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Flügelschläge einer Liebe

von

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Prolog

~Sophie~
 

Ich bin Sophie, ein 25 Jahre altes Mädchen, das ein großes Problem hat. Ich weiß nicht was ich anziehen soll. Ich gehe heute nämlich Essen. Es ist kein Date oder sowas. Nein, ich gehe mit Miriam, meiner besten Freundin und Sascha, meinem schwulen besten Freund, Essen. Ich kann mich nicht entscheiden Rock oder Hose? Obwohl ich ja eher zu der Hose tendiere. Gut, Stoff oder Jeans? Kurz oder Lang? Ich weiß es nicht, noch ist es warm draußen, wir haben gerade Sommer, aber die Nächte hier sind manchmal noch etwas kalt. Ich glaube, ich gehe einen Kompromiss ein und ziehe die halblange Jeans an. Aber was für ein Oberteil? Ich ziehe diverse Tops und Shirts aus dem Schrank, aber keins sagt mir wirklich zu. In meinem Schlafzimmer sieht es inzwischen aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall liegen diverse Kleiderstücke herum. Ich entscheide mich dann schließlich für ein schlichtes schwarzes Top. So wie immer. Jetzt fehlen mir nur noch Schuhe. Aber das Thema stelle ich erstmal zurück. Jetzt gehe ich erst duschen. Ich drehe die Musik laut auf und steige in die Duschkabine, binde meine Haare hoch, da ich sie heute schon gewaschen habe.

Aus der Dusche raus gehüpft, die Musik wieder leiser gedreht, da ich jetzt kein rauschendes Wasser übertönen muss, laufe ich, in ein Handtuch gewickelt, zurück ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Wieder zurück im Badezimmer muss ich mich um mein Make-up kümmern. Nicht zu doll, sondern schön dezent. Ich umrande meine grünen Augen nur dünn mit einem Eyeliner und trage noch etwas Mascara auf, das sollte reichen. Jetzt zu einem weitaus größeren Problem, als die Wahl meiner Kleider oder die des Make-ups. Nein, nicht die Schuhe, das wird auch noch ein Akt, aber jetzt sind erstmal meine Haare dran. Langweilige, glatte, braune Haare. Ich glaube, ich lasse sie heute mal so wie sie sind, ich will heute sowieso niemanden abschleppen. Ich habe den Männern inzwischen abgeschworen. Im Moment habe ich einfach die Schnauze voll. Mit denen hat man nur Probleme, am Besten ich werde lesbisch. Bei dem bloßen Gedanken daran, muss ich schon lachen. Vor kurzem hat mein Ex-Freund mit mir Schluss gemacht, weil er mich betrogen hat, fand ich erst lustig, weil es doch eigentlich ein Grund für mich sein müsste mit ihm Schluss zu machen, aber naja. Jedenfalls dackelt er mir jetzt hinterher und meint er kann das machen, weil er mich liebt und das obwohl er mit mir Schluss gemacht hat. Ich könnte ihn umbringen. Da hat sein kleines Schnittchen ihn nun verlassen und jetzt ich bin ich wieder gut genug.

Ich sprühe mir noch schnell etwas Haarspray in die Haare, als es an der Tür klingelt. Das müssen Sascha und Miriam sein. Also laufe ich so schnell es geht zur Tür und bleibe schlitternd vor ihr stehen. Ich reiße die Tür auf und Miriam grinst mir frech entgegen. Ihre sonst so glatten, blonden Haare fallen ihr jetzt gelockt über die Schultern. Sie ist etwas stärker geschminkt als ich, trägt einen Minirock und ein weit ausgeschnittenes gelbes Top. Sascha eine legere Hose und ein Hemd. Sascha ist der Größte und älteste von uns dreien, er ist 1 Jahr älter als ich, während Miriam 1 Jahr jünger als ich ist.

Ich lasse die beiden in die Wohnung und weise sie an, sich erst noch ins Wohnzimmer zu setzen.

Währenddessen laufe ich schnell zu meinem Schuhschrank. Ich entscheide mich für schwarze Stilettos. Ich gehe wieder in das Wohnzimmer zurück und sehe wie Sascha mir, auf dem Sofa sitzend, mit drei Karten in seiner Hand entgegen winkt.

„Was ist das?“, frage ich und gehe weiter auf ihn zu, um mir die Karten näher anzugucken.

„Das“, sagt Sascha und wedelt noch mehr mit den Karten in seiner Hand: „Sind unsere Karten für das Konzert am nächsten Wochenende.“

„Sind sie endlich angekommen?“, frage ich und nehme Sascha eine Karte aus der Hand um sie mir anzugucken. Er gibt auch Miriam eine. Jetzt sitzen wir in meinem Wohnzimmer und schauen uns schweigend die Karten an.

Nächstes Wochenende gehen wir auf das Konzert einer Rockband. Ja, wir hören Rockmusik, um genauer zu sein, japanischen Rock. Dir en Grey sind am Wochenende in der Stadt und wir gehen auf das Konzert, wie hundert andere auch.

"So, wollen wir dann?", unterbricht Miriam die Stille. Sascha und ich stimmen ihr zu und kurze Zeit später stehen wir vor meiner Wohnung auf der Straße und gehen zu Fuß zum nahe gelegenen Restaurant. So ein Abend ist immer wieder schön, einfach mal was zu dritt machen und Spaß haben. Nach dem Essen wollen wir vielleicht noch was trinken gehen, aber das steht noch nicht fest. Schon jetzt sind wir am lachen, jeder von uns hat immer was lustiges zu erzählen.

Bald sind wir am Restaurant angekommen, ein Asiatisches. Wir hängen unsere Jacken an die Garderobe und suchen uns einen Tisch. Wir studieren die Speisekarte, aber ich weiß jetzt schon was ich nehme, das was ich immer nehme: Gebratene Ente.

Nach dem Essen beschließen wir noch in eine Kneipe zu gehen. Der Abend ist noch jung. Also rufe ich die Bedienung zum Zahlen herbei. Wir stehen auf und gehen zur Garderobe, anschließend verlassen wir das Lokal.

Nach unserem Kneipenbesuch gehen wir leicht schwankend zu unseren Wohnungen zurück. An einer großen Kreuzung müssen wir uns trennen und jeder muss noch ein kleines Stückchen alleine weitergehen. Mit dem Versprechen mich morgen zu melden, verabschiede ich mich und biege nach rechts ein. Schon bald packt mich der Verfolgungswahn und ich laufe den letzten Rest zu meiner Wohnung. Ich schließe die Haustür auf und fahre mit dem Fahrstuhl zu meiner Wohnung in den zweiten Stock. Jetzt merke ich langsam wie die Müdigkeit die Knochen hinauf kriecht. Ich schaue auf die Uhr und stelle schockiert fest, dass es bereits drei Uhr in der Frühe ist. Jetzt will ich nur noch schlafen. Ich torkle zu meiner Wohnungstür und schließe diese auf. Drinnen schmeiße ich meinen Schlüssel auf die Anrichte und kicke meine Schuhe in die nächstbeste Ecke. Irgendwie schaffe ich es, trotz der schmerzenden Füße, in mein Schlafzimmer und ziehe mich aus. Nachdem ich mich Bettfertig gemacht habe, mache ich das Licht aus und lasse mich in mein Bett fallen. Meine Gedanken schweifen noch einmal kurz zu der Karte, die auf dem Wohnzimmertisch liegt, und dann bin ich auch schon eingeschlafen.
 

Eine Woche später...
 

~Kaoru~
 

Endlich, bald haben wir es geschafft. Nur noch heute und dann ist auch diese Tour geschafft. Wir bleiben zwar noch ein oder zwei Wochen länger hier, aber diese zwei Wochen sind ohne die geringste Verpflichtung. Wir werden uns diese und andere Städte angucken, wenn wir Lust dazu haben, oder einfach nur eine Kneipentour machen. Einfach nur das wozu wir Lust haben. Ich sitze gerade mit meinen Bandkollegen in der Maske, das Konzert beginnt in zwei Stunden. Rechts neben mir sitzt Dai und ist mal wieder nur mit Toshi, der rechts neben Dai sitzt, am rumalbern. Ist aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Links neben mir sitzt Kyo, er sieht fast so aus als würde er jeden Augenblick einschlafen, ist aber auch kein Wunder. Denn Schlafen ist sein Hobby. Daneben sitzt Shinya, total gelassen und entspannt. Er hat einfach immer die Ruhe weg, woher weiß ich auch nicht. Aber es ist schön zu sehen, dass sich wenigstens einer meiner werten Herren Kollegen beherrschen kann, und nicht seinen Trieben nachgibt. Dai und Toshi können manchmal schlimmer als dreijährige Kinder sein. So eine Tour ist immer lustig, weil immer etwas passiert. Aber ich freue mich auch schon darauf wieder nach Hause zu kommen. Aber jetzt noch nicht dran denken, heute zählt erstmal noch das Konzert. Danach werden wir uns wahrscheinlich noch eine Kneipe suchen und das Tourende feiern. Obwohl wir eigentlich jeden Tag etwas feiern. Dai und Toshi finden immer irgendeinen Grund, vorgestern zum Beispiel, haben wir gefeiert weil Dai ein Haar verloren hatte. Er meinte, da müsste man eine Trauerfeier abhalten. Aus dieser Trauerfeier wurde dann für Dai und Toshi das reinste Besäufnis. Morgens hingen die dann über der Toilette. Sie konnten von Glück reden, dass wir an dem Tag kein Konzert hatten. Den beiden ging es richtig schlimm. Aber die Hoffnung zu haben, dass sie jetzt nicht mehr so oft feiern wollen, wage ich nicht. Dafür kenne ich sie zu gut. Dai und Toshi scheinen jetzt fertig zu sein, sie fangen an durch den Raum zu hüpfen. Das macht mir keine Angst, aber Kyo macht mit ihnen mit, das macht mir Angst.

"Kyo? Hast du Fieber?", spreche ich ihn an.

"Nein", erwidert er und macht weiter. So ein hüpfender Kyo macht mir echt Angst.

"Ich freue mich einfach nur, weil das unser letztes Europa Konzert ist", erklärt er dann endlich.

Jetzt bin ich beruhigt. Ich grinse ihn an und wende mich wieder dem Spiegel zu.

Faszination

~Sophie~
 

Heute ist es so weit, wir haben Freitag und in ein paar Stunden geht das Konzert los. Ich habe die Musik aufgedreht und springe durch meine Wohnung, auf der Suche nach meinem Gürtel. In einer halben Stunde kommen Sascha und Miriam vorbei und holen mich ab. Die Halle ist nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Ich denke schon, dass wir heute nach dem Konzert auch noch etwas Trinken gehen werden. Die Kneipe ist zwar weit von der Halle weg, da meine Wohnung zwischen beiden liegt, aber zu Fuß ist es auch zu schaffen. Nach dem Konzert werde ich wieder wie ein Monster aussehen. Meine ganze Schminke wird verlaufen sein. Gürtel ist gefunden. Jetzt geht es wieder ins Bad. Nun muss ich mich um mein Make-up kümmern. Viel schwarz und sehr dunkel. Mist, jetzt klingelt der Backofen, meine Tiefkühlpizza ist fertig. Schnell gehe ich in die Küche, mache den Backofen aus und lege meine Pizza auf einen Teller. Ich muss mein Make-up noch fertig machen, also gehe ich erst ins Bad zurück und die Pizza muss warten. Ich versuche mich schnell so fertig zu machen, dass ich mich danach auch noch aus dem Haus trauen kann. Jetzt brauche ich eine ruhige Hand, der Eyeliner ist dran.

Es klingelt, ich habe mich erschrocken, aber zum Glück nicht vermalt. Miriam und Sascha sind zu früh. Ich gehe zur Tür und lasse sie rein, danach verschwinde ich wieder im Badezimmer. Schnell noch alles fertig machen und dann kann ich endlich meine Pizza essen. Ich mache noch schnell alles wieder sauber und dann gehe ich in die Küche um mir meine Pizza zu holen. Aber meine Pizza steht nicht mehr auf dem Tisch.

„Miriam?“, rufe ich durch die Wohnung.

„Hier“, schallt es zurück. Der Ruf kam aus dem Wohnzimmer. Ich schleiche katzenartig zum dort hin, bereit zum Sprung. Sascha und Miriam sitzen einträchtig nebeneinander auf dem Sofa, beide mit einem Stück Pizza in der Hand. Ich muss lachen:

„Das war mein Abendbrot, was ihr da gerade vertilgt.“ Von meiner Pizza war noch eine Halbe über.

„Wir haben auch Hunger.“

„Dann hättet ihr was essen oder mir Bescheid sagen sollen, dann hätte ich zwei Pizzen gemacht.“

Jetzt mache ich mich über den Rest Pizza her. Die ist schon fast kalt. Ich hätte sie doch etwas später in den Ofen schieben sollen. Trotzdem esse ich sie auf.

Sascha und Miriam reden über das Konzert heute Abend, ich höre zwar zu, aber ich konzentriere mich mehr auf meine Pizza.

„Wir müssen los!“, springt Miriam plötzlich auf.

„Scheuch mal nicht alle Hühner auf, darf ich meine Pizza vielleicht noch aufessen?“

„Du hast doch nur noch ein Stück, das kannst du auf dem Weg essen“, erwidert Miriam.

Sie läuft in den Flur, holt meine Schuhe und zieht sie mir an. Ich sitze total perplex auf dem Sofa und lasse alles mit mir geschehen. Sie holt meine Jacke und zieht sie mir an. Mein letztes Stück Pizza drückt sie mir in die Hand und zieht mich vom Sofa hoch. Sascha besieht sich das ganze Schauspiel lachend. Er steht auf und geht uns hinterher. Im Flur hält Miriam noch kurz an und steckt mir meine Schlüssel in die Tasche. Sie schiebt mich und Sascha zur Tür hinaus und macht die Tür zu. Und plötzlich ist es, als wenn eine Mauer einstürzt und ich fange an zu lachen. Sascha und Miriam steigen in mein Lachen mit ein und wir brauchen fünf Minuten, um uns wieder zu sammeln. Miriam hatte es mal wieder geschafft mich zu verwirren, ich glaube die Beiden haben eine Wette am Laufen: Wer schafft es am meisten Sophie zu verwirren? Sie machen es wirklich täglich. Und immer abwechselnd. Doch dabei ist es gar nicht so leicht mich zu verwirren, aber trotzdem schaffen sie es des Öfteren.

„Los, wir sollten uns jetzt wirklich auf den Weg machen, wenn wir noch gute Plätze haben wollen“, sage ich schließlich zu den Beiden.

Und prompt stürmt Miriam die Treppe hinunter. Sie nimmt wirklich immer die Treppe, ob sie wohl Angst vor dem Fahrstuhl hat? Sascha und ich gehen ihr hinterher. Naja, ich bezweifle aber, dass wir gute Plätze bekommen werden. Viele der Fans sind schon gestern angekommen und haben dann vor der Halle übernachtet. Man merkt immer ganz genau wann eine japanische Band in der Stadt ist. Denn immer mindestens einen Tag vorher wimmelt die Stadt nur so vor Visus. Visus sind Menschen die der Stil- und Musikrichtung des Visual Kei angehören. Viele vergleichen diese Richtung mit Punk oder Goth. Irgendwie kann man schon sagen, dass es fast dasselbe ist, aber andererseits ist es Grundverschieden. Miriam hat mal gesagt „Visus sind die Tussis unter den Punks.“ Und irgendwo hat sie vollkommen Recht.

Wir biegen gerade in die Straße ein in der auch die Halle ist, hier wimmelt es nur so von Visus und einer aufgestylter als der andere. Wenn man hier auffallen will, dann ist es völlig falsch sich aufzustylen, dann muss man vollkommen ‚normal’ aussehen. Erst dann sticht man aus der Menge hervor. Wir stechen ein bisschen aus der Menge hervor, im Gegensatz zu einigen sehen wir wirklich ‚normal’ aus. Miriam und ich haben einen Minirock an, ihrer ist schwarz-weiß faltig.

Ich habe einen komplett schwarzen Minirock an. Die Vorderseite ist faltig, aber die Rückseite nicht, das mag ich an diesem Rock, der kann im Wind nicht so doll weg wehen, wie der von Miriam. Und wie immer hat Miriam den Kürzeren von uns an. Wir beide haben schwarze Oberteile an. Sascha, eigentlich wie immer, schwarze Hose und ein Hemd, diesmal in Rot. Ich kann die Halle von hier aus schon sehen und auch die Menschenmasse, die sich davor drängelt. Es schüttelt mich schon, wenn ich nur daran denke, wie heiß es gleich in der Halle sein wird. Ich bin so froh, dass ich flache Schuhe an habe. Miriam freut sich gerade einen Keks, sie hat realisiert, dass wir jetzt zu einem Konzert gehen. Es ist aber auch wieder ein komisches Gefühl Dir en Grey live zu sehen. Ich halte Ausschau nach anderen Freunden, mit denen wir uns hier treffen wollten. Miriam stupst mich an und zeigt auf zwei lustig aussehende Typen, dann bemerke ich, dass das zwei gute Freunde von uns sind. Paul und Daniel. Wir gehen zu den beiden hin und begrüßen sie.

„Hab euch erst gar nicht erkannt“, sage ich zu den beiden. Sie fangen an zu lachen und Daniel fragt:

„Habt ihr die Anderen gesehen?“

„Nein“, antwortet Miriam.

„Ey Miri! Wieso hast du denn nur einen Gürtel an?“ Paul muss Miriam immer mit irgendetwas aufziehen.

„Hab nix zum Anziehen mehr, alles in der Wäsche.“

„Dann solltest du waschen.“

„Kannst du ja für mich waschen.“

„Nee, komm lieber mit zu mir, ich hab bestimmt noch was zum Anziehen für dich, so ein schönes Bettlaken, oder so“, er fängt an zu lachen und Miriam haut im spielerisch auf die Schulter. Das ist ganz normal zwischen den Beiden. Paul macht sowas gerne, der olle Macho. Ah, da kommen Lara und Sarah. Jetzt sind alle da. Wir reihen uns in die Menschenmenge ein und stellen fest, dass noch gar nicht so viele vor dem Eingang stehen. Es scheint so als würden wir doch noch einen guten Platz bekommen. Jetzt heißt es warten bis die Tore auf gehen. Genau eine Stunde müssen wir noch warten und dann heißt es: Einlass.
 

Endlich ist es so weit. Die, die hinten stehen, fangen das Drängeln, Schieben und Schubsen an. Ich habe echt das Gefühl, dass ich gleich matsche bin. Und ich bin mir fast sicher, dass es den anderen genauso geht. Es geht weiter, gleich sind wir dran. Aber wir werden noch nicht in die Halle gelassen, sondern erst auf den Parkplatz davor. Ich stelle gerade fest, dass Miriam weg ist, ich schau mich um und entdecke sie zwei Reihen hinter mir. Sascha steht noch neben mir. Jetzt werden wir durchleuchtet, ich darf einfach weitergehen, da ich keine Tasche bei mir habe. Aber Sascha hat einen Rucksack dabei, in dem befindet sich auch meine Handtasche mit meinem Fotoapparat drin. Hoffentlich finden sie den nicht. Ich hab zwar nicht vor Fotos zu machen, aber ich möchte den trotzdem nicht hier lassen. Ich stelle mich auf den Platz und warte auf alle. Mein Blick ist auf die Absperrung gerichtet hinter der die Busse stehen, es sind insgesamt drei. Sascha gesellt sich zu mir und teilt mir mit, dass mein Fotoapparat nicht gefunden wurde. Ich bin erleichtert. Ich blicke immer noch auf die Absperrung. Sascha dreht sich ebenfalls in diese Richtung. Kurz schauen wir weg um zu sehen wie weit der Rest ist. Unsere Blicke schweifen wieder zu der Absperrung und sobald ich realisiert habe, was ich sehe fange ich an zu kreischen.

„Das war Shinya“, quietsche ich Sascha entgegen.

„Ja!“, quietscht er zurück. Ich bin verwundert, dass er quietscht.

„Und ich bin mir fast sicher, dass Die vor ihm gelaufen ist“, gebe ich zurück.

Shinya und vermutlich Die sind gerade zwischen den zwei Bussen her gehuscht. Ich kann das gar nicht glauben. Miriam kommt zu uns gelaufen: „Was gibt’s zu kreischen?“

„Da waren Shinya und Die“, quietsche ich immer noch. Meine Stimme hört sich schrecklich an. Mein Verstand ist glaub ich grad auf Urlaub. Ich habe mir immer gesagt ich werde nicht kreischen oder quietschen. Man ist das peinlich, ich bin 25 und kreische wie eine dreijährige. Bringt mich in die Klapsmühle, bitte. Miriam sieht ein bisschen enttäuscht aus, sie ist totaler Shinya- Fan. Aber Sascha auch etwas, er ist der totale Die- Fan und hat die erste Person, die da lang lief, überhaupt nicht gesehen. Die Anderen stoßen zu uns und wir gehen in die Halle und lassen unsere Eintrittskarten entwerten. Auf geht’s!
 

~Kaoru~
 

Auf geht’s! Fünf Minuten bis zum Start. Wir stehen hinter der Bühne. Dort wird gerade noch der Kram der Vorband Weg geräumt und dann sind wir dran. Irgendwie ist es traurig, dass dies das letzte Konzert in Europa für dieses Jahr ist. Ich mag es Konzerte in Europa, vor allem hier in Deutschland zu geben, dabei haben wir hier noch gar nicht viele gegeben, aber egal. Das Publikum ist richtig ausgeflippt, so ganz anders als das in Japan. Aber andererseits bin ich auch froh, dass der Stress jetzt erstmal vorbei ist.

So, die Vorband ist abgerückt und unser Intro beginnt. Ich höre die Fans hier schon schreien. Jetzt heißt es, noch einmal alles geben, wir wollen die Fans ja nicht enttäuschen. Wir haben sogar eine Reihenfolge wie wir die Bühne betreten. Als erstes Die, dann Shinya, Toshi und ich. Und zum Schluss kommt Kyo auf die Bühne. Da ist das Gekreische dann immer am Größten. Aber wir anderen werden auch genug bekreischt. Jetzt betreten wir die Bühne, ein ohrenbetäubender Lärm bricht los. Wir fangen sofort mit der Show an.

Gegen Mitte der Show lasse ich meinen Blick einmal bewusst über die Fans gleiten. Ich bleibe an einem Mädchen hängen. Sie zieht mich in ihren Bann. Sie hat braune Haare, dunkel geschminkte Augen und trägt ein schwarzes Oberteil. Irgendetwas fasziniert mich an ihr. Ich kann meinen Blick gar nicht von ihr abwenden. Sie schaut mir direkt in die Augen, ich ihr ebenfalls. Sie scheinen grün zu sein. Aber ich bin mir nicht ganz sicher auf diese Entfernung. Sie steht zwar in der vierten Reihe oder so, aber trotzdem noch ganz schön weit weg. Sie unterbricht den Blickkontakt und schaut jetzt Kyo an. Ich weiß immer noch nicht was mich so an ihr fasziniert, aber ich kann den Blick immer noch nicht von ihr abwenden. Wahrscheinlich ist es einfach ihre Art, die mich so fasziniert. Sie springt nicht so herum wie alle anderen, sondern steht einfach nur da, bewegt sich ein bisschen zum Takt der Musik und scheint es einfach nur zu genießen. Und sie kreischt auch nicht. Die ganze Zeit über beobachte ich sie, wie sie genießt und ihren Blick streifen lässt. Plötzlich streift ihr Blick wieder meinen und ich versuche ihn fest zu halten. Es klappt. Wir blicken uns wieder in die Augen. Ich muss mich von ihr losreißen. Ich bin 30 Jahre alt und benehme mich gerade wie ein völlig verrückter Teenager. Ich werde dieses Mädchen nie wieder sehen. Ich sollte mich jetzt echt von ihr losreißen und mich wieder mehr auf das Spielen konzentrieren. Eben habe ich mich einmal fast verspielt. Aber nur fast und trotzdem darf so ein fast nicht noch einmal passieren. Ok, Kaoru, sei stark und widme dich wieder dem Spielen. Ich zwinker ihr einmal zu und ihr entgleisen die Gesichtszüge. Sie guckt sich um und guckt mich dann wieder an. Ich lächle und zwinkere noch einmal, danach wende ich meinen Blick von ihr ab. Den Rest des Konzertes muss ich mich regelrecht dazu zwingen nicht mehr in ihre Richtung zu gucken. Es klappt auch einigermaßen gut.

Geschafft! Das Konzert ist zu Ende. Mit meinen Augen suche ich sie. Sie steht noch an dem selben Platz. Ich nehme mir meine Plektren und schmeiße sie wahllos in die Halle. Die Fans prügeln sich fast darum, aber sie steht einfach nur da. Kyo steigt auf sein Podest und schüttet Wasser in die Menge. Sie bekommt auch einiges ab und schaut Kyo direkt an. Dieser klettert wieder vom Podest runter und wenn ich mich nicht irre, dann hat er ihr einen Blick zugeworfen. Nun steigt Toshi auf das Podest, mit einer Hand voll Plektren. Er wirft sie alle auf einmal in die Menge und mit einem trifft er sie direkt am Kopf. Er scheint das gesehen zu haben, denn er hat seinen schuldbewussten Blick aufgesetzt. Sie scheint es aber nicht zu bemerken, denn sie reibt sich die Stirn, da wo das Plektrum sie getroffen hat. Direkt über ihrer rechten Augenbraue. Irgendwie habe ich gerade Angst vor mir, weil ich auf sowas geachtet habe, dabei sollte es mir doch eigentlich egal sein. Aber sie hat noch nicht einmal danach gegriffen, es ist einfach zu Boden gefallen. Sie dreht sich um und will aus der Halle gehen. Auf Wiedersehen. Sie fasziniert mich immer noch. Auch ich drehe mich jetzt um und verschwinde hinter der Bühne. Nach und nach kommen dann auch die Anderen. Kyo lässt sich erschöpft auf ein Sofa fallen. Wie gut, dass die hier Duschen haben, ich brauch jetzt nämlich dringend eine.

Nach einer Stunde sind wir alle frisch geduscht und entscheiden uns dazu das Tourende in einer Kneipe zu feiern. Die Fans müssten inzwischen vom Platz gescheucht worden sein. Vorher hatten wir jemandem gesagt, dass er uns eine Bar suchen soll wo keine Fans sind und er hat tatsächlich eine gefunden, sogar hier in der Nähe. Ich meine, unsere Fans sind ja leicht zu erkennen. Wir gehen zu unserem Bus, dieser soll uns dahin bringen. Unser ‚Kundschafter’ begleitet uns, da nur er weiß wo die Bar ist, dann lässt er uns alleine. Die Bar ist echt nicht weit von der Halle entfernt, noch nicht einmal 5 Minuten mit dem Bus. Von draußen sieht es schon sehr gemütlich aus. Mit unseren paar Englischkenntnissen werden wir es wohl schaffen uns ein paar Bier zu bestellen, dann brauchen wir den Dolmetscher nämlich auch nicht. Dann sind wir 5 mal wieder unter uns. Ich gebe dem Busfahrer schon mal eine Zeit wann er uns wieder abholen soll. Dann fährt er wieder weg und wir betreten die Bar. Ich lasse meinen Blick schweifen. Nette Einrichtung. Und dann gewinnt das helle fröhliche Lachen eines Mädchens meine Aufmerksamkeit.

Unmöglich

~Kaoru~
 

Ich lasse meinen Blick schweifen und bin wie paralysiert. Das ist sie und das Lachen gehört auch zu ihr. Sie sitzt an einem Tisch nahe der Theke. Sie sagt gerade etwas zu dem Wirt und beide fangen an zu lachen. Es sitzen noch ein Junge und ein Mädchen an dem Tisch, jedoch mit dem Rücken zur Tür. Sie hat die Tür, an der wir stehen genau im Blick. Jedoch schenkt sie dieser im Moment keine Beachtung. Der Wirt kommt mit einem Tablett auf dem drei Gläser stehen hinter der Theke hervor und sie blickt einmal kurz in unsere Richtung, scheint aber nicht zu realisieren was sie sieht, denn sie blickt sofort wieder weg. Der Wirt stellt den dreien inzwischen ihre Getränke hin. Ich kann genau sehen, was sich auf ihrem Gesicht abspielt: Erst ist dort Irritation zu erkennen, dann wechselt der Ausdruck zum Unglauben und schließlich fliegt ihr Blick schon fast panisch wieder in unsere Richtung. Irritation, Unglaube, Verwirrung, Schock und Sprachlosigkeit zieren ihr Gesicht, als sie uns sieht. Ihre Freunde sagen etwas zu ihr, aber sie antwortet nicht und starrt weiterhin gebannt auf uns. Und ich merke gerade, dass ich sie anstarre. Idiot. Ich sehe, dass sie einen Fotoapparat neben sich auf den Tisch liegen hat. Die meisten hätten schon danach gegriffen. Sie aber nicht, sie scheint immer noch geschockt zu sein. Die anderen Beiden drehen sich nun auch um. Auch ihre Gesichter spiegeln diverse Emotionen wider. Ich höre leises gequieke und muss schmunzeln.

„Ich dachte unser ‚Kundschafter’ hat gesagt wir wären hier ohne Fans?“, sagt Die, der die drei ebenfalls anstarrt.

„Is doch jetzt auch egal, es sind doch nur drei und die tun doch nix“, erwidere ich ohne den Blick von ihr zu nehmen. Ich zwinkere ihr noch mal zu und stelle belustigt fest, dass sie nach Luft schnappt. Die anderen Beiden starren mich an, als sei ich vom Mond. Ich gehe zu einem Tisch, der in der Nähe des Tisches der drei steht, aber auch nicht zu nah. Ich setze mich so hin, dass ich sie beobachten kann. Ich sehe, wie ihr Blick mir entgeistert folgt. Vor Schreck scheint ihr die Kinnlade herunter gefallen zu sein. Ihr Freund zeigt Gnade und schiebt das verlorene Kinn wieder hoch. Das scheint sie aus ihrer Starre zu lösen und sie blickt panisch zu ihren Freunden.

Kyo hat angefangen etwas zu erzählen, ich glaube ich sollte ihm mal zuhören: „…faszinierte mich total. Ich meine, die stand da, hat sich so ein bisschen im Takt der Musik bewegt und schien das einfach nur zu genießen. Sie hat auch nicht geschrien, so wie die anderen Fans oder so. Nichts. Purer Genuss war das.“

„Wer?“, frage ich nach.

„Na, die Braunhaarige da.“

Also doch. Hab ich mir ja schon gedacht, dass er von ihr spricht.

„Das hab ich auch gesehen“, sage ich noch.

„Da hab ich aber was anderes gesehen, ne Shin?“, sagt Die nun. Jetzt bin ich hellhörig. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt ihm und Shinya. Dieser nickt aber nur.

„Was denn?“, frage ich nun.

„Du weißt doch noch vor dem Konzert, wo Shin und ich draußen waren, ne?“

„Ja.“

„Da standen sie und der Typ auf dem Vorplatz und haben uns gesehen. Beide haben gekreischt und gequiekt. Richtig süß! Aber ein Typ der quiekt, schon schräg.“
 


 

~Sophie~
 

Boah ist das eng. Ich weiß gar nicht warum ich immer so weit nach vorne will. Das ist grausam. Von allen Seiten werde ich zerquetscht. Ich fühle mich wie so ein Pingpong-Ball. Boing- Boing- von links nach rechts und rechts nach links. Ich halte das echt nicht mehr lange aus. Warum gehe ich immer wieder nach vorne? Hinten ist es bestimmt viel gemütlicher. Und nicht so eng. Überall hüpfen sie und rempeln einen an. Ich bin nicht so fürs hüpfen, da geht einem ja die ganze Kraft verloren, also stehe ich einfach nur da und genieße die Musik.

Ich muss grinsen. Kyo zieht mal wieder seine Show ab, die nicht unbedingt für jedermanns Nerven ist. Ich gucke weiter und beobachte Kaoru jetzt ein bisschen. Der spielt, albert rum und springt über die Bühne. Plötzlich wandert Kaorus Blick über die Menge und ich habe für einen Moment das Gefühl, dass er mich direkt anschaut. Aber dieses Gefühl werden wohl 1000 andere auch haben. Ich rechne schon damit, dass er seinen Blick weiterschweifen lässt. Aber er blickt weiter in meine Richtung. Ich schaue ihm direkt in die Augen und stelle überrascht fest, dass er nur mich anguckt und niemand anderes. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Ich bekomme eine richtige Gänsehaut. Der guckt doch tatsächlich mich an. Ich starre zurück. Also, warum guckt der mich die ganze Zeit an? Hab ich was an der Nase? Ich zwinge mich weg zu gucken und schaue mir jetzt Kyo an. Der Kerl kann schreien. Faszinierend. Ich muss über die Absurdität dieser ganzen Situation lachen. Ich lasse meinen Blick wandern und versuche es zu vermeiden Kaoru anzugucken. Ich muss richtig mit mir kämpfen, denn ich will wissen ob er immer noch her guckt. Ich darf das niemandem erzählen, die werden mir nie, aber auch nie glauben und sie werden sagen: „Er hat vielleicht in deine Richtung geguckt, aber bestimmt hat er nicht dich angeguckt.“ Egal, dann behalt ich’s für mich. Bin ich auch mit zufrieden. Irgendwie fühle ich mich gerade total unwohl…So beobachtet. Ich lasse meinen Blick weiter schweifen, ich bin auch einfach viel zu neugierig…Mein Blick wandert zu Kaoru, oh Mann…der starrt ja regelrecht hier hin. Ich kann gar nicht anders als ihm in die Augen zu gucken. Sowas ist mir noch nie passiert und ich bin ja nicht selten auf einem Konzert. Irgendwer ist immer in der Stadt. Ich kann mich gar nicht von dem Blick losreißen. Plötzlich zwinkert er mir zu. Momentchen mal, hat er wirklich gezwinkert? Ich muss gerade aussehen wie ein Auto. Ich bin total baff. Aber ich glaub das ja selber nicht mal, dass das gerade wirklich passiert ist. Ich gucke mich um, vielleicht hat das ja jemand anderes noch gesehen. Aber die sind alle zu beschäftigt mit hüpfen, kreischen und andere Menschen anrempeln. Die haben bestimmt nichts mitbekommen. Vorausgesetzt meine Augen haben mir keinen Streich gespielt. Ich wende mich wieder Kaoru zu. Der lächelt und hat ein belustigtes Glitzern in den Augen. Der Typ macht sich über mich lustig. Ich fass es nicht. Langsam werde ich wütend. Der besitzt die Frechheit mich so dermaßen zu verwirren und dann macht er sich über mich lustig. Das ist doch wohl die Höhe. Ich fasse es nicht! Er besitzt die Dreistigkeit mir noch mal zuzuzwinkern. Aber ich war darauf vorbereitet und starre ihm einfach entgegen. Er wendet den Blick ab. Hat er mich die ganze Zeit angeguckt? Deswegen hab ich mich so beobachtet gefühlt. Aber ich glaub das gar nicht. Ich meine, warum sollte jemand wie er mich die ganze Zeit so anstarren? Ich weiß gar nicht was ich davon halten soll. Die Gedanken daran beschäftigen mich die ganze Zeit, sogar dann noch als das Konzert zu Ende ist. Eigentlich will ich jetzt ja aus der Halle, aber irgendwie ist es noch so eng. Ah, jetzt weiß ich auch warum: Unsere Musiker schmeißen noch Plektren in die Menge. Eins von Kaoru kommt direkt auf mich zugeflogen. Aber die Schnepfe, die mich die ganze Zeit angerempelt hat, ist schneller als ich. Ich hatte noch nicht einmal meinen Arm oben um zu fangen. Toshi klettert gerade auf Kyos Podest und animiert alle dazu zu kreischen und zu quietschen. Ich stehe einfach nur unbeeindruckt da. Toshi wirft eine ganze Hand voll Plektren in die Menge und- AUA! Die Sau hat mich abgeworfen. So ein dummes Plektrum hat mich mit der Kante über der rechten Augenbraue getroffen. Das tut verdammt weh! Ich will ne Entschuldigung. Aber ich weiß, die bekomme ich eh nie. Ich will hier jetzt raus, so eine drückende Luft ist hier drin. Man kann gar nicht richtig atmen.

Da ist eine Theke, jetzt merke ich erst richtig wie durstig ich eigentlich bin. Schnell dränge ich mich durch die ganzen Leute und bestelle mir ein Wasser. Ich trinke es aus und in dem Moment wo ich das Glas auf den Tresen stelle tippt mir jemand auf die Schulter. Vor Schreck hätte ich fast mein Glas umgeworfen. Ich drehe mich um und Sascha grinst mich an. Er hält ein Plektrum hoch und bei genauerem betrachten stelle ich fest, dass es eines von Die ist. Ich denke mal, dass er das gefangen haben wird.

„Hab ich gefangen. Toll, ne?“, kommt dann auch gleich von ihm.

„Super“, gebe ich nur zurück.

„Hast du nix gefangen?“

„Erkläre ich euch gleich. Lass mal Miriam suchen“, antworte ich.

