Das Tor der Dimensionen von DigiDestined (Der Kampf um die Welt) ================================================================================ Kapitel 21: MaloMyotismon ------------------------- MaloMyotismon Wie gebannt starrte ich auf das Ungetüm, welches sich etwa zwanzig Meter vor uns befand. Ich konnte nicht glauben, dass er tatsächlich wieder da war. Wie war das möglich? Warum ist er zweimal, nachdem wir glaubten ihn endlich besiegt zu haben – wiedergekehrt? Hatten wir etwas übersehen? Hatten wir Myotismon bei beiden Malen – sowohl auf dem Ultra- als auch auf dem Megalevel – nicht besiegt? „Wie ist das möglich?“, schrie Matt dem Digimon meine Gedanken entgegen. „Du müsstest tot sein!“ MaloMyotismon lachte nur. „Vielleicht müsste ich das, ja. Ich bin es aber nicht, wie Du siehst.“ Der Blick unseres Gegners schweifte durch unsere Reihen. „Wie ich sehe, seid Ihr mehr geworden als beim letzten Mal.“ MaloMyotismons Augen blieben auf mir haften. „Aber eine fehlt...“ Ich musste schlucken, denn ich wusste, wovon er sprach. „Wo ist die Trägerin des Lichtes?“ Das Raunen, was nun durch unsere Reihen ging, musste wohl jedem verdeutlichen, wie sehr uns diese eine Frage zusetzte. Auch MaloMyotismon entging dies natürlich nicht, es lächelte. „Ihr braucht gar nicht nach Worten zu suchen, ich weiß über alles Bescheid.“ Mein Magen schien sich umzudrehen. Woher wusste es das? Wie lange war das Digimon schon hier? Hatte am Ende gar nicht Deemon die Befehle erteilt? War es MaloMyotismon gewesen? Hatte er die Befehle gegeben? Die Befehle, Kari und Brian zu töten? Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich durfte jetzt nicht mehr in diesen Gedanken versinken. Ich musste mich darauf konzentrieren, was vor mir geschah. Dieser Kampf würde hart werden, das war mir klar, Schwäche konnte ich mir dabei nicht erlauben. „Jetzt, wo das Licht erloschen ist, kann die Dunkelheit endlich regieren!“ Ich zuckte zusammen, denn damit hatte ich wohl die Antwort auf meine Frage erhalten, welche ich Devimon vor so langer Zeit gestellt hatte. Nun wusste ich, warum meine kleine Schwester getötet worden war. Sie war das Licht gewesen. Das Licht, welches die Dunkelheit an ihrem Aufstieg hinderte, und dies mehr als einmal. „Uh, oh...“, machte Matt hinter mir und auch ich fühlte mich, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen. Es war Kari´s Digimonpartner gewesen, welcher Myotismon vor drei Jahren mit seinem Himmlischen Pfeil vernichtet hatte. Das heilige Licht hatte Myotismon besiegt, und das war nicht der einzige Gegner, gegen den es gewirkt hatte. VenomMyotismon, Piedmon, Apocalymon... sie alle wurden durch das Wappen des Lichtes besiegt, teils von ihm alleine, teils mit der Hilfe der Wappen von uns anderen DigiRittern. Jetzt war das Licht erloschen, weil sein Besitzer nicht mehr war. Wir konnten auf diese Kraft nun nicht mehr zählen, die Kraft, die wir doch so dringend benötigt hätten. Die einzige Macht, die der Dunkelheit standhalten, die sie vertreiben konnte. Denn eines war sicher: Besiegen konnten wir sie nicht. MaloMyotismon war das beste Beispiel dafür. Das Digimon lachte erneut auf. „Sieht so aus, als würdet Ihr nun nicht mehr auf der Siegesseite stehen, was?“ „Abwarten.“, knurrte ich nur, bevor ich Agumon zunickte. Natürlich verstand mein Partner sofort und digitierte auf das Megalevel. „Alle anderen Digimon auch, los! Ab auf das höchste Level!“ Die Partner der anderen ließen sich dies nicht zweimal sagen und kurze Zeit später standen MaloMyotismon mehrere Digimon auf dem Mega- dem Armor- und dem Ultralevel gegenüber. „ATTACKE!