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Synchronous Heartbeats

von

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Aching

Harry hob Hermines Zauberstab auf, den er in den Schnee hatte fallen lassen, und setzte sich wieder in den Eingang des Zeltes. „Danke für den Tee. Ich mach die Wache noch zu Ende. Geh du wieder ins Warme.“ Sie zögerte, begriff aber, dass er alleine sein wollte. Sie hob das Buch auf und ging an ihm vorbei ins Zelt. Im Vorbeigehen strich sie ihm noch einmal über den Kopf um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war, dass sie bei ihm war.

Doch so fühlte Harry sich. Alleine. Ron war weg und Hermine, dass wusste er, hatte auch nicht mehr die nötige Kraft um das alles mit ihm alleine durchzustehen. Sie versuchte zwar immer ihre Trauer und ihre Wut darüber, dass Ron sich aus dem Staub gemacht hatte vor Harry zu verbergen, doch Harry wusste, wie sie fühlte und er konnte es ihr auch nicht verkennen. Insgeheim glaubte Harry, dass Hermine ihm die Schuld dafür gab, dass Ron nun nicht mehr bei ihnen war. Sie hatte zwar nichts dergleichen zu ihm gesagt, doch manchmal hatte Harry das Gefühl, dass sie ihm, wenn sie glaubte, er würde es nicht merken verachtende Blicke zuwarf.

Hermine hatte die Kerzen, die sie im Zelt angezündet hatten gerade gelöscht, da vernahm Harry ein Kratzen oder Schaben ganz in der Nähe. Er hob Hermines Zauberstab, der sich in seiner Hand immer noch zu kalt und fremd anfühlte und murmelte „Lumos!“ . Das Licht, dass nun vom Zauberstab ausging erhellte die Umgebung, doch Harry konnte nichts erkennen. Er seufzte und nach ein paar Minuten löschte er das Licht des Zauberstabes wieder. Mit der Teetasse in der einen und dem Zauberstab in der anderen Hand saß er inmitten des Zelteingangs und versuchte sich auf fremde Geräusche zu konzentrieren und die Gedanken, die ihn in letzter Zeit immer wieder heimsuchten zu verdrängen, doch auch diesmal gelang es ihm nicht. Wieder tauchte Dumbledores Gesicht in seinem Geist auf, die blauen, fixierenden Augen auf ihn gerichtet, so als würde er von Harry verlangen, dass er die Aufgabe, die Dumbledore Harry hinterlassen hatte, so bald wie möglich löste. Wie sollte er das schaffen, jetzt wo Ron nicht mehr bei ihnen war? Vermutlich war er wieder zuhause, bei seiner Familie und ließ es sich gut gehen. Wut überkam Harry und das Medaillon, der Horkrux, den Harry noch irgendwie zerstören musste, fing an zu glühen. Harry schrie auf, als das heiße Metall ihm die Haut verbrannte.

Sofort kam Hermine aus dem Zelt gestürmt. „Harry?“ sie kniete sich neben ihn und sah in besorgt an „Was ist los Harry?“ Dann fiel ihr Blick auf das immer noch glühende Medaillon. Harry hatte die Hände an seinem Hals und zog vergeblich an der Kette, doch auch diese fing nun an zu glühen und verbrannte ihm die Finger. „Hermine..!“ keuchte er. Hermine zögerte nicht lange, griff nach der Kette und zerrte sie Harry über den Kopf. Dabei streifte die Kette Harrys Wange und ließ auch dort eine Verbrennung zurück. Harry stöhnte nur kurz auf und er griff nach dem Zauberstab, den er vor Schreck hatte fallen lassen und rief „Wingardium Liviosa!“. Die Kette, die Hermine grade noch in der Hand gehalten hatte schwebte nun genau vor ihnen in der Luft, bis Harry sie mit einem kleinen Schwenk des Zauberstabes direkt vor sich auf den Boden fallen ließ. Eine Weile lang starrten die beiden auf das Medaillon und sagten kein Wort. Schrecken und Entsetzten standen den beiden noch ins Gesicht geschrieben und erst als das Medaillon nicht mehr glühte brach Hermine das Schweigen. „Was hast du gemacht?“ , sie sah ihn vorwurfsvoll an. Harry schüttelte den Kopf und tastete die Wunden an Brust und Hals ab. Er hätte ihr gerne eine Antwort gegeben, doch leider wusste er die Frage selber nicht zu beantworten. „Harry!“, ihre Stimme bebte leicht „Hast du wieder…“, sie hielt inne und musterte ihn genau „Bist du wieder in SEINEN Geist eingedrungen? Du weißt doch-“, doch Harry unterbrach sie „Nein bin ich nicht, Hermine. Ich weiß nicht was gerade passiert ist!“ Wieder schwiegen sie. Dann stand Hermine auf und ging ohne ein weiteres Wort wieder zurück ins Zelt.

