Digimon Afterwards von UniverseHeart (- Nach unserem Tod -) ================================================================================ Kapitel 1: You are not crazy, or am I myself? - part 1 ------------------------------------------------------ Sie blickte durch das vergitterte Fenster nach draußen, sich wundernd, was der Tag ihr wohl bringen würde und sich fragend, wie sie eigentlich hierher gekommen war. Wenn sie sich daran erinnerte, dann wurde ihr nur flau im Magen und sie wünschte sich umso mehr, hier heraus zu kommen, denn sie war sich sicher, dass sie eigentlich überhaupt nicht hierher gehörte. "Es ist doch nur zu deinem Besten!", hatten ihr ihre Eltern gesagt, als sie an diesem einen schicksalhaften Tag in diese Anstalt gebracht worden war, nachdem selbst die Ärzte, Psychiater und Psychologen nichts machen konnten, um ihre sogenannten Wahnvorstellungen zu beenden. Sie hatte schon unzählige Mittel verschrieben bekommen, unzählige Spritzen, aber es wollte einfach nicht aufhören, und die Besuche, die sie des Nachts hatte, ebenfalls nicht. Es war dunkel, und eigentlich sollte es eine geborgene Dunkelheit sein, denn sie wusste, dass es nichts anderes in ihrem Zimmer geben sollte als das, was sie schon ihr ganzes bisheriges Leben lang gekannt hatte - die Sachen, die ihr gehörten, ihre Dekoration, ihre Kleidung,die von ihrem Stuhl herunter hing, die Schränke, alles war an seinem gewohnten Ort. Ihre blonden Haare hingen in Strähnen herab, als sie sich im Bett in Richtung ihres Fensters umdrehte, unfähig einzuschlafen und vor Angst, dass SIE heute Nacht wieder kommen würden. SIE... das waren die Monster, die sie immer sah. Wobei es nicht die gewöhnlichen Monster zu sein schienen, wie man sie sonst immer unter dem Bett zu vermuten pflegte. Es dauerte nicht lange, dann vernahm sie schon wieder dieses Flüstern, welches sie schon das manches Mal einfach aus dem Schlaf gerissen hatte. „Wer ist da?“, entwich es ihre sofort, als sie sich plötzlich aufrichtete und in die Dunkelheit starrte, nur um nichts zu entdecken. Verwirrt und tief erschrocken sich sie sich wieder auf das Bett fallen, und zog die Bettdecke über ihren Kopf, um diese Stimmen nur nicht mehr hören zu müssen. Wieso musste sie diese Stimmen die ganze Zeit hören? War es denn kein Anzeichen dafür, dass die womöglich unter einer psychischen Störung litt? Vielleicht war es Schizophrenie? Sollte sie irgend jemanden darüber erzählen? Doch sie fürchtete sich jetzt schon vor den Konsequenzen dessen, denn wer würde ihr nur Glauben schenken, wenn sie anscheinend die einzige war, die diese Geräusche vernahm und sie die Monster, von denen diese kamen, als einzige sehen konnte? Diese Feststellung hatte sie eines Tages auf dem Weg zur Schule machen müssen, als sie auf einmal am Wegesrand eines von diesen Wesen bemerkte. Isabella seufzte wieder, weil sie sich langweilte. Sie blickte auf die Uhr hoch oben an der Wand im ansonsten schmucklosen Zimmer, in welchen sie lediglich ein Bett und einen Schrank vorfand. Es gab nichts Scharfes in ihrem Zimmer, womit sie sich hätte verletzen können, das war eine Anweisung der leitenden Ärzte gewesen, die nur sicher gehen wollte, dass Isabella sich nicht selbst weh tat, wenn sie schon nicht herausfinden konnten, was wirklich nicht mit ihr stimmte. Vielleicht war sie aber auch selbst schuld an ihrer Situation. Sie war viel zu offen gewesen, hätte es wahrscheinlich einfach niemanden erzählen sollen, dass es etwas gab, das sie quälte. Wer weiß, vielleicht hätte sie einfach nur ihre Klappe halten sollen und hätte gelernt, damit irgendwie zu leben. Sie hätte einfach nur lächeln können, egal, wie es in ihr aussah, und egal, wie sehr sie die andauernden Begegnungen mit diesen Wesen verunsicherten. Was wollten sie eigentlich von ihr? Und was waren sie genau? Waren es wirklich Monster, oder Wesen aus einer anderen Dimension, womöglich sogar noch in Wirklichkeit Außerirdische? Aber warum fürchtete sie sich so vor ihnen, wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, dass sie jemals von ihnen verletzt worden war? Auch hier waren es wahrscheinlich die Konsequenzen, vor denen sie irrationale Angst hatte, denn sie kannte ganz einfach die Intentionen der Wesen nicht. Bis jetzt konnte sie sich ihnen entziehen, sie ignorieren oder vor ihnen fliehen. Doch dass sie immer aufdringlicher wurden, hatte sie letzten Endes hierher gebracht. Sie hätte einfach weiter leben können, in ihrer Ignoranz, wenn nicht dieser schicksalhafte Tag passiert wäre... welcher sie dazu brachte, sie ihren Mitmenschen zu öffnen, und damit ihr Schicksal hinter diesen vergitterten Raum zu verbringen, der einem Gefängnis ganz und gar nicht unähnlich war. „Hey, kommst du endlich mit?“, weckte sie eine Stimme auf, und sie sah auf, die blonden Strähnen fielen ihr dabei ins Gesicht und versprerrten ihr ein wenig die Sicht. „Augenblick noch!“, rief sie aus, und schnappte sich schnell ihre Schultasche, „so, jetzt können wir!“ Damit lief sie ihren Freundinnen nach, die schon einige Schritte voraus gegangen waren, um nicht zu spät zum Schulunterricht zu kommen. Wie immer hatten sie aber trotzdem noch genug Zeit, um sich den neusten Klatsch und Tratsch zum Besten zu geben. Doch gerade dann, als sie überhaupt nicht zuhörte, weil sie die Erinnerungen aus der Nacht davor nicht loslassen wollten, bemerkte sie am Wegesrand dieses komische Wesen. Isabella blickte auf, nicht fassend, was es war das sie da sah. Ein beinahe rundes Wesen mit langen Ohren, ohne Beine und Füße, dafür aber mit einem großen breiten Maul und schönen rubinroten Augen. Es blickte sie einfach nur an, gerade mal zwei oder drei Schritte von ihr entfernt in einer Hecke in der Nähe der Straße. Geschockt blieb Isabella stehen, und ihre beiden Freundinnen blickten sie ratlos an. „Isabella,ist etwas?“, doch sie war unfähig auch nur irgendein Wort zu sagen. „Habt ihr das eben gesehen?“, fragte sie ihre beiden Freundinnen schließlich mit einer heiseren Stimme, die sie selbst von sich nicht erwartet hätte. Irritiert blickten sie auf, in die Richtung, die ihnen Isabella wies, nur um dann den Kopf zu schütteln. „Isabella, was soll da sein? Da ist doch nichts!“ „Ihr könnt es nicht sehen? Aber man es so deutlich erkennen, es ist doch quasi schon direkt vor uns! Wie könnt ihr das nur nicht sehen?“ „Isabella, bist du vielleicht krank? Nimmst du Medikamente, oder hast du Fieber?“ „Ja, wirklich, Isabella, wenn du schon Dinge siehst, solltest du wirklich dir mal vornehmen, ein paar Tage Ruhe zu halten, damit es dir besser geht. Es ist nicht gut, wenn du dir den ganzen Schulstress zu Kopf steigen lässt.“ „Ja, aber...“ „Kein Aber! Und jetzt lass uns gehen...“ Die Erinnerungsfetzen flogen nur so in ihrem Kopf umher, und gerade diese letzten Sätze hallten besonders laut nach. „Bist du krank? Brauchst du etwas? Lass es dir nicht zu Kopf steigen!“ waren genau die Dinge gewesen, die sie niemals wieder hören wollte. Als sie ihren Blick nach draußen schweifen ließ, merkte sie, dass sich die Dunkelheit über das Land gesenkt hatte. Bald würden die Pfleger mit dem Abendmahl kommen, ebenso wie mit einer weiteren Spritze, die sie so sehr verabscheute. Kaum dachte sie das, schon hörte sie das Klacken an der Tür. Als sie aufging, konnte sie schon zwei Pfleger sehen, beide in weiß gekleidet, der eine mit einem medizinischen Koffer, der andere mit einem Tablett mit Essen in den Händen. Ihr Blick fiel auf das Essen, welches ein Eintopf war, das gelöffelt werden konnte, sodass man keine Messer und Gabel zu verwenden brauchte. Alles nur, damit sie sich nicht selbst verletzen kann. „So, Isabella, wir wünschen dir einen guten Abend“, wandte sich einer der Pfleger an sie, „du kennst ja schon den Ablauf hier, nicht wahr? Wir müssen dir erst die Spritze geben, dann kannst du sofort danach auch schon essen. Ich hoffe, dass geht in Ordnung, oder?“ Sie musste nicht einmal nicken, denn sie hätten eh nicht auf ihre Antwort gewartet. Sie kamen einfach ins das schmucklose Zimmer, direkt auf das blonde Mädchen zu, packten sie an beiden Armen, von denen einer dann den Ärmel des Oberteils hochzog, ihr eine Spritze ansetzte, und schon abdrückte. Sie keuchte auf, weil es etwas plötzlich kam, doch die Prozedur war damit auch schon vorbei. Sie stellten ihr das Essen auf den Tisch, und setzten sich, und sahen dabei zu, wie sie es verzehrte, um danach den Teller wegzunehmen. Sie hätte in der Zwischenzeit vielleicht mit ihnen reden können, aber wieso sollte sie, und worüber sollte sie, wenn sie ihr eh keinen Glauben schenken wollten. Keiner wollte ihr glauben. Keiner würde ihr jemals glauben. Später würde sie einfach einschlafen. Eine riesige,kugelähnliche Gestalt war ihr bis in das Schulgebäude gefolgt, dessen war sie sich ganz sicher. Sie hatte dieses Wesen gesehen, Angst bekommen, und ist schreiend weggerannt. Als sie sich an die Wand lehnte, bemerkte sie die Hitze auf ihren Wangen. Gott, wie peinlich war das denn, dass sie sich schon so dermaßen benahm und hemmungslos einfach so losschrie. Das hatte sie noch nie gemacht, aber diese Gestalt war einfach nur furchteinflößend. Und das besonders beunruhigende war, dass sie sie immer noch verfolgte. Nicht nur dass, dass sie sie schon seit einiger Zeit gezielt zu verfolgen schien. Das blonde Mädchen rückte sich ihre Brille zurecht, ehe sie sich traute, kurz aufzuschauen. Doch als sie das tat, konnte sie nicht glauben, wer vor ihr stand. Das Wesen blickte sie mit hinter dieser Sonnenbrille versteckten Augen heraus an, und seine kurzen grauen Haare an der Seite seiner Ohren und seines Bartes wehten ein wenig im Wind. Urplötzlich schlug sie die Augen auf. Was war das nur für ein Geräusch gewesen? Auf einmal konnte sie das aufgeregte Trappeln von Füßen des Personals der Station hören, ebenfalls wie aufgeregtes Flüstern. Sie ließ sich vom Bett heruntergleiten, stand auf und legte ein Ohr an die Tür, um zu lauschen. „Sollten wir nicht die Patienten in Sicherheit bringen?“ „Wovor denn, es ist doch alles in bester Ordnung.“ „Ist es nicht! Ich habe sie doch selbst gesehen, diese Monster! Und wir hätten nicht diese Anweisungen bekommen, wenn nichts wäre!“ „hm, stimmt auch wieder. Aber seid leise. Wir wollen die Patienten nicht verunsichern. Führt einfach die Befehle aus. Sichert die Gänge, und haltet eure Augen offen.“ „Jawohl!“ Als das blonde Mädchen das hörte, konnte sie es nicht glauben. Monster? Hier in der Anstalt? Was hatte das zu bedeuten? Und das Personal wusste davon? Jedenfalls hatte einer von ihnen das Monster gesehen, welches auch immer das war. „Keine Sorge, du musst keine Angst haben, dir wird nichts passieren“ Als sie diese Stimme so nahe hörte, sprang sie zur Seite, wobei ihr die Brille von der Nase fiel. Sofort konnte sie nichts mehr durch den Schleier ihrer schwachen Augen sehen, und doch fiel ihr in dem großen schmucklosen Raum so etwas wie ein rotes Licht auf. Isabella bückte sich, tastete auf dem dunklen Boden nach der Brille, doch bevor sie sie finden konnte, spürte sie, wie etwas ihr die nötige Sehhilfe auf die Nase schob. „Vielen lieben Dank!“ „Oh, keine Ursache“, sagte ein kleiner Feuerball mit dunkelblauen Augen neben ihr. Isabella schrie sofort auf, als sie das Wesen sah, doch hielt sich plötzlich selbst den Mund zu, damit es die Pfleger nicht allzu schnell bemerkten. Es war aus verschiedenen Gründen besser für sie, wenn sie ruhig blieb. Aber dafür war sie auch zu erschrocken von dem Wesen vor ihr. Es sah aus wie ein kleiner Feuerball, hatte dunkelblaue Augen, mit einem Mund, der von einem Faden zugenäht schien. Verängstigt presste sich das blonde Mädchen an die Wand, fast schon als hätte sie den festen Willen mit ihr zu verschmelzen, und der kleine Feuerball sah sie nur schweigend an und wiegte den Kopf. „Was ist denn mit dir los? Habe ich dich erschreckt?“ Bevor sie irgendetwas sagen konnte, blickte sich sich um, ob noch andere Monster im Zimmer waren, was nicht der Fall war. Obwohl ihr Herz ihr bis zum Hals schlug, beschloss sie, dass das Wesen vor ihr ihr eigentlich schon etwas angetan haben würde, wenn es ihr wirklich schaden wollte. „Tut mir leid, dass ich mich so erschreckt habe. Ich habe nur... so oft Wesen wie du gesehen, und es hat mich jedes Mal zu Tode erschreckt.“ „Wirklich?“, fragte das Monster neugierig und wiegte den Kopf, „das kann sein, besondere Menschenkinder können uns Digimon sehr viel besser wahrnehmen als andere.“ „Digimon? Was sind denn Digimon?“ „Ich bin ein Digimon.“ „Okay, und was ist ein Digimon denn nun eigentlich genau?? Seht ihr alle wie Monster aus? Oder gibt es einige wesentliche Unterschiede?“ Das kleine Digimon blickte das Mädchen mit großen verwunderten Augen an, ehe es in verwirrtes Stottern verfiel. „Ehm, also... ich... ich... ich weiß nicht, wie ich dir das alles erklären soll...“, fing es an, doch dann unterbrach Isabella das Wesen: „Ich glaube immer noch, dass ich mir das alles vorstelle, weißt du. Ich meine.. ich bin doch in einem Irrenhaus, dann muss ich doch wohl verrückt sein, oder? Und all die Wesen, diese Digimon, die mich bis jetzt verfolgt haben... was für einen Grund sollten sie dazu haben?“ „Ich weiß es nicht...“, sagte das Feuerwesen in einem noch nachdenklicheren Ton,“.. hm, aber soweit ich denken kann... ehm... könnte... könnte es vielleicht sein, dass du etwas hast, dass sie haben wollen.“ „Und was soll das wiederum sein?? Ich will einfach... ich will einfach in Ruhe gelassen werden. Ist das so schwer zu verstehen? Es ist schon schwer genug, dass ich in einem Irrenhaus deswegen gelandet bin, aber dann noch zu wissen, dass es wahrscheinlich niemals mehr wieder aufhört ist nicht gerade eine ermunternde Aussicht!!“ Isabella machte ablehnende Handbewegung, und das kleine Wesen vor ihr zuckte kurz zusammen, bevor es fragte: „Bist du denn auch sauer auf mich, weil ich dir erschienen bin??“ Das Mädchen sah auf, und blickte das Wesen nachdenklich an, während es sie mit den großen blauen Augen unsicher ansah. Wenn sie so darüber nachdachte, dann war dieses Wesen, dieses sogenannte Digimon, das einzige, vor dem sie irgendwie gar keine Angst hatte – im Gegenteil, sie war sich sicher, dass dieses Wesen ihr nichts tun würde, sondern sogar sehr sehr nett und lieb war. „Nein, ich bin dir nicht böse“, gab sie zur Antwort, bevor sie es fragte: „Wie heißt du eigentlich? Ich bin Isabella, nett dich kennen zu lernen.“ Die Miene auf dem Gesicht des Monsters erhellte sich, bevor es freudestrahlend zur Antwort gab: „Ich bin Demimeramon! Ich freue mich so, dich getroffen zu haben, Isabella!!“ Es hüpfte freudig auf der Stelle, bevor es bemerkte, wie das Mädchen vor ihm ihr die Hand ausstreckte. Fragend blickte Demimeramon auf die Hand, während das blonde Mädchen nur schüchtern zur Erklärung gab: „Naja... es soll ein Handschlag sein, verstehst du? So zur Feier, dass wir uns getroffen haben.“ „Ah, verstehe! Aber verbrenne ich dich nicht, wenn wir uns die Hand geben?“ „Hm, ich habe mich das gerade auch gefragt... allerdings hast du mir auch die Brille auf meine Nase zurückschieben können, als sie mir herunter gerutscht ist, also glaube ich, wird ein Handschlag mir nichts tun.“ „G-gut, wenn du meinst..“ Demimeramon hob seine feurige Hand und legte sie vorsichtig auf diejenige von Isabella. Ein seltsames Gefühl durchzuckte sie, und fast schon glaubte sie, dass sich sich vielleicht geirrt und das kleine Flammenwesen doch ihre Hand verbrannt hatte, als sie plötzlich eine Art Aufblitzen sah. Sie schlug die Augen auf, nur um zu sehen, wie Demimeramon unter einem hellen Licht plötzlich anwuchs – seine Flammen wurden größer, schlugen um sich, und sie konnte sehen, wie es zurückwich, und seine Form veränderte als wäre er aus fließendem Wachs. Erneut wich sie zur Wand hin aus, und klammerte sich daran wie an einen Rettungsring. Was zur Hölle war nun wieder los? Was passierte mit ihrem neuen kleinen Freund?? Kaum dass der Lichtblitz verschwunden war, konnte sie Demimeramon nicht mehr sehen, denn verschwunden war der kleine feurige Ball mit den beinahe schon süßen blauen Augen. Stattdessen sah sie nun ein Monster dort stehen, welches... ja, welches unglaublicherweise genauso aussah wie eine Kerze mit Ständer. Es hatte zwei rote Augen, und auf seinem Kopf brannte eine kleine Flamme, die Demimeramon nicht gerade unähnlich sah. Erneut kostete es Isabella viel Kraft, nicht einfach nur loszuschreien, doch das neue Monster beruhigte sie. „Isabella, habe keine Angst, ich bin es doch nur!“ „Wer bist du??“, gab das Mädchen aufgeregt von sich, „und was hast du mir Demimeramon gemacht!!??“ „Ich sage doch, ich bin es!“, sagte das Kerzenwesen nur, und sprach dann ein Wort aus, mit dem sie nicht gerade viel anfangen konnte. „Ich bin digitiert, das ist alles.“ „Digi-was?“ „Ich bin digitiert, und das habe ich nur dir zu verdanken!“ „Das.... hilft mir jetzt nicht gerade weiter...und beantwortet meine Frage von vorhin ebenso wenig.“ „Ich bin es, Candlemon! Das heißt, ich war vorher Demimeramon, und nun da ich digitiert bin, heiße ich Candlemon.“ „Ich verstehe immer noch nicht... wieso hast du dich verwandelt??“ Die Kerze sah sie nur verwirrt an. „eh... ich, ich weiß nicht genau... sondern nur, dass es dank deiner Hilfe passiert ist! Ja genau, nur dank dir ist es geschehen!“ „Ich wüsste nicht, was ich damit zu tun hätte... ich habe dich doch nur berührt, und da ist es passiert...“ „Vielleicht ja deshalb...“ „hm?“ „Vielleicht wirst du deshalb immer von den Digimon verfolgt, oder? Vielleicht weil sie wissen, dass du die Kraft zur Digitation hast.“ „Ich habe die Kraft zur Digitation?“, fragte das Mädchen nur verständnislos, und auch, wenn sie sich schon immer eine Erklärung für ihre Situation gewünscht hatte, war es nicht gerade eine gute, jetzt so etwas komisches zu hören. „Ich glaube, dass du da etwas verwechselst... wie kann ich diese komische Kraft haben, wenn ich ein ganz normales Mädchen bin, und noch dazu eine, die im Irrenhaus gefangen ist...weil alle glauben, sie sei verrückt...“ „Dann helfe ich dir.“ „Wie bitte??“ „Dann helfe ich dir hier heraus zu kommen!“ Kapitel 2: You are not crazy, or am I myself? - part 2 ------------------------------------------------------ Das Mädchen blickte ihn sprachlos an. „Du willst mir helfen hier heraus zu kommen??