Vergessene Liebe von Yatonii- (Robin x ???) ================================================================================ Kapitel 1: Die Suche hat ein Ende --------------------------------- Ich wusste nicht, wie lange ich schon auf der Suche nach ihnen war. Monate? Oder sogar Jahre? Was fragte ich mich das eigentlich? Ich wusste die Antwort ganz genau. Heute auf den Tag genau waren es neun Jahre. Hätte ich an jedem Tag eine Kerbe in einen Baum geschnitten, wäre dieser mittlerweile wahrscheinlich nur noch ein winziger Zahnstocher. Doch nun sollte meine Suche endlich ein Ende haben. Ich sah ihr Schiff ruhig auf den Wellen treiben. Ob sie bereits alle schliefen? Nein. Da war eine Bewegung. Das war der blonde Koch der Crew. Sanji. Mittlerweile wusste ich so ziemlich alles über jeden Einzelnen der Crew. Das Wissen hatte ich mir über all die Jahre angeeignet. Der arme Kerl musste mit Garantie Nachtwache schieben. Ich schüttelte den Kopf. Wer sollte die Strohhüte hier schon groß angreifen? Die Insel war verlassen, soweit ich das wusste. Immerhin hielt ich mich hier schon einige Tage auf und kannte mittlerweile jeden langweiligen Grashalm auf diesem Fleckchen Eiland. Doch das änderte nun wenig an meinem Problem. Was sollte ich nun, nachdem ich mein jahrelanges Ziel endlich erreicht hatte, tun? Das ist genau der Punkt, den ich bisher immer verdrängt und vor mir hergeschoben hatte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ich sie wirklich wiederfinden würde. Wie ich so etwas hasste. Verdammt. Ich schlich näher an das Schiff heran, um mich zu vergewissern, dass ich wirklich das Richtige angetroffen hatte. Und dann sind sie auch noch zu mir gekommen, ohne dass ich irgendetwas getan hatte. Würde ich ein gläubiger Mensch sein, so hätte ich mich jetzt wahrscheinlich bei Gott für diese Fügung bedankt. Das fiel dann wohl weg. Aber glücklich war ich trotzdem. Auch wenn ich jetzt dastand wie bestellt und nicht abgeholt. Ein lautes Knacken zerriss die Stille um mich herum. Verdammter Mist! Seid wann liegen hier ausgedorrte Äste herum? So viel zu: Ich kenne die Insel wie meine Westentasche. Ich hob schnell meinen Blick, um nachzusehen, ob der Koch das Geräusch ebenfalls gehört hatte. Sein Gesicht war in meine Richtung gewandt. Scheiße! So viel zu Schicksal und göttliche Fügung. Ich duckte mich hinter einem Gestrüpp, das in der Nähe von mir vor sich hinwucherte. Zum Glück war das eine sehr grüne Insel, sonst wäre ich wohl schon längst aufgeflogen. Und jetzt als Gefangener zu enden, wäre äußerst ärgerlich. Der Blonde schaute ja immer noch hierher. Zeit zum gehen. Und zwar unauffällig! Ich zwang meine Füße und meine müden Augen auf alles zu achten, was weitere auffällige Töne von sich geben könnte. Zum Glück gehorchten meine Körperteile noch meinem Gehirn und befolgten deren Anweisungen. Nach etwa zehn Minuten Marsch fand ich meine kleine Nussschale am Uferrand liegen. Genau dort, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich ging an Bord und ließ mich in meine Hängematte fallen, um kurze Zeit später auch schon im Land der Träume zu verschwinden. Kapitel 2: Nicht nach Plan -------------------------- Ich war an diesem Morgen schon sehr früh wach. Kaum hatten die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht gekitzelt, war ich hellwach. Es war auch nicht schwer gewesen. Ich hatte die halbe Nacht lang wach gelegen, in den unendlichen dunklen Himmel geschaut und darüber nachgedacht, wie ich den nächsten wichtigen Schritt bewerkstelligen sollte. Ich war natürlich zu keiner Lösung gekommen, die für mich irgendwie machbar und durchsetzbar wirkte. Ohne Plan und genügend Schlaf kramte ich in meinem Vorratsschrank, auf der Suche nach etwas Essbarem. Das einzige was ich finden konnte war ein Brotknust und ein letzte Stückchen Käse. Ich wollte gar nicht wissen wie alt es war, sonst würde ich wohl noch auf den unklugen Gedanken kommen, auf das Frühstück zu verzichten. Ich brauchte meine Kräfte jetzt mehr denn je. Nach dem Motto ‚Augen zu und durch’ aß ich das durchgeweichte Stück Brot. Der Käse war mir nun doch nicht geheuer. Nachdem ich mein Mahl beendet hatte, schlich ich zurück zu dem Platz, an dem ich ihr Schiff entdeckt hatte. Bloß aufpassen, dass die hier nicht bereits herumstromerten. Das würde jetzt noch fehlen. Aber was nun? „SANJI! Ich hab Kohldampf!