Harry wusste, dass sie ihm nicht glaubte. Sie ging davon aus, dass er wieder versucht hatte in Voldemorts Geist einzudringen um nähere Informationen zu bekommen, doch dem war nicht so. Harry hatte weder versucht in seinen Geist einzudringen, noch hatte er überhaupt wirklich an Voldemort gedacht. Er konnte sich nicht erklären, wie es zu diesem Vorfall gekommen war. Er schüttelte den Kopf und stand auf. Er musste wieder einen klaren Kopf bekommen. Zögerlich hob er das Medaillon auf und betrachte es. Es war wieder genauso kühl, wie sonst auch und das Pochen, dass gerade so stark von ihm ausgegangen war, war kaum noch auszumachen. Harry fuhr sich durch die Haare und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Seid sie diesen Horkrux bei sich hatten, hatte sich alles verändert. Damit er nicht wieder von lauter negativen Gedanken übermannt wurde holte er den Brustbeutel, den er von Hagrid bekommen hatte hervor und verstaute das Medaillon darin. Dann betrat er das Zelt und ging zu Hermine, die auf ihrem Bett saß und nahm neben ihr Platz.

„Hermine, ich habe wirklich nicht versucht in Vol- seinen Geist einzudringen. Du musst mir glauben. Es ist dieser Horkrux, er macht alles kaputt. Diese ganzen negativen Gedanken.. bitte Hermine.“ Sie sah ihn nicht an. Sie sah auf ihre Hände, die komplett mit einer gelb-grünen Salbe, dessen Dose noch für Harry auf dem Tisch stand, überzogen waren. Die Verbrennungen, die gerade noch so schlimm ausgesehen hatten, waren kaum noch auszumachen. Eine Träne rann ihr die Wange hinunter. „Harry. Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch machen soll. Ohne Ron fühlt sich alles so leer an.“ Sie hatte es getan, sie hatte Rons Namen ausgesprochen. Seid er verschwunden war, hatten die beiden kein einziges Wort über ihn oder sein Verschwinden verloren. Kurz nachdem sie diesen Satz gesagt hatte fing sie an zu schluchzen. Ihr ganzer Körper bebte und die Tränen rannen ihr nun unaufhaltsam die rosenfarbenen Wangen hinunter. „Er kommt bestimmt wieder.“ gab Harry zurück, auch wenn er von dem, was er gerade sagte nicht wirklich überzeugt war, doch Hermine schluchzte weiter. „Bitte Hermine, beruhig dich doch.“ flehte er sie an. Normalerweise ging er ihr aus dem Weg, wenn sie weinte weil er wusste, dass Ron sich um sie kümmerte, doch diesmal war es anders. Diesmal war kein Ron da und Hermine hatte auch sonst niemanden, von dem sie sich hätte trösten lassen können. Schließlich nahm er sie in den Arm und hielt sie so lange fest, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Er wusste nicht, was er sonst hätte tun sollen. Er war nicht der Mann, der vielen Worte. Er konnte ihr ja schlecht erzählen, dass er Ginny genauso sehr vermisste, wie sie Ron.

Er hatte mit Ginny Schluss gemacht um sie zu schützen und er bezweifelte, dass Hermine das verstehen würde. Vermutlich hätte sie zu ihm gesagt, dass wahre Liebe alles übersteht oder etwas in der Art und das war genau das, was Harry nicht hören wollte. Stattdessen hielt er sie einfach im Arm, bis sie sich schließlich aus seiner Umarmung befreite und sich mit einem geflüsterten „Danke, Harry!“ aufs Bett legte und die Augen schloss. Harry sagte nichts weiter, sondern wartete bis Hermine eingeschlafen war. Dann stand er auf, nahm die Dose mit der Salbe vom Tisch und ging wieder aus dem Zelt um Wache zu halten. Der nächste Tag würde , nein er musste besser werden.

