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Wertvolle Familie

von

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Prolog

Es war der 31. Dezember und nur noch einige Stunden trennten uns vom neuen Jahr.

Draußen hatten schon irgendwelche Vollidioten Raketen gezündet, denn der Himmel war von bunten Sternen übersät.

Ich saß mit meinem Adoptivbruder und seinen besten Freunden in meinem Wohnzimmer und obwohl ich sie gebeten hatte nicht zu viel zu trinken, hatte ich doch den Verdacht, dass zumindest Ruki absolut dicht war. Nachdem er versucht hatte in der Wohnung ein Feuerwerk zu veranstalten, wovon ihn Reita nur mit Mühe und Not abhalten konnte, schlief er nun auf dem Sofa den Schlaf der Gerechten.

Irgendwann hatte Aoi eine Idee, wie wir uns die Zeit bis Mitternacht vertreiben könnten.

„Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt, Uruha und du?“

Ich runzelte die Stirn. „Willst du das wirklich wissen? Das könnte nämlich eine längere Geschichte werden.“ „Klar! Sonst hätte ich doch nicht gefragt. Bevor du allerdings anfängst zu erzählen, sollten wir Ruki wach machen. Er liebt Geschichten.“ Mit diesen Worten nahm er sich ein Kissen vom Sofa und warf es Ruki an den Kopf. Grummelnd setzte dieser sich auf und stützte den Kopf in die Hände.

„Is mir schlecht.“ Er wimmerte wehleidig. „Ich hab dir ja gesagt, dass du nicht so viel trinken sollst, weil du es nicht verträgst.“, meinte Reita und tätschelte ihm den Rücken. Genau in diesem Moment wurde Ruki blass im Gesicht und übergab sich geräuschvoll auf den Teppich. „Entzückend!“, ließ sich Kai vernehmen.

„Du kannst Kate doch nicht einfach auf den Teppich kotzen!“ „Du siehst doch, dass ich es kann.“, antwortete Ruki wehleidig und bettete seinen Kopf auf Reitas Schoß.

„Aha! Jetzt kommst du wieder angekrochen, nachdem du einen Fehler gemacht hast, vor dem ich dich schon gewarnt hatte. Das kennt man ja!“

Während ich das Erbrochene entfernte, hielt Reita Ruki eine Standpauke, die von miesen Kommentaren von dem anderen Bandmitgliedern gespickt war.

Am Ende tat mir der Sänger so leid, dass ich ihm die Sache mit dem Teppich fast verziehen hatte. Aber nur fast!

Als ich Tee kochte, hörte ich wie mein Bruder mit Aoi tuschelte.

Dass er nach all dem was er erlebt hatte einen männlichen Geliebten haben würde, grenzte an ein Wunder. Dennoch freute ich mich von ganzem Herzen für ihn, denn jemanden wie Aoi trifft man nicht jeden Tag.

Nachdem der Tee fertig war und ich Ruki eine Decke gebracht hatte, setzte ich mich zu Uruha und Aoi auf das Sofa.

Uruha lag in den Armen seines Liebsten und Ruki hatte sich an Reita gekuschelt. Kai würde uns seinen Schatz noch heute offiziell vorstellen, wenn dieser von seinem Konzert zurückkam.

Im Kreise meiner kleinen Familie begann ich zu erzählen.

Familienanfang

„Tja … wo soll ich da anfangen?“ „Wie wär’s am Anfang?“, schlug Aoi vor.

„Wenn es für Uru-chan in Ordnung ist.“ „Wenn es für mich nicht in Ordnung ist, werde ich es dich wissen lassen.“, sagte mein Bruder, legte mir eine Hand auf die Schulter und lächelte mich an.

„Also gut. Es begann …“
 

Kapitel 1 : Familienanfang
 

„Es begann damit, dass ich aus einem Waisenhaus in New York in das Haus meiner Adoptivmutter, Susan Rockwood, umzog. Ich bekam ein eigenes Zimmer und ich war sehr froh darüber, da es ziemlich groß und hell war. Susan erzählte mir, dass sie schon immer ein eigenes Kind haben wollte, aber da sie bis vor kurzem Krebs gehabt hatte, ihr dies verwährt geblieben war. Nachdem sie erfahren hatte, dass sie unfruchtbar war, hatte sie ihr Mann verlassen, da er mit ihr eine Familie haben wolle und kein adoptiertes Kind annehmen werde.

Jetzt hatte sie weder einen Freund, noch einem Mann oder gar eine Familie, denn sie war Einzelkind und ihre Eltern hatten auch bereits das Zeitliche gesegnet.

Jetzt wollte sie mit mir noch mal einen Neustart versuchen. Ich hatte nichts dagegen, schließlich wusste ich nicht, wer meine Eltern waren und auch ich konnte mir vorstellen, mit Susan zusammenzuleben.

Drei Jahre lebten wir gemeinsam in fast perfekter Harmonie zusammen.

Zwei Monate bevor ich meinen 13. Geburtstag feierte, begann Susan wieder auszugehen und sich mit einem Mann zu verabreden. Doch jedes Mal, wenn ich sie nach ihm fragte, sagte sie lächelnd: „Das wirst du schon sehen.“

An meinem Geburtstag klingelte es schon früh morgens an der Haustür. Als Susan rief, dass sie gerade unter der Dusche stand rannte ich zur Tür. Davor stand ein schlanker, schwarzhaariger Japaner und fragte mich, ob meine Mutter zu sprechen sei. Gerade als ich ihm sagen wollte, dass sie duschen wäre, kam Susan auch schon die Treppe hinunter gelaufen und warf sich ihm in die Arme. Er schien zuerst verwirrt, legte dann aber die Arme um sie und legte seine Lippen auf ihre. Nachdem sich die beiden voneinander gelöst hatten, stellte mir Susan ihren Liebsten vor.

Sein Name war Tetsuhiro Kareshima. Sie hatten sich in einem Musikgeschäft kennen gelernt, wo Susan sich nach einem Klavier für das Wohnzimmer umgesehen hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie gingen essen, ins Kino oder im Park spazieren.

Wir gingen ins Wohnzimmer, wo meine Geschenke noch ungeöffent auf dem Tisch lagen.

Tetsuhiro zauberte einen Strauß Rosen hinter seinem Rücken hervor und überreichte sie Susan. Sie lief rot an und murmelte verlegen: „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

Er lachte nur und erwiderte: „Eben doch. Nimm es als weiteren Liebesbeweis.“

Susan drückte ihm einen Kuss auf die Wange und begab sich auf die Suche nach einer passenden Vase.

„Ich hab dir auch was mitgebracht.“ Er gab mir eine CD meiner Lieblingsband, die ich schon lange haben wollte. „Woher …“ „Wusste ich, dass du sie schon lange haben wolltest? Susan hat es mir verraten.“ Er lächelte. „Und sie hat gesagt, dass du musikalische Menschen magst.“ Er erhob sich und setzte sich ans Klavier.

Ich selbst kann nicht spielen. Susan spielt zwar nicht schlecht, doch was Tetsuhiro mit dem Klavier machte, war einfach unglaublich! Seine Finger bewegten sich so schnell über die Tasten, als würden sie fliegen und dennoch klang alles absolut harmonisch und unbeschreiblich schön.

Als Susan zurückkam, sah sie genauso aus wie ich mich fühlte, nämlich überwältigt.

Die Geräusche des Klaviers verstummten. „Das war ja wunderschön.“ Susan sprach mir aus der Seele. „Wie wäre es, wenn wir jetzt frühstücken? Ich hab frische Brötchen mitgebracht.“

Dass er auch daran gedacht hatte, wunderte mich, es sei denn, Susan und er hätten sich abgesprochen.

Während Susan Tee kochte, deckten Tetsuhiro und ich den Tisch.

Nachdem wir uns gesetzt hatten, begann Susans Schatz ihr von seiner Arbeit zu erzählen.

Irgendwie war es, als würde er schon lange zu unserer Familie gehören. Gut gelaunt, begann ich mein Brötchen zu essen. „Was?“, rief Susan plötzlich und holte mich aus meinen Gedanken. „Tut mir Leid, aber es geht nicht anders. Das Geld reicht einfach nicht mehr und in meiner Heimatstadt, bekomme ich für die gleiche Arbeit mehr Geld. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon eher gesagt habe.“ Tetsuhiro wirkte ehrlich betroffen.

„Du willst allen ernstes nach Japan ziehen?“ Ich runzelte die Stirn. „Warum ziehen wir dann nicht einfach mit?“ Beide starrten mich entgeistert an. „Na ja, du hast doch schon lange Stress wegen deiner Arbeit und das wäre doch dann ein totaler Neuanfang. Dolmetscher werden doch überall gebraucht.“ „Das stimmt allerdings.“, sagte Susan zweifelnd. „Aber wäre das denn für dich wirklich ok?“ Ich grinste. „Klar! Die Mädchen hier sind mir eh zu zickig. Ich warte schon lange darauf von denen wegzukommen. Die Chance ist einmalig. Wenn Tetsu mir Japanisch beibringt, ist doch alles wunderbar und weil du das doch auch schon kannst, könntest du schon mal nach einer Wohnung gucken.“ Ich schaute sie an.

„Na ja, theoretisch gesehen wäre es schon möglich, aber so ein Umzug plant sich immerhin nicht von einem Tag auf den Anderen. Da bräuchte ich schon etwas mehr Zeit.“

„Also ist es beschlossene Sache?“, fragte ich hoffnungsvoll nach. „Ja. Wenn es dich glücklich macht.“ Susan lächelte.

„Juhu!“, rief ich und fiel ihr um den Hals. „Das ist super von dir!“

Nächtliche Entdeckung

„Und dann seid ihr einfach nach Japan umgezogen?“, fragte Ruki erstaunt. „So einfach war das auch wieder nicht. Immerhin musste ich eine andere Sprache lernen, von der ich bis jetzt nicht ein einziges Wort gehört hatte. Dazu kam noch das ganze formale Zeug, mit dem ich zum Glück nicht viel zu tun hatte.“ „Du hattest echt Mut, einfach dein normales Leben in gewohnter Umgebung einzutauschen gegen eins das du nicht kennst.“ Aoi lächelte mich an.

„Wenn ich gewusst hätte, dass ich so jemanden wie dein Häschen kennen lernen würde, wäre ich noch eher abgehauen, verlass dich drauf.“ Aoi runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“ „Das will ich dir gerne erklären.“
 

Kapitel 2 Nächtliche Entdeckung
 

„Nachdem wir ein knappes Jahr später nach Japan umgezogen waren, musste ich mich den Herausforderungen stellen die das neue Leben für mich zu bieten hatte. Unter anderem der Sache mit der fremden Sprache. Zwar war ich nie schlecht in Sprachen gewesen und beim Lernen mit Tetsuhiro waren auch nie besonders gravierende Fehler aufgetreten, aber im echten Leben war es natürlich etwas komplett Anderes.

