Resurrection, damnit! von LeS ================================================================================ Kapitel 4: Doktor Shirota ------------------------- Noch bevor man ihn der gesuchten Person gezeigt hatte, war er in einer Tierarztpraxis aufgewacht. Er lag auf einem metallenen Tisch und faltige, trocken-raue Hände hoben ihn hoch. "Na", sagte der Arzt, "dann wollen wir doch mal sehen, mit was wir es hier zu tun haben." "Eine Rassekatze ist es nicht, oder?", sagte Yuzuriha. Seishirou gähnte dem Arzt ins Gesicht. Er lächelte. "Nein, ein ganz gewöhnlicher, handelsüblicher Mischling." Der Arzt stierte Seishirous Körper an. Nach kurzer Zeit -- Seishirou hatte auf die Uhr gesehen, weil es ihm wie eine Ewigkeit vorkam -- nickte er. "Eine Katze." "Das wussten wir schon vorher", sagte Sorata. Der Arzt lachte und setzte Seishirou wieder auf dem kühlen Tisch ab. "Es ist kein Kater. Es ist eine Katze." "Oh", machten Sorata und Yuzuriha. Seishirou miaute und versuchte an sich herabzusehen. Er hob die Hinterbeine an und saß nur noch auf seinem Hinterteil. Den Kopf zu strecken war anstrengend, aber die Zitzen waren eindeutig. Er war eine weibliche Katze. Und dass der Arzt nach einer Spritze griff, gefiel ihm ganz und gar nicht. "Sie haben die Kleine also auf der Straße gefunden?" Der Arzt versperrte ihm die Sicht, aber seine Reaktion ließ Seishirou ahnen, dass Yuzuriha genickt hatte. "Dann werde ich sie gleich mal komplett durchchecken. Sie scheint ja recht gepflegt zu sein. Wahrscheinlich gehört sie jemandem oder wurde ausgesetzt. Viele Tiere werden in letzter Zeit mitten in Tokyo allein gelassen um sie loszuwerden. Die Krise greift um sich." Wegen dem drohenden Weltuntergang, dachte Seishirou und fragte sich, ob die beiden Himmelsdrachen den gleichen Gedanken hatten. Yuzuriha womöglich nicht, sie war jung und unschuldig. Daher also höchstwahrscheinlich an Wirtschaft und Politik nur mäßig bis gar nicht interessiert, wie ein Großteil der Weltbevölkerung unter zwanzig Jahren. "Flöhe hat sie keine", sagte der Arzt, während er Seishirous Fell durchkämmte. Es war recht angenehm aber inzwischen war er wach und einigermaßen erholt. Den Schnurrreflex wandte er gekonnt ab. "Sterilisiert ist sie allerdings noch nicht." Seishirou fauchte und fuhr die Krallen aus. Auf einen Eingriff dieser Art war er nicht vorbereitet und nicht geneigt, ihn durchführen zu lassen. "Nein, lassen Sie das!" Yuzuriha hob ihn hoch. "Das... das ist Tierquälerei." Sie drückte ihn fest an ihre Brust. Seishirou war ihr mäßig dankbar. "Sie scheint mir kein Stromer zu sein", sagte Sorata. Nein, er hatte tatsächlich nicht das Bedürfnis, Tokyo auf vier Pfoten zu erkunden und er würde sich sicherlich auch nicht schwängern lassen. Der Arzt zuckte mit den Schultern. "Na fein, zwingen kann ich niemanden dazu. Sie können aber jederzeit wiederkommen, wenn Sie es sich noch einmal anders überlegen. Doktor Shirota ist immer für alle seine kleinen und großen Patienten da." Er bedachte Seishirou mit einem sanften Blick, aus dem Seishirou meinte herauslesen zu können, dass er das Geld auch dringend brauchte. Als Tierarzt, das wusste Seishirou aus Erfahrung, war man abhängig von Kastrationen und Sterilisationen; von verrückten Tierliebhabern, denen selbst die teuerste OP nicht zu kostspielig war, um Minz und Maunz vor dem sicheren Tod zu retten. "Sonst scheint es der Kleinen gut zu gehen. Sie wirkt etwas erschöpft, aber körperlich schein alles okay zu sein. Kommen Sie nächste Woche noch einmal vorbei, damit ich sehen kann, wie sie sich entwickelt hat, ja?" Seishirou ließ ein Schnurren erklingen, als Yuzuriha sich bei dem Arzt bedankte und mit Sorata die Klinik verließ. Die Sonne schien hell, aber noch leicht türkis vom Himmel herab. Es musste Vormittag sein. Also hatte er nicht komplett verschlafen? Seishirou konnte nur mit Sicherheit sagen, dass er den Schlaf dringend gebraucht hatte um den Körper so gut es ging zu regenerieren. Dieser Doktor Shirota hatte aus gutem Grund nicht herausfinden können, warum "sein kleiner Patient" leicht benommen über seine Platte getorkelt war. Welcher Arzt würde auch die Vermutung anstellen, dass sein Patient mit einer anderen Seele aus dem Reich der Toten zurückgekehrt ist? Seishirou selbst hätte es nicht getan, Onmyouji hin oder her. "Du, Sorata?", sagte Yuzuriha. Seishirou spitzte die Ohren und verhielt sich ruhig. Yuzuriha trug ihn noch immer, obwohl ihr Griff sich inzwischen gelockert hatte, da die Gefahr einer Sterilisation nicht mehr schwer in der Luft lag. "Ja?" "Ich glaube, wir sollten Subaru die Katze geben." "Subaru!?" Sorata blieb stehen. "In dem Zustand? Der kann sich nicht mal um sich selbst kümmern!" Irgendwie war es Seishirou, als ob Sorata ein "außerdem" auf der Zunge lag. Zu seiner Enttäuschung sprach Sorata es nicht aus. Seishirou konnte sich ungefähr vorstellen, in welchem Zustand Subaru sich gerade befand. Es war mehr oder weniger seine Absicht gewesen, ihn an diesen Punkt zu bringen. Das änderte nichts daran, dass er ihn unbedingt sehen musste -- und wenn er dazu zu seinem Schmusekätzchen degradiert werden musste, dann sollte es so sein und nicht anders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)