„Gut“, sagt er und wir gehen los. Die Menge geht aus der Halle und wir werden automatisch mitgerissen. Draußen peitscht mir die kalte Luft entgegen. Man ist das angenehm. Ich sehe Miriam an der Absperrung zu den Bussen stehen. Ich packe Sascha an der Hand und schleife ihn dort hin.

„Da seid ihr ja“, ruft sie uns entgegen.

„Guck mal!“, sagt Sascha und hält Miriam das Plektrum unter die Nase.

„Cool! Gefangen?“

„Jap.“

„Ich hab nichts gefangen…“

„Ich auch nicht“, sage ich.

„So und was wolltest du uns jetzt erzählen?“, fragt Sascha mich neugierig.

„Nicht so ungeduldig, Süßer. Das kommt noch.“ Aber jetzt muss ich erstmal eine rauchen. Ja, ich bin Raucher, leider. Schnell krame ich meine Zigaretten aus der Tasche, die Sascha mir inzwischen gegeben hat. Ich zünde mir eine Zigarette an und biete Sascha auch eine an. Miriam ist stolze Nichtraucherin.

„So.“

„Jetzt erzähl!“ Sascha ist verdammt neugierig.

„Ich hab nichts gefangen.“

„Das war‘s?“ Er ist enttäuscht.

„Nein, aber Toshi, die Sau, hat mir ein Plek an den Kopf geworfen. Ein cm tiefer und er hätte voll getroffen.“

„Was?“, fragt Miriam nach.

„Hast du nicht gesagt er hätte dich am Kopf getroffen?“, will Sascha wissen.

„Ja.“

„Aber da ist für mich nicht der Kopf. Wo fängt der bei dir an?“

„Was?“

„Für mich ist das, das Dekolleté und einen cm tiefer hätte er voll in den Ausschnitt getroffen“, sagt Sascha belustigt.

„Ach du! Er hat mich am Kopf getroffen, einen cm tiefer sitzt das Auge!“

„Aua“, kommt es von beiden.

„Ihr sagt es.“

Die anderen vier kommen auf uns zu und wir setzen uns noch etwas vor die Absperrung und reden über das Konzert. Nach einer Weile stehen wir wieder auf und besprechen, was wir noch machen wollen, aber Daniel, Paul, Lara und Sarah wollen nach Hause. Also bleiben noch Sascha, Miri und ich. Wir beschließen noch in die Kneipe zu gehen. Aber irgendwie bewegen wir uns nicht vom Fleck, sondern glubschen die Busse an.

„Wollen wir los?“, fragt Miriam nach einiger Zeit.

„Ja, die scheuchen uns ja jetzt schon vom Platz“, stimmt Sascha zu. Ich nicke nur, mit meinen Gedanken bin ich immer noch in der Halle bei den Blickkontakten mit Kaoru. Er hat mir zugezwinkert. Und das nicht nur ein Mal, nein, zwei Mal und gelächelt hat er auch. Den ganzen Weg über reden Sascha und Miriam über das Konzert, ich halte mich da vollkommen raus.

Wir sind schon da, das kam mir gar nicht so lange vor. Miriam macht schon die Tür auf und lässt mir und Sascha den Vortritt. Wir betreten die Bar und hängen unsere Jacken an die Garderobe. Der Wirt winkt uns entgegen und ich winke zurück. Das ist ein netter Mann, hat immer lustige Geschichten zu erzählen. Wir suchen uns einen Tisch nahe der Theke und ich setze mich so hin, dass ich die Tür im Blick habe. Miriam ist gerade zur Theke gegangen, um die erste Runde zu bestellen. Ich kann nicht genau verstehen was Tom, der Wirt, zu Miriam sagt, aber danach sieht sie einfach nur zum Lachen aus. Ich versuche mich noch zurückzuhalten, aber es geht nicht und ich breche in schallendes Gelächter aus. Ich kann nicht mehr. Miriam kommt wieder zu unserem Tisch zurück und meint, dass Tom zu ihr gesagt hätte, dass wenn wir das nächste mal schwimmen wollen, wir doch die Klamotten ausziehen sollen. Daraufhin frage ich sie, warum sie dann so urkomisch geguckt hat. Darauf meint sie nur, sie hätte Tom falsch verstanden. Ich muss schon wieder lachen. Sowas kann aber auch nur Miriam passieren.

„Ey Tom! Sowas kannst du doch nicht zu Miriam sagen, Mensch. Und außerdem, wenn man mit Klamotten schwimmen geht, kann man besser tauchen lernen, weil’s einen runter zieht. Und wir drei können doch noch nicht tauchen.“ Was für eine Aussage, als mir das klar wird, muss ich schon wieder lachen und Tom steigt mit ein.

„Du konntest noch nie gut lügen, Sophie. Was habt ihr gemacht?“, fragt er und kommt mit unseren Getränken zum Tisch.

„Konzert“, sagt Sascha nur und Tom grinst und nickt. Ich schaue einmal kurz zur Tür und sofort wieder zu Tom, der mir mein Glas hinstellt.

„Erste Runde geht aufs Haus, für meine Konzert-Tauch-Schüler.“

Ich höre Tom gar nicht richtig zu, sonst würde ich jetzt vermutlich wieder lachen. Aber eben als ich zur Tür geguckt habe, war da- Nein kann nicht sein. Oder doch? Sofort fliegt mein Blick wieder zur Tür und ich bin geschockt und sprachlos. Aber ich glaube mein Gesicht spricht Bände. Ich bekomme auch nicht mit wie Sascha mich fragt: „Sophie? Ist was?“, deswegen bekommt er auch keine Antwort von mir. In der Tür stehen Dir en grey. Und Kaoru starrt mich an. Sascha und Miriam drehen sich langsam um und müssen vollautomatisch leise quieken.

Die scheint etwas zu fragen, aber ich verstehe nicht was. Dafür ist es hier zu laut. Ja ich verstehe Japanisch, Sascha und Miriam auch. Immer wenn wir über etwas reden müssen, was nicht für andere Ohren ist, dann machen wir das auf Japanisch. Und- oh- mir bleibt die Luft weg. Laut schnappe ich nach welcher. Er hat mir schon wieder zugezwinkert. Er geht nun an einen Tisch, der in der Nähe von unserem ist. Ich folge ihm mit Argusaugen. Sascha blickt mich an und zeigt Erbarmen, indem er meine heruntergefallene Kinnlade wieder hoch schiebt. Das löst mich aus meiner Starre und ich gucke ihn und Miriam an.

Nebenbei ist zu bemerken, dass Tom immer noch neben unserem Tisch steht und die ganze Sache verwirrt und belustigt verfolgt hat.

Sascha, Miriam und ich gucken uns nur sprachlos an, dann schauen wir zu Dir en Grey und anschließend gucken wir uns wieder an. Tom geht zu dem Tisch der 5 Japaner und diese geben ihre Bestellung auf. Geschäftig geht er hinter die Theke und macht 5 Bier fertig. Anschließend bringt er sie zum Tisch und setzt sich an unseren.

Schmelzfaktor 10

~Sophie~
 

„So Mädels, was ist los, ich weiß ja, dass ihr Japaner toll findet, aber so toll das euch die Sprache weg bleibt wenn ihr welche seht?“, fragt Tom uns. Er bezeichnet uns drei gerne als ‚Mädels’, da er um Saschas Orientierung weiß und ihn so gerne aufzieht.

„Du hast doch keine Ahnung, Tom“, erwidert Sascha.

„Das sind nicht bloß irgendwelche Japaner“, sage ich apathisch.

„Das sind Dir-„, will Miriam sagen, wird aber von Sascha unterbrochen: „-en-“

„-grey“, schließe ich die Sache ab. Wobei das grey mehr gehaucht als gesprochen ist.
 

„Wer?“

„Dir-en-grey“, ich betone jedes einzelne Wort.
 

„Wer ist Dir-en-grey?“, macht er mich nach.

„Das sind die, auf deren Konzert wir vorhin waren“, erklärt Miriam.

„Oh, na gut, dann verstehe ich eure Reaktion. Weiter machen!“ Tom steht grinsend auf und geht wieder hinter die Theke.

„Was war denn das gerade?“, fragt Miriam.

„Was meinst du?“, frage ich zurück.

„Na, hat Kaoru uns gerade zugezwinkert? Und der hat voll her gestarrt.“

„Ich glaub es nicht, ich sitze mir Diru in einer Kneipe“, wirft Sascha ein.

Ich muss anfangen zu lachen. So kurios. Das ist echt schon fast unmöglich. Schlafe ich vielleicht noch?

Nachdem ich mich wieder beruhigt habe antworte ich Miriam: „Jap, hat er“, und das war nicht das erste Mal, füge ich in Gedanken noch hinzu. Miriam scheint zu merken, dass ich noch ganz wo anders bin und fragt deshalb: „Sophie? Hat dich das so geschockt? Du bist sonst die Erste, die sich immer wieder fängt. Sascha und ich brauchen immer länger.“

Ich schaffe es noch nicht mal ihr zu antworten. Drei Mal, drei verdammte Mal hat er mir jetzt zugezwinkert. Ich wende meinen Blick zu Kaoru, er guckt schon wieder her. Ich merke, wie ich rot werde und wende mich schnell ab. Stattdessen schaue ich jetzt zur Theke und Tom grinst mir entgegen. Ich werde noch roter. Meinen Blick richte ich jetzt auf die Tischplatte, damit ich niemanden angucken muss. Sascha stupst mich an. Ich schaue aber nicht hoch, sondern brumme nur um ihm zu sagen, dass er reden soll. Er fängt auch prompt an. „Dann wollen wir dich mal aus deiner Lethargie holen. Scheint dich ja doch schwer geschockt zu haben. Jetzt erzähl uns erstmal was du vorhin erzählen wolltest.“

„Wollte?“, frage ich stattdessen zurück, ohne den Blick von der Tischplatte zu heben.

„Naja, gut, solltest“, erwidert er.

„Was denn?“, frage ich verwirrt zurück. Diesmal schaue ich ihn an. Ich weiß gar nicht was er meint.

„Na, was noch auf dem Konzert war, oder war das mit dem Plek das Einzige?“

Ich versuche nicht rot zu werden und frage statt einer Antwort: „Wie kommst du darauf?“

„Immer wenn du sagst, erzähle ich euch gleich, wenn ihr beide da seid, dann ist die Geschichte länger.“

Mist, erwischt. Jetzt werde ich rot wie eine Tomate.

„Ha! Ich wusste, dass da was ist! Los spuck’s aus“, ruft Sascha triumphierend aus. Ich hasse diese sensationsgeile Sau. Der vergisst auch nie was. Na gut, nie wenn es um sowas geht. Ich gebe mich geschlagen und fange an zu erzählen: „Irgendwann in der Mitte des Konzertes guck ich Kaoru an. Irgendwann hat er dann in meine Richtung geguckt und das die ganze Zeit. Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, dass der mich direkt ansieht. Naja, dann dachte ich der guckt wieder weg. Aber scheiße was, falsch gedacht. Der hat mir direkt in die Augen gesehen. Sascha, still. Oft denkt man sowas nur. Aber wenn es wirklich so ist, dann merkt man das, weibliche Intuition. Mir ist es eiskalt den Rücken runter gelaufen. Und er hat nicht weg geguckt, bestimmt 5 Minuten lang. Naja irgendwann hab ich mich dann gezwungen weg zu gucken. Ich hab mich dann aber voll beobachtet gefühlt.“

„Ja, du warst auch ganz alleine auf einer einsamen Straße, wo niemand anderes war“, wirft Sascha ein.

„Nein, als ob, ach ich weiß nicht. Auf jeden Fall hab ich dann wieder zu Kaoru geguckt und –zack – hatte ich meinen Beobachter gefunden. Er starrte immer noch her.“

Sascha und Miriam fiel die Kinnlade herunter.

„Du malst dir das was aus, was gar nicht so war, Sophie“, sagt Miriam.

„Nein, hör weiter zu. Ich bin noch nicht fertig. Ich wollte zwar wieder weggucken, aber es ging nicht. Und soll ich euch sagen woher ich so genau weiß, dass er mich angeguckt hat?“ Ich warte gar nicht auf eine Antwort sondern rede einfach weiter. „Er hat mir zugezwinkert.“

„Ich weiß, er hat uns zugezwinkert, vorhin“, will Miriam mir doch einreden.

„Nein, Miri, das war nicht das erste Mal.“ Miriam und Sascha kommen gar nicht aus dem Staunen raus. „Um genau zu sein: Es war das dritte mal.“

„Aber er kann doch einfach nur in die Menge gezwinkert haben“, versucht Miriam wieder, aber ich sage:

„Als er mir das erste Mal zugezwinkert hat, da hab ich mich erst umgeguckt, aber keiner hat das mitbekommen. Ich dachte erst das hätte ich nur geträumt, aber als ich dann wieder zu ihm geguckt habe, da hat der sich über mich lustig gemacht. Der hatte voll den belustigten Gesichtsausdruck. Dann hat er wieder gezwinkert und anschließend weggeguckt. Ich dachte erst ich hätte nur geträumt, aber als die eben hier rein gekommen sind und er wieder gezwinkert hat, da wurde mir klar, dass ich nicht geträumt habe.“

Sascha und Miriam steht der Mund offen. „Wow!“, bringen sie nur zustande.

Ich winke Tom zu und rufe grinsend: „Neue Runde Tom, für mich und meine Freunde.“ Tom nickt und dreht sich um, um unsere Getränke fertig zu machen.

„Jetzt verstehe ich warum du so geschockt warst“, sagt Sascha.

„Ich kann das gar nicht glauben. Du hast während des Konzertes mit Kaoru geflirtet. Unglaublich“, sagt Miriam.

Ich muss lachen. ‚Geflirtet’. Oh man, Miriam sagt sowas immer total direkt. Ich hätte das nie so bezeichnet. Bei anderen Kerlen ja, aber so? Sascha und Miriam steigen in mein Lachen mit ein. Wir gucken alle drei zum Dirutisch und von da an ist die Stimmung unbeschwert. Wir behandeln sie wie alle anderen Gäste auch. Ich werfe einen Blick auf die Kamera, die neben mir liegt. Ich hatte sie voll vergessen. Ich höre Stühle rücken. Einige Gäste wollen bestimmt schon gehen. Ich gucke auf meine Uhr. Ein Uhr nachts. Plötzlich sehe ich wie jemand nach meiner Kamera greift. Ich blicke hoch und will das Meckern anfangen: „He-“ Mir bleiben die Worte im Hals stecken. Kaoru hat nach meiner Kamera gegriffen. Neben ihm steht Die.

„Das ist meine Kamera.“ Oh man, bin ich intelligent. So ein überaus intelligenter Satz. Wo ist mein Hirn! Aber da fällt mir auf, dass Kaoru mich unverständlich anguckt. Mist, ich hab’s auf Deutsch gesagt! Wenn Blödheit weh tun würde. Ich wiederhole das, was ich eben gesagt habe noch mal, aber diesmal auf Japanisch.

„Ich weiß“, antwortet er mir.

Oh mein Gott! Er hat mit mir geredet. Und ohhh! Diese Stimme. Hilfe ich schmelze! Was machen Sascha und Miriam eigentlich? Sie starren Kaoru und Die an, als kämen diese vom Mars.
 

Kaoru guckt sich die Kamera an.

“Wo geht die an?“, fragt er.
 

Ich nehme sie ihm aus der Hand, mache sie an und halte sie ihm wieder hin. Er nimmt sie mir wieder weg und ich zeige auf den Auslöser. Er nickt und fotografiert Miriam und Sascha. Manchmal liebe ich meine Rationalität. Ich habe mich wider gefangen, während Miriam und Sascha wie zu Salzsäulen erstarrt da sitzen. Kaoru dreht sich um und fotografiert Kyo, Shinya und Toshiya. Die drei winken in die Kamera. Sie stehen auf und gesellen sich zu Die und Kaoru. Jetzt nimmt Toshiya meine Kamera und fotografiert die anderen vier. Kaoru nimmt die Kamera wieder und winkt Tom zum Tisch.

„Take a photo“, sagt er zu Tom und hält ihm die Kamera hin. Tom nimmt diese und die 5 Dirus stellen sich um unseren Tisch herum. Ich werfe Sascha und Miriam einen Todesblick zu, trete sie unterm Tisch gegen das Schienenbein und sie wachen aus ihrer Starre auf. So eine Starre macht sich auf einem Foto nicht so gut. Tom drückt auf den Auslöser und gibt Kaoru die Kamera wieder. Der geht mit meiner Kamera wieder zu seinem Tisch und setzt sich hin. Die anderen gehen ihm hinterher. Er macht noch ein paar Fotos, danach legt er die Kamera wieder neben sich. Der wird mir die wohl schon wiedergeben. Ich drehe mich zu meinen Freunden. Die sehen aus als hätten sie einen Geist gesehen.

Irgendwann wurden sie wieder ‚normal’ und wir haben ein Gespräch angefangen, wo es nicht um Diru geht. Irgendwann werden die, die wir in unserem Gespräch vermieden hatten, lauter. Ich habe Angst um meine Kamera. Sie liegt neben Kaoru auf dem Tisch.

„Ich hol mir mal meine Kamera wieder“, sage ich zu Sascha und Miriam und stehe auf. Kaoru hat das gesehen und guckt mich an. Ich gehe zu deren Tisch und zeige auf die Kamera.

„Kann ich die wieder haben?“, frage ich.

„Setz dich“, sagt er stattdessen. Ich stehe immer noch neben dem Tisch. Ich will mich ja hinsetzen, aber die Befehle vom Gehirn erreichen meine Muskeln nicht. Kaoru steht auf und berührt mich an der Schulter. Hilfe! Er hat mich berührt?! Ich spüre ein kribbeln von dort aus durch meinen ganzen Körper laufen. Er schiebt mich auf die Bank und setzt sich auch wieder hin. Jetzt sitze ich zwischen Die und Kaoru. Hilflos gucke ich zu Miriam und Sascha. Diese grinsen mir ungläubig und fragend entgegen. Ich zucke mit den Schultern und schon habe ich ein Bier vor meiner Nase stehen. Ich gucke das Bier an, dann Kaoru und dann Sascha und Miriam. Diese gucken immer noch ungläubig. Kaoru und Die prosten mir zu. Ich gucke wieder das Bier an, welches vor mir auf dem Tisch steht. Eigentlich mag ich ja kein Bier, wenn ich schon was anderes getrunken habe. Aber na gut, runter mit dem Mist. Ich nehme mein Glas in die Hand und proste ihnen zu. Ich nehme einen Schluck und sofort weiß ich wieder, warum ich es nicht so gerne mag. Aber gut, das eine kann ich jetzt wohl mal austrinken. Bis jetzt hat noch niemand ein Wort gesagt. Ich will auch nicht die Erste sein, die etwas sagt. Ich sehe, dass Toshi Sascha und Miriam herwinkt. Die beiden, Sascha und Miriam, gucken sich ungläubig an. Als sie nicht aufstehen, stehen Toshi und Shinya auf, um die Beiden her zu holen. Auch sie werden auf die Bank geschoben. Miriam sitzt zwischen Kyo und Shinya und Sascha zwischen Toshi und Shinya. Das große Schweigen.

„Versteht ihr gut Japanisch?“, fragt Kaoru und guckt mich an.

„Ja“, antworte ich ihm. Danach herrscht wieder schweigen. Super, jetzt sitzen wir hier und können noch nicht einmal quatschen. Das wäre ja unhöflich wenn wir jetzt einfach auf Deutsch reden würden. Also, einfach weiter schweigen.

„Seid ihr von hier?“, fragt Die. Ich bin schon so geschockt, weil ich ihn sprechen höre, dass ich fast vergesse zu antworten, schaffe es aber trotzdem.

„Ja“, bringe ich aber nur krächzend heraus. Und wie zu erwarten herrscht danach wieder schweigen. Tolle Wurst. Jetzt sitzt man mal mit denen an einem Tisch und weiß nicht was man sagen soll.

„Sascha. Jetzt wäre der Zeitpunkt für deine Rede gekommen“, sage ich belustigt auf Deutsch. Miriam muss sich ein lachen verkneifen. Sascha meinte mal, wenn er denen mal gegenüber stehen sollte, jetzt sitzt er sogar zwischen ihnen, dass er bestimmt nicht wissen wird, was er sagen soll. Deswegen wollte er eine Rede schreiben. Damit er dann was sagen kann. Aber scheinbar hat er sie vergessen, denn er guckt mich nur komisch an.

Dir en Grey sehen allesamt verwirrt aus, weil sie nicht verstanden haben was ich gesagt habe. Aber das ist auch gut so. Wir brauchen ein Gesprächsthema. Am Besten ein unverfängliches. Wetter. Wetter ist immer gut, aber ich glaube, in diesem Fall leider nicht. Aber Kaoru scheint mir die Frage nach einem geeigneten Gesprächsthema abzunehmen, denn er fragt:

„Habt ihr hier immer so schönes Wetter?“

Ich lache laut los. Alle gucken mich unverständlich an und Kaoru sieht beleidigt aus. Ich versuche mich zu beruhigen und presse ein „Entschuldigung“ raus. Danach sage ich: „Ich habe die ganze Zeit wegen einem Gesprächsthema überlegt und bin auch beim Wetter angekommen und in genau dem Moment kam die Frage.“ Jetzt müssen die Anderen, einschließlich Kaoru, auch lachen. Nachdem wir uns beruhigt haben, merke ich wie die Atmosphäre ihre Angespanntheit verliert und locker wird.

„Und?“, fragt Kaoru.

Ach ja, seine Frage verlangt ja noch eine Antwort.

„Im Sommer ja, im Herbst und Frühling gibt’s immer Regen und der Winter ist verdammt kalt.“ Für diesen Satz habe ich ziemlich lange gebraucht. Ich muss Japanisch sprechen, aber meine Gedanken sind auf Deutsch. Ich sollte anfangen auch auf Japanisch zu denken, Aber ich habe die Befürchtung, dass das in einem völligen Desaster enden würde.

Kennenlernen

~Kaoru~
 

Ich beobachte sie die ganze Zeit. Ich weiß gar nicht was mit mir los ist. Ich mein, ich bin ja schon oft irgendwelchen Fans begegnet. Aber ich habe noch nie so reagiert. Die anderen Vier reden über das erfolgreiche Konzert. Ich kann mich also aus dem Gespräch ausklinken. Der Wirt steht immer noch an dem Tisch der drei Fans. Er schaut zu uns und kommt zu unserem Tisch.

„Five Beer, please“, sage ich, der Wirt nickt und geht zur Theke, um unserer Bestellung nachzukommen. Anschließend kommt er mit 5 Bier zu unserem Tisch zurück. Danach setzt er sich zu dem braunhaarigen Mädchen. Er fragt sie etwas und nach kurzer Zeit höre ich wie sie jedes einzelne Wort von Dir en Grey betont. Kurz danach fängt er an zu grinsen und steht auf. Die drei fangen ein Gespräch an. Schade dass ich kein Deutsch verstehe. Ich könnte darauf wetten, dass wir der Gesprächsinhalt sind. Die Braunhaarige scheint immer noch geschockt zu sein. Sie schaut zu mir und ich kann sehen, dass sie rot wird. Sie scheint es auch zu merken, denn sie wendet den Blick schnell wieder ab und guckt zur Theke. Aber da verweilt ihr Blick auch nicht lange und sie richtet ihn auf die Tischplatte. Sie wird von dem Jungen angestupst und dieser sagt etwas. Sie erwidert etwas, aber ohne den Blick zu heben. Danach sagt der Junge noch etwas und der Blick der Braunhaarigen schnellt hoch. Bald wird sie rot wie eine Tomate. Wenn ich doch nur etwas verstehen könnte. Wir hätten den Dolmetscher doch mitnehmen sollen. Mist. Irgendwas muss ja immer schief gehen. Ich komme mir gerade ziemlich verlassen vor. Jetzt fängt sie an zu reden und ich habe das Gefühl, dass sie gar nicht mehr aufhört. Zwischendurch werfen ihre Freunde etwas ein, danach redet sie weiter. Sie hat eine schöne Stimme. Da ist es schon fast überflüssig, ob ich sie nun verstehe oder nicht. Die anderen beiden fangen das Staunen an. Die Kamera liegt unberührt auf dem Tisch. Jeder andere Fan hätte schon tausende Bilder gemacht. Aber sie nicht. Ich stupse Die an und nicke zu dem Tisch. Er guckt mich fragend an. Ich sage zu ihm:

„Die trauen sich nicht die Kamera an zu packen. Los, dann machen wir jetzt Fotos.“

„Als Belohnung, dass die keine gemacht haben“, gibt er zurück und schubst mich von der Bank. Wir gehen auf den Tisch der drei zu, aber sie scheinen uns nicht zu bemerken. Stühle rücken, wollen schon welche gehen? Jetzt stehen wir neben dem Tisch und ich greife nach der Kamera. Sie dreht sich prompt um und will etwas sagen, stoppt aber, als sie mich sieht. Sie sagt jetzt irgendwas und ich setze einen unverständlichen Gesichtsausdruck auf. Wahrscheinlich hat sie mit ihren Freunden geredet, aber mich angeguckt. Sowas können Frauen ja besonders gut und wie es scheint nicht nur japanische, sondern auch deutsche. Sie bekommt einen undefinierbaren Gesichtsausdruck und sagt:

„Das ist meine Kamera.“

Als ob ich das nicht wüsste.

„Ich weiß“, antworte ich ihr. Ich gucke mir die Kamera an und suche den Knopf wo sie an geht. Ich finde ihn nicht. „Wo geht die an?“, frage ich und sie nimmt mir die Kamera aus der Hand. Sie drückt einen Knopf an der Seite und gibt mir die Kamera wieder. Sie zeigt noch auf den Auslöser. Also ganz blöd bin ich dann ja nun auch nicht, trotzdem nicke ich brav. Ihre zwei Freunde sitzen zu Salzsäulen erstarrt da. Lustiger Anblick, davon wird schnell ein Foto gemacht. Ich drehe mich zu unserem Tisch und mache ein Foto von meinen restlichen drei Kollegen. Diese winken in die Kamera. Dann stehen sie auf und gesellen sich zu uns. Toshi nimmt mir die Kamera aus der Hand und macht ein Foto von Die, Kyo, Shin und mir. Danach gibt er sie mir wieder und mir kommt eine Idee. Ich winke den Wirt zu mir und sage:

„Take a photo.“

Ich gebe ihm die Kamera und meine Jungs haben verstanden was ich will. Sie stellen sich um den Tisch herum. Ich habe meinen Platz extra so gewählt, dass ich halb neben der Brünetten stehe. Bin ich eigentlich bekloppt? Ich mache mir Sorgen darum wo ich stehe? Kaoru! Die Klapse ruft. Der Wirt macht das Foto und gibt mir die Kamera wieder. Ich mache mir jetzt einen Spaß draus und nehme ihre Kamera mit zu meinem Tisch. Die anderen kommen mir nach und wir machen noch ein paar Fotos, danach lege ich die Kamera neben mich auf den Tisch. Nach kurzer Zeit dreht sie sich ihren Freunden zu und sie fangen ein Gespräch an. Jetzt konzentriere ich mich auf das Gespräch, welches an meinem Tisch läuft. Es geht um unsere freie Zeit hier in Deutschland und darum was wir alles machen wollen. Ich höre mir einige der Vorschläge an und unterbreche das Ganze schließlich.

„Jungs, was haltet ihr davon, das mal nicht im Voraus zu planen, sondern einfach spontan irgendwas machen?“

„Das ist eine gute Idee“, stimmt Toshi zu.

„Aber was ist daran spontan? Du planst doch gerade spontan zu sein. Also ist das nicht mehr spontan.“

Die hat gesprochen und schon viel getrunken, auch vor unserem Kneipenbesuch. Also nicht ernst nehmen. Ich winke ab und dann ist es abgemacht, wir planen nichts im Voraus. Ich lenke meinen Blick zu dem Tisch der drei und komme mir vor wie ein Stalker. Toshi scheint das mitbekommen zu haben und grinst mich an. Ich blicke ihn fragend an und er sagt:

„Die scheint es dir echt angetan zu haben? Ne?“

Und ich frage ganz unschuldig: „Wer?“

„Na die Eigentümerin der Kamera, die immer noch neben dir liegt.“

„Nein.“

„Ja, ja, Kao, das ‚Nein’ kennen wir“, mischt Kyo sich ein.

„Ach, ihr habt doch keine Ahnung wovon ihr redet“, gebe ich beleidigt zurück.

„Deiner Reaktion nach, wissen wir genau wovon wir reden“, meldet Die sich.

„Na gut, sie fasziniert mich…“

„Ja, das stimmt, sie ist faszinierend, aber das entschuldigt nichts. Ich verhalte mich ja auch nicht so“, sagt Kyo ruhig.

„Ich weiß es doch auch nicht“, gebe ich dann zu.

„Ich kann es dir aber ganz genau sagen, Kao“, fängt Die grinsend an. Ich will gar nicht weiter hören, aber er tut mir den Gefallen nicht und spricht weiter. „Du hast einen Narren an ihr gefressen.“

„Ich kenn die doch gar nicht!“

„Und gerade das und, dass sie uns nicht beachtet, ist für dich so reizvoll.“

„Nein.“

„Oh, doch.“

„Nein“, ich werde ein bisschen lauter.

„Du wirst zickig, Kao, das heißt du lügst.“

„Das ist bei Frauen so. Ich bin keine Frau!“

„Ach Kao! Du willst sie kennen lernen, richtig?“, beteiligt Shin sich an dem Gespräch.

„Nein“, gebe ich nicht sehr überzeugend von mir. Shin guckt mich eindringlich an. Er hätte Leader werden sollen. Der bekommt jeden zum Reden und auch immer die Antworten die er hören will. „Na gut, vielleicht ein ganz kleines bisschen.“ Um das zu verdeutlichen halte ich meinen Daumen und Zeigefinger, mit kleinem Abstand zueinander, hoch. Alle anderen grinsen und sagen nichts mehr dazu. Aus den Augenwinkeln sehe ich wie sie aufsteht und mein Blick wandert automatisch zu ihr. Sie kommt zu unserem Tisch und zeigt auf ihre Kamera.

„Kann ich die wieder haben?“, fragt sie und hier sehe ich jetzt meine Chance und sage: „Setz dich“, statt auf ihre Frage zu antworten.

Aber irgendwie rührt sie sich nicht. Kurzer Hand stehe ich auf und schiebe sie auf die Bank, anschließend setze ich mich auch wieder. Als ich sie an der Schulter berühre, ist es so, als würde ich für einen kurzen Augenblick unter Strom stehen. Eigenartiges Gefühl, aber schön. Sie sitzt jetzt zwischen mir und Die. Sie starrt geradeaus. Ich halte ein Bier hoch und verdeutliche dem Wirt, dass ich noch eins möchte. Dieser nickt, macht es fertig und bringt es an den Tisch. Nach etwas Zeit guckt sie ihre Freunde schon fast hilflos an, würde ich mal sagen. Ich schiebe ihr das Bier vor die Nase, in meinem eigenen Glas habe ich noch etwas drin. Sie zuckt mit den Schultern und wendet ihren Blick von ihren Freunden ab. Sie schaut auf das Bier, dann guckt sie mich an und anschließend wieder ihre Freunde. Die und ich gucken uns an und ich nicke ihm zu. Zeitgleich prosten wir ihr zu. Der Rest von uns, also Kyo, Toshi und Shin gucken sich das Ganze einfach nur an. Jetzt prostet sie uns auch zu und trinkt von ihrem Bier. Ich sehe wie ihre Freunde immer noch ungläubig her starren. Ich habe ihnen ja ihre Freundin geklaut. Ich schaue Toshi an und nicke mit dem Kopf in Richtung der anderen beiden. Toshi winkt die Beiden zu unserem Tisch. Diese aber gucken sich nur an und stehen nicht auf. Naja, wer nicht will, der hat schon. Aber so denkt Toshi nicht. Er und Shin stehen auf um die Beiden her zu holen. Kyo grummelt sich etwas Unverständliches in seinen Bart und dann herrscht großes Schweigen.

„Versteht ihr gut japanisch?“, frage ich die Braunhaarige und sie antwortet mir mit einem einfachen ‚Ja’. Toll Kaoru, das ging ja mal nach hinten los. Also heißt es jetzt weiter überlegen wie man am besten ein Gespräch anfangen könnte.

Bald fragt Die: „Seid ihr von hier?“

Gute Idee Die! Nach einem kurzen zögern antwortet sie wieder nur mit einem ‚Ja’. Kurz darauf fragt sie ihren Freund etwas auf Deutsch und sieht sehr belustigt aus. Ich will auch lachen. Schade, dass ich sie nicht verstehe. Ich glaube, ich sehe gerade so verwirrt aus, wie meine Kollegen. Ich brauche ein Gesprächsthema. Ein einfaches, wo man leicht drüber reden kann. Wetter ist immer gut. Also frage ich:

„Habt ihr hier immer so schönes Wetter?“ Oh man, Kaoru, hättest du das nicht ein bisschen geschickter machen können. Die muss dich ja für bekloppt halten. Und wie auf Kommando fängt sie an zu lachen. Ich habe es, schätze ich, für meine blöde Frage auch verdient. Sobald sie sich wieder etwas gefangen hat, presst sie ein „Entschuldigung“ raus und sagt: „Ich habe die ganze Zeit wegen einem Gesprächsthema überlegt und bin auch beim Wetter angekommen und genau in dem Moment kommt die Frage.“

Jetzt muss ich auch anfangen zu lachen. Und ich dachte sie hätte mich ausgelacht. Ich Idiot, aber gut, jeder hätte das vermutlich gedacht, so plötzlich wie das kam. Mir fällt gerade auf, dass ich noch keine Antwort auf meine Frage bekommen habe.

„Und?“, frage ich deshalb. Ich merke wie die Atmosphäre lockerer wird.

„Im Sommer ja, Herbst und Frühling gibt’s immer Regen und der Winter ist verdammt kalt“, antwortet sie mir. Mir fällt auf dass sie langsam spricht. Aber gut, man kann es ihr nicht verübeln. Sie ist keine Japanerin. Aber dafür spricht sie ziemlich gut. Und es ist auch bestimmt schwer zu übersetzen, dass muss sie ja, damit wir sie verstehen. Ich werd jetzt darauf achten nicht ganz so schnell zu sprechen, dann versteht sie mich leichter und ich laufe nicht Gefahr zu nuscheln.

„Wie lange sprecht ihr schon Japanisch?“, frage ich, da es mich interessiert.

„Seit zehn Jahren“, antwortet sie. Wow. Zehn Jahre schon. Sie muss ja ziemlich früh angefangen haben zu lernen. Wie alt ist sie eigentlich? Ich schätze mal so Mitte Zwanzig. Das heißt sie hätte schon mit 14- 16 oder so anfangen müssen zu lernen. Aber warum frage ich eigentlich nicht wie alt sie ist. Das sollte jetzt gut gehen ohne aufdringlich zu wirken.

„Wie alt seid ihr denn?“, frage ich.

„Ich bin 25 und die beiden 26 und 24“, bekomme ich als Antwort. Da lag ich mit meinem Schätzen ja verdammt gut. 25 also, ist gar nicht mehr so jung. Da verstehe ich auch, warum sie nicht mehr so rum springt wie die anderen Fans. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste, was nicht heißen soll, dass ich sie schon für alt halten immerhin ist sie auf lange Sicht gesehen erst 25. Aber die meißten Fans sind halt doch noch jünger.

„Und wie heißt ihr?“, höre ich Kyo fragen. „Ich mein es ist ja doof wenn ihr wisst wie wir heißen, aber wir nicht wie ihr“, setzt er noch hinten dran.

Du bist gut Kyo.

„Ich bin Sophie“, sagt sie. „Das ist Miriam“, sie zeigt auf die Blonde, „und das Sascha“, sie zeigt auf den Jungen. Sophie also. Der Name hat was. Hört sich schön an.

„Warum sagt ihr zwei denn nichts?“, fragt Die Sascha und Miriam. Sascha grinst nur und zuckt mit den Schultern. Miriam sagt gar nichts. Ich muss grinsen und mir kommt eine Idee. Vielleicht sollte man die Zunge der drei mit etwas Alkohol lockern, damit sie mehr reden. Ich winke den Wirt zum Tisch. Dann frage ich:

„Was möchtet ihr trinken?“

„Kein Bier!“, kommt es sofort von Sophie und ich gucke sie an. „Ich mag das nicht so“, erklärt sie.

Aber dafür, dass sie es nicht so mag hat sie ganz schön viel getrunken. Das Glas ist so gut wie leer. Der Wirt kommt an unseren Tisch und ich gucke die drei abwechselnd an.

„Wodka- Kirsch“, sagt Sascha und Miriam und Sophie nicken. Moment, wie war das? Ich gucke mich verzweifelt um. Sophie fängt das Grinsen an und sagt dann etwas zu dem Wirt. Dieser nickt und geht zur Theke. Hey! Ich wollte doch auch noch was trinken.

„Ich wollte auch was haben“, sage ich vorwurfsvoll zu Sophie.