Zum Beispiel an meinem ersten Schultag. Da ich mitten im Schuljahr gewechselt hatte, traf mich der japanische Alltag eigentlich völlig unvorbereitet. Mit der Schuluniform kam ich schon zurecht, aber die vornehme Zurückhaltung der Japaner machte mir etwas zu schaffen.

Allerdings war das nicht bei allen so. Was ich bei einigen ganz in Ordnung fand, bei Anderen störte mich dieses Verhalten hingegen sehr. Zwar war ich an die pöbelnde Meute gewöhnt und auch, dass sie sich immer Opfer suchten, die sich nicht wehren konnten, aber bei besonders einem ihrer Opfer, machte mich dieses Verhalten zunehmend boshafter.

Der Name des Jungen war Kouyou Takashima. Was ich nicht abstreiten konnte war, dass er recht feminin wirkte, doch deshalb würde ich ihn niemals damit aufziehen.

Im Gegensatz zu Daigo und seiner Bande, die ihn regelmäßig fertig machten. Kouyou wehrte sich nie, sondern ließ immer alles stumm über sich ergehen. Beim ersten Mal, als ich diese Sache mit angesehen hatte, war ich dazwischen gegangen, was zur Folge hatte, dass die Bande ihre erste richtige Abreibung des Lebens erhielt. Allerdings hatte es auch für mich Folgen, denn eine Prügelei wurde nicht geduldet und von Kouyou bekam ich nicht mal ein einfaches „Danke“ zu hören.

Nachdem ich den Monat Nachsitzen hinter mir hatte, beruhigte sich die Sache einigermaßen.

Ich bekam nichts mehr von irgendwelchen Schlägereien mit, in denen Daigo verwickelt war und das war auch gut für ihn.

Bis kurz nach meinem siebzehnten Geburtstag.

Als ich nach meinem abendlichen Karate-Training auf dem Weg nach hause war und ich aus einer Seitenstraße Daigos Stimme hörte. „Gib’ s doch zu, dass es dir gefällt, du kleines Flittchen!“

Sofort sprangen meine inneren Alarmglocken an. Immer an der Wand lang schlich ich mich näher an das Geschehen heran. Als ich endlich nahe genug dran war, versperrte mir einer seiner Kumpel die Sicht. Erst als derjenige einen Schritt näher an seinen Kumpel trat, um ihm etwas zuzuflüstern, sah ich, was da passierte und das was ich erblickte, machte mich rasend vor Wut. Kouyou wurde von Daigo vergewaltigt! Tränen liefen über sein schönes Gesicht, seine Schminke war verwischt und seine Haare waren zerzaust. Er hätte wohl auch geschrien, aber daran hatten sie ihn mit einem Knebel gehindert.

Mit einem Schrei warf ich mich auf seinen Vergewaltiger, zerrte ihn von ihm weg und trat ihn in den Magen. Als dann auch noch seine Freunde angriffen, ging es richtig los.

Den der mir am nächsten war, trat ich in den Schritt, griff dann in seine Haare und brach ihm dann mit einem gezielten Kniestoß die Nase. Einem schlug ich den Ellenbogen mit voller Wucht in den Mund, sodass ich Zähne splittern fühlen konnte, während ein Anderer mit einem Tritt der ihn in die nahe gelegenen Mülltonnen beförderte, außer Gefecht gesetzt wurde. Als der Letzte sah was mit seinen Freunden geschehen war, lief er weg, so schnell ihn seine Beine trugen.

„Ja, lauf nur, du feiger Hund!“, rief ich ihm hinterher. „Und du verpiss dich und nimm deine Freunde mit!“, drohte ich einem von Daigos Freunden, der gerade Anstalten machte wieder aufzustehen. Dieser stand sofort auf und wenige Minuten später waren die Angreifer verschwunden. „Kouyou, lass uns gehen.“, sagte ich sanft, ging in die Hocke und streckte eine Hand nach ihm aus. „Was willst du?“ Die Stimme des auf dem Boden Liegenden klang dumpf und die Augen wirkten seltsam leer. „Ich will dir helfen.“ „Und was willst du als Gegenleistung?“ Ich runzelte die Stirn. „Ich will nur von dir, dass du glücklich wirst. Du hast in der Schule immer so traurig geschaut, dass es mir fast körperlich wehgetan hat. Warum sollte ich eine Gegenleistung dafür verlangen?“ Ich schloss kurz die Augen. „Bitte lass mich dich nach hause bringen oder komm mit zu mir, aber hier draußen kannst du nicht bleiben.“

Ich holte tief Luft und wartete. „Kann ich … kann ich mit zu dir?“ Ich lächelte.

„Na klar.“ Ich zog ihn auf die Beine und da fiel mir auch seine ungewöhnliche Kleidung auf, denn außer dem engen, bauchfreien Top trug er auch noch Strapsen, obwohl es draußen schon sehr kalt war. Doch ich entschloss mich ihn nicht danach zu fragen, bevor ich nicht sein absolutes Vertrauen hatte.

In der U-Bahn schauten uns die Leute seltsam an, doch ein böser Blick ließ sie wegschauen .

Als wir vor meiner Haustür ankamen, bat ich Kouyou möglichst leise zu sein, da meine Eltern wahrscheinlich schon schliefen. Zum Glück war Wochenende, denn ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn wir am nächsten Morgen in die Schule gemusste hätten.

Ich zeigte ihm das Badezimmer und fragte ihn, ob er noch etwas brauchen würde. Er bat mich um ein frisches Handtuch und fragte, ob er mein Shampoo benutzen dürfte.

Nachdem ich die Frage bejaht hatte, gab ich ihm das worum er gebeten hatte und ging dann in mein Zimmer, um mein Bett neu zu beziehen.

Als ich das Licht in meinem Zimmer anmachte, saß Susan bei mir auf dem Bett.

„Du bist spät dran.“, sagte sie. „Wer ist das im Bad?“ „Ich hab dir doch mal von dem Jungen erzählt den Daigo und seine Bande immer geärgert haben.“ Susan nickte.

„Das ist er also. Schläft er bei dir?“ „Ich denke schon. Wenn er bei mir im Bett schlafen will, kann ich ja aufs Sofa gehen.“ Susan stand auf und ging zur Zimmertür. „Ich hab mir Sorgen gemacht. Warum bist du erst so spät gekommen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das erzähl ich dir ein anderes Mal. Heute bin ich einfach zu müde.“ Wir wünschten uns eine gute Nacht, dann verließ meine Mutter mein Zimmer und ich begann mein Bett abzuziehen. Gerade, als ich fertig war, hörte ich wie nebenan die Dusche ausging. Schnell legte ich die Kissen zurecht, griff in meinen Schrank, um meinen Bademantel heraus zu holen, lief dann über den Flur und klopfte leise an die Badezimmertür. „Kouyou? Kann ich reinkommen?“ Von drinnen kam ein zaghaftes „Ja“. Er hatte sich nur ein Handtuch um die Hüften gewickelt und seine Haarspitzen tropften. Ich senkte den Blick. „Ich hab mir gedacht, dass du mit Sicherheit nicht wieder deine alten Sachen anziehen willst und ich hab mir überlegt, dass du vielleicht meinen Bademantel haben … willst?“ Mit gesenktem Blick wartete ich auf eine Antwort von ihm.

Schließlich sagte er: „Dass wäre sehr nett von dir.“ Wortlos reichte ich ihm das Kleidungsstück und drehte mich dann weg. Ich hörte das Handtuch rascheln und dann wie Kouyou in den Bademantel schlüpfte.

Nachdem ich das Handtuch zum trocknen aufgehängt hatte, zeigte ich ihm mein Zimmer.

„Du kannst mein Bett haben. Ich denke mal, dass du lieber nicht auf dem Sofa schlafen willst.“ Kouyou runzelte die Stirn. „Schläfst du dann auf dem Sofa?“ Ich nickte.

„Klar, aber bevor du was sagst, es gibt schlimmeres. Möchtest du eine Boxershorts zum schlafen haben?“ Er nickte. „Gerne, danke.“ Ich reichte sie ihm und trat dann hinter die Tür meines Kleiderschrankes, um mich umzuziehen. Dann streckte ich mich und versuchte an die Decke und das Kissen im obersten Regal zu kommen, aber wie das oft in solchen Situationen, fehlten mir ein paar Zentimeter, um die Sachen zu erreichen.

Plötzlich stand Kouyou hinter mir, griff an mir vorbei und reichte mir beides.

„Danke.“, sagte ich und lächelte.

Als wir schließlich im Dunklen lagen, fragte er mich: „Ich weiß, dass das jetzt wahrscheinlich ziemlich blöd klingt, aber …“ Er stockte. „Wie heißt du eigentlich?“ Ich begann zu lachen.

„Du bist echt genial. Lässt dich von mir mit nach hause nehmen, benutzt meine Dusche und meine Sachen und weißt noch nicht mal wie ich heiße. Mein Name ist Kate Kareshima.“

„Kate klingt nicht sehr japanisch.“ „Meine Mutter ist Amerikanerin und mein Vater Japaner.“

Eine Weile schwiegen wir. „Danke, Kate.“ „Kein Problem, Kouyou.“ „Nenn mich einfach Uruha.“ Ich grinste. „Ok. Uruha.“
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Uruha noch friedlich in meinem Bett.

„Hey, aufstehen.“, säuselte ich in sein Ohr, doch alles was er machte, war sich mit einem wohligen Seufzen im Bett rumzudrehen und anzufangen leise zu schnarchen.

Jetzt war es ich die seufzte und da Wochenende war, beschloss ich schon mal den Frühstückstisch zu decken und danach noch mal nach Dornröschen zu sehen.

Doch die dachte eine Viertelstunde später immer noch nicht ans Aufstehen.

Grinsend nahm ich die Decke und zog sie ihm mit einem Ruck weg, nur um festzustellen, dass seine Boxershorts im Schlaf verdammt weit nach unten gerutscht waren.

Mit einem Aufschrei warf ich die Decke wieder zurück. „Dann behalt die blöde Decke doch!“ In diesem Moment bewegte sich Uruha. „Wassn los?“ Er sah mein rotes Gesicht und bemerkte dann auch den Grund. Schnell zog er sich die Decke bis zum Kinn.

Einen Moment lang schwiegen wir beide. „Hast du gut geschlafen?“, fragte ich schließlich. Uruha nickte. „Seit langer Zeit endlich mal wieder.“, murmelte er. „Was hast du gesagt?“

„Nichts.“, sagte er. „Möchtest du jetzt was essen?“ „Sehr gerne.“ Nachdem wir beide uns umgezogen hatten und zum Frühstück nach unten gingen, erleben wir beide eine böse Überraschung.

Der Grund

„Warum zum Teufel bist du nachts in Strapsen durch die Gegend gerannt?“, fragte Aoi Uruha, welcher errötend zu Boden schaute.

