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Eifersucht ist Liebespflicht

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da ich eine Ewigkeit nicht weitergeschrieben habe und auch ich nochmal die gesamte Geschichte lesen musste, wobei nahtlos am letzten Kapitel anzuknüpfen das mit Abstand schwierigste Unterfangen war, hoffe ich inständig, dass dieses Kapitel etwas zum Lachen und etwas fürs Herz ist.
Wahlweise stelle ich Tomaten zum Bewerfen - und Leute ich hab es echt verdient - und Kekse und Heißgetränke nach Wunsch hin. Eure Entscheidung.
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der Brief

Von draußen brannte die bereits hochstehende Sonne durch das nicht mit Vorhängen verdeckte Fenster in ein gemütlich eingerichtetes Kinderzimmer. Direkt vor dem Fester befand sich ein Schreibtisch, auf dem etliche Bücher, Pergamentrollen und Fläschchen lagen. Dann stand da ein mit Kleidung behangener Drehsessel und zwischen eben diesem Sessel und der Tür war ein riesiger, offener Koffer platziert. Der eigentliche Inhalt des Gepäckstücks lag verknittert teils darin oder am Boden verstreut. In den offenen Schiebetüren und Laden der beiden Kleiderschränke war nichts außer Leere zu finden. Im einen Eck diagonal zur Tür stand ein riesiges Bett. Die Kissen und Decken waren mit einem rot-goldenen Rautenmuster auf der einen Seite und demselben Rot auf der anderen Seite bezogen. An die Wand war das Gryffindor-Wappen gemalt. Auf dem Boden neben dem Bett lagen noch mehr Bücher. Im Großen und Ganzen konnte man sagen: Es lebe das Chaos, denn die Ordnung hat versagt…
 

Die Tür schwang auf und ein kleiner frech aussehender, rothaariger Junge hielt den Kopf ins Zimmer. Grinsend sprang er einen Satz hinein, breitete die Arme aus und schrie grinsend los: „Rose aufstehen! Oder willst du das Mittagessen auch noch verschlafen?“ Das Mädchen brummte und warf ihren Arm aus dem Bett als wolle sie den Wecker abstellen. Die krausen Haare standen kreuz und quer von dem Langschläfer ab. Hugo faltete seine Hände hinter dem Rücken und sah sich um. Wie konnte seine Schwester nur so eine ausgezeichnete Schülerin sein, wenn sie keine Ordnung hielt? Wie fand sie überhaupt ihre Unterlagen? Oder sah ihr Zimmer in Hogwarts nie so aus, wie das zuhause? „Rose, Papa will, dass du mit uns isst! Mama sowieso und…. Ja ich würd mich auch freuen…“, kam es jetzt unschuldig von dem kleinen Jungen. Wieder brummte das Mädchen und ihre Sinne wurden langsam wach. Resigniert seufzte der zwölfjährige Bub und ging in die Hocke, starrte gen Boden. „Man hast du einen Schweinestall, Rosie…“, murrte er und zog eine Schnute. „Hugo, lass mich doch schlafen….“, jammerte die Jugendliche zog sich ihre Decke über den Kopf.
 

Dann hörte Rose das Gekicher und Getrampel ihres Bruders und schnaubte genervt: „Hugo, was ist?“ Der Kleine hielt inne und sah sie nur an. Schließlich wurde das Grinsen auf seinen Lippen breiter. „Rosie~, wofür braucht man das? Darf ich mir das ausborgen? Ich will sowieso eine neue Steinschleuder!“, meinte der Junge lachend. Rose brummte grimmig. Was hatte sie schon im Zimmer das er fürs Steine schleudern benutzen konnte? Sie öffnete die Augen und drehte sich langsam zu ihm.
 

Sie traf der Schlag als sie ihren Bruder sah und sprang auf. „Du kleine Ratte, her damit!“ Hugo, der sich eben noch den Büstenhalter seiner Schwester hingehalten hatte und herumgetänzelt war, sprang erschrocken zurück. „Hast du mich nicht verstanden?!“, schrie sie ihn wieder an und ihr stieg die Röte ins Gesicht. Doch Hugo rannte aus dem Zimmer und erwiderte in derselben Lautstärke: „Dann hol ihn dir doch!“ Das Mädchen schluckte, griff zum Zauberstab und jagte ihm hinterher. „Du Perversling, bleib stehen!“ Die Stufen runter in die Küche hörte die Jugendliche schon die weinerliche Stimme ihres Bruders: „Mama! Rosie ist gemein zu mir!“ Hermine drehte sich fragend zu ihrer Tochter, sie hatte die Unterwäsche noch nicht gesehen, herrschte sie sie an: „Rose Weasley geh nicht mit dem Zauberstab auf deinen kleinen Bruder los!“ Das Mädchen stoppte rutschend und knallte gegen den nächsten Stuhl. „Dann sag ihm, er soll meine Unterwäsche in Frieden lassen!!“ Die Schülerin klammerte sich an der Lehne fest, stand gekrümmt da und fixierte Hugo wütend. Hermine stutzte und sah zu ihrem Jungen, der geradewegs in Rons Arme lief. Der Vater schnappte sich das Kleidungsstück, warf es zu Rose und murmelte Unverständliches. „Dann räum es so auf, dass er es nicht findet, Rose.“, schimpfte Hermine und das Mädchen sah sie nur an. „Sag jetzt nicht, dass er damit durchkommt!“, jammerte die Jugendliche und verspürte den Drang Hugo zu beleidigen. „Zieh dich an Rose, wir wollen essen.“, meinte Ron und winkte ab. „Papa!“, protestierte sie, gab dann aber nach und huschte die Treppen leise fluchend hoch. „Kleine Brüder sind so ätzend.“
 

Rose wusste, was ihr Vater gepredigt hätte, dass sie die Ältere war, sich als erwachsen sah und auch so handeln müsste, wenn sie ernst genommen werden wollte. Dass Hugo sie generell gerne und oft ärgerte und dass sie ihm keine Angriffsfläche geben sollte, wenn sie nicht von ihm schikaniert werden wollte. Er war um einiges jünger als sie und testete jetzt nun einmal seine Grenzen aus. Immer versuchte sie den Rat ihres Vaters zu beherzigen, aber mit dieser Kröte als Bruder war es schwierig.
 

Das Mädchen stapfte ins Zimmer und seufzte. Ja, heute sah es wirklich extrem schlimm aus, ihr Zimmer war noch chaotischer als sonst. Sie wippte mit dem Zauberstab und ihre Sachen verschwanden in die Schränke, und die Schlüssel drehten im Schloss. Rose wusste jetzt schon, wenn sie eine dieser Türen oder Laden öffnete, flog ihr alles wieder entgegen. Die Schülerin schluckte und sah zum Fenster. Warum musste die Sonne auch so grausam hell ins Zimmer scheinen? Rose kratzte sich am Kopf und ging zum Bettende, wo ein großer Spiegel stand. Sie sah hinein und bemerkte, dass sie wieder einmal wie ein umgedrehter Besen herumgeisterte. Ihre Gesichtsfarbe war blass und ihre Augen wirkten müde. Und die Schminke vom Vortag hatte sie auch noch in ihrem mit Sommersprossen übersäten Gesicht. Noch einmal wuschelte sie sich durchs lockige Haar und drehte sich dann zum Schrank. Ja, sie sollte sich doch lieber etwas anziehen. Es war nicht gerade toll in der Unterwäsche von gestern durchs Haus zu laufen. „Wenn ich jetzt vorsichtig die Tür öffne, dann… nein.. Ich reiß die Kastentür auf, fisch mir schnell was raus und knall die Tür dann wieder zu… so dürfte mir auch nichts entgegenfallen…“, redete sie sich selber ein und kaum hatte sie am Knauf gezogen, wurde sie von ihrem Gewand begraben. Zu sehen war nur noch ihre ausgestreckte Hand, in der sie den Zauberstab hielt. Mit einem Wipp war alles wieder im Kasten und Rose holte endlich ein paar Sachen raus. Dann wanderte die junge Weasley schlaftrunken ins Bad.
 

Kurze Zeit später gesellte sie sich an den Esstisch. Rose sah wesentlich frischer aus, spürte allerdings noch immer den Flaum auf der Zunge und den ekelerregenden Nachgeschmack vom Vorabend. Als Hugo sie breit angrinste, fauchte sie nur: „Ich freu mich schon so, wenn das nächste Schuljahr rum ist, denn es ist mein Letztes!!“ Der Junge hörte zu kauen auf und sein Mund klappte auf. „Na und? Kann nicht jeder so alt und gebrechlich sein wie du!“ Hugo hatte seinen Löffel mit Kartoffelbrei geladen und war bereit ihn auf Rose zu werfen. „Ruhe! Jetzt seid ihr gerade mal gestern von Hogwarts heimgekommen und schon redet ihr vom folgenden Jahr. Hugo! Leg den Löffel weg und Rose, die Gabel ist nicht als Waffe gedacht!“, entfuhr es Ron wütend und sah seine Kinder wild an. Rose, die ihr Besteck gen ihren kleinen Bruder gerichtet hatte, legte es wieder hin. „Hugo, wie war dein erstes Jahr in Hogwarts?“, fing Hermine an, die beide prüfend ansah. „Toll!“, lachte er und dachte an die Streiche zurück, die er und Al Lily und Rose gespielt hatten. „Ja, Mama, es war wunderbar, als mir Hugo vor einer Woche im Schlaf die Haare geschoren hat. Ich sag’s dir Bürschchen, ich weiß nicht welchen Zauberspruch du verwendet hast, ich weiß auch nicht, wie du in mein Zimmer gekommen bist, aber ich schwöre Rache du Kröte!“, gab sie am Anfang sarkastisch, zum Schluss drohend von sich. Der Junge schluckte nur bitter. Rose seufzte erschöpft und hielt sich den Kopf. Warum musste ausgerechnet sie mit so einem Bruder gestraft sein? Ron und Hermine tauschten sprachlos besorgte Blicke.
 

Der Kater Chaster strich um die Ecke und Rose stand auf und nahm ihr Haustier in den Arm. „Na du süßer Tiger!“, murmelte sie und streichelte das Ohr des rotbraunen Tieres. „Willst du nicht noch etwas essen? Den Nachtisch hast du noch gar nicht gesehen.“, wollte Ron wissen und das Mädchen verneinte. „Wie war es eigentlich gestern Abend? Mit wem bist du weg?“, war die nächste Frage des besorgten Vaters, „Wann bist du heim?“ Rose sah auf die Uhr und atmete tief durch. „Ich war gestern mit Dominique und Fred feiern. Es war lustig, lang… feuchtfröhlich halt.“ Fred hatte sein letztes Jahr in Hogwarts geschafft und schlief mit Dominique bei den Großeltern. Dominique war im selben Jahrgang wie Rose und hielt viel davon etwas Geschafftes gebührend zu feiern. Und obwohl der strebsame, rothaarige Lockenschopf nie viel von wilden Partys gehalten hatte, zog Rose mit ihren Cousins durch die Straßen und war stark betrunken in einer Kneipe versumpft. Ihre Eltern hatten es ihr erlaubt, besonders Ron war von der Idee ihr Zeugnis zu feiern begeistert, denn im Gegensatz zum Malfoyspross hatte sie ausschließlich Ohnegleichen. „Wie lang, Rose?“, mischte sich nun Hermine ein. „Ich war um halb Sechs zuhause.“, murmelte das Mädchen und wollte in ihr Zimmer. „Bitte?“, stammelte ihre Mutter überfordert und Ronald lenkte ein: „Übrigends Rose, heute am Vormittag ist Post für dich gekommen. Der Handschrift nach dürfte es Albus sein.“ Er reichte ihr den Brief und sie nahm ihn stutzend entgegen. Ihr Kater schaute ihr schnurrend über die Schulter. „Danke“, sagte die Schülerin und tapste die Stufen hinauf den Blick auf den Umschlag fixiert.
 

In ihrem Zimmer setzte sie sich aufs Bett und ihr Kater sprang von ihrem Schoß in die Kissen und rollte sich zusammen. Rose überlegte, was alles drinnen stehen könnte, denn warum schickte Al ausgerechnet ihr einen Brief? Sie verstanden sich nicht so sonderlich gut und außerdem war er nie der große Redner gewesen. So kleine von Pergamentrollen abgerissene Mini-Fetzten, die man am besten mit der Lupe suchen sollte, das sah Al ähnlich, aber ein ganzer Brief? Wenn der Zettel auch noch vollständig und knitterfrei war, sie würde ihren Besen essen. Sachte schlitzte sie den Umschlag auf, es war ein komisches Gefühl einen Brief von Al in Händen zu halten, hatte er sich so viel Zeit genommen einen akzeptablen sauberen Brief zu verfassen. Und was wollte er von ihr? Rose holte den Zettel raus und hätte am liebsten geheult. In ihrer Hand hielt sie ein Stück zerrissenes Pergament in der Größe eines Drittels einen hochgestellten DinA4 Formates. Das Blatt hatte Eselohren und Al hatte etliche Male herum gekrakelt bis er den „richtigen“ Anfang gefunden hatte. In der ersten Zeile war ein durchgestrichenes, mit Kreisen übermaltes, aber dennoch lesbares Lie mit einer Schlaufe, was auf ein kleines B hindeuten sollte. Daneben hatte er wieder Angefangen. Diesmal mit „Hey Rosie~, altes Haus!“ Das hatte er genau einmal durchgestrichen. Eine Zeile darunter stand: „Hey Weasley!“ Das hatte er dann mit Zickzacklinien durchgestrichen. Rose begann zu schmunzeln. Al hatte echt seine Probleme mit dem Schreiben. Sie wusste schon, warum er es wenn möglich ausließ und gleich anrief. Sie konnte sich nicht helfen, sie konnte ihrem überdrehten, vorlauten Cousin, Mister-zu-cool-für-diese-Welt nicht böse sein auch wenn er sie mit Malfoy noch schlimmer trietzte als ihr kleiner Bruder Hugo. Im Grunde hatte Albus einen butterweichen Kern, meinte aber, er müsse seine einfühlsame, nette Seite mit seiner großen Klappe und dummen Sprüchen überspielen, nur um zu beweisen, dass er nicht nur des Hauses wegen anders als sein Bruder James war.
 

Rose sah wieder genauer auf den Brief und stellte amüsiert fest, dass Albus wohl etwas grimmig die nächsten Zeilen geschrieben hatte. „Mensch Rotschopf! Hol dich um Zwei ab und schlepp dich nach Muggel-London. Al“ Das Mädchen verfiel in schallendes Gelächter und hielt sich die Hände vors Gesicht. Ja, so plump und ungeduldig konnte nur Albus Severus Potter werden. Die Schülerin schaute auf die Uhr, es war Viertel nach Eins. Das Mädchen legte den Brief weg und ging zum Kasten. Sie schnappte sich Unterwäsche und trabte zur Tür, die wieder am Boden liegenden Kleidungstücke ignorierend. Hugo stand im Gang und wurde frech: „Von Ordnung hast du auch noch nichts gehört…“ Rose schenkte ihm einen grimmigen Blick, eilte aber dann weiter Richtung Bad. „Ich geh duschen.“, trällerte sie und blieb in der Tür stehen, eine Hand auf der Klinke. „Übrigends Hugo, Ordnung halten nur Idioten!“, giftete sie ihren Bruder an und schnalzte dann die Tür zu. Sie hörte ihn vom Gang schreien: „Schwestern sind blöd!“ Dann rannte er in sein Zimmer und schlug die Tür mit Schwung zu, nur um zu zeigen, dass er dasselbe konnte wie sie. Das Mädchen atmete tief durch und fragte sich, ob sie wieder in den Kindergarten sollte, so wie sie sich verhielt. Rose schaltete das Radio auf dem Fensterbrett an und dann verschwand sie singend unter der Dusche. Das warme Wasser prasselte von oben herab. Mit Shampoo in den Haaren und der Handbrause in der Hand schmetterte sie ein Lied nach dem anderen mit. Wenn Alice sie gehört hätte, wäre ein lachender Kommentar gekommen: „Du singst dreistimmig- laut, falsch und inbrünstig.“
 

Hugo saß schmollend auf seinem Bett in seinem Zimmer und hielt seinen Plüschlöwen. „Mädchen sind doof… Nur weil Rose volljährig wird… na und? Ich bin auch schon Zwölf…“, schniefte er trotzig. Der Junge schaute zu seinem Tisch. Es stand sein Schachbrett dort, es war sein Lieblingspiel und kurz vor seiner ersten Hogwartsreise hatte er ein Spiel begonnen und nicht zu Ende gebracht. Also aufgeschoben war nicht aufgehoben, warum nicht jetzt weiterspielen? Er legte seinen Löwen weg und setzte sich vor das Spiel. Er konnte sich noch genau erinnern welchen Zug er zuletzt getätigt hatte, ja Schach war seine Leidenschaft und gegen sich konnte er nicht verlieren, deswegen spielte er alleine.
 

Hermine eilte zum Ofen, sie hatte Plätzchen gebacken, eine dieser hausfraulichen Eigenschaften, die sie sich angeeignet hatte. Es hatte sie Überwindung gekostet ein Backbuch auch nur anzufassen, doch da Ron von den ersten Plätzchen recht begeistert war, schön waren sie nicht gewesen aber relativ gut, verbesserungswürdig definitiv, hatte Hermine immer wieder neue ausprobiert. Die gestandene Hexe fischte ihre Kekse raus und war zufrieden, dass sie noch goldgelb waren. „Du backst auch bei ärgster Hitze Kuchen, was, Schatz?“, stellte Ron belustigt fest und drückte seiner Frau einen Kuss auf die Stirn. „Na und? Sie schmecken euch doch!“, protestierte sie lachend, als ihr Mann sich die Finger bei einem Plätzchen verbrannte und es nicht besser wusste, als das heiße Gebäck in den Mund zu stopfen, schnell herunter zu schlucken und Wasser nachzutrinken. „Ich schau mir mit Harry das Quidditchspiel an. Wir müssen Ginny anfeuern. Schade, dass ihr nicht mitgeht.“, verabschiedete sich Ronald und ging aus dem Raum. Ginevra hatte wieder professionell zu spielen begonnen als Lily Luna eingeschult wurde, aufgehört hatte sie als sie mit James Sirius schwanger gewesen war, ein Auszeit von zwölf Jahren. Nächstes Jahr hatte sie andere Pläne, junge Menschen im Sport zu fördern und zu ermutigen, sie wollte abtreten und als Coach fungieren. Hermine konnte nicht, sie wollte noch viel für B.Elfe.R erledigen, es war einiges an Papierkram liegen geblieben. Rose fand generell wenig Interesse an dem Sport und Hugo mied seit letzten Oktober so ziemlich alles, was mit Quidditch zu tun hatte. Als er das erste Spiel in der Schule gesehen hatte, zu dem er von Rose zwar widerwillig aber doch hin geschliffen worden war, wehrte ein Treiber den Klatscher so unglücklich ab, dass er, als Zuschauer, getroffen wurde und für zwei Wochen im Krankenflügel lag. Seitdem hatte er beschlossen Quidditch nur noch selbst zu spielen und so hoffte er, dass er nächstes Jahr in die Mannschaft aufgenommen werden würde. Er kannte die Regeln und las in der Zeitung wie welches Spiel ausgegangen war, aber er sah sich nie wieder ein Spiel live und in Farbe an, das hatte er sich geschworen.
 

Im Wohnzimmer stand ein Kamin, auf dessen Sims Familienbilder lustige und schöne Situationen wiederspiegelten. Davor auf einem Teppich standen eine Sitzreihe, eine große gemütliche schokobraune Couch und zwei krachrote Ohrensessel, und ein niedriger Holztisch. Zwei Stehlampen sorgten für Licht und in den drei Kästen mit Glastüren waren Bücher, Figuren, Gläser, Schriftrollen, Fotoalben und sonstiger dekorativer Plunder, den sie von Geschäftspartnern bekommen hatten. Ron traute sich nicht irgendetwas auf den Dachboden oder in den Keller zu packen, da die Herrschaften ja mal unerwartet rein schneien konnten, das hieß die Briefbeschwerer und Kerzenständer, Keksdosen, Schalen und Vasen blieben da, und die Porzellanpüppchen bekam die Familie seit Jahren nicht mehr geschenkt. Hermine hätte alles schon mal entsorgt, wenn ihr Ron nicht immer die Ohren vollgesabbert hätte mit: „Spinnst du? Das sind Geschenke! Was werden denn die Leute denken!“ Hier sah es definitiv nicht weniger abstrakt als im Fuchsbau aus.
 

Es polterte und aus dem Kamin rauchte es. Hermine hörte ein Husten und schaute nach. Auf dem Boden knieten zwei Burschen wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten voll mit Russ. „Na sieh mal einer an! Al, wie geht’s dir? Wie war das Schuljahr?“, freute sie sich und nahm ihren Neffen in die Arme. Dann schlief ihr langsam das Gesicht ein, als sie die Begleitung ihres Neffen richtig registrierte. „Tante Hermine, Luft….“, krächzte der junge Potter und die Hexe ließ ihn los. „Tut mir Leid, Albus!“, meinte Hermine hektisch und zappelte etwas rum. Dann rannte sie in die Küche, folgte dem Pfeifen des Wasserkochers und forderte die Burschen auf: „Macht es euch gemütlich!“ Der Potterspross folgte brav und sank zufrieden in den nächsten Stuhl. „Gibt es Plätzchen, Tante?“, wollte er grinsend wissen, sah dann zu seinem Freund, der steif und fahl dastand und sich nicht rührte und drückte ihn auf das Sofa. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass wir hierher gehen?“, zischte der Junge noch immer angespannt den dunkelhaarigen an. „Weil du sonst nicht mitgekommen wärst.“, gab Albus zu und sah wie Hermine mit einem Teller voll mit Keksen und Tassen antanzte. „Ihr mögt doch Tee, oder?“, wollte die Hexe wissen und beide nickten, der eine begeistert, der andere zaghaft. „It’s teatime!“, rief Albus begeistert und rieb sich die Hände, er liebte es, wenn seine Tante mit Tee anrückte, er mochte einfach die Kuchen, Torten und Kekse, die es immer dazu gab. Seine Mutter kochte zwar auch gut, keine Frage, aber sie backte nicht so gern wie Oma Molly oder Tante Hermine, kurz Ginny backte nie. „Wo ist eigentlich Rose? Ist sie noch nicht fertig? Es ist schon halb Drei, ich bin eh wie immer zu spät….“, fragte Al und seine Tante deutete nur auf das Bad im ersten Stock, bevor sie wieder in der Küche verschwand. „Musstest du mich herbringen?“, zischte Al‘s Freund und die sonstige Coolness, die der Junge inne hatte, war der Aufregung vollends gewichen. Al nickte und griff zum Teller. Dann hielt er ihn seinem besten Freund unter die Nase, welcher nur zögernd einen Keks nahm. „Lecker! Die sind gut geworden, Tante Hermine!“, rief Potter begeistert und pfiff laut.
 

Hermine tanzte lächelnd mit der Teekanne an und schenkte ein. „Und seid ihr mit den Zeugnissen zufrieden?“, wollte die Hexe wissen. Albus stand nickend auf und murmelte etwas von Bad und ließ seinen Freund alleine hocken. Hermine meinte lächelnd zu ihrem Neffen: „Rose ist oben, aber du weißt ja, wo das andere ist.“ Dann widmete sie ihre volle Aufmerksamkeit dem anderen Jungen. „Ja, Mistress Weasley. Ich bin recht zufrieden damit, auch wenn Vater meint, es müsste besser sein.“, murmelte der Schüler und schaute Gedanken versunken auf das Plätzchen in seiner Hand. „Iss ruhig.“, meinte Hermine lächelnd und sagte aufmunternd: „Das nächste Jahr machst du es sicher besser!“ Er zuckte mit den Schultern und knabberte verlegen an dem Gebäck. „Naja, ich hab ein Annehmbar, und sonst Erwartungen übertroffen und Ohnegleichen.“, stammelte der Schüler und wusste nicht, ob es richtig gewesen war, das zu erzählen. „Das ist doch gut! Ich wünschte Hugo hätte so ein Zeugnis mitgebracht. Aber naja…“, seufzte sie und fand es gar nicht mehr so seltsam diesen Jungen im Haus zu haben. Der Jungendliche lächelte matt, aber Hermine hatte das Gefühl ihn wirklich aufgemuntert zu haben. „Ich find Quidditch viel interessanter als Bücher…“, taute der Zauberer langsam auf und aus der Frau platzte es nur so raus: „Ihr Jungs hättet mit Harry und Ron zum Spiel gehen sollen. Mein Mann hängt mir damit in den Ohren, aber was soll ich machen, Rose und Hugo wollen nicht und ich kann nicht…“ Sie zuckte mit den Schultern und stellte zufrieden fest, dass der Junge breit und ehrlich lächelte. „Die Weasleys sind eigentlich gar nicht so übel wie Vater immer sagt…“, dachte der Schüler und fragte sich, ob Rose eigentlich auch so nett sein konnte.
 

Rose stand summend vor dem Spiegel, der Radio war bis zum Anschlag aufgedreht, die Wände hatte sie mit einem Zauber belegt. In der einen Hand hielt sie eine Bürste, in der anderen einen Fön. Das Mädchen hatte in bestimmten Dingen kein Zeitgefühl, zum Beispiel wenn es darum ging sich fertig zu machen. In der Schule ging alles schnell, aber zuhause konnte sie trödeln wie sie wollte, da musste sie nicht um Acht im Unterricht sitzen und da war es ihr egal, ob sie andere warten ließ. Ihre Haare, die ihr in der Früh zu Berge standen, wie so oft, nachdem sie mit feuchten Haaren ins Bett gegangen war, - und gestern hatte es auf dem Nachhauseweg geregnet – hatte sie bändigen können und sie fielen nun in Korkenzieherlocken luftig ihren Rücken hinunter. Sie hatte sich mit ihrer Mähne abgefunden, auch wenn ihr glatte Haare, so wie Dominique sie hatte, besser gefielen, dank ihrer starken Naturkrause würde sie nie, und war der Zauber noch so stark, eine Haarpracht wie ihre Cousine haben, und diese wusste ihre Haare nicht zu schätzen.
 

„Was braucht sie eigentlich so lange im Bad? Ist das ein Leiden? Sind Mädchen immer so langsam? Will sie sich aufrüschen? Für was denn? Gibt es da überhaupt was zu verbessern?“, fragte sich Albus und ging in aller Seelenruhe Stufe für Stufe hoch, dann den Gang entlang. „Ich frag mich, ob wir noch vor Ladenschluss Muggel-London erreichen….“, murmelte der Junge resigniert und öffnete die Tür. Laute Musik und das Gebläse des Föns dröhnten ihm entgegen und er riss die Augen auf. „Rose wann bist du…. Warum bist du nackt?!“, fing er ruhig an, schrie dann los und erstarrte in der Bewegung, Hand beim Griff der weitgeöffneten Tür. Rose, die in roter Unterwäsche vor ihm stand und ihn nur seines Geschreis wegen bemerkte, fuhr zusammen und wetterte los: „Raus du Spanner!!“ Danach schmiss sie reflexartig den Fön nach ihm. Al schlug die Tür zu, lehnte sich dagegen. Der Apparat verstummte, der Stecker war gezogen, der Zauber aufgehoben, es polterte gegen die Holztür. Al spürte den Ruck. Und dann rumste es wieder, das Geschoss musste den Boden geküsst haben. Der Junge rutschte langsam zu Boden. Sein Herz raste und steckte in seinem Hals. Bei Merlin, wenn er eins nicht wollte, dann die Gryffindor in BH und Höschen überraschen. Die laute Musik wurde leiser. Albus schluckte schwer.
 

Der Junge, der bei Hermine saß, und die Hausfrau selbst drehten sich geschockt um, sie hatten freien Blick auf das Geschehen. „Al ist jetzt nicht wirklich…“, ging es in dem Schüler vor und war nicht im Stande fertig zu denken. „Und ich hab ihm noch gesagt…“, stotterte die Hexe und starrte auf den jungen Potter, der zuerst blass um die Nase wurde und dem anschließend die Röte ins Gesicht stieg.
 