„Ich weiß. Ich hab mal einfach für euch mitbestellt, weil es am einfachsten war“, sagt sie.

„Und was bekomme ich zu trinken?“

„Dasselbe wie wir“, antwortet sie mir. Na dann lass ich mich mal überraschen. Sie scheint sich schon gut in unsere Runde eingelebt zu haben. Jedenfalls besser als die anderen Beiden. Da fällt mir die Kamera auf. Sie liegt noch immer neben mir auf dem Tisch. Ohne diese Kamera wäre es nie so weit gekommen. Dann würde sie nie hier sitzen und ich hätte nie so viel über sie heraus gefunden. Das Schicksal scheint es heute gut mit mir zu meinen. Ich nehme die Kamera in die Hand und mache noch ein paar Fotos. Toshi nimmt mir die Kamera wieder aus der Hand und macht nun seinerseits Fotos. Der Wirt kommt mit unseren Getränken wieder. Das ist irgendetwas Rotes.

„Was ist das?“, frage ich und der Wirt guckt mich komisch an. Ach ja, der versteht mich ja nicht.

„Wodka mit Kirschsaft“, antwortet Sophie mir. Ah ja, schmeckt das? Normalerweise traue ich solchen Sachen, die ich nicht kenne, nicht. Der Wirt stellt ein Glas vor mir ab und ich rieche daran. Also schlecht riechen tut es nicht und Wodka kenne ich schließlich auch. Der Wirt ist schon wieder gegangen und die drei Neuen in der Runde heben ihre Gläser.

„Auf heute!“, sagt der Typ und Sophie fügt noch etwas auf Deutsch hinzu. Worauf die anderen Beiden nicken und einen Schluck trinken. Ich trinke auch einen Schluck. Das schmeckt gar nicht mal schlecht, sogar richtig gut. Ich muss mir den deutschen Namen noch mal sagen lassen, damit ich das auch bestellen kann. Toshi legt die Kamera wieder weg. Sophie guckt auf ihre Uhr und bekommt tellergroße Augen. Sie sagt wieder etwas auf Deutsch zu Sascha und Miriam. Und die beiden trinken ihr Glas aus.

„Es ist schon spät, wir wollten eigentlich schon lange zu Hause sein“, sagt Sophie. Ich schaue auf meine Uhr. Drei Uhr in der Frühe. Ich hab gar nicht gedacht, dass es schon so spät ist. Sophie trinkt auch ihr Glas aus. Ich stehe von der Bank auf, damit Sophie aufstehen kann. Ich halte ihr meine Hand hin und sage: „Netter Abend.“

„Finde ich auch“, sagt sie und nach kurzem zögern gibt sie mir ihre Hand, bemerke ich wieder einen kleinen Stromstoß, der durch meine Adern fließt. Mir läuft es wohlig den Rücken hinunter. Sie hat eine zierliche und äußerst warme Hand. Ich lasse sie wieder los und sehe, dass Die neben mir steht, auch mit ausgestreckter Hand. Kurze Zeit später hat sie jedem von uns die Hand geschüttelt. Ihre zwei Freunde auch. Toshi hat noch etwas zu ihr gesagt, woraufhin sie anerkennend grinst und auch etwas sagt. Ich habe leider nicht mitbekommen worum es ging. Ich frage ihn später noch mal.

„Den Abend könnte man gerne wiederholen. War lustig“, sagt Kyo.

Die drei gucken sich ungläubig an. Nicken aber.

„Gerne“, sagt Sophie.

„Wann denn?“, frage ich.

„Hm…Morgen?“, sagt sie und ich nicke.

„Morgen Abend“, stimme ich zu und die beiden Mädchen lächeln einmal und gehen zur Garderobe. Danach verlassen die drei das Lokal.

Traumdate?

~Sophie~
 

Kaoru sieht schon gar nicht mehr so beleidigt aus. Meine Gedanken schwirren durch meinen Kopf.

„Wie lange sprecht ihr schon Japanisch?“, fragt er und ich merke, dass er langsamer spricht. Ich bin ihm dankbar, dann kann ich ihn nämlich besser verstehen. Er hat bestimmt gemerkt, dass ich ziemlich lange für den einen Satz gebraucht habe.

„Seit 10 Jahren“, antworte ich ihm. Ja, mit 15 habe ich angefangen zu lernen und in 10 Jahren schafft man so einiges. Das Thema scheint ihn wirklich zu interessieren, denn jetzt will er wissen wie alt wir sind.

„Ich bin 25 und die beiden 26 und 24“, antworte ich ihm. So langsam kommt ein richtiges Gespräch zugange, denn Kyo will jetzt wissen wie wir heißen, weil wir ja auch wissen wie die heißen.

„Ich bin Sophie und das ist Miriam“, ich zeige auf sie, „und das Sascha“, ich zeige auch auf ihn. Jetzt wendet Die sich an die Beiden und will wissen warum sie nichts sagen. Sascha grinst Die an und zuckt nur mit den Schultern, Miriam sagt gar nichts. Sie scheint immer noch leicht geschockt zu sein, was man ihr auch nicht verübeln kann. Immerhin sitzt man ja nicht jeden Tag mit seiner Lieblingsband an einem Tisch.

Plötzlich fragt Kaoru: „Was möchtet ihr trinken?“

Und mir rutscht sofort ein: „Kein Bier!“ heraus. Er guckt mich fragend an und ich gebe eine Erklärung ab: „Ich mag das nicht so.“

Danach guckt er skeptisch auf mein Glas und unterdrückt ein Grinsen, jedenfalls sieht es so aus.

Plötzlich steht Tom neben dem Tisch und Kaoru guckt uns abwechselnd an.

„Wodka-Kirsch“, sagt Sascha und Miriam und ich nicken. Kaoru guckt sich verzweifelt um. Er weiß nämlich nicht was Sascha gesagt hat. Dann bestelle ich jetzt mal für alle: „Mach mal ne ganze Runde“, sage ich grinsend zu Tom.

Dieser nickt und geht zur Theke zurück.

Kaoru guckt Tom verzweifelt hinterher.

„Ich wollte auch was haben“, sagt er vorwurfsvoll und guckt mich wie ein Dackel an.

„Ich weiß“, sage ich. „Ich habe einfach mal für euch mitbestellt, weil es am einfachsten war.“

„Und was bekomme ich zu trinken?“

„Dasselbe wie wir“, antworte ich. Irgendwie habe ich mich schon gut in diese Runde eingelebt. Jedenfalls besser als Miriam und Sascha. Kaoru nimmt die Kamera zur Hand und macht ein paar Fotos. Dann nimmt Toshi sie ihm ab, um nun selbst Fotos zu machen. Die Situation ist einfach nur skurril. Es ist für mich immer noch nicht wirklich fassbar. Da kommt Tom schon und stellt die Getränke auf unseren Tisch. Kaoru guckt den Wirt an und fragt auf japanisch:

„Was ist das?“

Da Tom ihn nicht verstehen kann antworte ich: „Wodka mit Kirschsaft.“

Er guckt ein bisschen skeptisch und riecht daran.

Sascha, Miriam und ich heben unsere Gläser und Sascha sagt: „Auf heute!“

„Und darauf, dass es kein Traum ist“, füge ich noch auf Deutsch hinzu. Sascha und Miriam nicken und wir trinken einen Schluck. Dir en Grey trinken auch einen Schluck. Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr und bin dann total erschrocken. Es ist drei Uhr morgens. Oh man ist das spät. Wir wollten doch nur kurz was trinken und dann nach Hause. Jetzt ist es drei Uhr.

„Ey Mädels“, ich grinse Sascha frech an.

„Was denn?“, fragt er.

„Es ist drei Uhr. Wollen wir nach Hause?“, frage ich und beide nicken.

Sie trinken ihre Gläser aus und ich sage auf Japanisch: „Es ist schon spät. Wir wollten eigentlich schon lange zu Hause sein.“

Ich sehe wie sie alle auf ihre Uhren gucken. Ich trinke mein Glas aus und Kaoru steht von der Bank auf, damit ich aufstehen kann.

„Netter Abend“, sagt er und ich sehe wie er mir die Hand entgegenstreckt. Ui! Ich soll ihm die Hand geben? Ich merke wie ich zögere und gebe ihm schließlich meine Hand. Wieder schießen kleine Blitze durch meinen Körper. Ich fühle grade so ein Glücksgefühl, das ist echt unglaublich. Seine Hand fühlt sich rau an. Rau und groß. Besonders warm ist sie nicht, aber auch nicht kalt. Ich lasse seine Hand wieder los und Die streckt mir seine entgegen. Ich schüttle auch diese und so geht es dann der Reihe nach weiter. Doch bei keinem habe ich dasselbe Gefühl, wie bei Kaoru. Ich sehe, dass es Miriam und Sascha nicht anders geht. Zuletzt geb ich Toshi die Hand und er guckt mich an und sagt: „Entschuldigung.“

Ich bin verwirrt. Warum entschuldigt er sich bei mir.

„Wofür?“, frage ich.

„Dafür, dass ich dir ein Plektrum an den Kopf geworfen habe.“

Das hat er sich gemerkt und vor allem bemerkt? Ich gucke ihn anerkennend an. Ich zeige auf meine Stirn, da wo mich das Plektrum getroffen hat und sage: „Tat auch weh.“

Man könnte meinen, dass es ein Vorwurf sein soll, aber mein Grinsen sagt etwas anderes. Das versteht er auch und ich wende mich von ihm ab.

„Den Abend könnte man wiederholen. War lustig“, sagt Kyo.

Bitte? Wiederholen? Ich glaube, ich bin im falschen Film. Das ist doch eigentlich nahezu unmöglich. Ich gucke Sascha und Miriam ungläubig an. Sie sehen auch nicht besser aus, als ich. Aber wir nicken gleichzeitig.

„Gerne“, füge ich noch hinzu.

„Wann denn?“, fragt Kaoru.

„Hm…Morgen?“, frage ich. Morgen ist Samstag, da kann man sowas noch mal machen. Ich bin froh, dass ich morgen nicht arbeiten muss.

Kaoru nickt und sagt: „Morgen Abend.“

Miriam und ich lächeln und wir drei gehen zur Garderobe. Wir nehmen unsere Jacken vom Haken und verlassen das Lokal. Draußen angekommen lehne ich mich erst einmal gegen die Wand und atme tief ein und aus.

„Jetzt nicht echt, oder?“, fragt Sascha in die Stille.

Ja, lieber Sascha, genau dasselbe habe ich auch gedacht. Das kann doch gar nicht wahr sein. Wir haben doch jetzt nicht echt mit denen da drin gesessen, oder? Und die wollen uns echt wieder sehen? Das ist doch, das ist…! Unmöglich! Ich kann das echt nicht glauben. Und ich glaube, Sascha und Miriam geht es da nicht anders. Wir haben uns tatsächlich mit denen verabredet. Ich gucke noch einmal durch das Fenster in die Kneipe. Da sitzen sie. Kaoru sieht zu dem Fenster und er fängt an zu lächeln. Er winkt und ich winke voll automatisch zurück und muss auch lächeln. Ich drehe mich zu Sascha und Miriam um und verkünde, dass wir jetzt gehen sollten. Wir gehen los und ich hake mich bei beiden ein.

„Ich bin ganz ehrlich. Ich weiß nicht was ich davon halten soll“, sagt Miriam.

„Ich auch“, sage ich. Ich definitiv auch. Ich meine, da spazieren Diru mir nichts dir nichts in die Kneipe und wissen, dass wir Fans sind und sie setzen sich trotzdem und verabreden sich mit ihren Fans für den nächsten Abend. Da stimmt doch was nicht. Das geht doch überhaupt nicht. Das ist doch- da unterbricht Miriam meine Gedankengänge:

„Weißt du was ich glaube, Sophie?“

„Hm?“

„Ich glaube, dass Kaoru auf dich steht.“

Ich gucke sie ungläubig an und fange an zu lachen.

„Also wirklich Miriam, du hast ne Bilderbuchhafte Fantasie, einfach göttlich.“

„Ich meine das ernst!“, empört sie sich.

Ich grinse sie an und frage: „Ja, sicher, hast du das noch nicht gewusst?“

Sie guckt mich unverständlich an, weil sie nicht weiß was ich meine, aber ich erlöse sie: „Na, wusstest du nicht, dass Kaoru auf kleine, dumme Fangirlies steht und sie ins nächste Gebüsch zieht und vergewaltigt?“, frage ich todernst.

Sie guckt mich total geschockt an. Ich immer noch todernst.

„Dein bester Freund Sarkasmus ist wieder da“, sagt Miriam und ich grinse sie an.

„Aber ich meine das vollkommen ernst“, verteidigt sie ihren Standpunkt.

„Ja sicher, ich auch.“

„Sascha sag du doch auch mal was“, wendet Miriam sich hilflos an ihn.

„Ich finde, an dem was Miriam sagt, ist was dran.“

„Wie kommt ihr darauf?“, frage ich und warte auf eine Erklärung.

Miriam fängt an: „Du hast es doch selber gesagt. Er hat dir öfters zugezwinkert, er hat deine Kamera-“

„Meine Kamera!“, rufe ich dazwischen und renne zur Kneipe zurück.

„Sophie?“, höre ich Sascha rufen, aber ich laufe weiter. Ich habe meine Kamera vergessen. Ich wusste es! Ich wusste, dass ich sie vergessen würde, weil sie nicht bei mir lag. Ich reiße die Tür der Kneipe auf und sehe mich in einem leeren Raum wieder. Keine Gäste mehr da. Tom steht hinter der Theke und spült Gläser. Er sieht mich da stehen und sagt: „Sophie! Was hetzt du so? Ist was passiert?“, er kommt alarmiert hinter der Theke hervor.

„Meine Kamera! Ich habe meine Kamera hier vergessen!“

„Welche Kamera?“

„Die, die der Japaner in der Hand hatte.“

„Ich habe hier nichts gefunden. Die ist hier nicht liegen geblieben.“

„Was? Nein!“, quieke ich.

„Tut mir Leid, Sophie.“

„Oh nein!“, ich sacke auf einem Stuhl in mich zusammen. Das kann doch nicht wahr sein. Nein! Ich bin so blöd, ich würde noch meinen Kopf vergessen, wenn er nicht angewachsen wäre. Die Kamera war doch so wichtig.

Die Tür geht wieder auf und Sascha und Miriam betreten die Kneipe.

„Sophie! Was ist?“

„Meine Kamera ist weg!“

„Verarsch mich!“, sagt Miriam.

Ich schicke einen Todesblick zu ihr. Jetzt sagt sie nichts mehr. Tom ist schon wieder hinter der Theke verschwunden und spült weiter ab. Ich vergrabe deprimiert meinen Kopf in meinen Händen. Ich ärgere mich so dermaßen, das ist unvorstellbar. Ich bin doch auch so doof.

„Hey, vielleicht hast du ja Glück und Kaoru hat die mitgenommen und bringt sie morgen wieder mit“, startet Miriam einen Versuch mich etwas zu trösten. Klappt auch etwas. Ein bisschen keimt Hoffnung auf, dass es wirklich so ist.

„Er hat die bestimmt mitgenommen. Ganz bestimmt sogar“, sagt Sascha. Ja, so wird es bestimmt sein.

„Damit hat er die Sicherheit, dass er dich wieder sieht“, grinst Miriam. Oh bitte nicht schon wieder. Das hatten wir doch schon. Ich stelle mich taub und tu so, als hätte ich sie nicht gehört.

„Sophie?“, fragt sie und schiebt sich in mein Blickfeld. Ich gucke sie fragend und genervt an.

„Damit hat Kaoru die Sicherheit, dass er dich wieder sieht“, wiederholt sie noch mal. Ich antworte ihr wieder nicht, aber signalisiere, dass ich sie gehört habe. Sie weiß ganz genau, dass ich nicht darüber diskutieren will, das sehe ich an ihrem Blick und Grinsen. Aber wie es nun mal ist, bekommt ihr Gesicht einen sadistischen Ausdruck und sie fängt an zu reden: „Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, er hat dir drei Mal zugezwinkert, er hat Fotos für dich mit deiner Kamera gemacht, er hat sich mit dir verabredet-“

„Nein!“ Triumph für mich. Das hat er nicht.

„Doch, ich sag dir auch warum. Ihr habt Tag und Uhrzeit ausgemacht, ohne dabei auf uns einzugehen. Und er hat deine Kamera mitgenommen, damit er dich auf jeden Fall wieder sieht. Und jetzt sag mir noch mal, dass er nicht auf dich steht.“

„Tut er nicht!“, kämpfe ich gegen Miriams Argumente an. Diese schüttelt nur grinsend den Kopf.

„Ich meine, was will der mit so einer wie mir?“

Tom kommt grinsend zu unserem Tisch: „Ich habe eure Diskussion mitbekommen und ich muss Miriam zustimmen.“

„Aber-„

„Pass auf. Ich habe das auch gemerkt, wo ihr da an einem Tisch gesessen habt. Er hat dich immer angesehen und wenn du dann etwas gesagt hast dann hat er an dir geklebt. Es hätte sonst was passieren können, aber er hätte sich nicht vom Fleck bewegt. Sogar, wenn du Deutsch gesprochen hast.“

„Aber warum ich? Der kann doch jede haben“, versuche ich es noch einmal.

Tom guckt mich an und sagt: „Ja Sophie, aber die Liebe geht ihre eigenen Wege.“

Oh mein Gott! Hab ich das richtig gehört? Spricht der von Liebe? Ich schlage die Hände über meinem Kopf zusammen und rufe: „Nein! Liebe! Wieso fängst du mit Liebe an? Zwischen ‚auf jemanden stehen’ und ‚jemanden lieben’ ist ein himmelweiter Unterschied!“

„Manchmal liegen die Dinge näher, als man glaubt“, sagt Tom und geht wieder zur Theke zurück. Ich gucke ihm ungläubig hinterher und sage: „Du immer mit deinen schlauen Sprüchen.“

Er dreht sich grinsend um, aber erwidert nichts. Der hat sie doch nicht mehr alle. Und wenn es stimmen sollte, dass er an mir interessiert ist, was ich immer noch sehr stark bezweifle, werde ich doch sowieso nur eine Nummer sein, die er unter ‘Spaß auf Tour‘ abstempeln wird und ich weiß ehrlich nicht ob ich das will. Nachher werde ich noch für einen Groupie gehalten.

„Sieh es einfach ein, Sophie“, meldet Sascha sich zu Wort. Da sage ich nichts mehr zu und lasse das Thema jetzt ruhen.

„Wollten wir nicht nach Hause gehen? Jetzt sind wir wieder hier“, sagt Miriam. Sie scheint gemerkt zu haben, dass das Thema durchgekaut ist.

„Ja, ich glaube wir sollten dann mal wieder“, stimme ich Miriam zu.

„Seid ihr morgen wieder hier, Mädels?“, lacht Tom mit einem Seitenblick auf Sascha.

„Ja, Sophie hat ja ihr Date und wir müssen mit“, lacht Sascha, „Als weibliche Unterstützung.“

„Das ist kein Date!“, rufe ich aus und haue ihn an die Schulter. Das die mich immer so ärgern müssen. Das ist doch kein Date. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Miriam und Sascha kommen mir hinterher und wir verabschieden uns von Tom. Jetzt aber wirklich nach Hause, es ist schon verdammt spät. Miriam und Sascha sollten mal wieder nüchtern werden, bevor sie so etwas sagen.
 

~Kaoru~
 

Jetzt ist sie weg. Ich sehe sie durch das Fenster. Sie stehen noch vor dem Lokal und scheinen über etwas zu reden. Ich wende mich wieder meinen Kollegen zu. Zwischen ihnen herrscht Schweigen. Ich lenke meinen Blick wieder zu dem Fenster und sehe, dass sie auch her schaut. Ich lächle und sie lächelt zurück. Ich winke ihr zu und sie winkt zurück. Danach wendet sie sich ab und geht mit ihren Freunden weg. Es war ein sehr amüsanter Abend. Es hat echt Spaß gemacht.

Die stupst mich an: „Hast du mir überhaupt zugehört?“

Ich gucke ihn fragend an und sage: „Nee, was hast du gesagt?“

„Wollen wir nicht auch so langsam ins Hotel zurück?“

„Ja, der Busfahrer sollte uns sowieso gleich abholen.“

Toshi sieht irgendwie traurig aus.

„Toshi? Was ist los?“, frage ich ihn.

„Hm? Nichts. Nur, dass ich meine Freundin vermisse.“

„Ich auch. Ich freu mich schon darauf wieder zu Hause zu sein“, wirft Die ein.

„Tja ihr zwei. Warum habt ihr zu Hause auch ’ne Freundin. Pech gehabt, sag ich da mal“, sagt Kyo um Die und Toshi zu ärgern. Das Kyo die zwei auch immer ärgern muss. Die vermissen ihre Freundinnen. Das ist Liebe. Die hatte sogar drum gebettelt, dass er seine mitnehmen wollte. Aber das ging nun mal nicht.

„Aber ich muss ja ganz ehrlich sagen, die zwei Mädels waren ziemlich süß“, wirft Toshi ein.

„Toshi, hast du nicht gesagt, dass du ’ne Freundin hast?“, frage ich belustigt, aber ich kenne ihn ja. Er würde seine Freundin nie betrügen. Dazu ist er viel zu lieb und verliebt in sie.

„Das heißt nicht, dass ich keine anderen Frauen angucken darf“, lacht er, „Sie ist ja nicht hier.“

„Ach ja, ich vergaß“, grinse ich. Toshis Freundin ist sehr streng. Ich frage mich immer, warum er noch mit ihr zusammen ist. Er darf gar nichts. Er darf normalerweise noch nicht einmal eine andere Frau mit dem Hintern angucken. Und er hat Glück, wenn sie mal damit einverstanden ist, dass er etwas mit uns macht. Sonst muss er zu Hause sitzen und sich irgendwelchen Quatsch angucken. Armer Toshi. Dies Freundin ist da ganz anders. Sie ist quirlig und aufgedreht. Sie ist für jeden Spaß zu haben, genau wie Die. Die beiden passen richtig zusammen. Und sie sind beide richtig glücklich.

Ah, da ist unser Busfahrer. Wir stehen auf und ich werfe noch mal einen Blick auf den Tisch. Haben wir auch nichts vergessen? Da sehe ich die Kamera auf dem Tisch liegen. Sophie scheint sie vergessen zu haben. Soll ich sie mitnehmen? Andererseits, sie kennt den Wirt. Sollte ich ihm die Kamera geben? Ich nehme sie mit, dann kann ich ihr sie morgen wiedergeben. Ich nehme meine Sachen und die Kamera und laufe den anderen hinterher. Sie sind schon draußen und steigen in den Bus ein- Shinya hatte vorhin schon bezahlt. Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Es ist mir noch nie passiert, dass mir ein Mädchen nicht mehr aus dem Kopf geht. Jedenfalls nicht, wenn ich sie erst ein paar Stunden kenne. Ich kann an nichts anderes, als an sie denken. Ich steige ebenfalls in den Bus ein und lasse mich auf meinen Platz fallen. Der Busfahrer schmeißt den Bus an und fährt los. Hier ein paar Kurven, da eine Kreuzung. Ich weiß gar nicht wo wir überhaupt sind. Ich gucke aus dem Fenster und plötzlich sehe ich sie. Sie steht mit ihren Freunden an der Kreuzung, an der wir jetzt halten müssen, weil die Ampel rot ist. Plötzlich rennt Sophie in die andere Richtung zurück. Die beiden anderen stehen noch an der Kreuzung und drehen jetzt auch um und gehen Sophie hinterher. Sophie ist jetzt ganz alleine, das ist doch sehr gefährlich. Ich überlege, ob wir umdrehen sollen, ihr könnte ja was passieren. Wir haben jetzt grün und der Bus fährt wieder los. Ich grüble noch einige Zeit weiter, bis ich zu dem Entschluss komme, dass es fürs Umdrehen jetzt eh schon zu spät ist. Und wie auf Kommando halten wir vor dem Hotel. Wir gehen hoch und vor meinem Zimmer verabschiede ich mich von den Jungs. Ich bin so müde, dass ich, glaube ich, sofort einschlafen werde. Ich ziehe meine Klamotten aus und werfe mich ins Bett. Prompt bin ich wieder hellwach. Das scheint eine lange Nacht zu werden.

Ein Traum wird wahr

~Sophie~
 

Ding dong.

Oh nein, ich habe gerade so schön geträumt. Jetzt gibt es Tote! Wer wagt es mich aus meinem Traum zu reißen? Was habe ich gestern eigentlich gemacht? Ich weiß noch, dass wir zur Bar wollten und auch hin gegangen sind, mehr nicht.

Ding dong. Ja doch! Ich liege noch im Bett, dauert halt etwas länger. Ich setze mich in meinem Bett auf und falle stöhnend wieder zurück in die Kissen. Mein Kopf! Was habe ich gestern gemacht? So viel habe ich doch gar nicht getrunken, oder doch? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich weiß gar nichts mehr. Jetzt fängt die Person vor der Tür an Sturm zu klingeln und ich muss jetzt wohl aufstehen. Ich quäle mich aus meinem Bett, schlurfe zur Tür und halte mir den Kopf. Ich mache die Tür auf und ein hyperaktives „Guten Morgen!“ wird mir entgegen geschleudert. Ich stöhne nur vor mich hin und erkenne, dass Miriam vor mir steht. Wie kann diese Frau morgens schon so peinlich gut drauf sein?

„Ich hab das perfekte Frühstück, Schätzchen.“

Ich gucke sie nur unverständlich an. Mein Gehirn arbeitet um diese Zeit noch nicht ganz.

„Brötchen, Kaffee und Aspirin.“

Ich weiß immer noch nicht so ganz was sie von mir will. Sie scheint das zu merken und schiebt sich an mir vorbei in meine Wohnung. Ich schließe die Tür und schlurfe wieder in mein Schlafzimmer. Miriam werkelt in meiner Küche herum und kommt anschließend zu mir.

„Hier, Trinken“, sagt sie und hält mir eine Tasse und ein Glas hin.

In der Tasse scheint Kaffee zu sein und in dem Glas Wasser. Aber warum Kaffee und Wasser? Oder will sie mir die Wahl lassen? Dann nehme ich lieber den Kaffee, der macht wenigstens wach. Ich greife nach der Tasse aber Miriam zieht sie zurück und drückt mir das Glas in die Hand. Was ist das denn jetzt für ein Spielchen? Ich will den Kaffee, und nicht das Wasser. Miriam bemerkt das und sagt:

„Erst Aspirin und dann Kaffee. Und jetzt: Trinken.“

„Nicht so laut, bitte“, sage ich und halte mir den Kopf. Ich setze das Glas an meine Lippen, schütte mir das Aspirin in den Hals und schlucke es brav hinunter. Danach bekomme ich meinen Kaffee und merke schon wie ich wacher werde und die Kopfschmerzen abnehmen.

„Na, sind wir jetzt Aufnahmefähig?“, spottet Miriam und ich verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse:

„Was haben wir denn gestern gemacht?“, frage ich sie.

„Wir waren in der Bar, sag bloß du weißt das nicht mehr.“

„Wie viel hab ich getrunken?“, frage ich weiter.

„Genug Wodka-Kirsch und fast ein Bier.“

„Bier? Wer hat mich denn dazu bekommen?“

„Das weißt du nicht mehr? Also Sophie! Wie konntest du das vergessen?“

„Ja, sorry, schon gut“, sage ich weil ich da jetzt so eine Ahnung habe. Tom soll mir nicht immer Bier andrehen. (Tom ist der Wirt in unserer Stammkneipe.) Ich trinke meinen Kaffee und Miriam geht wieder aus dem Zimmer. Ich schäle mich aus meinen Laken und schlurfe ins Badezimmer. Ich höre Miriam immer noch in der Küche rumoren. Ich verlasse das Badezimmer wieder, ziehe mich an und gehe in die Küche zu Miriam. Sie hat den Tisch gedeckt und frische Brötchen mitgebracht.

„Miriam, ich liebe dich“, sage ich scherzhaft zu ihr.

„Ich weiß doch, und jetzt iss, du hast nicht mehr viel Zeit.“

Warum sollte ich nicht mehr viel Zeit haben? „Wie spät ist es?“, frage ich sie.

„Gleich vier Uhr, das heißt du musst dich beeilen.“

„Wieso muss ich mich beeilen?“

„Na, wegen heute Abend.“

„Heute Abend? Ach egal, kann warten. Ich hab heute voll was Kurioses geträumt.“

„Was denn?“

„Ich hab geträumt, dass wir nach dem Konzert in die Bar gegangen sind, dort sind wir dann auf Diru getroffen-“

„Und du hast mit Kaoru geflirtet, er hat mit deiner Kamera Fotos gemacht und du hast heute ein Date mit ihm.“

„Was? Wie? Wo? Bitte?!“

„Ach Schätzchen, das hast du nicht geträumt, das war real und deswegen beeil dich jetzt.“

„Ich hab kein Date!“ Huch, wo kam das denn so schnell her? Ich bin ein bisschen erstaunt über die Leistungsfähigkeit meines Gehirns, wo ich ja noch nicht mal weiß, ob Miriam die Wahrheit sagt. Nur, dass ich es im „Traum“ auch abgestritten habe,

„Ja, ist gut“, Miriam verdreht die Augen, „Du hast kein Date, beeil dich trotzdem, sonst kommen wir zu spät.“

Aber, ich soll das echt nicht geträumt haben? Träume ich vielleicht immer noch? Das ist doch unmöglich. Ich setze mich hin und schmiere mir ein Brötchen, wenn ich Miriam nicht hätte, dann hätte ich den ganzen Tag durchgeschlafen. Und wir treffen Diru gleich echt wieder? Das glaub ich nicht. Noch nicht, erst wenn ich das sehe. Aber jetzt fällt mir alles wieder ein. Was gestern passiert ist.

„Ach Sophie. Lass dir heute kein Bier andrehen, sonst hast du morgen wieder einen Kater.“

„Mhm“, mampfe ich nur, da ich noch mein Brötchen im Mund habe.

„Und mach dich ordentlich an Kaoru ran.“

Was? Ich verschlucke mich an meinem Brötchen und bekomme einen Hustenanfall. Miriam kommt zu mir und klopft mir auf den Rücken. Ich schlucke den Rest von meinem Brötchen hinunter und quetsche quietschend und hustend ein: „Was? Nein“ heraus.

„Wieso nicht? Das ist die Chance, er ist scharf auf dich, danach siehst du den nie wieder und es ist Kaoru.“

„Aber-“

„Dann halt nicht, dein Pech, schnapp ich mir den.“

Mir entgleisen die Gesichtszüge.

„Ja, wenn du nicht willst“, sagt sie völlig ernst. Mir steht der Mund offen und ich stopfe mir mein Brötchen in den Mund. Miriam wendet sich lachend an die Kaffeemaschine und gießt mir neuen Kaffee ein. Mir schwirrt ein Wort durch den Kopf: Aushilfsmami. Ich schlucke mein Brötchen runter und sage:

„Danke, du Aushilfsmami.“

„Naja, einer muss sich ja um dich kümmern, damit du nicht zu spät bei deinem Date auftauchst.“

Ich lasse das mal einfach so stehen, kann mich aber nicht zurückhalten die Augen zu verdrehen, danach gehe ins Wohnzimmer, um meine Zigaretten zu suchen. Nachdem ich sie gefunden habe, gehe ich wieder in die Küche, stecke mir eine Zigarette an und trinke meinen Kaffee.

„Beeil dich, es ist jetzt gleich fünf, um halb sieben kommt Sascha und dann wollen wir los.“

„Ja, ja, mach mal nicht die Pferde scheu.“

„Was ziehst du an?“

Miriam trägt ein hellgelbes Sommerkleid, was so gar nicht zu ihrem üblichen Styling passt. Dazu trägt sie einen schwarzen Haarreif, einen schwarzen Gürtel und schwarze Schuhe. Sie ist auch sommerlich, in warmen Tönen geschminkt und hat sich ihre Haare hochgesteckt. Wodurch ihre braunen Augen leicht betont werden.

„Ich weiß nicht, ist irgendwas Besonderes?“

„Ja, du hast ein Date.“

„Und deswegen siehst du so aus?“

„Tanzabend mit Cocktailbar.“

„Dann zieh ich mein schwarzes Cocktailkleid an.“

„Ja, dann los. Ich schmink dich. Ab ins Bad.“

Miriam ist gelernte Visagistin, aber zurzeit leider arbeitslos. Sie will sich eigentlich selbstständig machen, aber leider fehlt ihr noch ein bisschen Mut und das Geld dazu. Ich renne schnell ins Schlafzimmer und suche das Kleid. Unterwäsche schnappe ich mir auch. Danach sprinte ich ins Bad um mich kurz ab zu duschen.

Nach 10 Minuten komme ich angezogen und mit einem Handtuch auf dem Kopf wieder in die Küche.

„Gut“, sagt Miriam. Wir gehen ins Bad und sie macht sich über meine Kosmetika her. Ich kann nicht genau sehen, was sie veranstaltet, aber ich weiß, dass sie es kann, also bin ich beruhigt.

„Du hast da einen Pickel“, sagt Miriam.

„Was? Wo?“, frage ich erschrocken zurück, schlage die Augen auf und starre in den Spiegel. Da, neben meiner Nase. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Miriam versucht ihn auszudrücken, was aber nur mäßig gelingt.

„Ich versuche den zu überschminken“, sagt sie und macht sich wieder an die Arbeit. Danach macht sie sich noch über meine Haare her.

Die Zeit verfliegt ziemlich schnell und ehe ich mich versehe ist Miriam fertig und es klingelt an der Tür. Ich lasse Sascha noch kurz herein und dann begutachte ich mich erstmal vor meinem Spiegel. Mir grinst eine junge Frau entgegen, die ein schwarzes Kleid trägt. Meine Augen sind etwas dunkler geschminkt und ich habe zarten Lipgloss auf den Lippen. Meine Haare sind nur leicht mir einer Klammer zurück gesteckt, sodass sie mir nicht ins Gesicht fallen, aber offen über dem Rücken liegen. Sascha sieht auch gut aus. Er trägt eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Dazu hat er sich eine schwarze Krawatte locker um den Hals gebunden. Durch die Kontraste wirken seine blauen Augen noch heller. Schließlich machen wir uns auf den Weg zur Bar. Er und Miriam reißen einige Scherze und ich bin nicht selten das Opfer.

Kurze Zeit später sind wir an der Bar und werden ganz hibbelig, weil wir Dir en Grey gleich treffen werden. Ich kann es immer noch nicht fassen. Das ist so unglaublich, das wird mir niemand glauben, wenn ich das erzählen würde. Wir betreten die Bar und sehen uns um, können Diru aber nicht entdecken. Aus reinem Reflex heraus setzen wir uns an unseren Stammtisch und bestellen bei Tom.

„Na, schon aufgeregt?“, fragt er, als er mit unseren Getränken zurückkommt.

„Und wie…“, antworte ich.

„Hat ja auch nicht jeder ein Date mit einem Rockstar“, erwidert Tom daraufhin.

„Das ist-“, will ich sagen, werde aber von Tom unterbrochen:

„Kein Date, schon klar Sophie. Ich hab noch Kundschaft, bis später Mädels“, sagt er und verschwindet.

„Genau. Kein Date. Das ist kein Date“, murmle ich noch.

„Was hast du gesagt?“, fragt Miriam.

„Nichts, schon gut.“

Die Tür geht auf und mein Blick schnellt dort hin. Aber es sind nicht Dir en Grey, die die Bar betreten haben, sondern nur irgendwelche anderen Kunden, die ich nicht kenne. Leichte Enttäuschung macht sich in mir breit und ich werde immer nervöser. Kommen sie doch nicht? Ich rutsche unruhig auf meinem Stuhl herum und Sascha wirft mir einen belustigten Blick zu:

„Abend ist eine lange Zeitspanne, ne?“

Ich werfe ihm nur einen bösen Blick zu und widme mich meinem Getränk.

„Ertränk dich nicht jetzt schon“, sagt Miriam zu mir.

„Ich gehe auf die Toilette“, sage ich zu den Beiden und gehe hinter der Theke lang, zu den Toiletten. Ich stütze mich am Waschbecken ab und schaue in den Spiegel. Vor Aufregung glühende, grüne Augen starren mir entgegen. Sophie, was machst du bloß hier? Du bist doch sonst nicht so nervös. Ich wasche mir kurz die Hände und gehe wieder zurück. Jetzt nehme ich bewusst wahr, was aus unserer Lieblingskneipe geworden ist. Viele Tische, die nicht fest stehen sind zur Seite geräumt worden um so eine kleine Tanzfläche zu schaffen. Neben der Tür ist eine kleine Cocktailbar aufgebaut. Ich mag diese Bar, sie ist zwar, im Vergleich zu anderen, kleiner, aber nicht zu kein, so wie die Dorfkneipen, dadurch wirkt sie schön gemütlich und einladend. Diese Bar ist auch noch nicht sehr bekannt, deswegen sind immer dieselben Leute hier und Tom ist freundlich. Ein richtig sympathischer Kumpeltyp. Das macht die Bar richtig gemütlich. Viele der Gäste kennen wir persönlich, da man sich immer mal wieder sieht und ab und zu ins Gespräch kommt. Doch heute sind auch viele unbekannte dabei. Tom hat seine Leidenschaft zu feiern auf gewisse Weise zu seinem Beruf gemacht. Das habe ich aber auch, ich koche für mein Leben gerne. Dieses Wochenende muss ich nicht arbeiten, da bin ich froh drüber, obwohl ich auch gern gearbeitet hätte. Ich habe eine Leidenschaft fürs Kochen. Aber trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, ab und zu mal in ein gutes Restaurant zu gehen und nicht selber zu kochen. Mein Chef meinte, dass ich mich mal etwas ausruhen soll und hat mir frei gegeben. Aber von Ausruhen ist nicht die Rede, ich bin so aufgeregt wie noch nie. Ich setze mich wieder an unseren Tisch, aber nicht ohne vorher noch eine neue Runde zu bestellen. Tom kommt mit unseren Gläsern zum Tisch und zieht sich einen Stuhl heran:

„Ihr seht heute ja richtig hübsch aus, Mädels.“

„Ich auch?“, fragt Sascha und tut so, als würde er eine Strähne seines imaginären langen Haares nach hinten über die Schulter werfen.