Zum einen Teil klang er erstaunt, aber auch verärgert. „Lass Kate doch einfach weiter erzählen, dann erfährst du es mit Sicherheit noch!“, brummelte Ruki und kuschelte sich näher an Reita. Aoi schnaubte.
 

Kapitel 3 Der Grund
 

Als wir nach unten in die Küche kamen, saßen meine Mutter und Tetsu schon am Frühstückstisch. Als Uruha Tetsu sah, wurde er mit einem Schlag blass.

„Was macht er denn hier?“, fragte Tetsu vollkommen entgeistert. „Die Frage ist doch eher woher du ihn kennst, aber das kann er uns ja selbst erzählen, wenn er möchte. Jetzt lasst uns frühstücken.“, sagte Susan. Während der ganzen Zeit war die Stimmung am Tisch bedrückend. Meine Mutter hatte überschwänglich gute Laune, fragte Uruha aber nur oberflächliche Fragen. Schließlich waren alle mit frühstücken fertig und meine Eltern räumten den Tisch ab. Ich ging mit meinem Gast wieder nach oben, da wir uns jetzt umziehen wollten. Da fiel mir auch direkt ein, dass Uruha ja gar nichts zum anziehen hatte.

„Was willst du denn jetzt anziehen?“, fragte ich und stellte mich vor meinen Kleiderschrank.

„Du könntest was von meinen Sachen haben. Ich hab hier einen schwarzen Rollkragenpulli, schwarze Jeans …“ „Er weiß es.“, flüsterte Uruha. Ich drehte mich zu ihm um.

„Wer weiß was?“ „Dein Vater weiß, dass ich …“ Er ließ sich mit dem Kopf voran auf mein Bett fallen. „Was weiß er?“, fragte ich und setzte mich zu ihm. Uruha nuschelte etwas in meine Kissen. „Ich versteh so kein einziges Wort.“ „Gestern war ich arbeiten und dein Vater war auch da. Einer seiner Freunde hatte wohl Geburtstag. Er weiß, dass ich als …“

„Dass du …?“ „Dass ich als Stripper arbeite.“, brach es aus ihm heraus und schnell vergrub er seinen Kopf in den Kissen und zog sich die Decke über sich.

Als ich nichts dazu sagte, lugte er nach ein paar Minuten unter der Decke hervor.

„Was ist daran jetzt so schlimm?“ Auf meine Frage hin, sah Uruha mich verwundert an.

„Na ja nur, weil du eine etwas andere Arbeit hast, musst du doch noch lange kein schlechter Mensch sein. Was mich interessieren würde ist, wie du dazu gekommen bist, als Stripper zu arbeiten.“, sagte ich und setzte mich zu ihm aufs Bett. „Meinst das ernst?“, fragte Uruha und sah mich erstaunt an.

„Natürlich, sonst hätte ich dich nicht gefragt.“ Ich schaute ihn an. „Willst du es mir erzählen?

Ich weiß, dass wir uns erst 3 Jahre kennen und das auch erst halbwegs gut seit gestern Abend.

Vielleicht ist das zu früh.“ Ich fuhr mir seufzend durch die Haare. „Ich hätte dich nicht fragen sollen. Tut mir Leid.“ Ich wollte aufstehen, doch Uruha hielt mich an der Hand fest.

„Ich möchte es dir erzählen, ich will mutiger werden.“ Er sah mich flehend an und flüsterte dann „Bitte.“ Bevor er anfing zu erzählen, holte er noch einmal tief Luft.
 

Uruhas Part
 

„Meine Mutter ist vor anderthalb Jahren abgehauen und meinen Vater hab ich gar nicht kennen gelernt. Ich wollte immer schon Gitarre spielen, aber da meine Mutter nur sehr wenig Geld verdient hat, musste ich auch arbeiten gehen, um die Miete und das Essen bezahlen zu können.

Obwohl die Miete sehr niedrig war, da wir in einer furchtbaren Gegend wohnten.

Eines Abends kam ich auf dem Weg von der Schule nach hause an einem Stripp-Club vorbei.

Aus irgendeinem Grund wurde ich von diesem Laden magisch angezogen. Ehe ich mich versehen konnte stand ich schon mitten drin und auf der Bühne tanzte grade eine wunderschöne Frau, nur in String und Netzhemd.

Ich war ganz verzaubert von ihr und wartete vor dem Club, bis sie hinaus kam. Doch sie sah ganz anders aus, als ich sie eben gesehen hatte. Ihre Haare waren nicht mehr blond, sondern dunkelbraun und ihre aufreizende Kleidung hatte sie gegen einen Rollkragenpulli, eine Jeans und schwarze Turnschuhe getauscht.

Gelangweilt zog sie eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich einen Glimmstängel an. Dann erst warf sie einen Blick in meine Richtung.

„Was willst du? Sondervorstellungen gibt’s nur nach Absprache, also hau ab.“ Als sie an mir vorbeilaufen wollte hielt ich sie an der Hand fest. Erstaunt über meinen Mut sah ich zuerst auf unsere Hände und dann in ihr Gesicht. Sie sah mich ebenfalls an. In ihrem Blick lag eine Mischung aus Verwunderung und Wut. „Ich hoffe du hast einen guten Grund mich von meinen Kindern fernzuhalten?!“ Betroffen schwieg ich einen Augenblick, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie schon Kinder hatte, sah sie doch noch so jung aus.

„Ich … ich brauche Geld und … als ich Sie eben tanzen gesehen hab, da … wollte ich das auch können.“, stotterte ich und schon hatte mich der ganze Mut verlassen, den ich aufgebracht hatte, um diesen Satz hervorzubringen. Die Frau seufzte. „Wieso bin eigentlich immer ich der Ansprechpartner für schwierige Fälle?“ Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und umschloss dann meine Hand mit ihrer. „Ich bin “Golden Rain“. Du siehst aus, als könntest du nen Kaffee vertragen. Komm mit.“

Normalerweise würde ich nie mit jemand völlig Fremden mitgehen, doch ich spürte aus irgendeinem Grund, dass ich bei ihr in guten Händen war.

Wir fuhren mit der U-Bahn und dann mit dem Bus, bis in die Vorstadt von Tokyo, wo “Golden Rain“ ein kleines Einfamilienhaus besaß, dass sie mit ihren beiden Kindern bewohnte.

Als sie die Haustür aufschloss, drang mir direkt der Duft von frischem Brot in die Nase und mir wurde bewusst, dass ich seit heute Morgen nichts mehr gegessen hatte. „Na los, putz dir die Schuhe auf der Matte ab und komm rein.“ Das Haus war klein und auch ziemlich vollgestellt, aber trotzdem sauber und wirkte einladend.

Während ich noch staunend im Flur stand, ging “Golden Rain“ ins Wohnzimmer.

„Frau Matsumoto? Wo sind sie denn?“ „Ich bin in der Küche.“, erklang die gutgelaunte Antwort. Neugierig folgte ich meiner Gastgeberin weiter ins Haus.

Frau Matsumoto entpuppte sich als fröhliche Dame des Mittelalters, die gerade zwei ofenfrische Brote aus dem Ofen holte. „Sie müssen doch nicht immer Brote backen.“

„Sag bloß sie schmecken dir nicht, Ayumi?! Mir macht es doch Freude, wenn es anderen schmeckt.“, sagte sie lächelnd. Dann wandte sie sich um, ihr Blick fiel auf mich und dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ayumi.

„Warum hast du nicht gesagt, dass du Besuch mitbringst? Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich jetzt schon Tee fertig.“, sagte sie halb entrüstet. „Möchten Sie Tee? Und wenn ja welchen? Und …“ Meine Gastgeberin bremste sie aus. „Lass ihn doch erstmal ankommen.“

„Sie ist ein er?“ Frau Matsumoto wirkte erschrocken, fasste sich aber dann wieder und lachte dann. „Ach ja, entschuldigen Sie bitte. Eigentlich sollte mich das ja nicht mehr verwundern, mein Sohn hatte ja auch letztens Besuch von einem sehr damenhaften Wesen, wo ich auch erst später rausbekommen habe, dass sie ein er war.“ Sie kicherte. Dann fiel ihr Blick auf die Uhr an der Wand. „Oh, ich sollte ich langsam mal auf den Weg machen. Mein Sohn wartet auf sein Abendessen. Ohne mich würde er sich nur von Fast Food ernähren.“

Sie zog sich die Jacke an, umarmte Ayumi, gab mir die Hand und weg war sie.

Wir zogen uns wieder in die Küche zurück und gerade als ich eine Tasse heißen Tee in die Hand gedrückt bekam, vernahm ich das Geräusch von kleinen Füßen, die die Treppe herunterkamen. Dann stoppte das Geräusch an der Küchentür. Ayumi seufzte.

„Nami, Kiku, kommt schon rein.“ Zwei niedliche, kleine Mädchen streckten die Köpfe herein.

Dann kamen sie ganz herein, die Kleinere versteckte sich hinter der Größeren, welche direkt auf uns zukam. Die Kleinere hielt sich am Nachthemd der Größeren fest.

„Mami, wer ist das hübsche Mädchen da?“ „Das ist ein Freund von mir, Nami.“ „Das ist ein Junge?“ Sofort wurde ich von großen braunen Kinderaugen neugierig angestarrt.

„Was wollt ihr eigentlich hier unten, ihr Mäuse?“ „Kiku wollte was zu trinken, hatte aber Angst alleine runterzukommen.“ Sofort füllten sich Kiku’s Augen mit Tränen und ihre Unterlippe begann zu zittern. „Ich mag’s nicht wenn’s dunkel ist.“, flüsterte sie.

Sofort bekam ich Mitleid. „Ich hatte auch mal Angst vor der Dunkelheit. Es ist nichts schlimmes Angst vor etwas zu haben.“, sagte ich lächelnd und streichelte ihr über das Haar.

„Meinst du?“ „Na klar.“ Da begann sie auch zu lächeln und klammerte sich an mich.

„Ich hab dich lieb.“

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, den beiden Kleinen alle Fragen zu beantworten die sie hatten und Kiku spielte so lange mit meinen Haaren, bis sie fast einschlief. Mit ihr im Arm ging ich die Treppe hinauf und legte sie in ihr Bett.

Als ich wieder hinunter kam, begegnete mir Nami auf der Treppe. Sie wünschte mir eine gute Nacht und tapste nach oben.

„Ich möchte dir eine Frage stellen.“, sagte Ayumi, nachdem ich die Küche betreten hatte.

„Würdest du mit mir zusammenarbeiten? Das Geld was ich verdiene, reicht grade um mich und die Kinder zu ernähren. Du könntest bei uns wohnen und …“ „Ich möchte gerne mit dir zusammenarbeiten, aber wohnen möchte ich in der Wohnung meiner Mutter. Das Einzige was ich möchte ist, dass du mir Gitarre spielen beibringst. Ich habe eine Gitarre im Zimmer deiner Kinder gesehen, deshalb frage ich.“

„Das ist in Ordnung, nur ich sollte dich warnen, denn …“ Sie holte tief Luft. „Ich habe Aids. Noch ist die Krankheit nicht ausgebrochen, aber wenn ich sterbe und meine Kinder noch nicht für sich sorgen können, würdest du dich dann um sie kümmern? Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber ich habe sonst niemanden, an den ich mich wenden kann. Frau Matsumoto hat genug eigene Probleme und na, bei dir hab ich ein gutes Gefühl.“ Sie sah mich flehend an.

