Meister der Rosen von -kira94- ================================================================================ Kapitel 9: ----------- 9. Kapitel Er saß ihr gegenüber, hatte die Beine übereinander geschlagen und blickte sich suchend um. "Geht es Euch gut, Meister?", fragte Leila vorsichtig. Sie wusste nicht wie er darauf reagieren würde, es spielte zwar immer noch ein leichtes Lächeln um seine Lippen, doch sein Blick sah ernster aus, um einiges, und manchmal konnte er auf die einfachsten Fragen hin ausrasten. Er war kompliziert, mehr hatte sie dazu nicht zu sagen. "Ja, ja.", seine Antwort klang eher nebensächlich. Es schien, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. Plötzlich fixierten sich seine umher huschenden Augen auf einen Punkt, der sich zufälliger Weise gleich neben ihr befand. Die junge Frau war verwirrt. Sehr sogar. Was konnte er in dieser Kutsche, wo man auf den ersten Blick sah, dass dort nichts weiter herumlag außer dem Mantel, um den sie sich freundlich, wie sie war, gleich gekümmert hatte. Einen Moment später stand er neben ihr, die wacklige Kutsche einfach ignorierend und hob eines der Holzbretter an der Rückenlehne des Gefährts heraus, als wäre es selbstverständlich, dass man ein paar Sekunden Zeit hatte, seinen Kopf rechtzeitig wegzuziehen, bevor er von einem Holzbrett, von dem man sich sicher war, das es dort festgenagelt war, erschlagen wurde. Reden konnte er wohl auch nicht mehr! "Was soll das?", fauchte sie wütend. Er stand da immer noch. Seelenruhig und beachtete sie überhaupt nicht! "Meinst du das, kleine Hexe?" Der Meister deutete irgendwelche schwer erkennbaren Bewegungen an, die sie auf die letzten Augenblicke schließen ließ. Allerdings ohne sich umzudrehen! Ja, Leila wusste, dass sie sich viel zu oft und meistens auch ohne Grund über ihn aufregte, doch irgendwie... Kaum dass er etwas tat, was ihr nicht in den Kram passte, war sie sofort auf 180. Wäre das alles nur nicht so kompliziert..., dann würde sie einfach ein paar Tränke zusammen mixen, ihn irgendwie dazu bringen, dass er sie einnahm und anschließend ohne Gewissensbisse auf seiner Beerdigung erscheinen. Tja, nur stand dies alles nicht zur Auswahl... Leider, leider. Sie nickte kurz. "Ich dachte eigentlich immer, gute Hexen wären fähig in die Zukunft zu sehen.", er hatte seinen nebensächlichen Ton nicht verloren, aber sie konnte deutlich sehen, wie seine Mundwinkel zuckten. "Außerdem habe ich, soweit ich mich erinnere, dich des Öfteren darauf hingewiesen, dass du das ´ Meister ´ nicht vergessen solltest. Im Falle dass dein Gedächtnis zu schlecht dafür ist, bin ich durchaus dazu bereit mich bereit zu erklären, den Rat zu bitten, dass er sich doch um deine Amnesie kümmern solle. Ich hoffe sehr, dass das nicht nötig sein wird!", fügte er hinzu. Wollte er ihr drohen? Pah! Der Rat wäre sicher nicht davon begeistert, von der geplanten Aktion haute zu hören! Nur leider wäre sie dann auch dran.... Aber nein, sie würde sich jetzt nicht mehr weiter über ihn aufregen. Sie lächelte. "Meister.", Leila fand, dass es einen viel schöneren Klang hatte, wenn man den Tonfall ein wenig veränderte, "Meint ihr nicht auch, dass es nicht nötig ist, Euch darauf hin zu weisen, dass ich meine Ausbildung als Kräuterhexe gemacht habe und nicht als eine von diesen Schlampen von Wahrsagerinnen? Des Weiteren, finde ich das Wort ´ Meister ´ etwas eintönig, wenn ich Euch immer so nennen muss, stattdessen könntet Ihr mir auch einfach Euren Namen sagen, ich glaube, dann wären wir beide glücklicher." Zuckersüß. Sein