Shit happen - Reloaded von LauLee (Kaorus Sicht) ================================================================================ Prolog: -------- Nachdem Tamaki umgekehrt ist um seine Haruhi zu retten, herrschte im Klub selber große Aufregung. Die Hosts waren alle sehr glücklich das Tamaki zurückgekehrt war und sie nun endlich wieder alle vereint waren. Dies musste natürlich ordentlich und gebührend gefeiert werden und so ließ der Host Club seine Kontakte spielen und eine kleine private Feier im kleinen Rahmen wurde gegeben, mit ausschließlich 200 Gästen. Es wurde gegessen, getrunken, geredet und getanzt und dann war auch irgendwann Schluss – der nächste Morgen begann jedoch mit einem Schock. Kaoru fasste an diesem besagten Abend schnell den Entschluss dass er seinem großen Bruder eine Freundin gönnen wollte. Doch dies würde dieser nicht erreichen wenn sie zusammen sein würden, also hing er sich schnell an eine Gruppe junger Mädchen heran. Er trank nicht wenig und erwachte mit einem ungutem Gefühl morgens und sah die Fremde neben sich ruhig und verwirrt an, diese war ebenfalls recht baff… Kaoru scheint eigentlich nicht unzufrieden zu sein, doch hat er das Gefühl seinen Bruder verraten zu haben. Aber wie wird dieser reagieren? Und was zur Hölle passiert, wenn sie nicht verhütet haben? -- Text vom RPG von -Touya_Rima-; Erlaubnis zur Veröffentlichung ist gegeben Vielen Dank nochma, -Touya_Rima- Kapitel 1: Kapitel 01: Letzte Vorbereitungen -------------------------------------------- Kapitel 01: Letzte Vorbereitungen Als ich am Morgen erwache, fühle ich mich irgendwie total benommen und unausgeruht. Ob es vielleicht daran liegt, dass wir gestern - oder eher heute Früh - erst so spät ins Bett gekommen sind? Und ich trotzdem nicht einschlafen konnte, weil mir so viele Gedanken durch den Kopf sausten? Etwas genervt suche ich mein Handy, um die Uhrzeit zu erfahren. Toll. Ich hatte noch über eine Stunde Zeit um 'auszuschlafen'. Aber das konnte ich jetzt wohl mal getrost vergessen. Einmal aufgewacht, konnte ich nicht wieder einschlafen. Zumindest war es zu neunzig Prozent immer der Fall. Also setze ich mich auf und blicke meinen Bruder an. Er hat mir den Rücken zugedreht und scheint seelenruhig zu schlafen. Na okay, mache ich mich eben alleine fertig. So leise wie möglich, um wenigstens Hikaru ausschlafen zu lassen, krieche ich aus dem Bett. Ich strecke mich und spüre deutlich, wie meine Glieder schmerzen. Warum muss so eine Vorbereitung für eine blöde Party auch so anstrengend sein? Ja, okay, wir hätten unser Personal auch alles machen lassen können. Aber wir wollten selber alles gestalten und herrichten. Immerhin lautete unser Partymotto nicht umsonst „Auch Bonzen können selber arbeiten!!!“. Lediglich ein paar Köche, Barkeeper und diverse Leute, die irgendeine Art an Musik auflegen oder selber machen sollten, waren geplant. Und da wir folglich alles selber machen mussten, wurde es gestern leider ein wenig spät. Das beschissenste an der ganzen Sache war aber, dass wir noch lange nicht fertig waren. Gähnend betrete ich unser Bad. Dort stelle ich mich erst einmal vor den Spiegel und betrachte mein Abbild. Gott, sehe ich fertig aus. Ich lasse meine Hände auf meine Wangen sinken und bewege diese. Komische Grimassen entstehen und ich muss grinsen. Dann jedoch mache ich mich fertig für die letzte Runde der Vorbereitungen für die Party. Ich suche mir ein bequemes T-Shirt und eine Hose aus unserem Ankleidungszimmer und als ich wieder in unser Schlafzimmer komme, sitzt Hikaru schon wach und aufrecht im Bett. Er reibt sich die Augen und starrt in meine Richtung. „Warum hast du mich nicht geweckt?