„Es ist in Ordnung. Ich werde dir helfen.“, sagte ich und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Wir stehen das zusammen durch.“
 

Uruhas Part Ende

Türsteher

„Du warst Stripper?“, riefen fast alle Jungs von Gazette in Chor.

„Is doch voll in Ordnung.“, sagte Ruki und runzelte die Stirn. Es sah so aus, als würde es ihn enorme Anstrengung kosten sich den nächsten Satz zu überlegen.

„Hab ich dir eigentlich mal gesagt, dass du tolle Oberschenkel hast. Nich so toll wie die von Reirei, aber immer hin … nich schlecht.“ Reita verdrehte genervt die Augen und gab Ruki eine Kopfnuss. „Halt einfach mal die Klappe, Zwerg!“

„Hat es eigentlich noch irgendwelche Zwischenfälle mit diesem Daigo gegeben?“, fragte Kai an mich gewandt. „Ja, aber damit man das verstehen kann, muss ich etwas weiter ausholen.“

„Macht doch nix, macht doch nix. Wir haben noch gaaaaaaaaaaaaaaanz viel Zeit und vielleicht redest du dir den Mund fusselig, dann wird’s vielleicht endlich mal lustig.“

In dem Moment in dem Ruki anfing zu kichern, bekam er von Reita noch eine Kopfnuss.

„Aua, hör auf, ich hab doch schon eine Beule.“ Ruki zog eine Schnute und hielt sich den Kopf. „Wegen dir hab ich jetzt Kopfweh, du Doofmann!“ „Tschuldigung, aber der Alkohol hat ihm wohl mehr aufs Hirn geschlagen, als vermutet.“, sagte Reita.

„Ist schon in Ordnung, ich weiß ja, dass er es nicht so meint.“
 

Kapitel 4 Türsteher
 

„Sie hatte Aids?“ Auf meine Frage hin, nickte Uruha.

„Bedauerlicherweise ja. Wie sehr sie darunter litt, ließ sie sich jedoch niemals anmerken, schon gar nicht in der Gegenwart ihrer Kinder. Am nächsten Abend trafen wir uns wieder vor dem Stripp-Club ’Sweet Dreams’.

Der Club war noch nicht geöffnet, dennoch hingen wir hinein und Ayumi stellte mich der Chefin, Hanami, vor. Da wir noch mehr als zwei Stunde Zeit hatten, bevor der Club geöffnet wurde, schlug sie mir vor, dass ich mich erstmal umziehen sollte.

Das Kostüm, welches Ayumi mir in ihrer Garderobe reichte, bestand eigentlich nur aus nichts mit ein wenig Stoff. Ein hautenges, bauchfreies, violettes Top und farblich dazu passende Strapsen und feine Netzstrümpfe.“

„Das sind ja die Sachen, in denen ich dich gefunden hab.“, rief ich überrascht.

„Genau die.“, bestätigte Uruha. „An dem Abend lief endlich mal wieder alles glatt.

Ich wurde bejubelt, gefeiert und hatte seit langem nicht mehr so viel Spaß, obwohl ich anfangs ziemlich nervös war. Am Ende bin ich in so eine Art Rausch gefallen.

Eigentlich war alles perfekt, bis zu dem Zeitpunkt, als Daigo da war. Auf dem Weg nach hause bin ich ihm in die Arme gelaufen. Du weißt ja was dann passiert ist.“

„Ja. Dieser blöde Sack.“ Da kam mir eine Idee. „Was hältst du davon, wenn …“

In diesem Augenblick klopfte es an die Tür. „Herein!“

Zögerlich steckte Tetsuhiro seinen Kopf zur Tür herein.

„Kann ich mal mit euch sprechen?“ „Klar, komm rein.“, antwortete ich und klopfte neben mich aufs Bett. „Na ja …“ Jetzt stand er mitten im Zimmer und es sah so aus, als wollte er sich die Finger brechen, so sehr drehte er an ihnen herum „Mach’s nicht so umständlich und setzt dich hin.“

Als ich das gesagt hatte setzte er sich dann doch zu uns.

„Also, gestern hat doch Satoshi seinen Geburtstag gefeiert und … na ja … wir waren im ’Sweet Dreams’.“

Uruha starrte auf die Decke, Tetsuhiro an die Decke und ich vom Einen zum Anderen.

„DU warst in nem Stripp-Club? DU?“

Das stellte die Welt auf den Kopf. Tetsu war doch sonst nicht so, dachte ich zumindest.

„War er denn gut?“ Jetzt war es an den Beiden mich anzustarren.

„Was denn, es ist doch nicht verboten zu fragen, oder?“ „Ich hab erst gedacht er wär ne Frau.“, nuschelte Tetsu und sah mit hochrotem Kopf wieder an die Decke.
 

Ich schlug mir die Hand vor den Kopf. Ja ne, is klar!

„Es tut mir Leid, dass ich dich so angestarrt hab.“, sagte Tetsu an Uruha gewandt.

„Man ist doch in nem Stripp-Club um zu starren, oder?“ „Na ja, aber ich hab ihn mit den Blicken fast ausgezogen…“ „Noch mehr als er eh schon war?“ „Mehr als ich eh schon war, ja.“ Uruha nickte bestätigend. „Wie viel hattest du getrunken?“ Fragend sah ich Tetsu an.

„Ich weiß nicht mehr, aber ich glaub ziemlich viel. Es tut mir wirklich sehr Leid.“

Er stand auf und verbeugte sich vor Uruha.

„Was hat er was ich nicht hab? Ach ja, lange Haare oder?“

Susan stand plötzlich im Türrahmen und funkelte zu uns rüber.

„Susan, ich …“ „Du hast schon genug gesagt!“ Dann kam sie zu uns rüber.

„So ist das also! Du schmeißt deine Zukunft weg und gehst strippen?“

„Aber er braucht das Geld doch!“ Jetzt wurde ich wütend. „Quatsch! Du kannst bei uns wohnen, dann brauchst du auch nicht mit dem Zeug weitermachen.“

„Ich möchte aber weitermachen.“, flüsterte Uruha. „In zwei Monaten ist der ’Ayumi Memorial Day’.“ Ich schluckte. „Du hast gar nicht gesagt, dass sie tot ist.“

„Ein halbes Jahr nach unserem ersten Treffen ist sie gestorben, aber nicht an der Krankheit.

Der Bus, in dem sie saß, wurde von einem LKW gerammt, ist von der Straße abgekommen und hat sich überschlagen.“

Erschrocken weiteten sich meine Augen. „Das ist ja furchtbar.“ Ich legte ihm einen Arm um die schmalen Schultern und sie sackten herab, als müssten sie eine tonnenschwere Last tragen.

Es breitete sich eine drückende Stille aus, bis sie schließlich von Susan durchbrochen wurde.

„Also für mich ist die Sache klar!“ Erstaunt sahen wir sie an.

„Uruha bleibt bei uns, darf weiterhin tun und lassen was er möchte, braucht keinen Unterhalt zu zahlen…“ „Das möchte ich aber. Wenn ich schon bei ihnen wohnen darf, möchte ich auch meinen Beitrag dazu leisten.“ Entschlossen sah Uruha ihr ins Gesicht.

„Das wirst du auch. Du kannst putzen, kochen, Staub saugen…“ „Susan!“, riefen Tetsu und ich erbost im Chor.

Uruha hingegen begann zu lachen. „Das ist schon in Ordnung.“

„Toll, ich wollte schon immer nen großen Bruder haben.“ Begeistert umarmte ich das neue Familienmitglied.
 

Nachdem meine Eltern gegangen waren, schaute ich ihn mir an.

„Was willst du denn jetzt anziehen? Meine Sachen werden dir nicht passen, es sei denn du willst in Drei-Viertel-Hosen rumlaufen.“

„Könnte ich nicht vielleicht die Sachen deines Vaters haben?“ „Nur mal so. Das ist nicht mein Vater. Uns verbinden in dieser Familie eher Vertrauen und Respekt, als irgendwelche Blutbande.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Müsste man ihn mal fragen.“

„Tetsu-chan!“, trällerte ich in den Flur hinaus.

„Was denn?“, kam die Antwort zurück. „Kann Uru-chan ein paar deiner Klamotten haben?“

Es folgte eine Pause. „Dann braucht er aber auch einen Gürtel. Bedient euch einfach.“

„Danke!“, riefen Uruha und ich. „Ihr denkt aber dran, dass Susan und ich nachher zum Elternabend müssen, also nehmt euch den Haustürschlüssel mit!“, rief Tetsu.
 

Schließlich hatte sich der Blonde für eine schwarze Jeans, einen schwarzen Gürtel, ein dunkelblaues T-Shirt und eine Schwarze Jacke entschieden.

Nachdem ich ihn mit ein paar bequemen Turnschuhen von mir ausgestattet hatte, die ihm passten, weil er glücklicher Weise recht kleine Füße hatte, gingen wir los, um ihm dir Klamotten aus seiner alten Wohnung zu holen.
 

„Scheiße! Hier wohnst du?“ „Nein, ab jetzt habe ich hier gewohnt.“, meinte Uruha und sah sich ein letztes Mal um, bevor er zur Tür hinausging.

Schaudernd folgte ich ihm. Die Gegend wo wir uns befanden, hätte gut als Bronx durchkommen können, mit Spinnern an jeder Ecke, dunklen Sackgassen und so weiter.

Wenn ich ganz ehrlich war, fühlte ich mich ständig beobachtet und war froh Uruha dabei zu haben, auch wenn ich wahrscheinlich besser mit den ganzen Idioten zu Recht kommen würde als er. Und tatsächlich!

„Na ihr Süßen? Wo hin des Wegs?“ „Nach Hause!“, meinte ich, packte Uruha an der Hand und rannte weg. Gruseliger, versoffener Alter!
 

„Möchtest du noch irgendwo hin?“, fragte ich Uruha, der mit seiner Umhängetasche neben mir her trottete.

„Können wir eben noch zu Frau Matsumoto? Ich würde ihr gerne sagen, dass ich umgezogen bin.“ Lächelnd nickte ich.
 

„Kouyou! Was für eine Freude dich zu sehen!“, rief eine Dame des frühen Mittelalters kaum, dass sie die Tür aufgemacht hatte. Mit leuchtenden Augen umarmte sie ihn auf Brusthöhe und sah dann auch mich.

„Ist das deine Freundin?“, fragte sie dann unverblümt und grinste. Armer Uruha. Er brachte keinen Ton raus, sondern wurde nur rot und scharrte verlegen mit dem Fuß.

