Sengoku-Jidai Chronicles - Zeit des Wandels von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 11: Ein trügerischer Frieden ------------------------------------ “Es ist ein leichter Schwächeanfall. Der vergeht wieder. Sie muss sich nur ausruhen”, beruhigte Kakeru die Anwesenden, nachdem er Kimies Zustand noch mal genauer untersucht hatte. Kagome seufzte leise, aber erleichtert auf. Ihre Cousine lag im Schlafgemach von Sesshoumarus Privaträumen auf dem dortigen Ruhelager und schlief im Augenblick. Mit im Raum waren neben Sesshoumaru noch Inu Yasha und Tôya. Ashitaka und Miyuki kamen soeben leise hinzu, nachdem sie zuvor bei Sakura gewesen waren. So lange Kimie sich noch ausruhte, hatte sie sich gerne dazu bereit erklärt, ein wachsames Auge auf den kleinen Katô zu haben. Das beruhigte momentan besonders Sesshoumaru. Denn er selbst hätte es allein wohl kaum fertig gebracht, sich so um seinen Sohn zu kümmern, wie es von Nöten gewesen wäre. Außerdem musste er ja noch mit Aoshi sprechen. “Der Kleine ist bereits das Gesprächsthema Nummer 1 hier im Schloss. Es hat alle wirklich sehr überrascht, als du und Kimie-chan mit ihm hier wieder aufgetaucht seid”, erzählte Ashitaka seinem Cousin. Anschließend warf er einen Blick auf Kimie. “Und wie geht es ihr inzwischen?” “Alles in Ordnung. Sie muss wohl nur etwas schlafen”, antwortete Inu Yasha anstelle seines Bruders. Besonders Sesshoumaru behielt Kimies Zustand gerade genau im Auge. Sie sah blass aus. Das gefiel ihm gar nicht. Dabei war es ihr zuletzt erst wieder besser gegangen. Es stimmte, sie brauchte Ruhe, aber so, wie die Dinge zur Zeit standen, würde sie diese nicht unbedingt bekommen. “Kakeru, kümmere dich weiter um Kimie. Wenn sich etwas ändert, gib mir Bescheid”, wies Sesshoumaru Kakeru an, welcher sogleich einverstanden nickte. “Natürlich, Sesshoumaru-sama.” Kurz darauf verließ Inu Yashas Bruder die Räumlichkeiten. Es gab einiges für ihn zu tun, das keinen Aufschub mehr duldeten. “Inu Yasha? Wir sollten auch erst mal gehen”, schlug Kagome nach einem Moment vor. Denn wenn zu viele hier ihm Raum herumwuselten, wäre das nicht die Art von Ruhe, die Kimie gerade brauchte. Auch Miyuki und Ashitaka waren damit einverstanden, sich erst mal wieder zurückzuziehen. Und so lange Kakeru bei Kimie bliebe, wäre es schon in Ordnung. Mit dem Wissen, dass Kimie zum gegebenen Zeitpunkt die bestmögliche Betreuung hatte, konnte sich Sesshoumaru ausreichend auf die Unterredung mit Aoshi konzentrieren. Zu diesem Zweck hatte er den Fürst der Füchse in einen abgelegenen Raum bestellt, wo sie beide in Ruhe reden konnten, ohne den möglichen Einfluss oder die Einmischung dritter. “Die Unannehmlichkeiten von vorhin bedaure ich wirklich zutiefst, Sesshoumaru-sama. Kuro war schon immer ein ziemlicher Hitzkopf. Das mag vermutlich seine größte Schwäche sein”, entschuldigte sich Aoshi nochmals bei Sesshoumaru für das Verhalten seines obersten Generals. Zugegeben, die Erinnerung daran erboste Sesshoumaru nach wie vor, aber das war jetzt nicht das Hauptthema. “Das Gehabe Eures Untergebenen überraschte mich nur geringfügig, Fürst Aoshi. Ich hatte schließlich lange genug Zeit, um ihn kennen zu lernen. Was jedoch nicht bedeuten soll, dass ich ihm sein Tun verzeihe”, stellte Sesshoumaru klar. “Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Euch sprechen wollte. Ich vermute allerdings, dass Ihr es Euch bereits denken könnt. Abgesehen davon, dass ich der Verlobung mit Eurer Tochter wie schon mehrfach betont nie meine Zustimmung erteilt habe, hat sich die Situation in der Zwischenzeit weiterhin verändert. Ich habe nicht die Absicht, meinen Sohn zu