“ „Ja.“ „Aber.. ich werde auch so hier heraus kommen, auch wenn ich nicht weiß, wann genau....“ Isabella brach mitten im Satz ab, weil die Möglichkeit, die ihr Candlemon da gerade anbot mehr als verlockend klang. Denn anstatt darauf zu warten, dass sie hier endlich herausgelassen wurde, konnte sie auch genauso gut versuchen, sich selbst zu befreien, und ihre Wartezeit auf Freiheit sehr zu verkürzen. Und außerdem hatte sie ja jetzt ihr Digimon an der Seite, also einen Beweis dafür, dass sie nicht verrückt war, und es solche Wesen tatsächlich gab. Doch sie misstraute dem ganzen immer noch ein wenig. Ein Monster, das ihr seine Hilfe anbot... das würde doch niemand machen, der nicht selbst etwas geplant hatte. „Du willst mir bestimmt nicht ohne Gegenleistung helfen, oder, Candlemon? Was verlangt du dafür, dass du mir hilfst?“ Das Monster schaute nur bedrückt drein, als es merkte, dass das Mädchen immer noch so misstrauisch war, aber dann überlegte es sich etwas. „Ich tue das eigentlich nur, weil ich sehe, wie sehr du in Not bist, aber wenn du auch etwas für mich tun willst, so als Gegenleistung, dann...“, und Candlemon blickte sie ernst an, „hilf mir jemanden zu finden, der mir sehr wichtig ist.“ „Wer soll das sein?“ „Ich suche ein Digimon namens Arukenimon. Sie ist ein Spinnendigimon, rot, mit violetten Streifen und hellen blauen Haaren.“ Isabella bemerkte, dass Candlemon bei der Beschreibung rot im Gesicht wurde, und sie musste leicht kichern, als sie das sah. „Sie muss dir wirklich sehr viel bedeuten, Candlemon. Du bist ja ganz rot im Gesicht!“ Und ohne zu weiterhin zu zögern nickte sie: „Also gut, ich werde dir ebenfalls helfen, diese Arukenimon zu finden.“ „Wa-was?? Danke, vielen lieben Dank!“ Sofort wurde das blonde Mädchen von dem kerzenähnlichen Digimon angesprungen uns fest gedrückt, fast schon so, dass es ihr die Luftzufuhr abschnitt. „Hey, Candlemon, nicht so heftig!“ „Uuups, tut mir leid, Isabella!!!“ „Sch-schon okay. Und, wie hast du es dir gedacht, dass du mich hier heraus bringst, wenn die Tür zu meinem Zimmer fest verschlossen ist?“ „Tjaa, das lass mal meine Sorge sein! eh..W-wachsattacke!!“, rief es, und schon formte Candlemon einen flüssig gewordenen Händen einen aus Wachs bestehenden Schlüssel, der sich schließlich verhärtete. Vorsichtig schob er diesen neuen Schlüssel in das Schloss an der Tür, drehte und ruckelte daran, bis beide schließlich ein Klacken hörten, das ihnen zeigte, dass er es geschafft hatte, die Tür zu öffnen. Das blonde Mädchen konnte es kaum glauben, als Candlemon die Tür aufstieß und sie einen Schritt in den Flur hinaus treten konnte. Fast schon bekam sie Tränen in den Augen vor lauter Glück darüber, dass sie endlich einen anderen Einblick bekam, als nur den Anblick ihres ansonsten schmucklosen Zimmers. Über Monate hatte sie sonst nichts anderes zu Gesicht bekommen und von daher schon fast vergessen wie die Welt „draußen“ eigentlich aussah. Sie konnte sich nicht anders als glücklich fühlen, obwohl sie genau wusste, dass sie noch nicht wirklich draußen war. Sie lief an Candlemon vorbei auf eines der Fenster zu, das sich am Ende des Ganges befand. Es war aus offensichtlichen Gründen vergittert, aber gewährte dennoch einen Einblick in die Welt draußen. Und was sie da sah, ließ ihren Atem stocken. Sie konnte das Gelände der Irrenanstalt sehen, die Gärten, das Freiland draußen, aber der Himmel sah seltsam verzerrt aus. Er war nicht hellblau, wie sie es eigentlich erwartet hätte, sondern tiefschwarz. Blitze durchzuckten ihn, und irgendwelche komischen Schwaden schienen sich am Himmel zu bewegen. Das Mädchen war entsetzt von dem Anblick. Sie wusste nicht, dass sie bereits so lange in der Irrenanstalt gewesen war, dass ihr sämtliches Zeitgefühl abhanden gekommen ist: Sie hätte eigentlich schwören können, dass es draußen noch taghell ist und nicht so dunkel, und dann noch auf diese seltsame Art. Und je weiter hinaus sie zu blicken versuchte, desto sicherer wurde sie, dass sie am Horizont etwas gewaltig großes fliegen sehen konnte. Nein, es war mehr als nur ein großes Etwas. Es mussten wohl ziemlich große Vögel sein, nach ihrer Einschätzung. Die entsetzte Stimme Candlemons weckte sie aus ihren Gedanken. „Isabella!“, rief es und eilte herbei, um sie am Arm zu packen, „du kannst nicht einfach so weglaufen und mich zurücklassen!“ „Oh ja, ich weiß, entschuldige...“ „Das habe ich nicht gemeint!“, unterbrach Candlemon sie, „merkst du nicht, dass hier etwas seltsames im Gange ist?“ „Doch“, antwortete sie und zeigte auf das von außen vergitterte Fenster, „der Himmel... er sieht seltsam aus. Ich hätte schwören können, dass es draußen noch Tag ist.“ „Ist es auch“, bestätige Candlemon mit einem nachdenklichen Ton, „ich verstehe nicht ganz, was hier los ist...aber... ich kann die Anwesenheit von anderen Digimon innerhalb dieses Gebäudes spüren.“ „WAS?! Es gibt noch mehrere andere Digimon hier? Aber... ich frage mich, was eigentlich mit dem Pflegepersonal passiert ist. Normalerweise sind sie meistens in der Nähe und würden nicht zulassen, dass sich auch nur einer von uns „Verrückten“ alleine auf den Gängen herumtreibt so wie ich das gerade tue.“ Als Isabella aufblickte, merkte sie, dass Candlemon unkontrolliert zu zittern anfing. Sofort war sie an seiner Seite und beugte sich zu ihm herunter. „Candlemon, was ist los mit dir?“ „I-ich schaffe das nicht...“, flüsterte er nur panisch erregt, „i-ich weiß nicht, was ich tun soll... oh, ich wünschte Arukeni wäre hier und würde mir sagen, was ich zu tun habe... so wie sie es sonst auch immer getan hatte...“ „Candlemon, beruhige dich! Ich habe dir doch versprochen, dass ich dir helfe, sie zu finden. Aber bis dahin musst du stark sein!“ Das Digimon blickte auf, und richtete seine roten Augen auf die grünblauen von Isabella. Sie lächelte ihn freundlich an, uns hielt seine wachsartigen Hände mit ihren sicher fest. Mit einem Schlag fühlte es sich erleichtert, da es auf einmal wusste, dass es nicht so alleine war, wie es sich vor einer Sekunde noch gefühlt hatte. Es hatte vielleicht nicht mehr das Digimon an der Seite, nach dem es so verzweifelt suchte, aber dafür war Isabella hier... es linderte seine Angst, wenn auch nur ein wenig, denn dafür spürte es die Kräfte der Dunkelheit viel zu genau. Plötzlich hörte es eine schnelle Bewegung, die auf sie zu kam. „Isabella, PASS AUF!“, schrie es und schubste das Mädchen zur Seite, als es selbst von einem Angriff zurück geworfen wurde. „CANDLEMON!!“ Sie rappelte sich sofort wieder auf, um auf Candlemon zu zu stürzen, das verletzt am Boden lag. Entsetzt blickte sie auf, als sie merkte, wie vom Ende des Ganges her unzählige komischer Monster auf sie zustürzten. Diesmal waren es orange-gelb gefärbte Monster mit dunklen scharfen Zacken auf den Rücken, die auf sie zugesprungen kamen. Isabella wurde starr vor Schreck und sah schon eines dieser Monster auf sie zuspringen. „HEIßES WACHS!!!“ Das kerzenähnliche Digimon rappelte sich auf, und erwischte eines dieser Monster mit einem Feuerball, dass es auf es gespuckt hatte. Das fremde Wesen wurde an die Wand zurückgeschleudert, und Candlemon ergriff Isabellas Hand. „Schnell, wir müssen fliehen, da kommen schon die nächsten!!“ So schnell sie konnten, nahmen sie die Beine in die Hand, doch ihre Gegner waren ebenfalls schnell und nicht so leicht abzuhängen. Zumindest bis... Als sie um die Ecke bogen, fanden sie eine offene Seitentür, durch die sie in ein Zimmer herein flüchten konnten. Isabella schloss die Tür sofort, und Candlemon versiegelte es mit etwas Wachs, in der leisen Hoffnung, dass sie dann nicht so leicht aufgehen würde, doch tief drinnen wusste er, dass es eine zu schwache Maßnahme war, um solche Gegner aufhalten zu können. Sobald sie im Raum waren, verhielten sie sich leise, und konnten hören, wie ihre Feinde an der Tür vorbei weiter den Gang herunter liefen, offenbar unwissend, dass sie sich hier versteckt hatten. Als sie sicher war, dass keiner in der Nähe sie belauschen konnte, fragte Isabella ihr Digimon leise: „Was waren das für Wesen?“ „Das waren Gizamon. Digimon auf dem Rookie-Level. Wie ich“, erklärte Candlemon nur kurz angebunden. Das blonde Mädchen sah auf, als sie die zunehmende Nervosität von Candlemon bemerkte. Erst brach er fast zusammen, weil er anscheinend nicht wusste, was er ohne diese Arukenimon machen sollte, und jetzt schien ihre Situation auch nicht besser zu werden. „Candlemon... ich verstehe das nicht. Was zur Hölle ist hier los??“ „Wenn ich das wüsste“, erwiderte es ängstlich, „normalerweise greifen Gizamon nicht einfach so an, und vor allem nicht in solchen Horden. Das würde allerdings bedeuten, dass sie jemandem dienen...was wiederum heißt, dass hier böse Mächte am Werk sind.“ „Böse Mächte? Was für böse Mächte?“ Doch Candlemon konnte auf einmal nicht mehr weiter sprechen, sondern zitterte nur noch wie Espenlaub. Isabella verstand gar nichts mehr. Weder wieso das alles passierte, noch wieso Candlemon so entsetzt war. Okay, wenn sie darüber nachdachte, verstand sie es doch, denn diese offensichtliche Übermacht war alles andere als beruhigend. Erst recht war sie beunruhigend, weil Candlemon, der ihr doch versprochen hat, ihr hier herauszuhelfen, selbst schon so große Angst hatte, dass er nicht mehr klar zu denken in der Lage war. „Okay, wir haben hier böse Mächte am Werk“, gab Isabella nach kurzem Überlegen zu, „aber was können wir dagegen tun? Wir müssen herausfinden was hier wirklich passiert ist, und versuchen... wenn wir in keinen Kampf verwickelt werden wollen, all diese Monster hier zu meiden, und das Pflegepersonal fragen, was hier los ist.“ „A-aber...“ „Nein, Candlemon, hör mir zu. Ich weiß, dass du Angst hast, das habe ich auch, denn... scheiße! Scheiße, ich wünschte, ich würde verstehen können, was hier los ist! Das ist eine Irrenanstalt, verdammt noch mal! Ich... ich bin doch die Verrückte hier... doch nicht... nicht die Welt um mich herum...“ Das blonde Mädchen legte ihr Gesicht auf ihre Hände vor Verwirrung und Unsicherheit, als Candlemon dann selbst aufblickte. Er merkte, dass er viel stärker sein müsste als sie. Er konnte von diesem Mädchen nicht erwarten, dass sie alles für ihn übernahm, nur weil er selbst Angst hatte, erst recht wenn Isabella bereits so lange in dieser Irrenanstalt gewesen war, dass sie selbst unter den ganzen Eindrücken zu leiden hatte. „Isabella... es tut mir so leid, dass ich dir keine große Hilfe sein kann... ich schäme mich so...“ Sie blickte auf: „he? Wieso?“ „Dass...“, und Candlemon mied ihren Blick, „dass ich nicht kämpfen kann, obwohl ich eigentlich muss, denn Digimon kämpfen normalerweise gegeneinander wenn es sein muss, und vor allem, wenn sie sich selbst im Falle eines Angriffs verteidigen müssen. Verstehe mich nicht falsch, aber... es ist auch nicht der Kampf den ich fürchte... sondern... sondern... also... eigentlich doch, denn sollte wirklich die Macht der Dunkelheit dahinter stecken, dann... dann...“ Verwirrt blickte Isabella das Digimon an und wartete darauf, dass es seinen Satz beendete. Candlemon blickte sie mit seinen rubinroten Augen an, voller Verzweiflung. „Ich will einfach nicht nochmal sterben!“, beendete es den Satz. Sie wusste erst nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie beschloss, nicht weiter darauf einzugehen, wie es denn sein könnte, dass Candlemon offensichtlich schon einmal gestorben und wieder geboren worden ist, aber sie verstand in dem Fall auch seine Angst. „Soll das heißen, du bist schon einmal gestorben?“ „Ja... und diese Eindrücke verfolgen mich noch immer. Das heißt...sie verfolgen mich, seitdem ich wieder geboren worden bin. Das ist zwar nicht lange her, und ich werde es dir ein anderes Mal erklären, wie genau das mit der Wiedergeburt läuft, aber... oh... du...“ „Ich verstehe es“, versicherte das Mädchen ihm, „wenn ich schon einmal gestorben wäre, und dann wieder geboren und mich dann auch noch in einer Situation wieder finden würde, in der ich genau wüsste, dass die Mächte daran beteiligt sind, die mir beim ersten Mal das Leben gekostet haben... dann würde ich mich wahrscheinlich genauso fühlen.“ Candlemon blickte sie gerührt an, doch dann schwand seine Miene und wurde wieder traurig. „Ja, aber hinzu kommt noch, dass meine jetzige Form nicht der entspricht, der ich normalerweise gewohnt bin. In Wirklichkeit heiße ich nämlich Mummymon, aber das bin ich nur auf einem höheren Level. Und bei den vielen Feinden da draußen wäre es besser, wenn ich auf diesem höheren Level wäre.“ „hm... also ist das so wie bei Videospielen, dass eine Figur mit zunehmender Erfahrung stärker wird und sein Level steigt, oder?“ „e-eh-j-ja...“ „Hm... wenn du aber sagst, dass dein Level viel zu niedrig ist...dann müssen wir uns eben anders behelfen! Es bringt in dem Fall nichts, wenn wir unsere Gegner direkt angreifen. Du weißt genauso gut wie ich, dass wir uns nicht auf die Suche nach Arukenimon begeben können, wenn wir hier bleiben. Wenn du zuviel Angst hast, wirst du sie nicht finden können.“ „J-ja... du hast ja recht.“ „Ich kann es dir nochmal sagen, ich bin bei dir, und zusammen wird uns nichts passieren. Ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde, dass dir irgend etwas passiert, oder dass dich jemand umbringt!“ „Isabella...“ Candlemon wurde sprachlos angesichts der Zuverlässigkeit, die das Mädchen vor ihm ausstrahlte. Obwohl er genau wusste, dass sie vielleicht noch mehr Grund zur Angst haben sollte als er, war es gerade sie, die ihn stärkte und nicht umgekehrt, wie es eigentlich sein sollte - denn er war hier das Digimon, sie war der Mensch. Nein, auch das war nicht wahr. War er denn nicht immer noch selbst ein halber Mensch? Was war er wirklich? Er schüttelte den Kopf, um diese Gedanken über Bord zu werfen. Jetzt war nicht die Zeit, sich existenzielle Fragen zu stellen, denn das konnten sie genauso gut tun, wenn sie wieder in Freiheit waren. „Hast du eine Idee?“ „Hm..“ Isabella überlegte sich etwas, „wir müssen einfach versuchen, die Monster zu meiden... wir müssten versuchen und unter sie zu mischen, und zu versuchen herauszufinden, was hier los ist... hm... AH! Ich hab's!“ ******** Das graue hasenähnliche Digimon ging langsam auf Gizamon zu, mit einer Frage auf seinen Lippen. „Ist hier alles in Ordnung? Hier sind keine unerwünschten Subjekte durchgekommen?“ „Nein, Sir Gazimon!“ Zufrieden richtete sich das graue Digimon auf, warf einen Blick auf das orange-gelb gefärbte und trottete dann weiter, als es auf einmal im Gang ein Digimon bemerkte, dass auf sie zukam. Es war ein Candlemon, und es zog ein Mädchen, welches an den Händen gefesselt war, hinter sich her. Da ihm dieser Anblick etwas suspekt vorkam, hielt das Gazimon die beiden vorerst mit einer Handbewegung auf, die dem Candlemon zeigte, das es erstmal nicht weiter gehen sollte. „Entschuldige, dass ich dich hier aufhalte, Candlemon, aber ich möchte wissen, was du hier machst“, sagte das Gazimon zu dem kerzenähnlichen Wesen und seiner menschlichen Begleitung. Sofort verbeugte sich das Candlemon vor dem Digimon, bevor es antwortete: „Ich habe dieses Mädchen vorhin in einem der Gänge beim Herumschleichen erwischt und es gefangen genommen.“ „Hm, sehr gute Arbeit, Candlemon!“, sagte er nur anerkennend und ließ seine Blick auf das mitgenommen aussehende Mädchen werfen, die einen leidenden Gesichtsausdruck hatte, als Candlemon ihn dann fragte: „Ich habe nur eine Frage, Sir.“ „Ja?“ „Wissen Sie vielleicht, wo ich das Mädchen hinbringen soll? Man hat mir leider noch nicht gesagt, wo sich die anderen Gefangenen befinden, oder was mit ihnen geschehen soll.“ „Hm, nun, es wäre fürs Erste gut, wenn du das Mädchen in den großen Raum bringst, wo wir die anderen Menschenwesen fürs erste eingesperrt haben. Was mit den Menschen passiert, das weiß ich allerdings noch nicht, das muss Meister Nanimon erst noch entscheiden.“ „Und wo finde ich den großen Raum?“ Das Hasenwesen hob eine Hand und zeigte ihm den Weg – den Gang herunter. „Geh den folgenden Gang herunter, dann links, und dann geradeaus weiter, dann rechts. Vor dem Raum sollte ein Demidevimon als Wache stehen. Sag ihm, dass ich dich geschickt habe.“ „Gut, vielen lieben Dank!“ Sofort schlug Candlemon den Weg ein, der ihm gewiesen wurde, und ließ Gazimon und Gizamon zurück stehen. Das orangene Digimon blickte nur das graue an, als es fragte: „Ich wundere mich, woher das Candlemon nur kommt... haben wir Candlemon in unserem Team???“ „Hm.. vielleicht nicht in den, welches hier zugeteilt ist, aber wir haben Candlemon in unserer Armee der Finsternis, ja...“ „Gut.. ich wollte nur wissen..“ Candlemon konnte nicht glauben, dass sein Versteckspiel so gut geklappt hat, besser sogar, als er selbst erwartet hatte. Als sie außer Hörweite waren, atmete es nur erleichtert auf, machte aber noch nicht die Fesseln von den Händen des blonden Mädchens los, falls ihnen doch noch jemand auf dem Gang begegnen könnte, der sie verdächtigen würde, erst recht, wenn er ihnen zusehen würde, wie Candlemon die Fesseln losmacht. Isabella flüsterte Candlemon nur leise zu: „Das hast du wirklich gut gemacht! Hätte ich fast nicht erwartet, so wie du wie Espenlaub gezittert hattest, kurz vorher...“ Des Wesen wurde wieder rot im Gesicht wegen des Kompliments. „Aber nicht doch... du hast recht... dass ich etwas machen muss, wenn ich wirklich auf die Suche nach Arukeni gehen will... aber was machen wir jetzt? Wir sind an den ersten paar Wachen schon einmal durchgekommen, und wissen jetzt, wo sie das Pflegepersonal versteckt halten, aber...sollen wir zu ihnen gehen, oder was sollen wir machen??“ „Das ist eine gute Frage... wir könnten versuchen... nein, wir müssen unser Versteckspiel weiterhin aufrecht erhalten, zumindest fürs erste, bis wir wissen, was wir machen können, um die Menschen hier zu befreien, und diese fremden Digimon von hier zu vertreiben.“ „A-aber, wolltest du nicht einfach von hier fliehen??“ „Ich weiß nicht, ob ich das kann, wenn ich weiß, dass hier Menschen von Monstern gefangen gehalten werden... ich meine... außerdem... hat das Personal hier nun gesehen, dass es diese Monster die ich andauernd gesehen habe, wirklich gibt. Sie sollten nun wirklich keinen Grund mehr haben, an mir und meiner Verrücktheit zu zweifeln, oder sie müssen sich selbst der Verrücktheit bezichtigen.