„Wir sind nicht zusammen.“, sagte ich deshalb schnell und sah ihr fest in die Augen.

„Okay, wenn du das sagst.“ Wieder grinste sie und zog uns dann herein.

„Kommt doch rein. Ich hab grad Plätzchen gebacken und es gibt frischen Tee.“

Als ich ihr versicherte, dass wir ihr keine Umstände machen wollten, winkte sie ab.

„Ach, Blödsinn. Ich freu mich immer über Besuch.“

In diesem Moment erklang aus dem ersten Stock ein Geräusch wie eine einschlagende Bombe. Sofort flitzte unsere Gastgeberin zum Treppenabsatz und schrie nach oben:

„Mensch Kinder! Geht das nicht ein bisschen leiser?“

„Ich bin kein Kind mehr!“, erklang eine männliche Stimme von oben gefolgt von der eines Mädchens. „Bist aber auch nicht viel größer!“ Der Urherber der ersten Stimme stieß einen Kampfschrei aus, der von Gequietsche quittiert wurde. „Lauf Kiku! Er kommt!“

Und tatsächlich rannte nur kurze Zeit später ein winziges Männchen hinter zwei Mädchen die Treppe herunter.

„Ruha! Beschütz uns! Taka ist wieder böse!“, riefen die beiden langhaarigen Geschöpfe und krabbelten zu Uruha auf das Sofa.

Als besagter Taka gerade zum Hechtsprung ansetzte, stellte sich seine Mutter zwischen ihn und seine Opfer.

„Takanori! Jetzt ist aber genug! Ein bisschen mehr Benehmen, wenn ich bitten darf!

Wir haben schließlich Gäste!“

Grummelnd ließ sich der Kleine in den Sessel fallen und schmollte.

„Was war das eigentlich für ein dumpfer Knall gerade?“, fragte Frau Matsumoto und setzte sich auf den anderen Sessel. „Taka ist mit dem Kopf aus dem Bett gefallen.“, sagte das ältere Mädchen. „Holzkopf.“, kicherte das Andere.

„Ach ja? Und wer hat mich da raus geschubst?“, fragte Takanori erbost und richtete sich in seinem Sessel auf.

„Ich nicht!“, riefen beide Kinder gleichzeitig und kicherten wieder.

„Duhu? Sind die echt?“, fragte mich die Kleinere und zupfte an meinen Haaren. „Aber ja.“, erwiderte ich lächelnd. „Boah. Ich hab noch nie rote Haare gesehen.“, ließ sich Nami vernehmen und vergrub eine Hand in meinem Haar. „Die sind ja ganz weich!“

„Ich will dir Zöpfchen flechten.“, sagte Kiku und begann an meinen Haaren rumzuspielen.

„Also, warum seid ihr hergekommen?“, ließ sich Frau Matsumoto vernehmen.

„Ich bin umgezogen und wollte Ihnen meine neue Adresse sagen.“, antwortete Uruha und gab ihr einen kleinen Zettel, auf den er in säuberlicher Schrift unsere Adresse notiert hatte.

Die ältere Dame besah sich das Stück Papier und lächelte dann sanft.

„Ich freu mich, dass du aus dieser furchtbaren Gegend weggezogen bist.“ „Ich mich auch.“, sagte mein neuer Bruder ebenfalls lächelnd und sah mich dankbar an.

„Läuft da was zwischen euch?“, kam jetzt eine interessierte Frage von Takanori, der die ganze Zeit lustlos gegen seine Ponyfransen gepustet hatte.

„Wieso? Interessiert?“, grinste ich frech und zwinkerte ihm zu. „Bin ich ja gar nicht!“, rief er errötend und rannte die Treppe hinauf.

„Isser ja wohl.“, grinste Kiku, die inzwischen auf meinen Schoß gekrabbelt war, um meinen Pony zu bearbeiten.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich Kiku, während ich etwas besorgt auf ihre Hände schielte, die unbekümmert ihr Werk der Zerstörung fortsetzten.

„Er hat noch nie ein Mädchen mitgebracht.“, sagte Kiku und machte mir mit konzentrierter Miene einen Knoten in den Zopf, den sie soeben fertig gemacht hatte.

„Ich hab ja gedacht, dass Aoi ein Mädchen ist, aber weißt du...“ Nami rutschte neben mich und flüsterte mir zu. „Dann hat der mal bei uns übernachtet und dann war er duschen und dann kam er aus dem Badezimmer und hatte gar keine Brüste!“

Bei dem Gesichtsausdruck den Nami machte, konnte ich einfach nur lachen.

„Das stimmt, Männer haben normalerweise keine Brüste, es sei denn sie sind ganz dick oder wurden so geboren.“ „Es gibt Männer die haben Brüste?“ Ich nickte grinsend, als beiden Mädchen ein gehauchtes „Cool!“ über die Lippen kam.
 

Als wir gingen, war es draußen schon dunkel geworden.

„Ich muss gleich zur Arbeit.“, sagte Uruha mit einem Blick auf die Uhr und atmete die kalte Nachtluft ein.

Die Kälte brachte Botschaft vom kommenden Schnee, immerhin war es bereits Anfang Dezember.

Fröstelnd ging ich neben ihm her. „Eigentlich möchte ich dich nicht alleine gehen lassen. Wer weiß, wann der Spinner wiederkommt.“ Liebevoll lächelte Uruha mich an.

„Dann komm doch mit mir da hin. Wir könnten noch einen Türsteher gebrauchen.“

Entgeistert sah ich ihn an. „Warum sollte denn dahin mitkommen?“

Bevor Uruha antworten konnte, klingelte mein Handy. Was ich hörte ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

„Das mit dem Türsteher klingt nicht schlecht, wir werden bald viel Geld brauchen. Verschieb die Arbeit.“ Mit tränennassen Augen sah ich zu ihm auf. „Susan und Tetsu hatten einen Unfall.“ Ich schluchzte. „Tetsu ist tot.“

Arbeitsbeginn

„Ach, scheiße!“ Reita sah mich an und sagte für ihn ungewöhnt einfühlsam: „Tut mir echt Leid. Das hast du nie erzählt.“ Während er mich mitleidig ansah, wischte er geistesabwesend den Sabber Rukis, der im auf die Hand getropft war, am Hemd des Sängers ab.

Der ließ sich davon nicht weiter beeindrucken und schlief einfach weiter.

Kai umarmte mein Lieblingssofakissen, als hinge sein Leben davon ab und seine Augen schimmerten verdächtig. „Komm schon, wenn ich nicht weinen muss, musst du das erst recht nicht.“ Ich legte einen Arm um ihn und tätschelte seine Schulter.
 

Kapitel 5 Arbeitsbeginn
 

Hastig sprangen wir aus der U-Bahn, die uns in die Nähe des Krankenhauses gebracht hatte. Der Rettungshelfer hatte am Handy sehr sachlich geklungen, was in mir das Bedürfnis weckte auf etwas einzuschlagen. Wenn jetzt auch noch Susan starb, was blieb mir dann noch?
 

Mit Uruha an der Seite stürmte ich in die Eingangshalle. Es herrschte Hochbetrieb. Überall rannten Sanitäter herum und Verletzte warteten darauf verarztet zu werden. Da die Dame an der Rezeption alle Hände voll zu tun hatte, wandte ich mich an eine junge Frau, die mit einem kleinen Mädchen auf einem Stuhl an der Eingangstür saß. Das Kind hatte einen dicken Verband um die Stirn gewickelt. Auf meine Frage hin, was passiert war, antwortete sie, dass ein Auto in eine Menschentraube gefahren war. Warum wusste sie auch nicht, schob es aber auf plötzlich aufgetretenes Glatteis.

Da ging ich doch zur Anmeldung, um vielleicht ein paar Informationen über Susan einholen zu können. Viel konnte die Dame mir auch nicht sagen außer, dass Susan noch im OP wäre und ich zu warten habe. Frustriert lief ich von der einen Seite des Wartezimmers zur Anderen und wieder zurück. Währenddessen telefonierte Uruha mit seiner Chefin. Mitten in meiner festgelegten Route stand er plötzlich vor mir und drückte mir sein Handy in die Hand.

„Die Chefin will mit dir reden.“ Etwas unwirsch meldete ich mich, war ich doch viel zu besorgt um Susan, um freundlich zu sein. „Ich würde mich gerne dafür bedanken, dass du auf Uruha aufgepasst hast.“, erwiderte eine Stimme am anderen Ende der Leitung, die direkt aus den erotischen Fantasien eines jeden Mannes zu springen schien. Wenn sie auch nur halb so gut aussah, wie sie am Telefon klang, musste sie ein männermordendes Monster sein.

Mürrisch winkte ich ab. „Das is doch nicht das Thema. Das hab ich gerne gemacht, da gibt es nichts zu danken.“ Beinah konnte ich hören, wie sie schmunzelte. „Ich hab gehört, dass du eine Arbeit suchst und ich hätte dich gerne bei uns. Du kannst ja mal nen Tag Probe arbeiten und schauen, ob es dir gefällt.“ Schnell ging ich die Situation um Kopf durch .

Wie es um Susan stand wusste ich noch nicht und Tetsu … war tot. Schnell schluckte ich das aufsteigende Heulgefühl herunter. Wir brauchten das Geld verdammt!

„Ich … kann ja mal vorbei kommen.“, erklärte ich stockend. „Das freut mich zu hören.“, erwiderte meine neue Chefin und es klang ehrlich erfreut.

„Jetzt reich mir doch mal eben Uruha.“ Ergeben gab ich das Handy seinem Besitzer zurück.

Während Uruha mit Hanami plauderte, begann ich wieder damit meine Runde zu drehen und ließ meinen Blick dabei durch den Raum schweifen. Das kleine Kind mit dem Verband schaukelt auf seinem Sitz herum. Als es mich sah, grinste es mich an und ich bemerkte, dass ihm ein Schneidezahn fehlte. Müde lächelte ich zurück und lief weiter. Eine alte Frau beklagte sich, dass ihr die Hüfte wehtat, woraufhin ihre Nachbarin erwiderte, dass sie verdammt noch mal froh sein konnte, dass ihr überhaupt noch was weh tat. Sie könnte ja genau so gut schon tot sein! Daraufhin wurde die erste sauer und behauptete, dass sie lieber tot wäre, als noch einen Augenblick in der Nähe der Anderen zu verbringen. Noch bevor ich mich mit der bevorstehenden Schlammschlacht unter greisen Frauen beschäftigen konnte, winkte mich die Dame von den Rezeption zu sich.

Susan wäre aus dem OP gekommen und es sähe auch ganz gut so weit aus. Ich könnte sie auch besuchen, nur wach wäre sie noch nicht. Nachdem sie mir auch noch die Zimmernummer gegeben hatte, rannte ich los Richtung Treppenhaus. Bis der Fahrstuhl unten war, war ich schon oben!

