Wort-Wettbewerb "nachdenken, Gewächshaus, Ufer" von Yami_Akio (Yami_Akio vs. JeanneDark) ================================================================================ JeanneDarks Story ("Das schwarze Auge") --------------------------------------- JeanneDark's Fanfiction Ich liege wach im Bett, kann einfach nicht schlafen, nicht einen Moment die Augen schließen ohne diese Bilder wieder vor meinem Geistigen Auge zu sehen. Es ist einfach zu schrecklich einfach zu brutal, als das ich akzeptieren könnte, dass dies wirklich passiert ist und das obwohl ich dabei war. Jeder betitelt uns als Helden doch jeder der an diesem Massaker teilgenommen hatte wird bestätigen, dass das nichts Heldenhaftes war. Dero Gnaden Casius, der schon so manchen Kampf zu Ehren der Kriegsgöttin Rondra bestritten hat ist genauso schockiert über die Erlebnisse wie jeder andere. Noch nie hat Dere etwas Vergleichbares erlebt und wird es wohl auch nie wieder erleben. Das ist das einzig gute was ich daran finden kann. Das und das wir es überlebt haben. Auch wenn ich für einige Augenblicke selbst fast dachte, dass wir allesamt verloren waren. Ich erhebe mich von meinem Lager, verlasse das Zelt und spaziere zum Ufer des Flusses an dem wir Lagern. Ich sehe hinein und betrachte mein Spiegelbild welches ich recht gut erkennen kann, dank des Madamals am Himmel. Ich habe überlebt. Neben mir sind so viele arme Seelen gefallen. Erschlagen von Brocken so hoch wie Häuser. Einige dieser Opfer waren gerade mal halb so alt wie ich. Ich spüre wie die Tränen in meinen Augen sammeln. Schon zum x-ten Mal muss ich weinen, wenn ich daran denke wie viele Familien ohne Mutter, Vater oder gar Tochter oder Sohn am Tisch sitzen. Wie gern würde ich ihnen erzählen können, dass der Tod schnell und schmerzlos kam, das er ehrvoll war. Doch Allein bei dem Gedanken daran spüre ich den bitteren Geschmack einer dicken Lüge auf meiner Zunge. Nun, ehrlos starben sie sicher nicht. Noch immer verfolgen mich ihre Todesschreie bis in meinen schlimmsten Alptraum. Wenn ich gewusst hätte was diese Welt für Grausamkeiten parat gehalten hatte hätte ich wohl nie mein Zuhause, Gerasim, verlassen. Doch was wäre passiert wenn ich nicht da gewesen wäre, wenn ich nicht den Leuten, und mir selbst, Mut zugesprochen hätte. Wenn meine Freunde und ich nicht dagewesen wären. Es war sicher kein Zufall, dass wir dort waren. Einzig der Gedanke an die schönen Momente die ich alle erlebt habe, und noch erleben würde hielten mich aufrecht und wohl auch am Leben in Momenten, als die Angst mir den Hals zuschnüren wollte. Auch jetzt noch wo es vorbei ist kämpfen wir darum unser Lächeln wieder zu finden. Jeder auf seine Weise. Es fällt schwer den anderen nicht helfen zu können, doch wenn sie Hilfe brauchen würden, würden sie ganz sicher was sagen. Ich strecke die Füße ins Wasser und kichere als einige Fische sanft an meinen Zehen knabbern. Das erste das mir seit dieser Zeit über die Lippen kommt. Ich lege mich in das weiche Gras und betrachte den Sternenhimmel. Gedankenverloren betrachte ich die Sterne und meine Gedanken schweifen zurück zu diesen Erinnerungen. Zu den Ogern, die zu tausenden am Horizont auftauchten. 