Master of disguise von Hypnos (-Wird nach und nach korrektur gelesen-) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Seitdem hide vor seiner Tür gelegen hatte, waren zehn Jahre vergangen, ohne, dass hide je etwas über die Wunde auf seiner Brust gesagt hatte. Yoshiki wusste, dass es etwas schreckliches war, dass ihm diese Wunde eingehandelt hatte, aber er wollte hide auch nicht drängen. hide saß auf der Fensterbank, am geöffneten Fenster und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Er schien zufrieden mit sich, seit er wieder klar denken konnte; gehen konnte, ohne Schmerzen zu empfinden. Seit er wieder frei schien. "Es scheint mir noch immer wie ein Wunder zu sein, dass ich hier bin.", sagte hide irgendwann, zog an der Zigarette und stieß den Blauen Dunst in die Luft. Seine Bewegungen waren so geschmeidig, flüssig. Yoshiki schwieg, dachte an die Tage zurück, in denen er sich hide angenommen hatte. Er hatte ihn ständig mit Schlaftabletten betäuben müssen, um seine Wunde zu behandeln. Tief in die Haut auf hides Brust war das Wort 'Verräter' eingebrannt und eingeritzt. Noch immer verstand Yoshiki nicht, wieso und warum man so etwas tun konnte. "Du genießt dieses Wunder ja in vollen Zügen... Und du bist kein bisschen mehr von mir abhängig...", meinte Yoshiki dann trocken, er hätte gerne viel mehr Zeit mit hide, mit ihm allein. Aber die war ihm vergönnt, seit der Gitarrist wieder alleine klarkam. Den Kopf im Nacken grinste hide noch immer, hatte die Augen geschlossen. Yoshiki nervte diese Art . Er hasste es, wenn hide ihn regelrecht ignorierte und einfach nur innerlich feierte, dass er noch lebte. Doch dann sah Yoshiki auf den Fernseher, der nebenher lief. Eine Dokumentation. Mafiosi. Ein Schaudern ging über Yoshikis Rücken, als er es sah, noch immer hatte er Alpträume, in denen die verrauchte Stimme des Mafiabosses herumallte, überall war der Rauch und manchmal tauchte dieses teuflische, gelbzähnige Grinsen auf. Oder einer der Schläger. Dann sah er wieder zum Fernseher, nahm die Bilder wieder wahr und entkam seinen Alpträumen: die nur zu bekannten Bilder: Ein junger Mann, jünger als hide, jünger als er. Erschossen vor dem Polizeipräsidium Tokios. Er ging einen Schritt auf den Fernseher zu, sah etwas, das ihm vorher nie bewusst gewesen war. Auf der Rechten Gesichtshälfte des Toten. Eingebrannt. Eingeritzt. Vernarbt. Wie auf hides Brust. "Na, verstehst du, warum ich nicht über meine Wunde reden wollte?" Yoshiki zuckte zusammen, bekam panische Angst. Das konnte kein Zufall sein. Nur eine Gruppe Menschen konnte so grausam sein. Nur eine Gruppe Menschen hing mit ihm zusammen und würde vielleicht auch Unschuldige umbringen. Mit vor Angst geweiteten Augen sah er zu hide. Dieser saß ruhig da und starrte ihm in die Augen. Kein Wort kam über Yoshikis Lippen. Am liebsten wäre er weggerannt. Weit weg, dorthin, wo ihn keiner dieser Bastarde noch finden würde. "Sag was...", murmelte hide dann, unterbrach den Blickkontakt nicht, doch Yoshiki hielt ihm nicht stand. Er musste den Blick senken. "SCHAU MICH AN, WENN ICH MIT DIR REDE!", schrie hide nun außer sich und sprang von der Fensterbank. Yoshiki zitterte und wich zurück. Er wollte es die ganze Zeit nicht wahrhaben... was aber, wenn hide... Er brach in Tränen aus. Fiel auf die Knie. War schwach vor dem Mafiosi. Wie er es schon immer vor diesen Leuten gewesen war. Eigentlich wartete er nun nur noch darauf, dass hide auf ihn eintrat. Doch hide setzte sich ruhig vor ihn und sah ihn an, bewegte sich nicht. "Ich bin da raus. Deswegen bin ich überhaupt noch da.", meinte er dann lediglich, fuhr mit einer Hand über die Wunde auf seiner Brust. "Ich... ich hab dich gepflegt. Ich hab einen Mörder gepflegt... mich in einen Mörder verliebt!", schluchzte Yoshiki nun, kauerte sich immer mehr zusammen. Schweigen. hide gab keine Antwort, ließ Yoshiki einfach da sitzen, ohne ein Wort an ihn zu richten. Wieso konnte er ihm nicht einfach widersprechen? Wieso konnte hide nicht sagen, dass das alles ganz anders war, als es nun schien? Tage verstrichen. Die Tränenspuren auf Yoshikis Gesicht verschwanden nicht, nicht, als Toshi ihn einlud für ein Essen, nicht, als er sich ablenken wollte. Immer wieder kamen neue Tränen, und er wollte einfach nur noch vergessen. Wer wusste schon, wie viele Menschen hide - falls er überhaupt so hieß - auf dem Gewissen hatte... Und... wieso war er dann in seinem Leben aufgetaucht? Wollte er ihn vielleicht auch umbringen? Weshalb hatte er dann aber diese Wunde? Alles passte nicht zusammen. Yoshiki zerbrach