Liebe aus Glückskeksen von SakumiKazi ================================================================================ Kapitel 2: Sie stecken voller Charm und Höflichkeit --------------------------------------------------- Sie stecken voller Charm und Höflichkeit Hannes hatte so schön geträumt, von seiner gestrigen Begegnung, bis ihn eine schlabbrige Zunge in seinem Gesicht weckte. „Belle, nicht ins Gesicht“, murmelte er, packte sie sanft und drehte sich mit ihr auf die Seite. Quietschend ließ sie sich mit ziehen und befreite sich dann aus seinem Griff. Kaum war er wieder eingeschlafen klopfte es an der Dachluke und sie ging auf. „Hannes, aufstehen, das Frühstück wartet auf dich“, drang die Stimme seines Vaters zu ihm durch. „Mh... später Max“, murmelte er und drehte sich wieder auf die andere Seite. „Max? Dein Schatzi?“ kam es gekichert von der Luke. Er hatte nur das Wort 'Schatzi' gehört und schon war er hell wach und sah seinen Vater böse an, „Morgen. Maxima war meine Ganz-Tagsbabysitterein bei Mutter“, gähnte er und streichelte erst mal seine Tiere. Belle wich ihm beleidigt aus. „Selbst schuld, wen du mich wecken willst.“ Mit der Nase voraus ging sie zu seinem Vater, der sie auf den Arm nahm und runter trug. „Komm zum Frühstück“, rief er noch hoch. Seufzend erhob er sich und folgte mit May, sie natürlich zuerst durch die Luke, wie es einer Königin gebührte. „Eingebildetes Katzentier“, murmelte er vor sich hin und warf von oben einen Blick auf die unzähligen Kisten, die sich in der Eingangshalle türmten. Nicht weniger quietschend wie Belle gerade eben noch rutschte er das Geländer nach unten, stieß sich elegant über die Formschöne Kugel am Ende und stürzte sich auf eine Kiste, auf der 'Schreibtisch‘ stand. Aus der Tür zum Esszimmer heraus hatte sein Vater die Showeinlage beobachtet. Er war zwar beeindruckt, aber missbilligte es genauso. „Das Haus ist kein Spielplatz“, sagte er und gab ihm ein Kattermesser. Hannes nickte nur und Schlitze den Karton auf und grub seinen geliebten Schreibtisch hervor. „Wirklich hübsch“, bemerkte sein Vater und trat zu ihm, „trotzdem, komm jetzt erst mal frühstücken.“ „Ja, gleich.“ „Johannes!“ sagte sein Vater streng betont. Murrend folgte er ins Esszimmer und setzte sich an den Tisch. „Ich wusste nicht was du bevorzugst, also habe ich alles aufgetischt was man hier zu Lande frühstückt und was man in Europa für gewöhnlich isst“, erklärte sein Vater und goss sich Tee ein. „Wir haben, Tee, Milch, Kakao und Saft.“ „Tee bitte“, sagte Hannes und reichte seine Tasse, „wo sind May und Belle?“ „In der Küche, wo sie hingehören.“ „A...“ „Mein Haus, meine Regeln. Die Tiere haben im Esszimmer nichts verloren, daran wirst du dich gewöhnen, was du machst wenn ich nicht dahin ist mir dabei egal, aber so lange ich im Haus bin essen sie nicht mit uns.“ Das war ein heftiger Rückschlag für Hannes, denn er traute der Küche nicht, dass sie sich an seine Vorgaben hielt und hätte es daher gern im Blick behalten, was sie bekamen. Im Moment fraß Belle nämlich alles was ihr zu nahe kam und May nahm es mit ihrer Diät auch nicht immer so genau, wenn er nicht daneben stand. „Ich habe mich gestern noch etwas schlau gemacht. Es gibt in tokyo einen Zuchtverein für Hunde und eine monatliche Hunde- und Katzenschau.