Incomplete - Bis(s) in den Tod von *Fane* (The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!) ================================================================================ Kapitel 29: Unsicher -------------------- Musiktipps: Kelly Clarkson - The Day We Fell Apart http://www.youtube.com/watch?v=P626BsGcXrY&translated=1 Anberlin - Enjoy the Silence http://www.youtube.com/watch?v=_QAUTJHNrTU => Uh, ich liebe dieses kapitel und die beiden songs, meine absoluten favos... vor allem das erste passt insgesamt zu nela und das zweite richtig gut zu dem kap ... finde ich ^^ Viel Spaß =) -------------------------------------- Nela Schön. Mom und Dad waren weg. Na herrlich. Ich hörte noch zu, wie sie ins Auto stiegen und davon fuhren, ehe ich mich regte. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war und das Gefühl zuließ, war ich heilfroh, dass sie weg waren – und auch etwas schadenfroh meiner Mutter gegenüber. Ich hatte ihren Schmerz, dass sie Lion verlassen musste (es ging um eine Woche!, dachte ich zerknirscht), genossen. Geschah ihr recht. Ich wusste, dass das ziemlich niederträchtig von mir war, aber sie war auch nicht besser zu mir. Ich ging ins Wohnzimmer und hätte es am liebsten gelassen. Esme saß mit Lion im Arm auf einem Stuhl und hatte ihn die letzten Minuten, sodass Mum ihn nicht hörte, mit einem Schnuller ruhig gestellt, doch jetzt half nicht mal mehr das. Er schrie lauthals. Ich verdrehte die Augen. Gib doch ruh’, grummelte ich innerlich. „Jasper, nimm du ihn bitte“, bat Esme, die ratlos war, da sie Lion nicht mal mit der nackten Haut berührt hatte. Jasper nahm ihr Lion ab und sofort durchflutete auch mich Zufriedenheit. Lion nur, aufgrund der körperlichen Nähe zu Jasper und dadurch, dass sich Jasper auf ihn konzentrierte, um einiges mehr. „Na, Kleiner. Auf dich werden wir ganz ganz gut aufpassen müssen, sonst kriegen wir Ärger mit deiner Mama.“ Klar, für sie ist er auch so was Heiliges, kommentierte ich weiter. „Nela bitte“, sagte Jasper in meine Richtung. Ich wand den Blick ab. „Du zerstörst meine Harmonie“, grinste er. „Pech“, murmelte ich und ließ mich auf die Couch plumpsen. Die Füße auf den niedrigen Tisch gelegt. Harmonie… warum konnte man das nicht kaufen? „Ja, Nela, bitte“, wiederholte Emmett glucksend. „Dein Gesicht schreit gerade zu nach ‚Lion sei still und mach nicht so ein Theater’.“ Emmett lachte. Ich streckte ihm die Zunge raus. Ja, den Anderen war nicht entgangen, dass meine Traurigkeit in Trotz umgeschlagen war – denn Traurigkeit kostete mehr Kraft und verletzte mehr, war mir aufgefallen. Lion hatte mittlerweile aufgehört zu schreien und nahm nun endlich wieder den Schnuller. „Bevor du noch weiteren Neigungen hinsichtlich Hobby-Psychologie entwickelst, schlage ich vor, dass du dich nützlich machst und mit unserem zukünftigen Vermieter telefonierst.“ Ich hatte mich nach vorne gebeugt und den Hörer genommen, welchen ich ihm nun in die Hand drückte. „Vielleicht wird das ja heute noch was“, murrte ich. Emmett nahm mir unwirsch den Hörer aus der Hand. „Du hast ja ne Laune“, meinte er, wollte mir aber später den Gefallen tun (es war noch zu früh, um anzurufen). Ich überhörte das „Klar, das hat sie von beiden Seiten vererbt bekommen“ geflissentlich. „Hier ist seine Flasche“, hörte ich Alice sagen, die auf Jaspers Rücken gekrochen war, der immer noch Lion hielt. „Na, was macht mein Super-Neu-Ersatz-Papi? Alles im Griff?“ Bah, dieses Familiengehabe ging mir auf den Keks. Ja klar, ich war eifersüchtig, natürlich… Esme hatte sich geschwind neben mich gesetzt und mir flugs einen Kuss auf die Wange gedrückt. Ich hätte es verhindern können, hatte es aber nicht getan. „Willst du ihn nicht mal nehmen?“, fragte sie mich. „Ne, danke. Keine Lust auf Geschrei“, nuschelte ich. „Aber ist schon ein süßer Fratz“, sagte Jasper im selben Augenblick zu Alice. „Bei den Eltern. Schau mal die Augen, ganz Bella.“ Alice stupste Lion mit dem Finger sachte auf die Nase. „Und Mamas schöne Haare bekommst du auch, ne?“, säuselte Alice weiter. „Leider noch stark im Wachstum.“ Nett ausgedrückt, er hatte kaum Haare. Ich unterdrückte ein Seufzer. Mir war klar, wo drin das enden würde. Diese Woche, wo meine Eltern campten. Meine Familie würde die Tage nutzen, um Lion zu verhätscheln. Das würde ich mir nicht antun. Ich stand auf. Mir platzte der Kopf, wenn ich noch länger hier blieb. „Lass uns gehen“, stellte ich Emmett vor vollendete Tatsachen. „Es ist viel zu früh“, entgegnete er mit einem Blick auf die Uhr. „Wir wären bereits-“ „Schön, dann komm eben nach. Mir doch egal“, raunte ich ihn an. Natürlich wusste ich, dass wir selbst mit der Fahrzeit von gut einer Stunde zu früh seinen würden. Juckte mir aber nicht sonderlich. „Boah, Nela, reg dich mal ab!