Rose stand beim Fenster und starrte auf die On/Off-Taste. Der Tag begann ja großartig, ein einziger Alptraum. Sie atmete tief ein und zog den Stecker. Nein, sie konnte da jetzt nicht raus! Auf keinen Fall! Es war peinlich, viel zu peinlich! Die Bürste hatte sie noch in der Hand. Das Mädchen schaute zögerlich in den Spiegel. Wieder atmete sie tief ein. Am liebsten hätte sie losgeheult. Obwohl war es wirklich so peinlich? Immerhin war er ihr Cousin, ein Verwandter! Ja, doch, sicher, war es, er war ein Mann, oder sollte in den nächsten Jahren noch einer werden! Ihr Kopf war leer, automatisch schmiss Rose die Bürste zurück in den Korb zu den anderen, aus dem sie sie genommen hatte. Das Mädchen wechselte immer wieder das Bein, unentschlossen, was es tun sollte. Der Fön lag immer noch da. Rose konnte doch jetzt nicht nichts tun, oder? Gottergeben griff sie nach dem Gerät und verstaute es im Fach unter dem Waschbecken. Wieder ein Blick in den Spiegel. Die Lage hatte sich nicht gebessert. Warum konnte nicht Hugo mit so einer Nummer kommen? Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Flucht nach vorn?“, fragte sie sich und nickte dann kräftig um sich Mut zu machen. Ja, das war das einzig Richtige, redete sie sich ein. Rose griff nach ihrem Bademantel, der wie die anderen an der Tür hing, schlüpfte hinein und schlang ihn fest um sich. Ihre Hand wanderte zur Klinke und stoppte wenige Zentimeter davor. Ruckartig zog sie die Hand wieder zurück und drehte sich in die Knie gehend um. „Ich kann das nicht…“, murmelte sie verzweifelt mit den Nerven am Ende und war den Tränen nahe. Ihr Blick fiel wieder in den Spiegel und ihr wurde bewusst, wie erbärmlich sie aussah. „Scheiße, ich bin so ein Angsthase…“, ging ihr nur noch durch den Kopf. Schnell richtete sich das Mädchen auf, Brust raus, Bauch rein und atmete tief durch. Rose wuschelte sich noch mal durch die Haare, ignorierte ihre glasigen Augen und drehte sich wieder zum Ausgang. Dann riss sie die Tür schwungvoll auf.
 

„Aus dem Weg!“, scheuchte sie Al auf, der sich im Schneidersitz sitzend nur irritiert zu ihr umdrehte und nicht einmal mehr auf ihre Aufforderung reagieren konnte, weil sie einfach an ihm vorbei stolzierte, oder besser über ihn hinweg. Der Junge sprang auf und gab sich geschockt: „Warum sperrst du nicht ab, wenn keiner rein soll?!“ Al gestikulierte wild. Rose, die in ihr Zimmer wollte, blieb abrupt stehen, drehte sich zu ihm und fuchtelte mit ausgestrecktem Zeigerfinger herum. „Warum gehst du in ein Bad, wenn du weißt, dass es besetzt ist?! Mama hat es dir sicher auf die Nase gebunden!“ Rose sah wild aus, ihre braunen Augen funkelten, Albus konnte so ein gefühlloses Trampel sein und das machte sie sauer. „Weil ich dachte, dass du vielleicht schon fertig bist, du Giftzwerg!“, brüllte der junge Potter ihr entgegen. „Ach, dann ist es jetzt wohl meine Schuld?“, fragte das Mädchen ungläubig und mindestens so laut wie ihr Gegenüber, ließ unbewusst ihren fest umklammerten Bademantel los und streckte die Hände von sich. „Ganz toll, Potter! Ganz toll!“, keifte sie und bemerkte Al‘s Winseln, wie er die Augen zukniff und sich langsam wegdrehte, die Hände vors Gesicht haltend. „Rose…“, jammerte er und fuhr fort: „Wir wollten dich abholen…“ Das Mädchen ließ die Arme wieder hängen und schaute ihren Cousin ungläubig an. „Was hat er denn?“, fragte sie sich, in ihrer Wut völlig vergessen, dass sie unter dem Bademantel nur ihre Unterwäsche anhatte.
 

Er sah auf. „Was soll denn der Krach?“, murmelte der rothaarige Junge und ließ von seinem Schachbrett ab. „Muss es bei uns immer so zugehen?“, dachte Hugo und stand auf und tapste zur Tür. Er dachte schon darüber nach, was er alles seiner Schwester vorwerfen könnte. Immerhin nahm sie auch keine Rücksicht auf ihn, dass er nicht besser war, ignorierte er gekonnt.
 

Die Tür schwang auf und Hugo kam fragend aus dem Zimmer: „Was bei Merlins Bart ist hier los?!“ Er war etwas ungehalten, bis er seine Schwester und Potter sah. Beide sahen ihn überrascht an und stutzten. „Oh…“, entfuhr es dem zwölfjährigen Jungen mit weit geöffneten Augen und so schnell konnte man gar nicht schauen, war er wieder rückwärtsstolpernd in seinem Zimmer verschwunden. Die Tür knallte wieder ins Schloss. Rose‘s Blick wanderte nach unten. Sie schluckte, dachte nicht mehr daran Al anzusehen. Ihre Mutter kannte ihre Wäsche, wenn sie sie sah, war es ihr egal und Al hatte im Hinterkopf ja keine Augen, die Sache war also halb so wild. Und dann ging ihr ein Licht auf. Zögerlich begann die Schülerin: „Al, wer ist wir?“ Leichte Hysterie schwang in der Stimme mit. Jetzt fühlte sie sich etwas unwohler. Ihr Cousin räusperte sich, verschränkte die Arme und kratzte sich am Kinn. „Naja… Scorp und ich?“, fiel er nervös mit der Tür ins Haus. Dem Mädchen entgleisten die Gesichtszüge. In ihrem Kopf tickte es. Malfoy war da. Malfoy saß unten in der Küche oder im Wohnzimmer. Malfoy konnte sie höchstwahrscheinlich so sehen. Der Vorgang Al‘s Information zu verarbeiten und in ihr Bewusstsein zu rufen dauerte schier ewig. „Rose, bist du noch da oder hat dein Verstand die Kurve gekratzt?“, fragte der Junge vorsichtig und drehte den Kopf nach rechts und lugte aus den Augenwinkeln kurz zu ihr um zu überprüfen, ob sie immer noch so frei dastand. Dann schaute Albus errötend wieder nach vorne, ja Rose hielt sich ihren Bademantel immer noch nicht zu. Es war nicht so, dass der junge Potter noch kein Mädchen in Unterwäsche gesehen hatte, um ehrlich zu sein, kannte er viele Mädchen, die vor seinen Augen noch weniger trugen und mit denen er seinen Spaß hatte, aber seine unschuldige, seiner Meinung nach biedere Cousine Rose in einem Hauch von nichts zu sehen irritierte den Jungen heftig.
 

Endlich schnappte die Weasley nach Luft. „Malfoy ist hier?!“, schrie sie ungläubig und drehte sich in die Richtung, in der sie ihn vermutete. Tatsächlich! Er saß da und starrte sie geschockt an, mit offenem Mund. Und daneben saß ihre Mutter! Rose kontrollierte, ob der Mantel noch offen war. „Ah…“, stammelte sie, blickte wieder ungläubig zu Malfoy und riss dann den Mantel zu und eilte in ihr Zimmer. Die Tür knallte ins Schloss und Albus ging freudig in die Knie. „Sie ist getürmt!!“, schrie er und sprang auf und rannte strahlend die Stufen hinunter und schmiss sich neben seinen besten Freund. Etwas verlegen sah er seine Tante an, die in schallendes Gelächter verfiel. „Ihr seid mir zwei Marken!!“ Der Dunkelhaarige grinste und stieß seinem Freund in die Rippen, der peinlich berührt, sowie Rose in ihr Zimmer geflüchtet war, auf den Boden starrte. „Tante Hermine, deine Kekse sind so lecker!“, fing der Potter frech grinsend an und Hermine hielt ihm den Teller hin. „Junge, iss! Bloß zum Anschauen back ich die Kekse nicht!“
 

Al nahm sich noch und meinte: „Da sag ich nicht nein!“ Scorpius, fasziniert von dem guten Verhältnis, das in dieser Familie Standard zu sein schien, schaute abwechselnd zu Hermine und zu Albus. Bei ihm zuhause ging es nie so lustig zu, sein Vater legte viel Wert auf Etikette. Draco hatte es geschafft seine Frau in bestimmten Dingen zu bremsen. Draco Malfoy hatte Astoria davor bewahrt sich wie eine Glucke aufzuführen, sie davon abgehalten eine zu werden. Manchmal, ganz selten, wenn Scorpius seine Mutter ehrlich lachen sah, und das schaffte nur noch Albus, wenn Draco nicht in der Nähe war, konnte er sich vorstellen, wie Astoria gewesen sein musste, bevor sie seinen Vater kennengelernt hatte. Früher musste sie sicher eine freudige, lebhafte, furchtlose Frau gewesen sein, die Mauern niederriss, jetzt war sie beherrscht, unterkühlt, ruhig und gab sich mit ihrem Goldkäfig zufrieden, ein Schatten ihrer selbst.
 

Hermine hielt dem Blondschopf auch den Teller hin und er nahm dankend das Plätzchen. Ja, äußerlich ähnelte Scorpius Draco enorm, doch war der Junge charakterlich ganz anders, musste er sein, wenn Al und er sich so gut verstanden, das stellte nun Hermine fest. Dann hörten sie ein Kreischen. „Was war das?“, stammelte der Malfoyspross und schnellte hoch, sah in den ersten Stock. „Ach, Rose hat wahrscheinlich ihren nächsten Schockzustand. Mit ziemlicher Sicherheit ist ihr ihr Gewand entgegengeflogen.“, winkte die Hexe ab und stand auf. „Ich hol euch noch was zum knabbern.“ Scorpius wunderte sich abermals, wie gelassen Mistress Weasley blieb und sah ihr dann nach. Al drückte ihn wieder in die Kissen. „Musst doch nicht bei jeder Kleinigkeit aufstehen!“, lachte der Potter und schob das nächste Plätzchen in den Mund.
 

Die Tür flog zu und Rose trampelte in ihrem Zimmer auf und ab. Das gab es nicht! „Zuerst ärgert mich Hugo mit meiner Wäsche. Dann stürmt Al, diese Kanaille, ins Badezimmer um mich zu begaffen und zum Schluss präsentiere ich mich halbnackt Malfoy!!“, murmelte sie mal lauter mal leiser vor sich hin. „Noch nie hat mich ein Junge in meiner Wäsche gesehen und dann… Oh Merlin steh mir bei…“, jammerte Rose und sank mit den Nerven am Ende in ihren Schreibtischsessel. „Und ihm hat’s wahrscheinlich noch gefallen, dass ich mich so blamiere…“, stöhnte die Schülerin und versuchte etwas Positives der ganzen Sache abzuringen. Rose sprang auf und hatte die Idee. Es war ja nicht viel anders, als hätten die beiden Jungs sie im Bikini erwischt, ja genau! Es war doch Sommer! Das Mädchen lachte kurz, doch ihre Freude wich. Es war aber nicht ihr Bikini. Und keiner der beiden Jugendlichen konnte sie ihren festen Freund schimpfen. Bei dem hätte sie darüber hinweggesehen, mal abgesehen davon, dass sie noch nie einen gehabt hatte, aber Al, war ihr Cousin und sowieso schon fester Bestandteil ihrer Familie, und Malfoy? Nein, der zählte zu der Spezies Mann, mit dem sie nicht mal Händchen halten wollen würde, von einem Kuss in jeglicher Form ganz zu schweigen! Kein Kuss auf die Wange, Stirn oder Hand, allein bei dem Gedanken, an die Eventualität, er könnte das einmal versuchen, müsste sie würgen, davon war Rose überzeugt! Von Malfoy wollte die Schülerin auf jeden Fall keine Kinder haben. Und dann war das Mädchen endgültig den Tränen nah. „Malfoy hat mich in Unterwäsche gesehen, und… und…“, schniefte sie, bis zu dem Gedanken, das ihm vielleicht gefallen haben könnte, was er gesehen hatte, kam sie gar nicht mehr. Das Einzige, an das sie noch dachte war: „Al ist schuld!“ Und dann schrie sie aus vollen Lungen und kauerte sich auf dem Boden zusammen und schluchzte los. Rose griff nach dem Nächstbesten und schnäuzte hinein. Jetzt war es eine klare Sache, Malfoy hatte sie besiegt, sie hatte sich lächerlich gemacht und den Geschlechterkampf, den sie seit Schulbeginn vor fast sechs Jahren im Hogwartsexpress mit ihm focht, verloren. Immer hatte sie versucht, Malfoy eins auszuwischen, nicht nur, weil ihr Vater sie immer wieder dazu anspornte, nein, weil er ein Weiberheld war, arrogant, selbstverliebt und falsch. Weil er oberflächlich war und sie immer nur wegen ihres Aussehen dumm angeredet hatte. Sie hatte sich so oft vorgenommen ihn zu schlagen, in allen Fächern, bei jeder Gelegenheit und jetzt hatte sie einmal nicht aufgepasst und dann passierte so etwas! Ganz am Anfang hatte sie nur ihrem Vater zuliebe nicht mit Al‘s neuem besten Freund geredet, doch irgendwann kam sie dahinter, mit jemandem wie Malfoy musste man nicht reden um zu wissen, wie er war, man sah es ihm an! Sie verstand bis heute nicht, warum ihr lieber Cousin, der Wolf im Schafspelz, mit so einem Gfrasst herumhing. Und ihr war bewusst, dass sie zu gut von Albus dachte, denn dieser Potter war in gewisser Hinsicht verdorben. Aber Rose Weasley konnte bis heute auch nicht nachvollziehen, warum Albus Severus Potter in Slytherin gelandet war. „Warum bringt mir Al so einen Schürzenjäger ins Haus?“, jammerte sie und sah auf. Alles war verschwommen. Das Mädchen rotzte wieder in den Stoff und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was hab ich da eigentlich in der Hand?“, wollte sie wissen und schaute sich den Fetzen in ihren Händen genauer an. „Das darf doch nicht wahr sein…“, jammerte sie, „…mein Lieblingsshirt!“ Das Mädchen winselte, betrachtete noch einmal das Oberteil, in der Hoffnung sie hätte sich versehen, doch nein, die Tatsache sah anders aus. Es war definitiv ihr liebstes Oberteil.
 

Rose schniefte, ihre Lippen zitterten und dann kam der nächste Heulkrampf. „Nein, nicht mein T-Shirt!“, wimmerte die Schülerin und schnäuzte unbewusst abermals hinein. Dann lag der Stofffetzen auf ihrem Schoß und sie schluchzte Krokodilstränen. Plötzlich hielt Rose Weasley inne. Sie hob das Kleidungsstück in die Höhe und murmelte wütend auf sich selbst: „Ich bin so bescheuert. Das sowas lebt, und frisst kein Heu!“ Dann stand das Mädchen auf, drehte das Oberteil mit gespreizten Fingern auf links und ging zu ihrem Wäschekorb, in dem noch genügend Schmutzwäsche von gestern lag, und pfefferte das Shirt hinein. „Wie blöd muss man sein!“, schrie sie und starrte auf das Lieblingsoberteil. Rose raufte sich die vollen Haare und drehte sich zum noch geschlossenen Kasten. Ihr war egal, dass ihre Augen geschwollen und ihre Wangen gerötet waren, sie scherte sich auch nicht darum, dass sich ihr Seelenzustand als Wrack bezeichnen ließ. Das Mädchen riss die Türen auf und mit dem Schock in Mark und Bein und geweiteten Augen sprang Rose Weasley kreischend nach hinten. Jetzt war ihr auch der Inhalt des anderen Kastens entgegen gekippt. Rose blickte geknickt zu Boden, gut von ihrem Holzboden war nicht mehr viel zu sehen, die Klamotten bedeckten fast alles. Den nächsten Satz konnte sie sich nicht verkneifen und wiederholte Alice’s Aussage, als diese nach dem ersten Schuljahr in den Sommerferien ein einziges Mal bei dem Rotschopf übernachtete: „Oink, oink! Du lebst in einem Schweinestall, Rosie!“ Damals wie heute konnte die Weasley Longbottom deswegen nicht böse sein, weil sich das Mädchen selbst immer fragte, wie sie es in der Schule schaffte Ordnung zu halten. Außerdem war Rose’s einziger, sehr schwacher Konter, wie sie selbst fand: „Nur Idioten halten Ordnung. Es lebe das Chaos!“ Ohne zu zögern kniete sich die Schülerin hin und wühlte in dem Haufen nach Kleidung, die sie heute anziehen wollte. Der Rotschopf fischte eine kurzärmelige, romantisch angehauchte, mintfarbene Buse mit Rüschen als Abschluss statt Ärmelbündchen hervor und betrachtete sie kurz. „Nein.“, murmelte Rose schulterzuckend und warf das Kleidungsstück über ihre Schulter direkt aufs Bett. Das nächste Stück, das das Mädchen in die Hände bekam, war eine rostbraune, knielange Hose, die Rose ohne zu zögern, ohne lange darüber nachzudenken, schnell wieder in die Tiefen des Gewandberges stopfte. Der Lockenkopf seufzte, es war schwer etwas Passendes zu finden, wenn die Auswahl so groß war. Warum musste sie sich auch immer wieder neue Klamotten kaufen?
 

In den ersten vier Schuljahren, hatte das Mädchen ausschließlich Bücher erworben um ihre Sammlung zu vergrößern, aber dann kam ihre erste große Liebe, auch wenn sie es nie zugegeben hätte, und so begann sie sich außerhalb der Schulzeit hübsch zu machen. Als offiziellen Grund für ihre Veränderung gab sie an, dass sie mit den Mädchen mitziehen wollte. Schminke, Schmuck, schöne Kleidung, das alles durfte nicht fehlen, auch wenn viele vermuteten, dass an ihr die Pubertät bis heute spurlos vorbeigegangen war, denn in der Schule trug sie noch immer die hochgeknöpften, langärmeligen Blusen und die Westen, damit ja niemand vermuten konnte, was sie darunter trug. Rose Weasley hatte sich immer geweigert Röcke zu tragen oder geschminkt in den Unterricht zu gehen. So kannten auch nur ihre Familie und ihre dicksten Freunde ihre andere, etwas wildere Seite. Gut, Al hatte davon auch noch nicht viel mitbekommen, aber der hing zu viel mit Malfoy rum, als davon Notiz zu nehmen.
 

Auf einmal hielt das Mädchen einen längst vergessenen bis Mitte Oberschenkel langen Jeansrock in den Händen und begann zu lächeln. Jetzt fehlte lediglich noch das Oberteil dazu. Den Rock legte sie auf ihren Schoß und wühlte dann weiter und schmiss achtlos mit den Kleidungsstücken um sich. Rose Weasley hatte sich etwas gefasst, gewann etwas von ihrem Selbstbewusstsein zurück und schwor sich an Abus Severus Potter und Scorpius Hyperion Malfoy für die heutige Schmach zu rächen.
 

Albus lümmelte gemütlich im Sofa und drehte wahrhaft Däumchen. „Mensch, wie lange dauert das denn noch?“, jammerte er und schaute immer wieder auf die Uhr. „Weiber…“, grummelte Potter und Malfoy sah ihn nur schulterzuckend mit hochgezogenen Augenbrauen an. Hermine sah auch etwas gestresst aus, weil Rose nicht und nicht antrabte. „Und was wollt ihr nach der Schule mal machen?“, fragte die Hexe verzweifelt und sah die beiden Burschen an. „Lehrer.“, murmelte Potter ernst und als er die überraschten Blicke seiner beiden Gesprächspartner bemerkte, fiel er in schallendes Gelächter. „Quatsch ich tu mir doch diese Bälger nicht an! Keine Ahnung was ich mal mache…“ Hermine nickte und schaute dann zu Malfoy. „Ehm.. Ministerium, glaub ich…“, begann Scorpius zögerlich und dann meinte er grinsend, als er seinem besten Freund kräftig auf die Schulter klopfte: „Oder ich besetze Al’s nicht vorhandenen Lehrerposten!“ Potter fuhr hoch und starrte den blondhaarigen Jungen neben ihm ungläubig an. Dann zog der braunhaarige Junge einen Schmollmund und schrie weinerlich mit den Händen vorm Gesicht los: „Ich bin zu nichts zu gebrauchen~!“ Hermine beobachtete die beiden geschockt. Sie wollte gerade etwas Tröstendes, vor allem Aufbauendes sagen, doch Albus Severus Potter begann wieder herzhaft zu lachen und Scorpius konnte es sich auch nicht verkneifen. „Eure Späßchen sind echt gigantisch…“, murmelte Hermine sarkastisch und unterdrückte das Bedürfnis sich auf die Stirn zu greifen.
 

„Ja, ihr seid echt zum Brüllen. Alle haben es kapiert.“, gab eine Mädchenstimme zickig von sich. Albus und Scorpius erschraken und sahen um sich. Rose stand da. Mit einem rotorangenen Spagettiträger-Oberteil und einem olivfarbenen Bolerojäckchen und dem kurzen Jeansrock, welcher angezogen noch viel kürzer aussah, stand der rote Lockenschopf geschminkt mit braunem Kajal und schwarzer Wimperntusche vor ihnen. Al richtete sich etwas zornig auf und maulte los: „Weißt du eigentlich wie spät es ist?! Und überhaupt! Wieso föhnst du eigentlich deine Haare mit Muggelsachen?! Hast wohl auch noch nie was von Zauberei gehört, was?“ Scorpuis fasziniert von Rose’s Auftritt sah überrascht zu seinem besten Freund und wieder zurück. „Lass mich doch, wenn ich will!“, fauchte das Mädchen mit geballten Fäusten zurück. „Außerdem musst du grad reden! Wer schleift mich heut‘ denn nach Muggel-London?!“, wetterte die Schülerin weiter. Malfoy sank etwas in den Sessel und fühlte sich deutlich unwohl. „Lern mal die Uhr!“, fauchte Albus und sprang auf. „Ach, du bist doch selbst immer zu spät! Jetzt schieb’s nicht auf andere!!“, fauchte Rose und hob ihren Kater in die Luft, der ihr um die Beine schmeichelte. Sie kraulte Chaster am Ohr und Al, der gerade etwas erwidern wollte, hielt inne. Das Mädchen drehte sich zu Malfoy und fing an, während die Schülerin ihren bereits schnurrenden Kater weiter kraulte: „Wusstest du eigentlich, dass Al panische Angst vor Katzen hat?“ Ihre Stimme klang fies und wütend. Scorpius sah Rose nur irritiert an und warf immer wieder einen Blick auf den Stubentiger, diese sogenannte Schwäche kannte er noch gar nicht. „Jetzt lüg doch nicht!“, protestierte der braunhaarige Junge mit übertriebener Gelassenheit. „Achja?“, fauchte die Sechszehnjährige und drückte ihm das Tier in die Hand. Potters Augen wurden größer, sein Mund klappte auf und dann warf er Chaster schreiend in die Luft: „Halt mir die Bestie vom Leib!“ Maunzend und fauchend landete der Kater auf allen Vieren, sträubte sein Fell, schaute wütend zu dem Potter und bog dann um die Ecke. „Das war gemein!“, gab Albus atemlos von sich und blickte seine Cousine enttäuscht an. „Gemein? Nein! Wenn ich dir mein Lieblingsshirt um die Ohren geschlagen hätte, das wär gemein gewesen!!“, konterte Rose und bemerkte nur den fragenden Blick ihres Gegenübers. Jetzt mischte sich auch Hermine ein: „Ich will euch ja echt nicht stören, aber wenn ihr nach Muggel-London wollt… es ist zwanzig nach drei…“ Al, Rose und Scorpius sahen die Hexe mit großen Augen an. Dann sprang das Mädchen zur Haustür und schlüpfte in ihre oft getragenen Ballarinas. „Es war schön, Tante Herm!“, faselte Albus winkend und gestresst. Er nannte seine Tante normalerweise nie so. Der Junge sprang auf und krabbelte irgendwie über die Couch um zum Kamin zu kommen. „Es hat mich gefreut.“, meinte Malfoy lächelnd zu der Hexe, die glücklich nickte, nachdem er verwirrt seinen Freund beobachtet hatte. „Ja, jetzt stressen, ganz toll Al! Die Geschäfte haben noch bis Acht offen!“, nörgelte Rose und stolperte wieder ins Wohnzimmer. „Ja, aber ich will so viel erledigen! Außerdem hasse ich es bis Ladenschluss zu shoppen!“, jammerte der Junge und sprang in den Kamin, dass es staubte. „Bis gleich, meine Lieben!“, grinste der Junge und griff nach dem Flohpulver. „Tropfender Kessel!“ Und schon war er verschwunden. „Und da heißt es Mädchen sind immer so schlimm, wenn’s ums einkaufen geht….“, stellte Rose monoton fest und starrte auf den Fleck, auf dem ihr Cousin bis eben noch gestanden war. Scorpius verschränkte die Arme und musterte Rose, die sich nicht rührte. „Willst du nicht endlich in den Kamin steigen? Al macht uns die Hölle heiß, wenn wir noch länger brauchen.“, meinte Malfoy sachlich, aber relativ freundlich und brachte somit Rose dazu, ihn studierend anzusehen. Die Seite kannte sie an ihm definitiv bis jetzt noch nicht. Das Mädchen nickte, drückte dann ihrer Mutter noch schnell einen Abschiedskuss auf die Wange und verschwand anschließend durch die Brandstätte.
 

Hustend stolperte das Mädchen in das versiffte Lokal und landete auf dem Boden. Rose hasste den Qualm, der sich durch das Pulver bildete. Auf den Knien und mit einer Hand stützend blickte sie sich um. Al stand ein paar Meter von ihr entfernt und klopfte sich den Staub ab. „Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr…“, maulte er bissig, gespielt beleidigt und blickte auf seine Cousine herab. „Ach, halt doch die Klappe!“, fuhr diese den Jungen an. „Täusch dich mal nicht…“, gab eine gelassene Männerstimme von sich, und als Albus und Rose in die Richtung schauten, aus der die Stimme kam, stieg Scorpius in aller Seelenruhe aus dem Kamin, die Hände in die Jackentaschen geschoben. Er blieb neben Rose stehen genauso wie Al und beide hielten ihr die Hand entgegen. Das Mädchen, verwundert von so viel Freundlichkeit, stutzte nur. „Na wird’s heute noch, oder was?“, meinte der junge Potter miesgelaunt und seine Cousine griff ohne zu zögern nach seiner Hand und ließ sich hoch ziehen, Malfoy völlig ignorierend. Scorpius steckte nur seine Hand wieder ein und betrachtete die beiden. „Ich kann auch wieder heimgehen! Weiß sowieso nicht, warum ich mit muss…“, murmelte Rose gereizt vor sich hin. Wie gerne hätte sie weitergeschlafen… Und dann fragte sich die Schülerin, ob Fred und Dominique auch so unsanft geweckt worden waren wie sie, oder ob die beiden erst ihre Auferstehung vor sich hatten.

Muggel-London

Der Gestank der Abgase flog den Jugendlichen entgegen als sie die Tür des Pubs öffneten. Der Lärm der hupenden Autos erfüllte die Straßen. Die Menschen drängelten sich durch die Gassen. Mütter zogen ihre Kinder hinter sich her, in der anderen Hand hielten sie riesige, schweraussehende Einkaufstüten. Andere schoben langsam ihre Kinderwägen vor sich her, kein Zeichen von Stress in jeglicher Art vorweisend. Manche hetzten über den Asphalt, stießen Leute beiseite, rannten Mitmenschen um und schoben sich durch die bereits schließenden Schiebetüren in die Busse. Al streckte sich, atmete tief ein und seufzte wohlig. Er liebte London. „Wo gehen wir als erstes hin?“, wollte Scorpius wissen, woraufhin nur ein Schulterzucken seines Freundes kam. „Du weißt aber schon, wo du hin willst, Al?“, mischte sich nun Rose ein und bereute, dass sie mitgekommen war. „Ach, seid nicht so kleinlich…“, verteidigte sich Albus und mischte sich unters Volk ohne auf seine beiden Begleiter zu warten. „Hey! Stopp! Al! Ich bin nicht kleinlich!!“, schrie ihm Rose wütend und wild gestikulierend nach, bis Malfoy sie am Handgelenk mit folgenden Worten hinter sich her zog: „Quatsch nicht so viel, wir verlieren ihn noch…“
 

Der junge Potter schlängelte sich grinsend zwischen den Menschen durch und dachte nicht mehr an seine Freunde, es hatte ihn die Kauflust gepackt und zielstrebig machte er sich auf zu dem ersten Laden. Scorpius Hyperion Malfoy sah seinen besten Freund, schrie ihm nach, ohne Erfolg, denn Potter hörte nicht. Der Blondschopf ging etwas schneller und der Griff um Rose’s Handgelenk wurde fester. „Au!“, hörte er hinter sich, reagierte aber nicht. Die Wut stieg in dem Jungen auf, er war es zwar gewohnt, dass Albus sich relativ schnell aus dem Staub machte und sich unter die Leute mischte, aber wieso ließ er, Scorpius Hyperion Malfoy, sich immer wieder überreden mitzugehen nur um sich anschließend über sich selbst zu ärgern? Er streckte die Hand aus, nein er war noch zu weit weg um Albus zu greifen. Manchmal, aber wirklich nur manchmal, und ausschließlich in Situationen wie diesen, derartige Vorfälle in Hogsmead waren etwas ganz anderes, wollte der Malfoyspross, in seiner Wut und wider seiner Natur, seinem besten Freund schmerzvolle Flüche an den Hals hetzen, denn für ihn war es unerträglich einfach stehen gelassen zu werden. Natürlich würde Scorpius nie den Zauberstab gegen Albus Severus Potter richten, keine Frage. „Albus!“, schrie der Schüler gereizt und wieder kam keine Reaktion. Er schrie noch lauter, viele Menschen blieben stehen und drehten sich verwundert um, nur Potter nicht.
 