3 Schritt große Riesen, welche mit einem Keulenhieb nicht nur einen sondern gleich 3 Mann gleichzeitig fällte. Ein Fluss an Menschenfressern der nie zu versiegen schien und als ob das nicht schon schlimm genug war. War da auch noch dieser Ogerlöffel. Ein Kriegsgerät welches nicht nur ein paar kleine Steinsbrocken verschoss nein ein ganzes Haus hätte in Trümmern darauf Platz gehabt. Und genau so verheerend waren die Auswirkungen davon. Ganze 24 Stunden hatte dieses Massaker angedauert. Dann war auch der letzte von diesen Ungeheuern gefallen. Das ganze Feld war erfüllt von Jubel, Freude darüber überlebt zu haben, darüber das Mittelreich gerettet zu haben und wieder in die Arme seiner Familie zurückzukehren können. Ich hatte geglaubt, dass alles überstanden sei und die Schlacht keine weiteren Opfer mehr fordern würde. Was war ich doch naiv. Schnell musste ich feststellen, dass die profanen und Arkanen Mittel bei weitem nicht ausreichten, um die verletzten zu versorgen. Nur einen Kleinen Teil von ihnen war zu retten. Der Rest viel dem Schlachtfeldfieber zum Opfer. Als ich meine Augen wieder öffne steht Silvana bei mir und zwingt mich zurück in meinen Schlafsack. Schließlich haben wir morgen einen beschwerlichen Weg vor uns. Ich höre nur noch wie sie eine Melodie summt und ich in das Reich der Träume entschwinde. Als ich spät am nächsten Morgen die Augen öffne fühle ich mich so erholt wie schon lange nicht mehr. Schnell machte ich mich abreise fertig. Ich bedanke mich bei Silvana und sie lächelt schwach. Ich weiß dass auch ihr die Erinnerungen zu schaffen machen und dennoch hat sie ihre Arkanen Kräfte gebraucht um mir einen erholsamen Schlaf zu bescheren. Als wir uns am nächsten morgen aufmachen um unsere Reise ins Ungewisse fortzusetzen hänge ich meinen Gedanken nach. Ich erinnere mich zurück an die Zeit als ich noch in Gerasim gelebt habe, einem kleinen Städtchen, in dem Menschen und Fey in Frieden zusammenleben. So wie meine Eltern. Schließlich bin ich ein Feytala. Ich denke zurück, an den Wald der um dieses Städtchen wächst und von den Fey nach belieben verändert wurde. Im Grunde waren die Jahreszeiten kaum von Bedeutung. Jedoch war es einfach badok so in den Kreis der Natur einzugreifen, weswegen sie sich zurückhielten damit und der Melodie der Welt ihren Lauf ließen und sie nur bei Bedarf ein wenig nach ihren Vorstellungen und Lebensgewohnheiten anpassten. Es war schon seltsam zu wissen, dass man mit ein wenig arkaner Kraft den Apfelbaum dazu bringen konnte selbst im Tiefsten Winter Blätter und Früchte zu tragen. Doch bedeutete das, dass der Baum schneller alterte als es die Natur für ihn vorgesehen hatte. Außerdem gab es andere Möglichkeiten, um so etwas zu bewerkstelligen. Ich weiß nicht genau ob es das Mandra war das dieses Wunder bewerkstelligt oder ob es nicht vielleicht sogar ein Wirken dieser Machtvollen Wesen, dieser Götter, war. Ihre Macht ist gewaltig und ich weiß, dass man sie nicht verärgern sollte. Eine unserer Begleiterinnen fürchtet die Götter und beteuert immer wieder dass die Priester bei ihnen immer wieder die Götter besänftigen müssen. Das sie von Ihro Gnaden Casius noch nicht erschlagen wurde grenzt schon fast an ein Wunder. Ich spüre die Neugier bei den meisten von uns, was ihr Volk so schlimmes getan haben muss, nein eigentlich noch schlimmes tun, das sie die Augen der Götter von sich weg lenken wollen. Ich bete zwar genauso wenig zu ihnen wie unsere Begleiterin doch habe ich noch nie eine Angst verspürt das sie mich strafen könnten, ich wüsste auch nicht wofür sie mich strafen