“, er klingt noch richtig verschlafen. Ich grinse ihn an und trete näher an das Bett heran. „Na weil du so friedlich geschlafen hast“, antwortete ich und im nächsten Moment werde ich am Handgelenk auf das Bett gezerrt. „Hi-Hikaru!“, ich hoffe er bekommt die Empörung in meiner Stimme mit. Was sollte denn jetzt DIESE Aktion? Er hatte mich in den Arm genommen und tat jetzt so, als würde er wieder schlafen. „He, loslassen“, protestiere ich und versuche, seinem Griff zu entkommen. Doch so schnell will mein Bruder mich wohl nicht loslassen. Ich gebe auf und blicke in sein Gesicht. Er öffne ein Auge und streckt mir die Zunge aus. „Das ist dafür, dass du mich nicht geweckt hast.“ Wie bitte? Er will mich bestrafen, weil ich ihn hab schlafen lassen? Verkehrte Welt, oder nicht? Ich wäre ihm jedenfalls dankbar gewesen! „Ach, stell dich nicht so an... der Wecker macht seinen Job doch eh viel besser als ich!“, ich schaffe es, mich zu befreien und ziehe Hikaru die Decke weg. Er zieht die Beine an und jammert. „Sieh zu, oder wir kommen wieder zu spät“, lache ich und werfe die Decke wieder zurück über das Kleinkind. Das Kleinkind aber bewegt sich nicht einen Zentimeter vom Fleck und ich gehe grinsend aus dem Zimmer. Jetzt erst mal schön frühstücken! Unten im Esszimmer angekommen, empfängt mich wie immer ein reich gedeckter Tisch. Es scheint alles wie immer, nur dieses Mal bin ich etwas früher dran und die Angestellten grinsen mich verwundert an. „Guten Morgen, junger Herr. Sie sind aber früh dran heute?“, begrüßt mich eines unserer Dienstmädchen, das und schon des öfteren wecken musste, da wir normalerweise Langschläfer sind. Ich erwidere ihr mit einem etwas sarkastischem Lächeln: „Aber natürlich. Ich freue mich doch schon so sehr auf heute...“ Das Dienstmädchen gießt mir Kaffee ein und legt den Kopf schief. „Aber aber...“, fängt sie an, „Ich bin mir sicher, dass sich die ganze Mühe lohnen wird. Und ich bewundere Sie, dass Sie das alles alleine auf die Beine stellen können“ Sie weiß von dem Fest und auch weiß sie, dass wir gestern recht spät nach Hause gekommen sind. Ich lasse ein etwas beleidigtes Schnaufen ertönen. Warum denken alle nur, dass Leute von unserem Stand und Alter nicht auch selber etwas schaffen konnten? Ja, okay, wir sind zwar echt ein wenig faul, aber immerhin sind wir ja auch irgendwie zu unserer Position gekommen, oder etwa nicht? Erst musste man sich anstrengen, dann bekam man den Lohn dafür. Und wir... müssen uns eben nicht anstrengen, weil unsere Vorfahren sich schon genug bemüht haben... Ich nehme einen Schluck meines Kaffees und beobachtete das Dienstmädchen, das nun die Tasse meines Bruder mit der schwarzen dampfenden Flüssigkeit befüllt. Unfreiwillig muss ich an Haruhi denken. Sie war auch der Meinung, dass wir alle viel zu faul wären und ohne unsere Angestellten verhungern würden. Um ihr das Gegenteil zu beweisen, beschlossen Hikaru und ich mit den anderen, diese Fete zu schmeißen. Haruhi würde sich schon noch wundern. Ganz bestimmt. Keine fünf Minuten vergehen und Hikaru gesellt sich zu mir. Er sieht genauso müde aus wie ich mich fühle und ich muss mir bei seinem Anblick ein Kichern unterdrücken. Er hat noch total zerzaustes Haar und sein herzhaftes Gähnen beim Betreten des Raumes lässt ihn noch ulkiger aussehen. „Da bist du ja“, empfange ich ihn überfreundlich und gieße ihm Milch in die Müslischüssel, die schon mit Cornflakes gefüllt ist. Selber nehme ich mir eine Scheibe Toast und etwas Butter. „Was müssen wir eigentlich noch alles machen?