Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 101: Costello --------------------- Ragnar „Ist gut, dann melde ich mich bei dir“, Ragnar nickte und blickte zur Eingangstür seines Hauses. Als er das Angebot des anderen hinsichtlich der Klamotten hörte, drehte er sich dem anderen wieder zu. „Hm, vielleicht sollte ich das machen, wenn es dich nicht stört.“ Er lächelte den anderen fröhlich an. Ja, irgendwie waren sie wohl wirklich schon ein Paar. Ansonsten wäre es doch nicht üblich, solche Angebote zu machen, oder? Kurz beugte er sich zu Nathan hinüber und küsste ihn. Er mochte es, wenn Nathan ihn Mogli nannte. Es brachte ihn immer zum Schmunzeln. Als er einen Anruf von Cole erhielt, dass er sich wohl erst einmal allein ums Dream kümmern musste, beschloss Ragnar gleich dorthin zu fahren und von dort aus via Internet mal nach einer Wohnung zu schauen. Ihm gefiel es nicht zu hören, dass Costello wieder Cole Befehle gab und Cole klang auch nicht sehr erfreut am Telefon. Es blieb abzuwarten, was das Clanoberhaupt nun wieder vorhatte. Die Suche im Internet erwies sich als gar nicht so einfach. Nicht nur, dass es wenige Angebote gab, die wirklich dem entsprachen, was er sich für sich vorstellen konnte, auch der Preis war teilweise einfach zu hoch, oder es gab andere Handycaps, z.B. dass nur an junge Familien vermietet wurde oder sogar nur an Studenten. Oft verlangten sie auch drei Monatsmieten Kaution, was Ragnar wohl nur aufbringen konnte, wenn er auf sein Sparbuch zurückgriff. Des Weiteren störte Ragnar eine Klausel. Es hieß stets, dass man seinen Lohnzettel der vergangenen Monate mitbringen solle. Gut, er konnte verstehen, dass sich die Vermieter bei so schönen Wohnungen absichern wollten, dass dort niemand einzog, den sie später rausklagen mussten, weil er keine Miete bezahlte. Aber was würden diese potentiellen Vermieter wohl sagen, wenn sie sahen, wo er arbeitete. Aber vielleicht wüssten sie auch nichts darüber. Er würde es einfach probieren müssen. Und so rief er schließlich ein paar Adressen an und erhielt sogar für diesen Abend noch zwei Besichtigungstermine. Er würde sicher nachher mal für zwei Stunden gehen können. Schnell schnappte er sich sein Handy und schickte Nathan eine SMS: Hey Nathan! Habe heute Abend zwei Besichtigungstermine für Wohnungen, mal sehen, ob was dabei ist. Ich halte dich auf dem Laufenden. Fühl dich am Schlüsselbein geküsst, dort, wo du so empfindlich bist… ;) Ragnar Antonin Antonin sah auf als er wieder jenen speziellen Klingelton hörte, den er inzwischen einwandfrei diesem Costello zuordnete. Und wie schon davor, verdüsterte sich Coles Mimik proportional zur Länge des Gespräches. Himmel, man könnte meinen gleich würden Blitze aus diesen Augen schießen und irgendwas in die Luft sprengen. Nicht dass Antonin es ihm verdenken könnte. Auf seiner Liste der eher sehr gehassten Personen stand Costello ganz oben. Es ging ihm immernoch nicht in den Kopf, wie man einem Kind so etwas antun konnte. Blödes Arschloch. Ja, das traf es wirklich gut. Er nickte auf die Frage hin. Natürlich würde er mitkommen. Als ob er Cole mit diesem Bastard alleine lassen würde, wenn er es nicht müsste. Auch wenn die nächsten Worte seines Freundes genau das verkündeten. Er spürte wie wieder jener Muskel an seinem Mundwinkel zuckte, der von seiner Unwilligkeit oder auch Unzufriedenheit verkündete, aber wirklich tun könnte er Moment nichts, weshalb er abermals nickte. "Keine Sorge, ich bin so gut wie unsichtbar", beruhigte er Cole, auch wenn er sich den anhängenden Satz sparte. 