Etwas außer Atem oben angekommen, wurde ich auch Uruha gewahr, der mir hinterhergejagt war. „Dass man in Krankenhäusern nicht rennen darf ist dir wohl egal?“

„Du sagst es.“, grummelte ich und wandte mich dem rechten Gang zu. „Susans Zimmer ist im anderen Gang.“, flüsterte Uruha mir zu. „Weiß ich doch!“, fauchte ich, schnappte mir seine Hand und zog ihn den linken Flur runter. Vor der letzten Tür stoppte ich, atmete tief ein und betrat dann leise das Zimmer. Susan war an mehrere Maschinen angeschlossen und war nahezu so weiß wie ihre Bettwäsche. Bei ihrem Anblick wurde mich doch leicht schwindelig und taumelnd ließ ich mich auf dem Stuhl neben ihrem Bett nieder.

Ihre Hand war erschreckend kalt als ich sie berührte und schnell überprüfte ich ob sie denn tatsächlich noch atmete. Tatsächlich! Kaum merklich hob und senkte sich ihre Brust.

Schaudernd schloss ich die Augen. Wenigstens Susan lebte noch, auch wenn Tetsu...

Ich wollte den Gedanken gar nicht zuende führen.

Müde sah ich auf die Uhr. Um halb eins in der Nacht sollte ich eigentlich schon längst zuhause sein. Wenn Susan wach wäre, würde sie mir dafür mit Sicherheit den Hals umdrehen.

Seufzend richtete ich mich auf. „Wir sollten gehen.“, sagte ich und wandte mich Uruha zu, welcher mich fragend ansah. „Wir können ja doch nichts tun, außer zu warten.“ Gähnend erhob ich mich und wickelte meinen roten Lieblingsschal um die Stuhllehne. Wenn Susan aufwachte, wäre er das Erste, was sie sehen würde. „Damit du weißt, dass ich da war.“, flüsterte ich ihr zu, trat mit Uruha in den Flur hinaus und schloss leise wieder die Tür. Diesmal ließ ich mich auf den Fahrstuhl ein. Erschöpft ließ ich mich gegen Uruha sinken.

Als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten kam ein junger Arzt auf uns zu. „Genau sie hab ich gesucht. Sie müssen noch den Toten identifizieren.“ Allein bei diesen Worten drehte sich mir schon der Magen um, aber ich wusste ja, dass dies notwendig war. Stumm nickend folgten wir ihm. „Wie kommen Sie eigentlich auf mich?“ „Na ja, als wir die zuletzt gewählte Nummer eingaben, klingelte das Handy seiner Begleiterin und ihre letzte Nummer war nun mal die von Ihnen. Und ich hab ihre Stimme wiedererkannt.“, erklärte er und lächelte mich gewinnend an.

Innerlich verdrehte ich die Augen und wollte einfach nur noch weg.
 

Als wir endlich das Krankenhaus verließen, fühlte ich mich schlimmer, als jemals zuvor.

Susan hatte dem Laster wohl noch rechtzeitig ausweichen können, war aber von den panischen Menschen niedergetrampelt worden und hatte mehrere innere Verletzungen. Tetsu hatte das Kind aus der Eingangshalle zur Seite gerissen, war aber mit dem Genick gegen einen Laternenpfosten geknallt, welches gebrochen war. Zum Glück war seine Leiche nicht noch weiter entstellt gewesen. Denn ich glaube, dass hätte ich nicht ausgehalten.

Die Mutter des Kindes hatte uns ihr aufrichtiges Mitleid ausgedrückt und das Kind hatte drauf bestanden, dass ich seinen Teddy behalte. „Den hat mir mein Papa geschenkt, aber der ist schon tot und jetzt kannst du den haben.“, sagte es und reichte mir den recht versifften Teddy.

Ich sah das Plüschtier an und es starrte einäugig zurück. „Ich werde ich ihn in Ehren halten.“, versprach ich und drückte das Kind und den Teddy an mich.
 

Zuhause angekommen, schmiss ich meine Sachen von mir und ließ mich ohne große Umschweife ins Bett fallen. „Willst du dich nicht noch umziehen?“, fragte Uruha, halb unter den Sofadecken verborgen. „Ne, nur noch schlafen.“, murmelte ich und machte die Lampe auf meinem Nachttisch aus. Eine Zeit lang starrte ich ins Dunkel. "Ich kann nicht schlafen.", stellte ich laut fest. "Kommst du rüber?" Wenige Moment später hörte ich erst das Sofa leise knarren, dann ein dumpfes Geräusch, einen leisen Fluch und dann rollte ich etwas zur Seite als Uruhas Gewicht die Matratze nach unten drückte. "Was war's?", fragte ich. "Zeh gegen Bettpfosten." Er seufzte neben mir. "Das mit Tetsu tut mir Leid. Er schien eigentlich ganz nett zu sein." Plötzlich löste sich der Kloß in meiner Kehle und die ersten Tränen rannen ungehindert über meine Wangen. Ein Wimmern drängte sich aus meiner Kehle ins Freie und ich begann hemmungslos zu schluchzen. "Hey." Schlanke Arme zogen mich in eine Umarmung. "Sssssch, ganz ruhig.", sagte Uruha, während er mir sanft über den Kopf streichelte. Ich konnte gar nichts sagen. Mein Brustkorb fühlte sich an, als würde er zerquetscht werden. Also vergrub ich mein Gesicht nur an Uruhas Hals und heulte mich in den Schlaf.
 

Als ich aufwachte brannten meine Augen und fühlten sich an als seien sie total verquollen.

Ich wankte ins Badezimmer und klatschte mir eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht. Beim Aufrichten fiel mein Blick auf Tetsus Pflegeset. Mir wurde schlecht, gleichzeitig wurde meine Sicht wieder verdächtig verschwommen. Auf dem Weg in mein Zimmer hörte ich laute Stimmen aus der Küche und ging nachsehen, was dort vor sich ging.

"Das du mich noch nicht eher angerufen hast!" "Aber Frau Matsumoto, da war es doch noch mitten in der Nacht!" "Und jetzt ist es fast Mittag du Trantüte! Du dachtest doch nicht, dass..."

Ich räusperte mich leise. Uruha und Frau Matsumoto fuhren ruckartig mit den Köpfen herum.

"Kate, Liebes!" Die ältere Dame kam auf mich zu und drückte mich an sich. "Das ist ja ganz furchtbar was da passiert ist." Ich legte die Arme um sie und ließ mich gegen ihren weichen Busen sinken. Ausgelaugt, ja so fühlte ich mich plötzlich. "Wenn es irgendetwas gibt, was ich und meine Familie für euch tun können..." "...dann lasse ich Sie es wissen.", sagte ich müde und rang mich zu einem Lächeln durch. "Ich hab eine ganz wunderbare Idee!", sagte sie da. "Ihr beiden kommt mit zum Mittagessen und keine Ausreden oder Widerreden. Ich warte hier auf euch."
 

Obwohl die Stimmung beim Mittagessen am Anfang relativ angespannt war, lockerte sie sich jedoch recht schnell, da es Kiku und Nami nicht lassen konnten Takanori zu ärgern. Zwar immer gut versteckt, aber seine Reaktionen darauf waren es ganz und gar nicht. Herr Matsumoto war davon weniger begeistert als die beiden Mädchen. "Aus irgend einem komischen Grund hatte ich immer gehofft, dass du mal ein anständiger, wohlerzogener junger Mann werden würdest, aber die Hoffnung kann mich mir wohl abschminken.", sagte er und rieb sich entnervt über die Schläfen. Sein Sohn sah daraufhin erst zerknirscht aus, dann aber auch zum Teil trotzig. "Aber die beiden Monster haben angefangen." "Du benimmst dich als wärst du zwölf.", ließ seine Mutter verlauten und obwohl mir noch nicht wieder danach war, musste ich bei Takas Gesichtsausdruck kichern. Er schaute mich vorwurfsvoll an. "Jetzt fang du doch nicht auch noch an." Ich blickte möglichst unschuldig drein. "Womit denn, bitte sehr?" Der Kleine schnaubte nur. "Ja ja, hackt nur alle auf mir rum."

In dem Moment klingelte es an der Haustür. Taka und Kiku sprangen gleichzeitig auf. "Ich geh, ich geh!", rief das Mädchen. "Nein, tust du nicht! Das ist mein Besuch!" Während sich die Beiden zankten, hüpfte Nami von ihrem Stuhl und wuselte zwischen ihnen hindurch zur Tür.

"Hi Aoi!" "Oh, hey meine Süße." Neugierig lehnte ich mich etwas nach hinten, um den Besuch in Augenschein zu nehmen. Doch so wie er jetzt stand konnte ich nur eine schlanke, schwarzhaarige Gestalt sehen, die Nami hochhob und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.

Nami kicherte und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne auf sich.

"Hey, ich wollte zuerst.", beschwerten sich beide lautstark, woraufhin Aoi anfing zu lachen. "Keine Sorge, es kommt jeder dran.", versicherte er ihnen und wiederholte das Gleiche mit Kiku und Taka. "Boah, Alter! Ne Umarmung hätte gereicht.", maulte Taka und wischte sich mit dem Handrücken über die von Aoi geküsste Wange. Dieser grinste jedoch nur schelmisch.

"Das klang aber eben ganz anders." Taka knurrte. "Komm jetzt mit nach oben, du Trottel!", sagte er und zog seinen Freund mit nach oben. Der warf noch einen Blick in unsere Richtung und ich konnte ein bildhübsches Gesicht mit schwarzfunkelnden Augen erkennen.

"Hallo an wer-auch-immer-da-sitzt!", rief er noch, dann wurde oben eine Tür zugeschlagen.

Ich blinzelte erst mal verwirrt und wandte mich dann an Frau Matsumoto. "Ist das immer so, wenn Aoi da ist?" Bevor diese allerdings antworten konnte, mischte sich Kiku ein. "Immer! Taka ist total ... ähm..." Sie schaute ihre große Schwester an. "Besitzergreifend.", sagte diese.

"Genau! Taka ist total besitzergreifend. Der lässt uns nie mit Aoi spielen.", sagte sie und stocherte auf ihrem Teller herum. "Ich fand ihn auch ganz nett, so auf den ersten Blick. Oder Ruha?", sagte ich lachend und stupste ich an. Damit riss ich ihn wohl aus seinen Gedanken. "Was? Oh ja, nett, genau." "Weißt du überhaupt, wovon wir geredet haben?", fragte ich, während sich die Tischrunde allmählich auflöste. "Aoi?", mutmaßte er. "Das klang jetzt aber sehr geraten." "Tut mir Leid." Ich seufzte und zerwuschelte ihm dann die Haare. "Was sollte das denn jetzt?!", giftete er. "Ach nichts, ich bin nur grad froh dich und nicht Taka als Bruder zu haben. Man ist der ne Zicke." "Hatten wir da jemals thematisiert? Also das mit dem Bruder?", fragte Uruha erstaunt. "Ich tu einfach mal so, als hätten wir dich adoptiert.", meinte ich grinsend.
 

