem das Mischpult stand. Er saß in dem Raum und weinte. Also zog Machi seine Hand wieder von dem Schalter weg, überlegte kurz ehe er sich zu ihm gesellte. Er öffnete vorsichtig die Tür. „Mana-sama?“ Der feminine Schwarzhaarige, der bis eben noch so in seiner Gedankenwelt war, sah erschrocken auf, als er die Stimme wahrnahm. „S-shue?!“ Schnell wischte er sich die Tränen weg, wollte vor diesem mehr oder minder Fremden keine Schwäche zeigen. „Schon gut Mana, ich hab sie sowieso schon gesehen…“ „Wovon redest du??“ Shue war langsam auf den Anderen zugegangen und setzte sich zu ihm. „Na, deine Tränen.“ Ertappt drehte Mana sein Gesicht zur Seite. „Was willst du?“, fragte er dann säuerlich nach. „Eigentlich wollte ich Kamijo nach Hause bringen und dann selbst heim. Weil das Licht an war, bin ich noch mal rauf um es auszumachen.“, erklärte er kurz. „Dann solltest du vielleicht einfach das Licht ausschalten und deinen Freund nicht zu lange warten lassen.“, entgegnete er trocken. Shue versuchte vergebens Augenkontakt zu dem Anderen herzustellen, seufzte dann aber, erhob sich wieder und ging zur Tür. „Hör zu, Mana. Du kannst mich jederzeit rufen, wenn du reden willst.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum wieder, ohne das Licht auszuschalten. Mana sah dem Rothaarigen hinterher, ehe er damit begann sich auf den Unterlippen herumzukauen. Er kam für sich selbst zu dem Schluss, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn er weiter seine Launen an seinen Freunden abladen würde, dann wären sie mit Sicherheit bald nicht mehr da… „Das Licht brennt ja immer noch?“, stellte Kamijo verwirrt fest. Machi nickte. „Mana ist noch drin. Er…schreibt vermutlich einen neuen Song.“ Kamijo schien ihm zu glauben, denn außer einem „Ach so~“ gab er während der Fahrt nichts mehr von sich. Als er seinen Freund vor der Haustür abgesetzt hatte, begann es zu nieseln. Als Machi schon auf halbem Weg zu Hause war, schüttete es schon wie aus Eimern, weswegen er doch froh darum war, mit dem Auto unterwegs zu sein. Seine Gedanken hefteten sich an Mana: Hoffentlich käme er trocken nach Hause, nicht, dass er noch krank werden würde…hoffentlich ging es ihm bald wieder besser, denn die Tränen standen diesem Mann überhaupt nicht. Doch wie sollte er denn darüber hinwegkommen, wenn er nicht darüber sprach? Das Wetter hielt die kommenden Tage an. Ständig regnete es. Dementsprechend trüb war auch die Stimmung im Proberaum. Niemand hatte wirklich Lust auf etwas und so faulenzten sie mehr oder weniger vor sich hin. Yu-ki und Kamijo unterhielten sich, Shue saß etwas abseits und las ein Buch, während Mana auf der Fensterbank saß und nach draußen sah. „Leute!“ Közi stürmte in den Raum hinein und hatte ein Strahlen auf seinen Gesichtszügen liegen. Alle Aufmerksamkeit lag nun auf ihm und er besah sich seiner Kollegen und Freunde. „Was ist denn hier los? Die Stimmung ist ja mieser als das Wetter.“, stellte er erschrocken fest. „Blitzmerker~“, scherzte Yu-ki zurück und sah den Gitarristen fragend an. „Und warum bist du so gut drauf?“ „Na, ich hab jemanden mitgebracht!“ Er steckte seinen Kopf kurz aus der Tür und sprach ein halbleises „Los, los. Komm her!“ Die Blicke aller waren gespannt auf die Tür gerichtet, durch welche nur wenige Sekunden später ein für die meisten bereits bekanntes Gesicht trat. „Misaki!