Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 13: Insomnia -------------------- Antonin Schon auf dem Weg nach draußen griff Antonin nach seinem Handy aus dem Kopf eine Nummer wählend. Die Durchwahl betätigte er allerdings erst, als er vor dem Club stand. Die ganze Sache war ein paar Nummern zu groß und zu eilig, um sie mit seiner Standartausrüstung durchziehen zu können. Es war sozusagen unmöglich. Und daher würde er wohl oder übel heute noch jemandem einen Besuch abstatten müssen. Danach die Besichtigung dieser drei Orte, am besten wären dazu noch Lagepläne, auch wenn ihm sein Instinkt zu diesem erwähnten Elternhaus tendierte. Wenn er es sich aussuchen könnte, wo er zu sterben gedachte, wenn etwas schief ging und sein Elternhaus sich ebenfalls auf dieser Liste befinden würde... Nun er würde sich dafür entscheiden. Ob er Nicholas ganz mit ins Boot holen sollte? Aber wenn sie doch auffliegen sollten, dann gäbe das nur ein noch größeres Problem. Andererseits hatte er solche Sachen schon lange nicht mehr gemacht und eigentlich hatte sein Boss auch immer gewusst, wenn er beschützt wurde – was die ganze Sache unwahrscheinlich viel einfacher machte. Genervt biss er sich auf die Unterlippe und hoffte, dass er seine Klappe im Büro gerade eben nicht zu weit aufgerissen hatte. Andererseits hatte er bei Don ja auch gemerkt, dass seine Ausbildung noch zog. Schwer seufzend schob er sich die Ärmel ein Stück nach oben und besah sich die Ausläufer seiner Narben. Er würde hiernach schon wieder umziehen müssen. Vielleicht Boston? Oder Miami? Aber dort wäre es viel zu heiß. Doch dann fiel sein Blick auf einen altbekannten Wagen und er unterbrach den Wahlvorgang. Das war doch jetzt aber nicht tatsächlich Coles Prachtstück, oder doch? Konnte er so viel Glück haben? Ha! Jemand da oben meinte es doch gut mit ihm. Oder mit Cole, ganz wie man das sehen wollte. Schnell eilte er zu seinem eigenen Wagen, öffnete den Kofferraum und den sich darin befindlichen Hohlraum. Von wo er einen schwarzen Aktenkoffer hervor und aus jenem ein kleines Gerät holte, das er mit wenigen Knopfdrücken aktivierte. Wer brauchte schon ein Handy, wenn man einen echten Sender anbringen konnte? Zufrieden grinsend eilte er zu dem anderen Wagen, linste kurz hinein nur um den Kopf zu schütteln, als er Cole schlafen sah und schlich dann einmal drum herum, um den Sender hinter dem Nummernschild fest zu machen. Zack - und schon wäre Mister Unnahbar plötzlich sehr nahe auf seinem Laptop zu erkennen. Doch es wäre nicht gut, sein neues Ziel hier einfach so schlafen zu lassen, weshalb er zur Beifahrertür ging und jene öffnete. "Du solltest lieber heimfahren, bevor dich deine Oberglucke findet. Notfalls kann ich dir auch nen Platz zum Schlafen anbieten, wenn du nicht mehr selbst fahren kannst. Aber hier solltest du nicht so bleiben.", begrüßte er ihn, da Cole wie erwartet sofort hochgeschreckt war. Cole Cole war aufgeschreckt und in einer zweiten Bewegung hatte er sofort seine Waffe in der Hand, die er auf Antonin richtete, bevor er überhaupt ganz bei Sinnen war. Verwirrt blickte er den anderen an, kritisch, kühl musternd. Bis er schließlich begriff, was hier vorgefallen war. War er tatsächlich in seinem Auto eingeschlafen? Langsam ließ er die Waffe sinken und richtete sich leicht auf, wobei er spürte, dass sein Kreislauf im Moment vollkommen im Eimer war. Sein Kopf dröhnte, sein Körper schrie nach Schlaf. Ihm fiel es schwer, die Augen offen zu halten. Er fuhr sich mit der linken Hand durchs Gesicht und murmelte ein "Es geht schon", schließlich wollte er erstens nicht, dass Antonin ihn irgendwohin brachte, und schon gar nicht, dass jener ihn zu sich nach Hause begleitete. Aber eigentlich musste er da ja auch nicht unbedingt hin, oder? Doch, er musste zu seiner Katze. "Ich brauch nur ne Minute", sprach er weiter und versuchte glaubhafter zu klingen. "Danke, dass du mich geweckt hast." Cole verstand nicht, wie er in so einer Situation überhaupt hatte schlafen können. Es wäre für einige ein leichtes gewesen, ihn auszuschalten. Er war offenbar nicht mehr ganz bei Trost. Cole zwang sich, sich zu strecken und sah Antonin dann an. "Habt ihr alles besprochen? Wenn ihr meine Hilfe für irgendwas braucht, dann können wir uns in den nächsten Tagen noch einmal unterhalten." Ein Platz zum Schlafen... Irgendwo weit weg, wo ihn nichts und niemand kannte, wo nichts und niemand war, der ihm an die Gurgel wollte. Irgendwo, wo er einfach nur leben konnte, entspannt, ohne das, was er jeden Tag tun musste, ohne die Bilder dessen, was er schon alles getan hatte? Das