Sturmvogel von Herzfinster (Fortsetzung zu "Lebenslinien") ================================================================================ Kapitel 1: Spurlos ------------------ Sturmvogel – Kapitel 1 – Spurlos Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Der Shinobi von der Nachrichtenzentrale schüttelte bedauernd den Kopf. Inzwischen wusste er nicht mehr, was er dem Mädchen noch sagen sollte. Seit einem Jahr kam sie jeden Morgen zu ihm und fragte ihn, ob es Neuigkeiten gab über diesen Jungen. Doch es gab keine. Und insgeheim hoffte er auch, dass es so bliebe. Die Hokage selbst hatte ihm aufgetragen, solche Nachrichten auf keinen Fall an eine andere Person als sie persönlich weiterzugeben. Es bekümmerte ihn jeden Morgen ihr trauriges Gesicht zu sehen, doch solange es keine Nachrichten gab, musste er sie auch nicht belügen. Am Anfang waren es noch zwei Mädchen gewesen, manchmal war auch dieser Uzumaki-Junge dabei gewesen, doch nach etwa drei Monaten hatten sie aufgehört zu ihm zu kommen und seit dem kam nur noch dieses Mädchen jeden Tag aufs neue. Ständig trug die junge Kunoichi diese Schriftrolle bei sich, ein kleines, abgegriffenes Ding, so als hätte sie es schon hunderte Male gelesen. Wie einen Schatz hielt das Mädchen sie in Händen, während sie ihre Frage stellte. Er fragte sich, was es damit auf sich hatte. Vielleicht ein Talisman oder Amulett. Sakura senkte den Blick auf die Papiere, welche auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen. Kurze Berichte über das, was im Land vor sich ging, doch nichts über Sasuke-kun. Manchmal fragte sie sich, ob man überhaupt noch nach ihm Ausschau hielt. Tsunade hatte ihr versichert, dass sie ihn nicht zum Nuke-Nin erklären würde, solange er ihr keinen Grund dazu gab. Seit einem Jahr gab es kein Lebenszeichen von ihm, er war vollkommen untergetaucht, hielt sich vielleicht irgendwo versteckt. Oder – manchmal, wenn sie nachts wach wurde, dachte sie das – Akatsuki hatten ihn aufgegriffen und getötet. Diese Ungewissheit machte sie halb wahnsinnig. Alles, was sie noch von ihm hatte, war die Schriftrolle und der Beutel, den er zurückgelassen hatte. Naruto hatte ihn ihr gegeben. Wenn sie besonders traurig war, dann nahm sie den Beutel aus ihrem Schrank und sah sich die Dinge darin an. Es waren keine besonderen Gegenstände, aber Sakura bewahrte sie auf wie heilige Reliquien. Sie verließ die Nachrichtenzentrale und machte sich auf den Weg zu Tsunade. Sie wollte ihr heute etwas Neues beibringen, doch Sakura fühlte sich nicht so, als hätte sie die nötige Konzentration für komplizierte Jutsus oder Medikamente. Auf ihrem Weg begegnete ihr Ino, doch sie grüßten einander nur knapp. Sakura nahm es ihr insgeheim übel, dass sie nicht mehr mit ihr jeden Morgen nach Sasuke-kun fragen ging. Wahrscheinlich hatte sie ihn schon lange aufgegeben. Es war Jahre her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatten. Nur die Briefe, welche Naruto mitgebracht hatte, waren der Beweis, dass er überhaupt noch lebte, noch an sie gedacht hatte nach all der Zeit. Manchmal fühlte sie sich wahnsinnig enttäuscht von ihm, dass er einfach so gegangen war. Aber Sakura konnte nicht wirklich böse sein mit ihm. In seinem Brief hatte er ihr so glaubhaft versichert, dass es ihm Leid tat, dass sich ihr Ärger legte. Die Sorge allerdings blieb und die Traurigkeit. Sakura gäbe alles dafür, ihm ebenfalls eine Nachricht zukommen zu lassen. Auch wenn es vielleicht nur eine winzige Schriftrolle wäre. Sie würde ihm alles sagen, was sie ihm früher nie hatte sagen können. Sie wünschte sich nur einen Moment, einen