You drained my heart von Jeschi ================================================================================ Kapitel 1: I'm a confession --------------------------- Ich habe es aufgegeben, deine Nähe zu suchen. Du hast es geschafft, mein Herz in noch kleiner Stücke zu reißen. Ich wünschte, du wärst niemals hier her gekommen. Ich wünschte, ich müsste dich nicht sehen. Deinen wunderschönen Anblick nicht ertragen. Aber du bist hier. Und ich kann dir nicht entkommen. Ich kann nicht einfach gehen und ich will es auch nicht. Wie das Licht Insekten anzieht, so ziehst auch du mich an, in deinen Bann. Du weißt, dass ich dir völlig ausgeliefert bin, dass ich abhängig von dir bin. Und ich glaube, du genießt es. Je mehr du mir die kalte Schulter zeigst, desto mehr wünschte ich mir, bei dir zu sein, dir nahe zu sein. Ich will dich nicht aufgeben. Ich will, dass du für immer mir gehörst. Ich brauche dich! Und du brauchst mich. Das weißt du auch. Und das macht dir zu schaffen. Das ist der Grund, warum du dich immer weiter zurück ziehst! Aber ich habe nicht vor, dir einfach freie Hand zu gewähren! Ich werde um dich kämpfen. Und wenn es das letzte ist, was ich tue! „Hey, Kai!“, Takao rannte auf mich zu, als ich gerade zu den Hotelzimmern abbiegen wollte. Offenbar kam er gerade vom Pool, denn seine blauen Haare klebten noch nass an ihm und sein rotes T-Shirt saugte sich langsam mit Wasser voll. Ich hatte meinen trainingsfreien Tag damit verbracht, mir zu überlegen, was ich dir sagen sollte, wenn wir uns erst einmal gegenüberstanden. Ich gebe zu, dass dies die langweiligste Art war, einen freien Tag zu verbringen, aber für mich war es wichtig gewesen, und sehr nervenaufreibend! „Kai! Wo warst du den ganzen Tag? Du hättest mit an den Pool kommen sollen! Die Demolitionboys waren auch dort gewesen,“ plapperte er und meine Stimmung verdüsterte sich abrupt. Du warst dort gewesen. Gut, dass ich mich geweigert hatte, mit dem Kindergarten an den Pool zu gehen. Niemals hätte ich es ertragen, dich dort zu sehen. Niemals hätte ich geschafft, einen ganzen Tag in deiner unmittelbaren Nähe zu verbringen. Takao redete weiter, aber ich hörte ihm nicht mehr zu. Ich war vollkommen in meine Gedankenwelt versunken. Und meine Gedanken kreisten allesamt um dich, wie schon die ganze Zeit. Es machte mich wahnsinnig, dass wir im gleichen Hotel waren, im gleichen Speisesaal, in den gleichen Trainingsräumen. Warum hatte man nur alle Teams, die bei der Weltmeisterschaft antraten, in ein Hotel gesteckt? Wäre es nicht besser gewesen, die Teams zu trennen? Mich von dir zu trennen? Für meinen Seelenfrieden, und für deinen? Hätte dir das nicht auch besser gefallen, Yuriy? „Man, du hörst mir ja gar nicht zu, Kai,“ nörgelte Takao nun und ich schüttelte den Kopf, ging meines Weges, während der Japaner beleidigt zurück blieb. Wenigstens hatte ich ein Zimmer für mich alleine, in das ich mich zurück ziehen konnte um nachzudenken. Ich brauchte Ruhe, viel Ruhe. Um eine Lösung zu finden, die mich wieder glücklich machte. Und dich hoffentlich auch, denn es lag mir viel daran, dich glücklich zu sehen… Wenn ich an früher denke, an die Zeit, in der wir noch glücklich zusammen waren, als beste Freunde, dann schleicht sich ein unbeschreiblicher Schmerz in mein Innerstes und durchtränkt mich mit dem Gefühl, dich verloren zu haben. Doch ich klammere mich weiter an den rettenden Strohhalm, die letzte Hoffnung, dass du mich so vermisst hast, wie ich dich vermisst habe. Du wirst es mir niemals verziehen, die Tatsache, dass ich einfach gegangen bin, ohne ein Wort. Ich weiß, ich hätte dich niemals dort zurücklassen sollen. Ich weiß, wie schrecklich die Abtei war. Ich weiß, dass du mich dafür hasst, dass ich gegangen bin. Aber wir beide wissen auch, dass es uns nicht weiter gebrach hätte. Das wir uns im Kreis gedreht hätten, immer weiter. Niemals im Vermögen, zu stoppen. Und es war so einfach, einfach zu gehen. Die