'Zumindest noch.' Früher oder später würde das schiefgehen, Antonin sah das schon eine Weile kommen, selbst wenn er Costello nicht kannte. In seinen Augen waren sich jener und Nicholas gar nicht so unähnlich. Jeder der beiden Männer besaß im übertragenen Sinne einen kleinen Hund, der für sie Dinge erledigte. Er selbst war es für Nicholas gewesen und Cole war es für Costello. Früher oder später kamen sie dahinter und waren nicht begeistert. Dann hieß es entweder den Störfaktor in der Treue des Hundes auszuradieren oder den Hund daran zu erinnern, wer der Boss war. Wie man sich vorstellen konnte, gefielen Antonin beide Optionen nicht. Ganz und gar nicht. Aber er schwieg zu diesem Thema, wie er es bereits am Friedhof getan hatte. Cole müsste diese Entscheidungen selbst treffen, sonst wären sie nichts wert und würden am Ende vielleicht sogar noch zu einem Bruch zwischen ihnen führen. Er warf dem Restaurant einen kurzen Blick zu, bevor seine Aufmerksamkeit wieder auf Cole ruhte. Als jener sich kurz verspannte, nachdem er ihn geküsst hatte, zuckte jener Muskel abermals und Antonin unterdrückte ein grollendes Geräusch. Es lag nicht daran, dass sie sich verstecken mussten, sondern vielmehr an dem warum. Antonin hatte kein Problem damit, ein kleines, schmutziges Geheimnis zu sein, wenn es Cole denn weiterhalf. Aber dann sollte jener auch ein wenig mehr Vorsicht walten lassen! Abermals nickte er. "Melde dich einfach." Dazu dass gerade eben noch von einem Taxi die Rede gewesen war konnte er nur innerlich den Kopf schütteln und die Augen ein wenig prüfend verengen. Was genau passierte da gerade mit Cole? Soviel Unsicherheit wegen eines einzelnen Mannes? Am liebsten hätte Antonin Zeter und Mordio gebrüllt, doch er riss sich zusammen und rutschte auf den Fahrersitz. Schon beim Anfahren warf der der Häuserseite gegenüber dem Restaurants einen prüfenden Blick zu und wurde tatsächlich fündig. Er fuhr das Fahrzeug in die nächstbeste Tiefgarage, kurz grinsend als er daran dachte, dass Cole ihm die Ohren langziehen würde, wenn er wüsste wie er sein geliebtes Auto gerade einparkte - mit fast schon schlitternden Reifen. Von dort überquerte er die Straße in einer Traube von Menschen und fand sich alsbald in dem Einkaufszentrum der Oberschicht wieder. Nach kurzem Blick auf eines der Orientierungsschilder fuhr er mit dem Aufzug in den zweiten Stock und fand das Cafe auch sofort. Von dort hätte er einen tollen Blick auf die Straße, aber durch die Spiegelung von unten wäre er eher mies zu erkennen. Dabei weiterhelfen würde ihm auch noch eine Karte, die er soeben ergriff und sich wahllos für einen Eiskaffee entscheiden würde, wenn die Bedienung käme. Es war an der Zeit sich diesen Costello noch einmal näher anzusehen. Von ihrer bisher einzigen Begegnung hatte er kaum noch eine lose Erinnerung. Es dauerte eine Weile, doch als schließlich zuerst Cole und dann Costello nach draußen traten, schlich sich ein ganz bestimmter Glanz in seine sturmgrauen Augen. Nachdenklich kaute er auf dem Strohhalm seines Kaffees herum und versuchte sich das Bild jenes Mannes ganz genau einzuprägen, bevor er schließlich aufstand und einen Schein auf den Tisch warf. Antonin hatte vorerst genug gesehen und da Cole eine Art Radar zu besitzen schien, wenn es um ihn ging, wollte er lieber nichts riskieren. Zudem da noch eine zweite Anlaufstelle war, der er einen Besuch abstatten wollte. Und zwar bevor sein Freund wieder zurück im Lady Dream war