Aus der Küche duftete es nach köstlichem Essen. Das schwebende Geschirr klirrte und wusch sich von alleine. Ein Wischmopp fuhr durchs Haus und ein Staubwedel tanzte über Figuren. Putztücher wischten Regale sauber, dessen Bücher in der Luft schwebten. Die Tasse Kaffee auf dem Esstisch wurde mit dem Silberlöffel gerührt. „Ach Arthur, ich mach mir Sorgen….“, begann Molly, die mit feuchter Stirn vor dem Ofen stand und ihre Kürbispastete aus dem Rohr holte. „Hm?“, kam es von ihrem Mann, der beim Esstisch saß, den Tagespropheten lesend, den Daumen ableckte und umblätterte. Er wäre liebend gerne zu dem Quidditchspiel seiner Tochter gegangen, aber Molly und er konnten es nicht verantworten ihre kleinen, schlafenden, bezaubernden Enkel einfach alleine im Haus zu lassen und wecken ließen sie sich nicht. Die Rede war von Fred und Dominique, die beide zwar längst volljährig waren, aber sich wie alle anderen Enkel von den wunderlichen Großeltern gerne verhätscheln ließen. „Es ist zwar schön wieder jemanden im Haus zu haben, aber… sie haben noch nichts gegessen…“, fuhr sie fort und strich sich Strähnen aus dem Gesicht, schaute auf ihr Werk. Arthur sah von der Zeitung auf und antwortete ruhig: „Lass sie doch schlafen, sie haben gefeiert und vom Fleisch fallen sie bei deiner guten Küche sowieso nicht.“ Molly seufzte und stellte die Pastete auf den Tisch. Dann holte sie Teller und Besteck.
 

Ein Finger zuckte. Ein Blinzeln. Verschwommene Farben zeigten sich, wurden klarer. „Wo bin ich?“, fragte sich ein rothaariger Jugendlicher, dessen Wangen mit Sommersprossen überzogen war. Seine Haare standen kreuz und quer. Im halbdunklen Zimmer waren die Vorhänge vor die bereits mit Jalousien verdeckten Fenster gezogen. Der Junge kratzte sich am Kopf und strubelte sich durchs Haar. Er lag auf dem Rücken, streckte alle viere von sich. Neben ihm stand das Bett, und er hätte schören können, er hatte sich gestern Abend, beziehungsweise heute Früh hineinfallen lassen und sich unter der Decke verkrochen, dieselbe Decke, die jetzt unter ihm lag und nur sein Bein einhüllte. Das Kissen lehnte gegen das Bett. Der Junge hob den Kopf, schaute sich um. Er drehte sich auf den Bauch und setzte sich dann in den Schneidersitz. Er machte alles ganz vorsichtig, so richtig frisch fühlte er sich nicht. Seine Cousine lag wenige Meter weiter eingerollt in einem anderen Bett. „Was ist passiert?“, wollte er dann wissen und konnte sich nicht mehr an den Vorabend erinnern.
 

Schlaftrunken und fast blind stolperte er die Treppen hinunter auf den Weg Richtung Küche, sich am Geländer haltend. Die Sonne flutete, im Vergleich zum Zimmer, das restliche Haus und seine Augen mussten sich an den Helligkeitsunterschied erst gewöhnen. „Morgen.“, brummte er und schwankte zum Esstisch, wo er sich festkrallte und stur zu Boden schaute. Der Junge hatte das Gefühl seine Umwelt würde sich um ihn drehen. „Ich hasse den Hubschrauber…“, faselte er fast unverständlich und plumpste auf den nächstbesten Sessel. Er verschränkte die Arme und legte den Kopf drauf. „Hallo Fred!“, strahlte Molly noch, sah aber dann ihren Enkel besorgt an. „Magst du Kaffee und Kuchen? Eine Kürbispastete? Schinken und Ei mit Speck und Tomaten und Champignon? Oder ein einfaches Müsli vielleicht?“ Sie stand bei ihm und legte ihm fürsorglich die Hand auf den Rücken. Arthur schmunzelte bei dem Anblick. Doch Fred schüttelte nur den Kopf. Es dauerte ewig bis er aufsehen konnte. Kraftlos sah er in das freundliche Gesicht seiner Oma. Der Junge war fahl und hatte dicke Augenringe. Er konnte vor Müdigkeit die Augen kaum offen halten. Es würgte ihn und schnell hielt er sich die Hand vor den Mund, schaute schreckhaft in die Runde. Dann sprang er auf und stürmte schwankend bis zur Küchentür, anschließend krabbelnd ins Bad. Molly schaute ihm sorgenvoll nach. „Ich mach ihm lieber einen Tee, der renkt ihm sicher den Magen wieder ein…“ Mister Weasley begann leicht zu lachen. „Die Jungend von heute!“, meinte er und vergaß dabei völlig, dass er in dem Alter genauso gewesen war.
 

Eine Hand schoss nach vorne und packte den Jungen an der Schulter. Albus Potter zuckte zusammen und drehte sich ruckartig um. Er sah seinen besten Freund, der grimmig dreinschaute. „Mensch, Alter! Kannst du nicht einmal warten?“, fuhr Scorpius Malfoy den Dunkelhaarigen an. „Was macht ihr da?“, wollte Al wissen, der gar nicht auf die Frage seines Kollegen einging und verdächtig zu dessen Hand stierte, sichtlich verwirrt von dem ungewöhnlichen Bild, das sich ihm darbot. „Was?“, stammelte der blondhaarige Junge und folgte verdutzt Al‘s Blick. Ruckartig sog Scorpius die Luft ein und ließ Rose’s Hand los und schob seine in die Jackentasche. Er und das Mädchen hatten die ganze Zeit über Händchen gehalten. Dann grinste Malfoy seinen besten Freund unschuldig an und rechtfertigte sich: „Es reicht doch, dass wir dich fast verloren hätten, nicht?“ Doch Al scherte sich nicht mehr darum und starrte mit großen Augen an den beiden vorbei. „Boa! Scorp! Schau dir die Schnecke an!“, rief Albus, packte seinen Kollegen an den Schultern und drehte ihn ruckartig um. Das erste, das der junge Malfoy sah, war Rose, die sich das Handgelenk rieb und ihn wütend anfunkelte. „Wo?“, wollte der Blondhaarige wissen und schaute dann in die Richtung, in die Albus deutete. „Na die Schnitte da!“, wiederholte sich Al und machte keine Anstalten die Person genauer zu beschreiben. „Du meinst jetzt aber nicht die in…“, stammelte Scorpius geschockt und redete sich ein, dass er falsch liegen musste. „In Lack und Leder. Richtig!“, bestätigte Al Malfoys Befürchtungen. „Die wär mir zu nuttig.“, winkte der Blondhaarige lachend ab, woraufhin Al nur meinte: „Aber bestimmt leicht zu haben!“ Rose Weasley stand fassungslos daneben und starrte die beiden Burschen an. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein, oder? „Die würd ich nicht mal mit der Pinzette anfassen, Al….“, verteidigte Scorpius noch einmal seinen Standpunkt und musste geschockt feststellen, dass sein bester Freund diesem Mädchen, dieser Frau, was auch immer, wirklich nachgaffte. „Wen interessiert’s was sie an hat? Sei doch mal ehrlich, Scorp….“, setzte Al eins drauf, stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Kopf in die Luft. Malfoy sah verwirrt nach vorne und bemerkte Rose’s Blick, die nun mit offenem Mund ihn, aber vor allem Al fixierte. Sie war nicht mehr fähig irgendetwas zu sagen. Der Blondhaarige schämte sich etwas für das Verhalten seines Freundes, räusperte sich und meinte um vom Thema wegzukommen: „Wo wolltest du hin, Al?“ Doch dieser seufzte nur und gab desinteressiert zum Besten: „Naja, so interessant oder aufregend… war die auch nicht…“ Dann drehte sich der Dunkelhaarige lächelnd um und stapfte weiter. Malfoy sah ihm unbeeindruckt nach, er kannte diese Anwandlungen, schließlich blickte er wieder zur Weasley, die sich fast an ihrer Spucke verschluckte und zu husten begann, was Scorpius ein leichtes Lächeln entlockte.
 

Kurze Zeit später gingen die drei Schüler friedlich nebeneinander her. Al sah sich pfeifend um. Dann wurden seine Augen größer und strahlend klopfte der Junge Scorpius auf die Schulter und wollte die Bestätigung hören: „Die sieht aber heiß aus!“ Unverfroren zeigte der junge Potter auf ein langbeiniges, vollbusiges, blondhaariges Mädchen, das nur wenige Meter vor ihnen langlief. „Willst du jetzt wirklich meine Meinung hören?“, setzte Scorpius an und sein bester Freund nickte energisch. „Willst du dich ernsthaft an einen Muggel ranschmeißen?“, fragte Malfoy noch einmal nach und sah ihn prüfend an. „Ach…“, stöhnte Albus und winkte ab, „Was heißt das schon? Ranschmeißen…. Sag mir bitte ein interessantes, hübsches Mädchen auf Hog….“ Der junge Potter stutzte kurz. „…auf unserer Schule, das noch irgendwie in Frage käme…“, fuhr er fort und schaute seinen besten Freund empört an. „… noch irgendwie…“, wiederholte Rose stotternd und starrte die beiden Schüler wieder einmal an. Malfoy klappte der Mund nach unten und ließ ein langgezogenes „ehm“ hören. Scorpius wusste zum einen nicht, welches Mädchen er vorschlagen könnte, zum anderen nicht, was er von Al’s Aussage halten sollte. „Na siehste!“, rief der Dunkelhaarige triumphierend aus und registrierte schließlich den sprachlosen Blick seiner Cousine. „Schau mich nicht so an, es ist eine Tatsache, dass es in Hogwarts keine schönen Mädchen mehr gibt!“ Rose’s Atem stockte und sie fragte sich, ob sie sich verhört hatte. „Die Auswahl ist nicht mehr gar so groß, das stimmt…“, warf Scorpius jetzt nachdenklich ein und kratzte sich am Kinn. „Bitte?“, platzte es aus dem Lockenschopf raus und sah abwechselnd zu ihrem Cousin und dessen besten Freund. „Naja… wer will schon eine haben, die so alt ist wie meine Schwester?“, sagte Al abfällig und zuckte die Schultern. Lily Luna Potter, das jüngste der drei Kinder, kam nächstes Schuljahr in die Fünfte. Sie war ein kleiner Wildfang, laut, aufgedreht, immer lachend und genau so vorlaut wie ihre Brüder. Lily, wie Rose im Haus Gryffindor, liebte den Sport. Die Kleine war Papas ganzer Stolz, nicht erst seit sie in der Dritten erzählte, dass sie nicht nur als Jägerin im Quidditchteam fungierte, sondern auch als Kapitän der Mannschaft. Endlich klappte Rose der Mund nach unten und sie atmete tief ein. Malfoy wollte etwas einwerfen, das war ihm deutlich anzusehen, jedoch entschied er sich, vorerst nur zuzuhören. „Und in der Sechsten und in unseren Abschlussklassen…. Ach was soll’s…“, murmelte der junge Potter, hörte aber mitten im Satz auf und winkte abermals ab. „Und Gryffindor ist uninteressant…“, stellte der Dunkelhaarige noch fest und schob dann seine Hände in die Hosentaschen. „Naja… etwas Auswahl hättest du noch…“, mischte sich Scorpius nun wieder mit einem spöttischen Grinsen ein. „Ja, deine Exfreundinnen und sonstigen Hasen lassen wir mal außen vor. Klar? Und die von Zabini auch! Soweit kommt’s noch! Ich rühr doch nicht die Verflossenen meiner beiden besten Freunde an! Ich bin doch nicht ekelig!“, regte sich Rose’s Cousin auf und wurde dabei immer lauter. Scorpius Malfoy verfiel nur in schallendes Gelächter, als er sah, wie sich Al in die Sache hineinsteigerte und wild zu gestikulieren anfing. Das Mädchen schluckte schwer und mit geweiteten Augen blieb sie stehen, wandte den Blick nicht von den beiden Jugendlichen ab.
 

„Also, ich bin nicht mitgekommen um mir eure Weibergeschichten anzuhören, deswegen schwing ich mich jetzt in den nächsten Drogerieladen.“, sprudelte es aus Rose laut und mit einem gezwungenen Lächeln raus, so deplatziert hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Ihr freundlicher, fröhlicher Gesichtsausdruck sah unecht aus und sie fühlte sich auch nicht wirklich gut, was diesmal allerdings nichts mit dem Alkoholkonsum vom Vorabend zu tun hatte. Albus Potter linste sie durchdringend an und zog eine Augenbraue nach oben. „Drogerie? Du?!“, spie er ungläubig und ließ genau das seine Cousine spüren. „Geht es dir nicht gut?“, kam es etwas besorgt von Malfoy, dem die plötzlich auftretende Blässe des Mädchens gar nicht gefiel. Der Blondhaarige wunderte sich selbst etwas, warum er sich heute nach so vielen Jahren relativ gut mit Rose verstand, immerhin hatten sie sich immer gehänselt, Flüche angehext, sonstige Streiche gespielt und Machtkämpfe ausgefochten. „Ja, und? Hast du irgendetwas daran auszusetzten Al?“, kam es von dem Mädchen bissig und ignorierte Scopius‘ netten Worte. „Wieso willst du in eine Drogerie?!“, kam es unverhohlen von ihrem Cousin. Er betonte das kleine Wörtchen „du“, den ganzen Satz an sich sagte der Junge überheblich, abwertend. „Warum nicht? Tu bloß nicht so, als ob du noch nie so einen Laden betreten hättest! Mit deiner Liebe für Muggel-Artikel und… und… Ach du stehst doch selbst immer stundenlang drinnen!!“, das Mädchen wurde immer lauter, stampfte mit dem Fuß auf den Asphalt und ballte die Hände zu Fäusten. Albus und Scorpius schauten sie ungläubig an, genauso wie viele andere Passanten, die stehen geblieben waren, und die drei Schüler angafften. Malfoys Mund wurde staubtrocken und Al bekam schweißnasse Hände, beide sahen sich die Menschen um sich herum an, die mit den Händen vor den Mündern redeten, verstohlene Blicke tauschten und keine Anstalten machten weiterzuziehen. „Und was machen wir jetzt?“, dachte sich der Malfoyspross, er war nervös und wurde bleich. Die Identität der Zauberer musste geheim gehalten werden, das wusste jeder, und was machte Weasley? Rose schaute sich um, ihre Augen funkelten. Ihr schien die Situation nichts auszumachen und da war sie wirklich die Einzige. Dann brüllte das Mädchen die Leute an: „Was glotzt ihr so blöd? Muggel ist das neue Modewort der Teenies!!“ Dann verschränkte das Mädchen die Arme, schaute zu ihrem Cousin und tippte immer wieder mit dem Fußballen auf den Boden. Die Menschen eilten mit roten Gesichtern flüsternd weiter. Albus Potter stockte der Atem, er war überrascht, dass Rose, obwohl sie sie in diese Lage gebracht, alles wieder in geordnete Bahnen gelenkt hatte, er selbst wäre ratlos gewesen. „Also, ich warte….“, zischte die Schülerin und wirkte ungeduldig. „Ja, schon, aber du?“, stotterte Al verwirrt und war immer noch auf seine Cousine fixiert. „Also, ganz ehrlich, ich glaub nicht, dass Schminke an dir irgendetwas verbessern könnte…“, mischte sich Malfoy nun mit gelassener Stimme ein um seinem besten Freund zu helfen. Rose‘s Kopf drehte sich zum Blondhaarigen. Sie sah wütend aus, und sie fragte sich, warum er es noch nötig hatte, sie zu beleidigen, er und Al hatten sie heute doch schon einmal gedemütigt. „Was?“, spie Rose und mit noch wilderem Blick sah das Mädchen Scorpius prüfend an. „Naja, ist Make-up nicht völlig überflüssig? Mal abgesehen davon, dass ihr Weiber nur Geld für Nichts oder Unnötiges ausgebt, kannst du dir das Ganze sparen… Hilft ja doch nichts…“, sagte der Schüler sachlich, monoton und unterstrich seine Worte durch Gestikulation. Nun sah Al seinen besten Freund ungläubig an und schluckte, er wusste ganz genau, was jetzt kam. Rose Weasley ließ die Arme hänge, schnappte nach Luft und hätte Malfoy in just diesem Moment am liebsten erwürgt. Dann atmete die Schülerin noch einmal tief durch. Ihr Blick war immer noch so finster und Scorpius wich schwer schluckend zurück. „Ich weiß zwar, dass ich nicht unbedingt dem typischen Schönheitsideal entspreche… und… und… Merlin sei Dank! Nicht zu der Sorte Mädchen gehöre, auf die du stehst, aber glaub ja nicht, dass ich mir von einem Vollidioten wie dir alles gefallen lasse!“, fauchte die Sechzehnjährige schreiend, drängelte sich mit glasigen Augen und geröteten Wangen zwischen den beiden Jugendlichen durch und stürmte in das nächste Geschäft.
 

Scorpius Malfoy stand mit offenem Mund wie angewurzelt da und fragte sich, was er gesagt hatte, das so schlimm gewesen war. Er hatte doch Recht gehabt, sie brauchte keine Schminke um gut auszusehen, das war ihm aber erst bei ihr zuhause aufgefallen. Eins stand fest, auch wenn er stets behauptet hatte „Frauen sind alle gleich!“ oder „Frauen sind für ihn ein offenes Buch.“, es war eine Lüge, denn jedes Mal, wenn der Junge dachte, er hätte die Spezies Frau kapiert, legte ihm Rose Weasley immer wieder neue Steine in den Weg, sie war ein einziges Fragezeichen. Fassungslos blickte er, nach einer kleinen, scheinbaren Ewigkeit, zu Albus Severus, der es endlich geschafft hatte, seiner Cousine nachzusehen. „Boa….“, stammelte Potter, „Alle Achtung Scorp, ich hätt mir das nicht getraut…“ Dann grinste der dunkelhaarige Junge zu seinem Kollegen. Malfoy senkte den Blick und dachte nach, er ging die Situation noch einmal durch. Er kam nicht drauf. Der junge Potter klopfte ihm auf die Schulter und zog ihn mit sich mit. „Ach, Rose kommt von ihrem Trip schon wieder runter! So sind Frauen… mach dir nichts draus… mit Lily ist es auch immer dasselbe… Später fangen wir sie wieder ein, dann ist das alles schon Schnee von gestern!“, lachte Albus und schlenderte die Straße entlang. Scorpius reagierte nicht wirklich auf die Worte seines besten Freundes, er dachte nur an die Streitsituationen, in denen sich Al und Lily angeschrien hatten, den Vorfall mit Rose behielt er im Hinterkopf.
 

Ja, Lily Luna und Albus Severus waren grundsätzlich ein Herz und eine Seele, wenn man von ihren Streitereien absah. Einmal hatte Scorpius‘ bester Freund seiner kleinen Schwester wirklich übel zugesetzt. Nach einem vierstündigen Quidditchspiel im letzten Schuljahr, es hatte ein Duell zwischen Gryffindor und Slytherin stattgefunden, kam Albus auf die glorreiche Idee den Sieg seiner Mannschaft zu feiern und die erste Tat, die er vollbrachte, löste eine heftige Auseinandersetzung aus. Der junge Potter stieß seine Schwester mit dem Gesicht voran in den Matsch, es hatte fast das gesamte Spiel über geregnet. Die Schüler waren durchnässt und froren, eilten kraftlos zum Schloss. Das Mädchen kniete im Dreck und atmete schwer, wischte sich den Schmutz aus dem Gesicht und kreischte los: „Aaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“ Der Dunkelhaarige fing beherzt zu lachen an und Malfoy stand vor Kälte zitternd daneben und beobachtete geschockt das Schauspiel. Jedenfalls machte die burschikose Lily ihrem Wappentier alle Ehre und sprang ihren Bruder an und riss ihn zu Boden. „Du Arschloch!“, schrie das Mädchen und schlug Albus immer wieder ins Gesicht. Dem Jungen blieb das Lachen im Halse stecken und schaute seine Schwester nur noch mit riesigen Augen an. Scorpius schaute seelenruhig zu und rührte keinen Finger, er hatte sich an diese Differenzen gewöhnt und wusste, dass es sinnlos war, die beiden auseinanderzureißen, schon allein deswegen, weil Lily sonst zu treten begann oder Al mit dem Ellenbogen Hiebe austeilte. „Du kannst es nicht lassen, was?!“, fauchte das Mädchen, die Hände zitterten und Lily hörte nicht auf ihren Bruder zu fotzen. Der Regen prasselte, der Wind wehte und Scorpius, Albus und Lily waren hübsch die einzigen, die noch nicht im Schloss waren, es gab keine Zeugen. Der junge Potter kniff die Augen zu und hoffte insgeheim auf die Hilfe seines Freundes, er wusste, es war erbärmlich sich bei einem Mädchen nicht alleine durchsetzen zu können, aber das musste er. Scorpius begann zu pfeifen und fragte ruhig: „Wollen wir nicht mal in den Gemeinschaftsraum? Ich würd mich schon noch gern duschen, bevor es Abendessen gibt….“ Keiner der beiden Pottersprösslinge hörte auf den Blonden. Lily begann zu schluchzen, dicke Tränen rollten über ihr verdrecktes Gesicht. Die Haare tropften, und die Trikos klebten wie eine zweite Haut an den Körpern der Jugendlichen. Die Kraft des Mädchens ließ nach, die Hand, mit welcher es seinen Bruder am Trikot gepackt hatte, zitterte. Lily‘s Hände waren kalt. „Mistkerl!“, schimpfte die Schülerin ein letztes Mal mit blauen Lippen und wollte dann aufstehen. Albus atmete tief durch, öffnete zögerlich die Augen. Wieder war ein Grinsen in seinem Gesicht, die Schmerzen nahm er aufgrund der Kälte nicht mehr wirklich wahr. Das Mädchen stolperte vorwärts und linste zu Scorpius, welcher Lily matt anlächelte und seine Arme verschränkte. „Al, jetzt komm, deinen Triumph kannst du auch anders ausleben….“, bibberte der Blondhaarige und schaute nun zu Boden. Doch der hörte nicht auf seinen Freund, packte seine Schwester an der Schulter und drückte sie zu Boden. Albus vergrub seine Hand im Dreck und rieb dann Lily‘s Gesicht damit ein. „Ihr habt verloren!“, lachte der dunkelhaarige Slytherin schadenfroh, sprang auf und marschierte breit grinsend zu Scorpius. Dann drehte sich der junge Potter um und schrie: „Loser!“ Die geballte Hand, die er zur Stirn hielt, und dessen Zeigefinger und Daumen ausgestreckt waren und ein L darstellten, verdeutlichten seine Worte. Die Schülerin schnaubte, setzte sich auf und zeigte wortwörtlich Zähne. Dann rannte Lily zu ihrem Bruder, riss an seinem Trikot. Al drehte sich verwundert um und seine Schwester schlug ihm wieder ins Gesicht, um genauer zu werden, auf die Nase. Der Dunkelhaarige schrie, krümmte sich und winselte. „Idiot!“, wetterte der Kapitän der Gryffindor-Quidditchmannschaft und stapfte dann wütend davon. Scorpius brachte Al in den Krankenflügel, wo er wegen einer gebrochenen Nase zwei Tage liegen musste. Auf die Frage, wer ihn so zugerichtet hatte, schwieg Albus, seine Schwester verpetzte er nicht. Außerdem wollte er nicht als Weichei dastehen. Je länger er im Krankenflügel lag, desto mehr und lauter jammerte der Junge. Scorpius saß bei ihm und hörte sich das Winseln stundenlang über die aufgeplatzte Unterlippe, das blaue Auge und die geschwollenen Wangen an. Ein einziges Mal kam Lily Luna zu Al‘s Krankenbett, scheinheilig lächelnd sagte sie: „Na, was machst denn du für Sachen? Wer dich so zurichtet….“ Sie stellte ihm seine Lieblingskekse auf den Nachttisch und setzte sich neben Malfoy, der sofort ein wenig wegrückte. „Aber es wird ja wieder alles in Ordnung, gell?“, strahlte die Potter, als sie Madame Pomfrey dabei zusah, wie sie ihrem Bruder die Medizin verabreichte. „Mister Potter braucht jetzt Ruhe.“, meinte die Krankenschwester und ging davon. „Dann lassen wir dich mal allein, stimmt’s Scorpius?“, verabschiedete sich die Gryffindor, stand mit dem Blondhaarigen auf und konnte es nicht lassen ihrem Bruder kräftig in die Wange zu kneifen. Al begann zu winseln, schaffte es aber noch einen Schrei zu vermeiden. Ja, die beiden Geschwister vertrugen sich eigentlich ganz gut, wenn man die gebrochenen Rippen, Beine und Arme oder sonstige Blessuren wie das Kat, als Al Lily zu heftig auf die Schulter geklopft hatte und das Mädchen gegen das Geländer der Treppe fiel, die in die Kerker führte, vergaß.
 

Sowie Scorpius wieder aufsah, fand er sich zwischen Kleiderständern und Regalen wieder. Sein bester Freund hatte ihn in die Herrenabteilung des nächstbesten H&M’s verschleppt. „Al? Wo bist du?“, schrie der Malfoyspross und sah sich um. Wenige Meter weiter schnellte eine Hand in die Höhe und winkte. „Ich geh in eine Kabine!“, rief Potter und stapfte mit drei Hosen, fünf Pullis, sieben T-Shirts und zwei Jacken Richtung Umkleide. Scorpius schaute ihm schief grinsend nach, folgte ihm dann aber, denn der wollte immer eine Meinung hören. Immer wieder riss Al den Vorhang zur Seite und fragte seinen besten Freund: „Was meinst du?“ Malfoy lehnte an der Wand und murmelte desinteressiert immer wieder: „Nächstes.“ Stöhnend riss der Dunkelhaarige den Vorhang zu und Scorpius schaute zu Boden. Der Streit mit Rose kam ihm wieder in den Sinn und ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Egal wie er es drehte und wendete, der Konflikt belastete ihn. „Scorp?“, fragte nun der junge Potter und Scorpius brummte: „Ja?“ Er sah nicht auf, vor seinem inneren Auge spielte sich die Situation noch einmal ab. „Jetzt schau her und sag, ob’s passt!“, fauchte Albus und stemmte die Hände in die Hüfte. „Wie soll ich mich bei der Auswahl entscheiden?“, fragte der Dunkelhaarige nochmal nach, ehrlich gesagt, es war eines seiner Leiden, bei Kleidung wie bei Frauen konnte er sich nie wirklich entscheiden. Beim Gewand war das noch relativ gut lösbar, er kaufte einfach mehr von allem, nur wenn es ums andere Geschlecht ging, nun ja, jedes Mal beteuerte er, dass er es nicht gerne machte, aber immer wieder fuhr er mehrgleisig. Nun schaute Scorpius auf und blickte seinen Freund an. „Was hab ich zu Rose gesagt, das so schlimm gewesen ist?“, wollte der blondhaarige Junge wissen. Al schaute ihn entgeistert an, er hatte sich eigentlich ein Statement zu seiner Auswahl erhofft. „Alles.“, murmelte er und bei Scorpius geschocktem Blick und dem Stottern fuhr er fort, „Ja, jedes Wort! Und jetzt sag, passt’s?“ Al deutete auf sich und grinste breit. Der Dunkelhaarige fuhr sich durchs Haar und schaute ziemlich selbstverliebt. Dann prustete der Junge in der Kabine los. Scorpius sah seinen besten Freund noch etwas irritiert an, doch endlich fiel es Malfoy wie Schuppen von den Augen, dass er alles, was er eigentlich nett gemeint hatte, arrogant, abwertend und gemein formuliert hatte. Rose Weasley hatte ihn völlig falsch verstanden. Erleichtert atmete Scorpius durch, das wollte er klären und schließlich sagte er lächelnd: „Ich glaub das kann noch besser werden, nächstes!“
 

Rose stand schniefend vor einem Regal überfüllt mit Kosmetikartikel. „So ein Idiot…“, schimpfte sie und wischte die ersten Tränen aus den Augen. „Ihm muss ich ja nicht gefallen…“, schluchzte das Mädchen und kramte zwischen den Produkten herum. Rose war zerstreut, und anstatt sich zu beruhigen wurde ihr Weinkrampf schlimmer. Die Schülerin vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und fragte sich, warum sie sich wegen Malfoy so aufregte. Er war ihr doch egal, oder? „Verdammt!“, fluchte sie nun und wühlte in ihrer Tasche nach Schnäuztüchern. Dann redete sich Rose ein, dass Malfoy völlig unwichtig war und dass er keinen Platz in ihrem Leben hatte. Warum taten seine Worte dann so weh? Rose’s Hände zitterten und sie wischte sich die Tränen weg, in einer Hand hielt sie die langgesuchte Taschentuchpackung. Und als das Gesicht eines bestimmten Jungen vor ihrem inneren Auge auftauchte, ging sie in die Hocke und schluchzte noch lauter. Jetzt war es Rose absolut egal, wer sie so sah oder wie viele. Nun hasste sie Malfoy, weil er so gemein war. Rose verabscheute Al, weil er sie mitgenommen hatte und sie konnte sich selbst nicht ausstehen, weil ihr wieder einmal bewusst wurde, wie feige sie eigentlich war.
 

