Heavens Hell Act von Angie_Cortez (Wenn der Himmel zur Hölle wird) ================================================================================ Kapitel 1: Die Liebe Gottes --------------------------- Kapitel 1 Die Liebe Gottes Er schlug die Augen auf. Das helle Licht blendete ihn nicht, nein es war sogar angenehm. Er lag auf dem Boden und sah sich mit seinen neuen Augen um. Gott hatte ihm einen Körper geschenkt, den Körper eines Engels und auf seine fragilen Züge schlich sich ein Lächeln. Er streckte seine Arme und Finger, wie um zu probieren, ob es wirklich wahr war. Ja, und es fühlte sich so gut an. Er kniete sich hin und betrachtete seine Umgebung aus eisblauen Augen. Überall wimmelte es von Engeln. Einige waren stehen geblieben und betrachteten ihn entzückt. Es passierte nicht oft, dass ein neuer Engel geboren wurde. Ihre Gesichter waren hell und freundlich, sie waren wunderschön und liebreizend anzusehen. Einige trugen das blonde Haar zu einem Zopf gebunden, andere ließen wallende Locken über ihre Gewänder fließen. Andere wiederum hatten kurzes Haar und schärfer geschnittene Gesichter. Er verstand den Unterschied noch nicht. Doch dann kam die Eingebung. Die einen, mit den weichen Gesichtern, dem runden Busen und dem wallenden Haar waren weibliche Wesen. Die anderen, etwas grober, mit kurzen Schopf aber ebenso schön waren männlich. Er war durch und durch glücklich. In dieser Welt wollte er sein ewiges Leben verbringen und nirgendwo anders. Samsa war sich dessen bewusst, dass er selbst unter den Engeln, die alle wunderschön waren, noch als etwas Besonderes galt. Es machte ihn glücklich und auch ein wenig stolz, doch nicht überheblich. Im Himmel galt er als das reinste Wesen ihrer Art und Gott selbst hatte ihn zu seinem persönlichen Schützling gemacht. Er diente ihm direkt. Samsa lief die Strecke zum göttlichen Palast. Er wollte den hohen Herrn nicht wütend machen, weil er womöglich zu spät erschien. Die Wachen öffneten ihm schon das Tor, als er ihnen entgegenlief. „Seid gegrüßt“, sprach er sie höflich an, bevor er jetzt behutsam weiter ging. Zwar hatte er oft die große Ehre den göttlichen Palast betreten zu dürfen, dennoch beeindruckte er ihn jedes Mal wieder mit seiner atemberaubenden Architektur. Samsa setzte seinen Weg fort und blieb dann unwillkürlich stehen. Langsam ließ er sich auf die Knie nieder und murmelte ergeben. „Ich grüße Euch, Eure Heiligkeit.“ „Sei auch du gegrüßt, Samsa“, schallte nun die tiefe Stimme des Herrn aus dem nichts durch den Raum. Samsa lächelte. „Womit kann ich Euch dienen, mein Schöpfer?“ fragte er und senkte wieder den Kopf. „Ich habe einen besonderen Auftrag für dich. Es behagt mir nicht, dass du der Einzige bist, den ich zu schicken wage, denn es wird äußerst gefährlich sein, doch mir bleibt nichts anderes übrig. Du Samsa hast mein volles Vertrauen.“ „Ich danke Euch“, wisperte der junge Engel unterwürfig und lauschte dann aufmerksam der tiefen, reinen Stimme seines Schöpfers, die ihn in einen Auftrag einwies, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Memnoch, der Herr der Unterwelt hatte vom Schöpfer verlangt, einen Engel in sein Reich zu entsenden, um über die Seele eines Menschen zu verhandeln. Die Wächter am goldenen Tor hatten seine Seele aufgenommen, obwohl der Fürst der Finsternis einen Anspruch auf sie hatte. Nun wollte er diesen Anspruch geltend machen. „Es ist die Seele eines Kindes, Samsa. Kinderseelen sollten nicht in der Hölle schmoren, egal wie schlecht ihre Taten gewesen sein mögen. Mache dies dem Fürsten verständlich und kehre mit seiner Zustimmung zu mir zurück, dann werde ich dich belohnen, mein Sohn. Nimm meinen Segen mit auf deinen Weg und meine unendliche Liebe. Trage Sorge dafür, dass diese Kinderseele niemals die Qualen der Hölle erleiden muss.“ Samsa nickte und verbeugte sich tief vor dem Thron seines Herrn. Noch nie war ein Engel ins Reich der Dämonen gereist. „Sei besonders umsichtig auf deinem Weg. Du bist das reinste Wesen in diesem Universum und das werden die Dämonen spüren. Sie werden dir sehr feindlich gegenübertreten. Gebe dich niemals mit ihnen ab und höre nicht auf ihre giftigen Worte. Sie werden versuchen wollen deine Reinheit zu zerstören. Gib ihnen keine Gelegenheit dazu.