Das Tor der Dimensionen von DigiDestined (Der Kampf um die Welt) ================================================================================ Kapitel 20: Ein alter Feind --------------------------- Ein alter Feind Als wir aus der Stadthalle hinaustraten war es, als hätte sich etwas verändert. Mir lag nicht mehr nur die Trauer und Wut im Herzen, sondern sie wichen ganz langsam einer Entschlossenheit und der alten Abenteuerlust, die ich längst verloren glaubte. War Milleniumon ein Gegner, gegen den wir plötzlich kämpfen mussten – bei welchem wir keine Ahnung hatten, was auf uns zukam oder dass wir überhaupt hatten kämpfen müssen – so war es bei Myotismon etwas anderes. Wir wussten nun, dass wir uns einem Kampf stellen mussten und wir wussten auch, wer unser Gegner war. Die einzige Frage war: Konnten wir gewinnen? Würde es uns auch jetzt gelingen, da zwei DigiRitter nicht mehr am Leben waren? Vor dreieinhalb Jahren hatten wir es nur geschafft, weil wir alle acht gemeinsam gekämpft hatten – weil wir den achten DigiRitter – meine Schwester Kari – gefunden hatten – doch hatten wir auch jetzt noch eine Chance? Konnten wir wirklich gewinnen, wenn wir nur zu siebt waren? Immerhin war damals die Bedingung gewesen, dass wir als vollständige Gruppe – zu acht – kämpfen mussten, um das Böse zu besiegen. Zwar hatten wir nun unsere Vorgänger dabei, doch auch sie waren nicht mehr vollzählig. Die nachfolgende Generation – Davis und sein Team – waren es zwar, ich hatte allerdings Bedenken, ob sie es wirklich schafften. Nicht etwa, weil ich sie für zu schwach hielt – nein. Das waren sie gewiss nicht. Doch sie hatten es bis jetzt ausschließlich mit Digimon zu tun gehabt, die vom Bösen beherrscht worden waren und die sie nicht hatten töten müssen. Allerdings sah die ganze Sache nun anders aus. Die Feinde, denen wir uns nun stellen mussten – und ich war mir sicher, dass es nicht Myotismon alleine sein würde – mussten wir vernichten, eine andere Wahl blieb uns nicht. Ob er das konnte? Ob Davis dazu in der Lage war, den Befehl zum Töten zu geben? Mir war klar, dass ich mit ihm vor unserem Kampf reden musste, wenn wir noch Zeit dazu hatten. Ich musste sie auf das vorbereiten, was sie nun erwartete. Auf das Töten. So hart es sich auch anhören mag, aber es war so. „Da seid Ihr ja endlich!“ Gerade eben hatte ich zusammen mit Diana und T.K. die anderen erreicht, welche sich auf einer Wiese vor einem der zerstörten Wohnhäuser befanden. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“ „Alles in Ordnung, Danny.“, sagte Diana in einem beruhigenden Tonfall. „Uns ist nichts passiert.“ „Habt Ihr... ich meine...?“ „Ja, haben wir.“, übernahm ich das Antworten für Diana, welche mit den Tränen kämpfte. Sie nickte nur auf meine Worte hin. Wieder fühlte ich mich elend. Ich hatte nicht gewollt, dass sie litt. Ich wollte überhaupt nicht, dass irgendjemand litt. Der Plan, durch das Tor zur DigiWelt zu gehen kam von mir. Ich hatte Brian in den Tod geführt, ich alleine. Wieder waren da die Schuldgefühle, die ich einfach nicht los wurde. Die ich mein ganzes Leben mit mir herumtragen würde müssen, ob ich wollte oder nicht. „Wir sollten uns einen Plan überlegen.“, sagte ich nach ein paar Minuten. „Und ich muss mit Euch reden.“ Mein Blick blieb an den neuen DigiRittern hängen. „Mit Euch allen.“ „Klar.“ Davis kam auf mich zu, gefolgt von seinem Team und den Digimon. Nun musste ich wohl oder übel das tun, was ich niemals hatte tun wollen. Das, was mir am Meisten widerstrebte, allerdings unsere einzige Rettung war. Ich musste Leute dazu animieren zu töten. „Hört mir mal zu.“, begann ich im ernsten Tonfall. „Wir haben jetzt einen Kampf vor uns, der anders ist als die Kämpfe bisher – zumindest Eure.“ Sie sahen mich mit fragenden Gesichtern an. „Was meinst Du damit?