oder ihn doch zurückpfiff, um sich abholen zu lassen. Dank ein paar eher unnötiger Überholmanöver stoppte er den Wagen vorm Lady Dream, grüßte die bereits anwesenden und fragte nach Ragnar. Jenen fand er im Büro, wo er auch nach kurzem Anklopfen eintrat und sich ungefragt setzte. "Hallo bester Freund meines Freundes", begrüßte er jenen und lächelte kurz. "Ich würde mir wünschen, dass diese Zusammenkunft unter uns bleibt, selbst wenn du mir nicht antworten können solltest oder willst", fing er an und zupfte sich eine Zigarette hervor. Hm, ob er inzwischen nicht schon wieder zu viel rauchte? "Ich würde mir Informationen über einen gewissen Mann wünschen. Einem Mann, der die Fäden zieht, denn er zieht mir persönlich ein wenig zuviel daran.. kann man hier sprechen? Willst du das überhaupt?", fragend sah er jenen Mann an, dem er doch einiges zu verdanken hatte. Indirekt wie direkt. Und so darüber nachdenkend, blinzelte er kurz ein wenig verwirrt, bevor er sich ein Stück im Stuhl nach vorne lehnte. "Es tut mir übrigens sehr leid, dass du in meine Probleme hinein gezogen wurdest. Ich bin sehr erleichtert, dass dir nichts geschehen ist und ich danke dir für deine Hilfe." Ragnar Internet ist schon eine schöne Spielerei. Vertieft in die einschlägig bekannten Portale, auf denen Wohnungen angeboten wurden, stöberte Ragnar nach denjenigen, die für ihn in Frage kommen könnte. Die Bilder, die ausgestellt waren, durchklickend suchte er weiter, auch wenn er bereits eine Wohnung entdeckt hatte, die wahrscheinlich absolut seinem Geschmack entsprechen würde. Und eben jene Wohnung schaute er immer und immer wieder an, obwohl er sie ja noch diesen Abend besichtigen konnte. Als es klopfte sagte er laut herein und klickte endlich die Fenster weg, bevor er den Kopf hob und Antonin sah. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, besonders als er die Begrüßung hörte. "Hallo Freund meines besten Freundes", erwiderte er grinsend und lehnte sich im Sessel zurück, beobachtend, wie Antonin sich seine Zigarette nahm. "Frag ruhig", forderte er ihn auf und sein Blick wurde ernster. Ob es Probleme mit Cole gab? Hatte jener schon wieder etwas angestellt? Doch die folgenden Worte ließen ihn wissen, um wen es sich handelte: Costello. Ragnars Miene verfinsterte sich ein wenig. "Ich denke nicht, dass man hier sprechen kann, aber ich stehe dir dennoch gerne zur Verfügung. Lass uns was trinken gehen oder so." Ragnar stand auf und vernahm dann die Worte des Dankes. "Du musst dich nicht bedanken. Ich hab nur geholfen, wo ich helfen konnte. Und ansonsten war es gar nicht so schlimm. Ich bin ohnehin eine wandelnde Leiche. Wirklich gefährlich war es für mich nicht." Gemeinsam verließen sie den Club und gingen gegenüber zu einem der kleineren Läden, in denen es ein wenig zu essen und zu trinken gab. Ragnar bestellte sich nur eine Cola. "Du möchtest also über Costello sprechen", griff er schließlich das Thema wieder auf. "Nun ich werd dir nur sagen können, was ich weiß, mehr leider nicht." Fragend blickte er sein Gegenüber an. Antonin Und schon wieder eine Mimik, die sich verfinsterte, wenn es um diesen Mann ging. Ob das irgendwie mit diesem Mistkerl einherging oder passierte das nur Leuten, die häufiger mit ihm zu tun hatten? Nun, Antonin gedachte es herauszufinden, denn nur mit Informationen konnte man sich Schritte überlegen. Schritte, die vielleicht dazu beitrugen, sein Leben zu schützen oder Coles zu erleichtern. "Ja, was trinken klingt sowieso sehr gut. Diese