“ „Also sollen wir zu diesem Demidevimon gehen?“ „Ja. Es muss auf jeden Fall wissen, was mit den anderen Gefangenen passiert ist. Du musst weiterhin deine Rolle spielen, okay, Candlemon? Egal, was mit mir passiert, du musst es tun!“ „J-ja...a-aber...“, wollte es widersprechen, aber merkte dann, dass es wichtig war, dass auch er einen Part übernahm. Isabella verließ sich auf ihn, und er würde das letzte tun und sie dadurch in Schwierigkeiten bringen, dass er sich aus Angst erlaubte unzuverlässig zu sein. Er nickte ermutigt, mit einer beinahe grimmigen Miene auf seinem Gesicht. „Du kannst dich auf mich verlassen, Isabella! Egal was passiert, ich werde dich hier herausholen, so wie ich es versprochen habe!“ Das blonde Mädchen kicherte leise und kaum hörbar. „Ja, ich weiß. Und nun tu was du tun musst!“ Sie verfielen wieder in die Rolle, die sie angenommen haben, um weiter zu kommen, und schließlich sahen sie am Ende des Weges tatsächlich ein Demidevimon, welches vor einer verschlossenen Tür wartete, durch die man leise Hilferufe vernehmen konnte. Candlemon schluckte kurz, versuchte sich und seine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen, bevor es Demidevimon zu nahe kam, damit ihre Tarnung nicht sofort durch sein laut pochendes Herz auffliegen würde, doch er hätte sich die Mühe auch sparen können, wie er merkte, als das fledermausähnliche Wesen sich genervt zur Tür umdrehte, und mit seinem Bein dagegen knallte mit einem wütenden Schrei: „RUHE DA DRINNEN! Verdammt noch mal, wieso können diese verdammten Menschen nicht einmal ruhig sein... wenn die nur wüssten...was wir..“ Den letzten Teil seines Satzes murmelte er nur noch vor sich hin, bevor sein Blick auf Candlemon fiel, welches ihn beobachtet hatte. Demidevimon schaute es nur verwundert mit seinen großen gelben Augen an – er wusste nicht, dass jemand ein Candlemon hier herunter geschickt hat, aber vielleicht ist ja schon Schichtwechsel? Er hoffte es zumindest. „Hey!“, rief es Candlemon zu sich, „hey du!“ „Hm?“ „Ja! Ja du, dich habe ich gemeint! Komm sofort her!“ Verwundert von der frechen Art dieses Digimon, und weil die Tarnung ja so wichtig war, tat das Kerzen-Digimon, was ihm gesagt wurde und ging zu Demidevimon herüber. „Was ist denn?“ Demidevimon flatterte kurz mit nachdenklichem Gesicht um Candlemon und das Menschenmädchen herum, bevor er wieder landete und ihm einen verdächtigen Blick gab. „Dich habe ich hier noch nie gesehen!“, stellte die Fledermaus fest, und Candlemon versuchte die Fassung zu bewahren, indem er antwortete: „Ich bin neu hier. Ich wurde von Gazimon hierher geschickt, um dieses Mädchen hier vorbei zu bringen.“ „Hm-hm... verstehe! Gut, dann kannst du das Mädchen ruhig herein bringen, auch wenn ich es nicht unbedingt gut finde, wenn wir hier noch mehr von diesen Nervensägen da drinnen halten. Mal ehrlich, ich verstehe nicht, wieso wir die hier alle gefangen halten müssen. Ich habe Meister Nanimon gesagt, dass das nur Probleme bringen würde, aber... ach, ich weiß, er hat ja recht, und es ist nicht gut, wenn die Menschen hier frei herumlaufen würden, aber.. die sind so verdammt NERVIG!!“ „eh... ja, ja, das sind sie allerdings!“, stimmte Candlemon nur mit einem Nicken zu, in der Hoffnung, dass es Isabella nicht beleidigt hatte mit dem was er gerade gesagt hat. Demidevimon hingegen war mehr als froh, dass ihm endlich jemand darin zustimmte, und nutzte die Gelegenheit, weiterhin darüber zu lästern, wie sehr ihm das Verhalten ihrer Gefangenen eigentlich missfiel. „Ich meine, wie kann man nur den ganzen Tag darüber rumheulen, dass man eingesperrt ist? Die können froh sein, dass Meister Nanimon nicht schon viel schlimmere Sachen mit ihnen gemacht hat!“ „Ja, allerdings!“, nickte Candlemon, bis Demidevimon sich mit einem seiner Fühler an die Stirn schlug. „ach, ich habe völlig vergessen, ich halte dich nur auf. Verzeih! Bring aber jetzt endlich das Mädchen herein, aber pronto, damit ich die Tür schnell wieder verschließen kann!“ „eh, ja, gut.“ Die Fledermaus kramte einen Schlüssel aus einem lockeren Wandstein hervor, und brachte dann den Wandstein wieder dort an, wo er ihn entfernt hatte. Candlemon sah so genau zu wie nur möglich, für den Fall, dass er diesen Schlüssel wieder brauchen würde. Ihm wurde jetzt schon schlecht, wenn er daran dachte, dass er Isabella nun anscheinend eine Zeit alleine lassen musste, und doch blieb ihm dabei nichts anderes mehr übrig. Er merkte sich die genaue Position des Schlüssels und hoffte, dass er genug Mut und Kraft finden würde, um sich diesen Schlüssel später bei Gelegenheit zu holen. Sobald Demidevimon den Schlüssel hatte, machte es die Tür zum Raum auf, und schubste Isabella unsanft herein bevor auch nur einer der Menschen drinnen entkommen konnte, die natürlich sofort versuchten, auf die Tür zuzustürmen, und Demidevimon zu überwältigen. Flink schloss es wieder die Tür, und atmete erleichtert auf, als es merkte, dass er es geschafft hatte. „Bah, ich dachte schon, die Menschen würden da raus kommen!“ Doch kaum hatte er den Satz über die Lippen gebracht, hörte er schon ein dumpfes Schlagen gegen die Tür, zusammen mit den Schreien und Rufen und Bitten der Menschen, diese zu öffnen. Candlemon wurde nun endgültig schlecht bei dem Gedanken, Isabella da drinnen zu lassen, und er wusste nichts davon, wie man manipulativ war, und doch hing nun alles davon ab, sich das Vertrauen von Demidevimon zu erschleichen. Doch wie machte man sowas denn genau? Er hatte es zugegebenerweise sehr oft bei seiner alten Partnerin Arukenimon gesehen wie das geht – Manipulation. Sich einschleichen indem man Sympathie vorgaukelt. Er selbst hatte das seit Ewigkeiten nicht mehr getan, zumindest nicht seitdem sie unter Yukio Oikawa diese Kinder mit der Saat der Finsternis in ihre Gewalt bringen sollten. Aber mit Kindern zu reden ist etwas anderes, denn sie vertrauen einem wirklich blind, wenn man nett ist, und das war nun einmal seine Art. Ja...vielleicht würde gerade diese Art auch bei Demidevimon funktionieren! Etwas verdattert blickte Candlemon drein, als Demidevimon noch an der Tür an dieser herunter auf den Boden glitt und erschöpft ausatmete. Dann blickte die Fledermaus die Kerze an, bevor er genervt fragte: „Und was willst du noch hier? Du hast das Mädchen bereits hier abgeliefert, also kannst du verschwinden!“ „Ehm.. naja... Gazimon hat mir keine weiteren Befehle gegeben, was ich machen soll“, fing Candlemon an, „und weil... naja, weil... ich sehe wie erschöpft du bist, dachte ich mir, dass wir vielleicht ..ehm... tauschen könnten??“ Lieb und naiv lächelte das Digimon die Fledermaus an, die auf einmal in Gedanken versunken war, aber nicht lange, denn die Aussicht auf eine allzu baldige Pause war viel zu verlockend um darüber lange nachdenken zu müssen. „Soll das heißen, du willst mit mir bereits meine Schicht wechseln?“ Die Kerze nickte und ein dankbares Lächeln breitete sich auf dem Gesicht von Demidevimon aus. „Wirklich? Das würdest du wirklich tun?“ „Ja“, nickte Candlemon, und Demidevimon rappelte sich sofort auf, streckte seine Flügel in die Höhe und erhob sich schon in die Luft. „Gut, dem stimme ich zu. Aber du musst hier bleiben und dich auf keinen Fall von der Stelle rühren, ist das klar? Wehe ich komme zurück und finde die Menschen nicht mehr in ihrem Raum!“ „Ai!Ai“, sagte Candlemon nur und salutierte vor Demidevimon, „ich bleibe bis zu eurer Rückkehr hier!“ „Sehr gut! Man sieht sich dann!“ Sobald die Fledermaus verschwunden war, blickte Candlemon sich um, ob noch jemand im Gang war, oder ihn beobachtete, und schon fing er an der Wand an nach dem Schlüssel zu tasten, den Demidevimon zuvor dort versteckt hatte. Er fand den lockeren Stein hinter dem sich der Schlüssel befand recht schnell durch sein gutes Gedächtnis, und öffnete dann die Tür zu dem Raum. Kapitel 3: You are not crazy, or am I myself? - part 3 ------------------------------------------------------ Sofort stürzten dutzende von Leuten hinaus und rannten das arme Digimon um, bis dann schließlich Isabella ebenfalls aus dem Knäuel kam, und sofort Candlemon fest umarmte. „Das hast du sehr gut gemacht!“, lobte sie ihn, und die Menschen um sie herum blieben mit Blick auf Isabella und ihr Digimon stehen. Einer der Krankenschwestern beugte sich nach vorne, und bedankte sich ebenfalls bei dem Digimon: „Vielen lieben Dank dafür, dass du uns heraus gelassen hast!“ Candlemon wurde rot vor Verlegenheit, doch einer der anderen Pfleger von den umstehenden seufzte nur und hielt sich eine Hand an die Stirn, während seine Kollegen ihm jeweils eine Hand auf die Schulter legten. „Ich verstehe einfach nicht, wie das alles hier passieren konnte!“, sagte er in einem fast jammernden Ton, „und ich begreife einfach nicht, wie auf einmal überall Monster hier auftauchen konnten!“ „Ich habe bereits versucht, es Ihnen dort drinnen zu erklären!“, sagte Isabella nur leise, schüchtern, aber auch ein kleines bisschen verärgert, was aber nur Candlemon so richtig heraushören konnte, „diese Monster heißen Digimon, sind ziemlich real, und sind genau dieselben Wesen, die ich immer gesehen habe, die mich verfolgt haben, wo immer ich auch war. Was bedeutet, dass ich nicht verrückt sein kann, wenn ich sie hier sehe und Sie alle hier das ebenfalls tun!“ Stille breitete sich unter ihnen aus, und auf den Gesichtern der Umstehenden erschien ein Ausdruck von Peinlichkeit und Ratlosigkeit. „Soll das heißen, wir haben einen Diagnosefehler gestellt? Ist es das, was Sie uns damit sagen wollen??“ „Halt dich zurück, Manfred!“, bat einer der Krankenschwestern den Mann, der gerade gesprochen hatte und packte ihn am Arm: „Völlig ungeachtet dessen müssen wir trotzdem versuchen, hier herauszukommen und den Monstern zu entkommen! Wir dürfen auch die anderen Patienten nicht vergessen, und dass nicht wir, sondern dieses Mädchen diejenige ist, die mehr zu wissen scheint als wir. Wir müssen ihr leider vertrauen, wenn wir weiter kommen wollen!“ „Hmpf, als ob man einer Verrückten vertrauen sollte!“, schrie er zurück, doch dann unterbrach Candlemon sie alle mit einerm harschen Ton, als es den traurigen Gesichtsausdruck von Isabella bemerkte. „JETZT HÖREN SIE ABER ALLE MAL AUF!!“, schrie es, bevor es mit einem leiseren Ton fortfuhr: „Wir alle stecken inderselben Situation, müssen feststellen, dass Digimon Realität sind, denn sonst wären Sie nicht da drin eingesperrt gewesen, oder?“ Entsetzt blickte das Pflegepersonal das Digimon in den Armen des Mädchens an, und wich einen Schritt zurück. „Wir wollen einfach nur hier weg“, meinte eine der Schwestern, „und ich muss wissen, was aus den anderen Patienten geworden ist!“ Als Candlemon merkte, dass anscheinend noch mehr Leute von der Macht der Dunkelheit, die so plötzlich über diesen Ort gekommen ist betroffen waren, wurde er unglaublicherweise nochmals kreidebleich, obwohl er das als weißes Kerzendigimon eigentlich nur schwer so werden konnte. Isabella bemerkte das, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, und sagte nur eines zu dem Pflegepersonal, welches sie so lange an diesem Ort gefangen gehalten hatte: „Sie müssen tun was ich Ihnen sage: gehen Sie, bringen Sie sich fürs Erste in Sicherheit! Wenn Sie nicht einsehen können, dass das das Beste für Sie ist, dann sind Sie hier diejenigen die verrückt sind!“ Und damit rannte das Mädchen einfach mit ihrem Digimon davon und überließ die Leute vorerst ihrem Schicksal. „Isabella! Was sollte das?“, fragte das Digimon das Mädchen nur, „du weißt, dass wir sie nicht alleine hier lassen sollten!“ „Ja, ich weiß... aber... ich..ich kann einfach nicht anders... sie.. sie haben mich hier gefangen gehalten... außerdem, was sollten wir hier machen mit ihnen zusammen? Wenn wir uns alle zusammen durch den Raum bewegen, dann sind wir zu leicht zu erkennen... wir müssen uns eh aufteilen.“ „Aber Isabella... ich weiß, und kann verstehen, dass du wütend auf sie bist, aber es bringt uns alle nur in Schwierigkeiten wenn wir so eigensinnig handeln.. i-ich habe es selbst so oft genug erlebt damals...“ „Du hast ja recht...“, gab das blonde Mädchen jetzt in Nachhinein zu, „aber ich war ein wenig überfordert mit der Situation... ich war noch nie für so viele Menschen auf einmal verantwortlich, und... da habe ich lieber das Handtuch geschmissen...“ „Noch können wir zurück“, schlug Candlemon vor, „und wir könnten versuchen, ihnen zu helfen!“ „Und wie genau? Wir können nur schlecht versuchen, sie hier mitzuschleppen, so finden wir doch niemals heraus, wer für dieses Chaos hier verantwortlich ist!“ Doch dann kam Isabella eine dunkle Idee und ihre Miene verfinsterte sich kurzzeitig. Sie drehte sich um und nahm den Weg zurück, in der Hoffnung, dass die Pfleger noch alle da waren, doch sie fand niemanden mehr vor. Also hatten sie doch beschlossen, sich alle auf den Weg zu machen, und sich damit womöglich in Gefahr zu begeben. Isabella lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie sich ausmalte, was ihnen wohl zustoßen könnte, und Candlemon bemerkte nur diese Angst allzu schnell, und er versuchte sie mit einigen Worten zu beruhigen: „Keine Sorge... ihnen wird schon nichts schlimmes zustoßen... es sind immerhin erwachsene Menschen, und was können die anderen Digimon ihnen denn anderes antun außer sie wieder einzusperren?“ Isabella blieb eine Weile lang still in Gedanken versunken, bevor sie sich zu Candlemon umdrehte und nickte. „Ja... ich hoffe du hast recht... dann lass uns alleine weiter machen. Vielleicht, indem du die Tarnung von vorher wieder annimmst??“ „Nein, das kann ich nicht mehr tun. Nicht, wenn wir nicht ein paar Menschen drinnen gelassen hätten.. Oh Verdammt!“, schrie Candlemon aus, „dadurch, dass wir das Pflegepersonal befreit haben, kann ich nicht mehr von Demidevimon erfahren, wer hier der eigentliche Boss des Ganzen ist, und warum sie gerade hier alle aufgetaucht sind!!!“ „Das macht nichts, dann lassen wir dieses Gebiet hier sein und sehen uns weiterhin um. Wir spielen einfach weiterhin unsere Masche, soweit wir eben damit kommen.“ Candlemon biss sich auf die Unterlippe. „Hm, a-also, ich weiß nicht...“ „Uns bleibt nichts anderes übrig, leider...“ „Aber trotzdem... es muss sich doch auch schon herumgesprochen haben, dass hier ein Candlemon umgeht, und wenn ich zweimal ein Menschenmädchen mitbringe, kommt das auch mehr als verdächtig rüber!“ „Dann bleibt dir nichts anderes übrig als zu kämpfen! Wir können das nicht vermeiden!“, meinte Isabella mit plötzlicher Courage in ihrer Stimme. Aber sie wusste genau, dass sie nicht wusste, ob es der richtige Weg war, den sie damit beschritten, und ob Candlemon wirklich einem solchen Kampf stand halten würde oder nicht. Wenn ihr Blick auf ihn fiel, merkte sie wie fragil er war, dieses Kerzendigimon, das scheinbar aus Wachs bestand. Von daher senkte sich ihr Kopf, und sie fragte ihn leise: „Denkst du, du kannst kämpfen? Denkst du, dass du einem Kampf standhalten kannst?“ Candlemon blickte auf, überrascht durch diese Frage, denn eigentlich gab es diese Frage nicht für ein Digimon – sie waren alle zum Kämpfen da, schien es, denn der Kampf war das immer währende Prinzip der Digiwelt. Einer Welt aus der er ursprünglich nicht stammte... aber er wusste trotzdem wie man kämpfte. Er hatte nur Angst, dass er es in der Zwischenzeit verlernt hatte, das war alles. „Keine Sorge. Ich kann kämpfen. Ich erinnere mich noch an damals, und da musste ich auch bereit sein wenn nötig zu kämpfen. Um jemanden zu beschützen. Und das muss ich jetzt auch bei dir.“ Isabella wurde leicht rot bei den Worten von Candlemon, weil es sehr komisch klang. „Ich werde dich beschützen“ - es hatte einen leicht romantischen Klang, und sie musste zugeben, dass sie dieses Digimon, von allen anderen am meisten ins Herz geschlossen hatte, denn es war freundlich und hatte sie nicht zu Tode erschreckt und bedroht. „Ich danke dir, Candlemon. Und habe keine Angst, ich werde bei dir sein, und wir werden zusammen schon irgendwie heraus kommen.“ Und auch ihre Worte bewirkten in ihm etwas Positives. Denn er war selten gewesen, dass er Worte der Aufmunterung gehört hatte. Alles was er von seinem früheren Leben her kannte, waren böse Worte der Erniedrigung, und er wusste von daher besonders Lob zu schätzen. Gemeinsam irrten sie wieder durch die Gänge, dieses Mal jedoch viel ermutigter durch das Zusammensein und ihre gegenseitigen Worte, die sie aufbauten und ihnen Mut gaben. Doch sie kamen nicht weit, als sie auf einmal ein lautes weibliches Kreischen vernahmen. Als sie aufblickten, sahen sie eine der Krankenschwestern, die sie vorhin zurück gelassen hatten, und dass sie von einem seltsamen Digimon festgehalten wurde. Es war überaus hässlich, hatte lange weiße Zähne, rote Augen, rote kurze Haare, lange gelbe Krallen und graue Fledermausflügel. „Ein Vilemon!“, rief Candlemon aus, und schon hatte er, ob er wollte oder nicht, seine Aumerksamkeit bekommen. Das feindliche Digimon blickte auf, und sah die Kerze zusammen mit einem menschlichen Mädchen. Da sich auf dem Gesicht der Kerze ein grimmiger Gesichtsausdruck widerspiegelte und sich das Mädchen sicher hinter seinem Rücken versteckt hielt, weil es dort von ihm selbst mit einer Hand hingeschoben wurde, war es mehr als offensichtlich, dass dieses Digimon nicht zu seiner Truppe gehörte. Vilemon ließ aber auch nicht die Krankenschwester los, die mittlerweile still geworden war, als sie sah dass Hilfe in der Nähe war. „Hiaar hiarr hiaarrr, wen haben wir denn da?“, fragte das Vilemon in seiner dämonischen Stimme, die schrecklich gackernd klang, „ein Candlemon und ein Menschenmädchen... was macht ihr hier??“ „Lass sie los!“, rief Candlemon und zeigte mit einer Armbewegung auf die Schwester in den Armen des Monsters. Vilemons Blick folgte Candlemons Bewegung, und als sein Blick auf der Krankenschwester in seinen Pranken hängen blieb, schaute er wieder Candlemon an, nur um dann zu fragen: „Geeeck geeeck, wieso sollte ich das tun?“ Doch als Antwort bekam das Vilemon nichts verbales ab, sondern etwas ganz anderes. „HEIßES WACHS!