“ erkundigte sich Cody vorsichtig. „Bisher hattet Ihr es mit Digimon zu tun gehabt, die vom Bösen kontrolliert wurden. Sei es durch die schwarzen Ringe oder die Teufelsspirale gewesen.“ Ich sah sie erneut eindringlich an, jeden Einzelnen. Selbst die Digimon schloss ich nicht aus, in deren Augen ich dieselbe Verwirrung lesen konnte wie bei ihren Partnern. „Nun haben wir einen Feind, der durch und durch böse ist. Er wird von niemandem kontrolliert, er kontrolliert das Böse. Wir müssen ihn vernichten.“ „Du meinst -?“ setzte Davis an, doch ich unterbrach ihn. „Genau das meine ich.“ „Gibt es denn keine andere Möglichkeit?“ Cody´s Stimme hatte einen unsicheren Klang angenommen. „Ich meine... Digimon vom Bösen befreien, okay. Aber sie töten?“ Er sah mich verzweifelt an. „Muss das sein?“ In meinem Inneren tobte ein Kampf. Ich würde ihnen diesen Schritt am Liebsten ersparen, würde am Liebsten mit Brian´s Team alleine gegen Myotismon kämpfen. Doch ich wusste, dass wir keine Chance haben würden. Es musste sein. Sie mussten es tun. „Ja, das muss es, Cody.“ Immer noch war ich um einen härteren Tonfall bemüht – um einen Tonfall, den ich früher als Anführer immer gehabt hatte. „Es gibt keinen anderen Weg.“ Mir lag ein weiteres Wort auf den Lippen, doch ich brachte es nicht heraus. Wir hatten leider keine andere Möglichkeit. Ja, so dachte ich damals wirklich. Für Davis´ Team würde es eine harte Herausforderung werden. Man kann sagen, dass ich mir beinahe gewünscht hatte, es gäbe einen Weg, Myotismon auf die richtige Bahn zu lenken. Dieser Gedanke war absurd, gewiss. Doch er war dagewesen. „Verdammt, Tai...“ Davis atmete einmal aus. „Das ist schwer. Es war bei Deemon schon schwer anzusehen und das,, obwohl es halb Tokyo vernichtet hat.“ Ich konnte Davis verstehen. Er hatte sich sehr gewandelt, war vom Hitzkopf zum großartigen Strategen geworden, der nur das Beste für die DigiWelt wollte. Er wollte nicht töten, das wusste ich. Genauso wie der Rest seines Teams es nicht wollte. Wir alle wollten es nicht, aber wir mussten es. „Hört mal zu.“ Sora mischte sich nun in unser Gespräch ein. „Es ist für uns alle schwer, das könnt Ihr uns glauben. Wir alle möchten das nicht tun. Es widerstrebt uns, das zu tun. Doch wir haben keine andere Wahl. Dieses Digimon hat die Zerstörung der DigiWelt und auch unserer Welt im Kopf. Wenn wir es nicht aufhalten, dann werden die beiden Welten untergehen.“ „Ganz genau.“, stimmte Matt zu. „Und nicht nur diese beiden, sondern womöglich auch noch sämtliche Parallelwelten, die es gibt. Wir müssen kämpfen! Für die Digimon! Für uns!“ „Und auch für Kari und Brian.“ Sora´s Worte ließen mich hart schlucken. Ja, auch für sie würden wir kämpfen. Wir hatten Deemon besiegt und wir würden auch Myotismon besiegen. Der Gedanke an Kari gab mir Kraft. Wir würden es schaffen. Dann zuckte ich zusammen, denn ein anderer – ein schrecklicher – Gedanke kam in mir auf. Was war mit meinen Eltern? Waren sie noch am Leben, ging es ihnen gut? Oder waren sie bei dem Angriff Deemon´s getötet worden? Das durfte auf keinen Fall sein! Wenn sie auch tot waren, dann würde ich das nicht aushalten, denn dann hatte ich niemanden mehr. Ich würde ganz allein sein, alleine in einer zerstörten Stadt, ohne Halt. „Was ist los, Tai?“ Sora legte mir eine Hand um die Schultern. „Ist alles okay?“ Ich nickte, denn ich brachte kein Wort heraus. Schlagartig war meine Laune im Keller, spürte ich die Angst in mir hochkommen. Die Angst um meine Eltern. „Wir schaffen das, ganz sicher.“ Ich sah Sora an, die einen aufmunternden Ausdruck in ihren Augen hatte. „Wir werden Myotismon besiegen.“ Ich nickte wieder. „Ich denke an meine Eltern.“, sagte ich leise und merkte, wie auch sie kurz zusammenzuckte. Entsetzt schaute sie mich an. „Verdammt...“, hauchte sie. „Verdammt, unsere Eltern, unsere Familien! Wo sind sie?