“ Hannes war ihm im Moment sauer, also nickte er einfach nur. „Falls du noch mit mir reden solltest, ich habe mir gedacht, da Sonntag ist, zeige ich dir ein bisschen die Stadt und ein kleiner Test deiner Sprachkenntnisse wäre auch angebracht, nicht, dass ich nicht glaube, dass du es nicht mehr kannst, aber eine Probe kann nie schaden. Wir können auch gleich deine Uniform abholen und dann gegen Mittag kommen auch schon deine Möbel.“ Wieder nickte er nur brav. „Ich habe einen langen und stabilen Geduldsfaden, wenn es dich beruhigt mit mir dumm zu tun.“ Der Rest des Frühstücks verlief schweigend und auch danach trennten sie sich gleich. Hannes holte seine Tiere und ging ins Bad. Nur mit einem Handtusch bekleidet und Belle auf dem Arm kam er wieder in die Eingangshalle, durch die er ja musste, und blieb wie angewurzelt stehen, als er aus dem Augenwinkel jemanden zwischen den Kisten sah. Er drehte sich zu dem Jemand und beide sahen sich an. Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Fremden als er auf Hannes zu kam. Die Dackeldame gab Laut und auch May fauchte zu seinen Füßen. „schhhhhhht“, fuhr er die beiden an. „You must be Johannes. Your Father told me a much about you. I’m Kato a friend of your father.” “Ich bin sehr gut bewandert in der japanischen Sprache”, entgegnete Hannes eiskalt und ging dann die Treppe hoch. „Netter Junge“, bemerkte dieser Kato zu Hannes Vater, als dieser in die Halle trat. „Er schmollt“, erwiderte sein Vater nur und beiden verschwanden im Wohnzimmer. Der Junge zog sich oben ausgehfein an und spendierte den Damen auch noch einen Bürstenstrich, bevor er sie in ihre Tasche setzte und wieder runter ging. Die Männer sprachen noch, also ging er in die Küche und fragte nach was die beiden zu fressen bekommen hatten. Zum Glück der Haushälterin war es den Vorgaben entsprechend und er ging ins Wohnzimmer. Die Tasche setzte er auf einen Stuhl nahe des Flügels und postierte sich selbst davor und schlug ein paar Noten an. „Der Flügel ist doch schon wieder verstimmt“, ärgerte er sich auf Deutsch und öffnete ihn, um nach zu sehen. Der Fehler war schnell gefunden, die Saiten waren so alt, dass sie sich sehr leicht, da reichte nur die Temperatur, wieder verzogen. Auf Deutsch vor sich hin fluchend nahm er die Saiten heraus und notierte sich auf einem Block in der Nähe die fehlenden Saiten. Er ließ sich das Telefonbuch geben und suchte einen Klavierbauer heraus. Die Stimme die sich meldete klang ihm sehr vertraut und er stockte kurz, bevor er sich fasste und sein Problem nannte. „Ich werde mich sofort darum kümmern und vorbei kommen“, sagte die Stimme freundlich und legt dann auf. Keine fünf Minuten später klingelte es und Hannes machte auf, da er eh noch in der Eingangshalle war und die Kisten inspizierte. „Guten Morgen“, grüßte der junge Mann vom Vortag. Hannes nickte nur und bat ihn ins Wohnzimmer, wo er ihm gleich das Problem zeigte. „Ich kümmere mich sofort darum“, nickte der junge Mann und vertiefte sich in seine Arbeit. Hannes saß vor dem Flügel und beobachtete ihn dabei. Er war völlig hin und weg von dem jungem Klavierbauer und bekam nicht genug davon ihn zu beobachten. Jeden Zentimeter betrachtete er genaustens. Die Unterhaltung der Erwachsenen schien länger zu dauern, also bot Hannes kurzer Hand dem Fremden eine Tasse Tee an. Warum er das tat, war ihm selbst nicht ganz klar, aber der junge Mann willigte ein und schenkte ihm ein engelsgleiches Lächeln. Hannes schmolz dahin und ging voraus in die Küche. Die Tasche mit den Tieren hatte er sich noch gegriffen und bat um zwei Tassen Tee. „Das sind zwei wunderschöne Tiere“, eröffnete der Ältere ein Gespräch und lächelte May und Belle an, die Hannes wieder aus der Tasche genommen hatte. Die beiden wurden ein ganzes Stück größer und Hannes lief hochrot an. „Danke“, murmelte er. „Das ist sicher viel Arbeit das Fell so glänzen zu lassen, nicht?