“ Die Feuerkugel erwischte ihn am Flügel und versengte ihn dort, bevor das Vilemon die Schwester auf den warf, um sich um das Feuer zu kümmern. Wütend zischend schaffte es das Monster das Feuer an seinem Flügel zu löschen, aber durch diesen Angriff war er mehr als wütend auf Candlemon und erst recht bereit auf einem Kampf mit ihm. „Isabella!“, flüsterte Candlemon ihr zu, „ich kümmere mich um Vilemon, bringe du die Schwester in Sicherheit!“ „J-ja, ist gut!“ Das Mädchen schlich sich weg, während Candlemon sich zum Angriff bereit machen wollte, aber schon von einer dunklen Schockwelle getroffen wurde, bevor er sich irgendwie darauf vorbereiten konnte. „CANDLEMON!“ „HEIßES WACHS!“ „ALBTRAUMSCHOCKER!“ Die Angriffe beider Digimon trafen mit einer unglaublichen Wucht aufeinander, sodass Isabella zurückweichen und erkennen musste, dass sie ihrem Digimon besser nicht im Weg stehen würde, wenn gerade ein Kampf im Gange ist. Sie schnellte stattdessen auf die Krankenschwester zu, die ebenfalls schon versuchte aus eigener Kraft auf ihrer Situation herauszukommen, indem sie sich auf ihre Beine rappelte und wegrennen wollte. Isabella rannte auf sie zu, und schnappte sie am Arm, erstens um zu verhindern, dass sie sich selbst in Gefahr begab, und zweitens, damit sie sie nicht in den Wirren des Kampfes verlieren würden. Doch gerade als sie einen Sicherheitsabstand von den beiden miteinander kämpfenden Digimon einnehmen wollten, erkannten sie Schatten, die auf sie zuschnellten. Das Vilemon war nicht alleine gewesen. Komische schwebende Geister tauchten auf einmal vor dem blonden Mädchen und der braunhaarigen Schwester in weiß auf, und ließen die beiden zurückschrecken. Sie waren eingekesselt – hinter ihnen waren zwei miteinander kämpfende Digimon, und vor ihnen tauchten neue Gegner auf, mit denen sie es aufgrund der Anzahl nicht aufnehmen konnten. Wie sollte ein Mensch gegen diese Monster ankämpfen können?? Ein lautes Aufschreien ließ Isabella aufschrecken, und als sie nach hinten blickte, sah sie, dass das Vilemon die Oberhand gewann, und sich über das anscheinend verletzte Candlemon beugte, um ihm den letzten Gnadenstoß zu geben. „CANDLEMON!!“, schrie sie aus, doch das Digimon schaffte es nicht, dem Angriff des Vilemon schnell genug auszuweichen; Isabella war zu weit entfernt, um ihm jetzt noch zu helfen, und die auf sie zurückenden Geist-Digimon kamen ihnen immer näher. Nein, sie waren schon längst da, und ihre kalten Hände krallten sich um sie und hielten sie fest. Isabella streckte eine Hand nach Candlemon aus, als sie zusehen musste, wie die Wucht des Angriffs von Vilemon ihren Freund auf die Wand aufprallen ließ und er dann nach dem Schlag an der Wand herunter glitt, und dort schwer verletzt liegen blieb. „CANDLEMON! CANDLEMON!!! BITTE STEH AUF, CANDLEMON!!!“ Doch es rührte sich nicht, und Vilemon drehte ihm schon den Rücken zu, sich sicher, dass es schon erledigt war, oder zumindest in dem Fall keine größeren Probleme mehr machen würde. Candlemon konnte die Rufe von Isabella nur wahrnehmen, als würden sie aus einer fernen Distanz kommen. Er verfluchte sich und seine Unfähigkeit, sie nicht beschützen zu können. Das war gerade mal ihr erster richtiger Kampf, und schon konnte er sie nicht beschützen und verletzte sich selbst schwer. Er kann niemanden beschützen. So wie er Arukenimon nicht beschützen konnte. Er musste zusehen wie sie vor seinen Augen starb, wie die Krallen dieses Monsters sich in ihr Fleisch schnitten und sie gnadenlos durchbohrten. Er musste ihre Schreie hören, und zusehen, wie sich ihre Daten auflösten, für immer, ins Nichts. Und nun war er wieder hier, hier, um sie suchen zu können, aber er war einmal mehr unfähig, auch nur einen Schritt ohne sie zu tun, oder auch nur einmal nützlich zu sein. Wie wäre es, wenn Isabella sterben würde? Wie war der Tod eines Menschen? Er durfte das nicht zulassen. Denn sie war diejenige, die zu ihm gehalten und ihm Mut zugesprochen hat, als er es am meisten gebraucht hat; sie war diejenige, die ihm versprochen hat, mit ihm auf die Suche zu gehen, eine Suche, die größer werden würde, als alles, was er jemals erlebt hat. Denn er hatte die Welt noch niemals richtig genau betrachten können, er wusste nicht viel von ihr. Und sie, dieses blonde Mädchen, das so viel Zeit in einem geschlossenen Raum verbracht hatte, ihr ging es da sicher nicht anders. Und das war es, was die beiden verband. Ihretwillen schon durfte er auf keinen Fall aufgeben. Aber wenn der doch nur wenigstens noch seine Waffe Obelisk hätte... er war doch gar nicht daran gewöhnt, auf diesem Level zu sein, und an seine neue Form. Aber dann wiederum brachte es nichts, darum zu weinen... Es brachte nichts, wenn er um Gnade flehte, wie er es schon so oft getan hatte. Es brachte nichts, denn das Böse ist gnadenlos. So gnadenlos, dass sie seine Liebe getötet hat. So gnadenlos, dass sie seine neue Freundin Isabella und noch weitere unschuldige Menschen bedrohten und ihr Leben ebenfalls wegnehmen konnte. Und er würde wenigstens weiter kämpfen, um dieser Gnadenlosigkeit ein Ende zu bereiten. Das sollte seine späte Rache sein... für das, was er verloren hat... Langsam öffnete Candlemon seine roten Augen wieder. Er spürte überall an seinem Körper den dumpfen, aber neu auflammenden Schmerz, und auf einmal drangen die Schreie Isabellas mehr als deutlich an sein Ohr. Wenn er die Kraft dazu gehabt hätte, dann hätte er sich vielleicht die Ohren zugehalten. Das blonde Mädchen und die Krankenschwester befanden sich in der Gewalt von Bakemon, das konnte Candlemon noch auf den Augenwinkeln heraus ausmachen, aber seine Sicht war stark eingeschränkt durch die Tränen, die aus seinen Augen heruntertropften. Vilemon bemerkte, dass Candlemon noch am Leben war, und drehte sich langsam wieder zu ihm um. „Geeeeecccckk, geeeck, ich sehe, du lebst noch. Das hätte ich nicht gedacht, du hälst wirklich viel aus für ein Rookie...aber nun ist es wirklich Schluss damit...“ „AUFHÖREN!!!“, schrie Isabella mit aller Kraft, „ICH FLEHE DICH AN, TUE IHM NICHTS!“ Das böartige Digimon stoppte, und drehte sich langsam wieder zu Isabella um, kam ihr näher, und nahm ihr Gesicht zwischen die Finger seiner Hand. „Geeeck, und was willst du mir geben, dafür, dass ich sein Leben verschone?“ „Du kannst alles mit mir machen!“, bot Isabella sich an, „alles, wenn du ihn nur verschonst!“ „Geeck, das ist interessant, so wichtig ist er dir also?“ Sein Blick fiel wieder auf Candlemon, der auf dem Boden nur leicht zitterte, und dann kam das Vilemon mit dem Gesicht näher an Isabella, gefährlich nahe, bevor es antwortete: „Geeeck, du kannst mir nichts geben. Nichts, das etwas von Bedeutung wäre.“ „A-aber... warum haben die Digimon mich dann die ganze Zeit verfolgt? Was gab es denn so anziehendes an mir, dass ich euch andauernd gesehen habe??“ „Geeck, das weiß ich nicht, und das ist mir auch egal. Alles was zählt, ist der Plan. Geeeck, und keiner wird ihn aufhalten. Weder du, noch dein Freund. Geeeck, und keiner von euch wird verschont werden – auch nicht er, egal, was ihr tut oder anbietet.“ Das große graue fledermaus-ähnliche Digimon lachte gackernd in Isabellas Ohr, bevor es ihr Gesicht losließ, welches er die ganze Zeit in seinen Händen gehalten hatte. Als das Vilemon sich wieder umdrehte, und langsam zu Candlemon flog, konnte Isabella sich nicht mehr zurückhalten, und versuchte mit aller Kraft aus dem Griff des Bakemon zu entkommen. Aber sie wusste, dass es sinnlos war, denn das war es auch, was die Krankenschwester die ganze Zeit versuchte ohne fruchtbare Ergebnisse zu erzielen. Aber die Geister, die sie festhielten, waren doch demnach nicht echte Geister, wenn sie sich mit einer solchen Kraft festhalten konnten, oder? Kapitel 4: You are not crazy, or am I myself? -part 4 ----------------------------------------------------- Sie biss zu so kräftig wie sie konnte und ohne Scheu zu. Laut heulend warf das Bakemon sie von sich, und das blonde Mädchen versuchte die Gelegenheit zu nutzen, um sich sofort schützend vor Candlemon zu stellen, und es zu verteidigen, doch sie kam nicht weit, als Vilemon sich vor sie stellte, und ihr hart in den Bauch trat. Doch plötzliche Schmerz im Unterleib ließ Isabella sofort zusammen sacken, und sie blieb auf dem Boden liegen, ihre Hände auf ihrem Bauch und schmerz-gekrümmt. Vilemon lachte gackernd auf. „Geeck, geeck, was hattest du denn damit vor, hm??“ „Urgh“ Isabella versuchte trotzdem weiter voran zu kommen, nahm eine Hand, und versuchte damit weiter vorwärts über den Boden kriechend Candlemon zu erreichen, doch als Vilemon den Fuß hob, und auf ihre Hand trat, schrie sie laut auf. Die umstehenden Bakemon lachten alle nur, zusammen mit Vilemon, und die Krankenschwester flehte sie an, damit aufzuhören. Candlemon konnte das laute Aufschreien von Isabella nur allzu deutlich hören, und versuchte aufzustehen, was ihm dieses Mal mehr oder minder gelang. Vilemons Blick fiel sofort auf ihn. „Geeeck, wirklich, du bist ein wahrer Gegner...“ Das fledermausähnliche Digimon bleckte seine Zähne, und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als sein Blick auf das lädierte und stark mitgenomme Candlemon fiel. „Geeck, du willst immer noch einen Kampf?? Siehst du nicht, dass es aussichtslos ist?? Geeeck, und außerdem, wenn ich fallen würde, wären immer noch hunderte von Bakemon hier, die du ebenfalls besiegen müsstest... und das wirst du in deinem Zustand nicht schaffen!“ „D-das... ist mir e-egal!“, sagte Candlemon nur tapfer, „ich will nur mein Versprechen Isabella gegenüber halten! I-ich werde ihr helfen sie hier heraus zu bringen!“ „Geeeck, und du bist so dumm, dass du dich sogar dafür opfern würdest?“ „I-ich...“ Candlemon zögerte, vielleicht aber auch nur aus Erschöpfung, bevor er leise, aber fest entschlossen sagte: „Ja. Weil sie eine Freundin von mir ist!“ Ein plötzliches Strahlen blendete die Umstehenden, ja selbst Vilemon, der zwischen Isabella und Candlemon stand. Es riss die Arme in die Höhe, um seine an Dunkelheit gewöhnten Augen vor dem hellen Licht zu schützen, und Isabella nutzte den Moment, in dem Vilemon abgelenkt war, um zu Candlemon zu gelangen. Candlemon versuchte seine Arme um sie zu legen, und sie war einfach nur glücklich, dass er noch da war, doch dann blickten beide auf das strahlende Licht, das aus dem Nichts zu kommen schien, und den ganzen Raum so hell erleuchtete, dass selbst die Bakemon zurück wichen. Das Digimon, welches die Schwester festhielt, ließ sie sofort los, um seine Augen zu schützen, und ehe sich Vilemon versah, war er alleine da die Geister das Licht scheuten wie ein Vampir das Knoblauch. Das blonde Mädchen schaute das Licht an, und erkannte, dass mitten im Licht sich etwas zu formen began. Ein kleines ...Etwas, und als es da war, schnellte es direkt auf sie zu und kam in ihren Händen zum Liegen. Das Leuchten ließ nach, und Vilemon, der sich wieder an die Sichverhältnisse gewöhnen musste, schrie nur auf: „Geeck, was war das??“ Doch er konnte nicht mehr fragen, und Isabella kreischte auf, als aus dem Ding in ihrer Hand wieder ein Licht den Raum erhellte. Candlemon fühlte sich anders, kräftiger, neu geboren. Wieder bereit zum Kämpfen, nun, das die Schmerzen in ihm langsam nachließen. Er seufzte auf, als er die Wärme dieses ihm unbekannten Lichtes spürte, welches ihm all seine Last von den Schultern zu nehmen schien. Nein, nicht nur das, es schien ihm zu zeigen, dass alles möglich war, wenn man nur zusammen hielt... Und er spürte, dass er wieder digitierte. „Candlemon digitiert zu.... Wizardmon!!!“ Als das blonde Mädchen ihre Hand runternahm, die sie vor den Augen gehalten hatte, wunderte sie sich, wo Candlemon abgeblieben war. Stattdessen fand sie ein beinahe menschliches Wesen neben sich vor, welches in einem langen violetten Umhang verborgen war und einen Magierhut in derselben Farbe auf dem Kopf trug. Seine Haare hatten dieselbe Farbe wie Stroh, doch seine Haut war hellbläulich, aber vor allem die Augen waren strahlend schön, eines schönes blau-grün. In seiner Hand hielt er einen Stab, an dessen Ende man eine Sonne erkennen konnte. Das neue Digimon neben ihr trat vor ihr, und sie erkannte, dass es wohl Candlemon in einer neuen Form sein musste, so wie es die Form ebenfalls geändert hatte, als es noch ein Demimeramon gewesen war und sie ihm die Hand gereicht hatte. Sie umklammerte fest das Ding in ihrer Hand, als sie Wizardmon mit einem besorgten Blick ansah, doch er nickte ihr nur ermutigend zu, und hob seinen Stab, bereit zum Angriff. Vilemon schüttelte den Kopf, und als er aufsah, konnte er Wizardmon in einer beschützenden Haltung vor dem Mädchen stehen sehen. „Geeeck, verstehe... du bist digitiert...nun verstehe ich auch, was du Menschenmädchen eigentlich gemeint hast.... geeeeck, du hast die Kraft zur Digitation...“ Isabella blickte auf, als sie fast diesselbe Redewendung hört, wie sie es auch von Candlemon gehört hatte nachdem er digitiert war. „Candlemon..“ „Nein, ich bin jetzt Wizardmon“, sagte er zu ihr, „keine Sorge, ich bin wieder voll kampffähig. Es wird dir nichts mehr passieren, das verspreche ich dir.“ „Ich würde ihr keine solchen voreiligen Versprechen geben wenn ich du wäre, geeeeck“, tönte das Vilemon, „deine Situation hat sich im Grunde genommen überhaupt nicht geändert. Du bist immer noch einer gegen viele.“ „Und du unterschätzt die Situation ebenfalls. Ich bin digitiert, damit auf einem höheren Level und..“ „GEEECK, dann zeige mir, was du draufhast!“ „Sehr wohl“, sagte Wizardmon, und streckte seinen Stab in die Höhe. „ALBTRAUMSCHOCKER!!“ „DONNERBALL!!“ Aus Wizardmons Stab entwich eine große elektrostatische Ladung, die gegen die schwarze Welle auf Energie von Vilemon prallte. Das Aufeinandertreffen beider Attacken reusltierte in einer starken Druckwelle, durch die das Vilemon sich nicht mehr halten konnte, und an die nächste Wand gepresst wurde. Dann fiel es herunter und blieb auf dem Boden liegen, doch es richtete sich wieder auf, wenn jetzt auch etwas angeschlagener. Jedenfalls war seine Angst nun deutlich in den Augen zu sehen. Durch seine Digitation schien das Candlemon offenbar an mehr Kraft gewonnen zu haben, als Vilemon zunächst vermutet hatte. Doch das würde ihnen auch nichts bringen. „Zehn Pfeile!!!“ Mitten aus dem Wurf seines Armes heraus erschienen zehn Pfeile, die auf Isabella zuschnellten, doch Wizardmon stellte sich mit einem Angriff entgegen „Zauberspiel!!!“ Gelbe Energiekugeln schossen aus seinem Stab hervor, die die zehn Pfeile in alle Richtungen davonstoben ließen, sodass diese schließlich an den umliegenden Wänden zerkrachten. Die Krankenschwester, die inzwischen auf den Fängen der Bakemon befreit war, kreischte laut auf, und warf die Arme über den Kopf zusammen aus Angst, dass sie eines der Pfeile treffen könnte, was glücklicherweise nicht passierte. Auch Vilemon konnte seinem eigenen Angriff entkommen, jedoch nur mit Mühe. „Geeeeck, wie kann es sein, dass du so stark geworden bist??“, fragte es ungläubig, „geeck, aber egal, ich werde dich auch so noch erledigen!“ „Das werden wir noch sehen!“ „Geeeck, ich habe es dir schon einmal gesagt: Ich bin nicht alleine!“ „Dann würde ich mich an deiner Stelle noch einmal umsehen“, riet Wizardmon dem fledermausähnlichen Digimon. Und tatsächlich, als Vilemon sich umsah, erkannte er, dass er abgesehen von der Krankenschwester in der Nähe vollkommen alleine war. „GEEEECK, WO SIND DIE BAKEMON??!!“ „Sie sind abgehauen“, erklärte Wizardmon nur mit einem verschmitzten Lächeln, „denn offenbar vertragen sie kein helles Licht...“ „GEEEECK, VERDAMMT!!!“ „Das heißt, dass nun dein Ende gekommen ist!“ „Warte!“, rief Isabella nur aus, und schnappte Wizardmon an der Schulter, „du willst ihn doch nicht etwa töten, oder?“ „Ich muss“, erklärte Wizardmon nur, „es ist das Gesetz der Digiwelt und der Digimon. Und außerdem kann ich es nicht leiden, wenn jemand der mir lieb und teuer ist bedroht wird. Ich ... hätte denjenigen, der Arukenimon getötet hat, auch am liebsten getötet, wenn ich eine Chance dazu gehabt hätte.“ „Aber das ist doch nicht derjenige, der sie auf dem Gewissen hat oder? Oder?“ Isabella blickte Wizardmon eindringlich an. „Du hast mir versprochen, dass du mich hier herausbringst, aber es war nicht die Rede davon gewesen, dass du dafür über Leichen gehen musst!“ „Aber Isabella...“ Bevor Wizardmon irgendetwas erwidern konnte, unterbrach die beiden ein schrilles gackerndes Gelächter. „Geeeeeck, seid ihr beiden NAIV!!“, lachte das Vilemon, „das ist euer größter Fehler! Ihr seid viel zu zimperlich!“ „ZAUBERSPIEL!!“ Bevor das Vilemon noch etwas hinzufügen konnte, traf ihn auch schon eine Energiekugel mitten in seinen Körper und schleuderte ihn zurück. Dieses Mal bewegte sich das Vilemon nicht mehr, aber es löste sich auch nicht einfach ins Nichts auf, wie das sonst für ein Digimon üblich wäre, wenn es getötet wurde, doch das wusste Isabella ja nicht. „Oh nein! Wizardmon, du hast es doch nicht etwa getötet, oder??“ „Nein. Es ist nur bewusstlos“, erklärte er ihr, „wenn Digimon sterben, lösen sie sich ins Nichts auf, weil sie ihre Daten nicht mehr zusammen halten können.“ Isabella verstand seine Ausführungen zwar nicht ganz, aber seufzte erleichtert auf. Die Krankenschwester, die ihnen gegenüber stand, hatte allerdings ein verängstigtes Gesicht; sie war schockiert von allem, was sie hatte mit ansehen müssen – dem Kampf, die Verletzungen, das Geschrei. Das blonde Mädchen sah sie ebenfalls für einige Sekunden lang an, und sie schwiegen, bis Wizardmon sich mit einem Räuspern Gehör verschaffte. „Isabella, wir haben nicht Ewigkeiten Zeit, zu überlegen, was wir als nächstes tun sollen. Das Vilemon wird nicht lange bewusstlos bleiben, und die Bakemon könnten noch in der Nähe sein.“ „Gut“, nickte das Mädchen, und streckte eine Hand nach der Schwester aus. „Kommen Sie her. Sie müssen keine Angst haben“, flüsterte Isabella der Schwester zu, doch diese blickte nur mit einem verunsicherten Blick auf die vor ihr ausgestreckte Hand. „Wie kann ich keine Angst haben? Nach alledem was hier gerade passiert ist?“ „Ich verstehe Sie“, sagte Isabella nur, „ich bin genauso verängstigt wie Sie es sind. Ich war schon seit Monaten verängstigt. Die ganze Zeit schon, seit ich wegen den Wesen hier in diese Anstalt gekommen sind. Sie sind real, und manche von ihnen gefährlich. Aber wie Sie gerade hier gesehen haben, gibt es auch einige wenige, die auf unserer Seite sind, und uns beschützen.