“ Mit jedem Wort war ihre Stimme lauter geworden, weshalb nun auch die Jüngeren sowie unsere Vorgänger uns anblickten. „Oh nein...“ Yolei schien den Tränen nahe zu sein. „Was ist, wenn sie -?“ sie brach ab und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Sie sind nicht tot.“, sagte T.K. Er ging zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Ganz sicher sind sie noch am Leben.“ Da Yolei in diesem Augenblick zu mir schaute bekräftigte ich T.K.´s Worte mit einem Nicken. „Wir haben Euren Vater getroffen.“, sagte ich, während ich zu Matt schaute. „Es geht im gut und ich bin mir sicher, dass auch die anderen bei ihm sind.“ Mein bester Freund sah mich dankbar an. „Sicher.“ Er lächelte schwach und ich wusste, dass er auf mein Schauspiel einging. Er kannte mich gut genug um zu wissen, was in mir vorging. Genauso war es auch bei mir. Ich wusste ganz genau, dass er sich nicht sicher war, dass er die anderen nur beruhigen wollte. Genau das war es, was sie in dieser Situation brauchten. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Mein Magen zog sich zusammen. War das Myotismon? Die Antwort darauf erhielt ich keine Sekunde später, da die anderen – welche die ganze Zeit mit Ausnahme von Sora, ihrem Digimon und Agumon zu mir schauten – erleichterte Gesichter machten. „Papa!“ Matt´s Ausruf ließ mich wieder entspannen und ich drehte mich zu Mr Ishida um. Er kam alleine, niemand von unseren Eltern war dabei. Doch vielleicht wusste er, wo sie sich aufhielten und ob es ihnen gut ging? „Hallo, Matt.“, sagte Mr Ishida mit einem leichten Lächeln. Ich sah, dass es gezwungen wirkte. Das war – angesichts der Ereignisse der letzten Stunden – auch kein Wunder. Dennoch konnte ich die Erleichterung in seiner Stimme hören. „Schön, dass es Euch gut geht.“ „Ja, wir sind alle in Ordnung. Aber wo sind die anderen Eltern? Geht es ihnen gut?“ „Ich habe nur zu Tai´s Eltern Kontakt.“ Mr Ishida sah mich an. „Sie sind am Leben und wohlauf, machen sich aber schreckliche Sorgen um Kari und Dich. Sie wollten ursprünglich auch mitkommen, aber ich habe ihnen geraten in Sicherheit zu bleiben. Von den anderen weiß ich nichts.“ Einerseits erleichterten mich die Worte Mr Ishida´s, andererseits aber kam schreckliche Sorge um die anderen in mir hoch. Ich war mir sicher, dass dies auch bei meinen Mitstreitern so war. „Verdammt...“ Yolei fing wieder an zu schluchzen und ich wandte mich ihr zu. Sie tat mir so schrecklich Leid, hoffentlich war nichts Schlimmes passiert. „Wo ist denn Kari?“ fragte Mr shida plötzlich und ich zuckte zusammen. Sollte ich es ihm sagen? Was war, wenn er zu meinen Eltern ging und ihnen alles berichtete? Sie würden am Boden zerstört sein, soviel stand fest. Genauso wie ich. Noch allzu gut war mir in Erinnerung, wie sie damals bei Milleniumon reagiert hatten, als sie nicht wussten, wo Kari war. Ich selber hatte geglaubt, dass sie tot sei, hatte es jedoch nicht übers Herz gebracht ihnen dies mitzuteilen. Wenn sie nun erfahren würden, dass Kari gestorben war, dann wollte ich lieber nicht dabei sein. Meine Eltern zusammenbrechen zu sehen würde ich nicht verkraften können. Ich wusste jedoch auch, dass es ihnen jemand würde sagen müssen und dass ich es auch dieses Mal nicht übers Herz bringen würde. „Sie ist tot...“, sagte ich deshalb heiser und sah wieder zu Matt´s Vater. „Devimon hat sie getötet.“ Es war wohl das Beste, wenn meine Eltern es von ihm erfahren würden. „WAS?!“ Der Ausdruck in Mr Ishida´s Gesicht wechselte von besorgt zu verwirrt, um dann schlagartig panisch zu werden. „Das ist nicht wahr!“ „Doch, ist es.“, übernahm Matt das Antworten für mich. „Als Tai vorhin in der Stadthalle war wollte er sich von Kari verabschieden.