“, fuhr Emmett mich an. „Ich weiß, dass Bella dich scheiße behandelt und du weißt auch, dass Edward unter anderem auch deshalb mit ihr weggefahren ist. Aber ich kann nichts dafür!“ Ich funkelte ihn an. Wohl wissend, dass er recht hatte, verließ ich wortlos das Zimmer, nachdem ich die Autoschlüssel vom Tisch geklaubt hatte. Emmett kam jedoch trotzdem hinter mir her. Er fasste mich am Arm und drehte mich zu sich um. „Was ist dein Problem? Du bist doch sonst nicht so empfindlich. Ich weiß, Nela wirklich, ich weiß wie scheiße das sein muss, aber sonst legst du doch auch nicht so ein vorpubertäres Verhalten an den Tag!“, wusch er mir gehörig den Kopf. Das war unfair… durfte ich nicht auch mal Trauer zeigen? Ich senkte mit verzerrtem Gesichtsausdruck die Lider. Mit den Zähnen biss ich mir auf die Lippe. Fest, doch es schmerzte nicht. Das tat es ganz woanders. Ich lehnte die Schläfe an seine Brust. „Tut mir leid“, murmelten wir beide gleichzeitig. „Ach Nela“, seufzte Emmett leise und strich mir mit der Hand über den Kopf. Ich löste mich sekundenspäter von ihm. „Komm.“ Wir fuhren auf direktem Wege zur Uni und hockten uns dann – wie so oft – in die Bibliothek bis zum Vorlesungsbeginn. Das Schöne an der Bibliothek (oder Bibliotheken allgemein) war, dass man nicht viel reden durfte, da man sonst wüstes „seid still“-Gezische zu hören bekam. Die Stille war zeitweise mal ganz angenehm. Vor allem, weil ich keine Lust auf das Thema von vorhin hatte. Emmett erreichte in der Pause zwischen der ersten und der zweiten Vorlesung auch den Vermieter, der sich bereit erklärte die Unterzeichnung am Mittag vorzunehmen. Wir ließen dann „großzügig“ unsere Mittagspause sausen und fuhren ein paar Straßen weiter, um das über die Bühne zu bringen. Stolz, ich konnte es nicht unterdrücken, nahm ich für uns die Schlüssel entgegen. „Lass uns die beiden anderen Vorlesungen sausen lassen, ja? Wir könnten zur Wohnung fahren und mit dem renovieren wenigstens schon mal anfangen?“ Emmett verdrehte die Augen. „Nela, ich vermute das Zelt deiner Eltern ist größer als unsere Wohnung.“ Er seufzte theatralisch. „Wir können die Wohnung heute fertig renovieren und einrichten.“ Ich überlegte kurz, ob ich auf seine Stichelei eingehen sollte, besann mich aber eines besseren. „Schön, dann ist es abgemacht.“ Ich grinste frech. Emmett machte große Augen. „Wie jetzt-?“ Ich zog ihn an der Hand zum Auto. Er würde seine Witzelei einhalten müssen. Darauf bestand ich. Wir besorgten zuerst Tapete, Farbe und alles was dazu gehörte. Ich entschied mich für ein schlichtes, weißes Tapetenmuster mit Schnörkeln, welches ich dann in hellem zitronengelb überstreichen wollte. Ich mochte es seit neustem irgendwie, wenn Räume hell waren und strahlten. Das galt jedoch nicht für Einrichtung. Ich wählte bewusst ein kräftiges Violett für das Sofa, die Stuhlbezüge, die Küchenapplikationen und weitere Kleinteile aus, obgleich das Holz wiederum helle Buche war. Emmett sagte die ganze Zeit kein Wort, sondern ließ mich walten und nahm lediglich die Kaufverträge oder Gegenstände für den Einkaufswagen entgegen (Oder hatte er einfach kein Interesse?, fragte ich mich kurz). Dass eine, wenn auch kleine, Wohnung einzurichten, gar nicht so einfach war, merkte ich, als wir zu den Dingen vorrückten, über die ich mir die wenigsten Gedanken gemacht hatte: Bad, Lampen und Stromleitungen in der Wohnung sowie Fliesen kaufen oder auch Laminat für den Boden. Die Wohnung war wirklich absolut unrenoviert und ohne Mobiliar jeglicher Art. „Puh“, machte ich und pustete Luft aus den Wangen. „Tja, das geht nicht so ‚mal eben’, wie?“, neckte Emmett mich. „Ach quatsch, wir renovieren einfach heute und holen die großen Möbel alle morgen ab. Das klappt schon.“ Wenn du einigermaßen Ahnung von renovieren hast, ergänzte ich in Gedanken. Denn das hatte ich noch nie gemacht… wenn wir umgezogen waren, dann war ich entweder zu klein gewesen oder nur für Einrichtung meines eigenen Zimmers zuständig gewesen – und das hatte Papa dann schon längst bewohnbar hergerichtet. Für einen kurzen Augenblick wünschte ich mir Alice her. Sie war nicht nur hinsichtlich Möbel und Design fachkundig, vielleicht sollte ich sie anrufen, ob sie- Ich langte ruckartig in meine Hosentasche und wählte geschwind. Emmett warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich hatte Alice schon an der Strippe: „Alice? Nicht herkommen, wenn du das gesehen hast. Das war nicht mein ernst, wir machen das ganz alleine!“ Alice kicherte am anderen Ende. „Na meinetwegen.“ Sie lachte. „Wann kann ich euch denn die Kleidungsstücke bringen?