Same time, different places

Same time, different places
 

Als Harry die Augen öffnete, bemerkte er, dass er, zugedeckt mit einer Wolldecke, in einem der Betten im Zelt lag. Er wusste nicht mehr ob er selbst ins Zelt gekommen war, oder ob Hermine ihn rein geholt hatte. Langsam setzte er sich auf und strich sich mit einer Hand durch die Haare. Seine Brille lag neben ihm auf einem Nachttischchen zusammen mit einem Zettel. Harry setzte die Brille auf und las die paar Worte, die auf dem Papier standen.
 

Harry,

Ich wollte dich nicht wecken, deswegen der Brief. Ich bin uns nur eben etwas zu essen besorgen. Den Tarnumhang und meinen Zauberstab habe ich mitgenommen. Bitte bleib beim Zelt und komm nicht auf dumme Gedanken. Bis gleich

Hermine
 

Harry legte die Notiz wieder auf den Nachttisch, bevor er aufstand und den Schlafraum verließ. Er gähnte und erst jetzt wurde ihm bewusst was für ein Unwetter draußen toben musste, denn die Wände des Zeltes wankten hin und her und der Wind peitschte den Schnee nur so gegen das Zelt.

Harry fröstelte. Es war richtig kalt geworden in den Bergen. Zwar waren die Temperaturen nicht wirklich angenehm gewesen, als sie sich hier niedergelassen hatten, aber es war deutlich wärmer gewesen. Harrys Blick fiel auf eine Teekanne, die genau auf der Flamme eines Gasherdes stand. Hermine hatte also gewusst, dass er bald wach werden würde und dass er, vermutlich ebenso wie sie, frieren würde. Harry ging auf den Gasherd zu, nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und schüttete sich ein bisschen Tee ein.

Sofort roch es nach Pfefferminz. Harry nahm die Tasse in beide Hände und setzte sich in einen Sessel. Die Wärme die vom Tee ausging, schien Harry gut zu tun, denn er fühlte sich gleich besser, als er einen Schluck davon trank. Seine Gedanken schweiften ab – zu Ron und Ginny.

Er fragte sich was die beiden wohl gerade in diesem Moment taten und müsste unwillkürlich seufzen. Der dringende Wunsch, die beiden wieder zu sehen und sie um sich zu haben, befiel ihn. Es musste doch einen Weg geben, Ron dazu zu bringen zurück zu kommen, schließlich brauchte er ihn – genauso wie er Hermine brauchte.
 


 

„Ginny ich hab dir doch gesagt“, doch Ginny ließ ihn nicht ausreden „Es ist mir egal was du sagst! Du kannst Hermine doch nicht einfach so im Stich lassen, jetzt wo du weiß dass du mehr für sie empfindest. Und was fällt dir überhaupt ein Harry im Stich zu lassen? Ich dachte er braucht dich bei irgend so einer Sache, die ihr uns nicht verraten dürft?“

Ihr sarkastischer Unterton machte Ron wütend. „Jetzt halt mal die Luft an, okay?“ Er schnaubte.

„Es ist ganz allein meine Sache, was ich mache und mit wem ich es mache. Ich habe mich eben dazu entschieden, nicht mehr mit den beiden durchs Land zu ziehen um zu versuchen eine unlösbare Aufgabe zu lösen! Und was Hermine angeht. Es würde sowieso nichts werden, verstanden?“

Ron drehte sich um und machte ein paar Schritte auf die Treppe zu bis Ginny wieder das Wort ergriff und er stehen blieb. „Wie kann man eigentlich nur so dumm sein? Hast du denn nie gemerkt, wie sie dich ansieht und wie eifersüchtig sie ist, sobald du nur mit einem anderen Mädchen redest?

Ehrlich Ron, so dumm kann man gar nicht sein.“ Wütend stapfte sie an ihm vorbei die Treppe hinauf.

Er hörte nur noch das Knallen ihrer Zimmertür, dann herrschte Stille.

Überrascht starrte er die leere Treppe hinauf. Hermine empfand also auch etwas für ihn? War er wirklich zu dumm gewesen das zu bemerken? Ron schnaubte und schüttelte den Kopf. Das war unmöglich.

Er, Hermine und Harry waren schon so lange beste Freunde. Es wäre ein glattes Wunder, wenn sie auch mehr für ihn empfand. Und selbst wenn es so gewesen wäre, wäre es spätestens seitdem er sich aus dem Staub gemacht hatte vorbei gewesen. Hermine würde bestimmt nichts mehr von ihm wissen wollen, ebenso wie Harry.