“ Die junge Frau ihr gegenüber zögerte noch immer. „Sie wissen, dass Sie es alleine hier nicht schaffen können, oder? Sie müssen wenigstens einen haben, der sie beschützen kann. Bleiben Sie einfach bei uns, dann passiert Ihnen am ehesten nichts.“ „J-ja aber...“ „Kein Aber! Beeilen Sie sich mit ihrer Entscheidung, ehe wir wieder angegriffen werden! Es sind immer noch die Wesen in der Nähe, die Sie und Isabella festgehalten haben!“, ermahnte Wizardmon sie, woraufhin die Frau einsah, dass er recht hatte, und sie nun die Hand von Isabella annahm. „Gut und jetzt sollten wir von hier verschwinden!“, sagte das blonde Mädchen und das Digimon nahm sie bei der Hand und schob sie weiter durch den Gang. ************ Aufgeregt stürmte das Demidevimon durch die Tür herein, und japste dann sofort drauf los: „Meister, die Menschen sind geflohen!“ Das Digimon, welches das Demidevimon als Meister angesprochen hatte, schob sich nur die Sonnenbrille auf seiner Nase zurecht, und fuhr sich nachdenklich, schon fast faul mit seinen Fingern durch den Bart welches sein Gesicht zierte, als neben Demidevimon ein Gizamon auftauchte, ebenfalls mit schlechten Neuigkeiten. „Meister Nanimon, soeben haben wir erfahren, dass Vilemon zusammen mit dem Bakemon-Trupp Nummer 5 einem blondhaarigen Mädchen begegnet ist, welches mit ihrem Digimon in der Lage war zu fliehen.“ Nanimon drehte sich um. „Ein blondes Mädchen sagst du?“, fragte er in Gedanken versunken und murmelte dann, „ja, es könnte dasselbe Mädchen sein...“ „Meister, tun Sie doch etwas!“, schrie das Demidevimon ihn ungehalten an, wohl wissend, dass es eventuell zu viel riskieren würde, aber die Angst vor einer viel größeren Strafe ließ die arme Fledermaus in diesem Fall nicht locker, „Sie wissen doch, was passiert wenn wir diese Festung verlieren! Meister Skullsatamon wird alles andere als begeistert sein!“ „UNSINN!“, fuhr das Nanimon auf und winkte mit einer Hand Demidevimons Aussage ab, „nichts kann uns mehr aufhalten, und schon gar nicht ein einziges Mädchen! Sie ist doch alleine, oder Gizamon?“ „J-ja Sir!“ „Na siehst du, Demidevimon! Glaubst du ernsthaft, dass ein einziges Mädchen es schaffen würde, unsere ganze Festung zurück zu erobern? Bei all den Truppen, die wir haben? So ein Schwachsinn!“ „Aber trotzdem!“, beharrte die Fledermaus, „Sie wissen ganz genau, dass sie plötzliche Übernahme dieser Anstalt in der realen Welt sehr wohl für Aussehen sorgt und sich bald noch mehr Feinde hier befinden werden als ein einziges Mädchen! Wenn wir sie nicht neutralisieren, dann wird das noch zum Problem werden!“ „Das weiß ich selber. Aber habe keine Sorge! Dein Meister Nanimon wird sich schon darum kümmern!“, ließ das Wesen verlauten, ehe es sich die Hand in die stolz erhobene Brust warf und laut zu lachen anfing. Demidevimon blickte ihn skeptisch an, und als sein Blick zur Seite schweifte, merkte er dass Gizamon ihm direkt in die Augen blickte, bevor es resigniert die Vorderarme zu einem Zucken hob. Nanimon bemerkte nichts von den Zweifeln seiner Gefolgsleute, sondern fragte sie stattdessen nach mehr Details aus: „Und wer ist diesem Mädchen bereits begegnet? Ist sie wirklich alleine? Wie sieht es denn mit den Menschen aus, die geflohen sind? Ich dachte, dass du die Aufgabe hättest, auf sie aufzupassen und dass sie nicht aus der Zelle fliehen können, Demidevimon! Wie also konnte das passieren???!“ Die Fledermaus, bei ihrem Fehler ertappt, zuckte zusammen. „M-meister... i-ich.. ein Candlemon hatte mir angeboten, dass er für mich auf die Menschen in der Zelle aufpasst, aber als ich zurückkam war es verschwunden. Und die Menschen innen drin ebenfalls. Es ist zwar einigen von uns gelungen, ein paar von ihnen wieder zu fangen und einzusperren, allerdings mussten wir sie in einen anderen Sektor umlagern. Und, hinzu kommt noch, dass die Menschen, denen es gelungen ist zu fliehen, offenbar nicht ganz alleine waren...“ „Und das heißt?“, fragte Nanimon und zog eine Augenbraue hoch. „D-das heißt, es gibt anscheinend noch mehr feindliche Digimon, die unserer Operation im Wege stehen.“ „Ich verstehe. Eine Rebellengruppe? Wo kommen die auf einmal her?“ „I-ich weiß es nicht. Es kann sein, dass es Digimon-Partner von einigen der unsäglichen Menschen hier sind, oder dass Digiritter hierher geschickt worden sind, um die Lage wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Oder es könnten Digimon sein, die unter eigenem Antrieb hierher gekommen sind. Wir wissen es zu dem Zeitpunkt noch nicht.“ „Wo befindet sich das blonde Mädchen?“ Das Gazimon meldete sich nun zu Wort. „Sie müsste nicht weit entfernt sein von Block B. So weit können sie noch nicht gekommen sein.“ „Gut, kümmert euch um die feindlichen Digimon. Ich werde mir derweil das Mädchen vornehmen.“ „Sollen wir Meister SkullSatamon Bericht erstatten??“ „Nein, das ist nicht weiter notwendig. So wie ich ihn kenne, weiß er eh schon über alles Bescheid und verlässt sich darauf, dass wir das in den Griff bekommen und mit auftretenden Problemen selbst fertig werden. Ich mag gar nicht daran denken, was sein wird, wenn dem nicht so wäre...“ Nanimon wurde still und seine beiden Diener sahen sich wieder peinlich berührt gegenseitig in die Augen. „Umso mehr verlange ich von euch beiden, dass ihr die feindlichen Digimon findet!“, rief Nanimon aus, ehe es selbst durch die Tür vorbeimarschierte, durch die vorhin Demidevimon gegangen war, „und beeilt euch – ihr wisst sonst, welche Strafe euch erwartet!“ ************ „Wizardmon, was sollen wir jetzt machen? Wo sollen wir hin, wenn wir in Sicherheit kommen wollen?“ „Ich weiß es nicht, ich kenne mich hier nicht aus. Aber vielleicht weiß unsere Krankenschwester hier mehr.“ „Und, wissen Sie etwas über einen Ausgang?“ Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf: „Nein, tut mir leid, ich weiß nicht, ob wir es wirklich hier heraus schaffen können... Ich kenne zwar so einige Wege hier raus, aber man hat uns systematisch gefangen und bestimmt schon längst alle Ausgänge verriegelt. Wir wurden gerade dann überrumpelt, als wir alles in die Wege leiten wollten, um möglichst viele Menschen zu evakuieren, aber...“ „Ja?“ „Aber ich fürchte, dass hier so leicht nichts mehr hier raus oder herein kommen kann.“ Das blonde Mädchen wurde ratlos, und blickte die schwarzhaarige Krankenschwester an, bevor ihr Blick wieder auf Wizardmon fiel. „Wizardmon, wie bist du eigentlich hier hereingekommen? Und warum bist du eigentlich hergekommen?“ „Ich weiß es nicht mehr so genau. Ich weiß nicht, wie ich in die Menschenwelt gekommen war, ich weiß nur, dass es unerheblich ist, denn ich weiß, dass es gut möglich sein kann, dass ich auch hier nach Arukenimon suchen müsste. Früher oder später wäre ich also sowieso hierher gekommen oder hätte einen Weg gefunden.“ „Aus was für einer Welt kommst du denn eigentlich??“ „Ich bin eigentlich hier, in der menschlichen Welt geboren worden, aber...“ Doch bevor Wizardmon weiter erzählen konnte, unterbrach es sich, als auf einmal Schatten auf sie zukamen. Sofort streckte es den Arm aus, um Isabella und die Schwester hinter sich zu halten. Isabella und die Frau bei ihr schnappten nach Luft, und schon tauchten neue Wesen vor ihnen auf. Doch dieses Mal nicht gerade zielstrebig, sondern fast zögerlich. Bakemon. Zumindest sahen sie so danach aus. Allerdings... wenn man genauer hinschaute, konnte man erkennen, dass es sich nur um Verkleidungen handelte. Bettlaken, die sich die Personen unter ihnen über den Kopf gezogen hatten, zu welchem Zweck auch immer. „Wer seid ihr?“, fragte Wizardmon sie Personen vor ihnen, bekam aber nicht sofort eine Antwort, sondern eine Gegenfrage gestellt: „Seid ihr Diener SkullSatamons?“ „Nein, sind wir nicht.“ Ein Flüstern folgte der Antwort, und eine leise weibliche Stimme unter einer der Verkleidungen fragte unsicher: „Meint ihr, wir können ihnen vertrauen?“ „Aber wenn es keine Diener SkullSatamons sind, dann müssten sie auf unserer Seite sein...“ „Nein, dessen kann man sich nicht sicher sein!“ „A-aber, was bleibt uns denn anderes übrig??“ Wizardmon blickte die Bakemon vor sich verwirrt an und lauschte dem unsicheren Stimmengewirr eine Weile, bevor eines von ihnen es unterbrach, indem es die anderen winkend zu Stille aufforderte, und sich vor Wizardmon stellte. „Du dienst auch keinem anderen hier, der diese Gebäude hier besetzt hält, oder?“ „Nein“, antwortete Wizardmon wahrheitgemäß, „ich diene auch keinem anderen. Ich habe zwei Menschen bei mir, die ich einfach nur in Sicherheit bringen will.“ Bei dieser Antwort schließlich riss sich eines der Digimon den Laken vom Kopf. Wizardmon erkannte ein Floramon, gewiss kein typischer Diener in einer Armee der Finsternis. Es war ein weibliches Pflanzendigimon mit einer Blume auf dem Kopf, Wurzeln als Füße und großen Blumenkelchen als Hände. Es hatte auch schöne strahlend blaue Augen. „Floramon! Zieh dir sofort wieder die Tarnung über!“, wurde sie sofort ermahnt, aber sie sprang nur vor Wizardmon, schnappte seine Hand und schüttelte sie heftig. „Guten Tag, ich bin Floramon!“, begrüßte sie sich freundlich. Wizardmon wurde leicht rot im Gesicht, da er auch nicht allzu oft Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gesammelt hatte, und schaute leicht zur Seite, wo er sah, dass die Krankenschwester erstaunt über das Digimon vor ihnen war und offenbar erleichtert, dass es auch Digimon gab, die nicht monströs aussahen, sondern schon beinahe beruhigend wie eine Zimmerpflanze. „Ist es gefährlich?“, flüsterte Isabella Wizardmon ins Ohr, doch er schüttelte nur den Kopf, und flüsterte zurück, „Ich denke nicht, aber bleib sicherheitshalber in Abstand von ihnen.“ Kapitel 5: You are not crazy, or am I myself? - part 5 ------------------------------------------------------ Doch das Floramon macht es ihnen alles andere als einfach, Abstand von ihnen zu halten, sondern blickte neugierig die beiden Menschen hinter Wizardmon an. Dieser versuchte, die beiden Menschen vor dem Blick des Digimon abzuschirmen, was aber auch nichts brachte, als das Floramon ihn kurzerhand einfach beiseite schob und ihr Blick auf die beiden Frauen fiel. „Hallo, ich bin Floramon!“, begrüßte es sie ebenfalls quietschvergnügt, und die beiden plötzlich sehr schüchternen Frauen, allen voran Isabella, nuschelten nur ein leises Hallo. „Also hat das Wizardmon wirklich Menschen bei sich?“, fragte eines der Digimon unter den Laken nach, und Floramon bejahte dies. „Ja, hat es. Zwei Frauen.“ „Menschen? Menschen aus diesem Gebäude?“ „Ich denke.“ „Also könnte es sein, dass sie selbst Hilfe brauchen...“ Damit schritt das vorderste Bakemon noch einen Schritt weiter voran, und nahm sich dann langsam den Laken vom Kopf. Zum Vorschein kamen rote Augen, ein langes gelbes Horn und hellblaues Fell – ein Gabumon, wieder ein Digimon, dass nicht als ein typischer Diener klassifiziert werden konnte. Trotzdem blieb Wizardmon skeptisch. Gabumon schnappte nach der Hand des Floramon und zog sie wieder etwas näher zu sich. „Floramon, benimm dich, siehst du nicht, dass diese Menschen Angst vor dir haben könnten? Schließlich hatten auch die anderen Menschen hier Angst vor uns gehabt! Und außerdem weißt du, dass wir die Tarnung brauchen, also ziehe dir sofort den Laken wieder über!“ „Oh, aber wieso? Du weißt, dass ich das Ding nicht mag, weil es meine Schönheit verdeckt...“, schmollte das Floramon nur, doch Gabumon zog ihr dennoch den Laken wieder über den Kopf und murmelte: „Darum geht es doch! Du MUSST deine Schönheit für den Augenblick verdecken, denn sonst werden wir zu leicht entdeckt!“ Dann wandte es sich an Wizardmon. „Entschuldige das Benehmen Floramons, aber ich denke, es ist klar, dass wir alle ein wenig durch den Wind sind.“ „Wer seid ihr?“, fragte Isabella, „gehört ihr nicht zu denen die diese Anstalt besetzt haben?“ „Nein, tun wir nicht. Wieso sonst sollten wir krampfhaft versuchen, uns unter Laken zu verstecken?“ „Seid ihr also Digimon, die gegen die Feinde kämpfen wollen?“, fragte das Magier-Digimon zurück, „wieso seid ihr hier, was macht ihr hier?“ „Das wissen wir selbst nicht so genau“, meinte das Floramon nur nachdenklich, als es unter dem Bettlaken hervorlugte, „wir wissen nur, dass wir auch auf einmal hier waren. Normalerweise leben wir in einem Digimon Dorf, doch auf einmal sind wir in dieser komischen Gegend gelandet... nun versuchen wir einen Weg hier weg zu finden, weil wir nach Hause wollen...“ „Aber woher wisst ihr denn, was Menschen sind?“ „Nun... nun ja, also, einige Digimon aus unserem Dorf haben von Hörensagen mitbekommen, dass es eine andere Welt gibt, die sich Menschenwelt nennt, und wir kennen auch Menschen, die sich selbst als sogenannte Digiritter bezeichnen, also wussten wir gleich, als wir hier aufgetaucht sind, dass es höchstwahrscheinlich die Menschenwelt war, in der wir gelandet sind... aber so sicher waren wir uns zuerst auch nicht....“, meinte das Floramon nur nachdenklich, bevor Gabumon für sie fortsetzte: „Jedenfalls waren wir erstmal draußen auf dem Gelände gewesen, bevor wir hier herein getrieben worden sind. Hier sind wir dann auf die ersten Menschen getroffen, und...“ „Wisst ihr also, was aus den Patienten hier geworden ist??“, fragte die Krankenschwester das Digimon, doch es fragte nur zurück: „Patienten??“ „Das hier ist eine Irrenanstalt, und alle Menschen, die sich in diesem Gebäude befinden, sind auf medizinische Hilfe angewiesen, genauso wie auf Ruhe und Frieden. Eine solche Situation, wie wir sie zurzeit hier haben ist wie Gift für solche Menschen. Darum mache ich mir große Sorgen was aus ihnen passiert ist. Wenn ihr also wisst, was aus den Menschen in diesem Teil des Gebäudes passiert ist, oder noch besser wer für dieses Chaos hier verantwortlich ist, dann sagt es uns bitte!“, appelierte die Schwester an die Digimon vor ihr. Gabumon und Floramon sahen sich beide in die Augen, fast schon verängstigt, bevor Gabumon sagte: „Wisst ihr es denn nicht? SkullSatamon ist der Verantwortliche für dieses Übel hier. Er und seine Lakaien. Wir hätten nicht gedacht, dass die Armee der Finsternis wieder auferstehen würde, zumal vor fünf Jahren endlich Frieden eingekehrt war, nachdem MaloMyotismon besiegt worden war und die Digiwelt durch eine geheime Kraft eine schnelle Erholung erfahren hatte. Wir alle dachten, dass der Frieden dieses Mal von Dauer sein würde, aber anscheinend haben wir uns da getäuscht.“ Wizardmons Augen verengten sich, als er den Namen von demjenigen hörte, der seine geliebte Arukenimon auf dem Gewissen hatte. Mit einem Mal raste sein Herz in seiner Brust und er fragte sich, woher nur diese Digimon wussten, wer Malomyotismon war – auch wenn es normal für Digimon war, ein anderes genau zu erkennen. Es reichte völlig aus, wenn man ein anderes Digimon zu Gesicht bekam, und schon wussten diese Monster, wie ihr Gegenüber hieß, und auf welchem Level es ungefähr war. Das war auch nötig, um einschätzen zu können, ob sich ein Kampf lohnen würde oder nicht. Zumindest wusste er nun, dass fünf Jahre vergangen waren, seit er gestorben war. Und auch, dass die Digiwelt sich wieder erholt hatte, nach alledem was er und Arukenimon ihr angetan hatten... Aber Erleichterung wollte sich nicht bei ihm einstellen. SkullSatamon war also ihr Feind. Konnte es sein, dass es dieses bestimmte SkullSatamon war? Er konnte die Furcht der Digimon vor ihnen nachvollziehen, zumal sie auf einem schwachen Level waren und auch zahlenmäßig unterlegen. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als sich zu verstecken, sich als Bakemon auszugeben, und darauf zu hoffen, dass sie es hier heraus schafften um irgendwann in ihr verlassenes Dorf zurück zu kehren. Hilfe konnten sie von diesen Digimon vielleicht nicht erwarten, wenn sie selbst verängstigt waren, aber wenn sie denselben Weg hier heraus suchten, dann wäre es besser, wenn sie es zusammen hier versuchen. Die Augen von Wizardmon fielen auf die schwarzhaarige Krankenschwester. Gerade bei ihr war sich das Digimon nicht sicher, ob sie hier heraus wollte, oder nicht hier bleiben wollte, um die Patienten zu unterstützen. Wahrlich, sie war eine sehr leidenschaftliche Schwester, wenn sie sich in so einer Situation wie dieser mehr Sorgen um andere machte als um sich selbst. Isabella bemerkte dass Wizardmon wieder still geworden war und nachdenklich wirkte, doch Gabumon weckte sie alle mit einer Armbewegung vor der Nase. „Wir müssen schnell überlegen, was wir tun wollen. Wollt ihr uns helfen? Wenn ihr ebenfalls hier raus wollt, dann könnten wir uns zusammen tun.“ Also wollten sie doch eine Zusammenarbeit. Das Magier-Digimon blickte auf seine blondhaarige Partnerin, und diese nickte entschlossen. „Gut, wir könnten uns wirklich zusammen tun, denn was wir vor allen Dingen wollen, ist ebenfalls hier heraus kommen.“ „Super! Nun, da wir das geklärt haben, müssen wir uns dennoch beeilen und euch ebenfalls Verkleidungen besorgen. Steigt fürs erste bei einem von uns unter!“ Damit hob das Gabumon seinen Laken hoch, und warf es den dreien zu, bevor es selbst unter den von Floramon stieg. Diese machte schon den Mund auf, um sich zu beschweren, als Gabumon ihr schon erklärte: „Es ist besser, wenn sie einen eigenen bekommen, denn die scheinen sich zusammen besser zu kennen und somit besser gemeinsam unter einem zu bewegen.“ „Hmpf, okay okay.. ich versteh schon.“ „Hey, zumindest nur solange, bis wir für sie auch solche Laken besorgt haben, alles klar?“ „Jaja... Gabu, du musst dich nicht mehr rechtfertigen, okay? Ich habe es ja verstanden.“ Damit griff das Pflanzen-Digimon nach demjenigen mit hellblauen Fell und zog es unter ihren Laken. „Komm endlich her!“, lachte sie, und zwinkerte dem Magier-Digimon zu, bevor es den Laken über ihre Köpfe zog. „Folgt uns!“, tönte die Stimme des Gabumons heraus, „wir zeigen euch, wo wir diese Laken gefunden haben, damit ihr euch mit eigenen eindecken könnt. Außerdem haben wir noch anderes nützliches Zeug gefunden, wovon wir aber nicht ganz wissen, wozu sie gut sind. Ich glaube, es müsste Medizin oder so etwas sein.