verleugnen. Und ebenso wenig werde ich die Frau, die ihn geboren hat, als meine Gefährtin verstoßen. Das hatte ich vor einigen Monaten nicht vor und auch jetzt nicht. Wie gesagt, werde ich Euch weiterhin meine Unterstützung bezüglich der Aufklärung des Todes Eures Sohnes zusichern. Mehr aber auch nicht. Ich wünsche von daher kein weiteres Wort mehr über irgendeine Verlobung, die vor Jahrhunderten ohne meine Zustimmung arrangiert worden ist, zu vernehmen.” Ein wenig klang das zwar wie ein Ultimatum, aber dieses lästige Hin und Her war schon lange genug so gegangen. “Was meine Gefährtin jetzt in erster Linie braucht, ist Ruhe”, fuhr Sesshoumaru fort. “Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird sie diese hier nicht im angemessenen Sinne finden können. Und ich will es nicht verantworten, dass es ihr möglicherweise wieder schlechter gehen könnte. Aus diesem Grund habe ich es Euch vorhin nahe gelegt, in Eure Ländereien zurückzukehren.” Aoshi konnte nachvollziehen, was sein Gegenüber damit sagen wollte. Die Situation war nach wie vor angespannt und alles andere als freundlich. Kein Wunder, dass sich Sesshoumaru für Kimie wünschte, dass hier wieder Ruhe einkehrte. Und am besten würde er das erst mal erreichen können, wenn er nach Möglichkeit die alten Umstände wie vor dem Besuch der Füchse wiederherstellte. “Ich kann nicht von Euch verlangen, Eure Gefährtin und Euren Sohn zu verstoßen, Sesshoumaru-sama. Und das habe ich auch nicht vor. Gemäß Eurem Wunsch, werde ich mit meinem Gefolge Eure Ländereien verlassen. Wie ich es Euch zugesichert habe, laufen bereits die Vorbereitungen. Heute Nacht werden wir zurückkehren”, erklärte Aoshi bereitwillig. “Ich bedaure, dass alles letzten Endes so gekommen ist. Und damit meine ich nicht nur Eure Sorgen um Eure Gefährtin. Es wäre vielleicht wirklich das Beste gewesen, hätte ich Euren Worten von Anfang mehr Gehör geschenkt und nicht auf den Fortbestand Eurer Verlobung mit meiner Tochter Saori bestanden.” “Was geschehen ist, ist geschehen. Es lässt sich nicht mehr rückgängig machen”, erwiderte Sesshoumaru zwar in dem ihm gewohnten Tonfall, trotzdem war er erleichtert darüber, dass Aoshi sich nicht querstellte. Möglicherweise würde das Bündnis zwischen ihren beiden Clans trotz allem auch weiterhin bestehen bleiben können. Vorausgesetzt, die Umstände um Taigas Tod würden sich demnächst aufklären lassen. Und was das anbelangte, war ja nach wie vor noch nicht mal geklärt, aus wessen Reihen der Mörder eigentlich stammte… Als Kimie wieder aufwachte, war es bereits dunkel. Wie lange war sie weggetreten gewesen? Etwa den ganzen restlichen Tag? Nach einigen Minuten setzte sie sich auf. Sie erkannte sofort, dass sie hier in Sesshoumarus Räumlichkeiten war. Im Augenblick schien sie jedoch allein zu sein. Wo die anderen wohl waren? Und wo war eigentlich der Kleine? Vermutlich kümmerte sich gerade jemand anders um ihn, und das war wohl für den Moment auch besser so. Kimie merkte auf, als sie bemerkte, wie sie leicht an ihrem Oberarm angestupst wurde. Als sie ihren Blick entsprechend umwandte, entdeckte sie Inuki neben sich stehen. “Oh… Du bist hier, mein Guter”, lächelte sie, während sie ihm den Kopf streichelte. Es tat gut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Geräusche von draußen erregten kurz darauf Kimies Aufmerksamkeit. Es klang so, als würden sich viele Leute auf dem Hof aufhalten. Um diese Zeit? War etwas passiert? Kimie wollte nachsehen. Also stand sie auf und öffnete eines der Fenster einen Spalt weit. Auf dem Hof sah sie die Füchse und die Inu-Youkai. Es sah aus, als wollte Aoshi mit seinem Gefolge das Schloss verlassen. Er