Als Uruha es sich mit den beiden Mädchen im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte, bat mich Frau Matsumoto, ihrem Sohn und Aoi den Nachtisch hoch zu bringen. Ich nahm das Tablett und warf noch einem Blick zu Uruha. Dieser hatte sich ein Märchenbuch geschnappt und hatte angefangen den beiden Kleinen vorzulesen. Herr Matsumoto hatte seine Zeitung weggelegt und sich zu den Dreien auf das große Sofa gesetzt, um ab und zu mit verstellter Stimme mitzulesen, was die Mädchen zum kichern brachte. Ich freute mich für Uruha, dass er hier so gut aufgehoben war.

Am oberen Absatz der Treppe angekommen, sah ich mich um. Probehalber ging ich zur Tür, die mir am nächsten war und horchte. Was ich da hörte war seltsam. Erst mal rhythmisches Quietschen des Bettes und dann Keuchen von Ruki. "Hey übertreib nicht so." Das war jetzt Aoi. Eine leichte Röte machte sich auf meinen Wangen breit. „Ach was! Einmal geht noch!“, sagte Taka, dann hörte ich einen Zusammenstoß und ein verhaltenes Stöhnen von beiden. Fast wäre mir das Tablett aus der Hand gefallen. „Verdammt, das hat wehgetan.“, murrte Aoi.

„Woah, is ja gut. Ich holt dir eben was dagegen. Mann, bist du empfindlich.“ antwortete Taka und riss nur Sekunden später die Tür zu seinem Zimmer auf, grade als ich davon stehlen wollte. Er starrte mich aus großen Augen an und ich starrte zurück. Seine verschwitzten Haare, das rote Gesicht und das Fehlen des T-Shirts. Sie hatten doch nicht…?

„Was machst du denn hier? Bist du nen Spanner oder was?“ „Nein bin ich nicht, du Giftzwerg. Ich sollte euch nur den Nachtisch nachbringen.“ „Wie hast du mich grade genannt?“ „Taka-chan!“, erklang die Stimme von Aoi leidend aus dem Zimmer. „Is ja gut!“

Der Zwerg flitzte nach unten. Eigentlich hatte er noch nicht mal so Unrecht. Ein bisschen Neugier konnte doch nicht schaden, also stellte ich das Tablett ab und lugte um die Ecke. Aoi saß auf Takas Bett und hielt sich die offenbar schmerzende Stirn. „Alles klar bei dir?“ Meine Stimme schien ihn aufzuschrecken. „Ja, wenn Taka nicht so einen Dickschädel hätte, wär es aber besser.“ Ich sah ihn nur verwirrt an. „Wenn ich zu Taka komme, machen wir immer erst etwas Sport, bevor wir mit der Musik anfangen. Heute hat er mit Sit-ups angefangen. Ich hab seine Beine auf dem Bett festgehalten und er musste dann mit dem Oberkörper hochkommen. Grade eben ist er aber mit zu viel Schwung hochgekommen und hat mir mit seinem Quadratschädel ne Beule gehauen.“, erklärte er lächelnd und zeigte mir zur Bestätigung seine Stirn. Tatsache, da war wirklich ne dicke Beule. Ich seufzte erleichtert, waren meine Gedanken also abwegig gewesen. „Sag mal was bist du denn so rot?“ Ich wurde noch eine Spur röter. „Klang das so zweideutig von draußen, was wir gemacht haben?“ „Ähm… ich…naja, es klang schon so als hättet ihr…also du und er…“, stammelte ich verlegen. „…Sex?“, hakte Aoi nach, grinste breit und spielte dann mit der Zunge an seinem Lippenpiercing, von dem ich mich jetzt fragte, warum es mir erst jetzt auffiel. Grade als er etwas sagen wollte, betrat Taka das Zimmer, in jeder Hand eine Schüssel Mangopudding und einen Beutel Eis unter den Arm geklemmt.

„Worüber quatscht’n ihr da bitte?“ „Über dich und mich.“, sagte Aoi, während ich gleichzeitig „Nix besonderes!“ sagte. Der Kleine schaute skeptisch von Einem zum Anderen, ließ es aber dann mit einem „Okay?“ dabei bewenden. „Was macht ihr eigentlich für Musik?“

„Taka schreibt selber Songs.“, sagte Aoi und zerwuschelte seinem Freund die Haare.

„Ja, das tu ich!“, sagte Dieser mit stolzgeschwellter Brust, während er versuchte sich die Haare wieder zu richten. „Ich singe und er spielt Gitarre.“, meinte er und nickte mit dem Mund voller Mangopudding zu Aoi. „Oh cool! Darf ich mal was hören?“, fragte ich mit leuchtenden Augen. „Klar, warum nicht?“, meinte Aoi, ging zum Schreibtisch, zog unter Unmengen von Notenblättern eines hervor und reichte es Taka. „Nehmen wir das.“ „Das ist doch noch gar nicht fertig!“ „Ja, aber trotzdem eines deiner besten Stücke.“ „Na, wenn du das sagst.“, murmelte Taka und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während Aoi seine Gitarre holte. Als er anfing so spielen, war ich gebannt und als Taka mit seinem Gesang begann, war ich absolut sprachlos. Doch so schnell wie das Stück begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. „Wahnsinn was für Töne aus einem so kleinen Körper kommen können!“, platzte es auch mir heraus. „Klappe! Du bist doch selber kaum größer!“, fauchte Taka beleidigt. „Nein nein, ich meine, dass ich es absolut bewundernswert finde, wie du singst. Tschuldigung, wenn das jetzt falsch rüberkam.“, erklärte ich mit leuchtenden Augen. Als der Sänger dann erst ungläubig guckte und dann rot anlief, fiel mein Blick auf die Uhr. Verdammt! Ich wollte doch noch ins Krankenhaus! „Hört mal ich bin dann mal weg.“, sagte ich und sprang auf. An der Tür drehte ich mich noch einmal um. „Ich heiße übrigens Kate.“, sagte ich mit einem Blick auf Aoi und lief dann so schnell ich konnte die Treppe runter. Im Wohnzimmer angekommen musste ich dann allerdings feststellen, dass Uruha über dem Geschichtenerzählen eingeschlafen war. Also bat ich Frau Matsumoto ihm auszurichten, dass ich ihn dann bei der Arbeit sehen würde und sagte ihr, wann sie ihn bitte wecken müsste.

Danach musste ich schon fast rennen, um die nächste Bahn zum Krankenhaus zu kriegen.
 

Schwitzend stand ich knappe fünfzehn Minuten später in der Bahn. Ich hatte echt noch Glück gehabt, denn in dreißig Sekunden würden sich die Türen schließen. Grade als ich tief durchatmete, hörte ich von draußen einen Schrei. „Scheiße!“ Ich sah mich um und erblickte einen bunten Freak, der auf die Bahn zurannte und verzweifelt die Hand ausstreckte. Ohne lange zu überlegen machte ich einen großen Schritt nach vorne, packte seine ausgestreckte Hand und zerrte ihn nach drinnen. Direkt nach seinen Füßen schlossen sich die Türen. Was ich allerdings nicht bedacht hatte war, dass wir genug Schwung hatten um mich umzuwerfen. Also landete erst ich auf dem Boden und er auf mir drauf. Natürlich schlug ich mir den Kopf an und hätte jetzt wirklich nicht lieber getan, als den Typ in den Hintern zu treten. Der rappelte sich jetzt auf und zog mich auf die Beine. Jegliche Verwünschung blieb mir erstmal im Hals stecken. Der war ja nicht nur kunterbunt, sondern auch verdammt groß! Dann allerdings fand ich meine Sprache wieder. „Bist du bescheuert? Das hätte verdammt noch mal ins Auge gehen können!“ Ich funkelte ihn böse an. „Wieso? Du warst doch da.“, sagte er leichthin und grinste frech. „Danke übrigens. Hast du dir wehgetan?“ „Nur den Kopf angestoßen, aber das geht schon. Und bei dir?“ Gerade als er antworten wollte, hatten wir die nächste Station erreicht und wurden von einer Horde Angestellter zusammengedrängt. Gott sei dank schirmte der Buntschopf mich ab, sonst wäre ich wahrscheinlich zerquetscht worden. Dafür waren wir uns aber auch ungewollt näher gekommen. „Um zu deiner Frage zurück zu kommen. Ja, mir geht’s gut, auch wenn mir deine Titten fast die Luft abdrücken.“ Wieder grinste er so verdammt frech! „Hey! Ich hab deinen Schwanz im Bauchnabel und beschwer mich ja auch nicht!“, antwortete ich böse. „Darüber hat sich bis her ja auch noch nie eine beschwert.“, antwortete er lachend. „Dann bin ich halt die Erste!“, fauchte ich ihn an und quetschte mich an ihm vorbei zum Ausgang. Perverser Vollidiot!
 

Als ich das Zimmer betrat in dem Susan lag, verrauchte die Wut über den Idioten mit einem Schlag. Susan lag im Bett und schaute mich an. „Hey.“ Plötzlich wurde meine Stimme ganz zitterig und beinah hätte ich mich auf Susan geworfen, war ich doch so froh, dass es ihr besser ging. Ihre Stimme hingegen klang rau, als sie mich fragte wie es mir gehe. „Wie es mir geht? Das sollte ich doch besser dich fragen.“ „Ich hab Schmerzen im Nacken, eine gebrochene Hand, ein mehrfach gebrochenes Bein und wohl mehrere gebrochene Rippen. Es ist also ziemlich viel kaputt.“, antwortete sie wahrheitsgemäß und bat mich ihr das Glas Wasser vom Nachttisch zu geben. "Soll ich dir beim trinken helfen?", fragte ich besorgt nach. "Mach dich nicht lächerlich, die andere Hand funktioniert prima.", antwortete Susan, bevor sie einen Schluck trank. "Tetsuhiro ist tot, nicht wahr?", fragte sie dann und starrte in ihr Wasserglas. "Ich hab wohl echt kein Glück mit den Männern.", sagte sie, noch bevor ich antworten konnte, gleichzeitig begannen ihr die ersten Tränen über die Wangen zu laufen und fielen ihr dann auf ihr Hemd. "Erst David und jetzt Tetsu." Als sie auch noch zu schluchzen begann, setzte ich mich zu ihr aufs Bett, nahm sie in den Arm und streichelte ihr, so wie Uruha gestern, über das kurze Haar.

"Du bist die Einzige, die mir noch geblieben ist und jetzt muss ich mich als Mutter auch noch von meinem Kind trösten lassen." Sie wischte sich energisch über die Augen. "Jetzt muss ich erst mal schnell gesund werden. Gib mir doch mal bitte meine Medikamente." Als ich sah wie viele Schachteln und Dosen es waren, bekam ich eine Gänsehaut. "Musst du die wirklich alle nehmen?", fragte ich kleinlaut. "Wenn ich gesund werden will schon.", antwortete sie und schluckte die ersten Tabletten. Ich wartete bis sie fertig war, dann sah ich wie sie müde wurde. "Vielleicht solltest du jetzt schlafen." "Ich glaubte das wäre gut, ja.", murmelte Susan schläfrig und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Ich deckte sie zu und flüsterte noch "Bis morgen, Mum.". Ob sie es noch mitbekam, weiß ich nicht.
 