Ron wusste, dass er sich ziemlich lächerlich aufgeführt hatte an dem Abend und im Nachhinein bereute er es ungemein, doch was geschehen war, war geschehen und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Immer wieder spielte Ron mit dem Gedanken, zu Hermine und Harry zurück zu gehen und sich zu entschuldigen, doch dann verwarf er diesen gleich wieder.

Hermine und Harry waren bestimmt wütend auf ihn und außerdem wusste Ron nicht, wie er die beiden finden sollte. Wieder überkam ihn das schlechte Gewissen, das ihn seid seiner Flucht plagte und er ging mit hängendem Kopf und hängenden Schultern die Treppe hinauf in sein Zimmer.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Bells_Poetry
2009-08-02T21:50:56+00:00 02.08.2009 23:50
Da bin ich wieder,

wollte wissen, ob die teilweise sehr strenge Kritik auf dein erstes Kapitel zu voreilig war oder nicht.
Was ich besonders loben möchte ist, dass es dir gelingt, in wenigen Worten Stimmungen wiederzugeben und Vorgänge zu beschreiben. Zwar nüchtern und berichtartig, aber verständlich und nachvollziehbar. Das schafft nicht jeder (oder möchte es nicht schaffen, je nachdem). Sehr schön!

Die drückende Atmosphäre bleibt bestehen, was ich allerdings, wie ich noch einmal betonen möchte, nicht negativ finde. Was mich hingegen stört ist die Leblosigkeit der Figuren, die auch in diesem Kapitel auffällt. Sie überzeugen mich einfach nicht, sie erscheinen beinahe hölzern.

Zuerst dachte ich, es werden mehr Hintergrundinformationen für den Kontext verraten, allerdings wurden meine Hoffnungen dahingehend enttäuscht. Keine neuen Kenntnisse, nichts, was der Leser im ersten kapitel nicht erfährt. Dabei wäre es passend gewesen, die Gedanken bei Rons innerem Monolog einzubauen - oder bei Harrys. Sollte Ron nur gegangen sein, weil er meint, das Vorhaben seiner besten Freunde wäre aussichtslos, muss ich mir unwillkürlich die Frage stellen, wie der junge Mann die Schuljahre an Harrys Seite ertragen konnte, denn genau da hat sich die Ausweglosigkeit immer wieder gezeigt: Voldemort wird vernichtet, im nächsten Schuljahr ersteht er wieder auf. Mal als Erinnerung, mal leibhaftig. Dazu die Todesser, die überall ihr Unwesen treiben müssen, auch bei der Quidditchmeisterschaft. Warum hat Ron da nicht schon mit Harry gebrochen?
Ich denke, hier sollte ein besserer, triftiger Grund gefunden werden, andernfalls zweifelt der Leser, wie stark die Freundschaft der drei eigentlich gewesen ist.

Im zweiten Kapitel wäre eine Erklärung der allgemeinen Umstände notwendig, weil hier die Umgebung kurz miteinbezogen wird: Warum sind die beiden im Gebirge? Was ist mit Hogwarts geschehen, was mit der Zaubererwelt? An welchem Punkt der Geschichte befinden wir uns jetzt? Eine Lokalisierung ist wichtig, dafür sind auch keine ausschweifenden Erklärungen von Nöten, lediglich eine Beantwortung der Fragen Wo, Wann, Was, Wer, Wie und Warum?

Ich sagte bereits im ersten Kommentar, dass ich gegen die beiden Pairings nichts einzuwenden habe. Das ist noch immer der Fall und wird sich auch nicht ändern.
Schade ist nur, dass du die Figuren in die übliche Situationen bringst, sprich, der Leser kann sich denken, was passieren wird: unglücklich verliebt, von dem jeweiligen Partner verlassen, die Verlassenen bemitleiden sich gegenseitig, dann kehren die Fortgegangen zurück und alles wird gut. Dazu drängst du die Figuren in eine solche Situation, in der sie nicht anders können, als vorraussehbar zu handeln.
Ron ist gegangen, er macht sich Vorwürfe, möchte zurück. Ginny mag ihren Harry ja ohnehin immer noch und bemüht sich nun, ihren Bruder von hermines Gefühlen zu überzeugen. Und die beiden Verlassenen, nun, die kümmern sich umeinander, was anderes bleibt ihnen auch gar nicht übrig.
Das ist eine einfache Kausalkette, die es schon in zu vielen geschichten gibt. Vielleicht tue ich dir Unrecht und in den kommenden Kapiteln wird alles anders, als gedacht. Vielleicht ändert sich das Szenario und die Konstellation, das ist möglich, darum möchte ich mich diesbezüglich auch zurückhalten und abwarten, was folgen wird.
Jedenfalls hoffe ich, dass du dich nicht von der mangelnden Resonanz und dieser strengen Kritik abschrecken lässt. Leider werden gute Geschichten häufig übersehen, ich wünsche dir, dass sich das bald ändert, denn gut lesen lässt sich deine fanfiction auf jeden Fall.