„Aber sicher doch, Sascha. Miriam? Erweist du mir dir Ehre mit dir zu tanzen?“

„Du alter Charmeur! Aber gerne“, erwidert sie lachend und steht auf.

„Na los, wir mischen die Tanzfläche auch ein bisschen auf“, sagt Sascha und zieht mich von meinem Stuhl hoch. Er wirbelt mich über die Tanzfläche und dabei vergesse ich ganz, nervös zu sein. Einmal das Denken ausschalten und Spaß haben. Ich höre die Tür aufgehen, schaffe es aber nicht einen Blick dorthin zu werfen. Miriam geht an die Cocktailbar, weil Tom wieder hinter die Theke muss, er muss ja noch arbeiten. Sascha tanzt unerbittlich weiter. Ich tanze gern mit ihm, er ist einer der Wenigen, die es wirklich beherrschen und nicht nur quer Beet über die Tanzfläche wuseln. Nach insgesamt fünf Tänzen gehen wir erschöpft zu unserem Tisch zurück. Ich schaue auf die Uhr. Es ist neun. So langsam werde ich wieder nervös. Ich trinke aus meinem Glas und Miriam kommt wieder zu uns und setzt sich hin:

„Na, kaputt?“

„Ja…“

„Ich hab grad ’nen schönen Pina Colada getrunken“, grinst sie mir entgegen.

„War ja klar“, sage ich zu ihr. Sascha und Miriam sitzen mir gegenüber und plötzlich bekommen sie undefinierbare Gesichtsausdrücke und ein großes Grinsen im Gesicht. Bevor ich fragen kann, was los ist, höre ich hinter mir ein „Hallo“ auf Japanisch. Ich zucke zusammen und drehe mich um.

Kaoru steht hinter mir:

„Entschuldigung, wenn ich dich erschreckt haben sollte.“

„Nicht schlimm“, antworte ich und stehe auf. Er streckt mir seine Hand entgegen und diesmal zögere ich nicht, sondern ergreife seine Hand sofort. Prompt spüre ich wieder diese wohlige Gefühl mein Rückgrat hinab laufen.

„Schön, dass du da bist“, sagt er und ich lächel‘ ihn an.

Die Fünf sehen sich um, ziehen noch zwei Stühle an unseren Tisch und setzen sich.

Wir verbringen einige lustige Stunden und es fließt auch reichlich Alkohol. Wir reden viel belangloses Zeug und irgendwie vergleichen wir Deutschland mit Japan.
 

~Kaoru~

„Scheiß Wecker.“ Ich schlage mit meiner Hand auf diesen und er geht aus. Was müssen die Dinger auch immer für ein schreckliches Piepen von sich geben, das ist ja grausam. Kein Wunder, dass man morgens schlecht gelaunt aufwacht. Ich würde liebend gerne noch weiterschlafen, aber dann bekomme ich kein Frühstück mehr. Obwohl, ich könnte mir ja ein spätes Frühstück aufs Zimmer bestellen, aber ich glaube, dann werden meine Jungs Alarm schlagen. Nicht, weil sie besorgt sind, sondern nur um mich zu ärgern. Sie wissen nämlich ganz genau, wie viel ich gestern getrunken habe, wir sind ja schon nicht nüchtern in der Kneipe angekommen. Und heute geht es wieder hin, aber diesmal wird vorher nichts getrunken. Die Anderen können ja von mir aus. Aber ich nicht, sonst denkt Sophie noch, ich wäre total versoffen. Oh Mann, Kao, dich hat es schwer erwischt. Du machst dir schon Gedanken darüber, was andere von dir denken… Aber sie ist schon was besonderes, ich kenne sie zwar noch nicht, aber schon ihre Art ist richtig niedlich. Ich fahre erschrocken aus meiner liegenden Position hoch. Da hämmert jemand an meine Tür. Es hört sich an, als wäre vor meinem Zimmer jemand mit einem Vorschlaghammer zugange.

„Kaoru! Wach auf!“, schallt es von draußen herein. Ich wusste es, das kann nur Die sein. Ich quäle mich aus dem Bett, um die Tür auf zu machen, damit Die sie nicht einschlägt. Ich will ihn anmeckern, aber es kommt nicht mehr als ein Gähnen heraus. Die fängt an zu lachen und schiebt sich an mir vorbei in mein Zimmer.

„Na, gut geschlafen?“, fragt er mich und ich nicke und gehe in mein Badezimmer. Nach geschlagenen 15 Minuten verlasse ich es wieder und sehe Die auf einem Stuhl sitzend, mit der Kamera spielen, die ich am Abend zuvor auf den Tisch gelegt habe.

„Frühstücken?“, frage ich ihn.

„Jap“, sagt er und steht auf. Zusammen machen wir uns auf den Weg nach unten und begrüßen die anderen Drei, die schon am Tisch sitzen. Wir setzen uns dazu und ich greife mir ein Brötchen.

„Was wollen wir heute machen?“, fragt Toshi in die Runde.

„Erst mal müssen wir unseren restlichen Krempel aus der Halle holen und zum Flughafen bringen, die Crew fliegt heute schon zurück nach Hause“, sage ich.

„Und danach?“, fragt er weiter.

„Kommt drauf an, wie viel Zeit wir noch haben.“
 

Nach dem Frühstück gehen wir noch einmal kurz auf unsere Zimmer, danach geht es mit dem Bus zur Halle. Es sieht einfach nur chaotisch aus. Ich frage mich, wie wir es schaffen sollen, das alles bis zum Abflug aufzuräumen. Überall liegt irgendwas rum. Die Crew hat schon angefangen unsere Sachen abzubauen und in die dafür vorgesehenen Kisten zu verstauen. Ich fange auch an zu helfen, bin aber mit meinen Gedanken nicht ganz bei der Sache. Sophie spukt mir die ganze Zeit im Kopf herum. Was sieht sie wohl in mir? Nur Kaoru, den Rockstar? Geht sie nur auf meine Flirtversuche ein, weil ich ein Star bin und sie mich nie wiedersehen muss, wenn wir wieder abfliegen? Denkt sie vielleicht, dass es toll ist mal etwas mit einem Star zu haben? Oder geht es ihr wie mir? Das ist doch alles zum verrückt werden. Kann man Gedanken nicht einfach abschalten? Warum mache ich mir so viele Gedanken darum? Ich erschrecke, als sich eine Erkenntnis in meinem Kopf festsetzt. Ich kenne das Mädchen nicht, aber mir liegt schon viel zu viel an ihr. Was ist, wenn sie heute Abend nicht in die Bar kommt? Kaoru, mach dich nicht verrückt. Sie muss kommen. Du hast die Kamera noch. Die will sie doch bestimmt wieder haben. Was ist, wenn sie sich bloß die Kamera holt und dann wieder verschwindet? „dann hast du dich zum Affen gemacht und sie hat was zu lachen“, sagt meine gehässige innere Stimme. Aber wo sie recht hat, hat sie recht. Ich verzweifle noch, wenn mich nicht bald irgendwas von diesen Gedanken ablenkt.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

~Kaoru~
 

Ich stehe gerade am Flughafen und irgendwie habe ich es geschafft, dass meine Gedanken mich nicht umgebracht haben. Wir verabschieden gerade die Crew und dann geht es noch kurz ins Hotel. Wir müssen uns frisch machen und dann ab in die Bar. Wir gehen aus dem Flughafen raus und steigen in unseren Bus ein.

„Meint ihr die Drei kommen heute wirklich in die Bar?“, fragt Toshi.

„Bestimmt“, antwortet Kyo.

„Wieso fragst du?“, fragt Die.

„Nur so“, kommt als Antwort zurück.

„Kann es sein, dass die Blondine es dir angetan hat?“, fragt Kyo grinsend.

„Nein, wie kommt ihr denn darauf?“, gibt Toshi unschuldig zurück.

„Du hast ihr gestern schon einige Blicke zugeworfen, die nicht zu übersehen waren“, wirft Kyo ihm an den Kopf.

„Nein, ich habe jemanden, der zu Hause auf mich wartet.“, sagt Toshi grinsend und wendet den Blick aus dem Fenster. Das reicht als Antwort und ich denke wir haben ihn alle verstanden und wir vier werden natürlich schön unsere Klappe halten. Und schon weilen meine Gedanken wieder bei Sophie. Danke Toshi. So langsam muss ich mir eingestehen, dass ich nervös bin und Angst habe. Angst davor, dass sie nicht in die Bar kommt. Ich bin doch sonst nicht so. Ich weiß echt nicht, was heute mit mir los ist. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen und mich durchchecken lassen?

Unser Bus hält vor dem Hotel und wir steigen aus. Ich gehe hoch in mein Zimmer und verkrieche mich im Bad. Schnell mache ich mir die Haare zurecht, noch ein bisschen Parfum, eine andere Hose, ein schwarzes Hemd und ich befinde mich für fertig. Ich schnappe mir die Kamera vom Tisch, hänge mir meine Jacke über den Arm und mache mich auf den Weg in die Hotellobby. Dort warten schon Kyo und Shinya, kurz nach mir trudelt Die ein und Toshi braucht am längsten. Wir mussten noch 10 Minuten auf ihn warten. Aber jetzt sind wir vollzählig und gehen zu unserem Bus. Kurze Zeit später kommen wir an der Bar an, der Busfahrer bekommt noch eine Zeit, wann er uns abholen soll und dann betreten wir die Bar.

Sobald wir die Tür geöffnet haben weht uns fröhliche Musik entgegen. Die Bar sieht heute ganz anders aus als gestern. Sind wir vielleicht in die Falsche gegangen? Aber das kann nicht sein, der Busfahrer weiß doch, wo wir gestern waren. Ich suche den Raum mit meinen Augen ab, kann sie aber nicht entdecken. Ich schaue auf meine Uhr und stelle fest, dass es schon kurz vor neun ist.

„Also ich kann niemanden entdecken“, sagt Kyo, „Und überhaupt sieht es heute ganz anders als gestern aus.“

„Ja“, sage ich, „Aber hinter der Theke ist der Wirt von gestern.“ Ich lasse meinen Blick über die tanzende Menge schweifen und da sehe ich sie plötzlich. Sie tanzt mit diesem Typen von gestern. Ist das ihr Freund? Kaoru, du bist so ein Narr. Natürlich ist das ihr Freund. Und außerdem benimmst du dich wie ein Teenager. Es ist mal wieder so weit, dass ich mich selbst zu Recht weisen muss. Das Lied ist zu Ende und die beiden gehen zu dem Tisch, an dem sie gestern auch schon gesessen haben. Jetzt sehe ich die Blonde, Miriam heißt sie glaube ich, wie sie auf den Tisch zu geht. Wir setzen uns auch in Bewegung und gehen auf die Drei zu. Ich muss ihr ja wenigstens ihre Kamera wieder geben. Bei dem Gedanken macht sich ein großes Gefühl der Enttäuschung in mir breit. Ich sehe, wie ihre beiden Freunde anfangen zu Grinsen.

„Hallo“, sagte ich, als ich direkt hinter ihr stehe. Ich sehe wie sie erschrocken zusammen zuckt und setze ein: „Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken“, nach, als sie sich umgedreht hat.

„Nicht Schlimm“, erwidert sie und steht auf. Ich strecke ihr meine Hand entgegen und sie ergreift sie sofort. Ein wohliger Schauer läuft über meinen Rücken, jedoch wird er begleitet von einem bitteren Gefühl der Eifersucht.

„Schön, dass du da bist“, rutscht es mir raus und sie lächelt mich an. Was für ein umwerfendes Lächeln. Die und Toshi ziehen noch zwei Stühle an den Tisch heran und wir setzen uns an den Tisch. Da kommt auch schon der Wirt und ich bestelle eine Runde Bier für alle. Da sehe ich wie Sophie den Kopf schüttelt und noch etwas zum Wirt sagt: „Ich kann kein Bier trinken, wenn ich vorher was anderes getrunken habe. Entweder nur Bier, oder gar kein Bier.“

„Muss ich mir noch merken“, sage ich und wende mich den anderen zu.

„Ihr sagtet doch gestern, dass ihr hier wohnt?“, fragt Toshi, die links neben ihm sitzende Miriam.

„Ja“, antwortet sie ihm.

„Cool, dann könnt ihr für uns ja vielleicht Fremdenführer spielen?“

Das Mädchen guckt den vermutlichen Freund Sophies an und beide schauen dann Sophie an. Alle drei fangen gleichzeitig an zu Grinsen und nicken dann. Oh nein, wie kannst du mir das antun, Toshi? Sie spukt mir sowieso die ganze Zeit im Kopf herum und wenn ich sie dann auch noch sehe und sie dann mit ihrem Freund herum turtelt… Das steh ich nicht durch. ‘Hat sie bis jetzt auch nicht getan‘, wirft meine innere Stimme ein und da muss ich ihr Recht geben. Das hat sie bis jetzt noch nicht gemacht. Kaoru, dich hat es schwer erwischt, die Frau macht dich noch verrückt. Aber vielleicht ist sie ja auch gar nicht mit ihm zusammen. Doch, das ist sie bestimmt. Ach, das ist doch alles zum verzweifeln.

„Wir bleiben heute aber nicht ganz so lange hier“, sagt Miriam.

„Warum nicht? Wartet jemand auf dich?“, war klar, dass das nur Toshi wissen will. Miriam guckt etwas erschrocken, aber sagt dann mit einem Grinsen: „Nur der Staub unter meinem Bett.“

„Und auf euch?“, will Kyo wissen. Der Vorstoß ist schon mal gut, dadurch bekomm ich aber noch immer nicht raus, ob die beiden zusammen sind, oder nicht. Die Beiden schütteln den Kopf. Irgendwie beruhigt mich das, aber es ist noch nicht raus, ob die beiden vielleicht nicht doch zusammen sind.

„Obwohl, da wartet doch was auf mich, mein Chaos“, sagt der Typ. Die beiden Mädchen fangen an zu lachen und Sophie sagt: „Dann räum doch einfach mal deine Bude auf.“

„Dann finde ich nichts mehr wieder, du weißt doch: Geordnetes Chaos.“

Sophie grinst nur und sagt: „Das kenn ich, aber trotzdem sieht es in deiner Bude aus wie sau.“

„Das tut es aber bei jedem Kerl“, wirft Miriam ein.

„Stimmt“, bestätigt Sophie.

„Ist bei uns genauso, ihr müsstet euch mal Toshis Bude angucken“, klinkt Shinya sich in das Gespräch ein.

„Shin hat ne Bude, die sieht aus, als wäre sie von einer Frau“, gibt Toshi zurück.

Das bringt Die zum Lachen: „Wir haben schon den Verdacht geäußert, dass Shin schwul ist.“

„Das heißt aber nicht, dass eine Bude dann so aussehen muss“, sagt Miriam.

„Oh ja, das geht auch anders“, lacht Sophie.

Scheint so, als würden sie jemanden kennen der schwul ist und eine chaotische Bude hat.

„Was macht ihr eigentlich von Beruf?“, fragt Kyo und Miriam antwortet: „Ich habe Visagistin gelernt.“ Und Sascha sagt, dass er in einem Restaurant kellnert.

„Und du, Sophie?“, frage ich sie interessiert.

„Ich bin Köchin und arbeite in dem Restaurant, in dem Sascha kellnert.“

„Köchin sagst du?“, fragt Toshi erstaunt.

„Ja.“

„Ich mag die deutsche Küche sehr gerne. Es ist nur schade, dass es bei uns so wenige Restaurants gibt, die die deutsche Küche anbieten. Das ist mit ein Grund, warum ich so gerne in Deutschland bin.“
 

„Vielleicht stellst du ja mal deine Kochkünste unter Beweis und kochst für uns?“, grinst Die sie an. Man sieht richtig, wie ihr die Gesichtszüge entgleisen und sie stammelt:

„Ich? Kochen? Für ... euch?“
 

„Ja, genau! Wir wollen so viele Eindrücke wie möglich aus Deutschland mitnehmen. Kannst es dir ja überlegen. Wir sind noch länger hier. Und ich will auf jeden Fall Bratwurst essen“, sagt Die begeistert und auch ich finde die Idee nicht schlecht.

„Ähm, äh… Ich überleg es mir“, sagt sie dann und schüttelt verwirrt den Kopf.

Ihre beiden Freunde fangen an zu lachen und der Kerl winkt mit seinem Glas in Richtung Bar und der Wirt nickt. Kurze Zeit später kommt er mit einem voll beladenen Tablett an unseren Tisch. Jetzt fangen wir an deutsches und japanisches Essen mit einander zu vergleichen.

„Die deutsche Küche hat ihre Vorzüge, die japanische aber ebenso“, sagt Shinya.

„Immerhin haben wir nicht so viel Besteck wie ihr“, scherzt Die.

„Ja, versuch du mal Kartoffelpüree mit Stäbchen zu essen“, sagt Miriam und fängt an zu lachen.

„Ich werde es bei Gelegenheit mal ausprobieren.“

Nach und nach fangen wir an, Japan und Deutschland im Allgemeinen zu vergleichen.

„Die heißen Quellen sollen sehr schön sein, schade das wir hier keine haben“, sagt Sascha.

„Dafür habt ihr aber das Oktoberfest.“

„Das kann auch nur von dir kommen, Die“, sage ich lachend.

„Ist doch wahr. Die Haxen da, sollen sehr lecker sein.“

„Und das Bier schmeckt auch gut“, grinst Sascha.

Das geht noch einige Zeit so weiter und mit der Zeit wir es mit ein bisschen langweilig. Ich bekomme Lust zu Tanzen, wenn ich mir so die tanzenden Pärchen angucke. Ich gucke Sophie an und sehe wie sie grade über einen Witz von Die lacht. Ich finde es ist wenigstens einen Versuch wert, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich stehe also entschlossen auf und halte Sophie meine Hand hin:

„Darf ich bitten?“ Sie scheint überrascht zu sein, nickt aber und gibt mir ihre Hand. Ich ziehe sie von Stuhl hoch, führe sie auf die Tanzfläche, drehe sie ein Mal und ziehe sie dann zu mir, um mit Tanzen zu beginnen. Es fühlt sich verdammt gut an und sie ist eine sehr gute Tänzerin. Wir tanzen einige Zeit schweigend weiter und es macht richtig Spaß.

„Das Kleid ist schön, es steht dir“, flüstere ich ihr ins Ohr. Oh man, Kaoru! Wie bekloppt bist du? Du tanzt hier mit ihr und dir fällt nichts Besseres ein als ‘Dein Kleid ist schön‘? Du kannst es von hier aus doch nicht mal sehen. Der Dj spielt jetzt ein langsameres Lied und ich ziehe sie automatisch näher zu mir. Beide Arme lege ich jetzt um ihre Taille. Sie erwidert nichts auf meinen Kommentar hin. War aber auch vorher zu sehen. Wunder dich nicht, wenn sie dich abserviert, Kaoru, selbst Schuld. Kann man seine Gedanken eigentlich verklagen? Wegen mobbing oder so? Meine setzen mir grade sehr zu. Das Lied ist zu Ende und wir gehen automatisch auf Abstand und sie geht zur Cocktailbar. Ich gehe ihr hinterher. Sie bestellt sich etwas und ich stehe leicht verloren daneben. Sie wird sich ja nichts ekeliges bestellt haben, also sage ich zu ihr:

„Ich nehme dasselbe wie du.“

Sie guckt mich etwas betreten an und sagt noch etwas zu dem Mixer, der daraufhin nickt. Nun stehen wir hier und ich weiß nicht was ich sagen soll, ohne mich zu blamieren. Und schon bekommen wir unsere Getränke in die Hand gedrückt und stellen uns damit ans Fenster. Schweigend trinken wir unser Getränk und ich stelle fest, dass es gut schmeckt. Was mache ich jetzt? Immerhin hat sie noch nicht die Flucht ergriffen und dass ist schon mal gut.
 

„Du bist sehr hübsch, sowas findet man nicht oft“, sage ich und klatsche mir gleichzeitig gedanklich vor die Stirn. Ich sollte erst denken und dann reden, nicht umgekehrt. Sie errötet und murmelt mir ein ‘Danke‘ entgegen. Ich lächle sie an und starre dann wieder auf die Tanzfläche. Ich weiß gar nicht wie lange ich so da gestanden habe, als ich den Entschluss dazu fasse, mit ihr zu reden und ihr zu sagen, was sie mit mir anstellt. Leichter gesagt als getan, denn als ich sie anspreche reagiert sie nicht. Drei Mal versuche ich es noch, doch wieder reagiert sie nicht. Jetzt stupse ich sie an der Schulter an:

„Hey, Sophie!“
 

„Ja?“, sie scheint mit ihren Gedanken ganz wo anders gewesen zu sein.

„Du scheinst mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein. Ich habe dich schon ein paar Mal angesprochen. Ist irgendwas los?“

„Nein, ich hab nur ein bisschen nachgedacht“, antwortet sie mir.

„Über was denn?“
 

„Nicht wichtig“, sagt sie und lächelt mich an. Automatisch muss ich zurück lächeln. Ich stelle mein Glas auf der Fensterbank ab. Jetzt oder nie, Kaoru. Ihr Lächeln hat meine ganze Strategie über den Haufen geworfen und ich bin mir meiner Sache gar nicht mehr so sicher. Aber Angriff ist die beste Verteidigung:

„Frag dich nicht, was aus Morgen wird.“, sage ich und lege meine rechte Hand an ihr Gesicht. Ich streiche ihr eine verirrte Haarsträhne, die sich aus ihrer Klammer gelöst hat, hinter das Ohr. Automatisch komme ich ihr mit meinem näher. Sie ist noch nicht zurück gewichen.
 

„Denk nur an das hier und jetzt.“ Und bevor mir klar wird, was ich hier eigentlich tue, liegen meine Lippen schon auf ihren.

Missverständnisse

~Kaoru~
 

Ihre Lippen sind weich und laden richtig zum Küssen ein. Ich ziehe sie noch näher zu mir und intensiviere den Kuss noch mehr. Leicht streiche ich mit meiner Zunge über ihre Lippen und ehe ich mich versehe erkunde ich ihren Mund mit meiner Zunge. Mein Denken schaltet sich komplett aus und wenn mich später einer fragen sollte, an was ich in dem Augenblick gedacht habe, dann kann ich demjenigen keine Antwort geben. Sie unterbricht den Kuss und ich schaue sie fragend an, sie hat die Augen aber geschlossen.

„Du machst mich ganz verrückt“, flüstere ich ganz leise.

Jetzt öffnet sie ihre Augen und ich ziehe sie wieder zu mir, um sie erneut zu küssen. Ich kann das immer noch nicht glauben, das ist so phantastisch, dass ich wie auf Wolken schwebe. Ich fühle mich wie im Himmel und vergesse alles um mich herum. Jetzt gibt es nur noch uns beide und ich fühle mich wie auf einem fernen Stern.
 

~Sophie~
 

Kaoru steht auf und hält mir seine Hand entgegen: „Darf ich bitten?“, fragt er mich.

Ich bin überrascht. Er kann tanzen? Ich nicke und lasse mich vom Stuhl hochziehen. Er geht mit mir zur Tanzfläche und dreht mich einmal, bevor er mich zu sich zieht und anfängt zu tanzen. Ich bin schwer überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass er so tanzen kann. Und vor allem, tanzen die in Japan genauso, wie hier in Deutschland? Es macht richtig Spaß mit ihm zu tanzen. Er tanzt fast genauso gut wie Sascha.

„Das Kleid ist schön. Es steht dir“, höre ich seine Stimme nahe bei meinem Ohr flüstern. Jetzt spielt der DJ ein langsames Lied. Er zieht mich noch näher zu sich und legt beide Arme um mich herum. Ich genieße den Tanz und lehne mich noch etwas an ihn. Meiner Meinung nach soll das Lied nicht zu Ende gehen, aber wie dem so ist, ist das Lied nach kurzer Zeit vorbei. Wir gehen wieder auf Abstand und gehen zur Cocktailbar. Ich bestelle mir einen Caipirinha. Kaoru steht neben mir und sieht sehr unentschlossen aus.

„Ich nehme das, was du auch nimmst“, sagt er zu mir.

Ach ja, er kann ja nicht bestellen. Ich bestelle für ihn auch einen Caipirinha und wir stellen uns ans Fenster und beobachten die Menschen.

„Du bist sehr hübsch, so etwas findet man nicht allzu oft“, sagt er und sieht mich an. Ich merke, wie ich rot werde und sage nur ganz leise: „Danke.“ Den Pickel scheint er noch nicht bemerkt zu haben, sonst würde er das nicht sagen, denke ich missmutig.

Er lächelt mich an und guckt dann wieder auf die Tanzfläche. Oh Mann… Pickel hin oder her… Ich glaub es nicht, ich glaub es echt nicht. Das kann doch gar nicht wahr sein. Wenn das wirklich wahr ist, wie läuft das dann weiter? Das ist doch nur ein Spiel. Sophie, der Groupie. Aber ist auch irgendwie besser als gar nichts, oder? Aber das ist doch auch Mist. Ich meine, ich kann jetzt noch nicht sagen, dass ich ihn kenne, aber ich habe ihn von einer Seite kennengelernt, die mir nicht missfällt. Was ist, wenn ich darin mehr als nur ein Spiel sehe? Das wird mich zerstören… so nah und doch so fern. Was mach ich denn je-

„Hey Sophie!“, sagt Kaoru und stupst mich an der Schulter an. Ich hab mich jetzt vielleicht erschrocken.

„Ja?“, frage ich.

„Du scheinst mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein. Ich habe dich schon ein paar Mal angesprochen. Ist irgendwas los?“

„Nein, ich hab nur ein bisschen nachgedacht.“

„Über was denn?“

„Nicht wichtig“, sage ich und versuche ein ungezwungenes Lächeln zustande zu bringen. Er lächelt mich auch an und stellt sein Glas auf die Fensterbank.

„Frag dich nicht was aus Morgen wird“, er legt eine Hand an mein Gesicht und kommt mit seinem Gesicht immer näher, „Denk nur an“, ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Es läuft mir heiß und kalt den Rücken hinunter. Gleich kippe ich um, „das Hier und Jetzt“, bringt er seinen Satz zu Ende und schon spüre ich seine Lippen auf meinen. Das haut mich um. Ich versuche mein Glas auch abzustellen und er legt seinen Arm um meine Taille und zieht mich näher zu sich. Ich bekomme ganz weiche Knie. Seine Lippen sind sanft, weich und nur ein ganz bisschen rau, nicht viel. Ich lasse mich in den Kuss fallen und bekomme nichts mehr um mich herum mit. Seine Zunge bittet um Einlass und es entbrennt ein Feuer, das ist unvorstellbar. Ich lege meine beiden Hände in seinen Nacken und ziehe seinen Kopf, so weit das geht, noch näher zu mir. Was mache ich hier eigentlich? Ich küsse einen Rockstar. Oh Mann… Wie gut sich das anfühlt und wie gut, dass er mich fest hält. Ich wäre schon längst umgefallen, glaube ich. So langsam bekomme ich Atemnot und muss diesen Kuss leider lösen. Ich spüre seinen Atem wieder auf meinem Gesicht, lasse die Augen aber noch geschlossen. Ich will diesen Moment so lange wie möglich beibehalten. Jetzt spüre ich seinen Atem an meinem Ohr und er haucht: „Du machst mich ganz verrückt.“ Ich öffne meine Augen und schaue in seine und finde dort das bestätigt, was er gerade gesagt hat. Er zieht mich wieder zu sich und mein Denken schaltet sich komplett aus.

Ich weiß nicht wie lange wir so da standen, aber plötzlich fühle ich mich sehr beobachtet und so langsam dringt eine Erkenntnis in mein Bewusstsein. Die Menschen um uns herum sind am Klatschen. Abrupt löse ich mich von Kaoru und schaue mich um. Alle gucken mich an und am meisten johlen die Menschen an meinem Tisch. Ich laufe rot wie eine Tomate an. Es fehlt noch, dass alle Spots auf uns gerichtet sind, aber zum Glück ist das nicht der Fall. Ich sehe, dass Kaoru anscheinend sehr verwirrt ist und nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. Ich muss hier weg, ich muss eindeutig hier weg. Mit einem gemurmelten ‘Entschuldige‘, flüchte ich. Bloß hier weg. Wie peinlich kann eine Situation noch werden? Ich meine der Kuss war nicht peinlich, ganz und gar nicht, ich hätte gerne weiter gemacht. Aber müssen die Leute so gaffen und johlen? So etwas macht das ganze peinlich. Und mein Abgang erst, der war auch nicht grad die beste Lösung. Das ist die Krönung des Ganzen. Was mache ich denn jetzt? Ich kann da doch nicht einfach so wieder rein spazieren. Kraftlos lasse ich mich auf eine Bank sinken. Ich stütze meinen Kopf in meine Hände und weiß nicht, was ich machen soll. Sonst finde ich für alles eine Lösung, und jetzt? Ich habe echt keine Ahnung. Ich höre wie die Tür von der Bar aufgeht, bin aber zu faul um den Kopf zu heben und nachzuschauen wer das ist. Also bleibe ich weiter wie ein Häufchen Elend sitzen.

„Entschuldige bitte!“

War das Kaoru? Wofür entschuldigt er sich? Für meinen Abgang? Wohl kaum. Aber wofür dann? Jetzt hebe ich meinen Kopf und gucke ihn unverständlich an.

„Wofür das denn?“, frage ich ihn erstaunt.

„Dafür, dass ich deine Beziehung zerstört habe. Es tut mir wirklich Leid.“ Beziehung zerstört? Was? Welche Beziehung? Wovon redet er? Jetzt bin ich total verwirrt und das Hochgefühl, was ich während des Kusses gespürt habe ist nun komplett verschwunden.

„Beziehung?“, frage ich ganz intelligent.

„Ja, mit diesem Sascha. Ihr zwei seid doch zusammen. Ich werde versuchen das möglichste zu rett-“ Ich höre ihm schon gar nicht mehr zu. Jetzt verstehe ich. Er denkt ich wäre mit Sascha zusammen und er hätte jetzt die Beziehung zerstört. Und ich wäre vor ihm und Sascha geflüchtet. Hier liegt ein großes Missverständnis – „Sophie?“ – werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Ich bin nicht mit Sascha zusammen“, sage ich auch schon erklärend.

„Nein?“, er klingt so, als würde er mir nicht glauben.

„Nein, Sascha ist schwul.“ Ich sehe richtig, wie überrascht er ist:

„Aber-“

„Warum ich geflüchtet bin?“, unterbreche ich ihn, warte aber keine Antwort ab und spreche weiter: „Das war nichts gegen dich, also nimm es nicht persönlich. Aber die ganze Situation war peinlich, weil mit mal alle geklatscht und gejohlt haben.“ Er scheint zu verstehen, ich kann richtig sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitet.

„Schwul?“

„Ja, schwul und mein bester Kumpel.“

„Aber als ihr da vorhin getanzt habt, ihr saht aus, als seid ihr ein Paar.“

„Nein, wir sollten jetzt wieder rein gehen“, sage ich und springe von der Bank auf. Kaoru sieht etwas überrumpelt aus und ich gehe zur Tür und verschwinde in der Bar. Kaum ist die Tür zu gefallen, geht sie schon wieder auf und Kaoru steht hinter mir. Gemeinsam gehen wir zu unserem Tisch und ich habe das Gefühl alle folgen uns mit ihren Blicken. Missmutig lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und kann fast körperlich spüren, wie Sascha mich angrinst.

„Halte bloß deine Klappe“, fauche ich ihn in bester Manier auf Deutsch an.

„Ich wollte doch gar nichts sagen, Liebste“, grinst er mir süffisant entgegen. Ich werfe ihm einen tödlichen Blick zu und registriere zufrieden, dass er auf seinem Stuhl zusammenzuckt.

„Sie kann den Blick fast genauso gut wie du, Kyo“, sagt Toshiya da auch schon. Ich wende mich ihm zu und schenke ihm denselben Blick, den Sascha auch schon kennt. Ich kann sehen wie er schluckt und dann „Nein, besser“, murmelt. Jetzt fliegt auch ein böser Blick von Kyo zu Toshiya und dieser verkriecht sich ganz tief in seinem Stuhl. Ich erschrecke mich, als ein Glas Wodka-Kirsch mit sehr viel Schwung vor mir auf den Tisch gestellt wird. Tom grinst mich an und sagt:

„Hör auf böse Blicke zu verteilen und trink lieber was.“

Der muss auch immer zu den unpassendsten Momenten auftauchen. Ich schenke ihm auch so einen tollen Blick und stürze dann mein Glas in einem Zug runter, um mein aufkommendes Grinsen zu verstecken.

„Ihr seid so still“, stelle ich überflüssiger Weise fest.

„Störe ich?“, grinse ich da auch schon.

„Tanzt du mit mir?“, fragt Sascha mit Mal und steht von seinem Stuhl auf. Er wartet gar keine Antwort ab sondern schleift mich gleich zur Tanzfläche. Aus dem Augenwinkel kann ich noch sehen, wie Toshiya Miriam ebenfalls auffordert. Danach finde ich mich schon in einer Drehung wieder und Sascha grinst mich an:

„Netter Abgang.“

„Halt bloß die Klappe.“

„Wie kam es dazu, dass du geflüchtet bist? Küsst er so schlecht?“ Ihn trifft wieder ein tödlicher Blick, bevor ich antworte:

„Nein, das Gejohle und Geklatsche.“

„Na und?“

„Das war doch peinlich so in den Mittelpunkt gerückt zu werden.“

„Aber dein Abgang…“, grinst er mich an.

Nun trifft ihn der dritte tödliche Blick, aber ich muss auch grinsen und sage:

„Das war die Krönung des Ganzen. Wenn schon peinlich, dann aber auch richtig. Lass mich raten, du hast angefangen zu klatschen und zu johlen?“

„Erwischt“, und bevor ihn der vierte meiner Spezial- Blicke treffen kann führt er mich in eine Drehung.
 

~Kaoru~
 

Wir stehen schon sehr lange so da und ich habe alles um mich herum vergessen. Ich weiß gar nicht was los ist, als sie sich abrupt von mir löst und sich hektisch umguckt. Ich habe keine Ahnung, was Sache ist. Plötzlich wird sie rot, wie eine Tomate und murmelt etwas, das verdächtig nach ‘Entschuldigung‘ klingt. Ich bin mir nicht sicher, aber da ist sie auch schon weg. Sie rennt nach draußen und ich stehe da wie ein begossener Pudel und weiß nicht was ich machen soll. Da bemerke ich, dass ich von allen Seiten angestarrt werde.

„Kümmert euch um euren eigenen Mist, das ist nicht eure Sache“, sagt Sascha und mir wird soeben klar, was ich getan habe. Ich habe Sophies Beziehung mit Sascha zerstört. Die beiden scheinen doch zusammen zu sein. Ich muss mich bei ihr entschuldigen, und das bevor Sascha mit ihr redet. Als ich raus gehe, merke ich noch, wie sich die Gäste wieder anderen Dingen zuwenden. Kaoru, du hast alles kaputt gemacht. Große Schuldgefühle nagen an mir und ich spüre einen Stich der Eifersucht. Weiß Sascha eigentlich, was für ein wunderbares Geschöpf er da an seiner Seite hat? Ich verlasse die Kneipe und sehe sie, wie ein Häufchen Elend, auf einer Bank sitzen. Was habe ich ihr bloß angetan. Ich gehe zu ihr und sage:

„Entschuldige bitte.“ Sie reagiert nicht sofort, sie scheint sehr… ich kann das gar nicht beschreiben, wie sie aussieht. Sie hebt ihren Kopf und guckt mich unverständlich an.

„Wofür das denn?“, fragt sie mich. Ich bin ein bisschen überrascht, will sie, dass ich die Sache auf den Punkt bringe? Ok, kann sie haben, ich habe ja eh schon verloren:

„Dafür, dass ich deine Beziehung zerstört habe. Es tut mir leid.“

Ich senke entschuldigend den Kopf und warte auf ein Urteil.