Name hatte sie schon längere Zeit interessiert. Vielleicht hatte sie ja an diesem Tag auch einmal Glück. "Ich glaube, dass du dich in dieser Hinsicht ein wenig irrst. Außerdem ist es nicht nett von dir deine Kolleginnen als Schlampen zu bezeichnen, ich kannte einmal eine, sie war wirklich nett.", er schüttelte tief berührt seinen Kopf. Diese alte Erinnerung mußte ihn wohl in vielerlei Hinsicht getroffen haben. "Was treibt Ihr da eigentlich mit diesem Zettel, Meister?", manchmal war es gut, das Thema zu wechseln... "Meine Liebe, dieser ´ Zettel ´ ist ein gar wichtiges Dokument, das es uns ermöglichen sollte, den ersten Teil meines Plans...", sie wollte schon widersprechen, "... der dir leider noch unbekannt ist, den du allerdings noch im Laufe dieser wundervollen Fahrt erfahren wirst, zu überleben. Wäre doch ganz praktisch oder?" Nahm er diese Situation hier eigentlich ernst? Er redete über das Sterben und grinste sie dabei an?! Irgendwo mußte er doch einen Schaden haben! Wundervolle Kutschfahrt... Es schien das ja nicht zu stören, schließlich war auch er nicht derjenige, der hier dauernd auf und ab hüpfte! "Und was ist das nun?", fragte Leila genervt. Er mußte auch immer so ewig um eine Sache herum reden! "Das ist, kleine Hexe, die Einladung, die wir freundlicher Weise von meinem lieben Cousin und seiner Frau, die leider kürzlich erkrankt sind, erhalten haben, dass sich zumindest jemand von der Familie blicken lässt." Blödes, blödes Dauergrinsen. Jetzt regte sie sich schon wieder über ihn auf. "Meint Ihr nicht, Meister, man könnte auch sagen, sie hätten sich im Wald verlaufen und wurden da von einem Wolf gefressen?", nein, sie klang gar nicht sarkastisch, es war ein sehr ernstgemeinter Vorschlag. "Weißt du, lieber nicht, dass käme der Wahrheit zu nahe, dass würde uns niemand glauben!" Nach kurzem Überlegen fügte er noch hinzu:" Außer der Graf selbst vielleicht..." "Könntet Ihr Euch bitte hinsetzten, dass irritiert mich, Meister.", sie war schon ganz durcheinander von seiner Unbeweglichkeit. "Geht es dir nicht gut, kleine Hexe? Ich wusste nicht, dass du an normale Dinge, wie Kutschen nicht gewöhnt bist. Neben dich?" Oh ja, er sah ehrlich besorgt aus! "Nein, Meister, ganz, ganz weit, weit weg!", antwortete sie kalt. Man hätte glatt meinen können, er würde im nächsten Moment anfangen zu weinen, als er sich ihr gegenüber wieder hinsetzte. Er hatte Pech, dass sie ein mitleidloser Mensch war. Sehr traurig! "Und was ist nun der Plan?" "Na ja, es ist wirklich nicht schwer. Du gibst dich als meine Gemahlin aus, wir geben uns als die Verwandten von den Adligen aus, benutzen die Einladung um hinein zu kommen, und dann sehen wir wie sich der Rest ergibt." Sein unschuldiges Lächeln konnte sie darüber auch nicht hinweg trösten! Oh mein Gott! Warum mußte, das immer ihr passieren?! "Meister!...", der Rest ihrer Worte erstarb, als es laut an die Tür klopfte. Sie schaute sich erst einmal verständnislos um, bis ihr auffiel, dass die Kutsche hielt. Die Tür wurde geöffnet, der dickliche Kutscher stand davor und hielt sie mit straffen Kreuz offen. Leila nahm nur wage wahr, wie sich der Meister heraus schwang und ihr eine Hand hinhielt, die sie auch sofort ergriff. Ihre Gedanken waren immer noch benebelt, als sich der Anblick des Schlosses vor ihr entpuppte. Überall waren Lichter, Fackeln und aber tausende von Kerzen. Sie schluckte schwer und konnte gerade noch so eine Träne aufhalten. Hier gab es zu viel Altes, zu viel Vertrautes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)