“ Ich brüllte diese Worte so laut ich konnte, nur um mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. Ich musste jetzt stark sein, durfte keinerlei Schwäche zeigen. Getrauert hatte ich in der Vergangenheit genug und würde es wohl in Zukunft noch lange tun. Jetzt allerdings war die Gegenwart und Gegenwart hieß MaloMyotismon. Wir mussten es besiegen, egal wie. Fast alle unsere Partner griffen nun an und gaben alles, was sie hatten. Der Himmel war erfüllt mit Blitzen der sich treffenden Attacken und dem Donnern der in sich zusammenfallenden Ruinen der Häuser, welche von ihnen getroffen wurden. Vier unserer Digimon jedoch hielten sich zurück, die von Davis und seinem Team. Die Angst und die Unentschlossenheit ihrer menschlichen Partner färbte auf sie ab. „Davis!“, schrie ich, während ich mich zu ihm umdrehte. „Verdammt, greift an!“ Der Angesprochene sah mich an, Zweifel und Angst in seinen Augen. Zwei Emotionen, die niemand von uns an diesem Ort gebrauchen konnte. Wenn die Anführer jetzt schon Angst kriegten, dann hatten wir von vorneherein verloren. Zwar erging es mir nicht anders als den anderen, doch ich versuchte, mir meine Sorgen nicht anmerken zu lassen. Ich hatte bisher immer alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Wir waren so oft in brenzlige Situationen geraten, hatten so oft den Tod vor Augen gehabt und sind doch immer wieder entkommen, weil wir zusammengehalten hatten. Weil die DigiRitter als eine Gruppe gekämpft hatten. Wir waren auch jetzt noch eine Gruppe, wir alle zusammen. Brian und Kari waren tot, gewiss. Doch wir anderen waren noch hier, wir waren noch am Leben. Dieses Leben würden wir nutzen, um die Dunkelheit ein für alle Mal zurückzuschlagen und dazu mussten alle DigiRitter zusammenhalten. Alle, auch Davis. Mit schnellen Schritten lief ich zum Braunhaarigen und packte ihn an den Schultern. „Wir haben vorhin alle miteinander darüber gesprochen.“, sagte ich mit Nachdruck in der Stimme. „Jetzt greif endlich an! Wir müssen kämpfen! Sei der Anführer! LOS!“ „Davis.“ Flamedramons Stimme schallte zu uns hinunter. „Davis, wir müssen was tun. Hab´ den Mut dazu, bitte.“ „Du auch, Cody.“ Digmon sah ebenfalls zu uns. „Ich weiß, dass es Dir schwerfällt. Aber wir haben jetzt keine andere Wahl. Wir dürfen MaloMyotismon nicht gewinnen lassen.“ Noch immer sah Davis mich mit einem skeptischem, einem unsicheren Blick an, ebenso wie die anderen aus seinem Team. „Wollt Ihr die Tode von Brian und Kari umsonst gewesen lassen sein?“, schaltete sich nun Diana in das Gespräch ein. Die Partner unserer Vorgänger kämpften bereits Seite an Seite mit unseren Digimon. „Wenn wir jetzt zögern ist die DigiWelt ebenso wie unsere Welt verloren!“ „Davis, bitte.“, bekräftigte ich ihre Worte. „Ihr müsst kämpfen! Verdammt, macht schon!“ Langsam wuchs die Ungeduld in mir. Wir mussten alle zusammen kämpfen und dies so schnell wie irgend möglich. Verzögerungen konnten wir uns nicht erlauben. „Du hast es gehört, Flamedramon.“ Davis sah mich bei diesen Worten an und ich konnte erkennen, dass der bis eben noch unsichere Blick langsam der Entschlossenheit wich. „Mach das Digimon fertig, bevor es das mit uns tut.“ „Alles klar, Davis!“ Ich lächelte. Endlich hatten sie es begriffen. Davis würde schon dafür sorgen, dass sich auch der Rest seines Teams anschloss, dessen war ich mir sicher. Ich drehte mich wieder zu unserem Feind um, der nun gegen die Digimon unserer Vorgänger, denen von uns und denen unserer Nachfolger, die jetzt nach und nach in den Kampf zogen, alle Hände voll zu tun hatte. Immer und immer wieder schien der Himmel vor uns zu explodieren und die Erde erzitterte leicht unter unseren Füßen. Jetzt erst bemerkte ich, wie nahe wir diesem Kampf wirklich waren. Es konnte durchaus passieren, dass eine fehlgeschlagene Attacke in unsere Reihen einschlug. Zwar versuchten unsere Partner den Schaden so gering wie möglich zu halten, doch MaloMyotismon nahm keinerlei Rücksicht. Es schoss seine Attacken auf unsere Partner und ihm war gleich, was oder wer noch im Weg war. „Wargreymon, versuch ihn von uns weg zu kriegen!