Mehr als nur ein Wort von Justy (Watashi wa Manga Wochenaufgaben) ================================================================================ Kapitel 3: Wie Honig -------------------- Entstehungsjahr: 2010 (20.06.2010) Autor: ----------------- Die Bibliothek von Miss Lucille befand sich am Westende der Stadt, direkt neben dem kleinen Süßwarenladen. Für Lennart war dies stets ein weiter Weg, den er trotz allem immer aufs Neue auf sich nahm. Mit Büchern beladen schritt er die Gehwege und Straßen entlang und musste nicht selten einer Person oder gar einer der Pferdekutschen ausweichen. Seine Unachtsamkeit basierte zwar weitgehend auf den tragenden Bücherstapel, der halbwegs seinen Blick verdeckte, aber auch war Lennart nicht selten in Gedanken versunken. Denn gab es momentan für ihn nichts anderes als Lucille, die hübscheste Dame der er je begegnet war. Lucille war der Grund, warum er immer wie ein Honigkuchenpferd grinste, wenn er vor dem hölzernen Türen der Bibliothek stand und sich Eintritt verschaffen wollte. Lucille mit ihren honigfarbenen Haaren, den niedlichem Lächeln und ihrem wohlgeformten Körper. Davon konnte kein Mann seinen Blick abwenden und so manch einer kassierte deshalb eine Schelle von seiner Frau ein. Lennart wusste das Lucille die richtige Wahl für ihn war. Nun musste sie ihm nur wenigstens ein bisschen Beachtung entgegenbringen. Ihm noch einmal ihr honigsüßes Lächeln zeigen, ihre bezaubernde Stimme erklingen lassen. Er tat alles dafür, um sich so lange wie möglich in ihrer Nähe aufzuhalten. Sortierte sogar seine ausgeliehenen Bücher selbst wieder in die dafür vorgesehenen Regale ein. In letzter Zeit aber schien sie noch nicht einmal mehr einen kurzen Blick in seine Richtung zu werfen, nein vielmehr ignorierte sie ihn komplett, so als wäre er Luft. Den Fehler dafür bei sich suchend, konnte Lennart nicht nachvollziehen was er falsch gemacht hatte. War sie erzürnt, wegen einer seiner Verhaltensweisen? Hasste sie ihn etwa? Gedankenverloren erklomm er die Leiter, um das letzte seiner Bücher einzuordnen. Erst als er an der entsprechenden Bücherreihe angekommen war bemerkte er, dass sein Vorhaben fehlschlug. Die Leiter war zu weit von der angestrebten Lücke entfernt. Doch diese noch umständlich weiter zu rücken, dauerte ihm zu lange. So suchte er festen Halt mit einem Fuß auf der Regalfläche die auf seiner Höhe lag, den Griff um die Sprosse der Leiter verstärkend und riskierte es auf diese eher gefährlicheren Art und Weise sein Ziel zu erreichen. Fast gelang ihm der Balanceakt auch. Aber fast ist eben nur fast. Es war das Buch das Lennart aus der Hand rutschte und den Weg Richtung Boden einschlug. Er selbst verlor das Gleichgewicht, als er dieses noch wieder auffangen wollte und drohte herabzustürzen. Sich innerlich auf den harten Aufprall vorbereitend kniff er die Augen zusammen. Doch der besagte Aufprall kam nicht zustande und sollte auch nie stattfinden, denn Lennart fühlte sich unvermittelt schwerelos, fast schon federleicht. Entsetzt stellte er beim erneuten öffnen der Lider fest, dass er tatsächlich in der Luft schwebte. Die anwesenden Menschen starrten ihn allesamt aus offenen Mündern an, konnten nicht glauben was sich hier gerade abspielte. Einem älteren Herrn fiel sogar die Pfeife aus der Hand. Nur Lucille lächelte ihr honigsüßes Lächeln und Lennart registrierte zum ersten Mal ihre auffallenden gelben Augen. Augen in der Farbe von Honig, die mysteriös aufleuchteten und ihn regelrecht fixierten. Lennart kam unversehrt auf den Boden auf und konnte immer noch nicht recht begreifen, was er gerade gesehen hatte. Die Leute die merkwürdigerweise wieder ihren gewohnten Tätigkeiten nachgingen und so wirkten als wäre nie etwas Ungewöhnliches geschehen beachtete er nicht weiter, vielmehr Interesse brachte er Lucille entgegen. Noch mehr als sonst. Unmöglich, dachte er und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Alles an dieser Frau wirkte auf ihn wie Honig, genauso wie es bei der diebischen Dämonin der Fall gewesen war, die vor nicht einmal einer Woche seine Vorräte geplündert hatte. Wenn Lennart sich auf einen Punkt in ihrem Gesicht konzentrierte, offenbarte sich ihm ihr wahres Aussehen. Ihm wurde Gewahr das seine geliebte Lucille und eben jene Diebin ein und dieselbe Person waren und der Zauber, der von ihn Besitz ergriffen hatte, begann allmählich seine Wirkung zu verlieren. Die perfekte Frau seines Lebens. Und dann passierte so etwas… Sie hatte ihn gerettet. Ihm davor bewahrt sich sämtliche Knochen zu brechen. Doch wollte er ihr keinesfalls mehr Dankesworte entgegenbringen, sondern sie eher zur Rede stellen. Den Sinn hinter allem zu erfragen, denn verstand er so vieles nicht, was mit der geheimnisvollen Lucille im Verbindung stand. War das überhaupt ihr richtiger Name? Lucille? Zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, dennoch sein Ziel fest vor Augen, schritt er auf die enttarnte Dämonin zu. Das Lächeln auf ihren Lippen verschwand. Sie schnappte einen Moment lang nach Luft, bevor sie sich wieder fing und schließlich vor ihm das Wort ergriff. „Ich weiß was du sagen möchtest“, gewann sie ihr lächeln wieder und schenkte ihm einen verführerischen Blick. „Aber das alles war nur ein dummer Zufall und wird auch nie wieder vorkommen. Siehst du, mein armes Haustierchen war mir abhanden gekommen und na ja…dann bekam ich urplötzlich Hunger. Nicht das ich irgendwo einbrechen und Essen stehlen wollte, aber es ist nun mal passiert.“ Ihr einnehmender Zauber begann erneut zu wirken. Der Klang ihrer Stimme vernebelte seine Sinne und ließ die Dämonin wieder die Gestalt eines wunderhübschen Engels annehmen. Lennart vergaß seinen aufgekommenen Ärger und vor ihm stand erneut jene Frau, in die er heimlich verliebt war. Er bildete sich ein, dass sie nun sogar nach Honig roch. Wahrscheinlich war er kurz davor seinen Verstand zu verlieren, aber das störte ihn herzlich wenig. Denn war ihm das mittlerweile egal, so wie ihm auch alles andere egal war. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst, viel zu ernst. Sie war der festen Überzeugung gewesen, diesem jungen Tölpel die Erinnerungen an das Ereignis genommen zu haben. Doch verriet sein Blick, dass er wieder wusste wer sie war. Er war dazu imstande gewesen sich aus ihren Bann zu befreien und das gefiel ihr überhaupt nicht. Nie hätte sie ihn retten dürfen, kam ihr jäh in den Sinn. Aber manchmal tat auch sie die Dämonin, die in dieser Stadt herrschte Dinge die sie später bereute. Als ob sie je etwas für einen Menschen empfinden würde. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, verließ die unter den Namen Lucille bekannte Frau ihre Bibliothek und befahl Lennart ihr zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)