Wertvolle Familie von Lasagne ================================================================================ Kapitel 4: Der Grund -------------------- „Warum zum Teufel bist du nachts in Strapsen durch die Gegend gerannt?“, fragte Aoi Uruha, welcher errötend zu Boden schaute. Zum einen Teil klang er erstaunt, aber auch verärgert. „Lass Kate doch einfach weiter erzählen, dann erfährst du es mit Sicherheit noch!“, brummelte Ruki und kuschelte sich näher an Reita. Aoi schnaubte. Kapitel 3 Der Grund Als wir nach unten in die Küche kamen, saßen meine Mutter und Tetsu schon am Frühstückstisch. Als Uruha Tetsu sah, wurde er mit einem Schlag blass. „Was macht er denn hier?“, fragte Tetsu vollkommen entgeistert. „Die Frage ist doch eher woher du ihn kennst, aber das kann er uns ja selbst erzählen, wenn er möchte. Jetzt lasst uns frühstücken.“, sagte Susan. Während der ganzen Zeit war die Stimmung am Tisch bedrückend. Meine Mutter hatte überschwänglich gute Laune, fragte Uruha aber nur oberflächliche Fragen. Schließlich waren alle mit frühstücken fertig und meine Eltern räumten den Tisch ab. Ich ging mit meinem Gast wieder nach oben, da wir uns jetzt umziehen wollten. Da fiel mir auch direkt ein, dass Uruha ja gar nichts zum anziehen hatte. „Was willst du denn jetzt anziehen?“, fragte ich und stellte mich vor meinen Kleiderschrank. „Du könntest was von meinen Sachen haben. Ich hab hier einen schwarzen Rollkragenpulli, schwarze Jeans …“ „Er weiß es.“, flüsterte Uruha. Ich drehte mich zu ihm um. „Wer weiß was?“ „Dein Vater weiß, dass ich …“ Er ließ sich mit dem Kopf voran auf mein Bett fallen. „Was weiß er?“, fragte ich und setzte mich zu ihm. Uruha nuschelte etwas in meine Kissen. „Ich versteh so kein einziges Wort.“ „Gestern war ich arbeiten und dein Vater war auch da. Einer seiner Freunde hatte wohl Geburtstag. Er weiß, dass ich als …“ „Dass du …?“ „Dass ich als Stripper arbeite.“, brach es aus ihm heraus und schnell vergrub er seinen Kopf in den Kissen und zog sich die Decke über sich. Als ich nichts dazu sagte, lugte er nach ein paar Minuten unter der Decke hervor. „Was ist daran jetzt so schlimm?“ Auf meine Frage hin, sah Uruha mich verwundert an. „Na ja nur, weil du eine etwas andere Arbeit hast, musst du doch noch lange kein schlechter Mensch sein. Was mich interessieren würde ist, wie du dazu gekommen bist, als Stripper zu arbeiten.“, sagte ich und setzte mich zu ihm aufs Bett. „Meinst das ernst?“, fragte Uruha und sah mich erstaunt an. „Natürlich, sonst hätte ich dich nicht gefragt.“ Ich schaute ihn an. „Willst du es mir erzählen? Ich weiß, dass wir uns erst 3 Jahre kennen und das auch erst halbwegs gut seit gestern Abend. Vielleicht ist das zu früh.“ Ich fuhr mir seufzend durch die Haare. „Ich hätte dich nicht fragen sollen. Tut mir Leid.“ Ich wollte aufstehen, doch Uruha hielt mich an der Hand fest. „Ich möchte es dir erzählen, ich will mutiger werden.“ Er sah mich flehend an und flüsterte dann „Bitte.