Eine schlappe Stunde später stand ich mit Uruha vor nun unserem gemeinsamen Arbeitsplatz.

"Bist du bereit?" "Klar, bleibt mir ja auch nicht anderes übrig.", sagte ich und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Na dann los.", sagte Uruha und öffnete die Tür.



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Von:  Flecki49
2013-07-19T11:53:10+00:00 19.07.2013 13:53
Hui, das waren ja ziemlich viele Informationen auf einmal!
Und ja, ich hab in lezter Sekunde dran gedacht ;)
Also... hm. ist schon furchtbar, das mit Tetsu... obwohl ich ihn ja nicht recht leiden mochte. Aber über die Toten nur Gutes! Ich hoffe, mit Susan geht es jetzt bergauf. Süß, die Szene mit dem Teddy^^
Und die Formulierung - 'männermordendes Monster' - zu gut! ich musste echt lachen, trotz der an sich traurigen Situation.
Wird der bunthaarige Punk im Zug egtl nochmal wichtig? War auch eine sehr nette Szene =)

Und Taka und Aoi- Lol. Gut, das sie noch Klamotten anhatten xD
Die beiden sind echt niedlich zusammen.
Der liebe Uruha ist mir fast ein wenig zu kurz gekommen in dem Kapitel- vielleicht ist das auch nur mein Eindruck, ich mag ihn ja so gern^^ Allerdings, worüber hat er da am Mittagstisch gegrübelt? Er hat ihnen ja nicht wirklich zugehört. Oder hat er was gegen Aoi? Hm.
Und jetzt bin ich mal gespannt auf ihren ersten Arbeitstag! Da freu ich mich richtig drauf =)

Lg!
(Viel Erfolg beim Kuchen backen! ;) )
Flecki^^
Von:  Clint-the-Archer
2010-10-10T17:13:12+00:00 10.10.2010 19:13
OMG!
Zuerst musste ich überlegen, wer Taka ist, aber als ich mein Hirn mal eingeschaltet hatte, konnte ich "klein" und "Takanori" zusammen rechnen!
Und das war so ein "Tada!"-Moment^^
Ach ja, Rukilein is schon niedlich^^
Kiku und Nami übrigens auch. >3<
Q~Q
Tetsu~~~~~~~~~~!!!!!!!
TT____TT
NOOOOIIIIIIIN!!!!!
Wieso hast du ihn sterben lassen?????
Von:  MoCJ
2010-10-10T15:46:06+00:00 10.10.2010 17:46
Ich finde ein bisschen zu viel Tod in einem Kapitel. Gut finde ich allerdings deinen Wechsel der Stimmungen. allerdings hätte ich lieber einen Wechsel von Traurig zu lachen als andersrum. Na ja. Ansonsten gefällt mir deine Geschichte sehr gut und ich würde gerne weiterlesen.
Wann gehts weiter?
^^
Von:  Elena_Jenkins
2010-10-10T15:22:08+00:00 10.10.2010 17:22
Oh man1 viel Tod auf einmal ! Hast du das echt alles so gewollt? Erst Ayaumi, dann Testu~
Ma *Tränen weg wisch* ads sit doch echt mal grausam wie nichts anderes *schnifü*
Da hat Uruha nun endlich eine Familie und Kate auch und dann sterben sie schon wieder alle weg ...
ich sag dich, ich hau dich, wenn du Susan nun auch nocht sterben lässt *drop*
Aber ich find Kiku und Nami immer noch niedlich... Taka ist selten dämlich und irgendwie trotzdem noch niedlich...
wirklich. Ich bin verdammt gespannt auf das nächste Pitel, das kommt ^^

vlG,
Ivy
Von:  Elena_Jenkins
2010-10-09T20:23:14+00:00 09.10.2010 22:23
Sehr sehr interessant - auch wenn man vielleicht in diesem Kapitel das alles ein wenig mehr ausarbeiten können, denn ich gehe davon aus, dass man nicht so schnell jemanden etwas vertraute. Aber ansonsten finde ich die Idee mal sehr interessant - vor allem ist es mal was anderes zu lesen und das alles... ich finds gut.
Ich würde mich durchaus freuen, mehr zu lesen ^^
Gute Arbeit~ auch wenn einiges noch ausgeschmückt werden könnte~
Aber nur so mal am Rand, wie gesagt, ich finds auch so super ^^

vlG,
*kussi*
Ivy
Von: abgemeldet
2010-05-27T21:50:13+00:00 27.05.2010 23:50
Das ist gut, gefällt mir sehr. Ich würde gerne wissen, wie es weitergeht. Ich habe jetzt alles von dir gelesen und ich weiß nicht, ob es stimmt, aber gibt es eine Verbindung zu Kates Tagebuch und diesem Fanfiction???
Von:  Flecki49
2009-12-28T19:38:53+00:00 28.12.2009 20:38
So, nun auch der letzte Kommentar^^
Ja, auch hier spannend! Ich frag mich nur, wieso kommt mir der Name Daigo so verdammt bekannt vor? Ich weiß nicht mehr! Hilfe!
Ja, der Perspektivwechsel von Kate zu Uruha Ich-Erzähler verwirrt etwas, aber man kommt dahinter! Sonst find ichs gut!
So, jetzt is aber gut hier^^
Hdl
Flecki49^^
Von:  Snaked_Lows
2009-12-22T14:09:06+00:00 22.12.2009 15:09
auch hier wieder: gute idee wie du aoi und ruki eingebaut hast!!
dass du tatsu uru anscheind erkennt finde ich als idee klasse, weil das wirklich spannend ist, jedoch wird nicht klar woher er ihn kennt, obwohl susan die frage anspricht. zumindestens wird nicht deutlich warum er die frage nicht beim essen beantworten möchte.
die tatsache, dass kate es nicht abschreckt, dass uru als stripper arbeitet passt sehr gut zu ihrem charakter. in dem zusammenhang könntest du wiederum aber auch die anderen gut einbauen. ihre erste reaktion über die tatsache, für den fall dass sie es noch nicht wussten.
wie uru zu dem job gekommen ist finde ich auch gut. jedoch ist mir aufgefallen, dass du uru da plötzlich in der ich-form erzählen lässt, und das verwirrt im ersten moment, weil ja eigentlich kate der ich-erzähler ist.
wie du ruki insgeheim mit in die vergangenheit einbindest ist dir gutgelungen, die spannung steigt, weil man trotzdem nicht genau weiß wie die beiden sich letztendlich wirklich kennen gelernt haben :3
das ende ist an sich gut, aber total plötzlich. die beiden kennen sich kaum und schon wird uru sowas wichtiges gefragt. das hätte vielleicht später besser gepasst, nachdem sie eine zeit lang zusammen gearbeitet haben und sich besser kennen gelernt haben.
ich hoffe meine kritik konnte dir helfen und mach weiter, denn übung macht wirklich den meister!!! wir fangen alle mal klein an :3
und ich würde mich freuen, wenn du mir bescheid sagen könntest, wenn es weiter geht :3
bis bald hoffentlich!!!
Von:  Snaked_Lows
2009-12-22T13:57:15+00:00 22.12.2009 14:57
sooo^^
also wieder das gleiche wie beim kapitel zuvor finde ich gut, dass du die wohnzimmerszene vor das kapitel gepackt hast!
auch den vergleich, dass es was anderes ist, wenn man eine sprache pausenlos quasi als muttersprache sprechen muss!
wie du die neue situation in der schule beschrieben hast finde ich auch klasse. die verschiedenen machtpositionen und so :3
da könntest da aber auch vielleicht noch einen sprung zurück in die gegenwart machen, beispielsweise, wenn das erste mal urus namen fällt, weil es ihn ja direkt betrifft. sowas wie: uruha schaute kurz verlegen zu boden, oder sowas in der art :3
das würde bei der vergewaltigungsszene auch gut passen, weil sowas ja nie spurlos an einem vorbei gehen kann... da könntest du aoi auch gut einbauen, dass er urus hand nimmt oder sowas.
und war etwas komisch rüber kommt ist die genaue beschreibung die kate die typen fertig macht. davon erfährt man fast alles, aber ihre gefühle fallen dabei sehr zurück. in dem moment kommt sie irgendwie wie so ein art superheld rüber, und das passt irgendwie nicht so richtig in den normalen und sehr realistischen handlungsverlauf... also wenn du ihre gefühle noch mehr betonen würdest, käm das sehr gut finde ich :3
weiter ausbauen könntest du auch den übergang von der vergewaltigung bis nach kate zu hause. uru hat ja immerhin ein traumatisches erlebnis, dass kommt noch nicht so wirklich rüber irgendwie.
die szene wieder zu hause finde ich sehr gelungen!!!! man merkt deutlich, dass sich beide noch nicht wirklich kennen und kate ihm trotzdem helfen möchte und sich uru auch sehr an diese hilfe klammtert, obwohl er noch recht unsicher ist. gefällt mir sehr gut!!!!
auch das ende erzeugt wieder sehr viel spannung!!!
Von:  Snaked_Lows
2009-12-22T13:46:44+00:00 22.12.2009 14:46
sooo und weiter gehts XD
dass du die szene im wohnzimmer quaso vor das eigentliche kapitel gepackt hast, finde ich gut, wei dadurch ne direkte abtrennung zu der vergangenheit stattfindet :3
die schilderung wie kate zu ihrer neuen mutter gekommen ist hättest du vielleicht noch ein wenig ausbauen können. zum beispiel wie das leben soweit im waisenhaus war und was ihr erster eindruck gewesen ist, als sie susan gegenüber stand. eine adoption ist ja auch ein langer vorgang und so.
das plötzliche auftreten von tetsuhiro finde ich gut, vorallem da du zuvor auch sehr geheimnisvoll über ihn schreibst, das passt gut zusammen.
auch die idee mit dem musikgeschäft ist süß :3
der umzug von ihm kommt jedoch wirklich extrem plötzlich durch die einleitung von susans „Was?“. also ich persönlich brauchte einen moment um die handlung an dem punkt zu verstehen.
ansonsten könntest du gerade in dem kapitel zwischen durch ein paar adjektive einbauen die auf die vergangenheit schließen. wie zum beispiel: damals war ich sofort begeistert von der idee umzuziehen, weil ich schon immer sehr offen für neue sachen gewesen bin. weil sie erzählt die geschichte ja den anderen und deswegen kommt es ein klein wenig komisch wenn man von sich selbst sagt "....", sagte/rief ich. ich hoffe du weißt was ich meine, ist nicht ganz so einfach auszudrücken XD
im allgemeinen gefällt mir vorallem die story in dem kapitel und dein schreibstil lässt sich auch recht flüssig lesen!!!


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