verdammte Hitze macht mich wahnsinnig", murrte er und erhob sich ebenfalls, die Zigarette unangezündet hinter sein Ohr steckend. Doch dann musterte er Ragnar, mit deutlichem Unverständnis in den Augen. Schwer seufzend schüttelte er den Kopf. "Vielleicht seid ihr doch kein so seltsames Gespann, Cole und du meine ich. Möglicherweise war es Absicht oder er hat sich verplappert, aber ich weiß von deiner Krankheit. Ich habe angeboten, die Blue Wonder Formel rauszurücken, wenn das etwas an deiner finanziellen Lage verbessern könnte, immerhin arbeite ich in einem Gewerbe, in dem man eine sehr gute Ahnung davon hat, wie teuer Medikamente sind. Und solange es solche Angebote und solche Leute wie Cole in deinem Leben gibt, solltest du dich nicht selbst als wandelnde Leiche bezeichnen." Kurz wankte sein Blick in eine unerbitterliche graue Sturmfront, bevor er sich wieder klärte und sich jenes unverkennbare Lächeln ihrer ersten Begegnungen wieder auf seine Lippen legte. "Ich war schon häufiger halbtot, Ragnar, und ich kann da eher wenig Mitgefühl aufbringen. Wo ist der Unterschied, ob einem das Blut ausgelassen wird oder ob man an AIDS stirbt? Die Schmerzen? Das lange Leiden? Wenn ich Nathan auch nur für eine Sekunde richtig eingeschätzt habe, dann hast du in ihm jemanden gefunden, der dich von diesen Gedanken ablenkt. Sogar mit Coles Prüfsiegel. Ist es da wirklich noch ratsam, sein Leben so minderwertig zu behandeln?" Er zuckte mit den Schultern. "Und mal wieder lehne ich mich zu weit aus dem Fenster. Komm, lass uns gehen, bevor du es dir wegen meiner großen Klappe noch anders überlegst. Zudem mein Dank trotzdem gilt und es meine ausgezeichnete Erziehung es mir gebietet, jenen auszusprechen." Antonin lächelte und folgte Ragnar dann in einen der Läden, wo er sich ein großes Wasser ohne Sprudel bestellte. Dazu ein Sandwich mit Käse und Schinken und Antonin wäre wieder halbwegs glücklich. Er nickte auf Ragnars Vermutung hin und trank einen großen Schluck von seinem Getränk. "Jedes Mal wenn der Kerl anruft zieht eine ganze Gewitterfront durch die Wohnung. Von der stark sinkenden Temperatur einmal ganz zu schweigen. Es ist für mich bis heute nur so eine Art Puzzle gewesen, an dem ich nebenbei gearbeitet habe, seitdem mir Cole einiges aus seiner Vergangenheit erzählt hat", erklärte er und schwieg, abwartend bis die Bedienung sein Sandwich abgestellt und sich wieder entfernt hatte. "Und wenn Cole nur seine Eisaura hochziehen würde, wie andere eine Hängebrücke, könnte und würde ich damit leben, ohne meine Nase in diese Angelegenheit zu stecken." Kurz blitzen seine Augen auf und seine Mimik wurde hart. Das verschwand jedoch genauso schnell wie es aufgetaucht war. So ganz hatte Antonin sich noch nicht wieder unter Kontrolle was diese offensichtlichen Gemütsschwankungen betraf, aber er arbeitete daran. "Aber einem Cole gegenüber zu stehen, der sich innerhalb von drei Sätzen zweimal selbst widerspricht, macht mich nervös. Das ist nicht seine Art. Ich möchte also alles über diesen Mann wissen. Soviel nur geht und danach noch ein Stück mehr." Antonin nahm Ragnar in einen direkten Blick, doch er war bittend, nicht fordernd. "Ich kann Cole nicht einfach danach fragen, verstehst du? Ich würde es gerne, aber ein einziger Anruf dreht ihn fast komplett um und ich mache mir inzwischen wirkliche Sorgen. Sorgen, wo das für ihn oder mich enden könnte, und ich möchte vorbereitet sein. So gut es mir nur menschenmöglich ist, denn inzwischen taucht dieser Mann mir ein wenig