sollten. Auch wenn einer von ihnen die Magie nicht sonderlich hoch schätzt ist er nicht so ungerecht, alle die mit dieser Gabe gesegnet sind zu vernichten. Sonst gäbe es wohl keine Fey, Feen oder Kobolde mehr. Ganz zu schweigen von den Einhörnern und anderen Wesen die unserer Welt immer wieder mal einen kleinen Besuch abstatten. Vielmehr sollen seine Diener darüber wachen, dass die Magie nicht missbraucht wird. Denn sie ist gefährlicher als jedes Schwert. Mir als, mit der Magie gesegnete, auch wenn manche es eher als Fluch betrachten, ist durchaus bewusst wie schnell man jemanden damit verletzten kann, ohne das dieser auch nur mitbekommt was gerade mit ihm geschieht. Ein Schwert sieht man auf sich niedersausen. Die Magie umfasst einen wie eine unsichtbare Hand und fällt einen ehe er sich dagegen wehren kann. Die Magie hat nicht nur schlechte Seiten man kann auch viel Gutes mit ihr anstellen. So stehen wir schließlich nach etlichen Wochen der Wanderung durch Eis und Schnee in einem Raum, ja einem Raum, an dem Wir einen Himmel sehen. Dass es nicht der richtige Himmel ist, erkennen wir daran, dass wir die Sonne noch scheinen sehen, obwohl es eigentlich schon dunkel sein müsste. Da in dieser Eishölle nicht länger als 6 Stunden Sonne scheint. Ich schließe die Augen und genieße den Duft der Natur der auf mich einströmt. Es ist ein riesiges Gewächshaus, ein Garten der völlig verwildert ist. Schade dass sich hierum keiner mehr kümmert. Vor meinen Füßen huscht ein Eichhörnchen vorbei. Das es sich so dicht an mich herangetraut hat liegt wohl an meiner Ausstrahlung. Ich weiß nicht genau warum aber aus irgendwelchen Gründen sind mir die Tiere wohl gesonnen und Akzeptieren mich als einer von ihnen. Ich spüre wie ich langsam anfange zu schwitzen. Hier drin herrschten Angenehme Temperaturen nicht so tödliche wie außerhalb von diesem Gemäuer. All das hier hätte schon fast etwas Idyllisches, trotz der Verwilderung dieses Gartens, wenn da nicht die sterblichen Überreste eines Feys unter einem der Büsche hervorragen würden. „Wahrlich eine Strafe der Götter….“, bestätigt Casius laut und lässt seinen Blick schweifen. Es ist befremdlich für mich, dieses Gefühl. Was war mit den Fey geschehen, dass sie eine Strafe der Götter verdient hätten. Ich spüre wie mein Weltenbild ins wanken gerät, bei diesem Anblick, bei jedem Schritt den wir tiefer in diesen Turm machen. Mein Stolz ist eingenagt und ich beiße mir auf die Lippen. Ich hätte nie gedacht, dass die Stolzen Fey einen solchen Sturz hinter sich hatten. Waren sie doch bisher in meinen Augen immer so rein, stolz und irgendwie schon fast perfekt gewesen. Mein Elfischer Stolz wollte nicht wahrhaben das so ein Unglück über die Fey hereingebrochen sein soll, doch meine Augen und mein Verstand sagten mir dass es daran nichts zu rütteln gab. Nahm ich das doch nicht als einzige wahr. Es war kein Traum es war wie es war. Bilder aus der Vergangenheit fluteten auf mich ein. Angreifer die alles angriffen und zu töten versuchen was auch nur den Hauch einer Bewegung machte und Männer, Frauen und Kinder die in ihrer Panik versuchten zu entkommen. Doch es gab keine Gnade. Feuerbälle flogen durch den Raum und die meisten fielen und starben. Einfach zu grausam. Niemand von uns wollte wirklich Glauben das das friedliche Volk der Fey dazu fähig war. Bruder gegen Bruder, Schwester gegen Schwester es war keine Glanzstunde der Fey darin waren wir uns Einig. Und zurück blieben die verderbten Toten und ihre Geister auf ewig in diesem Turm gefangen. Unsere Schritte führen und weiter nach unten. „Wo kommt ihr her? Wer seid ihr?