“ Die Reise bis zu den Toren der Hölle war lang und führte den jungen Engel über die höchsten, vereisten Gipfel der Berge, in Regionen, die kein Mensch jemals erreichen würde. Samsa spürte die Kälte nicht. Auch die dünne Luft, die jedem Menschen den Tod gebracht hätte, bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten. Er bestaunte die Schönheit der unberührten Natur und war entzückt von dem treibenden Schnee, den Hohen Gebirgszügen und der Sonne, die hier so unendlich fern schien. Am zweiten Tag nach seinem Aufbruch aus dem Himmel erreichte Samsa das Tor zur Hölle. Es schien direkt aus dem Fels gemeißelt zu sein, dass es umgab und jeder unkundige, der sich hierher verirrte konnte es für eine Zeichung halten. Sie war prunkvoll und doch düster. Samsa trat näher und besah sich das Tor genauer. Es musste einen Weg hinein finden, denn es schien niemand anwesend, der ihn einlassen würde. Da erklang ein gackerndes Lachen hoch über ihm. Samsa zuckte erschrocken zusammen und trat ein wenig zurück, um den Witzbold sehen zu können. Hoch oben auf dem höchsten Punkt des Tores, lag ein menschliches Skelett und schien aus leeren Augenhöhlen auf ihn hinunter zu glotzen. Wieder erklang das Lachen und das Skelett warf den Kopf in den Nacken. Es schien sich köstlich zu amüsieren. Samsa betrachtete das Geschöpf staunend. Ob es ein Dämon war, oder nur eine verzauberte Kreatur? „Sei gegrüßt mein Freund. Was ist denn so lustig?“ sprach Samsa es furchtlos an und wieder erlag das Skelett einem Lachanfall. „Ein Engel!“ brachte es gröhlend hervor. „Ein Engel vor diesen Toren! Und Freund nennt es mich, das Engelein!“ „Du bist wirklich sehr unhöflich“, bemerkte Samsa gekränkt. „Bitte sag mir, wie ich hinein komme. Mein Schöpfer gab mir einen Auftrag. Ich muss zu deinem Fürsten.“ „Pha! Nein, niemals! Mir hat niemand erlaubt einen Engel einzulassen. Wenn sie es also vergessen haben, musst du wohl warten, bis sich jemand erinnert. Nein, ich lasse keine Engel ein. Bei eurem Leuchten und eurer Schönheit werden mir die Dämonen erblinden und Memnoch macht Knochenstaub aus mir. Niemals!“ schimpfte das Wesen und machte es sich auf seinem Vosprung gemütlich. „Gut, sie werden mich schon nicht vergessen haben“, gab Samsa freundlich zurück. „Sag mir, um uns etwas die Zeit zu vertreiben, wer bist du?“ Das Skelett gackerte wieder. „Der Torwächter, Dummchen! Der Wächter der Tore zu Hölle. Das siehst du doch mit deinen himmelblauen Augen.“ „Bist du ein Dämon, oder ein anderes magisches Wesen?“ fragte der Engel unbeeindruckt von der Unhöflichkeit des anderen weiter. Seine Wissbegier war entfacht. Es gab so viel zu lernen hier unten. „Ein Dämon!“ Die Kreatur seufzte. „Nein, ich bin kein Dämon, Junge. Dämonen sind wie du, nur leuchten sie nicht so. Sie sind eben keine Engelchen, sondern Kreaturen des Bösen. Trotzdem werden dich ihre hübschen Fratzen noch verwundern. Das Böse kommt immerhin unbedingt als Troll daher. Ich bin nur ein Mensch. Vielmehr war ich einer. Ein besonders gemeiner, wie du dir vorstellen kannst. Der Fürst hat meine bleichen Knochen unsterblich gemacht und lässt mich dafür seine Tore hüten. Es ist gar kein schlechter Job, glaub mir. Nur diese Kälte, sie steckt mir so in den Knochen!“ Er kicherte. „Wäre deine Seele rein gewesen und in den Himmel eingezogen, so müsstest du nicht hier ausharren“, belehrte Samsa ihn liebevoll. „Dann täte es ein anderer, na und?“ gab der Haufen Knochen zurück und klackerte mit seinen Kiefern. „Hast du einen Namen?“ fragte Samsa. „Rumpelstilzchen!“ kam die schlagfertige Antwort, gefolgt von einem erneuten Gackern. Doch Samsa verlor noch lange nicht die Nerven. Er war ein Engel und hatte somit eine Engelsgeduld. „Nun sag schon. Ich sage dir auch meinen Namen. Ich bin Samsa. Und du?“ Das Wesen stutze. „Samsa? Samsa? Warum sagst du das denn nicht gleich? Samsa ist er! Der Fürst macht mich zur Schnecke und verspeist mich dann! Oh … ooohhhh!“ jammerte er. Die Tore gaben ein knackendes Geräusch von sich und schwangen dann lautlos auf. Samsa trat einen Schritt zurück und blickte in den gähnenden schwarzen Abgrund vor sich. Wärme schlug ihm entgegen und der Schnee zu seinen Füßen schmolz augenblicklich in der heißen Luft. „Willkommen“, ein Dämon tauchte unvermittelt vor ihm auf, doch dieses Mal erschrak Samsa nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)