“, hörte ich es vom Schiff aus. Das musste der Strohhut sein. Ja kein Zweifel. Der Strohhut war bis hierher zu erkennen. Ich verbarg mich im Schatten der naheliegenden Bäume. Danach war nur noch lautes Geschepper und Gezeter zu hören. Was ging denn da ab? Völlig in meine Gedanken vertieft, wie sich solch merkwürdige Bande einen derartigen Namen auf der Grandline machen konnte, bemerkte ich nicht, wie sich eine Gestalt an mich heranschlich. „Was tust du da!?“ Ich drehte mich zu der rauen Stimme um. Ein junger grünhaariger Mann stand direkt vor mir und musterte mich mit wachsamem Blick. „Lorenor Zorro nehme ich an?“ Ich hatte meine Überraschung schnell wieder in den Griff bekommen. Darin war ich über die Zeit hinweg Meister geworden. „Wer will das wissen?“, bohrte er weiter nach. Kein Funken Freundlichkeit war in seinen grünen Augen zu erkennen. Wieso musste mich gerade der Vize der Bande beim Spionieren erwischen? „Ich bin ein Reisender. Probleme damit?“ „Na klar.“ Er glaubte mir kein Wort. Ich sah es an seinem Blick. Distanziert und wachsam. „Weißt du was? Ich würde liebend gerne noch mit dir Plaudern aber ich habe leider keine Zeit.“ Ich versuchte an ihm vorbeizugehen. Aber er stellte sich mir in den Weg und es war kein Vorbeikommen. „Keine Zeit, ja?“ Er machte eine nachdenkliche Miene und strich mit dem Fuß über den weißen Sand. „Mh..das ist wirklich sehr merkwürdig. Ich könnte schwören, dass hier gestern jemand war.“ Ich folgte seinem kritischen Blick und sah die kaum mehr erkenntlichen Fußspuren, die sich im Sand abzeichneten. Wie kann man so dermaßen aufmerksam sein? Gut für die Strohhüte, aber ganz sicherlich nicht gut für mich. „Woher willst du wissen, dass es meine sind?“, fragte ich ihn. Ich hatte verloren. Ich wusste, dass es hier niemand anderen auf der Insel gab außer ihnen und mir. Und genau dieser Fakt, den ich all die Zeit zuvor sehr begrüßt hatte, wurde mir nun zum Verhängnis. Ich hatte keine Ahnung wie es geschehen konnte. Noch vor wenigen Stunden hatte der Tag so gut begonnen. Na ja, wenn wir uns das dürftige Frühstück wegdachten, dann war der Tag wirklich ganz gut gestartet. Doch dann traf ich auf den Schwertkämpfer. Anfangs haben wir noch nett geplaudert und auf einmal war ich hier. In einem kleinen eisernen Käfig, irgendwo unter Deck. Abgesperrt vom Sonnenlicht und frischer Luft. Irgendetwas war sehr schief gegangen. Doch was? „Seid wann nehmen wir denn Gefangene?“, hörte ich eine aufgeregte Stimme rufen. Die weibliche, etwas schrille Stimme kam vom Deck des Schiffes. „Er hat uns ausspioniert!“, rief eine andere. „Ausspioniert? Ist er von der Marine?“ Die Stimme bebte ja förmlich vor Panik. Ich? Ein Marinesoldat? Hach! Das ich nicht lache. „Ich denke nicht. Er war zu schwach.“ SCHWACH? Hat der Kerl mich eben schwach genannt? Okay, das war genug. Sobald ich mich aus diesem einengendem Käfig befreit hätte, knallt es. Wo wir bei dem nächsten Problem wären. Wie kam ich hier wieder raus? Die Fesseln saßen fest und schnitten mir in die Handgelenke. Auch meine Hakenschwerter hatten sie mir genommen. Wenn die irgendetwas mit ihnen anstellen dann...dann... Ich konnte den Gedanken nicht zuende führen. Ich hatte das Gespräch, welches oben immer lauter geworden und in eine Diskussion ausgebrochen war, nicht weiter verfolgt. „Wir fragen ihn am besten selbst. Jungs, holt ihn nach oben.“ Bevor ich noch irgendetwas tun konnte, um diesen Verhör zu entgehen, war auch schon die Luke aufgesprungen und grelles Sonnenlicht schien mir in die Augen. Ich blinzelte, um wenigstens ein bisschen erkennen zu können, denn meine Hände konnte ich nicht zum abschirmen nutzen. Mein Käfig wurde geöffnet und der Koch zog mich grob aus meinem Gefängnis. „Geht’s auch vorsichtiger?