“ „Ah, dann meint ihr sicher die Medizinschränke, die hier in der Nähe des Flügels sein müssten, zusammen mit dem Lager für die Laken, Kissen und Decken für die Patienten“, meinte die Krankenschwester erstaunt, doch war sie dann schon wieder besorgt, dass diese Medikamente nicht vielleicht schon entwendet und für falsche Zwecke verwendet worden sind. „Wie zugänglich sind diese Schränke??“, fragte Isabella die Schwester, und sie sagte nur: „Eigentlich sind diese in der Nähe der Schränke in denen wir die Decken und Kissen für die Patienten aufbewahren, nur das sie abgeschlossen sind, und nur jemand der Krankenschwester, die einen Schlüssel haben, diese Medizinschränke öffnen können.“ „Gut, aber diese sind nicht von unserem Interesse, sondern nur die Decken, damit wir euch verstecken können“, unterbrach Gabumon sie, „es wird Zeit, dass wir alle einfach leise bleiben, solange bis wir unser temporäres Versteck erreicht haben.“ Keiner sagte danach etwas, wohl wissend, dass Gabumon recht hatte. Sie mussten nicht weit gehen, als sie schon die Schränke mit den besagten Decken in einem kleinen Nebenraum fanden. Alle konnten sehen, dass sie Türen der Schränke sperrangelweit offen standen, und dass einige der Türen der Schränke sogar wegggerissen worden waren, was darauf hindeutete, dass hier ein Kampf oder ähnliches stattgefunden haben könnte. Gabumon hob sich leicht seine Decke hoch und ließ den Blick durch die offenen Schränke schweifen, auf der Suche nach weiteren Decken für ihre Verbündeten und auch Wizardmon schlüpfte kurz hervor und durchsuchte die Schränke zusammen mit ihm bis sie endlich zwei Decken fanden. Doch es gab ein kleines Problem, denn es waren bloße weiße Decken ohne die typischen Gesichter der Bakemon. So würde die Tarnung auch nichts bringen, und das wussten sie alle. Isabella sprach genau dieses Problem auch gleich an. „Ihr habt nicht zufälligerweise Filzstifte oder so etwas dabei??“, fragte die blondhaarige in die Runde und schon fragte Floramon zurück: „Was sind denn Filzstifte? Nein, nein, ich habe die anderen Decken so bemalt. Mit meiner eigenen Farbe!“ Lächelnd zog sich den Umhang vom Kopf und überließ ihn Gabumon ganz, während sie kichernd fragte, wo genau sie denn das Bakemon Gesicht hinmalen sollte. „Am besten wäre es hier!“, sagte Isabella und bedeutete die Stelle wo das Gesicht ihrer Meinung nach am besten passen würde. Daraufhin zog Floramon ihre Hände heraus und fing an mithilfe der orangenen Ranken, die aus ihren Händen hervorsprießen konnten Farbe auf den Bettlaken zu tupfen. Alle sahen interessiert zu, besonders aber Wizardmon, der nicht oft jemandem beim Zeichnen zugesehen hatte, noch nicht einmal in seinem früheren Leben, beugte sich aus Interesse etwas über Floramon, um ihr genauer beim künstlerischen Akt zuzusehen. Das Pflanzen-Digimon bemerkte das und lächelte ihn nur verschmitzt an, was dafür sorgte, dass Wizardmon wieder knallrot wurde und etwas zurückwich. Floramon lachte nur kurz, unterbrach aber dabei nicht ihre Arbeit, wohlwissend, dass es vor allem Zeit war was sie am meisten brauchten und wohl behütet sparen sollten. Aus diesem Grund beeilte sie sich fertig zu werden, aber auf eine Art und Weise, dass ihre Arbeit möglichst ordentlich zu Ende geführt wird. Endlich war sie fertig, erhob sich, und warf Wizardmon die beiden Laken in die Arme. „Schlüpft drunter, dann können wir uns endlich aufmachen und einen Weg hier heraus finden!“, sagte sie. Isabella begutachtete kurz die Arbeit, lächelte und zog es sich dann zufrieden über. „Du hast eine sehr gute Arbeit gemacht Floramon“, lobte sie, „die Gesichter sehen fast so aus wie die der echten Bakemon!“ „Na aber hallo! Wenn ich etwas kann, dann zeichnen!“ „Gut, aber beeilen wir uns, wenn wir entkommen wollen. Wir wissen nicht, wann die nächsten Gegner kommen und wie schnell sie uns diesmal finden.“ „Das heißt, ihr habt schon einmal gegen einige Gegner hier gekämpft?“, fragte das Magierdigimon nach. „Ja, das haben wir. Es ist leider unvermeidlich bei den vielen Digimon-Truppen der Mächte der Dunkelheit, die sich hier herumtreiben NICHT auf mindestens einen Kampf zu stoßen. Wir würden uns nicht verstecken müssen, wenn wir noch genug Kraft für einen Kampf und keine Verletzten hätte, jedoch sieht das etwas anders aus, und es konnte sich eben nicht vermeiden lassen, dass einige von uns Kampfwunden davon getragen haben“, erklärte Gabumon. „Oh, ist es schlimm, oder könnt ihr noch laufen?“, fragte Isabella besorgt, als endlich eines der anderen Digimon seinen Laken kurz anhob und sich bei ihr um die besorgte Nachfrage bedankte. Es war ein grünes Digimon, echsen oder froschähnlich, mit einer goldenen Trompete um den Hals, welches Wizardmon als ein Gekomon erkannte. „Mir geht es gut, ich habe mir nur ein wenig die Arme beim letzten Kampf verletzt wie auch meine Beine angekratzt, aber es ist nichts dramatisches.“ „Gibt es noch mehr solcher Verletzter hier?“, fragte die Krankenschwester und einige andere Digimon kamen zum Vorschein die sich meldeten. Die Schwester, die jegliche Scheu vor den fremden Wesen verloren zu haben schien, blickte durch die Runde, und besah sich den Verletzungen, bevor sie einen Medizinschrank in der Nähe bemerkte. Sogleich zog sie einen Schlüssel aus ihrem Anzug heraus, öffnete den Schrank und entnahm einiges an Verbandsmaterial sowie Wundsalbe. „Bevor wir wieder in den Kampf ziehen, oder auch nur daran denken, dieses Versteck zu verlassen, müssen wir uns dennoch eine kleine Pause gönnen. Es bringt nichts, wenn wir krampfhaft und ohne Rücksicht auf Verluste hier heraus wollen, ihr müsst auch an euren Zustand denken!“, erklärte sie während sie alle Gegenstände auf einem Tisch in der Nähe ausbreitete und mit einer Handbewegung die Digimon vor ihr dazu einlud, zu ihr zu kommen und ihre Wunden zu versorgen. Das Gekomon von vorhin kam als erstes zu ihr, zusammen mit einem kleinen roten und tropisch aussehendem Vogel-Digimon. „Warte!“, rief es dem Gekomon zu, „ich will auch!“ „Ich war zuerst dran, Muchomon!“, meinte dieses, bis Gabumon den kurzen Streit beendete. „Es reicht! Normalerweise sind Digimon nicht daran gewöhnt sich um ihre Verletzungen zu kümmern, bevor der Kampf nicht endgültig ausgestanden ist! Aber wenn wir uns schon jetzt behandeln lassen weil es gar nicht anders geht, dann tut es wenigstens schön der Reihe nach!“ Die beiden Streithähne hörten sofort auf mit ihrem Streit und taten was Gabumon von ihnen verlangte – es war offensichtlich, dass so wie sie auf ihn hörten, dieses Digimon offenbar wirklich der Anführer dieser buntgemischten Truppe war. Selbst Isabella nutzte gemeinsam mit Wizardmon die Verschnaufspause aus, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen nach allem was sie durchgemacht haben, und es war auf jeden Fall eine Menge innerhalb einer kurzen Zeit passiert. Und erst jetzt, nachdem sie zur Ruhe gekommen waren, merkte Isabella, dass auch sie nicht ganz unverletzt davon gekommen war. Doch das war Wizardmon ebenfalls nicht. „Wizardmon... geht es dir gut? Brauchst du nicht auch eine Behandlung?“ „W-was? Nein, es geht schon. Aber wenn du Behandlung brauchst, dann solltest du sie dir holen, Isabella.“ „Nein, mir geht es gut. Wir werden es schon irgendwie durchstehen...“ Doch mitten im Satz fiel ihr Blick auf das Ding, welches sie schon die ganze Zeit über in ihrer Hand gehalten hat, seitdem Candlemomn zu Wizardmon digitiert ist. Erst jetzt hatte sie Zeit genug, sich diesem Ding genauer zu widmen. Sie öffnete ihr Hand, nahm es in ihre andere und studierte es so genau wie möglich. Es schien eine Art digitales Gerät zu sein, zumindest ließ das Aussehen darauf schließen, denn man konnte drei kleine Knöpfe erkennen, sowie sogar etwas was wie ein heller Bildschirm aussah. Das Gerät hatte eine dunkelblaue Farbe, sowie eine wunderschöne Markierung in einer violetten Farbe. Sie besah sich dem Gerät so genau wie möglich, aber konnte einfach nicht wissen, was es war, wenn sie noch zuvor so etwas gesehen hatte. Aber vielleicht wusste Wizardmon mehr, weshalb sie ihm plötzlich das Gerät unter die Augen hielt. „Du, Wizardmon? Kannst du mir sagen, was das hier eigentlich ist?“ Das Magierdigimon besah sich dieses Gegenstandes, und konnte nicht glauben was er da sah. „Woher hast du denn dieses Ding hier?“, fragte er seltsam entsetzt und seine Augen weiteten sich vor Schreck, was das blonde Mädchen zusehends verunsicherte. „Das weiß ich selbst nicht... es ist einfach aufgetaucht als du solche Probleme im Kampf gegen Vilemon gehabt hattest... du weißt schon, als dieses Licht uns alle geblendet hatte nachdem du gesagt hattest dass du mich beschützen wirst...“, sagte sie nur, und das Digimon erinnerte sich wieder. „Stimmt, das habe ich gesagt, aber... heißt das dann, dass ich jetzt...dein Partner bin??“, fragte Wizardmon ungläubig zurück, und Isabella wusste nicht, was sie darauf zurück antworten sollte, bis jemand völlig anderes ihnen diese Frage beantwortete. „Ja, das bist du!“, sagte die weibliche Stimme des Floramon, welches für ihre passende Verkleidung gesorgt hatte und sie wandte sich nun an Isabella, indem sie mit einer ihrer Ranken auf das Gerät zeigte. „Das hier ist ein Digivice, Zeichen des Bundes zwischen Digimon und Mensch. Nur spezielle Menschen erhalten so ein Digivice, Menschen die sich als würdig erwiesen haben einen Digimon-Partner zu bekommen. Solche Menschen werden Digiritter genannt und es bedeutet, dass ihr von nun an wirklich ein Team seid!“ Wenn Wizardmon vorher schon entsetzt war, dann war er es nach den Worten Floramons erst recht. Er blickte mit großen Augen abwechselnd zu Isabella und zu Floramon, die ihn beide nur mit fragenden Augen ansahen. „Was ist denn mit dir los?“, fragte das Floramon interessiert, doch Wizardmon wusste nicht, was er überhaupt antworten sollte. Ein Digivice. Isabella war sein Partner. Er war das Digimon eines Digiritters geworden. Wo er doch früher einer der Bösen war, wo er doch früher nur einem Mann namens Oikawa gedient hatte. Außerdem, war es denn nicht gegen sein Versprechen, Arukenimon zu finden? Nein, wieso eigentlich? Es hatte doch niemand ihm verboten, auch fremde Hilfe anzunehmen, wenn es nötig sein würde! „Wizardmon! Was hast du denn nur?“ „A-ah, es ist nichts, wirklich...“ „Unsinn!“, sprach Floramon dazwischen, „irgendetwas muss dich bedrücken, oder? Was ist es? Komm schon, du kannst mich das ruhig fragen!“ „Das geht dich aber nichts an!“ „Floramon, ich hätte da aber eher eine Frage“, murmelte Isabella nur und zeigte wieder auf ihr Digivice. „Ich frage mich, was genau ein Digiritter alles ist, und woher du das eigentlich alles weißt.“ „Oh nun ja...“, begann das Pflanzen-Digimon, indem es sich auf die Brust schlug, „es gibt so viele Legenden und mündliche Überlieferungen in unserem Dorf... und außerdem hatten wir einmal Kontakt zu Menschen gehabt, die sich Digiritter nannten. Zusammen mit ihren Digimon vollbrachten sie Dinge, zu denen nicht einmal wir imstande gewesen sind. Digiritter kämpfen gegen das Böse und sie kämpfen um der Erhalt der Welt, es sind Helden!“ Damit wurde dem blonden Mädchen ganz mulmig zumute. „Helden, sagst du?“ „Ja, ganz genau, Helden!“ „A-aber, wie soll ein einfaches Mädchen wie ich ein Held sein? Noch dazu eines, dass aus einer Irrenanstalt fliehen will...“ „ah, das wirst du schon noch bemerken, und eines Tages wirst du deinen Weg erkennen!“, machte Floramon ihr Mut, „zusammen mit deinem Partner werdet ihr schon durchstehen, was auch immer ihr euch vorgenommen habt zu tun. Und das ist erst einmal hier heraus zu kommen, oder?“ „Ja, aber nicht nur das. Wizardmon wollte, dass ich ihm helfe, jemanden wieder zu finden...“ „Dann ist doch gut! Dann weißt du ja schon einmal, was als nächstes zu tun ist!“ Das Magierdigimon hörte ihrem Gespräch stumm zu, in Gedanken daran versunken, was wohl Arukenimon dazu meinen würde, wenn sie herausfindet, dass er jetzt nicht mehr alleine war, sondern einen Partner hatte. Er schluckte schwer bei dem Gedanken, wohl wissend, wie groß ihre Abneigung zu den sogenannten „Digirittern“ damals gewesen war. Sie hatte es geliebt, bei jeder sich bietenden Situation über diese zu fluchen und zu sagen wie unsäglich sie doch alle sind. Nun hatte er erfahren, dass die Digiritter von damals die Welt anscheinend gerettet hatten, aber nun wieder etwas zu geschehen scheint, und dass er selbst nun Partner eines Digiritters war. Er wusste ganz genau, dass es sich nicht um eine Lüge oder Einbildung handelte, denn das Digivice war Beweis genug. Dass Isabella ihn überhaupt digitieren lassen konnte war Beweis genug. Er hatte es so oft gesehen damals, wann immer diese Kinder ihre Digimon auf das nächste Level gebracht haben, um gegen sie zu kämpfen. Was schwer für ihn war, war es zu begreifen, dass er selbst nun in dieser Situation steckte. Nun war er es, der sich verwandelte und für jemanden kämpfen musste – aber zum ersten Mal begriff er es auch, wie es war, sich um einen anderen Menschen zu kümmern und ihm wirklich zu vertrauen. Zum ersten Mal begann er die Verbundenheit der Digimon mit ihren menschlichen Partnern zu verstehen, und er musste zugeben, es erfüllte ihn mit einem warmen Gefühl von Geborgenheit, was ihm bis dahin recht unbekannt geblieben war. Jemand brauchte ihn auf eine ehrliche Art und Weise, und wusste es zu schätzen, dass er bei ihr war. Nein, nicht nur eine einzige Person, sondern gleich eine ganze Gruppe von Personen. Und dann entwichen ihm die Worte, die seine Befürchtungen erklärten. „Ich weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll...“ „Was meinst du?“ „Ich weiß nicht, wie ich es Arukenimon sagen soll, dass ich nun einen menschlichen Partner habe. Sie hatte Digiritter immer gehasst wie die Pest, und wenn sie nun hört, dass ich der Partner von einem geworden bin...“ Doch Wizardmon unterbrach sich im Satz, und blickte Isabella verschämt an. Nein, er wollte nicht, dass es so klang, als ob er sich für sie schämen würde. Sie brauchten einander nun einmal. Das blonde Mädchen hingegen sah ihn verwirrt an und rückte sich die Brille zurecht. „Nun, ich weiß nicht viel über diese Arukenimon, aber sie muss eine echt seltsame Person sein. Wer würde denn schon Helden hassen?“ „Nur jemand, der selbst ein Bösewicht ist!“, beantwortete Floramon diese Frage mit einem heftigen Kopfnicken und brachte damit Isabella zum Lachen, weil das Pflanzen-Digimon es mit einer Bestimmtheit sagte, die einfach nur lustig wirkte. Wizardmon hingegen fühlte sich eher mulmig bei diesem Gedanken. War er wirklich damals so böse gewesen? War seine Arukenimon ein böses Wesen gewesen, welche nichts anderes als den Tod verdient hatte? Nein, das wollte er so einfach nicht glauben, ebenso wenig wie er preisgeben wollte, dass auch er zu den sogenannten Bösen gezählt hatte. Auf einmal jedoch drang ein lautes Geräusch an ihre Ohren, welches sie rasch und plötzlich hochfahren und zusammenzucken ließ. Es war erst schwer herauszufinden, was dieses Geräusch denn genau war, doch Isabella stürzte an die Tür des kleinen Nebenraumes, um ihr Ohr an die Tür zu legen und besser lauschen zu können. Alle anderen im Raum versteckten sich sofort wo sie konnten, vor allem aber schnappten sich die rebellischen Digimon ihre Bakemon-geschmückten Laken, und versteckten sich darunter. Alle schwiegen und wagten es nicht auch nur ein Wort von sich zu geben. Und dann hörte das blonde Mädchen, ebenso wie alle anderen ganz deutlich eine Art lautes Rufen. „HALLOOO???!!! WO SEID IHR??? MEISTER NANIMON WEIß, DASS IHR EUCH HIER IRGENDWO VERSTECKEN MÜSST!!“ Kapitel 6: You are not crazy, or am I myself? - part 6 ------------------------------------------------------ Isabella konnte es nicht glauben, als sie diese Stimme vernahm. Woher kam es nur, dieses seltsame Gefühl, als hätte sie diese Stimme schon einmal gehört? Doch ihr Digimon weckte sie aus ihren Gedanken, indem es an dem Ärmel ihres langen Patientengewandes zupfte. „Isabella, du musst weg von der Tür!“, zischte es ihr leise zu, „es ist zu gefährlich!“ „A-aber..“ „Kein Aber, los jetzt!“ Er zog sie weg von der Tür, und zwar gerade noch rechtzeitig, wie er fand. Das Tosen der Geräusche nahm zu, es klang, als ob das Nanimon, was auch immer es war, eine Welle der Zerstörung hinterließ. Man konnte das Splittern von Türen hören, vielleicht waren es aber auch die Schränke und Gestelle, die draußen noch auf dem Flur standen. Allen stand die Angst ins Gesicht geschrieben, und die Hoffnung sowie das leise Gebet, dass diese dünne Tür zu ihrem Raum nicht ebenfalls zum Opfer dieses Digimon fallen würde. Doch leider war das unvermeidlich und das haben sie alle gewusst. Ein lautes Krachen erschütterte die Tür und brach sie aus den Angeln und ein lautes Kreischen der Leute in dem Zimmer war unvermeidlich. Isabella stürzte weg von der Tür und fiel direkt auf ihre Hände, als auf sie ein großer und dunkler Schatten fiel. Als sie sich umdrehte, und aufblickte, sah sie eine große kugelähnliche Gestalt, die eher wie ein nackter Mann aussah, aber keinen Hals hatte. Seine Arme und Beine waren länger als gewöhnliche, sein Kopf war gleichzeitig auch sein Rumpf. Und er trug auch eine stylische futuristisch aussehende Sonnenbrille, hatte wulstige Lippen, einen grauen Bart und spärliche graue Haare auf seinem ansonsten kahlen Kopf. Fast sofort schien Isabella zu erstarren, als sie die Erinnerung heimsuchte, denn sie kannte dieses Wesen. Sehr genau sogar. „Nanimon??“, stammelte sie nur mit großen Augen, „so heißt du also...“ Das Wesen vor ihr fing lauthals an zu lachen. „Haha, genau das bin ich, aber hier heiße ich MEISTER Nanimon, meine Kleine“, sagte es und schlug sich besserwisserisch mit der Hand auf sein Bein. Wizardmon und alle anderen im Raum waren ebenso erstarrt wie Isabella, die anderen Digimon unter ihren Bakemon Laken versteckt, und nur die schwarzhaarige Krankenschwester und das Magierdigimon die einzigen, die noch ihr Gesicht zu zeigen wagten. Nanimon stand einfach nur eine stille Weile da, genug für Isabella, sich zumindest aufzurichten, dennoch ließ sie ihren Blick keine einzige Sekunde von diesem Digimon ab. Sie kannte es. Es war genau DAS Digimon. Genau das, welches sie hier in diese Anstalt gebracht hat! Genau das, welches dafür gesorgt hat, dass sie hierher gebracht wurde und so lange hier ausharren musste!!! Genau dasselbe welches sie in ihren Visionen, nein, Erinnerungen, auf das Schulgelände verfolgt hat!!! Was hatte es hier zu suchen? Ist es gekommen, um sie endgültig fertig zu machen? Doch nein, es wirkte gerade beinahe harmlos, als es hinter seinen Sonnengläsern die Umgebung einfach so zu mustern schien. Bis sein Blick endlich genauer auf das Mädchen vor ihm fiel. „Moment, dich kenne ich doch!