In solchen Momenten, glaubte die Sechzehnjährige, dass sie nie einen Freund haben würde, weil sie nicht dem einen Schönheitsideal entsprach, dem sie gerne und so gut es ging nacheiferte. Und Rose wusste insgeheim, dass das verfolgen dieses Ideals an Wahnsinn grenzte. Rose beneidete Dominique für vieles, nicht nur der Haare wegen. Nein, in Rose’s Augen entsprach ihre Cousine völlig diesem Schönheitsideal, denn sie war groß, superschlank und bildhübsch, somit der Traum vieler Männer. Oft hatte Rose versucht wie Dominique zu sein, schaffte es aber nicht, dazu fehlte ihr einfach die Disziplin oder das Durchhaltevermögen, oder beides. Und in manchen Sachen konnte der Rotschopf einfach nicht tricksen, Dominique maß 1,76 Meter, erfüllte die Mindestgröße die Models. Rose dagegen war nur 1,64 Meter klein, wie sie selbst immer sagte. Natürlich wusste der Lockenschopf sich zu helfen, Schuhe mit hohen Absätzen waren eine vorrübergehende Lösung, auch wenn sie so gut wie gar nicht damit gehen konnte. Und ja, Rose hatte einen Schuhtick, aber für Ballerinas und Schuhen mit Absätzen von maximal drei Zentimeter, die waren alle noch bequem. Welche Unterschiede gab es noch zwischen den beiden Mädchen, für die Rose richtigen Neid empfand? Ja, da gab es noch die Konfektionsgröße. Rose wusste zwar, dass sie weder füllig noch pummelig war, aber im Vergleich zu Dominique fühlte sie sich fett, denn ein einziges Mal hatte sie ihrer Cousine eine knielange Taillenhose geborgt, in welcher Dominique schwamm, der Bund saß auf ihrer Hüfte und die Hose endete wenige Zentimeter oberhalb ihrer Knie. Und Rose fand, dass ihre Cousine mit der viel zu weiten Hose trotzdem noch unverschämt gut aussah, schlank, aber nicht knochig, keinesfalls. Wenige Tage später hatte sich die Rothaarige in den Kopf gesetzt abzunehmen, statt der Kleidergröße 38, wollte die Sechzehnjährige wie Dominique 32. Rose hatte es vier Tage lang durchgehalten und sich nur von Salat, Obst, Joghurt und Suppe ernährt, auf das Frühstück und das Abendessen hatte sie völlig verzichtet. Das immer wieder auftretende Schwindelgefühl, den Hunger, die mangelnde Konzentrationsfähigkeit, alles hatte sie ignoriert und dann wurde ihr auf dem Rückweg von Kräuterkunde ins Schloss schwarz vor den Augen. Als sie wieder aufwachte, saßen ihre Verwandten und ihre beste Freundin Alice an ihrem Bett und schauten Rose besorgt an, und das Mädchen murmelte matt lächelnd: „Ich hab Hunger…“ Das war in der fünften Klasse und seitdem hatte Rose nie wieder einen ähnlichen Versuch gestartet und sich mit ihrer Figur abgefunden. Und dann gab es noch viele andere Dinge, die Rose störten. Es gab Tage an denen sie ihre roten, krausen Haare hasste und lieber so ein goldblond wie Dominique oder Victoire gehabt hätte, oder wenigstens eine brünette Mähne wie Alice, aber die Schülerin traute sich nicht ihre Haare zu färben. Manchmal, aber nur manchmal, gefielen der Sechzehnjährigen ihre Sommersprossen, aber meistens wünschte sie sich die „makellose“ Haut ihrer Cousine.
 

„Woher soll ich wissen, wo Rose ist? Die rennt sicher schon drei Straßen weiter in jedes Geschäft und kauft die Läden leer.“, sagte Albus gelassen, zuckte mit den Schultern und trug fünf Einkaufstüten voll mit Kleidung. Scorpius schaute seinen besten Freund skeptisch an. „Meinst du?“, fragte er etwas besorgt. Und der Dunkelhaarige versuchte die beiden Säcke in der rechten Hand in die linke zu nehmen, sowie er es geschafft hatte, winkte er ab und trällerte sorglos: „Aber sicher! Oder glaubst du, wegen dir macht sie sich einen Kopf? Ich bitte dich, du warst schon gemeiner zu ihr…tz…“ Der Blondhaarige schluckte bitter, musste ihm aber leider zustimmen. „Wenn wir beim Imbiss sind, ruf ich sie an und frag sie, ob sie kommt, okay?“, bot Albus dann noch an und Scorpius nickte, was den jungen Potter zum Grinsen brachte. Er hatte schon immer gewusst, dass der Malfoyspross nicht so fies war, wie er sich Rose gegenüber immer verhielt, auch, dass sein bester Freund seine rothaarige Cousine nicht hasste, sondern nur übertrieben auf ihre Aktionen und Antworten reagierte, aus welchen Gründen auch immer, Albus tippte ja auf Scorpius‘ Vater, der seinen Sohn in etwas hinein gehusst hatte. „Halt! Stopp!!“, schrie auf einmal der junge Potter hysterisch und packte seinen Kameraden unsanft an der Schulter. „Da müssen wir rein! Ich brauch noch Gel und Make-up und Lippenbalsam und…“, quasselte der um vier Monate jüngere Bursche und schob den Blondhaarigen in das nächste Geschäft, den überraschten Blick ignorierte der Junge völlig. „…und mein Parfum geht mir auch bald aus!“, jammerte Al und schaute sich in der Drogerie um. Das Radio war eingeschaltet und es spielte die neusten Sommerhits. Scorpius starrte seinen Gegenüber noch immer fassungslos an. „Make-up?“, wiederholte der Blonde ungläubig. „Ja sicher! Zum Überdecken von Pickel, nimmst du das nicht?“, stellte Albus Severus die Gegenfrage und stürmte zu den hinteren Regalen. Scorpius schluckte, in all den Jahren, in denen er Al kannte, war ihm noch nie aufgefallen, dass dieser sich einen neuen Anstrich verpasste. Dann schlurfte der junge Malfoy auch nach hinten. „So, wo haben wir es denn?“, fragte der Dunkelhaarige eher sich, als irgendjemand anderen und drehte sich im Kreis. „Da vorne…“, murmelte Scorpius desinteressiert und zeigte in die Richtung, der der Dunkelhaarige den Rücken zuwandte. Al rannte begeistert zu den Regalen. Dann schnappte er sich einen Tester nach dem anderen und schmierte sich immer wieder Proben auf den Handrücken. Schließlich drehte sich Potter um und schaute grinsend zu seinem besten Freund, der die Hände in den Hosentaschen steckte und nur die Augenbrauen hochzog und misstrauisch fragte: „Wenn du dir den Mist ständig ins Gesicht kleisterst, warum weißt du dann nicht, was du brauchst?“ Al stöhnte auf, als sei der Grund offensichtlich, drehte das Döschen in seinen Händen zu und legte es zurück. „Weil das, mein Lieber, nicht meine Marke ist…“, jammerte der dunkelhaarige Junge und griff nach dem nächsten Tester. „Und warum nimmst du dann nicht deine Marke?“, hakte Scorpius verständnislos nach. „Weil ich sie nicht finde?“, keifte Albus nun etwas bissig und sein Kumpel nickte nur. Dann drehte sich Potter wieder zum Regal und hörte nur in monotonem Klang: „Und warum suchst du sie nicht?“ Der Jüngere seufzte genervt und schüttelte den Kopf. Der Blondhaarige blieb neben ihm stehen. „Weil ich halt was ausprobieren will, genauso wie Frauen… Die tausch ich auch aus, wenn sie mich nicht mehr interessieren, und woher soll ich wissen, dass das hier nicht besser ist als mein altes Make-up?“, knurrte Albus Severus und hielt Malfoy den Behälter unter die Nase. Der Ältere schlenderte unbeeindruckt die Reihe entlang und griff dann nach einer Reinigung. „Hier. Die wirst du brauchen….“, meinte Scorpius und drückte seinem besten Freund die Tube in die Hand. „Wofür?“, kam es spontan von Albus und schaute den Blonden fragend an. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst oder? Was nimmst du sonst um die Schmiere wieder aus dem Gesicht zu kriegen? Ich mein, ich nehm’s auch, obwohl ich mir den Brei nicht in die Visage pappe…“, gab Scorpius aufbrausend von sich und linste den Dunkelhaarigen an, der lächelnd erwiderte: „Wasser?“ Der Blondhaarige schnaubte und drehte sich weg, mit der üblichen arroganten Haltung meinte er: „Dann wundert’s mich nicht, dass du Pickel hast…“ Al schob die Unterlippe nach vorne und tat auf beleidigt: „Du kannst so ein Schnösel sein, Scorpi, ist dir das klar?“ Doch der reagierte nicht auf seinen besten Freund, als Malfoy geradeaus sah, widmete er seine Aufmerksamkeit etwas völlig anderem, mal abgesehen von der tatsache, dass ihn Albus Severus mit der Reinigung nur verarscht hatte. „Hey, Scorp, ist die Reinigungsmilch auch gut?“, fragte dann der Jüngere neutral, der nicht ignoriert werden wollte, und schaute sich die Rückseite der Tube an. „Natürlich, ich nehm sie schon ewig…“, versicherte der Blondhaarige genervt, winkte ab und starrte noch immer auf dieselbe Stelle, sein bester Freund war ihm im Moment relativ egal. „Willst du nicht mal was Neues ausprobieren?“, raunte Al schief lächelnd und beäugte nun wieder die Vorderseite der Tube. „Ich steh halt auf Altbewährtes…“, verteidigte sich nun Scorpius und ging einen Schritt nach vorne. „Ja, klar… da hast du bei den Weibern eine ganz andere Haltung…“, lachte der junge Potter und widmete sich wieder einem Make-up-Döschen. Malfoy ging in die Hocke und umarmte seine Beine, dann murmelte er säuerlich und wollte nicht glauben, was er sah: „Na und, war halt die Richtige noch nicht dabei….was soll’s…“
 

Ein Rotschopf kauerte in der Hocke vor ihnen und weinte still bittere Tränen. Albus hatte die Jugendliche noch nicht bemerkt, aber es interessierte ihn jetzt auch nichts anderes als die Kosmetikartikel vor seiner Nase. „Ach du Scheiße…“, flüsterte der Malfoyspross atemlos, als er sich wirklich sicher war, dass es sich bei dem traurigen Mädchen um Rose Weasley handelte. „Ach, das ist auch nicht mein Hautton…“, seufzte der Dunkelhaarige und linste lächelnd durch die Regale, er liebte shoppen. Scorpius schluckte und streckte den Arm nach dem Mädchen aus, während er nachdachte, was er Rose überhaupt sagen sollte. Sein Mund wurde trocken und vor Aufregung begann er leicht zu zittern. Albus Severus wühlte sich durch die Auswahl und begann zu den Liedern im Radio mit zu pfeifen. Malfoy legte schließlich den Kopf schief, atmete noch einmal tief durch und mit Schuldgefühlen berührten seine Finger die weiche Haut des Unterarms seines Gegenübers. Rose fuhr zusammen, riss den Kopf hoch und schaute in das besorgte Gesicht des Jungen. Tätschelnd griff er sanft nach ihrem Arm und begann das Mädchen zu streicheln, es war mehr ein Reflex als der Wille Rose zu helfen, sie zu trösten. „Sch…“, wollte er sie beruhigen und fühlte sich wirklich fehl am Platz. Der Lockenschopf hielt die Luft an und drehte den Kopf in Al’s Richtung, der sich nicht im Geringsten für seine Umgebung interessierte. „Al, wir sehen uns im nächsten Café.“, sagte Scorpius entschlossen und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, da ihm die zündende Idee gekommen war die Sechzehnjährige aufzuheitern, und blickte nun wieder in die verweinten, geröteten Augen des Mädchens, dessen Schminke völlig verschmiert und über die Wangen geronnen war. Die Schülerin vergoss keine Träne mehr, der Schock, dass sie von Malfoy und ihrem Cousin so gesehen worden war, saß zu tief, denn bald, davon ging sie aus, würden sie sich deswegen über sie lustig machen. „Ist gut…“, murmelte der junge Potter desinteressiert und sah nicht auf. Für Malfoy war es offensichtlich, dass der braunhaarige Junge, der sich bester Freund schimpfte, nicht wirklich zuhörte. Der Blondhaarige packte Rose zögernd, so unsicher war er schon lange nicht mehr, an den Oberarmen und hievte sie auf die Beine. Ihr fragender Blick lag auf ihm und er fragte sich, ob es richtig war, was er tat. „Was hast du vor, Malfoy?“, dachte sich das Mädchen, wollte es sogar erfragen, brachte aber keinen Pieps raus. Der Junge schaute Rose einfach nur an und ließ ihre Arme nicht los. Dann blickte er zum Ausgang und legte vorsichtig den Arm um sie, er rechnete fest damit, dass sie ihn ohrfeigte. Scorpius schluckte schwer und lächelte den Lockenschopf matt an, ehe er dem Mädchen zaghaft die Tränen aus dem Gesicht wischte. Rose, die immer noch auf einen blöden Spruch wartete, wusste gar nicht wie ihr geschah, sie funkelte Scorpius nur misstrauisch an. Und als der Blondhaarige dann mit ihr aus dem Geschäft wollte, stemmte sie sich gegen ihn. Irritiert sah er sie an, dann streckte sie die Hand nach diesen Döschen aus, mit denen sich Al die ganze Zeit spielte, und der Malfoyspross konnte nicht anders als zu stöhnen. Dann griff der Junge selbst in das Fach, weil Roses Arme zu kurz waren und loslassen wollte er sie keinesfalls, noch einmal sollte sie nicht wie ein Klappstuhl einknicken. Er zeigte ihr den Behälter in seiner Hand, auf welchem Sand stand, und noch bevor die Sechzehnjährige nicken konnte oder ähnliches, schob er sie schon Richtung Kasse und drehte sich noch ein letztes Mal zu seinem besten Freund und rief grinsend, er konnte es sich nicht verkneifen: „Ach ja, vergiss den Rest nicht! Also Parfum, Gel, Lippenbalsam, Handcreme, Feile, Aftershave und was weiß ich noch alles, du Frau!“ Rose sah Scorpius mit geweiteten Augen an und fragte sich, ob sie sich verhört hatte. „Mensch, danke, Scorp! Das hätt ich jetzt glatt vergessen!“, kam es aufgeregt von Potter zurück und verfiel in Stress. An der Kasse blieb Scorpius mit Rose im Arm stehen und strahlte die Dame an, die sich gelangweilt die Fingernägel feilte, und hielt ihr das Döschen entgegen. „Wie süß, für die Freundin?“, freute sich die Kassiererin, als sie aufschaute, und lächelte Rose begeistert an. Dann zog sie die Ware über den Scanner und fragte freundlich: „Sonst noch einen Wunsch?“ Scorpius schüttelte galant den Kopf, und obwohl er lächelte, fand er die Frau etwas unheimlich, weswegen er Rose etwas fester an sich drückte. „Sagt bloß ihr habt gestritten?“, kam es nun von der Dame ungläubig, als ihr das verweinte Gesicht des Rotschopfs auffiel und nicht auf eine Antwort wartete, als sie weiterplapperte, „Und jetzt geht ihr zur Versöhnung bummeln oder wie? So einen süßen Freund wollt ich auch immer!“ Malfoys Grinsen wurde breiter und er wünschte sich den Laden schnell zu verlassen, somit drückte er der Frau das Geld in die Hand, während Rose sie nur geschockt anstarrte und schwer schluckte. Der Blondhaarige nahm das Wechselgeld entgegen, schob den Behälter in die Jackentasche und sagte freundlich: „Natürlich, für meinen Engel tu ich doch alles! Wünsche ein schönes Wochenende!“ Die Kassiererin lächelte breit und sah den beiden nach wie sie die Drogerie verließen. Draußen atmete der Junge tief durch und murmelte leicht gereizt: „Der Tag ist echt anstrengend….“ Und als er in Rose’s noch immer sprachloses, völlig überfordertes Gesicht blickte, musste er schmunzeln, sie verkraftete weder die Aktion hinten bei den Regalen, noch die an der Kasse. „Glaub mir, du warst noch nie mit Al unterwegs, wenn ihn der Kaufrausch packt!“, lachte er herzhaft um die Situation aufzulockern, doch das Mädchen linste ihn nur weiterhin sprachlos und überfordert an. „Komm, jetzt.“, murmelte Scorpius und zog die Schülerin mit sich, den Arm hatte er noch immer um sie gelegt.
 

Kurze Zeit später saßen sich die beiden gegenüber, im Gastgarten eines Cafés in der strahlenden Sonne. Rose hatte die Beine überkreuzt und die Arme verschränkt und starrte mit dem weggedrehten Kopf stur nach rechts, nur um Malfoy nicht ansehen zu müssen. Der Blondhaarige dagegen machte es sich lässig in dem Stuhl gemütlich und hatte die Hände gefaltet, er schaute die Schülerin ununterbrochen an. Er konnte das Bild der kauernden Rose nicht vergessen, schon alleine deswegen nicht, weil ihr Gesicht immer noch Spuren der verronnenen Schminke zeigte, abgesehen von den geröteten Wangen und den glasigen Augen, war es offensichtlich, dass sie noch immer mit sich kämpfte, nicht erneut loszuheulen. Schließlich seufzte Scorpius und fragte mit neutraler Stimme: „Willst du dich nicht etwas frisch machen, Rose?“ Und der Satz war verheerend, die ohnehin geladene Stimmung stand kurz vor der Explosion. Die Sechzehnjährige funkelte ihn an, ihre Augen waren nur mehr kleine Schlitze und sie presste die Lippen zusammen. Der Malfoyspross konnte nicht anders als sich gerade hinzusetzten und auf die Tischplatte zu sehen, einen neuen Streit wollte er definitiv nicht heraufbeschwören. Immer wieder linste er vorsichtig zur Weasley. Irgendwann begann das Mädchen breit zu grinsen, und das Lächeln war fies. „Wie schön, dass du dich ja nicht für mich schämen musst, weil wir nicht gemeinsam unterwegs sind, wir warten schließlich nur auf dieselbe Person, richtig?“, spie Rose zischend, richtig gehässig und griff nach ihrer Tasche, die am Boden neben ihrem Sessel stand, dann sprang sie auf, warf einen letzten wilden Blick zu Malfoy und eilte dann fluchend in das Kaffeehaus: „Arschloch!“ Sowie sie sich von dem Jungen weggedreht hatte, schaute er Rose mindestens genauso bissig an und dachte sich: „Zimtzicke….“
 

Das Mädchen stolperte die mit Teppich überzogenen Stufen zu den Toiletten hinunter die Tasche unterm Arm geklemmt und riss dann mit Schwung die nächste Tür auf. Rose blieb vor dem ersten Waschbecken stehen und beugte sich nach vorne zum Spiegel. Die Schülerin spürte den glatten, frisch geputzten Fließboden unter ihren Füßen. Die Sechszehnjährige zog die Augenbrauen zusammen, als sie sich kritisch betrachtete. „Ich schau schrecklich aus…“, jammerte sie und wusch sich die Hände. Dann kramte Rose nach Schneuztüchern in ihrer Tasche und hielt diese anschließend unter das kalte Wasser des Wasserhahns. Während sie versuchte ihre verronnene Schminke mit den nassen Tüchern abzukriegen, murmelte sie schimpfend: „Ich hasse diesen Tag. Ich hätte echt im Bett bleiben sollen… Und wozu musste mich Al überhaupt mitschleifen?... Das hat er mir auch noch nicht verraten.“ Die nassen Taschentücher pfefferte Rose dann in den nächsten Eimer, überprüfte ihr nun ungeschminktes Gesicht, wuschtelte sich durch die Locken und zog wieder relativ zufrieden mit sich an der Tür.
 

Malfoy saß noch genauso gelangweilt da wie zuvor, als die Schülerin ihn verlassen hatte. Rose blieb bei dem Tisch stehen, funkelte den Jungen noch einmal finster an und atmete schließlich tief durch, bevor sie sich wieder gegenüber von Scorpius setzte und die Beine überkreuzte. Der Blondhaarige schaute stur auf die Tischplatte und griff dann nach seinem Glas. Die Wut wollte er sich nicht anmerken lassen. Als er trank, beobachtete ihn Rose verwirrt, dann drehte sie sich zum Café und schaute den Jungen wieder an. „Seit wann stehen die Getränke da?“, wollte sie wissen. „Kurz nachdem du abgerauscht bist, wieso?“, murmelte er monoton und erwiederte ihren Blick wütend, die Maske konnte er nicht länger halten. „Echt? Ich hab noch gar nicht gezahlt…“, meinte Rose kleinlaut und drehte sich wieder um, in der Hoffnung eine Bedienung würde vorbeistöckeln. „Lass es… Betrachte dich als eingeladen.“, schnarrte der Blondhaarige und erntete von Rose nur einen geschockten Blick. Die Schülerin stierte ihn misstrauisch an und dachte, es sei ein Scherz. Scorpius begann mit seinen gefalteten Händen zu spielen und verdrehte die Augen, bevor er sich noch tiefer in den Stuhl lehnte und gen Himmel blickte. „Weasley, das was ich vorher gesagt habe…“, begann er monoton und räusperte sich bevor er fortfuhr: „ Ich hab das nicht so gemeint.“ Er wollte die Sechzehnjährige partout nicht ansehen. Rose stutzte und blinzelte ihn weiterhin argwöhnisch an, sowie sie spie: „Wie bitte?“ Scorpius sah zur Seite, kämpfte mit sich, es fiel ihm wirklich schwer weiterzureden. Der Junge seufzte und etwas gestresst linste er schließlich vorsichtig zu ihr. Malfoy atmete noch einmal tief durch und beugte sich nach vorne, seine Hände öffneten sich und mit einem Wink drehte er die Handinnenflächen Richtung Himmel. Scorpius sah vor seinem inneren Auge die heulende Rose Weasley, die allein wegen ihm in der Drogerie in einer Ecke gekauert war. Malfoy holte noch mal tief Luft und wollte fortfahren, er hatte seinen ganzen Mut zusammen genommen und… dann läutete es.
 

Rose riss ihre Tasche auf und kramte in dem Riesending. Scorpius zog stutzig die Augenbrauen in die Strin und verschränkte wieder einmal seine Arme. Was sollte das werden? „Ah da ist es!“, freute sich das Mädchen und fischte ihr aufklappbares Handy hervor, dass das Lied Untouched von The Veronicas zum Besten dudelte. „Hallo Hugo!“, begrüßte Rose lächelnd den Anrufer, sowie die Schülerin das Handy ans Ohr gelegt hatte. Sie zeigte keine Spur von Traurigkeit. „Was gibt’s?“, wollte die Weasley in einer angenehm hellen, klaren Stimme wissen, und Scorpius musste sich eingestehen, wenn Rose so redete, er hätte ihr den ganzen lieben langen Tag zuhören können ohne davon auch nur im geringsten Müde zu werden. Rose begann zu lachen und sah die Straße hinunter. „Nein, da musst du Albus fragen, der schlängelt sich bestimmt noch durch die etlichen Kaufhäuser.“, informierte die Sechszehnjährige ihren Bruder und verabschiedete sich dann von ihm. „Tschüss. Bis später!“ Rose schaute aufs Display und schmunzelte. Ihr Bruder, die kleine Kröte konnte, wenn er wollte, doch ganz lieb sein. Sie klappte das Telefon zu und ließ es in ihre Tasche gleiten. Dann betrachtete sie Scorpius, der sie noch etwas fasziniert anstarrte. „Hab ich was im Gesicht, oder warum glotzt du so blöd?“, zischte die Schülerin bissig. Da war sie wieder, die Rose, die Malfoy nur allzugut kannte. Er schüttelte den Kopf und konterte grimmig: „Eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen, weil du einfach alles in den falschen Hals bekommen hast. Aber bei dir Beißzange, hilft wohl wirklich nichts mehr.“ Dann trank er an seinem Eistee und machte auf gekränkt. Und er fragte sich, wie eine Furie wie Rose nur Freunde haben konnte, sie war unmöglich! „Entschuldigung?!“, wiederholte Rose ungehobelt und fuhr bissig fort: „Sei mir nicht böse, aber du brauchst dich echt nicht dafür zu entschuldigen, dass ich nicht wie eine kleine Schlampe herumtanze und dir somit gefallen könnte.“ Sie lehnte sich zurück und wartete auf seine Reaktion. Sie war auf alles gefasst und für das nun folgende Gefecht bereit. Eines schwor sie sich, sie würde niemals mit dem Lackaffen namens Malfoy Frieden schließen. Mit Wumms stellte er sein Glas wieder auf den Tisch, so dass der Inhalt fasst überschwappte. Er atmete tief durch. Auch seine Geduld stieß irgendwann an ihre Grenzen. „Oh verzeih Miss Hochwohlgeboren, dass ich so ein ungehobelter Trottel bin, der dir nur sagen wollte, dass du auch ohne Schminke gut aussiehst!“, fauchte der Blondhaarige und machte sich auf die nächste Runde gefasst. Rose ließ die Schultern hängen, blickte ihren Gegenüber mit großen Augen an. Sie fühlte sich überrannt und Scorpius Hyperion Malfoy verschränkte trotzig die Arme und lehnte sich abermals zurück. „Ja klar, das sagt mir jemand, der auf Gerippe wie Dominique fliegt. Da fühl ich mich gleich um Einiges attraktiver…Wuhu…“, kam es unterkühlt von der Schülerin und ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. Scorpius schluckte. Wieso schaffte es dieses Mädchen immer wieder ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben? Wieso brachte sie ihn immer wieder dazu, auf seine Maniern zu pfeifen und zum Rüpel zu mutieren? „Und wieso um alles in der Welt müsst ihr Weiber euch immer diesen Dreck ins Gesicht streichen? Glaubt ihr etwa, das würde euch helfen bei den Männern zu landen?“, zischte er und ballte eine Hand zur Faust. „Oh ja, da redet der Richtige. Du rennst doch nur mit so Flittchen rum, die sich das Zeug zufälligerweise tonnenweise verabreichen, wie so kleine Junkies.“, brummte Rose und feuerte weiter: „Wenn dich das so stört, warum sieht man dich dann nicht mit anderen, netten Mädchen abhängen?“ Sie wartete auf seine Reaktion, sie schaute in seine grauen Augen, die nur böse funkelten. Der Blondhaarige hatte wieder seine kalte Maske aufgesetzt, die keine Emotionen durchblitzen ließ. „Ach ja, ich vergaß, ein anständiges Mädchen würde sich niemals mit dir abgeben.“, gab Rose höhnisch von sich und stand auf.
 