Augen zu schließen und abzuhauen, feige und naiv. Und wirklich in der Überzeugung, dich dann für immer vergessen zu können. Es war auch nicht schwer, meinen Großvater zu überzeugen, einfach zu gehen. Ihm zu sagen, dass ich eine Trainingsreise machen wollte. Und bei der Qualifikation für die WM teilnehmen wollte. Nein. Mein Großvater war begeistert gewesen. Er fraß mir in dieser Hinsicht aus der Hand, weil er all seine kranken Hoffnungen und Pläne auf mich setzte. Ich war eine leere Fläche, auf der er seine Stadt aus absurden Träumen aufbauen konnte. Letztlich hatte es ihm aber nichts gebracht. Im Gegenteil. Ausgerechnet ich war es gewesen, der all diese sinnlosen, dunklen Träume hatte einstürzen lassen, wie eine Sandburg. Er hatte geglaubt, ich würde ihm zur Macht verhelfen, in Wirklichkeit habe ich ihn von seinem Thron gestürzt. Und das ging nur, in dem ich gegen dich vorging, Yuriy. Du warst auf seiner Seite, wenn auch nicht freiwillig. Ich wusste das, dennoch war es meine Pflicht, dich und dein Team zu schlagen. Auch, wenn ich letztlich verloren hatte… Immer wieder male ich mich aus, was geschehen wäre, hätten wir beide damals gegeneinander antreten müssen. Ich glaube kaum, dass ich das fertig gebracht hätte. Ich hätte aufgegeben. Ich hätte meinen Stolz begraben. Nicht, weil ich angst vor dir gehabt hätte. Ich kenne deine Stärken, genauso gut wie deine Schwächen. Wir hätten uns sicher ein fesselndes, großartiges Duell geliefert, von dem ich nicht sagen könnte, wer es gewonnen hätte. Aber wie gesagt. Ich hätte wohl aufgegeben, weil ich es nicht gekonnt hätte. Ich hätte nicht gegen den einzigen Menschen antreten können, der mir je etwas bedeutet hatte. Den ich liebte. Und noch immer liebe. Vielleicht bin ich wahnsinnig. Vielleicht hast du schon zu viel von meiner Seele zerfressen, zu viel von meinem Herz verschlungen. So viel, dass selbst mein Verstand nicht mehr kontrollieren kann, zu was sich die Situation entwickelt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass du mein Herz in der Hand hältst und langsam immer fester drückst, bis es irgendwann zerspringt. Ich kann förmlich die Blutspritzer an der Wand sehen. Keine angenehme Vorstellung, aber so fühlt es sich an. Mein Leben in deiner Hand… Und du wirfst es zu Boden und trittst es mit Füßen! Ich war mittlerweile in meinem Zimmer angekommen und legte mich auf mein Bett. Es war kein besonders angenehmes Zimmer, obwohl man es von einem Luxushotel wie diesem erwarten könnte. Alles war in sterilem Weiß gehalten und das einzige Bild, dass an der Wand hing war ein hässliches Etwas aus bunten Farbklecksen, die nicht mal annährend harmonisch wirkten. Dieses erste Bild täuschte zwar über die Bequemlichkeit des Bettes und die Designergarnitur im Badezimmer hinweg, aber alles in allem fühlte ich mich einfach nicht wohl. Doch das musst eich auch nicht. Nicht, wenn sowieso schon alles scheiße war. Da war dann das Zimmer mein kleinstes Problem. Yuriy… Weißt du, was du mir angetan hast? Weißt du es? Ich kann es kaum glauben, aber ich fürchte, dass du mich in deinen Bann genommen hast. Verzaubert. Und das mit einer starken Anziehungskraft, der ich nicht entkommen kann. Wie sonst konnte es möglich sein, dass ich mich so von einem Menschen abhängig machte. Unbewusst zu ließ, dass ich süchtig nach dir werde, und nichts dagegen unternehme, weil ich es im tiefsten Grunde meines Herzens will. Yuriy… Ich hab es wirklich versucht. Habe wirklich versucht gegen mich anzukämpfen. Ich wollte stark sein und meine Gefühle für dich vernichten. Aber ich konnte nicht gewinnen… Es ist bereits dunkel draußen. Leise klingt von irgendwoher der Schrei einer Eule zu mir. Ich schließe die Augen. Aber nicht um zu schlafen, sondern um die Schwärze zu bewundern, die mich sofort umhüllt. Ich ziehe mich gerne zurück und blicke in die Dunkelheit. Immer auf der Suche nach meiner Seele, die ich irgendwo darin verloren