“, ich lege mir eine Scheibe Käse auf mein Brot und sehe meinen Zwilling dann fragend an. „Wia müss'n noch ferdisch schmüggn“, er hat sich gerade einen Löffel von seinem Frühstück in den Mund geschoben und hält es nicht für nötig, diesen vor dem Sprechen zu leeren. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und rufe mir das Chaos von gestern in den Kopf. Stimmt. Wir müssen noch diverse Girlanden aufhängen, Luftballons aufblasen, Tische decken und und und. Ich beiße von meinem Toast ab und bemerke, dass mir bei dem Gedanken an die bevorstehende Arbeit der Appetit vergangen ist. Sehr toll. „Außerdem müssen wir noch...“, fängt Hikaru dann mit leerem Mund wieder an, doch ich höre schon nicht mehr hin. Es ist zwar unhöflich erst zu fragen und dann abzuschalten, aber bei dieser endlos langen Liste an Dingen, die wir noch beachten und erledigen müssen, wird mir irgendwie übel. Ich lege meinen Toast auf den Teller und nehme lieber einen großen Schluck Kaffee. Verdammt, dieser Tag wird bestimmt nie enden... -- Ungefähr eine halbe Stunde später sitzen wir auf der Rückbank eines unserer Wagen und lassen uns zu der gemieteten Halle fahren, in der die Party stattfinden soll. Die ganze Fahrt über ist es recht still, da wir beide immer noch ein wenig müde sind, aber das hält uns nicht davon ab, doch gut gelaunt auf die anderen zu stoßen. Und wie immer, sind wir die Letzten. Alle sehen ein wenig verschlafen aus, was mich persönlich ein wenig erleichtert aufatmen lässt. Bin ich wenigstens nicht der einzige heute Abend, der aussieht, als würde er gleich im Stehen einschlafen. „Guten Morgen, Tono!“, begrüßen Hikaru und ich Tamaki, der uns entgegengelaufen kommt. Er scheint als einziger von uns putzmunter zu sein und hält ein Klemmbrett mit bestimmt tausend Zetteln darauf in der Hand. „Guten Morgen, ihr Zwei“, strahlt er und umarmt uns zur Begrüßung. Gemeinsam gehen wir zu den anderen und anschließend betreten wir den Eingangsbereich der Halle. Tamaki fängt sofort an, die Liste der Tätigkeiten runter zu rasseln, die wir heute noch erledigen müssen und teilt die Aufgaben den einzelnen Personen zu. Mori und ich sollen zusammen die restlichen Girlanden aufhängen, Honey und Hikaru sollen unterdessen Luftballons mit Luft oder Helium befüllen und Kyoya soll sich um den Koch und den Barkeeper kümmern. Selber fängt Tamaki an, die zahlreichen Tische zu decken. Nach ein paar Stunden sind wir fast fertig. Der große Saal ist dekoriert und die kleineren sind so gut wie fertig. Außerdem riecht es dank den Vorbereitungen unseres Buffets überall schon ziemlich lecker und der DJ für die Eröffnung hat sich auch schon eingespielt. Jetzt gerade telefoniert Kyoya mit der Band, die heute Abend auftreten soll und wir sitzen alle erschöpft an einem großen runden Tisch, um uns eine kleine Pause zu gönnen. Kaum ist Kyoya fertig mit telefonieren, lehnt sich Honey auf den Tisch und Mori hält ihn mit einer Hand am Kragen fest, damit er auch ja nicht rüber krabbelt. Honey legt den Kopf schief und grinst breit: „Ich finde es sieht alles supi aus! Ohne dein Organisationstalent wären wir echt aufgeschmissen!