Sengoku-Jidai Chronicles - Zeit des Wandels von Jenny-san ================================================================================ Kapitel 12: Drohende Gefahr --------------------------- Die letzten Tage war es ruhig geblieben. Natürlich versuchten die Inu-Youkai nach wie vor in Erfahrung zu bringen, wie und durch wen genau Aoshis Sohn Taiga ums Leben gekommen war, allerdings hatte Sesshoumaru bereits im Vorfeld angeordnet, die Untersuchungen diesbezüglich verdeckt zu halten. Damit wollte er insbesondere Kimie und auch Katô schonen. Zwar hatte sich Kimie mittlerweile erholt - sie schien sogar wieder vollkommen fit zu sein - doch wollte Sesshoumaru trotzdem jegliche Form von möglichen Ärger oder Stress von ihr fernhalten. Katô schien sich von Tag zu Tag besser zu entwickeln. Er schien seine Umgebung bereits genau zu beobachteten, ebenso wie die Leute um sich herum. Und wenn Kimie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie glatt vermutet, ihr kleiner Sohn könnte sie und Sesshoumaru bereits erkennen. Youkai- und Hanyou-Kinder wurden zwar langsamer erwachsen als Menschenkinder, aber dafür schienen sie viel eher auf ihre Umwelt zu reagieren zu können. Kakeru hatte Kimie dies mal so erklärt, dass das ein natürlicher Schutz war. Denn Youkai bekamen es meist schon sehr früh mit allerhand Gefahren zu tun. Je schneller sie sich darauf einstellen konnten, umso besser war es für sie. Und da Hanyou ja zum Teil dämonisches Blut in sich trugen, übernahmen sie diese Eigenschaft sehr oft. Wie so oft saß Kagome auch an diesem Tag mit ihrer Cousine zusammen und begutachtete voller Entzücken das kleine Baby. Aber nicht nur sie wollte dieses immer wieder sehen, auch die anderen waren schon oft vorbeigekommen, um Sesshoumarus und Kimies Filius zu bewundern. Kimie nahm das alles gelassen. Zudem schmeichelte es ihr sehr, dass der Kleine so viel Aufmerksamkeit von allen Seiten bekam. Kagome, die Katô gerade in den Armen hielt, konnte ihre Augen kaum von ihm abwenden. Kimie hatte ihn zuvor gestillt, weshalb der Kleine gerade besonders friedlich war und vermutlich innerhalb der nächsten Minuten einschlafen würde. “Er ist wirklich sehr brav”, fand Kagome. “Bisher habe ich noch gar nicht mitgekriegt, dass er mal extrem lange oder laut geschrien hätte oder dergleichen.” “Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht ist Katô von Natur aus ein zufriedenes Baby. In der Hinsicht wäre er aber wohl ganz anders als sein Vater”, scherzte Kimie. In dem Zusammenhang fragte sie sich allerdings schon, wie Sesshoumaru als Baby oder als Kleinkind so gewesen war. Ein auffälliges Geräusch erregte mit einem Mal die Aufmerksamkeit der beiden jungen Frauen. “Hm? Ist da jemand vor der Tür?”, fragte sich Kagome und gab ihrer Cousine erst mal das Baby zurück, ehe sie aufstand und nachsah. Die verdutzten Blicke, die ihr nach dem Öffnen der Tür, entgegenschlugen, irritierten sie kurzzeitig. “Äh… Hallo…? Können… wir etwas für euch tun?” Im Flur hatte sich eine ganze Gruppe von Sesshoumarus Gefolgsleuten und Bediensteten eingefunden. Und sie alle schienen gespannt auf etwas gewartet zu haben. Zumindest bis jetzt… Denn anstatt einer klaren Antwort löste Kagomes Frage nur mit einem Mal eine hektische Betriebsamkeit bei den Anwesenden aus und alle redeten wild durcheinander. “Ach! Die Wachablösung am Tor steht an! Ich muss los!” “Und ich muss einen Rundgang machen.” “Gute Idee! Ich komme mit.” “Oh, ich habe die Wäsche ganz vergessen!” Das Gewusel vor der Tür löste sich schlagartig auf und Ruhe kehrte wieder ein. Nur Kagome stand noch ziemlich perplex an Ort und Stelle, bevor sie letztendlich wieder zu Kimie und Katô zurückkehrte. “Was war denn das schon wieder? Das ist jetzt schon das fünfte Mal innerhalb der letzten zwei Tage gewesen”, merkte die junge Miko an. Kimie kam um ein amüsiertes Kichern nicht herum. “Sie werden wohl neugierig sein. Aber warum fragen sie nicht einfach, wenn sie den Kleinen genauer in Augenschein nehmen wollen? Aber ich vermute, sie fürchten, dass Sesshoumaru das missbilligen könnte.” Vermutlich würde Sesshoumaru es sogar alles andere als amüsant finden, wenn sein gesamtes Gefolge sich vor seinen und Kimies Privaträumlichkeiten herumtrieb, wo er es doch eigentlich so hatte organisieren wollen, dass sie und das Baby möglichst wenig Aufregung abbekamen. Wobei, als Aufregung oder gar als Stress würde Kimie das ohnehin nicht bezeichnen. Sie empfand es eher als lustig. Kurze Zeit später öffnete sich die Schiebetür und Sesshoumaru betrat den Raum. “Ah! So ein Zufall! Ich habe gerade von dir gesprochen”, begrüßte Kimie ihn lächelnd. Kagome begrüßte den Youkai ebenfalls, bevor sie das Wort erneut an ihre Cousine richtete: “Gut, dann gehe ich erst mal zurück zu Inu Yasha.” “Mach das. Bis nachher, Kagome.” Nachdem Kagome gegangen war, kam Sesshoumaru rüber zu seiner Gefährtin und seinem Sohn. “Ist irgendetwas vorgefallen? Ich hatte den Eindruck, als wäre eben ein ziemlicher Auflauf vor der Tür gewesen.” “Ach, das hast du bemerkt? Ich glaube, deine Leute sind einfach nur neugierig wegen unserem Kleinen hier.” Kimie legte Sesshoumaru das Baby in die Arme. Katô schien sich bei seinem Vater sichtlich wohl zu fühlen. Aber überhaupt schien er ein sehr pflegeleichtes Kind zu sein. Zumindest kam Kimie das bisher so vor. “Mh… Sesshoumaru? Gibt es eigentlich schon etwas Neues? Ich meine, wegen Aoshis Sohn…”, fragte sie nach einem Moment. “Das soll nicht deine Sorge sein”, antwortete er ihr. “Ich habe alles Notwendige längst in die Wege gleitet, um die Sache aufzuklären. Wenn sich etwas ergibt, werde ich es dich wissen lassen.” Kimie erwiderte nichts darauf, sondern nickte nur einverstanden. Im Grunde hatte sie auch gar nicht vorgehabt, sich da einzumischen, zumal sie wohl ohnehin nichts hätte tun können. Sie hoffte nur, dass am Ende nicht eventuell gar noch etwas Schlimmeres passieren könnte. Denn irgendwie hatte sie ein seltsames Gefühl… Vielleicht war das aber auch nur Einbildung gewesen. Sesshoumaru sah es Kimie an, dass sie sich trotz seiner Worte Gedanken machte. Das wunderte ihn nicht. Es wäre einfach nicht ihr Stil gewesen, so eine Angelegenheit einfach auf sich beruhen zu lassen. In mancher Hinsicht machte sie sich seiner Ansicht nach einfach zu viele Sorgen. So war es schon immer gewesen. Als Sesshoumaru bemerkte, wie ruhig Katô irgendwann geworden war, blickte er wieder zu seinem Sohn. “Er ist eingeschlafen. Ich bringe ihn nach nebenan.” Während er den Raum nun kurz verließ, stand Kimie auf und trat ans Fenster. Ein etwas kühler Wind drang ins Innere, als sie es ein wenig geöffnet hatte. Der gesamte Hof war von Schnee bedeckt, ebenso