“ Wir blicken ungläubig in das Gesicht einer Elfenfrau. Sie ist so schön, dass fast schon der Neid in mir aufkeimt, auch wenn ich eigentlich nicht sonderlich eitel bin. Sie sieht, für menschliche Maßstäbe, recht jung aus, aber ich bin unter ihnen aufgewachsen und weiß selbst, das das Aussehen absolut nichts über das Alter aussagt. „Von draußen“, antwortet unser junger Adliger, bei dem ich mir auch nicht sicher bin, ob sein Aussehen nicht eigentlich über sein eigentliches Alter hinwegtäuscht, unbedarft. Manchmal ist er sehr erwachsen und anderenorts ist er wie ein kleines Kind das die Worte seines Gegenübers nicht begreifen kann, so wie jetzt im Moment wie es scheint. Ich zeige mich verdutzt über seine Antwort und sehe ihn irritiert an. Für einen Kurzen Moment habe ich wirklich noch gedacht er erlaubt sich einen Witz aber er scheint die Antwort tatsächlich ernst zu meinen. „Wenn ich eine dumme Antwort erwartet hätte, hätte ich eine dumme Frage gestellt….“, erwidert die Elfe darauf. Ich bin mir nicht sicher, was ich von ihr halten soll. Ihr ganzes Auftreten ist wie es einem Fey gebührt und doch ist es so unelfisch. Sie trägt eine Plattenrüstung. Badok Je mehr wir von ihr erfahren desto unsympathischer wird sie mir. Das Herz wird mir leichter als unser Wortführer ihre Einladung ablehnt. Doch können wir nicht einfach umkehren wie sie verlangt. Ich will nicht in ihrer Begleitung sein doch wie es scheint haben wir keine Wahl. Alles in mir sträubt sich gegen diese Frau. Ihre Männliche Begleitung ist mir weniger unheimlich. Doch liegt das wohl eher an seinem angenehmen äußeren das mein Urteilsvermögen trügt. Denn ihre Seelen sind dem anheim gefallen was alles zerstört. Davon bin ich überzeugt. Mein Blick wandert zu Casius der sich gerade die anderen über den Inhalt unseres Gespräches aufklärt. „….Sie haben scheinbar Sklaven.“ Eine Bemerkung, die er nebenbei anführt. Ich fahre zusammen als ein entsetzter Schrei den Gang ausfüllt. Ich wende mich dem Urheber zu und erstarre. Ich sehe nur noch das weiße in seinen Augen und Schaum tritt ihm vor den Mund. Berserker. Das einzige was meinen Kopf erfüllt. Ich und meine Freunde springen zur Seite. Es ist entschieden. Ein Wort hat gereicht um unsere ganze Situation zu drehen. Wir haben keine andere Wahl als Nun gegen die Fey zu kämpfen. Was muss dem armen Raluff nur geschehen sein, dass er zum Berserker wird wegen diesem einen Wort. Für den Moment brauche ich nicht einmal Magie um seine Mordlust zu spüren. Meine Haut überzieht sich mit einer Gänsehaut. Ich habe schon an einigen Kämpfen teil genommen doch ich bin noch immer ein Laie im Umgang mit meiner Waffe. Es ist mir auch zu wider. Vielleicht schaffen wir es diesen Kampf ohne Tote über die Bühne zu bringen. Ich hoffe es sehr. Ich hab genug vom Sinnlosen Blutvergießen… Yami_Akio's Story ----------------- Yami_Akio's Fanfiction Der Mond stand schon weit über dem Himmel als am Rande der Stadt ein kleines Licht in einem Gewächshaus der Familie Adler aufleuchtete. Der Sohn des Hauses hatte sich wieder einmal aus seinem Zimmer geschlichen, um sich Gedanken über sein Leben zu machen. Viel schien dabei nicht wirklich