zu häufig auf, um Cole wieder in irgendwelche irrsinnigen Situationen springen zu lassen." Er stockte kurz, nicht wissend ob er weitersprechen sollte. Doch Ragnar war Coles bester Freund und wusste vermutlich mehr über diesen als Antonin. "Ich habe einfach das Gefühl, dass dieses Arschloch die Leine kürzer nimmt und ich möchte Cole nicht verlieren. Genausowenig wie ich möchte, dass er sich wieder verändert, dass er wieder beginnt komische Phrasen auszuspucken und sich selbst oder seinen Wert nicht mehr erkennt. Nicht nachdem er mir so viel geholfen hat. Nicht nach dem was wir durchmachen mussten, um überhaupt bis hierhin zu kommen." Er stockte abermals und fuhr sich ein wenig fahrig durch die Haare. "Oje.. das hört sich schrecklich schnulzig an... aber so fühle ich nun mal." Ragnar Die Worte des anderen stimmten ihn nachdenklich, während er die Speisekarte betrachtete. Ja, Nathan würde ihn ablenken. Aber dennoch würde er dieses Gefühl nicht so schnell loswerden. Ihm war die Todesangst noch zu oft sehr präsent, während sie im nächsten Moment in eine 'Alles egal'-Stimmung umschlug. Und war es Nathans Aufgabe, ihn immer abzulenken? Müsste er nicht irgendwann auch einmal selbst mit diesen Schwankungen zurechtkommen? Was würde Nathan sagen, wenn er ihn einmal in so einem Loch sehen würde? Würde er sich nicht überfordert fühlen? Ragnar legte die Karte weg, als Antonin das Sprechen begann und bestellte sich schließlich, als die Bedienung Antonins Sachen brachte, auch einen Sandwich aber mit Thunfisch. Dann hörte er weiter zu. "Ich kann verstehen, dass dich das verwundert und verwirrt. Cole und Costello haben eine seltsame Beziehung." Ragnar seufzte und trank von seiner Cola. "Als ich Cole das erste Mal getroffen habe, fragte ich ihn nach seinem Vater. Ich war damals 9 Jahre alt. Er antwortete, dass sein Vater im Himmel sei und ihm dafür einen Engel geschickt habe, der auf ihn aufpasst. Später erkannte ich, dass dieser 'Engel' Costello war. Costello tauchte immer dann bei Cole auf, wenn es ihm nicht gut ging, wenn er von seinem Stiefvater verprügelt worden war. Dann kam er immer und tröstete Cole, der das natürlich dankbar annahm. Ich glaube im Nachhinein, dass Costello es initiiert hat, damit er bei Cole einen festen Platz bekam. Als Cole älter wurde, hat er ihn immer mehr an sich gebunden. Aber er hat ihm auch mehr und mehr sein wahres Gesicht gezeigt. Du musst wissen, Costello ist selbst Familienvater, aber die Kinder und seine Frau haben keine Ahnung, was er sonst so tut. Gut, seine Frau weiß es, aber der Rest nicht. Er wollte seine Familie immer davor schützen in diese Welt zu kommen. Deshalb hat er sich einen Ersatz gesucht, den er in Cole gefunden hatte. Cole liebte ihn, als er klein war. Er war immer der Gute, während sein leiblicher Onkel immer der Böse war. Im Gegensatz zu mir, denn ich hatte als ich klein war, massive Angst vor Costello. Ich fand seine Augen so unglaublich bösartig. Wenn Cole kühl blickt ist das etwas ganz anderes, Costellos Augen wirken eher wie zwei tödliche Giftzähne einer Schlange. Egal, jedenfalls hat er sich einlullen lassen und Costello erzog Cole zu einem perfekten Schoßhund, der ihm Ehre bringen sollte. Und er verwendete dazu jeden Psychohorror, den man sich vorstellen kann. Cole begriff lange nicht, wozu er gemacht worden war. Einmal kam er als 13jähriger zu mir und fragte mich, ob ich wüsste, dass man sich wünschen konnte, jemand sei wieder lebendig, wenn man genug andere Menschen getötet hatte. Ein