“ „Weiß nicht… wie schnell bist du denn?“, fragte ich zurück. „Heute, morgen? Mir egal“, antwortete sie. „So schnell?“ So schnell würde der – noch nicht ausgesuchte bzw. nicht gekaufte – Kleiderschrank nicht stehen. „Ähm, ich denke morgen? Morgen Mittag? Nachmittag oder so…?“ „Geht in Ordnung. Dann viel Spaß euch Zweien noch.“ Sie legte auf. Emmett grinste nur neben mir. „Ach, sei still“, murmelte ich und bugsierte ihn in den nächsten Gang. Wir schafften es an diesem Tag noch Laminat und Fliesen zu verlegen und die Wände komplett zu tapezieren und schließlich zu streichen. Mehr wollten wir den Nachbarn an Krach nicht zumuten. Wegen Elektrik, Heizung und Wasser ließen wir für morgen Fachleute kommen (auch wenn da vermutlich nicht mehr so viel zu tun war); Emmett hatte gemurmelt, dass das sonst immer andere bei den Umzügen gemacht hätten oder das alles schon fertig war. Letzteres meistens. So saßen wir dann am Abend in Mitten eines Durcheinanders. Zusammengewürfelt lagen mal leere Farbeimer dort, das Sofa, was wir schon hatten mitnehmen können, abgeklebt hier und viele (eigentlich noch unsinnige) Kleinteile wie Stehlampe oder Pflanze für die Fenster woanders. „Also es gibt jetzt zwei Möglichkeiten“, begann Emmett. „Entweder wir sitzen hier jetzt die ganze Nacht herum und warten, dass morgen wird oder wir fahren nach Hinton.“ „Emmett? Sag mal…“, begann ich, ungeachtet seines Einwands. „Hm?“, machte er fordernd. „Willst du das hier überhaupt?“ Ich sah hoch. Er saß ein paar Meter weiter, an die Wand gelehnt, genau wie ich. „Ich meine, die Wohnung hier und so… du musst das nicht machen, wenn du lieber bei den Anderen sein möchtest, wirklich, ich verstehe das.“ Emmett verdrehte die Augen und grinste. „Manchmal bist du echt bescheuert“, fand er. „Bescheuert einfühlsam.“ Ich wartete. „Und das heißt jetzt?“, fragte ich vorsichtig. Ich wollte nichts deuten, wo es vielleicht nichts zu deuten gab. Emmett lachte auf und kam mit einem, für ihn typisch kecken, Grinsen zu mir – auf allen Vieren, es sah zu dämlich aus – herüber gekrabbelt. Sein Gesicht war nah an meinem. Ein Schatten fiel darüber, sodass nur seine Augen mir entgegen glänzten. „Das heißt, dass ich alt genug bin, auf mich aufzupassen und vor allem zu sagen, wenn mir etwas nicht passt. Und dass ich das hier sehr wohl will, Nela“, sprach er langsam und bedächtig, wie ich es sonst nicht von ihm gewohnt war. Er küsste – sichtlich mit sich zu zufrieden – meine Unterlippe. „Glaubst du, ich habe Lust auf die ganzen Missstimmungen zu Hause?“ Er wartete und sah mich intensiv an. „Deine Missstimmungen.“ Ich zog eine gezwungene Grimasse. Emmett seufzte und küsste mich wieder, ehe er sprach: „Nela, ich verstehe dich doch und ich denke auch, dass es eine gute Idee war, auszuziehen. Du und Bella, ihr tut euch momentan nicht gut… ja von mir aus“, wand er Augen verdrehend ein, als ich ihm einen widersprechenden Blick zuwarf. „Sie tut dir nicht gut, meinetwegen…“ Ich senkte den Blick. Ich hatte das nicht gewollt, dass es jetzt soweit gekommen war, dass ich meiner Mutter am liebsten aus dem Weg ging… dabei war sie mir so wichtig… ich erinnere mich noch an das Gefühl, als sie vermeintlich tot war… „Hier bleiben oder nach Hause fahren?“, stellte er mich wieder vor die Wahl und riss mich damit aus meinen Gedanken. „Möglichkeit drei?“, warf ich ein. „Wir gehen jagen?“ Mir war hier bleiben und warten zwar eigentlich ganz recht, doch da Emmett darauf scheinbar keine Lust hatte und ich auf mein Familientheater keine Lust hatte, fand ich diesen Vorschlag ganz passabel. „Wir waren doch heute morgen erst?“, wand Emmett irritiert ein. Ich zuckte mit den Schultern. „Wir können ja auch einfach nur so durch die Gegend streifen.“ Emmett sah mich schief an. „Schon klar, wo der Hase läuft“, ertappte er mich, meinte dann aber: „Gut, von mir aus.“ Heute wollte ich fertig werden, sagte ich mir, als wir von unserem nächtlichen Streifzug wieder in die Wohnung taperten. Emmett würde die Möbel abholen und ich in derzeit den Rest in der Wohnung, so hoffte ich, erledigen. Mein Leben in dieser Wohnung sollte endlich beginnen. Besser gestern als heute. Ich wollte nicht mehr warten. „Guten Morgen“, ertönte es und Alice spazierte herein. Perplex sahen wir beide sie an. „Alice, du- du bist viel zu früh!“, entfuhr es mir, weil mir nichts Besseres einfiel. „Na das sehe ich“, sagte sie verächtlich und zog die Augenbrauen hoch. Alice trat weiter in den Raum ein, in der Hand zig Kleiderbügel mit verhüllten Kleidungsstücken. „Habt euch wohl letzte Nacht schön vergnügt, wie?“, fragte sie abschätzig. „Nein- wir- wir machen das heute, also Boden und Wände sind ja schon fertig“, versuchte ich sie vom Gegenteil zu überzeugen. „Ja, wow“, meinte Alice nur und verdrehte die Augen. „Ich glaube, ihr braucht doch Hilfe.