whirlwind of feelings von -Yui_Hirasawa- (chaotic but sweet) ================================================================================ Kapitel 1: Unverhofft kommt oft ------------------------------- Bevor das Kapitel beginnt möchte ich nochmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Grundidee der Geschichte Samkils war und nicht meine. Ich habe sie lediglich in einem Text verfasst und etwas ausgebaut. So nun viel Spaß beim Lesen;). ____________________________________________________________________________ Wie so oft war Takeo Matsushitas Blick aus dem Fenster der Schule gerichtet anstatt auf den Lehrer und er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Er war wirklich kein Musterschüler und auch außerhalb der Klassenräume sowie des Schulgeländes, schien er nicht viel mehr als Unsinn und Frechheiten im Kopf zu haben. Aber er war da nicht alleine, im Grunde hatte er eine Mannschaft um sich versammelt die ihm treu ergeben zu sein schien und ihn bei allen seinen Taten unterstützte. Es gingen Gerüchte um, dass die Truppe, die überall als Kaosu-Gang (übersetzt: Chaos-Gang) bekannt war, sogar in so manch eine Prügelei verwickelt gewesen sein soll. Die meisten ihrer Klasse mieden die fünf Schüler und andersherum machten diese auch wenig den Eindruck, als würde ihnen ihre Abgegrenztheit so sehr missfallen. Es gab einmal eine Zeit, da gab es einzelne Mädchen der Klasse die sie irgendwie anziehend fanden und Annäherungsversuche starteten, doch nachdem jede von ihnen einen fiesen Spruch gedrückt bekam, kamen sie zu dem Entschluss, dass diese Gang sich für „zu cool“ hielt, um sich mit irgendeinem Mädchen abzugeben und die Abneigung gegen die Truppe wuchs noch mehr. Sie schienen es geradezu darauf angelegt zu haben, alle dazu zu bringen sie zu verabscheuen. Doch sie hatten es noch nicht bei allen geschafft. Es gab noch immer eine Person aus der Klasse, die zumindest für einen von ihnen etwas übrig hatte. Endlich klingelte es und einer nach dem anderen verließ das Klassenzimmer. Wie immer als Letzte, verließ die Klassenbeste – Natsuki Watanabe – den Raum, die sich nach der Stunde oft noch Extraaufgaben beim Lehrer abholte. Sie war ungewöhnlich strebsam und schien hochintelligent. Aber davon abgesehen war sie ein zurückhaltendes, sehr schüchternes Mädchen, welches kaum soziale Kontakte zu haben schien. Als sie den Raum verließ und durch die Halle der Schule ging, kam plötzlich Takeo aus einem Seitengang und stellte sich vor ihr auf. Er war gut einen Kopf größer als sie und instinktiv ging Natsuki ein paar Schritte zurück. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an und seine dunklen, ja – fast schwarzen Augen – schienen genau in ihre zu sehen. Ohne nachzudenken wandte sie sich um und wollte in die andere Richtung laufen, einfach nur weg. Doch da erschienen zwei weitere Gang-Mitglieder und versperrten ihr den Weg. Nun leicht verängstigt drehte sie sich wieder zu Takeo. Sie wollte wissen was los war, doch sie brachte keinen Ton heraus. Je mehr Takeo sich ihr näherte, desto weiter ging Natsuki zurück, bis sie die zwei anderen Mitglieder, Ryu und Shinji erreicht hatte und nicht mehr weiter konnte. Auf Ryus Gesicht machte sich ein böses Grinsen breit und kurz darauf packte er Natsuki und drückte sie an die Wand, beide Handgelenke hielt er dabei fest umschlossen. Wehrlos und geschockt sah Natsuki ihn an. „Sie ist süß, was willst du eigentlich von ihr?