wie die Gebäude und die Bäume. Ein schöner und auch friedlich anmutender Anblick. “Schließ das Fenster wieder. Du wirst dich erkälten”, hörte Kimie Sesshoumaru mit einem Mal sagen. Er fasste sie noch immer mit Samthandschuhen an, obwohl es ihr inzwischen längst wieder gut ging. “Ein bisschen frische Luft hat noch niemanden umgebracht”, entgegnete sie lächelnd, kam seiner Aufforderung dennoch nach und schob das Fenster wieder zu. “Es ist schon erstaunlich”, sprach Kimie nach einem Moment mit diesem leicht neckenden Unterton weiter. “Wer hätte gedacht, dass jemand wie du, der seine Gegner ohne mit der Wimper zu zucken einen Kopf kürzer macht, so behutsam mit einem kleinen Baby umgehen kann? Wenn man dazu noch bedenkt, dass Katô dein erstes Kind ist.” Sesshoumaru überraschte diese Bemerkung nicht wirklich. Es war typisch für Kimie gewesen, solche Dinge zu sagen. Obwohl sie im Grunde genommen ja Recht hatte. Für Sesshoumaru selbst war die Situation ja selbst eine ganz neue und vor allem ungewohnte. Gut, er hatte sich in der Vergangenheit zwar bereits lange genug um Rin gekümmert, doch war dies noch ein bisschen was anderes gewesen. Kimie beobachtete Sesshoumaru eine Zeit lang amüsiert. “Hast du vielleicht Lust auf einen Tee? Ich mach uns mal welchen, in Ordnung?”, schlug sie ihm schließlich vor und wollte sich auch sogleich an die Zubereitung machen. Doch sie stutzte, als sie plötzlich spürte, wie Sesshoumaru von hinten die Arme um sie legte und sie dicht an sich zog. “Sesshoumaru, was…?” Kimie hielt inne, als sie den warmen Hauch seines Atems an ihrem Hals wahrnahm. Was hatte er vor? Er wollte doch nicht etwa…? “Das letzte Mal hast du mich zurückgewiesen”, entgegnete Sesshoumaru, womit er den Verdacht seiner Gefährtin eigentlich schon bestätigte. “Aber ich kann mir inzwischen denken, warum.” Ja, denn zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht gewusst, dass sie schwanger gewesen war. Jetzt jedoch sah die Situation anders aus. Kimie war wieder hier, die Füchse waren fort… Obwohl die Aufklärung von Taigas Tod noch im Raum stand, gab es nun auch wieder die Zeit für anderes. Langsam ließ Sesshoumaru seine Hände seitlich an Kimies Körper hinab gleiten. Zugleich fing er an, sie zärtlich am Hals zu küssen. Nachdem sie es sich anfangs noch hatte gefallen lassen, entzog sich Kimie ihm nun allerdings. “O nein! So geht das nicht, Sesshoumaru! Der Kleine schläft nebenan. Was denkst du dir?” Sesshoumaru hob kaum merklich eine Augenbraue. “Hast du etwa Angst, er kommt raus und erwischt uns?” “Sehr komisch…”, entgegnete Kimie, angesichts seiner sarkastischen Frage mit vor der Brust verschränkten Armen. “Wir lassen das erst besser gar nicht zur Gewohnheit werden! Wenn Katô mal älter ist und irgendwann nach merkwürdigen Geräuschen fragt, die er gehört haben will, will ich ihm nicht antworten müssen: Dein Vater hat mich besprungen, während du nebenan geschlafen hast. Bei diesem Gedanken wird mir ganz anders…” So wie sie es ausdrückte, klang es irgendwie so abwertend. Abschätzend ruhte Sesshoumarus Blick auf seiner störrischen Gefährtin. “Du redest so, als wärst du leicht prüde, aber ich kann mich da an Momente erinnern, in denen du ganz anders warst…”, bemerkte er zweideutig. Augenblicklich wurde Kimie schamrot und kurzzeitig schien es ihr die Sprache verschlagen zu haben. “Also echt! Was willst du eigentlich?” Sesshoumaru machte einen Schritt auf sie zu. “Dich!” Plötzlich spürte sie seinen festen Griff an ihrem rechten Handgelenk. Ehe sie sich versah, drückte er sie bereits mit dem Rücken gegen die Wand und küsste sie fast schon stürmisch. Erschrocken hielt Kime die Luft an, als Sesshoumaru seine freie rechte Hand oberhalb ihrer Brust unter ihren Kimono schob. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich wieder von seinen Lippen zu lösen. “Ah! Was… Was machst du?!” “Wonach sieht es denn für dich aus?”, entgegnete Sesshoumaru jedoch nur gewohnt ungerührt, als er Kimie nun sowohl den Kimono öffnete, als auch ihren BH hochschob. Ein leises, aber erregtes Knurren entwich ihm bei ihrem Anblick. Sogleich senkte Sesshoumaru seine Lippen auf eine ihrer rosigen Spitzen, küsste diese zärtlich und fuhr mit seiner Zunge darüber. Unwillkürlich keuchte Kimie leise auf. Sie versuchte, sich ihm wieder zu entziehen, was ihr dieses Mal jedoch nicht gelingen wollte. “Ahh… Nicht, Sesshoumaru! Warte!” “Nein! Ich habe lange genug gewartet.” Und ohne noch etwaigen weiteren Protesten irgendeine Beachtung zu schenken, fuhr Sesshoumaru spürbar fordernder in seinem Tun fort. Kimie widersetzte sich zwar nach wie vor etwas, doch sprach ihr Körper eine eindeutige Sprache, die den Youkai darin bestärkte, sich nicht irritieren zu lassen und stattdessen weiterzumachen. Dabei nahm er sich für seine Liebkosungen ausgiebig Zeit… Abermals hielt Kimie den Atem an, als Sesshoumaru anfing, sie am Hals entlang zu küssen. Dabei achtete er aber darauf, möglichst sanft vorzugehen, um keine unschönen Spuren auf ihrer zarten Haut zu hinterlassen. Kimie keuchte leise auf. Dieses Gefühl, das Sesshoumarus Berührungen in ihr auslöste… Es berauschte ihre Sinne und ließ sie den intensiven Wunsch nach mehr verspüren. Trotzdem versuchte sie noch immer, dagegen anzukämpfen. “Ahh… Sesshoumaru… Du… bist ziemlich unfair…” Kurz hielt der Youkai in seinem Tun inne. “Ich habe lange genug auf dich verzichten müssen. Und ich bin mir sicher…” Er liebkoste weiter ihren Hals. “… dass du dich ebenso danach gesehnt hast.” Ja… Das hatte sie in der Tat. Nur wurde Kimie das erst jetzt so richtig bewusst. Seine Küsse, seine Berührungen, die sie so lange nicht mehr gespürt hatte… Wie hatte sie das nur ausgehalten? Sesshoumaru merkte sofort, dass Kimies Widerstand zu bröckeln begann. Sofort suchte er den Kontakt zu ihren Lippen, während er mit seiner rechten Hand zugleich damit anfing, ihre linke Brust sanft zu massieren. Wie angenehm sie sich an seine Handfläche schmiegte... Sein Verlangen wuchs mit jeder Sekunde, die verstrich. Er wollte sie endlich haben! Kimie gehörte ihm und das wollte Sesshoumaru sie spüren lassen, indem er sie sich endlich wieder unterwarf. Kimie schnappte keuchend nach Luft. Ihre zuvor geleistete Gegenwehr schwand stetig. Diese Hitze in ihrem Körper… Sie wurde immer intensiver. Erneut fühlte sie sich daran erinnert, wie lange es bereits her war, dass sie und Sesshoumaru sich das letzte Mal geliebt hatten. Gerne wollte Kimie dieses Gefühl wieder verspüren… Das Gefühl, wenn Sesshoumaru sie für sich in Besitz nahm; einerseits wild und leidenschaftlich, dass es ihr fast den Atem raubte, andererseits zärtlich und liebevoll, dass sie sich ihm voller Wohlbefinden