Die Schülerin legte den Träger ihrer Handtasche über die Schulter. Der Siebzehnjährige blickte den Rotschopf nur giftig an. Der Wind wehte leicht, spielte mit Rose’s offenen Haaren. Im Westen stand die bereits sinkende Sonne. Riesige Schatten waren nun die Begleiter der Passanten und Gegenstände. Rose schloss ihre Jacke und konnte nicht weiter verheimlichen, dass sie verletzt war. Natürlich taten ihr seine Worte weh! Keine Frage, dass sich seine Aktionen immer wieder neu in ihr Herz bohrten und sie zum Weinen brachten, sie hatte lange genug wegen ihm Tränen vergossen. Da konnte er jetzt noch so nett zu ihr gewesen sein, sie wartete nur auf den Moment, in dem er sein altbekanntes Gesicht zeigte und sie mit Genugtuung, selbstzufrieden, kränkte. Malfoys Augen bohrten sich in ihre, Rose traute sich nicht den Blick abzuwenden, und so gehässig wie eh und je schnarrte er: „Und wenn du so der Bringer bist, warum sieht man dich dann nie mit einem Kerl? Hast wohl noch keinen Idioten gefunden, der sich mit dir abgeben würde.“ Diese Situation kam den beiden wie ein Dejavue vor, er kochte vur Wut, und diesmal lag es nicht daran, dass er sie einfach nicht leiden konnte, sondern weil er einmal in seinem Leben versucht hatte nett zu Rose Weasley zu sein. Weil er geglaubt hatte, dass dieses Miststück auch eine andere Seite an sich hatte, als das schlagfertige, zickige, rechthaberische Monster, das er verachtete. Er war wirklich so dumm gewesen sich Gedanken über sie zu machen. Die Augen des Rotschopfes weiteten sich und die Schülerin schluckte bitter. Das tat ihr weh. Sie hatte nie etwas für Malfoy empfunden, er war ihr meistens egal gewesen, immer, wenn man die Streiterein ignorierte, nach denen sie sich immer noch über ihn lautstark aufregte. Zu Rose’s Bedauern war sie ein Mensch mit Gefühlen und einem butterweichen Herzen, jemand, der sich viel zu viele Sorgen um andere machte als um sich, leider war sie nicht wie eine Schallmauer, an welcher der Lärm, die Beleidigungen, einfach abprallte. Die junge Weasley unterdrückte ein Schluchzen, sie hielt dem eiskalten Blick Scorpius‘ stand und ballte ihre Hände zu Fäusten. Ihre Augen wurden glasig und sie überlegte sich die nächste Beleidigung. Malfoy sog die Luft ein, jetzt hatte er sie wieder beleidigt, und es war unter die Gürtellinie gegangen, wenn er daran dachte, dass er sich eigentlich am Anfang versöhnen wollte, hätte er sich am liebsten geohrfeigt. Rose tat ihm leid, er konnte, wenn er wollte ein Scheusal sein. Und da half auch sein Spruch nichts, mit dem er sich immer Al gegenüber gerechtfertigt hatte: „Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück.“ So ein Blödsinn! Diesen Ärger hatte er sich selbst eingebrockt! Und warum um alles in der Welt hatte er mitleid mit dem Wiesel? „Ich bleib lieber Single, bevor ich an ein Arschloch wie dich geraten könnte. Glaub mir, von deiner Sorte gibt es wie Sand am Meer.“ Und dann drehte sie sich weg.
 

„Warum tu ich mir dieses Frettchen nur an? Soll er doch alleine auf Al warten. Ist doch sein bester Freund! Nicht meiner…“, dachte sich Rose trotzig und betrachte den mit Natursteinen gepflasterten Boden als sie gehen wollte. „Hey! Stop! Wo willst du hin? Du kannst doch nicht einfach so abhauen!“, empörte sich eine ihr vertraute Stimme und griff ihr auf die Schultern. „Rosie, Rosie…. Was machst du nur für Sachen.“ Das Mädchen sah überrascht auf. Und ihr Gegenüber stämmte die Hände in die Hüfte und schüttelte gespielt tadelnd den Kopf. „Ah! Auch schon da, Albus Severus Potter.“, schnarrte Scorpius und lehnte sich zurück. „Natürlich!“, murmelte der Potter, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, legte einen Arm um seine Cousine und setzte sich mit ihr hin. Dann winkte er der Kellnerin. Als er sich wieder zu den beiden drehte, gab er fröhlich von sich: „Es war heute so schön mit euch bummeln zu gehen! Ehrlich! Ihr wart mir eine große Hilfe. Wenn ich euch nicht hätte…“ Auch wenn sich Albus nicht sauer oder gar vorwurfsvoll anhörte, da kam der Slytherin in ihm hervor. Er besaß die Kunst sich verständnisvoll und einsichtig zu geben und schaffte es gleichzeitig seinen Freunden ein schlechtes Gewissen zu machen. Freilich hatte er nicht gelogen, Scorpius hatte ihm ja geholfen und Rose war zeitweise auch mit von der Partie, und ihn störte es auch nicht, dass sie gegangen waren, denn die Differenzen, die die beiden zu klären hatten, waren jetzt auch noch nicht vom Tisch. Der Dunkelhaarige seufzte wohlig: „Das müssen wir unbedingt wiederholen.“ Rose starrte auf ihre Hände und knetete sie. Scorpius schluckte und murmelte: „Von mir aus….“ Albus stellte nun seine Sachen ab, die die ganze Zeit zwischen seinen Beinen gebaumelt waren und linste seine Cousine und seinen besten Freund mistrauisch an. „Al, warum musste ich eig…“, fing Rose an und sah den Dunkelhaarigen endlich an. Albus lehnte sich zurück und fiel ihr ins Wort: „Man… Das sieht doch ein Blinder mit nem Krückstock, dass ihr unzufrieden seid.“ Er fuhr sich lässig durch die leicht gegelten Haare und fuhr frech fort. Und er genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden. „Habt ihr schon mal daran gedacht miteinander in die Kiste zu steigen? Schön langsam aber sicher geht ihr mir mit euren Zankerein mächtig auf den Sack. Dabei sieht das jeder, dass ihr euch wollt… Umsonst sudert ihr mir nicht die Ohren voll.“, zufrieden schaute er zuerst Scorpius an, der die Unterstellung gelassen nahm und selbstbewusst von sich gab: „Ja, Al, wie du meinst…“ Albus konnte nicht anders, als seinen besten Freund irritiert zu beäugen. Dann schweifte sein Blick zu seiner kleinen, unschuldigen, minderjährigen Cousine, die im Gegensatz zu Malfoy geschockt reagierte, der klappte ihr Mund auf und die Röte stieg ihr ins Gesicht. „Was denn? Das ist doch so offensichtlich, dass ihr scharf aufeinander seid!“
 

Offensichtlich? War es das? Waren sie wirklich ineinander verliebt? Reichte die Tatsache, dass sich Rose bei ihrem Cousin öfters beschwerte, dafür aus? Sie selbst hatte es immer anders betrachtet. Oft genug war sie mit Scorpius aneinander geraten.
 

Einmal im letzten Schuljahr hatte er sie nach dem Unterricht beim Ausgang abgefangen und blöd angelassen, das war eine seiner leichtesten Übungen, schon alleine deswegen, weil er in der letzten Reihe saß und sie in der Ersten. „Na du Bücherwurm, hast uns wieder an deinem Wissen teilhaben lassen. Wie gnädig von dir!“, spottete er mit gehässiger Stimme und verneigte sich um seinem Hohn Ausdruck zu verleihen. Scorpius Hyperion Malfoy konnte es nicht in Worte fassen, wie sehr es ihn aufregte, immer nur im Schatten von Rose Weasley zu stehen, er hasste es, dass sein Vater ihre Leistungen hochpries, weil sie besser war, und ihm immer wieder das Gefühl gab nicht gut genug zu sein. Er griff sie gerne an, denn er fühlte sich danach besser. Rose umklammerte etwas stärker ihre Bücher, als würden diese einen Schutzwall bilden, und baute sich vor ihm auf. „Muss ich ja, damit auch du hoffnungsloser Fall noch was mitkriegst, beim Lehrer schläfst ja fast ein.“, war der einzige monotone Kommentar von Rose Weasley und dann wollte sie an ihm vorbei. Doch Scorpius Malfoy hielt sie auf, indem er sich mit dem Arm an der Mauer abstützte und ihr damit den Weg versperrte. „Al hast du das gehört, deine Cousine mutiert zum Samariter.“, der Sarkasmus schwang in der Stimme mit und fies lächelnd linste Scorpius zu Albus, welcher nur breit grinste. Die Schüler eilten tratschend an ihnen vorbei. Es war die letzte Stunde vor der Mittagspause gewesen und die Sonne brannte durch die staubigen Fenster. „Dein dreckiges Lachen wird dir spätestens dann vergehen, wenn du sitzgeblieben bist, Frettchen!“, zischte die Schülerin und stapfte wütend um ihn herum. „Wenn du einmal als alte Jundfer dasitzt, weißt du, was du versäumt hast. Du hast doch Spaß gegen deine blöden Bücher getauscht.“, schnarrte der Malfoyspross und setzte ein teuflisches Grinsen auf. Rose war in ihrer Bewegung eingefroren. Sie atmete tief durch und packte ihre Unterlagen in die Manteltasche. Sollte sie ihm eine fotzen? Verdient hätte er es definitiv! Langsam drehte sich das Mädchen zu ihm. Er war einen ganzen Kopf größer als sie, wenn nicht noch etwas mehr. Scorpius war selbstgefällig, arrogant, ein Schnösel wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte! Das wusste sie schon immer. „Und du wirst irgendwann am Esstisch sitzen und merken, dass dich keine wollte. Dass du allein bist, mal abgesehen von deinen Freunden und deiner Familie. Denn glaub mir, einen Weiberhelden finden deine Eroberungen vielleicht jetzt noch attraktiv, aber mit einem alten Hurenbock hat niemand mehr Freude.“ Und dann wandte sie ihren Blick ab und schlenderte lächelnd den Gang entlang. Sie bemerkte nicht den stechenden Blick Malfoys, der auf ihr lag, Rose fischte nur ihr Lieblingsbuch aus der Manteltasche und begann zu lesen. Er sog die Luft ein und dann stampfte er auf. „Was bildet sich dieses Luder ein?“, zischte Scorpius und schlug gegen die Steinwand.
 

Beim Mittagessen saßen Albus und Scorpius zusammen. Während der Potterspross kräftig futterte und die Rolle des Zuhörers übernahm, beschwerte sich der Blondhaarige ohne Punkt und Komma, das Essen hatte er nicht einmal angerührt. „Diese Tussi kommt sich ja gut vor. Wer glaubt sie, wer sie ist?“ Der Junge stocherte in seinem Essen herum. Zabini, der sich gerade zu ihnen setzte, musste schmunzeln. Albus schluckte runter und informierte den Malfoyspross: „Du redest von meiner Cousine, vergiss das nicht.“ Scorpius funkelte ihn an. „Na und?“ Es war bekannt, dass sich die beiden auf diesem Niveau traktierten, aber er hatte noch nie von ihr eine kassiert bekommen. „Warum können ihr nicht einmal im Leben die Worte fehlen? Warum kann sie nicht einmal einfach flennend davon laufen, wie all die anderen blöden Flittchen?“, der Blondhaarige raufte sich die Haare. Albus tauschte mit Zabini vielsagende Blicke und gab dann kleinlaut von sich: „Ach komm, gib’s doch zu, das gefällt dir doch! Sonst hättest du keinen Gegner mehr. Es wär doch langweilig, wenn dich alle Weiber vergöttern würden, nicht?“, lachte Albus herzhaft, er fand es wirklich amüssant, wie sich Scorpius über Rose ärgern konnte. „Außerdem ist sie kein Flittchen.“, mischte sich nun Jagger Zabini spitzbübisch grinsend ein, wofür er vom Blondhaarigen wütende Blicke kassierte. Malfoy wusste selbst, dass Rose prüde war.
 

Gab es sonst noch Erwähnenswertes? Ja, eines Abends als Rose Weasley mit Büchern vollbepackt die Bibliothek verließ, rannte sie direkt in den Malfoyspross rein. Perplex ließ sie all ihre Unterlagen fallen und starrte in die wild funkelnden, grauen Augen ihres Gegenübers. Sie wollte etwas sagen, sich entschuldigen, aber die Worte waren ihr bei diesem Anblick im Hals stecken geblieben. Na ganz toll, sie hatte ihn beim Knutschen gestört, denn Scorpius Malfoy hielt eine ihm gefügige Schülerin im Arm. Es handelte sich um die muggelstämmige Schönheit Elisabeth Wynne mit seidig glänzenden, langen, braunen Locken, die wie hypnotisiert den Hals des Jungen küsste und es anscheinend nicht einmal bemerkt hatte, dass sie stehen geblieben waren. Und wer war sein sonstiges Anhängsel? Seine beiden besten Freunde, Al und Jagger. „Na ganz toll, sag bloß ich habe deine Liebelei gestört….“, kam es dann trocken von der Weasley und ließ die Schultern hängen. Dann beugte sie sich nach ihren Büchern und griff das erste, als sie schnarrend und arrogant hörte: „Tja, ich bin eben begehrt.“ Sofort richtete sich Rose auf und ballte die Hände zu Fäusten. Sie hasste ihn. Und sie verabscheute seine spitzen Bemerkungen mit den latenten Botschaften. „Achja, ich vergaß, dich will ja jede haben.“, murmelte Rose unterkühlt und hohl und linste ihn prüfend an. Endlich ließ Elisabeth von ihm ab und schaute verwirrt und mit großen Augen das Mädchen mit den roten Haaren an. „Genau.“, lachte der Blondhaarige und drückte sein neues Spielzeug, wie Rose Elisabeth betiteln würde, näher an sich und schob die andere Hand lässig in seine Hosentasche. Der Potterspross betrachtete gespannt das Geschehen und begann zu grinsen, er liebte es, wenn sich die beiden gegenüberstanden. Der verbale Schlagabtausch war schon immer sehenswert gewesen. Rose verschränkte die Arme und blickte kurz zu Wynne, die ein Jahr früher als Rose oder Scorpius die Abschlussprüfungen zu bestehen hatte. Die Rothaarige holte tief Luft und griff dann an: „Und ich dachte, du hättest so einen Weiberverschleiß, weil du so schlecht im Bett bist!“ Scorpius‘ Augen wurden schmäler, seine Züge härter. Albus sog die Luft ein. Der Malfoyspross ließ die junge Hufflepuff los und ging einen Schritt auf Rose zu. Diese dachte nicht im Entferntesten daran zurückzuweichen. Der Blick des damals Sechzehnjähren wurde stechender. „Scorp…“, kam es unsicher von der Muggelstämmigen und sie hielt sich die Hände vor den Mund. Der Blondhaarige ignorierte seinen Flirt und hob drohend einen Finger. „Und das sagt jemand, der von sich behauptet, dass er die Schönheit in Person ist, oder was?“, flüsterte er mit gehässiger Stimme, gerade mal so laut dass es der rote Lockenschopf hören konnte. Die junge Weasley schluckte und stolperte etwas zurück, sie hatte nun doch etwas Angst bekommen. Er folgte ihr bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. „Dich hat man ja noch nie mit irgendeinem Stecher gesehen. Hast wohl noch keinen für dich begeistern können!“, schrie Scorpius Hyperion Malfoy das Mädchen vor ihm an. Und er genoss die Furcht in ihren Augen, auch Rose sollte wissen, es endlich einmal lernen, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war, wenn man ihn beleidigte, er wieß jeden nur allzu gerne in seine Schranken. Die Gryffindor, die in ihrem Schock zu atmen vergessen hatte, blieb ruhig und gab dann bissig von sich: „Wenn du glaubst ich wäre scharf darauf, von einem deines Schlages besprungen zu werden… Danke ich verzichte!“ Rose Weasley konnte noch so sehr in eine Ecke gedrängt worden sein, ihre Sprache verlor sie nie. Sie hatte auch noch nie klein beigegeben. Und auch wenn Scorpius Malfoy sie jetzt ansehen mochte, als ob er sie morden wollte, hatte sie trotzdem die Hoffnung, als Siegerin diesen Streit zu beenden. Vielleicht zeichnete sie ja das als Gryffindor aus, auch wenn ihr sonst so oft der Mut fehlte. Der Junge holte Luft, ihm war schon die nächste Gemeinheit eingefallen. „Scorp! Es reicht.“, zischte die tiefe Stimme Zabinis wenige Meter von den beiden entfernt. Der Blonde drehte sich desinteressiert zu seinen Freunden, dann wandte er den Blick wieder zu seiner Kontrahentin. „Ich warne dich, Weasley.“, flüsterte er noch immer rasend von ihren Aussagen und drehte sich am Absatz von ihr weg. Scorpius streckte die Arme nach seiner Flamme aus und die harten Gesichtszüge wurden weicher, die zuvor vor Wut reibeisenraue Stimme sanfter: „Liz.“ Und dann schloss er sein Mädchen in die Arme. Sie hatte ihn geschockt angesehen. „Wie kannst du dich nur so verhalten?“, stammelte die Hufflepuff fassungslos, ihr Blick blieb bei Rose hängen. Wynne empfand Mitleid für die fünfzehnjährige Rothaarige. So sah es also aus, wenn zwei Gegensaätze aufeinandertrafen. Und dann zog der Malfoyspross die Muggelstämmige mit in die Bibliothek, er spielte nicht im Geringsten mit dem Gedanken ihr darauf zu antworten. Al sah den beiden nach und schaute dann unsicher zu seiner kleinen Cousine. Rose seufzte schwer, diese Konflikte mit Malfoy waren wahrlich anstrengend.
 

„Weasley.“, die tiefe Stimme eines ganz bestimmten Slytherins drang an ihr Ohr und die Schülerin drehte den Kopf, eine Mischung aus Neugier, Unwissen, Mistrauen, Verständnislosigkeit zeichntete ihre Züge. Was wollte er? Noch eines drauf setzen? Seinem Haus alle Ehre machen? Seinen Freunden wieder einmal das Schwein zeigen, welches er sein konnte, obwohl es ihm viele nicht zutrauten? Jagger stand vor Rose und hielt ihr die Bücher hin, er hatte sie eingesammelt, wahrscheinlich ohne zu zögern. „Pass etwas besser auf, solche Auseinandersetzungen sind sinnlos und vergeuden nur Kraft und Nerven.“, gab der Junge sachlich von sich. Das Mädchen nahm ihre Unterlagen dankend entgegen und murmelte säuerlich: „Ich werde es mir merken.“ Der Schüler nickte und wandte sich dann Al zu, welcher grinsend dastand und sich köstlich amüsierte, seine Augen lagen auf seiner Cousine. „Gehen wir, Jag.“, meinte Albus gelassen und nickte mit dem Kopf Richtung Bibliothek. Der Lockenschopf ließ die Bücher in die Manteltasche gleiten und schaute den beiden prüfend nach. Da musste doch noch eine Finte kommen. Als Albus und Jagger beim Türrahmen waren, platzte es aus Rose nur so raus: „Potter!“ Die Weasley schlug einen ungewohnten Befehlston an, kalt, anherrschend, überheblich, was so gar nicht ihrer Art entsprach. Ihr Cousin hielt inne und drehte sich langsam wieder zu dem Mädchen um es zu mustern. „Dein so genannter bester Freund Scorpius Malfoy…“, begann Rose zornig und verschränkte die Arme. Albus, wusste schon, worauf er sich einzustellen hatte, eine Predikt, einen schier ewigen Vortrag, was er nicht für schöne Freunde hatte. Seine Augen wurden schmäler. „… ist ein Arschloch. Ein Wichser. Ein Ekelpaket. Ein Macho. Er ist…“, fuhr sie gehässig fort und da wurde sie von ihrem Cousin unterbrochen. „Er ist mein…. Einer meiner besten Freunde. Er ist immer zur Stelle wenn ich wirklich Hilfe brauche. Er hat mich so gesehen nie hängen lassen. Und du kennst ihn zu wenig um über ihn zu urteilen!“, zischte der Junge, der seinem Vater, einem Helden, äußerlich so viel ähnlicher war als sein Bruder, und der charakterlich wahrscheinlich nur wenig mit eben diesem Helden zu tun hatte. „Er ist ein Chauvinistenschwein!“, entfuhr es Rose rasend. Ihre Stimme war viel zu laut, viel zu hoch und viel zu hysterisch. Natürlich fragte sie sich, wie man jemanden wie Malfoy nur in Schutz nehmen konnte, selbstverständlich kannte sie das Frettchen nicht so wie Albus Severus, aber das wollte sie auch gar nicht! Der Dunkelhaarige ballte seine Hände zu Fäusten, er biss die Zähne zusammen und seine grünen Augen funkelten wild. Jagger drehte sich zur Schülerin und meinte gelassen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: „Ich weiß, du hättest verstanden, was ich zu dir gesagt habe, immerhin bist du die beste Schülerin unseres Jahrganges. Aber du hörst mir einfach nicht zu.“ Rose schnaubte trotzig. Sollte sie etwa alles in sich hineinfressen? Nein! Wenn etwas raus musste, hielt sich die Rothaarige kein Blatt vor den Mund. Und dann klopfte Zabini dem Potterspross auf die Schulter und schob ihn in die Bibliothek.
 

Jagger Zabini war ein ruhiger Zeitgenosse, über Frauengeschichten hörte man nie wirklich viel und gesehen wurde er nur selten mit irgendwelchen Mädchen, auch wenn Malfoy und Potter dessen Liebesleben schon des Öfteren in ein ganz anderes Licht gestellt hatten. Der Junge ließ sich als groß gewachsen und schlank beschreiben. Zabini hatte sich nie wirklich für Sport begeistern können, war also nicht athletisch oder durchtrainiert, wusste aber alle möglichen Fakten und Taktiken und Theorien. Am Quidditchfeld fand man ihn als neutralen Kommentator, er freute sich weder sonderlich stark, wenn sein Haus gewonnen hatte, noch gab er spitze Bemerkungen von sich, wenn ein Schüler, den er nicht leiden konnte, ein Tor geschossen hatte. Immerhin war es der Verdienst jedes einzelnen Spielers wie weit eine Mannschaft kam und wie gut sie wirklich war. Jagger gönnte jedem Haus den Sieg und ließ nach dem Spiel noch ein paar aufbauende Worte für die Sportler fallen, die sich den Sieg nicht hatten holen können. Er nannte es sportliche Fairness, und manche Hogwartsbewohner schätzten ihn dafür, andere schimpften ihn dumm. In solchen Situation kommt die Frage auf, warum dieser offensichtlich symphathische dunkelhäutige Schüler, der seinen Afro zu am Kopf anliegenden Rastazöpfen geflochten hatte, überhaupt einem Haus wie Slytherin zugeteilt wurde. Ganz einfach, Jagger Zabini wickelte seine Opfer ein, wog sie in ruhiges Gewissen, baute so etwas wie Vertrauen zu ihnen auf, vielleicht hätte das Wort Freundschaft auch hier Platzt gefunden, aber Freunde waren schnell gefunden, es gab sie so zu sagen wie Sand am mehr, es musste nur ein Grund gefunden werden um sich zusammen zu tun. Und dann, dann kam der Tag der Abrechnung und die Schlange fiel über ihre Beute her. Jagger Zabini hatte schon viele Schüler gegeneinander ausgespielt, sie benutzt und manipuliert, sie immer wieder aufs Neue für sich begeistern können. Rose hatte oft andere Gryffindors munkeln hören, dass Zabini nur um seine Rache zu bekommen Beziehungen zerstört hatte, soll auch angeblich der Grund für die ein oder andere Trennung gewesen sein. Aber er war nie beleidigend geworden, hatte auch noch nie seinen Zauberstab gegen jemanden gehoben um ihm zu schaden. „Deinen wahren Freunden steh‘ immer bei, von anderen Plagen kannst du dich irgendwann getrost entledigen.“, das waren einmal Jaggers Worte gewesen, als Malfoy sich vor der großen Halle mit James Sirius angelgt hatte, welcher verschwitzt vom Training im Trikot in die große Halle wollte, weil dieser mit Albus ein Hühnchen zu rupfen hatte. Der jüngere Potterspross war damals drauf und dran gewesen das Saubermann-Image seines Bruders in Grund und Boden zu stampfen, denn James Sirius verkörperte seiner Ansicht nach, nicht die Person, die er vorgab zu sein. Und Scorpius Hyperion Malfoy hatte dem Gryffindor seine Meinung gegeigt nachdem er all seinen Mut zusammengekratzt hatte. Und Zabini stand dem Blondschopf bei.
 

Und nun hatte dieser Slytherin, Jagger Zabini, Rose gegen Scorpius geholfen, es war keine sonderliche Mühe für ihn gewesen, er hatte einfach den Mund aufgemacht. Rose atmete tief durch und schlenderte anschließend durch die Gänge, auf dem Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum. Und sie ging mit dem Wissen dorthin, dass sie Malfoy definitiv nicht leiden konnte, sie hasste ihn.
 

Also war es wirklich so offensichtlich? Flegelte Scorpius Rose deswegen immer an, weil er sie eigentlich wollte? Er hatte doch nie ein nettes Wort für Rose übrig gehabt, Albus Severus musste sich irren. Ganz bestimmt!

Café-Vergnügen mit Folgen

„Aber mir soll’s ja recht sein, wenn ihr es nicht zugeben wollt… das ist euer Bier…“, murmelte Albus Severus, klopfte mit den Fingern auf der Tischplatte und schaute über die Schulter, in der Hoffnung ein Kellner würde kommen. Rose schnaubte nun endlich und verschränkte gekränkt die Arme, blickte in eine andere Richtung. Scorpius griff nach seinem Glas und hob es hoch. „Ich kann nichts dafür, wenn deine kleine, charmante Cousine meine Gefühle nicht erwiedert.“, murmelte er sarkastisch und trank seinen Eistee. Nun spürte der Malfoyspross den stechenden Blick Rose Weasley’s auf sich lasten. Es war eine Frechheit, dass er so etwas gesagt hatte! Wer war sie denn? Scorpius‘ neuster Zeitvertreib? Nein, danke! Dann sah Albus wieder freundlich in die Augen seiner Begleiter. „Aber ich hatte auch ohne euch meinen Spaß.“, gab er frech grinsend von sich und bekam dieses spezielle Leuchten in den Augen, das der Blonde schon öfter zu Gesicht bekommen hatte, eigentlich immer dann, wenn es um Frauen ging. Roses Lockenkopf drehte sich ruckartig zu ihrem Cousin. „Wie schön, dann hätten wir auch getrost zuhause bleiben können.“, informierte sie Potter beleidigt. „Glaub mir Weasley, das willst du gar nicht wissen.“, murmelte Scorpius, faltete die Hände und legte ein fieses Lächeln auf, eines, welches Rose heiße und kalte Schauer über den Rücken jagte. Und dann begann Albus zu erzählen.
 

„Wisst ihr, ich habe diese coole Jacke in der Auslage gesehen und bin noch schnell in den Laden rein“, fing er an, präsentierte sich noch einmal lässig in seinem neusten Kleidungsstück, das er sofort nach Kauf anziehen hatte müssen. In manchen Dingen konnte sich der Potter einfach nicht bremsen, und seinen Mund noch weniger. „Jedenfalls hab ich etwas suchen müssen, bis ich das Teil drinnen gefunden habe, und bin doch glatt in so ein geiles Schneckchen gerannt.“ Albus wackelte vielsagend mit den Augenbraun und grinste so breit wie dreckig. Scorpius blieb von dem Verhalten seines besten Freundes unbeeindruckt und hob nur eine Augenbraue, während seine gefalteten Hände ruhig auf seinem Bauch lagen. Doch Rose Weasley hingegen starrte ihren Cousin fassungslos an, ihr rechter Mundwinkel zuckte und bei Merlins ungewaschener Unterhose, solche Details wollte sie aus dem Leben ihres Cousins nun wirklich nicht wissen! Doch zu ihrem Leidwesen kam es noch schlimmer, was Scorpius Malfoy unheimlich belustigte und er sich die Häme einfach nicht verkneifen konnte, da sich die Rottöne in Rosies beschämtes Gesicht bei jedem neuen Satz, den Albus sagte, änderten, intensiver wurden. „Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, Scorp!“, gab Albus euphorisch bekannt, „Ist dieses rotblonde Schnittchen mit ihrer hübschen, schwarzhaarigen Freundin in meine Kabine gestiegen und – !“
 

„Ich will gar nicht mehr wissen, Al! Halt einfach deine verdammte Klappe!“, fuhr ihm Scorpius mit finster funkelnden Augen zischend ins Wort. Potters Blick sprach auch so Bände, da musste er nun wirklich nicht ins Detail gehen, was er alles mit wem von den beiden Weibern angestellt hatte. Rose Weasley dagegen hatte schon lange den Blick auf den Boden gerichtet und zupfte unbeholfen mit den Fingern an ihrem Rock herum, ihr Gesicht leuchtete nach wie vor in allen Rot-Schattierungen. Sie wünschte sich sehnlichst von einem Erdloch verschluckt und nach Möglichkeit nie wieder ausgespuckt zu werden, sollte der Weiberheld von Cousin in der Nähe sein. Albus‘ überrumpelten und etwas enttäuschten Gesichtsausdruck, bekam sie gar nicht mit. „Du gönnst mir aber auch gar nichts, Scorpi…“, fing der Jüngere in weinerlichem Ton an zu schmollen und schob wie immer die Unterlippe nach vorne, dann orderte er sich bei der vorbeirauschenden Kellnerin ein Bier. Rose hob überrumpelt den Kopf und linste zwischen den beiden Burschen hin und her. „Gar nicht wahr, ich gönne dir alles von Herzen, mein lieber Freund. Nur deine arme, unschuldige, – “ wie der Potterspross Rose immer nannte „ – jungfräuliche Cousine schämt sich noch – oder besser gesagt schon – in Grund und Boden. Außerdem, willst du derjenige sein, der ihr die Sache mit den Bienchen und Blümchen erklärt, oder überlässt du das dann doch ihren Eltern?“, rechtfertigte sich der Blonde zuerst sachlich, zum Schluss hin etwas spöttisch während er die Weasley schelmisch angrinste. „Oder wartest du, bis sich ein Idiot findet, der sich ihrer erbarmt?“, diesen Satz ließ Scorpius bewusst unausgesprochen, immerhin hatte er die Weasley heute schon genug ungewollt beleidigt, da musste er nicht noch absichtlich einen drauf setzen, wenn er denn schon wieder etwas sticheln musste. Er konnte es einfach nicht lassen sein Lieblingsopfer zu ignorieren, aber Dracos Sohn war dann doch kein Unmensch, Slytherin ja, Monster nein, er wusste genau wo die Grenzen lagen. Die Weasley funkelte ihren Gegenüber wieder einmal hasserfüllt an, darin hatte sie nach all den Jahren Übung. Malfoy war doch wirklich ein Vollpfosten, wie er im Buche stand! Dabei ahnte Rose gar nicht, was ihm noch auf der Zunge gelegen war. „Ach Scorpius, das hat doch Lily schon lange übernommen!“, log Albus lachend und der Malfoy verschluckte sich an seiner Spucke, bevor er genauso schallend anfing. Die Weasley stand sofort wortlos auf und wandte sich innerlich brodelnd zum Gehen. Sie hatte heute ja wahrlich viel ertragen, nur Albus zuliebe, aber irgendwann reichte es wirklich Oberlippe Unterkante.
 