“ , fragte Ryu ohne den Blick von Natsuki abzuwenden. Takeos Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Ich will sicher nicht das von ihr, was du gern hättest. Und nun nimm deine dreckigen Pfoten von ihr du Idiot!“ , schrie er seinen Kollegen an, der verwundert von Natsuki abließ. „Du sagtest wir sollen sie festhalten wenn sie aus dem Klassenzimmer kommt... , hab ich doch getan...“ Takeo verdrehte die Augen. Sehr helle waren seine Kollegen wirklich nicht unbedingt. „So wörtlich war das nicht gemeint..., den Rest mach ich schon, ihr könnt gehen.“ , erklärte er und auf seinen Wink hin gingen Shinji und Ryu grummelnd in Richtung Ausgang. Jetzt wäre DIE Gelegenheit abzuhauen. Jetzt oder nie! Doch so sehr Natsuki daran dachte, sie konnte sich nicht wegbewegen. Immer noch stand sie mit dem Rücken zu der Wand und ihre Augen fixierten Takeo. Seine schwarzen kurzen Haare, von denen zwei Haarsträhnen ihm ständig leicht vor die Augen fielen, seine dunklen, geheimnisvollen Augen, seine sportliche Statur... Natsukis Herz klopfte wie wild... Vermutlich in so einer Situation gar nichts Ungewöhnliches... Ich meine, ich wurde angegriffen... und wer weiß was Takeo.. von mir will... Er stützte seine Hände links und rechts von Natsukis Kopf ab und kam mit seinem Gesicht so nah an ihres, dass sie einen Moment lang vergaß zu atmen. „Sorry, für den Spinner eben. Er mag es Mädchen zu verängstigen, dann fühlt er sich stark, dabei weiß er genau, dass ich so was nicht dulde. Auch eine Gang hat Regeln.“ Wieder blieb Natsuki still. „Hm... sehr gesprächig bist du ja nicht gerade...“ , murmelte Takeo und stellte sich neben sie, ebenfalls mit dem Rücken an die Wand. Sehr gut... wenn ich ihn nicht direkt dabei ansehe, fällt es mir nicht so schwer was zu sagen... „W...was willst du eigentlich von mir?“ , fragte sie mit leicht zittriger Stimme. Überrascht über die plötzliche Frage sah Takeo zu ihr rüber. „Du bist die beste in der Klasse, sogar im gesamten Jahrgang, ich möchte das du meiner Gang, insbesondere mir, Spickzettel schreibst mit denen wir die morgen kommende Prüfung bestehen können.“ , erklärte er nun bestimmt. Er wartete auf eine Reaktion, aber es kam nichts, also stellte er sich wieder vor ihr auf und kam ihr so nah, dass sie nur ein Nicken fertig brachte. „Gut. Morgen Früh, zwanzig Minuten vor Stundenbeginn vorm Schultor. Ich sagte zwar ich halte nichts davon Mädchen zu verängstigen, aber ich rate dir uns nicht reinzulegen.“ , erklärte er mit einem schiefen Grinsen auf dem Gesicht und ging davon. Natsuki sah ihm noch nach und atmete erleichtert auf als er aus ihrer Sicht verschwunden war. Ihr Herz schlug langsam wieder im gewohnten Tempo und sie spürte wie sie sich langsam immer mehr beruhigte. Noch benommen von den ganzen Ereignissen machte sie sich schließlich auf den Weg nach Hause. Langsam fielen erste Regentropfen vom wolkenbedeckten Himmel. Natsuki setzte die Kapuze ihrer dunkelblauen Jacke auf und begann schneller zu gehen. Ihre Schuhe waren leicht kaputt und undicht, daher legte sie wenig wert darauf in einen stärkeren Regenschauer zu geraten. Doch dem Wetter war es scheinbar egal, so dass sie völlig durchnässt zu Hause ankam. „Du bist ja klatschnass! Zieh dich um, aber schnell! Du machst die ganze Wohnung nass und schmutzig!