“ Kyoya lässt ein kurzes Lächeln andeuten und schiebt sich dann die Brille hoch. „Im Gegensatz zu jemand anderem sehe ich diese Sache hier auch ernst“, sagt er kühl und alle richten ihren Blick auf Tamaki, der mit großen Augen da sitzt und nicht glauben kann, dass er gemeint ist. „Aber...“, beginnt er und rührt mit seinem Strohhalm in seinem Glas herum. „Aber ich...“, versucht er erneut anzusetzen, kommt aber wieder nicht weiter. Eher können wir alle beobachten, wie seine Mundwinkel gen Erdboden sinken und er vom Stuhl unter den Tisch rutscht. „Aber Tonoooohh!“, grinsen Hikaru und ich und heben die Tischdecke an, um Tamaki sichten zu können. Dieser liegt zusammen gekrümmt auf dem Boden und malt Kreise. Alle lachen und Kyoya lässt seinen Blick ebenfalls auf Tamaki sinken. „Ich meine doch nicht dich!“, sagt er in einem ernsten Ton, der Tamaki hoffend aufblicken lässt. „Wir werden es Haruhi schon zeigen“, erklärt der Dunkelhaarige dann weiter und hilft Tamaki wieder auf die Beine. Alle stimmen mit ein und ein breites Grinsen macht die Runde. Dann machen wir uns aber auf den Weg, um die restlichen Aufgaben zu erledigen. Gegen 16 Uhr haben wir es dann endlich geschafft. Alles ist fertig gedeckt und geschmückt und ich muss sagen, wir haben einen guten Job gemacht. Kyoya sei Dank! Tamakis Vorschlag wäre sicherlich schief gegangen. Aber darüber brauche ich jetzt nicht nachdenken. Denn jetzt stand der wirklich letzte Teil der Vorbereitungen an: nach Hause gehen und fertig für den Abend machen! Wir machen noch vor der großen Halle ab, dass wir uns gegen halb sechs treffen – die Feier fängt um sechs an – um einen letzten Kontrollgang zu machen und trennen uns dann. Hikaru und ich steigen erschöpft ins Auto und erleben eine fast so leise Rückfahrt, wie es die Hinfahrt war. -- Danke schön fürs Lesen! lg - LauLee Kapitel 2: Kapitel 02: Erkenntnis --------------------------------- Kapitel 02: Erkenntnis Kaum sind wir wieder zu Hause, flitzt Hikaru ins Bad. „Ich dusche zuerst!“, ruft er und zieht sich sein Shirt über den Kopf, um es hinter sich zu werfen und in unserem Badezimmer zu verschwinden. Ich sammle das achtlos auf den Boden geworfene Kleidungsstück auf und folge meinem Bruder. „Schieb' hier mal keine Panik, wir haben genug Zeit!“, ich werfe sein Shirt und die restlichen Kleidungsstücke, die auf dem Badezimmerfußboden liegen, in einen Wäschekorb und lehne mich gegen den Türrahmen. Ich kann Hikarus fröhlich gestimmtes Summen unter der Dusche hören und schüttle grinsend den Kopf. Er scheint ja mit einem Male voller Power und Vorfreude zu sein. Wo das wohl herkommt? Eben zumindest schien er noch kaputt und müde. So, wie ich mich gerade auch immernoch fühle. Ich drehe mich um und schlendere in unser Ankleidungszimmer, um -so gütig wie ich bin- schon mal unsere Anzüge bereit zu legen. Hikaru wird bestimmt seinen dunkel farbigen Anzug tragen wollen. Dann nehme ich heute mal meinen mit dem cremefarbenem Sakko. Wird ja nicht schaden, wenn man uns heute einfacher als sonst auseinander halten kann, oder? Nachdem ich unsere Anzüge und andere diverse Klamotten auf unserem großen Bett zurechtgelegt habe, lasse ich mich neben ihnen in die weichen Kissen sinken. Ich schließe kurz die Augen und höre dem Wasserrauschen und Hikarus Gesumme zu. Hm. Wieso braucht der denn so lange? Ist er zu einer Frau mutiert und braucht wie eine Stunden im Bad? Nach gefühlten zehn Minuten stehe ich auf und klopfe gegen den Türrahmen, der zum Badezimmer führt. „Nii-chan... wirst du heute auch mal fertig? Ich will auch noch duschen!