anderes Mal kam er blutüberströmt und erklärte mir, dass er den Mörder seiner Eltern umgebracht habe, es sich hinterher aber herausgestellt hatte, dass Costello sich geirrt hatte. Und ich glaube das war der Punkt, an dem er langsam aber sicher begriff, dass nicht alles stimmte, was Costello ihm erklärte. Damals begann die Zeit, in der er begann abends weg zu gehen, zu rauchen und zu trinken. Er schleppte mich hin und wieder mit, weil er nicht allein sein wollte, ließ mich dann aber immer mal wieder stehen, weil er einen Typen an der Angel hatte, dem er für Geld einen blasen durfte. Es dauerte weitere 3 Jahre, bis Cole soweit begriffen hatte, dass er einer großen Lüge zum Opfer gefallen war. Damals hatte Cole sich um Drogenhandel gekümmert. Als er in eine Schießerei verwickelt wurde und dabei einige Menschen töten musste, um selbst zu überleben, war er zu mir gekommen, um mich anzuflehen, mit ihm zu fliehen. Ich zögerte nicht, hatte ich eben erst meine Mutter verloren. Doch wir kamen nur bis zur Grenze von Washington, dann hatte Costello uns wieder. Cole lud alles auf sich und erhielt dafür eine Art Gehirnwäsche, die es bewirkte, dass wir uns nichts mehr zu sagen hatten. Ich glaube, Costello hatte ihm gedroht, falls er weiter mit mir Kontakt haben würde, aber sicher bin ich mir nicht. Ich beendete im selben Jahr meine HighSchool und ging zum Studieren nach Europa. Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit alles geschehen ist. Eines ist aber sicher. Cole ist in dieser Zeit unglaublich gewachsen. Er hat sich von Costello einigermaßen gelöst und es ja auch geschafft, sich dessen Kontrolle ein wenig zu entwöhnen." Ragnar seufzte. "Ich denke, das ist alles, was ich weiß. Vielleicht noch, dass Costello selbst zu den größten Oberhäuptern gehört. Ich weiß nicht einmal, wer sein Vater war." Ragnar verstummte. Er hatte viel erzählt. Wenn sein Gegenüber jetzt noch Fragen hätte, müsste er sie nur stellen. "Mehr weiß ich leider auch kaum." Antonin Am liebsten hätte Antonin auf etwas eingeschlagen als Ragnar geendet hatte, doch stattdessen beschränkte er sich darauf, sein Essen zu sich zu nehmen und ein paar Schlucke zu trinken. "Dieser unglaubliche Bastard", murmelte er mehr zu sich selbst als zu Ragnar. Das waren in der Tat ein paar weitreichendere Informationen als Cole sie ihm gegeben hatte und sie halfen ihm ein etwas klareres Bild von diesem Monster zu zeichnen. Denn etwas anderes war dieser Mann in seinen Augen nicht mehr. Ein skrupelloses, erbärmliches Monster. Und wieder schlug die Vergangenheit seines Freundes ihre Krallen in sein Herz. Blowjobs gegen Geld? Mit 13 schon mehrmals gemordet und blutüberströmt gewesen? Man hatte Cole erzählt, man könnte sich Menschen wieder lebendig wünschen? "Danke dass du mir das erzählt hast", rang er sich schließlich doch zu einer etwas informativeren Antwort durch und lächelte seinen Gegenüber ein wenig gequält an. "Es erstaunt mich immer wieder, wie stark dieser Mensch ist, obwohl ich mir jedes Mal vornehme nicht mehr davon überrascht zu sein. Ich bin sehr froh, dass er dich an seiner Seite hatte und auch weiterhin hat. Oder vielmehr, wieder hat, wenn ich das so betrachte." Er zog seinen Geldbeutel hervor und warf ein paar Scheine auf den Tisch. "Es reicht, um mir ein besseres Bild machen zu können. Von der Situation, von Cole und auch von Costello. Ich hoffe der Kerl erstickt an einem Krabbencocktail. Danke für deine Zeit und Vertrauen, aber ich muss los. Womöglich will Cole, dass ich