“ , schimpfte ihre Mutter gleich als sie hinein kam und ging zurück in die Küche. Seufzend ging Natsuki ins Badezimmer und hing ihre nassen Sachen über die Heizung. In einem Handtuch eingewickelt flitzte sie in den Raum gegenüber, welcher ihrer war und zog ein paar neue Kleidungsstücke aus ihrem Schrank. Während sie die Vorhänge schloss und sich eilig umzog, hörte sie schon ihre Mutter rufen: „Essen ist fertig.“ Also ging Natsuki neu eingekleidet in die Küche und begann den Teller mit warmer Suppe zu essen. Es war wirklich nicht viel, die Suppe reichte gerade um das Hungergefühl etwas zu dämpfen, aber Natsuki sagte nichts, denn sie wusste wie schlecht ihre finanzielle Lage zur Zeit aussah. Ihr Vater hatte sie vor einem halben Jahr verlassen und ihre Mutter war immer nur Hausfrau gewesen. Als wäre das nicht schlimm genug fing sie auch noch an zu trinken, aus Frustration über ihre Einsamkeit und die immer noch währende Liebe zu ihrem ehemaligen Ehemann. „Es hat wirklich gut geschmeckt, danke Mama.“ , bedankte sich Natsuki höflich und stand auf. „Natsuki, warte mal, sag – morgen ist doch die Englisch-Prüfung?“ Natsuki nickte. „Hast du denn auch genug gelernt? Du weißt genau, es ist wichtig gute Noten zu haben, damit du später einen anständigen Beruf erlernen kannst. Man kann sich schließlich nicht darauf verlassen, dass man einen guten Ehemann findet der sich um alles kümmert...“ Wieder nickte Natsuki. „Mach dir keine Sorgen, ich hab mir noch Übungen zum lernen mitgeben lassen, so wie du es mir aufgetragen hattest.“ – „Sehr gut. Ich will sie um 20Uhr kontrollieren.“ Natsuki nickte und verließ die Küche. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es Zeit war zu gehen. 16:30Uhr. Gegen 17Uhr begann ihr Aushilfsjob von dem sie ihrer Mutter nichts erzählt hatte. Eilig griff sie sich ihre Schultasche, sowie einen Schirm und ging los um nicht zu spät zu kommen. Der Supermarkt in dem sie Waren entgegennahm und einräumte war etwa eine halbe Stunde weit weg, so dass sie es gerade noch rechtzeitig schaffte dort zu sein. Wenn sie zwischendurch etwas Zeit fand holte sie ihr kleines Vokabelheft aus ihrer Tasche und versuchte sich einige davon einzuprägen, indem sie die Wörter beim Einräumen immer wieder vor sich hin murmelte. Auf die anderen Hilfsarbeiter wirkte sie immer unheimlich und seltsam, weswegen sie kaum mit ihr sprachen. Allerdings wusste Natsuki, dass es ohnehin besser so war, sie hatte wirklich keine Zeit für irgendwelche Gespräche, auch wenn sie sich oft nach dem Kontakt zu anderen, gleichaltrigen sehnte, schien ihr Leben einfach nicht viel Raum dazu zu lassen. Nach der Arbeit ging sie total erschöpft zurück heim, erleichtert darüber, dass der Regen zumindest aufgehört hatte und die Sonne leicht durch die Wolken schien. Als sie gegen 19Uhr nach Hause kam setzte sie sich direkt an ihre Englischaufgaben, um sie bis 20Uhr fertig zu kriegen und schaffte es sogar noch etwas vor der abgesprochenen Zeit. Müde legte sie die Aufgaben auf den Tisch im Wohnzimmer und zog sich in ihr Zimmer zurück. Ihre Mutter war noch nicht zu Hause, sie war sicher noch spontan was trinken gegangen. Seufzend ließ sich Natsuki auf ihr Bett fallen. Es tat so gut einfach nur dazu liegen.... Jetzt einfach einen Moment lang die Augen schließen... sie würde sich ja nur einen Moment lang ausruhen... Doch wie zu erwarten war fiel sie in einen tiefen Schlaf. Erst gegen 23 Uhr wachte sie erschrocken auf als die Haustür ins Schloss fiel. Ihre Mutter war scheinbar nach Hause gekommen. Verdammt... eingeschlafen... Ich