“, ich ziehe mir mein T-Shirt aus und lasse es zu Hikarus Klamotten in den Wäschekorb fallen. „Wenn du dich nicht beeilst, steige ich mit unter die Dusche“, füge ich noch hinzu, bevor ich meine Hose öffne. „Jaja...“, kann ich hören und bekomme eine Ladung Wasser auf den Rücken ab. „Was zum... Hikaru!“, ich drehe mich um und sehe Hikarus grinsendes Gesicht. Er hat die Duschkabinentür geöffnet, seinen Kopf hindurch gesteckt und streckt mir die Zunge aus. Eigentlich finde ich diese Nass-mach-Aktion überhaupt nicht lustig, aber ich kann nicht anders und muss erst mal laut los lachen: Hikaru hat sich eine Gesichtsmaske gemacht und sieht verdammt lustig aus! Wie ein Gespenst, so weiß ist er gerade. „Hahaha, wie siehst du denn aus?“, mein Bauch tut schon vom Lachen weh und ich muss einer erneuten Wasserattacke ausweichen. „Besser als du!“, kriege ich zu hören und ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Natürlich, mein geliebter eineiiger Zwilling! Das tust du in der Tat! Wäre ich ein Mädchen, würde ich dir jetzt um den Hals fallen“, gackere ich weiter und wieder kriege ich die Zunge meines Bruders zu Gesicht. „Heee“, grinse ich und entkleide mich ganz, um wirklich mit in die Dusche zu steigen. „So. Jetzt mach mal Platz. Ich will auch noch fertig werden...“, ich stoße meinen Bruder vom Wasserstrahl weg und ARGH! Wie gemein ist das denn jetzt?! „HIKARU!“, der Blöde hat doch tatsächlich gerade den Wasserhahn auf kalt gestellt! „Warum machst du das?“, frage ich und stelle das Wasser wieder warm. Jetzt ist es Hikaru, der lacht. „Meine Dusche“, sagt er und schubst mich jetzt vom Wasser weg, um sich die Gesichtsmaske abzuwaschen. „Ja ne, ist klar... dann beeil' dich doch mal!“, ich lehne mich an die kühle Wand und verschränke die Arme, um genervt abzuwarten. „Bin ja schon fertig“, brummelt Hikaru und steigt nun endlich aus der Dusche. „Diva“, zische ich ihm hinterher und schließe hinter ihm die Kabinentür, um mir nun auch mal das warme Wasser über den Kopf laufen lassen zu können. So eine warme Dusche tut echt gut nach einem anstrengenden Tag. Da ich ja nicht so lange unter der Dusche brauche, steige ich schon zehn Minuten später wieder heraus. Hikaru steht nur in Boxershorts vor dem Spiegel und kämpft mit seinen Haaren. Ich greife mir ein großes Handtuch und fange an, mich abzutrocknen. „Diese verdammten Haare...“, flucht mein Zwilling und rauft sich die Haare. Er sieht mich durch den Spiegel schmollend an. „Kannst du mir nicht mal helfen?“ Ich binde mir das Handtuch um die Hüften und grinse mein Ebenbild an. „Zauberwort? Das Wort mit den zwei T?