“ Yu-ki war der Erste, der zu dem Schwarzhaarigen hinstürmte, dicht gefolgt von Kamijo und Shue. Mana besah sich dieses Szenario erstmal aus sicherer Entfernung. „Schön, dass du da bist Misaki. Aber verrate mir mal wie Közi das geschafft hat!“ In Yu-kis Augen blitzte die Neugierde, da er für seinen Teil mit dem Thema Misaki als Sänger schon lange abgeschlossen hatte. Misaki selbst kam gar nicht großartig zum Beantworten dieser Frage, da im nächsten Moment schon Kamijo an ihm dranhing. „Danke, dass du wieder gekommen bist!“ Der Mann mit dem kinnlangen, schwarzen Haar löste die Umarmung verlegen und sah die Truppe an. Er hätte niemals gedacht, dass man ihn gleich so empfangen würde. „Misaki? Ich bin Shue, freut mich sehr.“ Der Rothaarige hielt dem für ihn Fremden seine Hand hin, die erstmal ein wenig verdattert angestarrt wurde. Dann aber lächelte Misaki und schüttelte sie. „Shue? Das ist aber ein sehr ungewöhnlicher Name.“, stellte Misaki lächelnd fest. Mittlerweile hatte sich auch Mana von der Fensterbank erhoben und sich langsam genähert, sodass er nun dicht hinter Shue stand. Der Neuankömmling sah auf und erwiderte Manas nichts sagenden Blick genauso nichts sagend, woraufhin die Anderen erstmal gebührenden Sicherheitsabstand schafften und schwiegen Dann geschah etwas, mit dem niemand gerechnet hatte: Mana verbeugte sich tief vor dem Anderen und entschuldigte sich schließlich für sein Verhalten beim letzten Zusammentreffen der beiden. „Mana-Sama~“, raunte Misaki verlegen und legte eine Hand auf dessen Schulter, sodass dieser sich wieder aufrecht stellte. „Lass das, du machst mich ganz verlegen.“ Nun kamen auch die Anderen wieder näher, um dem Gesprächsverlauf besser folgen zu können. „Ich war dir doch gar nicht böse deswegen.“ Nun sah Mana sein Gegenüber überrascht an, ehe er Sekunden später sein Gesicht zur Seite drehte und den Boden musterte. Ihm war zum Heulen zumute, doch zum ersten Mal nicht wegen Kami. Und weil er seine Tränen nicht mehr halten konnte, entschloss er sich zügig den Raum zu verlassen. „Hab ich jetzt was Falsches gesagt?“ Misaki klang besorgt. „Ach was~ Ich kümmere mich gleich um ihn.“ entgegnete Közi und wollte seinem Freund gerade folgen, als er nur noch sah, wie Shue ihm schon einen Schritt voraus war. Also blieb er stehen. Noch dachte er sich nichts dabei. Mana war wieder aufs Dach geflüchtet und überblickte die durch die Tränen verschwommene Stadt, als er Shues Stimme wahrnahm. „Verschwinde, Shue!“, keifte er gleich, ohne sich umzudrehen. Man konnte deutlich hören, dass er weinte, da brauchte man es ja nicht auch noch unnötigerweise zu zeigen. „Aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich.“ „Wieso? Du kennst mich doch gar nicht. Du hast doch überhaupt keine Ahnung!“, warf Mana ihm vor, hatte sich dazu sogar zu ihm umgedreht, ihm eines Blickes gewürdigt. Der Rothaarige sah ihn erst einmal schweigend an. „Ich hab euer Verständnis langsam so satt. Keiner von euch weiß, was in mir vorgeht und wie ich mich fühle, aber alle tut ihr so, als hättet ihr die große Ahnung. GAR NICHTS wisst ihr!“ Shue griff nach Manas Händen, die bis eben noch wild gestikulierten und hielt sie fest, sah Mana dabei tief in die Augen. „Du hast vollkommen Recht.