muss sofort die Spickzettel schreiben! Seufzend setzte sie sich an ihren Schreibtisch und machte die kleine blaue Tischlampe an. Eilig nahm sie Papier und teilte es in fünf Stücke. Es dauerte einige Stunden bis sie fertig war, abgesehen davon, dass sie gleich fünf mal dasselbe schreiben musste, ging ihr auch die ganze Zeit nicht das Bild von Takeo aus dem Kopf, als er ihr so nahe kam, dass sie seinen Atem hat spüren können. Sie bekam jedes mal eine Gänsehaut wenn sie daran dachte. Er war ein Mitglied dieser Gang..., ein Raufbold..., aber irrte sie sich damit, dass er eigentlich ziemlich nett in ihrer Gegenwart war? Anders als die anderen. Er hatte sie vor Ryu praktisch in Schutz genommen und war die ganze Zeit freundlich. Nur am Ende... die Sache mit den Spickzetteln und seine plötzliche Drohung passten überhaupt nicht zu dem restlichen Bild. Außerdem war es ja scheinbar auch sein Plan. Er war wohl nur nett, weil er sie für seine Zwecke noch brauchte... Das war wohl die Erklärung. Wieso dachte sie nur die ganze Zeit darüber nach? Endlich hatte sie den letzten Spickzettel fertig und begann auf jeden einzelnen davon einen Namen zu schreiben. Als sie Takeos Namen schrieb fiel ihr auf wie hübsch er geschrieben aussah und wie sehr er zu ihm passte... Gedankenverloren riss sie noch ein weiteres Stückchen Papier ab und begann darauf seinen und ihren eigenen Namen zu schreiben. Takeo und Natsuki... Kein schlechter Klang eigentlich... Sie merkte kaum wie sie ein Herz darum malte. „Takeo...“ , flüsterte sie leise in Gedanken versunken und schlief über ihrem Schreibtisch ein. Am nächsten Morgen wurde sie durch ihre Mutter geweckt. „Natsuki! Jetzt beeil dich aber, heute ist doch die Prüfung! Hörst du?“ Erschrocken fuhr Natsuki hoch und sah zur Uhr. Sie hatte total verschlafen! So schnell sie konnte wusch sie sich und machte sich fertig. Viel Zeit blieb nicht mehr! Die vereinbarte Zeit war längst vorbei... Die Gang würde denken sie wäre versetzt worden! Hastig griff sie die Zettelchen vom Tisch und steckte sie in ihre Tasche. Sie durfte keine Zeit mehr verlieren! Den Weg zur Schule rannte sie ohne Pause und kam völlig außer Atem am Schultor an als es gerade zur Stunde klingelte. Die Gang stand schon deutlich gereizt dort und wartete. „Du kleines Biest, du hast uns doch mit Absicht warten lassen... Was fällt dir eigentlich ein?“ , schrie Toshi sie an. Zittrig holte Natsuki die Zettelchen aus ihrer Tasche und übergab sie Takeo. „Die...Namen stehen drauf.“ , murmelte sie noch. Takeo nickte ihr nur kurz zu. Er zog noch mal an seiner Zigarette und machte sie dann aus. „So Zeit zum schreiben, Jungs.“ , erklärte er, verteilte die Zettel und ging mit den anderen hinein. Mit ein wenig Abstand folgte Natsuki ihnen und ließ bei keinem Schritt Takeo aus den Augen. Eigentlich wusste sie es doch schon lange... warum wollte sie es sich selbst gegenüber denn nur nie eingestehen? Sie war in ihn verliebt – ganz gleich ob er ein Anführer einer brutalen Gang war, es war im Prinzip egal wem oder was er angehörte – sie konnte es nicht ändern, er zog sie magisch an. Seufzend betrat sie den Klassenraum, gleich würde es ein zweites Mal klingeln und die Prüfung beginnen... Der Lehrer kam selten zu spät. Als sie ihre Schulsachen rauskramte bemerkte sie einen Zettel mit Takeos Namen drauf.. Wie konnte das sein? Sie war sich sicher ihm fünf Spicker gegeben zu haben... Sie musste sich wohl irren... Schnell stand sie auf und ging zu ihm hinüber. „Tut mir Leid... ich... muss den übersehen haben.