“ „Ne, ne, das geht schon-“ „Doch, doch, ich sehe sowieso schon, dass ich euch helfe und dass Emmett froh darüber ist.“ Alice streckte mir die Zunge raus. „Verräter“, zischte ich zu Emmett neben mir, der mich unschuldig ansah. „Ich richte auch nicht ein, versprochen. Nur ein bisschen beim Renovieren helfen… danach verschwinde ich auch. Hoch und heilig-“ „Jaja, schon gut“, fuhr ich dazwischen, bevor sie noch einen Tanz aufführte. Wir gingen ans Werk. Und Alice hielt Wort. Sie beklagte sich zwar, dass wir Fachleute gerufen hatten, weil sie das viel schneller tun könnte, aber fand sich letztlich doch damit ab, da es sowieso schon zu spät war, sie abzubestellen. Wir trugen die Möbel herein und fuhren noch das ein oder andere Mal los, weil Emmett und ich gestern natürlich noch nicht alles gekauft hatten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen – zumindest gefiel mir es. Helle Wände, helles Holz und eine kräftige Farbe – dunkelviolett – dazwischen. Ich strahlte Emmett an. Alice war schon längst verschwunden. „Zufrieden?“, wollte er wissen. Hinter uns zog die Nacht herein und es wurde stiller im Haus. „Perfekt“, erwiderte ich. Lachend ließ er sich krachend auf die Couch fallen. „Mach sie nicht kaputt“, mahnte ich. „Obwohl…“, tat ich geheimnisvoll. „Dann könnten wir das Schlafzimmer einweihen…“ Ich hob den Kopf etwas und berührte innig seine Lippen. Er schob mich, zu meiner Verblüffung, zurück. „Viiiel bessere Idee: Wir gehen raus. Es ist Samstagabend und eine der vielen Semesterstartpartys steigt.“ Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Was? Auf eine Party? Wann, jetzt? „Aber Emmett… muss das sein? Ich meine- ich, ich war noch nie auf einer Party“, gab ich zu Bedenken. „Dann wird’s aber mal Zeit… wie alt bist du? 17??“ Er grinste und stand ohne besonderen Grund auf. „Aber ich hab doch gar keine Ahnung- also ich meine, was soll ich denn anziehen und überhaupt?“ „Und überhaupt…“, zitierte Emmett mich und verschwand ins Schlafzimmer. Kaum eine Sekunde später gesellte er sich wieder zur mir. „…zieht man so was an.“ Er hatte mir einen kurzen Jeansrock und ein engeres Top in den Schoß geworfen. Ich konnte den Blick nicht davon abwenden – vor Entsetzen. „Ich schlage vor, ich fahre eben tanken und du machst dich schnell fertig, ja?“ Er wartete keine Antwort ab, küsste mich auf die Wange und schon hörte ich die Tür ins Schloss fallen. Ich musste einen kurzen Moment innehalten und schlucken. Ich wollte das alles nicht, pochte es in mir – das war unweigerlich die Wahrheit. Ich war nie viel unter Menschen gewesen, noch nie, und das Studium war ja das erste Mal… und auf eine Party…? In den Klamotten? Musste man das, mit 17? Mechanisch stand ich auf und ging, die beiden Sachen in der Hand, ins Badezimmer. Zögerlich stellte ich mich vor den Spiegel. Ich löste meine Haare aus dem Haarband – widerwillig. Und jetzt? Was sollte ich damit anstellen? Ich gefiel mir eigentlich so… so normal, so praktisch angezogen. Klar, ein Kleid hin und wieder anzuziehen, sich schick machen, aber ansonsten… ich glaubte, da kam ich eher nach meiner Mutter. Ich bemerkte, wie meine Gedanken in ihre Richtung drifteten, unterband es sofort und widmete mich meiner Frisur. Ich hatte meine Haare überwiegend, um nicht zu sagen immer, hochgebunden. Aus dem Gesicht. Mal nachlässiger, mal ordentlicher. Einfach pragmatisch zu einem Zopf oder ähnliches. Aber das würde für eine Party nicht gehen, oder? Oder ging das doch?, fragte ich mein Spiegelbild vergebens. Aber wenn man da so Klamotten anzog, ich blickte links auf den Toilettendeckel neben mir, dann würde man doch auch keinen Zopf tragen oder? Warum war Alice jetzt nicht hier, um mir diese Fragen zu beantworten? Wenn man sie mal wirklich brauchte… Doch selbst wenn sie diese Vision jetzt sehen würde, würde es viel zu lange dauern, ehe sie hier war. Nein, da musste ich allein durch. Allerdings wollte ich das gar nicht. Ich wollte nicht weggehen… Ich kämmte meine längeren Haare durch, die sich ab der Hälfte in Locken wiegten. Vielleicht schminke ich mich zuerst, überlegte ich und griff nach dem nagelneuen Schminketui (von Alice, ich seufzte innerlich). Ich fühlte mich plötzlich völlig verunsichert. Klar, hatte ich mich schon mal geschminkt, aber… aber wie machte man das für eine Party? So edel wie Alice und ich immer? Oder anders? Ich entschied mich Wimperntusche aufzutragen – und rutschte ab. Na toll, typisch. Ich bin der dämlichste Vampir der Welt. Wie konnte das einem Vampir überhaupt passieren? Ich nahm ein Papiertuch, feuchtete es an und wischte