herausgekommen zu sein, denn immer noch verkroch er sich in den kleinen künstlichen Garten und grübelte. Sebastian Adler war der erstgeborene Sohn einer angesehnen Familie der Stadt. Sein Leben war durch eine großzügige Erbschaft gesichert und er hatte eine wunderbare Freundin, der er sehr bald einen Heiratsantrag machen würde. Aber warum fühlte er sich dann so als würde etwas fehlen? Fast schon verzweifelt legte er sich auf den kühlen Fliesenboden und starrte durch die Glasscheibe in den sternenklaren Himmel. Draußen waren bestimmt noch um die 25 Grad Celsius, trotz der späten Stunde und da fühlten sich die Fliesen unter dem jungen Mann wahnsinnig angenehm an. Die Schwüle in den vier Wänden derweil verursachte einen sanften feuchten Film auf seiner Haut, die ihn zum Schwitzen brachte. Zumindest auf diese Weise konnte er sich auf eine symbolische Art und Weise seine Probleme aus dem Körper ziehen lassen, aber Sebastian wusste auch, dass es keine dauerhafte Lösung war. Nach 2 Stunden vergeblichen Grübelns stand er schließlich wieder auf und verließ das kleine Pflanzenparadies. Nach dieser unglaublichen heißen schwülen Luft, war die trockne milde dagegen die reinste Abkühlung, die dem Künstler wieder einen klaren Kopf brachte. Dabei fiel ihm ein, dass er einem Freund ein Bild versprochen hatte, dass er binnen einer Woche fertig haben sollte. Aber er konnte sich mit den Vorgaben nicht so recht anfreunden… Aber dafür hatte er auch noch morgen zeit. Der Braunhaarige war hundemüde und wollte nur noch ins Bett. Die Stadt war wieder das reinste Schlachtfeld. Überall tummelten sich Händler, um ihre Waren an den Mann zu bringen, Bettler, die alles für einen Gin tun würden und Frauen, die sich erhoffen, in dem ganzen Getümmel einen Mann zu finden oder ihren jetzigen Gatten zu verlieren. Mitten im Gewirr kämpfte sich der junge Adler auf die andere Straßenseite, um zur kleinen „Dorfkirche“ zu gelangen. Hier hatte er sich mit Michael verabredet, der seine Wünsche noch einmal genau ausdrücken möchte. Ein schlimmer Perfektionist, wie Sebastian fand. Aber der beste Pfarrer, den sich eine Stadt verdienen konnte. Von weiten sah er schon die groß gewachsene Statur, den schlanken Körper, den man trotz Robe erahnen konnte und das unverwechselbare Grinsen, das eher zu einem kleinen Knaben als zu einem Geistlichen passen würde. “Grüß dich, Sebastian. Du siehst wie immer total fertig aus, dabei hast du eigentlich keinen so anstrengenden Beruf. Woran liegt das nur?“ “Daran…dass du mich mindestens…mindestens 2 Mal in der Woche hier rauf bestellst und… mir so gut wie unmögliche… Aufgaben zuteil kommen lässt“, keuchte Sebastian dem Boden entgegen, als er, am Ziel angekommen, erstmal seine Arme auf seine Knie stützte und versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu kriegen. Wer kam denn bitteschön auf die Idee eine Kirche so weit oben auf einem riesigen Hügel zu bauen? “Nun stell dich aber mal nicht so an. Komm, ich habe Tee zubereitet. Und an der frischen Luft lässt er sich viel besser genießen als in so einem stickigen Raum.“ “Das sagst du jedes Mal. Du bist doch nur zu faul, runter zu kommen und den Weg selbst wieder hoch laufen zu müssen.“ “Was unterstellst du mir?