“ , erklärte sie und legte ihm den Zettel auf seinen Tisch. Irritiert sah Takeo sie an. „Willst du mich reinlegen oder so etwas? Ich habe meinen doch längst... also nimm den Wisch wieder mit und geh.“ Verwirrt setzte sich Natsuki wieder auf ihren Platz. Genau da klingelte es und wie auf die Sekunde genau betrat der Lehrer den Raum und die Prüfung begann. Es dauerte nicht lange bis Natsuki fertig war und so betrachtete sie während die anderen noch schrieben die einzelnen Gang-Mitglieder. Sie wirkten alle recht zufrieden, zumindest war keiner von ihnen dabei der Löcher in die Luft starrte, wie es sonst meist war. Schließlich riskierte sie es auch einen Blick auf Takeo zu werfen... und bemerkte wie er gerade seinen Zettel öffnete. Plötzlich lief er rot an und sah mit weiten Augen zu Natsuki hinüber deren Blicke sich jetzt trafen. Erschrocken und verlegen sah Natsuki schnell wieder auf ihre Arbeit. Als sie nach einigen Minuten noch mal zu Takeo hinübersah war er eifrig am schreiben. Wieso hat er mich eben so merkwürdig angesehen? Irgendwie...entsetzt...und eindeutig überrascht... Schließlich klingelte es und die Arbeiten wurden eingesammelt. Direkt nachdem der Lehrer Natsukis entgegennahm, schnappte sie sich ihre Sachen und verließ auf schnellstem Wege den Raum. Die ganzen restlichen Stunden vermied sie es einem der Gang über den Weg zu laufen, insbesondere Takeo und versuchte so wenig wie möglich zu ihm während des Unterrichts hinüberzusehen... Doch wenn sie ihre Selbstkontrolle verlor und einen Blick riskierte, schien es ihr immer so als sah er selbst gerade zu ihr hinüber und sie starrte schnell wieder nach vorn. Ob er sauer ist? Aber weswegen sollte er denn sauer sein... Was soll denn an dem Zettel nicht gestimmt haben? Die ganze Zeit ging ihr das nicht aus dem Kopf und es fiel ihr schwer sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Erleichtert machte sie sich auf den schnellsten Weg nach Hause, als die Schule zu Ende war. Sogar die Lehrerin war irritiert darüber, dass Natsuki anstatt als Letzte, dieses Mal als Erste den Raum verlassen hatte und wusste zunächst nicht ob das ein Grund zur Sorge war oder zur Freude, schließlich sollte ein junges Mädchen nicht ständig nur Schule im Kopf haben... und auch außerschulisch Kontakte pflegen. Natsuki ging es einfach nicht aus dem Kopf. Der Blick Takeos... und das er meinte, er hätte seinen Zettel schon. Wenn sie den Zettel mit den Notizen für die Prüfung in ihrer Tasche hatte, was zum Teufel hatte denn dann Takeo auf seinem Zettel? Plötzlich setzte Natsukis Herz einen Schlag aus. Nein! Nicht möglich! Nein, nein, nein! Sie rannte nun den Rest des Weges nach Hause. Eilig schloss sie die Tür auf und hörte ihre Mutter rufen. „Da bist du ja endlich Natsuki!“ Ohne sie zu begrüßen stürzte sie aber in ihr Zimmer und sah auf den Schreibtisch. Wo war er? Wo war der Zettel mit dem Herz? Wo war der Zettel wo Takeos und ihr Name drauf standen? Sie wurde blass. Natürlich wusste sie wo er sich befand... Unterdessen war auch Takeo zu Hause angekommen. Das Haus in dem er wohnte war riesig und hatte mehr Räume als seine Familie nutzen konnte. Wie immer bemerkte niemand, dass er heim gekommen war. Jeder war mit sich beschäftigt, so war das schon immer gewesen. Aber im Moment hatte er auch ganz andere Gedanken die ihn