Heavens Hell Act von Angie_Cortez (Wenn der Himmel zur Hölle wird) ================================================================================ Kapitel 11: Hilfreiche Worte ---------------------------- Kapitel 11 Hilfreiche Worte „Ich lege ihn in Ketten“, schnaubte Daimon wütend, als er Simon endlich wiederfand, der halb erfroren gegen einen Baum gelehnt im Schnee stand. Das würde ihm noch leidtun, einfach so zu verschwinden und sich und Samsa in Gefahr zu bringen. Daimon kam näher, doch Simon schien das gar nicht zu interessieren, er drehte sich zumindest nicht um. Selbst dieser törichte Mensch musste doch Daimons Schritte auf dem Schnee hören. Na gut, dann eben nicht, dann würde er ihn ohne Vorwarnung einfangen, bevor er wieder davonlief. Doch Daimons Zorn verrauchte augenblicklich, als sich der Gesuchte dann doch umdrehte und ihn strahlend blaue Augen unter der dunklen Kapuze anlächelten. „Samsa!“ Er schloss seinen Geliebten in die Arme, konnte es kaum fassen, dass er doch wieder da war. „Psst“, machte Samsa und legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Er ist eingeschlafen und wäre erfroren, deshalb konnte ich mich nach vorn stehlen. Weck ihn nicht auf“, sagte er leise. Noch immer umspielte dieses Lächeln seine Lippen. „Ich hätte ihn niemals aus den Augen lassen dürfen, diesen kleinen Bastard“, flüsterte Daimon und wieder kam die Wut etwas zurück. „Sei nicht ungerecht zu ihm. Er hat nur Angst, genau wie ich. Und er ist nur ein Mensch, wie soll er das begreifen, wenn selbst wir es nicht können …“, Daimon unterbrach seine Predigt, indem er ihm einen Kuss auf die Lippen drückte. „Ich habe auch Angst“, gab er dann zu und genoss jede Sekunde in der er Samsa ansehen konnte, seine Stimme hören und ihn berühren durfte. „Angst, dass ich dich auf ewig verliere. Ich könnte es nicht ertragen. Noch sind wir nicht sicher vor der Armee deines verfluchten Gottes, also lass uns schnell gehen.“ „Wo willst du hin?“ fragte Samsa vorsichtig. „In die Hölle, etwas anderes bleibt uns kaum noch übrig. Hier draußen sind bieten wir ihnen zu viel Angriffsfläche. Du darfst ihnen nur nicht noch einmal in die Arme laufen“, Daimon versuchte vorwurfsvoll zu klingen, schaffte es aber nicht wirklich. „Dann schnell, solange ich noch kann“, Samsa setzte sich schon in Bewegung. Sie machten keine Rast und legten ihren Weg schneller zurück, als sie es zu hoffen gewagt hatten. Noch war Simon nicht wieder aufgetaucht, doch Samsa lauschte oft nach seinem Bewusstsein, um herauszufinden, ob er noch tief genug schlief. „Aufmachen“, rief Daimon seinem Torwächter Jakob nur zu und der spurte so schnell, dass nicht einmal Zeit blieb für einen Kommentar. Samsa warf noch einen Blick zu ihm hoch und auch Jakobs leere Augenhöhlen schienen ihn anzustarren, bevor der Tore sich wieder hinter ihnen schlossen und die Kälte der Bergwipfel aussperrte. „Was passiert, wenn ich wieder ein Mensch werde?“ fragte Samsa unruhig und folgte seinem Geliebten hastig tief ins Innere der Erde. „Eigentlich dürftest du als Mensch die Hölle nicht sehen. Aber, wenn du erst einmal drin bist … das ist noch nie vorgekommen“, Daimon sah ihn ängstlich an, doch Samsa erwiderte seinen Blick nicht. Er schien wieder zu lauschen. „Dann werden wir bald erfahren, wie ein Mensch die Hölle sieht“, sagte er schließlich leise. „Er wird bald aufwachen …“ Die letzten Meter zu Daimons Gemächern legten sie rennend zurück und verschlossen die Tür hinter sich. Nur für alle Fälle. Egal ob Simon die Hölle sehen konnte oder nicht, die Dämonen würden ihn praktisch riechen. „Bitte sei nicht zu grob, ja?