“, entgegnete der Rothaarige schließlich, woraufhin Mana kurz überrascht blinzelte. „Wir haben tatsächlich keine Ahnung, aber das liegt daran, dass du lieber davonrennst und dich beschwerst anstatt einfach mal darüber zu reden.“ Bei den Worten des Rothaarigen weiteten sich Manas Augen, ehe er sich wütend aus dessen Griff befreite und davon rannte. Dabei stürmte er auch an Közi vorbei, der sich doch mal nach den beiden erkundigen wollte, da sie doch schon eine Weile weg waren. Közi sah erst Mana hinterher und dann fragend zu Shue, der ihn fest anblickte. Langsam setzte der Regen wieder ein, der für einen Moment pausiert hatte und tropfte auf das rote, lange Haar Shues, der deswegen trotzdem keine Anstalten machte, sich wieder ins Trockene zu bewegen. „Shue, kommst du? Sonst holst du dir noch den Tod.“ Erst jetzt setzte sich der Rotschopf in Bewegung und ging zu Közi und mit diesem zurück in den Proberaum. Angekommen sah sich Közi suchend um. „Mana ist nicht wieder aufgetaucht, oder?“ Alle Anwesenden schüttelten den Kopf, woraufhin Közi sich fragend zu Shue umdrehte. „Was hast du zu ihm gesagt?“, wollte er wissen. „Dass er aufhören soll, davon zu rennen.“ „Bitte?!“ Der Rothaarige zuckte leicht zusammen, als er den vorwurfsvollen Ton Közis wahrnahm und sah, wie er verständnislos seinen Kopf schüttelte. Dann wand er sich allerdings auch schon ab, weswegen Shue seufzte. „He, sei nicht traurig. Du hast es wenigstens versucht.“ Kamijo stand nun neben ihm und legte freundschaftlich eine Hand auf dessen Schulter. „Ich hätte dich vielleicht vorwarnen sollen, dass sich Mana von Leuten wie uns nichts vorschreiben lässt.“ Der Blonde kicherte leise. „Das lässt er sich allgemein nicht.“ Innerlich dankte er Kamijo, der immer für ihn da war und auch jetzt nur versuchte, ihn wieder aufzumuntern, auch, wenn es gerade nicht klappen wollte. Selbst als er abends nach Hause kam, wurmte es ihn noch. Er konnte nicht mal seiner Lieblingsserie folgen, da er praktisch in seiner Gedankenwelt gefangen gehalten wurde. Ob Mana ihn jetzt hasste? Und Közi? Er hatte die ganze Zeit kaum etwas gesagt und sich im Hintergrund gehalten. Vielleicht wäre er besser gefahren, wenn er das beibehalten hätte. Draußen regnete es mittlerweile in strömen und das Gewitter kam auch immer näher. So geschah, was geschehen musste und Shue saß im Dunkeln. Stromausfall. Doch nicht einmal das schien er wirklich zu realisieren. Erst als er ein penetrantes Klopfen an seiner Haustür wahrnahm, konnte er seiner Gedankenwelt entfliehen und sah verwirrt auf. „Was war das?“ Er lauschte genauer und erkannte, dass es von der Haustür kam. Jemand schien daran zu klopfen. Also richtete er sich auf, richtete sich sein rotes Spitzennachthemd zu Recht, warf einen roten Bademantel um und eilte zur Tür. Als er sie öffnete, traute er seinen Augen nicht. Es war tatsächlich Mana, der vollkommen durchnässt vor seiner Tür stand. Obwohl es regnete, sah man dem femininen Schwarzhaarigen an, das er geweint haben musste. „Mana-Sama?! Was machst du denn hier?“ Mana sah ihn an. „Ich möchte reden.“ „Komm erstmal rein und zieh die nassen Sachen aus.“ Nachdem Shue Mana in eines seiner Kleider gesteckt hatte, saßen sie nebeneinander auf der Couch und schwiegen sich an. „Du…wolltest reden?