mir im Gesicht herum. Es half nichts. Meine Augen wurden nur schwärzer und Furcht erregender. „Ach man scheiße“, fluchte ich und schmiss das Tuch ins Waschbecken. Ich stützte die Arme auf und legte den Kopf hinein. Meine Haare fielen wie ein Vorhang rechts und links. Ich wollte das doch alles gar nicht. Einfach nur zu zweit, nicht zu Anderen… aber er verließ sich auf mich. Ich griff nach dem Top und zog es in rasender Geschwindigkeit an. Ich kam mir total blöd vor. Verdammt Emmett, dachte ich klagend. Ich fühlte mich nackt und hässlich – soweit das als Vampir ging. Ich zog es aus und mein normales Langarmshirt wieder an. Mein Gesicht sah fürchterlich aus. Ich nahm einen Waschlappen, doch dadurch wurde es kaum besser, eher schlechter. Mein Gesicht war nun komplett nass sowie mein Haaransatz an der Stirn und hinzukam, dass mein Shirt auch noch einen gräulichen Fleck hatte. Ich schmiss den Lappen bei laufendem Wasser ins Waschenbecken (es war mir egal) und ging ins Schlafzimmer, um mir etwas Trockenes anzuziehen. Mochte komisch klingen, aber auch ich fühlte mich angenehmer in nicht nasser Kleidung. Als ich den Schrank öffnete, klappte mir der Unterkiefer runter. Das, was Emmett mir gegeben hatte, waren keine Exoten – im Gegenteil. Ausschließlich so etwas befand sich darin. Ich wühlte darin herum. Nichts, nichts. Röcke, Strumpfhosen, Tops, Kleider, Stiefel, T-Shirts, Sandalen- Hatte Alice einen Schuss?!? Ich pfefferte die Schranktüren zu, sodass jener wackelte und setzte mich kraftlos, gegen die Wand gelehnt, auf den Boden. Das Gesicht legte ich zwischen die Knie. Warum tat er mir das an… ich wollte auf keine Party, ich wollte nicht wie Alice sein… „Nela?“, vernahm ich Emmett Stimme nach einer Weile. Warum rief er eigentlich? Er hörte doch sowieso, wo ich war. „Nela, was ist? Was machst du hier?“ Ich rührte mich nicht, als er sich zu mir herunter kniete. Er hob schließlich mein Gesicht mit der Hand an und sah mich fragend an. Ich erblickte genau, wie er mein Gesicht musterte. „Ich kann das nicht“, sagte ich kopfschüttelnd. „Nela, was kannst du nicht?“, fragte Emmett sanft. Seine Stimme war sofort seichter und leiser geworden. „Das alles.“ Ich deutete auf den Schrank und mich danach. „Ich bin nicht so, ich kann das gar nicht.“ Ich senkte den Blick. Dass ich selbiges mit dem Kopf tat, untersagte mir Emmett. „Na, komm, es ist doch nur eine Party. Lass uns etwas Spaß haben. Du kannst hingehen, wie du willst. Natürlich gibt es die ein oder andere Sache, wie man sich dort kleidet oder aussieht, aber mir ist das egal, wenn es dir nicht wichtig ist.“ Ich nickte betrübt. „Auch wenn du das nicht hören willst, aber in der Hinsicht bist du ganz wie deine Mutter.“ Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich warf seitlich finsteren Blick ihm zu, der sich dann wieder traurig trübte. Ich hatte keine Kraft, jetzt darüber zu diskutieren. Emmet sah mich erwartungsvoll und wartend an. „Na ja ich- ich kann es ja versuchen“, sagte ich und schluckte allein bei dem Gedanken. Emmett küsste meine Wange. „Du bist richtig schön, weißt du das?“, schmeichelte er mir. Ich machte das Kompliment kaputt. „Sagst du das nur wegen meiner Eltern? Oder weil du Mama toll findest?“ Ich bereute es beim aussprechen schon, dass ich das gesagt hatte, aber es kam mir einfach so über die Lippen. Ich hasste mich gerade selber und war zu frustriert, um meinen Wort Einhalt zu gebieten. Emmett sah mich irritiert grinsend an. Dann lachte er und zerwuschelte mir die Haare. „Weißt du, was mir auffällt, wo ich dich so sehe?“ Er deutete auf mein Gesicht. Unwillkürlich wischte ich mit den Händen an meinen schwarzen Augen herum. „Du hast als Kind nie geweint, oder?“, fuhr er fort. „Nicht viel zumindest. Du warst entweder eingeschnappt und trotzig oder hast es verdrängt und niemanden an dich rangelassen.“ „Hör auf damit, Emmett“, nuschelte ich, als er aus dem Nähkästchen plauderte. Mir war es unbehaglich. Emmett stand nichts sagend auf und stellte sich grübelnd vor den Kleiderschrank. „Schauen wir doch mal, ob wir hier nicht was ‚nela-taugliches’ finden…“, meinte er grinsend – und das war ansteckend. Ich erhob mich und ging zu ihm. Emmett und ich stöberten in Alice’ Auswahl herum und entschieden uns einvernehmlich für ein schlichtes, normales, dunkelblaues Stoffkleid, worüber ich eine hellgraue Sweatshirtjacke zog. Klar, herrschten hier kühle Temperaturen, aber Emmett versicherte mir, dass ich für eine Party mehr als angezogen war. Damit es aber glaubwürdig war, zwängte ich mich in eine hautfarbene Strumpfhose (ich hasste sie schon, als ich sie noch gar nicht trug) und flache Halbschuhe. Die Haare band ich trotzdem wieder hoch. So