“, frage ich immer noch breit grinsend und gehe auf ihn zu. „Aber flott“, antwortet er mir frech und sieht mich immernoch durch den Spiegel hindurch an. Ich piekse ihm von hinten in die Seiten und ignoriere seine Worte. „Na los, du musst dich schon zu mir umdrehen“, sage ich freundlich und er tut, was ich ihm sage. Er verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich an den Waschbeckenrand. Ich greife mir die Haargeltube und quetsche ein wenig des Inhaltes auf meine Hand. Dann verreibe ich das Gel in meinen Handflächen und fange an, in seinem Haar rumzuzupfen. Nach wenigen Minuten bin ich zufrieden und wasche mir das restliche Gel von den Händen. Hikaru dreht sich um, begutachtet das Werk im Spiegel und legt mir seine Hand kurz in den Nacken, als er das Badezimmer verlässt. „Danke“, murmelt er und ich grinse vor mich hin. Dann mache auch ich mich fertig und richte unter anderem auch meine Frisur - wenn auch mit weniger Gel und unauffälliger als bei meinem Bruder -, sprühe mich mit Deo ein und verlasse ebenfalls das Bad. In unserem Schlafzimmer kann ich schon einen halb angezogenen Hikaru betrachten, der vor einem Spiegel steht und sich versucht, die Fliege zu binden. Doch auch das kriegt er nicht hin und ich schaue ihn belustigt an. „Schon so groß, aber kann sich nicht alleine anziehen?“, grinse ich ihn an und er lässt sich auf das Bett sinken. „Nein. Und das weißt du auch...“, grummelt er und streckt die Hände nach mir aus. Ich folge seinem Ruf und stelle mich vor ihn, um auch seine Fliege zu binden und seinen Hemdkragen zu richten. „Den Rest schaffst du aber, oder?“, ich fange an, mich selbst anzuziehen und höre nur ein lang gezogenes „Ja“. Nachdem ich meine Krawatte gebunden habe, betrachte ich mich im Spiegel. Sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder? Dann schiele ich Hikaru an, der sich auch mustert. Er scheint nicht so zufrieden wie ich und dieselt sich noch einmal mit seinem Parfum ein. Ich huste gekünstelt und gehe einen Schritt zurück. „Meine Güte, wen willst du denn heute Abend verführen?“, frage ich scherzhaft und wieder schielt mich mein Bruder durch einen Spiegel hindurch an. Er schweigt und richtet seinen Blick wieder auf sich selbst. Sein Schweigen verheißt nichts gutes und ich glaube sogar erkennen zu können, wie sich seine Wangen verfärben. Etwas irritiert starre ich ihn an. Er will wirklich...? Wie kommt das? Warum? Ich beiße mir auf die Unterlippe und lasse meinen Blick auf den Boden wandern. Nervös fummel ich an meiner Krawatte herum und drehe mich dann von meinem Bruder weg. „Bin noch mal im Bad...“, nuschel ich bevor ich wirklich ins Badezimmer verschwinde und mich mit einem seltsam leeren Kopf auf den Badewannenrand setze. Ich kann es irgendwie nicht glauben. Er will also tatsächlich jemanden aufreißen? Woher kommt plötzlich diese Idee...? Ich schaue mich im Spiegel, den ich von meiner Position aus gut sehen kann, an und sehe Hikaru vor mir. Kein Wunder, warum er so fröhlich vor sich hingrinst und sich so aufstylt. Ich lasse mich in die Badewanne sinken und starre die Zimmerdecke an. Es ist irgendwie seltsam zu wissen, dass mein Bruder sich heute für irgendwelche Mädchen hübsch macht. Ich meine, sonst haben die ihn doch auch nicht so interessiert, oder? Wir haben doch uns! Warum will er dann.... dass da noch jemand ist, der ihn liebt... und braucht... Ich will nicht, dass da irgendeine Tussie sich zwischen uns drängt! Ich verschrenke im Liegen die Arme vor der Brust und schließe die Augen. Bin ich ihm denn nicht genug? Ich meine... wir machen doch alles gemeinsam! Und schließlich bin ICH es doch, der ihn kennt wie kein anderer. ICH bin es, dem er seine Gedanken und Sorgen anvertraut. ICH