„Komm schon, Rosie! Das war doch nur Spaß!“, entschuldigte sich Harrys Sohn immer noch kichernd und griff nach ihrem Handgelenk. „Tschüss!“, erwiderte die Weasley nur monoton und versuchte sich Potters Griff zu entziehen. „Rose Jean Granger, so kenn ich dich aber nicht! Was bist du bitteschön für eine Mimose?“, maulte ihr Cousin und schielte sie ungläubig mit seinen weitaufgerissenen grünen Augen an. „Ich bin müde, mir ist kalt, ich will Heim!“, kam die pampige Antwort retour und endlich entwand sich Rose Albus Händen und stampfte demonstrativ auf den Boden. „Bist du alt oder krank? Wer geht um halb sieben ins Bett?“, giftete der Dunkelhaarige und linste die Rothaarige aus kleinen Augen misstrauisch an. „Du würdest nicht solche Töne spucken, wärst du heute erst um halb Sechs vom Feiern heim gekommen, Freundchen!“ Rose Weasley in Rage hatte sich zu ihrem frechen Cousin gebeugt und die Hände in die Hüften gestemmt. „Der wär doch noch nicht mal auf den Beinen!“, half Scorpius grinsend und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Der Potter linste nun ungläubig zu seinem besten Freund und zischte „Verräter!“, was dazu führte, dass Scorpius wieder in schallendes Gelächter verfiel.
 

Albus blickte wieder schlecht gelaunt zur Weasley und rechtfertigte sich lautstark und knatschig: „Ja, aber der Unterschied zwischen uns ist – ! Also ich komm immer besoffen wie ein Schwamm nachhause, aber du?! Du trinkst doch nichts! Du bist maximal schlecht gelaunt, weil dir langweilig ist! Jetzt bleib hier und sauf einen mit uns, Rosie! Das wird sicher lustig, dann interessiert dich das Bett auch nicht mehr!“ Albus ließ die Schultern hängen und starrte seine Cousine vorwurfsvoll an.

Und als er merkte, dass diese Argumentation einfach nichts brachte, schob Albus schließlich wieder die Unterlippe vor. „Sieh mich nicht an wie so ein Hundewelpe, der du nicht bist! Du bist weder süß, noch herzig, noch sonst was in der Art!“, herrschte Rose ihn an, weil sie befürchtete, dass sie bei diesem Blick, wie eigentlich immer, weich wurde. „Aber mit mir gehst du nie feiern…. Und jetzt, wo einmal die Gelegenheit dazu wäre, verpisst du dich!“ Just in diesem Moment sah er noch unglücklicher aus, bis er sich verärgert wegdrehte und trotzig die Arme verschränkte. „Dann hau doch ab zu deiner Mama, Weasley!“, spie er und gottergeben setzte sie sich wieder neben ihren Cousin. „Du manipulatives, kleines – “, murmelte Rose säuerlich, doch brach ab, denn Al zog sie dankend in eine Umarmung und schmiegte seine Wange an ihre. „Du bist die Beste!“ Doch das Mädchen dachte sich nur seufzend, womit sie das verdient hatte…
 

Und als die Kellnerin wieder kam, drückte der Potter seinen beiden Begleitern die Eistee-Gläser in die Hand und meinte: „So und jetzt weg mit der Kinderkacke!“ er wedelte ungeduldig mit der Hand, und wandte sich nochmal zu der Kellnerin, die vermutlich Mitte 20 war und einen knielangen dunklen Rock trug. „Nochmal zwei Bier bitte und drei B502“, lächelte Albus unschuldig, bis die junge Frau, dann doch die Ausweise verlangte. Albus rollte genervt mit den Augen und Rose schmunzelte, da ja eigentlich an Jugendliche unter 21 kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Albus fischte in seiner Hose nach seiner Geldtasche und kramte einen Ausweis raus, mit den Worten: „Ich kann Sie ja verstehen, ich sehe für mein Alter einfach unverschämt jung aus. Sie sind nicht die erste, die fragt…“ Und während die Kellnerin, immer wieder zwischen Albus und dem Kärtchen hin und her sah, murmelte er irgendwas von Universität und alten Schulfreunden, und dass es ihn unheimlich störte mit seinen 22 Jahren für 17 gehalten zu werden. „Aber von meinen Freunden wollen Sie nun wirklich keinen Ausweis, oder?“, hakte der Potter dann doch noch mal vorwurfsvoll nach, und blickte die Dame vor ihm so tadelsüchtig an, weil sie ihn, ausgerechnet ihn, nach dem Ausweis gefragt hatte. Diese schüttelte den Kopf und gab ihm den Ausweis wieder. Dann machte sie am Absatz kehrt.
 

„Du lügst ja ohne rot zu werden, unglaublich!“, lachte Rose überrumpelt, die nie gedacht hätte, dass das je klappen würde. „Ach, was du nicht sagst! Das hab ich ja noch gar nicht gewusst! Jetzt bin ich geschockt, Weaselbee!“, gab Albus in sarkastischem Ton theatralisch von sich und drehte sich mit dem Handgelenk an der Stirn derart schwungvoll von seiner Cousine weg, dass er fast rückwärts von der Bank gefallen wäre, und nur durch heftiges Rudern der Arme das Gleichgewicht wiederfand. Scorpius konnte gar nicht anders, als seinen besten Freund hemmungslos auszulachen bis ihm die Tränen kamen.

Der Dunkelhaarige blickte einmal ausdruckslos zu Rose, dann zum Blondhaarigen, strich elegant über sein T-Shirt und richtete sich den Kragen seiner neuen Jacke, anschließend fragte Albus in unschuldigem Ton, als wäre nie was gewesen: „Hab ich die Pointe verpasst? Was ist denn los? Kann mich mal einer aufklären?“ Das gab dem Malfoy den Rest, als er in Potters aufgerissene grüne Augen sah, der so tat, als wäre er gerade eben dazu gestoßen. „Hallooooo?“, kam es nun in einer etwas höheren Tonlage, „Ignoriert mich nicht!“ Albus hörte sich gut gelaunt, aber nichtsahnend an. Als sich Rose schließlich erbarmte und lächelnd meinte Malfoys Gefühlsausbruch erläutern zu müssen, da Albus ja fast den Boden geküsst hätte und das einfach witzig aussah. Doch womit sie nicht gerechnet hätte, war der verwirrte Gesichtsausdruck ihres Cousins, der seine Augenbraun zusammenzog und seine Cousine lange beäugte. „Sag mal Rosie, saufst du heimlich oder was? Wann soll denn das gewesen sein?“ Die Rothaarige hatte gerade zum Sprechen angesetzt, doch da blieb ihr die Luft weg. Diesmal sah sie ihren Cousin mit großen Augen ungläubig an. „Ich mein, mir wär’s ja lieber, wenn du heute unheimlich säufst, aber …“, schloss Al und zuckte mit den Schultern. „Hört auf, bitte!“, brachte Scorpius mit Müh und Not hervor, weil er immer noch lachte, „ ich kann nicht mehr!“ Und dann ging Rose ein Licht auf, er, Albus Severus Potter verarschte sie, und zwar gewaltig… Die Weasley schürzte die Lippen und kratzte sich an der Stirn, denn eigentlich hätte sie mit sowas rechnen müssen. „Ihr seid anstrengend...“, beschwerte sich Rons Tochter, während sie sich durchs Haar wuschelte. „Und du fad, Rosie…“, kam es zuckersüß von ihrem Nebenmann, mit dem sie doch tatsächlich verwandt war. Die Weasley drehte sich zu den beiden Burschen und blickte die beiden abwechselnd erschöpft an.
 

„Sieh mal, Weasleybee“, begann Scorpius nun wieder sachlich, nachdem er sich zwar endlich beruhigt, aber trotzdem noch gerötete Wangen hatte. „Du kannst nicht erwarten, dass das Leben lustig ist“, fuhr der Dunkelhaarige fort und da setzte der Malfoyspross wieder ein als wäre es sein Stichwort: „… solange du es von anderen abhängig machst, ob sie dich bespaßen oder nicht.“ Die Rothaarige starrte die beiden an, als hätten sie einen totalen Knall, als wären sie komplett gaga. „Und genau deswegen – “ „Reißt er sich einen Deppen runter“ Dass Albus angefangen hatte und eigentlich auf etwas ganz anderes hinauswollte, störte den Malfoy nicht im Geringsten, als er ihm mal wieder ins Wort fiel. Rose blickte zu ihrem Cousin, der sie breit angrinste. Die Rothaarige seufzte, musste aber dann doch lächeln, denn mit zwei Chaoten konnte der Tag gar nicht langweilig werden. Das war schier unmöglich!
 

Die Getränke wurden abgestellt und Rose beäugte die kleinen Gläschen mit den verschiedenfarbigen Flüssigkeiten. „Was ist das?“, wollte sie misstrauisch wissen und hob eine Augenbraue. „Ein Getränk“, antwortete Scorpius just in trockenem Tonfall und nahm sich ein Gläschen, während er zusah wie Albus dem Mädchen auch eines in die Hand drückte. Weasleys Kopf ruckte in Malfoys Richtung und die Schülerin sah ihn an, als wollte sie morden. „Und es schmeckt gut!“, beteuerte Albus, der Roses Aufmerksamkeit suchte und sie unschuldig anlächelte. Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe, als die Wut langsam verflog, aber sie weiterhin misstrauisch blieb. Umso verwirrter wurde die Rothaarige als der Malfoy ein Streichholz entzündete und die Flüssigkeit im Gläschen anzünden wollte. Dann blickte sie die beiden Burschen hilflos an und stammelte: „Nein, nein nein, nein, nein! Das werde ich sicher nicht trinken! Wisst ihr wie hochprozentig das ist?“ Als beide wissend grinsten, schimpfte sich Rose selbst einen Trottel, denn sie hätte sich die Frage schenken können, immerhin ging es um die beiden. Scorpius Hyperion Malfoy und Albus Severus Potter wussten immer ganz genau, was sie taten… Die Weasley stellte ihr Glas auf den Tisch und ignoriere den Strohhalm daneben. „Ihr spinnt doch!“
 

Scorpius Gesichtsausdruck wurde mit einem Mal zuckersüß, während er die kleine Flamme ausblies ohne die Getränke angezündet zu haben und bei der Rothaarigen schrillten die Alarmglocken. „Jetzt stell dich nicht an wie ein Mädchen, Weaselbee“, forderte Dracos Sohn mit rauchiger Stimme lässig auf und beugte sich verschlagen über den Tisch hinweg in ihre Richtung. Seine blonden Haare fielen ihm ins Gesicht und seine grauen Augen blitzten angriffslustig. „Falls du es noch immer nicht geschnallt hast, ich bin eins!“, zischte Rose wenig eingeschüchtert zurück, und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser wackelten. In diesem Moment lehnte sich ihr Kontrahent elegant nach hinten und lächelte Rose so an, als läge ihm noch etwas Gemeines auf der Zunge, schwieg allerdings beharrlich. Scorpius musste zugeben, diese Auseinandersetzung gefiel ihm mehr als das stille Zusammensitzen bevor Albus aufgetaucht war. „Das sieht man dir aber nicht an, Rose“, folgte prompt die trockene Antwort Potters, der die beiden etwas gelangweilt ansah, immerhin, wollte er feiern und nicht andauernd ihre Sticheleien schlichten. Roses Mund klappte auf. So kalt hatte sie schon lange keiner mehr erwischt, dass sie mit einem Mal sprachlos war. Warme Finger griffen nach ihrer Hand und erst da merkte sie, dass es Scorpius war, der wohl die Befürchtung hatte, sie würde nun aber wirklich aufstehen und gehen, was ja am naheliegendsten wäre nach so einer Verbal-Attacke. „Ach, Albus dann mach die Augen auf“, lachte eben dieser herzhaft, während sein Daumen über Weasleys Handrücken strich. Der Dunkelhaarige tat so, als müsse er zuerst gründlich überlegen, ehe er zögerlich in sachlichem Ton antwortete: „Stimmt… für einen Kerl hat Rose oben rum zu viel und in der Hose viel zu wenig…“ Rose, deren gerötetes Gesicht nur auf ihren missratenen Cousin gerichtet war, entging die feixende Regung in Scorpius‘ Zügen. „Ja stell dir vor, sonst wär sie keine Frau, Al… Nur zu meinem ganz persönlichen Bedauern, hast du nur zu viel in der Hose, denn alles andere ist schon da, besonders deine Macken. Du hättest eine herrliche Frau abgegeben, Potter!“, Scorpius ernste Worte und sein überzeugter Gesichtsausdruck ließ den Dunkelhaarigen stumm werden. Der Blonde musste die Schminke, die vergeudeten Stunden im Bad oder den Kleider-Tick nicht extra ansprechen, um klarzustellen, was er meinte. Eine Sekunde verging, die nächste, und eine weitere.

„Willst du mir jetzt etwa sagen, dass ich Brüste habe!?“, sprang Al mit leichenblassem Gesicht schreiend auf, und fasste sich mit beiden Händen ans T-Shirt um es noch einmal selbst zu überprüfen. Albus bohrende, grüne Augen trafen auf Scorpius graue, die ernst zurücksahen. Rose selbst starrte beide fassungslos an, sie kam sich vor als wäre sie im falschen Film. „Darauf habe ich gewartet!“, meinte der Malfoy bevor er in schallendes Gelächter ausbrach und damit auch Rose und seinen besten Freund, welcher sich erleichtert wieder auf die Bank sacken ließ, ansteckte. Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt hatten, meinte Albus gelöst: „So, aber jetzt trinken wir einen!“ Er deutete auf die nicht angerührten B502 und Scorpius hielt der Weasley das Streichholz entgegen. „Ich dachte immer, Leute deines Kalibers wären frei von Angst.“ Der Blonde lächelte schmal und Rose griff Augen verdrehend danach. Sie wusste jetzt schon, dass das böse enden würde, ahnte aber nicht wie.
 

Die Rothaarige blickte eine Zeit auf die Flamme ihres Getränks, bis ihr Albus endlich den Strohhalm in die Hand drückte, den sie mehrmals verweigert hatte. Doch nach dem Cheers leerten alle die Gläschen und Hermines Tochter kniff die Augenzusammen und murmelte: „Widerlich!“ „Also sooo grauslich ist der nun auch wieder nicht, ich bestell gleich noch eine Runde“, entschied der Potter und schaute sich suchend um eine Bedienung um, Roses drohenden Gesichtsausdruck überging er einfach. Albus erblickte den dunkelblauen Rock und holte aus um der Kellnerin auf den Arsch zu klopfen. „Nein, Al, lass das!“, stotterte Scorpius befehlend, weil er keine Lust hatte des Hauses verwiesen zu werden, während die Weasley mit aller Kraft versuchte den Arm ihres Cousins auf seinen Schoß zu drücken. Als sich die Kellnerin auf einmal zu ihnen wandte, grinsend die beiden unschuldig, während Albus den Ahnungslosen mimte. „Wir hätten gerne noch drei B502“, bestellte der Dunkelhaarige und die Dame verschwand wieder im Gebäude.

„Oh Wiesel, zieh ihm eine über!“, knurrte der Malfoy und blickte giftig zu seinem besten Freund, der schmollte und die Unterlippe vorschob: „Ich weiß gar nicht, was du hast….“ Rose streichelte durch das Haar ihres Cousins und blickte belustigt zu ihrem Gegenüber. „Das ist viel zu nett und kleine Schläge auf den Hinterkopf fördern immerhin das Denkvermögen“, brummte Scorpius noch immer schlecht gelaunt, stieß dann aber mit den beiden an und trank sein Bier.
 

Am Tisch nebenan setzten sich drei junge Frauen hin, vielleicht 20 Jahre alt und als der Potter sie sah, konnte er gar nicht anders als mit den Augenbrauen zu wackeln und sie zu begrüßen. „Hallo ihr Hübschen!“, meinte er selbstsicher und seine Stimme hatte etwas Verwegenes bekommen, das Rose noch nie von ihm gehört hatte. Die bereits fünfte Runde des verhängnisvollen Getränks stand vor ihnen und während die Weasley Scorpius Malfoy nur ungläubig ansah, als wollte sie eine Antwort, ob das denn gerade tatsächlich passierte, winkte dieser nur genervt ab und fuhr sich mit selber Hand über das Gesicht. Albus im Flirt-Modus war kaum zu ertragen, dabei fing er gerade erst an. „Wollt ihr euch nicht zu uns setzen? Ist doch viel lustiger als so alleine“, Potters Stimme hatte etwas Herausforderndes und die Wealsey schüttelte den Kopf, zwar hatte sie von Alice schon des Öfteren von der bösen-Jungs-Masche gehört, aber noch nie miterlebt, und bis heute war sie auch ehrlich gesagt froh darüber gewesen. „Und deine Freundin stört es nicht?“, meinte ein Mädchen übermütig und lächelte die Rothaarige an. „Ach das ist nur meine bescheuerte Cousine“, gab sich der Dunkelhaarige noch lockerer, zuckte aber sofort zusammen, als er Rose in strengem Ton hörte: „Albus Severus Potter, wie hast du mich genannt?!“ Vorsichtig drehte er sich zur Weasley, die ihn wütend anfunkelte und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Mensch, Rosie, das war nur Spaß, außerdem hörst du dich an wie meine Mutter…“, jammerte er etwas ängstlich und ärgerte sich insgeheim, dass er sich seinen Plan – die drei zu beeindrucken – getrost in die Haare schmieren konnte. „Na wenigstens hast du vor ihr Respekt“, murmelte Rose bissig und griff nach ihrem Bier. Die Mädchen lachten und rutschten doch tatsächlich einen Tisch weiter. Zwei saßen zu Albus rechten, da Rose ja nach wie vor die linke Seite in Anspruch nahm, eine hatte es sich neben Scorpius gemütlich gemacht. Tiffany, Sheryl und Wendy bestellten sich auch etwas zu trinken, wobei die beiden letzten, welche auch neben Albus saßen, mehr damit beschäftigt waren mit eben diesem zu flirten.

„Und du hast keine Freundin?“, drehte sich Tiffany interessiert zu Scorpius, der verwundert eine Augenbraue hob und sein Glas Bier wieder auf den Tisch stellte. Er war zwar auch kein Kostverächter, aber so nötig wie sein bester Freund hatte er es dann doch nicht. „Wie bitte?“, lachte er verwegen und fügte hinzu: „Tja, Schätzchen, tut mir ja ehrlich leid für dich, aber ich bin nicht zu haben.“ Albus starrte ihn verständnislos an, und formte mit den Lippen einen Satz, von dem er wusste, dass ihn sein Freund verstand.

Ach scheiß doch drauf, die ist heiß! Also lass sie dir nicht entgehen!

Immerhin wusste der Dunkelhaarige genauso gut wie Scorpius, dass es eine Lüge war. Eine Notlüge zwar, aber das spielte in der Hinsicht keine große Rolle.

Der Malfoy sah ihn so einschüchternd an, damit der Potter ja die Klappe hielt, wie es eigentlich auch bei allen anderen reibungslos funktionierte, aber was hätte ein bester Freund für Vorzüge, wenn er solche Gefühlsregungen nicht einfach missachten konnte?

Scorpius fing sich grundsätzlich nichts mit Muggeln an, - kein Knutschen, Fummeln, Ficken – auch wenn er hin und wieder eine muggelstämmige Hexe abschleppte, war das immer noch etwas ganz anderes als Nichtmagier aus nichtmagischen Familien, um Squibs auszuschließen, ins Bett oder die nächste Besenkammer zu zerren. Er wollte sich gar nicht vorstellen, sollte ein Muggel eines Morgens in seinem Bett aufwachen und seine Fotos oder das magische Windspiel mit den goldenen Schnatz, die sich frei im Raum bewegten, sehen. Innerlich erschauderte der Junge.

„Hey Jack, mit dir haben wir gar nicht mehr gerechnet!“, riss Sheryl den Malfoyspross aus seinen Gedanken und der junge Kerl setzte sich auf den Stuhl zwischen Rose und dem Blonden. „Ich weiß, ich auch nicht“, scherzte dieser Jack mit den Mädchen und meinte daraufhin. „Und wer bist du hübsche Frau, wir kennen uns noch nicht, denn dein Gesicht hätte ich mir gemerkt.“ Er zwinkerte und Rose konnte gar nicht anders als rot anzulaufen, ob sie es nun wollte oder nicht, sie konnte nicht mal verhindern sich geschmeichelt zu fühlen. Und es war verwerflich ihm nichts entgegensetzen zu können, keine taffe Antwort, rein gar nichts. Bei Albus jedoch brach innerliche Panik aus und ohne lange zu überlegen deutete er auf seinen besten Freund und erklärte bestimmt: „Seine Freundin, also Finger weg!“ Die Wealsey blickte ungläubig zu ihrem Cousin, und spürte den bohrenden Blick Scorpius auf sich lasten, weshalb sie diesen dann unbeholfen erwiderte. Jack lachte herzhaft und antwortete: „Fragt sich nur wie lange noch.“ Und als er nach ihrer Hand griff, sprang die Sechzehnjährige auf, faselte irgendwas von Toilette und stürmte ins Café. Merlin sei Dank hörte sie nicht mehr: „Ich steh auf schüchterne Weiber…“ Albus Severus Potter, der seine Arme, nun um beide, Sheryl und Wendy, da eine sich auf Roses Platz gesetzt hatte, legte, sog scharf die Luft ein. Scorpius indes, nahm Weasleys Getränke und stellte sie zu sich, während er unterkühlt raunte, als würde es ihn nicht betreffen: „Und du glaubst, du könntest mich damit eifersüchtig machen, oder wie? Was für ein schwacher Versuch… Pass auf, dass du dich nicht lächerlich machst.“ Dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

Rose Weasley war etliche Minuten vor dem Wandspiegel in der Damentoilette gestanden und hatte sich mehrmals gefragt, ob sie da überhaupt noch einmal raus soll. Schließlich wollte sie ja nicht! Und überhaupt hatte sie noch nie ein Junge an gegraben, schon gar keiner über 20, und jetzt, da es passierte, wusste sie nicht, was sie machen sollte. Es war ihr alles furchtbar peinlich. Aber sie konnte sich ja nicht ewig verkriechen, einsperren und hier zwischen den Toiletten übernachten, deswegen fasste sie den Entschluss rauszustürmen und diesem Jack die Meinung zu geigen, sollte sich die Gelegenheit noch einmal bieten.

Und als die junge Hexe wieder am Tisch angekommen war, wusste sie nicht wohin sie sich setzen sollte. „Auf meinem Schoß ist noch Platz, Süße“, überging sie einfach, obwohl die Weasley abermals rot anlief. Außerdem wusste die Weasley wieder keine freche Antwort, was sie unheimlich ärgerte. Unschlüssig trat sie von einem Bein aufs andere, bis Scorpius seine Hand nach ihr ausstreckte und fast liebevoll meinte: „Na komm her, Liebling.“ Hätte sie Malfoy nicht so gut und derart lange gekannt, sie hätte es ihm beinhart abgekauft. Der Blonde zog die Rothaarige zu sich, bis sie auf ihm saß und reichte ihr ohne weitere Worte ihr B502-Glas, nachdem er es angezündet hatte. Den hatte sie, er offensichtlich auch, bitter nötig. Seine Finger an ihrer Hüfte waren etwas, dass sie intensiv wahrnahm und sich scheinbar in ihr Gedächtnis fraß. Er beugte sich langsam zu ihrem Ohr und wollte leise wissen: „Und, bist du froh, dass du geblieben bist?“ Sein Interesse klang ehrlich und Rose blickte in seine grauen Augen, ungeachtet, dass ihre Stirn damit auf seiner lag und sich ihre Nasenspitzen berührten. „Wieso hast du mich vor Jack gerettet? Warum hast du mir geholfen? Immerhin hättest du alles abstreiten können…“, flüsterte die Hexe mindestens ebenso begierig und wartete lächelnd auf eine Reaktion, und wenn es nur eine Regung in seinem Gesicht war. Doch er schwieg vehement. Er hatte lange nichts von Roses leichtem Parfum und dem fruchtigen Shampoo gewusst, auch nicht, dass sie so viele kleine Sommersprossen hatte. Aber ihr Gesicht war rein, und als er das feststellte, schlug er die Augenlider etwas nieder, ohne dass er sich seiner Wirkung bewusst war. Die Weasley griff in sein T-Shirt und legte haltsuchend einen Arm um seinen Hals, weil ihr der letzte Shot doch zu viel war. „Du hast so verloren und hilflos ausgesehen und…“, Scorpius leise Stimme klang fürsorglich und warm und jagte der Hexe einen prickelnden Schauer über den Rücken. „Ich mag das nicht, nicht wegen einem anderen Kerl.“ Roses Kopf zuckte nach hinten und ausdruckslos und abwartend blickte sie dem Malfoy ins Gesicht. Das eben, hatte etwas Intimes an sich, das ihr Herz etwas flattern ließ, ein Gefühlsausbruch, den er sonst nicht bei ihr auslöste und genau das erschrak die junge Hexe. Da seinerseits nichts Entwaffnendes oder Verspottendes folgte, meinte sie trocken in leisem Ton, damit nur er es hören konnte: „Eine sehr hilfsbereite und aufopfernde Einstellung, Malfoy. Deine Mutter hat dich also doch erzogen…“ Er kicherte lediglich herzhaft und beugte sich wieder zu ihr, sodass sich Stirn und Nasen abermals berührten, ehe er rauchig raunte: „Gar nicht selbstverliebt und egoistisch, wie man mich sonst kennt, was Rosie?“ Allein weil sich nun auch ihre Oberlippen trafen bei jeder Silbe die seine Lippen formten, bekam die Rothaarige eine Gänsehaut. „Dabei will ich der sein, wegen dem du hilflos und verloren wirkst und vor Wut an die Decke springst. Ich will der sein, der deine kleine, jungfräuliche Welt erschüttert, Weasley.“ Da war es wieder, dieses dreckige, zweideutige Grinsen und ihr war als stünde die Zeit still. Rose blieb die Spucke weg und sie wusste, dass alle anderen am Tisch sich eifrig unterhielten, bis auf Albus, der immer wieder ungläubig zu ihnen gesehen hatte, und nichts davon mitbekamen. Immerhin wie ungewöhnlich war es, dass sich ein offensichtlich verliebtes Paar scheinbar schöne Worte zuflüsterte. Das Herz klopfte bis zum Hals und sein verdammtes Aftershave vernebelte ihre Sinne, dabei war Rose immer stolz gewesen gegen seinen Charme immun zu sein. Und zu ihrem Glück, konnte sie keine Gedanken lesen, denn sonst wüsste sie, wie sehr sich Scorpius Hyperion Malfoy in diesem Augenblick wünschte, dass sie ihre vollen Lippen auf seine legte und ihn hemmungslos küsste – nach Möglichkeit mit Zunge. Ihm durchs Haar fuhr und sich völlig gehen ließ. Es musste auch nur einen Moment dauern, Hauptsache es passierte!
 