sprach gerade ein paar letzte Worte mit Sesshoumaru. Kimie erinnerte sich wieder. Stimmt, sie hatte vorhin das Bewusstsein verloren. Moment… Vorhin? War das wirklich erst vorhin gewesen oder hatte sie möglicherweise sogar länger geschlafen? Ihr Zeitgefühl vermochte ihr das gerade nicht zu sagen. Während sie noch darüber nachdachte, behielt Kimie weiterhin das Geschehen auf dem Hof im Auge. Neben Aoshi konnte sie unter anderem auch ganz eindeutig seine beiden Töchter sowie den General erkennen. Dieser Kuro… Er machte Kimie irgendwie unruhig. Und das lag nicht allein an seinem bisherigen Verhalten. Es war seine Ausstrahlung. So feindselig… Sogar jetzt hatte er diesen eiskalten Blick. “Oh, Ihr seid also wieder aufgewacht.” Kimie erschrak beinahe. Sie hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie die Tür zu den Gemächern geöffnet worden und Kakeru hereingekommen war. “Kakeru…” “Verzeiht, ich wollte Euch nicht erschrecken. Aber Ihr solltet besser noch nicht aufstehen. Kommt. Ruht Euch aus.” “Mh…” Kimie nickte und schloss das Fenster, bevor sie sich wieder zum Ruhelager begab. Und nachdem sie sich gesetzt hatte, reichte Kakeru ihr eine Tasse. “Hier. Trinkt das.” Kimie nahm die Tasse zwar entgegen, doch betrachtete sie deren Inhalt zunächst mehr als skeptisch. “Das ist doch nicht hoffentlich wieder so ein Gebräu wie das Zeug, das du mir vor meinem Weggang verabreicht hast, oder?” Denn daran konnte sie sich noch gut erinnern. Damals war Kimie auch kurzzeitig weggetreten gewesen und als sie wieder aufgewacht war, hatte Kakeru ihr diese alles andere als wohlschmeckende Brühe eingeflößt. Den Geschmack konnte sie damals wie heute nicht so recht einordnen. Angesichts von Kimies Skepsis war Kakeru im ersten Moment zwar etwas verdutzt, lachte dann aber amüsiert. “Keine Sorge. Das hier ist nur ganz harmloser Tee. Es könnte jedoch sein, dass er noch etwas heiß ist.” “Oh… Vielen Dank.” Ein wenig peinlich berührt trank Kimie den ersten Schluck. Tatsache, es war gewöhnlicher Tee. “Was ist eigentlich da draußen los, Kakeru? Es sieht so aus, als würden Fürst Aoshi und sein Gefolge fortgehen wollen”, bemerkte sie kurz darauf. Der Youkai nickte bestätigend. “Ja, so ist es. Sesshoumaru-sama hat Aoshi-sama dies nahe gelegt. Aber das soll Eure Sorge nicht sein. Und wenn Ihr Euch Gedanken um Euren Sohn machen solltet, das ist unnötig. Sakura-dono kümmert sich um ihn. Aber was ist mit Euch? Fühlt Ihr Euch denn mittlerweile besser?” “Ja, danke. Aber wie lange war ich eigentlich weggetreten?” “Einige Stunden. Aber die kleine Auszeit scheint Euch gut getan zu haben.” Kimie trank weiter ihren Tee. So hatte sie sich ihre Rückkehr ins Schloss nicht gerade vorgestellt. Dass sie gleich mal als Erstes hatte umkippen müssen, noch dazu vor aller Augen… Großartig… Zumindest war Katô bei Sakura in guten Händen. Obwohl es Kimie schon unangenehm war, dass sie gerade nicht dazu in der Lage war, sich nicht selbst angemessen um ihren Sohn zu kümmern. Als hätte sie nicht schon für genug Umstände gesorgt… Einige Zeit später wurde die Tür des Zimmer wiederum von außen geöffnet. Da die Füchse inzwischen das Schloss verlassen hatten, hatte Sesshoumaru nun wieder nach Kimie sehen wollen. Es erleichterte ihn, dass sie endlich aufgewacht war, wenngleich er vorhin bereits mitbekommen hatte, dass sie heimlich aus dem Fenster gesehen hatte. “Aoshi und sein Gefolge haben soeben das Schloss verlassen und sind auf dem Rückweg in ihre Länderein”, erklärte er kurz, ehe er näher kam. Kimie machte einen viel besseren Eindruck als vorhin noch. Sie war auch nicht mehr so blass. Da Sesshoumaru nun wieder da war, nahm Kakeru dies zum Anlass, ihn mit Kimie erst mal allein zu lassen. Deshalb stand er nach einem Moment auf. “Wenn Ihr es erlaubt, Sesshoumaru-sama, dann ziehe ich mich nun zurück. Ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe. Und Euch natürlich auch, Kimie-dono. Falls Ihr noch etwas benötigen solltet, lasst es mich wissen.” “Gut, das mache ich. Vielen Dank, Kakeru”, erwiderte Kimie dankbar, bevor der Youkai den Raum wieder verließ. Als sie beide unter sich waren, setzte sich Sesshoumaru zu seiner Gefährtin. “Du hast vorhin für ziemliches Aufsehen gesorgt”, merkte er an, wobei es aus seinem Mund fast schon wie ein Vorwurf klang. Aber Kimie wusste ja, wie es eigentlich gemeint gewesen war und die Tonlage war sie schließlich schon längst gewohnt. “Entschuldige. Ich wollte euch alle nicht erschrecken”, erwiderte sie bedauernd. “Uhm… Warum hast du Aoshi und seine Leute eigentlich so plötzlich von hier weggeschickt?” “Sie haben sich lange genug hier aufgehalten. Außerdem wollte ich diesen Kuro hier nicht länger sehen müssen. Schon gar nicht, wenn du und Katô hier seid.” “Ach… Tut mir wirklich Leid, dass ihr alle wegen mir so viel Stress habt”, entschuldigte sich Kimie leise seufzend. Es nervte sie, dass sich alle so um sie kümmern mussten. Da kam sie sich selbst wie ein Klotz am Bein vor. “Wie… geht es jetzt eigentlich weiter? Ich meine wegen den Füchsen…”, fragte sie nach einem Moment. “Ich habe Aoshi die weitere Unterstützung bei der Suche nach dem Mörder seines Sohnes zugesichert”, antwortete Sesshoumaru ihr. “Was aber die Verlobung mit seiner Tochter angeht, so ist diese nun endgültig gelöst. Diesbezüglich wird es keine weiteren Unklarheiten mehr geben. Vor allem jetzt nicht mehr.” “Hm! Etwa weil ich mit dir wieder hierher zurückgekommen bin und obendrein deinen Filius dabei hatte?”, fragte Kimie mit einem nunmehr prüfenden Lächeln, was auch etwas Neckendes an sich hatte. “Nun ja, zumindest dürfte jetzt geklärt sein, dass ich sehr wohl dazu in der Lage bin, dir einen Nachfolger zu verschaffen. Ich darf also davon ausgehen, dass ich damit rehabilitiert bin, nicht wahr?” Anstatt ihr auf diese scherzhafte Frage aber eine Antwort zu geben, schaute Sesshoumaru Kimie zunächst nur schweigend an. Er nahm ihr die inzwischen leere Teetasse aus den Händen und stellte diese zur Seite, ehe er seine Hand nach ihr ausstreckte. Bevor Kimie wieder das Wort an ihn richten konnte, hatte er seine Lippen bereits auf ihre gelegt. Dieser spontane Kuss überraschte sie doch ziemlich, zumal sie mit so etwas gerade überhaupt nicht gerechnet hatte. Doch es tat ungemein gut, diese Nähe zu ihm zu spüren und diese Wärme… Allerdings war Kimie mehr als überrumpelt, als Sesshoumaru, nachdem er den Kuss wieder gelöst hatte, sie wortlos in seine Arme zog. “Uhm… Sesshoumaru? Was hast du denn auf einmal?”, fragte sie verunsichert. So wie er sie gerade festhielt, bekam sie fast schon den Eindruck, als befürchtete er, sie könnte sich jederzeit in Luft auflösen und vor seinen Augen verschwinden. “Tu das nie wieder.” “Was?” Was sagte er denn da? Tu das nie wieder… Was meinte er damit? Aber dann begriff sie es. Es musste ihn gewiss sehr schockiert haben, sie noch vor einigen Tagen in diesem geschwächten Zustand gesehen zu haben. Was mochte ihm da wohl durch den Kopf gegangen sein? Und nicht nur Kimie hatte eine schwere Zeit hinter sich. Auch für Sesshoumaru waren die vergangenen Monate gewiss nicht einfach gewesen. Er hatte hier mit anderen Problemen zu kämpfen gehabt, die nicht weniger von Bedeutung gewesen waren. Und auch, wenn er seine Gefühle so gut wie nie zeigte, bedeutete das noch lange nicht, dass ihm alles egal