bin es, dem er wirklich vertraut. Und auch andersrum. ER ist es, den ICH brauche. Wie wird das denn, wenn da ein Dritter zukommt. Bin ich dann das berühmt berüchtigte fünfte Rad am Wagen, oder wie? Braucht er mich dann nicht mehr? Ich spüre deutlich, wie in mir Verzweiflung hochkommt. Vermischt mit Trauer und ein seltsames Gefühl, dass ich schon einmal verspürt habe. Das war, als Hikaru sich Haruhi nähern wollte. Doch dieses Mal ist es viel schlimmer. Schon seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass mein Bruder immer mehr Abstand zu mir nimmt. Ich sehe ihn deutlich vor mir, doch wenn ich nach ihm greifen will, komme ich nicht an ihn heran. Was hat das zu bedeuten? Er ist mit der Zeit viel offener zu den anderen geworden und ich habe wirklich Angst, dass... er mich irgendwann nicht mehr braucht. Ach, verdammt. Ich habe echt keinen Bock mehr auf heute Abend. Meine Laune ist jetzt wirklich im Keller... „Kaoru?“, es klopft an der Tür und ich setze mich erschrocken auf. „Alles okay bei dir? Wir müssen bald los!“ Hikaru klopft erneut und ich krabbel ganz schnell aus der Badewanne heraus. „Eh... j....a...“, murmel ich und öffne die Tür einen Spalt. Mein Bruder grinst mich an, wuschelt mir durch die Harre und geht dann einen Schritt nach hinten, um sich zu präsentieren. „Und?“, er dreht sich einmal um die eigene Achse und grinst mich noch breiter an, „Was meinst du, kann ich heute so raus?“ „Ja, du siehst gut aus“, antworte ich ihm mit rauer Stimme. Die Mädels werden dir mit Sicherheit hinterherrennen..., füge ich noch in Gedanken hinzu und versuche ein aufrichtiges Lächeln. Doch mein Bruder durchschaut mich, wie sonst auch immer, und hebt die Augenbrauen an. „Was ist? Geht es dir nicht gut?“, er kommt auf mich zu und legt mir eine Hand auf die Stirn. „Du siehst blass aus“, stellt er fest und lässt meine Stirn dann wieder los. „Bist du so erschöpft?“, fragt er und schaut mich besorgt an. Ich schüttel den Kopf und beiße mir kurz auf die Zunge, bevor ich antworte. „Mir ist nur... übel. Kommt bestimmt vom Frühstück“, lüge ich und kann Hikaru dabei nicht in die Augen sehen. Im nächsten Moment spüre ich, wie er die Tür - die immernoch nur einen Spalt breit geöffnet ist und wie ein Schutzwall zwischen meinem Bruder und mir wirkt - ganz öffnet und mich am Handgelenk aus dem Bad in seine Arme zieht. „Was...?“, kommt es nur aus mir heraus und ich spüre deutlich Hikarus Wärme, die mir so vertraut ist. „Lüg' doch nicht...“, flüstert er an meinem Ohr und ich kann deutlich spüren, wie sich meine Wangen rot vor Scham färben. Wir wussten schon immer, wenn der andere log. Wenn der andere sich einsam oder schlecht fühlte. Zwillinge haben diese Eigenschaft an sich und in diesem Moment verfluche ich sie. „Tu' ich nich'“, versuche ich es weiter und kann ein leises Lachen hören. „Kaoru“, mein Bruder bringt wieder Abstand zwischen uns und sieht mir direkt in die Augen. Ich zwinge mich, seinem Blick stand zu halten und spiele nervös mit meinen Fingern. Hikaru bemerkt dies und nimmt meine Hände in seine. „Ich weiß... das gefällt dir bestimmt nicht...“, beginnt er dann und sieht mich mit einem entschuldigendem Blick an. „Aber ich denke... wir sollten vielleicht.. nun ja...