“, brach der Rothaarige das Schweigen. Mana nickte. „Worüber denn?“ „Kami.“ Nun weiteten sich Shues Augen überrascht. „Mit…mir?“ Es entstand Augenkontakt. „Du hast es mir doch angeboten, oder habe ich das falsch verstanden?“ Shue schüttelte eifrig den Kopf. „Nein, hast du nicht. Aber…ich meine…warum mit mir? Wir kennen uns doch kaum.“ Mana wand den Blick ab und betrachtete seine gefalteten Hände. „Du bist der Erste, der sich getraut hat, mir zu sagen was er denkt.“, erklärte er knapp. „Und was ist mit Közi? Ich dachte ihr seid beste Freunde?“ Wieder trafen sich die Blicke. „Willst du nun mit mir darüber reden oder soll ich wieder gehen?“ „Klar will ich. Aber ich kann dazu doch am allerwenigsten sagen.“, stellte er ernüchternd fest. „Hör mir…einfach zu.“ Und so begann Mana zu erzählen und sein Herz auszuschütten. Diverse Erinnerungen trieben ihm wieder die Tränen in die Augen, woraufhin Shue ihn tröstend in seine Arme zog, was der Schwarzhaarige überraschenderweise nicht nur zuließ, sondern auch noch förderte, da er den Körperkontakt förmlich suchte, sich an den rothaarigen Drummer schmiegte. Shue hatte sich geirrt. Tränen standen diesem Kerl doch. Viel zu gut um ehrlich zu sein. Dann, etliche Stunden später, war es wieder still. Mana lag in den Armen des Drummers und starrte in den schwarzen Bildschirm, während Shue dem Gitarristen durch das pechschwarze Haar fuhr. Nach einer Weile richtete Mana sich wieder auf. „Ich sollte jetzt besser gehen.“ Shue schüttelte daraufhin den Kopf. „Kommt gar nicht in Frage. Es regnet immer noch wie aus Eimern und du bist zu Fuß hier. Ich bring dich in mein Bett und du bleibst über Nacht.“ Der feminine Rothaarige hatte sich erhoben, sodass Mana jetzt zu ihm aufsah. Shue sah nicht so aus, als ob er jetzt eine Widerrede dulden würde und Mana selbst war zu müde um zu widersprechen, also erhob er sich und folgte ihm brav nach oben ins Schlafzimmer. Als Mana dann zugedeckt im Bett lag und Shue den Raum wieder verlassen wollte, hielt der Schwarzhaarige sich an dem roten Bademantel fest. „Bleib bitte hier. Das Bett ist viel zu groß für mich alleine.“ Shue drehte sich überrascht zu Mana um und sah ihn überlegend an. Dann nickte er schließlich und legte sich, mit genügend Abstand, zu ihm. Die beiden waren schnell eingeschlafen. „Entschuldigt, dass wir so spät sind, wir haben verschlafen.“, erklärte Shue kurz und verbeugte sich leicht. „Ach kein Ding.“, entgegnete Kamijo und auch Yu-ki winkte nur lächelnd ab. Közi allerdings schwieg. Er war zu beschäftigt damit, sich darüber zu wundern, das Mana und Shue zusammen kamen. Und so wie es aussah, hatten sie auch die Nacht miteinander verbracht, was dem Gitarristen natürlich missfiel. Er sollte die Beiden besser im Auge behalten. „Wo ist Misaki?“, wollte Mana wissen, griff nach seiner heiß geliebten Gitarre und begann eine Melodie zu spielen. „Der holt essen. Was spielst du da?“ Yu-ki besah sich die Griffe und versuchte selbst darauf zu kommen, was der Leader spielte. „Unser neues Lied~“, entgegnete er freudig, stoppte das Spiel und teilte Notenblätter aus. „Beast of Blood?“ Yu-ki legte den Kopf schief. „Dann hast du es endlich fertig~“, entgegnete Közi lächelnd. „Das ist aber viel Englisch.“, stellte Shue fest. Kamijo grinste. „Ein Glück, dass ich nicht singen muss.“ „Ein Glück dass du WAS nicht singen musst?