fühlte ich mich wohler. Und das schminken ließ ich ganz sein, was die Augen betraf. Das würde schon so gehen. Emmett selbst schmiss sich nicht sonderlich in Schale. Er zog ein einfaches weißes Hemd an, eine schwarze Jacke darüber und eine Jeans. „Das ist unfair“, maulte ich. „Warum müssen sich Mädchen rausputzen und ihr-“ „Wir sehen einfach auch so gut aus“, neckte er und streckte mir die Zunge heraus. „Ich fahre“, fauchte ich lachend und nahm ihm die Schlüssel aus der Hand, als er gerade abschließen wollte. „Nichts da, ich fahre“, erwiderte er und hatte mir längst die Schlüssel wieder weggenommen. Ich seufzte genervt. Emmett grinste wieder nur. Emmett parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Clubs. Sorgsam beobachtete ich die Scharen, Studenten zumeist, die dort herein strömten. Emmett hatte nicht übertrieben. Ich hörte ihr Zähneklappern laut und deutlich, denn die meisten trugen das, was Emmett mir vorhin zuerst zugeworfen hatte: Nicht viel. Und es war wirklich kalt. „Die Dame?“ Emmett öffnete mir gespielt elegant die Tür. Ich lächelte unsicher hoch und stieg gedankenverloren aus. Mir war mulmig. Ein ekliges Gefühl… war das Angst? Oder so etwas Ähnliches wie Angst? Es war geradezu ironisch, dass ich das fühlen konnte, obwohl ja gerade wir zum Angst machen erschaffen worden sind… Emmett schob mich über die Straße in Richtung Club. Zitterte ich? War mir kalt? Ach, so ein Quatsch!, ermahnte ich mich, nicht völlig durchzudrehen. Der Bass dröhnte mir entgegen und schepperte in meinem feinen Gehört – und wir waren noch nicht mal drin. Emmett zeigte Eintrittskarten (wo er die wieder her hatte…) und Pässe vor (auf denen wir brav 21 waren) und flugs waren wir drin. Emmett brachte unsere Jacken an die Garderobe und ließ mich kurz, am Rande der Tanzfläche, allein. In mir rauschte es. Laut und lauter. Ich hörte die Stimmen, das Gelächter, die Musik, das Keuchen; sah die Lichter, die Helligkeit, das Reflektieren; vernahm das Blut pochend in den Ader, die vielen viel zu schnell schlagenden Herzen, das Japsen und die heftigen Atemzüge, die Hitze um mich herum – die vielen Menschen auf einem Fleck, dicht an dicht gedrängt. Viele Gerüche, viele, sehr viele, zu viele. Ich musste mich rasch kontrollieren, schnell. Es fühlte sich an, als drehte ich durch. Ich konnte nicht mehr differenzieren, was ich sah, fühlte, hörte, dachte, sagte- es schmerzte. Merkwürdig, alles in mir, so rastlos. Und das viele sickernde Blut… es berauschte mich nicht, aber es war ein so dominantes Geräusch… „Alles klar bei dir?“, sagte Emmett mit ganz normalem Ton in mein Ohr, doch ich zuckte über die laute Musik heftig zusammen. Es schien sich alles zu drehen. „Kannst du mich kurz- festhalten?“, bat ich und fing mir einen entsetzten und verwirrten Blick von Seiten Emmetts ein. Er fragte jedoch nicht weiter nach, drehte mich zu sich und legte die Arme rechts und links fest an meine Oberarme. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Ich versuchte alles langsamer laufen zu lassen, alles zu ordnen, alles zu verstehen und auseinander halten zu können. Vor allem aber meine Empfindungen von denen der anderen zu separieren. „Danke“, sagte ich und öffnete die Augen. Ich machte einen Schritt nach hinten, von Emmett weg. „Besser?“ „Ja, alles gut. Ich musste nur- weiß nicht, war komisch“, murmelte ich, doch natürlich hörte Emmett jedes Wort. Ich hatte keine Lust auf eine große Diskussion. „Komm, wir gehen dort drüben hin. Wir stehen hier so im Eingang“, schlug Emmett vor, nachdem er verständnisvoll genickt hatte. Emmett lotste mich quer über die Tanzfläche in die entgegen gesetzte Ecke und beugte sich sogleich zu mir herunter (als ob das nötig war, ich seufzte innerlich): „Schade, dass dein Vater nicht hier ist. Ich glaube, er wäre selbst als Vampir rot geworden.“ Emmett gluckste schelmisch. „Wie?“ Ich verstand Bahnhof. „Man Nela, die Jungs hier sabbern dir nahezu hinterher. Schau dich doch mal um, wie die gucken.“ Er fuhr mit dem Kopf herum. „Was glaubst du, was die erst denken werden? Ich wette 90% würde alles dafür geben, mit dir in die Kiste zu dürfen.“ Er lachte laut. „Emmett-“ „Ja, ich weiß, dass ich das auch ab und zu denke“, unterbrach er mich fies grinsend, „aber meine Gedanken sind nicht so versaut.“ Er lachte. „Außerdem hat dein Dad mich freundlich zurechtgewiesen-“ „Das meinte ich nicht!!“, fuhr ich dazwischen. Ich wollte gar keine Details. Und Gedanken mir darüber machen, dass Papa alles in Emmetts Kopf mitbekam, wollte ich erst recht nicht. „Emmett, ich sehe null aus wie die vielen Mädchen hier! Ich hab das Zeug von vorhin doch gar nicht angezogen!