“, sagte es plötzlich, „habe ich dich nicht irgendwann einmal gesehen??“ „Also doch!“, keuchte das blonde Mädchen auf, „du bist wirklich das Digimon, das mich damals bis auf den Schulhof verfolgt hat! Wegen dir bin ich jetzt hier!!!“ „Moment einmal!“, mischte sich Wizardmon sichtlich verwirrt ein, „was heißt das, dass ihr euch kennt?“ Das Nanimon brach in schallendes Gelächter aus: „Hahaha, lass es uns so sagen, wir haben gute alte Zeiten zusammen gehabt, nicht wahr Kleine?“ „HABEN WIR NICHT!!“, schrie Isabella zurück, „DU bist schuld, dass ich hier in der Irrenanstalt gelandet bin!!“ „W-was?? Ist das wirklich wahr??“, schrie Wizardmon erstaunt aus, doch sie merkten schnell, dass das Nanimon nicht gekommen war, um einfach nur Erinnerungen an vergangene Zeiten wieder aufleben zu lassen als es auf einmal in einem aggressiven und zischenden Unterton sagte: „Ich bin nicht hier, um mit euch zu spielen – ich bin hier, um euch zu vernichten!!“ Das Magierdigimon zog Isabella zu sich, hinter sich, um sie beschützen zu können, und hielt seinen Zauberstab vor sich wie ein Schwert. Ein Glück, dass es überhaupt eine Waffe in dieser Digitationsstufe hatte, dachte es sich erleichtert, denn damit konnte er besser umgehen als mit gar nichts. Doch bevor er irgendetwas machen konnte, traf in auch schon ein Schlag mitten ins Gesicht. „POWERSCHLAG!!“, rief das Nanimon, als er mit seiner Faust direkt in das Gesicht von Wizardmon schlug, sodass es an der gegenüber liegenden Wand aufprallte und dort zu liegen kam. „Wizardmon!“, schrie das blonde Mädchen aus, bevor eines der falschen Bakemon sich das Laken vom Kopf zog und zum Angriff überging. „Kleines Feuer!!“ Blaue Flammen züngelten an dem Nanimon hoch, als das blonde Mädchen erkannte, wie Gabumon sich neben sie aufstellte, dazu bereit sie ebenfalls zu beschützen. Die blauen Flammen entzündeten das spärliche Haar des Nanimons, sodass es eine Weile beschäftigt war, was Gabumon dazu nutzte, den anderen die nächsten Befehle zu erteilen. „Schnell, das Nanimon scheint alleine zu sein, wir müssen hier raus!!“, rief es den anderen zu, die daraufhin sofort mit der Krankenschwester an dem brennenden Nanimon vorbei herausrannten. Gabumon schnappte sich Isabella und trug sie ebenfalls heraus, ließ aber Wizardmon liegen, weil nicht genug Zeit blieb, bis das Nanimon das brennende Feuer bereits gelöscht und nun erst richtig sauer wurde. Doch draußen auf dem Gang war mehr als genug Platz zum Kämpfen, selbst wenn überall Zerstörung und Splitter von Holzschränken und anderen Gegenständen zu erkennen waren, weshalb sie sich alle kampfbereit aufstellten. „Ich muss zurück zu Wizardmon!!“, schrie Isabella, doch Gabumon verhinderte ihr den Weg, denn Naninmon stand noch in der Tür zu dem Raum in dem sie vorher noch gewesen waren. „Isabella, vertrau uns!“, rief Gabumon zurück, „wir müssen dich beschützen, mach dir keine Sorgen um Wizardmon!“ Das Digimon schaffte es gerade noch seinen Satz zu Ende zu sprechen, als auch schon haarscharf eine Spritze an ihm vorbeizischte und an der Wand zerschellte ebenfalls knapp an Isabella vorbei. Alle blickten auf, nur um zu erkennen, dass das Nanimon doch nicht ganz so alleine gewesen war, wie es Gabumon sich erhofft hatte. Hinter dem Nanimon waren auf einmal eine ganze Horde echter Bakemon, sowie neben dem Nanimon selbst ein Demidevimon, welches in der Luft flog und noch sein Bein gestreckt hatte, mit dessen Hilfe er wahrscheinlich die Spritze von gerade eben geworfen hatte. Das blonde Mädchen schnappte nach Luft, als Gabumon sich schützend vor sie stellte, während die anderen Digimon beschlossen, ihre Verkleidungen aufzugeben, denn so oder so hatten sie jetzt keine andere Wahl mehr. Sie mussten kämpfen, wenn sie es hier heraus schaffen wollten. Und jetzt, mit einer Horde von Digimon konfrontiert, blieb ihnen auch nichts anderes mehr übrig, als zu kämpfen, denn sie konnten nirgendwohin mehr weglaufen. Unter den Digimon die zum Vorschein kamen, waren nicht nur das Muchomon oder das Gekomon von vorhin, sondern auch noch ein paar Otamamon, ein kaulquappen-ähnliches Digimon, sowie ein Digimon, das wie eine rosa Maus aussah, ein Chuumon; auch gehörten noch ein paar Numemon zu ihrer eigenen Truppe. Fast alles schwache Rookies. Gegen eine Horde Bakemon könnten sie nicht so viel ausrichten, doch Gabumon weigerte sich daran zu denken, dass etwas schief gehen könnte. Doch schon stürzte sich Floramon an ihm vorbei in den Angriff, bevor er weiter nachdenken konnte. „Rankenhieb!!“, schrie sie, und traf damit das Demidevimon aus heiterem Himmel, der nicht mit einem solchen Angriff gerechnet hatte und zu Boden stürzte. „Schnell, flieht von hier! Ich komme dann mit Wizardmon nach! Geht in den großen Raum, den wir letztens wiedergefunden haben, von dort müsste man eigentlich besser fliehen können, oder besser kämpfen!!“, rief sie Gabumon zu. Dieser nickte, und winkte den anderen Digimon den Befehl zu, dass sie sich langsam aber stetig zurückziehen sollten. „Lenkt sie ab, und ihr hinteren geht schon einmal vor! Nehmt die beiden Frauen mit! KLEINES FEUER!!“ Gabumon schoss mit seinen kleinen blauen Flammen in die Horde der Bakemon herein und verbündete sich mit Floramon für den Kampf, während die anderen Digimon taten was das hellblaue Digimon ihnen gesagt hatte. Das Muchomon der Gruppe schnappte gezielt nach der Hand von Isabella, und rannte los; sie hatte keine Chance mehr, sich irgendwie loszureißen, um heimlich in dem Kampfgetümmel zu Wizardmon zu laufen. Was, wenn ihm etwas passiert war? Was wenn ihm jetzt noch viel Schlimmeres passieren würde? Sie würde sich das nie im Leben wieder verzeihen können. Und doch blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in den Schutz der Digimon-Gruppe zu geben, zumindest fürs Erste. Sie nahmen die Beine in die Hand und hörten noch die Rufe des Nanimon „SCHNAPPT SIE ENDLICH!!“ und ein grauenerregendes Tosen des Kampfes in den Ohren. Wizardmon wusste nicht, was jetzt schon wieder passiert war, als er eine Berührung spürte. Er blinzelte, tat ein Auge auf, als er schon spürte, wie er in die Luft gerissen und umgeschwungen wurde, und wie er auf einem schmalen Untergrund landete. Er riss die Augen auf und merkte, dass er auf der Schulter von Floramon war, die sich sofort in Bewegung setzte und sie Gabumon zuschrie, dass sie Wizardmon hat. Es ging alles so schnell, dass er fast nichts davon mitbekam, dennoch reichte es aus, um zu wissen, dass anscheinend ein Kampf im Gange war. „Floramon! Verdammt, wir können hier nicht fort!“ „Wir müssen, Gabu! RANKENHIEB!!!“ Das Pflanzendigimon griff mit einer Hand die feindlichen Truppen an, die sich immer mehr um die drei Digimon drängten – lange würden sie dieser Übermacht nicht standhalten können, und das wussten sie alle. Wizardmon kämpfte darum, sich aus Floramons Griff zu befreien, und als sie merkte, dass er wach war, wollte sie ihn schon zu Boden sinken lassen, als er sich mit seinem Griff Halt suchend an das Pflanzendigimon presste, seinen Zauberstab ausstreckte, und laut „ZAUBERSPIEL!“ rief. Ein großer Knall folgte, der die gegnerischen Digimon zurückweichen ließ da sie nicht mit einem solchen Angriff gerechnet hatten, sodass die drei Digimon wenigstens einige Sekunden Zeit zum Rückzug gewinnen konnten. Sie nahmen die Beine in die Hand, jedoch nicht ohne dass sie sofort verfolgt wurden, sobald sich der Rauch ein wenig gelegt hatte. Keuchend konnten sie nicht viele Worte herausbringen, außer vielleicht besorgten Blicken untereinander darüber, ob der andere sich noch gut genug fühlt, stark genug zum Kämpfen. Floramon jedoch konnte gerade noch ein gekeuchtes Dankeschön an Wizardmon schenken. Dieser hatte noch genug Energie, um zu sprechen, und fragte: „Ich danke dir auch für deine Hilfe, Floramon. Ich hoffe, ich bin nicht zu schwer für dich...“ „Hah haah“, keuchte diese, „es geht schon. Wenn du nicht mit deiner Attacke gekommen wärst, dann könnten Gabu und ich jetzt nicht fliehen...also sind wir quitt!“ Das Magierdigimon nickte, und wollte wieder etwas sagen, fragen wohin Isabella verschwunden ist, als Gabumon ihn schon mit einem Kopfnicken zum Verstummen brachte. „KLEINES FEUER!!“, rief es, um seine Freunde vor den Angriffen der Verfolger zu beschützen, während Floramon einfach nur an das Weiterkommen zu denken schien. Als Wizardmon sah, wie gut die beiden zusammenarbeiteten, wurde ihm klar, dass sie anscheinend schon seit langem ein Team gewesen sein mussten. Floramon rannte vorraus, auf eine riesige Tür am Ende des nächsten Ganges zu. Das Magierdigimon wollte gerade fragen, was sich hinter dieser Tür befindet, als Floramon nur meinte: „Ich hoffe, dass wir da drinnen eher eine Chance haben, diesen Kampf zu gewinnen...“ Das Magierdigimon konnte heraushören, dass das Digimon unter ihm sich dessen nicht ganz sicher war und konnte es nachvollziehen. Wie um alles in der Welt konnten sie hoffen, dass sie in einem geschlossenen Raum einen Sieg gegen so viele feindliche Digimon erringen konnten? Noch ehe er eine Frage stellen konnte, stieß Floramon schon die Tür zu dem Raum auf, und dem Magierdigimon blieb es im Halse stecken, als er die Größe dieses Raumes erblickte – es war fast so groß wie eine eigene Halle und am Ende von eben dieser hatten sich bereits alle Digimon bereit zum Kampf aufgestellt. Floramon lief zu ihnen, und das Geckomon fragte sie nur, wo Gabumon abbliebe. „Er muss gleich kommen... mitsamt unseren Feinden...“ Das Pflanzen-Digimon seufzte auf, als Wizardmon endlich von ihren Schultern herunter kam, und streckte sich die Arme in die Höhe, als Isabella schon auf Wizardmon zugestürmt kam und ihn heftigst in die Arme nahm. „Oh, bin ich froh!!!“, schluchzte sie in seinen Anzug herein, doch er kämpfte darum, sich von ihrem Griff zu befreien. Zu suspekt fühlte es sich an, von jemandem berührt zu werden, zu fremd dieses Gefühl, wirklich vermisst worden zu sein. Wizardmon kannte das nicht, und was er kannte waren nur die dumpfen Schmerzen des Schlages gewesen, der immer auf seine Versuche nach Nähe folgten. Ein leichtes Gefühl von Wärme durchdrang ihn, nur um dann einer Eisekälte zu weichen, als er aus seinen Augenwinkeln heraus die Feinde ebenfalls hereinkommen sah. Er hatte nicht erwartet, dass Gabumon es wirklich schaffen würde, die Feinde wirklich zu bekämpfen, zumal es so viele waren und sie nur so wenige. Das Reptilien-Digimon im blauen Fell sah jetzt schon arg mitgenommen aus, und der Ort, an den sie geflohen sind war mehr als offensichtlich eine Sackgasse. Nun gab es kein Zurück mehr, keine weitere Flucht und sie mussten akzeptieren, was jetzt kommen würde, egal wie das Ende auch aussah. Er wollte es sich nicht vorstellen. Es konnte nur gut oder schlecht für sie ausgehen. Gut wäre es, wenn ihnen wirklich die Flucht gelingen würde. Schlecht, wenn alles verloren wäre... nein, noch mehr. Es wäre schlecht, wenn er hier wieder sterben würde, oder diesmal noch einmal einen Tod mit ansehen musste. Sein Blick fiel kurz auf Isabella, bevor ein lautes Rufen ihn aufschreckte. „IHR HABT VERLOREN!“ Das Nanimon, welches ebenfalls einigermaßen mitgenommen aussah, aber viel wütender als erschöpft aussah, drängte sich zwischen dem großen Haufen an feindlichen Digimon hervor, die an der Tür in die Halle stehen geblieben waren, um ihren Meister durchzulassen. „Ihr habt verloren!“, wiederholte das beinahe kahlköpfige runde Digimon mit seiner Sonnenbrille nur hämisch, und man konnte sehen wie auch die Truppe hinter ihnen mit sich selbst zufrieden schien. Warum auch nicht? Ihre Feinde saßen in der Falle, ohne Hoffnung von hier wegzukommen. „Was wollt ihr eigentlich von uns??“, fragte Isabella das Digimon vor ihnen einfach nur in einer verzweifelten Stimme und Wizardmon wurde schlagartig bewusste, wie sehr sie anscheinend unter den Kämpfen zu leiden gehabt hatte und wie sehr es ihr eigentlich an die Substanz zu gehen schien. Immerhin, es war zu viel Aufregung für jemanden, der monatelang in einer Irrenanstalt gewesen war, und dort nur Ruhe kannte. Doch in Isabella hingegen schienen tausende Gedanken durcheinander zu wirbeln. Sie verstand nicht, wieso sie kämpfen mussten, verstand nicht, was das Auftauchen von Nanimon hier sollte, erst recht, nachdem er sie vorher so eine lange Zeit immer und immer wieder verfolgt hatte, bis sie schließlich hier in der Irrenanstalt gelandet war. Warum war das Digimon nun wieder gekommen? Konnte sie mit ihm reden, irgendwie dahinter kommen, was sein Auftauchen hier sollte? Würde es sich lohnen, herauszufinden, was sie nun mit ihnen vorhatten, wo es doch schon auf ihrem feindlichen Verhalten ihnen gegenüber mehr als offensichtlich war? Doch sie musste es wissen, musste wissen, wieso eigentlich sie. Wieso sie es war, die von Nanimon einst so verfolgt worden war, wieso sie diejenige war, die das Glück gehabt hatte, Demimeramon kennen zu lernen, der nun auf offiziell ihr Partner war. Wieso sie jetzt ein Digiritter war, eine Heldin, wenn sie sich doch alles andere als stark genug dazu fühlte eine zu sein. Von jemandem, der dem die ganze Zeit eingeredet worden ist, dass sie psychisch krank ist zu verlangen, etwas heldenhaftes zu vollbringen, wenn alles was sie nun kennen gelernt hatte, Angst war... das alles war es, was sie einfach nicht verstehen konnte und was sie nun zum Ausdruck bringen wollte. Sie ging ebenfalls an den Digimon aus ihrer Gruppe vorbei, und blieb vor ihnen stehen, um Nanimon besser gegenüber treten zu können, begleitet von Wizardmon, der sie in dem Moment nicht alleine lassen wollte. Das Nanimon vor ihnen blickte nur verwirrt auf das blonde Mädchen vor ihm, die ja doch auf einmal den Mut dazu fand, sich ihm gegenüber zu stellen. „Was wollt ihr eigentlich von uns?“, fragte die Blonde abermals, bevor sie hinzufügte, „Ich weiß, du hast gesagt, ihr wollt uns vernichten... aber mir will diese eine Frage nicht mehr aus dem Kopf: Warum begehrt ihr unser Ende eigentlich so sehr? Was habt ihr davon, wenn ihr uns aus dem Weg geräumt habt?“ Nanimon überlegte kurz, was es antworten sollte, und wollte gerade seine Lippen öffnen, um zu sprechen, als ihn schon Demidevimon davon abhielt, indem es frech zurückfragte: „Wieso sollten wir jemanden wie dir unseren Plan verraten, he??“ Die um das Demidevimon stehenden Digimon nickten nur Zustimmung, sogar zusammen mit dem Nanimon, ehe Isabella etwas erwiderte, was ihre Meinung änderte, zumindest die des Nanimon. „Weil ihr uns eh vernichten wollt, oder? Wenn ihr uns vernichtet habt, dann kann es doch egal sein, wenn ihr jemanden von dem Plan erzählt habt, oder? Ich will es wissen, und sei es als mein letzter Wunsch.“ Wizardmon fuhr entsetzt mit dem Kopf um, Floramon pfiff nur anerkennend und Nanimon konnte nicht glauben was er gehört hat, ehe er wieder in ein grölendes Lachen verfiel. „Harharhar! Das verstehe ich natürlich, Kleine!“, sagte er, „jeder sollte vor seinem sicheren Ende wenigstens einen letzten Wunsch erfüllt bekommen, also habe ich nichts dagegen, dir diesen Wunsch zu erfüllen.“ „WAS??!“, schrie Demidevimon auf und widersprach dem schon, „Meister Nanimon, denkt ihr wirklich, dass..“ „JA!“, unterbrach es das fledermausähnliche Digimon, „es steht jedem, der kurz vor seinem Ende steht, wenigstens ein letzter Wunsch zu!“ Demidevimon blickte seinen Meister auf der Stelle ungläubig an. „Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“ „Oh doch!“ Dann wandte sich das Nanimon an das Mädchen zurück. „Nun denn, da wir euch hier und jetzt gleich besiegen werden, habe ich entschieden, deiner Bitte nachzukommen. Du darfst einige letzte Fragen stellen.“ „Wie viele genau? Oder darf ich so viele fragen wie ich will?“ „Nein, wo denkst du denn hin? Nur so viele, bis ich keine Lust mehr habe, sie zu beantworten“, meinte das Nanimon mit einem weiteren Lachen. Isabella wollte aufseufzen, dass sie es zumindest geschafft hatte, das Nanimon bei einer guten Stimmung zu erwischen, doch dann fielen ihr wieder ihre unbeantworteten Fragen ein, und sie überlegte es sich genau, welche sie stellen sollte und welche nicht. Vor allem bereitete ihr Sorgen, dass Nanimon ihr nicht gesagt hatte wie viele Fragen er ihr wirklich beantworten würde, und dass stellte sie vor das Problem genau abzuwägen, welche Fragen sich zu stellen lohnen würden oder nicht. Wenn sie in sich sah, dann wollte sie eigentlich nur den Grund wissen, wieso es soweit kommen musste. Wieso sie eigentlich in der Irrenanstalt gelandet war, was Nanimon so an ihr bewundert hatte, dass er seine Annäherungsversuche nicht hatte sein lassen können. Und sie wollte wissen, wieso sie gerade diese Irrenanstalt als ihren Schauplatz des Kampfes gewählt hatten, wo so viele Unschuldige Leute dadurch verletzt werden konnten, dass sie unwissend in diese Kämpfe mit verwickelt werden konnten. Und sie fragte sich, wieso gerade sie den Kontakt zu den Digimon hatte machen dürfen, wie sie nur hier auftauchen konnten. Doch bevor sie weiter nachdenken konnte, fragte schon Wizardmon zurück: „Und was geschieht mit uns, sobald ihr ihre Fragen beantwortet habt??“ Das Nanimon ließ sich nicht dazu herab, ihm diese Frage zu beantworten, stattdessen tat es das Demidevimon auf eine gehässige Art und Weise. „Na was wohl: Sobald die Fragestunde vorbei ist, ist es vorbei mit euch!“, lachte es. Das Magierdigimon runzelte die Stirn. Das alles durfte doch nicht wahr sein. Was hatte Isabella geplant, dass sie soviel mit ihrer Forderung riskierte? Wollte sie für sie Zeit erkaufen? Oder hatte sie bereits einen tieferen Plan gefasst, der sie alle am Ende retten wird? Schlagartig fragte er sich, ob das Mädchen, welches seine Partnerin geworden war, wirklich nicht verrückt war. Nein, diese ganze Situation war verrückt, surreal. Würde das Ende sie wirklich so schnell ereilen? Sobald die Fragen vorbei waren ihre Uhr stehen bleiben und damit ihr Ende eingeleitet werden? Er spürte auf einmal die Hand Floramon an seiner Schulter, die ihm mit einem mutigen Blick zunickte, die ihm damit bedeuten wollte, dass er nicht so schnell die Hoffnung verlieren sollte. Stimmt, vielleicht hatten sie schon einen Plan, denn sie waren ja nicht alleine. Eine kleine Gruppe zwar, aber nicht völlig hoffnungslos. Wie seltsam sich nicht alleine zu fühlen, wo er doch bis jetzt nur das Gefühl kannte, mit einer einzigen Person zusammen zu sein, oder höchstens mit zwei... Er drehte sich wieder zu Isabella um, die einen Blick auf ihn fallen ließ. Ihre Augen trafen sich kurz, und auch sie nickte ihm zu und er verstand, dass sie ihm vertraute, nicht nur ihm, sondern der ganzen Gruppe. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es tatsächlich einen Plan dahinter gab. Isabella wollte ihnen anscheinend wirklich etwas mehr Zeit verschaffen, damit sie sich auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten konnten oder etwas anderes Lebensrettendes machen konnten. Aber was zur Hölle sollte das sein? Und wie sollten sie das tun, unter den Augen der feindlichen Armee, die ihnen bereit zum Angriff gegenüber stand? Isabella holte tief Luft, und stellte die erste Frage, um nicht am Ende doch die Geduld der Feinde zu strapazieren. Kapitel 7: You are not crazy, or am I myself? -part 7 ----------------------------------------------------- „Ich möchte zuerst wissen, aus welchem Grund genau du mich eigentlich die ganze Zeit lang verfolgt hast. Bevor ich in der Irrenanstalt gelandet war habe ich dich regelmäßig gesehen; du hast mich praktisch an jedem Ort verfolgt, sogar bis zu jenem Tag in der Schule, an dem du mir plötzlich gegenüber gestanden hast. Warum hast du das getan?“ Das Nanimon überlegte kurz, was es denn genau sagen wollte, aber antwortete dann auf eine mehr als ehrliche Art und Weise: „Ich finde euch Menschen einfach nur interessant, besonders dich. Du schienst eine der wenigen zu sein, die uns Digimon sehen können und ich fand das bemerkenswert. Außerdem...“, und es fing dann an zu lachen, „...hatte ich gehofft, dass ich eventuell dein Digimon-Partner werden könnte! Harhar...“ Alle sagten daraufhin erst einmal gar nichts, sondern drehten allesamt ihre Köpfe zu Nanimon, und Isabella kam sich irgendwie „verarscht“ vor. „Hättest du dann nicht einfach sagen können, was du von mir wolltest??“, fragte sie zurück, „Ich hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn du dich mir auf eine freundliche Art und Wiese vorgestellt hättest anstatt mich zu verfolgen und zu irritieren...“ Demidevimon war besonders geschockt: Sein Meister, der der Partner eines Menschen werden wollte? War sein Meister denn völlig verrückt geworden? Was gab es denn besseres als den Mächten der Dunkelheit zu dienen? Hinter Isabella kämpfte Floramon darum, nicht in ein schallendes Gelächter zu verfallen und ihre Ernsthaftigkeit zu wahren, was ihr aber äußerst schwer fiel. „Aber naja, wie ich sehe, scheint das Wizardmon mir da zuvor gekommen zu sein“, bemerkte Nanimon nur mit Gelächter, „also, war es das jetzt mit der Fragestunde?“ „Nein, noch nicht. Ich möchte jetzt einfach nur wissen, warum ihr hier seid. Wieso habt ihr diese Anstalt besetzt und was hofft ihr hier eigentlich zu finden??“ „Oh, dafür haben wir einen einfachen Grund: in dieser Anstalt gibt es mehr als genug dunkle Energie, die wir brauchen.“ Diese Antwort hatte Isabella nicht erwartet, da sie eher gedacht hatte, ihre Gegner hätten die Irrenanstalt nur besetzt, weil sich hier Menschen befanden, die in bereits in ihrer eigenen Welt gefangen waren. Aus diesem Grund blickte sie Nanimon überrascht an, war aber damit bei weitem nicht alleine. „Dunkle Energie?“, fragte sie weiter, „wozu braucht ihr sie denn?“ Doch wie zu erwarten gewesen wäre, blockte hier Nanimon einfach ab. „Tut mir leid, aber ich kann dir gerade das nicht beantworten. Da muss ich Demidevimon recht geben, dass ich zu viel preisgeben würde, wenn ich das verraten würde.“ „Das braucht ihr auch nicht!“, mischte Floramon sich ein und erklärte an seiner statt, was es mit dieser Energie auf sich hatte: „Dunkle Energie kann die Macht böser Digimon stärken, sodass sie noch mächtiger werden!“ Floramons Augen weiteten sich, als sie diesen Gedanken aussprach, weil sie auf einmal realisierte, wieso ihre Feinde ausgerechnet diese Irrenanstalt als Ort für ihre Pläne auserkoren hatten und sie sprach ihre Gedanken auch sofort aus. „Weil es an diesem Ort genug Menschen gibt, die mit ihren negativen Gedanken diese dunkle Energie konzentrieren können...“ Das Nanimon lachte wieder kurz aus, und sagte dann mit anerkennender Stimme: „Sehr gut, ich hätte nicht gedacht, dass jemand von euch darauf kommen würde, aber da nun dieses Geheimnis gelüftet worden ist...“ „Soll das heißen, dass ihr die Patienten hier für eure eigenen Zwecke missbrauchen werdet?“, meldete sich nun die Krankenschwester zu Wort, mit Sorge in der Stimme und Wizardmon konnte es nicht glauben. Wie kann es denn sein, dass so viele Menschen in Gefahr sind? Dass er selbst so etwas einmal ebenfalls gemacht hatte – doch damals waren es einfach nur Kinder gewesen, die sie entführt hatten und ihnen ist doch am Ende nichts geschehen, was in dieser jetzigen Situation jedoch nicht garantiert war. Sie könnten alle sterben. Und ihre Zeit ging gegen null, denn je näher sie sich den brisanteren Themen widmeten, umso eher steigerte sich die Chance, dass das Nanimon keine weiteren Fragen mehr beantworten, sondern einfach zum Angriff übergehen würde und dann wäre ihre letzte Stunde gekommen. Oh Gott, er wollte doch nicht schon hier wieder sterben. Nicht bevor er sie nicht wieder gesehen hat! Nicht bevor er sich nicht sicher war, dass sie nicht ebenfalls am Leben war. Doch all diese Ungewissenheit würde ihn nicht mehr quälen, wenn er hier schon stirbt... vielleicht war es dann also nicht so schlimm... Unsinn! Er durfte nicht zulassen, dass seine masochistischen Züge gerade jetzt zum Vorschein kamen! Er musste sich konzentrieren und seine neue Partnerin unbedingt beschützen! „Das könnt ihr nicht machen!“, rief die Krankenschwester aus, die offenbar die Beherrschung zu verlieren schien, „ich werde das nicht einfach zulassen können!“ „Und was willst du schwacher Mensch dagegen tun?“, mischte sich nun das Demidevimon ein, „ihr habt gar keine Möglichkeiten mehr auch nur irgendetwas zu tun, solltet ihr das deswegen nicht versuchen auch langsam einzusehen?“ Die Frau biss sich auf die Unterlippe, und konnte nichts dagegen erwidern, da selbst ihr klar geworden war, dass das was das Wesen sagte wohl der Wahrheit entsprach. Es sei denn, sie fänden einen Weg nach draußen, um von woanders Hilfe zu holen; dann würde sich die Sache zu ihren Gunsten wenden. Und es war im Grunde genommen auch genau das, was ihre Gegner verhindern wollten, oder? Nanimon unterbrach diese Gedankengänge: „So, wenn ihr nun keine weiteren Fragen mehr habt, dann denke ich, dass wir jetzt...“ „WARTE!“, unterbrach Wizardmon nun, „Ich habe noch eine letzte Frage.“ Alle blickten das Digimon erstaunt an, und doch nutzte die kleine Gruppe um Gabumon diese ihnen nun verschaffte Zeit dazu sich für den bevorstehenden Angriff bereit zu machen, denn es war mehr als offensichtlich ein Ablenkungsmanöver. Was könnte Wizardmon schon für eine Frage stellen? Alles was zählte, war ihnen mehr Zeit zu verschaffen, damit sie sich mental wie physisch auf das Bevorstehende vorbereiten konnten. Und Nanimon ging tatsächlich darauf ein.“Eigentlich habe ich es nicht dir erlaubt, mit Fragen zu stellen“, ermahnte es Wizardmon, aber da du offensichtlich der Partner von ihr zu sein scheinst sei es dir ausnahmsweise einmal gestattet, aber es wird wirklich nur noch diese eine Frage sein.“ Das Magierdigimon schluckte, doch nahm seinen Mut zusammen, auch wenn in seinem Kopf nur noch Leere herrschte. Es war, als wären alle seine Gehirnzellen plötzlich gefroren oder als ob etwas sein sämtliches Denken betäubt hatte. Ihm wollte einfach nichts einfallen, was nicht sofort zu einem Angriff führen würde. Und doch blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, etwas Wichtigeres zu sagen als gar nichts. „Was ist der größere Sinn des Sammelns von dieser dunklen Energie? Ihr sammelt die Dunkelheit der Menschen dieser Anstalt, schön und gut. Aber wozu das alles, außer dass sie euch stärkt?“ Seime Stimme wurde fester, je mehr die Frage über seine Lippen kam und sich beinahe von selbst präzisierte sehr zu seinem eigenen Erstaunen. Doch es dauerte nicht lange, ehe er feststellen musste, dass es keinerlei Antwort auf diese Frage geben würde, denn sie zielte viel zu sehr auf den eigentlichen Grund der Anwesenheit ihrer Feinde in der Anstalt ab. Demidevimon lachte schallend auf, ehe es dunkel sagte: „Tja, das wars.“ „Denke ich auch“, stimmte das Nanimon mit einem Kopfnicken zu, ehe es mit einer Handbewegung seinen Truppen anzeigte, dass der Befehl zum Angriff nun ausgeführt werden sollte, „es ist endlich vorbei...“ Die Welt um sie herum schien zusammen zu brechen. Sie sprangen sofort zum Kampf, beide Seite beinahe gleichzeitig. Isabella hörte nur den ohrenbetäubenden Lärm, ehe sie Wizardmons Hand um ihre spürte, und einen gewaltsamen Stoß in die Seite, der sie an die nahegelegene Wand drückte. Dann zog sie etwas nach hinten, und sie konnte Gabumon rufen hören: „Bleibt hinten!! Wir versuchen sie aufzuhalten! KLEINES FEUER!!“ Doch es waren viel zu viele Personen in diesem Raum, der auf einmal überfüllt wirkte. Dazu noch diese Kampfgeräusche... das Geschrei... sie konnte sehen wie Muchomon gerade eben noch knapp einem Angriff ausweichen konnte, der neben ihm auf dem Boden aufprallte. Die Wucht des Angriff war schon fast zum Greifen spürbar; Wizardmon stellte sich instinktiv schützend vor seine Partnerin, hob seinen Zauberstab und warf einige Angriffe in die kämpfende Menge, darauf bedacht, nicht zufällig jemanden aus seinen eigenen Reihen zu treffen. Doch dann traf ihn ein Angriff in seine Seite, und ehe er den plötzlichen und stechenden Schmerz registriert hat, hörte er schon den Schrei seiner Partnerin. „WIZARDMON!“ „Nein“, keuchte er, „bleib wo du bist! Bleib hinter mir!“ Sein Blick ging sofort in die Richtung, aus der der Angriff zu kommen schien, und er erblickte Nanimon, der aus der kämpfenden Menge herausgetreten war, und sich Wizardmon kampflustig gegenüber stellte, während direkt hinter Nanimon die Angriffe weitergingen. Wie schemenhafte Schatten, in schnellen Bewegungen, die kaum genauer bemerkbar waren. Isabella wich zurück, so wie es Wizardmon sich insgeheim wünschte; zu sehr fürchtete schien sie sich zu fürchten, doch ob es um ihr eigenes Leben war oder um das der anderen konnte Wizardmon nicht erraten. Nanimon schien ruhig und selbstsicher zu sein, und das Digimon wollte es nicht zugeben, aber diese Selbstsicherheit seines Gegners verunsicherte ihn zutiefst, doch er ermahnte sich innerlich selbst, jetzt nicht die Nerven zu verlieren. „Bleib bloß weg von uns!“, rief Wizardmon aus, „Ich werde es nicht zulassen, dass du ihr etwas antust! ZAUBERSPIEL!“ Warnungsweise ließ er einen Angriff auf die Füße des Nanimon los, um seine Warnung zu unterstreichen, doch Nanimon schien es kalt zu lassen. Seine wulstigen Lippen kräuselten sich zu einem sarkastischem Lächeln, was kein gutes Zeichen war. „Du glaubst wirklich, dass mich das aufhalten wird? So leid mir deine Partnerin auch tut und der Umstand, dass Vieles anders gekommen wäre, wenn sie meine Intentionen eher verstanden hätte, aber...ich habe leider eine Mission zu erfüllen.“ „Tut mir leid, ich ebenso.“ „Und genau da liegt leider das Problem: Du als Gegner darfst nicht hier gewinnen. FAUSTSCHLAG!!“ Nanimon schnellte plötzlich mit erhobener Faust auf Wizardmon zu, der es gerade noch schaffte, nicht den vollen Schlag abzubekommen, da er rechtzeitig seinen Zauberstab erhoben hatte und es vor sich hielt wie ein Schutzschild. Eine Weile drückten beide Digimon gegen die Kraft des anderen an, Wizardmon besorgt um seine Waffe und darum, dass sie der unglaublichen körperlichen Stärke des Gegners nicht mehr lange standhalten und brechen würde. Mit der plötzlichen Erkenntnis, dass er körperlich viel zu schwach für Nanimon war zu beschäftigt, wäre ihm fast entgangen, wie Nanimon zum Schlag unter die Gürtellinie ausholte, doch Wizardmon wich gerade noch rechtzeitig schnell genug aus, hob seinen Stab selbst zum Schlag an und traf Nanimon in die Seite, der sich erstmal fassen und aufrecht halten musste. „Nicht schlecht...“, murmelte er leise vor sich hin, als er sich erneut einen ähnlichen Schlagabtausch mit Wizardmon lieferte, doch dieses Mal mit mehr Kraft dahinter. Das Magierdigimon, geschwächt durch seine eigene Angst und durch die niemals enden wollende Stresssituation würde dem nicht mehr lange standhalten können. Das sah auch Isabella ein. Fieberhaft überlegte sie sich, was zu tun wäre, während sie sich an die Wand gepresst hielt. Es war nicht nur der Kampf ihres Partners, der an ihren Nerven zehrte, sondern auch die der anderen Digimon ihrer Gruppe. Sobald das Mädchen nur ihre Augen aufmachte, würde sie sehen, wie sie unterlegen waren und das konnte sie nicht verkraften, weshalb sie ihre tränenden Augen geschlossen hielt. Das allerdings war ein Fehler. „ISABELLA!!“ Sie hörte eine Stimme schreien, ehe sie spürte, wie sie etwas zur Seite schleuderte. Sie spürte, wie ihr Gesicht hart auf dem Boden aufschlug, dann wie ihr beinahe schwarz vor Augen wurde. Und taub. Diese Taubheit... „Isabella!!!!“ Plötzlich keuchte Wizardmon auf und ging in die Knie, als Nanimon den Moment seiner Unaufmerksamtkeit genutzt und ihm einen Schlag in die Magengrube verpasst hatte. Er konnte nicht mehr – auf einmal hat ihn alle Kraft verlassen. Er versuchte aufzustehen, hielt sich den schmerzenden Bauch, doch er konnte nicht vorwärts kommen. „Isabella!“ Nanimon schritt, nun da er sich sicher war den Gegner namend Wizardmon einigermaßen ausgeschaltet zu haben, auf das blonde Mädchen zu, die nur langsam wieder zu sich kam. Und sie haben mich alle für verrückt gehalten... Und nun sind wir in diesem Kampf. Ich muss zusehen, wie Unschuldige verletzt werden, wie mein Partner für mich kämpfen muss, wie ich gar nichts kann. Wieso kann ich nicht etwas stärker sein? Hätte es vielleicht gar nicht erst zu so etwas kommen können, wäre ich stark genug gewesen und hätte so getan als wäre alles in Ordnung mit mir? Dann wäre ich niemals hierher gekommen... Langsam schlug sie ihre Augen auf, nur um fast nichts zu erkennen, außer einen Schleier, was nicht umgewöhnlich war, da ihre Brille verrutscht war und sie ansonsten kurzsichtig ist. Sie konnte Farbtupfen erkennen, die sich ihr zu nähern schien, konnte Kampfesgeräusche hören, allerdings nichts genau bestimmbares. Ich bin viel zu schwach. Gibt es überhaupt noch einen Ausweg für uns? Wenn ja... können wir ihn zusammen erreichen? Uh...ich muss etwas machen, oder es wird nicht viel übrig bleiben... wir waren so wenige, und wenn ihnen etwas... passiert?? „Es ist vorbei...“, hörte das Mädchen flüstern, als sie spürte, wie rot behandschuhte Hände sich um ihren Hals legten und zudrückten. Sie bekam keine Luft mehr. Sie wollte noch nach Hilfe rufen, doch es entwich ihr kein Laut. Sie strampelte, doch es brachte nichts, wenn sie nicht gegen die Kraft ihres Feindes ankommen konnte. So ist es also wenn man stirbt... nun ja, es ist besser als die Ewigkeit allen fristen zu müssen. Sie lächelte, als sie dankbar daran dachte, dass sie kurz vorher wenigstens noch einmal die Gelegenheit gehabt hatte, Wizardmon kennen zu lernen. Tut mir leid... Wizardmon, ich kann mein Versprechen an dich leider nicht erfüllen... ich bin einfach nicht stark genug...ich bin nur ein einsames und schwaches Mädchen ohne einen Blick in die Zukunft. Glaubst du etwa, ich bin anders? Ich bin genauso...schwach... oder so habe ich mich zumindest schon immer gefühlt... auch ich war einsam, auch ich leide darunter, dass ich nichts tun kann um die zu beschützen, die mir wichtig sind. Ich habe gesehen, wie die Person die ich liebe einfach so vor meinen Augen getötet worden ist, ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können. Ich bin ein schwacher, dummer Idiot!!! Glaubst du, dass wir gemeinsam stark sein können?? Vielleicht. Ich weiß nur, dass ich ohne dich nicht weiter komme. Ich habe dir etwas versprochen und ich werde dieses Versprechen nicht brechen. Ich auch nicht. Ich werde nie wieder schwach in deiner Nähe sein. Ich... werde stark sein. Die Hand, die sie nutzte um Nanimon von sich schieben zu können, fiel schlaff hinunter. „Isabella!!!! NEIN!!!“ Wizardmon konnte nicht glauben, was er da sah, als er sich aufrappelte. Nanimon, der seine Partnerin tötete. Seine Augen verengten sich, als er merkte, dass er wahrscheinlich schon zu spät gekommen war. Dass er wieder einmal jemanden verloren hatte, aus eigener Schuld. Tränen benetzten seine Augen, als er seinen Zauberstab hob und mit einem Spruch auf den Lippen seine nächste Attacke sagen wollte. Doch gerade dann leuchtete etwas vor ihm auf, das sowohl ihn als auch Nanimon blendete, doch nicht nur sie, sondern auch alle anderen im Raum. Sie blieben stehen, um sich ihre Hände, Klauen, Flügel und Ranken vor ihre empfindlichen Augen zu halten. Sogar das Kämpfer-Digimon, welches gerade das Menschenmädchen erwürgen wollte, ließ sie letzten Endes los. Wizardmon verstand nicht, was mit ihm geschah, sobald das Licht auf ihn traf, doch es war, als müsste er sich keine Sorgen mehr machen müssen. Das Licht war warm, versichernd, sagte ihm, dass alles gut werden würde und ein Versprechen bestimmt nicht gebrochen. Er spürte wie er sich änderte. Sein Körper wurde in die Länge gezogen, streckte sich. Seine Arme wurden länger, knochiger. Seine Kleidung veränderte sich, wurde bleicher, bis sie blass wurde, weiß, gräulich. Sein Hut schrumpfte zusammen, bis es eine Kappe auf seinem Kopf wurde, aus der hinten in einem Knoten violette Bänder hervorhingen. Er verlor sein ursprüngliches Sichtfeld, spürte wie er auf einmal nur noch auf einem Augen sehen konnte. Selbst seine Waffe änderte sich, zerschmolz fast wie flüssiges Wachs, ehe es eine größere Gestalt annahm und zu einer riesigen Schusswaffe wurde, die er sofort wieder erkannte. Konnte es sein?? „Wizardmon digitiert zu... Mummymon!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)