“ Misaki stand in der Tür und hatte seine Hände voller Tüten aus denen ein leckerer Duft an die Nasen der Anwesenden drang. „Essen, endlich! Ich war schon halb am Verhungern!“, stürmte Kamijo gleich auf Misaki zu und entriss ihm förmlich eine der Tüten. „Wieso hat das so lange gedauert, war viel los?“, wollte Yu-ki wissen und nahm ihm auch erstmal zwei der Tüten ab. Misaki nickte nur total gestresst und trug die restlichen Tüten rüber an den Esstisch. „Was gibt es denn?“, wollte Shue wissen und setzte sich an den Tisch. „Huhn auf Reis. Ich hoffe das passt allen, wenn nicht, beschwert euch bei Kamijo.“, entgegnete Misaki grinsend und setzte sich ebenfalls. Nachdem jeder etwas zu essen vor sich stehen hatte oder es in Händen hielt, war es erstmal wieder ruhig im Raum. „Misaki braucht noch einen Namen.“, brach Kamijo die Stille. „Ja richtig!“ Közi sah zu Mana hin, der wiederum nur Augen für Shue zu haben schien, was ihm gar nicht passte. Und Shue? Der verhielt sich wie immer, ruhig und zurückhaltend, aber trotzdem am Gespräch interessiert, weswegen er Manas Blick gar nicht wahrnahm. „Wie wärs mit Shoki?“, schlug der Blonde vor. „Shoki?“, wiederholte Közi gespielt entsetzt und sah Kamijo an. „Das passt doch mal überhaupt nicht.“ Yu-ki nickte zustimmend. „Was ist mit Saki?“, schlug Yu-ki vor. Közi kicherte. „Oder gleich Misa.“ Misaki selbst rollte nur mit den Augen und aß weiter. „Was meinst du, Mana?“ Der Angesprochene reagierte nicht und starrte weiter vor sich her. „Mana?!“ Yu-ki, der neben ihm saß, hatte ihn leicht angestubst, woraufhin dieser wieder zu sich kam. „Was?“ „Ein Name, für Misaki.“ Manas Blick glitt hinüber zu Besagtem und sah ihn musternd an. „Wie wäre es mit Klaha?“ „Das klingt gut!“ Die Mehrheit war sich einig. „Moment mal! Es geht hier doch um Misakis Künstlernamen. Er sollte selbst entscheiden, wie er heißen möchte. Ich meine, vielleicht gefällt ihm Shoki viel besser?!“ Erwartungsvoll sah der Blondschopf zu Misaki hin, der gleich mit dem Kopf schüttelte. „Ich bin mit Klaha einverstanden.“ „Gut, dann wäre das ja auch geklärt.“ Mana erhob sich und warf einen kurzen Blick in die Runde. „Shue, kommst du bitte mit, ich muss mit dir reden.“ Der Rothaarige sah überrascht auf, nickte aber gleich und erhob sich ebenfalls um Mana zu folgen. Die beiden verschwanden im Raum nebenan. „Was die wohl zu bereden haben?“, fragte Kamijo in die Runde. „Pft. Wen interessiert das?!“, keifte Közi zurück und verschränkte genervt die Arme. Die Anderen sahen ihn verwirrt an. „Was ist denn mit dem los?“, flüsterte er fragend zu Yu-ki, der seinen Freund eine Weile lang betrachtete und dann seufzte. „Eifersucht, glaube ich.“ „Wieso sollte er auf Shue eifersüchtig sein?“ Kamijo begriff nicht ganz. „Das weiß ich auch nicht. Vielleicht reimt er sich ja irgendeinen Blödsinn zusammen, weil Mana und Shue heute zusammen gekommen sind.“ „Na und? Deswegen muss doch zwischen den Beiden nicht zwangsläufig was gelaufen sein.“ Yu-ki nickte. „Richtig. Aber versuch das mal Közi zu erklären~“ „Was gibt’s?