“ Wieder einmal zierte ein süffisantes Grinsen die Lippen des Pfarrers. Sebastian war so ziemlich der einzige, der so vertraut mit ihm sprach. Auch so ziemlich einzige, der es sich traute. Die meisten Menschen hatten zuviel Respekt oder Angst vor ihm, da er zu einer großen Weltmacht gehörte, die keiner wirklich zum Feind haben wollte, was Michael etwas traurig machte. Er wollte den Menschen nahe sein, ihnen bei ihren Problemen helfen und nicht neue für sie verursachen. Dafür war er auch eigentlich Pfarrer geworden, musste jedoch schnell feststellen, dass viel mehr dahinter steckte. Mit einer kurzen Handbewegung fuhr er über seine Glatze – er hatte sich eine machen lassen, um sein wahres Alter etwas zu vertuschen oder hätte ihn jemand so auf 19 Jahre geschätzt? Michael selbst sicher nicht – ging mit Sebastian zu einem kleinen Gartentisch und deutete ihm sich zu setzen. Auch ließ er ihnen Beiden nicht viel Zeit, um den Tee zu genießen, sondern er legte gleich mit seiner Forderung los. “Du weißt, dass vor ein paar Tagen Rebellen wieder einmal durch die Straßen geschlichen sind…“ “Ja.“ “Und du weißt auch, dass ~“ “ ~ wichtige Reliquien aus der Schatzkammer des Stadthauses entwendet wurden, ja. Worauf willst du hinaus?“ Sebastian dachte, er sei hergekommen, um sich ein neues Muster für die Bunten Fenstergläser der Kirche auszudenken und nicht um irgendwelchen unzufriedenen Neureichen hinterher zu spionieren. Sein Freund verhielt sich äußerst seltsam. “Das Problem ist, sie haben etwas entwendet, das ein wichtiger Schlüssel sein könnte auf der Suche nach der geheimen Bibliothek der Rosenkreuz-Organisation (ich musste die jetzt einfach aufnehmen XD).“ Die Rosenkreuzer waren eine kleine Organisation mit einem mächtigen Wissen über die ganze Welt, das in vielen Büchern niedergeschrieben und an einen unbekannten Ort versteckt wurden. Man könnte sogar fast meinen, wer den Schlüssel zu dieser Bibliothek besitzt, hält die Macht über den gesamten Planeten in seinen Händen. Natürlich dachte sich Sebastian, das sei nichts als Humbug, aber er wusste auch, dass die Kirche vieles in die Wege leiten würde, um das zurückzubekommen, was ihnen genommen wurde und das auch ohne Rücksicht auf Verluste. Und das konnte er nicht einfach so zulassen. “Und wie soll ich dir da weiterhelfen können?“ “Fertige eine Kopie an. Du formst sie genau nach meinen Anweisungen, es darf kein Fehler passieren. Du hast maximal eine Woche Zeit, aber je schneller du fertig bist, umso besser.“ Wirklich verstehen tat er es nicht, aber er wollte dem Pfarrer nicht widersprechen. Schließlich musste dieser ja wohl wissen was er tat und da hatte ein einfacher Künstler mit etwas Geld ihm nicht reinzureden. Noch dazu war er sich sicher, dass es gefährlich sein kann, seine Nase zu weit in die Angelegenheit der Kirche zu stecken. Auch wenn er seinem Freund vertraute, seiner Arbeit traute er da etwas weniger… “Verstanden.“ Es war eine sehr harte Arbeit und Sebastian war sich nie sicher, ob es genau das war, was Michael von ihm verlangt hatte. Drei Tage lang hatten sie zusammen gesessen und sind alle Muster und Formen durchgegangen, dabei hatte sich Michael immer wieder eingemischt, wenn Sebastians Werk plötzlich abwich und ihm noch einmal erklärt worauf er achten muss. So sehr hatte er sich noch nie für eine Skulptur anstrengen müssen. Und doch kam etwas in ihm hoch, das er seit Jahren schon vermisst hatte. Ein Gefühl, als würde ihn etwas ausfüllen. Etwas, das er schon vor so langer Zeit verloren hatte. Mit Freude machte er sich