Winterszenen von July-chan ================================================================================ Kapitel 11: Night Out --------------------- 1.Lied: Circus (Britney Spears) 2.Lied Superstar (David May) Mit einem schiefen Lächeln, das ein bisschen mehr als charmant war, erschmeichelte sich Nozomi ein sensationelles Zahl-Zwei-Trink-Drei-Angebot für ihre Cocktails vom Barkeeper. Ihre violett karierte Krawatte war aus Versehen mit Absicht verrutscht und gab freie Sicht in den Ausschnitt ihres durchscheinenden weißen Tops, den Koushoku als großer Bruder nur tolerierte, weil er sie im Auge behalten konnte und weil sie zahlte. Er war sich auch sicher, dass ihre Büstenhalter nicht alle bis auf den schwarzen mit Spitze in der Wäsche waren... „Cheers!“, griente sie und stieß mit ihren Begleitern an. Mit beunruhigend großen Zügen leerte sie das neon-orange farbige Getränk und verabschiedete sich dann mit einem Kuss auf die Wange bei Koushoku und – unter kritischer Beobachtung – Aijou. Geschickt wand sie sich durch die wogende Masse in Richtung Tanzfläche, die bunten Scheinwerfer tauchten ihre kurzen strubbeligen Haare in mehr als das gewöhnliche braun und violett, und für einen Moment verschwand sie in der Menge, die zu einem einzigen Körper verschmolzen zu sein schien. Im nächsten Augenblick tauchte sie wieder auf, in der Mitte einer der runden Bühnen, die auf der Tanzfläche errichtet waren. Koushoku bewunderte seine Schwester dabei, wie sie alles um sich herum verzauberte; ihre Augen waren geschlossen, doch er wusste, dass sie fühlte – und genoss – dass man sie förmlich mit den Augen auszog. Der Strass auf ihren Gürteln, Ketten und Armbändern glitzerte in einem wilden Tanz, der sich gleichzeitig über jeden Rhythmus hinwegsetzte und mit der Musik verwachsen war. Nozomi brauchte nicht einmal einen Scheinwerfer um zu leuchten. Sie hatte scheinbar den ganzen Club in der Hand, mit einem gezielten Lächeln, einem mutigen Hüftschwung und einem entrückten Glanz in den Augen. Nozomi tanzte mitten in einem Haufen von tanzenden jungen Leuten und Koushoku konnte seine Augen nicht abwenden, weil er ihren Übermut in seinen eigenen Adern spürte. .oOo.oOo.oOo.oOo.oOo. #11 Superstar Nozomi lehnte an der Bar, ihren Cocktail hielt sie nur ein bisschen unsicher und schräg. Ihre Füße weigerten sich, ihr zu gehorchen und still zu stehen. Immer wieder stachen ihr Aijou und ihr Bruder in der verschwommenen Masse auf der Tanzfläche ins Auge und sie leckte sich unwillkürlich über die Lippen. Koushoku trug sein engstes kurzärmeliges Hemd, das petrolfarbene Karomuster kaum erkennbar in dem schummrigen Licht, das vom Zigarettenqualm nur noch unklarer wurde. Seine schwarze zerschlissene Jeans saß wie eine zweite Haut und wäre er nicht ihr Bruder gewesen, hätte sie sich schamlos, wie sie war und wie der Alkohol gemacht hatte, an ihn heran geschmissen. Aijous dunkelbraune Hose war weiter, betonte aber genau die richtigen Stellen und sein eng anliegendes grünes Rollkragentop trug die treffende Aufschrift TEASE in pink und orange. Seine Haare hatte er lose hoch gesteckt, und schaffte es irgendwie weder verkleidet noch – in Ermangelung treffenderen Vokabulars – tuntig auszusehen. Das einzige, was Nozomi davon abhielt ihn anzubaggern waren die flüchtig wahrgenommenen Blicke, die zwischen den beiden wechselten. Sie war nicht sicher, ob sie es sich einbildete, aber dann und wann glaubte sie sprichwörtliche Funken zu sehen. Sie schloss mit fahriger Geste die Lippen um den Strohhalm in ihrem Glas und nahm einen großen Schluck von dem blaugrünen Irgendwas-dessen-Namen-sie-vergessen-hatte. Koushoku war ein tanzendes Kompliment, fand Aijou. Kompliment an braune Augen, an zwei Ohrringe im linken Ohrläppchen, an zerrissene Jeans, an karierte Hemden, an Brillen, an schwarze Haare... Sie balancierten wie über einem Abgrund, sich nie vom anderen abwendend, ihm aber auch niemals zu Nahe kommend, als hätten sie Angst sich die Finger zu verbrennen. Die Wangen rot von Hitze, Alkohol und Schwärmerei legte Koushoku ein „You're a superstar“ für Aijou in jede seiner Bewegungen, die Zeile hing eine Sekunde lang in der Luft, umspielte bald die Hüften, bald die Schultern des anderen und segelten dann zurück wie ein unsichtbaren Band, das sich immer fester wand und in die Haut einzog. Und je tiefer die Verbindung wurde, desto mehr fühlte sich Koushoku wieder heil und ganz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)