„Beziehung?“, fragt sie und ich schaue sie wieder an. Sie scheint wirklich durch den Wind zu sein, wenn sie nicht weiß wovon ich spreche.

„Na, mit diesem Sascha. Ihr zwei seid doch zusammen. Ich werde versuchen das möglichste zu retten und alles auf meine Kappe nehmen. Ich bin so ein Idiot, Sophie, bitte entschuldige das. Wirklich, es tut mir wahnsinnig-“, hier breche ich ab, als ich merke, dass sie mir nicht mehr zuhört.

„Sophie?“, spreche ich sie an.

„Ich bin nicht mit Sascha zusammen“, sagt sie. Was? Wie jetzt? Das glaube ich ihr nicht so wirklich.

„Nein?“, frage ich nochmal nach.

„Nein, Sascha ist schwul.“

Das haut mich um. Er ist schwul?

„Aber-“, sie unterbricht mich:

„Warum ich geflüchtet bin? Das war nichts gegen dich, also nimm es nicht persönlich. Aber die ganze Situation war peinlich, weil mit mal alle geklatscht und gejohlt haben.“ Jetzt verstehe ich.

„Schwul?“, frage ich ganz intelligent.

„Ja, er ist schwul und mein bester Kumpel.“

„Aber als ihr da vorhin getanzt habt, ihr saht aus, als seid ihr ein Paar.“

„Nein, wir sollten wieder rein gehen“, sagt sie und springt fluchtartig von der Bank auf. Was ist denn jetzt los? Sie geht los und verschwindet in der Bar. Ich laufe ihr hinterher. Die Tür ist grade zu gegangen, als ich sie wieder auf mache. Sie steht noch davor und dann gehen wir gemeinsam zum Tisch und sie lässt sich, anscheinen schlecht Gelaunt, auf ihren Stuhl fallen. Sie faucht ihren Kumpel ganz schon an, aber auf Deutsch, sodass ich nicht verstehen kann, was sie sagt. Dieser sagt nun etwas zu ihr und sie wirft ihm einen Blick zu, der denen von Kyo in nichts nachsteht.

„Sophie kann den Blick fas genauso gut wie du Kyo“, sagt Toshi. Sie wendet sich nun ihm zu und er kommt auch in den Genuss so eines Blickes. Er schluckt nur und murmelt:

„Nein, besser.“ Jetzt schaut Kyo ihn auch so an und Toshi sackt in sich zusammen. Der Wirt kommt zum Tisch und stellt Sophie schwungvoll ein Glas vor die Nase. Er sagt etwas zu ihr und sie schenkt ihm auch so einen tödlichen Blick. Dann hebt sie ihr Glas und stürzt es in einem Zug hinunter und ich sehe, wie sie versucht ein Grinsen zu verstecken.

„Ihr seid so still… Störe ich?“, grinst sie.

Ihr Kumpel fragt sie etwas, aber ich kann es wieder nicht verstehen. Er steht auf und zieht sie zur Tanzfläche, ohne, dass sie ihm geantwortet hat. Toshiya fordert Miriam ebenfalls zum Tanzen auf und die beiden verschwinden auch zur Tanzfläche. Sascha wirbelt Sophie mit Schwung über die Tanzfläche. Ich weiß nicht, wie ich mich jetzt Verhalten soll. Aber da unterbricht Die meine Überlegungen auch schon:

„Hier, die solltest du ihr wiedergeben.“ Er winkt mit der Kamera vor meinem Gesicht herum. Wie kommt er denn daran? Die hatte ich doch in meiner Jackentasche. Ohne zu fragen, werde ich wohl keine Antwort bekommen.

„Woher hast du die?“

„Die habe ich mir vorhin aus deiner Jackentasche geholt.“

„Und wozu?“

„Ich habe noch ein paar Fotos gemacht.“

Mir kommt da so eine Ahnung, wann er die Kamera aus der Jackentasche geholt hat. Ich schnappe mir die Kamera und lege sie neben mir auf den Tisch.

„Und?“, fragt Kyo neugierig.

„Was ‘und‘?“, frage ich zurück. Ich gebe keine Antworten auf unklare Fragen, obwohl ich mir denken kann, worum es geht.

„Was ist da draußen gelaufen?“

„Weiß ich nicht, ich hab nicht so drauf geachtet, wer da draußen lang gelaufen ist. Aber ich glaube, auf der anderen Straßenseite war ein Besoffener.“

„Kaoru, ich bin enttäuscht, von dir. Du nimmst doch sonst nicht immer alles so wörtlich“; sagt Shinya und hat sich neugierig über den Tisch gelehnt.

„Dann fragt vernünftig, ich hab nur auf das geantwortet, was Kyo gefragt hat.“

„Ok, was ist da draußen mit Sophie passiert?“, fragt Die. Ok, Kaoru, man bist du blöd, du hast die Fragestunde jetzt offiziell eröffnet.

„Das weiß ich nicht genau, äußerlich war nichts und alles andere musst du sie schon selbst fragen.“

„Man, Kaoru, was hast du da draußen mit Sophie gemacht?“, fragt Kyo.

„Geredet.“

„Und über was?“, will Shinya wissen.

„Über die vorangegangene Situation.“

„Und was hat sie gesagt?“

„Dass ihr-“

„Da sind wir wieder“, lacht Sophie und lässt sich auf ihren Stuhl fallen. Danke, du hast mich aus dieser blöden Fragestunde gerettet. Sie wirft einen Blick durch den Raum und sieht dann auf ihre Uhr:

„Wir sollten bald nach Hause, es ist schon spät.“

„Wie spät ist es denn?“

„Schon gleich drei.“

„Oh, unser Busfahrer müsste dann gleich da sein“, sage ich.

„Hier gibt’s doch bestimmt auch Taxis“, wirft Die ein.

„Ja, aber der Bus kommt ja gleich schon.“ Das finde ich auch nicht so toll, aber was solls, wir waren lange genug unterwegs. Und vielleicht sehe ich sie morgen, beziehungsweise heute schon wieder.

„Sophie?“, spreche ich sie an.

„Ja“, dreht sie sich zu mir.

„Du hast gestern deine Kamera hier vergessen“, ich halte ihr die Kamera hin und sie greift danach: „Danke, ich dachte schon, dass ich sie verloren hätte.“ Sie lächelt mich an und mir wird wieder ganz warm ums Herz. Ich sollte mich wirklich nicht wie ein verliebter Teenager aufführen. Die Tür geht auf und unser Busfahrer kommt rein.

„Unser Fahrer ist da, ich geh mal zahlen“, verkünde ich und stehe auf.

„Brauchst du Hilfe?“

„Das bekomm ich schon hin, soweit reicht mein Englisch dann doch, aber danke trotzdem“, antworte ich und gehe zur Theke.

„I pay the drinks for all“, und zeige auf den kompletten Tisch. Der Wirt geht zur Kasse und legt mir dann einen Zettel auf den Tresen. 96 Euro, ganz schön viel versoffen. Ich gebe ihm 100 Euro:

„The rest is for you.“

„Thank you“, sagt der Wirt. Ich nicke ihm zu und gehe dann wieder zum Tisch und fordere meine Jungs auf, auf zu stehen.

„Sollen wir euch nach Hause bringen?“, frage ich an die drei anderen gewandt.

„Nee, wir haben es nicht weit, das Stück können wir laufen. Trotzdem Danke“, sagt Sophie. Wie verhalte ich mich denn jetzt ihr gegenüber? Darf ich ihr nur die Hand geben? Oder darf ich ihr einen Kuss geben?

„Sehen wir uns wieder?“, frage ich sie.

„Gerne.“

„Habt ihr nicht Lust uns morgen die Stadt zu zeigen?“, fragt Toshi.

„Klar, warum nicht?“, sagt Sophie und guckt ihre Freunde fragend an. Die nicken beide.

„Super, wann? Wo?“, fragt Toshi begeistert.

„Hm, nachmittags. Um drei?“, fragt Miriam.

„Hört sich gut an. Und wo?“, mische ich mich wieder ein.

„Sollen wir euch von eurem Hotel abholen?“, fragt Miriam.

„Das ist eine gute Idee, in welchem Hotel seid ihr?“, fragt Sophie.

„Im Starwood“, antworte ich.

„Ah, das Dom Hotel. Gut, dann bis morgen“, sagt Sascha uns streckt mir die Hand entgegen. Miriam reicht mir auch ihre Hand und dann stehe ich Sophie gegenüber. Ich beuge mich zu ihr vor und hauche ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen.

„Bis morgen“, flüstere ich und stelle mich wieder grade hin. Ich lächle sie noch ein Mal an und dann verlassen meine Jungs und ich das Lokal.
 

~Sophie~
 

Ich habe noch etwas mit Sascha getanzt und jetzt gehen wir zum Tisch zurück. Ich stelle fest dass es schon reichlich spät ist und Dir en grey werden, laut Kaoru auch gleich abgeholt. Dieser gibt mir noch meine Kamera wieder. Also hatte er sie doch mit genommen, was für ein Glück. Ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn sie wirklich weg gewesen wäre. Schon kommt der Busfahrer zur Tür hinein und wir verabreden uns noch für den Nachmittag zum Sightseeing. Wir verabschieden uns und mein Gehirn ist mal wieder auf Urlaub, als Kaoru sich zu mir hinab beugt und mir einen kleinen Kuss gibt.

„Bis morgen“, flüstert er und schon sind die Jungs durch die Tür verschwunden. Ich lasse mich seufzend zurück in meinen Stuhl fallen und fahre mir mit der Hand über das Gesicht.

„Ich will nicht darüber reden“, sage ich mit einem Blick auf Saschas und Miriams neugierige Gesichtsausdrücke.

„Wir haben doch gar nichts gesagt“, grinst Sascha mir entgegen.

„Nicht mir Worten, aber eure Blicke haben mich geradezu angeschrien.“

Ich beobachte die Menschen hier und stelle fest, dass es schon sehr leer geworden ist und die letzten scheinen jetzt auch aufbrechen zu wollen. Ich schließe meine Augen und merke jetzt erst wie müde ich bin. Ich spüre einen Windhauch neben mir und gleich darauf höre ich Tom: „Na Mädels, gut amüsiert?“

„Köstlich“, sagt Miriam. Danach werde ich von der Seite an gestupst und falle fast vom Stuhl. Damit habe ich nicht gerechnet.

„Was ist los, Sophie?“, fragt Tom, der links neben mir sitzt. Er hat mich also fast zu Fall gebracht.

„Müde“, ist das einzige, was ich dazu sage. Ich gähne einmal und öffne meine Augen wieder.

„Ich muss nach Hause in mein Bett.“

„Oder vielleicht auch in ein Hotelzimmer?“, neckt Sascha. Ich bin aber so müde dass ich nicht kapiere was er eigentlich damit sagen will und sage daher nur, mit schon geschlossenen Augen: „Dafür ist‘s zu spät…“

„Kannst ja hinterher laufen“, stichelt Sascha weiter.

„Man…“, da ist der Groschen dann auch bei mir gefallen.

Zoogeschichten

~Sophie~
 

Ich muss mich beeilen. Ich bin verdammt spät dran. Aber das habe ich davon, wenn ich verschlafe weil ich vergessen habe meinen Wecker zu stellen und wenn Miriam nicht bei mir auftaucht, weil sie glaubt, ich schaffe das heute schon alleine. Verdammter Mist. Wo sind meine Schuhe? Argh, ich verzweifel gleich noch. Ah, da! Schnell, schnell, schell. Ich schnappe mir Tasche und Schlüssel und sprinte aus der Wohnung zum Bahnhof. Dort treffe ich mich mit Miriam und Sascha.

„Hey, Sophie! Warte mal“, werde ich gerufen. Ich bleibe stehen und gucke mich nach dem Rufenden um. Auf der anderen Straßenseite sehe ich Daniel stehen und mir zu winken. Ich winke zurück und er rennt über die Straße. Er umarmt mich und fragt:

„Na, wie lange habt ihr Freitag noch gemacht?“

„Du, Daniel. Ich hab jetzt gar keine Zeit, komm doch morgen ins Restaurant, dann quatschen wir, würge ich ihn ab.

„Äh, ok, bis dann“, sagt er und das ist mein Stichwort. Ich laufe weiter und winke ihm noch einmal zu. Verwirrt schaut er mir hinterher.
 

Völlig außer Atem erreiche ich mein Ziel.

„Na, verschlafen?“, grinst Sascha mich an.

„Sei ruhig“, maule ich ihn an und frage: „Wollen wir dann? Oder ist der Zug schon weg?“

„Nein, zwei Minuten noch, also Beeilung bitte!“, meint Miriam und läuft los. Grummelnd laufe ich ihr hinterher. Wir schaffen es grade noch in den Zug zu springen und suchen uns Sitzplätze. Ich hasse diese unkomfortablen S-Bahnen. Einfach Schrecklich, und das Blumenmuster aus den Achtzigern auf den Sitzen ist auch schon total abgenutzt. Auf manchen Sitzen ist schon gar kein Stoff mehr drauf. Das ist aber auch in vielen S-Bahnen so. Nur die Züge, die auch als Bahn fungieren sind ordentlich und relativ hübsch.

„Was wollen wir ihnen alles zeigen?“, reißt Sascha mich aus meinen Gedanken über S-Bahn Sitze.

„Es gibt den Zoo, den Dom, die Altstadt“, schlägt Miriam vor.

„Die Gärten und das Schokomuseum?“, frage ich grinsend.

„Das kann nur von dir kommen, aber das schafft man alles gar nicht an einem Tag. Ich schlage vor, wir überlegen Spontan.“

„Sascha, du hast die besten Ideen“, grinse ich ihn an.

„So bin ich.“

„Ich hab Daniel vorhin noch getroffen. Er kam mir entgegen. Wollte wissen, wie lange wir am Freitag noch gemacht haben“, sage ich zu den beiden anderen.

„Und, was hast du ihm gesagt?“, will Miriam wissen.

„Dass ich jetzt keine Zeit habe und er morgen ins Restaurant kommen soll. Wann arbeitest du morgen, Sascha?“

„Nachmittags, ich denke mal bis sieben ungefähr.“

„Ah, ich arbeite auch bis sieben, von zwölf“, sage ich beiläufig.

„Kommst du morgen auch ins Restaurant?“, frage ich Miriam.

„Du, ich hab gar keine Zeit“, sagt sie gedehnt und guckt aus dem Fenster.

„Kameradenschwein“, kommt von Sascha.

„Was wollt ihr ihm denn erzählen?“, frag sie einlenkend.

„Naja, nur das was er uns glauben wird“, sage ich ausweichend. Aber was kann man dann schon erzählen? Nur, dass wir bis drei Uhr da waren und was getrunken haben. Aber dann kommt die Frage, war es voll? Wer war noch alles da? Und bla, bla, bla. Das wird morgen echt schwierig.

Der Schaffner kündigt den Hauptbahnhof an. Hier müssen wir aussteigen. Wir stehen also auf und verlassen die Bahn. Auf dem Weg zum Hotel albern Sascha und Miriam nur rum und ich werde schon wieder etwas nervös. Wie es wohl heute wird? Ich kann mir das noch gar nicht vorstellen. Ich weiß gar nicht wo ich lang gegangen bin, aber irgendwie stehe ich jetzt vor dem Hotel. Mir wird ganz flau und ich weiß nicht warum. Ich bleibe stehen um mich wieder zu sammeln. Miriam dreht sich verwundert um:

„Was ist?“

„Geht ihr schon rein, ich komme gleich nach“, sage ich zu ihr und bewege mich nicht vom Fleck.

„Nichts da, du willst jetzt doch wohl nicht kneifen?“, fragt Miriam und zieht mich am Arm weiter. Ich stolpere hinter ihr her. Wir gehen durch die Eingangstür in die Lobby und da sitzen sie. Toshiya sieht uns und kommt auf uns zu. Der Rest steht jetzt auch auf, um uns zu begrüßen. Ich bin überrascht, Toshiya umarmt Miriam. Und mich danach auch, alle anderen geben uns die Hand und dann stehe ich Kaoru wieder gegenüber. Was mache ich jetzt? Ich kann doch nicht einfach… Kaoru umarmt mich und ich stehe hier wie zur Salzsäule erstarrt. Schnell fange ich mich aber wieder und umarme ihn dann auch. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und löst sich dann von mir. Ich gucke ihn an und schenke ihm ein Lächeln.

„So, wo geht’s hin?“, fragt Die und klatsch feierlich in die Hände.

„Dahin, wo ihr hin wollt“, sagt Miriam.

„Wie wäre es mit dem Dom? Und dann ein Nachmittag im Zoo?“, fragt Sascha. Ich glaube ja nicht, dass die so auf Zoo abfahren, das sind immerhin Rockstars. Aber ich werde eines besseren belehrt, sie sind begeistert von der Aussicht in den Zoo zu gehen.

„Also dann, ab auf den Dom“, sagt Sascha und geht vor. Alle anderen gehen ihm hinterher. Ich hänge mich an Miriam und Kaoru geht neben mir.

„Du siehst heute wieder richtig hübsch aus“, macht er mir ein Kompliment.

„Da- Danke“, stottere ich und werde rot wie eine Tomate. Mal wieder. Und Miriam fängt an zu grinsen. Sascha rennt, gefolgt vom Rest, über die Straße auf den Domplatz. Sind wir schon da? Hab ich gar nicht so richtig mitbekommen. Dir en grey stehen vor dem Dom und gucken zu den Türmen hoch.

„Da wollen wir rauf?“, will Die wissen.

„Ja“, Saschas knappe Antwort.

„Wer nicht will, der kann auch gerne unten bleiben“, schließe ich mich noch an. Keiner meldet sich, also betreten wir vollzählig den Dom. Nachdem wir den Eintritt bezahlt haben geht es los.

„Wisst ihr, wann der Dom gebaut wurde?“, fragt Shinya neugierig.

„Ja, vor diesem Dom gab es noch den ‘Alten Dom‘, der wurde 873 geweiht. Und im Jahr 1248 hat man mit dem Bau des heutigen Doms begonnen, nachdem man fast den ganzen alten Dom abgerissen hatte“, erklärt Miriam. Wir schlendern durch die Kapelle und die Musiker gucken sich alles an. Danach gehen wir zur Turmtreppe.

„Man, da wollt ihr echt hoch?“, fragt Kyo und guckt die Treppe hoch.

„Ja, bleib doch unten, wenn du nicht willst“, sage ich und gehe voran. Die anderen folgen mir alle. Kyo murrt etwas dass sich nach ‘alleine will ich nicht‘ anhört. Schweigend erklimmen wir die Treppen bis Kaoru fragt, ob wir noch mehr über den Dom wissen.

„Ja“, antworte ich:

„1164 brachte ein Erzbischof die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln. Daraufhin wollte man den neuen Dom bauen. 1880 war der Dom dann endlich fertig.“ Jetzt sind wir oben angekommen und ich erzähle weiter:

„Der Dom ist das zweithöchste Kirchengebäude Deutschlands und das dritthöchste der Welt. Von 1880 bis 1884 war er das höchste Gebäude der Welt.“

„Das ist echt interessant.“

„Und obwohl er damals im zweiten Weltkrieg von vierzehn Fliegerbomben getroffen wurde steht er heute noch. Natürlich musste man ihn viele Jahre wieder aufbauen. Aber: er steht.“

„Wollen wir wieder runter?“, fragt Sascha.

„Äh, ja klar“, sage ich und gucke mich um. Kaoru und ich sind die letzten, der Rest steht an der Treppe oder ist schon auf dem Weg nach unten. Ich hab nichts mehr um mich herum mitbekommen. Schnell gehe ich auch zur Treppe und husche an Sascha und Miriam vorbei.

Unten angekommen, verlassen wir den Dom und sammeln uns davor.

„Und wo müssen wir jetzt hin?“, fragt Kyo.

„Zum Hauptbahnhof, dann mit der U-Bahn zum Zoo“, sagt Sascha.

„Wenigstens nicht laufen, Mir tun die Füße vom vielen Treppensteigen weh“, freut Kyo sich.
 

~Kaoru~
 

Inzwischen sind wir beim Zoo angekommen und stehen vor dem Haupteingang. Ich gehe Sophie hinterher, um zu bezahlen aber sie meint, dass sie das schon macht. Ich kann sie das doch nicht alles bezahlen lassen. Sophie kommt zurück und gibt jedem von uns eine Karte. Ich fühle mich ein bisschen unwohl, weil sie für uns alle bezahlt hat. Irgendwie werde ich das wieder gut machen. Wir gehen durch den Haupteingang und stehen bei den Kamelen.

„Rechts, oder links?“, fragt Miriam.

„Ich will zu den Tigern“, verkündet Kyo.

„Dann müssen wir rechts und kommen erst an diversen anderen Tieren vorbei.“

Wir gehen also rechts und das erste sind die Erdmännchen. Sophie bleibt stehen und guckt sich die Tiere an:

„Ich finde die total niedlich wie die so gucken.“ Sie macht einen langen Hals und guckt hektisch von einer zur anderen Seite. Wir fangen alle an zu lachen. Sieht aber auch komisch aus, wie sie so ein Erdmännchen nachmacht. Sie an sich sieht heute aber auch wieder sehr gut aus. Sie hat ein weißes Oberteil mit schwarzer Spitze am Saum und Ausschnitt an. Dazu einen lindgrünen Rock mit weißem Tüll drunter und noch weiße Schuhe. Eine schwarze Sonnenbrille hat sich noch auf dem Kopf sitzen, die sie jetzt runterzieht.

„Ich kann wieder sehen“, lacht sie.

„Ist ja auch Mist, gegen die Sonne zu gucken“, sagt Miriam, die ebenfalls eine Sonnenbrille auf hat, aber in Pink. Wir gehen weiter und kommen an den Bären vorbei. Links von uns sind jetzt ein paar Geparde, zu denen Kyo auch gleich hin geht.

„Das sind tolle Tiere und nicht diese blöden Erdmännchen“, stichelt Kyo rum.

„Na, dann lassen wir dich jetzt bei deinen tollen Tieren stehen und gucken uns den Rest des Zoos an“, kontert Sophie. Und das ist gut gekontert, muss ich ehrlich sagen. Eigentlich ist das ja total Irre, was wir hier machen. Aber ich kann nicht anders. Aber es ist ja auch nur ein eigentlich. Ich hoffe nur, die Presse bekommt davon keinen Wind, ich will die drei da nicht mit rein ziehen. Jetzt gehen wir weiter und kommen an Äffchen und einem Teich vorbei danach kommt ein kleiner Eisstand.

„Ich möchte jetzt ein Eis, wer noch?“, fragt Miriam und geht dahin.

„Ich will eins“, sagt Sophie und stellt sich hinter Miriam an. Den beiden schließen sich noch Die und Toshiya an. Ich gucke mir in der Zwischenzeit die Tiere zu meiner Rechten an. Als die vier ihr Eis haben gehen wir weiter. Toshiya und Die sind mal wieder nur am rumblödeln und Kyo will ständig wissen, wo die Tiger sind.

„Es ist nicht mehr weit“, vertröstet Sophie ihn.

„Das ist total lecker“, sagt Miriam.

„Was hast du denn da?“, will Sophie wissen.

„Erdbeere.“

„Ja, das schmeckt auch gut, ich hab hier Birne.“

„Was ist das denn für ein Eis? Das sieht so komisch aus“, frage ich, denn es sieht inzwischen wirklich undefinierbar aus.

„Das ist Softeis mit Fruchtstückchen drin, total lecker“, erklärt Sophie mir. Ich verziehe angewidert das Gesicht. Das soll echt schmecken? Davon bin ich nicht so wirklich überzeugt. Als Sophie meinen Gesichtsausdruck sieht fängt sie an zu grinsen und fragt: „Probieren?“

„Nee, ich glaub nicht“, sage ich und beäuge das Eis skeptisch.

„Dann verzieh auch nicht das Gesicht, wenn du nicht weißt wie es schmeckt“, weist sie mich grinsend zu Recht, wodurch ich sie nicht ganz ernst nehmen kann.

„Aber das sieht trotzdem nicht appetitlich aus.“

„Hör auf zu lästern und probier“, sagt sie und hält mir das Eis vor die Nase. Ich gucke skeptisch auf das Eis und lecke ein Mal dran. Ich muss ihr zustimmen, das schmeckt wirklich. Aber jetzt nachgeben?

„Und?“, fragt sie neugierig.

„Kann mal wohl essen“, weiche ich ihr aus. Sie sieht mich grinsend an und schüttelt den Kopf. Wir gehen weiter und kommen auf die Zebras zu. Bei denen im Gehege sind noch einige Vogelstrauß.

„Sind Zebras Weiß mit schwarzen Streifen, oder Schwarz mit weißen Streifen?“, fragt Toshiya.

„Na, Schwarz mit weißen Streifen, ist doch klar“, antwortet Kyo und geht auf die Zebras zu.

„Nein, Weiß mit schwarzen Streifen, du Pessimist. Und außerdem sind die am Bauch weiß“, sagt Miriam. Da hat sie auch Recht mit. Sophie steht da, guckt durch ihre Sonnenbrille auf die Zebras und grinst dann Sascha an. Dabei isst sie ihr Eis. Sie ist einfach nur zum anbeißen. Jetzt dreht sie sich zu mir und lächelt mich an. Wir gehen geschlossen weiter und kommen zu den Pavianen. Das sind schon Tiere, so will ich nicht aussehen. Wir gehen weiter und umrunden die beiden Gehege ein Mal. Dann stehen wir den Tigern gegenüber.

„Tolle Tiere“, sagt Kyo und geht ganz nah an das Gehege ran. Sind schon tolle Tiere, aber auch sehr gefährlich. Ich möchte nicht mit so einem Tier schmusen. Ich grinse Kyo an und drehe mich zu Sophie.

„Weiße Tiger sind aber viel schöner“, sagt sie in den Augenblick. Da hat sie auch recht mit. Die sehen eleganter aus. Wir gehen weiter, nachdem Kyo Fotos von den Tieren gemacht hat. Sophie und ich sind die letzten in unserer Kolonne. Ich verringere den Abstand zwischen uns und frage mich, ob ich ihr einen Arm umlegen darf. Aber wie so oft, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also mache ich es einfach. Sie dreht sich zu mir und lächelt mich an. Ich lächle voll automatisch zurück und gehe glücklich den anderen hinterher. Leicht spüre ich, wie sie sich etwas näher zu mir hin lehnt und mein Lächeln wird noch eine Spur breiter. Genüsslich isst sie ihr Eis weiter. Wir kommen an den Löwen vorbei und gehen in ein Haus.

„Wo sind wir hier?“, frage ich.

Sophie antwortet mir, dass wir im Regenwaldhaus seien. Gut, das hätte ich mir bei den vielen Pflanzen und der hohen Luftfeuchtigkeit auch denken können. Aber das mit dem Denken klappt im Moment eh nicht so gut. Hier sind viele interessante Tiere drin, von denen ich nicht weiß, wie sie heißen. Wir verlassen das Gebäude wieder und stehen vor dem Urwaldhaus. Hier sind die Meinungen gespalten und einige wollen da rein, der Rest will schon weiter gehen. Wir machen eine Zeit aus, wann wir uns an dem Treffpunkt am Haupteingang treffen. Miriam, Toshiya, Kyo und Shinya gehen in das Urwaldhaus und Sophie, Sascha, Die und ich gehen weiter. Auf der anderen Seite sind jetzt die Elefanten.

„Wartet mal“, sagt Sophie und geht zu einem Mann. Diesem gibt sie Geld und er gibt ihr ein kleines Tütchen. Was macht sie da? Sie kauft doch wohl nichts Illegales? Sie kommt grinsend wieder zurück.

„Ich will auch“, sagt Sascha und hält eine Hand auf. Die und ich stehen ahnungslos daneben.

„Nicht so ungeduldig“, grinst Sophie und schüttet etwas in dessen Hand.

„Was ist das?“, frage ich nun doch. Die Neugier war stärker.

„Elefantendrogen“, knallt Sascha mir hin. Ich stocke, doch Drogen? Sophie sieht, wie entsetzt ich bin und grinst mich an. Sascha fängt an zu lachen. Ich gucke zu Die, der ist genauso geschockt wie ich.

„Das ist stink normales Elefantenfutter“, lacht Sophie und gibt mir die Tüte. Sie hat etwas Futter auf der flachen Hand liegen und hält es einem Elefanten hin. Dieser nimmt das Futter mit dem Rüssel von ihrer Hand, woraufhin sie anfangen muss zu kichern:

„Das kitzelt.“

Ich gucke sie skeptisch an, als sie mir die Tüte wieder aus der Hand nimmt und neues Futter raus nimmt. Sascha bedient sich ebenfalls an der Tüte, Die greift auch einmal rein. Alle drei halten ihre Hände zu den Elefanten, woraufhin Die sagt:

„Na los Kao, oder hast du Angst?“

„Das sind Elefanten“, gebe ich nur trocken zurück und halte einfach nur die Tüte. Sophie kramt in ihrer Tasche und holt den Fotoapparat raus. Sie macht Fotos von den Elefanten, von Die und Sascha, die die Elefanten füttern und von mir, wie ich die Tüte halte. Ich bemerke das zu spät, weil ich nachdenklich die Elefanten beobachtet habe, ohne sie wirklich zu sehen. Ich würde gerne wissen, wie ich auf dem Foto aussehe, aber leider hat sie keine Digitalkamera, sondern noch eine alte, mit Film zum Einlegen. Ich kann ihr ja eine neue schenken, sie würde sich bestimmt drüber freuen.

„Willst du nicht?“, fragt Sophie mich und greift in die Tüte.

„Ne, macht ihr mal“, sage ich und lächle sie an. Sie zuckt mit den Schultern und geht wieder zu den Elefanten. Sie hält dem Elefanten die Hand hin. Er nimmt das Futter auf und trompetet einmal laut. Ich zucke erschrocken zusammen und Sophie tätschelt ihm unberührt den Rüssel. Sie kommt wieder zu mir und nimmt mir die Tüte aus der Hand. Sie geht wieder zu den Elefanten, dreht sich zu mir um und sagt:

„Komm mal her“, dabei streckt sie mir ihre Hand entgegen. Ich gehe zögerlich auf sie zu und sie fordert mich dazu auf ihr meine Hand zu geben. Ich halte sie ihr hin und sie legt etwas Futter darauf.

„Na gib‘s ihm schon“, sagt sie und lächelt mich an. Erst da wird mir bewusst, dass der Elefant versucht an das Futter in meiner Hand zu kommen. Trotzdem kann ich mich nicht rühren, da ihr Anblick mich fesselt. Sie lächelt mich immer noch an, als sie eine Hand unter meine legt und so meine Hand in Richtung des Elefanten dirigiert. Ich kann meinen Blick nicht von ihr nehmen, selbst dann nicht, als ich ein kitzeln an meiner Hand spüre.

„Das kitzelt wirklich“, sage ich leise und schaue ihr unverwandt in die Augen. Ihr Lächeln wir eine Spur breiter und sie schaut mich an. Meine Hand lässt sie dabei nicht los. In diesem Augenblick ist eine Magie spürbar, die ich so noch nie Gefühlt habe. Ich drehe meine Hand um und ziehe sie an ihrem Handgelenk zu mir, lege ihr eine Hand in den Nacken und küsse sie zärtlich. Ich merke wie sie den Kuss erwidert und intensiviere ihn. Sie legt den anderen Arm um meine Taille. Plötzlich spüre ich etwas auf meinem Kopf und löse mich erschrocken aus dem Kuss. Sie guckt mich verwirrt an und greift dann in Windeseile zu ihrem Fotoapparat und macht ein Foto von mir. In dem Moment klopft wieder etwas auf meinem Kopf. Sophie fängt laut an zu lachen. Ich schaue nach oben und sehe direkt über mir den Rüssel des Elefanten. Ich springe erschrocken zur Seite, was Sophie nur noch lauter lachen lässt. Sie greift in die Tüte und hält dem Elefanten etwas Futter hin. Dieser nimmt es von ihrer Hand und sie tätschelt ihm den Rüssel. So einen Rüssel auf dem Kopf zu haben ist nicht schön, und vor allem noch unschöner, wenn man dadurch bei etwas so schönem gestört wird.

Streichelzoo

~Kaoru~
 

Der schöne Augenblick ist verflogen und es ist wieder eine gewisse Distanz spürbar. Sie verfüttert nun den Rest der Tüte an die Elefanten. Ich schaue mich um und da bemerke ich erst, dass Die und Sascha weg sind. Die müssen sich irgendwann verkrümelt haben, das habe ich gar nicht mitbekommen. Sophie sieht sich jetzt auch um und scheint dies auch zu bemerken.

„Wo sind die anderen beiden hin?“, frag sie. Ich zucke nur mit den Schultern:

„Weiß ich auch nicht, die müssen sich irgendwann verkrümelt haben“, füge ich noch ergänzend hinzu. Sie schaut auf ihre Uhr und sagt:
 

„Es ist erst Fünf. Was möchtest du dir noch angucken?“ Ich würde ihr ja gerne sagen, dass es mir reicht, wenn ich sie ansehen darf, aber damit halte ich mich zurück. Stattdessen sage ich:

„Ich weiß ja nicht, was es hier noch für Tierarten gibt.“

„Streichelzoo?“, fragt sie belustigt. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und frage zurück:

„Kommt drauf an, wer da gestreichelt wird.“

„Ich schätze mal, das wird sich dann ergeben“, grinst sie mir entgegen.

„Darauf will ich es lieber nicht ankommen lassen“, erwidere ich. Sie zieht eine Schnute, was sie unheimlich süß aussehen lässt. Dabei sagt sie nur:

„Schade.“ Ich frage mich, wie ich das jetzt verstehen soll. Soll ich mich noch mal von einem Elefanten anrüsseln lassen? Oder hat sie es anders gemeint? Aber dann würde sie doch nicht so auf Distanz gehen, oder? Versteh da mal einer die Frauen.
 

„Lass uns weiter gehen, kannst es dir ja noch mal überlegen“, grinst sie mich an und geht los. Kopfschüttelnd folge ich ihr. Langsam gehen wir schweigend weiter. Es ist kein bedrückendes Schweigen, sondern ein sehr angenehmes, trotz dieser unliebsamen Störung vorhin. Ich betrachte sie jetzt etwas genauer von der Seite. Heute trägt sie ihre Haare offen, ist leicht, in warmen Tönen geschminkt. Ihre Sonnenbrille ist schmal, sodass ihre geschwungenen Augenbrauen zu sehen sind. Sie hat ein überaus niedliches Stupsnäschen und ihre schönen Lippen laden richtig zum Küssen ein. Ich kann mich gar nicht an ihr satt sehen. Sie bleibt jetzt stehen, grinst mich an und nickt mit dem Kopf nach rechts:

„Und?“, fragt sie. Ich gucke mich um. Weiß aber nicht so recht was sie meint.
 

„Streichelzoo?“, ihr grinsen wird noch breiter.

„Von Tieren in nächster Nähe habe ich erstmal genug“, antworte ich ihr mit einem schelmischen Grinsen. In ihre Augen tritt ein leichtes, erwartungsvolles Glitzern.

„Aber es gibt da etwas, wovon ich noch nicht genug habe“, füge ich hinzu und ziehe sie erneut zu mir, um sie noch einmal zu küssen. Ich lege meine Hand um ihre Taille, um sie so noch etwas näher zu mir zu ziehen. Sie legt ihre Hände in meinen Nacken. Ich versinke vollkommen in diesem Kuss. Er ist so wunderbar. Ich bin in diesem Moment einfach nur glücklich, nicht mehr und nicht weniger. So ein Gefühl habe ich noch nie gehabt, ich dachte immer, so etwas gibt es gar nicht. Ihre Lippen auf meine fühlen sich so wunderbar an. Aber ich löse den Kuss. Sie schaut mich fragend an, als Antwort lächle ich sie nur an. Ich nehme ihre Hand in meine und wir gehen weiter. Ich bin grade so glücklich, dass mein ganzer Körper kribbelt. Wir kommen bei den Seelöwen vorbei und stehen dann kurze Zeit später vor den Pinguinen.

„Die sehen aus wie kleine, dicke Männchen im Smoking“, sagt Sophie grinsend, als wir uns die Tiere anschauen. Ich gucke jetzt zu ihr und sehe wie sie ihre Sonnenbrille nach oben auf den Kopf schiebt. Sie lächelt mich zaghaft an. Oh man, das sieht so süß aus, zum anbeißen. Aber ich muss mich zurückhalten, ich darf sie nicht bedrängen und das ist verdammt schwer. Sie dreht sich wieder zu den Pinguinen und rückt ein Stück näher an mich heran. Sie schaut auf ihre Uhr und sagt mir dann, dass wir weiter gehen sollten, es sei gleich sieben. Um sieben wollten wir uns mit den anderen wiedertreffen. Wir lächeln uns gegenseitig an. Hand in Hand gehen wir weiter. Bei den Giraffen bleiben wir nochmal stehen.