“ Ich bekam nur ein unfreundliches Knurren zurück. Ich deutete das als ein Nein. Ich wurde unsanft die Treppe hochgezogen und auf dem Deck fallen gelassen. Es ist furchtbar keine Arme zu haben. Man fühlt sich unendlich hilflos und schwach. So gut es eben ging versuchte ich mich aufzurappeln. Ich kam mir wie eine orientierungslose Raupe vor. „Das ist der Kerl?“, fragte die Frau. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich war mir sicher, dass es die Navigatorin war. „Ja.“ Wie viele Leute standen hier eigentlich? Ich konnte fünf Schatten ausmachen, heißt das zwei fehlten. Bevor ich auch nur feststellen konnte wer alles vor mir stand, wurde ich aufgerichtet und an die Rehling gelehnt. Immerhin konnte ich nun alles überblicken. Ein relativ kleiner Trost. „Wer bist du?“ Die Orangehaarige hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und sah mich mit wenig freundlichem Blick an. Wieso wird man überall stets als Feind begrüßt? „Was geht dich das an?“ All meine Freundlichkeit war wie weggeblasen. Nicht nur, dass ich angegriffen und wie ein Kanarienvogel in einen Käfig gesperrt wurde. Jetzt ging dieses Verhör schon in die zweite Runde. Ich ließ mich auf keine einzige ihrer Fragen ein. Nannte ihnen nicht meinen Namen, meinen Beweggrund, warum ich auf der Insel war und weiß Gott, was die noch alles wissen wollten. Irgendwann hatte ich abgeschaltet und hielt meinen Mund geschlossen. Von mir würden die so schnell nichts erfahren. Gewiss nicht! „Wir sind zurück.“ Mir gegenüber erschienen zwei kleine Hufe, die einen kleinen mit Fell überzogenen Körper hochzogen. Das Renntier hatte einen pinken Hut auf. Ein Tier mit nem Hut? „Wir haben eine Wasserquelle hier ganz in der Nähe gefunden.“, erzählte er stolz. „Wir haben die Wasservorräte aufgefüllt.“ Ich guckte nicht schlecht, als er sich plötzlich in einen Riesen verwandelte. Gut. Mir war nun eindeutig klar, dass diese Bande alles andere als normal war. Wieso hab ich von diesem Mitglied nie etwas Genaueres in Erfahrung bringen können? Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn ein dutzend schlanke Arme die aus den Bodenplanken wuchsen und schwere Wasserkrüge trugen, zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Hatte sich mein Ziel, mein Wunsch wirklich erfüllt? Nachdem alle Krüge beiseite geschafft wurden, kam die Person an Bord, die ich fast ein Jahrzehnt lang unermüdet gesucht habe. „Guck mal, Robin. Wir haben einen Spion gefangen.“, rief der Kapitän ihr erfreut zu und strahlte über beide Ohren. Sie ließ sich den letzten Tontopf von unten reichen und sah dann auf den besagten Gefangenen. Mich. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, als der mit Wasser gefüllte Behälter aus ihren Händen glitt und laut klirrend auf dem Boden zersprang. Alle drehten sich überrascht zu der Schwarzhaarigen um, die wie erstarrt dastand. „Robin? Was ist denn los?“, fragte Nami ihre Freundin vorsichtig. Doch Robin gab ihr keine Antwort. Sie sah mich mit geweiteten Augen an. Erst nach ein paar Sekunden erlangte sie ihre Fassung wieder und bückte sich, um die Scherben aufzuheben. Die Frage ihrer Freundin schien sie zu ignorieren. Chopper und Sanji eilten ihr schnell zur Hilfe. „Alles in Ordnung mit dir, Robin?“ Der kleine Elch sah fragend zu ihr hoch. Sie lächelte ihn nur an und sagte: „Ja, es ist Nichts. Er muss mir irgendwie weggerutscht sein.“ Ich beobachtete das Geschehen weiter. Robin würdigte mich keines Blickes mehr und verschwand mit dem Scherbenhaufen in der Kajüte. Ich folgte ihr mit meinem Blick. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah ich wieder gerade aus und wurde von sechs stechenden Augenpaaren angestarrt. „Das hast du doch zu verantworten.“ „Sag uns endlich wer du bist!“ „Woher kennst du Robin?“ Alle redeten auf mich ein, so dass ich gar nicht wusste, wem ich zuerst zuhören sollte. „Wir kennen uns nicht.