“, konterte ich nicht überzeugend (und peinlich berührt). „Vampir? Schon vergessen? Es ist unser Job, dass wir sie locken. Auch wenn du das eigentlich gar nicht willst“, spielte er auf meine Fähigkeit an. „Aber ich weiß es ja besser.“ Er kam mit den Lippen ganz nah an mein Ohr heran. „Ich weiß ja, dass du auch schon als Mensch sehr hübsch warst.“ Er zwinkerte mir zu. Ich lächelte matt. Ich kam mir total verloren hier vor. Was wollte ich eigentlich hier? „Lass uns tanzen“, war Emmetts grandioser Vorschlag und zog mich an den Händen in Richtung Tanzfläche. Ich sträubte mich. „Ne, danke… lass mal, ich kann nicht tanzen.“ Emmett kam wieder auf mich zu und verdrehte die Augen. „Glaubst du, ich könnte das, wenn ich kein Monster wäre?“ Er grinste breit. „Emmett, nein, wirklich, das muss nicht sein…“ „Gut, gut“, gab Emmett klein bei und zerrte mich wieder am Arm. „Aber dann gehen wir was trinken.“ Diesmal wehrte ich mich nicht, war aber gleichermaßen durcheinander. Emmett? Menschenzeug trinken? Was war in ihn gefahren? Ich war völlig durcheinander. Wenn ich mich an Weihnachten erinnert, hatte er sich vehement- „Hier bitte“, sagte er und drückte mir ein großes Glas mit einer klaren Flüssigkeit, etwas Eis und einer Zitronenschale oben dran, in die Hand. „Danke“, sagte ich verdutzt und schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Alkohol ist das widerlichste, was Vampire trinken können“, erklärte Emmett. „Es ist so abartig, dass es einem deshalb schon wieder den ‚Kick’ geben kann. Also zumindest kann man so tun“, höhnte er. „Na dann Prost“, meinte ich resigniert, stieß mit ihm an und kostete. Emmett hatte untertrieben. Es war abartig sondergleichen. „Bah Emmett“, stieß ich hervor und verzerrte angewidert das Gesicht. Ein beißender Geschmack machte sie in meinem Mund breit. Ätzend, im wahrsten Sinne des Wortes. „Los, wer’s zuerst runterkippt“, lachte Emmett. „Der was?“, forderte ich. Emmett schaute verdutzt drein. „Wenn ich schneller bin, tanzen wir heute den ganzen Abend nicht.“ „Abgemacht“, sicherte Emmett mir zu. „Liebe Nichte, du hast so eben schon verloren.“ „Wir werden sehen“, erwiderte ich hoffnungsvoll, hatte jedoch, als ich das Zeug nur im Munde schmeckte, aufgegeben. „Gewonnen!“, triumphierte er lauthals und stellte das leere Glas demonstrativ auf den Tresen, um sich einen zweiten kommen zu lassen. „Na los, Nela, so schlimm ist es nicht. Gewöhnungssache.“ Er meinte vermutlich beides: Tanzen und Alkohol. Ich rümpfte die Nase und kippte das Zeug mit einem Mal herunter. Ich schüttelte mich angewidert und stellte mein Glas zur Seite, neben Emmetts. „Ich dachte es gibt nichts Schlimmeres als Salat oder Kartoffeln“, mutmaßte ich. „Wie du siehst doch“, nickte Emmett sich selbstzufrieden zu. Der Barkeeper kam und- „Emmett!“, stöhnte ich, als er mir das volle Glas reichte (und es war, weiß Gott, kein kleines!). „Masochist“, grummelte ich. „Was ist das eigentlich?“, fragte ich misstrauisch. Es war in jedem Fall nichts Gemischtes. „Pures Hochprozentiges“, meinte Emmett Schultern zuckend. „Das Heftigste was die hier haben. Aber ich meine, wenn schon denn schon.“ Er zog wieder mehrmals die Schultern hoch. „Die hier um uns herum, wären schon nach kurzer Zeit platt.“ Er lachte und ich stimmte schmunzelnd mit ein. Emmett zählte runter und wir tranken in einem Zug das Glas leer (man schmeckte weniger, wenn man schnell schluckte). „So, das dürfte reichen, jetzt bist du fällig…“ Er legte in Windeseile die Hände an mein Gesicht und küsste mich drängelnd auf die Lippen, während er mich rückwärts schob. Das Lied – zugegeben ein Gutes – hatte viele auf die Tanzfläche gezogen. Es war rappelvoll. „Emmett, nicht tanzen“, sagte ich kopfschüttelnd. „Du hast es noch nie versucht“, entgegnete er und es war kaum mehr als ein Flüstern; für mich laut genug. Laut war es hier sowieso schon. Gequält beobachtete ich, wie er meine Hand nahm und sich zur Musik bewegte. Anerkennend stellte ich fest, dass es sehr gut aussah, wie er das machte. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Ich starrte ihn an. Er tanzte wirklich gut. Ich kam mir albern vor. „Nicht nur zusehen, meine Liebe“, flüsterte Emmett und verzog die Lippen zu den Ohren. Wenn Emmett kein Vampir wäre, wäre er ein totaler Trampel und könnte keinen Schritt tanzen, hatte Alice mal gesagt. Konnte ich das dann auch? So gut wie er? Hmm… ich lauschte der Musik und dem Rhythmus und versuchte ausfindig zu machen, wie er das hinbekam, so gut auszusehen, bei dem was er tat. Oder sollte ich mich lieber an den anderen orientieren? Vielleicht erst mal klein anfangen? Wenn ich das nachmachte und einigermaßen konnte, dann konnte ich- „Nicht so viel denken“, appellierte Emmett an mich. Er hatte