hingab. Sie war so kurz davor, sich ihm zu ergeben. “Möchtest du dich mir immer noch verweigern?”, flüsterte Sesshoumaru Kimie ins Ohr, als wollte er sie herausfordern. Damit weckte er den Eigensinn seiner Gefährtin, die für diesen Moment wieder Herrin ihrer Sinne wurde. “Was, wenn ich es täte?”, entgegnete sie, noch leicht keuchend. Auf Sesshoumarus Lippen stahl sich ein siegessicheres Lächeln. “Bemüh dich nicht vergeblich. Du weißt, dass du bereits verloren hast.” Und als wollte er es ihr beweisen, verwickelte er sie erneut in einen wilden Kuss. Dass Kimie diesen bereits nach kurzem Zögern erwiderte, genügte ihm als Bestätigung. Er küsste sie fordernder, focht einen intensiven Kampf mit ihrer Zunge aus, den er letzten Endes für sich entschied. Kimie musste sich geschlagen geben, allerdings empfand sie ihre Niederlage nicht als Demütigung. Im Gegenteil, es war sowieso meist ausschließlich Sesshoumaru gewesen, der schon aus alter Gewohnheit die Kontrolle an sich riss und seine Überlegenheit demonstrierte, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bot. Gut, er sollte seinen Willen bekommen. Denn auch Kimie wollte ihn nun nicht länger zurückweisen… Mit einem durchaus befriedigendem Gefühl des Triumphs nahm Sesshoumaru den verebbten Widerstand seiner Geliebten wahr. Offenbar war Kimie nun doch bereit für ihn. Jedoch wollte er es auf jeden Fall vorsichtig angehen. Katôs Geburt lag schließlich noch nicht allzu lange zurück. Daher wollte Sesshoumaru Kimie so sanft wie möglich lieben, wenn sie es ihm schon gewährte. Noch während er sie weiterhin innig küsste, machte er sich daran, ihren Kimono unterhalb der Gürtellinie auseinander zu schieben. Endlich schien der Augenblick gekommen zu sein, in dem er sie endlich wieder für sich einnehmen würde… Da hörten sie beide etwas aus dem Nebenzimmer. Von einer Sekunde auf die andere drückte Kimie Sesshoumaru die flache Hand mitten ins Gesicht und schob ihn energisch von sich weg. Während er noch etwas irritiert zu sein schien, richtete sie hastig ihre Kleidung. Katô war aufgewacht und quengelte nebenan. Da blieb keine Zeit mehr für traute Zweisamkeit. “Genau das ist der Grund, warum ich jetzt eigentlich nicht wollte!”, sagte Kimie noch an Sesshoumaru gewandt, als wollte sie ihn tadeln, ehe sie ihn einfach stehen ließ und im Nebenzimmer verschwand. Die ersten Sekunden verstrichen still. In dem Versuch, Haltung zu bewahren, unterdrückte Sesshoumaru ein Seufzen. Da hatte er Kimie endlich so weit gehabt, und dann machte ihm ausgerechnet sein eigener Sohn einen Strich durch die Rechnung. Ob das jetzt ewig so gehen würde, bis der Kleine groß wäre? Dann käme Sesshoumaru wohl so bald nicht mehr zum Zug. Zumindest für heute konnte er es offenbar wieder mal vergessen… In der Tat war Sesshoumaru den restlichen Tag über sowie die darauf folgende Nacht auf seinem Wunsch sitzen geblieben. Und das, obwohl Katô keine weiteren Anstalten mehr gemacht hatte, seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Jedoch war Kimie danach auch von selbst nicht mehr auf Sesshoumaru zugekommen, weshalb er es einfach hatte sein lassen, eventuell einen neuen Versuch bei ihr zu starten. Er hatte bereits über neun Monate gewartet, da würden ein paar Tage mehr ihn auch nicht umbringen. Außerdem war er sich ja dessen bewusst gewesen, dass sich die Situation verändert hatte. Kimie und er waren nun Eltern eines Säuglings. Da galt es, hin und wieder auch mal Rücksicht zu nehmen. Und so gesehen, hatte Sesshoumaru einfach beschlossen, sich ein wenig mehr um seine Verpflichtungen hier im Schloss zu kümmern, während Kimie ihre Aufmerksamkeit Katô widmen würde. So lange es beiden gut ginge, wäre auch Sesshoumaru zufrieden. Trotz der kühlen Temperaturen war der heutige Tag sehr angenehm. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und ließ den Schnee an vereinzelten Stellen glitzern. Gemeinsam mit Inu Yasha saß Kagome unter dem Pavillon im Garten. Selbst im Winter konnte man hier gut ein wenig Zeit verbringen. Allerdings… “O Mann…”, gähnte Inu Yasha gelangweilt. “Kagome, warum sind wir überhaupt noch hier? Wollen wir nicht langsam mal wieder zurück zum Dorf gehen?” “Du möchtest zurück? Warum auf einmal?”, fragte Kagome verwundert. “Warum wohl? Hier können wir doch offenbar eh nichts weiter ausrichten. Sesshoumaru wird bei der Sache mit den Füchsen auch gut allein zurechtkommen. Und wir haben keinen triftigen Grund, länger zu bleiben, zumal es Kimie ja auch wieder gut geht.” “Mag ja sein, aber ich würde gerne noch etwas warten.” “Hm? Ist es etwa wegen dem Baby?” Kagome nickte bestätigend. “Ja, ich würde Kimie da gerne noch etwas unterstützen. Aber… wenn du unbedingt gehen möchtest, halte ich dich nicht auf, Inu Yasha.” “Hä? Möchtest du mich etwa loswerden?” “Nein, aber auf die Dauer möchte ich auch nicht dabei zuschauen, wie du dich hier zu Tode langweilst.” Täuschte sich Inu Yasha oder hatte er da gerade einen leicht neckenden Unterton herausgehört? Aber er äußerte sich nicht weiter dazu. Allein wieder zurückgehen… Als ob Kagome nicht genau wusste, dass er das nicht machen würde. Diese hingegen kam um ein Lächeln nicht herum. Sie hatte sich schon gedacht, dass Inu Yasha so reagieren würde. Manchmal war er einfach zu leicht zu durchschauen. Während sie beide weiter so beieinander saßen, schweiften Kagomes Gedanken ein wenig ab. Eine kleine Familie… Ob sie und Inu Yasha auch irgendwann mal eine haben würden? “Inu Yasha? Kann ich… dich etwas Persönliches fragen?” “Hm? Worum geht es denn?” Kagome zögerte kurz. “Wenn… wenn Kikyou nicht gestorben wäre, hättest du dich dennoch für mich entschieden?” Diese Frage irritierte Inu Yasha doch sehr. “Kagome… Was…?” Was sollte das auf einmal? Warum fragte Kagome ihn das gerade jetzt? Bisher hatte sie das noch nie getan. Anfangs wusste Inu Yasha nicht mal, ob und wie er darauf antworten sollte. “Mach dir keine Sorgen. Egal, wie die Antwort auch ausfallen wird…” Eindringlich sah Kagome ihn an. “Ich will eine ehrliche Antwort! Ich möchte die Wahrheit wissen!” Noch immer äußerte sich Inu Yasha nicht dazu, doch er war nachdenklich geworden. Er selbst hatte sich darüber noch nie den Kopf zerbrochen. Wenn Kikyou noch leben würde…? “Ich… Ich weiß es nicht…”, gestand er Kagome letztendlich leise und mit leicht abgewandtem Blick, als wäre es ihm gerade unangenehm, sie dabei anzusehen. “Damals, kurz nach Kikyous Tod, als ich unter Kaos Bann gestanden und Kikyou gesehen habe…” Als er nicht weiter sprach, übernahm Kagome das für ihn: “Ich erinnere mich. Du erzähltest mir damals, Kikyou hätte dich aufgefordert, ihr zu folgen.” Und auf Kagomes damals gestellte Frage, ob Inu Yasha ihr