Augenblick für sie beide. Er wusste schon jetzt, dass er keine Schüler haben wollte, wenn er irgendwann Jo-Nin wurde. Naruto hatte die unehrenhafte Aufgabe übertragen bekommen, heute auf eine Bande von Ge-Nin aufzupassen, da ihr Sensei eine wichtige Mission zu erfüllen hatte, die Kinder aber lediglich für eine alte Dame einkaufen sollten. Dabei konnten sie auch von einem Chu Nin beaufsichtigt werden. Naruto fand das absolut unfair. Alle seine ehemaligen Klassenkameraden hatten heute coole Missionen oder Spezialtraining und er spielte den Aufpasser für diese Anfänger. Dabei hatte er gehofft, nachdem Tsunade ihm den Status des Chu-Nin offiziell bestätigt hatte, sich endlich wirklich als Shinobi beweisen zu können. Aber viel hatte sich nicht für ihn geändert. Es war nur ein anderer Titel, den er trug, ansonsten behandelten ihn alle noch immer wie früher. Kakashi bekam er kaum noch zu sehen, meist wurde er einfach irgendeinem Jo-Nin zugeteilt zusammen mit ein paar anderen Chu- oder Ge-Nin. Auch Sakura sah er nur noch selten. Und wenn sie doch zusammen eine Mission ausführten oder sich privat trafen, dann war sie meist viel zu niedergeschlagen um mit ihm zu reden. So ging das jetzt schon seit Monaten. Naruto verstand sie, sie machte sich Sorgen um Sasuke, doch man konnte alles übertreiben. Schon oft hatte er versucht, ihr zu sagen, dass sie ihm vertrauen sollte und dass Sasuke auf sich aufpassen konnte. Aber es hatte den Anschein, als hörte sie ihn gar nicht. Naruto hatte große Mühe damit, nicht eifersüchtig zu reagieren. Immer hatte sie schon nur Augen für Sasuke gehabt, aber seit Naruto zurückgekehrt war – ohne ihn – sah Sakura ihn überhaupt nicht mehr. Natürlich machte er sich auch Sorgen um Sasuke. So lange waren sie nun ohne Nachricht von ihm. Doch Naruto war überzeugt, wenn er tot wäre, so hätten sie davon gehört. Sasuke würde nicht leise und unbemerkt abtreten. Wenn Akatsuki ihn tatsächlich gefangen hatte, so würde er bestimmt mindestens einen von diesen Typen zur Hölle schicken, bevor sie ihn niederstreckten. Da war sich Naruto sicher. "Naruto-kun..." Naruto erkannte diese leise Stimme und blieb stehen. "Hey, wartet mal kurz!", rief er den Ge-Nin zu, die schon vorgelaufen waren, und wandte sich dann Hinata zu. "Hey, Hinata..." Ino war stehen geblieben und blickte Sakura nach. Schon eine Weile sprachen sie nicht mehr mit einander. Es war schlimmer als damals, als Sakura sie zu ihrer Rivalin erklärt hatte. Danach hatten sie sich wenigstens noch etwas zu sagen gehabt. Nun schwiegen sie sich gegenseitig an. Ino verstand es nicht. Sicher, Sasuke war ihr Teamkamerad gewesen und sie hatten einiges zusammen durchgestanden. Aber das Leben ging eben weiter. Sie konnte doch nicht für immer ihrem Teenieschwarm nachtrauern und darüber alles andere vergessen. Das konnte Sakura einfach nicht ernst meinen. Als Naruto vor einem Jahr nach Konoha zurückgekehrt war und ihr Sasukes Brief übergeben hatte, war Ino völlig überrascht gewesen. Sie hatte nicht geglaubt, jemals wieder etwas von ihm zu hören und konnte es kaum glauben. Aber dass er gar einen Brief an sie persönlich richtete, das hatte sie doch über alle Maßen erstaunt. Die Schriftrolle bewahrte sie in ihrem Schreibtisch auf zusammen mit anderen Erinnerungen an ihre Schulzeit. Manchmal sah sie die Sachen durch und erinnerte sich gerne an diese Zeit, aber es war nichts weiter als gewöhnliche Nostalgie. Seinen Brief hatte sie nur zwei Mal gelesen und danach weggepackt. Anders als Sakura... Ino hatte daran gedacht, die Schriftrolle Sakura zu geben. Der Brief war nicht an sie