war. “Hey… Wenn du jetzt auf einmal sentimental wirst, bekomme ich noch Angst um dich. Diese Seite von dir ist irgendwie so… erschreckend”, ergriff Kimie nach einer Weile das Wort. Daraufhin ließ Sesshoumaru wieder etwas von ihr ab und beäugte sie eingehend. “Hm! Meine Sorgen um dich schienen unbegründet gewesen zu sein. Du redest fast schon wieder so, wie ich es von dir gewohnt bin.” Diese Bemerkung von ihm brachte Kimie zum Lachen. “Ich sagte dir doch: Unkraut vergeht nicht.” Unkraut… Das klang so abwertend, obwohl Sesshoumaru ja wusste, dass Kimie nur einen Scherz gemacht hatte. Aber Unkraut war sie in seinen Augen gewiss nicht. Er hatte ihr eigentlich fast nie gesagt, wie er für sie fühlte, und auch wenn Kimie es eigentlich immer gewusst hatte, so hätte Sesshoumaru ihr zumindest in letzter Zeit deutlicher sagen können, was sie ihm bedeutete. Nur war ihm das noch nie leicht gefallen, weil es eben einfach nicht seine Art war. Vielleicht sollte er versuchen, etwas daran zu ändern? Als es an der Tür klopfte, horchten Kimie und Sesshoumaru gleichermaßen auf. Und auf seine Erlaubnis hin betrat Sakura mit einem Lächeln mit dem kleinen Katô das Zimmer. “Ich bitte um Verzeihung für die späte Störung, aber ich habe noch Stimmen gehört. Und ich glaube, der Kleine möchte zurück zu seinen Eltern.” Kimie fand es wirklich schön, dass Sakura ihr ihren Sohn extra brachte. Dankend nahm sie ihr das Baby ab. “Er hat bis eben friedlich geschlafen”, erzählte Sakura, wobei sie dem Kleinen behutsam über den Kopf strich. “Wenn ich ihn so ansehe, erinnert er mich an meinen Ashitaka. Er war schließlich auch mal so winzig und niedlich.” Da sie jedoch nicht länger stören wollte, wollte sie besser wieder gehen. “Vielen Dank, dass du auf ihn aufgepasst hast”, bedankte sich Kimie noch. “Das habe ich gern gemacht. Ehrlich. Und ich stelle mich auch gerne für die Zukunft weiter dafür zur Verfügung”, erwiderte Sakura, ihr Lächeln beibehaltend. Nachdem sie wieder gegangen war, warf Kimie einen Blick auf ihren Sohn. Dass sie jetzt wirklich ein Baby hatte… Irgendwie kam ihr das noch immer ein wenig irreal vor. Während sie Katô so ansah, kam ihr aber plötzlich ein Gedanke. “Sag mal, Sesshoumaru… Wie hättest du reagiert, wenn Katô ein Mädchen geworden wäre?” Diese Frage von Kimie überraschte Sesshoumaru doch etwas. Wie kam sie gerade darauf? Wobei, er kannte sie ja mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass hinter dieser Frage wohl nicht wirklich etwas steckte. Es war einfach eine Frage aus reiner Neugier gewesen. “Frauen und Männer sind bei den Inu-Youkai gleichgestellt. Es hätte daher keinerlei Unterschied gemacht, was die Rangfolge angeht.” Das war alles, was Sesshoumaru darauf antwortete. Kimie musste lächeln. Das wusste sie zwar schon längst, aber sie verstand schon, wie Sesshoumaru es wohl gemeint hatte. Es hätte für ihn wirklich keinen Unterschied gemacht, ob sein erstes Kind ein Sohn oder eine Tochter geworden wäre. “Hier, möchtest du ihn auch mal halten?”, bot sie ihm an und legte ihm Katô einfach mal in die Arme. “So ein Baby steht dir gar nicht mal so schlecht. Obwohl es irgendwie auch ungewohnt ist, dich so zu sehen.” Sesshoumaru äußerte sich nicht dazu. Auch dann nicht, als Kimie leise kicherte. Und auch, wenn er nach außen hin keiner sonderliche Regung zeigte, er war mit der momentanen Situation mehr als zufrieden. Er hatte einen kleinen Sohn und Kimie ging es wieder besser. Und für den Augenblick wollte Sesshoumaru keine Gedanken, die seine Zufriedenheit beeinträchtigt hätten, zulassen. * ~ * ~ * ~ * Während bei den Inu-Youkai nach dem Abreisen der Füchse im Grunde weitestgehend