“ Bevor er anfing zu erzählen, holte er noch einmal tief Luft. Uruhas Part „Meine Mutter ist vor anderthalb Jahren abgehauen und meinen Vater hab ich gar nicht kennen gelernt. Ich wollte immer schon Gitarre spielen, aber da meine Mutter nur sehr wenig Geld verdient hat, musste ich auch arbeiten gehen, um die Miete und das Essen bezahlen zu können. Obwohl die Miete sehr niedrig war, da wir in einer furchtbaren Gegend wohnten. Eines Abends kam ich auf dem Weg von der Schule nach hause an einem Stripp-Club vorbei. Aus irgendeinem Grund wurde ich von diesem Laden magisch angezogen. Ehe ich mich versehen konnte stand ich schon mitten drin und auf der Bühne tanzte grade eine wunderschöne Frau, nur in String und Netzhemd. Ich war ganz verzaubert von ihr und wartete vor dem Club, bis sie hinaus kam. Doch sie sah ganz anders aus, als ich sie eben gesehen hatte. Ihre Haare waren nicht mehr blond, sondern dunkelbraun und ihre aufreizende Kleidung hatte sie gegen einen Rollkragenpulli, eine Jeans und schwarze Turnschuhe getauscht. Gelangweilt zog sie eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich einen Glimmstängel an. Dann erst warf sie einen Blick in meine Richtung. „Was willst du? Sondervorstellungen gibt’s nur nach Absprache, also hau ab.“ Als sie an mir vorbeilaufen wollte hielt ich sie an der Hand fest. Erstaunt über meinen Mut sah ich zuerst auf unsere Hände und dann in ihr Gesicht. Sie sah mich ebenfalls an. In ihrem Blick lag eine Mischung aus Verwunderung und Wut. „Ich hoffe du hast einen guten Grund mich von meinen Kindern fernzuhalten?!“ Betroffen schwieg ich einen Augenblick, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie schon Kinder hatte, sah sie doch noch so jung aus. „Ich … ich brauche Geld und … als ich Sie eben tanzen gesehen hab, da … wollte ich das auch können.“, stotterte ich und schon hatte mich der ganze Mut verlassen, den ich aufgebracht hatte, um diesen Satz hervorzubringen. Die Frau seufzte. „Wieso bin eigentlich immer ich der Ansprechpartner für schwierige Fälle?“ Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und umschloss dann meine Hand mit ihrer. „Ich bin “Golden Rain“. Du siehst aus, als könntest du nen Kaffee vertragen. Komm mit.“ Normalerweise würde ich nie mit jemand völlig Fremden mitgehen, doch ich spürte aus irgendeinem Grund, dass ich bei ihr in guten Händen war. Wir fuhren mit der U-Bahn und dann mit dem Bus, bis in die Vorstadt von Tokyo, wo “Golden Rain“ ein kleines Einfamilienhaus besaß, dass sie mit ihren beiden Kindern bewohnte. Als sie die Haustür aufschloss, drang mir direkt der Duft von frischem Brot in die Nase und mir wurde bewusst, dass ich seit heute Morgen nichts mehr gegessen hatte. „Na los, putz dir die Schuhe auf der Matte ab und komm rein.“ Das Haus war klein und auch ziemlich vollgestellt, aber trotzdem sauber und wirkte einladend. Während ich noch staunend im Flur stand, ging “Golden Rain“ ins Wohnzimmer. „Frau Matsumoto? Wo sind sie denn?“ „Ich bin in der Küche.“, erklang die gutgelaunte Antwort. Neugierig folgte ich meiner Gastgeberin weiter ins Haus. Frau Matsumoto entpuppte sich als fröhliche Dame des Mittelalters, die gerade zwei ofenfrische Brote aus dem Ofen holte. „Sie müssen doch nicht immer Brote backen.“ „Sag bloß sie schmecken dir nicht, Ayumi?! Mir macht es doch Freude, wenn es anderen schmeckt.“, sagte sie lächelnd. Dann wandte sie sich um, ihr Blick fiel auf mich und dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ayumi. „Warum hast du nicht gesagt, dass du Besuch mitbringst? Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich jetzt schon Tee fertig.“, sagte sie halb entrüstet. „Möchten Sie Tee? Und wenn ja welchen? Und …“ Meine Gastgeberin bremste sie aus. „Lass ihn doch erstmal ankommen.