weiter an die Arbeit, schliff das Material, mühte sich mit allen Kleinigkeiten ab und siegelte alles mit einer feinen, aber deutlichen Goldschicht ab. Als er es am Ende des fünften Tages begutachtete, war er so stolz auf sich selbst, dass er am liebsten allen an seinem neuen Werk teilhaben lassen würde, doch das ging leider nicht. Schließlich hatte er Michael versprochen, alles im Geheimen zu machen. Vielleicht war es auch gerade das, was sein Blut zum kochen brachte, diese Geheimhaltung und die Angst, dass ihn irgendwer dabei erwischen könnte. Am nächsten Morgen des sechsten Tages ging er zum Strand und wartete dort auf den Pfarrer, der das Replikat um diese Zeit entgegen nehmen wollte. Während er so auf den Robenträger wartete, sah er vom Ufer aus auf das weite Meer und fragte sich, ob er sein Leben wirklich so belassen sollte. Die letzte Woche hatte er gemerkt, wie wundervoll es war etwas sozusagen Verbotenes zu tun und er fand es schade, das die Woche so schnell vorbei war. … Warum eigentlich nicht? Sebastian dachte daran, dass es doch ganz spaßig wäre, wenn er sich ein Hobby suchen würde, dass etwas gefährlicher war als nur einen Garten zu pflegen. Vielleicht konnte er auch mit Michael ein paar Geheimnisse aufdecken. Er wusste sowieso schon, dass sein Freund eine Art Spion war, also warum nicht mitwirken? Zu verlieren hatte er schließlich auch nichts. Ja. Es war beschlossene Sache. Er wird eine Detektei aufmachen und nebenher Michael in seiner Mission unterstützen! Eine Stunde später stand erwähnte Person ebenfalls am Strandufer der kleinen Bucht und winkte mit einem einladenden Grinsen seinem Freund zu. “Du hast es geschafft. Das freut mich…“ “Ja. Ich war selbst ganz erstaunt. Und noch dazu habe ich eine Entscheidung getroffen…“ “Ja? Welche denn?“ “Ich werde Detektiv. Mein Geld investiere ich in eine Kanzlei und in alles Nötige, was man so braucht. Dann werde ich dir auch sicher bei deinen „Forschungen“ helfen können. Was sagst du dazu, Michael?“ “Das klingt fantastisch. Aber mutest du dir da nicht etwas zuviel zu?“ “Nein, wieso sollte ich?“ “Ich meine, so ein Job ist nicht gerade einfach. Außerdem will ich dich nicht in etwas hineinziehen, was vielleicht dein ganzes Leben verändern könnte…“ “Red keinen Unsinn. Solange ich dich an meiner Seite weiß, sehe ich keinen Grund, das nicht zu versuchen. Und bis jetzt, hast du mich doch vor jeder Gefahr beschützt, oder etwa nicht?“ Michael musste etwas über den kindlichen Enthusiasmus von Sebastian schmunzeln. “Wo du recht hast… Aber das heute muss ich alleine über die Bühne bringen.“ Er streckte die Hände aus, um das Replikat entgegenzunehmen und entfernte sich ein paar Schritte. “Sobald alles geklappt habe, komm ich mal zu einem Tee bei dir vorbei und dann reden wir noch mal ausführlich über deinen Plan.“ “Alles klar! Pass auf dich auf!“ Damit verschwand der Pfarrer in den Wald und der selbsternannte Neudetektiv setzte sich in den Sand und starrte noch einmal zum Horizont. Ja…Genau das wollte und genau das würde er auch tun. Eine eigene Detektei und viele neue Geheimnisse, die er entlüften würde. Er hing seinen Träumen nach, während er auf seinen Freund wartete, der sich soeben mit Verbündeten traf, um den Plan, die Reliquie aus den Fängen der Rebellen zu holen, in die Tat umzusetzen… Aber das ist eine andere Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)