musste das Paradies sein. Und auf dieser Welt existierte das sicher nicht. Cole öffnete unvermittelt seine Tür und stieg aus. Er spürte, dass er nicht wirklich Kontrolle über seine müden Glieder hatte. Doch er ging um den Wagen herum, wankend auf Antonin zu. "Ok", murmelte er und sah den anderen aus schläfrig glasigen Augen an. "Bring mich irgendwo hin, wo ich schlafen kann, ruhig schlafen kann. Was es kostet ist mir egal. Ich zahle dir auch das Taxi für den Heimweg." Dann ließ er sich auf dem Beifahrersitz nieder, nestelte an seinem Handy und sprach schließlich. "Hey Susan, kannst du dich um Corleone kümmern... Entschuldige dass ich dich so spät noch störe. Und danke!" Müde ließ er den Kopf zurückgleiten, schloss die Augen. Antonin Antonin verfolgte das ganze Drama, das sich da vor seinen Augen abspielte zwischen Perplexität und Irritation schwankend. Mann, so würde der Kerl doch morgen im Leben nicht fit sein! Ein Gedanke der ihn Cole am liebsten packen und durchschütteln lassen wollte. So ein Idiot! So ein großer, verdammter Idiot! Er zog es vor auf nichts von dem sinnlosen Gefasel zu antworten, auch wenn er erstaunt war, dass Cole sich tatsächlich noch genug auf den Beinen halten konnte, um nicht einfach aus dem Fahrersitz raus zu kippen. Kopfschüttelnd setzte er sich hinter das Steuer, hörte dem Gespräch zu, während er den Sitz ein klein wenig verstellte und ließ den Wagen dann an. Schnurrte wie ein Kätzchen. Nur, wohin jetzt mit Cole? Das jener wirklich auf die Worte eingehen würde, war ja nicht abzusehen gewesen. Ein Ort an dem jener wirklich ruhig schlafen konnte? Na, Antonin wüsste da schon etwas... und da er eh vorhatte die Stadt zu verlassen, war das auch schon egal. Also fuhr er den Wagen vorsichtig vom Parkplatz und warf Cole nur von Zeit zu Zeit einen kopfschüttelnden Seitenblick zu, bevor er seine Tiefgarage mit Knopfdruck öffnete und den Wagen nach unten fuhr. Dort angekommen, stoppte er das Fahrzeug auf seinem Parkplatz, stieg aus und ging einmal um den Wagen herum, um die Beifahrertür zu öffnen und Cole raus zu helfen. Darüber gab es nur ein sehr kurzes, heftiges Wortgefecht, das auf Coles Seite eigentlich vielmehr dahingemurrt als tatsächlich gesagt war und auf Antonins Seite mehr durch puren Kraftaufwand gewonnen wurde. Danach ging es in den Aufzug in den ersten Stock und schon waren sie in seiner Wohnung. Seine neue, geliebte Wohnung, die er bald schon wieder aufgeben müsste. Sein Leben war einfach Scheiße. Er bugsierte Cole in sein Schlafzimmer und drückte ihn zu einer sitzenden Bewegung auf das große Bett. "Da ist das Badezimmer, auf dem Kasten neben dem Bett steht ein Wecker und du kannst das Ganze von innen absperren", gab er noch bekannt, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss. Momentan wäre Cole viel zu fertig, um den ganzen wirklich viel Aufmerksamkeit schenken zu können, aber wie würde diese Wohnung wohl auf ihn wirken? Antonin hatte das ganze eher spartanisch eingerichtet. Hauptsächlich in Edelmetall und Glas. Einzig im Wohnzimmer gab es eine gemütliche Couch und einen dazu passenden Lesesessel. An jeder größeren Wand hing ein Bild. Bilder, die eigentlich nur abstrakte Formen darstellten. In absolut jeder Farbe – außer rot. Rot würde man in dieser gesamten Wohnung nur an Lebensmitteln finden. Etwas auf das er sehr viel Wert legte. Ansonsten gab es nur in der Küche geordnetes Chaos. Verschiedene Ordner lagen so ziemlich auf jeder freien Fläche herum, Blätter mit Formeln und Statistiken klebten an den Wänden und so ziemlich überall gab es gelbe Post-its mit angefangenen Ideen. Tief seufzend schüttelte er den Kopf und griff zum untersten Regal, wo er verschiedene Pulver aus unbeschrifteten Behältern hervorholte und daraus mit Wasser einen Drink zusammenstellte, den er in eine leere Glasflasche füllte und im Kühlschrank verstaute. Danach tauschte er die eine Handykarte gegen eine andere und griff sich einen leeren Zettel und Stift: "Im Kühlschrank ist eine durchsichtige Flasche mit gelbem Inhalt. Trink es! Garantiert unvergiftet, dafür aber hochkonzentriert und deutlich schneller im System als jeder Kaffee und Redbull. Im Schlafzimmerschrank sollten frische Handtücher zu finden sein, falls du duschen möchtest. Schließ die Tür hinter dir, wenn du gehst! Dein Auto ist in der Tiefgarage - falls du das nicht mehr mitbekommen haben solltest." Jenen Zettel legte er noch vor die Schlafzimmertür, so dass es kaum zu übersehen war und verließ dann seine Wohnung. Er hatte die Nacht über noch viel zu tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)