“ „Sie ist ein er?“ Frau Matsumoto wirkte erschrocken, fasste sich aber dann wieder und lachte dann. „Ach ja, entschuldigen Sie bitte. Eigentlich sollte mich das ja nicht mehr verwundern, mein Sohn hatte ja auch letztens Besuch von einem sehr damenhaften Wesen, wo ich auch erst später rausbekommen habe, dass sie ein er war.“ Sie kicherte. Dann fiel ihr Blick auf die Uhr an der Wand. „Oh, ich sollte ich langsam mal auf den Weg machen. Mein Sohn wartet auf sein Abendessen. Ohne mich würde er sich nur von Fast Food ernähren.“ Sie zog sich die Jacke an, umarmte Ayumi, gab mir die Hand und weg war sie. Wir zogen uns wieder in die Küche zurück und gerade als ich eine Tasse heißen Tee in die Hand gedrückt bekam, vernahm ich das Geräusch von kleinen Füßen, die die Treppe herunterkamen. Dann stoppte das Geräusch an der Küchentür. Ayumi seufzte. „Nami, Kiku, kommt schon rein.“ Zwei niedliche, kleine Mädchen streckten die Köpfe herein. Dann kamen sie ganz herein, die Kleinere versteckte sich hinter der Größeren, welche direkt auf uns zukam. Die Kleinere hielt sich am Nachthemd der Größeren fest. „Mami, wer ist das hübsche Mädchen da?“ „Das ist ein Freund von mir, Nami.“ „Das ist ein Junge?“ Sofort wurde ich von großen braunen Kinderaugen neugierig angestarrt. „Was wollt ihr eigentlich hier unten, ihr Mäuse?“ „Kiku wollte was zu trinken, hatte aber Angst alleine runterzukommen.“ Sofort füllten sich Kiku’s Augen mit Tränen und ihre Unterlippe begann zu zittern. „Ich mag’s nicht wenn’s dunkel ist.“, flüsterte sie. Sofort bekam ich Mitleid. „Ich hatte auch mal Angst vor der Dunkelheit. Es ist nichts schlimmes Angst vor etwas zu haben.“, sagte ich lächelnd und streichelte ihr über das Haar. „Meinst du?“ „Na klar.“ Da begann sie auch zu lächeln und klammerte sich an mich. „Ich hab dich lieb.“ Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, den beiden Kleinen alle Fragen zu beantworten die sie hatten und Kiku spielte so lange mit meinen Haaren, bis sie fast einschlief. Mit ihr im Arm ging ich die Treppe hinauf und legte sie in ihr Bett. Als ich wieder hinunter kam, begegnete mir Nami auf der Treppe. Sie wünschte mir eine gute Nacht und tapste nach oben. „Ich möchte dir eine Frage stellen.“, sagte Ayumi, nachdem ich die Küche betreten hatte. „Würdest du mit mir zusammenarbeiten? Das Geld was ich verdiene, reicht grade um mich und die Kinder zu ernähren. Du könntest bei uns wohnen und …“ „Ich möchte gerne mit dir zusammenarbeiten, aber wohnen möchte ich in der Wohnung meiner Mutter. Das Einzige was ich möchte ist, dass du mir Gitarre spielen beibringst. Ich habe eine Gitarre im Zimmer deiner Kinder gesehen, deshalb frage ich.“ „Das ist in Ordnung, nur ich sollte dich warnen, denn …“ Sie holte tief Luft. „Ich habe Aids. Noch ist die Krankheit nicht ausgebrochen, aber wenn ich sterbe und meine Kinder noch nicht für sich sorgen können, würdest du dich dann um sie kümmern? Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber ich habe sonst niemanden, an den ich mich wenden kann. Frau Matsumoto hat genug eigene Probleme und na, bei dir hab ich ein gutes Gefühl.“ Sie sah mich flehend an. „Es ist in Ordnung. Ich werde dir helfen.“, sagte ich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir stehen das zusammen durch.“ Uruhas Part Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)