Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 12: Unerwartete Hilfe ----------------------------- Das konnte doch nicht sein? Hatte Schwester Joy nicht gesagt, Itsuki wäre schon längst weiter gereist? Dann musste er lange im Eichwald trainiert haben… Faith presste die Holzscheite gegen ihren Körper. „Itsuki…“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein vorsichtiges Flüstern, während sich ihre Beine schließlich in Bewegung setzten und sie zum Waldrand rannte, wobei sie immer schneller wurde. „Itsuki?“ Der Junge horchte kurz auf, blieb stehen und drehte sich zu der Quelle seines Namens um. „Faith?“, fragte er etwas irritiert und breitete die Arme aus, als das Mädchen das Holz fallen ließ und zu ihm rannte, sich in seine Arme stürzte. „Itsuki! Du bist es wirklich!“ „Faith, was ist los?“ Er schob sie ein Stück von sich weg und musterte sie mit seinen eisblauen Augen, in denen eine Spur von Besorgnis lag, wie es schon der Fall gewesen war, als er Faith mit Fieber an der Treppe aufgefangen hatte. „Du bist so… anders“, stellte der Junge recht schnell sachlich fest und hob eine Augenbraue, während er sie prüfend musterte. „Es geht um Mira“, stammelte Faith und ihr fehlten das erste Mal wirklich die Worte, um das ausdrücken zu können, was sie sagen wollte. Ob es einfach daran lag, dass Itsuki ihr nun zuhörte und sie sich bei ihm ausheulen konnte, oder daran, dass es tatsächlich der kühle Itsuki war, der hier vor ihr stand, wusste sie nicht. „Was ist mit ihr?“ Faith seufzte, kehrte Itsuki kurz den Rücken und sammelte ihre Holzscheite wieder auf, die sie in dem Ansturm von Emotionen fallen gelassen hatte. Noch während sie das tat, antwortete sie ihm. „Sie ist völlig fertig und ich habe Angst, dass es meine Schuld ist.“ Mit voll beladenen Armen kehrte sie zu ihm zurück und hatte sich schnell wieder gefangen. „Sie sitzt in ihrem Zelt und weint, Evoli ist bei ihr.“ „Willst du mir nicht erzählen, was genau passiert ist? Komm, ich helfe dir tragen.“ Er schnappte sich gut die Hälfte der Äste, ehe Faith protestieren konnte, dann machten sie sich gemeinsam auf dem Weg zu Faiths und Miras Lager. „Ich wollte mit ihr trainieren, aber du weißt ja, wie sie da ist. Sie wollte nicht und traut sich nichts zu. Evoli hat sich gut geschlagen, aber als sie auf mein Drängen Hunduster rausgelassen hat, hat es ihr eine Salve Glut verpasst und nicht auf sie gehört. Als ich die Kämpfe allerdings beenden wollte, kam Hunduster sofort und hat sich neben das Lagerfeuer gelegt.“ „Dann hat Hunduster ein Autoritätsproblem mit Mira. Es kann sie nicht als Trainerin akzeptieren, weil Mira sich selbst nicht als Trainerin sieht und sich dementsprechend nicht durchsetzen kann. Man muss auch mal zeigen, wo es lang geht, wenn man ein guter Trainer sein möchte. Natürlich ist es gut, seine Pokémon als Partner zu sehen, aber dennoch muss Hunduster wissen, wer die Grenzen angibt. Das ist in seinem Fall Mira.“ „Also kommt sie nicht drum rum, sich mit Hunduster auseinander zu setzen?“ Itsuki schüttelte den blonden Haarschopf, da erreichten sie auch schon das Lager und beide legten das Holz neben die Feuerstelle. „Hunduster und Mira haben noch einen weiten Weg vor sich, aber wenn Mira jetzt sich selbst aufgibt, kann sie niemals mit Hunduster klar kommen.“ Er seufzte. „Kennst du die Geschichte des Trainers Ash Ketchum und seinem Glurak?“ „Natürlich“, erwiderte Faith nickend und setzte sich auf den Boden. Jeder kannte Ash Ketchum, den berühmten Pokémonchampion aus Alabastia. Erst kürzlich war seine Ehrenteilnahme an der Silberkonferenz landesweit im Fernsehen ausgestrahlt worden, darauf folgten Interviews und Berichte. „Er hat Glurak als Glumanda erhalten, aber irgendwann hat es sich erst zu Glutexo und dann zu Glurak entwickelt. Es hat Ash nicht mehr gehorcht, weil es sich für zu stark für Ash gehalten hat. Irgendwann konnte er aber Gluraks Vertrauen gewinnen und seit diesem Zeitpunkt sind die zwei ein starkes Team.“ „Genau.“ Itsukis Blick streifte die Zelte der beiden Mädchen, dann den Stand der Sonne und kurz darauf ließ er sich neben Faith am Feuer nieder. „Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, wenn ich mit euch raste? Der Weg bis nach Lapidia ist zu weit. Wir haben schon Mittag und eine Übernachtung an den Steilhängen ist mir zu gefährlich.“ „Klar, wieso nicht“, meinte Faith lächelnd und spürte, dass sie sich wirklich darüber freute, dass Itsuki wieder bei ihnen war. „Ich wollte heute Abend einen Bohneneintopf kochen.“ „In Ordnung. Ich habe frisches Baguette, das kann ich sponsern.