ihn abhole, womöglich kommt er auch mit einem Taxi hierher und ich möchte eher nicht erklären, warum wir uns hier unterhalten und nicht drinnen." Er nickte Ragnar zu. "Wir sehen uns", verabschiedete er sich und trat aus dem kleinen Imbiss, um zurück zu Coles Auto zu schlendern. So ganz wusste er noch nichts mit den Informationen anzufangen, doch eines war sicher, er würde weiter graben. Tiefer und tiefer, bis er einen Punkt fand, mit dem er notfalls arbeiten konnte. Noch war ihm nicht klar was das für ein Notfall sein könnte, doch es war immer besser einen Plan zu haben. Eine Ausweichmöglichkeit, die einen vom vorgezeichneten und erwarteten Weg führte und damit vom Radar der Gegenpartei verschwinden ließ. Das schloss den Radar seines Freundes momentan noch mit ein. Es war momentan besser nichts davon zu erzählen, denn er konnte sich Coles Reaktion ansatzweise vorstellen. Oder zumindest glaubte er, das tun zu können. Was Antonin jedoch nicht davon abhielt, sondern ihn vielmehr anstachelte, vorsichtig und gewieft zu handeln. Es war sowieso an der Zeit wieder ein wenig mehr in die Tatsache zu investieren, dass er ein Guard mit einem sehr wertvollen Ziel war. Und im Grunde gab es sowieso nichts Besseres um ihn zu beschäftigen bis sein Labor fertig war. Naja, außer im Lady Dream Kisten zu schleppen vielleicht und so viel Spaß das hin und wieder auch brachte, es war nicht das, was er sich für sein Leben vorstellte. Das Auto startend, schlängelte er sich wieder in den Verkehr und beschloss nach Hause zu fahren. Dort könnte er sich auch in aller Ruhe überlegen, wie er wieder an Ausrüstung herankäme, denn Cole hatte mit seiner 'kleinen' Sprengung dem Großteil seiner Sachen ebenfalls pulverisiert. Das war dann nicht nur eine Frage der Beschaffungsmöglichkeiten, sondern auch des Geldes. Wovon er momentan sowieso nur genügend besaß, um sich ein ganz normales Leben leisten zu können. Vielleicht sähe es anders aus wenn dieser Patentstreit endlich einmal in die ein oder andere Richtung tendierte. Doch so... ja, Antonin hatte jede Menge zum Nachdenken und wenn es nicht gerade um ein Arschloch wie Costello im Zusammenhang mit Cole gegangen wäre, fände er diese Ablenkung sehr vorteilhaft für seinen Gemütszustand. Ragnar Dass Antonin nicht begeistert von den Dingen war, die er ihm erzählte, war Ragnar klar gewesen. Ob er lieber nichts gesagt hätte? Brachte er Cole damit in Schwierigkeiten, weil er Antonin dazu verhalf, Informationen zu sammeln, die dieser sicher gegen Costello verwenden würde? Andererseits wünschte er sich für Cole nichts sehnlicher, als dass er dieses Arschloch endlich los wurde. Und vielleicht war Antonin dieser Situation gewachsen. Aber wenn nicht, wäre er in großer Gefahr, und auch die Beziehung zu Cole wäre in großer Gefahr. "Ich habe dir das gerne erzählt, Antonin", sagte er daher zu ihm. "Aber eines muss dir klar sein. Wenn du etwas gegen Costello unternimmst, musst du dir sehr sicher in allem sein. Denn du gefährdest dadurch dein und Coles Leben und zusätzlich noch eure Beziehung." Nun blickte er dem anderen hinterher und aß sein Sandwich zuende. Noch bevor er die Straße überquerte, um wieder ins Dream zu gehen, musste er sich beeilen, um aufs Klo zu rennen und sich zu übergeben. Morgen war er noch einmal beim Arzt. Vielleicht könnte er ihm sagen, was er dagegen tun konnte. Den Rest des Nachmittages verbrachte er damit, Organisatorisches zu erledigen. Es galt potentielle Kunden für die neue Lieferung anzurufen und Dealer zu