“ Ich ließ mich auf den Boden fallen und starrte auf die Erde vor mir. Dem Gespräch der anderen folgte ich nur noch am Rande. Mir war klar, dass ich jetzt nicht schwach werden durfte – dass ich mich auf den bevorstehenden Kampf konzentrieren musste, doch die Worte, die Matt an seinen Vater richtete, hatten mich wieder in das Loch gezerrt, aus welchem ich so verzweifelt versuchte zu entkommen. In das Loch aus Trauer und Wut. Zwei Menschen waren gestorben, weil ich zu schwach gewesen war um sie zu schützen – weil ich zu naiv war. „Wir müssen kämpfen.“, hörte ich plötzlich Davis sagen und hob meinen Kopf. „Wir haben uns entschieden. Es bleibt keine andere Wahl, wir müssen Myotismon vernichten.“ Ich wusste, dass die anderen ihnen inzwischen von unserem Gegner erzählt hatten. Dass Davis und sein Team inzwischen wussten, mit welchem Gegner sie es zu tun bekommen würden – ebenso wie unsere Vorgänger. „Allerdings.“, sagte Danny. „Und wir werden gewinnen.“ Unsere Digimon stimmten ihnen zu. „Tai?“ Agumon war zu mir getreten und sah mich nun erwartungsvoll an. „Bist Du bereit?“ War ich das? War ich bereit zu kämpfen, für unsere Welt und die DigiWelt? Konnte ich meine Trauer und meine Wut hinter mir lassen und mich auf das konzentrieren, was uns nun bevorstand? Die Antwort auf diese Fragen war einfach: Ja, das konnte ich. Ich würde für uns alle kämpfen. Für uns, für die Digimon und auch für diejenigen, die bei Deemon´s Angriff umgekommen waren. Für all die armen Menschen und auch für meine Schwester und Brian. Langsam erhob ich mich und sah die anderen fest an. „Packen wir es an.“ „Wie ich sehe, seid Ihr alle versammelt.“ Urplötzlich trat Ruhe in unsere Reihen ein. Langsam drehte ich mich um, denn ich wusste, wer da gesprochen hatte. In Erwartung dem Digimon ins Gesicht zu blicken zog sich mein Magen zusammen, doch ich sah niemanden. „Es ist viel zu lange her...“ „Wo bist Du?“ brüllte ich fast und spürte, wie Agumon neben mich trat. „Bereit, Tai?“ Ich nickte meinem Partner zu. Er digitierte auf das Ultralevel und ich hörte, wie es die Digimon der anderen ebenso taten – jedenfalls die, die es konnten. Die Digimon der neueren Generation vollzogen die Armordigitation. Davis trat neben mich. „Treten wir ihm in den Hintern!“ „Ha ha ha, Ihr glaubt doch nicht etwa, dass Ihr eine Chance hättet, oder?“ Plötzlich fing die Luft vor uns an zu flimmern. Es gab eine Druckwelle, die uns von den Füßen riss. Hart schlug ich auf dem Boden auf, nur um mich im nächsten Moment wieder aufzurichten. Was war das? Seit wann hatte Myotismon eine solche Kraft? Als ich wieder nach vorne sah erkannte ich, dass sich eine Gestalt aus dem Nebel schälte – eine große Gestalt. Das war nicht Myotismon – zumindest nicht auf dem Ultralevel. War es VenomMyotismon? Ich dachte angestrengt nach, versuchte mich an die Gestalt des Megalevel-Digimons zu erinnern. Nein, auch VenomMyotismon kam nicht in Frage, dafür war die Gestalt zu klein. Gab es noch eine andere Form? Eine Form, welche wir nicht kannten? Schlagartig überkam mich ein mulmiges Gefühl. Wenn es so war, dann wussten wir nicht, was für Attacken es einsetzen würde und vor allem wie stark es nun war. Auch etwas anderes beschäftigte mich: War es noch auf dem Megalevel? Gab es noch ein höheres? Das Digimon wurde nun sichtbarer und ich musste kräftig schlucken. „Oh man...“, hörte ich Matt neben mir flüstern. „Kacke! Das ist weder Myotismon noch VenomMyotismon!“ „Richtig geraten, Kleiner.“ Myotismon lachte. „Ich bin MaloMyotismon! Und jetzt macht Euch auf Euer Ende gefasst!“ _______________________________________________________________________________________________ @Taiora87: Danke für Deinen letzten Kommi. Ich muss schauen, ob ich Tai und Sora zum Ende hin zusammenkommen lasse, ursprünglich war dies allerdings nicht geplant. Wenn es so sein sollte, dann aber nur kurz (Kapitelmäßig) und so gut wie zum Schluss dieser FF. ;) LG, DD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)