“ Lächelnd tätschelte Faith den Kopf von Taubsi, das sich gurrend an ihre Seite gestellt hatte. Der sonst so distanzierte Itsuki schien auf einmal nicht mehr so kühl zu sein. Er blieb freiwillig bei ihnen und erzählte mehr als einen gezwungenen Satz. Währenddessen entließ Itsuki Schneppke, Igelavar und Evoli aus ihren Pokébällen und baute sein Zelt gegenüber denen von Faith und Mira auf der anderen Seite des Lagerfeuers auf. „Vielleicht kann ich Mira helfen, indem ich mit ihr rede? Beim letzten Mal schien sie auch auf mich gehört zu haben.“ „Klar, gerne. Versuchen kannst du es.“ Er nickte daraufhin und klopfte an Miras Zelteingang. „Faith, lass mich in Ruhe“, erklang Miras Schluchzen und im Zelt bewegte sich etwas. „Ich will alleine sein.“ „Ich wüsste nicht, dass mir schon türkisene Haare gewachsen sind“, entgegnete Itsuki kühl und wartete, bis Mira hektisch den Reißverschluss runtergezogen hatte. „Hallo, Mira.“ „Itsuki?“ Ihr verwirrter Blick glitt zu Faith, die nur grinste, während Miras Wangen einen zartrosa Ton annahmen. „Was machst du denn hier? Ich- Oh, es tut mir so leid. Ich bin gerade nicht in bester Verfassung.“ Miras trauriger Blick fiel auf Hunduster, das am Feuer zu dösen schien. „Ich weiß, Faith hat mir alles erzählt. Wir haben uns zufällig am Weg getroffen, als sie Holz geholt hat. Ich werde die Nacht mit euch rasten, falls du nichts dagegen hast.“ „Nein, n-natürlich nicht.“ Beschämt senkte Mira ihren Kopf, fuhr sich durch die Haare und kletterte aus ihrem Zelt. „Ihr habt euch beide Sorgen gemacht?“ „Mira, setz dich einfach zu uns und wir vergessen das. Du brauchst Zeit und ich möchte dich nicht länger drängen. Aber wenn du dich traust, mit Hunduster zu arbeiten, kriegst du bestimmt einen so tollen Partner wie Ash Ketchum sein Glurak hat.“ „Hm…“ Mira krabbelte ans Lagerfeuer und setzte sich neben Faith auf den Boden. „Meinst du?“ „Klar“, sprachen Faith und Itsuki aus einem Mund und alle drei Trainer blickten daraufhin zu Hunduster, das den Kopf gehoben hatte. „Hunduster, denkst du, wir zwei werden ein Team?“ Abwartend betrachtete Mira ihr Pokémon, das nur kurz seine Lefzen hochzog und sich ansonsten nicht weiter rührte. Keine Zustimmung, aber keine grundsätzliche Ablehnung. Außerdem war es auch nicht wieder abgehauen, das wertete Mira als Fortschritt und seufzte. „Gut, ihr habt mich überredet. Ich versuche es – aber noch nicht jetzt.“ Schweigend nahm sie ihr Evoli auf ihren Schoß und strich durch das braune Fell ihres Starters. Den Rest des Tages verbrachten sie damit, den Bohneneintopf zu kochen und ein einfaches, aber leckeres Abendessen zu zaubern. Itsuki erwies sich dabei als kein schlechter Koch, aber Mira schien einfach mit dem Kochlöffel zaubern zu können und daher überließen Faith und Itsuki ihr den Kochtopf mit dem Bohneneintopf. Obwohl Itsuki sich erst dagegen sträubte, stimmte er später am Abend sogar zu, am nächsten Tag mit den beiden Mädchen gemeinsam weiterzureisen, was sowohl Faith als auch Mira insgeheim sehr freute. Die Nacht kam und alle legten sich zur Ruhe, das Lagerfeuer knisterte vor sich hin und jeder hing beim Einschlafen seinen Gedanken hinterher. Faith stellte sich vor, wie gut sie sich noch mit Itsuki anfreunden könnten, wenn der kühle Blonde etwas mehr auftaute, wovon sie aber fest ausging. Außerdem war sie froh, dass es Mira wieder besser ging und sie versprochen hatte, in Zukunft mit Faith und Itsuki zu trainieren, um sich für ihren ersten Wettbewerb zu rüsten. Mira hatte neuen Mut geschöpft und wollte sogar in der bergigen Region hier um Lapidia nach einem Pokémon Ausschau halten, das sie fangen könnte, denn bis jetzt hatte sie noch kein einziges Pokémon selbst gefangen. Ein Teil von ihr zweifelte natürlich sofort an ihrem Können, doch der größere Teil war der Meinung, dass Itsuki und Faith ihr Kraft gaben. Und wenn es in der Wildnis nicht mit dem Pokémon klappte, wollte sie auf jeden Fall in Lapidia am Kraftwerk ihr Glück bei den Elektropokémon versuchen. Itsuki hingegen dachte nicht viel nach, drehte sich lediglich auf die Seite und betrachtete die drei Pokébälle von Schneppke, Igelavar und Evoli, die am Kopfende seines Schlafsacks lagen. Er hatte nie ein Problem damit gehabt, alleine zu reisen, doch irgendwie freute er sich auch, dass Faith und Mira ihn bei sich haben wollten. Zugegeben hätte er das jedoch nie, nur Schneppke wusste wie immer als einziges seiner Pokémon, was Itsuki dachte und fühlte. Und so ging ein weiterer Tag im Leben von Faith zu Ende. Alle schliefen seelenruhig ein und ahnten nicht, dass der kommende Tag gefährlicher werden würde, als sie jemals gedacht hätten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)