“ Robin war zurück gekommen und stellte sich zu den anderen. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich ihr glatt abgenommen, dass ich ein Fremder für sie war. Aber ich wusste es eben besser. Sie sah mich nur einen Moment lang an, doch ich konnte keinen Funken Freude oder der gleichen in ihren blauen Augen finden. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, doch irgendwie traf mich das härter, als ich es mir all die Jahre ausgerechnet hatte. „Sie hat Recht. Ich hab sie nie zuvor in meinem Leben gesehen.“ Meine Zunge gehorchte mir nicht mehr. Sie tat nicht mehr das, was ich ihr vergeblich zu befehlen versuchte. Ich wünschte sie würde hinter meinen Zähnen weggesperrt bleiben und keine Töne mehr von sich geben. Wieso half ich mit bei diesem Spiel? „Na schön. Du willst nicht reden.“ Der Junge mit dem Strohhut beugte sich tief über mein Gesicht. Huch, der war ja auf einmal richtig ernst. „Aber glaub nicht, dass ich dir das durchgehen lasse.“ Ich sagte dazu gar nichts mehr. Was hätte ich auch antworten sollen? Ich wusste nicht einmal wovon er sprach. Und was überhaupt durchgehen lassen? Es war wirklich schlimm, dass ich mich nicht zurückerinnern konnte. Der Vorfall mit diesem Zorro war komplett gelöscht, als hätte sich ein riesiges schwarzes Loch in meinem Gehirn ausgebreitet, welches jede einzelne Erinnerung an die vorherigen Stunden verschlang. Meine Situation hätte nicht schlechter sein können. „Du wirst schon noch sprechen.“ Mit einem Kopfnicken signalisierte er dem Blonden mich zurück in mein Loch zu sperren. Zurück in die Dunkelheit. Welch ein Tag. Kapitel 3: Stille ----------------- Ich versuchte vergeblich zu schlafen. Die Kühle der Nacht hatte sich längst um mich gelegt und ich fror in meiner dünnen Kleidung. Auf meiner Nussschale hatte ich wenigstens eine Decke. Aber hier blieb mir nichts. Ich starrte stundenlang in die Dunkelheit. Ich wusste gar nicht, dass mich die Dunkelheit so sehr stören konnte. Eigentlich war ich ein Anbeter der Dunkelheit. Sie verbarg einen und bot guten Schutz. Außerdem hatte sie eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich entspannte mich schnell, sobald der Himmel seine schwarze Decke über mich ausbreitete. Doch heute nicht. Ich hockte in meinem Käfig und lehnte mit meiner Stirn an den kalten Stäben. Ich hatte die Augen geschlossen. Der vergebliche Versuch einzuschlafen, um mich wenigstens ein wenig von den unerklärlichen Ereignissen des Tages zu erholen. Der kleine Arzt der Bande hatte mich vorhin auf meine Wunden aufmerksam gemacht, die ich erst jetzt wirklich spürte. Das würde dieser Schwertkämpfer noch wiederbekommen. Das schwor ich mir. In den Tiefen meiner Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie sich die Luke zum Deck leise öffnete. Das grelle Mondlicht schien in mein Kellerloch und spendete nur ein spärliches Licht. Doch das Geräusch einer knarrenden Treppenstufe holte mich in die Wirklichkeit zurück. Widerwillig öffnete ich meine müden und erschöpften Augen und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Anfangs erkannte ich gar nichts und es war auch kein Geräusch mehr zu hören. Hatte ich mir das eingebildet? Wundern würde mich dieser Zustand mittlerweile nicht mehr. Aber woher kam dann das Licht? Ich blickte weiter in die Richtung der Stufen. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die neue Lichtquelle und ich konnte schemenhaft die Gegenstände erkennen, die im unteren Teil des Schiffes gelagert waren. Aber das interessierte mich nun überhaupt nicht. Irgendjemand stand auf der Treppe. Ich konnte die Umrisse von Beinen erkennen. Nur wem gehörten die? Langsam bewegte sich der Körper nach unten. Jeder Schritt sah bedacht aus. Als würde der Besitzer dieser Beine versuchen, jedes mögliche Geräusch so gut es geht zu verhindern. Meine Augen waren verengt, um möglichst Genaueres erkennen zu können. Ich schloss die Augen einen kurzen Moment. Vielleicht bildete