beschäftigten. Er eilte die Treppe hinauf und las immer wieder den Zettel den Natsuki ihm gegeben hatte. Immer und immer wieder las er ihn. Der Inhalt veränderte sich nicht. Es stand wirklich da. Sein und ihr Name in einem Herzen... Er wurde leicht rot. Wusste sie etwa... was er für sie empfand? Er ging in sein Zimmer und lief nervös hin und her, immer noch den Zettel in seiner Hand. Machte sie sich auf diese Art über ihn lustig? Oder konnte es wirklich sein.... Er schüttelte sich. Wie sollte so ein Mädchen sich in jemanden wie ihn verlieben? Es war so absurd.. und dennoch konnte er es nicht verhindern... da war ein Funken Hoffnung den er nicht ersticken konnte. Am nächsten Tag in der Schule ging ihm Natsuki strikt aus dem Weg, ihr schien die ganze Sache sehr peinlich zu sein und doch bestärkte es Takeo nur in seinem Vorhaben mit ihr mal unter vier Augen darüber zu sprechen. Jedes Mal wenn er nur in ihre Nähe kam, eilte sie davon. Schließlich wusste Takeo, dass er ein wenig Hilfe brauchen würde um sein Ziel zu erreichen. Natsuki kam gerade wieder in die Klasse als sie beobachtete wie Takeo sich mit einer Mitschülerin unterhielt. Er wirkte angespannt und war leicht rot im Gesicht. Was hatte das zu bedeuten? Sonst sprach er doch nie mit irgendeiner anderen aus der Klasse? Sie spürte ein Stechen in der Brust und versuchte den Blick abzuwenden, doch es ging nicht. Worüber lachte Mitsuki so? Sie war hübsch, ohne Frage würde er auf sie stehen. Sie hatte lange blond gefärbte Haare mit roten Strähnchen drin, trug Piercings und war sehr offen, ganz anders als sie selbst. Es war ganz klar, dass so ein Mädchen viel besser zu ihm passte als sie selbst. Sie spürte wie eine Träne an ihrer Wange hinunterlief und drehte sich schnell um. Er sollte sie nicht so sehen, keiner sollte sie weinen sehen und es war doch auch Blödsinn deswegen zu heulen, sie wusste es doch von Anfang an. Sie wusste sie hatte keine Chance. Sie waren zu verschieden. Schnell wischte sie sich die Träne weg und setzte sich auf ihren Platz. Nur kurz darauf kam auch schon der Englisch-Lehrer in die Klasse. Er trug eine Tasche bei sich, die darauf hinwies, dass er die Klassenarbeiten dabei hatte. Und tatsächlich verteilte er die Ergebnisse und las wie es seine Art war laut die Noten vor. Die Gang-Mitglieder hatten alle gute Noten, die vermutlich nur durch ihre Abschreibfehler nicht total perfekt waren. Der Lehrer wirkte selbst noch immer sehr erstaunt über die plötzlichen Wunderleistungen der Kaosu-Gang. Was Natsuki anging war es nicht weiter verwunderlich das sie wieder einmal die beste Note der Klasse hatte, doch überraschend schien, dass sie sich diesen Platz diesmal mit jemandem teilen musste. Und dieser jemand war kein anderer als Takeo. Verwundert sah Natsuki zu ihm hinüber. Er hatte doch keinen Spickzettel gehabt... wie konnte er dann so gut abgeschnitten haben? Plötzlich lächelte er sie an und sie wandte sich schnell wieder ab. Nach der Unterrichtsstunde kam Mitsuki auf einmal zu ihrem Tisch. „Hör mal... hast du kurz Zeit nach der Schule? Hab ein paar Fragen zu Mathe... und da ist ja bald die Prüfung...“ Natsuki sah sie irritiert an und brauchte eine Weile um zu begreifen, dass sie gerade wirklich angesprochen wurde. „Eh, sicher... Warum nicht. Heute habe ich keine Arbeit...“ – „Super! Lass uns ins Klassenzimmer gegenüber dann, dass steht meist leer und hier haben andere nach uns noch Unterricht.