gerichtet, doch Sakura würde sich vielleicht freuen, diese Worte zu lesen. Seine Worte, die einzige Verbindung, die sie noch zu ihm hatte in ihrer kindischen Verliebtheit. Wie die tragische Heldin in irgendeiner Sage, getrennt von ihrem Liebsten über Jahre hinweg. Das war doch keine Liebe. Genau genommen konnte sie ihn gar nicht lieben – kannte Sakura ihn denn wirklich? Der Sasuke, an den Ino sich erinnerte, sprach nie über sich selbst, blieb stets für sich und sonderte sich von allen ab. Damals fand sie ihn unbeschreiblich toll, geheimnisvoll und mysteriös. Wie seine dunklen Augen sie angestarrt hatten, wenn sie einander begegneten. Heute war sie sich sicher, dass er durch sie hindurchgesehen hatte, die ganze Zeit über und dass hinter seinem kühlen Fassade nichts war als Leere und Kälte. Sasuke war anders als Shikamaru, Neji, Choji, Lee, Kiba oder auch Naruto. Anders als all die anderen Jungs um sie herum. Ino hatte gesehen, wie in jedem von ihnen ein Feuer aufgelodert war, hell und brennend. Das einzige Feuer, das sie bei Sasuke je gesehen hatte war eine kalte, furchteinflößende Flamme, die alles vernichten konnte, was sich ihr in den Weg stellte. Ino war aus ihrem kindischen Traum erwacht und hatte es erkannt. Sie ließ Sasuke hinter sich und wandte sich anderen Zielen zu, erfüllbaren Zielen. Dabei fragte sie sich die ganze Zeit, wann auch Sakura endlich erwachen würde. Ihr Prinz würde kaum kommen und sie wachküssen. "Träumst du schon wieder, Sakura?" Tsunade sah sie tadelnd an. "Entschuldigung...", murmelte sie und senkte den Blick. "Wenn du nicht bei der Sache bist, dann hat dies alles keinen Sinn. Eine Kunoichi muss jederzeit wachsam und konzentriert sein, erst Recht eine in deiner Position! Du musst wacher sein als alle anderen!" "Jawohl..." Sakura stellte den kleinen Glasmessbecher ab. Tsunade legte eine Hand auf die Schulter ihrer Schülerin. "Sakura... Ich weiß, dass du dir Sorgen um ihn machst. Aber so kann das nicht weitergehen." "Aber..." "Du hast deine Pflichten als Kunoichi von Konoha", unterbrach Tsunade sie, bevor sie ihr widersprechen konnte, "Wir brauchen dich und deine Fähigkeiten." Tsunade ließ Sakura los und das Mädchen atmete tief durch. "Habt Ihr wirklich nichts von ihm gehört, Meisterin?", fragte Sakura mit schwacher Stimme, "Irgendetwas?" Die Hokage schüttelte den Kopf. "Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass wir etwas von ihm hören werden. Ganz gleich, was aus ihm geworden ist." "Wie meint Ihr das?" Naruto hatte Tsunade nach seiner Rückkehr ausführlich darüber berichtet, was geschehen war und was Sasuke vor hatte. In diesem Punkt wusste sie um einiges mehr als Sakura, denn gegenüber der Hokage hatte Naruto die ganze Geschichte erzählt, nicht jedoch gegenüber seiner Kameradin. "Ich glaube nicht, dass Sasuke jemals wieder nach Konoha zurückkehren wird", entgegnete Tsunade, "Deshalb solltest du ihn besser vergessen." Die Worte schnürten Sakuras Brust ein wie ein Stahlseil. "Tsunade-sama... Das... Wie soll ich das machen? Wieso sollte er nicht mehr zurückkehren? Er will doch nur..." "Niemand marschiert einfach in das Versteck von Akatsuki, hält einen Plausch mit ihnen und geht wieder unbeschadet zur Tür heraus." Sakura wusste nicht, was sie sagen wollte. Sicher hatte Tsunade Recht mit dem, was sie da sagte. Aber sie wollte an Sasuke glauben. Er war stark und klug. Irgendwie würde er sein Ziel erreichen. "Sakura...", fuhr Tsunade fort, "Sasuke ist nicht mehr der Junge, den du gekannt hast. Ihn zieht hier nichts hier her." Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sakura zog die kleine Schriftrolle aus ihrer Tasche und hielt sie Tsunade hin. "Das ist von ihm", sagte sie und kämpfte mit ihren Tränen, "Er hat mir dies geschrieben. Er wird zurückkommen, daran glaube ich ganz fest. Sasuke-kun wird uns nicht einfach zurücklassen." "Sakura..." "Er hat uns nicht verraten!" Sie sahen einander eine Weile schweigend an. So lange, dass die kleinen Ge-Nin hinter Narutos Rücken zu tuscheln begannen bis er ihnen drohte, sie im Shi no Mori auszusetzen, wenn sie nicht sofort still waren. Hinata musste lächeln, als sie ihn so sah. Es erinnerte sie an ihre eigene Kindheit, als sie die Anfänger gewesen waren. Aber das schien unendlich lange her zu sein. Entnervt wandte Naruto seinen 'Teilzeitschülern' den Rücken zu. "Die sind wirklich lästig... Wenn du wirklich Lehrerin werden willst, dann hast du sowas den ganzen Tag um dich. Überleg es dir lieber noch mal..." "Ach, Naruto-kun, ich glaube..." Hinata faltete die Hände vor dem Körper, als wolle sie sich vor ihm verstecken, "Ich glaube, das passt ganz gut zu mir. Bei Missionen bin ich ohnehin meist nur im Weg und... Lehrer brauchen wir immer." Naruto nickte. Er hatte sie nie gefragt, was Sasuke ihr geschrieben hatte, doch er hatte ihr Gesicht gesehen, als sie den Brief las. Sie wirkte erstaunt damals, als könne sie die Worte nicht in ihrer vollen Bedeutung begreifen. Aber irgendetwas hatte sich seit dem an ihr verändert. Dabei wusste Naruto nicht einmal, dass Sasuke und Hinata sich überhaupt näher gekannt hätten. "Ihr habt noch keine Nachricht von ihm?", fragte sie plötzlich. "Wie? Von wem?" "Sasuke-kun..." Naruto senkte den Blick. "Oh... Nein. Gar nichts. Aber hast du etwas anderes von ihm erwartet?" Er zwang sich zu einem sorglosen Lächeln. Das beherrschte er inzwischen ziemlich gut, dieses falsche Grinsen, so als ginge es ihm tatsächlich gut. Jedenfalls schienen die Leute es ihm abzukaufen. "Sakura-san macht sich solche Sorgen", fuhr Hinata fort. "Ja, schlimm." Auch nach nunmehr einem Jahr blieb in Naruto das Gefühl zurück, sie maßlos enttäuscht zu haben. Dabei hätte er ahnen müssen, was passiert. Und was hatte er getan? Er hatte sich von Sasuke ausschalten lassen wie ein absoluter Anfänger. Noch heute ärgerte er sich darüber. Aber es war müßig, darüber nachzudenken. "Und was treibst du so heute?", wechselte Naruto das Thema. "Uhm... Ich... Kiba-kun, Shino-kun und ich müssen einige alte Bücher zu einem Händler bringen in diesem kleinen Dorf im Süden." "Dafür braucht man Ninja? Das klingt ja sowas von öde..." Hinata wog den Kopf hin und her. "Sie sind wohl sehr wertvoll. Aber damit kenne ich mich nicht aus." Naruto seufzte. "Ach, jeder geht derzeit auf irgendeine Mission... Nur ich sitze hier fest und spiele den Babysitter. Das ist echt unfair..." Sie lächelte. "Du bist bestimmt auch bald wieder dran, Naruto-kun. Bist du nicht gerade erst von einer Trainingsreise zurückgekehrt?" "Ja, schon. Aber trotzdem... Hier rumsitzen macht keinen Spaß. Das ist wie Hausarrest." Hinata warf einen Blick auf die drei Ge-Nin. "Trainier doch ein bisschen mit ihnen." Naruto murrte und schob die Hände in seine Hosentaschen. Er war nicht der Lehrer-Typ. "Ich muss leider los. Bis bald, Naruto-kun" "Bis bald..." Naruto blickte ihr noch nach, wandte sich dann den drei Ge-Nin zu. "Okay, ihr Zwerge! Jetzt bringen wir diese ätzende Mission hinter uns und dann trainieren wir erst einmal eine Runde, damit ihr groß und stark werdet – und ich meine Ruhe habe..." Tsunade entließ Sakura für heute. So hatte es keinen Sinn ihr irgendetwas beibringen zu wollen. Völlig aufgelöst verließ Sakura den Raum, hielt die Schriftrolle dabei fest umklammert, während Tsunade ihre Bücher und das Material wieder wegräumte. Sie musste sich dringend etwas überlegen, wie sie Sakura helfen konnte. Denn so konnte es auf keinen Fall weitergehen. Sie verstand sehr gut, was ihre Schülerin fühlte. Aber sie konnte sich nicht in dieses Gefühl fallen lassen und darin ertrinken, das ging nicht. Sakuras Mutter hatte sie schon gefragt, was ihre Tochter denn habe. Dabei hatte Tsunade nach Narutos Rückkehr schon größte Mühen gehabt, was passiert war möglichst geheim zu halten. Offiziell hieß es: Naruto habe Sasuke nicht gefunden und war schließlich gezwungen, nach Konoha zurückzukehren. Die Wahrheit kannten nur all diejenigen, denen eine Schriftrolle übergeben worden war und diesen sechs Shinobi hatte sie das Versprechen abnehmen müssen, darüber Stillschweigen zu bewahren. Ihre Schriftrolle hatte Tsunade sofort nach der Lektüre vernichtet, damit die Ältesten davon keinen Wind bekamen. Lediglich die ANBU und einige Leute vom Nachrichtendienst, denen sie trauen konnte, hatte sie die Anweisung erteilt, nach dem Jungen Ausschau zu halten und Informationen über ihn sofort an sie weiterzuleiten. Doch das funktionierte nur, solange sich Sasuke ruhig verhielt. Sie hatte keine Ahnung, was genau der Junge vor hatte, aber Tsunade hoffte sehr, dass es keine großen Wellen schlagen würde. Dies wäre nicht nur schlecht für ihn, sondern unter Umständen auch für Konoha. Im Schlimmsten Fall war es dann an ihr diejenigen zu schicken, die ihn töteten. Sie wünschte sich, dass es so weit nicht kommen würde. Aber sie wusste auch, dass sie nicht einfach Shinobi auf die Suche nach ihm schicken konnte. Zum einen wusste Sasuke sehr genau, wie er ihnen aus dem Weg gehen musste um nicht entdeckt zu werden, zum anderen war es auch in Konoha für ihn nicht ungefährlich. Die Ältesten reagierten mit einer seltsamen Nervosität, wenn das Gespräch auf ihn kam. Und noch wusste sie nicht, was dahintersteckte. Vorerst konnte Tsunade nur beobachten. Naruto sah seinen 'Schülern' beim Training zu und dachte nach. Er dachte über sein Leben nach, was er nicht oft tat. Das deprimierte ihn immer ein wenig. Doch nach dem Gespräch mit Hinata konnte er sich einfach nicht mehr davon ablenken. Er dachte darüber nach, was er als nächstes vor hatte. Genau genommen hatte er nur das eine konkrete Ziel in seinem Leben, nämlich Hokage zu werden. Aber ansonsten fand er sich selbst ziemlich planlos vor. Zwar trainierte er sehr regelmäßig und auch sehr hart, gab sein Bestes um stärker, schneller und besser zu werden. Aber trotzdem fehlte ihm irgendetwas dabei. Und Naruto wusste auch ganz genau, was das war: Sasuke. Sein Freund, sein Rivale, seine Messlatte, die er immer hatte überwinden wollen. Wenn sie früher mit Kakashi-sensei trainiert hatten, so war es auch immer ein Kampf gegen einander gewesen. Auch wenn keine von beiden das aussprach, so hatten sie sich immer an einander gemessen. Wenn Naruto jetzt trainierte, so lief keiner mehr vor ihm her, den er einholen konnte, niemand hinter ihm, den er abhängen konnte. Er lief die Strecke einfach ganz alleine und das machte weder Spaß, noch war es besonders fordernd. Und er hörte nicht einmal irgendetwas von Sasuke. Ständig fragte er sich, ob es ihm gut ging und ob sie einander wiedersehen würden. Auf Missionen ließ er manchmal an bestimmten Orten versteckte Botschaften zurück. Kleine Papierschnipsel mit gekritzelten Botschaften. Kam er irgendwann wieder an diesem Ort vorbei, so kontrollierte Naruto das Versteck nach einer Antwort, aber bisher