„Und du willst wirklich nicht vögeln?“ Scorpius riss die Augen auf und blickte Rose Weasley irritiert an, der Zauber war verflogen und mürrisch wandte er sich an Tiffany die lüstern lächelte. Der Griff des Blonden an Weasleys Hüfte wurde stärker und er zog sie noch näher zu sich und legte die andere Hand bestimmt auf ihren freien Oberschenkel. „Welchen Teil von ‚Ich bin nicht zu haben‘ hast du nicht verstanden, du Schnepfe!“, spie Dracos Sohn aufgebracht, funkelte Tiffany so wütend an, dass selbst Wendy und Sheryl zurückwichen. Doch zu seinem Missfallen, lächelte die blöde Kuh nur noch breiter. „Deine kleine Freundin kann ja mitmachen.“ Eine unverschämte Aufforderung und Scorpius schäumte innerlich über. Rose sah die Zornesfalte, die er sonst nur hatte, wenn er sich über sie ärgerte. „Glaubst du wirklich, dass ich es einem unterbelichteten, hässlichen Flitchen besorge?“, knurrte Scorpius und störte sich nicht an den geschockten Blicken ihrer Freunde, einmal abgesehen davon dass ihn Albus ebenfalls völlig entgeistert anstarrte. Und endlich war auch Tiffany das Lachen vergangen, wütend schnalzte sie das Geld auf den Tisch, schnappte sich ihre Handtasche und stöckelte davon, etwas weiter weg, schrie sie dann noch wutentbrannt: „Arschloch!“

Scorpius Malfoy hatte stur geradeaus gesehen und biss die Zähne so stark zusammen, dass sein Kieferknochen vortrat. Gedankenverloren strichen seine Finger Roses Bein entlang, und als er glaubte sich soweit gesammelt zu haben, dass er wieder die Kontrolle hatte, blickte der Zauberer die Rothaarige an. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen, doch in seinen grauen Augen loderte die Wut wie ein mächtiges Feuer. Der Weasley fehlten die Worte und deswegen strich sie ihm zärtlich seine Haare, die immer wieder ins Gesicht fielen, nach hinten. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust und das Beunruhigendste daran, sie wusste nicht warum. Scorpius merkte, wie auch Jack aufstand und den Tisch verließ, dazu warf er achtlos das Geld hin. Der Malfoy entspannte sich langsam. Rose Weasley hatte gerade etwas extrem beruhigendes an sich, wenn sie auf seinem Schoß saß und ihre warmen, weichen Finger sanft über Haar und Haut strichen. Nur kurz schloss der Junge die Augen und griff nach ihrer Hand um die Handinnenfläche zu küssen. Seine Lippen fuhren hauchzart über ihren Handballen und Roses Herz klopfte heftiger.
 

Die Kellnerin kam mit einem Tablett kleiner Schnaps angetanzt und Albus animierte zum Trinken. Der Malfoy drückte Rose ein Glas in die Hand und nahm sich selbst eins. Sie hoben die Gläser und kippten sich den Nussgeist hinunter und als er sein Glas abstellte, erkannte er, dass die Weasley nicht getrunken hatte. „Magst du nicht?“, war eine knappe Frage. „Willst du mich nachhause tragen?“, folgte die etwas schnippische Antwort. Scorpius schüttelte den Kopf und als er ihr Glas in die Hand nahm hörte er leise: „Außerdem glaub ich brauchst du den etwas dringender als ich.“ Eine charmante Anspielung auf diese Trulla Tiffany, sie trieb dem Blonden ein schiefes Lächeln ins Gesicht, aber immerhin grinste er wieder. Und als Scorpius einmal wieder zu Al und den beiden Muggeln sah, die geblieben waren, da Sheryl beteuernd abwinkte, während sie sich noch enger an den Potter schmiegte: „Die kriegen sich wieder ein!“, musste der Malfoy feststellen, dass ihn sein bester Freund wie ein Honigkuchenpferd anstrahlte. Er riss sich halt gerade noch so zusammen, dass er eben nicht in schallendes Gelächter verfiel, was Scorpius dem Dunkelhaarigen eher zugetraut hätte. „Meine Rede“, flüsterte der Potter noch breiter grinsend, gerade so, dass es Scorpius mitbekam, und das auch nur, weil er ihn ansah. „Klappe“, dachte sich der Malfoy und zog seine Jacke aus, weil Rose auf seinem Schoß etwas zu zittern angefangen hatte. „Du hättest dich etwas wärmer anziehen sollen, auch wenn Sommer ist“, tadelte der Zauberer, der von den kurzen Bolero-Jäckchen sowieso noch nie etwas gehalten hatte, und diskutierte so lange mit der Weasley, die sich strikt weigerte von ihm etwas anzuziehen, bis er sich durchgesetzt hatte. Schließlich legte er zufrieden seine Arme um sie, zog die Hexe noch weiter zu sich und schmiegte seinen Kopf an ihre Schulter. Er wusste auch so dass es spät war, allein, weil es draußen stockdunkel war und nur die Lampen des Cafés für etwas Licht sorgten, dazu musste er nicht zwingend auf die Uhr schauen.
 

Der letzte Muggel-Bus fuhr um halb zwei, den sie gerade noch so erreichten. Natürlich hatte es Albus nicht lassen können, diese beiden Schnepfen mitzunehmen. Und während sich der Potter locker lässig an einer Schlaufe hielt und nach wie vor fleißig mit Sheryl und Wendy unterhielt und ihnen auch gerne mal an den Arsch griff, hatten es sich Scorpius und Rose auf der hintersten Bank bequem gemacht. „M- iss‘ schlecht…“, jammerte die Weasley lallend und hielt sich die Augen zu, weil sich alles drehte. Nur Malfoy hatte sie es zu verdanken, dass sie es überhaupt zum Bus geschafft hatte, denn Albus hatte nach dem zweiten Mal aussetzen die Erklärung nicht mehr gelten lassen, dass die Rothaarige einfach nichts vertrug und deswegen hatte der Potter Rose noch schlimmer abgefüllt als seine zwei Flirts. Scorpius und sie waren Arm in Arm zur Bushaltestelle gewackelt, weil sich Rose von alleine nicht mehr auf den Beinen halten konnte. So oft sie den Malfoy auch verfluchte, heute war sie wirklich froh um ihn und mochte es, dass er ihren Rücken jetzt im Bus streichelte. „Ich glaub‘s ja nicht, muss dieser Idiot die zwei mit Heim nehmen...“, beschwerte sich der Blonde leise. Das einzige Wort, welches Rose richtig aussprach, war Freund, den Rest hatte Scorpius mit Nichten verstanden. „Ja, schon, aber wer nimmt sich Muggel mit ins magische Elternhaus? Sag mir das Rosie“, beschwerte sich Scorpius weiter und die Weasley sah ihn etwas bewundernd an, immerhin hatte er doppelt so viel wie sie getrunken, und das nur damit Albus seine Cousine mit dem Saufspielchen in Ruhe ließ. Der Malfoy wartete auch keine Antwort ab und fuhr säuerlich fort: „Nur ein Volldepp!“ Rose kuschelte sich nur etwas näher an ihn und schloss die Augen wieder. Scorpius fischte etwas aus seiner Geldtasche und murmelte: „Ich glaube das könntest du jetzt brauchen.“ „wa- schas?“ Er konnte gar nicht anders als zu schmunzeln, bevor er ihr das kleine Fläschchen zu trinken gab. Nachdem sie den Inhalt geschluckt hatte, erklärte er: „Es hilft gegen den schlimmen Rausch, das heißt, du wirst etwas schneller nüchtern und hast morgen keinen allzu bösen Kater.“ Kurz dachte er an Chaster und wie ihn Albus durch die Luft geschossen hatte, und grinste noch breiter. Rose sah ihn fragend an, sagte aber nichts und er winkte schweigend ab.
 

Eine dreiviertel Stunde später stiegen die fünf aus dem Bus aus und marschierten zu Weasleys Haus, das sowohl in der magischen als auch in der Muggel-Welt existierte. Die Potters hatten dieselbe Entscheidung getroffen, da Harry wie Hermine doch recht an seinen nichtmagischen Wurzeln hing. Der Bewegungsmelder ging an und Rose, die mittlerweile wieder alleine gehen konnte, versuchte immer noch stark angetrunken die Tür aufzuschließen. „Bis zum nächsten Mal“, hörte sie Scorpius, der gar nicht die Stufen zur Haustür mit hinauf gegangen war und nur Albus und die Weiber neben Rose wankten. „Das geht aber nicht, dass ihr euch so lieblos verabschiedet!“, warf Wendy betrunken ein und hielt sich an Albus fest, weil sie mit dem Gewicht nach vorne fiel. „Genau, ihr seid so ein süßes Pärchen, also küssen, küssen, küssen!“, stimmte Sheryl zu und ihre Freundin stimmte gleich mit ein. Albus Severus Potter lachte schallend los und drehte sich weg, sackte zum Geländer und hielt sich mit Müh und Not auf den Beinen. Scorpius Gesichtsausdruck wirkte versteinert. Er wusste genau, dass dieses ganze Getue im Café, nur damit Jack Klein-Rosie in Ruhe ließ, aufflog – jetzt und unwiderruflich. Albus würde es ihm nie verzeihen, sollte er der Weasley sprichwörtlich die Zunge in den Hals schieben. Andererseits, wäre der Potterspross auf ewig sauer, wenn Rose derart blamiert werden würde, ganz gleich, ob er diese Weiber jemals wiedersah. Scorpius schluckte und stieg langsam mit klopfendem Herzen zur Hexe hoch, die sich just zu ihm wandte. Er behielt es mit Magenschmerzen im Hinterkopf, dass Rose ihm sicher jeder Zeit nur allzu gerne eine scheuern würde und könnte.

In Roses Ohren sang das kleine Wörtchen „küssen“, und das nicht nur weil Sheryl und Wendy fleißig nachhalfen, damit die Rothaarige es auch ja nicht wieder verdrängte. Sie fühlte sich mit einem Schlag nüchtern und im Vollbesitz ihrer Sinne. Panisch starrte sie zu Malfoy, der in aller Ruhe vor ihr stehen blieb und ihren Blick scheinbar gelassen erwiderte. Rose Jean Wealsey wollte das nicht, nicht hier, nicht jetzt und auch nicht mit ihm! Ihr Herz schlug so heftig, dass es schmerzte. In ihrer Brust wurde es warm, solange sie daran dachte, wie er heute mit ihr im Café umgegangen war. Im nächsten Moment fror ihr tiefstes Innerstes, weil genau der Mann, der ihr seit Jahren das Leben vermieste, – und das war noch gar kein Ausdruck wie er sie behandelte: zur Hölle machte – ihr den ersten Kuss rauben wollte. Warum stand er denn sonst vor ihr? Sicher nicht zum Pokerspielen! In ihrer Verzweiflung bemerkte die Hexe nicht, wie sie anfing auf ihrer Unterlippe zu kauen. Scorpius griff bestimmt nach ihren Händen und zog sie leicht zu sich. Er stand mit dem Rücken zu den trällernden, leicht lallenden Weibern und Albus, der scharf die Luft einsog und scheinbar wie festgehext an Ort und Stelle verharrte. „Entspann dich“, flüsterte er nahe ihren Lippen und ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht. Der Blonde sah sie aus halb geschlossenen Augen an und dafür dass sein Herz selbst einen Trommelwirbel veranstaltete, konnte er die Aufregung gut überspielen und vertuschen. Roses Wangen leuchteten rosig, als sie zurückflüsterte: „Das sagt sich so leicht…“ Die Weasley versuchte beharrlich seine grauen Augen zu erfassen, merkte aber, dass ihre Aufmerksamkeit jedes Mal nach wenigen Sekunden zu seinen Lippen glitt. Verflucht sei sie, wenn es wirklich geschah! In ihrem Kopf fing es zu rattern an, ein Lösungsweg musste her. Leider konnte sie nur daran denken, dass sie Albus, der ihr den gesamten Schlamassel eingebrockt hatte, solange verhexten würde bis ihm Bäume - Nein! Wälder - aus den Ohren wuchsen!

Das Aftershave stieg ihr in die Nase, Scorpius Aftershave, als seine starken Arme ihre Taille umschlangen. Rose sollte sich für ihre Schwäche hassen, da ihre Augen zu flatterten, aber die Wärme kehrte in ihr Herz zurück und verdrängte alle schlechten Erinnerungen, die sie mit ihm in Verbindung brachte. Der Malfoy blendete alles um sich herum aus. Zärtlich fuhren seine Finger ihren Hals entlang, streichelten ihre Wange und er genoss ihren Atem, der auf seiner Haut prickelte. Alles in allem war es ein berauschendes Gefühl und er wollte jede Sekunde davon vollends auskosten. Sachte hob er ihr Kinn an, und beugte sich langsam zu ihr hinuter.

Die Haustür schwang auf, während sich Wendy zu Albus lehnte und fragte, warum Scorpius eigentlich nicht bei seiner Freundin übernachtete, und eine schlecht gelaunte Hermine stand mit Bademantel im Rahmen. Schlecht gelaunt, weil sie schon geschlafen hatte und nur wegen dem grottenschlechten Singsang sich aus dem Bett gekämpft hatte. „Rose! Ins Haus, aber schnell!“ Ihr Blick wanderte zu Albus, der mit einem Mal fahl wurde, dann zu Malfoy, der offensichtlich zu Atmen aufgehört hatte, und ein Mistress stammelte, das er nicht ums Verrecken anständig rausbekam. „Du auch!“, herrschte die Frau den blonden Jungen an und dann deutete sie mit dem Zeigefinger zu den drei restlichen Angeheiterten. „Und ihr wartet hier!“ Da der Malfoy offensichtlich nicht schnell genug ins Haus kam, schob sie ihn mit Nachdruck rein und schnalzte die Tür zu.

„Ron!“, schrie die Hexe und eilte die Treppen zum Schlafzimmer hinauf, nachdem sie einen Stillezauber gesprochen hatte – damit sie Hugo nicht auch noch weckte und die drei draußen sie Merlin sei Dank nicht hörten. Ihr Mann stand an der Wand gelehnt und wirkte geistig noch im Land der Träume. Hermine verschwand im Zimmer und meinte laut, dass es die beiden Jungendlichen im Hausflur noch hören konnten: „Ich fahre jetzt Albus und seine was-auch-immer zu Harry und Ginny“ Mrs. Weasleys Tonlage machte deutlich, wie viel sie von den beiden Damen vor ihrer Haustür hielt, und das war verdammt wenig. „während du den Kamin nimmst und Albus Eltern warnst. Die müssen erfahren, dass Muggel für unbestimmte Zeit vorbeischneien. Ich will gar nicht wissen, was das Ministerium macht, sollte die Geheimhaltung der magischen Welt damit auffliegen.“ Ihr Ton ließ keine Widerrede zu, als sie endete: „Und du nimmst Malfoys Sachen mit, die wird er hier brauchen!“ Dann stürmte sie umgezogen aus dem Elternschlafzimmer und eilte die Treppen herunter. Ron riss es und geschockt rannte er ihr nach. „Er kann genauso den Kamin nehmen und bei Albus übernachten! Ich will diesen Jungen nicht im Haus haben!“Hermine blieb wenige Meter vor den Kindern stehen und wandte sich zu ihrem Mann, der geradewegs in sie rannte. Es war nicht zu übersehen, dass Scorpius bitter schluckte und sich insgeheim weit weg wünschte. „Ron! Stell dich nicht dümmer als du bist und schalt dein Hirn ein! Was glaubst du, werden diese Mädchen denken, wenn ich sie mit dem Auto zu den Potters bringe und Scorpius vor ihnen da ist?“ Ron schwieg.

1:0 für Hermine.

Doch Roses Vater, selbst noch im Pyjama, funkelte Dracos Sohn wütend, geringschätzig und mit Verachtung an. Scorpius kannte den Blick genau, denn sein Vater bekam denselben, sobald der Name Weasley auch nur erwähnt wurde. Dann verschwand Mr. Weasley in der Brandstätte. Hermine griff nach ihren Autoschlüsseln und wandte sich noch einmal zu den Jugendlichen. „Ich bin froh, dass ihr endlich da seid, und dass euch nichts passiert ist.“, sie strich Rose über die Wange und verschwand nach draußen.

Die beiden standen einige Minuten wie angewurzelt im Flur und vermieden es, sich anzusehen. Scorpius war die Gesamtsituation furchtbar unangenehm, und mittlerweile fand er es unerträglich. „Malfoy?“, fing Rose monoton an, ihr ängstliches Herz schlug ihr bis zum Hals. „Das behalten wir bitte für uns. Ich will nächstes Schuljahr nicht die Lachnummer sein…“ Nun hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. „Es ist gar nichts passiert, also gibt es nichts vor dem du dich fürchten musst.“, versicherte er genauso trocken, wenn auch etwas gekränkt und nahm sich vor mit seinem besten Freund ausführlich darüber zu reden. Just wirkte die Hexe erleichtert und lächelte zaghaft, was er ehrlich erwiderte. „Magst du Kakao? Kaffee? Tee?“, wollte sie dann noch wissen und er folgte artig in die Küche, als er antwortete: „Da sag ich nicht nein.“

Ronald rauschte zehn Minuten später polternd und hustend durch den Kamin. Und fand die beiden am Esszimmertisch sitzen. Er drückte Scorpius seinen Rucksack in die Hand und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. Mit drohendem Zeigefinger meinte Roses Vater: „Keine Mätzchen, hast du mich verstanden, Junge!“ Dieser traute sich nicht einmal zu nicken und erwiderte lediglich kleinlaut: „Ja, Sir.“ Dann wünschte Ron eine gute Nacht und rauschte ins Schlafzimmer. Die beiden Jugendlichen sahen sich an und Rose murmelte: Ich zeig dir mal das Gästezimmer.
 

Licht fiel ins dunkle Zimmer, als die Tür aufschwang und Rose und Scorpius schwebende Kissen und Decken erkannten, die sich selbst bezogen. Hermine musste den Zauber angewandt haben, bevor sie das Haus verließ und die Weasley schaltete das Licht ein. Der Malfoy setzte sich auf das Bett und schmunzelte. „Der Tag hatte es irgendwie in sich, findest du nicht.“ Langsam nickte die Weasley während sie ins Zimmer trat und Scorpius Blick stetig auf ihr lag. „So könnte es ruhig öfter sein…“, murmelte er nachdenklich und erhielt als Antwort: „Ist es denn nicht immer so mit Albus?“ Der Blonde verdrehte die Augen und lachte hämisch. „Falls du es noch nicht festgestellt hast, du bist sonst nie dabei“, meinte er spottend und zog sie auf die andere Doppelbetthälfte, als er sich selbst in die Kissen sinken ließ. „Selten so gelacht“, antwortete die Rothaarige foppend und blickte ihn an, während Scorpius die Zimmerdecke anstarrte. Angenehme Stille kehrte ein.

Irgendwann gestand Scorpius nachdenklich: „Heute schon…“

Rose antwortete nicht und Dracos Sohn hatte nichts weitere zu sagen. Sie lagen einfach nur da und hingen ihren Gedanken nach. Der Malfoy hörte die Haustür und drehte seinen Kopf zur Hexe, die die Auge mittlerweile geschlossen hatte. Dann wandte er sich ganz zu ihr und strich über ihren Oberarm während er leise flüsterte: „Hey Rosie, nicht einschlafen…Hörst du mich?“ Rose verzog die Augenbrauen, zeigte aber keine weitere Reaktion und Scorpius hauchte nun über sie gebeugt in ihr Ohr: „Weasley, willst du heute Nacht wirklich zu mir unter die Decke kriechen? Das ist doch sonst nicht deine Art!“ Seine Stimme hatte etwas Rauchiges an sich, etwas Verschlagenes und Gefährliches auch wenn er sie lediglich triezen wollte, spürte Rose, die Gänsehaut die sich über ihre Haut spannte und schlug die Augen auf. „Sag mal Malfoy, hast du keine Angst dass du mal deiner Arroganz wegen überschnappst?“, Dann kämpfte sie sich aus dem gemütlichen Bett, nachdem sie ihn von sich geschoben hatte. Als sie endlich stand, schwang die Tür auf und Hermine meinte: „Ich hab noch Licht gesehen, ich hoffe, es ist alles in Ordnung?“ Scorpius nickte nur breit grinsend um zu vertuschen, wie ertappt er sich vorkam – es war ihm furchtbar peinlich! Immerhin, ein paar Sekunden früher und Mrs. Weasley hätte ihn mit Rosie erwischt, auch wenn sie nur nebeneinander lagen und nichts Unanständiges taten. Peinlich!

Roses Mimik blieb im Gegensatz dazu hart und wirkte verbissen. Einen Atemzug später rauschte sie - wortlos - schnellen Schrittes an Hermine vorbei aus dem Zimmer, welche nichtsahnend eine gute Nacht wünschte.
 

Um elf Uhr erwachte Rose aufgrund eines Schabens an der Fensterscheibe, missmutig warf sie ihr Kissen Richtung Tür und drehte sich um. Doch das Geräusch hörte nicht auf und die Weasley vergrub sich tiefer unter ihrer Decke. Es war so lästig wie ein tropfender Wasserhahn und letztlich sprang Rose wütend aus dem Bett, und sah sich schlaftrunken um. Erst da erkannte sie die kleine Eule, die verzweifelt versuchte ins Haus zu kommen. Lächelnd öffnete die Hexe das Fenster und dankend hopste der Vogel auf den Schreibtisch. Die Weasley band ein zerrissenes, völlig verknittertes Stück Pergament vom Bein, welches nur halb so groß war, wie das letzte, das Albus geschrieben hatte. Er hatte dreimal angefangen. »Liebe Rose, Lieber Scorp,« war mit großen Kreisen verdeckt worden. Gleich daneben stand »Guten Morgen!«, dreimal durchgestrichen. Selbst das »Hallo!« in derselben Zeile hatte der Potter in wilden Zickzacklinien übermalt.
 

„Kommt doch frühstücken. Tante Hermine und Onkel Ron sind mit Mum und Dad unterwegs. Al“
 

Die Weasley stapfte kopfschüttelt in ihrem dünnen Nachthemd aus dem Zimmer auf den Weg ins Bad um sich die Zähne zu putzen. Sie hatte völlig verdrängt, dass der Malfoy hier übernachtet hatte, und als eben dieser aus dem Gästezimmer trat, blieb sie wie angewurzelt stehen. Scorpius selbst kniff die Augen zusammen und meckerte: „Sag mal ist das irgendein Sport halbnackt im Haus rumzurennen?“ Er hatte sich bereits angezogen und seinen Kulturbeutel unter den Arm geklemmt. „Du tust gerade so, als ob ich mich nur im Höschen präsentieren würde, was nicht der Fall ist, also stell dich nicht so an!“, gab sie Kontra, wohl wissen, dass das blickdichte schwarze, knielange Kleidchen – der Länge der Knopfleiste nach mit Querrüschen besetzt - zwar leicht war, aber hochgeschlossen mit durchsichtigen langen Ärmeln, die sich wegen eines Gummizugs am Saum bauschten. Sonst hätte sich die Rothaarige nie zu so einer Aussage hinreißen lassen. Scorpius trieb es das Grinsen ins Gesicht, auch wenn er es mied, die Hexe anzusehen. Die Weasley legte Potters Brief auf eine Komode am Gang und verschwand mit den Worten ins Bad: „Ist vielleicht auch für dich interessant.“ Doch der Malfoy rollte nur mit den Augen, ehe er zum Papierfetzen griff, er wusste jetzt schon, wer geschrieben hatte und überflog die Zeile nur schnell, während er ins Erdgeschoß ins zweite Bad sparzierte.
 

Polternd und mit der immer noch erschöpften, kleinen Eule im Arm, die nicht mehr Heimfliegen wollte, stolperten Rose und Scorpius durch den Kamin der Potters. „Bin ich froh, dass ihr endlich da seid!“, erklärte der Dunkelhaarige, der aufgeregt auf und ab sprang und die beiden in die Küche zerrte. „Die beiden, dämlichen Weiber hab ich schon um neun verjagt und nun, seht mal wer da ist!“ Anfangs hatte sich Albus ja noch zufrieden angehört, bis er schließlich totunglücklich auf Dominique zeigte, die am Tisch saß und mit Lily Tee trank. „Hallo Rosie!“begrüßte die Veela die beiden, fragte dann aber etwas irritiert: „Ist das Zufall?“ Ganz undamenhaft deutete Dominique mit dem Zeigefinger zwischen dem Malfoy und ihrer Cousine hin und her. Scorpius setzte sich räuspernd neben Lily, die Dome gegenüber saß, und erklärte verlegen: „Dein Cousin hatte gestern, wie soll ich sagen: Glück in der Liebe. Deswegen wollte ich nun wirklich nicht stören…“ Dann zog er eine Grimasse und die blonde Hexe brach in schallendes Gelächter aus. „Sei froh, Scorp. Unsere Wände sind dünn!“, fügte Lily mit ihren rotblonden Haaren hinzu und sah ihren doofen Bruder so wütend an wie ein Hippogreif wenn es blitzt. Doch der grinste lediglich breit. Die Veela lachte nur noch mehr und der Malfoy rieb sich feixend die Hände, als er flüsterte: „Ich Glückspilz!“ Rose dagegen lief tomatenrot an und setzte sich etwas steif neben Dominique, jetzt fühlte sie sich unwohl.

Albus wandte sich zum Ofen und fing an Eier in eine Schüssel zu schlagen, während er murmelte genervt: „So sind die kleinen vierzehnjährigen Schwestern von heute...“ Doch Lily protestierte augenblicklich: „Seit Juni bin ich 15 und du solltest dich was schämen, Al!“ Dann drehte er sich gelassen um und spekulierte waghalsig: „Willst du mir etwa sagen, du bist noch nie mit ‘nem Kerl mit? Ach komm schon Lily, du bist meine Schwester und nicht die Jungfrau von Orléans, also erzähl mir nichts!“ Er hatte sich lässig auf der Küchentheke abgestützt und blickte seine Schwester durchdringend an. „Also zumindest geh ich nicht mit wildfremden Idioten nachhause.“, giftete Lily und nippte an ihrem Grüntee. „Aber mit Idioten, die du kennst schon?“, hakte Scorpius grinsend ein und Lily blickte ihn ungläubig an, bis er meinte: „Schon gut, war nur Spaß!“ Und der Potter liebevoll über den Kopf strich. Al stellte zwei Tassen Kaffee hin, beide mit Milch und Zucker. „Welcher ist meiner?“, wollte Rose wissen, die sich vorkam wie im Irrenhaus, und schob eine Augenbraue nach oben. Jaja, der ganz normale Wahnsinn…

„Egal, nimm dir einfach irgendeinen. Scorpius und du, ihr habt beide die grässliche Angewohnheit so viel Milch hineinzuschütten, dass der Kaffee kalt ist und ohne drei Löffel Zucker rührt ihr ihn beide nicht an. Widerlich!“, meckerte Albus und schwang den Zauberstab damit sich Speck durch ein Messer würfelte und der Schinken in dünne Streifen geschnitten wurde. „Und du trinkst ihn schwarz“, beschwerte sich Scorpius die Abneigung war ihm ins Gesicht geschrieben, als er eine Tasse nahm und seitens Dominique hörte: „Wie seine Seele. Er ist ja nicht um sonst in Slytherin gelandet.“ Der Malfoy blickte die Veela einen Moment ausdruckslos an, während Albus in Gelächter verfiel. Er überlegte, ob sie es überhaupt wert war auch nur einen Atemzug zu verschwenden, doch letztlich entschied er sich lieber den Kaffee zu trinken als sie zu beleidigen. Immerhin, wieso sollte Scorpius sich wegen einer engstirnigen, selbstsüchtigen, voreingenommenen Ravenclaw, die seiner Meinung nach zu dumm war um ihrem Haus überhaupt ansatzweise gerecht zu werden, aufregen? Also bitte…
 

Albus brachte das Essen zum Tisch, und Rose wunderte sich wie er das alles bewältigt hatte, denn sonst stellte er sich auch an, als hätte er zwei linke Hände und nun ging das anscheinend nebenbei. Gebackener Hexen-Toast, kleine Brötchen, Erdnussbutter und Marmelade wie Honig, Rührei mit Speck und Schinken, Bohnen und Kürbismus, was natürlich nicht vergessen werden durfte waren Waffeln, Pfannkuchen und Als heißgeliebte Spinnenschokolade, das nichts anderes als überzogene Blaubeeren waren und aussahen, wie diese ekeligen Krabbelviecher, die doch tatsächlich über den Teller rannten. Rose stellte es die Haare auf und sie musste sich vor Ekel schütteln. „Ist James etwa auch mit, ich dachte, der wär zu seiner Freundin“, wollte Lily wissen und hielt den Kopf schief. Doch ihr Bruder schüttelte den Kopf und als er merkte, dass das eigentlich nicht das gewünschte Ergebnis mit sich brachte, faselte der Dunkelhaarige: „Gesagt hat er zumindest so… Und nein er ist nicht zu seiner heißgeliebten Wood, sondern hat sich mit seinem Freund Longbottom in seinem Zimmer verschanzt.“ „Wann ist der denn aufgetaucht?“, hakte Lily nach und Al grinste dreckig, denn als der jüngere Pottersohn die Klamotten von Wendy und Sheryl aus der Haustür geworfen hatte, damit sie im Garten landeten, stand ihm Jamies best friend im Weg… Naja, was soll’s, Longbottom hatte nach Albus Geschmack sowieso zu wenig Frauengeschichten, deswegen störte es ihn sicher nicht einmal als Kleiderständer missbraucht zu werden. Wendy und Sheryl hatten erstens nicht mehr an als ihre Unterwäsche und zweitens gezetert, dass der Sau grauste. Gut, dass sie weg waren.
 