sich täglich den Kopf darüber, ging alle Einzelheiten durch, vom Tag, als er ihn getroffen hatte, bis zu dem Tag, als er ihn vor seiner Haustür gefunden hatte. Die Kontrolle, wieso wurden sie Kontrolliert? Hatte man hides Gesicht in der Polizei gekannt? Wieso wurde er ausgerechnet dann von der Mafia gefangen genommen, als hide ihn nach Hause brachte? Und... wie hoch war sein Rang bei der Mafia gewesen, wenn er in dieser prächtigen Villa gewohnt hatte? "An meinen Händen klebt kein Tropfen Blut, Yoshiki. Bitte, glaub mir das.", flüsterte hide, sie waren fertig mit ein paar Aufnahmen, saßen nur noch zu zweit im Studio. Durch ein Fenster kam die kühle Abendluft herein und Yoshiki hob den Kopf. Der Duft von der Natur draußen, jenseits des Fensters stieg in seine Nase, es regnete draußen, das hörte er auch. "Wie soll ich dir noch glauben?", fragte er dann verbittert und stand auf, ging zum Fenster und atmete die kühle Abendluft ein, sah dem Regen zu, wie er aufprallte in seinem eigenen Rhythmus. "Ich hab nie gesagt, dass ich nicht für den Tod von ein paar Menschen VERANTWORTLICH bin. Ich hab nur gesagt, dass ich sie nicht selbst ermordet hab." Stille. Yoshiki sah in die Nacht hinaus und verstand, was hide ihm damit sagte. Er hatte einen Unschuldigen für sich sterben lassen. Er war der berühmteste Mafiosi Japans, den inzwischen jeder für begraben hielt. "Ist es nicht unlogisch, dass die Wunden im GESICHT dieses angeblichen Kazuhiro Takaras bereits vernarbt sind? Wieso hätten sie ihn dann erst so spät umgebracht? Ich gebe zu, ich schäme mich dafür. Ich schäme mich dafür, dass sie Hideki umgebracht haben statt mich, nur, weil ich irgendetwas gut hatte bei Watanabe... Es war NIE meine Absicht gewesen, den Kleinen zu töten!" hides Stimme hallte in Yoshikis Kopf, diese Verzweiflung in seinem letzten Satz... hide war kein Mafiosi mehr, das wurde Yoshiki nun klar. Dann drehte er sich um und sah Tränen in den Augen des Gitarristen. "Wieso hast du es zugelassen?" "Ich wollte nicht, dass ihr es herausfindet; wäre ich plötzlich nie mehr aufgetaucht, hättet ihr doch direkt gewusst, wer ich war..." Yoshiki schluckte und musste ihm recht geben. Sie hätten wirklich direkt gewusst, dass er der Mafia-Spitzel war. Toshi hätte ihn für seine Dummheit und Naivität gestraft. Mit Ignoranz vielleicht, mit dem Ende der Band, möglicherweise. "Wer war Hideki?" "Derjenige, der dafür gesorgt hatte, dass mein Name an die Öffentlichkeit kommt. Mein kleiner Bruder.", antwortete hide dann und seine Hände begannen zu zittern. "Er musste aber doch schon vor Jahren diese Wunde bekommen haben." hide schwieg, biss sich auf die Unterlippe und setzte sich auf einen Stuhl. Yoshiki bewegte sich keinen Zentimeter. Er war erstaunt von dieser Seite des Gitarristen. hide hatte nur ein einziges Mal über seinen Bruder gesprochen. Damals hatte Yoshiki es so verstanden, dass er tot war. Hatte hide damals schon gewusst, dass er für ihn sterben würde? "Ich hab die Augen verschließen wollen, als ich zugesehen hab. Ich hab die Ohren verschließen wollen, als seine Schreie überall zu sein schienen. Verdammt, ich war damals gerade mal sechzehn gewesen, Yoshiki. Ich wusste nicht, was zu tun war. Jahrelang hatte ich geglaubt, sie hätten ihn danach getötet, aber... irgendwie haben sie ihn versteckt. Wahrscheinlich unter schlechtesten Bedingungen am Leben gehalten." Es entstand wieder eine gefräßige Stille zwischen ihnen. Yoshiki sah hide nachdenklich an. Nun schien er komplett gebrochen, da Yoshiki alles wusste. hide starrte nur auf den Boden und stumme Tränen liefen über seine Wange, bahnten sich ihren Weg hinab an sein Kinn, tropften auf seine Kleidung. Vorsichtig ging Yoshiki auf hide zu, ging vor ihm in die Hocke, scheute sich jedoch seine Hand auszustrecken, die Tränen wegzuwischen. "Ich weiß, dass ich ein schlechter Mensch war... und es auch noch immer bin, aber glaub mir eines Yoshiki: Ich hab in einem einzigen Punkt nicht gelogen.", flüsterte er dann abwesend. Yoshiki nickte und griff nun doch nach seinen Händen, hielt sie fest, spürte, wie sie diese Geste erwiderten. Nun sah hide ihm direkt in die Augen, als er fortfuhr: "Dass ich dich liebe war die Wahrheit und der Grund dafür, dass ich diese Schmerzen ertragen habe; andernfalls hätte ich Hideki weiter leben lassen, hätte meinen Job weiter getan, ohne mich dabei schlecht zu fühlen, ohne darüber nachzudenken, was mit den Menschen passiert, die ich in dieser Zeit getroffen hätte, so wie es vor dir auch war." -ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)