“ Natsuki nickte nur und Mitsuki ging wieder zu ihrem Platz zurück. Verwundert sah Natsuki zu ihr hinüber und dann wieder zu Takeo, der gerade wieder aus dem Fenster sah. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen. Worüber lächelte er so? Und wieso musste ausgerechnet Mitsuki diejenige sein, die mal mit ihr sprach und Hilfe wollte? Es war wie verhext... Wenn sie doch einfach nein gesagt hätte... Aber darin war sie ja noch nie gut gewesen. Takeo war da anders... Wenn ihm irgendetwas nicht passte zögerte er nicht es auch zu sagen. Ihm schien egal was andere über ihn dachten, er blieb sich immer treu. Wenn sie doch nur ein bisschen mehr wie er sein könnte... Nachdem der Unterricht für diesen Tag beendet war beeilte sich Natsuki in den gegenüberliegenden Klassenraum zu gehen. Sie wollte nicht Takeo über den Weg laufen, der schon den halben Morgen versucht hatte mit ihr zu sprechen. Erleichtert schloss sie die Tür des Zimmers und kramte schon einmal ihre Mathe-Sachen aus ihrer Tasche. Als die Tür sich öffnete und sie sich umdrehte stand allerdings nicht Mitsuki vor ihr sondern Takeo. Erschrocken ließ sie ihr Mathebuch fallen. Takeo lächelte und schloss die Tür, während Natsukis Puls sich beschleunigte. Was hatte er vor? Allein mit ihr in diesem Klassenzimmer? Sie versuchte ihre Atmung wieder in den Griff zu bekommen, scheiterte daran aber kläglich. Takeo kam lächelnd auf sie zu, hob zunächst ihr Buch auf und legte es auf einen der Tische. „Schau nicht so ängstlich... Ich tu dir doch nichts.“ , erklärte er mit sanfter Stimme. „Du bist mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen..., anders hät ich dich nie zu einem Gespräch gekriegt..." Er machte eine kurze Pause, doch Natsuki sagte nichts. "Ich... ich muss dir was gestehen.“ , fing er plötzlich an und wirkte irgendwie verlegen. „Ich brauchte den Spickzettel von dir gar nicht... ich hab dich nur darum gebeten..., weil... also...“ Natsuki sah ihn fragend an. Was fiel ihm denn so schwer zu sagen? Sie hatte ihn noch nie so unsicher erlebt. „Also... Natsuki..., ich wollte nur das du denkst ich hätte wegen deiner Hilfe, wegen dem Zettel so gut abgeschnitten..., aber ich hatte sehr für diese Arbeit gelernt... damit... Ach...“ Natsuki merkte wie sie durch seine plötzliche Unsicherheit selbst mutiger wurde und ging einen Schritt auf ihn zu. „Ich... verstehe nicht.. Warum solltest du... so etwas tun?“ , sie sah ihn mit ihren blauen Augen an und zum ersten Mal war er derjenige der sich unfähig fühlte irgendetwas zu sagen. Er war total verzaubert. Sie war so wunderschön. Ihre schwarzen Haare wehten im Wind der durch das offene Fenster des Klassenraumes zog. Konnte sie es denn nicht sehen? Wie vernarrt er in sie war? Er konnte sich nun nicht mehr zurückhalten. Er machte eine schnelle Bewegung auf sie zu, legte eine Hand um ihre Hüfte und die andere auf ihre Wange, während er ihr einen zärtlichen Kuss gab. Natsuki war so überrascht, dass sie die Augen nicht mal geschlossen hatte und sich von ihm losriss. Sie atmete hörbar schnell. Ihr Herz schien sich zu überschlagen. „E...entschuldige..., ich wollte nicht... also ich wollte schon. Weißt du, ich bin schon lange in dich verliebt. Aber nie hatte ich den Mut es dir zu sagen..., na ja...bis jetzt.“ War das ein Traum? Nein... es konnte kein Traum sein. Sie konnte förmlich noch seine Lippen auf ihren spüren. Er hatte sie geküsst... und nun sagte er ihr auch noch, dass er sie liebte. „Meinst du... es wirklich ernst?