hatte er immer nur seine eigenen kleinen Zettel dort wieder vorgefunden. Es war deprimierend. Nicht einmal mit jemandem reden konnte er, da ja niemand die Wahrheit wissen durfte. Sicher, es war besser so. Doch manchmal kam sich Naruto richtig blöd vor, wenn er seinen Kameraden etwas vorlog und sich langweilige Geschichten über die fremden Welten ausdachte. Dabei hätte er gerne voller Stolz von der Chu-Nin-Prüfung und allem erzählt, von dem gläsernen Garten, der Welt unter der Erde mit den Androiden, wie sie sich verkleidet durch eine Welt hatten schleichen müssen mit Tiermasken oder Sasukes Vorstellung als 'Zauberer'. Und wenn er Sakura davon erzählte, so hörte sie ihm kaum zu. Nur Kakashi schien interessiert, doch er ließ nicht durchblicken, was er über dies alles dachte. Er saß immer nur da und hörte zu. Und Ero-Sennin fragte ihn ständig nur nach irgendwelchen Frauengeschichten, die Naruto vielleicht bisher verschwiegen hatte. Natürlich hatte er auch Kakashi gefragt, ob er nicht irgendetwas über das Massaker an den Uchiha wusste, wie es dazu gekommen war und wer beteiligt gewesen sei. Kakashi hatte Naruto daraufhin lange schweigend angesehen und ihn dann gefragt, weshalb er das wissen wolle. Aus der Frage schloss Naruto, dass Sasuke in seinem Brief an Kakashi nichts davon erwähnt hatte. Nur zögerlich hatte Naruto dann von der Schlacht erzählt und auch das, was Itachi ihnen gesagt hatte, was die Wahrheit wäre. Letztendlich erzählte er auch von Sasukes Vermutung und seinem Plan Itachi danach zu fragen. Kakashi war plötzlich sehr ernst geworden und hatte Naruto eindringlich davor gewarnt, dies irgendwem gegenüber zu erwähnen. Dabei wusste Naruto sehr wohl selbst, dass er dies nicht herumerzählen sollte, aus verschiedenen Gründen. Kakashi hatte nicht durchblicken lassen, ob er irgendetwas über diese Geschichte wusste oder nicht. Er wiederholte nur, was alle wussten: Uchiha Itachi hatte den gesamten Clan ausgelöscht. Alle, bis auf einen. Doch die Gründe dafür kannte wohl nur Itachi selbst. Wobei sich Naruto die Frage aufdrängte, wenn doch niemand das Massaker überlebt hatte, woher wusste man dann, dass es Itachi war? Schließlich hatte niemand gesehen, wie er die Uchiha getötet hatte. Niemand außer Sasuke und der schwieg sich bekanntlich über jene Nacht aus. Man hatte am nächsten Morgen lediglich einen Berg Leichen vorgefunden und Itachi war verschwunden. Okay, so gesehen lag der Schluss nahe, dass er es war. Trotzdem stimmte an der Geschichte irgendetwas nicht. Wenig zufrieden begutachtete er ihre Ergebnisse. "Was denn? Was denn? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen? Als ich so klein war wie ihr, da war in meinem Team ein Mädchen, das ist bei ihrem ersten Anlauf drei mal so hoch gekommen wie ihr in den letzten zwei Stunden! Weitermachen!" "Oooch!" "Aber wir sind müde!" "Ich will nicht mehr..." Naruto setzte ein möglichst böses Gesicht auf. "Auf den Baum, sonst jag ich euch da hoch!!!" Das Dorf hieß Kiri no Tani und lag, wie der Name schon sagte, in einer Senke. Stand man morgens auf einem der umliegenden Berge, so sah das Tal aus wie eine große Schüssel mit weißer Watte, so dicht hing der Nebel in ihm. Die Sonne ging spät auf und abends früh unter, weil die Berge das Licht zurückhielten. Kamome Akira lebte derzeit in Kiri no Tani. Offiziell war er der Gehilfe eines Lebensmittelhändlers. Unter dem Ladentisch wurden aber weitaus lukrativere Dinge angeboten. Dienstleistungen der besonderen Art und auch nicht ganz billig. Davon wusste jedoch nur, wer sich in entsprechenden Kreisen bewegte und Kamome nahm