Scorpius blickte zu den beiden Weasleys. Während Dome feste Nahrung verweigerte weil sie einen schlechten Magen hatte, schmierte sich Rose auf ihr Brötchen Marmelade. Sie trug Shorts, was ihn nun wirklich nicht interessierte, ihr T-Shirt überraschte ihn dafür umso mehr, mit dem Abdruck seines Lieblings-Muggel-Musikers Elvis Presley. Er hatte ja vieles vermutet aber, das nicht, und schon gar nicht, dass sie eines trug, dass der Rothaarigen an allen Ecken und Enden zu groß war. Mit einem Mal blickte Rose auf, hielt in ihrer Bewegung inne und blickte dem Malfoy misstrauisch entgegen, erst da merkte er, dass er gegafft hatte. Albus stach in diesem Moment mit seiner Gabel in eine dieser Spinnchen und ein Stück Pfannkuchen auf und war mit sich und der Welt zufrieden, da hörte er die etwas raue Stimme – Abende wie gestern zogen unbestreitbar Spuren nach sich – seinen besten Freundes: „Albus, wo hast du eigentlich mein Shirt, das du mir seit der Ersten zurückgeben willst?“ Dem Blonden kam die Frage wieder in den Sinn, während er Rose weiter hinbetrachtete. Einerseits hatte sich Scorpius damit abgefunden, dass er das Teil nie wieder sah, andererseits hing sein Herz daran. „Ehm…“, gab der Dunkelhaarige von sich, als er zu kauen aufhörte und angestrengt zu überlegen schien, welches Oberteil Scorpius meinte. Dann folgte nichts und irgendwann grinste der Potter lediglich noch seine rothaarige Cousine an. Genau diese Regung machte den Malfoy skeptisch. Seine Augenbraue rutschte in die Stirn und nun wandte er sich an Rose: „Weasley, wo hast du das gekauft?“ Er deutete auf ihr Elvis Presley-Shirt, ihr liebstes Kleidungsstück, welches ihre Mutter gestern offensichtlich noch gewaschen hatte, und misstrauisch blickte sie abwechselnd zwischen den beiden hin und her. „Ich hab’s nicht gekauft.“, folgte eine monotone Antwort. „Gestohlen oder was?“, spottete der Malfoy, ehe er sich Rührei in den Mund schob. „Nein, von Al“, aufgrund dieser bissigen Antwort verschluckte sich Dracos Sohn, hustend rang er nach Luft.

„Mein Bruder trägt sowas aber nicht“, mischte sich nun Lily Luna ein und der Weasley entglitten die Gesichtszüge. Dominique hingegen war nur stiller Beobachter. Im Gang polterte jemand die Stiege hinunter und James rutschte mit seinem Anhang Longbottom in die Küche. Kopfschüttelnd und sich beschwerend, weil die fünf nicht auf sie mit dem Essen gewartet hatten, schnappte sich James Sirius Potter eine Toastscheibe, häufte sich Eierspeise und Tomatenscheiben darauf und biss herzhaft ab, während sein Freund nur nach eine Tasse Kaffee lechzte und die beiden wieder in Jamies Zimmer verschwanden. Rose schaute zuerst zu Al, der sie wissend anlächelte, aber nicht mit der Sprache raus rückte, dann zu Scorpius der genauso dämlich grinste wie ihr hinterlistiger Cousin, dieselbe Visage! Sie könnte kotzen!

In Rage zerrte sie an ihrem Lieblingsshirt, zuerst an der Länge, dann an den Ärmeln. Die Wealsey wollte gar nicht genauer darüber nachdenken, sollte dieses Kleidungsstück, das sie ebenfalls seit der ersten Klasse von dem Potter hatte, tatsächlich ursprünglich Malfoy gehört haben! Oh, Rose tobte! „Rosie“, hörte die Hexe Scorpius warme Stimme, „ ausziehen musst du dich deswegen jetzt aber nicht. Es ist auch so offensichtlich, dass du eine Schwäche für mich hast.“ Die Weasley hielt in ihrer Bewegung inne, ihr war als schäumte ihre Wut über und böse funkelnd warf sie ihr Augenmerk auf den blonden Zauberer, der hinterlistig grinste. „Aber das können wir gerne später nachholen“, fügte er noch zwinkernd hinzu, für alle offensichtlich wie und dass er mit ihr flirtete. Rose schlug beide Hände auf den Tisch und fuhr ihn fuchsteufelswild an: „Wie bitte?!?!“ Was Scorpius nur noch mehr belustigte.

Dominique strich sich durch ihr blondes Haar und verdrehte die Augen. „Ach komm, ich bitte dich, als ob ein Junge wie Scorpius was für dich übrig hätte. Ich mein, sieh dich mal an!“ Alle Augenpaare waren auf die Veela gerichtet und ihrer Cousine klappte ungläubig der Mund auf. „Wie soll ich das verstehen?“, verteidigte Lily nun Rose, der es vollends die Sprache verschlagen hatte. Die Veela betrachtete in ihrem Taschenspiegel ihre dunkelrot geschminkten Lippen und warf Harrys Tochter einen Blick zu, als ob das nicht auf der Hand liegen würde.

Irgendwie verstand Rose langsam, warum Albus Dominique nicht ausstehen konnte…

Die Veela seufzte, ehe sie erklärte: „Naja, Malfoy ist noch nie mit schönen Mädchen ausgegangen, die intellektuell gebildet und anständig waren. Sein Beuteschema ist zwar hübsch, aber dumm wie Bohnenstroh, also was will er mit unserer Ohne-Gleichen-Schülerin Rosie?“ Dominiques Meinung nach klang es doch völlig logisch. Scorpius lehnte sich gelassen etwas in ihre Richtung und raunte verwegen: „Dominique Weasley, gehst du heute Abend mit mir aus?“ Der Veela blieb die Luft weg, zuerst schwieg sie vehement, doch als die Hexe merkte, dass die aufsteigende Röte sie verriet, verlangte sie zu wissen: „Wieso fragst du?“ Albus hatte sein besteck zur Seite gelegt, und blickte seinen Freund nun an, als wäre er geisteskrank. Wie konnte ihm Scorpius das nur antun? Doch der aß genüsslich sein Rührei und trank noch einmal an seinem Kaffee, bevor er mit rauchiger Stimme fortsetzte, dass e beide Weasleys von Gänsehaut heimgesucht wurden: „Du bist alles, was ich will.“ Dominique blickte ihn immer noch irritiert an, suchte in seinem Gesicht irgendeine Regung, und als er sie so herzlich anlächelte, hüpfte ihr Herz freudig. Roses dagegen krampfte schmerzhaft. Die Geschwister tauschten verzweifelt Blicke, beide mochten den Malfoyspross, – Albus, weil Scorpius den Titel ‘bester Freund in schier allen Lebenslagen‘ trug; Lily, weil er lustig war, oft mal ein Auge zudrückte und sie voll und ganz akzeptierte, weil sie mit ihm über Probleme reden konnte, wenn ihr sonst keiner einfiel und ihr sonst niemand zuhörte – aber keiner wollte ihn an Dominiques Seite sehen! Bei Merlins Namen! Bitte nicht!

Seine tiefe Stimme hörte sich so ähnlich an wie gestern Abend, auf alle Fälle war sie sinnesraubend und betörend. „Hast du eben selbst zugegeben, dass du das weißt, Schätzchen.“ Nun war nicht nur Dominique verwirrt. Auch Rose hörte ihm ungläubig zu. „Wir alle wissen, keine Hexe kommt an deine unvergleichliche Schönheit ran.“ Die Veela griff sich an ihre heißen, glühenden, roten Wangen und sah verlegen aus, ihr kleines Herz schlug Saltos.

Scorpius graue Augen strahlten, lächelnd ergriff er Dominiques Hand und linste noch ein letztes Mal kurz zu Rose, deren ungeteilte Aufmerksamkeit er genoss. Nachdenklich leckte er sich mit der Zunge über die Unterlippe, bevor er mit rauer Stimme flüsternd fortfuhr: „Und…“ Diese kleine Kunstpause musste sein, allein um Albus zu triezen, der die Luft angehalten hatte und kreidebleich angelaufen war – sein schlimmster Alptraum wurde offenbar wahr! – „ich hab gehört…“ Scorpius hielt die Spannung, selbst Dominique schloss die Augen und hoffte erwartungsvoll auf das nächste Kompliment, immerhin war Malfoy einer der wenigen, der sich bis heute ihrem Charme entzogen hatte, dass er jetzt so offen über sein Interesse sprach, fühlte sich nach Sieg an. „… dumm fickt gut, mich würde interessieren, ob das auch stimmt!“ Dracos Sohn tätschelte spottend Dominiques Wange. Im Raum war es mucksmäuschenstill, und die Veela starrte ihn ausdruckslos an. Dann griff Albus bester Freund mit beiden Händen nach seiner Kaffeetasse und gönnte sich einen Schluck. „Und noch was, wisch dir die Schmiere aus der hässlichen Visage! Ich will nicht, dass irgendein Trottel auf die Idee kommt, dass ich mich mit Nutten treffe!“ Seine Stimme hallte kalt wieder, dass sich der Schock durch Mark und Bein fraß. Dominique wirkte nun rasend, enttäuscht, sie bebte wortwörtlich vor Wut. In diesem Moment brach Albus in schallendes Gelächter aus, rutschte vom Stuhl und verkroch sich lachend unter dem Tisch. Dominique donnerte schreiend aus dem Raum und schnalzte die Tür zu, dass die Bilderrahmen an den Wänden wackelten. Rose blickte den Malfoy noch immer sprachlos an, sie hatte nicht gewusst, dass er auch zu anderen so rotzfrech war. Doch er lächelte nur herzerwärmend zurück. Dann blickte er unter den Tisch und meinte zum nach wie vor schallend lachenden Albus Severus Potter: „Fällt dir jetzt ein Stein vom Herzen? Hast du wirklich gedacht, ich wäre so dämlich und verschwende meine wertvolle Zeit mit Dominique? Tse, ich dachte, du kennst mich besser!“ Scorpius verdrehte die Augen, dann reichte er seinem besten Freund die Hand und half ihm auf die Beine.
 

Am Nachmittag packte Scorpius seine restlichen Sachen aus dem Gästezimmer der Familie Weasley. Er legte gerade seinen vollen Rucksack auf dem Bett ab, da hörte er die Tür. „Malfoy bist du fertig?“, wollte Roses Stimme wissen, nachdem sie die Tür schloss und auf ihn zuging. Gelassen bejahte er und blickte endlich in ihre Richtung, da stolperte die Hexe unglücklich. Scorpius schloss die Augen, ignorierte dass sie ihm gerade, nur weil sie sich halten wollte, die Jeans runter gerissen hatte, und er nur in Boxershorts vor ihr stand, als er anzüglich schnarrte: „Rosie, ich hätte nun wirklich nicht gedacht, dass du es so nötig hättest. Immerhin war das beim Frühstück nur als kleiner Scherz gedacht, von dem ich nicht ahnte, dass du ihn so ernst nimmst.“ Der Malfoy rang um Beherrschung, als er zu ihr hinunter schielte. Roses Wangen waren gerötet und beschämt vergrub die Rothaarige ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich wusste schon immer, dass ich zum Niederknien bin. Danke, dass du das noch mal bestätigst.“, seine Stimme hörte sich arrogant an, als er sich zu ihr beugte und schelmisch grinste, „Rot werden oder verlegen musst du aber nicht, ich bin ja nicht mal nackt. Da könnte ich deine Reaktion verstehen, wärst ja nicht die Erste.“ Scorpius zog ihre Hände weg und umschloss ihren Kopf mit seinen Händen, er wollte, dass sie ihn ansah. Es war ihm egal, dass ihre Wangen noch mehr leuchteten, gleichgültig, dass sein Hosenbund bei seinen Knöcheln anfing, alles was ihn interessierte, war: „Beichte es!“ Nicht mehr als ein anzügliches, verruchtes Flüstern, nicht stärker als ein Hauch. Sein Atem streifte ihr Gesicht, noch eine Tatsache, die Rose Jean Weasley unangenehm war. Scorpius war geduldig, er ließ ihr Zeit, auch um es sich selbst einzugestehen, dass sie nicht erst seit gestern einen Narren an ihn gefressen hatte. Doch als auch nach Minuten nichts folgte, schlug die Mimik in seinem Gesicht von Interesse und Wissendurst auf Belustigung um.

„Was ist passiert?“, polterte Ronald besorgt ins Zimmer, da er den Lärm gehört hatte, da blieb er wie angewurzelt stehen. Scorpius, der noch immer vor Rose hockte und nicht mehr als ein T-Shirt und seine Boxershorts anhatte, und seine kleine, liebenswerte Tochter, die vor diesem Bastard, dieser Ausgeburt der Hölle, kniete, starrten den Mann ertappt an. „Finger weg von meiner Kleinen, du Perverling!“, schrie Ron erzürnt mit roten Ohren und machte einen Satz ins Zimmer, da sprang der Malfoy auf seine Beine. Schneeweiß im Gesicht, versuchte Dracos Sohn panisch sich die Hose wieder hochzuziehen. Die Weasley selbst kämpfte sich hoch und drehte sich beschämt Richtung Wand. „Raus!!“, donnerte Ron und die Hexe machte sich rar. Wie ein Raubtier zu seiner Beute schlich sich Mister Wealsey zu dem Jungen und umkreiste ihn. Scorpius hörte sein Herz in seinen Ohren schlagen und die Schritte Mister Weasleys, der knarrende Boden rückte für einen Moment in weite Ferne. „Was bildest du dir ein? Du durftest hier übernachten und dafür fällst du über meine unschuldige Tochter her?“ Scorpius biss sich auf die Zunge und verkniff sich gerade noch den Kommentar, dass er hier das Opfer war. Sein armes Herz schlug nur noch heftiger. „Du konntest hier nur bleiben, weil du der Beste Freund meines Neffen bist. Aber lass dir gesagt sein, dass du genauso widerlicher Abschaum wie dein rückratsloser Vater bist!“, schimpfte Ron und sah dem Jungen in die grauen arroganten Augen. Sein Gesicht wirkte versteinert. „Halte dich von meiner Tochter fern!“, drohte er ein letztes Mal, ehe der Malfoy einmal nickte und seinen Rucksack umhing. Ron packte den Jungen am Arm und begleitete ihn noch zum Kamin. Während sich Scorpius Flohpulver nahm und in der Brandstätte stehen blieb, blickte er noch einmal herablassend zu Mister Weasley. „Glauben sie ja nicht, dass ich ihre Tochter nicht schon längst gevögelt hätte, wenn ich ihr etwas gewollt hätte!“, spie der Blonde wütend, da niemand so über seinen Vater sprach. Sicher er hatte in seiner Jungend Fehler gemacht, aber wessen Weste war schon rein? Keinen Moment später fiel das Flohpulver und der Zauberer wünschte sich zu Malfoy Manner. „Du miese, kleine Ratte!“, donnerte Ronald los und stampfte mit dem Fuß auf. Dann raste er zu Hermine in die Küche, überging, dass dort auch Rose saß, die alles gehört hatte, und machte ihr Vorwürfe, weil sie entschieden hatte, dass dieses Aas hier blieb.
 

Gedankenverloren lag die Wealsey mit dem Rücken auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Es hatte keine 24 Stunden gebraucht, um ihre kleine, heile, nach festen Regeln bestehende Welt niederzuschmettern. Scorpius Hyperion Malfoy hatte nur wenige Minuten benötigt ein Scherbenmeer zu hinterlassen. Zwar hatte er sich für dieses Spielchen insgesamt Zeit gelassen, Roses Innerstes auseinanderzunehmen, aufzuarbeiten und zu vernichten, aber zweifelsohne hatte es ihm Spaß gemacht auf jeden einzelnen Schritt zu warten. Er war schlimmer als jedes hungrige Raubtier!

Denn Der Zauberer konnte sich nicht entscheiden, ob er nun wirklich das wollte, was er hatte, aber wusste, wie interessant es sein konnte. Anstatt einem gleich einen Todesstoß zu versetzen, quälte er genüsslich gerne wie lange, nur um die Reaktion seines Gegenübers zu sehen und dann zu entscheiden, welchen Schritt er als nächstes wählte.

Die Rothaarige hob ihre Hand und starrte auf ihre Handinnenfläche, welche Scorpius geküsst hatte, und für einen Moment war ihr, als berühren seine weichen, warmen Lippen ihre Haut abermals. Die Stelle kribbelte und die Weasley schloss verzweifelt ihre Augen, ihr Herz raste und in ihrem Kopf hallten seine Worte: „Ich will der sein, der deine kleine, jungfräuliche Welt erschüttert. Die Tür schwang auf, doch Rose starrte weiterhin gen Zimmerdecke. Sie reagierte auch nicht, als sich die Person neben sie setzte. „Was ist denn los, Rosie?“, hörte sie Dominiques besorgte Stimme, und brach es aus der Hexe heraus. Rose erzählte jedes winzige Detail – von der Schminke, Scorpius Mätzchen im Kaffee, den anzüglichen Bemerkungen im Gästezimmer, einfach alles – der letzten Stunden mit der schleimigen Körte Albus Severus Potter und dem elenden Frettchen Scorpius Hyperion Malfoy. Rons Tochter war wütend und traurig, hilflos und verzweifelt. Sie kämpfte sich hoch, bis sie saß und schlug in ihre Kissen, als ihr auch dieser Satz in den Sinn kam, mit seiner Stimme, die ihr just den Atem verschlug: „Weasley, willst du heute Nacht wirklich zu mir unter die Decke kriechen?“

Dominique hatte geschwiegen und sah zu, wie ihre Cousine wieder in die Polster fiel. „Malfoy hatte Recht, ich kann tun und lassen was ich will, er sieht mich ja doch nicht…“, murmelte Rose weinerlich schon völlig vergessen, dass sie nicht alleine war. Als ihr Herz sich zusammenzog und sie nur dunkelbraune Augen im Sinn hatte.

„Du bist in ihn verliebt.“, stelle die Veela in sachlichem Ton fest. Das ja überraschte die Blonde kein bisschen und trotzdem musste sie fieserweise noch einmal mit süßlicher Stimme nachhaken: „In Malfoy?“ Roses Kopf drehte sich, und zum ersten Mal sahen sich die beiden in die Augen. „Nein!“, doch für Dominique galt das nur als schwacher Protest. Ihre Strebercousine benötigte nur etwas mehr Zeit um sich mit dieser Tatsache abzufinden in jemanden verschossen zu sein, der sich einen Sport daraus machte, die Gryffindor zu hänseln. Die Ravenclaw lächelte und tätschelte Rosies Arm. „Das wird schon. Er hat dich sowieso nicht verdient“, sprach sie ihre aufmunternden Worte.

Und dafür würde sie sorgen! Denn niemand nahm ihr Scorpius Hyperion Malfoy weg! Niemand, auch keine unschuldige Klein-Rosie!
 

Am Abend hatten sich Malfoy und Al noch einmal getroffen. Sie standen an der Veranda der Familie Potter und schwiegen sich an. Der Duneklhaarige wusste, sein bester Freund hatte ihm etwas zu sagen oder zu beichten, denn ihn anzusehen fiel Scorpius furchtbar schwer. Und gerade als es den Anschein machte, dass der Blonde endlich mit der Sprache rausrückte, kam James heim, der bei ihnen stehen blieb und sich eine Zigarette anzündete. Albus linste seinen älteren Bruder so fuchsteufelswild an als wolle er sich duellieren. Immerhin, wie konnte er zum schier ungünstigsten Zeitpunkt hier aufkreuzen? Doch was Albus noch mehr verwunderte, war: „Ach gib mir auch eine, ich kann die jetzt echt gebrauchen.“ Scorpius sah unglücklich aus und zündete sich nervös und mit zittrigen Fingern James Zigarette an, was den Potter dazu veranlasste, selbst seinen Tabak aus der Hosentasche zu fischen und sich eine zu drehen. „Was gibt’s, das dich so fertig macht?“, mischte sich nun James grinsend ein, doch der Malfoy starrte ihn schweigend mit hochgezogener Augenbraue an. „Sag mal, meinst du ich wär dumm? Seit Jahren marschierst du hier ein und aus, glaubst du da echt, ich merk nicht, dass du sonst nicht rauchst?“ „Das wird er dir auf die Nase binden“, giftete Albus einen Moment später und Malfoy ließ den Kopf hängen.

Rose.

Es war ein einziges Wort, leise und zögerlich, welche die beiden Potters hellhörig werden ließ. Er mochte sie. Das stand außer Frage. „Ist das dein ernst?“, wollte Al erfahren, unisono, denn James meinte spöttisch lachend: „Die Chance hast du dir verspielt!“ Dafür erntete er einen wütenden und zugleich unglücklichen Blick Scorpius. „Na wundern brauchst du dich jetzt wirklich nicht. Du hast ihr allen Grund geliefert, damit sie dich nicht ausstehen kann!“, fuhr James fort, ungeachtet dessen, ob es einer der beiden überhaupt hören will. „Und was soll er deiner Meinung nach machen?“, zischte Harrys zweiter Sohn, der seinen besten Freund nach bestem Wissen und Gewissen verteidigte. „Sie vergessen.“, war lediglich eine Plumpe Antwort und Sccrpius Kopf sackte gegen das Geländer, nachdem er nochmal mutlos am Glimmstängel angezogen hatte. Doch Albus verdrehte nur die Augen.

„Zumindest ist das die eine Möglichkeit.“, fuhr James fort, dämpfte seine Zigarette im Aschenbecher aus und machte doch tatsächlich Anstalten ins Haus zu gehen. Er hörte Malfoys verzweifelte Frage, und auch, dass seine Laune in Wut umschlug. „Und die Zweite?“

James hatte die Tür geöffnet und wandte sich nochmal zu den beiden Slytherins. „Du hast ihr deine unausstehlichste Seite gezeigt. Recht viel schlimmer geht also nicht mehr.“ Der Älteste legte extra eine Kunstpause ein, weil er den Malfoy nicht mochte, und offensichtlich grenzte dessen Intelligenz nicht weiter als bis zur Nasenspitze, denn sonst wäre er selbst drauf gekommen. Der Gryffindor fuhr selbst zufrieden fort: „Die andere und einzige Möglichkeit, Rose für dich zu gewinnen ist die, ihr zu zeigen, warum Albus dich als Freund so schätzt.“ Dann ließ er die beiden ungläubig stehen, und hatte ihnen mehr geholfen, als er wollte, denn Malfoy verdiente ein Mädchen wie Rose einfach nicht. Eher fror die Hölle zu!



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  darkbird
2014-02-25T21:57:57+00:00 25.02.2014 22:57
Nun ja, *verlegen räusper*
nach einer halben Ewigkeit hab ich es doch endlich geschafft, dein neuestes Kap zu lesen.
ich finde man merkt gar nicht, dass du eine längere Pause dazwischen gehabt hast.

ich liebe, liebe, liebe deinen Albus, er ist so knuffig und seltsam und schnuckelig, das ich gar nicht weiß wie mir geschieht. jedesmal wenn er anfängt zu schmollen würde ich ihn am liebsten mal ordentlich herzen.

die Szene, in der Rose auf Scorps Schoß sitzt, ist bezaubernd, ich hätte mir so sehr einen Kuss gewünscht, und wenn auch nur, damit Al vom Stuhl fällt *hihi*

Dome hat sich selbst ein Grab geschaufelt. Hübsch aber nicht schlau *fg* ums nett auszudrücken.
es wird noch spannend um Dome und Rose, das merkt man schon jetzt :D

ich würde mir wünschen das es bald weiter geht, und vlt bekomm ich ja auch mal wieder ein neues Kap hin . . .

*dich drück*
darkbird
Von:  Schreiberchen
2014-01-02T01:08:18+00:00 02.01.2014 02:08
PS: ich dachte auch, dass Mafy graue augen hat, da hat mich das mit, "sie dachte nur an braune Augen" (oder so) etwas verwirrt

Jedenfalls gute Nacht
Von:  Schreiberchen
2014-01-02T01:06:24+00:00 02.01.2014 02:06
Danke, danke, danke fürs Weiterschreiben!!!!
Ich liebe diese FF
ich hatte ja eigentlich nicht damit gerechnet, dass du jemals weiterschreiben würdest, weil die ff ja von 2010 ist, aber ich danke dir XD

Ein paar Anmerkungen zum Kapitel:
1: ich liebe ja das Scorpius><Rose Pairing und diese erstklassige Hassliebe/Verwirrung
2: ich habe eigentlich gedacht, Neville Longbottom hat eine Tochter (Alice) und keinen Sohn
3: dass Dome was von Mafy will, find ich naja...aber es hält die Spannung natürlich aufrecht XD
4: schreib SOFORT weiter
Bitte Dankeschön!!!
*Kekse, Kako und Geld dalass und ein Feuerwerk zünde*

lg Schreiberchen
Von:  Schreiberchen
2013-10-18T22:31:17+00:00 19.10.2013 00:31
Ja, da kann ich mich darkbird wirklich nur anschließen XD diese FF ist spitzenmäßig. Ich würde mich riesig freuen, wenn du noch ein oder zwei kapitel in der Länge schreiben würdest.
Bitte!
Bitte!

lg
Schreiberchen
Von:  darkbird
2012-12-10T15:06:26+00:00 10.12.2012 16:06
Wie kann Scorp nur so dumm sein, sowas zu sagen und sich dann wundern, wenn Rose völlig aufgelöst von dannen zieht? Männer *kopfschüttel* also echt, er ist ein volltrottel.

Al schminkt sich *lol*
Hab ich schon gesagt wie klasse ich ihn finde? zum schießen, als Scorp ihm zuruft, was er nicht alles vergessen sollte.
wenn man die Shoppingtour als ausenstehender beobachten würde und ihre Gespräche auslässt könnte man glatt denken sie wären ein Pärchen *giggel*

Der Streit war echt gut geschrieben. Wie dir die Sprüche eingefallen sind, mit denen sie sich nach und nach immer höher geschaukelt haben, solang bis Malfoy es versaut hat.
Und Al bringt es einfach mal auf den Punkt. Vielleicht sollten die beiden es einfach tun, dann würden sie sich wohl am ende besser verstehen oder sie können sich getrost aus dem Weg gehen.

Ich finde die Rückblicke wirklich super mit in die Geschichte eingebaut. Sie sind immer passend und untermalen das aktuelle Geschehen prima.

Es wäre schön, wenn es hier irgendwann mal weiter geht.
*dich fest drück*
darkbird
Von:  darkbird
2012-12-10T13:36:32+00:00 10.12.2012 14:36
>Wenn Alice sie gehört hätte, wäre ein lachender Kommentar gekommen: „Du singst dreistimmig- laut, falsch und inbrünstig.“<
*kicher*
das find ich richtig gut hihi

Al findet es peinlich, seine Cousine in unterwäsche zu sehen, das ist echt herrlich *g*
Und dann hat auch noch Scorp den Unverdeckten Blick auf ihre Kurven. nett :D

>Wenn ich dir mein Lieblingsshirt um die Ohren geschlagen hätte, das wär gemein gewesen!!<
*rofl* und Al hat natürlich keinen Schimmer, was damit gemeint ist *gg*

Ich finde deinen Albus einfach nur zu herrlich. Ein Mann der unbedingt shoppen gehen will.
Der Brief ist klasse. Ich kann mir richtig vorstellen, wie er darüber gebrütet hat.

fühl dich umarmt
darkbird
Von:  DEngel
2010-03-30T19:37:52+00:00 30.03.2010 21:37
Ich kann mich nur der Meinung von klothilde anschließen....

...würd mich freuen mehr zu lesen !!!

Lg Ciao
Von:  klothhilde
2010-01-10T20:31:54+00:00 10.01.2010 21:31
Hallo:D
ich bin die allererste, die einen Kommi schreibt, welch eine Ehre;)
Deine FF gefällt mir wirklich gut. Rose war mir auf Anhieb sympatisch. Genauso wie Albus, er ist wirklich lustig. Ich habe es doch richtig verstanden, dass Al und Scop genauso alt sind, wie Rose, oder?
Aber warum ist Hugo soviel jünger? Und wie alt ist Lily dann? Genauso alt, wie Hugo?
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht. Ich hoffe du schreibst bald weiter.
lg Anna


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