“ , fragte sie ihn zaghaft. „Ja. Mit so etwas spaße ich nicht.“ Natsuki sah ihn ungläubig an. „Wieso... Ich.. meine, du hast dich nie für Mädchen interessiert...“ – „Ich habe mich immer nur für ein Mädchen interessiert...“ , korrigierte er sie. „Aber... wieso für mich...?“ Takeos Wangen röteten sich leicht. „Zu Beginn war ich einfach neugierig. Du hast mit niemandem gesprochen, wirktest absolut unnahbar und in dich gekehrt. Irgendwie ängstlich und doch merkte ich manchmal wie du neidisch zu den anderen sahst wenn sie lachten und sich unterhielten. Du hast so einsam gewirkt... und je länger ich das beobachtete, desto mehr entwickelte ich den Wunsch dich festhalten zu wollen, dir deine Angst zu nehmen...“ , er hielt kurz inne. „Nun... abgesehen davon, fand ich dich schon immer ausgesprochen hübsch...“ , fügte er hinzu und sah beschämt zur Seite. Natsuki spürte wie ihr sehr warm wurde. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass ausgerechnet Takeo sich in ein Mädchen wie sie verlieben könnte - doch es war passiert. „Nun hast du einiges an Fragen gestellt und mir aber keine Antwort gegeben.“ Sie sah ihn verwundert an. „Antwort worauf..?“ Er schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Ich hab dir gesagt was ich für dich empfinde, aber was ist mit dir? Kannst du dir vorstellen mit so einem Raufbolden wie mir was anzufangen?“ Natsuki bekam eine Gänsehaut. Hatte er das wirklich gerade gefragt? Hatte er denn nie ihre Blicke gespürt? Merkte er denn gar nicht wie sehr er sie aus der Bahn warf? Sie brachte kaum ein Wort heraus wenn er vor ihr stand... Er raubte ihr den Atem. Wenn sie ihn nur ansah, klopfte ihr Herz so schnell, dass ihr leicht schwindelig wurde. Anstatt ihm all das zu sagen nickte sie nur. Sie war im Gegensatz zu ihm einfach nicht gut darin frei raus zu reden was sie dachte oder empfand. „Das wird aber eine seltsame Beziehung wenn du nie mit mir sprichst.“ , grinste er, packte Natsukis Mathesachen in ihre auf dem Boden liegende Schultasche und überreichte sie ihr. „Komm, ich bring dich heim“ , lächelte er. Natsuki war es peinlich, dass sie kaum einen Satz zustande brachte und so schlecht darin war über ihre Gefühle zu sprechen, gerade nachdem er soviel Preis gegeben hatte. Sie wollte ihm irgendwie zeigen, was sie fühlte. Takeo hatte sich schon umgedreht und steuerte auf die Tür zu, als er plötzlich schnelle Schritte hörte und spürte wie er von hinten umklammert wurde. So ging es... So konnte sie es ihm zeigen... ihm sagen, was sie empfand. Wenn sie ihn direkt ansah verschlug es ihr ständig die Sprache, aber so würde es funktionieren. „Ich... ich... liebe dich auch.“ Sie konnte deutlich spüren wie Takeo leicht zuckte als sie es ausgesprochen hatte. Er genoss eine Weile schweigend diesen Augenblick, bevor er sich schließlich mit einem anbetungswürdigem Lächeln zu Natsuki umdrehte und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Sie lächelte. Er konnte sich nicht daran erinnern sie je lächeln gesehen zu haben. Doch es schien sie tatsächlich noch hübscher zu machen. Natsuki spürte wie sich ein Knoten in ihr gelöst hatte. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern wann sie zuletzt so glücklich gewesen war. Dann griff Takeo nach ihrer Hand und ließ sie auf dem ganzen Weg, bis zu ihr nach Hause nicht los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)