nur Aufträge von Leuten an, die auf Empfehlung guter Kunden kamen. Für alle anderen war er nur ein Junge, der in einem Laden arbeitete um mit dem Geld seine Verwandten zu unterstützen, die in irgendeinem anderen Land lebten. Seine armen Eltern waren erkrankt und seine Geschwister noch zu klein, um ihnen helfen zu können. Das war jedenfalls die Geschichte, die er all jenen erzählte, die ihn nach seinem Leben fragten. Kamome Akira war eine einzige Lüge. Eine Lüge allerdings, für die Sasuke viel Geld und Zeit investiert hatte. Er hatte einen gefälschten Pass, eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis und sogar Arbeitszeugnisse bei einem grandiosen Fälscher erstanden. Die Papiere waren teuer gewesen, doch bisher hatten sie auch noch jeden überzeugt. Beinah ein Jahr schon war er jetzt Kamome Akira und trieb sich in der Unterwelt des Landes herum in der Hoffnung, so die richtigen Leute kennen zu lernen und schließlich seinem Bruder auf die Spur zu kommen. Einige Monate hatte er damit verbracht, den Gerüchten nachzureisen, doch jede Spur führte ins Leere. Akatsuki hielt nicht viel von Publicity und so war das Meiste nur dummes Bauerngeschwätz. Also hatte er seine Taktik geändert. Sechs Monate lebte er nun schon in diesem Dorf und hatte von allerlei Leuten Aufträge erhalten. Im Grunde unterschied sich sein Leben nicht besonders von der Zeit, als er mit Ogami durch die Lande gezogen war. Nur hatte er jetzt keinen Partner mehr. Lediglich dann, wenn zufällig Konoha-Nin durch das Dorf kamen, musste er besonders vorsichtig sein. Er wusste nicht, ob sie ihn suchten, aber es war besser, wenn sie ihn nicht sahen oder gar erkannten. Bisher hatte er noch keine bekannten Ninja wiedergesehen, was ein Glück war. Die hätten ihn bestimmt erkannt, wenn sie ihn entdeckten. Sasuke hatte zu viel Zeit investiert in dieses zweite Leben. Er konnte es sich nicht leisten, noch einmal von vorn anzufangen. Die Tage vergingen in einem immer gleichen Rhythmus. Lediglich seine Aufträge unterschieden sich von einem zum anderen Abend. Von seinen Auftraggebern hatte er einige, wenn auch spärliche Informationen über Akatsuki im Allgemeinen erhalten, jedoch nicht über Itachi im Speziellen. Es hieß, sie seien hinter den Biju her und dass sie die Macht über das ganze Land anstrebten, den Kontinent, doch niemand schien etwas Genaueres zu wissen. Dies machte Sasuke ein wenig Sorgen. Sicher achtete eine Organisation wie Akatsuki darauf, dass ihre Pläne möglichst geheim blieben. Doch im Augenblick brauchte er so viel Information wie möglich. Insbesondere beschäftigte ihn, dass sie die Biju jagten. Sasuke fragte sich, ob Naruto sicher war in Konoha und was mit ihm passieren sollte, wenn er ihnen doch in die Hände fiel. Er war allein im Laden. Der Besitzer kam erst in zwei Stunden, wie jeden Morgen. In der Zwischenzeit erledigte Sasuke sämtliche notwendigen Arbeiten, füllte Regale auf, legte das Wechselgeld in die Kasse, legte die Tageszeitung in die Auslage... Es war jeden Tag derselbe Ablauf. Er stapelte gerade Zigaretten in das Regal hinter dem Tresen als die Ladentür geöffnet wurde. "Guten Tag", sagte Sasuke schon ganz automatisch wie ein dressierter Papagei, als er die Glocke hörte. Es war der erste Kunde an diesem Tag. Bestimmt jemand auf dem Weg zur Arbeit, der noch einen Kaffee oder Tee für den Weg wollte. Als Sasuke sich umdrehte kostete es ihn alle Mühe sein Erstaunen nicht zu zeigen. Zwar hatte er den Mann noch nie gesehen, doch der schwarze Mantel mit den roten Wolken sprach für sich. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)