in real life von u-shi ================================================================================ Kapitel 1: ordinary ------------------- Wenn mein Leben verfilmt werden würde, würde keiner dafür bezahlen. Jetzt zum Beispiel. Ich bin im Einkaufszentrum der Stadt. Genauer gesagt, ich bin im Fahrstuhl. Bing. Die Türn gehn auf, und es steigt jemand ein, die Türen schließen sich. Wäre das jetzt ein Film, würde das Licht flackern und mit einem leichten Beben würde der Fahrstuhl zum stehen kommen. "Verdammter Mist!", kommt es von der Person, die gerade verzweifelt auf einen der Knöpfe drückt. Doch das Licht im Fahrstuhl brennt noch, und man hört das leise Zischen. In einer romantischen Komödie würden wir jetzt noch stundenlang hier drin sitzen, und uns wahrscheinlich näher kommen. Wenn wir dann endlich geborgen werden, habe ich die Liebe meines Lebens gefunden. Sicher wird es noch ein paar kleinere Hindernisse geben, aber im Großen und Ganzen bin ich glücklich bis ans Ende meiner Tage. Aber der Fahrstuhl fährt gemütlich ein paar Stockwerke höher. Er würde, nach dem er sich ruckelnd wieder in Gang gesetzt hatte, wäre das hier ein Fantasy-Film, die Türen in einer völlig unbekannten Welt öffnen. Ich würde ein spannendes Abenteuer erleben, gegen Monster kämpfen, und am Ende abgebrüht nach Hause zurückkehren. Die Zahlen auf der Anzeige hören aber nicht auf, weiterzugehen. Wenn das hier ein Thriller wär, oder noch besser, ein Splatterfilmchen, dann müsste einer von uns sterben. Durch die Hand des anderen. Wir hätten selbst die Wahl, aber gleichzeitig wird in kurzen Abständen zwischen verschiedenen Fahrstühlen im Einkaufszentrum hin und her geschnitten. Die anderen Fahrgäste ständen dann auch vor dem Problem, und das ganze würde in einem Massenmassaker enden. Ich kann kein Blut sehn, also genug davon. In der Realität spürt man durch den Boden, wie langsam abgebremst wird. Am coolsten wäre es, wenn wir plötzlich, wie in einem Actionmovie, eine Stimme hören: "Das gesamte Einkaufszentrum befindet sich nun in unserer Gewalt. Wir verlangen für die Auslösung der hiermit genommenen Geiseln ein Geld von 10 Millionen Euro. Sie haben 2 Stunden zeit. Chrrr." Die Person, die mit eingestiegen ist, entpuppt sich als eine Kämpfernatur, die es sich zur Aufgabe macht, den Verbrechern das Handwerk zu legen, und ich bin das Helferlein. (Denn so ein Held bin ich eben doch nicht, sorry, weder stark noch klug.) Gemeinsam schlüpfen wir aus der Decke des Fahrstuhls, hangeln uns den Schacht entlang, stoßen im Überwachungsraum auf die Übeltäter, und machen eine rasante Verfolgungsjagd durch das mittlerweile leere Einkaufszentrum. Am Ende Bing. Zu spät. Die Türen öffnen sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)