mein grübelndes Gesicht gesehen. Er wurde in diesem Augenblick etwas näher an mich gedrängt, da immer mehr Leute, so schien es mir, dazu kamen. Emmett drückte mir einen Kuss auf die Lippen und legte seitlich eine Hand auf meine Taille. Ich versuchte es. Ein bisschen mit den Füßen hin und her, etwas mir der Hüfte, mit den Knien, Beinen… ging das so? „Du bist so niedlich“, urteilte Emmett. „Du machst das gut“, lobte er. Ich komme mir doof vor, grummelte ich in Gedanken. Emmett zog mich an seinen Oberkörper ran, die Hand in meinem Rücken, und ich spürte wie sein Körper sich an meinem bewegte. Es schien ganz leicht, ganz einfache Bewegungen. Ach Arme hast du ja auch, Nela, überlegte ich. Nein, nicht überlegen, einfach machen. Spaß haben, hatte Emmett doch gesagt… Ich schlang die Arme locker um seinen Hals und tat es einfach… zu der Musik, die durch die Boxen dröhnte. „Perfekt“, war Emmetts Kommentar. Erschöpft tuend, gingen wir nach vielen weiteren Liedern an den Rand. Es wäre auffallend, wenn wir durchtanzten ohne Bedürfnisse befrieden zu müssen. „Dritte Runde?“ Emmett lachte schallend. „Meinetwegen“, stimmte ich zu. „Soso“, machte er und zog selbstzufrieden die Augenbrauen kurz hoch. Ich fühlte mich… berauscht? Konnte man das so nennen? Befreit, locker… ich hatte mich einfach gehen lassen können. Irgendwann wurde es so einfach… „Lass uns weiter tanzen“, meinte ich und stellte das nun wieder geleerte Glas zur Seite. Der Geschmack machte mir nichts mehr (nicht so viel zumindest wie eben noch). „Mach mal halblang“, belächelte Emmett mich. „Nach zwei Stunden tanzen nur fünf Minuten Pause ist grenzwertig.“ „Zwei Stunden?“, fragte ich verblüfft. Emmett nickte und nahm den letzten Schluck. „Und zwei Stunden lang klebten ihre Augen an dir“, gab er zum Besten und legte die Arme beide in meinen Rücken. „Wie gut, dass wir uns als Paar ausgeben“, fand er. „Dann belästigen sie dich wenigstens nicht.“ Er grinste so breit, dass es selbst als Vampir wehtun musste. „Spinner“, urteilte ich, küsste ihn auf den Mundwinkel und machte mich aus seiner Umarmung frei. „Hey, das Lied ist gut!“ Ich zog an seiner Hand. „Moment noch, Nela“, zischte er eindringlich, konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen. „Irgendwer muss ja hier auf unser kleines Geheimnis aufpassen. Und bedenke, dass wir auch nicht ein Tropfen schwitzen. Die glauben noch, wir sind auf Droge und dann kriegen richtig Schwierigkeiten…“, gab er zu bedenken. „Na schön… dann trinken wir noch etwas“, gab ich nach und lehnte mich zum Barkeeper. Er blieb abrupt stehen. Ich war für einen Augenblick perplex, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich sammelte mich rasch und meinte zu ihm. „Zwei Mal das Stärkste, was du hast.“ Ich lächelte ihn an und winkte mit den Pässen von Emmett und mir, die Emmett mir kurz zugesteckt hatte. „Noch verführerischer ging nicht oder?“, sagte Emmett mir ins Ohr. Ungläubig sah ich ihn an. Emmett verdrehte die Augen und setzte sich direkt vor mir auf den Barhocker, bevor wir unsere Getränke entgegen nahmen. Ich steckte dem Typen einen nicht zu kleinen Schein von Emmett zu. „Prost“, sagte ich überschwänglich und trank einen Schluck nach dem Nächsten. Es war… wie ein Hochgefühl. Absolut kribbelig und der Aktionismus packte mich. Ich wusste nicht, was es war, aber es gab einem wirklich den Kick, das alles hier. Vermutlich nur etwas, was in meinem Kopf geschah, denn körperlich berührte das alles mich gar nicht – keine Erschöpfung, kein Alkoholrausch, keine Hitze, kein Schweiß, nichts. Aber mir reichte das, was ich gerade empfand. Egal, woher das kam. Ich wollte gerade aufspringen, um Emmett nun wieder zur Tanzfläche zu bewegen, als ich ein markantes Rascheln von kleinen Tütchen vernahm. Ich richtete die Augen sofort in diese Richtung und erkannte sogleich, was das war: Ein unauffälliger Drogendeal. Total unauffällig. Das mussten doch selbst Menschen bemerken, dachte ich Augen verdrehend. „Komm jetzt“, störte ich mich nicht länger daran und forderte Emmett auf mir zu folgen. Der hatte meinen Blick scheinbar nicht bemerkt. Zu beschäftigt war er gewesen, sein Teufelszeug endlich runterzukippen. Gespielt widerwillig begleitete er mich auf die Tanzfläche. Von wegen… es machte ihm mindestens genauso viel Spaß wie mir. „Danke“, hauchte ich ihm ins Ohr und küsste ihn rasch, aber leidenschaftlich, ehe die Tanzfläche uns wieder hatte. ----------------------------------- So das war das reine nela-spezial-kapitel ^^ was sagt ihr??????^^ Würde mich über Kommis freuen - auch wenn lesen und kommis schreiben bei dem wetter vermutlich nicht sooooo spaßig ist^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)