hatte folgen wollen, hatte der Hanyou seinerzeit nicht geantwortet. “Ich…” Er hob seinen Blick nun wieder. “Ich wollte ihr folgen. Ja…” Kagome spürte einen Stich tief in ihrer Brust. Obwohl sie diese Antwort schon erwartet hatte... Inu Yasha wäre Kikyou gefolgt… Keine überraschende, aber darum nicht weniger schmerzvolle Erkenntnis. Inu Yasha sah es Kagome an, dass er sie mit seinen Worten verletzt hatte. Das hatte er vorausgeahnt, doch sie hatte ihn um eine ehrliche Antwort gebeten. Und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann war Kikyou nach wie vor ein Bestandteil seines Lebens. Vermutlich würde sie auch nie gänzlich verschwinden… Und wenngleich Inu Yasha sich darüber bisher nie wirklich Gedanken gemacht hatte, so fragte er sich nun doch, ob Kagome das auf die Dauer würde ertragen können… Nach einem Augenblick der Stille war Inu Yasha gerade dabei, das Wort an Kagome zu richten, als sie beide jedoch aufmerkten. “Nanu? Ist das nicht Kirara?”, fragte die junge Miko überrascht, als sie zum Himmel aufblickte. Die Dämonenkatze hier zu sehen, überraschte die sie und den Hanyou gleichermaßen. Ob Kohaku vielleicht das Dorf besucht hatte, um seine Schwester mal wieder zu sehen? Allerdings war es nicht etwa Sango oder ihr Bruder, der sich da gerade auf Kiraras Rücken dem Schloss näherte, sondern Miroku. “Inu Yasha! Kagome-sama!” Der junge Mönch schien aufgeregt, ja geradezu aufgebracht zu sein. Fast schon panisch, was so gar nicht zu ihm passte. Es musste es Schlimmes vorgefallen sein, das war auf den ersten Blick zu sehen gewesen. “Miroku-sama!? Was ist passiert?”, fragte Kagome sofort, kaum, dass Kirara gelandet war. Hastig war Miroku vom Rücken der Dämonenkatze gesprungen. “Ein großes Unglück! Rin ist entführt worden! Drei neunschwänzige Füchse sind in der Nacht plötzlich aufgetaucht und haben das Dorf angegriffen! Sie haben Rin mitgenommen!” * ~ * ~ * ~ * “Lass mich los! Ihr seid so gemein! Lasst mich gehen! Sesshoumaru-sama!!” Immer wieder rief Rin nach Sesshoumaru, doch hier würde er sie niemals hören. Hier, in den Kerkern des Schlosses der Füchse… “Das nervt! Mussten wir denn unbedingt diesen Schreihals einfangen?”, fragte einer der Soldaten, der das strampelnde Mädchen unter seinem Arm wie ein Stück Gepäck mit sich trug, und gerade eine der Zellen öffnete. “Dieses Gör scheint diesem arroganten Sesshoumaru sehr wichtig zu sein. Also ist sie das ideale Druckmittel”, erwiderte einer seiner Kameraden. “Aber eines verstehe ich nicht… Hat Aoshi-sama wirklich den Befehl dazu gegeben, das Kind zu entführen?” “Kuro sagte, dass er das angeordnet hat”, meinte ein dritter. “Und unsere Aufgabe ist es nicht, die Entscheidungen unseres Fürsten zu hinterfragen. Er wird schon wissen, was er tut.” “So oder so… Das wird unweigerlich Ärger geben. Warum sollte es Aoshi-sama plötzlich darauf anliegen, die Inu-Youkai herauszufordern?” “Wer weiß?”, warf der Soldat, der Rin trug, mit einem Schulterzucken ein. “Vielleicht geht es ja um die gelöste Verlobung mit Saori-sama. Oder diese Köter haben wirklich etwas mit Taiga-samas Tod zu tun.” Mit einem Knall schloss er nun die Gittertür, hinter welcher die Zelle lag, in welcher er Rin eben abgesetzt hatte. “Benimm dich und mach keine Dummheiten!”, ermahnte er das Mädchen noch mit strenger Stimme, bevor er mit seinen Kameraden