“, rief ich meinem Digimon entgegen. Ich schrie so laut ich konnte, da der Kampflärm immens war. „PARTNER!!“ „Ich habe verstanden, Tai.“, antwortete mein Digimon. „Bringt Euch trotzdem in Sicherheit.“ Während nun Wargreymon den Befehl an die anderen Digimon weitergab, kümmerte ich mich um die restlichen DigiRitter. „Wo sollen wir denn hin?“ fragte Izzy, während ich mit ihnen in Richtung der zerstörten Häuser lief. „In eines der Häuser!“, war meine Antwort. „Am Besten in den Keller.“ So schnell es uns möglich war, liefen wir auf das erste Haus zu, ein einstiger vierstöckiger Bau, dessen erste beide Etagen noch standen, jedoch schon stark demoliert waren. Ich hoffte bloß, dass der Eingang zum Keller noch frei war. Nach allem, was ich aus der Ferne sehen konnte, war das Erdgeschoss mit Trümmern übersät, die bis zur Unterkante der Fenster reichen. „Ich glaube, das können wir vergessen!“, rief Joey hinter mir das aus, was ich befürchtete. „Da kommen wir nicht rein.“ „Wie wäre es mit dem daneben?“ Ich sah nach rechts. Das Haus, welches sich ungefähr fünfzig Meter neben meinem ersten Ziel befand, war vor noch nicht allzu langer Zeit ebenfalls ein mehrstöckiges Gebäude gewesen. Im Gegensatz zu dem Nachbarhaus jedoch standen hier noch die ersten drei Etagen und soweit ich erkennen konnte, war auch das Erdgeschoss noch schuttfrei. „Lasst es uns versuchen!“ So schnell es uns möglich war liefen wir nun auf das andere Gebäude zu, den Kampflärm noch immer in den Ohren. Da unsere Digimon es inzwischen geschafft hatten, MaloMyotismon ein Stück weiter von uns weg zu kriegen, war dieser nicht mehr ganz so intensiv wie noch vor ein paar Minuten. „Okay, alle da rein!“ Ich hielt die Tür zu einem mittelgroßen Raum auf, in welchem außer ein paar Kartons nichts weiter lagerte. Der perfekte Ort, an welchem sich mehrere Personen in Sicherheit bringen konnten. Vor wenigen Minuten hatten wir den Keller des Hauses erreicht, welcher aus stabilen Steinwänden bestand und noch keinerlei Anzeichen dafür zeigte, dass er in der nahen Zukunft einbrechen würde. Auch wenn es sich vielleicht komisch anhören mag, aber auf mich machte er einen vertrauenswürdigen Eindruck. „Was ist mit unseren Digimon?“ fragte T.K. „Wir müssen sie unterstützen!“ „T.K., Du kannst da jetzt nicht raus.“, erwiderte sein Bruder. Matt sah mich an und ich wusste, worauf er hinaus wollte. Unsere beiden Digimon waren bis jetzt die einzigen, die bis auf das Megalevel digitiert waren. Sie konnten etwas gegen MaloMyotismon ausrichten. Alle anderen – seien sie auch noch so ausdauernd in ihren Attacken – würden es nicht besiegen können. „Dein Bruder hat Recht, T.K.“, meldete sich nun eine weitere Stimme zu Wort. Bis zu diesem Moment hatte ich Mr Ishida völlig vergessen, der ebenfalls mit uns im Keller war. Mir wurde es etwas leichter ums Herz. Er war der Einzige, der seine Söhne davor bewahren konnte eine große Dummheit zu begehen. Ich wollte nicht, dass sie noch mehr litten. Sie alle hatten in der Vergangenheit schon genug durchgemacht. „Ich werde nachsehen, was draußen los ist.“ Ich erhob mich und blickte alle fest an. „Ihr bleibt hier und wartet.“ Natürlich waren sie mit diesem Vorschlag nicht einverstanden. „Tai, das ist Selbstmord! Bleib hier!