“ Shue lächelte sein Gegenüber an und wartete ab, was ihm dieser zu sagen hatte. „Na ja…“, begann dieser schließlich. „Eigentlich wollte ich mich ja nur bei dir bedanken. Es tat gut mich auszusprechen. Danke, dass du mir zugehört hast…“ Er ging auf Shue zu und umarmte ihn zärtlich. Mit einem Mal wurde dem Rothaarigen ganz anders. Er begann am ganzen Körper zu zittern, was natürlich auch Mana nicht verborgen blieb. „Du…zitterst ja…“ Shue nickte zaghaft und sah Mana an. „Mein…Herz schlägt auch wie verrückt…“ Nun sah ihn Mana mit geweiteten Augen an, ehe er sich erlaubte, seine Hand auf seine Brust zu legen, um diese Aussage zu überprüfen. Und tatsächlich, Shues Herz raste. Es rannte ihm ja beinahe davon. Und es schien, als würde sich Manas Herz diesem Rhythmus im selben Moment anpassen. Das letzte Mal fühlte er sich so, als er in Kamis Armen lag, doch er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Um es herauszufinden, gab es nur einen Weg. Also fackelte er nicht lange und küsste Shue so zärtlich, wie er jahrelang nur Kami geküsst hatte. Und er fühlte sich wohl dabei. Shue dagegen war total überfordert. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Körper verkrampfte sich erschrocken. Wie zur Statue erstarrt stand er dem Schwarzhaarigen gegenüber, schmeckte Manas Lippen auf den eigenen. Dann löste sich der Schwarzhaarige wieder und sah Shue abwartend in die Augen. Dieser brauchte seine Zeit um überhaupt darauf zu reagieren. „Mana….ich….ich…“ Er brachte keinen vernünftigen Satz über seine Lippen. Mana lächelte verstehend. „Gomen. Das ging dir jetzt zu schnell, habe ich Recht…?“ Er nickte zustimmend. „Vor…allem…war das total unerwartet…überhaupt, das ich auf einmal so auf deine Umarmung reagiere…Gestern Nacht war da nichts dergleichen…“ Mana lächelte und legte eine Hand auf Shues Wange. „Es ging mir genauso. Es war plötzlich da, als hätte es nur geschlafen.“ Der Rothaarige kaute auf seiner Unterlippe und sah verlegen zur Seite. „Ich…war noch nie wirklich verliebt. Woher weiß ich, dass ich es jetzt bin?“ Mana konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, war Shue seinem Kami doch gerade so verdammt ähnlich. „Mach es wie ich. Finde es heraus und küss mich~“ Nun wurde der Rothaarige richtig verlegen und die Farbe seines Gesichtes passte sich beinahe schon derer seiner Haare an. Er atmete einmal tief durch, ehe er seine Hände auf Manas Hüften platzierte, ihn langsam, aber bestimmt näher zu sich zog, seinem Gesicht mit dem eigenen immer näher kam und letztendlich Manas Lippen versiegelte. Der Schwarzhaarige schlang seine Arme um Shues Nacken, hielt ihn so ganz dicht bei sich, während er den Kuss erwiderte. „Mana, ich hab ein riesengroßes Problem mit diesem Text. Ich bin doch so grottenschlecht in eng-“ Klaha war in den Raum gekommen und hatte die beiden praktisch auf frischer Tat ertappt. Allerdings war ihm das weitaus peinlicher, wie Mana und Shue selbst. Der Rothaarige grinste nur bis über beide Ohren, ging auf den Sänger zu, riss ihm den Text aus der Hand und meinte „Komm mit, ich helf dir dabei“. Mana sah den beiden lächelnd hinterher, ehe er ihnen folgte. „Mana?!“ Der Angesprochene drehte sich zu Közi um. „Was gab es denn so Wichtiges zu besprechen?“ Als er die Eifersucht wahrnahm, die in seiner Stimme mitschwang, zog er der Angesprochene ihn etwas von den Anderen weg. „Közi ich…“, begann er dann leise, traute sich nicht, seinem besten Freund in die Augen zu sehen. Mana wusste ja, was Közi für ihn empfand. Und er wusste auch, dass dieses Empfinden schon jahrelang anhielt. „Du…liebst ihn, hab ich Recht?