“ flüsterte Samsa schnell. „Je mehr du ihm Angst machst, umso mehr wird er sich verschließen. Sei vorsichtig und …“ Er brach ab und zum ersten Mal konnte Daimon beobachten, wie sich seine Augenfarbe veränderte, wie das weißblonde Haar stätig dunkler wurde. Enttäuschung war das einzige, was er dabei fühlen konnte, denn er wollte ihn nicht wieder gehen lassen, wollte nicht, dass er fort war. Die Zeit, die sie zu zweit gehabt hatten, war viel zu kurz gewesen und die lange Reise hatte ihnen diese kurze Zeit schon gestohlen. Simon wich ängstlich zurück, bevor er sich in Daimons Gemächern umsah. Er hatte nicht die geringste Ahnung wo er sich befand, so viel stand für Daimon fest. „Wo hast du mich hingebracht?“ fragte Simon und versuchte seine zitternde Stimme etwas fester klingen zu lassen. Schwache Wesen. „In die Hölle“, gab Daimon freimütig zu und bemerkte etwas amüsiert, wie Simons Augen riesengroß wurden. „Warum solltest du mich in die Hölle bringen?“ fragte Simon skeptisch. Etwas Respekt schien ihm schon abhanden gekommen zu sein und das gefiel Daimon gar nicht. „Vielleicht weil du in der Hölle sicherer bist, als draußen im Schnee!“ fuhr er Simon an um ihm zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. „Und was hast du jetzt vor, wo du mich in die Hölle geschleppt hast?“ Er wurde wohl nie müde mit seiner Fragerei. Daimon wäre es lieber gewesen, er säße verängstigt in einer Ecke und gäbe keinen Laut mehr von sich. „Jetzt werde ich dich irgendwie dazu bringen, mir Samsa zurückzugeben!“ erwiderte Daimon schlagfertig. Nur entfernt dachte er daran, was Samsa gesagt hatte. Er solle nicht zu grob zu Simon sein. Das war nicht unbedingt leicht. Simon sah den Dämon nachdenklich an. „Warum willst du ihn wiederhaben? Sag es mir. Du bist ein Dämon. Für gewöhnlich müsstest du eigentlich ein böses Wesen sein. Was also willst du von einem Engel?“ Daimon dachte, er müsse explodieren. Hatte dieser unsäglich dumme Mensch das etwa noch nicht verstanden? Hatte er überhaupt irgendetwas verstanden? „Sag es mir!“ forderte Simon noch einmal. Er war etwas zurückgewichen. Daimon Wutanfall war ihm nicht entgangen. Er zog den schweren Mantel enger um sich, obwohl ihm nicht mehr kalt sein dürfte. „Na gut“, Daimon holte tief Luft. „Ich will, dass du verschwindest, weil ich Samsa liebe. Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Und ja, auch Dämonen haben ein Herz! Ich will endlich auf ewig mit ihm vereint sein, denn immer wieder gab es Mächte, die uns getrennt haben. Ich wusste nicht, dass du noch in diesem Körper stecktest, als ich Samsa Seele hinein pflanzte um ihn vor der endgültigen Zerstörung zu retten. Du bist das Einzige, was uns im Moment noch im Wege steht!“ Simon sagte nichts dazu. Er war ruhig geworden, sehr ruhig. Daimon wusste nicht, ob das ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen war. Seine Augen ruhten aufmerksam auf Daimon und er schien nachzudenken. „Was passiert nach dem Tod?