wieder ging, ohne das Mädchen noch mal eines Blickes zu würdigen. Nicht mal ein Wächter verblieb hier. Rin war zur Zeit die einzige Gefangene hier unten und die Füchse erachteten es als unnötig, ein kleines Menschenmädchen zu bewachen. Verschüchtert saß Rin in einer dunklen Ecke der Zelle. Kein Mucks war zu hören gewesen. Diese Stille machte ihr unheimliche Angst. Und es war dunkel und kalt hier unten… Nur das schwache Licht von wenigen Fackeln, die vereinzelt im Gang an den Wänden angebracht und waren, machten es möglich, zumindest etwas zu sehen. “Ich habe Angst. Sesshoumaru-sama… Bitte kommt und helft mir…”, flehte Rin leise. Weiterhin in der dunklen Ecke ihrer Zelle hockend, zog sie ihre Beine dicht an ihren Körper, nicht wagend, sich von der Stelle zu bewegen. * ~ * ~ * ~ * Rins Entführung warf viele Fragen auf. Was bezweckten die Füchse auf einmal mit einer derartigen Tat? Das passte so gar nicht zu Aoshis anstandslosem Verhalten, als er mit seinem Gefolge das Schloss verlassen hatte. Oder war das alles nur Taktik gewesen? Um die momentane Lage besser überblicken zu können, hatte sich Sesshoumaru mit Kakeru zusammengesetzt. Es stellte sich die Frage, was als Nächstes zu tun wäre. Sollte alles auf einen möglichen Krieg hinauslaufen? Es war zudem seltsam, dass von den Füchsen bisher keinerlei Forderungen oder dergleichen bekannt geworden waren. Wozu hatten sie Rin dann überhaupt entführt? Und war es wirklich Aoshi gewesen, der den Befehl dazu gegeben hatte? “Was haben diese Füchse nur vor?”, fragte sich Sesshoumaru. Dabei schwang ein Unterton mühsam unterdrückter Wut in seiner Stimme mit. Rin… Wie hatten es diese Füchse wagen können, Hand an sie zu legen? So eine Dreistigkeit! Das sollten sie noch bitter bereuen! “Vermutlich dachten sie sich, dass es wesentlich einfacher wäre, das Mädchen zu entführen”, erwiderte Kakeru. “Außerdem dürfte sie als Druckmittel gegen Euch weitaus wirksamer einsetzbar sein, als etwa jemand aus Eurem einfachen Gefolge.” “Wozu brauchen diese Feiglinge auf einmal ein Druckmittel gegen mich? Aoshi hat keinerlei Andeutungen gemacht, als er von hier fort ging. Und plötzlich tun er und seine Leute offenbar alles, um mich zu provozieren, als wollten sie es unbedingt auf einen Kampf anlegen.” Einen Moment lang hüllte sich Kakeru in nachdenkliches Schweigen. “Was auch immer die Gründe für all das sein mögen… Ein Krieg gegen Fürst Aoshi und seinen Clan könnte noch weitere schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Sie sind nicht nur äußerst Magie begabt, sondern verfügen auch über ein großes Geschick im Umgang mit Waffen, obwohl sie im Grunde kein kriegerisch veranlagtes Volk sind. Es wäre gut, wenn wir auf Verbündete zählen könnten, die im günstigsten Fall ebenfalls im Umgang mit Magie sehr bewandert sind. Vielleicht genügt es, wenn es uns gelingt, unsere Überlegenheit zu demonstrieren, um weiteres unnötiges Blutvergießen zu verhindern.” Im Bezug auf die so genannten Verbündeten hatte Sesshoumaru keine Idee, auf wen Kakeru da angesprochen haben könnte. Demzufolge fiel er fast aus allen Wolken, als sein Gegenüber weiter sprach: “Sesshoumaru-sama. In unser aller Interesse lege ich Euch nahe… Nein, ich möchte Euch dringend dazu raten, ein Bittgesuch nach China zu entsenden.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)