„Sie sehen so… elegant aus mit ihren langen Beinen und Hälsen. Und wenn die anfangen zu laufen, das sieht echt toll aus. Die sind so… hm… anmutig. Ja, anmutig“, schwärmt sie neben mir. Ich drehe mich zu ihr. Sie sieht mich an und muss dabei etwas hoch gucken, da sie kleiner ist als ich. Ich gebe ihr ein Kuss auf ihr Haar, danach lächle ich sie an. Meine Hand löse ich aus ihrer, nur um ihr kurz darauf einen Arm um die Taille zu legen.

„Na los, komm. Sonst warten die anderen“, sage ich zu ihr und ziehe sie weiter. Arm in Arm gehen wir zum Treffpunkt. Kyo und Shinya sind schon da. Hoffentlich fällt Sophie die Nähe der Beiden zueinander nicht auf. Das wäre nicht so gut. Noch nicht.

„Wo ist denn Toshi?“, frage ich.

„Oh, Kao! Ohhh“, kommt es von Kyo, als er mich mit Sophie im Arm sieht.

„Der ist vorhin irgendwie verschwunden“, erklärt Shinya und bringt mehr Abstand zwischen sich und Kyo. Dieser guckt leicht angesäuert. Ich grinse ihn entschuldigend an und nicke ganz leicht mit dem Kopf in Richtung Sophie. Grummelnd bedeutet er mir, dass er es weiß, aber nicht will. War die Blonde nicht auch mit den beiden Unterwegs? Oh, Moment. Toshi nicht da, Miriam nicht da? Ok, alles klar, nicht weiterdenken. Die und Sascha kommen grinsend um die Ecke.

„Ah, da sind ja unsere beiden Turteltäubchen“, grinst Die.

„Ihr hättet ruhig was sagen können, wenn ihr euch verpisst, wir haben euch Stunden lang gesucht“, meint Sophie vorwurfsvoll. Ich beuge mich zu ihrem Ohr:

„Haben wir?“, frage ich grinsend.
 

„Das wissen die doch nicht“, grinst sie zurück und guckt Die und Sascha abwartend an.

„Ihr wart einfach zu sehr mit euch selbst beschäftigt“, grinst Sascha.

„Ich hab mir solche Sorgen gemacht, ich dachte ihr seid in irgendein Loch gefallen oder von fleischfressenden Pflanzen gekidnappt, oder noch schlimmer, bei lebendigem Leib von einem mutierten Esel gefressen geworden“, knallt sie den beiden todernst, zum Ende immer lauter werdend, und ohne die Miene zu verziehen um die Ohren. Die guckt sie total überrascht und mit leichter Angst – nicht vor dem was sie gesagt hat, sondern vor ihr, weil sie es gesagt hat; nehme ich mal an – im Blick an. Sascha fängt an laut zu lachen.

„Ich liebe deine durch geknallte Art“, grinst er sie an und sie grinst breit zurück. Ich habe so das Gefühl, dass Die nicht so recht weiß, was er nun machen, oder wie er nun reagieren soll.

„Die, das war ein Spaß“, grinst Sophie ihn nun an.

„Ich glaube da musst du dich noch dran gewöhnen“, lacht Sascha und klopft ihm auf die Schulter.

„Er ist es einfach nicht gewohnt, dass jemand, außer ihm, so einen Müll quatscht. Mit dem einen Unterschied, dass, so finde ich, Sophie es auf einem höheren Niveau als Die macht“, grinst Kyo Die bösartig an.

„Na danke, Kyo“, sagt Die und blitzt bösartig zurück. Kyo grinst ihn nur an und wirft einen Blick zu Shinya. Dieser grinst zurück. Sophie sieht es und runzelt die Stirn. Ich glaube sie merkt etwas. Sie ist immerhin nicht dumm und wird ihre Schlüsse ziehen. Und vermutlich auch die Richtigen. Ich muss Kyo und Shinya noch mal ermahnen, denn das funktioniert so nicht. Es ist zwar schön, dass sie glücklich sind, aber das brauch die Öffentlichkeit noch nicht zu erfahren, Sophie, Sascha und Miriam mit eingeschlossen. Ich frage mich übrigens noch, wo Miriam und Toshi sind. Sophie fixiert Kyo und Shinya immer noch. Ich drehe sie zu mir und küsse sie, um sie auf andere Gedanken zu bringen.

„Hört auf rumzuknutschen. Das macht einen neidisch“, meckert Die und dreht sich demonstrativ weg. Ich löse den Kuss wieder und sehe Die an, dabei ziehe ich eine Augenbraue hoch. Sophie dreht sich um und sagt:

„Tja, so ist das Leben, hart aber gerecht.“ Ich umarme sie von hinten und lege meinen Kopf an ihren. Die grinse ich schelmisch an. Toshi und Miriam kommen jetzt auf uns zu. Miriam quietscht vergnügt, als sie Sophie und mich sieht. Dann spricht sie Sophie an und fragt sie etwas auf Deutsch. Sophie gibt eine Antwort und scheint auch etwas zu fragen. Danach diskutieren die beiden über irgendwas. Ich schließe die Augen und höre einfach nur ihrer Stimme zu. Sie klingt leicht empört, aber auch vergnügt und belustigt. Ich mag es wirklich sehr ihre Stimme zu hören.
 

„Ich würde vorschlagen, wir fahren dann jetzt zurück in die Stadt?“, fragt Sascha in die Runde. Zustimmendes Gemurmel kommt von allen Seiten und wir verlassen den Zoo. Ich will grade einen Arm um Sophie legen, als Miriam sich bei ihr einhakt und sie von mir weg zieht, mit dem Kommentar:

„Bekommst du gleich wieder.“ Na super. Ich gehe dann zu meinen Kollegen und bekommen grade mit, wie Kyo fragt:

„Wollen wir gleich noch was machen?“

„Wollen wir es mal nicht einen Abend ruhig angehen lassen?“, frage ich, statt eine Antwort zu geben. Die guckt mich schief von der Seite an. Kyo fragt:

„Kommt jetzt der verkappte Romantiker in dir durch?“ Die und Toshi müssen anfangen zu lachen, woraufhin Sophie und Miriam, die ein Stückchen vor uns gehen, sich zu uns umdrehen.
 

„Willst du immer nur Saufen?“, frage ich zurück. Im Stillen frage ich mich, ob dieses Gespräch nur auf Frage und Gegenfrage basiert. Es sollte mal einer mit einer Antwort anfangen.

„Hey, wir sind in Deutschland“, grinst Kyo.

„Erklärst du uns Deutsche damit für versoffen?“, fragt Sascha ihn empört.

„So war das nicht gemeint, trinkfest seid ihr aber schon.“ Sascha wirft ihm noch einen Blick von der Seite zu, bevor er sich ohne Kommentar von Kyo abwendet. Die beiden Mädchen vor uns bleiben stehen und warten bis wir zu ihnen aufgeschlossen haben. Miriam grinst mich an:

„Hier, wie versprochen“, und hält mir Sophies Hand hin. Ich ergreife sie und sage vorwurfsvoll zu Miriam:

„Hat aber auch lange genug gedauert.“ Miriam grinst mich an und zuckt nur mit den Schultern.
 

„Redet nicht über mich als wäre ich nicht da“, meint Sophie dann bockig.

„Tun wir doch nicht“, sage ich und gebe ihr einen Kuss.
 

~Sophie~
 

Wir sind grade bei den Elefanten, als mir ein Verkäufer ins Auge fällt.

„Wartet mal“, sage ich und gehe dort hin, Ich kaufe ihm eine Tüte Fütter ab zu gehe zu den anderen zurück. Ich muss grinsen, als ich sehe, wie komisch Kaoru guckt. Sascha hält fordernd die Hand auf und sagt:

„Ich will auch.“ Die und Kaoru sehen aus, als hätten sie keine Ahnung, was ich hier gekauft habe.

„Nicht so ungeduldig“, grinse ich immer noch und schütte etwas Futter in Saschas Hand.

„Was ist das?“, fragt Kaoru.

„Elefantendrogen“, knallt Sascha ihm hin. Kaoru scheint total geschockt zu sein, ich grinse ihn an und Sascha fängt daraufhin an zu lachen. Die ist genauso geschockt wie Kaoru. Ich glaube sie wissen beide nicht so genau, was sie mit dieser Situation nun anfangen sollen. Sie sehen aber auch zu drollig aus.

„Das ist stink normales Elefantenfutter“, sage ich lachend und gebe Kaoru die Tüte. Aber nicht ohne mir vorher noch etwas Futter auf die Hand zu legen. Ich halte es einem der Elefanten hin und er nimmt es. Ich muss kichern, als ich merke, wie das kitzelt.

„Das kitzelt“, giggel ich.
 

Ich drehe mich um und sehe, dass er mich skeptisch anguckt. Ich nehme ihm die Tüte wieder aus der Hand und neues Futter raus. Sascha greif ebenfalls nochmal in die Tüte und verfüttert es an die Elefanten. Die greift nun auch einmal rein. Ich halte meine Hand zu den Elefanten. Die macht das auch uns sagt:

„Na los Kao, oder hast du Angst?“
 

„Das sind Elefanten“, gibt er trocken zurück und hält die Tüte, die ich ihm wieder in de Hand gedrückt habe. Ich grefe nicht nochmal in die Tüte, sondern in meine Tasche und hole meine Kamera hervor. Von allem was mir vor die Linse kommt mache ich ein Foto. Ich fotografiere Kaoru. Er sieht sehr nachdenklich aus, An was er wohl denkt? Mich durchströmt ein schönes Gefühl, als ich ihn beobachte. Ich stecke meine Kamera wieder weg und greife in die Tüte:

„Willst du nicht?“, frage ich Kaoru.

„Ne, macht ihr mal“, sagt er und lächelt mich an. Ich zucke mit den Schultern und gehe wieder zu den Elefanten. Als ein Elefant das Futter von meiner Hand nimmt, trompetet er einmal Laut. Ich lächle über dieses Zeichen des Gefallens und tätschle ihm den Rüssel, den er mir hin hält. Ich gehe wieder zu Kaoru und lächle ihn an. Die Tüte nehme ich ihm wieder aus der Hand und gehe damit zu den Elefanten. Dort drehe ich mich um und halte Kaoru meine Hand auffordernd hin.

“Komm mal her“, sage ich zu ihm und lächle ihn dabei weiter an. Er kommt etwas zögernd zu mir. Ich fordere ihn auf mir seine Hand zu geben, was er auch sofort macht. Ich lege etwas Futter darauf und nicke ihm aufmunternd zu.

„Na gib‘s ihm schon“, sage ich, als er nicht reagiert und der Elefant verzweifelt versucht an das Futter zu kommen. Er rührt sich trotzdem nicht. Die Initiative ergreifend lege ich meine Hand unter seine. Mich durchströmt ein warmes Gefühl und ich stocke in meinen Bewegungen. Schnell habe ich mich aber wieder gefangen und dirigiere seine Hand in Richtung des Elefanten. Ich schaue gebannt auf unsere Hände und als der Elefant das Futter von seiner Hand nimmt sagt er abwesend:

„Das kitzelt wirklich.“ Mein Lächeln wird eine Spur breiter und jetzt schaue ich ihn auch an. Nach einiger Zeit merke ich, dass ich seine Hand immer noch fest halte. Er dreht sie um und zieht mich an meinem Handgelenk zu sich. Danach küsst er mich. Das ist so ein unbeschreibliches Gefühl. Das ist einfach wunderbar. Ich lege meinen freien Arm um ihn und ziehe ihn damit ein Stückchen weiter zu mir. Abrupt löst Kaoru den Kuss und schaut mich erschrocken an. Habe ich etwas falsch gemacht? Ich beobachte ihn. Dann sehe ich wie ein Elefantenrüssel über seinem Kopf schwebt. Ich verkneife mir ein Lachen und greife Schnell zu meinem Fotoapparat. In dem Moment als ich auf den Auslöser drücke klopft der Elefant mit seinem Rüssel auf Kaorus Kopf. Jetzt kann ich mich mit Lachen nicht mehr zurück halten. Mir tut mein ganzer Bauch weh, so muss ich lachen. Ich beuge mich vor, halte mir den Bauch und stütze mich am Geländer ab, damit ich nicht umfalle. Kaoru schaut jetzt nach oben und springt erschrocken zur Seite, jetzt muss ich noch mehr lachen und kringel mich fast auf dem Boden. Nachdem ich mich wieder so gut es geht gefangen habe, gebe ich dem Elefanten etwas Futter. Ich tätschel ihm den Rüssel und kicher leise vor mich hin. Trotzdem ist es Schade, dass der Elefant uns grade in dem Augenblick stören musste, es war so schön, und irgendwie ist jetzt wieder eine Distanz spürbar, die mir missfällt. Etwas enttäusch verfütter ich den Rest der Tüte noch an die Elefanten. Ich sehe wie Kaoru sich umguckt und automatisch mache ich es auch. Wo sind Sascha und Die?

„Wo sind die anderen beiden hin?“, frage ich. Kaoru zuckt mit den Schultern:

„Weiß ich auch nicht, die müssen sich irgendwann verkrümelt haben.“ Ich schaue auf meine Uhr und sage:
 

„Es ist erst Fünf. Was möchtest du dir noch angucken?“

„Ich weiß ja nicht, was es hier noch für Tierarten gibt.“

„Streichelzoo?“, frage ich belustigt, als mir eine Idee kommt.

„Kommt drauf an, wer da gestreichelt wird.“

„Ich schätze mal, das wird sich dann ergeben“, grinst ich ihn an.

„Darauf will ich es lieber nicht ankommen lassen“, erwidert er. Ich bin etwas enttäuscht, ich hatte mir leicht etwas anderes erhofft, aber man kann ja nicht alles haben.

„Schade“, sage ich nur, füge dann aber doch noch etwas hinzu:
 

„Lass uns weiter gehen, kannst es dir ja noch mal überlegen“, grinse ich ihn erneut an und gehe los. Er kommt mir hinter her und ich warte, bis er zu mir aufgeschlossen hat. Langsam gehen wir schweigend weiter. Es ist kein bedrückendes Schweigen, sondern ein sehr angenehmes, trotz dieser unliebsamen Störung vorhin. Ich schaue mich nach allen Seiten um, vermeide es dabei aber Kaoru an zu sehen. Dann beschließe ich, es auf noch einen Versuch ankommen zu lassen. Ich bleibe also stehen, als wir beim Streichelzoo sind. Ich grinse ihn an und nicke mit dem Kopf nach rechts:

„Und?“, frage ich scheinheilig. Er guckt sich suchend um.
 

„Streichelzoo?“, mein Grinsen wird noch breiter.

„Von Tieren in nächster Nähe habe ich erstmal genug“, antwortet er mir, jedoch mir einem schelmischen Grinsen. Bekomm ich jetzt doch was ich will? Erwartungsvoll gucke ich ihn an.

Erkenntnis

~Sophie~
 

„Aber es gibt da etwas, wovon ich noch nicht genug habe“, sagt er, zieht mich wieder zu sich und küsst mich. Ich spüre seine Hand an meiner Taille. Meine Hände lege ich in seinen Nacken um seinen Kopf zu mir zu ziehen. Ich versinke vollkommen in diesem Kuss. So glücklich wie in diesem Moment war ich schon so lange nicht mehr. Ich kann dieses Gefühl gar nicht fassen, es ist einfach Wunderbar. Doch es ist aber auch wieder ein ganz neues Gefühl. Ich weiß es nicht, ich kann es nicht beschreiben. Es ist einfach nur toll. Ich würde am liebsten nichts anderes mehr machen, als Kaoru zu küssen. Kaoru löst den Kuss und schaut mir in die Augen. Er lächelt mich an und nimmt meine Hand in seine. Glücklich gehen wir weiter. Ich spüre grade so ein Hochgefühl, dass ich es am liebsten laut in die Welt hinausschreien möchte. Ich will die ganze Welt an meinem Glück teilhaben lassen. Wir kommen bei den Seelöwen vorbei und stehen dann kurze Zeit später vor den Pinguinen.

„Die sehen aus wie kleine, dicke Männchen im Smoking“, sage ich grinsend, als wir uns die Tiere anschauen. Ich schiebe meine Sonnenbrille hoch, um mir so die Haare aus dem Gesicht zu halten, die sich mittlerweile aus meiner Klammer gelöst haben. Ich lächle Kaoru leicht an, als ich merke, dass er mich beobachtet. Ich drehe mich wieder zu den Pinguinen und rücke ein Stück näher an Kaoru heran. Ich frage mich grade wie spät es wohl ist und schaue daher auf meine Uhr. Ich sage Kaoru, das wir weiter gehen sollten, es sei gleich sieben. Um sieben wollten wir uns mit den anderen wiedertreffen. Wir lächeln uns gegenseitig an. Hand in Hand gehen wir weiter. Bei den Giraffen bleiben wir nochmal stehen.

„Sie sehen so… elegant aus mit ihren langen Beinen und Hälsen. Und wenn die anfangen zu laufen, das sieht echt toll aus. Die sind so… hm… anmutig. Ja, anmutig“, fange ich an zu schwärmen. Das sind echt schöne Tiere. Durch die langen Beine und ihre langsamen Bewegungen wirken sie so elegant und anmutig. Ich finde diesen immens langen Hals interessant. Da fällt mir ein Witz ein, den ich mal gehört habe. Treffen sich ein Hase und eine Giraffe. Meint die Giraffe “Oh, Häschen, hättest du nur einen langen Hals. Das ist so toll, das Wasser das so lecker schmeckt, es gleitet so langsam meinen Hals hinunter und ich kann das solange genießen, oder die saftigen grünen Blätter… hmmm… jedes einzelne Blatt ist ein wahrer Genuss!” Darauf das Häschen ohne Regung: “Schon mal gekotzt?” Naja, das möchte ich mir jetzt nun wirklich nicht vorstellen. Da hat es eine Giraffe echt schwer, wenn die echt mal kotzen muss? Wegen einer Magenverstimmung oder so? Haben Giraffen so etwas überhaupt? Bestimmt… oder? Ich sehe Kaoru an und er dreht sich zu mir. Ich muss nach oben gucken, dabei blendet mich die Sonne etwas und ich muss die Augen ein Stück zusammen kneifen. Kaoru küsst mich aufs Haar, lächelt mich an und legt einen Arm um meine Taille. Ich habe grade ein Gefühl, als würde ein Schwarm Hornissen in meinem Bauch Tango tanzen.

„Na los, komm. Sonst warten die anderen“, sage er und zieht mich weiter. Dabei würde ich viel lieber einfach nur hier stehen bleiben. Aber, das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich grinse vor mich hin und wir gehen Arm in Arm zum Treffpunkt. Kyo und Shinya sind schon da. Sieht ein bisschen komisch aus, wie die da stehen. So vertraut. Zu vertraut. Das kann mich aber auch nur täuschen, heute ist ein sehr warmer Tag.

„Wo ist denn Toshi?“, fragt Kaoru.

„Oh, Kao! Ohhh“, kommt es von Kyo, als er uns sieht.

„Der ist vorhin irgendwie verschwunden“, erklärt Shinya und bringt mehr Abstand zwischen sich und Kyo. Dieser guckt leicht angesäuert. Wo ist denn Miriam? Ist die mit Toshi alleine? Oh, das kann nichts Gutes bedeuten. Die und Sascha kommen grinsend um die Ecke.

„Ah, da sind ja unsere beiden Turteltäubchen“, grinst Die.

„Ihr hättet ruhig was sagen können, wenn ihr euch verpisst, wir haben euch Stunden lang gesucht“, werfe ich den beiden vor.

„Haben wir?“, fragt Kaoru grinsend an meinem Ohr.

„Das wissen die doch nicht“, grinse ich zurück und gucke Die und Sascha abwartend an.

„Ihr wart einfach zu sehr mit euch selbst beschäftigt“, grinst Sascha.

„Ich hab mir solche Sorgen gemacht, ich dachte ihr seid in irgendein Loch gefallen oder von fleischfressenden Pflanzen gekidnappt, oder noch schlimmer, bei lebendigem Leib von einem mutierten Esel gefressen geworden“, knalle ich den beiden todernst um die Ohren. Ich bin gespannt, wie lange ich es durchhalte, ohne los zu lachen. Die guckt mich total überrascht an. Sehe ich da einen Schimmer Angst in seinem Blick? Aber doch nicht etwa vor mir, oder? Bin ich denn so Angsteiflößend? Sascha fängt an laut zu lachen.

„Ich liebe deine durch geknallte Art“, grinst er mich an und ich grinse breit zurück.

„Die, das war ein Spaß“, sage ich grinsend zu ihm, weil er immer noch leicht panisch guckt.

„Ich glaube da musst du dich noch dran gewöhnen“, lacht Sascha und klopft ihm auf die Schulter.

„Er ist es einfach nicht gewohnt, dass jemand, außer ihm, so einen Müll quatscht. Mit dem einen Unterschied, dass, so finde ich, Sophie es auf einem höheren Niveau als Die macht“, grinst Kyo Die bösartig an.

„Na danke, Kyo“, sagt Die und blitzt bösartig zurück. Kyo grinst ihn nur an und wirft einen Blick zu Shinya. Dieser grinst zurück. Das kommt mir alles ein bisschen merkwürdig vor. Da ist echt eine heftige Vertrautheit zwischen den beiden. Ob die…? Nein. Oder? Nein, ich glaube nicht. Aber möglich wäre es schon. Aber ich finde, die passen nicht zusammen. Es sind immerhin das böse kawaii-Warumono Kyo-chan und der liebe Shinya. Aber andererseits, Gegensätze ziehen sich an. Ich muss das mal weiter beobachten. Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Kaoru mich küsst. Das ist so unbeschreiblich schön, ich würde am liebsten alles um mich herum vergessen. Aber Die macht mir einen Strich durch die Rechnung.

„Hört auf rumzuknutschen. Das macht einen neidisch“, meckert er und dreht sich demonstrativ weg. Kaoru löst sich von mir und ich drehe mich leicht angesäuert zu Die:

„Tja, so ist das Leben, hart aber gerecht.“, schmettere ich ihm entgegen.

Kaoru umarmt mich von hinten und legt seinen Kopf an meinen. Ich schaue Die immer noch leicht angefressen an. Toshi und Miriam kommen jetzt auf uns zu. Miriam quietscht vergnügt, als sie Kaoru und mich sieht.

„Was sehe ich denn da? Hast du dir Kaoru also doch gekrallt?“, fragt Miriam mich auf Deutsch.

„Und wenn schon. Ich kann mir denken, dass du auch deinen Spaß hattest, oder nicht?“, frage ich sie zurück.

„Und wenn schon“, grinst Miriam mich an.

„Also echt. Du hast einen Verschleiß an Männern, das ist echt immens“, gebe ich zurück.

„Naja, so prüde wie du bist, muss das ja einer ausgleichen“, grinst sie zurück.

„Also! Ich bin doch nicht prüde. Ich hüpf nur nicht gleich mit jedem in die Kiste, oder sonstwo hin“, empöre ich mich.

„Wir reden hier ja auch nicht von jedem, sondern von genau dem einen Rockstar“, grinst sie mir entgegen.

„Ja und? Ich bin wenigstens nicht so eine Schlampe wie du“, grinse ich sie an. Dabei bemerke ich wie Sascha unseren Wortwechsel belustigt verfolgt.

„Du bist aber genug Miststück für uns beide“, ihr Grinsen wird noch eine Spur breiter.

„Ich sagte doch grade, ich spring nicht mit jedem ins Bett“, wiederhole ich mich.

„Ja, aber heiß machen und stehen lassen ist viel schlimmer.“

„Ich? Nein!“, echauffiere ich mich.

„Ja, ja…“, grinst Miriam und ich grinse zurück, da ich weiß was sie meint. Und ich muss ihr recht geben, ein bisschen Miststück bin ich. Es macht aber auch Spaß.

„Ich würde vorschlagen, wir fahren dann jetzt zurück in die Stadt?“, fragt Sascha in die Runde. Alle stimmen dem zu und wir gehen aus dem Zoo raus. Ich gehe neben Kaoru, als Miriam sich dazwischen quetscht und sich bei mir einhakt, brummelt er etwas Unverständliches vor sich hin. Miriam speist ihn mit: „Bekommst du gleich wieder“, ab. Wir verziehen uns nach vorne und Miriam bombardiert mich mit ihren Fragen.

„Und, was ist da jetzt mir euch?“, fragt sie.

„Keine Ahnung.“ Ist aber auch eine ehrliche Antwort. Ich weiß es wirklich nicht. Wenn ich das wüsste, wäre ich schon um einiges Schlauer.

„Habt ihr euch geküsst?“, fragt sie weiter.

„Ja, haben wir, das haben wir aber auch gestern schon, wenn du dich daran erinnern kannst.“ Ihr Gedächtnis leidet, glaube ich, etwas darunter, wenn sie ‘Betthopper‘ spielt.

„Ja, ja. Aber ihr wart heute so extrem auf Distanz bedacht“, erklärt sie.

„Ja, schon. Aber ich weiß halt nicht woran ich bin. Da warte ich lieber darauf, dass er den ersten Schritt macht.“

„Woran willst du denn sein?“

„Wenn ich das wüsste… Selbst das weiß ich ja noch nicht mal“, erkläre ich und suche in Gedanken nach einer vernünftigen Antwort darauf. Mit mal fangen Die und Toshi an zu lachen und wir drehen uns um. Sie scheinen sich über Kaoru zu amüsieren, da dieser eine Augenbraue hoch zieht und die beiden abschätzig mustert. Ich drehe mich wieder mach vorn und wir setzen unseren Weg fort. Die Gelegenheit nutze ich, um den Spieß einmal um zu drehen.

„Was ist da jetzt mit Toshi und dir?“, will ich wissen.

„Nichts.“

„Wie nichts?“, frage ich ungläubig zurück.

„Ja, nichts halt. War geil und danke. Ich hätte ja nichts gegen eine Wiederholung. Aber da muss er mir schon ein Zeichen geben.“

„Ahja“, sage ich nur.

„Ja“, gibt sie zurück und bleibt stehen, damit der Rest zu uns aufschließen kann.

Miriam grinst Kaoru an:

„Hier, wie versprochen“, und hält ihm meine Hand hin. Er nimmt sie und sagt vorwurfsvoll zu Miriam:

„Hat aber auch lange genug gedauert.“ Miriam grinst ihn an und zuckt nur mit den Schultern.

„Redet nicht über mich als wäre ich nicht da“, sage ich bockig. Das ist nicht schön so übergangen zu werden, da fühlt man sich so Minderwertig. Als sei man ein Nichts. Und ich bin ja nun wirklich kein Nichts, denn dann würde Kaoru sich nicht für mich interessieren, sei es nur als Spaß für zwischendurch.

„Tun wir doch nicht“, sagt Kaoru und küsst mich. Nachdem wir fertig sind, können wir weiter gehen und Kaoru legt einen Arm um mich.

„Habt ihr für heute noch was geplant?“, frage ich an Kaoru gewandt.

„Kyo will unbedingt noch saufen“, antwortet er mir.

„Hm, nee, das ist für mich heute nichts“, sage ich mehr zu mir selbst als zu irgendwem.

„Gestern zu viel gehabt?“, fragt ein gehässiger Kyo. Huch? Warum ist er so? hab ich ihm was getan? Ich glaube nicht.

„Nein, aber ich muss morgen arbeiten.“

„Das ist aber schade.“

„Aber, dann kann sie für uns kochen“, grinst Die.

„Kochen? Ich?“, frage ich nicht sehr intelligent zurück.

„Ja, du.“

„Ich bin aber am arbeiten.“

„Und wir kommen da Essen“, strahlt Die mich an.

Sascha und ich gucken uns an und gucken dann Miriam an. Diese sagt grinsend: „Guckt mich nicht so an.“

„Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist“, sage ich zögerlich.

„Warum nicht?“, fragt Die, der jetzt ein bisschen enttäuscht wirkt.

„Naja, weil…“, ringe ich um eine Ausrede.

„Weil das morgen sehr stressig wird“, hilft Sascha mir aus der Bredouille.

„Wir verschieben das auf ein anderes Mal, okay?“, frage ich einen sehr enttäuscht wirkenden Die.

„Hmm… na gut“, kommt nur von ihm.

„Und was sollen wir dann morgen machen, wenn ihr nicht könnt?“, fragt Kaoru mich.

„Tja, was hättet ihr ohne uns gemacht? Sascha und ich müssen nun mal nachmittags arbeiten.“

„Wir haben geplant spontan zu sein“, sagt Die.

„Was ist daran spontan, wenn ihr es plant?“, frage ich belustigt. Da ist doch die ganze Spontaneität weg, wenn man schon plant spontan zu sein. Das ist so als wenn ich sagen würde ‘Spontan, aber bei drei‘. Da ist absolut nichts Spontanes mehr dran. An spontan darf nichts geplant sein. Oder, es sollte nichts geplant sein. Ausnahmen bestätigen schließlich die Regel.

„Tja, das wissen wir auch nicht so genau, das haben wir auch schon diskutiert“, lacht Toshi. Oh man. Was für ein komischer Haufen. Das hätte ich am Donnerstag noch nicht gedacht. Aber probieren geht über studieren. So langsam merke ich, dass ich müde werde. Ich möchte jetzt nur noch nach Hause und am besten noch in die heiße Badewanne und dann schlafen. Wir kommen an der Station an und schon kommt auch die Bahn eingefahren. Das nenne ich mal Pünktlichkeit. Wir steigen alle ein und suchen uns zusammenhängende Plätze. Kaoru und ich setzen uns zusammen hin und ich merke wie mir die Augen schwer werden. Es war doch ein sehr anstrengender Tag, das hätte ich nicht gedacht. Aber auch ein sehr schöner Tag. Ich freue mich schon auf zu Hause, da kann ich den Tag dann noch mal in aller Ruhe revuepassieren lassen.
 

~Kaoru~
 

Das ist so ein schönes Gefühl hier neben ihr zu sitzen. Ich fühle mich so anders, kann gar nicht beschreiben wie. Sie sieht nachdenklich aus dem Fenster, über was sie wohl nachdenkt? Ich betrachte sie genauer, sie hat ihre Sonnenbrille jetzt auf den Kopf gesetzt, da sie die hier nicht braucht. Ihre Augen sind grün, aber nicht nur. Ihre Iris hat einen leichten Goldrand. Und das Grün ist mit kleinen blauen Punkten gesprenkelt, solche Augen habe ich noch nie bei irgendjemandem gesehen. Sie hat sanft geschwungene Lippen, die ihre feinen Gesichtszüge vollkommen ergänzen. Sie ist einfach perfekt. Doch sie wohnt hier in Deutschland und ich muss in spätestens zwei Wochen wieder nach Japan zurück. Wie soll das funktionieren? Moment mal, Kaoru, wie soll was funktionieren? Ich muss mir glaube ich erstmal über einiges klar werden. Ich fixiere einen Punkt im hinteren Teil des Wagons und weiß nicht so recht, was ich nun genau ergründen will und ob ich darauf überhaupt eine Antwort haben will. Also, ich finde diese Frau faszinierend, das steht außer Frage. Aber ist es nur das? Ich weiß, dass ich ihre Nähe suche, auch wenn ich es eigentlich vermeiden will. Ich fühle mich in ihrer Gesellschaft wohl. Und irgendwie ist das das Gefühl, dass ich ihre Gesellschaft brauche. Ein schönes Gefühl macht sich in mir breit, wenn ich sie berühre, dann laufen Blitze meinen Rücken rauf und runter. Ich glaube, nein. Oder? Habe ich mich schon nach so kurzer Zeit in-? Ist das möglich? Nein. Oder? Allein dass ich mir so viele Gedanken darüber mache zeigt das doch schon. Ich bin geschockt, als sie diese Feststellung in mir breit macht. Ich habe mich in sie – nein, Kaoru denk das nicht, dann ist es endgültig, dann ist es bewusst, denk es nicht, denk es nicht, denk es nicht, denk es nicht, denk es – Ich spüre ein Gewicht auf meiner Schulter. Ich blicke dort hin und sehe eine Flut brauner Haare über mir verteilt, im selben Moment denke ich: verliebt. Nein, in ein Mädchen, das fast zehn Jahre jünger ist als ich. In ein Mädchen, dessen Sprache ich nicht mal spreche. In ein Mädchen, mit dem ich nur zwei Wochen habe. In ein Mädchen, das etliche tausend Kilometer von mir entfernt lebt. Ich schaue auf sie hinunter und streiche ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie hat die Augen geschlossen und sieht dabei so friedlich aus. Sie atmet sehr tief und ruhig. Es schein so, dass sie eingeschlafen ist. Ich versuche ihr mit einer Hand meine Jacke über die Schultern zu legen, was mir mehr schlecht als recht gelingt. Ich schaue auf sie hinunter und denke über meine neue Erkenntnis nach. Verliebt in eine Frau, die ich wahrscheinlich nie wiedersehen werde. In dem Moment hält die Bahn an unserer Station.
 

~Sophie~
 

Puh, endlich bin ich zu Hause. Das war ein langer Tag. Ich bin verdammt kaputt. Entspannung brauche ich jetzt ganz dringend. Ich gehe in mein Badezimmer und lasse mir heißes Wasser in die Wanne. In der Küche setze ich noch heißes Wasser für einen Tee auf. Das brauche ich jetzt, eine halbe Stunde nur für mich. Ich weiß auch nicht, was ich von dem heutigen Tag halten soll. Es war ein schöner Tag und Kaoru sehr anhänglich, wie ich feststellen muss. Aber das war auch total schön. So wie er, ist noch nie jemand mit mir umgegangen. Wenn doch alle Männer so sein könnten. Mit meinem fertigen Tee gehe ich wieder ins Bad zurück. Das Wasser drehe ich auch ab. Danach entkleide ich mich und steige in das warme Wasser. Meine Teetasse stelle ich auf dem Rand ab. Ich lege mich hin, sodass mir das Wasser bis zum Kinn reicht. Ich schließe meine Augen und denke über den Tag nach. Am Anfang war das ganze schon sehr von Distanz geprägt, da hat Miriam recht. Und der Umschwung kam, als wir die Elefanten gefüttert haben, wo Die und Sascha sich aus dem Staub gemacht haben. Ich muss leise Kichern, als ich an den Moment zurück denke, wo der Elefant Kaoru auf den Kopf geklopft hat. Sein Gesichtsausdruck war wunderbar. Richtig Natürlich. Aber was ist das jetzt? Zwischen Kaoru und mir? Gibt es da überhaupt irgendwas, oder ist das bloß eine Spinnerei von mir? Sehe ich da etwas, wo eigentlich gar nichts ist? Ich mache mir einfach zu viele Gedanken. Okay, jetzt mal ganz logisch. Ich muss immer an Kaoru denken. Ich fühle mich wohl, wenn er in meiner Nähe ist. Naja, ich fühle mich wohler als sonst. Ich habe die ganze Zeit ein kribbeln im Bauch. Tja, Sophie, ich glaube, du hast dir ein riesiges Problem geangelt. Ein verdammt riesiges. Du bist in Kaoru verknallt. Da fällt mir Toms Spruch wieder ein: „Die Liebe geht ihre eigenen Wege.“ Und wieder stelle ich fest, dass Tom Recht hatte. Obwohl zwischen verliebt und verknallt auch ein Unterschied ist, Zwar nur ein kleiner. Aber immerhin. Unterschied ist Unterschied. Aber ich wollte das doch gar nicht, mich in Kaoru verknallen. Ich lasse das Ganze schon viel zu nah an mich ran. Ich weiß doch ganz genau, dass ich eh enttäuscht werde, immerhin müssen die bald wieder nach Hause. Das ist gar nicht gut. Vielleicht sollte ich dem ganzen so schnell wie möglich ein Ende bereiten? Das wäre für alle beteiligten das Beste. Naja, für mich auf jeden Fall. Ich will nicht, dass das ganze noch näher an mich ran kommt. Aber, wenn ich ehrlich bin, will ich das Gefühl, das ich seit zwei Tagen habe, nicht mehr missen. Ich verzweifel‘ noch. Ich brauche ein Mittel, das meine Gedanken anhält. Vor lauter Verzweiflung tauche ich mit dem Kopf unter Wasser und halte die Luft an.

Glaubwürdigkeit

~Kaoru~
 

Es ist mir richtig schwer gefallen, mich eben von ihr zu trennen. Dabei sehe ich sie doch morgen schon wieder. Naja, nur vielleicht, aber trotzdem, noch ist sie ja nicht aus der Welt. ‚Noch‘, dieses eine kleine Wort, von dem so viel abhängt. Dieses eine kleine Wort hat eine so große Bedeutung. Irgendwann, da wird aus dem ‚noch‘ ein ‚jetzt‘ und dann ein: zu spät.
 

~Sophie~
 

Genervt tauche ich wieder auf, weil ich bemerkt habe, dass es nicht funktioniert. Meine Gedanken kreisen weiterhin um Kaoru. Ich trinke von meinem Tee und fange an mich zu waschen. Denn es ist doch schon relativ spät und das Wasser und mein Tee werden schon langsam kalt. Eigentlich wollte ich ja Entspannen, aber daraus ist wohl nichts geworden. Leider. Ich spüle den Schaum ab. Steige aus der Badewanne, trockne mich ab und kuschle mich in meinen flauschigen Bademantel. Meinen Tee bringe ich in die Küche, schütte ihn weg und setze mir einen neuen auf. Kalt schmeckt der nicht. Nachdem mein zweiter Tee fertig ist, gehe ich in mein Schafzimmer, mache mich fürs Bett fertig, putze meine Zähne und schmeiße mich dann in die Federn. Meinen Tee trinkend versuche ich noch etwas zu lesen, kann mich aber nicht auf das Geschriebene konzentrieren. Ich trinke also schnell den Tee aus, mache das Licht aus und versuche dann zu schlafen.
 