versorgen. Er machte diesen Job gerne, auch wenn es ihm lieber wäre, wenn es andere 'Waren' wären, mit denen er zu tun hatte. Sein Studium in BWL war eigentlich wirklich aus Interesse gewesen und er hatte sogar einige zusätzliche Qualifikationen wie Internationales Management und Transnationale Kooperation dazu erworben. Eigentlich war es schade, dass er sein Wissen nicht sinnvoller nutzte. Als Cole anrief, dass es spät bei ihm werden würde, dass er dafür sorgen sollte, dass das Lady-Dream aber sicher war, nahm er die Gelegenheit wahr, ihn zu fragen, ob es ok wäre, wenn er abends noch was erledigte. Als Cole ihm freigab, fragte er nicht nach. Vielleicht hätte Nathan dann auch Zeit und sie könnten sich mal zu einer vernünftigen Zeit sehen. Auf dem Weg zur ersten Wohnung schrieb er diesem gleich noch eine SMS. Nathan! Ich habe heute Abend frei bekommen. Wenn du Zeit und Lust hast, könnten wir etwas unternehmen oder so… Kannst mich ja anrufen, wenn du soweit wärst. Ich muss jetzt ohnehin erstmal Wohnungen ansehen ;) Ein Kuss zwischen diene Schulterblätter, dort wo du so weiche Haut hast... Ragnar Die Frau, die ihn in der ersten Wohnung begrüßte stellte sich als biedere ältere Dame heraus, die offensichtlich davon ausging, dass man genauso kleinkariert und frustriert sein musste, wie sie, wenn man hier einzog, denn die Liste an Dingen, die man nicht durfte (zum Beispiel nach 22 Uhr auf dem Balkon sitzen), war immens und kaum nachvollziehbar. Die Wohnung an sich war zwar wirklich toll, aber angesichts dessen, dass eben jene Frau unter ihm wohnen würde, von vornherein gestorben. Als sie fragte, was er arbeite und er ihr wahrheitsgemäß antwortete, er sei in einem Nachtclub angestellt, hob sie nur eine Augenbraue und strich ihn gedanklich wahrscheinlich schon von der Liste. Die zweite Wohnung, eben jene, die er so unglaublich schön gefunden hatte, war in einem Altbau unweit von Manhattan im East Village. Der Weg zu Nathan wäre wohl auch zu Fuß möglich, wenn man sich ein wenig bewegen wollte. Die Wohnung war im obersten Stockwerk und durch die Dachschräge relativ klein, aber der Schnitt war phantastisch und wenn man eintrat schien es, als hätte die Wohnung einen ganz eigenen Charakter, ein ganz eigenes Flair. Er würde eine schöne Küche, ein Wohnzimmer, ein gepflegtes Bad und ein weiteres Zimmer haben, mehr Platz also, als in seiner bisherigen Ein-Zimmer-Wohnung. Zudem hätte er einen Balkon, der ziemlich groß war, und von dem aus man in die begrünten Hinterhöfe blicken konnte. Ein Manko war allerdings, dass es keinen Aufzug gab. Der Umzug wäre sicher ziemlich anstrengend, aber Cole und Antonin würden ihm sicher helfen. Die Vermieterin war eine junge Frau, die als Maklerin engagiert war. Dadurch, dass die Wohnung in einem Topzustand war und die Lage natürlich sehr attraktiv, war die Miete recht hoch. Die Kaution und der Marklerpreis würden ihm wohl einiges wegfressen, aber wenn er ehrlich war, hatte er sich schon in die Wohnung verliebt. Er gab der Frau seine Unterlagen, erklärte ihr, dass er Interesse hatte und bat sie, sich so bald wie möglich zu melden, wenn sie wüsste, ob er die Wohnung haben dürfe. Sie versprach es mit den Eigentümern abzusprechen und sich zu melden. Bald darauf war er auf dem Weg zum Sunshine-Cinema, einem der älteren aber dafür umso schöneren Kinos in New York Manhattan. Bevor er in die U-Bahn einstieg, schickte er Nathan noch eine SMS, dass er in ca. 20 Minuten da sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)