“, er lässt meine Hände wieder los, löst den Blickkontakt und fährt sich verlegen durch sein Haar. In der nächsten Sekunde flucht er und versucht sich seine Haare wieder zu richten. Er hatte wohl vergessen, dass er sie eben noch gestylt bekommen hat. Bei seinem wütenden Blick über sich selbst muss ich kurz lächeln. Aber dieses Lächeln verschwindet wieder, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtet. Er hat wieder diesen entschuldigenden Blick aufgesetzt und sieht mich mit schief gelegtem Kopf an. Irgendwie bekomme ich ein schlechtes Gewissen. „Weißt du...“, setzt er erneut an, „Seit... seit dieser Sache mit Haruhi... Findest du nicht auch, wir sollten vielleicht... naja... ach...“, er kommt wieder nicht sehr weit und ich bin langsam echt verwirrt. Kann er nicht einfach aussprechen, was er denkt? „Wir sind mittlerweile keine Fünf mehr und vielleicht sollten wir uns auch langsam mal auf... andere Dinge konzentrieren? Der Club tut uns gut, da sind wir doch einer Meinung, und vielleicht ist da noch mehr Platz für... andere Leute?“ Na geht doch. Doch jetzt bereue ich es mir gewünscht zu haben, er solle es einfach aussprechen. Mein Blick weicht seinem aus und meine Befürchtung, dass er mich nicht mehr braucht, wird immer größer. Als ob er meine Gedanken lesen könnte, zieht er mich wieder in seine Umarmung und streichelt mir beruhigend über den Rücken. „Aber hey“, setzt er an und ich komme mir total egoistisch und blöde vor. „Denk' ja nicht, dass ich dich dann mit meinen Problemen in Ruhe lassen werde!“, versucht er mich aufzumuntern und piekst mir in die Seite. Seine Worte klingen gut und vielleicht auch ein wenig beruhigend, aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass er sich an diese Worte erinnert, ist es erstmal so weit. Es heißt ja nicht umsonst, dass verliebte Menschen gerne mal ihre Freunde und Familie im Stich lassen. Sie würden nur Augen führ ihren Liebsten haben und schon mal Versprechen vergessen. Und trotzdem schleicht sich ungewollt ein Lächeln auf meine Lippen und Hikaru tippt mir grinsend auf die Nase. „Und außerdem“, fügt er hinzu, während er noch einen letzten Blick in den Spiegel wirft, „finden wir für dich bestimmt auch eine Süße“. Er zwinkert mir zu und ich hebe ungläubig die Augenbrauen. Bestimmt nicht. Will und brauche ich auch nicht. Ich hebe meine Schultern und gehe in Richtung Zimmertür. „Mal sehen...“, antworte ich ihm leise und mache mich auf den Weg nach unten, um aufbrechen zu können. Ich habe zwar immernoch keine große Lust, aber die anderen im Stich lassen wäre jetzt echt nicht nett. Auf der Fahrt zur Party ist es wieder still. Hikaru spielt mit seinem i-Pod herum und ich gucke gedankenverloren aus dem Fenster. Auch wenn Hikaru sagt, er würde mich nicht vernachlässigen, wenn er jemanden finden würde, bin ich mir da nicht so sicher. Die Angst, ihn zu verlieren, ist einfach zu groß! Aber ich sollte vielleicht nicht mehr so an meinem großen Bruder klammern und ihn , wie man so schön sagt, frei leben lassen. Ich gönne es ihm und sollte mich für ihn freuen. Jawohl. Ich gönne es ihm und beschließe, heute mal ein wenig Abstand zu ihm zu nehmen. Würden wir nur Seite an Seite umhergehen, würde es bestimmt schwer für ihn, jemanden zu finden. Mal sehen, was der Abend so bringt. Vielleicht findet er auch ein total nettes Mädchen, mit dem ich mich auch verstehen kann? Wäre zumindest nicht schlecht... -- Danke schön fürs Lesen! lg - LauLee Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)