Mein Wecker klingelt und ich fühle mich putzmunter. Das ist komisch. Aber ich stehe auf und gehe ins Bad.

Nachdem ich mich fertig gemacht habe gehe ich in die Küche und bereite mir ein kleines Frühstück zu. Kaffee, eine Orange und Toast. Ich sehe zu meiner Uhr und sehe dass es halb Elf ist. Es ist langsam Zeit zum Bahnhof zu gehen, damit ich meinen Zug noch erwische. Ich packe mir meinen Mp3 Player ein, lege meine Kamera auf den Tisch und ziehe mir meine Schuhe an. Langsam schlendere ich aus meiner Wohnung, in Richtung Bahnhof.

Am Bahnhof angekommen setze ich mich auf eine Bank und schalte meinen Mp3 Player an. Ich muss Lächeln, als ich höre welches Lied abgespielt wird. Das Lied, zu dem ich mit Kaoru getanzt habe, You are my destiny, von Lionel Richie. Ich schleiße meine Augen und denke nochmal an gestern Abend. Wie wir da getanzt haben. Wie er meinte, dass mir mein Kleid stehen würde. Dabei konnte er es ja eigentlich gar nicht sehen. Jetzt muss ich schmunzeln, als ich an unser Missverständnis denken muss. Er dachte wirklich, ich sei mit Sascha zusammen. Und Sascha ist doch stockschwul. Aber wenn ich mir das so recht überlege; es könnte wirklich sein, dass es manchmal so ausgesehen hat. Ich muss Tom mal danach fragen, ob er das auch so sieht.

From the first time I saw you I know it was forever. This mighty Love between us will keep us together. Ob das wirklich so ist? Irgendwie fühle ich mich gerade so, aber ich kann das nicht glauben. So etwas kann nie für immer sein. Er muss zurück nach Japan. Aber was ist wenn…? Nein, das wird nie geschehen. Aber es ist schön sich das auszumalen. Wenn wir Arm in Arm durch einen Park spazieren. Das wäre so schön. Aber leider wird es nie wahr werden. Und der Gedanke tut so weh. Dabei habe ich mir doch am Anfang gesagt, dass ich das nicht so nah an mich ran kommen lassen werde. Nur leider konnte ich diese Entscheidung nicht selber treffen. Und jetzt tut der Gedanke daran weh. Ich glaube, das Beste wäre es den Kontakt jetzt schon abzubrechen. Damit es später nicht noch mehr weh tut. Aber ich weiß nicht, ob ich das jetzt kann. Mir steigen die Tränen in die Augen, als ich daran denke, diese schöne Zeit aufzugeben. Ich suche in meiner Tasche nach Taschentüchern und wische mir schnell die Tränen weg.

Die nächste Station ist meine. Ich packe wieder alles in meine Tasche und stehe auf um an die Tür zu gehen. Als der Zug hält steige ich aus und drehe die Musik auf meinem Mp3 Player lauter. Jetzt habe ich noch zehn Minuten Fußweg vor mir. Dann bin ich am Restaurant. Ich mache meine Musik aus und stecke dem Player in die Tasche, bevor ich das Restaurant betrete.

„Guten Morgen, Tanja“, begrüße ich meine Chefin. Ihr gehört das Restaurant. Maja ist unsere Küchenchefin und koordiniert alles. Seit drei Wochen bin ich Chef Tournant. Der Tournant ist ein sogenannter Springer. Gleichgestellt zum Oberspringer ist der Chef de Partie, dies ist ein Postenchef, der das Kommando über einen speziellen Bereich hat, wie zum Beispiel: Beilagen, Süßspeisen, Fisch oder Fleisch. Der Chef Tournant ist dem Postenchef zwar gleichgestellt, hat aber einen universellen Einsatzbereich, kann also in jedem Bereich Kochen. Als Tournant kann man sehr viel Erfahrung sammeln, weil man praktisch bei allem mithilft. Und da wir mehrere Tournants haben, sind die dem Chef Tournant unterstellt. Also mir. Mit 25 Jahren ist das schon eine Glanzleistung. Meine Kollegen sind schon alle etwas älter. Ich bin die Jüngste und Oberspringer. Zu Anfang war es schwer, aber jetzt habe ich mich schon gut durchgesetzt. Und das zeigt mir, dass ich sehr gut kochen kann, wenn ich schon so schnell befördert werde. Und schließlich schmeckt auch allen, was ich koche. Mein Traum ist es, mal mein eigenes Restaurant und meine eigene Küche zu haben. Aber bis dahin wird es noch ein langer Weg sein. Als ich in die Küche komme herrscht da schon reges Treiben. Die ersten Gäste haben vorne auch schon gesessen. Gleich geht das Hauptgeschäft des Tages los. Ich gucke auf den Arbeitsplan, Sascha muss um Eins arbeiten. Das heißt, wenn Daniel und Anhang vor Eins kommen, habe ich ein Problem. Ich hoffe Miriam kommt früh genug. Und ich hoffe die anderen kommen erst so zwischen Drei und Fünf, da ist hier am wenigsten los.

„Guckst du dir noch die Speisekarte für heute an?“, fragt Tanja mich.

„Ja, mache ich gleich“, antworte ich und gehe ins Büro um mir meine Kochjacke anzuziehen. Dann binde ich mir noch meine Schürze um, gehe in die Küche und schnappe mir die Speisekarte. Rehbraten mit Pfifferlingen an Pfeffercreme. Zanderfilet in Kräuterrahm. Streifen von der Straußenbrust in Sahnesoße mit Austernpilzen. Gebackene Schweinemedaillons mit Rahmnudeln und Champignons. Das hört sich ja schon mal gut an. Die Weine, die dazu serviert werden sind auch sehr gut. Dann mal ran an die Arbeit.

Etwas Zeit ist vergangen, als ich mit meinen Gedanken von meiner Arbeit abdrifte. Und ich stelle mich wieder der Frage, ob ich das heute alles beenden soll. Und ich frage mich, ob der Schmerz wirklich noch größer wird, wenn ich damit noch zwei Wochen warte. Ich hätte nicht auf Miriam hören sollen. Dann wäre ich jetzt nicht so verzweifelt. Gestern im Zoo erschien mir das so einfach. Heute schon gar nicht mehr. Man sagt ja immer, ‚schlaf eine Nacht drüber, morgen sieht die Welt schon wieder viel besser aus.‘ bei mir scheint das genau umgekehrt zu sein. Meine Welt hat sich auf einen Schlag auf den Kopf gestellt. Bis vor drei Tagen war mein größtes Problem noch mein Ex und die Wahl des Outfits für den Abend, der mein Leben radikal saniert hat. Ich habe das Gefühl, dass ich diese Welt nicht mehr betreten kann. Kann man die Zeit nicht zurück drehen? Dann würde ich mein Wochenende komplett anders gestalten und meine Kamera Kaoru zur Not schenken. Aber andererseits… es ist doch das, was sich jeder insgeheim erträumt? Wäre ich so stark gewesen, mich dem zu widersetzen? Ich glaube nicht.

„Buh!“ Ich zucke erschrocken zusammen und drehe mich schlagartig um.

„Sascha! Spinnst du?“

„Nicht träumen“, grinst er mich an: „Lass mich überlegen; Du hast an Kaoru gedacht, richtig?“

„Nein, hab ich nicht“, sage ich beleidigt und wechsle meinen Arbeitsplatz. Sascha kommt mir natürlich hinterher.

„Was willst du Daniel nachher erzählen?“

„Keine Ahnung. Da wird mir schon irgendetwas einfallen.“ Ich gehe wieder zurück zu meiner ersten Tätigkeit und Sascha rennt mir wieder hinterher.

„Sag mal, hast du nichts zu tun? Geh raus und bedien die Kunden“, mecker ich ihn an.

„Du bist echt knitterich heute“, sagt Sascha und geht aus der Küche raus.

Vielleicht sollte ich Tanja mal um Urlaub bitten. Dann hätte ich Zeit für mich und könnte mir über das klar werden, was ich will; und das ohne von Sascha gestört zu werden. Vielleicht finde ich nachher mal eine ruhige Minute, um das mit ihr zu besprechen.

„Ich brauche zweimal Rehbraten mit Salzkartoffeln“, kommt Sascha wieder zur Tür hinein. Ich kümmere mich um den Braten. Er ist schon leicht vorgegart, muss jetzt aber noch einmal zehn Minuten in den Ofen, damit er fertig ist. Ich schneide die Portionen vom Braten ab und lege sie noch einmal in den Ofen. Danach stelle ich die Teller schon zurecht und sorge dafür, dass die Pfifferlinge, Soße und Kartoffeln zeitgleich fertig sind. Nachdem die Teller angerichtet sind bringt Sascha sie raus.

Kurze Zeit später ist er wieder da und verkündet unheilvoll: „Wir haben Besuch, ich hab sie in die Nische gesetzt.“

Mir schwant böses. Haben Dir en grey es doch gewagt und sind her gekommen? Na das kann ja heiter werden. Aber nein, Moment… die wissen doch gar nicht, in welchem Restaurant wir arbeiten. Wer dann? Ach, Daniel.

„Daniel?“, frage ich Sascha.

„Ja, mit Paul und Sarah.“

„Na ganz klasse, dann können wir ja gleich eine Pressemitteilung raus geben.“

„Ja, da müssen wir uns was einfallen lassen. Ach und bestellt haben sie die Ente.“

„Dreimal Ente!“, rufe ich nach hinten durch.

„So, und was erzählen wir denen jetzt?“

„Ja, das ist die große Preisfrage. Keine Ahnung.“

„Warum hast du Daniel nicht einfach gesagt, dass wir in der Bar waren, mit Tom gequatscht haben und dann irgendwann nach Hause sind?“

„Das weiß ich doch selber nicht.“

„Eigentlich müsstest du das alles alleine Ausbaden.“

„Aber so gemein bist du nicht“, mit Hundeaugen schaue ich ihn an.

„Leider nein“, meint er dann nur seufzend. Grinsend bedanke ich mich bei ihm. Tanja kommt herein und bittet Sascha Mia zu helfen: „Sascha, kannst du draußen gerade helfen, es sind eben ein paar Japaner rein gekommen. Mia kommt damit nicht klar, würdest du das übernehmen?“ Mir entgleisen die Gesichtszüge. Ein paar Japaner. Das kann doch nicht wahr sein.

„Setz die soweit wie möglich von der Nische weg“, flüstere ich ihm zu.

„Mensch, Sophie. Das werden irgendwelche Japaner sein. Die wissen doch gar nicht wo wir arbeiten.“

„Dein Wort in Gottes Ohr“, sage ich und drehe mich, immer noch geschockt, um. Bitte, bitte lass Sascha recht haben. Bitte, bitte, bitte. Wie ein Mantra sage ich mir das im Kopf immer wieder vor, bis Sascha wieder rein kommt.

„Zweimal Reh, einmal Zander, einmal Ente und einmal Schweinemedaillons“, diktiert er mir. Oh je, fünf Gerichte. Lass es nicht Wahr sein, bitte, bitte, bitte.

„Und die Gäste bestehen darauf, dass alles von dir zubereitet ist, Sophie“, sagt er, als ich die Bestellung weitergeben will.

„Nein.“

„Doch.“

„Nein.“

„Ich hab sie auch ans andere Ende des Restaurants gesetzt.“

„Oh nein!“

„Doch.“

„Huston, wir haben ein Mega Problem. Die müssen so schnell wie möglich gehen. Sag denen, die Küche bleibt heute kalt. Oder lass dir irgendwas anderes einfallen.“ Verwirrt und leicht desorientiert irre ich durch die Küche.

„Sophie, da kommen wir nicht drum rum. Mach die Gerichte fertig.“
 


 

~Kaoru~
 

Ich habe diese Nacht kaum geschlafen. Meine Gedanken haben mich zu sehr davon abgehalten. Ich werfe einen Blick auf meinen Wecker. Halb neun. Ich habe insgesamt acht Stunden wach gelegen. Ich bin aus einem Traum aufgewacht und konnte dann nicht mehr einschlafen, weil es mich zu sehr beschäftigt hat. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn unsere zwei Wochen hier um sind. Die verrücktesten Ideen sind mir gekommen. Von ‘hierbleiben‘ bis ‘alles hinschmeißen und durchbrennen‘. Aber eine der Ideen gefällt mir und ist zudem auch noch realisierbar. Ich werde sie fragen, ob sie mit mir nach Japan kommt. Die deutsche Küche ist dort sehr begehrt, sie würde bestimmt Arbeit finden, auch wenn es nicht zwingend notwendig ist, dass sie arbeitet, ich habe genug Geld. Es ist zwar verrückt, aber die einzige Möglichkeit, ich sehe keine andere. Und so verrückt das auch klingt, ich will nicht mehr ohne sie sein.

Es ist Zeit für mich auf zu stehen. Ich gehe duschen, ziehe mich an und gehe hinunter zum Frühstück. Meine Kollegen sollten wohl schon alle da sein.

In der Lobby herrscht reges Treiben, während die Flure im Gegensatz dazu fast ausgestorben sind. Als ich den Frühstücksraum betrete, weht mir das Lachen meiner Bandkollegen entgegen. Ich frage mich, worüber die sich so amüsieren. Als ich an den Tisch trete, erfahre ich auch gleich den Grund. Toshi grölt mir entgegen:

„Ey Kao! Wusstest du schon, dass Kyo heute auf dem Boden geschlafen hat?“ Ich frage mich wie dass passiert ist, so muss wohl auch mein Gesichtsausdruck aussehen, denn ohne zu fragen gibt Die mir die Antwort als ich mich setze.

„Shin hat ihn heute Nacht aus dem Bett gekickt.“ Ich muss mir stark ein Grinsen verkneifen, denn als Bandleader sollte man doch mit gutem Beispiel voran gehen. Auch wenn es mir gerade sehr schwer fällt.

„Ja, amüsiert ihr euch ruhig. Würdet ihr diese Rückenschmerzen haben, würdet ihr nicht so lachen“, meckert Kyo.

„Und wie ist das passiert? Gab es Zoff?“, frage ich mit unterdrücktem Grinsen, obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Ich greife mir ein Brötchen und warte auf die Antwort, die aber nicht von Kyo kommt, sondern von Die:

„Shin hat wohl unruhig geschlafen und ihn so nach und nach aus dem Bett geschoben.“

„Warum bist du nicht wieder ins Bett gegangen?“, frage ich, jetzt deutlich grinsend, weil es mir unverständlich ist. Das würde doch jeder so machen, nebenbei beiße ich von meinem Brötchen ab.

„Ich bin nicht aufgewacht“, grummelt Kyo vor sich hin. Die anderen beiden fangen jetzt wieder an zu lachen und Shin legt ihm einen Arm um die Schulter. Ich kann mich auch kaum noch halten, vor Lachen.

„Das war heute Morgen schweinekalt! Die Decke habe ich nämlich nicht mitgenommen.“ Na gut, das passt zu Kyo. Wenn er schläft, dann schläft er, wie ein Stein. Dann bekommt ihn kaum einer wach.

„Anderes Thema, was machen wir heute?“, will Toshi wissen, als er seinen Lachkrampf beruhigt hat. Schlagartig bleibt mir das Lachen im Hals stecken und ich schlucke es wieder hinunter. Meine Gedanken sind wieder bei Sophie. Schade, dass sie heute arbeiten muss.

„Ich würde vorschlagen, wir gehen in die Stadt, sehen uns da ein bisschen um und suchen uns zu Mittag ein nettes Restaurant.

Vielleicht finden wir ja das Restaurant, in dem Sophie arbeitet. Aber das glaube ich nicht, es gibt hier so viele Restaurants. Das wäre schon ein sehr großer Zufall, wenn wir genau das Restaurant finden würden.

„Das ist eine gute Idee“, sagt Shin auf Dies Vorschlag. Toshi grinst leicht, so als sei er mit den Gedanken wo anders. Da kommt mir noch die Frage auf, die ich gestern vergessen habe:

„Was lief da eigentlich gestern mit dir und Miriam?“

„Hmm… meinst du was Bestimmtes?“, fragt er scheinheilig zurück.

„Ja, etwas sehr Bestimmtes und du weißt ganz genau was ich meine.“

„Geiler, hemmungsloser Sex im Busch. Das lief gestern.“

„Im Busch?!“, fragt Shinya entgeistert.

„Naja, nicht im Busch, aber auf der Toilette.“

„Und was ist mit Mizuko?“, frag Shinya, immer noch entgeistert.

„Wer?“, fragt Toshiya sichtlich irritiert. Dann verändert sich sein Gesichtsausruck schlagartig: „Oh.“ Wir gucken ihn alle gespannt an.

„Man, was weiß ich denn. Das ist halt passiert. Ich habe nicht einmal an sie gedacht. Das kann doch mal passieren. Ich mein, sie verbietet mir doch eh alles. Das ist irgendwie ganz komisch. Ich liebe sie, total. Aber auf der andere Seite, diese ständige Kontrolle, das geht mir einfach auf den piss. Da brannte mir gestern-“ Er wird von dem Klingeln seines Handys unterbrochen.

„Moshi moshi? – Oh, hi, Mizuko.“ Er verdreht die Augen, um zu verdeutlichen, was er eben gesagt hat. Normalerweise geht er zum Telefonieren weg, jetzt bleibt er aber sitzen.

„Mir geht es gut, und dir? – Ja, das ist schön. – Ich vermisse dich auch. – Wir sind doch bald wieder zu Hause. – Ja, ich würde auch gerne sofort wieder fliegen, aber die anderen wollen unbedingt noch bleiben. – Ja, das habe ich versucht, aber keine Chance. – Zwei Wochen. – Ähm, was wir gemacht haben? Wir haben am Freitag nach dem Konzert noch zusammen in der Hotelbar gesessen, Samstag das Equipment eingepackt und zum Flieger gebracht und gestern haben wir uns den Dom angeguckt und waren im Zoo. – Wie „und abends“? – Ach so, Samstag waren wir nur im Hotel und gestern durch die Stadt gezogen. – Nein, niemanden. Uns versteht hier doch niemand. – Wie? – Nein,, das habe ich doch nicht gesagt. – Ich will keine anderen Frauen kennenlernen. Ich habe doch dich und ich liebe dich. – Ja. – Ja, wir telefonieren jeden Abend. – Bye.“ Er legt auf.

„Seht ihr, das meine ich. Und gestern hat sich da mein Hirn einfach abgeschaltet. Und ihr könnt sagen was ihr wollt; Miriam ist einfach ein scharfes Häschen.“

„Du solltest dir echt überlegen, was du machst“, meint Shinya dann.

„Ich habe das ernst gemeint, als ich sagte, dass ich Mizuko liebe. Aber dieser Kontrollzwang, das ist nicht zum Aushalten. Ich darf mir ja in ihrem Beisein nicht mal andere Frauen angucken. Das ist doch nicht mehr normal.“ Da hat er schon recht, aber wenn man eine Frau liebt, interessiert man sich doch nicht für andere Frauen? Und man betrügt sie erst Recht nicht. Aber vielleicht, ich meine Toshi ist ein Mann, der schöne Frauen mag und ihnen gerne hinterher schaut. Ich schätze mal, wenn Mizuko ihn nicht so einengen würde, dann hätte er auch gestern nicht über die Stränge geschlagen. Er braucht seine Freiheiten, sonst wird das ganze vermutlich noch reizvoller für ihn, weil es verboten ist. Vielleicht sollte ich dieser Trantüte mal verbieten zu Proben, vielleicht nimmt er es dann ernster. Naja, Mizuko nimmt ihm diese Freiheiten vollkommen.

Der Frühstücksraum wird zusehends leerer. Wir sind auch mit unserem Frühstück fertig.

„Wollen wir dann?“, fragt Die.

„Ja, treffen wir uns gleich in der Lobby?“, fragt Kyo.

„Ja, in 10 Minuten“, sage ich. Durch das Gespräch ist die Zeit ganz schön verflogen. Wir stehen auf und gehen hoch, um unsere Jacken und andere Sachen zu holen.

Aufregende Momente

~Kaoru~
 

Ich bin der erste, der unten in der Lobby eintrifft. Aber wie durch ein Wunder sind alle zur verabredeten Zeit da. Die letzten, die eintrudeln sind Kyo und Shinya. Beide grinsen sich verliebt an.

„Na, noch ne schnelle Nummer?“ Shinya guckt Die entsetzt an.

„Dafür reichen zehn Minuten nicht“, sagt Kyo.

„Wie lang ist denn bei dir eine schnelle Nummer?“, will Die wissen.

„Ach eine schnelle Nummer ist doch langweilig, ich mag‘s eher lang und intensiv“, meint Kyo. Gut, so genau wollte ich das nicht wissen. Das Liebesleben anderer interessiert mich jetzt nicht wirklich. Schon alleine die Vorstellung, die Beiden… Nein das will ich mir jetzt nicht vorstellen.

„Können wir dann jetzt?“, fragt Die mit leicht angewidertem Gesicht. Ihm scheint die Antwort auch nicht gefallen zu haben. Geschieht ihm aber auch recht, wenn er immer solche dummen Sprüche klopfen muss.

Wir gehen aus dem Hotel und laufen einfach immer weiter, ohne zu wissen wohin. Nach ein paar Minuten sind wir in einer Fußgängerzone angekommen. Rechts und links sind diverse Läden, denen ich aber keine Beachtung schenke. Wir schlendern die Straße entlang und jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ach… Sophie. Was macht diese Frau nur aus mir? Wenn ich doch nur wüsste, ob sie mitkommen würde. Dann würde es für mich um einiges leichter sein. Viel einfacher. Kyo bleibt plötzlich stehen:

„Da will ich rein.“

„Was ist das denn?“, fragt Die.

„Da gibt es Tiger und ich will einen haben!“ Schon ist er in dem Laden verschwunden. Shinya und Toshiya gehen ihm hinterher. Die und ich bleiben draußen stehen. Ich zünde mir eine Zigarette an und gucke mir die Leute an, die eilig die Straße hinunter eilen. Da sind schon komische Leute bei.

„Du magst Sophie wirklich, oder?“, fragt Die.

„Ja“, antworte ich ihm abwesend.

„Oh man, du weißt, dass das keine Zukunft haben kann. Ich meine, wir fliegen ja in zwei Wochen nach Hause.“

„Ich weiß.“

„Und dann wird das schier unmöglich sein.“

Ich schaue Die jetzt direkt an: „Ich will sie fragen, ob sie mitkommt.“

„Oh, so schlimm ist es? Das wusste ich nicht. Ich hab eher gehofft, dass sie nur ein heißer Urlaubsflirt ist.“

„Ich weiß nicht, ich muss immer an sie denke, sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich fühle mich komisch, wenn sie nicht da ist.“

„Du liebst sie“, eine einfache Feststellung von Die. Trotzdem schockiert es mich, das von einer außenstehenden Person zu hören.

„Ja.“

„Und das schon nach so kurzer Zeit. Das ist enorm.“

„Das ist mir doch auch unverständlich. Im Moment hoffe ich so sehr, dass sie mitkommt, wenn ich sie frage.“ Er legt mir eine Hand auf die Schulter:

„Wenn es so sein soll, dann gibt es einen Weg. Glaub mir.“

„Hoch philosophisch, Daisuke.“ So ein Geschwafel kann ich im Moment nicht gebrauchen.

„Da sind wir wieder“, ruft Kyo, als er den Laden verlässt. Die und ich drehen uns um.

„Was hast du da gekauft? Der Karton ist ja fast so groß wie du!“, lacht Die.

„Eine Tigerfigur.“

„Und das willst du die ganze Zeit mit dir rumschleppen?“, frage ich.

„Nein, ich wollte das schnell ins Hotel bringen.“

„Dann mach schnell, wir warten hier“, sagt Shin zu Kyo.

„Ja, ja.“ Er trabt los in Richtung Hotel. Ich hoffe er findet dahin. Aber wir sind ja eigentlich nur geradeaus gegangen. Wir bleiben hier stehen und hören uns einen Straßenmusiker an, der sich gegenüber von uns niedergelassen hat.

Kurze Zeit später kommt Kyo die Straße entlang gelaufen.

„Das ging aber schnell“, stellt Die fest.

„Ich habe mich extra beeilt, damit wir schnell weiter können." Das kennt man gar nicht von ihm. Normalerweise ist er einer der langsamsten. Er schläft fast schon im Gehen ein. Wir gehen weiter und gucken uns die Altstadt an. Die Gebäude sehen sehr schön und gut erhalten aus.

So langsam bekomme ich wieder Hunger. Während wir weiter gehen und Toshi und Die rumalbern, halte ich nach einem schönen Restaurant Ausschau. Die beiden spielen sich auf wie Touristen. Ich meine nicht, dass wir das nicht wären, aber sie müssen dem Klischee ja nicht recht geben.

„Da! Boahh…“, ruft Toshi und zeigt Die mit dem Finger etwas.

„Wooow“, ruft Die begeistert aus.

Kyo verdreht die Augen und die beiden fangen an zu lachen. Das geht noch einige Zeit so weiter, bis Shinya uns auf etwas aufmerksam macht: „Guckt mal, da ist ein Restaurant, das sieht doch ganz nett aus, oder was meint ihr?“ Er zeigt mit dem Finger auf ein Gebäude, ein Stück in die Seitenstraße rein. Ja, von hier sieht das ganz nett aus, da hat Shinya Recht.

„Ja, ich hab Hunger“, sagt Die. Und wie auf Bestätigung höre ich seinen Magen knurren. Also schlagen wir die Richtung zu dem Restaurant ein. Dafür, dass es in einer Seitenstraße und daher etwas abgelegen ist sieht es sehr gut besucht aus. Es ist auch größer, als es auf den ersten Blick aussieht und es hat Stil. Plötzlich muss ich wieder an Sophie denken. Sie arbeitet in einem Restaurant. Aber bestimmt nicht hier. Der Zufall wäre einfach zu groß.

Beim Betreten weht und leichte, ruhige Musik entgegen. Ein sehr schönes Ambiente. Eine Kellnerin kommt auf uns zu und scheint und zu begrüßen, es klingt so ähnlich wie ‘hallo‘ auf Englisch. Aber nur so ähnlich.

„Hello“, sagt Shinya.

„Ich bin mal gespannt, ob wir hier das zu essen bekommen, was wir wollen, denn mit der Karte dürfte das schwierig werden“, sagt Die zu mir.

„Wir bekommen das schon irgendwie hin“, antworte ich ihm.

„Oh, are you from Japan?“, fragt die Kellnerin.

„Yes“, beantworte ich ihre Frage.

„Wait a second“, meint sie und verschwindet durch eine Flügeltür. Vermutlich in die Küche. Kurze Zeit später kommt sie wieder, geht hinter die Theke und nickt uns zu. Das verstehe ich jetzt nicht. Sollen wir wieder gehen? Ich sehe wieder zu der Flügeltür, sie geht wieder auf und ein junger Mann kommt raus. Moment! Das ist Sascha! Ja, das ist er, dann heißt das ja…! Meine Kollegen haben ihn auch erkannt und grinsen mich an. Die stößt mich mit dem Ellenbogen in die Seite. Mein ganzer Körper kribbelt und ich freue mich wie ein Schneekönig. Ich werde Sophie heute doch noch sehen. Und da sind wir durch Zufall doch noch auf das Restaurant gestoßen, in dem sie arbeitet. Das ist schon fast Schicksal. Da fällt mir Dies Satz wieder ein: „Wenn es so sein soll, dann gibt es einen Weg.“

Sascha kommt nicht zu uns, er scheint und noch nicht gesehen zu haben. Er geht hinter die Theke und spricht mit der Kellnerin. Sie zeigt auf uns und Sascha schaut her. Er sieht leicht entsetzt und geschockt aus. Die Kellnerin fragt ihn etwas, er antwortet und kommt zu uns. Sie scheint sehr erstaunt zu sein.

„Hi“, sagt Sascha.

„Was für ein Zufall“, antwortet Die. Sascha zieht nur eine Augenbraue hoch und zeigt uns einen Tisch, am anderen Ende des Raumes.

„Alle anderen Tische sind reserviert.“ Er geht wieder weg und kommt mit den Speisekarten wieder. „Schafft ihr das alleine, oder muss ich euch das übersetzten?“, fragt er.

„Was ist denn mit dir los?“, fragt Die erstaunt.

„Es ist nicht gut, dass ihr heute hier seid. Wir haben euch doch gesagt, dass ihr nicht her kommen sollt. Wir haben dadurch jetzt ein großes Problem“, antwortet er.

„Oh, das tut uns Leid, wir können auch wieder gehen“, meint Shinya. Ich will aber nicht wieder gehen. Jetzt haben wir dieses Restaurant gefunden und sollen wieder die Biege machen? Das will ich nicht.

„Nein, braucht ihr nicht, da müssen wir jetzt durch“, sagt Sascha mit einem Seufzen.

„Wir sind durch Zufall an diesem Restaurant vorbei gekommen. Das war keine Absicht“, sage ich zu ihm.

„Ist doch in Ordnung“, grinst er und fragt: „Was darf ich euch nun bringen?“

„Was gibt es hier denn?“, fragt Kyo.

Sascha übersetzt uns die Karte und wir legen uns fest.

„Aber wenn wir schon mal hier sind, kann Sophie unser Essen ja auch machen, oder nicht? Dann kann sie ihr Versprechen einlösten“, grinst Die schelmisch.

„Ich werde es ihr ausrichten“, sagt Sacha und geht in die Küche.

„Ich frage mich, warum die ein Problem damit haben, dass wir jetzt hier sind?“, fragt Toshi.

„Keine Ahnung, aber vielleicht erfahren wir das noch“, sage ich zu ihm. Ich bin echt froh, dass wir dieses Restaurant gefunden haben. Vielleicht kommt sie ja nachher noch einmal zu uns.
 

~Sophie~
 

„Sascha! Die Essen für Tisch 24 sind fertig!“, rufe ich ihm quer durch die Küche zu.

„Sophie, machst du mir die Kräutersoße?“, fragt mich ein Kollege.

„Ja, wann muss die fertig sein?“

„5 Minuten.“ Ich stelle die Essen für Sascha bereit und kümmere mich um die Kräutersoße.

Sascha kommt wieder in die Küche und zu mir: „Sie sind versorgt, wie geht’s jetzt weiter?“

„DU wolltest sie hier doch nicht weg schicken!“

„Ja und?“

„Sascha, warum muss ich mir immer was einfallen lassen?“, meckere ich. Im gleichen Atemzug rufe ich in die andere Richtung: „Kräutersoße Ist in zwei Minuten fertig!“

„Du weißt doch immer was zu tun ist.“

„Jetzt aber nicht, du siehst doch, ich habe zu tun! Die Küche brennt und ich muss schon für den Saucier einspringen, weil er nicht alles alleine schafft, Das ist das Mittagsgeschäft!“, dabei fuchtel ich ihm mit dem Kochlöffel vor der Nase rum.

„Kannst du dir nicht nebenbei was einfallen lassen?“

„Ich habe den Kopf voller Kräutersoße und Ente, Ich habe keine Zeit zum denken, Sascha! Sieh einfach zu, dass die Anderen sie nicht sehen.

„Ok, ich versuche es, machst du gleich kurz Pause?“

„Kräutersoße!“, rufe ich Mein Kollege kommt mit dem fertigen Gericht zu mir und ich gebe die Kräutersoße darüber: „Ja, wenn nicht mehr so viel los ist.“ Sascha verschwindet mit dem Gericht nach draußen. Der Stress geht noch einige Zeit so weiter und das lenkt mich stark von meinen eigenen Gedanken ab, trotzdem bleibt die Anspannung. Nachdem ich noch einige Essen zubereitet habe werden die Bestellungen weniger.

„Schafft ihr den Rest alleine?“, frage ich.

„Ja.“ Das ist gut, dann kann ich mich jetzt meinem nächsten Problem widmen. Ich binde mir die Schürze ab und gehe zu Daniel und Konsorten.

„Na, Pause?“, fragt Daniel mich und steht zur Begrüßung auf.

„Ja, es ist jetzt ein bisschen Ruhiger“, antworte ich ihm.

„Und, vom Wochenende gut erholt?“, fragt er.

„Ja, hat Miri noch nichts erzählt?“

„Nein, hab ich noch nicht, wir haben auf dich gewartet“, grinst sie mich an.

„Sophie?“, fragend kommt Sascha rein.

„Ja?“

„Hier bist du. Einige Gäste wollen mit dem Koch sprechen, der ihr Essen zubereitet hat.“

„Die ganze Belegschaft?!“, frage ich ungläubig.

„Nein, nur dich.“

„Ich bin kein Küchenchef“, antworte ich ihm.

„Aber du hast die Gerichte komplett zubereitet. Es sind die speziellen Gäste. Und du kennst Tanja. Wenn die Gäste den Koch kennenlernen wollen, dann muss der Koch sich vorstellen.“

„Das macht der Küchenchef stellvertretend.“ Man, hat Sascha denen nicht gesagt, dass sie so wenig aufsehen wie möglich erregen sollen?

„Da gibt‘s dann aber ein Sprachproblem und das machst dann immer du.“ Man, die sollen einfach nur die Füße still halten, was erzählen wir den Anderen denn dann, wenn die das mitbekommen? Die Situation wird mir zu brenzlig. Warum hat Sascha denen nicht gesagt, dass ich nicht zu sprechen bin?

„Sophie?“, fragt Daniel.

„Hä?“, werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Warum bist du so geschockt, dass die Gäste dich sprechen wollen? Du kochst immerhin exzellent.“

„Nichts“, sage ich und stehe auf um dorthin zu gehen.

Das fünfte Element

~Sophie~
 

Muss das denn jetzt sein? Jetzt werden die doch erst recht darauf aufmerksam. Ich sehe sie dahinten schon sitzen und sie gucken mich alle erwartungsvoll an. Das kann es doch nicht sein. Ich hoffe Sascha kann die anderen davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist.

„Hi“, sagt Toshi, als ich an den Tisch komme.

„Hat’s geschmeckt?“, frage ich daraufhin.

„War sehr lecker, du kannst echt gut kochen“, grinst Die mich an.

„Das ist schön“, sage ich und will mich umdrehen, um wieder zu gehen. Aber Kaoru hält mich am Arm zurück: „Wann hast du Feierabend?“

„Heute Abend, nach sieben.“

„Ich würde dich heute gerne sehen“, offenbart er mir.

„Du siehst mich doch jetzt“, gebe ich zurück. Ich will so schnell wie möglich hier weg, aber Kaoru hält mich immer noch fest.

„Du arbeitest aber.“ Darauf sage ich nichts.

„Tut mir Leid. Wir hätten uns ein anderes Restaurant suchen sollen, als wir gesehen haben, dass Sascha hier arbeitet“, entschuldigt er sich leicht bedrückt bei mir.

„Nein, ist schon in Ordnung“, versuche ich ihn zu besänftigen. Ich kann jetzt nicht auch noch einen enttäuschten Kaoru gebrauchen: „Es passt nur im Moment nicht so gut, weil gerade Freunde da sind, die fragen was wir am Wochenende gemacht haben.“

„Oh, sie kennen uns, richtig?“, fragt Die.

„Ja“, antworte ich darauf schlicht.

„Dann darf ich dich jetzt nicht küssen?“, fragt Kaoru grinsend.

„Nein“, sage ich: „Ich schicke euch gleich Sascha vorbei, damit ihm bezahlen könnt.“ Kaoru sieht mich fragend an und will wissen, ob wir uns heute Abend noch sehen. Darauf antworte ich, dass wir zum Hotel kommen.

„Wann?“

„Halb acht?“, frage ich zurück.

„Gut, ich freue mich“, Kaoru nimmt meine Hand - ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sie zwischenzeitlich losgelassen hatte - und haucht mir einen Kuss auf den Handrücken. Ich nicke allen einmal zu und verschwinde dann Richtung Küche.

Oh nein, ich sehe, wie Daniel hinter den Vorhang her in meine Richtung lugt. Kann das wahr sein? Warum muss das immer mir passieren? Sophie, nicht darüber nachdenken. Das macht dich nur verrückt. Warte erst mal ab, was Daniel sagt.

Langsam und mit vorsichtigen Schritten gehe ich zu Daniel

„Sind das Diru?!“, fragt er ungläubig und lugt an mir vorbei zu den Tisch.