Darum weiterhin eine kreative Feder!

Beste Grüße,
Moon
[KFF]
Von:  Bells_Poetry
2009-08-02T21:21:39+00:00 02.08.2009 23:21
Guten Abend,

eine drückende Atmosphäre hast du in deiner Geschichte geschaffen, eine trostlose, betrübte Stimmung, die sich hartnäckig weigert, dem Leser auch nur einen kleinen Hauch von Freude zu schenken. Natürlich wären Scherze hier fehl am Platze gewesen, mir gefällt die Freudlosigkeit sogar, weil du sie überzeugend darstellen kannst.

Durch deinen unkomplizierten Stil lässt sich das Kapitel schnell lesen, auch schilderst du so, dass der Leser sich vorstellen kann, wie die Figuren fühlen und wie es um ihre Situation bestellt ist. Und trotzdem möchte sich mir kein gefühl der Zufriedenheit einstellen.

Verwunderlicherweise erläuterst du Gegebenheiten, die dem Leser bereits bekannt sind, die also nicht erläutert werden müssen (z.B. das Horcrux), verschweigst jedoch Hintergründe, die der Leser wissen müsste, um den Rahmen zu begreifen, in dem sich die Geschichte bewegt: Warum ist Ron gegangen? Wann? Wie kam es zum Bruch zwischen ihm und seinen besten Freunden? (Denn es muss was ganz Gewaltiges passiert sein, dass Ron die beiden plötzlich im Stich lässt, wo er so viel mit ihnen durchgestanden hat.) Wo genau befinden sich die beiden, warum verstecken sie sich in Zelten?
Hier wären ein wenig Erklärungen hilfreicher gewesen, auch, um das Gefühl der Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit zu bestärken, die beide Charaktere befallen hat. Es wäre auch hilfreich gewesen, um mit den beiden zu fühlen, denn so bleibt der Leser außen vor, ein nüchterner, halbeingeweihter Beobachter, der den Kummer nicht versteht und dem es darum schwer fällt, sich einzufühlen und mitzuleiden. Gerade dieses "Miterleben" braucht deine Geschichte aber, um zum Weiterlesen anzuspornen. In diesem Punkt könnte die drückende Atmosphäre, die ich anfangs erwähnte, ein Nachteil sein, auch, weil ihr kein Kontrast entgegengesetzt wird. Deine Figuren leben nicht, sie sind einfach nur da, reden oder versuchen, ein verfluchtes Medaillon zu lösen, doch dabei strahlen sie nichts aus. Sie erscheinen als auf "Papier" gebannte Figuren, mehr nicht. Da hilft es auch nicht, die wörtliche Rede durch kursive Schrift hervorzuheben. Die Charaktere gehen in der Traurigkeit unter, sie sind so grau und schattenhaft wie ihre Umgebung.

Sprachlich ist die Geschichte gut, jedoch gibt es zahlreiche Wortwiederholungen, teilweise direkt hintereinander:
"Er schüttelte den Kopf und stand auf. Er musste wieder einen klaren Kopf bekommen."

Zwar bewegst du dich durch die ungeschachtelten, eindeutigen Sätze in einem sprachlich sicheren Bereich, aber die Wiederholungen stören durch ihre Häufigkeit. Dennoch beeinträchtigen sie den Lesefluss nicht, sie fallen eben nur auf.

Deine Bemerkung im Vorwort, das Pairing wäre zu banal, teile ich nicht, obwohl ich Hermine - da muss ich ehrlich syein, nicht ausstehen kann. Solange du den Werdegang der beiden Romanzen glaubwürdig beschreibst, ist gegen sie auch nichts einzuwenden. (Und es ist sowieso engstirnig, eine Geschichte abzulehnen oder schlecht zu machen, weil man das Pairing nicht mag.)

Man liest voneinander,
beste Grüße,
Moon
[KFF]


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