Ai shite iru von HiYasha (Eine Reise, die ihr Leben veränderte) ================================================================================ Kapitel 22: E-Mail für dich --------------------------- Und damit es mal ein wenig vom Fleck kommt, gleich noch ein Kapi E-Mail für dich So vergingen ihre Tage, ihre Nerven beruhigten sich wieder, die quälenden Fragen hörten auf und das Bild des Mannes verblasste langsam. Sie ging ihrer Arbeit nach, ruhig und besonnen, war ihr Ruf durch ihre Unfälle doch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Mangas hatte sie in die Ecke gepackt und nie mehr angeschaut. Sie wollte den Phantasien entfliehen, den Einbildungen mussten es ja wohl gewesen sein. Die Existenz eines Mannes mit Schwanz und spitzen Ohren konnte doch wirklich nur ein Produkt ihrer Einbildung gewesen sein und zu lange hatte sie sich dem Schwärmen hingegeben an etwas, das wohl nicht real war. Nein, sie wollte sich nicht länger plagen mit so verrückten Träumen. Spitze Ohren, so etwas wollte sie nur noch im Fernsehen sehen. Sie lachte jedesmal auf wenn sie einen Vulkanier in ihrer Lieblingssendung sah. Latex und gutes Make-up, mehr steckte da nicht dahinter. Alles nicht echt! Die Tage gingen ins Land, es war Herbst geworden, und wie die Blätter von den Bäumen fielen und verwehten, so versiegten auch endlich ihre Träume, Träume an eine Höhle, an weiches Fell unter ihrem Körper, an Arme die sie hielten, an diesen markant-männlichen Duft. Langsam fühlte sie sich wieder einigermaßen wohl in ihrer Haut, fasste Vertrauen in sich selbst, in ihre Existenz, ihr innerstes Sein. Sie konnte wieder fröhlich sein, wieder bei einem Witz lachen und sogar selbst wieder welche machen, sie fühlte sich wieder unbeschwert, befreit. Aber Vertrauen zu anderen Menschen hatte sie noch nicht gefasst. Die Freundschaft zu Christine hatte sie vollständig abgebrochen, zu tief saßen die Vorwürfe und Verletzungen, die sie sich hatte anhören müssen. Sie konnte die Wut der jungen Frau ja gut verstehen. Jahre hatten sie gespart um sich die teure Reise nach Japan leisten zu können, die dann durch ihren Sprung in den Brunnen so schnell beendet worden war. Das große Verständnis für ihre seltsame Beziehung, das Eingehen auf einen abgeänderten Urlaubsverlauf, ja, dass war nur eine ihrer Einbildungen gewesen. Rücksicht und Anteilnahme gab es wohl nur in ihren Träumen. Dann war es besser, in der realen Welt auf Freundschaften zu verzichten. So unterhielt sie nur einige oberflächliche Bekanntschaften, ging ab und zu mit den Kollegen zum Sport, ansonsten verbrachte sie ihre Abende alleine vor dem Fernsehgerät oder dem Computer. Sie war gerade nach Hause gekommen und schaltete wie gewohnt als erstes ihren PC an. Das E-Mail-Programm zeigte wie so oft den Eingang einiger Briefe an. Sie überflog die Absender, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Freunde hatten sich gemeldet, die sie im Internet kennen gelernt hatte. Sie verbrachte viele Abende damit, Briefe zu schreiben. Das war ihr recht, sie konnte dabei bestimmen, was sie erzählen wollte und was nicht. Niemand drängte sie, rang ihr etwas ab was sie nicht erzählen wollte. Und sie musste nichts über die seltsamen Vorkommnisse der letzten Monate berichten. Sie wandte sich wieder ab und bereitete sich erst einmal ein schlichtes Abendessen, eine Suppe und ein paar belegte Brote. Danach badete sie noch ein halbe Stunde und zog danach ihren flauschigen Bademantel an. Mit einem Handtuchturban um ihre nassen Haare setzte sie sich dann an ihren kleinen Schreibtisch. Sie wechselte erst noch in das Verzeichnis mit ihrer Lieblingsmusiksammlung und startete den Mediaplayer. Bei dem rauchigen Klang einer tiefen Stimme und sanfter Gitarrenmusik blätterte sie dann durch ihre Mails. Die meisten Absender der Botschaften waren ihr bekannt. Sie überflog die Texte, antworten wollte sie aber erst später in aller Ruhe. Da blieb ihr Blick an einer Mail hängen. Diesen Namen kannte sie nicht. Ob das eine Werbung war? Vorsichtig schaute sie sich den Brief an, immer gewappnet, dass er virenverseucht sein könnte. Die Mail enthielt nicht darstellbare Zeichen, sie solle den asiatischen Zeichensatz laden, bemerkte ihr Betriebsystem. Diese Zeichen waren Teil eines Werbe-Anhängsels am Ende des Briefes, wie er oft bei kostenlosen Anbietern für E-Mail-Konten automatisch angefügt wurde. Das musste eine Mail aus Asien sein, aus Japan vielleicht? Ihr Herz begann zu klopfen und neugierig überflog sie die englischsprachigen Zeilen. Zitternd saß sie auf ihrem Stuhl. Sie konnte nicht fassen was sie da gelesen hatte. Eine Kagome hatte ihr geschrieben. Nun, sie hatte sich erkundigt. Kagome war ein durchaus gängiger Mädchenname in Japan. Aber diese Kagome schrieb ihr, als ob sie sich kannten. Sie wohne im Haus bei dem Schrein mit dem alten Brunnen, der Brunnen, in den sie gefallen war. Sie habe damals die Notärzte gerufen, habe Sarahs Rücktransport in ihr Heimatland organisiert. Soweit war das ja alles noch möglich. Aber sie schrieb, sie kenne sie! Die einzige Erinnerung, die Sarah hatte, waren ihre verrückten Träume. Nur in ihnen hatte sie mit Kagome gesprochen, sie im Land jenseits des Brunnens getroffen. Hatte sie im Fieberwahn vielleicht mit ihr geredet? Nach ihrem Sturz, ihren Sprung? Ihr Herz pochte, und ihre rechte Hand krampfte sich um die glatte Computermaus. Sie solle sich eine Webcam besorgen, schrieb diese Kagome weiter, und sich ein bestimmtes Programm aus dem Internet herunter laden. Dann solle sie sich in einer Woche zu einer bestimmten Uhrzeit melden, online in diesem Programm, bereit vor der Kamera. Da sei jemand der sie unbedingt sehen wolle... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)