„Ja, das sind sie“, sage ich und versuche so zu klingen, als hätte ich sie heute zum ersten Mal gesehen. Scheint mir aber nicht zu gelingen, Sascha verzieht gequält das Gesicht. Daniel scheint das aber nicht mitbekommen zu haben: „Wow! Du hast deren Essen gekocht! Was haben sie gesagt? Hast du sie verstanden? Wie war es mit denen zu sprechen? W-“

„DIRU? WO?!“, ruft Sarah von hinten und stürmt zu Daniel und mir. Der Rest kommt auch neugierig zu uns und guckt zu dem Tisch. Von allen kommen begeisterte Ausrufe, bis Sarah sagt: „Ich geh da jetzt hin, ich will ein Autogramm.“

Jetzt bricht hier das große Chaos aus. Alle laufen durcheinander und wollen an mir vorbei, weil ich im Weg stehe. Sascha und Miriam versuchen auch, die drei zurück zu halten.

„Leute, beruhigt euch mal und setzt euch erst wieder hin. Ich muss dafür sorgen, dass ihr die anderen Gäste nicht belästigt.“, weist Sascha sie zurecht.

„Das ist jetzt nicht dein ernst?! Die sitzen da und wir sollen die Füße still halten?!“, empört Daniel sich und guckt Sascha geschockt an.

„Du konntest ja auch schon mit ihnen reden!“, meckert Sarah.

„Das ist ja auch sein Job“, mischt Miriam sich jetzt ein.

„Ich versteh gar nicht, wie DU da so ruhig sein kannst, Miri. Da sitzen Diru fünfzehn Meter von uns entfernt! Das ist die Gelegenheit!“, Paul ist begeistert, man hört aber auch das Unverständnis über Miriams Reaktion heraus.

„Setzt euch jetzt! Im Gegensatz zu euch bin ich nicht so sensationsgeil.“

„Willst du nicht zu deinem Toshiya?“, fragt Sarah.

Miriam entgleisen die Gesichtszüge: „Bitte?!“

„Ja, du stehst doch voll auf ihn“, meint Daniel.

„ja, aber das ist doch nicht mein Toshiya.“

„Wenn du könntest würdest du doch sofort mit ihm in die Kiste springen!“ Das ist das erste Mal, dass ich sehe, dass Miriam bei diesem Thema rot wird. Ich muss grinsen, zum einen über Miriam, zum Anderen über die Tatsache, dass Daniel nicht weiß, wie recht er doch hat. Wenn die drei das nur wüssten! Wir setzen uns jetzt alle wieder hin und Daniel, Paul und Sarah sehen sehr beleidigt aus.

„Warum seid ihr so erpicht darauf, dass wir da nicht hin gehen?“, fragt Paul, um Fassung bemüht.

„Naja, das ist hier ein Restaurant, die Gäste wollen in Ruhe essen und außerdem wollen die bestimmt auch mal eine ruhige Minute haben. Da könnt ihr sie hier nicht einfach so belästigen“, sage ich.

„Jetzt haben wir schon mal die Chance und dann sowas…“, meint Sarah.

„Versetz dich doch mal in ihre Lage, du willst dann auch mal deine Ruhe beim Essen haben, oder?“, fragt Miriam.

„Ja… Schon… Aber trotzdem!“, sagt Daniel, immer noch beleidigt.

„Ich hole euch Autogramme, wenn ich sie abkassiere, ok?“, fragt Sascha besänftigend.

„Das ist doch nicht dasselbe!“

Ich schließe diese leidige Diskussion indem ich sage: „So, oder gar nicht.“ Daniel, Paul und Sarah sind jetzt so beleidigt, dass sie gar nichts mehr sagen.

„Und, was habt ihr Freitag noch gemacht?“, will Daniel dann doch noch wissen. Die Neugierde ist halt immer stärker. Sascha, Miriam und ich gucken uns an.

„Naja, als wir da vom Platz runter sind, sind wir noch zu Tom in die Kneipe gegangen. Wir haben da noch bis drei Uhr gesessen.“

„Bis drei? Was habt ihr denn so lange gemacht?“, fragt Sarah.

„Naja,.. wir wollten nicht früher gehen“, antwortet Miriam ausweichend. Die drei gucken uns leicht misstrauisch an.

„Man, sie wissen es doch schon fast, jedenfalls können sie es sich denken“, Sascha schaut Miriam und mich an. Miriam nickt zögerlich. Ich versuche nicht zu reagieren.

„Also, kurz nachdem wir da angekommen sind ging die Tür auf und Diru sind rein spaziert.

Paul, Sarah und Daniel fallen die Augen aus dem Kopf.

„Habt ihr mit denen geredet?“, aufgeregt hüpft Sarah auf ihrem Platz hin und her.

„Deswegen seid ihr auch so gelassen!“, stellt Daniel mit empörter Belustigung fest.

„Ja, deswegen sind wir so gelassen und nein, wir haben nicht mit ihnen gesprochen“, antworte ich kurz und bündig und etwas brastig.

„Man, warum passiert mir so etwas nie?“, meint Daniel enttäuscht: „Habt ihr euch wenigstens ein Autogramm geholt?“

„Nein, haben wir nicht.“

„Ihr seid echt unmöglich…!“

„Habt ihr die denn nochmal irgendwo gesehen?“

„Außer auf dem Konzert und hier? Nein.“

„Ich bin total überrascht, dass ihr so ruhig sein konntet, vor allem du, Miri.“

„Wenn man denen plötzlich gegenüber steht, ist das so. Wir konnten das einfach nicht glauben, jetzt weiß ich, wie eine Salzsäule sich fühlt. Ich meine, wir würdest du reagieren, wenn du denen gegenüber stehen würdest?“

„Ihr lasst es uns ja nicht ausprobieren!!“

„Nicht hier im Restaurant!“, gehe ich resolut dazwischen.
 

Sechs Stunden später ziehe ich mir die Schürze aus. Endlich Feierabend. Das war ein sehr anstrengender Tag. Und jetzt haben wir Daniel doch noch mehr erzählt, als wir wollten. Eigentlich wollten wir die Geschichte komplett für uns behalten. Morgen weiß es die halbe Welt, nicht umsonst ist Sarah unsere persönliche Klatschreporterin. Und sie ist wirklich Journalistin, sie weiß, wie sie an Antworten kommt. Ich habe immer gedacht, wir wären inzwischen Immun dagegen. Aber da habe ich falsch gedacht. Die drei wollten jede Einzelheit von Freitagabend wissen, wir hatten da so unsere Mühe uns nicht zu versprechen. Das war schwierig, da wir ja vorher nichts abgesprochen hatten. Aber ich glaube, wir haben das ganz gut gemeistert.

„Sophie, kommst du mal?“, ruft Tanja mich und ich gehe zu ihr.

„Du scheinst immer noch sehr angespannt zu sein. Ich dachte, das freie Wochenende würde dich mal entspannen lassen.“

„Ja, mein Wochenende war recht turbulent.“

„Ich möchte, dass du dir Urlaub nimmst. DU hast noch drei Wochen Resturlaub aus den vorigen Jahren.“

„Nein, ich brauche keinen Urlaub.“ Die Arbeit ist das einzige, was mich im Moment von meinen Gedanken ablenken kann. Wenn ich jetzt Urlaub habe, wird das noch schlimmer.

„Nein, du nimmst dir jetzt Urlaub. Du brauchst einfach Entspannung. Fahr irgendwo hin und nimm dir Zeit für dich.“

„Aber Tanja, ich-“

„Nein, dich muss man einfach dazu zwingen, freiwillig nimmst du dir ja keinen Urlaub. Du bist so angespannt und ruhelos. Ich will dich erst übernächsten Montag wiedersehen. Das sind zwei Wochen. Nutze sie.“ Da komme ich nicht gehen an. Ich gebe mich resignierend geschlagen. Tanja wünscht mir einen schönen Urlaub und dann verlasse ich schlecht gelaunt und zickig das Restaurant. Sascha steht vor der Tür und wartet auf mich.

„Was war los?“ Er scheint mitbekommen zu haben, dass Tanja mich zu sich gerufen hat.

„Ich habe Zwangsurlaub bekommen“, polter ich auch schon los. Irgendwie muss ich den Frust ja raus lassen.

„Warum nimmst du dir auch nicht selber mal Urlaub?“

„Hatte ich doch am Wochenende.“

„Das war kein Urlaub.“

„Außerdem arbeite ich gerne, das macht mich glücklich“, trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust.

„Trotzdem brauchst du mal Zeit für dich, du hast einen Vollzeitjob.“

„Aber nicht jetzt!“

„Doch, gerade jetzt“, sagt er und grinst mich an: „Los, wir holen Miri ab.“ Ich nicke ihm zu und wir gehen zum Bahnhof. Wir müssen drei Stationen fahren, bis wir bei Miri sind. Sascha und ich sitzen schweigend nebeneinander. Ich frage mich, wie ich meine zwei Wochen Zwangsurlaub verbringen kann. Vielleicht sollte ich doch weg fahren. Andere Luft könnte mir gut tun. Vielleicht in die Berge, oder an die See. Aber ich glaube, dass Sascha mich dann umbringen wird. Und Miri auch, wenn ich sie jetzt alleine lasse. Aber hier bleiben und nichts tun? Das will ich irgendwie nicht. Vielleicht sollte ich nochmal mit Tanja sprechen. Sie kann mir das nicht einfach aufzwingen. Ich werde noch mal mit Tanja sprechen!

„Was mache ich denn jetzt, Sascha?“, frage ich ihn verzweifelt.

„Das Leben genießen?“, grinst er mich schelmisch an.

„Nein, das ist im Moment viel zu gefährlich.“

„Wieso gefährlich?“ Jetzt, wo ich das ausgesprochen habe, wird mir klar, was ich damit meine. Und ich weiß dass es stimmt. Ich habe Angst, dass mir etwas passiert, wenn sie weg sind. Ich weiß nicht, wie ich dann reagieren werde. Ich habe das ganze einfach zu nah an mich heran gelassen. Ich will nicht, dass es weh tut. Aber das tut es jetzt schon, wenn ich nur daran denke. Ich hätte meine Kamera vergessen und nicht mehr hin gehen sollen. Schöner Abend und danke. So hätte ich das machen sollen. Und jetzt habe ich den Salat. Ich habe panische Angst vor dem Tag, an dem sie wieder abreisen. Mir wird ganz schlecht von diesen Gedanken. Und mir ist ganz schwindelig. Wir stehen auf, weil unser Zug angesagt wird.

„Ich glaube ich fahre nach Hause. Mir geht es nicht so gut.“

„Was ist denn- Spohie! Du bist ja ganz blass!“

„Mir ist schlecht und irgendwie schwindelig.“ Wie zur Bestätigung komme ich ins Schwanken und Sascha muss mich stützen, damit ich nicht umfalle.

„Sollen wir absagen?“

„Geht ihr ruhig hin. Miriam braucht doch ihren Spaß.“

„Ich bringe dich aber erst noch nach Hause.“

„Nein, ich schaffe das alleine. Fahr du zu Miriam.“

„Bist du sicher?“

„Ja, da kommt auch dein Zug. Meiner kommt in zwei Minuten.“

„Na gut, ruf mich an, wenn irgendwas ist.“

„Ja, mache ich.“ Er umarmt mich einmal und springt dann in den Zug. Ich setzte mich wieder auf die Bank und schließe die Augen. Mache sie aber schnell wieder auf. Kaorus Augen kann ich vor meinem inneren Auge jetzt nicht gebrauchen. Ich hoffe er ist nicht zu sehr enttäuscht, wenn ich nicht mit komme. Ich merke, wie mein Kreislauf sich wieder etwas stabilisiert, das Schwindelgefühl verflüchtigt sich langsam. Die Übelkeit bleibt aber. Mein Zug kommt auch schon eingefahren. Ich stehe langsam auf, damit mir nicht wieder schwarz vor den Augen wird. Langsam gehe ich zu den Türen des Wagons.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragt mich ein Passant.

„Ja, alles ok“, sage ich und lächle ihm zu, danach verschwinde ich im Zug. Ich suche mir einen freien Platz. Aus dem Fenster schauend hänge ich wieder meinen eigenen Gedanken nach. Warum passiert mir so etwas? Warum ich? Und so weiter. Das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Aber andererseits auch wieder schon. Mein Leben gleicht zu Zeit einer riesigen Erdbeertorte. Sie schmeckt total gut, hat aber unendlich viele Kalorien, die man nicht haben will, aber wenn man sie nicht anfassen darf, ist man auch nicht zufrieden. Ich bin die Erdbeere mitten auf der Torte, Kaoru das Messer, das die Torte schneidet. Wenn das Messer weg ist, ist die Erdbeere auch kaputt. Das ist doch zum verzweifeln. Ich komme mit meinen Gedanken einfach nicht weiter. Wie komme ich auf eine Erdbeere? Und; wieso vergleiche ich mich mit einer Erdbeere?! Meine Gedanken sind so konfus… Auf eine Kerze kann man mein momentanes Leben auch beziehen. Die Flamme einer Kerze erlischt, wenn das Wachs weg ist. Kaoru ist das Wachs und ich die Flamme. Ich fühle mich so wohl und geborgen, wenn ich mit ihm zusammen bin. Dieses Gefühl hatte ich noch bei keinem anderen Mann. Klar habe ich mich bei anderen auch wohl gefühlt, aber nicht so wie jetzt, das ist ganz anders. Ich bin ganz verwirrt von meinen irren Vergleichen, die ich angestellt habe. In mir keimt ein Neuer hoch, von einem Hurrikane und einem Haus- nein! Nicht weiter denken. Das wird immer verrückter. So ist die Liebe. Ich merke, dass ich mit dem Gedanken langsam klar komme. Ich bin in ihn verliebt, und wie… Die Liebe…sie gibt Licht, wenn alles ganz finster ist. Sie ist wie die Erde, Nahrung für Seele und Herz. Sie ist wie das Wasser, spült immer wieder neue Wogen aus Glück, Vertrauen und Hingabe an Land. Sie ist wie das Feuer, lodert immer wieder hoch, gibt aber auch Schutz und Wärme. Und sie ist wie die Luft, fegt durch die Gedanken und hinterlässt ein ungeordnetes Chaos. Womit wir wieder beim Thema wären. Aber eigentlich kratzt dieser Vergleich nur an der Oberfläche. Und eigentlich passt es auch gerade nicht… sie gibt kein Licht, sie verdunkelt alles. Sie ist keine Nahrung, mein Herz und meine Seele sind Nahrung für sie. Ich bin eher unglücklich als glücklich, weil ich weiß, dass es nicht von Dauer sein kann. Na gut, Schutz und Wärme vielleicht ein bisschen und gnadenlos verwirrt bin ich auch. Aber eigentlich ist die Liebe doch das fünfte Element… Sie ist existentiell. Der Mensch braucht sie zum Leben. Egal ob es die Liebe zur Familie ist, die Liebe zum Kuscheltier, die Liebe zum ersten Haustier, die Liebe zum Beruf, die Liebe zur Natur oder die Liebe zum Partner. Irgendeine Liebe trägt man immer mit sich herum. Sie ist immer da. Und deswegen glaube ich an die Liebe als fünftes Element. Trotzdem… es ist nicht gut. Egal in welcher Hinsicht und Bedeutung. Meine Station wird angesagt und ich stehe schon auf, um den Zug so schnell wie möglich zu verlassen.

Willst du mit mir gehen?

~Kaoru~
 

Wir haben uns noch einen Teil der Stadt angesehen, bevor wir gegen Abend wieder ins Hotel zurück gegangen sind. Alle müssen sich noch etwas frisch machen, bevor der Besuch da ist. Und jetzt, so alleine im Bad vor dem Spiegel, haben meine Gedanken unendlich viel Platz sich wieder zu entfalten. Ich bin nervös. Heute will ich mit ihr reden. Ich möchte wissen, was sie in mir sieht. Und wenn ich das weiß, will ich sie fragen, ob sie mit nach Japan kommt. Ich habe aber enorme Angst vor ihrer Antwort; was ist, wenn es ihr nicht so geht wie mir? Was ist, wenn sie ablehnt? Ich sollte mir einen guten Whiskey in Reichweite stellen. Durch ein Klopfen an meiner Tür werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Die grinst mich an, als ich die Tür geöffnet habe.

„Ich dachte mir, du könntest etwas Ablenkung gebrauchen, bis es soweit ist.“

„Bis was soweit ist?“, frage ich irritiert und trete einen Schritt zur Seite, um Die ins Zimmer zu lassen.

„Na, bis Sophie hier ist.“

Ich verdrehe die Augen, weiß aber trotzdem, dass er Recht hat. Alleine hätte ich mich nur verrückt gemacht: „Was trinken?“

„Klar, hast du noch Bier in der Minibar?“ Ohne eine Antwort abzuwarten geht er zu der Minibar und holt zwei Flaschen Bier raus. Nachdem er sie geöffnet hat, gibt er mir eine: „Campai.“

„Campai“, murmel ich und nehme einen großen Schluck.

„So und jetzt erzähl mal, wann willst du sie fragen?“ Er setzt sich auf das Sofa und blickt mich interessiert an.

„Ich dachte du wolltest mich davon ablenken“, sage ich, setzte mich aber auch auf das Sofa. Mit einer wegwerfenden Handbewegung fegt er mein Argument vom Tisch und sieht mich erwartend an. Stöhnend gebe ich mich geschlagen: „Nachher.“

Vor Überraschung reißt Die die Augen weit auf: „Meinst du nicht, das ist ein bisschen früh.“

„Ja, ich weiß, aber ich muss es jetzt wissen.“

„Da ist aber die Chance, dass sie ablehnt viel höher. Ich würde sie das fragen, kurz bevor wir abreisen.“

„Das ist doch viel zu kurzfristig.“

„Kami, sie kann auch hinterher kommen.“ Das habe ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Aber Die hat Recht. Sie kann auch hinterher kommen. Wir fliegen und sie kommt ein oder zwei Wochen später nach. Dann hat sie auch genug Zeit sich um alles zu kümmern und sich zu verabschieden. Aber sie ist ja auch nicht aus der Welt, sie kann ihre Freunde hier ja immer mal wieder Besuchen. „Aber ist die Chance, dass sie Ja sagt, wenn ich sie später frage, so viel höher?“

„Das kommt drauf an, was sie jetzt empfindet und was sie in knapp zwei Wochen empfinden könnte. Wenn du für sie nur eine spaßige Abwechslung bist, dann wird sich daran vermutlich nicht viel ändern. Wenn es aber anders ist, kann sich noch viel ändern.“ Das hilft mir jetzt nicht viel weiter.

„Wenn es für sie aber anders ist, und sie sich nicht sicher ist, dann ist es doch auch nicht sicher, dass sie heute Nein sagen wird. Oder?“

„Richtig, sie könnte dich dann um Bedenkzeit bitten.“

„Dann steht mein Entschluss fest, ich frage sie heute.“ Dann habe ich wenigstens die Gewissheit, ob ich nur eine Abwechslung bin, oder nicht.

Die wirft einen Blick auf seine Uhr: „Wir sollten die anderen holen und dann nach unten gehen. Es ist gleich halb acht.“ Ich schaue auch auf die Uhr, nur um dasselbe festzustellen wie Die. Schnell trinken wir unser Bier aus und holen dann die anderen ab.
 

In der Lobby ist es ruhiger als die anderen Tage. Oder kommt mir das so vor, weil ich nahezu alle Nebengeräusche in meinem Kopf ausgeschaltet habe? Hier herrscht reges Treiben, aber alles scheint leiser als sonst. Wir steuern eine Sitzgruppe an, als Sascha und Miriam in die Lobby treten. Die beiden kommen auf uns zu. Aber wo ist Sophie? Suchend schaue ich zur Tür, aber sie kommt nicht rein. Verwirrt gucke ich Sascha und Miriam an.

„Hi“, begrüßen sie uns. Auch wir begrüßen sie.

„Ich soll Sophie entschuldigen, ihr geht es nicht so gut. Sie hat irgendwas mit dem Magen.“

„Aber es ist doch nichts schlimmes?“ frage ich besorgt.

„Nein, sie brauch nur etwas Ruhe. Der Tag heute ist ihr wohl nicht gut bekommen.“

„Das tut mir Leid. Wir hätten doch nicht dort bleiben sollen“, sage ich und sehe wie meine Kollegen zustimmend nicken. Jetzt ist es meine Schuld, dass sie krank wird. Ich war froh, dass wir ihr Restaurant gefunden hatten. Aber dass es ihr so zusetzt hätte ich nicht gedacht. Vielleicht ist es doch besser wenn sich sie nicht frage und sie jetzt vergesse. Jetzt wäre dazu die passende Gelegenheit. Doch dazu bin ich viel zu egoistisch, stelle ich nach einigem hin und her meiner Gedanken fest. Hoffentlich geht es ihr morgen wieder besser.

„Los, wir gehen in die Bar“, sagt Die.

In der Bar suchen wir uns einen Tisch und bestellen uns etwas zu trinken.

„Habt ihr euch heute noch viel in der Stadt angeguckt?“, fragt Sascha.

„Nein, wir waren nur in der Stadt und haben durch die Läden geguckt“, antwortet Toshiya.

„Und, fündig geworden?“, fragt Miriam.

„Nicht wirklich, nur Kyo, der hat sich eine Tigerfigur gekauft.“

„Sollen wir euch in den nächsten Tagen noch ein paar Ecken der Stadt zeigen?“, fragt Miriam gezielt an Toshiya.

„Gerne“, antwortet der Bassist und grinst Miriam an. Sascha und Miriam erzählen uns noch ein bisschen über die Stadt und legen dann einen Plan für den morgigen Nachmittag fest. Sie zeigen uns die noch erhaltenen Stadtmauern, dann geht es zum Heinzelmännchenbrunnen und in das Brauhaus, das dort in der Nähe ist. Danach, so sind sie der Meinung, könne man mit uns nichts mehr anfangen. Aber das sehen wir dann. Ich freue mich auf morgen. Dann ist Sophie wieder dabei. Vorausgesetzt, es geht ihr besser. Sophie fehlt mir. Ich sitze hier mit ihren Freunden, lache und habe Spaß. Aber sie fehlt, überall. Dadurch trübt sich meine Laune ein bisschen.

„Du bist enttäuscht, oder?“, fragt Die mich leise, aber nicht leise genug, denn ich stelle fest, dass Sascha das mitbekommen hat.

„Nein, warum?“, frage ich zurück.

„Weil Sophie nicht hier ist?“

„Nein, ihre Gesundheit geht definitiv vor.“, sage ich und sehe Sascha dabei an.

„Ich denke es geht ihr schon wieder besser“, sagt dieser. Hätte er mich nicht in dem Glauben lassen können, dass es ihr nicht gut geht?

„Wenn du willst zeig ich dir wo sie wohnt“, fügt er noch hinzu. Ich soll sie in ihrer Wohnung besuchen? Nein, das kann ich nicht, wenn es ihr gut geht und sie trotzdem nicht hier ist, hat das schon seinen Grund. Ich will nicht zu aufdringlich sein.

„Ich glaube sie könnte etwas Gesellschaft gut gebrauchen.“

„Das ist eine super Idee“, sagt Die, als ich noch immer nicht antworte. Ich schaue ihn entsetzt an. Der Gitarrist grinst mich an: „Du kannst auch Gesellschaft gebrauchen.“

„Ich habe hier doch Gesellschaft.“

„Naja, aber jemand ganz bestimmtes fehlt. Wäre echt nett von dir, wenn du ihm zeigen könntest, wo sie wohnt“, sagt Die an Sascha gewandt.

„Die, ich glaube nicht, dass ich einen Fürsprecher brauche.“

„Allein bekommst du es ja nicht hin, wie man sieht.“ Ich sehe wie Sascha anfängt zu grinsen. Schnell sage ich zu ihm: „Ja, wäre nett.“

„Gut, ich trinke noch aus und dann geht es los“, sagt er und prostet mir zu. Als ich mein Glas in die Hand nehme fällt mir auf, dass ich noch keinen einzigen Schluck getrunken habe.

„Ich gehe nach oben. Ich brauche schlaf, wenn wir morgen so viel machen wollen“, sagt Shinya und steht auf: „Bis morgen dann. Gute Nacht.“

„Warte, ich bin auch müde, wir können zusammen hoch fahren“, sagt Kyo und trinkt sein Glas aus.

Hätte er nicht fünf Minuten warten können? Wenn das publik wird, dann haben wir den Salat und die Presse am Hals. In den Moment klingelt Toshiyas Handy. Er stöhnt genervt auf und sucht danach.

„Moshi moshi? – Oh, hi. – Nein ich schlafe noch nicht. – Mit Die und Kaoru in der Hotelbar. – Ja. – Sag mal, wieso schläfst du nicht? Es müsste doch um die sechs Uhr sein? – Achso. – Ja. Ja, schlaf gut. – Ja. – Ich dich auch.“ Er legt auf und packt sein Handy wieder weg: „Ich sollte es echt ausschalten.

„Mizuko?“

„Wer auch sonst um diese Zeit.“

„Wer ist Mizuko?“, fragt Miriam.

„Naja, das ist meine eifersüchtige, unter einem Kontrollzwang stehende Freundin.“

„Kann ich verstehen“, meint Miriam patzig.

„Wieso?“

„Naja, du gibst ihr ja auch jeden Grund dazu.“

„Hä?“, Toshi scheint nicht zu verstehen, was Miriam meint.

„Danke für die Blumen“, sagt Miriam beleidigt und macht Anstalten die Bar zu verlassen. Bei Toshi scheint das einen Schalter umgelegt zu haben: „Warte mal.“

Sie dreht sich um und sagt: „Es gehört zu meinen Prinzipien nichts mit vergebenen Männern anzufangen. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich nicht auf dich eingelassen. Und dann weißt du noch nicht einmal was ich meine. Ein sehr nettes Kompliment für mich.“ Sie dreht sich wieder um und geht aus der Bar.

„Hey, es tut mir Leid, warte bitte.“ Toshiya läuft ihr hinterher.

„Nagut, da ihr auch gleich los wollt, hau ich mich jetzt auch aufs Ohr.“ Sagt Die und verabschiedet sich.

„Gut, wollen wir dann?“, fragt Sascha.

„Okay“, sage ich und wir machen uns auf den Weg.
 

Nach gut zwanzig Minuten bleibt Sascha vor einem Hochhaus stehen.

„So, da wären wir. Ich hab einen Schlüssel hierfür, ich lass dich noch rein.“

Hier wohnt sie? Ich meine, die Gegend hier ist zwar schön und ruhig, aber das Haus ist auch nicht mehr das neueste. Ich gehe Sascha hinterher, nachdem er die Tür aufgeschlossen hat. Im Fahrstuhl stelle ich fest, dass Sophie im fünften Stock wohnt und das Haus nur fünf Stockwerke hat. Oben angekommen zeigt er mir noch ihre Wohnung, dann verabschiedet er sich und erinnert mich an morgen.

„Zurück findest du?“

„Ja, den Weg hab ich mir gemerkt. Bis morgen dann“, verabschiede ich mich von ihm. Jetzt stehe ich vor ihrer Tür und weiß nicht, ob ich klingeln soll, oder nicht. Vielleicht brauch sie noch Ruhe. Aber dann hätte Sascha mir nicht gezeigt wo sie wohnt. Andererseits, er hat ja auch nicht mit ihr gesprochen. Egal, ich klingle jetzt. Gesagt, getan.
 

~Sophie~
 

Zuhause angekommen lehne ich mich geschafft mit dem Rücken an die Tür. Meinen Schlüssel werfe ich auf die Anrichte, streife mir die Schuhe von den Füßen und gehe ins Wohnzimmer. Die Balkontür mache ich auf und stelle dabei fest, dass es draußen zwar etwas kühl, aber noch sehr schön ist. Ich überlege mir, als ich nach draußen gucke, dass ich mich mit einem Buch und einem Glas Wein auf die Terrasse setzen könnte. Ich habe nämlich eine kleine, aber feine Dachterrasse. Das Buch ist schnell ausgesucht und die Flasche Wein geöffnet. Unter einem selbstgebauten Dach auf meiner Terrasse habe ich ein altes Stoffsofa und einen kleinen Tisch stehen, auf dem ein alter Kerzenleuchter steht, im Sommer ist das dann richtig gemütlich. Ich hole mir noch eine Wolldecke, in die ich mich kuscheln kann. Ich schlage mein Buch auf, nachdem ich es mir so richtig bequem gemacht habe.

Nach einiger Zeit stelle ich fest, dass ich zwar lesen, aber, dass ich nicht weiß, was ich da lese. Man hätte mir auch eine Forschungsarbeit über Amöben hier hin legen können, ich hätte genau so viel verstanden. Ich kann jetzt nicht mehr sagen, was ich überhaupt gelesen habe. Aber ich kann auch nicht sagen, über was ich nachgedacht habe. Ich trinke von meinem Wein und dann fange ich noch einmal von vorne an. Diesmal versuche ich bewusst zu lesen, sodass ich nachher weiß, was ich da gelesen habe.

Als ich wieder in den Himmel schaue weiß ich noch was ich gelesen habe. Aber das Buch ist nicht besonders spannend. Es ist schon ganz schön dunkel geworden und man sieht die ersten Sterne am Himmel. Ach, wenn ich doch alles andere genauso klar, wie die Sterne sehen könnte. Aber da will ich jetzt nicht drüber nachdenken. Ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll, das Buch wird dazu einfach zu langweilig. Nachdenklich trinke ich noch von meinem Wein. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich schaue auf die Uhr, dabei bemerke ich, dass es jetzt schon komplett dunkel ist. Es ist schon halb zwölf, stelle ich fest. Es klingelt wieder. Ich schäle mich aus meiner Decke und gehe zur Tür. Aus Gewohnheit werfe ich einen Blick durch den Spion. Schaue aber ein zweites Mal durch, denn ich kann nicht glauben, was ich da gesehen habe. Kaoru steht vor meiner Tür. Ich kann ihn doch so nicht rein lassen. Ich sehe viel zu schäbig aus. Und warum steht er um diese Uhrzeit vor meiner Tür? Sascha sollte mich doch entschuldigen. Schnell richte ich meine Haare, dann mache ich langsam die Tür auf. Kaoru hatte mir schon den Rücken zugedreht, als wenn er schon wieder gehen wollte.

„Hi“, sage ich zu ihm. Er dreht sich wieder um und sein Geschichtsausdruck hellt sich sofort auf.

„Ich dachte du schläfst schon“, sagt er und kommt auf mich zu.

„Nein, ich saß auf der Terrasse.“

„Ach so.“ Verlegen steht er in der Tür.

„Komm doch rein“, fordere ich ihn auf und öffne die Tür noch ein Stück weiter. Er kommt in meine Wohnung und schaut sich um.

„Schöne Wohnung“, sagt er und grinst mich an.

„Danke.“ Er kommt zu mir und küsst mich, so wie er mich noch nicht geküsst hat. Ich habe das Gefühl, Feuer läuft mein Rückgrat hinauf und hinunter.

„Geht’s dir wieder besser?“, fragt er mich dann.

„Ja, etwas.“

„Na, vielleicht kann ich das etwas steigern?“, schelmisch zwinkert er mir zu.

„Ich hab noch ein Glas Wein auf der Terrasse. Möchtest du auch eins?“

„Gerne, dann kommen wir aus diesem Flur raus.“ Da hätte ich auch drauf kommen können. Seit wann bietet man den Gästen einen Stehplatz im Flur an? Ich gehe schnell in die Küche, um ein zweites Weinglas zu holen. Auf dem Rückweg laufe ich in den im Türrahmen wartenden Kaoru hinein. Zum Glück lasse ich das Glas nicht fallen. Aber als er mich erneut küsst muss ich meine Fingermuskulatur enorm anstrengen, damit mir das Glas nicht doch noch aus den Fingern gleitet. Warum muss dieser Mann auch so verdammt gut küssen? Wenn er mich küsst vergesse ich alles. So gut konnte noch kein Mann vor ihm küssen. Das ist besser als alles andere. Mir werden die Knie weich und ein Schauder nach dem anderen jagt über meinen Rücken. Als er von mir ablässt lächelt er mich an: „Wo geht’s zur Terrasse?“

„Da lang“, sage ich noch ganz benommen und zeige Richtung Wohnzimmer. Er geht vor und ich ihm hinterher. Auf der Terrasse gieße ich ihm Wein ein, biete ihm einen Platz auf dem Sofa an und setze mich auch. Schweigend schauen wir in den Himmel. Überraschend zieht er mich in seine Arme und deckt uns Beide mit der Decke zu. Ich kuschel mich noch etwas näher an ihn und atme dabei seinen faszinierenden Geruch ein. In erster Linie rieche ich ganz klar sein Parfum, aber er selbst ist auch darunter versteckt. Und er riecht gut. Ich verliere mich ganz darin und nippe ab und zu an meinem Wein. Trotz des Schweigens zwischen uns fühlt sich die Situation nicht anders an. Es ist als sind wir uns einig. Als hätte es nie etwas anderes gegeben. Ich muss es jetzt einfach wissen.

„Kaoru?“

„Mhm?“ Er scheint auch in seiner eigenen kleinen Welt gewesen zu sein.

„Ich möchte dich was fragen.“

„Ja?“

„Was bin ich für dich?“

„Wie, was bist du für mich?“

„Naja, bin ich nur eine kleine Abwechslung für dich, oder so ähnlich?“ Oh man, bitte, bitte, bitte. Wenn es so ist übersteh ich das nicht.

„Eine kleine Abwechslung? Willst du mit mir nach Japan kommen?“ Bitte?! Habe ich das gerade richtig verstanden? Er möchte, dass ich mit nach Japan gehe? Nein, das kann er nicht gesagt haben. Er bewegt sich etwas, sodass er mich ansehen kann. Er wartet noch auf eine Antwort von mir. Aber was hat er denn nun gefragt?

„Was?“, krächze ich.

„Ich bitte dich mit mir nach Japan zu gehen.“ Doch, er hat es getan.

„Ich… ich.. wow.“ Das sagt mehr als alles andere, was er mir auf meine Frage hätte antworten können.

„Und, was sagst du?“, gibt er mir einen kleinen verbalen Stoß und holt mich so aus meinen Traum heraus. Da sind Kaoru und ich glücklich durch Tokyo spaziert. Aber die Realität sieht leider noch etwas anders aus.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Kirscheis
2010-08-20T11:53:07+00:00 20.08.2010 13:53
Und jetzt lese ich Kapitel 1.
Schön geschrieben
Von:  totchi_1312
2010-08-02T23:26:40+00:00 03.08.2010 01:26
klasse *__* wah hoffentlich sagt sie ja *__*
bitte bitte schnell weiter schreiben :)

lg
totchi
Von:  Shin1990
2010-05-06T18:50:24+00:00 06.05.2010 20:50
das is einfach so süß~
und ich kann mir das sooo gut vorstellen, fast als würde ich einen film gucken. lad weiter hoch^^
Von:  Shin1990
2010-05-06T18:32:44+00:00 06.05.2010 20:32
Wetten in dem Dom gabs n Aufzug xDDD
Zebras sind tollig~
Alles wieder sehr süß geschrieben^^
Von:  totchi_1312
2010-04-04T21:56:16+00:00 04.04.2010 23:56
wuhu *_* endlich geht es weiter *__*
ich bin absolut begeistert *__* das is ja direkt noch spannend *freu*
hoffe es geht schnell weiter *tee hinstell* *kekse daneben*

lg
totchi
Von:  Shin1990
2010-04-04T09:45:03+00:00 04.04.2010 11:45
da gehts heiß her *g*
macht spaß zu lesen^^
Von:  Shin1990
2010-01-01T16:12:57+00:00 01.01.2010 17:12
Uhhh~ Kreisch~
>.<
Weiter weiter *~*
Das kam jez aber echt plötzlich ^.^
btw, was machen die anderen?
Miriam findet nicht wirklich den Staub unter ihrem Bett interesannter als Dir en grey oder?!
Hab ich schon erwähnt? WEITER!*g*
Von:  Shin1990
2010-01-01T15:46:17+00:00 01.01.2010 16:46
Oh Kaoru in der Kriese... zu niedlich >.<
Diru hätten sich aber wirklich schon blicken lassen können, 9 Uhr erst...
Tze tze tze...
^.^
Ich bin gespannt wies weiter geht den Abend.
Von:  Shin1990
2010-01-01T15:26:43+00:00 01.01.2010 16:26
Woah, diesmal fällt mir sogar was ein zum schreiben!
Sag mal... Miriam und Sascha geht es nicht anders (in der szene wo sich alle die Hände geben), sind jez alle in Kaoru verknallt? is irgendwie nicht ganz eindeutig...
Und die "Mädels" sind ja auch gut, gehen ohne zu bezahlen und Shinya bleibt auf der Rechnung sitzen, der Arme xDDD
Aber schön geschrieben, die Gefühle wieder gut beschrieben, und ansonsten alles gut nachvollziehbar. Bis auf die Tatsache, wenn ich mit Diru am Tisch sitzen würde, müsste der Abend nie zuende gehen, auch nicht um 3 Uhr nachts xD
Von:  Shin1990
2009-10-31T12:30:13+00:00 31.10.2009 13:30
Oh!
Wer guckt denn auf die Uhr wenn man mit Diru an einem Tisch sitzt ò.ó
>.<
Und die anderen beiden gehen auch ohne was zu sagen...
Soeine Gelegenheit bekommt man normalerweise nicht ein einziges mal und dann sowas.
Das is zum heulen...
Ein Glück das die sich gleich wieder verabredet haben.



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