“ war nur eine der Reaktionen auf mein Vorhaben. „Ich werde schon auf mich aufpassen. Vertraut mir einfach, ich bin schnellstmöglich wieder da.“ Es kamen noch mehrere Proteste, die ich jedoch allesamt gekonnt ignorierte. „Vertraut Ihr mir?“ Ich sah sie an, jeden Einzelnen von ihnen. „Das hat nicht mit Vertrauen zu tun, T -“ „Das war keine Antwort auf meine Frage.“, unterbrach ich Matt. „Vertraut Ihr mir?“ „Natürlich vertrauen wir Dir, aber -“ „Dann vertraut mir auch jetzt, wenn ich da raus gehe!“ „Das ist Wahnsinn...“ Diana´s Stimme war ein Flüstern. „Tai, bitte. Nicht Du auch noch.“ Ich wusste, warum sie so reagierte. Sie hatte ihren Freund verloren, hatte auch Kari´s Leiche gesehen in Devimons Schloss. „Bitte, Tai. Bleib hier. Um Kari´s und Brian´s Willen. Sie hätten nicht gewollt, dass Du da raus gehst.“ Ich fühlte einen Stich in der Magengegend. Sie hatte Recht. Kari hätte mich beschworen es nicht zu tun. Sie hätte viel zu viel Angst gehabt, dass mir etwas passierte, genauso wie die anderen sie nun hatten. Brian hätte wohl dasselbe getan wie ich, hätte mich allerdings auch davon abhalten wollen. Er hätte vorgeschlagen, dass er alleine nach dem Rechten schauen wolle. Er hätte niemand anderen in Gefahr bringen wollen, genauso wie ich. Wir beide waren uns wirklich sehr ähnlich gewesen. „Eben wegen ihnen muss ich da raus. Sie hätten mir vertraut. Sie hätten Vertrauen darin gehabt, dass ich wiederkomme. Genauso wie Ihr es jetzt tun solltet.“ „Lasst ihn gehen.“, schaltete sich nun auch Danny in das Gespräch ein. „Ich vertraue Tai. Er erinnert mich sehr an Brian und ihm haben wir schließlich auch immer vertraut.“ „Ich werde wiederkommen.“, sagte ich lächelnd zu ihnen. Danny´s Worte hatten mein Selbstvertrauen noch gesteigert. „Aber versprecht mir eines: Was auch immer passiert, Ihr bleibt, wo Ihr seid. Okay?“ „Tai, aber -“ „Versprochen?“ Ich übertönte Matt´s Stimme mit meiner eigenen und sah meinem besten Freund in die Augen. „Wenn mir etwas passiert musst Du für mich einspringen, Matt. Alles klar?“ Ich sah, dass er schluckte und widersprechen wollte. Für ein paar Sekunden sah er mir ebenfalls in die Augen, bevor er nickte. „Alles klar.“ „Tai?“ Ich drehte mich um und sah Sora vor mir stehen. „Bitte komm zurück, ja? Lass uns nicht alleine.“ Ihre Stimme hatte einen traurigen Ton angenommen. Ich merkte, dass sie nur mit Mühe ihre Tränen zurückhalten konnte. Es machte mich traurig, sie so zu sehen. Irgendwo in mir war doch etwas mehr als Freundschaft, was ich für sie empfand. „Versprochen.“, flüsterte ich ebenso leise und streichelte ihr die Wange. „Ich werde wiederkommen.“ Sie umarmte mich kurz und mir war, als wäre dies ein Abschied für immer. „Bleib stark.“, raunte ich ihr noch zu. „Sei das starke Mädchen, welches ich kenne.“ Als wir uns voneinander lösten lächelte sie leicht und nickte. „Ja.“ Noch einmal sah ich meinen Weggefährten in die Augen, bevor ich mich zur Tür hin umdrehte. „Davis?“ Ich sah nicht zu ihm, als ich seinen Namen sagte. „Ja?“ kam seine Antwort. „Wenn mir etwas passiert, dann bist Du der Anführer. Mach mich stolz, mein Freund.“ Noch bevor er etwas erwidern konnte, öffnete ich die Tür und trat aus dem Raum. Ich wollte ihre Stimmen nicht noch einmal hören, wollte dass dies der letzte Satz war, den ich zu ihnen sagte – zumindest solange, bis wir uns wiedersahen. Ich wusste nicht, ob es ein solches Wiedersehen geben würde oder was mich erwartete, wenn ich aus dem Haus hinaustrat. Ich wusste nur eines: Ich würde MaloMyotismon besiegen müssen, egal wie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)