habe. Ich weiß, dass ich es nicht schaffen kann, ihren Lichtstrahl wieder zu finden. Das vermagst nur du zu vollbringen. Aber weil ich weiß, dass du meine Seele nicht suchen wirst, begebe ich mich selbst auf die hoffnungslose Suche nach ihr. Immer mit der unausgesprochenen Frage auf den Lippen, warum! Warum liebst du mich nicht so wie ich dich? Warum? Der nächste Morgen bringt ein neues Licht zu uns. Ein weiterer Tag, in meinem endlosen Sumpf namens Leben. Es ist das Licht, dass einen am Leben erhält, aber ich fürchte mich vor ihm. Es brennt wie Nadeln auf der Haut, wenn man es verraten hat. Ich weiß nicht, wann ich es getan hab, aber mit einem Mal floh ich vor dem Licht. Ich hatte das Gefühl, es nicht ertragen zu können, in seiner Helligkeit zu stehen, in den Lichtstrahlen unterzugehen. Immer, wenn mich das Licht überflutete, hatte ich Angst, darin zu ertrinken. Doch der nächste Tag brachte mir auch eine neue Erkenntnis. Ich musste noch heute mit dir reden, musste dir alles erklären und darauf hoffen, du würdest mich verstehen. Ich glaubte nicht daran, aber ich hoffte darauf. Und es war die einzige Möglichkeit, mein Gewissen zu erleichtern. Ich konnte es nicht weiterhin vor mir herschieben. Du weißt so gut wie ich, dass du mir nie verzeihen würdest, würde ich diese letzte, vom Schicksal gestellte, Chance nicht nutzen. Also stand ich auf. Und lief ohne Umwege zu deinem Zimmer. Aber ich brauchte nicht weit laufen. Ich traf dich bereits im Flur, am Fahrstuhl. Ich hätte es wissen müssen. Du warst noch nie jemand gewesen, welcher lange schlief. Immer früh auf den Beinen, immer bereit an deine Grenze zu gehen. Leistung war alles in deinem Leben. Und man erreichte sie nicht mit schlafen. Mir hätte ebenso klar sein müssen, dass du nicht stehen bleiben, mich angrinsen und mir womöglich noch um den Hals fallen würdest. Aber dennoch tat es weh, als mich nur einer deiner eisigen Blicke traf und du deine Aufmerksamkeit wieder dem Fahrstuhl zu wandtest. „Yuriy…“, begann ich zögerlich, nicht wissen, was sagen. Es ist schon komisch. Ich hatte mir dieses Gespräch immer wieder ausgemalt. Mir immer wieder sämtliche Möglichkeit vor Augen geführt, mit dem Ziel, dir gegenübertreten zu können. Mit dem Ziel, dir alles erklären zu können, rational, so dass du es verstehen würdest. So dass du mir verzeihen würdest. Und jetzt… jetzt stand ich hier und wusste nicht, was sagen. All meine Sätze und Gedanken, in den Tiefen meines Ichs abgespeichert, waren verschwunden, gelöscht. „Yuriy, es tut mir Leid. Bitte hör mir zu,“ bat ich ihn, aber er dachte gar nicht daran. Stur war sein Blick auf die Fahrstuhltür gerichtet, nun so hart und wütend, dass ich glaubte, es würde sich gleich ein Loch in diese bohren. „Ich möchte dir so gerne erklären, warum ich damals gegangen bin,“ flüsterte ich nun schon fast und es stockte mir den Atem. Es war so weit. Jetzt musste ich es ihm sagen. In dem Moment öffnete sich mit einem grässlichen, lauten ‚Pling’ die Fahrstuhltür und Yuriy war im Begriff diesen zu betreten. Ich sah meine Chance schwinden. Er würde gehen. Und ich würde hier stehen, wie der letzte Trottel – und hätte es ihm noch immer nicht gesagt. Ich sah meine letzte Chance darin, mit der Tür ins Haus zu fallen. Ehe er eine Bewegungen tun konnte, ehe er überhaupt den nächsten Atemzug tun konnte, hatte ich meine Stimme wiedergefunden und sprach das auch, was ich ihm schon längst hätte sagen sollen: „Ich habe es getan, weil ich dich liebe!“ Und tatsächlich wandte Yuriy sich zu mir um. Auf einmal war er aufmerksam, wollte alles hören. Ganz so, als wäre ich eine Prophezeiung. Und das war ich auch. Ich war eine Prophezeiung, die darauf wartete, dass er sie erhörte. Es liegt in meiner Absicht, Kai ein wenig als Psycho darzustellen, der sein ganzes Leben auf Yuriy fixiert. Ich hoffe, das Kapitel hat das verdeutlicht. Bis zum nächsten Mal! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)