“ fragte er schließlich ganz leise, ganz vorsichtig. „Ich möchte es wissen.“ „Deine Seele verlässt deinen Körper und der Tod sammelt sie ein. Dann leitet er sie. Entweder in den Himmel oder in die Hölle. Gemessen wird das an deinen Taten. Und jetzt hör bitte auf zu fragen!“ antwortete Daimon ihm ungeduldig. „Eine Frage noch, bitte“, inzwischen war kein bisschen Angst mehr in Simons Blick zu sehen. „Meinst du ich könnte sterben, ohne das Samsa etwas passiert?“ „Nein.“ Simon senkte den Blick und seufzte leise. Als er wieder hochsah konnte Daimon seinen Augen kaum trauen. Schnell machte er ein paar Schritte auf seinen Geliebten zu und sah ihn fragend an. „Er möchte sterben“, sagte Samsa traurig. „Er möchte nicht ohne Antonie leben, aber er will uns doch nicht im Wege stehen. Er hat so ein gutes Herz für einen Menschen.“ „Verrückter Engel“, sagte Daimon Kopfschüttelnd und küsste Samsas weißblondes Haar sanft. „Er mag ein gutes Herz haben, aber mich macht er verrückt.“ „Er sagt er will nicht wiederkommen.“ Hoffentlich. Es wäre zu schön um wahr zu sein. Samsa verkrampfte sich in seinen Armen und Daimon schob ihn erschrocken um Armeslänge von sich. „Was ist?“ Eine Antwort bekam Daimon nicht. Der Blonde sackte in sich zusammen, das Gesicht schmerzverzerrt und die Hände auf die Brust gepresst. Was zur Hölle ging hier vor? Daimon ließ sich neben ihm nieder. Samsas Atem ging gehetzt und entsetzt musste Daimon feststellen, dass es unter seinen Fingern zu glühen begann, so hell und durchdringend, dass er das Blut durch Samsas Finger fließen sehen konnte. „Dieser miese, kleine …“, setzte er an. Samsas schmerzerfüllter Schrei ließ ihn jedoch verstummen. Die Seele bahnte sich ihren Weg aus seinem Körper und blieb zwischen ihnen in der Luft hängen. Daimon konnte nicht anders, als sie anzustarren. Diese Seele war hell wie alle anderen, doch sie taumelte, schwebte nicht so grazil wie die anderen, die er gesehen hatte. Sie schwang in der Luft hin und her, drehte sich eigenartig, als würde sie keine Balance finden. „Sie ist verletzt“, hörte er Samsa sagen. Erschrocken riss er die Augen auf. Er lebte, er atmete und er starrte ebenfalls die merkwürdige Seele an. Wie war das möglich? Samsa streckte die Hände aus und die Seele kam zwischen seinen Handflächen etwas zur Ruhe. „Sieh nur“, er deutete auf einen pechschwarzen Riss, der sich auf dem leuchtenden Ball abzeichnete. Jetzt konnte Daimon es auch erkennen. „Tolle Show“, sagte jemand hinter ihnen und sie fuhren herum. Kato stand an die Tür gelehnt, als wäre es ein leichtes für ihn durch Wände zu gehen und sah die beiden mit einem säuerlichen Blick an. „Dürfte ich bitte die Seele haben, Engel? Das wäre wirklich reizend von dir. Schließlich ist es mein Job sie einzusammeln.“ Samsa ließ von der Seele ab und sie schwebte unsicher dem Tod entgegen, der sie mit seinem schwarzen Beutel einfing, der kein Licht mehr herausließ. „Er hat wohl seinen Besitz an diesem Körper abgegeben. Wirklich hoch interessant. Ich hätte nie gedacht, dass sowas möglich ist“, sagte Kato gelangweilt und blickte zu Samsa hinüber. „Ich kann seine Lebenszeit wieder sehen“, sagte er an Daimon gewandt. „Aber glaub mir, die willst du wirklich nicht wissen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)