“ „Na ja, es hängt auch viel von den Genen ab, aber mit regelmäßiger Fellpflege und Baden ist das kein Problem.“ „Leider habe ich nicht die Zeit für solche Tierpflege, deswegen habe ich nur einen Hamster.“ „Ein Hamster braucht nicht viel Pflege das ist wahr, aber ganz ohne Pflege geht es auch da nicht. „Schon klar, aber sicher nicht so intensiv wie bei deinen, ich darf doch du sagen?“ „Natürlich, mein Name ist übrigens Johannes.“ „Kazuka. Ach übrigens entschuldige, dass ich nicht schon gestern bemerkt hatte, dass die Saiten angegriffen waren.“ „Kein Problem, mir ist es auch nicht aufgefallen.“ „Ich vergas gestern zu fragen, ob du das Musikstück selbst geschrieben hast?“ „Ja, ich habe es mit der Gitarre geschrieben.“ „Auf dem Flügel kling es aber besser.“ „Du hast es auf der Gitarre doch noch gar nicht gehört...“ „Ich habe mir die ersten 20 Noten gemerkt und mal gespielt.“ „Cool.“ „Der Musikladen meines Großvaters hat eine kleine Band, wir brauchen aber jungen Nachwusch, vor allem wenn der Nachwuchs selbst komponiert, also wenn du Lust hast solltest du mal vorbei schauen. Er jedenfalls war begeistert von dem, was ich gespielt habe, vor allem weil es mal nicht den typisch asiatischen Touch hatte.“ „Kommt halt vor, wenn man 18 Jahre in Europa lebt“, lächelte Hannes, „ich werde es mir vormerken mal vorbei zu kommen, aber erst mal sehen wie die schule wird. Ich bin ja gerade erst gestern in diesem Land angekommen.“ „Noch keine 48 Stunden hier und schon so viel getan und Fans gefunden“, schmunzelte Kazuka. Hannes wurde wieder rot um die Nase. „Fans... nicht etwas übertrieben?“ „Nein, nicht wirklich. Dieses Talent solltest du wirklich ausbauen. Übrigens, das rot steht dir.“ Quietschend drehte er sich weg. Kazuka lachte auf. „Dein Flirttalent hat sich stark verbessert Kazu-kun, aber darf ich meinen Sohn nun wieder haben?“ fragte Hannes Vater, der in der Küchentür stand und beide beobachtete. Kazuka stand auf und ging zu Hanens rum. „Aber ich möchte auch etwas von ihm abhaben“, sagte er und zog Hannes auf die Beine und in seine Arme. „Du bist verliebt“, flötete Hannes Vater udn trat zu beiden. Er beugte sich auf die Höhe seines Sohnes und sah ihm ins Gesicht. „Und du auch Hannes. Du musst zugeben, leugnen kannst du es nicht.“ Zögerlich nickte Hannes nur. „So, jetzt aber möchte ich ihn gern wieder haben, wir haben noch viel vor heute.“ „Na gut“, schmollte Kazuka und ließ Hannes los. „Also dann, danke für den Tee und ich warte auf deinen Besuch bei uns“, winkte der Ältere und verließ die Küche und das Haus. Die vier sahen ihm nach und dann erhob Hannes Vater das Wort: „Weist du wie das ein Glückskeks nennen würde?“ Hannes schüttelte den Kopf und packte die Damen wieder in die Tasche. „Sie stecken voller Charm und Höfflichkeit.“ „Dad!“ sagte er vorwurfsvoll und knuffte ihn in die Schulter. Herzlich lachte sein Vater und drückte Hannes sanft an sich. „Ich bin wirklich glücklich dich hier bei mir zu haben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)