ich mir das ja doch nur alles ein. Was spielte einem der Verstand gerne für Spielchen? Nein. Das waren keine Einbildungen. Die Schritte verstummten. Ich öffnete die Augen erneut. Die Person war nun die gesamte Treppe hinuntergeschritten, doch ich konnte weiterhin nur die Umrisse erkennen. Täuschten mich meine Augen? Die Silhouette der Frau, war mir bekannt, wie keine andere. Wie starr sie dort stand und in meine Richtung blickte. Auch wenn ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte, es waren keine freundlichen Augen, die mich aus der Dunkelheit ansahen. „Robin…“ Meine Stimme war nur ein Flüstern. Ein leiser Ausruf, als müsste ich mich selbst davon überzeugen, wer zu mir gekommen war. Keine Regung. Sie bewegte keinen Muskel. Ich seufzte innerlich. Hätte mich jetzt auch sehr gewundert, wenn sie mir geantwortet hätte. Wie lange schwiegen wir uns nun schon an? Ich wusste es nicht. Es kam mir wie eine nie endende Ewigkeit vor. Ich hatte mir viele Situationen vorgestellt, wie ich ihr gegenüber stand nach all den Jahren. Aber diese kam mir nicht in den Sinn. Oder ich wollte mir so eine Situation nie vorstellen. Und jetzt wusste ich auch wieso. Es war unerträglich. Nach weiteren Minuten des Schweigens, man hätte eine Nadel auf den Boden fallen hören können, seufzte ich einmal schwer. „Ich wünschte unser Zusammentreffen wäre anders verlaufen.“ Ich sagte das eher zu mir selbst, aber mir war bewusst, dass sie es verstehen würde. Anstatt mir zu antworten, ging sie mit leisen Schritten auf mich zu. In einer Hand hielt sie einen kleinen silbernen Schlüssel. Nach wenigen Sekunden stand sie vor meinem Gefängnis und schloss mit einer schnellen Handbewegung das Schloss auf. Klickend öffnete es sich und ich war frei. Fehlten nur noch meine Hände. Ich kroch aus dem Käfig heraus und hielt Ausschau nach meinen Schwertern. Doch das war in diesem schwachen Licht schwieriger, als ich mir das gedacht hatte. Nach kurzem Suchen hatte ich sie dann doch gefunden und konnte meine Fesseln mit einem geschickten Schnitt loswerden. Ich drehte mich zu Robin um. Aber sie war nicht mehr da. Wie… wie war sie so schnell und vor allem so leise verschwunden? Sie hatte sich wirklich kaum verändert und hatte das Verschwinden weiter perfektioniert. Leise wie eine Katze auf Samtpfoten. Wie konnte ich das vergessen? Nachdem ich meine Schwerter sicher verwahrt hatte, ging ich an Deck. Ich hatte wirklich genug von diesem Loch hier. Ich sah mich genauer auf dem Schiff um. Vorhin hatte ich ja wenig Gelegenheit dazu. Das Schiff war nicht besonders groß und der Kahn hatte auch schon einiges mitgemacht. Das es überhaupt noch fuhr war wirklich unglaublich. Mein Blick blieb dann doch bei Robin hängen, die an dem Lammkopf vorne am Bug stand. Am liebsten würde ich einfach gehen, doch meine Beine trugen mich in ihre Richtung. Wieder gehorchte mir mein Körper nicht. Wieder tat er nicht das was er sollte. Nämlich schnell das Weite suchen. „Robin ich…“ „Was willst du hier?“ Ihr barscher Ton ließ mich zusammenzucken. Ich stoppte etwa zwei Meter vor ihr und sah auf ihren Rücken. Ihre Hände umklammerten die Reling. Ihr Blick war auf das endlose Meer gerichtet. Was ich hier wollte? Ich bin durch unendliche Meere geschippert, musste mich sowohl gegen die Marine, die seid längerem hinter mir hier war, als auch gegen blutrünstige Freibeuter und Piraten behaupten. Und das alles nur um sie zu finden. So gerne ich ihr das alles gerne einfach sagen würde, ich konnte nicht. Meine Zunge war taub. Sie konnte keine Worte finden, die ich ihr nach all den Jahren gerne sagen würde. Konnte nicht das ausdrücken, was ich fühlte. Warum ich hier war. „Ich…“ Wo waren sie hin? All die Worte die ich mir über die Zeit auf dem Meer zurechtgelegt hatte, um sie ohne großes Zögern sagen zu können, falls ich ihr über den Weg laufen sollte. Nun war der Augenblick gekommen. Und mein Wortschatz war auf Null geschrumpft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)