“ Nun klang Közi verletzt. Doch was anderes zu tun, als zu nicken oder die Frage mit einem ‚Ja’ zu beantworten, wäre gelogen und seinen besten Freund belog man nicht. „Warum…Warum er und nicht ich? Warum kannst du denn nicht MICH lieben?“ Zum ersten Mal in etlichen Jahren sah Mana Közi, den Mann, der noch nicht mal auf der Beerdigung Kamis eine Träne vergoss, weinen. „Es…tut mir so leid Közi. Unsere…tiefe Freundschaft hat es mir nicht erlaubt, mich in dich zu verlieben. Das hat nichts mit dir zu tun, du bist ein fantastischer Mensch!“ Közi schüttelte heftig den Kopf. „Hör auf zu lügen, natürlich hat es was mit mir zu tun. Du warst mit Kami doch fast genauso gut befreundet…“ „Das ist nicht wahr, Közi. Ich habe noch nie für jemanden mehr Freundschaft empfunden, als für dich. Du BIST ein fantastischer Mensch und wenn du endlich mal deine Augen aufmachen und nicht nur mich ansehen würdest, dann wüsstest du, dass es genügend Menschen gibt, die das genauso sehen und anders als ich mit dir zusammen sein können, ja es vielleicht sogar wollen.“ „Pfft..“ Közi wand sich ab. „Das sagst du doch jetzt bloß so, um mich ruhig zu stellen.“ Mana schüttelte den Kopf, kam einige Schritte näher und beugte sich zu Közi nach vorne. „Sieh doch mal rüber zu den Anderen…“ Közi tat, was Mana verlangte und sah hinüber zu den Anderen. Für wenige Hundertstelsekunden traf er genau Yu-kis Blick. Dieser reagierte aber schnell und wand sich ertappt ab und tat so, als wäre er an dem Gespräch zwischen den anderen Dreien beteiligt. „Yu-ki?!“ Mana nickte. „Er sieht dich oft so verliebt an.“ Wieder hastiges Kopfschütteln seitens Közi. „Quatsch. Der schaut doch ganz normal. Außerdem habe ich mit ihm immer über dich geredet und wie wahnsinnig ich dich liebe. Er hat mir viele Tipps gegeben und sich nie beschwert. Wenn er mich lieben würde, hätte ich das doch gemerkt.“ Mana seufzte. „Was habe ich denn getan, als ich von deinen Gefühlen noch nichts wusste und mich nicht traute, Kami meine Liebe zu gestehen?“ Közi sah Mana überlegend an, ehe er antwortete. „Du hast mit mir darüber gesprochen und ich hab dir…Tipps…“ Er sprach nicht weiter, sah Mana an. „Und wieso hast du das getan?“ „Weil ich für dich da sein wollte. Und weil ich mir für dich wünschte, dass du glücklich bist…“ Mana sah Közi fest an, während Közi selbst unter diesem Blick innerlich total zusammenbrach. Das war wieder einer der Momente, an denen er es hasste, wenn Mana Recht hatte. „Was erwartest du denn jetzt von mir?!“ Mana zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Vielleicht sollte er von dir erfahren, was zwischen mir und Shue läuft? Er wird sich ganz bestimmt gut um dein gebrochenes Herz kümmern…“ Közi sah tief in Manas Augen, nahm auch dessen Versuch zu lächeln wahr, ehe er selbst warm lächelte, sich umdrehte und hinüber zu den Anderen ging. „Es tut mir leid, Közi…“, wisperte Mana ihm nach, blieb noch eine Weile abseits stehen und betrachtete das Szenario. Er lächelte, ehe er sich dann zu dem Grüppchen begab und ein freudiges „Leute, wir haben ein Lied einzuüben!“, von sich gab. The End. In memories of Kamimura Ukyou († 21.june.1999) - We will never forget! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)