Ruhe eingekehrt war, sah dies bei Aoshi und seinem Gefolge ein wenig anders aus. Kaum dass sie einige Stunden nach ihrem Fortgang wieder zurück in ihrem Gebiet waren, hielt Kuro sich nicht darin zurück, seinem Fürsten die Meinung zu sagen. “Das kann nicht Euer Ernst sein, Aoshi-sama!? Dieser Kerl hat die Ehre Eurer Tochter mit Füßen getreten und Eure noch dazu!” “Sesshoumaru-sama hat nur das getan, was in seiner Situation jeder andere Mann auch getan hätte, dem seine Gefährtin und sein Nachkomme etwas bedeuten”, entgegnete der Fürst der Füchse jedoch mit erhabener Ruhe, ohne auf die aufgebrachte Haltung seines Generals einzugehen. “Möglicherweise war es von vornherein ein Fehler, so beharrlich auf die Verbindung mit meiner Tochter zu bestehen. Du solltest dich nicht so aufregen, Kuro. Sogar Saori versteht das und hegt keinerlei Groll gegen Sesshoumaru-sama.” Und darüber war Aoshi wirklich erleichtert. Allerdings war seine ältere Tochter schon immer sehr vernünftig und einsichtig gewesen. Sie tat stets das, was ihr als das Beste und Richtige erschien. Saori war eben genau so wie ihre verstorbene Mutter. “Und was ist mit Eurem Sohn?”, warf Kuro ein. “Immerhin fand er in Sesshoumarus Schloss den Tod! Von dieser gelösten Verlobung mal ganz abgesehen, ist diese Angelegenheit noch lange nicht erledigt! Der Fall liegt doch klar auf der Hand! All das ist auf dem Mist dieser arroganten Köter gewachsen! Die bilden sich wohl ein, sie könnten sich alles erlauben, nur weil sie den gesamten Westen des Landes ihr Territorium nennen! Von Anfang an hat sich dieser Sesshoumaru geweigert, Prinzessin Saori zu heiraten. Und jetzt wissen wir auch, warum! Er hat es vorgezogen, mit einer menschlichen Frau, die noch dazu nicht mal adliger Abstammung ist, ein Hanyou-Balg zu zeugen! Ich bin mir sicher, irgendjemand aus seinem Gefolge ist auch für den Tod unseres verehrten Prinzen verantwortlich! Warum sonst haben sie uns plötzlich dazu genötigt, ihr Schloss zu verlassen? Die bemühen sich bestimmt nicht weiter um die Aufklärung von Taiga-samas Tod, sondern wollen diese Schandtat auf sich beruhen lassen, bis Gras darüber gewachsen ist! Das war doch alles nur ein Vorwand!” Kuro schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. “Aoshi-sama! Wollt Ihr Euch das einfach gefallen lassen?!” “Das genügt!” Aoshi erhob seine Stimme merklich, um seinen obersten General in die Schranken zu weisen. Nachdem er das offenbar erreicht hatte, sprach er wiederum ruhiger, aber dennoch ernst weiter: “Kuro… Es ist nicht so, als würde ich deine Wut nicht verstehen können. Aber unabhängig von deiner Zuverlässigkeit und Loyalität, die du mir gegenüber stets unter Beweis gestellt hast, scheinst du in dieser Angelegenheit nicht fähig zu sein, objektiv bleiben zu können. Ich rate dir dringend, dich nicht von blindem Zorn verführen zu lassen. So kommt keiner von uns weiter. Du kannst dich zunächst zurückziehen. Wir reden weiter, wenn du dich wieder beruhigt hast.” Kuro wollte zuerst wieder widersprechen, ermahnte sich dann aber selbst zur Vernunft. Er wollte seinen Herrn möglicherweise nicht wirklich noch gegen sich aufbringen. Deshalb verneigte er sich letztendlich nur noch und verließ daraufhin die Räumlichkeiten von Aoshi. Vielleicht hatte sein Fürst ja Recht. Kuro wollte sich erst mal wieder beruhigen, weshalb er sich auf den Weg in seine Privaträume machen wollte. “Kuro?” Überrascht blieb er stehen und drehte sich um. “Prinzessin Harumi. Kann ich etwas für Euch tun?” Aoshis jüngere Tochter trat näher an Kuro heran. “Ich möchte mit dir reden. Es ist sehr wichtig.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)